1848 / 111 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

S l- Ausschuß zu diesem Zwecke in einer Staaten bezieien- Dn R E Js, s L der deutschen National-

chung vom s r fleh- E invs rie fernere Anerkennung versagt, sondern auch zur Aufleh a egen die Beschlüsse dieser Versammlung und zur eigenmächtigen nung geg aufgefordert hat, Der staatsverrätherische

Bi ciner neuen Vertretung : aatsve! f E cattir dieser Vereine is hierdurch nah den in dem Königreiche gelten c j

T ur Genú chnet, So wenig Wir gemeint sind, Den Strasgeseben Iu abten t an cite genzuiemi so vöngend fühlen - gi ey durch Unsere beschworenen Negentenpflichten aufgefordert, Me Herrschaft der Geseße gegen solhe verbrecherische, die ver- n Somäßhige Staats-Ordnung ofen bedrohende Verbindungen die lse Geltung zu verschaffen, „Unseren Kreis-Regierungen, A Znnern, ertheilen Wir demgemäß den Auftrag, der Bildung und Be tung jener demokratischen Vereine, „Lo wie allen auf gleige gesepwi e Zwecke gerichteten Verbindungen in Bayern, vorbeugend zu begegnen, dami die Staats-Angehörigen vor den schweren Folgen unbedachter Theilnahme an solchen Verbindungen bewahrt werden. Sollte dennoch wider Erwarten die Bildung solcher Vereine bewirkt werden, so sind dieselben ungesäumt aufzulösen, und es is gegen die Theilnehmer die Einschreitung der Gerichte hervorzurufen, Bei allen diesen Anordnungen und Einschreitungen haben Unsere Stellen und Behörden ihr Verfahren streng nach den Bestimmungen der Verfassung und der einschlagenden Geseße zu bemessen und jede Ueber- schreitung ihrer geseßlichen Amtsbefugnisse sorgfältigst zu vermeiden, Rei- denhall, den 12. August 1848, Max. von Thon-Dittmer. Heinz. Ler- cenfeld, Weishaupt. Graf von Bray, von Strauß, Staatsrath.“

Baden. Karlsruhe, 19. Aug. (Karlsr. Ztg) Heute früh um 6 Uhr hat das dritte Bataillon des hier in Garnison lie- geuden Leib-Jnfanterie-Regiments den Marsh nach Schleswig - Hol- stein angetretèn. Se. Großh. Hoh. der Prinz Wilhelm, der Stadt= Kommandant, der Ober =- Befehlshaber der Bürgerwehr mit seinem Stab und cine große Anzahl Bürgerwehrmänner und sonstige Ein- wobner Karlsruhe?'s gaben den ausziehenden Truppen das Geleit. Jn den Straßen, dur welche der Marsch ging, wehten die deutschen Fahnen, und das Stadtthor war festlich mit Kränzen, Gewinden und Emblemen geshmüdt. Offiziere und Soldaten trugen auf den Czakots Blumensträuße, welche kurz vor dem Abmarsche von hiesigen Einwohnern zum Abschiedsgruße in den Reihen vertheilt worden waren. Auch an anderen Zeichen der öffentlihen Sympathieen fehlte es uihtz die Maunschast war reichlih mit Proviant versehen, und zur Füllung der Feldflaschen hatte ein hiesiger Bürger einige Ohm Wein her- gegeben. An der Spihe zog die Musik des Leib-Jnfanteric-Regiments, welche die Melodie: „Schleëwig = Holstein meerumschlungen“ spielte, Jm Großherzoglichen Parke wurde Halt gemacht. Der Stadt-Kom-= mandant, General Schwarß, hielt cine furze Abschieds - Rede und {loß mit einem Hoch auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog, in welches die Truppen und Geleitgeber- mit Begeisterung einstimmten. Sodann fiel die Musik mit den Klängen des Liedes: „Was ijt des Deutschen Vaterland“ ein, und unter herzlichen Abschiedsrufen zog die Kolonne an den geleitenden Freunden vorüber. Das kräftige Aussehen und die fkriegerishe Haltung der Truppen boten einen wahrhaft malerischen Anblick. Jn den Reihen der Truppen befanden sich viele neu zugegangene Freiwillige aus dem Civilstandez was die Armee felbst betrisst, so hatten ganze Compagnieen, die sih noch weiter zum Ausmarsche meldeten, abgewiesen werden müssen,

Mannheim, 48, Aug, (Karlsr. Ztge)- In der Frühe des heutigcu Morgens is} die erste Truppensendung des nach Schles- wig - Holstein bestimmten badischen Koutingents, nämlih ein Ba-= taillon des 2, Jusgaterie - Regiments (seither in Freiburg) von hier nah Köln eingeschi}t worden. Eine Batterie von 8 Stück Geschüßen begleitet dasselbe; die Einschiffung der dazu gehörigen Pferde wurde im Verlauf des gestrigen Tages mit Hülfe der Krahnen und der Élcinen Stallwagen der Dampfböte eben so schnell als bequem be- werkfstelligt. Se. Königl. Hoheit der Großherzog war dabei gegen= wärtig. Die kleine Rheinflotille, bestehend aus zwei Dampfböten der föluer Gesellschaft, einem Schlepper der maunheimer Dampf= fchlepp{chifffabrte- Gesellschaft und 4 Segelschiffen, fuhr gegen halb 6 Uhr aus hftesigem Hafen ab. Unter dreimaligem Hurrah der Mannschaft fuhren die Schiffe an Sr, Königl. Hoheit vorüber, wäh=

rend die Regimentsmusik die Melodie „Schleswig = Holstein meerum= {lungen““ spielte.

Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 20. Aug. (Darmst, Ztg.) Auf Befehl Sr. Königl, Hoheit des Großherzogs seßt sich die nah Schleswig bestimmte Truppen-Abtheilung vom 21sten d. an in vier Kolonnen von hier nah Altona in Marsh. Die erste Ko- lonne, bestebend aus einer balben Batterie, bricht morgen, die zweite, bestehend aus dem 1sten Bataillon des Aten Jnfanterie = Regiments nebs dem Regiments-Stab, bricht am 22sten, die dritte, wieder eine halbe Batterie, am 23sten, die vierte, das 2te Bataillon des Aten Znfantcrie - Regiments, am 2M4sten auf. Die Station des ersten Marschtages is für jede Kolonne Gernsheim, die des zweiten zu Dampfschiff Köln - Deuß, die des dritten zu Eisenbahn Minden, die des vierten zu Eisenbahn Altona. Die erste und dritte Kolonne hal= ten in Deuß Rasitag und treffen daher zugleich je mit der zweiten und viecten am 25ften und am 27sten in Altona ein.

