1848 / 124 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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at den Gesandtschaftêposten für die Schweiz E E e nächstens dahin abgehen. Zur D LER _, Wernhershen Juterpellation, die S des esch r is National - Versammlung in der limburgishen Frage vom 9. Juli

eihs-Minister vorerst auf eine Erläuterung des betreffend, geht dres AL S iaeten Zachariä in dieser Sache ein froje eigt sodann an, daß das Reichs - Ministerium dem Gesandten für p Haag aufgegeben , der niederländischen Regierung offi- zielle Mittheilungen von den Beschlüssen der Centralgewalt _zu

hen und Maßregeln zur Verwirklihung dieser Beschlüsse : beantragen, mit dem Beifügen, daß das Reichs-Ministerium ent- {blossen sei, die Juteressen Deutschlands auch in dieser Beziehung fräftig zu wahren. Die Beschwerden der Bewohner Limburgs über Fahnen-Jnsultationen und Einquartierungs - Belästigung aulangend, so habe der niederländische Bevollmächtigte in einer Unterredung mit dem Reichs-Minister erklärt, daß_ holländische Truppen ledigli zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung, die durch mancherlei Pro- clamationen gefährdet gewesen, dahin entsendet worden seien. Nach- dem aber das Reichs - Ministerium auf das Evasive dieser Erklärung aufmerksam gemacht, sci die weitere Mittheilung des niederländischen Gesandten erfolgt, daß Insultationen deutscher Farben dur hollän- dische Truppen durchaus nicht stattgefunden hätten, und daß die Weg- nabme nur einer Fahne geschehen sei, auf der die Worte: „Keine / Das Reichs - Ministerium

Abgaben mehr“, geschrieben waren. / hs - l habe sonah den Gesandten instruirt, die holländische Regie- rung mit den Beschwerden der Bewohner Limburgs bekannt

die Thatsachen sich bewähren wür- den, die entsprechende Genugthuung zu beantragen. Wern her, mit dieser Erklärung nicht zufrieden, stellt sofort zwei Anträge: 1) VDah die dem Reichs - Ministerium mitgetheilten Aktenstücke nebst den pro- cès verbeaux der Spezial-B. hörden des Herzogthums Limburg auf den Tischen in der Paulskirhe zur Kenntniß der Abgeordneten ule- derzulegen seien; 2) die National - Versammlung möge aussprechen, daß das Ministerium des Aeußern in dieser Angelegenheit nicht den Grad von Beslissenheit bewiesen habe, den es hätte beweisen sollen, Die Dringlichkeit der beideu Auträge wird anerkannt, (ijen- mann sieht in diesen Anträgen ein Mißirguens - Votum gegen das Reichs - Ministerium. Dasselbe sei von Feinden umgeben, man müsse es darum unterstüzen, demselben aber fiine Ver- legenheiten bereiten, Sein Antiag gehe deshalb auf Tageëtordnung, weil das Ministerium in dieser Sache später noch Auskunft geben werde. Zimmermann aus Stuttgart will die Berathung über die Anträge Wernher s nächsten Montag auf die Tagesordnung ge- seßt wissen, Vogt erklärt im Namen seiner Genossez, daß die Per- sönlichkeiten des Ministeriums seinen Beifall nicht hätten, Er habe geglaubt, in dem „Entweder Oder‘! das Panier des Ministeriums zu erblicken, Die Art seines Auftretens sei jedoch die des alten Bundestags und eine Besörderung d s Partikularsystems. Er wundere si, wie man Wernher?s Anträge anders als ein Mißtrauene volum begreifen solle, und er hoffe, daß die Nationalversammlnng dieses Miß- trauensvotum aussprehe. Wernuher verwahrt si gegen diese Deu- tung seines Antrags; erx wolle das Ministerium nicht stürzen, \on- dern stüßen, Siemens spricht gegen Zimmermanns Antrag und trägt auf Fortseßung der Berathung an. Jn gleichem Sinne äußert sich Reichsminister vou Sch merling und will die Gelegenheit so-

zu machen und, im Falle

gleich ergreifen, sein Verfahren zu rechtfertigen, Eben so Reichsmini- ster Heckscher, der jede Unterstüßung im Sinne Wernher's zurücckweist. Riesser beantragt, deu ersten Wernherschen Antrag zur Berathuug zu bringen, den zweiten jedech bis nach erfolgter Kennt- | nißnahme der Aktenstücke zu verschieben, Heckscher protestint. Er will die Aktenstücke gleich vorlegen und rehnet auf die Gerechtigkeits- liebe der Versammlung, das Ministerium nicht unter der Last der An- flagen zu belassen, Für uad gegen die verschicdenen Auträge eul- spiunt sich eine längere Debatte, woran Veuedey, Neuwald, Graf Schwerin, Robert Blum, First Lichnowsky, Waiz u. m, A. Theil nehmen, und die mit dem Beschlusse, auf die Verbaudluugen über das Materielle des Wernherscen Antrags einzugehen, endigte. (Schluß folgt.)

Preußen. Berlin, 4. Sept, Aus dem Min.sterium der geistlihen 2c, Angelegenheiten geht uns fo!gende Mittheilung zu :

Der Proreïtor und der Senat der Großherzoglich Herzoglich sächsischen Gesammt-Universität zu Jena haben durch ein an sämmt- liche deutshe Universitäten unmittelbar eilassenes Anschreiben vom 9, Juli d. J, eine Einladung zu einer Versammlung von Abgeord- neten der Universitäten ergehen lassen, welhe Behufs ciner Berathung über Reform des deutschen Universitätswesens am 21., 22. und 23, September in Jena gehalten werden soll. Der Junhalt dieses Schreibens, sow. it derselbe die Veranlassung zu der Einladung, den Zweck und die Zusammenseßung der Versammlung betrifft, lautet fol- gendermaßen :

Nachdem unter dem 21. Mai d, J. von Tübingen aus in der Allg. Zeitung (Nr. 142 Beilage) eine Berathung von Leh- rern aller deutschen Universitäten über etwanige Umgestaltuna, Ab- änderung und Writerbildung der deutschen Hochschulen in Vorschlag ge- bracht und Jena als der zu dieser Versammlung geeignete Ort bezeichuet worden war, hat der auf hiesiger Gesammt-Universität aus ordentiichen Honorar-Professoren, außerordentlichen Professoren und Pr.vat-Do=- centen gebildete afademishe Reformverein diesen Gedanken mit le- bendigem Eifer aufgenommen und durch einen aus seiner Mitte ge- wählten Ausschuß bereits unter dem 9. Juni zu eiuer solchen hier zu haltenden Versammlung auf den 3. September förmlich ein- geladen. Bei weiterer Erwägung des Gegenstandes sind wir zu der Ueberzeugung gekommen, es sei allerdings an der Zeit, daß die allgemeinen Fragen über das Universitätswesen, welche neuerlich in deu Vordergrund getreten sind und zum Theil selbst von den Studirenden bei ihrer Zusammenkunft aus der Wutburg, weun auch nur von ihrem Standpunkte aus, s wie anderwärts, jedoch meist nur andeutend, behandelt wurden, von der Einsicht und

Erfahrung der dabei vorzugsweise Betheiligten einer gründlichen

Erörterung unterworfen würden.

