1848 / 115 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

E Ta

Ir Um dnn

A

j jestät der König n. Berlin, 26. Aug, Se. Majestá g Fee Da geruht: Dem Oefonomen Adolph E D [n zu Alt-Kiüfken im arnswalder Kreise die Aulegung A m T heDe Königlich spanischen St. Fernaudo-Ordens zu gestatten.

Berlin, 26. Aug. Nach dem heutigen Miliga ird o dav: blatte is der Hauptmann Baron von Kinsky as LS Di tüm Lten a T v afen: Vie Major a “i0te Jufanteélé - Régis

mer vom 22\ten, als Vîc Juf:

DERT edt, der S icapémann Her warth von E E A 6ten Jufanterie Regiment, zum Major ernannt wor E Je! r M dem Major von Starojte vom 22sten dee E e Oberst-Lieutcnant mit der Regimeuts-Uniform mit deu Hos fund ßigen Abzeichen für Verabschiedete, Aussicht auf Cio! Ls und Pension, dem Hauptmann Fiedler vom lsten Batai I 22sten Landwehr-Regiments als Major, dem Rittmeister von Tres ow Ee lsten Bataillon 18ten Landwehr-Regiments Als Major mis der Re- giments-Un:form mit den vorschriftêmäßigen Abzeichen für Verabschie=- dete der Abschied bewilligt worden.

Berlin, 26. Aug. Aus dem Ministerium der geistlichen, Un- terrihts- und Medizinal-Angelegenheiten geht uns folgende Mitthei-

zu:

8 Nachdem die Wünsche und Anträge der Mehrzahl der Lehrer- Kollegien in Betreff einer Resoum der höheren VLedraustalten zur Kenntuiß des Ministeziuins der geistlihen , Unterrichts - und Me- dizinal - Angelegenheiten gelaugt sind, hat dassc!be nunmehr wegen einer Wahl der zur Berathung über diese Angelegen?eit einzuberu- fenden Direktoren und Lehrer an die Königlichen Provinzial - Be= hörden das Erforderliche verfügt. ;

" Die Gesammtzahl der Ein,uberufenden ist, theils um die Bera- thung nicht unnüß zu ershweren, theils um die Kosten nicht über die Gebübr zu vermehren, auf 31 festgestellt und mit möglichster Berü- sichtigung der Zahl der Lehranstalten und ihrer Lehrer auf die ein- zelnen Provinzen verthcilt worden.

Die Einzuberufenden sind zu wählen : :

1) für die Gymnasien, Progymnasien und solhe Anstalten, wel? den Lectionsplau der unteren resp. mittleren Klassen der Oymnasien zum Grunde legen ;

9) für die zur Abhaltung von Entlassungs - Prüfungen bereh= tigten höheren Bürger- und Realschulen, für die mit diesem Rechte nicht versehenen höheren Bürger- und Stadtschulen, Rekterate und solche Anstalten, welche den Lectionsplan der niederen resp. mittleren Klassen der zu Entlassungs - Prü- fungen berechtigten höheren Bürgershulen zum Grunde lé- gen und in welchen entweder im Lateinischen oder Franzö- sischen oder in beiden Sprachen öffentlicher Unterricht er- theilt wird.

Waßlbercchtigt und wählbar sind alle Direktoren und Rektoren, so wie die ordentlichen Lehrer und die definitiv angestellten Hülss- lehrer der vorerwähnten Lehranstalten , jedoch nur für dic Kategorie derjenigen Schulen, denen sie angehören. Die mit den ad 1 und 2 er- wähnten Schulen etwa verbundenen Vorschulen und Elementar-Klassen und die für dieselben angestellten Lehrer können bei der Wahl nicht berüsihtigt werden. :

Da «cs der Zweck der Versammlung erheischt und mit Recht ein- zelne Lehrer-Versammlungen es als wünschenswerth anerfanut haben, daß uicht blos Lehrer, sondern auch Direktoren, welche die Erfahrung, wie Schulen zu leiten siad, für sich habeu, au derjelben Theil neh-= men, \o it iu denjenigen Provinzen, die mehr als einen Vertreter der Juteressen der höhereu Lehranstalten für die eine oder die andere Kategorie zu senden laben, wenigstens ein Direktor, aber auch we- nigstens ei n Lehrer zu wählen. G :

Die Wahl geschieht durch Stimmzettel, und ist für den Gewähl= ten die absolute Majorität ber Stimmen erforderlich.

Sobald das Resultat der Wahlen zur Kenntniß des Ministe- riums gelangt, wird es die Einberufung der Gewählten zu dir hier abzuhaltenden Versammlung verfügen.

Hesterreih. Wien, 24. Aug. (Wien. Ztg.) Das Kriegs - Ministerium hat nah der nunmehr erfolgten Wiederbeseßung der Festung Peschiera dem früheren Kommandanten derselben, Feld= marschall - Lieutenant Baron Rath, welcher diesen Plaß so helden- müthig und bis auf das Aeußerste gegen die Piemontesen verthei- digte, dadur einen öffentlichen Beweis der Anerkennung seines Ver- dienstes, so wie des Dankes und Vertrauens, dessen cr sich tur seine aufoyferude Tapferkeit so würdig machte, zu geben sih veran- laßt gefunden, daß es diesem Veteranen abermals das dortige Fe- stungs = Kommando übertragen hat.

Das Landesvertheidigungs - Oberkommando in Tyrol hat dem Kriegs - Ministerium angezeigt, daß der Feind am 16ten in der Stärke von beiläufig 2000 Mann die Stellung um Stelvio aufge- geben hat und über S. Maria auf Schweizergebiet, von dort aber, durch eidgenössische Truppen eskfortirt, nah Piement gegangen ift. Die Freiwilligen, meist Studenten aus Mailand, zerstreuten sich über das Gebirge.

Die neuesten Nachrichten aus Mailand vom 19ten und aus Pa- dua vom 20sten bringen nichts Erheblihes. Feldmarschall-Lieutenant Welden hat mit den päpstlichen Abgeordneten einen Präliminar-Ver= trag in Betreff der Legationen abgeschlossen, Jn Venedig und Mai- land keine Veränderung. Mau glaubt allgemein, daß Karl Albert einen Separaktfrieden mit Nadebky abschließen werde. Der Haß der Lombarden gegen diesen König hat den höchsten Gipfel erreicht, Eine Kluft zwischen den Lombarden und Piemontesen hat sich nun gebildet, welze die Träume einer italienishen Einheit auf immer verseucht hat. Es herrscht übrigens in der ganzen Lombardei die größte Ruhe.