Nach einer neuen Bestimmung wird unsere nah Schleswig=Hol=- stein dirigirte Truppen-Abtheilung nicht, wie es früher festgeseßt war, mit dem badenschen, sondern mit dem württembergischen Kontingent Eine Brigade bilden und unter dem Kommando des württembergischen General-Majors Grafen Wilhelm von Württemberg stehen. /

Als Ersaß und Ergänzung der darmstädter Garnison rückt am 22sten das erste Bataillon des zweiten Jufauterie - Regiments von Pfungstadt und am 24sten das zweite Bataillon des dritten Jufan- terie =Reg!ments von Worms und Vingen hier ein.

i Sachsen-Altenburg. Altenburg, 20, Aug. (D. A. Z) In der 21sten Sibung der Landschaft wurde der Bericht der juridishen Deputation über den Geseß - Entwurf, das landschaftliche Recht der Juitiative bei der Gesebgebung betreffend, erstattet, Dieser S ee Folgeydermabena 1) Das Recht, ein Gese in Vorschlag zu bringen, geblihrt so

Landesherrn als der Landschaft; 2) legislative Beschlüsse hit eta können nux mit einer Stimmenmehrheit von 5 sämmtlicher Mitglieder gefaßt werden z 3) sie sind dem Landesherrn zur Sanction vorzulegen und werden durch Ertheilung dieser Sanction zum Gesey erhoben; 4) wird die Sanc- tion eines derartigen landschaftlichen Beschlusses vom Herzoge verweigert so darf derselbe dem Herzog erst dann zur Genehmigung wicder vorgelegt werden, wenn der betreffende Geseßzesvorshlag auf dem nächstfolgenden Lant- tage mit einer Stimmenmehrheit von 5 der gesammten Landschaft nochmals

unverändertangenommen worden istz 5) es stehtindem Ermessen des Landesherrn ecinemauf diese Weis-zum zweitenmale vorgelegten Beschlusse die Sanction zu ver- sagen, Jn diesem Falle muß vor Eröffnung des nächstfolgenden Landtags eine neue Wahl sämmtlicher landständischen Abgeordneten stattfinden, Wird nun aber dersclbe Beschluß auf dem nächstfolgenden Landtage mit einer Stimmen- Mehrheit von # abermals unverändert angenommen und dem Landesherrn zur Genehmigung vorgelegt, so wird der Beschluß mit dem Tage, wo die Landschaft sich trennt, zum Geseß, sollte auch die Sanction des Landesherrn nit erfolgt sein; 6) alle Geseße werden vom Herzoge und in dessen Na- men veröffentlicht ; 7) Geseze, welche auf gänzliche oder theilweise Abände- rung des Grundgesezes abzwedcken, unterfallen den vorstehenden Bestimmun- en nicht; derartige Abänderungen können vielmehr nux auf dem grundge- feplicy vorgezeichneten ene erfolgen, Die Majorität und Minorität der juridishen Kommission, erstere in dem Streben, den Grundsaß der Volks -Souverginetät zur Wahrheit zu

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machen, leßtere in der Ueberzeugung, daß auch in einem constitutionellen Staate der hauptsächlih bestimmende Einfluß auf die Geseggebung dem Volke zustehen müsse, ist von dieser Vorlage nicht befriedigt worden, und deshalb erflärte Minister von Planit, daß der Herzog beschlossen habe, den Entwurf zurückzuziehen und einen anderen der Landschaft vorzulegen, wobei das Ministerium \o weit möglich den Kommissions-Anträgen naczugeben geneigt sei. Uebrigens stelle das Ministerium die weitexe Berathung über den Entwurf der Landschaft anheim und wolle keinesweges die Debatte abschneiden, worauf -die Landschaft beschloß, die Berathung darüber vorzu- nehmen, Der Antrag der Deputation zu §. 1, daß von einem Landesherrn wie frü- her, wo noch der Grundsaß gegolten: L’état c’est m01, nicht mehr die Rede sciu könne, jeßt, wo die Volks-Souverainetät anerkannt sei, dürfe man nur noch von einem Herzog, d. h. von einem ersten Beamten sprechen, wurde von der Landschaft angenommen, eben so mit dem Antrage, daß §. 2 des Geseß-Cntwurfs gänzlih in Wegfall zu kommen habe. §. 3 wurde in der Fassung ange- nommen: „Die von der Landschaft ausgehenden legislativen Beschlusse sind dem Herzoge zur Sanction 2c.“ Eine lange L ebatte riefen die beiden Pa- ragraphen hervor, welche die Kommission eingeschaltet hatte, und die folgen- dermaßen lauten|: „Der Herzog hat sich binnen sechs Wochen über die Bestä- tigung oder Nichtbestätigung des ihm vorgelegten Gefeß - Entwurfes z1 er- flären. Läuft diese Frist erst nah Schluß der Di1akt zu Ende, so hat er seine Entschließung dem Landschafts-Präsidenten und den übrigen landschaft- lichen Beisißern des Finanz-Kollegiums zu eröffnen.“ _ Hiermit erklärte sich die Landschaft einverstanden, während dagegen der Passus: „Baß, wenn in dieser Frist cine Erklärung von Seiten des Herzogs nicht erfolgt, die Ge- seßes-Vorlage als verworfen zu betrachten ist“, mit 17 gegen 11 Stimmen verworfen wurde, Die Fortsczung der Berathung über diesen Gegenstand erfolgt in der nächsten Sizung.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 20. Aug. (O. P. A, Z.) Herr von Andrian, seitheriger zweiter Vice- Präsident der versa)jung- gebenden Reicheversammlung, hat am 13ten d. M. Abends Frank-= furt verlassen, um sich als Gesandter Deutschlands nah Paris und von da nach London zu begeben.

-—— ERCAEE E

Mnsland.

Hesterreich. Pesth, 15. Aug. Der Közlöny briugt folgende Mittheilung des Kriegs-Ministers : „Mitbürger! Unsere tapferen Krieger haben drei Siege erkämpft : Bei Neusina unter dem Kommando des Lber- sten Ernst Kiß, zwischen Verbaß und St. Thomas, unter dem Koms- mando des General Wallenhofer (an diesem Gefechte nahm das Li- nien-Militair und die National-Garde rühmlichen Antheil); bei Ja- rek, unter dem Kommando des Grafen Castillioui. Den ausführli= heren Bericht werde ich morgen mittheilen. Pestb, 15. August 1848, Lazar Meßaros, Kriegs-Minister.“

Benedig, 12, Aug. (Dest, Ztg.) Am 11. August Mor= gens traf von Mestre ein Parlamentair in Venedig ein, mit einem vom Teldmarschall-Lieutenant Welden an die außerordentlichen sardi= nishen Commissaire gerichteten Schreiben folgenden Juhaltes :

„Der General en chek des zweiten Reserve-Corps. An die Herren außerordentlihen Commissaire Sr. Majestät des Königs von Sardinien in Venedig. Padua, 11. August.