Daumiit dies aber in vollständiger Weise geschehe, darf es unseres Erachtens nicht dem bloßen Zufalle überlassen werden, wer zur Be- rathung fommen wolle und von welcher Universität, sondern es müs- sen alle Hohschulen gleihmäßig dabei vertreten sein, wenigsteus muß allen Schwestern zu einer ganz gleihmäßigen Vertretung C elegea- heit gegeben werden.

Daher nehmen wir Prorektor und Senat der Gesammt-Uni- versität Jena nah Vereinvarung mit unseren obengenannteu Kolle-

en die von lebteren schon beabsichtigte weitere Fortseßung der

inleitungen zur Versammlung nunmehr insoweit in die Hand, als wir folgende Form dafür beantragen :

Alle Lehrer der deutshen Universitäten, welche sich für Reform des Universitätöwesens interessireu, werden wiederholt eingeladen, si zu der berathenden Versammlung am 21. bis 23, September iu Jena einzufinden, Damit aber für den voraussichtlih eintretenden Fall,

daß gemeinsame Anträge an die betreffende höchste deutsche Be-

- Vorbebalt nabberiger Genehmigung oder nur Befragung derselbeu

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hörde gestellt werden sollten, alle Universitäten gleihmäßig vertre- ; ten seien, werden sämmtlihe Universitäten als corpora aufgefor=- | dert, die bestimmte Anzahl von vier Abgeordneten, welche über die zu machenden Anträge ausscließlich zu beschließen haben, mit Le- gitimationen zu senden,

Der Wahlmodus is, wie wir glauben, der einzelnen Universi- tät nah den auf ihr obwaltenden besonderen Verhältnissen ledig- lih zu überlassen. Jedoh halten wir es dabei für nothwendig, daß zwei der gesendeten Deputirten aus den Mitgliedern der Fakul- täten im engeren Sinne, die anderen beiden aber aus deu übrigen | Lehrern der Universität und durch dieselben gewählt werden, damit | die verschicdenen Juteressen der beiden Klassen von Universitätsleh- rern glei stark vertreten sind und die Lebendigkeit und Frische der | jüngeren Generation nit minder zu ihrem Rechte gelange, als die | reifere Erfahrung und Vorsicht. E : j

Judemwir uns nunbechren, diesen unseren Vorschlag Ew. Magnificenz und unseren hochgeehrtesten Herren Kollegen andurch vorzulegen, | und der freundliheu Erfüllung unseres Wunsches von Jhrer Seite | entgegensehen, bemerken wir noch, daß au wir vier unjerer Kol- legen, und zwar mit Berücksichtigung jenes. Grundsaßers, zu unjeren | Vertretern ciwählen werden, S E :

Diese Einladung ist auch an die preußischen Landes-Universitäten ge-

langt. Der Vorschlag der Gesammt-Universität Jena hat jedoch bei der hiesigen Königlichen Universität Bedenken gefunden, und hat die- | selbe in einem Erwiederuugsschreiben vom 11, August sich veranlaßt | gesehen, ihre Betheiligung als Corporation bei der Versammlung in motivirter Weise abzulehnen,

Das Erwiederungsschreiben lautet wie folgk: N

Ew. Maguificenz und des bochverehrlichen ofademischen Sena- tes Einladung vom 9, Juli 1848 erlauben wir uns in Folgeudem zu beantworten : E | Wir theilen die Ueberzeugung, daß für unsere Hochsbulen ge- | wisse Reformen an der Zeit sind, die jedo nicht die Grundein- | rihtung dieser bewährtesten und blühendsten Anstalten des deutschen Vaterlandes alteriren dürfen, und haben in diesem Sinne bereits eine Reihe von Anträgen an die Staatsregierung beschlossen, welche theils die forporative Seibstständigkeit der Universität , theils die erweiterte Betheiligung der jüngeren Lehrer am korporativen Ver- band zum Ziele haben. Nicht minder theilen wir bie Ueberzeugung, daß die möglichste Uebereinstimmung dieser Reformen für die sämmt- lichen deutschen Hochschulen erforderlich ist, und haven das sogar

als Bedingung unserer Anträge bei der Regierung gestellt. Temgemäß würden wir mit Freuden einer Einladung zu einer allgemeinen von allen Universitäten beschickten Versammlung folgen, welche die gegenseitige Verständigung und nuttelst dieser die we- sentlihe Gleichförmigfkeit der Anträge sämmtlicher Universitäten zur

Aufgabe hätte, / N Allein die von Ew. Magnificenz uud einem hohverehrlichen Senate ausgeschriebene Versammlung is von ganz anderem Cha- rafter. Bei ihr is es darauf abgesehen, daß sie als eine Vertre- tung aller Universitäten an deren Stelle selbst und unmittelbar Beschlüsse fasse und Auträge an die höchste deutsche Behörde stelle. ‘Hierdurh würden wir shon zunächst in die mißlihe verseßt, unsere bisher im amtlihen Gang gepsflo- genen Verhandlungen als vergeblih aufgeben und unjere Landesregierung, auf deren in liberalster Weise entgegen- fommende Aufforderung wir sie gepflogen, umgehen zu müssen, um die Sache an eine freiwillige Association und mit ihr unmit=- | telbar an die deutsche Central-Behörde zu bringen, was wir uicht

als geziemend erachten fönnen. i, Ueberbaupt aber scheint uns eine Versammlung der beabsichtig= ten Art von höchstem Nachtheil für das deutsche Univarsitätöwesen, Denn das Werk seiner Fortbildung, das naturgemäß uur von den geordneten Corporationen selbst einzeln oder in ihrer Verein- barung als Corporationen ausgehen fann, käme so an ein Central - Organ, das fraft der gleichmäßigen Beschickung als Repräsentation der sänmuntlichen Universitäten und der allgemci- nen deutshen Universitäts - Gesinnung gelten soll, iu Wah'- beit aber eine solhe nicht ijt, da Abstimmung und Uobereinstim- mung unter bloßen Abgeordneten die ohne vorhergängige Propo- sitionen und darauf gefaßte Beschlüsse ihrer Universitäten und ohne