Ueber die Unruhen, welhe am 21sten d. M. hier stattfanden, enthält die Wiener Ztg. Folgendes : :

4 NI Oas hen wir einen sehr bewegten Tag in unserem öffent- Beleucht en durzgemadbt, einen Tag, dessen Vorgänge eine nähere eleuhtung nah ihren Grüyben verdienen. Die Bewegung, welche seit dem Beginne dieses Jahres die [meisten Staaten Curopa's ergriff, wirkte störend auf den Verkehr, lähmend auf den Kredit; die Ge- werbe stockten , die Fabrifen standen still. Auch wir machten diese traurige Erfahrung, und eine Menge beshäftigungsloser Arbeiter ver- langten Arbeit und Brod. Der Staat, seine Pflicht, die Existen seiner Angehörigen möglichst zu sichern, erkennend, suchte ihnen dur die Beschäftigung bei öffentlichen Arbeiten Beides zu ver\ha}en. Da nah der Lage der Umstände die Beschäftigung oder der Unterhalt der Arbeiter hierbei zur Hauptsache, die Arbeit selbst zur Nebensache wurde, so blieb leßtere größtentheils unproduktiv, und eine Menge arbeitsscheuer Leute drängte sich zu den öffentlichen Arbeiten, um sich für eine bloße Scheinarbeit auf öffentlihe Kosten erhalten zu lasen. Eíu solcher Zustand war für die Dauer nicht uur in finanzieller Be= ziehung unmöglich, soudern auch in moralischer Hinsicht höchst ver- derblih ; denn selbst die fleißigeren Arbeiter mußten die Lust zur Arbeit verlieren, wenn sie sahen, daß für Nichtsthun derselbe Lohn zu erhalten war, als für die Arbeit; andere Beschäftigungszweige, die selbst einen höheren Lobn, aber niht mit solher Bequemlichkeit, sondera nur für wirklihe Anstrengung boten, wurden verlassen und

610

¡vat-Dienstverhältniß häufig aufgegeben. Es mußte daher ps t kel Pei werden, wodur die Arbeiter wieder zu wirk- lier Thätigkeit und zu einer der individuellen Fähigkeit angemesseneren Beschäftigung zurückgeführt würden; und eine solhe war die vom Mi-

nisterium der Arbeiten unterm 18ten d. M. verfügte Herabseßung des | Tagelohns bei öffentlihèn Arbeiten für Weiber auf 15 Kr. C. M. | und für Personen untér 15 Jahren auf 10 Kr, C. M. FJndem |

zugleich Afforb=-Arbeit ungeshmälert geboten und durh Unterstüßung

des mittlereu Gewerbestaides für eine angemessenere Beschäftigung | der Arbeiter bei ihren Gewerben gesorgt werden sollte, wie dies vom |

Ministerium beabsichtigt und au bekannt gegeben wurde, \o konnte jene Maßregel keineeweges dem eigentlichen, thätigen Arbeiter nach-

theilig werden, sondern nur dem trägen und unthätigen, welchen noch |

ferner zu unterstüßen die Mittel des Staates um so weniger erlaub=

ten, als die herannahende strenge Jahreszeit ohnedies noch besondere |

Opfer von Seiten des Staats für die Arbeiter erheischen wird.

„Es is} natürlich, daß diese Maßregel Vielen, die sich bei der

früheren Einrichtung so wohl befunden hatten, unangenehm war; Viele,

weil sie die eigentlihen Gründe davon nicht einzusehen vermochten |

oder ihnen falsche Gründe vorgespiegelt wurden.

Am 24. August |

nun , als dem Tage, von welchem an diese Maßregel in Wüksam- |

feit treten sollte, rotiete sich ein zahlreiher Haufen von A'beitern beiderlei Geschlechts mit Fahuen vor dem che- maligen Liguorianer - Kloster, dem Sipße des Arbeiter - Co-

mité’s, und vor dem Magistrate zusammen uud verlangte Auf= |

hebung dieser Verfügung. Da diesem Verlangen natürlich feine Folge

| dies aber ihnen niht immer gelang. | Soldaten feuerten ihre Gewehre ab; man zählte nah und nah vier

gegeben werden fonnte und die Gährung bedenfliher ward, wurdin |

die Sicherheitêwache und einige Abtheilungen Nationalgarde herbei= gerufen, welhe mit möglichster Schonung die Menge zu bewegen

suchten, auseinanderzugehen. Da man dem feine Folge leistete, jck |

die Sicherheitöswache sogar thätlich angriff, so muß-e endlich die Straße durch das Vorrücken der Nationalgarde geräumt werden. Das Gleiche geschah später am Hohen Markte und unter den Tuch- lauben, wo Willner vom Lofale des vereinigten Ausschusses aus die Menge mit einigen kräftigen, wirksamen Worten zur Ruhe und Ge- seßlihfeit ermahnte. Die hin und wieder geäußerte Drohung der Arbeiter, daß sie ihre Werkgeräthe holen würden , veranlaßte den

Gemeinde - Ausschuß, d.r in einer eigenen Kundmachung erklärte, im |

Einvernehmen mit dem Nationalgarde - Obe:kfommando alle er- forderlihen Maßregeln für die Ruhe der Hauptstadt ergris- fen zu haben, die gesammte Nationalgarde aufzubieten, die Thore zu schließen und auf der Bastei Kanonen aufzufahren. Bis gegen Abend waren jedo die Atbeiterhaufen bereits gänzlich aus der Stadt gedrängt und zerstreut, und es wurde kein weiterer Versuch der Ruhestörung gemacht. Obschon der vereiigke Ausschuß, wie es scheint, durch das Versäumniß eines Mitgliedes des Arbeiter= Comités, an welches die ministerielle Zuschrift gelangte, uicht vorhin- ei1 von der Maßregel verständigt war und daher die Verantwortung für die Aufi ehterhaltung der Ruhe von sich ablehnte, so bes{loß er doch, in Verbindung mit dem Gemeinde - Ausschusse nah Erforderniß der Umstände zu haudeln. /

„Auch der Studenten-Ausschuß erklärte in einer Deputation an den vereinigten Ausschuß, daß er stets mit demselben Hand in Hand gehen werde, Die Bewegung hatte durchaus keinen politischen Charakter, obschon einige Agitatoren sie zu ihren Zwecken auszubeuten suchten. Meh- rere Personen, welche die Menge aufzuheben versucht.n oder felbst gewaltthätig sich widerseßten, wurden verha tet. So endete eine Be- wegung, die ohne den Einklang des bei weitem größeren Theis der Bevölkerung und die Entschiedenheit der Nationalgarde leicht durch einige böswillige Fälle hätte gefährlih werden können,

