1848 / 129 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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( / aße, wie bei voll= Wahenehanmg, L M ah nee Verkehr E Königlihen Re- E e Ste mußte, ebenfalls nahe getreten, d ih darf mi daher des Eingehens auf Einzelnes enthalten. Jm Allgemeinen mag die Ausmerksamkeit, welhe das Ausland in ver- schiedenartiger Form der Centralgewalt und der National-Versamm- lung widmet, als das Zeichen willfommen sein, daß in der Fremde der Glaube wähst, es werde diesesmal dem deutschen Volke der Ver= such der Einigung gelingen. Um so mehr werden wir dahin streben müssen, feine Spalte ofen zu lassen, in welche bei Gelegenheit ein trennender Keil eingezwängt werden fönnte. Und so wie auch diese Rüdssiht die Königliche Regierung bestimmte, einen Waffenstillstand anzunehmen, der, obne dem der Centralgewalt und der National- Versammlung vorbehaltenen Friedenssluß vorzugreifen, diesen Frie- densshluß vorbereitet und erleichtert, so darf ih hoffen, daß dieselbe Rüdcssicht bei Vergleihung der Bedingungen des Vertrages mit der Vollmacht zu seinem Abschlusse leitend sein werde. Jch erneuere Ew, Excellenz die Versicherung meiner vollkommensten Hochachtung. Frank- furt a, M., den 3. September 1848. Camphausen. An den Reichs-Minister für die auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Heckscher, Excellenz.“

Preußen. Berlin, 9. Sept, Des Königs Majestät haben gestern in Charlottenburg den Vortrag des Minister-Präsidenten von Auerswald und sänmtliher Mitglieder des Staats-Ministeriums ent- gegengenommen.

Berlin, 9. Sept. Bereits am gestrigen Tage hab.n sämmt- liche Minister bei des Königs Majestät ihre Entlassung nachgesucht. Seine Majestät haben Sich Allerhöchstihre Entschließung vorbehalten.

Jm Laufe des heutigen Voru:itiags is der Präsident der Na- t'onal- Versammlung, Grabow, zu Seiner Majestät nah Sanssouci eingeladen worden.

Berlin, 9. Sept. ist der Hauptmaun Deetz, Artillerie- Offizier des Plaßes Magde- burg, unter Verleißung des Charakters als Major bei der 3ten Ar tillerie- Brigade aggregirt, der Hauptmann von Plehwe vom 28}en Jufanterie - Regiment, zum Major, der Hauptmann, Freiherr von der Horst, vom 30sten Junfanterie- Regiment, zum Major, der Hauptmann von Stent sch, vom 8ten Jufanterie - Regiment, zum Major ernannt und dem Hauptmann z. D. vou Sierakowski, zu- leßt im 29Fen Jnfanterie - Regiment, der Charakter a!s Major bei- gelegt worden. Ferner is dem Major Luckow vom 28sten Jufan- terie-Regiment als Oberst - Lieutenant, mit der Uniform des 25teu Regiments, dem Hauptmann Schreiber vom 38sten Jnfanterie- Regiment als Major, mit der Regiments - Uniform mit Pension, dem Hauptmann Nehmer vom 28sten Jufanterie-Regimeut als Major, mit der Regiments - Uniform, dem Major Oesterreich, Kommandeur des dritten Bataillons, 21sten Lardwehr- Regiments als Oberst-Lieutenant, mit der Uniform des láten Jnfauterie Regiments mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete, Aussicht auf Civil - Versorgung: und Pension, der Abschied bewilligt worden,

B exlin, 9. Sept. -Das Justiz - Ministerial -= Blatt enthält folgende Allerhöchste Ordre vom 25, August 1848, die Abänderung einiger Vorschriften über die Zulassung der Justiz-Refe- rendarien zur dritten Prüfung betreffend : i

