1848 / 105 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

it vi d sinniger Praht. Der Kaiser von Oester- ri vielem Geshmae nover Tab Per König der Niederlande find

¡nladungen niht nahgekommen. tbnen —- Uhr besuchte der Reichsverweser

Begleitung des Dom- Baumeisters

; + er seiner Vollendung entgegen ge- den ganzen Bau, so weit er seiner V |

Abel In Augenschein. Auch der Prásident von Gagern in Be-

gleitung von mehreren Deputirten besichtigte diesen Morgen in aller

Srüße schon den Dom.

ern. München, 8. Aug. (A. Z.) Das heute er- Ry esegblatt enthält das Geseb zum Zweck der einstwei- ligen Einführung der Shwurgerichte in den sieben diesseitigen Kreisen, welches unter Beirath und Zustimmung der hierzu durch das Geseß vom 42. Mai d. I. ermächtigten ständischen Ausschüsse beschlossen wurde. Der Tag, an welchem das Geseß in Wirksamkeit tritt, soll noch durch eine egierungs-Verorduung festgestellt werden, Zu Ge- \{worenen fönnen berufen werden alle Staa:sbürger nah zurüdckge- leatem 30sten Lebensjahr , welche das Amt eines Bürgermeisters, agistratsrathé oder Gemeindevorstehers befleiden oder in den legten 12 Sahren befleidet haben, ferner die Doktoren der deutschen Univer- sitäten oder solhe, welche die geseßlichen Prüfungen bestanden haben, naher diejenigen, welche ihre vollständigen Kunststudien an einer deutschen Akademie der bildenden Künste gemacht haben und ihre volle Kunstbefähigung durch Zeugnisse derselben nahwe1jen ; endli diejenigen, welhe mindestens 20 Fl. an jährlichen Steuern entridten. Nicht wählbar zu Geschworencn sind alle aktiven Staatsdiener, Soldaten und Geistliche, ferner die Advokaten der Assisengerihtez; ausgeschlossen sind diejenigen, welhe wegen eines Verbrechens oder wegen eiues entehrenden Vergehens vecurtheilt sind, Für immer abgelehnt fann die Annahme der Wahl zum Geschworenen nur nah dem b0sten Jahre werden, Eine Liste der zum Geschworenen befähigten Personen jeder Gemeinde (Urliste), angefertigt von den Gemeinde-Vorständen, wird öffentlich ausgelegt, damit jeder volljäh- rige Staatsbürger wegen Uebergehung befähigter oder Eintragung unbefähigter Personen beim zuständigen Gericht Einsprade erheben fann. Sind sämmtliche Urlisten eines Distrikts-Polizei-Bezirks vier Wodhen vor dem Zusammentritt des Landraths eingegangen, so be- ruft der Amts-Vorstand die Gemeinde-Vorstände der vier g ößten Ge- meinden des Bezirks, so wie tie fünf Wohlmänner, welche bei der Wahl zur k onstituirenden National-Versammlung nächst dem Gewählten die meisten Stimmen in ihren Wakhlbezirken erhielten, damit diese neun Männer aus deu Ur\ist n die zu Geshworenen geeignetsten Per- sonen aussuchen, und zwar so, daß auf je 500 Einwohner ein Ge- \{worener kommt. Die Listen dieser Gewählten werden vom Prâäsi- denten der Kreis-Regierung zu Kreislisten zusammengeslellt, Der sich versammelude Landrath hat dann die Zahl der auf der Kreisliste be- findlichen Personen auf die Hälste, doch niht unter 609 Namen, herabzuseßen, wobei er natürli auf die Befähigtsten Rücksicht zu nehmen hat. Jun jedem Jahre finden daun auf ähnliche Weise die Berichtigungen und Ergänzungen der Geschworencnlisten statt. Zur

Bildung eines Schwurgerichts werden vom Appellgtionsgerichts-Prä- sidenten aus einer Urne mit sämmtlichen Namen der Hauptliste 45 Namen der Geshworeuen und 9 Namen der Stellvertreter gezogen. Der Assisen-Präsideut hat dann die 45 Namen auf 30, die 9 auf 6 herabzuseßen,

worauf die Geschworenen von ihrer Berufung 2c. in Kenntuiß gesetzt wer- den. Jeder Ge\hworene, welcher auf die Ladung ohne genüg-nde Entschu!- digung ausbleibt oder eben so die Assise vor ibrem Schluß verläßt, unterliegt einer Strafe von 100 bis 200 Fl. ; das Schwurgericht besteht zur Aburtheilung jeder einzeluen Sache aus zwölf Geschwore- nen, zu denen noch ein oder zwei Ersaßmänner treten könnenz le werden dur das Loos bestimm*. Der Staatsauwalt wie der An- geklagte können eine gleiche Anzahl von Geschworenen ohne Angabe eines Grundes ablezuen; die Ablehnung kann aber nicht weiter statt- finden, als bis noch die gehörige Anzahl von Loosen für die Bildung eines Shwurgerihts übrig ist, Die Geschworenen werden für jeden einzelneu Fall beeidigt. Die Bestehung der Geschworenen unterliegt den Bestimmungen des Straf - Gesepbuchs über die Bistehung der Beamten z der Strafe der Dienstentseßung wird Arbeitsbaus - Strafe von zwei bis vier Jahren, der Dienstentlassung Gefängniß - Strafe von drei Monaten bis ein Jahr gleich erachtet.

Hannover. Hannover, 14. Aug, (Hannov. Ztg.) Se. Majestät der König von Preußen, so wie Jhre Königl. Hohei- ten ‘die Prinzen Karl und Wilhelm von Preußen, sind gestern von Magdeburg hierselbst eingetroffen und haben, nah einem Besuche bei Sr. Majestät dem Könige, die Reise nah Minden fortgeseßt.

Der Köuig hat dem_österreichischen Feldmarschall Grafen Ra- debky den St. Georgen - Orden verliehen.

-. Auf die von den Städten Hannover, Celle und Hildesheim Sr. Majestät dem König überreichte Adresse, die von der Central - Ge- walt verlangte militairishe Huldigung betreffend, hat das Gesammt=- Ministerium folgende Erwiederung erlassen: L

„Die unter dem Îten d. M, Sr. Majestät überreichte Eingabe einer rößeren Anzahl von Einwohnern der Städte Hannover, Celle und Hildes- Eis ist von Allerhöchstdemselben uns zur Bescheidung übergeben, uud sind wir im Stande, darauf den Bitktstellern Folgendes zu eröffnen;

Se. Majestät haben aus dér gedachten Eingal e gern ersehen, daß die Bittsteller diejenigen Aufopferungen, mit welchen Se. Majestät zur Förde- rung der Freiheit und Einheit Deutschlands mitzuwirken seit dem März dieses Jahres Sich stets haben bercit“ finden lassen, dankbar erfennen und die Gefühle Sr. Majestät rücksichtlich der glücklih vollzogenen Wahl des Reichsverwesers theilen.