Ich habe die Ehre, Sie von inliegendem offiziellen Akte ín Kenntniß zu seßen; ;

Ueberzeugt, daß die von Sr. Majestät dem Könige von Sardinien mit der Ausführung der Conventions-Artikel beauftragten Offiziere rechtzeitig ein- trefen werden, überlasse ih es Jhnen, meine Herren Commissaire, die Feind- seligkeiten einzustellen oder fortzuscyen.

Genehmigen Sie den Ausdruck meiner Hochachtung.

Der General en chel des zweiten Reserve-Corps Welden.“ (Folgt der Abschluß des Waffenstillstandes.)

Der Gegeustand dieses Schreibens wurde an demselben Tage im Palaste des Marchese Colli berathen; die Commissaire meinten, dergleichen Zuschristen kein Vertrauen schenken zu können, Colli, Cibrario und Castelli erflärten sich, für den Fall, daß die Sache richtig sei, aufs neue für die Nepublik, die eigentlich noch gar nicht aufgehört habe zu bestehen. Die Commissaire, hiermit einverstanden, s{lugen nun vor, sofort alle Vertheidigungs - Mittel zu vermehren und 1) alle Ausgänge der Lagunen zu sperren, 2) auf den Wunsch des Volkes dur die Deputirten-Kammer ein Vertheidigungs-Comité zu errihten. Der Vorschlag hatte den einstimmigen Beifall der Cousulta,

Verona, 14. Aug. (Oest. Lloyd.) Die Festung Peschiera ist wieder von den österreihishen Truppen beseßt; die piemontesische Besaßung hat heute, zufolge des am 9, August zwischen dem Kai- serlihen Ober - Kommandanten der Armee in Jtalien, Feldmarschall Radebky und dem König von Sardinien abgeschlossenen Vertragcs, obengenannte Festung geräumt. Obgleich die Nachricht von der Ab- schließung desselben bereits am 10ten Nachmittags hier angelangt war, so eröffnete dennoch jene Besaßung am Abend des Iten und am Morgen des 10ten gegen unsere Seite her ein furchtbares Bom= bardement, welches Vielen das Leben kostete und in der Festung selbst viel Verheerung anrichlete, Ueber dieses Bombardement und d'e Vorbereitungen zu demselben sind wir im Stande, folgende Details zu geben: Um Peschiera mit Nachdruck von allen Seiten anzugrei- fen, wurden am rechten und linken Mincio =- Ufer 4 Batterieen errichtet, welhe im Ganzen 52 Stücke Geschüße von s{chwe-= ren Kaliber, darunter acht 60pfünder Mörser zählten. Um die Er= rihtung dieser Batterieen dem Feinde so viel als möglich zu verber- gen, geschah der größere Theil der Arbeit während der Naht. Am 9ten Mittags waren die Batterieen fertig und die Artillerie an ihren Posten aufgestellt, um nah vorausgegangener, aber leider erfolgloser Aufforderung zur Uebergabe sofort das Feuer zu eröffuen. Um 7 Uhr fingen alle Batterieen zu spielen an, und nah Verlauf von 15 Stunden war die Festung durch Kugeln, Granaten und Bomben im wahren Sinne des Worts erstürmt, Nach der Aussage der Piemon=- tesen selber war die Verwirrung unter der Besaßung gränzenlos und um so größer, als man keine Ahnung hatte von derx großen Anzahl von Batterieen und Kauonen, welhe von allen Seitcn die Fe- stung einshlossen. Am 10ten bei Aubruch des Tages ward das Feuer mehrere Stunden hindurch fortgeseßt, bis zulegt die Kunde vom Waffenstillstande allen Feindseligkeiten ein Ende machte. Uusere junge Artillerie-Mannschaft fand bei diesem Bombar= dement Gelegenheit, sich auszuzeihnen , so daß schon nah den ersten Schüssen das feindlihe Feuer zum Schweigen gebracht war, Allein die furchtbarste Wirkung machte eine Bombe, welche ins feindliche La- boratorium fiel und die darin aufbewahrten gefüllten Granaten zün- dete, Drei Mann fielen als Opfer dieser Explosion, von deren Leich= namen man aber nicht die geringste Spur vorfand; 7 starben vor Schrecken eines plöglihen Todes. Ju derselben Kaserne, die sehr fest gau war, das einzige Asyl der Besaßung, sprengte eine Bombe M : f e und brachte in Aller Gemüther Schrecken und Verwirrung. die Fortse mit Sicherheit annehmen, daß die piemontesishe Besaßung balt ladung des Bombardements \chwerlich noch hätte länger aus=- yaiten ldnnen , und daß ihr der Abschluß des Waffenstillstandes ‘sehr willkommen kam, kraft dessen sie mit Ehren abzog.

Frankreich. National-Versammlung. Sihung vom 19, August, Anfang 15 Uhr, Vice - Präsident Sicroso führt