Die Allg. Oest. Ztg, meldet iber die Vorgänge am 23. August:

„Nachdem die Arbeiter gestern sih ruhig verhalten und die meisten wieder ihre Arbeiten ergriffen ha!ten, fand heute leider wieder eine Bewe-

Hauptwache ist. Auch die Landwehr wurde schnell durch die Ansager kommandirt, erschien aber in sehr geringer Zahl. Die Bürger schie= uen feine Neigung zu haben, sih in eine Sache zu miscen, der man durch eine einfahe Erflärung {hon vor Wochen, ja selbs noch heute Nachmittag hätte vorbeugen können. Spät am Abend, wo die Auf=- reguñg einên bedrohliheu Charafter anzunehmen schien, entschloß man sih zu einer solchen Erflärung. Gegen 8 Uhr begab sich nämli wiederholt eine Deputation zu dem Minister des Junern und erlangte von diesem endlich die Erilärung, „daß bereits vor mehreren Tagen an Se. Majestät den König der Antrag gestellt und hierüber gewäh- rende Entschließung zu erwarten sei: es möge die Wiederauf- stellung des Hausschaßes in der Schaß = Kammer und der Besuch derselben wie früher genehmigt werden.“ Die Erklä rung wurde der harrenden Masse am Rathhause Nachts 9 Uhr vorgelesen, die Gemüther waren aber schon zu aufgeregt, als daß man sich hätte zufrieden geben mögen. Das Lärmen und Sthreien dauerte längere Zeit fort, bis später eine Abtheilung Jufanterie, auf die einige Steinwürfe gefallen sein sollen, mit den Gewehren auf die Volksmasse einstürzte, ohne jedo hierzu kommandirt gewesen zu sein; vielmehr wird nir von glaubhafter Seite versichert, daß die Offiziere sich alle Mühe gegeben, ihre Mannschaft zusammenzuhalten, Einige dieser umherstürmenden

Schüsse, durch welche, wie durch die Angriffe mit dem Gewehre, mezrfahe Verwundungen geschahen. Auch eine Landwehr=Patrouille in der Nähe, die infsultirt wurde, gab Feuer. Wie viele und welche Verwundungen vorfielen, läßt sih jeßt noch niht sagen; man will wissen, ein Maun sei getödtet, doch is dies für jeßt so wenig noch

| zu glauben, als die Behauptung, daß auch einige vom Civil gefeuert

hätten, Da indeß Mitternacht herannahte, zerstreuten sih die Massen, doh waren um 12 Uhr noch viel Volk, so wie alles Militair, in den Straßen.

München, 22, Aug., Mittags. An den Straßenecken ange- heftet liest man seit heute Morgen folgende Bekanntmachung :

„Die von der gestrigen Bolfks-Versammlung auf dem Rathhause er- wählte Deputation bringt nachstehend die vom Staats-Minister Frh!n, von Thon-Dittmer christlich abgegebene Erklärung zur Kenntniß der münchener Bürger- und Einwohnerschaft: „Auf Ansuchen mehrerer Bürger der Stadt München wird hiermit von dem Unterzeichneten wiederholt bestätigt, daß, wie {on am heutigen Vormittag dem Magistrat der Königlichen Haupt- und Residenzstadt München ven der betreffenden Behörde kundgegeben worden is, bereits vor mehreren Tagen an Se. Majestät den König der ehrerbictige Antrag gegangen und hierüber gewährende Entschließung zu erwarten is, es moge die Era m des Hausschayes in der Schaÿz- fammer und der Besuch derselben wie früher genehmigt werden. So wie die Allerhöchste Genehmigung erfolgt sein wird, wird die Aufstellung selbst eingeleitet werden. Der Unterzeichnete nimmt keinen Anstand, diese so eben mündlich gegebene Erklärung schriftlih niederzulegen. München, den 21, August 1848, Das Staats-Ministerium des Jnnern, Freiherr. von Thon- Dittmer,“ j

Diese Erklärung, welche die Deputation gestern Nachts erwirkte, stellte einen großen Theil der Bevölkerung vollkommen zufrieden, während Anderen auch dieses noch niht genügen will. Den ‘ganzen Vormittag umstehen einzelne Gruppen das Rathhaus, und Viele drin- gen in den Saal, verhalten sih aber dert ruhig. Für heute Nach- mittag und Abend siud umfassende Vorkehrungen getrossen, um etwa- nigen weiteren Ruhestörungen entgegenzuwirken. Von Mittag an sind Landwehr und Freicorps abtheilungsweise zum Patrouilliren kom=

maudirt, doh hat cs bis jeßt nicht den Anschein, daß weitere Exzesse

vorfallen werden. Gegen Thon = Dittmer herischt indessen große Erbitterung, und zwar uicht etwa blos bei den unteren Klassen, son=-

| dern besonders bei deu Bürgeruz man hält ihn eben nicht für deu

gung statt, die bereits einige Kämpfe und Unglücksfälle veranlaßt hat. Erst | die eintretende Dunkelheit schied die Kämpfeuden, Ein Theil der Arbeiter |

war auf eine der Donau-Înseln gedrängt worden, Ueber den Kampf ver- nehmen wir, daß bis 10 Uhr Abends 6 todte, 61 verwandete (10 Weiber) Arbeiter ei"gebraht wurden. Von der Sicherbeitswache wurden 11 ver- wundet, von der National-Garde 5, Von der Sicherheitswacbe wurde ein Mann, nicht im Kampfe, sondern vor demselben bei der Militair Scbwimm- Schule meuchlings ermordet, Bei der Nordbahn fielen ans einem hôsl- zernen Hause 3 Schüsse, worauf die Sappeurs die Bretter einschlugen, bei welcher Gelegenheit die meisten Verwundungen vorfielen, Das Mini- sterium war bei Schluß unseres Blattes noch in Permanenz und hat wich- tige Beschlüsse zur Aufrechthaltung der Ordnung gefaßt.“

Der Gemeinde- Ausschuß der Stadt Wi.n hat beschlossen, für |

die Dauer der eingetretenen außerort entlichen Verhältnisse in Per- maneuz zu bleiben,