___ Se,-Majestät beharren in ‘der unveränderten Ueberzeugung, daß die

Erhaltung des Friedens , der Wohlfahrt, der Freiheit, der Ehre und des

Rechts in Deutschland nur zu exreichen is durch die innigste Verbindung

aller Theile des gesammten Vaterlandes, daß aber diese nur allein zu er-

streben sei auf dem Wege der wahren inneren Einigung nnd des gegensei- tigen “Vertrauens und nicht erreicht werden könne durch bloße äußere For- men, welche bei der großen Verschiedenheit der deutschen Staaten ihrer noth- wendigen äußeren Verbindungen unv ihrer inneren Zusammenseßung nur Montan wahren Geist der Eintracht den Verhältnissen angepaßt werden nue. L R j

Wenn Se, Majestät es für Jhre Pflicht gehalten haben, sich über di se Schwierigkeiten stets mit völliger Offenheit zu äußern, weil ja dieselbea nur dana germieden werden fönnen, wenn man G ihrer na allen Seiten hin vollflommen bewußt is; so ist die angestrengteste Thätigkeit vesha!b nur um

so mehr ets darauf gerichtet gewesen und wirv ferner varauf gerichtet sein, dieselben in der Art zu beseitigen, daß fein Theil Deutschlands Ls n : ständigen Theilnahme an der zu gründenden Verfassung entzogen“ und keiner in seiner Freiheit unb seinem Rechte unbillig beeinträchtigt werbe.

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jestät haben zu bedauern, daß diese Zhre Oanblungsteise zur -

eit nicht überall in ihrer richtigen Bedeutung erkannt ist. Allerhö stdie- Br dürfen aber vertrauen, daß solche, wenn sie einmal im Mee hange. übersehen sein wird, sich der Anerkennung nicht blos Jhrer ge-

1 Sannovéraner, sonbern aller derer zu erfreuen haben werde, vie es

eut s Einheit und Necht wahrhaft gut meinen,

Wern nun bie Bittsteller die Besorgniß hegen, daß Konflikte der Re- gierung’ Sr. Majestät mit der provisorischen E L entstañiden seien, welche allerdings beklagenswerthe Folgen mit sich sühren könnten; so ge- reicht es uns zux.,Genugthuung, denselben firner eröffnen zu können, daß u dieser Besorg “durchaus fein Grund vorliegtz daß vielmehr die ge-

ästlichen Verbindungen auf völlig besiedigony Weise ihren Fortgang áäben und baß namentlich wegen des Verhältnisses der Truppen zur pro-

| lungen. auf den Stra | öffentlichen Orten sind untersagt.

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visorischen Centralgewalt denselben dur Allerhöchste General - Ordre vom 6ten d. M, das Nöthige bereits mitgethei!t, Ueberdies ist die Anlegung der deutschen Farben an den Fahnen und Kokarden von Sr. Majestät be- reits beschlossen, und wird noch darüber der Armee das Nöthige fördersamst eröffnet werden, Hannover, den 11. August 1848. : Köuiglich hannoversches Gesammt - Ministerium, Bennigsen.“

Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 14. Aug. Die heute erschienene Nummer des Regierungs-Blattes enthält das nah= stehende Geseß, die Ausgabe von Grund-Rentenscheinen betreffend :

„Ludwig 11. 2c. Um die zur Bestreitung der dermaligen außer- ordentlichcn Bedürfnisse des Staates erforderlichen Summen auf eine die Staatskasse möglichst wenig belästigende Weise aufzubringen, haben Wir mit Zustimmung Unserer getreuen Stände verordnet und verordnen hiermit, wie folgt: Art. 1, Es sollen Grund-Rentenscheine von 1Fl., 5Fl., 10 Fl, 35 Fl. (20 Nthlr. Pr. Cour.) und 70 Fl. (40 Rthlr. Pr. Cour.) durch Unsere Staatsschulden - Tilgungskasse freixt und bis zum Betrage von zwei Millionen Gulden nach und nach in Umlauf geseyt werden, welche im Ver- fehr gleich baarem Gelde in ibrem vollem Nennwerthe als geseuliches Zah- lungsmittel gelten, Art. 2, Alle öffentlichen Kassen sind daher berech- tigt, diese Grund - Nentenscheine in ihrem Nennwerthe als Zahlung auszu- geben und dagegen auch verpflichtet, dieselben bei allen an sie zu leisten- den Zahlungen in ihrem Nennwerthe wieder anzunehmen. Die in Grund- renten - Scheinen ausgegebene Summe wird hierdurch als eine öffentliche unverzinslihe Staatsschuld garantirt, und es darf, ohne Zustimmung Un- serer getreuen Stände, eine Ausgabe von solchen Scheinen über den in dem Art. 1 dieses Gesezes festgeseßten Betrag hinaus nicht stattfinden. Art. 4. Zur besonderen Sicherheit der Grundrenten-Scheine sind die Til- gungs-Renten, welche die Staatsschulden-Tilgungskasse für die von ihr den

Gemeinden zur Ablösung der Grundrenten vorgeschossenen Kapitalien noch für eine Dauer von mehr als 40 Jahren jährlich zu beziehen hat, verun- terpfändet, und es sollen aus den Erträgen dieser Tilgungs - Renten die Grundrenten-Scheine nach und nach unter Verwaltung der Staatsschulden- Tilgungsfkasse getilgt werden. Art, 5, Zu der nah Ablauf von drei Jahren von dem Datum dieses Gescßes an beginnenden Tilgung Ut die Staatss\chulden-Tilgungs-Kasse verpflichtet, von den ihr eingelieferten Be- trägen dieser Tilgungsrenten vom Jahre 1851 an jährlich 50,000 Fl. zur Einzichung und Vernichtung von Grundrentenscheinen m gleichem Beitrage in so lange zu verwenden, bis dadurch die sämmtlichen ausgegebenen Grund- rentenscheine wieder eingezogen und vernichtet sein werden. Sollt-n die Tilgungs-Nenten der oben angeführten Ablösungs-Kapitalien durch Kapital- Rückzahlungen auf 2,200,000 Fl, sich vermindern, so werden die Tilgungs- Renten von Einmalhunderttausend Gulden Ablösungs - Kapital weiter ver- unterpfändet, so daß die Mittel zur jährlichen Tilgung von 80,000 Fl, Rentenscheinen bis zu deren gänzlichen Einztehung stets überschießend ge- sichert bleiben. Art. 6, Ueber die von der Staatsschulden - Tilgungs- Kasse aus der oben bemerkten Zumme eingelösten Grundrentenscheine ist ein nach Klassen und nach Nummernfolge zu orduendes, Ber- zeichniß anfzustellen, Die Scheine werden sodann, nachdem sie zuU- vor noch von einem hierzu von Unserer Rechnungs-Kammer zu bestellenden Commissair und Aktuar mit dem Verzeichnisse verglichen worden inv, mi Gegenwart dieser beiden Beamten öffentlich vernichtet. e Ort der Vernichtung sind vorher öffentlich bekannt zu machen. Art. 7, Die Staatsschulden - Tilgungs - Kasse hat über die ihr obliegende Tilgung der Grundrentenscheine jährlich eine besondere Nechnung zu stellen, welche von der Rechnupgs-Kammer revidirt und abgeschlossen wird. Nach erfclg- ter Revision dieser Rehuung soll eine furz gefaßte Rechenschaft über das Geschäft im Negierungsblatt und in dret anderen öffentlichen Blättern be- fannt gemacht werden. Unseren geren Ständen wird auf jedem Landtage über den Fortgang der Tilgung Nachweisung ertheilt, und es sollen ihnen dabei die abgeschlossenen Rechnungen vorgelegt werden. Artikel 8. Für die aus der Staatsschulden - Tilgungs - Kasse zur Tilgung der Grundrenten-Scheine jährlich verwendet werdenden §80,000 Fl, erhält dieselbe auf folgende Weise Ersaß: 1) Insoweit die in Grundrentenscheinen ausgegeben werdende Summe zum Fortbau ter Maiu- Weserbahn verwendet wird, soll ein verhältnißmäßiger Theil des dem _Groß- herzogthume zufallenden Antheils des Reinerxtrazs dieser Bahn der Stagts- Schulden-Tilgungs-Kasse überwiesen werden. 2) Sowcit diese ECrträguihse der Main- Weserbahn nicht hinreichen, die im Gescß zux Abtragung be- stimmte jährliche Quote der genannten Scheine einzuziehen, wird vom 1, Januar 1851 an zur Tilgung derselben der Staatsschulden-Tilgungs-Kasie eine jährliche Dotation bis zu 80,000 Fl. aus den direkten Steuern zuge- wiesen. Art, 9, Unser Ministerium dex Finanzen is mit der Vollzichung dieses Geseßes beauftragt, _ und des beigedrückten Staatssiegels. Darmstadt, den 20, Juli 1848, ; L U w-1 Zimmermann,“