den Vorsißz. An der Tagesordnung ist die neue Präsidentenwahl. Die Saalwärter stellen die Urnen zureht, Der Präsident zieht durchs Loos die Stimmzettelsonderer, und eme Stunde später oerfündigt Lacrosse folgendes Rejultat: Zahl der Stimmenden 708, Absolute Mehrheit 855. Marrast erhielt 614, Bac (Präsident des Berges) 54, Lacrosse (Kandidat der Rue de Poitiers) 26, Dufaure 5, Ledru= Róllin 6 und* Lamartine 2 Stimmen. Marrast wird demna zum Präsidenten :proklamirt. Louis Blanc bittet ums Wort über einen außerhalb der Tagesordnung liegenden Gegenstand. „Das Blatt La Patrie“, \sagter, „veröffentlichte gestern Abend bereits Auszüge aus den Bauchardschen Aktenstücken, welche kaum um 2 Uhr an uns Repräsentanten vertheilt worden waren. Diese Auszüge behandeln namentlich die Zusammenkunft, die am 14. Mai in meiner Wohnung am Café Tortoni gehalten wurde, und worin angeblih der Zug des 15, Mai zum Entschluß gebraht worden sein soll. J habe mich {hon über die Grundlosigkeit jener Zusammenkunft gerechtfertigtz aber das genannte Blatt hütet sih wohl, die Rechtfertigung beizu- fügen. Es läßt dieselbe absihtlich weg, und ich bitte im Sinne des Artikel 60 des Reglements, die Dringlichkeit auszusprehen.““ Des- longrais behauptet, niht Art. 60, sondern 49 und 50 träten in Anwendung. Vice-Präsident Lacrosse: Sie irren sich! Baune: Auch ich protestire gegen gewisse Stellen der Aktenstücke imvoraus. Nament= lich erfläre ih die Aussagen des Repräsentanten Tür für Verleumdung. T ürck springt auf die Rednerbühne und sagt: „Jch behalte mir für den Tag der Diskussion vor, auf diese Vorwürfe zu antworten.“ Die Versammlung, schend, daß der Skandal schon heute loszubrechen drohe, erstickte rasch die Stimme der Redner und kehrte zur Tages= ordnung, nämlich zu den gütlichen Vergleichen, zurück. Dupin der Aeltere möchte die allgemeine Diskussion noh einmal einfädeln und die dem Entwurfe des Geseßgebungs - Ausschusses zunächst lieginde Proposition Rondeau's zur Berathung gebracht sehen. Er wünscht daher, die Versammlung möge sih zwischen der Rondeauscheu Pro=- position und dem Entwurfe des Handels- Ausschusses sofort entschet=- den. Favre verlangt die unmittelbare Berathung des Handels-Aus= {uß-Eutwurfs. Crespel unterstüßt dieselbe. Die Versammlung beginnt denEntwurfdcsHandels- Ausschusses. Art. 1 lautet : „Jeder Handelsmann, der seit dem 24. Febr, seine Zahlungen oder sein Geschäft eingestellt, fann auf einen Monat lang von seinen Gläubigern Stundung erha!= ten, wenn er seine Gründe dem Handelsgerichte vorlegt und aus seinen Büchern nachweist, daß seine Geschäfte bis zum 24. Februar gut standen, Das Handelsgericht prüft diese Eingaben und ernennt aus der Zahl der Gläubiger einen oder mehrere Kommi)arten, welche zu einer freiwilligen Jnventarisirung schreiten. Auszug aus diesem Urtel mit genauer Bezeichuung der Vor=- und Zunamen 2c. der Li- quidations - Kommissarien is in drei pariser Blättern zu veröffentli- chen oder, wenn der Antragsteller in der Provinz wohnt, in zwe1 Jour= nalen seines Departements. ‘’ Nach langer Disfussion und mancherlei vergebens versuchten Zusäßen geht dieser Artikel durh. Art. 2 lau- tet: „Unter Aufsicht von Kommissarien seßt der Schuldner seine Ge- {äfte fort. Diese Kommissarien haben über Verwendungen von Ein- nahmen und Ausgaben zu bestimmen.“ Auch dieser Artikel wird än- genommen. Art. 3 lautet : „Die Kommissarien haben sich die Bücher, Korrespondenzen, Papiere, Gelder und Waaren vorzeigen zu lassen und hiernach die Aktiva und Passiva zu bestätigen.“ Wird ebenfalls angenommen. Ju diesem Augenbli (kurz vor Uhr) zieht eine be= deutende Menge Truppen in die Nähe des Sißungssaales; eim Ka= vallerie-Regiment \perrt die Konkordienbrücte, und die Quais werden mit Schildwachen beseßt. Das Gerücht geht, an der Porte St, Denis hätten sich mehrere Tausend Frauen und Kinder der Insurgenten zusammengerottet, um über die Bouvelards dem Revolutionsplaße zuzuziehen und der Na- tional-Versammlung eine Bittschrift zu Gunsten ihrer eingesperrten und respektive deportirten Männer und Väter. zu überreihen. Vie Versammlung sebt indessen ruhig ihre Berathung fort. Art. 4 han- delt von der Zusammenrufung der Gläubiger in den Zeitungen, von der Verification der Aftiva und Passiva und dem Gutachten, ob freiwilliges Uebereinkommen b:willigt wird oder niht. Wird nah langem Zaudern verworfen und hicrèurch der ganze Entwurf fast in Frage gestellt. Es herrsht großes Erstaunen im Saale, Die Siz- zung wird um 6 Uhr geschlossen.

Paris, 19. Aug. Heute Vormittag hat der Marquis von Normanby dem General Cavaignac sein Beglaubigungsschreiben als mit einer besonderen Mission bei dec französischen Republik beauftrag=- ter außerordentlicher Botschafter und Bevollmächtigter Englands überreicht.

Auf den Straßen nah Jtalien eilen Couriere hin und her. Gestern Abend meldeten die Blätter, Kail Albert habe zu Gunsten seines sechsundzwanzigjährigen Sohnes, des Herzogs von Savoyen, abgedanft, weil kein Minister den Waffenstillstand have gegenzeichnen wollen. Karl Albert habe vergebens sih bemüht, cin neucs Ministe= rium zu bilden. Es sei ihm aber überall abs{lägige Antwort er= theilt worden, und in dieser Verlegenheit habe er abgedankt.

Jm heutigen Messager liest man: „Es is angezeigt worden, daß der Kaiser von Oesterreich die Vermittelung Englands und Frank=- reis in den italienishen Angelegenheiten angenommen habe. Der Morning Herald vom 17. d. sagt: Das gemeinschaft!:che Vermit=- telungs-Anerbieten sei dem Kaiser zu Jnnsbruck gemacht worden, seine Autwort habe jedoch gelautet, daß er sich mit seinen Ministern in Wien berathen und einen Bericht des Marschalls Radezky abwarten wolle. Wir wissen indeß siher, daß die Annahme von Seiten des Kaisers entschieden is, unter der einzigen Bedingung, daß er bei der Unterhandlung repräsentirt werde. Rom soll als Ort der Kouferen- zen vorgeschlagen worden sein, man hofft aber, daß sie in Grenoble stattfinden werden.“ Die Presse sagt: „Der sardinische Botschafter, Herr von Brignoles Sale, soll Herra Bastide erklärt haben, das sar= dinishe Ministerium habe gegen den Waffenstillstand, dessen Text ver- öffentlicht worden, protestirt, Wenn diese Nachricht sich bestätigt, so ist sie sehr ernst, besonders in Verbindung mit den Vorgängen in Genua, wo die Regierung täglich einen entschiedeneren Oppositions- Charakter gegen alle Umgebungen des Königs annimmt, Ohne Zweifel ist es diese neue Verwikelung, welche zu den umlaufenden Gerüchten von der Abdankung Karl AÄlbert?s zu Gunsten seines Sohnes , des Her= zogs von Savoyen, Anlaß gegeben hat. Aber so beflagenswerth die Lage Karl Albert's sein mag, und wie groß die politischen und per= sönlihen Schwierigkeiten sein mögen , die ihn umgeben, so glanben wix doch niht, daß er den ihm zugeschriebenen Gedanken auch nur einen Augenblick gehegt hat. Der Herzog von Savoyen is sehr vopulair in der Armee. Karl Albert dagegen hat, mehr durch die Schuld seiner Generale als dur seine eigene, n er Tagen die Popularität eingebüßt, welche ihm die gy Volke gemachten Zu= geständuisse und sein Einrücken 1n de, en ardei erworben hatten, Es is also niht unmögli, daß neue Verlegenheiten und neue Un- glücfsfälle das zur Wirklichkeit machen können , was seßt nur noch ein unbegründetes Gerücht ist, Der Constitutionnel ver- sichert gauz bestimmt, daß der sardinische Botschafter gegen den Waffenstillstand protestirt habe. „Wir hören““, sagt dies Blatt, „daß in einer Berathung italienischer Rechtsgelehrten erklärt worden, General Salaêco habe in der Unterzeichnung des Waffenstillstandes seine Vollmachten überschritten, indem er befestigte Pläße aufgegebên und die Regierung kompromittirt habe,“ Dex Courrier fran-