Auf ihren Bericht vom 16. August d, J. genehmige J hierdurch, daß die bei altländischen Gerichten beschäftigten Nefereudarien, welche zur dritten Prüfung zugelassen weden wollen, von der Beibringung der bisher vorgeschriebeneu Verzeichnisse |., vou zwölf praktisch brauchbaren Neferaten in Civilsachen, und 11, von mindestens sechs anderen wichtigen schriftliche Arbeiten aus. j.dem beliebigen Kreise ihrer Geschäftsthätigfeit, von welchen zwei der Censur durch die Jmmediat - Justiz - Examinag- tions - Kommission zu unterwersen sind, cntbunden werden und an die Stelle dieser Verzeichnise und der Censur der zwei von der Prüfungs - Kommission einzufordernden Arbeiten ein von dem Prästdium des betreffenden Landes-Justizkollegiums, auf Grund eigener Kenntniß und der Gutachten der Mitglieder auszustellendes Attest, des Juhalts trete, t der Kandidat in Geschäften der vorgedachten Art eine solche praktische Tüch- tichtigfeit sich erworben habe, wie es für ein selbstständiges Mitglied eines Landes - Justizkollegiums erforderlich is. Eben so genehmige J hinsichtlich der bei den rheinischen Gerichten beschästigten Neferendarien, daß diesel- ben behufs der Zulassung zur dritten Prüfung , von der Einrricbung cini- ger von ihnen geführten Untersuchungen zur Ceusux durch die Prüfungs- kommission entbunden werden und statt dessen die Beibringung eines von dem Präfidenten und dem Ober - Prokurator des betreffendeu Landgerichts über ihre“ Quatification in dergleichen Arbeiten auszustellendes Attest genügt.

Sanssouci , den 25, August 41848.

. : (gez.) Friedrich Wilhelm. U contr. Märder, An den Staats- und Justiz-Minister Märder, A

Oesterreich. Wien, 7. Sept. Die Wien. Ztg, enthält : in ihrem hegtigeu. Blatte Folgendes: „Noch haben die Untezhand= lungen zur Hoxrstellung des Friedens mit dem Könige von Sardinien wenig Fortgäng -göbabt, . Indessen hat aber dje Kaiserliche Regie= rung den: Entsh{uß »gefaßt, mit der neuen Konstituirung des lombar= disch - veuétianisheh Königreichs ‘uicht mehr längèr zu zögern und zu diesem Behuf in Bälde Deputirte aus den versHiedeuen Provinzen desselben nah Verona zu berufen, welche die fünftige Verfassung des Landes uach den Gruntsäßen größter Freiheit ub nit gehöriger Beachtung -der Nationalität in Berathung zu nehmen haben weiden, Diese Deputirten sollen, wie wir aus guter Quelle vernehmen, aus ganz freien Wahlea hervorgehen, und wird die Zahl der Deputirten

nah dem Maßstabe der Bevölkerung bemessen werden. Die inuere Administration wird rein itaglienish sein,“

Wien, 7. Sept. (Allg, Oest. Ztg.) n der gestrigen Reichstags-Sibung stellte Schmitt vei Äntrag, ( initer wolle beschließen: 1) Daß die gefaßten Beschlüsse in Betreff der Unter- thans-Berhältnisse von einem Vorstande redigirt werden; 2) daß bei Kundmachung der Aufhebung des Bier- und Branntweinzwanges Rieger?s und Brauner's Verwahrung angehängt werde; 3) daß der

anze Erlaß dem Ministerium zugefertigt werde, um ihn Sr. Maje- fit zur Sanction zu übergeben und \ogleich vie Kundmachung ins Werk zu seßen. Lanner stellt den Antrag, daß die Kammer die Beschlüsse über den Kudlichshen Antrag zum voraus als einen Theil der Constitutions - Urfunde erkläre, indem dies von Dringlichkeit ersheine. Lanner begründet seinen Antrag, \priht darin von zwei Kammern, Censur der Beschlüsse, und der Präsident muß ihm beim hervorgerufenen Mißfallen das Wort wahren. Der An- trag bleibt dhne Unterstüßung, Löhner sagt, er habe sich vorge- nommen, auf Lanner's Antrag viel zu sagen, er finde es aber’ jegt besser, gar nis zu sagen. Ueber die weitere Angelegenheit sei seine Meinung, daß der Reichstag drei Abgeordnete zur Redigirung der Beschlüsse ernennen möge; bis zur Erklärung der Minister, welche bis morgen erfolgen werde, werde auch die Redigirung beendet sein, Ueber die Beantwortung der Frage, ób die Kammer souverain sei oder nicht, erinnere er, daß die Kammer befugt war, sich an einen Souverain in Junsbruck zu wenden, folglich auch befagt sein werde,