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P nslatd.

Hesterreih. Verona, 9. Aug. (Desi. Loy); Dio Besaßung von Peschiera wurde heute aufgefordert, si zu ergeben, weil der König Karl Albert uvd sein Heer sich über den Ticino zilo rückge;ogen haben. Abends um 6 Uhr soll das Feuer der Belage- rungs - Vattericen gegon jene Festung beginnen. Die Geschüße wur- den hon in der vergangenen Nacht aufgeführt, wiewohl die Bela- geiten dies durch fortgeseßtes, jedoh bcinahe gar nichts fruchtendes Gescüßseuer und bäufige Ausfälle zu verhiudern suhten

Am Tage nah dem Cinzuge der Kaiserlichen Armee in Mailand erschien folgende (bereits erwähnte) Proclamation : ¡Der unterzeich- nete Feldmarschall macht bekaunt, daß er bis auf weitere Anordnung die Militair- und Civilregierung der lombardischen Provinzen über- nommen hat. Er fordert ämmtliche Bewohner derselben auf, deu Befehlen, welche er zu erlassen für angemessen sinden werde, genauen Geborsam zu leisten. Gegen die Widerstrebenden soll streng nach den Militgirgeseßen verfahren werden. Die Stadt Mailand ist in Belagerungezustand érflärt;+ Der Herr Feldmarschall - Lieutenant Fürst Schwarzenberg is zum Militair - Gouverneur ‘der Stadt Mai- land ernannt.

Mailand, den 7, August.

(gez.) Radebky,

Mailand, 8. Aug. (Bas. u, Eidg. Ztg.) Unsere Stadt ist nun wie eine Einvöde geworden. Das Militair kampirt guf dem Kastell-Plate und auf den Bastionen z „das General-Kommando sta- tionirt in der Villa. Die Thore sind offen. Verschiedene Proclama- tionen sind gestern erschienen , welche Folgendes bekannt machten: „Die National-Garde _ ist aufgelöst. Alle Waffen müssen bei strenger Azndung binnen 24 Stunden abgelicfert werden. Der Salzpreis ist vermindert. Das Eigeuthum der Bewohner is gesichert. Versamm=-

E uid unschickiche politische Aeußerungen an Der Stempel soll bedeutend ver-

mindert werden. Es is der Stadt eine Kriegssteuer von 30 Mill.

| Ure auferlegt. Die Oesterreicher halten jedo treffliche Maunszucht.‘“

Frankreich. National-Versammlung, Sipung vom 12. August. Große Truppenlagerungen um Präfektur, Justiz- Bs und Stadthaus deuten auf außerordentliche Befürchtungen der

tegierung. Die Tribünen sind frühzeitig gefüllt, weil man ih auf eine jener Sibßungen gefaßt mate, welche Epoche in dex Geschichte bilden, Ein Repräsentant zeigt seinem Nachbar einen Brief, ben cr eben aus Jtalien erhalten, und welcher ihm anzeigt, daß Nadebky und Karl Albert einen Waffenstillstand auf 45 Tage geschlossen, und dab während dieser Zeit die beiden Armeen die ihnen vorgezeihneten

Die Zeit und der |

Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift |

Punkte längs der piemontesischen Gränze beseßt halien. Halb Mai= land sei ausgewandert, die andere Hälfte habe zu plündern versucht. Um 12 Uhr besteigt Marrast den Präsidentenstuhl. Nah Eiledi- gung einiger unerheblichen Geschäste nimmt die Versammlung ihre Tages - Ordnung, nämlich einen Stoß Petitionen, vor, wie dies in der Regel Sonnabends geschieht. Die Mehrzahl wurde den Ministerial-BVüregus überwiesen. Das Gesuch des Erx-Direktors der National - Werkstätten, Em. Thomas, eine Untersuchung seiner Amtsführung, so wie des Verfahrens des Minisieriums gegen ihn, anzuordnen und ihn zur Verklagung des damaligen Ministers der öf fentlichen Arkteiten, Trelat, zu ermächtigen, wurde durch tie Tages= ordnung beseitigt. Einige Petitionen erregten großen Lärm, sto das Verlangen Delattre's, ehemaligen Präfekten in Poitiers, daß eine Un- tersuchung gegen alle von der provisorischen Regierung angestellte Beamte eingeleitet werden solle. Charles Marchal, politisher Ver- urtheilter, seit dem Fcbruar jedo frei in Paris wohnend, verlangt, mit seiner Familie in eine Kolonie mit den Jusurgenten transportirt zu werden. Ein Fräulein Aminthe verlangt Staats - Unterstüßung, um ihre Miethe bezahlen zu können! Hier unterbricht Marrast den Berichterstatter und ersucht die Versammlung , ihre Tagesord- nung festzustellen, da die Disfussion des Bauchartshen Be- rihts unmöglich erfolgen fönne, indem der tenstücke vor nächstem Donnerstag niht vollendet sei. Louis Blanc nimmt das Wort und drüdckt sich ungefähr, wie folgt,