eas berihtet: „Man wird sich erinnern, daß wix vor eiger Zeit erwähnten, ein österreichischer Abgesandter sci auf seinem Wege nah London durch Paris gekommen, und zwar derfelbe, der früher im Hauptquartier Karl Albert’s gewesen. Wir sind uun m Stande, einiges Nähere über die gepflogenen Unterhandlungen mitzutheilen. Es scheint gewiß, daß Oesterreich, ungeachtet seiner Siege, die Lom- bardei aufgeben und nur das venetianische Gebiet behalten will, aber unter zwei Bedingungen : erstens, daß die Lombardei uicht mit den jar= dinischea Staaten vereinigt werde, und zwetten®, daß für die lombardische Schuld nicht aufzukommen habe. Außer diesen persönlihen Anord-= nungen verlangt Oesterreich, in Betracht der Neutralität, welche der König von Neapel mit so viel Gefahr beobachtet hat, zu Gunsten des zweiten Sohnes desselben das Königreich Sicilien, dessen Unab- hängigfkcit anerkannt werden soll, Vies stud, wie man uns versichert, die Grundlagen der jeßt s{webenden Unterhandlungen, und dieselben sind auch vou Herrn vou Gagern, als Repräsentanten der franf= furter National - Versammlung, augenommen wordea. Was Venedig betzifft, so wird es nicht nur einen Theil der österreichischen Mo= narchie bilden, sondern auh dem deutschen Bunde einverleibt weiden z es wird Abgeordnete in das Parlament zu Wien und in die Ver- sammlung zu Frankfurt senden. Auf der Citadelle von Venedig wird die deutsche Fahne ueben der österreichischen wehen.“

Der Polizei- Präfekt hat gestern wieder ein Büiletin über den Zustand der Hauptstadt publizirt, welches sagt, daß die Aufregung, die in den lezten Tagen abermals die Gemüther eingeuommen habe, sich wieder lege, und daß kein ernilicher Anlaß vorhanden sei, eine neue Störung der wieder Plaß greifenden Sicherheit zu besorgen ; fast auf alleu Punkten des Landes zeige sih {hon eine merkliche Bes= serung in den Geschäften und im Handelsverkehr, und die Leichtig= feit, womit die leßte Staats-Anleihe zu Stande gekommen, beweise, daß auch das Geld sih dem öffentlihen Vertrauen nicht entziehe.

Der Generalstab der pariser Nationalgarde is aufgelöst. Bis- her geshah die Bildung des Generalstabs durch Wahlz auf Spezial- befehl Cavaignac'’s vom 15. August ist derselbe unmittelbar von ibm selb ernannt worden. Ju Folge obiger Generalstabs- Reform erläßt heute Changarnier, Geueralissimus der hiesigen Nationalgarde , eincn Tagesbefehl, der allen Posten = Chefs vorschreibt , sich nah dem Na- men und dem Grade desjenigen Generals vorber zu erkundigen, von dem ein solcher Befehl ausgeht. Dieser Tagesbefehl beginnt mit den Worten: „Wenn gegen unsere Wünsche die Nationalgarde uo ein- mal berufen sein sollte, einen Kampf zu beginnen, dann wird der un- terzeihnete Ober - Befehlshaber nur eine geringe Zahl von Befehlen ertheilen, die in folgender Weise ihre Ausführung zu erhalten.“ (Folgen nun die Details.)

Der erste Band der Aktenstücke des politishen Untersuhungs- Berichts der Herren Senard und Bauchart is nun erschienen. Die Journale füllen sih bercits mit wörtlihen Abdrücken und Auszügen, die aber nichts von wesentlicher Bedeutung enthalten, was nicht schon aus dem der National-Versammlung vorgelesenen Kommissionsbericht bekannt wäre. Es is} eine Zusammenstellung aller Verhör=Protokolle. Heute Abend wird der zweite Band dieser Aktenstücke erwartet.

Der Moniteur bringt heute das Reglement, das dem Beschluß der National-Versammlung vom 15, Juli rücksichtlih der Einführung von Arbeiter =- Associationen bei Uebernahme von öffentlichen Arbeiten als Vervollständigung dient. Die Arbeiten, welhe der Minister an dergleichen Arbeiter - Vereine direkt zuschlagen darf, sind folgende : 1) Erdarbeiten, 2) Steinbrüche, 3) Brunnen und Gewölbe, 4) Fluß- vertiefungen, 5) Steinsprengen für Straßenbau, 6) Anfertigung oder Bearbeitung des sogenannten trotenen Steinmaterials (Backsteinen), besonders häufig angewandt bei Anlage von Grundmauern, 7) Häu- ser- uud Monumoental-Skulptur, 8) Maurerei, Zimmerei, Tischlerei, Slosserei, Dachdeckerei, Straßenpflasterei u. #. w., wenn zur Aus=- führung dieser Arbeiten vom Vereine keine Materialien zu liefern sind. Alle diese Arbeiten darf der Minister solchen Arbeiter-Associa= tionen in öffentlihen Bietungs=Terminen direkt zushlagen, vorausge- sezt jedoh, daß ter Kostenanschlag nicht über 20,000 Franken läuft. Auch spricht sich das Reglement noch über die Bedingungen aus, welche jener Beschluß der National - Versammlung an dergleichen Zuschlag von Arbeiten knüpft.

Jn der Nacht vom 17ten zum 18ten find abermals, zu zwci und drei an einander gefesselt, 495 Jrsurgeuten aus den Forts nach Havre gebracht worden. Der Moniteur bringt heute ihre Namen. Es befinden sih darunter au ein paar Deutsche.

Jn den Mairie- Aemtern werden seit gestern wicder bedeutende Massen von s{harfen Patronen an die Nationalgarde vertheilt.