Bayern. München, 214. Aug. (Bayer. Bl.) Hente verbreitete sich hier eine ziemli lebhafte Aufregung im Volke, die durch das schon seit mehreren Wochen coursirende Gerüchte entstanden, daß der sogenannte „Haus =- und Staats - Schatz“ (bestehend in Ju- welen und anderen Kojlbarkeiten) nicht mehr oder nur theilweise vor- handen sei. Der Umstand, daß diese Kostbarkeiten seit Monaten nicht mehr öffemlih zu schen sind, hatte dieses Gerücht hervorgerufen und genährt. attet über mehr) Anfragen an die Regierung gestellt, die indeß nicht für nöthig fand, darauf zu antworten. Die rubigeren Theile der Bevölkerung gaben

sich mit der leiht zu begründenden Erklärung zufrieden, daß jene |

Kostbarkeiten eingepackt und verwahrt wurden, um sie vor Gefahren zu schüßen, die in den leßten drei Monaten ziemlich nahe lagen. Andere berubigten si.h damit uicht und ließen dur einen öffentlichen Anschlag gestern Morgen zu einer Versammlung auf dem Rathhause einladen, in welcher der Gegenstand ihres Verdachtes besprochen wer= den sollte. Ei1e beruhigende Versicherung und Ermahnu:g vou Seiten des Magistrats konnte die Wükung jenes Aufrufs, der nur zum Theil von der Polizei abgerissen werden founte, uicht ganz be- seitigen. Zu der bezeihueten Stunde Nachmittags 3 Uhr versam- melte sich eine ansehnlihe Mengen von Menschen auf dem Schrannenplat, Da die Thür des Rathhaussaales nicht geöffnet wurde, so sprengte man dieselbe ein, und in wenigen Augenb'icken war der Saal ange- füllt mit Leuten aus allen Ständen. Bürgermeister Dr. Bauer er= hien und wiederholte die bestimmte Erkiärung, daß der Schay wohl cingepackt, aber alle weiteren Gerüchte ganz grundlos seien. Allein auch diese Erklärung stellte die Leute nicht zufrieden; man wollte sih durchaus selbst überzeugen, ob der Schah vollständig vorhanden sei. Nach langem stürmishen Hin- und Herschreirn wurde endli von der sehr zahlreihen Volksversammlung eine Deputation erwählt, die sich zu den Ministern und in die Residenz begeben sollte, um sich persönlich von dem Vorhandensein des Schaßes zu überzeugen. Bür= germeister Dr. Bauer mußte sich an die Spiße der Deputation

ellen, die den Minister des Junern auf dem Schrannenplaße am Regierungsgebäude, wo schon viel Militair aufgestellt war, traf, von demselben aber abgewiesen wurde. Da viele Leute die Deputation umringt hatten, näherte sih Jufanterie und zerstreute die Leute sammt den Deputirten, Dies vermehrte die Aufregung, Die Volkshau- fen in und um das Rathhaus und in den naheliegenden Straßen wurden immer größer , die gesammte Garnison mußte ausrücken und beseßte die Residenz und den Schranuen - Play, wo bekanntlich die

Mann, der in jetziger Zeit die Staazts=-Angelegenheiten zu leiten vera steht. Ueber die Zahl der Verwundeten vernimmt man noch nichts Bestimmtes, 10 12 dürste sie jedenfalls betragen; ein Väckergeselle nameutlih wurde dur eineu Schuß {hwer verwundet, so daß man ihu con todt sagte, was aber nicht der Fall ist.

Der N. Münch. Ztg. ift folgende Erklärung zugegangen :

„Mit Bezugnahme auf die seit einiger Zeit verbreiteten Gerüchte, zur Wahrung ihrer eigenen dienstlichen Ehre und zur Beruhigung aller Wohl- gesinnten erklären die Unterzeichneten hiermit, daß sich der Hausschaÿ ganz und unversehrt in allen seinen Theilen hier in der Königl. Residenz auf- bewahrt befindet und sie mit ihrer Dienstpflicht hierfür einstehen und

| haften.

München, den 22. August 1848. Königlicher Ober-Hofmeisterstab : Graf von Sandizell, Ober-Hofmeister, Frhr. von Gu mppenberg Königl, Schaßmeister, C, Weichselbaumer, Stabsrath.

Dasselbe Blatt enthält ferner unter der Ueberschrift: „An die

Bürger Münchens“, nachstebenden Artikel :

Die hiesigen Lokaiblätter hatten darüber mehrfache |

„Die Ruhe der Hauptstadt ist abermals gestört worden, abermals die Nothwendigkeit eingetreten, durch bewaffnete Macht der gestörten Ordnung wieder Geltung zu verschaffen.

„Jn einem von Niemand unterzeichneten Mauer - Anschlage wurde i m Namen des bayerischen Volks eine Versammlung auf das Rathhaus berufen, um über das Bestehen des Hausschazes sich Gewißheit zu ver- chaffen.

I s der amtlichen Versicherung, daß diese Gewißheit bestehe, troß des Schlusses des Rathhaus - Saales, welchen die städtische Behörde einer formlos berufenen Versammlung nicht zu öffnen hatte, wurde der Versiche- rung kein Glauben geschenkt, der Schluß des Saales nicht geachtet und nach erbrohener Thüre die Versammlung gehalten. Ein solcher, alle Geseßzlichkeit höhnender Zustand kann und darf nicht länger geduldet, es muß ihm mit allem Nachdruck begegnet, es muß Militairmacht aufgeboten weiden, um einestheils die bedrohte Ordnung zu hanvhaben, anderentheils die Schaßkammer vor böswilligem Ueberfall zu schüßen. Die Ruhe wird hierdurch wiederhergestellt und mit aller Kraft gehandhabt werden. Aber mit Recht fragt jeder Unbefangene den besseren Theil der Bevölkerung, insbesondere den gesunderen Kern der münchener Bürgerschaft, wie lange dieses Treiben noch geduldet, wie lange es noch zugegeben werden will, daß cinige unberufene Wortführer fort und fort die öffentlihe Stimmung zu trüben, fort und fort die Nuhe zu stören die Mittel und thätigen Bei- \ finden sollen. L

16 E hi fragt man, ob die Bürger Münchens , statt sich entweder selbs bei solhem Treiben zu betheiligen oder unthätig dasselbe gewähren zu lassen, nicht endlich zu der Ueberzeugung fommen sollten, daß jene Sprecher und Schreiber, und noch mehr die hinter ihnen stehen, nicht etwa dem Volke zum Vollgenuß seiner Rechte zu verhelfen bestrebt sind, vielmehr ihre Be- friedigung nur darin finden und gefunden haben, neue Unruhe zu erzeugen, den Boden immer mehr zu unterwühlen, die Unruhe zu nähren und nur

rteizwecken zu dienen.

i „Mit Recht fragt endliht jeder Unbefängene , welche Folgen solches Treiben haben wird und muß, und die Antwort fann nue ihn nur dahin ausfallen, daß unter solhen Bewegungen der gelähmte Verkehr sich nicht beleben kann, und daß unsere bisher mit Recht wegen ihrer Haltung geach- tete Hauptstadt am Ende auch zum Heerde jener anarchischen Bestrebungen herabsinken müßte, denen noch hegen wir die Zuversicht der bessere und weitaus größere Theil der Einwohner fremd is, und die schon so viel Unheil im deutschen Vaterlande zu Tage gebracht haben,

Jeder Bürger hat in seiner Gemeinde - Behörde, jede Genossenschaft in ihren Vertretern ihre geseßlichen Stimmführerz in den unter den Augen und mit Bewilligung der Staatsgewalt ins Leben getretenen Vereinen sür Zwede der Freiheit und Ordnung is jedem Mitgliede Gelegenheit gegeben, seine Beschwerden auszusprechen, in den Kammern findet das ganze Land sein Organ für jedwede Beschwerde.