aus: Fast alle Journale brächten an diesem Morgen mit halbamt=

lien Minen Artikel, in denen gesagt sei, daß Cavaignac mit vielen Rep: äsentanten übereingekommen, auf einfache vder motivirie Tages= orduung anzutragen. disfutizt. Dies lasse voransseben, daß einzelne Aktenstücke gewissen Mitgliedern mitgetheilt werden. Ei protestire gegen eine solhe Par teilichfeit und dainge wiederholt darauf, den Druck und die Verthei- lung des Berichts nebst Veilagen so viel als möglich zu beshleuni- gen. Ledru- Rollin protestirt ebenfails aus allen Kräften . gegen jede partielle Veröffentlichung der Aktenstüce an einzelne Nepräsen- tanten, Caufsidiere desgleichon. Er will nur noch 3bis 4 Tage warten und sich dem gegen ihu erregten Verdacht aussetzen. Marx ast. erklärt, daß der Druck nicht vor nächstem Mittwoh und Donnerjtag vollen- det sein könne. Die Versammlung beschließt, bis Donnerstag zu war- ten. An diesem Tage solle aber die Vertheilung unfehlvar etfolgen, und daun d!e Diskussion am Montag, 21. August, beginnen: Der Repräsentant Affre bittet {riftlich, dieser Diskussion aus Zartze- fühl nicht beiwohnen zu dürfen, Wird bewilligt. NachErledigung neucrBikkt= {riften beräth die Versammlung eizen Militgir-Pensionairs-Antrag- Oberst. Lespinasse und der General Lebreton hotten nämlich „1 An- fang des Juli beantragt, denjenigen Militair-Pensionairen eine -Aus=, nahme von dem Defret der provisorischen Regierung vom 13. März rüdcsichtlih des Stellenhäufungsgeseßes zu- gestatten, welche einen zu. niedrigen Jahresgehalt bezögen, um leben zu können. Män sblle ibnen daher erlauben, kleine Civilstellen anzunehmen, wenn béibe Ge- hälter die Summe von 2000 Francs ährlich nit überstiegen. Bahirel stellte nun den Antrag , diese Ausnahme -_ Yiilitair - Pensionair zu gestatten, dessen ehalt 1000 Francs nicht übersteige. Die Diskusjion zwischen Lespinasse und dem Kriegsminister Lamorciere war ziemlich heftig und endigte, unter großem Tumult, erst gegen 6 Uhr mit Annahme des Gesebes. Goudchaux theilt der Rersammlung mit, daß die neue, jüngst vo- trte Anleihe bereits vollständig sei. Valette trägt daraus. an, am nächsten Montag keinc Sipung zu halten, damit die Versaminlung drei Feiertage babe, Nüchsten Dienstag sei bekanntlich Mari& Him- melfahrt, Die Versammlung entscheidet aber, daß sie am Montag Sitzung halten wolle, und geht um 6 Uhr gus cinander.

Paris, 13, Aug. Der erwähnte Artikel, welhen der gestrige Moniteur in scinem nicht amtlihen Theil über die auswärtige Po'itif der gegenwärtigen franzusishen Regierung entbält, lautet vollständig: „Zu keiner Zeit unserer Geschichte hat sich die. franzö= sische Regierung einer größeren Verautwort'ihkeit gegenüber befun - den, als die ist, welche auf der Verwaltung lastet, an deren Spiße der General Cavaignac steyt. Das Geschick Frankreihs und, nach dem ECingeständniß von ganz Europa , das Schicksal der civilisirten Welt sind so zu sagen in ibre Hände gegeben. Di s ist wahr, zu=- mal jeßt, wo die Wendung, welche die italienischen Angelegenheiten genommen, uns eine ganz neue Stellung bereitet haben, die von der Regiérung zu allererst vorausgesehen worden war, und welcher vor zubeugen derselben vielleicht gelungen wäre, hätte JTtalien selbst etwas weniger Veitrauen in seine eigenen Kräfte gehabt, ;

„Ju Rücksicht cu} so bedeutende Ereignisse, auf das allgemeine Juteresse, welches die ital’enische Sache in Frankreich erregt, wax es Pflicht der Regierung, bevor sie einen Weg einsclug, der zum Fries den oder zum Kriege, zu einem europäischen Kricge vielleicht, führen durfte, in Anschlag zu hringen , was die tragditionelle Nothwendigkeit unserer Politik, und nicht minder, was die gegenwärtige Lage der Republik erhcischte. ,

„Die Regierung {ah ein, daß zu einer Zeit , wo die Entwicke- lung und die Ungestörtheit der Handels - Verbintungeu die Grund= lage des Woblstandes und des Ansehens der Völker geworden ist, es voa Wichtigkeit war, die industriellen Jüteressen nicht aus dem Auge zu lassen. Durchdrungen vou der Nothwentigkcit, den öffentlichen Kredit wieder herzustellen, zu gleicher Zeit überzeugt, daß Frankreich qus keiner Rücksicht jemals es über sich vermögen würde, 10) N Gesetzen ter Ehre abzufinten, bemühte si die Verwaltung, die Pslich- tev, welche ihr die Würde des französischen Namens auferlegte, mit den rechtmäßigen Forderungen der Privat - Juterejjen zu Ma tele

„Mit Einem Worte, den Krieg anzunehmen, wenn es G1. Zyre verlangte, ihn anzunehmen, nicht etwa im Namen eines MEET E den nur zu oft Beweggründe leiten , welche mit den Uen u Bedürfnissen des Landes uichts geme'n yaben, _fondern im aen vgs Landes selbst, im Namen der National Versammlung, der einzigen Schiedsrichtcrin über Krieg und Frieden; den Krieg hmgegen zu kro meiden, ohne indeß ir fen u S h bas herabzujfoigen

L i ini erav Pen, verständuisse e lre: das war die Politik welche die Regierung als Ce einzige ‘der Republik würdige sich gleid aasingls TES lde

„Diese Politik hat die Regterung 08e Rikhalt redlid befolgt.

4 ; ‘chlich belobnt finden, in= ie d: ür ihre Bemühungen schon 16 d h Hes Sie darf si | ane ganz rankreich an den Dossnuugen

die sle hinsichtlich der baldigen! Herstellung! die Vermittelung Frankreihs und Eng=

welche Frankreich im europäischen S: wenn thn zu vera

dem sie 1m Stande ift, Theil nehmen zu lassen, des Friedens in Jtalien dus lands zu hegen dere§tig) M ¿/& Halbinsel haben die beiden Michîz

Uh mee P andelu begonnen, Und wenu man die Re=- bereilé ihr gemeinsames welche die Vereinigung der zwei einfknß- sultate bezweifeln aropas E e iet denselben Stuben: nüb reisten Nationen en Welt herbeiführen muß fo füagu, vleckdinzu, im Mute den erbindungen, welche zwischen Frankrei und den daß man in bártigen Mätchter zu Stande kommen, neue Gründe des anden gn d der Zuversidt finden würde. Diese Beziehungen

u aohtlwoflondten 9 e E 7 A sind Von ber allerwohlwollendien Art, und wir nehmen davon elf

Druck der Ak=..