Großbritanien und Jrland. London, 18, Aug. Heute fand im auowärtigen Amte wieder ein Kabinets - Rath statt. hre Majestät die Königin is gestern wieder nah Oébornebouse, Jusel Wight, abgegangen. 2 S E

Graf Ludolf, neapolitanischer Gesandter in Rom, bestudet sich, wit einer Spezial - Misston seines Hofes betraut, seit einigen Tagen hier und wurde gestern durch den Fürsten von Castelcicala, ben Ve- sandten Neapels, Lord Palmerston vorgestellt. _ | :

Den Schluß der gestrigen Unterhaus-Sibßung bildete eine Debatte über die zweite Lesung der Bill zur Unknüpfung diplomati= her Verbindungen mit dem päpstlichen Stuhle. Lord Palmerston beantragte dieselbe und führte zur Motivirung hauptsächlich kommer- zielle Gründe an, welche cs für England wünschenêwerth machen, ín Beziehung zu dem römischen Hofe zu treten. Die constitutionellen Einsprüche von Seiten der hochkirchlicen Partei berührte der Ministcr nur obenhin, weil sie nicht haltbar wären uud England nach ihnen eben so gut mit einer muhamedanischen Macht nicht in- Verbindung treten dürfe aus Furcht, sein Souverain könne muhamedanish werden. Herr Anstey beantcagte die Verwerfung der Bill, und Herr Ur- qubart unterstüßte den Antrag, doch würde derselbe uach längerer Diskusfiou mit 125 gegen 46 Stimmen verworfen und die Bill zum zweitenmal verlesen.

Ju Birmingham sind zahlreihe Verhaftungen unter den dortigen Chartisten vorgenommen worden.

Mit dem „Jupiter“ sind Nachrichten aus Lissabon vom 9ten d. M. eingegangen. Sie melden, daß die Finanzanträge der Regierung wegen Beschaffung der Vittel und Wege für das Finanz- jahr bis zum 30. Juni 1849 und Deckung des Defizits von der De- putirtenkfammer angenommen und an die Pairskammer verwie- fen seien.

Das Dampfschiff „Hibernia“ hat gestern neuere Nachrichten aus New =- York bis zum 2, August nach Liverpool überbracht. Der Senat in Washington hatte eine Bill angenommen, deren eigeut- liher Zweck war, die Einführung der Sklaverei in Neu-Mexifo und Californien zu gestatten. Allein das Haus der Repräsentanten wei- gerte si, über diese Bill auch nur zu berathschlagen. Die Sklave- rei geht auch in den Vereinigten Staaten offenbar ihren Ende ent- gegen. Jun Mexiko, aus dessen Hauptstadt die Berichte bis zum 14. Juli reichen, haben Bustamente, an der Spiße der Regierungs=- truppen, und Paredes, der mit Jarnata die Aufständischen befehligt, sich eine Schlacht geliefert ; beide Parteien {reiben sich den Sieg zu. Jn der Hauptstadt Mexiko wart:te das diplomatishe Corps, nämlich die Vertreter der Vereinigten Staaten, Preußens, Englauds, Frankreichs und Spaniens, dem General Herrera auf, um ihm zum

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Antritte seines Amtes als Präsident ihren Glückwunsch darzubringen. Jn YMukatan hat der europäishe Stamm endlih die Oberhand ‘be- fommen ; die Judianer siud in mehreren Treffen geschlagen. Von den 30,000 Dellars, welche die merkanishe Regierung deu Einwohnern von Yukatan zugesagt hat, sind 10,000 in Campeche angekommen.

Niederlande. Aus dem Haag, 17. Aug. Die zweite Kammer der General =- Staaten hat gesiern die Diskussion über die Revision des Grundgeseßes begonnen, welche heute fortgeführt wurde. Heute sind seitens des Gouvernements neue Modificationen zu der= sclben vorgelegt worten.

Schchweiz. Zug. - Der Große Rath hat am 14, August mit 37 gegen 24 Stimmen beschossen, Tem Volke den Entwurf der Bun=- desvrrfassung mittclst einer Proclamation zur Annahme zu empfehlen, Abstimmung: Sonntag den 20. Augu#ft.

Graubüundten. Nach Berichten, die der Bünduer Zeitung

von Sr. Maria zugekommen waren , hatte das Veltlin sich als Re-

publik erklärt, und war man eutshlossen, auf dem Stelvio den Kampf fortzuseßen. Nach dicsen Berichten hatten auch dort mebrere Gefechte stattgefunden, wobei die Jtaliener die Oberhand behielten. Spätere Nachrichten melden dagegen, daß bedeutende Haufen italienischer Flücht- linge von dieser Seite her in Graubündteu anlangen, so daß. der Kleine Rath sich bewogen fand, den betreffenden Gerichtsbehörden besondere Verhaltungëmaßregeln vorzuschreibe», Sodann ist cine Jä= ger- Compagnie an die Gränze abgeordnet worden,

Tessin. Die Regierung von Tessin schickt täglich Depeschen an den Vorort, um über die Lage der Dinge zu berichten, Es zeigt sich aus denselben, daß neben vielen bürger!ihen Flüchtlingen auch Sol= daten in die Schweiz kommen, die meijten zwar einzeln und unbewaff- net, dech auch etliche Compagnieen mit Waffen, Sack und Pa, ja sogar mit 3 Haubigen. Die Wassen sind ins Junuere des Kantons gebracht worden,

Basel=-Stadt, 17. Aug. (O. P. A. Z.) Heute wurde über die neue Bundes-Verfassung hier abgestimint. Sie wurde mit ciner Mehrheit von 1364 gegen 186 Stimmen angenommen, ein Verhält= niß, wie es sih zu Gunsten des Entwurfes noh uirgends in der Schwriz herausgestellt hat. Noch größer würde dic Zahl der An- wesenden geworden sein, wenn, wie es im neuen Bunde vorgeschrieben ist, bereits schou jeder hier wobnende Schweizer hätte mitstimmen dürfen. Aus diesem Ergebniß darf man jedoch uicht schließen, als sei cs die Folge des inneren Werthes des Entwurfs, der im Gegen=- theil die bisherigen abgeschlossenen inneren Verhältuisse Basels we- sentlich umgestaltet und in materieller Beziehung diesem Kantone nicht unbeträchtlihe Nachtheile zufügtz seine Anuahme geht vielmehr aus dem Wunsche hervor , endlich einmal aus dem prefären Zustande der

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Sch weiz herauszukommen und sich in Erwartung des Besseren mit

etw-s minder Gutem zu begnügen.

Basel-Land. (E. Z.) Jm hücsigen Kanton ijt nun Folgen- des das Resultat der gesammten Abstimmung über die neue s{chweize= rische Bundes-Verfassung: Annehmende 3066, Verwerfende 430. Es betheiligte sich nahe die Hüälste der Stimmberehtigten,

Waadt. Die Großraths-Kommission, die den Bundes - Ent- wurf zu prüfen hatte, hat sih mit Ausnahme eines Mitgliedes ein- stimmig für Annahme der Bundez-Verfassung erklärt. Der Große Rath is auf den 22, Angust einberufen. Der Nou v. V. glaubt, die Volfs-Abstimmung werde am 2. oder 3. September stattfinden.