Lage

maßgebende Anträge an die oberste Behörde stellen, nimmermehr der adäquite Ausdruck des l-beudigen, das Ganze der einzel ‘en Corporationen erfüllenden Geistes is, noch wenizer eine Bürgschaft für die Wahrung des eigenthümiichen Bedürsuisses und eigenthüms- lihen Charafters einer jeden bietet, und hier noch überdies da- dur, daß Alle, die da wollen, wenn auch nit zur Abstimmung, so doch zur Berathung zugelassen werden, das entsche:dende Ge- wicht des thatsächlichen Einflusses an ein gar nicht vorher zu be- rechnendes und rein zufälliges Element gelangen würde. L urch ein Repräsentationswesen dieser Art, d. i. vou solch? einem coentra- lisirten Charalter, wenn man es vom politischen Gebiete auf das Ge- biet der Universitäten überträgt, würde die Selbstständi, keit und etgeu- thümliche Entfaltung der einzelnen Hochschule gefährdet, ihr Ansehen geshwächt, die Behauptung einer tieferen und bejonneneren inn sung des Universitätswesens, gegenüber mancherlci flüchtigen Erre- gungen, erschwert, und so in etnem Momente, in welchem man de! Befreiung von manchen hemmendeu Einfslü ver Freibeit der Universitäten eine bedrohlichere Macht heraufgeru- fen, a!s je dag.we;en. Es liegt deshalb auch in der gegenwärti- gen Einigung Deutschlands fiinesweges em Motiv für etne solche Central - Repräsentation seiner Universitäten, jo wemg, als eine solhe etwa b,sher für die preußischen je geretfertigt gewejen wäre, L a Am allerwenigsten aber können wir nah der Weije, wie Ew. Magnificenz und Ein hochverehiticher Senat die Versammlung aus- geschriebeu haben, eine wahrhafte und freie Repräsentatio.: der deutshen Universitäten in ihr erkennen, da Ew. Magnificeuz und Ein hochverehrlicher akademisher Senat die Zusammenseßung der Versammlung ohne Vereinbarung mit den anderen Universitäten blos nach eigener Ansicht angeordnet und damit offenbar deu Be- s{lüssen selbst präjudizirt, ja, eine der Hauptfragen, nämlich die über Art und Grad der Betheiligung der jüngeren Lehrer, gewis- sermaßen im voraus und allein eutschieden haben. : Nach allen diesen Erwägungen halben wir und zwar in einer General - Versammlung der ordentlichen Professoren be- schlossen, daß unsere Universität als Corporation an der von Ew. Maguificenz und Einem hochverehrlihen Senate ausgeschriebenen Versammlung sich nicht betheiligen, sohin keine Namens der Uni- versität ermächtigte und legitimirte Abgeordnete zu derselben sen- den faun, Jndem wir den hohen Zweck und die edlen Beweggründe, welhe Ew, Magnificenz und Einen hochverehrlihen Senat bei Unternehmung dieser Versammlung leiten, anerkennen, fanden wir uns um so mehr gedrungen, Jhneu die Gründe, welhe uns zu entgegeugeseßter Ansicht und Handlungs à eise bestimmen, offen und vollstäudig darzulegen, und beharren wir in vollfommenster Hoch-

ssen si erfreut, vielleicht

-

| Behörde gestellt werden könnten,

Ew, Maguificenz und Einês hochverehrlihen akademischen Senates ergebenste Der Rektor und Senat hiesiger Königlichen Friedrih Wilhelms-Universität. Berlin, den 11. August 1848. (gez.) Müller. An Se. Maguificenz den Prorcktor der Universität, Herrn Professor Dr, Kieser, zu Jena. Jn- ähnlicher Weise hat die Königliche Universität zu Halle auf

die ergangene Einladung sich ablehnend erflärt. : / Das Ministerium der Unterrichts - Angelegenheiten hat die von

| diesen Universitäten entwickelten Gründe für entscheidend erahtet und

sih denselben angeschlossen, Ohne den Gewirn gering zu achten, den cine freie Besprechung der akademischen Lehrér aller deutschen Universitäteu und der mündlihe Austausch der Jdeen für die Erfas= sung und Eutwikelung des Reform - Bedürfnisses zu {assen vermag, und oÿne deshalb den ‘Lehrern der preußischen Universitäten in der ihnen zuständigen Freiheit, sich für ihre Person an der jenaer Ver= sammlung zu betheiligen, die mindeste Beschränkung aufzuerlegen: hat das Ninisterium doch den beabsichtigten repräsentativen Cyarak= ter der Versammlung, als einer Gesammt-Vertretung aller deutscher Univeisitäten, welche befugt sei, Namens der Universitäten verbind= liche Erklärungen abzugeben, in Folge deren, mit Ausschluß der be- treffenden Regierungen, unmittelbare Anträge an die höchste deutsche uicht anerfennen können and einer Beschicunz derselben durch Abgeordnete der preußischen Univer= sitäten, als legitimirte und in deren Namen beshluß- ähige Vertreter der Corporationen, seine Zustimmung versagt. 5 Das Minijlerium theilt die in den vorliegenden Aktenstüden sich fundgebende Ueberzeugung, daß eine Reform des Universitätswejens ein Bedürfniß \ei, und daß dieselbe nah einem in den Grundzügen gemeinsamen Plaue für alle deutsche Universitäten erfolgen müße. Es hat aber auch zugleih die Ueberzeugung, daß das Bewußtsein dieses Bedinfuisses und die Erkenntniß der zu "seiner Befriedigung erforderlichen Veränderungen zunächst aus dem Kreise der einzelnen Corporatiouen hervorgehen und vou da aus," unter geordneter Bei- hülfe der fonstituiten öffentlihen Gewalien, zu einec Allgememheit sich erheben müsse. Ju diesem Sinne hat das Ministerium, glei nach den Märztagen, aus freiem Antriebe die erste Aufforderung an die preußi- schen Universität. n zu Reformbergthungen erlassea und später den Umfang dieser Berathungen ganz dem freien Ermessen der einzelnen Universl- täten anheimgestellt, Es hat aber dabei den Gedanken festgehalten, das aus diesen Berathungen hervorgehende Material als Unterlage zu benußen, um von da aus zu weiteren Schritten zur S eines gemeinsamen Reformplans für alle deutsche Universitäten übers E N der Konsequenz dieses von thm seit Monaten E formweges is das Ministerium auch jet verblieben, und a a e aus der gegenwärtigen Auregung nur noch die erneute Veranlassung entnommen, die preußischen Landes - Universitäten zu e ner kräftigen Förderung ihrer Reform - Voi schläge wiederholt aufzufordern, O auch sie auf der bisher von thnen mit regem Eifer verfolgten DA n niht zurüdbleiben mögen, zur Erreichung des gemeinjamen Zieles