Man habe gestern lange über die Aktenstücke.

jedem:

sich mit del

irgend eine unserer Obliegenheiten fabren zu laj--

die Regierungen nicht aus, welhe der bloße Name der Republik gegen Frankrei stimmen zu müssen seinen konnte.

„Wir haben \onah allen Grund, zu hoffen, daß diese Vermitte- lung Franfreihs und Englands ein rasches und ehrenvolles Resultat haben und das Vorspiel zu einer allgemeinen Pacifícation sein werde,

„Dem Kampfe, der in den Herzogthümern um verhältnißmäßig untergeordnete Jnteressen noch fortdauert, muß Einhalt gethan wer- den, Wir zweifeln niht darän,- daß das deutsche Parlament mit ei- nem Versöhnungs - Aft werde beginnen wollen, und daß es sih mit uns gemeinsam bemühen wird, eine hon zu lange verzögerte Eini-

ung herbeizuführen. Es wird nicht vergessen, daß die Wirksamkeit Tinto Einflusses von seiner Mäßigung abhängig ist.

„So wird die Republik, kaum gegründet, in Deutschland , in Jtalien und überall in Europa den Plah wieder eingenommen ha- ben, um den die furhtsame, unentshlofssene, gefällige Politik des Küö- nigthums sie gebracht hatte, und Frankreih wird der daufbvaren Welt das Schauspiel einer Demokratie geben, welhe, nahdem sie durch ihre Prinzipien Europa neugestaltet hat, alle Elemente der Kraft, die sie in sich {chließt, in Zaum zu halten vermag und feinen ande- ren Ehrgeiz kenut, als den, der Welt den Frieden zu verleihcn.““

Das heutige Journal des Débats bemerkt zu obigem Ar- tifel : „Das Land wird die Versicherungen, welche ihm dur das of- fizielle Organ der Regierung gegeben worden, günstig aufnehmen. Niemals war uns der Frieden so dringend nöthig ; niemals hat ganz Curopa dies Bedürfniß \o allgemein getheilt; die Lösung der inneren Aufgaben, welche bei fast allen Völkern entstanden sind, erheischt alle Kräfte uud Hülfsmittel eines jeden derselben. Der englische Premier- Minister bat im Parlamente erklärt, daß England die Regierung der Republik ane:faunt habe; dieser Förmlichkeit war übrigens durh eine gemeinschastlihe Vermittelung in den italienishen Angelegenheiten schon zuvorgekommen. Aber nicht nur in Jtalien is die freundschaftliche Vermittelung der beiden Regierungen ausgeübt worden, auch im Nor= den Europa's trägt sie in diesem Augenblick eben so wie im Süden zur Wiederherstellung des Friedens bei. Die schleewigshe Frage welche zu unheilvollen V.rwickelungen hätte führen fönnen, is, weun wir uns uicht irren, auf freundschaftlihe Weise entschieden worden, und man versichert, daß die leßten Mittheilungen, welche zwischen dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Republif und der Na- tional - Versammlung zu Frankfurt stattgefunden haben, nicht wenig dazu gedient, dieses Resultat zu beschleunigen. Der englische Premier- Minister hat auch erklärt, daß Rußland eben sv wie England undFrank- reich den festen Wunsch hege, den Frieden aufrecht zu erhalten. Gern hätten wir dem Artifel des Moniteur nur Lob spenden mögen, Leider jevoh \cheiut es, daß die Republik, wenn es ihr zufällig einmal be- gegnet, Recht zu haben, immer genöthigt zu sein glaubt, sich deshalb wie wegen einer Shuld zu rechtfertigen. Um si{ch Verzeihung dafür auszuwixken, daß sie sich nicht blindlings in Abenteuer und Propa- ganda wirst, zieht sie gegen das von ibr gestürzte Königthum zu Felde. Der sebr friedfertige und schr weise Artikel des Moniteur {ließt mit einer Fanfare,, die uns, wir erlauben uns, es zu sagen, von schr bestreitbarem Geshmack scheiut. Am Ende hat doch die Monarchie zu ihrer Zeit die Expeditionen nah Belgien und Ancona unternommen. Wir verlangen von der Republik niht, daß sie es eben so maden follez wir wünschen ihr aufrichtig Glück zu der ge- mäßigten uud versöhneuden Politik, we!che sie uach außen hin befolgt ; wir unsererseits wollen thr nicht vorwerfen, daß sie sich „furchtsam, unentshlossen und gefällig“ zeigez aber sie härte sich wahrlich die Mühe sparen fönuen, alle diese Beiwörter auf eine Pol‘tif anzuwen= den, dic doch wobl einiges Verdienst hatte, da sie uns abtzehn Jahre des Friedens und Wohljtandes gegeben.“ O

__Dahelve Blatt meldet heute: „Wir erfahren aus Turin daß unter Vermittelung der Gesandten Frankreihs und Englands ein Waffenstillstand auf 45 Tage zwischen der österreihishen und der piemontesischen Armee abgeschlossen worden ist. Der König Karl Albert zieht die lombardischen Truppen und alle bewaffneten Jtaliener die ihm nach Piemont gefolgt sind, bei Trecate zusammen. Sein Hauptquart‘er hat er nah Vigevano verlegt.“

Das National-Versammlungs-Comité für die auswärtigen Ang?= legenheiten versammelte sich gestern wieder, um über die Antworten zu berathen, welche General Cavaignac ihm in der vorgestrigen Siz- zung über die italienischen Angelegenheiten gegeben. En Mitglied äußerte die Meinung, das Comité solle der National - Versammlung vorschlagen , daß sie von der Regierung die Mittheilung der Aften- tücke verlange, die der von Frankreih und England angebotenen Ver- mittelung vorausgegangen. Das Comité glaubte aler, daß eine solhe Mittheilung mit ernsten Ungelegeuheiten verbunden sein und bten in diesem Augenblicke angeknüpften Unterhandlungen schaden könnte, und sa entschied es mit 15 gegen 13 Stimmen, man solle jede Berathung über die italienischen Angelegenheiten bis nächsten Donnerstag, den 417ten d. M., vertagen.

In der Patrie liest man: „Jun der Versaumlung einer Au- zahl von Repräsentanten, welcher General Cavaignac beiwohnte, war allerdings beschlossen worden, in der gestrigen Sißung eine mo- tivirte Tagesordnung über die Untersuchung der Ereignisse vom 15. Mai, 23sten, 24sten, 25sten und 26. Juni zu beantragen. General Cavaignac hatte auch eingewilligt, den Antrag selbs zu stellen; er hat ‘aber in Folge von Bemerkungen, die ihm seitdem gemacht wor= den sind, darauf verzichtet.“

Nach dem neuesten Wochenberichte der Bank, der bis zum 10ten d, reiht, betrug ihr Metall - Vorrath, der abermals um 7 Millionen zugenommen hat, jet 182 und ihr Notenumlauf, der um eben so viel abnatm, 367 Millionen. Den Werth der passiven Papiere giebt der Bericht immer noch auf nahe an 32 Millionen Franken an, wo- von 20,691,549 Fr. 53Cent. guf Paris allein und 1( ) 973,123 Fr. auf dieje- uigen Hülfs - Anstalten kommen, welche sich bis jeyt mit der hiesigen Bayk vereinigt haben. Der Staatskasse verblieben von den zuleßt gelichenen 50,000,000 Fr. nur noch 418,725,983 Fr. 21 Cent.