Nach dem heutigen Militair - Wochenblatte

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682 sich an den Souverain im gesammten Oesterrei, das Volk, zu wen- den, Die Kammer werde sich {hon selbs antworten, welhe Censu- ren an ihren Beschlüssen gemacht werden müssen, um etwas zu fein, Die Kammer möge ihre Beschlüsse siegeln, sie sodaun dem Ministe- rium übergeben und es für die Kuntmachung verantwortlich machen, Er wünsche daher die Kundmachung bis zur Antwort des Ministeriums zu verschieben. Der Antrag wird unte: stützt, Rieger is gegen Löhner, er will jedenfalls eine Sanction vom Kaiser, selbst in einer Republik müsse der Präsident die Sanctionen ertheilen. Goldmark verwahrt sich dagegen, daß man seiner Par- tei Republikanismus vorwerfe, indem man sich durchaus nicht auf das Geringste berufen fönne, welches Republifanizmus darthue, Pre sl bedauert, daß jeßt die Frage hon zum Vorschein fomme und nicht zur Form-, fondern Prinzipienfrage gemacht wurde. Smrecker \{ließt sich Schmitt an, Polaczek Löhner, Praschak Schmitt. Borrosch dankt dem Ministerium in seiner Reoe für seinen getha- nen Ausspruch, weil die Kammer wenigstens jeßt wie, woran sie sei, Das Ministerium hätte geuau wissen können, daß die Majori- tät voraus für die Entschädigung sci, troßdem habe es eine Kabinets- frage gemacht und si sv nach erfolgter Abstimmung mit fremden Federn ge- {chmückt. Es habe aber auch vergessen, daß es dem Volke gegenüber auch eine Verantwortlichkeit hierbei übernonmen. Er spricht für vollton1mnene Souverainetät der Kammer. Hein will eine Sanction von Sr. Majestät. Sz abel ebenfalls, Lasser nimmt das Ministerium in Betreff Borro\ch's Beschuldigung in Suß. Er war der Erste, wel- er die Frage der Entschädigung derart formulirte, das Ministerium drückte nur das Gleiche aus. Helfert sür Sanction, Maier für Sanction. Die Gegner , sagt er, sprechen aus, daß man erst das Veto feststellen müsse, sie können aber auch uicht sagen, daß fein Veto festgestellt werden würde. Jede coustitutionell monarchische Verfassung gestatte ein Veto, wir leben bereits in einem constitutionellen Staate, wir müssen dah.r auch dem Kaiser bereits ein Veto zugestehen. Hiermit ‘ist die Debatte geschlossen. Löhner hat als Antragstel- ler noch zuleßt das Wort und entgegnet einigen Rednecn, Schmitt hat au über seinen Antrag das leßte Wort und spricht sich über die Dringlichfrit des Gesebß - Erlassens in we- nigen Worten aus, Kopasfkiewitsch will, daß über die Beschlüsse möge als Ganzes abgestimmt werden, Nicht unterstüßt. Löhner's Antrag fommt zur Abstimmung; Vojtek verlangt Namens - Aufruf, Klaudi zehn Minuten Zeit. t t Die Abstimmung ergiebt 119 mit Ja, 183 mit Nein, der Antrag ift also mit 64 Stimmen abgelehnt. Hubihfki protestirt gegen die

Abstimmung, indem der Abgeordnete Stadion auf die galizischen

Bauern influenzirt u: d ihuen gesagt habe, wer nt a stimme, stimme dafür, daß der Kaiser abgeshafst werde. Stro Va t e U, bevor dies ermiejrn, * den Spre cher zu Ordnung rufen, da er niht zugeben könne, daß etn Mitglied beschuldigt werde. Es entsteht Tumult, Hubißtfki sagt, galizishe Bauern hätteu es ihm gesagt. Strobach sagt, da müsse Hubißfki einen Antrag über die Klage stellen. Mehrere rufen Tages-Orduung. Diese erhält Majorität, Schmitt ändert seinen Antrag dahin, daß die redigirten Beschlüsse" noch einmal vor das Haus fommen mögen und dec Absaß über Bier - und Branntwein- zwang nur angehängt werde. Er erhält Majorität, Es kömmt Pr a- \schack's Antrag, daß eine Kommission aus 3 Mitgliedern jeder Provinz zur Regelung der Bestimmungen über die Unterthans - Ver- hältnisse niedergeseßt werde, zur Abstimmung. Es erheben sich Zwei fel über die Eintheilung der Provinzen, Maier trägt auf Tages- Ordnung au, da diesec Antrag nicht auf der Tages - Ordnung s[ei. Majorität.