mitzuwirken,

Bayern. München, 31, Aug. (Nür b. A) V dem Geseßgebungs-Ausscbusse der Kammer der Abgeordneten vorge- legte Geseh - Entwurf über die Rechtsmittel gegen die von dem Assisenhofe erlassenen Urtheile besteht aus 46 Artifeln in drei Pio theilungen, Die erste Abtheilung handelt von der Nichtigkeits - Be- schwerde (Art. 1—24), die zweite von der Beschwerde im Juteresse des Geseßes (Art. 25—32), die dritte von der Wiederaufnahme des Strafyer fahrens (Art, 34—46).

Hamburg. Hamburg, 1. Sept. (Börs. H.) Heute sind die beiden leßten Anträge des Senats, welche der nächsten Ver= sammlung der erbgesesseuen Bürgerschaft vorgelegt werden sollen, durch deu Druck der Oeffentlichkeit übergeben worden. Ver erste betrifft die Einberufung einer fonstituireuden Versammlung und lau- tet aljo: - : . : : E

„Es wird nah Maßgabe der in dem Subadjunkto enthaltenen An- ordnungen cine konstituirende Versammlung zu dem Zee um die fünf- tige hambmgische Verfassung unabhängig von Rath und Bürgerschaft fest- zustellen, zusammenberufen. Bis das von der konstituirenden Versammlung abzusassende neue Staatsgrundgesey vollständig und definitiv festgestellt und ins Leben getreten sein wird, bleiben die jeyt bestehenden geseßgebenden Ge- walten und alle sonstigen Behörden und Einrichtungen in 1hrer verfassungs-

zigen Wirksamkeit.“ N E e D des Antrages ist hervorzuheben, daß sür die Wah- len der konstituirenden Versammlung im Allgemeinen die O De stattgehabten direkten Wahlen zur Reichs - Bersammlung zum Vorbilve ge- nommen werden sollen, Behuss der Wahlen soll die Stadt in eine Anzahl von Wahldisirikten eingetheilt werden, in welchen außer den Mitgliedern der konstituirenden Versammlung zugzleich deren Ersaßmänner (zu ungefähr ei- nem Dritth.ile der Mitgliederzahl) zu wählen sind, Der Wahl soll die Formirung von Wählerlisten vorangehenz es soll die Möglichkeit dargebo- ten werden, die Stimmzettel verdeckt einzureichen, die Einreichung derselben aber persönlich geschehen, Die Wahlen erstrecken sich auf das gesammte hamburgische Gebiet, Die Zahl der Wahldistriite, welche nach der Us sprünglichen Absicht des Senates 21 betragen sollte, ist in Folge der Vor- stellung der Obcralten und der Sechziger in der Senats - P: oposition auf {1 reduzirt worden. Dieselben wählen zusammen 188 Abgeordnete und 63 Ersagmáänner, also im Ganzen 251 Personen. . Die von den Oberalten aufgestellte Vorbedingung, daß zuvor durch eine Abstimmung er Staats - Angehörigen darüber Gewißheit erlangt toerden solle, ob die Mehr- beit überhaupt eine fonstituirende Versammlung fordere, hat in der Senats- Proposition feine Berücksichtigung gefunden, dagegen ist der von den O zigern aufg:stellten Bedingung, daß die Mitglieder der fonstituirenden Ver- {ammlung sich A einen M A die Gränzen ihres Mandagtes unn alten, Nechuung getragen worden. e E Dirt E halI S Mrvobsition ist folgender Antrag auf Bewilligung weiterer Geldmittel iu Folge bedeutender Aussälle in den Einnahmen und

ßerordentlicher Ausgaben : i : / S bei dein für unsere Finanzlage fortwährend außerordentlichen un- inst Zeitverhältnissen si die unerläßliche Nothwendigkeit ergeben hat, günstigen Zeitverhäitnissen sich die | h) E E noch sür fernere außerordentliche Geldmittel zu forgenz jo trägt E, E. paty nach M00), Der ere Hot in der Anlage darauf an, erg se7ene Bürgerschaft wolle es mitgenehmigen : s T 1) daß isenigen Kon! ribuenten zur Brandsteuer, deren, E Mus §0 Mark Ct, und darüber beträgt, zu verpflichten Tel na E, gabe des Betrags ihres Steuer - Ansabes eine E L RIA Í y Es N en-Anleihe zum Pari-Course, tionen der hamburgischen Staatê-Prämien- n Befinitm unter den in der Anlage angegebenen näheren BestÈmmungen , zu

übernehmen ; ra c A4 Fi des desfallsigen Betrages und der ausge- YDedoy Our Eingedel ceibenden direkten Steuern verordnete löbl.

i auszu , / (neletn B J tigen, 500,000 Mark Bko. in der in der Anlage weiter bezeichneten Art für 6 Monate aufzunehmen.“

; roposition beigegebenen Ausmachung wird der präsum- ti D a ser Élähme bis zu Ende Septembers d, J. auf 454,000 Mark der präsumtive Mehrgebraguch bis dahin auf 844,000 Mark berech- net so daß das Defizit nach Einrechnung der bewilligten und respektive be-

antragten Deckung von ein und jwe! Drittheilen außerordentlicher Brand-

achtung

steuer (im Betrage von 550,000 Mark) sich auf 294,900 Mark belgusen

wird, außer den Kosten der ferneren Beschästigung brodloser Arbeiter von

der ersten Hälfte des Septembers an,

Hamburg, 2. Sept.

mündung zu begeben.