Der Cffektivstand des französischen Heeres beträgt laut amtlichen Berichten im gegenwärtigen Augenblick 522,127 Mann.

Ein Rundschreiben des Hauptzoll - Direktoriuns zeigt der Hau- delôwelt anu, daß die laut des franzbsish-russisben Schifffahrts-Han= delsvertrages vom 16. September 1846 vorgeschriebenen, zum Theil fehr lästigen Verladungsförmlichkeiten mit Einstiminung Rußlands ab=

eschaft seien, und daß die Zulassung russisher Waaren in französi- hen Häfen, #o wie französischer Waaren in russischen Häfen , nur noch einer Hafen-Declaration unterliege,

Galignani's-Messenger versichert, es sei nih die mindeste Wahrscheinlichkeit vorhanden, . daß Lord Normanby Paris verlassen werde,

Die Einzahlungen auf die Anleihe geschehen äußerst regelmäßig. Vorgestern empfing der Schaß bedeutende Summen,

Die den Journalen für Einzahlung der Caution gewährten Frist von 20 Tagen läuft am 1. September ab.

Der außerordentliche österreichische Gesandte von Snißer ist von London zurück über Paris nah Wien abgereist.

Lygon, 9. Aug. (Köln. Ztg.) Die Telegraphenlinie von Paris hierher is ‘in beständiger Thätigkeit, Gestern und vorgestern trafen Weisungen für die Alpen - Armee ein, der jede weitere Bewe-

,

gung untersagt is, Blos eine Vereinigung mehrerer Standquartiere

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wurde angeordnet. General Oudinot hat alle E sorgfältig in- \spizirt, und wie es heißt, ift derselbe nah Paris zurückberufen, Man hatte vor einigen Tagen die Nachricht verbreitet, Lamoricière übernehme den Ober-Befehl der Alpen-Armee, allein dieses Gerücht hat sich eben so wenig bestätigt, a!s die Sage, daß Bugeaud hier- hec fomme. Die Alpen - Armee wird 1ndessen af feinen Fall vor der Hand aufgelöst. Man wartet die Ergebnisse der französisch- englishen Vermittelung ab und läßt danu einen guten Theil der Truppen denno bei uns im südlichen Frankrei überhaupt. Die Reorganisation unserer National-Garde is zwar eingeleitet, allein bis heute fehlt es noch immer an der eigentlichen Ausführung. Die Stadt und ihre Umgebung sind fortwährend sehr starf mit Truppen bescht. An Mißhelligkeiten zwischen Fabrifanten und Arbeitern fehlt es nicht, und dabei kommen leider auf dem Lande sehr viele Brand- stiftungen vor. So wie hier, herrs{cht in und um Grenoble eine große Mißstimmung unter dem Volke. Die Munizipa!wahlen sind im All- gemeinen weniger im Sinne der Demofkiateu ausgefallen, als man erwartet hatte. Verhaftungen gegen verdächtige Personen werden in Menge vorgenommen, eben so sind scharfe Maßregeln gegen Zei- tungs-Ausrufer erlassen. Alle Anschlagszettel \ d den Stempel- geseßen unterworfen, und nichts Gedrucktes darf der Oeffentlichkeit übergeben werden, ohne daß der Behörde zueist Anzeige davon ge- macht wurde. Fast möchte man glauben, wir befänden uns im BVe- lagerungszustande.

Straßburg, 11. Aug. (Kölu, Ztg.) Alle Gerüchte von einer Verstärkung der Militairmacht an unyerer Gränze sind grund=- los. Hätte Frankreich in Jtalien eine bewaffnete Dazwischenkunft eintreten lassen, so würden wir freilich eine größere Besaßung erhal- ten haben. Da nun dieses nicht der Fall ift, so bleibt der Bestand der Militgairmacht im Elsaß der gewöhnliche. Die Polen haben ihren Marsh nah Jtalien eingestellt. Etwa 30 Franzosen, welche das Ge- feht bei Dossenbah im Badischen mitgemacht hatten und seit dem Aprik d. J. in Bruchsal gefangeit saßen, sind vor einigen Tagen ihrer Haft entlassen worden und hierher zurückgekehit, Seit einigen Tagen bemerft man in unseren Straßen zahlreiche italienische Flücht- linge, darunter namentlih sebr viel junge Leute. i

Großbritanien und Jrlaud, Loudon, 12, Aug, Alle von den Blättern gemachten Mittheilungen über den Termin der Par- laments - Prorogation sind, wie der G lobe sagt, voreilig gewesen. Der Tag des Schlusses der Session wird, wie gewöhnlich, ungefähr zehn Tage nach der lehten Diskussion des Budgets bestimmt werden, Da aber diese Diskussion jeßt noch stattfindet, so ist cs nicht mög- lih, tas Ende anzugeben. :

Aus Jrlaud wird jeßt wenig Anderes mehr, als Truppen - Be= wegungen und Berichte liber das gerichtliche Verhör der Verhafteten gemeldet. O’Horman ist auf einem nach Amerika segelnden Schiffe entfommen, aber ein Dampfschiff ist zu seiner Verfolgung nachge= sandt. An der Küste von Tipperary haben die Behörden ein Fahr- zeug angehalten, welches mit 600 Fässern Pulver beladen war. /

Jm Unterhause beeilt man sich mit den Geschästen. Mehrere Bills wurden gestern genehmigt, die Bills über Gebuxtslisten und Heirathsfeierlichkeiten in England wurden zurückgezogen z dann verwan= delte sich das Haus in einen Ausschuß für Gelckbewilligurg. Man bericth über die Ausgaben für die Flotte. General Sir de Lacy Evans gerieth in Streit mit Herrn Hume, welcher ihm vorwarf, unbesehens für jede Erhöhung der Ausgaben für Heer und Flotte zu timmen, ohne an die ehrlihen Bürger zu denken, welche den Unter= halt der Soldaten bezahlen müßten, Sir de L. Evans warf den Herren Hume und Cobden dagegen vor, sie wollten Heer und Flotte verringern, bis England ganz wehrlos wäre. Es gab hierüber einen „s{chönen Zank“, der zuleßt beigelegt wurde. Man s\tritt im Verlaufe des Abends auch datüber, “ob durch die Benußung des Dampfes Englants Ueberlegenheit verrin- gert oder vergrößert sei. Herr Cobden meinte das Lebtere. Herr Corry9, unter Peel ein Lord der Admiralität, führte ‘als Beweis der Vorzüge, welche Dampfschiffe im Kriege vor Segelscbiffen haben werden, Fo!gendcs an: „Als die Königin von England eiumal n der Nähe der französischen Küste auf ihrer Yacht ‘freuzte, sandte die Admiralität an die Flotte im Kanal den Befehl, die Königliche Yacht, wo sih Gelegenheit fände, zu falutiren. Allein so viele Mühe sich die Flotte gab, des Köuiglichen Dampfschiffes ausichtig zu wer=- den, gelang es ihr nicht ein einziges Mal. Und doch war der Weg der Yacht genau b:kannt. Wie viel \{chwerer würde cs für eine Se- gelflotte sein, feindliche Dampfschiffe aufzufinden, deren Lauf ein Ge- heimniß is!“ Die einzelnen Summen wuden in längerer Berathung ohne erheblichen Widerspruch bewilligt.