„Das Associations - und Petitionsreht, wenn es auch geseßlich noch

nicht geregelt is, findet ugends bei der Behörde Widerstand, wenn es die gesezliche Bahn nicht verläßt, wo es der Anarchie und Zügellosigkeit nicht das Wort redet,

„Die Staats-Regierung wird sicherlih vor diesen Organen nicht zurück- ireten, sie wind und fann ihuen Rede stehen für Alles, was ges{chen , sie kann dies in dem ruhigen Bewußtsein, das Beste des Landes zu wollen und zu erstreben, um ihrer wahrlih nicht leichten Pflicht mit Treue und Hingebung zu leben,

„Aber mit veller Entschiedenheit, mit allem Nahdruck wird und muß dem Zustand ein ernstes Ziel geseßt werden, wie er sich gestalten zu wol- len seint, Die Gemeindebehörde, die geseglichen Vertreter der Stadt, die Wehrmänner aller Corps und alle Gutdenkenden werden sich dringend auf- gefordert fühlen, dahin mitzuwirken, daß Vertrauen und Ordnung wieder- kehren und diejenigen, die dem Staate und seinen geseßlihen Vertretern für Nuhe und Ordnung haftbar sind, uicht gezwungen werden mögen, die- ser ihrer heiligen Pflicht nöthigenfalls mit der Gewalt der Waffen Nach- druck zu geben, wo der gesunde Sinn und selbst das eigene wohlverstandene Juteresse jeden Einzelnen überzeugen sollte, daß Geseylichkeit und Ord- nung herrschen müssen, wo Bürgerglück und wahre Freiheit hei- misch sein und bleiben sollen,“ ; :

Augsburg, 22. Aug. (N. K.) Diesen Mittag ist aus Mün- chen Ordre an das hiesige 4te Chevauxlegers-Regiment eingetroffen, demzufolge so cven (Nachmittags 4 Uhr) 2 Esfadronen an den hit:=- sigen Eijenbahuhof angeritten sid, um sogleich mittelst cines Extra- zugrs nach München befördert zu werden.

Sachfen. Dresden, 20. Aug. (D. A. Z.) Se. Majestät der König hat dem zum außerordentlihen Gesandten und bevollmäch- tigten Vüinijier der französischen Republik am hiesigen Hofe ernannten Herrn von Reinhard heute cine Audienz ertheilt und in derselben, unter Beisein des Ministers der auöwärtigen Angelegenheiten, dessen Beglaubigungs=Schreiben entgegengenommen.

Württemberg. S tuttgart, 22, Aug. (Schwäb. Merk.) Die zur Verstäïkung der deutshen Reichs - Aim-e in Schleëroig - Holstein bestimmten Königlich württembergischen Truppen haben ihren Marsch dahia in sechs Kolonnen angetreten. Moutag den 2lsten d, ist das 2te Reiter-Negiment und gleichzeitig mit temselben die Jte reitende Batterie nebst der Piouter=Abtheilung aus der Garnison Ludwigsburg aufgebrochen; beide Kolonnen marschiren vereint bis Hridelberg, von wo aus das Reiter-Regiment den Weg über Darns- stadt, Frankfurt, Kassel, Hannover einschlägt und den Is. September in Altona eintrifft, die reitende Batterie und Pionier-Abtheilung aber nach Mannheiu marschirt, um daselbst auf Schleppböten der mainzer Gesellschaft eingeschifft und mittelst Dampfkraft nah Köln gebracht zu werden. Ob die Artillerie von Köln an die Eisenbahn benußten wird, hängt vou der Weisung des kommandirenden Generals Wrau=- gel ab, sofern derse:be nämlich eine rash¿re Heranziehung der Bat- terte wünschen sollte, Dienstag den 22sten ist das Hauptquartier des Kommandanten der württembergischen Brigade nebs einem Bataillon des Sten Jnfanterie-Regiments abmarschirt und erreicht den 25sten Mannheim, woselbst die Kolonue auf Dampfvöten der düsseldorfer Gesellschaft die Rheinfahrt bis Köln ausführt , daselbst Rajsttag hält und sofort den zweiten Tag auf der Köln - Mindener und Haunoveraner Bahn nach Harburg befördert wird, von wo aus der Uebergang nach Ultona er= folgt, Die Kolonne wid den 30, August in letzterer Station cintref- fen, Mittwoch tritt das andere Bataillon des 8, Jufanterie - Regi- ments, Donnerstag das 1, Bataillon nnd Freitag das 2, Bataillon des 6, Juf.=Reg. den Marsch, ersteres aus der GarnisorjLudwigsburag, die bei- den anderen aus Stuttaart au. Diese drei Kolonnen werden ganz denselben Weg einsh!a zen, wie das erste Bataillon des 8. Jufantec- rie - Regiments, und werden je den 31. August und 1. und 2. Sep- tember in Altona ankommen, Hier werden die Befehle des Generals- Wrangel die Truppentreffe und deren fernere Verwendung auf dem Kriegs- shauplage bestimmen, Die Truppen, welche das Beobachtungs-Corps unter General vou Baumbach bildet-n , nämlih das 5. Jufanterie- Regiment, das 1. Neiter-Regimeut und die Fußbatterie, werden sämmt- lich Freitag den 25sten d, in ihre früßereu Garnisonen einrüdcken.