_ LúbeckÆ. Lübeck, 1. Sept, (Börsenhalle.) Gestern Nah- mittag gegen 4 Uhr kam das dänische Kriegsdampfschiff „,Skirner ““, mit fliegender dänischer Orlogsflagge Dadurch entstand in unserem Die Strandbatterie wurde scharf geladen und dem Capitain Seidelin angezeigt, er möge sich mit dem Schiffe Alles war hier mehr oder weniger ge- spannt auf die Ankunft der angemeldeten Diplomaten, doch der „Skir-= wie denn das Shiff nur deswegen von Alsen hergeshickt worde» ist, um nah dem Hauptquar- tier die Nachricht von der vollzogenen Ratification zu bringen, Gene- ral von Below traf gestern Abend ein und stieg im Wirthshause Heuie Morgen um 6 Uhr erschienen auf der Rhede die Königl. dänishen Dampfschiffe „Waldemar“, Lieutenant Paulsen, und „Hertha“, Lieutenant Wrisberg, beide von Kopenhagen. Der Senat muß von dem wahrscheinlihen Eintreffen von dänischen

Premier-Lieutenant Seidelin , bis auf die Rhede vor Travemünde. Hafen lebhafte Bewegung.

auf Schußweite hinauslegen,

ner ‘‘ fommunizirte niht mit dem Lande,

„HDotel du Nord“ ab.

Parlamentairen nicht offiziell unterrihtet worden sein, da in Trave- münde alle Verhaltungsregeln für einen solchen Fall gefehlt zu haben \heinen, Von dem Stadthauptmann wurde ein reitender Bote an den dirigirenden Bürgermeister herausgeshickt, und erst später am Tage landete Herr Kammerherr vou Reidh, begleitet vom Grafen Holck, und unter dem Geleit des zweiten Kommandirendeu unserer Schanze trafen diese um 15 Uhr in der Stadt ein und stiegen in demjelben Wirtzshause wie General von Below ab. Vor halb brei Uhr waren die Ratificationen des Waffenstillstandes daselbst ausge- wedselt, i

: Der deutsche Gesandie für Schweden, Herr Welcker, wartete tie heutige Ratification noch ab und ift darauf mit dem Dampfschiff S Kopenhagen abgezogen, um von dort aus seine Reise fortzu- eet,

Blnuslannd.

_ ODesterreich. Mailand, 21. Aug. (Oest. Lloyd.) Der Veldmarschall - Lieutenant Fürst Schwarzenberg hat als Militairgou- verneur von Mailand folgende Bekanutinachung erlassen: „Die Re= gierung hat wahrnehmen müssen, daß mehrere Gerüchte verbreitet wurden, welhe die Bevölferung zu beunruhigen, einzushüchtern und ¡hr Mißtrauen gegen die bestehenden Verlältnisse einzuflößen beab- sihtigen, Die Regierung achtet sich zu sehr, um sih zur Widerlegung jedes einzelnen dieser albernen Gerüchte herbeizulassen, Sie eifennt 1 denselben das Werf böswilliger Judioiduen, wrlhe in Ermange- lung tristiger Gründe für ihre Änschläge nihtige und schimpflihe Ar- gumente erfinden, Dieser Kategozie der Böowilligen sollen ouch Per= sonen angehören, w.lhe vermöge ihres Berufes sich nur den Frieden und die Ordnung angelegen sein lassen sollten. Jndem die Regie- rung die Gutgesinnten versichert, daß durchaus nichts zu besorgen sei und ste in jeder Weise die nöthigen Mittel besie, jeder Ruhestörung zu begegnen, bringt sle zugleich zur Kenntniß, daß es ihre oorzüg= lihste Sorge sein werde, Alle zu überwachen, welhe auch in dieser Beziehung einen Versuch gegen die Aufrechthaltung der Ruhe wagen sollten, und wider dieselben mit aller Thatkrast im Sinne des jeyt bestehenden Militairgeseßes verfahren werde,“ Sämmtliche Hausbe= siper und Miether, welhe dur die von den feindlichen Truppen ausgegangenen Brandstiftungen am 4. u. 5. l. M. Verluste erlitten haben, werden aufgefordert, vor der tiesfällig ernannteu Kommission zu ersheinen, damit diese in ihrer Gegenwart den Schaden zu er mitteln und darnah den ihnen gebührenden Ersaß zu bemessen im Stande sei,“

Eine gute Strecke der Stcaße vor der Porta Romana trägt an Bäumen und Saumsteinen vielfältige Spuren der am 4. und 5. d. zwischen den Oesterreichern und Piemontesen vor Mailand geweselten Kanonenkugeln. An diesem Stadtthore, so wie bei der Porta Tosa und Porta Ticinese selbst, aber zeigen die angerauchten Trümnier der dortigen Gasthäuser und sonstigen Wohngebäude, was die angeblichen Besreier der Lombardei kurz vor ihrem Rüchug über den Ticino noch zum Zwedck der Vertheidigung Mailands gethan haben, Zur Ethe- bung der Gesammtsumme dieses Schadens, welhe § Millionen Lire betragen soll, hat der Feldmarschall bereits eine eigene Komm;ssion ernannt, was beim Volk besondere Anerkennung findet, Das Junere der Stadt hat uicht im mindesten gewecchselt, Das Gebäude der Burg is} verschlossen und hat uur einen Gränzer zur Wache; an seinem dem Dom zugekehrten Flügel wurde das sogenannte Aubeits- zimmer der Vicrekönigin abgetragen, was symmetrish die zum Justiz=- palast führende Gasse um Vieles erweitert hat, Das Aeußere des Palastes Greppi, von dessen Balkon Karl Albert bekanntl:ch das auf- geregte Volk hat beshwichtigen wollen, trägt noch immer die Spu- ren von beiläufig 40 abgeshossenen Kugein. Aus verschiedenen Grün= den dürften nun viele Cinwohner abwesend sein, doch Mailand is zu groß, als daß dies sehr auffallen sollte; blos herrshafstlihe Eguipa- gen rollen niht durch die Straßen, weil die Piemontesen so viele Pferde als möglich requirirt haben. Aus Mangel an der hinläng- lihen Zahl ließen sie 60,000 Centner Pulver im Stich, was mit der Vertheidigung des abziehenden Königs, „cine Truppen hätten feine Munition“’, doch etwas im Wderspruch zu stehen s{heint. Das aus- geschriebene Zwangs - Unlehen von 2,800,000 Lire findet so wenig Widerstand, daß bereits viele Raten vor dem ersten Verfalltermin eingezahlt wurden, Ungeachtet des bestehenden Waffenstillstandes mußte die Brigade Strassoldo gegen Varese marschiren, wo der be= rüchtigte Garibaldi mit seiner buntsheckigen, sogar aus Amerikanern, im Ganzen aus 2000 Mann bestehenden Schaar brandschaßt, nah=- dem er von den Piemontesen versagt wurde; da Garibaldi und Ge- sellen wohl wissen, daß bei Gefangeunehmung sie augenblicklih er- schossen würden, so werden sie möglichst die Schweiz zu erreichen trahten, wo man sie wohl entwaffnen wird, Wenn auch einige auf- gefangene hohgestellte militairishe Verräther nah Mautua abgeführt wurden, so sind do anedrerseits die niht minder shuidigen Civi= listen, besonders aus dem Beamtenstande, gar uicht zur Verantwor- tung gezogen, und sowohl entflohene als beförderte Staatsdiener jedir Art kehren ohne Weiteres auf ihre vorigen Pläße zurück. Da Piemoates.n und Lombarden sih gegenseitig des Verraths b. sculdi- gen, dazu die Ersteren auf ihren eigenen König grollen, so fraterni= stren die aus Brescia und Peschiera abziehenden Truppen mit dem österreichischen Militair der Art, daß die Erneuerung des Krieges selbst wohl beinahe als unmögli zu betrachten ist,