Italien. Turin, 14. Aug. (D. A. Z.) Die von Karl Albert unterm 10, August aus Vigevano an die Völker des Reichs erlassene Proclamation lautet vollsiändig :

Die Unabhängigkeit Ztaliens trieb mich zum Kricg gegen unseren Feind. Von der Tapferkeit meiner Armce unterstüßt, lächelte anfangs der Sieg unseren Waffen. Weder ih noch meine Söhne siud vor der Gefahr ge- wichen, Die Heiligkeit der Sache verdoppelte unseren Muth. Das Lächeln d:s Sieges war von kurzer Dauer. Der Feind war angewachsen, und mein Heer stand fast allein im Kampfe. Der Mangel an Lebensmitteln zwang uns, Stellungen, die wir früher erobert, Landestheile, welche die ita- lienischen Waffen befreit hatten, zu verlassen, Mit dem Heere hatte ih mich zur Vertheidigung Mailands zurückgezogen; erschöpft aber von den langen Anstrengungen, konnte dieses nicht eine neue Feldschlacht wagen, denn auch die Kraft des tapferen Soldaten hat ihre Gränzen. Die innere Vertheidigung der Stadt konnte nicht durchgesührt werden. Es fehlte an Geld, es fehlte an genügenden Munitionen und Lebensmitteln, Die Brust der Bürger hätte vielleicht einige Tage widerstehen können, nur aber um uns unter den Ruinen zu begraben, nicht um unseren. Feind zu besiegen, Eine Convention wurde von mir eingeleitet; von den Mailändern selbst wurde sie weiter betrieben und unterzeichact. Jch kenne die Beschuldigun- gen, mit welchen Einige meincn Namen beflecken möchten. Gott aber und mein Gewissen sind Zeugen von der Redlichkeit meiner Handlungen. Der unpartetischen Geschichte überlasse ih das Urtheil. Jeßt aber is ein Wasf= fenstillstand von sechs Wochen mit dem Feinde abgeschlossen wo:den. Ju dieser Zeit werden wir ehrenwerthe Friedens-Bedingungen erhalten oder wir werden wieder zum Kampfe schreiten. “Mein Herz schlug immer für die italienische Unabhängigkeit, aber Jtalien hat der Welt noch nicht zu erken- nen gegeben, daß es allein hierzu zu gelangen vermag, Völker des Reichs, zeigt euch stark bei einem ersten Unglück! Bringt die freien Institutionen, die neu unter euch entstehen, in Anschlag. So wie ih, nachdem ich die Bedürfnisse der Völker erkannt, sie euch zuerst gewährt, so werde ich sie zu jeder Zeit gewissenhaft zu beobachten wissen. Jch gedenke der Leberhochs, mit welchen ihr meinen Namen begrüßt habtz sie klangen noch in meinen Ohren mitten im Getöse der Schla6t. Vertraut ruhig auf curen König. Die Sathe der italienischen Unabhängigkeit ist noch uicht verloren,“

Genua, 9, Aug. Eine Kommission is so eben an den König abgeshickt worden, um ihm den wahrhaften Sachzustaud zu erkennen zu geben, Die Stadt if in Aufregung; man transportirt Pulver, Kanonen, (7 Uhr Abends.) Das Volk ist in Gährung. Am denk= würdigen Stein von 1746 hat man so eben den Schwur des Hasses und der Vertilgung gegen die fremden Unterdrücker erneuert, Zwei Männer, welche sich bestrebten, die Volksbegeisterung aufzuhalteu und Zwietracht guszustreuen, sind ergriffen und gemißhandelt worden;z die Bürgerwehr bat sie nur mit Mühe halbtodt der Wuth des Volkes zu entreißen vermowt. Die Ordnung und Ruhe haben sich so eben Ma dd aber man muß gegen neue Ausbrüche auf der Hut sein.

Florenz, 9. Aug. (D. A. Z.) Seit meinem leßten Briefe hat sich - die Lage der Dinge hier bedeutend geändert. Der Gonfaloniere (Ober-Bürgermeister) von Florenz, Baron Bettino Ricasoli, der den Auftrag erhalten hatte, ein neues Ministerium zu bilden, ist theils an der all= gemeinen Unlust, in diesen kritischen Zeiten ein Portefeuille anzunehmen, theils auh wohl an dem Widerwillen gegen seine eigene Persönlichkeit gescheitert. Die Präsidenten der beiden Kammern, dié der Groß= herzog hatte zu sich kommen lassen, um ihren Rath über eine neue Combination zu hören, haben einen solchen mit ihrer Stellung un- vereinbar erklärt, Da indessen die Ereignisse immer mehr drängten, die Oesterreicher sich von der modenesishen und römishen Gränze aus drohend näherten, so hat sich das abgetretene Ministerium bereit erklärt, seine Functionen vorläufig weiter auszuüben unter der Be=-

dingung eines Vertrauenêvotums von Seiten beider Kammern. Das- selbe ist ihm denn auch (in der Deputirten - Kammer oder {vie sie hier heißt, dem Cousiglio generale, gegen eine Minderheit oón 7 Stimmen) gewährt worden, zugleich mit der Eimächtigung, während der näthsten 8 Tage sowohl gegen Einzelne als gegen die Presse, die politischen Vereine und Versammlungen mit discretionairer Gewalt einzuschrei- ten, also eine Art Suepenfion der constitutionellen Garantieen. Allgemeinen billigt die öffentlide Meinung diesen Beschluß der Kammern, da sich bedenkliche revolutionaire Gelüste unter der Masse des Volks und hier und da Jnsubordination bei dem Militair zu zel= gen begannen. Nur die radifale Presse ist natürlih sehr aufgebracht, eines ihrerOrgane,-derJnflessibile, hat sein Erscheinen auf aht Tage suspendirt, zugleih eine energische Protestation gegen jene Maßregel beisügend, der sih ein anderes Blatt, der Popolano, angeschlossen hat. Leßterer fährt jedoch, nur mit Wegla}sung der polemisirenden Artikel, fort, zu erscheinen. Der englische Gesandte hat seine Vermittelung bei den österreichifchen Generalen angeboten, und es dahin gebracht, daß Welden erklärt hat, die toëcanishen Gränzen respeftiren zu wollen, unter der Bedingung, daß in Toscana die Ordnung aufrecht erhalten werde, daß keinerlei Angriff gegen österreichishe Corps und fein Auf= gebot in Masse stattfinde. Der englishe Gesandte hat diese Bedit= gungen garantirt, und die toêcanishe Regierung is darauf eingegan= gen. Die toscanischen Truppen sind vorläufig in Parma stationirt, werden si aber wohl bald auf die toscanishe Gränze nah Pontremoli zurückziehen. Jm Allgemeinen herrscht hier eine große Entmuthi=- gung, das „lItalia farà da sè“ is verschwunden; man hofft nur noch auf eine französische bewaffnete oder eine englische unbewaffnete Fntervention, Selbst die Journale stimmen ihren hohen Ton sehr herab.