_Meeeklenburg- Zchwerin. Schwerin, 21. Aug. Das Zurückgehen des größten Theils der schleswig - holsteinishen Division nah dem Süden machte es nothwendig, daß eine Abtheilung des 10ren Bundes - Armee - Corps deren Steüung gegen Jütland neben den Preußen wieder einnahm, Es is für die meck!enburgische Bii- gade, der noch fünf holst:inish2 Esfadronuen zugetheilt sind, um so ehrenvoller, daß ihr diese Best mmung ward, da der General von Elderhorst hierdurz) ein ganz selvsiständiges Kommando erhalten hat, indem er unmittelbar unter den Befehlen des Ober - Befehlshabers, Generals von Wrangel, steht, Am 48ten und 19ten d. waren die Truppen der Brigade in ihren einzelnen Cantounements zur Parade vor Sr. Königl, Hoheit dem Großherzoge ausgerückt. Se. Königl. Hoheit überreichte bei dieser Gelegenheit eigenhändig das neugestistet Verdienstkreuz für Au2 zeichnung im Kriege dem Oberst-Lieutenant von Plessen, dem Lieutenant von Ouißow, dem Unterofsizier Spalding und dein Musketier Pete1s,

Schleswig -&Holstein. Rendsburg, 23. Aug. (Vör s. H.) Heute morgen traf Herr Deeß, Mitglied der National - Ver- sammlung zu Frauffurt a. M., hier ein und seßte unverweilt seine Reise in das Hauptquartier der deutschen Armee fort,

&räanffurt. Frankfurt a: M., 22. Aug. (O. P. A. Z,) Seit cinigen Tagen befindet der Erbgroßherzog von Oldenburg sich hier. Derselbe hat am Sonntage dem Erzherzoz Reichsverweser und fodann der Frau Baronin Brandhof und dem Präsidenten von Ga- gern einen Besuch gemacht. Gestern und heute wurde der junge Fürst auf den für das diplomatische Corps reservirten Sißen in der Pauls- kirhe gesehen.

idt G) É 6 2002S latD.

Fraukreichß. National - Versammlung. Sibßung vom 23. August. Alles if sehr gespannt, man vermuthet gleih nach der Protokoll Verlesung starken Journal-Skandal und sieht sih getäuscht, als der Vice-Präsident Lacrosse, einer der Männer der Rue Poitiers, den Plaß Marrast's um 2 Uhr einnimmt und die Sihung als er-= öffnet erfliut, Ferdinand vou Lasteyrie besteigt die Redner- bühne, um der Versammlung das Ergebniß der Prüfung der Wahl Laissac?s zu Montpellier mitzutheilen. Er erzählt die Manöver der Legitimisten (Abbé Genoude, Redacteur der Gazette, war Mitbe= werber), welchen die Demokraten andere Manöver entgegenseßen zu müssen geglaubt hätten, Buchez und mehrere audere ehrenwerthe Männer seien dabei fompromittit, (Lärm.) Unter dicsen Umständen trage der Prüfungs=Ausschuß dargufan, die Wahl für ungültig zu erklären. Buche z, ehemaliger Präsident der National-Versammlung, eilt auf die Tribüne, um sih gegen jeden Verdacht, den der Prüfungs - Ausschuß auf ihn werfen möchte, zu rechtfertigen, Er erzählt die Umstände, unter denen er einen. Brief nah Montpellier geschrieben habe. Bac vertheidigt dié lviederholt anges euen Wahl-Cirkulare der proviso- rischen Regierung und trägt auf Bestätigung der Wahl Laissac?s an, der ein tüchtiger Repubiikaner fei und nur deshalb von den Kouser- vativen angefochten werdc, Der Präsident läßt abstimmen, Die Mi-

611

nister erheben sich für die Bestätigung. Die Probe is zweifelhaft. Man schreitet deshalb zur Abstimmung durch Stimmzettel. Zahl der Stimmenden 725. Für die Annahme der Auträge des Berichts, also gegen die Wabl, 369, gegen den Bericht 356. Die Wahl isst den- nah sür ungültig erklärt. Eine große Aufregung folgt diesem Re= sultat. Sämmtliche anwesende Minister hatten für Laissac gestimmt. Nachdem \ich die Aufregung etwaé gelegt hatte, schritt die Ver- sammlung zur Berathung eiuès Kredits für die berittene Mobilgarde. Wird mit einiger Verringerung angenommen. Senard, Minister des Ju- nern, bringt eicea Gescß-Entwm# ein, der die Fleishsteuer an den parijer Barrieren wieder einführt. Goudchaux legt seinen Plan für eine Einkfommen- und Mobiliärsteuer vor. Verninac, Marine- Minister, beantragt eine Eutschädigung von 90 Mill. Fr. für die Plantagen-Besizer, die durh Befreiung der Sklaven dem Ruíu nabe sind. Louis Blauc erhält das Wort, um seinen Protest gegen die vorzeitige Veröffentlichung wichtiger Akten über noch s{chwebende Untersuchungen zu begründen. Er sagt, daß sein Autrag sich nicht blos auf die Bauchartshen Aftenstücke beziehe, soudern eine allgemeine Anwendung verdiene. Für die in Rede stehenden Aftenstücke käme ohuedies der Antrag viel zu spät. Nichtsdestoweniger beharre er auf Eil. Die Versammlung wies den Antrag an den Geseßgebungs- Ausschuß mit der Anordnung , schleunigst darüber zu berihten, Osmont trägt darauf an, die Prämien auf Einfuhr des Stock- fisbes von 14 auf 18 Fr. pr. Tonne im Interesse der Armen zu erhöhen, weil der Stofi ch in den französishen Häfen selten werde und er somit die Nahrung der Armen \{chmälere. Tourret, Han- dels-Minister, dringt auf Vertagung. Bewilligt, Stließlich be- räth die Versammlung den Cessions - Modus rücfsihtlich der Em= pfangscheine auf deponirte Waaren in den Staats - Magazinen , den der Minister Goudhaux am 31. Juli beantragte. Um 64 Uhr wird die Sipung geschlossen.

Paris, 23. Aug. General Lefloch, der unter Cavaignac in Afrika gedient hat, ist, wie ter Moniteur du Soir meldet, am Sonntag als außerordentliher Abgesandter der französishen Republik an den Kaiser von Rußland, in Begleitung des Herrn von Ferrière=- Vayger, als seines ersten Secretairs, von Paris nah St, Peteróburg abgereist. Der Messager fügt dieser Nachricht hinzu, daß auch ein diplomatischer Repräsentant des Kaisers in Paris erwartet werde, und daß beide Staaten fortan durch bevollmächtigte Minister gegen- seitig bei einander vertreten sein würden, während Rußland in den leßten Jahren der Regierung Ludwig Philipp's nur cinen Geschäfts-= träger in Paris gehabt. Schon seit einiger Zeit bestehe ein gutes Vernehmen zwischen der Republik und dem Kaiser von Rußland, dasselbe sei bis jeßt durch die Konsulate unterhalten worden, es solle aber nun in regelmäßige politische Beziehungen übergehen.