Frankreich. National-Versammlung. Sipung vom 1. September. Um 15 Uhr nimmt Marrast deu Vorsiß ein. Die Bänke sind noch sehr leer, da sih die meisten Mitglieder in den Aus- shußsälen befinden. Die Blicke suchen zuerst den Kriegsminister Lamoricière und seinen Freund, den General Changarnier , Ober=

: (Bör. H.) Das Dampfschiff „Elbe“ mit dem dänischen Abgeordneten Grafen Holck am Bord ist, laut telegraphisher Nachriht von Cuxhaven, heute um 24 Uhr in See gegangen, um sih zu den dänischen Kriegsfahrzeugen vor der Elv=-

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Befehlshaber der pariser Nationalgarde, von denen heutige Morgen- blätter andeuteten , daß sie Beide in eine rogalistische Verschwörung verwickelt und nahe daran gewesen, gestern arretirt zu werden. Beide sind noch niht im Saale, Mehrere Gesebvorschläge rein örtlicer Natur werden summarish genehmigt. Erbeblih wird die Diskussion erst, als es sich um Bewilligung eines Kredits von 600,000 Fr. zur Ermunterung der Tischlerei und Bronce-Waaren-Fabrication handelt Souteyra bekämpft den Kredit. „Jmmer Paris und immer nur Paris“/, ruft derselbe ungeduldig aus, „während doch das Elend in den Departements niht minder berüdsihtigungswérth ist, Jhm zufolge wird der verlangte Kredit nit der Judustrie, sou- deru uur einigen Wechélern des Faubourg St. Antoine aufhelfen. Der eigeullihe Zweck der Regierung sei, die Arbeiter für den Win- ter zu beschäftigen, Er bekämpfe den Kredit als unzureichend und weil die Regierung nicht den Muth habe, ihre eigentlihen Zwede anzugeben, sondern von der Versammlung blindes Vertrauen fordere V. Grandin glaubt nicht, daß jene Summe nur den Wechslern zu Gute fommen werde. Viele Arbeiter seien bis über die Ohren v:ra pfändet. Sie könnten sich nur mit der Staatshülfe auslösen. Jene 600,000 Fr. sollten fein Almosen, sondern ein Darlehen fein, Sou - teyras will ibnen diese Staatshülfe uiht schmälern, wöchte sie je- do auf die Provinzen ausgedehut wissen. Hierauf wurde der ver- langte Kredit zur Wiederbelcbung der Bronze- und Möbel - Fabrica- tion genehmigt. Jn diesem Augenblick überreiht Parieu den Be- riht über die neue Erbschafts - Steuer. Der Ausschuß verwirft das progressive System und dringt auf Beibehaltung des bisherigen verhält- nißmäßigen. Senard, Minister des Juuern, beantragt abermals 1 Mill, F, als Almosen für die pariser Arbeiter und 1 Mill, Fr. für die bürgerlichen Wohlthätigkeits-Büreaus. Cecile, Admiral, überreicht das Gut- achten des Ausschusses über den uneutgeltlihen Besu der See= Schulen. Dem Projekt günstig, Jn Erwartung des Berichts über die Amendements zum Arbeitsdauer - Gesetz, die gestern gestellt wurden, ruft die Tagesordnung zur Berathung über eiuen Äntrag Labordér es auf Wiederherstellung der Haft wegen Schulden. Wolowski eilt auf die Tribüne und sagt: „Gestern habe ih ein Dekret der provisorishen Regierung bekämpft, heute unterstütze ih ein Dekret derselben Regierung.“ (Gelächter). Die körperliche Haft sei ein Ueberbleisel der Barbarei, eine moderne Tortur, er be- fämpfe sle. Reynard beantragt einen Zusaß, der die Verhaf= tung des Schuldners dem Ermessen des Richters überläßt. (Das ijt ja ein ganz neues System!) VBoudet bekämpft den Zusaß. Boudet ist Berichterstatter, Die Versammlung habe nur zu entschei den, ob sie das Dekret vom 9, März abschaffe oder uiht, Cre- mieux, von dem dieses Dekret ausgegangen, -erhebt ih zur Ver- theidigung desselben. Grevy erklärt die körperliche Haft für einen Eingriff in die moralishe und physische Freiheit des Menschen und als unseres Jahrhunderts unwürdig. Senard, Minister des Jn- nern, erklärt sich im Namen der Regierung für Wiedereinführung der förperlihen Hast, Nach unerheblicher Debatte schreitet die Versamm- lung zur Abstimmung durch Stimmzettel, Zahl der Stimmeuden 093; absolute Mehrheit 347; für Wiedereinführung der körperlichen Hast 456; gegen dieselbe 237. Die körperliche Haft wegen Schulden | ist also wieder eingeführt, Lichtenberger aus Straßburg fragt an, ob es niht angemessen sei, vor Beginu der Berathung über den neuen Verfassungs = Entwurf seinen Antrag auf eventuelle Aufhebung des Belagerungsstandes vou Paris zu diekutixen, Die Versammlung beantwortet die Frage bejahend und set die diesfällige Berathung auf morgen fest. An der Tagesordnung befindet sich noch das neue Jagdgeses. Die Versammlung entscheidet jetoch, daß sie sich erst nach der Verfassungs - Annahme damit beschäftigen werde. Senard, Minister des Juneru, überreicht einige Gesebvorschläge rein örtliher Natur, Sie werden dem Kommunal- und Departemen- | tal - Ausschusse zugewiesen. Lamoricière, von dessen Verhaftung sich | das Gerücht verbreitet hatte, war im Lauf der heutigen Sibung in | der Versammlung erschienen. Man sah ihn lange mit dem Minister | Senard spreheu. Changarnier wurde uicht bemerkt. Die Sibßung

wurde shon um 5 Uhr geschlossen. Nächsten Montag ist die erste | Doppelsibung uud beginnt die Diskussion der Verfassung.