Graf Dietrichstein begab sich gestern in Begleitung seiner Ge- mahlin nach der Jusel Wight, urm vor seiner Abreise von England in einer Abschieds-Audienz bei der Königin sih zu empfehlen. Auch Freiherr von Hügel, der bisherige württembergische Gesandte, is nach Deutschland abgereist. :

Nach der Times hat der hiesige neapolitanishe Gesandte im Auftrag seines Souverains dec britischen Regierung angezeigt, daß Neapel jede bewaffnete Einmischung in die Operationen der neapoli=- tanischen Flotte vou Seiten Englands als eine Kriegserklärung an=- sehen werde.

Jn der vorgestrigen Unterhaus-Sißung rihtete Herr d’'Js\raeli au den Minister der Auswärtigen mehrere Juterpellationen und fragte besonders a", ob bri der bevorstehenden Blokade der deutschen Flüsse von Seiten Dänemarks für die Sicherung der Juteressen britischer Unterthanen gehörig Sorge getragen sei, und wie es eigentlich um die so lang dauernde Blofade der argentinischen Häfen stehe? Lord Palmerston erwiederte auf die erste Frage, daß, da Dänemark zu der Blokade unzweifelhast berechtigt sei und niht angenommen wer=- den könne, daß es dieselbe in völkerrechtswidriger Weise bewerkstelligen werde, feine be‘onderen Maßregeln zum Schuße des britischen Eigenthums, wie ctwa tur Absendung eines Kriegssisses, nothwendig erscheinen. Uebrigens hege er noh eine wohlbegründete Hoffnung, daß der beabsichtigte Waffenstillstand zu Stande kommen werde, da auf beiden Seiten die Neiguug zu einer gütlihen Vereinbarung verhanden fei. (Hört!) Was die Blokade von Buenos-Ayres betreffe, so sei die gegenwär= tige Regierung für dieselbe nicht verantwortlich, indeß hoffe er, daß cs in Gemeinschaft mit Frankreich gelingen werde, die Sache zu re- guliren. Uebrigens wolle er bemerken, daß eine Wiederaufnohme der Unterhandlungen mit Paraguay uicht in der Absicht der Regierung liege, wiewohl sie darauf bestehen werde, daß, wie auch das Völker= recht anerkennt, die Regulirung der Schifffahrts-Verhältnisse auf Bin- nengewässern, welche zwischen zwei verschiedenen Staaten strömen, nicht einseitig von einem der Uferstaaten ohne Rücksicht auf den an- deren usurpirt werde.

Jm deutschen Krankenhause sind im vorigen Jahre 461 Kranke verpflegt, 1918 erhielten Pflege außerhalb des Hauses. Statt Herrn Der. Freund is Herr Dr. Swaine als Ober-Arzt angestellt. Ju der unter Vorsiß des Herzogs vou Cambridge gestern gehaltenen Jahres- Versammlung des Vereins-Ausschusses wurden die Auegaben des ver- flossenen Jahres zu 2372 Pfd. St. angegeben. Dagegen betrugen die Einnahmen, Dank dem zahlreich besuhten Bazar, 4100 Psd, St,

Belgien. Brüssel, 10. Aug. Gestern hat vor dem Ass- senhofe in Antwerpen der Prozeß der republifanishen Eindringlinge begonnenz die Zabl der Angeklagten beträgt 32.

Schweden und Norwegen... Stockholm, 8, Aug. (H. C.) Unsere Blätter bringen die betrübende Nachricht von dem gesteri früh um 2 Uhr erfolgten Ableben des Freiherrn Jöns Jakob Berzelius. Er war«der Sohn eines Geistlichen, geboren am 20, August 1779, wurde aber 1818 in den Adelstand erhoben. Er war mit allen einheimischen und einer Menge ausländisher Orden geshmüdckt, Erst seit 13 Jahren mit der Tochter des Staatsraths Poppius vermählt, hinterläßt er feine Kinder, und mit ihm erlisht sein Ges{lecht.

Schweiz. Vorort. (O. P. A. Z,) Der Vorort war am 1(), August, durch eiue persönliche Mittheilung des Herrn Landamman Brosi von Chur veranlaßt, versammelt, um die südlihe und südöst- liche Gränzbewachung der Schweiz zu berathen. Es sind mehrere italienishe Compagnieen mit Sack und Pack und drei Haubißen nah dem Kanton Tessin gekommen, Sie verlangen durh die Schweiz nah Granfreich zu marschiren. Die Zahl der bürgerlichen und militairi- sheu Flüchtlinge in dem vorgenanuten Kanton vermehrt sich von Tag zu Tag.

Lugano, 8. Aug. ‘(Frkft. J.) Von 150,000 Einwohnern Mailauds sind beinahe zwei Drittheile ausgewandert. Der Kanton Tessin beherbergt etwa 30,000 dieser Flüchtlinge. Lugano ist so voll- gepfropft, daß viele unter freiem Himmel \{lafen müssen. Die mei- sten sind ohne Geld und nur mit den nothwendigsten Kleidern verse- hen. Fast die ganze mänulihe Jugend der Lombardei ist flüchtig.