Es haben feine Ruhestörungen stattgefunden. Zahlreide Pa- trouillen durchstrihen wohl noch die Stadt, doch kam es nirgends zu einer Reibung. An der Ee der Rue Vivieune und dem Boule- vard rafe ein Betrunkener mehrere Stühle zusammen und wollte eine Barrikade ganz allein bauen. Die neuen Gardiens nahmen ihn jedoch fest und brachten ihn ins nächste Wachthaus. Weiterhin, am Boulevard Bonnes Nouvelles, sammelte sih eine große Menschen= masse, und Alles glaubte, es würde losgehen, Man erfuhr aber bald, es sei weiter nichts, als daß der Sturm die Fahne vor dem Wacht- posten zerrissen hatte, und daß man eben damit beschäftigt sei, sie durh eine neue zu erseßen, Ju auderen Stadtvierteln kamen ähu- lihe Jrrungen vor. Nirgends fand etwas Erhebliches statt. Ver- gangene Nacht sollte Herrn Thiers eine Kaßenmusik gebracht werden. Die Nationalgarde beseßte jedoch den Place St. Georges, wo er wohut, frühzeitig und vereitelte so das Vorhaben.

Der heutige Moniteur enthält folgende Widerlegungen von Gerüchten: „Mehrere Blätter sagten gestern, nacdem sie gemeldet, daß am Sonutag, den 20., eïne Revue der mobilen Nationalgarde auf dem Marsfelde hatte stattfinden sollen, diese Revue sei durch Ge- genbefehl abbestellt worden. Die zweite Nachricht ist eben so unrich- tig wie die erste. Es war feine Revue der Mobilgarde auf dem Marsfelde angcordnet worden, und es ist also eben sv wcnig ein Ge= aenbefehl ergangen. Unrichtig ist es auch, daß, wie ein Blatt mel- det, in der Nacht vom 20. zum 21. ein Theil der pariser Garnison durch einen falschen Allarm in Bewegung geseßt worden sei, Es hat feine Allarmirung stattgefunden, und die Patrouillen haben nur wie gewöhnlich zur Ueberwachung der öffentlidben Sicherheit die Straß. n durchstreist. Ein anderes Blatt hat, allerdings in der Form des Zweifels, von einigen Zusammen ottangen gesprochen, die fich vorgestern im Viertel St. Maiceaua gebildet hätten. Es is zu bedauern, daß es vor seiner Einhebung zum Druck über die Sache nicht bestimmte Erfuün= digungen einziehen fonnte; es würde daun selbst von der Unrichtig- feit sh überzeugt und sich die Muhe eines doch wohl zu erwarten- den Widerrufs erspart haben. Wir könen uicht oft genug wieder= holen, daß durch solche Nachiichten eie dem bffentlihen Frieden unheilbringende Aufregung unterhalten wird, vou der nur die Fac- tionen aller Farben Vortheil ziehen können.“

Morgen Mittag um 11 Uhr wollen sich sämmtliche Redacteure der pariser Journale bei Lemardelay in der Richelieu - Straße ver= sammeln, um zu berathen, was in der jeßigen Lage zu thun sei. Von Seiten der unterdrückten Journale sind folgende Protestationen veröffentliht worden :

1) Die unterzeichneten Redacteure, Eigenthümer und Geschäftsführer des Représeutant du Peuple protestiren gegen die ungeseylihe Sus* pension ihres Journals, indem sie mit aller Energie ihres Herzens die Mo- tive zurückstoßen, auf welche die Suspension gegründet. Ganz der Republik ergeben, haben sie nihts Anderes gethan, als täglich ihre Mibürger zur Enigkeit und zum Frieden zu ermuthigen, ohne welche eine Entwickelung unserer neuen Staats - Einrichtungen nicht denkbar. Paris , 22. August 1848. Alfred Daremon. Fauvety. Proudhon. Vasbenter., Faure,

2) Der unterzeichnete Direktor und Redacteur des Journals Le Père Duch ène schließt d in allen Ausdrücken obiger Protestation an, Paris, 22, Aug, Aus Auftrag dcs Bürgers Thuillier. (gez.) Gautier.

3) Man muß sih dem Aft der Gewalt unterwerfcu, welche ihre Stärke auf den Belagerungsstand gründet, Aber ich protestire hiermit in meinem Namen und im Namen des abwesenden Haupt - Redacteurs Thoré gegen diesen Aft, Die öffentliche Meinung wird richten, ob unsere loyale Redac- tion solchen Anklagen jemals zum Vorwande dienen konnte, wie sie der Be- fehl der Exekutivgewalt gegen uns aufstellt, Paris, 22, August, Jm Na- men des Journals La Vraie République: (gez.) J. P. Berjeau.

Zwischen der Advokatur und den Kriegögerichten is ein Kompe- tenzstreit ausgebrochen, in Folge dessen die lehteren gestern und vor- gestern niht Sihung hielten. Die Advokaten bestreiten den Offi- zieren näml!ch das Recht, über die Jusurgenten ferner in der be- gonnenen Art abzuurtheilen,

Gegen die allgemeine Militair-Dienstpflicht is bei der National- Versammlung auch eine große Anzahl von Petitionen eingelaufen. Die reihen Bauern wollen sih das Recht niht nehmen lassen, ihre Söhne dur Geld ablösen uud dur Stellvertreter erseßen zu lassen.

Das Bien public bringt die Nachricht, Proudhon habe Vin Mitarbeiterschaft dem Univers angeboten. Graf Montalembert und Falloux, dessen beide Haupt- Redacteure, ständen dieserhalb mit ihm bereits in Unterhandlung. y

In der Militairshule am Marsfeldé beschäftigt man {h gegen=- wärtig mit der Construction tragbarer Blohäufer und béweglicher Barrikaden zur Anwendung gegen Emeutén,

Graf Montalembert überreihte gestern eine Menge von Peti- tionen, worin für die Gemeinden das Recht nahgesucht wird, ihre Schullehrer und Schullehrerinnen, im Gegensaße zur Staatsverfas- sung, selbs wählen zu dürfen, Der Moniteur zeigt an, daß bei Herrn und Madame Armand Men morgen Empfang im néèuea Prásidentschafts - Hotel sein ird,