Paris, 1. Sept. Graf Gustav von Löwenholm hat ge-

| stern dem General Cavaignac die Vollmachten überreicht, die | thn als außerordentlihen Gesandten und bevollmächtigten Mini- | ster des Königs von Shweden und Norwegen bei der französischen Republik beglaubigen. Der Graf hielt bei dieser Gelegenheit eine | kurze Anrede an den General, worin er erklärte, daß er sich mit | Eifer bestreben werde, die Aufiichtigkeit der für das Wohl Frauk- | reis stets gehegten Wünsche, welhe der König in den Vollmachten ausdrücke, so wie der Versicherungen, welhe Se. Majestät dem Ge=- | neral Cavaignac persönlich darzubieten beauftragt habe, durch die That zu beweiscrn und die guten Verhältnisse zwischen den beiden Negierungen uud Ländern zu pflegen und noch fester zu kuüpfen, | Das Journal des Débats schlägt der National-Versamm- | lung die Anlage von Ackerbau- Kolonieen nah dem Muster des Her- | ren de Clesieux in Saini-Jlan bei Saint Brieue (Bretagne) vor, | derdort unter der Obhut von Klosterfrauen eine landwirthschaftliche Anstalt | für Waisen angelegt hat und sie über ganz Franfreih ausdehnen möchte. | e-Dergleichen Justitute““, sagt das Journal des Débats, „wer= | den jene Fluth eindämmen, welche bisher das arme Landvolk unguf- | hörlih in die großen Siädte trieb und dort jene wilde Bevölkerung | ohne Dach und Fach, ohne Heimat, Eigenthum und Familie er | zeugte, die von jeher das Haupt - Element der Empörung und Ver=- derbniß war.“ L

In den östlihen Departements sind mehrere Trümmer der re- | publikanischen Legionen Ober=-Jtaliens angekommen, Die Leute sind | zerlumpt und entkräftet. Sie tragen meist weiße Leinwandröcke und | Beinkleider, Das französische Landvolk thut sür sie einstweilen , \o viel es kann.

P Die Nachrichten aus Algerien lauten sehr günstig. Die Stamms-= häupter der Eingedorenen zahlen ihreu Tribut. Die Aerndte, beson- ders um Oran herum, is vertrefflich ausgefallen.

Der Moniteur enthält abeimals 400 Namen deportirter Jn- | surgenten, Es finden sich darunter solgende Deutsche : Joseph Vogat, 17 Jahr alt, Bürstenbinder aus Weißenburg, Nikolaus Scheffer aus Luxemburg, Julius Ludwig Schneider, Joseph Fest, Johaun Fink, Gondy aus Brugg im Aargau, Adam Johann Ketler aus Danzig, Jgnaz Koch aus Valosne (Ober-Rhein), Jakob Köhler aus Oesterreich, Joseph Kopp, Emil Petermann, Kaspar Rehr aus Bronderdorf an der Mosel, Heinrih Wehrli aus Münjter (Ober-Rhein), Karl Chri- stoph Heß und Andere mit mehr oder weniger mangelhaften Adressen.

_ Großbritanien und Jrland. London, 31, Aug. Die Prorogation des Parlaments is jeßt definitiv auf den 5. Sep=- tember festgeseßt, Nach den bei Hofe getroffenen Anordnungen ver- läßt die Königin am 4, September Osbornehouse, {ließt am Sten in Person die Session und \hiff}t sich uoch an demselben Tage mit ihrem Gemähl nah Schottland ein, wo sie zu Dundee ans Land steigen und sih über Aberdeen nah Balmoralcastle begeben wird,

Der Graf von Neuilly stattete am Montage von Claremont aus ohne alle Begleitung der verwittweteu Königin in Bushyhouse einen Besuch ab. Er fuhr in offenem Wagen und wurde in Hampton Court von der zahlreichen Menge achtungsvoll begrüßt.

; Im Unterhause beleuchtete gestern in ausführlicher Rede Herr d’IJsraeli die Ergebnisse der diesjährigen Parlaments -Sesjion und suhte nahzuweisen, daß das Resultat der neunmonatlichen Arbeiten beider Häuser höchst unbefriedigend sei. Er warf der Regierung vor, viele Zeit vershwendet und nur wenige Maßregeln von wirklihem Nugen zur Annahme gebracht zu haben. Lord J. Russell verthei- digte das Verfahren des Kabinets gegen d'Jsraeli?s Angriffe und äußerte, daß eine Verwaltung wohl nit sonderlich zu tadeln sei, die während der jeßt dem Schlusse nahenden Session den in Eng- laud begonnenen Aufstand erstickt, den Aufruhr in Jrland unterdrüdckt, die Institution des Landes aufrecht erhalten und gegen die Eín- wirkung fremè er Revolutionen geshüßt, den europäishen Frieden be=- wahrt und von 125 Bills, welche sie vorgeschlagen, 105 und darun=

ter manche von großer Wichtigkeit zur Unnahme gebracht habe, Herr d'Jsraeli flage unter Anderem darüber, daß es Jeßt im Unterhause feine geregelte uud organisirte Partei

gebe, _Er sei mit Herrn d'Jsraeli über die Wichtigkeit der Partei einverstanden; wenn es aber Herrn d'Js1aeli und Lord Ben- tinck troß aller Anstrengungen nit gelungen sei, eine Partei zu bil- den und ste gegen die Regierung in Schlacht-Ordnung zu stellen , so liege doch jedenfalls die Schuld nit an der Regierung. Nach ei- nigen Bemerkungen des Herrn Hume, der seine Zufriedenheit dar- über aussprach, daß die alte aristokratishe Partei, welche bisher bas rand regiert habe, endlih zersprengt ‘ei, spra Herr Osborne noch über die Herren Urquhart und Anstey seine Unzufriedenheit aus, de- ren Reden, wenn man sie zusammenrehne, fünf volle Wochen der Session weggenommen hätten, und hoffte, daß Lord J. Russell na) seinem Besuche in Jrland endlich zur Ausführung der Pläne shrei- ten WEINE, die er schon so lange in Bezug auf dies Land gehegt habe, ohne daß bis jeßt eiuer derselben ins Leben getreten sei, Die Bill, bezüglich des Verbrauchs vou Zucker in den Brennereien, wurde Hierauf angenommen, Der Schaßkanzler erklärte auf Befragen, daß seine Absicht dahin gehe, die zwei Millionen Pfd. St. nicht durch gerade eine Anleihe aufzubringen, sondern von Zeit zu Zeit zu Zeit, wie es die Umstände erheishen würden, Stos zu verkaufen ; jedenfalls wür= den jedo über diesen Verkäufen mehrere Monate verfließen, so daß eine nathe:lige Einwikung auf den Preis der Stocks nicht zu be- fürchten stehe,