_ Moldau und Wallachei. Buchare st, 25, Juli, (Sieb. B.) Die provisorische Regierung fordert zur Unterzeichuung einer Adresse an den Kaiser von Rußland auf. Dieselbe lautet:

_ Bucharest, 20, Juli, Im Namen des rumanischen Volkes. Gerech tigkeit, Brüderlichkeit! Die provisorische Regierung, Brüder! Jn Ueber- einstimmung mit der Proclamation des Volkes hat die Regierung folgende Adresse verfaßt, welche von Seiten des Landes Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland zugesendet werden soll, Jhr werdet daher sämmtlich zur Kennt- nißnahme von dieser gedruc{t zirkulirenden Adresse eingeladen und ersucht, dieselbe auf der Kommission, in deren Bezirk ihr wohnt, zu unterschreiben, Gruß und Brüderlichkeit. Die Mitglieder der Negierung.“

„Sire! Nachdem si das rumanische Volk, mit Vorbehalt einer unab- hängigen Verwaltung im Junern, unter Sonsverainetät der hohen Pforte gestellt, hat es stets gegen jeden Versuch von innen oder von außen, dieses Recht, die erste und hauptsächlihhe Bedingung seiner Unterwerfung anzugrei- fen, protestirt. Daher kam es, daß die zwischen der hohen Pforte und uße land geschlossenen Traktate dieses Recht Rumaniens bekräfstigten und sicher- ten durch die Bürgschaft der legteren Macht. So hat der Traktat von Akjer- man, in Berücksichtigung, daß Rumaniens Wohlfahrt dur Einseßung sremder Fürsten \tets gefährdet sei, dem Lande das Recht eingeräumt, sich seinen Fürsten aus seiner Mitte zu wählenz und im Jahre 1829, als sich das Bedürfniß ciner sozialen Reform noch fühlbarer machte, wurde durch die Traktate von Adrianopel das organische Reglement eingeführt. Jn allen diesen Verhältnissen hat der Kaiserlich russische Hof bei Abschluß der Traltate mit d r Pforte sich auf den Willen des rumanischen Volkes berufen, gestüßt auf eine gewisse Anzahl Unterschriften ven Personen, welche das Bedürfniß einer radikalen Reform weniger empfanden, denn sie gehörten Alle der privilegirten Klasse an, Das rumanishe Volk, welches in dem organischen Reglement diz Morgenrölhe seiner Freiheit und seines Heiles zu begrüßen wähnte, hat nach; trauriger siebenjähriger Erfahrung seinen Irr- thum eingesehen und sich \o eben durch eine friedliche würdevolle Revolu- tion Geseyze gegeben, welche mit den Fortschritten der Civilisation und den Bedürfnissen des Landes in besserem Einklange stehen. Diese Revolution war binnen drei Stunden vollendet, ohne daß man das mindeste Unglück zu beklagen hätte, ohne daß die bfentlihe Ruhe nur einen Augenblick ge- stört worden wäre. Jndem Fürst Bibesko, nachdem er die ihm zur Bestä- tigung vorgelegte Constitution unt. rzeichnet, zwei Tage später die Regierung niederlegte, mußte eine provisorische Regierung, den Metropoliten an der Spitze, sih organisiren, und sie arbeitet seither ohne Fe EE, die gute Ord- nung aufrechtzuerhalten, welche nihts zu wünschen E läßt, und tíe neue Neform in Ausführung zu bringen, welche, da sie sich nur mit Ordnung der inneren Angelegenheiten auf breiteren und angemesseneren Grundlagen befaßt, die Nechte keiner fremden Macht im mindesten verleßt. Diese neue, von dem einstimmigen Wunsche des rumanischen Volkes geforderte und festgestellte Ordnung der Dinge haben díe Unterzeichneten die Ehre, im Namen des Volks zur Kenntniß Ew. Kaiserl. Majestät zu bringen, wie sie dieselbe au zu gleicher Zeit im Angesicht Europas ausgesprochen, fest überzeugt, daß Cw. Majestät sie ansehen werden als eine natürlicde Folge der Unabhängigkeit unserer inneren Verwaltung, einer Un- abhängigkeit, welche nothwendigerweise das Recht nach sich zieht, die Ge- sezgebung des Landes zu modifiziren, ja, sie gänzlich umzuändern. Von diesem Grundsaße ausgehend, und ohne Zweifel über die Aufrichtigkeit der Sympathieen, welche Nußland stets für uns an den Tag gelegt, leben wir der festen Hoffnung, daß Ew. Majestät dieses Werk friedlicher Negeneration, deu einzigen und wahrhaften Ausdruck des Volkswillens , anzuerkennen fei- nen Anstaud nehmen werde, Endlich glauben wir erklären zu müssen , daß wir an ganz Europa appelliren, uns unter seinen unmittelbaren Schuh stel- len und seinen Beistand ansprechen für den Fall, daß man unserem Recht und der neucn Ordnung der Dinge Anerkennung verweigern sollte,“

i Die provisorische Regierung hat ferner nachstehende Dekrete er- ajjen :

„Jm Namen des rumanischen Volkes! Gerechtigkeit, Brüderlichkeit. Die provisorische Regierung dekretirt; Dem Willen des rumanischen Volkes gemäß sind Rang und Titularwürden für immer abgescha}t. Fortan wird Niemand in was immer für einem öffentlichen Akt sich irgend einen Rang beilegen können. Der einzige Unterschied , der zwischen den Rumanen be- stehen wird, is der ihrer Tugenden und ihrer Verdienste um das Vaterland.“ Durch ein zweites Dekret wird die Censur auf ewige Zeiten abgeschafft z; ein drittes ordnet die ungesäumte Errichtung einer National-Garde anz da aber in Bucharest Mangel an Feuerwaffen in noch höherem Grade als an- dcröwo zu herrschen scheint, fordert ein Dekret jeden Bewohner der Haupt- stadt auf, der im Besige von zivei Gewehren ist, eines dem Staate zu lei- hen. Endlich wird im Civil- wie im Militairgericht die entehrende Prügel- strafe im ganzen Lande für immer abgeschafft.

Jn der Wallachei gab es bis jept keinen Mittelstand im eigentlichen Sinne des Wortesz jeyt aber hat sich plößlich aus allen Ständen nur ein Mittelstand gebildet. Die Bauern bekamen Rechte, welcher sie bis jet beraubt waren, die Bojaren verloren ihre Privilegien, die Ge- werbs - und Handelsleute, bisonders die jungen, vermengt mit den jungen Bojaren und den studirenden und ausstudirten Söhnen der Landleute, stellten sich an die Spiße der Bewegung, leiteten die Re- volution, unterdrüten die Reactionen der alten Bajoren, bildeten muthige National- Garden, unterstüßten die nun einmal proklamirte Constitution und werden sie mit ihrem Blute vertheidigen. Die bucharester Bürger sind in einem Monate zu einer Reife gediehen, die man sich vor vier Wochen kaum hätte träumen können, Die Stadt Bucharest zählt {hon jeßt gegen 4000 National-Garden. Aus Mangel an hinlänglichen Feuèrgewehren sind sie größtentheils mit Lanzen und Pikfen bewassnet. Jn den Distrikten s sih Dorpy-

banten-Corps zu einer förmlichen Landwehr gebildet. Alle diese sind ut bewaffnet mit Gewehren, Pistolen und Yataganen. Yhre Zahl eláuft sich auf 5—6000 M. In der fleinen Wallachei ildet

jet eben ein Corps Panduren (eine Art Freiwilliger) nach don E Gebrauche. Geht man fleißig zu Werke, so können ihrer rzer Zeit mehr als 6000 zusammengebracht werden.

(dri i . Llo 9b.) ten. Alexandrien, 22, Juli. (Oest. Jen (eta A Gränzen Aegyptens is von der Cholera feine Spur.