Modena, 12. Aug. Der Herzog Franz V. ist am 10. August wieder in scine Residenz eingezogen, nachdem er unterm 8. August von Mantua aus eine Proclamation erlassen hatte, in welcher er anzeigte, doß er nah der Stimme seines Herzens und der Pflicht sich wieder seinen geliebten U. terthanen nähere; obschon un= gern, müsse er erinnern, wie eine trubulente Minderheit den ebrgeizigen Absichten einer benahbarten Regierung gedient und an der Zerstörung eines unabhängigen Staats Theil genom- menz er hoffe, daß die große getreu geolicbene Mehrheit nah Kräf= ten zur Herstellung thres Souverains und der öffentlichen Ordnung beitragen werde. Besonders erwarte er das von den Truppen, welche wider Willen durh die Verhältnisse gezwungen wur=- den, für eine Sache zu fechten, die nicht die ihrige war. Er er= mahnt zu guter Aufnahme der österreichischen Truppen, die als Freunde und Befreier kommen. Unverzüglich wolle er sich übrigens mit den Zugeständissen beschäftigen, die er zu machen geneigt war, damit das Land der Institutionen sich erfreuen möge, welche die Zeit erfordert, und welche mit denen der 9iachbarstaaten übereinstimmen,

Rom, 7. Aug. (D. A. Z.) Seit “gestern rit hier ein rei- tender Cilbote nach dem anderen aus Bologna mit Nachrichten vom Vorrücken bsterrcichisher Corps auf päpstlihem Ge= biete ein. Jn Rom herrsht darüber {hon seit gestern die größte Bestürzung, Ju dieser Verwirrung, wo alle höhe= ren Staats - Beamten den Kopf verloren zu haben seinen, wollte die Revelutionspartei der Bürgergarde bei einbrechen= der Dunkelheit einen Handstreih auf die Wohnungen der Kar=- dinäle und den päpstlichen Palast des Quirinals ausführen und die Engelsburg überrumpelu, deren Kanonen die Stadt beherrschen. Da wurden in aller Eile die Guardie nobili, Gendarmen, die regulaire Miliz nebst der s{hweizer Leibwache des Papstes (leßtere trägt sonst nur Hellebarden) mit Musketen bewaffnet; jeder Manu erhielt 60 scharfe Patronen, um damit auf das gefürchtete Attentat der Civica zu ant- worten. Solche außerordentiihe Vorkehrungen erhielten die Ruhe. Dabei aber wuchs mit jedem Augenblicke die leitenshaftlihe Unruhe der Gemüther bei seder neuen Kunde aus der Romagna. Ohne wei- ter auf das hier geltende strenge, jede Handarbeit am Sonntag ver= bietende Kirchengeses Nüksicht zu nehmen, Ueß der Kriegs - Minister Graf Campello alle Pressen der Kammerdruckerei noch gestern Abend in Bewegung seßen, um folgenden Aufruf zu veröffentlichen, in wel= chem die augenblidfiche Stimmung des ministeriellen Roms mit alleu ihren Tönen und Klängen lgut wiederhallt. 40,000 Exemplare des Dokuments wurden abgezogen und heute in alle Gegenden des Kir= chenstaates verschickt.

„Soldaten und Bürger! Jn diesem ernsten Augenblicke, wo die Vorsé- hung die Errettung Jtaliens auf eine fürchterliche Probe stellt , steht der Feind auf dem Punkt, in die Legationen vorzurücken, oder vielmehr , er ist schon eingerückt. Welches Schicksal harrt der Provinzen und des ganzen Staates, wenn uns nicht ein verzweifelter Muth mit jener Stärke waffnet, deren ein Volk, das will, stets fähig ist? Das Vaterland wendet sich des- halb an euch, tapfere. Soldaten und Bürger-Freischaaren, an euch, die ihr euch bei den legten Kriegsgelegenheiten seiner so würdig zeigtetz an euch, denen kein Anderer es zuvorthut an Sinn für bie Unabhängigkeit Italiens, wendet sich das Vaterland mit der Bitte, zu neuem Streite für dasselbe das Schwert umzugürten, zur Vertheidigung des gesegneten Landes hinzufliegen, das uns das Leben gab. Fern von mir ist der Gedanke, daß anderer Sinn als Edelsinn euch beherrscht, Wäre aber auch dies der Fall, so rühre euch die Erinnerung au unsere verbrannten und zerstörten Städte, an die ent- ehrten Gattinnen und Töchter, an die getödteten waffenlosen Greise und Kinder. Zu den Waffen, zu den Waffen im Namen des Gottes, der de vandaliihen Rache eines grausamen Feindes ein seine Rechte und seine Heerd vertheidigendes Volk nicht überlassen kann, Damit indessen Alles unter den gegenwärtigen traurigen Umständen in der Ordnung und mit der Einigfeit betrieben werde, welche ein militairishes Aufgebot und eine mi- litairische Bewegung allein fördern kann, so verordnen wir nach dem Willen Sr. Heiligkeit des Papstes Folgendes: Die Bürgerlegionen und Freischaa- ren-Corps, die aus dem Venetianischen jüngst zurückamen , sollen in ihren Reihen Alle aufnehmen, welche in dieselben einzutreten wünschen. Jn allen Ortschaften des Kirchenstaatcs sollen mobile Kolonnen in Compagnieen (jede zu 150 Mann) errichtet werden, Jedes Corps soll unter Führer seines völligen Vertrauens gestellt werden, welche im Vereine mit einem Adminf- strationsrath Uniformen und Kriegsmaterial selbst herbeischaffen. Jedem Corps wird ein Kriegsrath mit der weitesten Vollmacht beigegeben, der zur Aufrechthaltung der Disziplin, so wie zur Bestrafung jedwedes Verbrechens, autorisirt is, Zur Bestreitung der Unterhaltungsfkosten dieser Corps, seien sie persönliche oder dingliche, wird das Kriegs - Ministerium die nöthigen Fonds her¿eben und macht die Administrationsräthe für die Verwendung vcrantwortlih, Sobald diese Schaaren geordnet sind, sollen fic sh flugs nach Cattolica (in der Legation Rimini) und nach Ancona hín auf den Weg machen. Diesen Bedingungen haben sich die Krieger zu unterwerfen, welche von Vaterlandsliebe und Eifer den Staat zu retten beseelt ander durch die Macht der Umstände gebotenen schnellen und nothwendigen r theidigung Theil zu nehmen bereit sind. Rom, 6, August 1848. Der Mi= nister Campello,“ i

Spanien. Madrid, 14. Aug. Seijas Lozano fon 90 Sartorius? Stelle Minister des Junern werden und Pidal an Arrä- zola?s Stelle das Justiz-Portefeuille übernehmen. Auch it Miegee Departement steht ein Wesel bevor, Die Cortes sollen früher al gewöhnlich zujammenberufen werden. ' v zaN V

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