Jn der heutigen Sißung des Unterhauses wurde die Bill, welche den Saßbkanzler zur Kontrabhirung einer Anleihe von: 2 Mil- lionen ermächtigt, zum drittenmale verlesen. Nahdem Herr Thompson jeinen Antrag wegen des Radchah von Sattara vergebens erneuert hatte, vertagte sih das Haus um 6 Uhr,

_ Prinz Louis Napoleon is} auf einige Tage nah Ostende abge- reist, um seinen Onkel Jerome Bonaparte zu besuchen. :

Vie Chartisten - Halle in der Bladfriars -Straße i} geschlossen worden und wird den Repealern und Chartisten niht mehr zu ihren Versammlungen überlassen, weil die Regierung die „Direktoren““ für alles aufrührer:she und geseßwidrige Verfahren, welches etwa in der Halle stattfänte, verantwortlich gemacht hat.

Schweiz. Bern, 28. Aug. (Frkf. J.) Der Vorort zeigt den Ständen an, daß er auf den von mehreren Seiten unterstützten Wunsch Zürichs beschlossen habe, eineu Abgeordneten nach ©euts- land zur Wahrung der \{chweizerischen industriellen Juteressen zu feuden.

(Cidg. Ztg.) Feldmarschall Radebky hat eine Note an die Regierung von Tessin gerichtet, worin er sih über den Aufenthalt der lombardishen Flüchtlinge auf tessinishem Boden beflagt und ihre Entwaffnung und Entfernung von der Gränze verlangt, so wie die Bestrafung derjenigen, welhe sich irgendwie Angriffe zu Schu!den fommen lassen. Er beschwert sich über ihre Umtriebe, welhe den Wie-

dereintritt in die Lombordei bezweckten, um sich mit dem Corps vou Garibaldi und anderer Condottieri zu vereinigen, und droht Tessin im im Falle eines Abschlages, alle im österreichischen Jtalien niederge- lassenen Tessíiuer heimzuschicken, alle Handels - Verbindungen zwiscben beiden Läudern zu unterbrehen und überdies alle weiteren, ibm ben Umständen angemessen sheineuden Maßregeln zu treffen. Der Staats- rath von Tessin hat in seiner Antwort an Radebky erwiedert, daß er seine Note, da die Sache eue ecidgenössishe gewcrden sei, dem Vor

orte übersan*t hate, daß aber übrigens seine Beshwerdeu ungegrün-

det seien, indem die Flüchtlinge ihre Waffen niedergelegt hätten und ihnen der Aufenthalt an der Gränze untersagt worden sei. Der Vorort hat sowohl die Note, als die tarauf ertheilte Antwort den eidgenössischen Kommissarien im Kanton Tessin mitgetheilt und ihnen zugleich die strenge Befolgung ihrer Justructionen aufs ueue eingc= \{chärft, sih indessen niht veranlaßt gefunden, mit dem österreihiscchen

General darüber in Korrespondenz zu treten, da er niht den üblichen

diplomatischen Weg zur Anbiingung seiner Beschwerde eingeschlagen,

d. h. sih uicht direkt an den Vorort gewendet hat. U

Herr Nebiez is zum bevollmächtigten \panisben Gesandten bei der s{chweizerishen Eidgenossenschaft eruaunt,

Die neue Bundesverfassung if von allen Urkantonen mit über= wiegendem Mehr, ja einstimmig verworfen worden. Jn Unterwalden und Uri wurden sogar die mäßigen Vorschläge der Regierungen, dem unausweislichen Drauge der Umstände sih fügend, der Einführung der neuen Bundesverfassung sich zu unterziehen, verworfen und in Vbwalden die Freunde derselben „bei den Haaren dur Hecken und Stauden den Landenberg hinabgeworfen,“ Den Verwcrfenden gesellt sich ferner Wallis bei, das mit 3583 gegen 2741 Stimmen verwor- fen hat. Jm Unterwallis ergaben si offiziell für Anuahme 2105 Süimmen, dagegen 332, im Mittelwallis 393 für und 724 dagegen, im Oberwallis endlih nur 243 für und 2483 dagegen. Von 19,084 stimmfähigen Bürgern hat also nicht einmal d-r dritte Theil wirk lich gestimmt. Dagegen hat Neuenburg mit einem Mehr vou 5370 gegen nur 301 Stimmen angenommen, Es fehlt demnach jeßt nur uo die Abstimmung in Waadt und Tessin. i

Luzern, Die Gesandtschaft von Luzern hat bezüglich der An=- nahme der neuen Bundesverfassung die mit Zürich übereinstimmende Justructionz „Sobald die Mehrbeit der Kantone, deren Bevölkerung zugleih die Mehrheit der \{hweizerishen Bevölkerung repräsentirf, si für die Annahme der neuen Bundesvazfassung ausgesprochen hat, Namens thres Standes zu erklären, daß sie den Bundesentwurf als aa A U Bundesverfassung für die gesammte Cidgenossenschaft an- erkenne.

__ Appenzell J. Rh. Die leßten Sonntag hier abgehaltene Landsgemeinde hat den neuen Bund verworfen, eben so den Antrag, den Großen Rath zu ermächtigen, für die Annahme zu entscheiden, wenn einmal die Tagsaßung erklärt habe, daß die Mehrbeit der Kan- toue die Annahme beschlossen hat. Die Sache muß alédann wieder vor die Landsgemeinde gebracht werden. Nur etwa hundert Häude hatten sih für Annahme erhoben.

Basel. Der Große Rath hat mit 61 Stimmen folgende In- struction beschlossen: „Die Gesandtschaft wird dahin stimmen, daß die neue Bundesverfassung als angenommen erklärt werde, A e wohl die Mehrheit der Stände, als auch zugleich die E hei q stimmenden Schweizerbürger auf unzweideutige Weise sich für S n nahine ausgesprochen haben; im Fall von Anständen wird sie referi=