Großbritanien und Jrland. London, 22. Aug. Die Verhandlungen des Parlaments bieten gegenwärtig kein erhebliches Interesse, da man den Schluß der Session so viel wie möglich be= s{leunigt. Jm Oberhause erklärte gestern Lord Lansdowne auf Befragen, daß die Regierung bis jeßt von der irländischen fa=- tholischen Geistlichkeit noch feia Amnestie-Gesuch für die irländischen Jusurgenten erhalten habe. Jm Unterhause beschäftigte man sich mit dem Budget, nachdem ein Antrag des Herrn Hamilton auf Erlaß einer Adresse an die Königin bezüglih einer im hochkirchlihen Sinne zu veranlassenden Reform des bestehenden National-Erziehungs=- Systems auf Veranlassung der Minister mit 118 gegen 15 Stimmen verworfen war. Heute stand die dritte Lesung der Zudckerzoll-Bill im Unterhause auf der Tagesordnung, und auch bei dem leßten Sta- dium dieser Bill versuhte Lord George Bentinck, sie zu vereiteln, Ver Schaßbkanzler indeß bekämpste das gestellte Amendement, welches mit 70 gegen 40 Stimmen verworfen wird. Nachdem ein zweites Amendement dasselbe Schisal erfahren hat, wurde die Bill zum drittenmale verlesen, Herr Thompson brachte hierauf die shon so oft zurückgewiesene Angelegenheit des Radshah von Sattara zur Sprache und richtete neue Augrisfe gegen die indische Ober- Behörde, welche indeß von Sir J. Cam Hobhouse, dem Präsi- deuten des indischen Kontroll = Amtes, mit Erfolg zurückgewiesen wurden. :

Nachrichten aus Dublin vom 19. Aug. zufolge, is die Jury zum zweitenmal über ein Verdikt gegen Dohert9y, den Eigenthümer der Tribune, niht einig geworden. Martin, der Eigenthümer des Felon, is zu zehnjähriger Deportation verurtheilt, sein Bru*er, der den Vormaun der Geschworenen gefordert, zu einjährigem Gefängniß. Die gestern erwähnten G-fangenen, 16 an der Zahl, sind nah Bel- fast gebraht worden, da die Uebersüllung der beiden dubliner Ge-= fängnisse, Newgate und Kilmainham, den Ausbruch einer Krankheit unter den Verhafteten fürchten läßt. Vor einigen Tagen fand in Dublin eine Versammlung fonserLativer Jrländer unter dem Vorsiß des Lord William Fißgerald statt, in der man übereinkam, einen Ver- ein zu grüoden, der für das Abhalten eines Theils der Parlaments=- Session in Dublin wirken soll. Der bei dem Scharmügel auf dcr Haide von Boulagh Verwundete, den man für Dillon hielt, is jeßt gestorben. Er heißt James Stephens und is aus anständiger Fa- milie in Kilkenny. Lord Hardinge wird, dem Vernehmen nah, zu An=- fang nächster Woche nah England zurückehren.

Der preußische Gesandte, Herr Bunsen, is am Sonnabead wic- der hier eingetroffen.

Dánemark. Kopenh agen, 23. Aug. Duxch Patent vom gestrigen Datum hat der König, zum Beweise seiner Anerkennung der vom Prinzen Christian von Schleswig = Holstein - Sonderburg= Glücksburg bewiesenen Treue gegen König und Vaterlaud, so wie des Eifers, womit der Prinz in der Stunde der Gefahr zur Ver= Eng des Vaterlandes geeilt, demselben den Titel Hoheit bei- gelegt.

Es foll cine große Reduction des diplomatishen Corps eiutre- tenz die Gesandtschaften in Konstantinopel, Rio Janeiro und an den itglienishen Höfen, so wie das General-Konsulat in Marokko, hören auf, für Haag und Brüssel wird nur ein Minister-Resident ernannt, eben so für Madrid und Lissabon; die Repräsentation in Deutschland wird von der Regulirung der dortigen Verhältnisse abhängen.

BekaltntmaP#tma Der in Nr. 116 der Lokomotive befindlihe Artikel, über= schrieben „Die enthüllte Jujstruction der berliner Shußmänner““, ver- aulaßt das Polizei-Präsidium zu der öffentlihen Erklärung, daß die amtliche Justruction für die Schußmannschaft zur Zeit sich noch in der Berathung befindet und ehestens veröffentliht werden wird. Berlin, den 26. Auaust 1848. Königliches Volizei- Präsidium. von Bardeleben,

Von gestern bis heute Mittag sind an der astatishen Cholera als erkrankt angemeldet: 23. Bériin, den 26. August 1848. Königliches Polizei-Präsidium,

Meteorologiscize Beobachtungen.

1848. | Morgens | Nachmittags

4 Nach einmaliger 29: Aug.

Ó | Abeuds 6 Ube. | 2 Ubr. | 10 Ubr.

Beobachtung.

Luftdruck 336,15'’'Par. 337,18'"'Par.|338,21'’’Par. [Quellwärme 7,9° R. Lustwärme | +9,22? B. 4 11,9° R. + 9,0° R. |Flusswärme 12,4° B. Thaupunkt l 6,8" Ri) -+- S ad R. -+ 6,2° R. |Bodenwürmè Dunstsättigung 82 pCt. | (L Cr | #0 pCt | Reæzen | beiter Va Wu Ma Ww. Wolkeuzug.... | W. | | Tagesmittel: 337,18” Par... + 100° R... +6 R.

Ausdünstung Niedersechblag 0,046“Rb. | Wüärmewechsel +11,4° i 6,7 g

A pCt. W.

Üonigliche Schauspiele.

Sonntag, 27, Aug. Im Opernhause. 91ste Abonnements- Vóörstellung: Der Liébestränk, Oper in 2 Abth. Musik von Doni- zetti. (Herr Behr : Dulcamara, als leßte Gastrolle.) Hierauf: So= lotánz. Anfang halb 7 Uhr. :

Zu dieser Vorstellung werden Opernhaus Billets, mit Sonnabend bezeichnet, verkauft.

Montag, 28. Aug. Jm Schauspielhause. 141|e Abonneméntês- Vorstellung: Clavigo, Trauerspiel in 5 Abth., von Göthe, (Herr Hoppé wird in der Rolle des Carlos wieder auftreten.) Anfang halb 7 Uhr.

Dienstag, 29, Aug. Jm Opernhause. 91e Abonnewentê- Vorstellung: Oberon, König der Elfen, romantische“ Feen-Oper in 3 Abth. , nah dem Englishen des J. R. Planhé, für die deutsche Bühne überseßt von Th. Hell. Musik von C, M. von Weber. Ballets vou Hoguet. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Voistellung bleiben die bereits gekauften, mit Sonn- tag bezeihneten Opernhaus - Billets gültig, auh werden die zu qu noch zu verkaufenden Billets mit Sonntag bezeichnet ein,