Fiume, 2, Sept, (Oest. Lloyd.) Der Vice-Gespan Bunye- vaz ist aufs eífrigste bemüht, die Ruhe anfrecht zu erhalten - die i ver That auch seit den neuen Veränderungen nicht die gering|te St0- rung erfuhr. Ja seinen Konferenzen mit dem Magisirat und dem Handelsstande suht er die Wünsche in Betresf der vorzunehmenden Verbesserungen im Allgemeinen kennen zu lernen, um, 1m S:uverjkan o nisse mit dem Banus , die erforderlihen Maßnahmen treffen zu köu nen, Unter den Gränzeru und Szerezanern herrscht die sh enge Mannszucht, und man hat auch nicht die geringste Ursache, si über ihr Benehmen zu beilagen, Heute begiebt sich Jellachich vou Agram nach Waraedin, um mit der kampflustigen Armee die Drau zu passi- ren. Jedes Konsulat hat hier eine Ehrenwache erhalten.

Fiume, 3. Sept. (Dest. Lloyb.) Gestern Abend brachte cine Staffette die von dem Banus ansgegangeue Ernennung des seit einigen Tagen unter uns weilenden Generats Victor zum Mili tair - Kommandanten von Fiume. Die hiesige Bevölkerung gelangt aun zur Ueberzeugung, daß ihre Juterssew unter [roatis.ber Regie- rung nicht im Geringsten leiden werden und bewahrt die Ruhe, zu deren Aufrechthaltung au die zweckmäßigsten Anordnungen von Seiten des Vice - Gespans und der Lokal - Behördei viel bei-

tragen.

Hldeuburg. Oldenburg, 4. Sept, (D, A. Z,) Ju der heutigen Sißuug n Stände sanden die Abgeordneteu von Lande, das heißt, die Landleute, es nicht passeud, in den Disfkussiouen sich so vieler Fremdwörter-zu bedienen, die sfe unmöglich veistehen Föun- ten, . Sie meinten: hier auf deutschem Boden zu stehen, da müsse man auch deuts reden, Kommissionen wurden vorgeschlagen : 1) für das Finauzwejen (sieben Mitglieder), 2)- für K.rchen- und Schulfacven, so wie Gemeindesahen (sieben Mitgledéer), 3) ir die Grundrechte, Justizpflege und allgemeine Bestimmungen (fünf Mitglieder). So0- dann wurde mit der Berathung des Eutwurss der Geschäftsorbnung begonnen, úno derselbe schon grötentheils heute mit unerheblichen Abänderungen, es soll z. B, keine - geheime Abstimmung statlsiüdeu, angenommen.

Schleswig:-Holsteia, Kiel, 6, Sept. (H. B.) Jn der estrigen Sißung der schleswig- holsteinishen Landes - Versammlung Pigaun die Berathung über die an die Nationalversammlung und den Reichsverweser zu richtenden Eingaben. L, O lshau sen als Berichterstatter verliest zuerst das ausführliche Schrei-

ben an die Nationalversammlung, das mit großer Würde, Ruhe und Schärfe die Waffenstillstands-Bedingungen sowohl vom Standpunkte Schles- wig - Holsteins als Deutschlands einer scharfen Kritik unterwirst, dann das kurze, mehr geschäftliche Schreiben an den Reichsverweser, dem eine Abschrift des an die Nationalversammlung gerichteten Schreibens beigelegt ist, Es folgt daun eine mehrstündige Diskussion, in welcher mit großer Weitschweifigkeit eine Menge von Einzelheiten des Entwurfs in kleinlicher Weise betrittelt werden. Ver Eine will diesen, der Audere jenen unbedeutenden Wunsch berücksichtigt haben, Den wichtigsten unter den Verbesserungs-Vorschlägen machte Fal ck, welcher darauf aufmerksam machte, die Vertagung sci zu kurz erwähnt, es hätten namentlich die derselben Patitiaiblut Ümstände erwähnt werden müssen, daß die Waffenstillstands - Unterhandlungen damals im Beginn fer nesen und eine dringende E des Reichs - Ministeriums erfolgt sei, Dann aber sei vor Allem der 6te Artikel ausführlicher zu erörtern, Ju diescm Artikel fehle es an aller Neziprozität, da nah demselben Dänemark ch rüsten dürfe, Schleswig - Holstein nicht, Außerdem aber seien mehrere BVerschiedenheiten zwischen Schleswig und Holstein sestgeseßt, die hervorzu- heben seien, Zunächst sollte das. Heer in eine \hleswigshe und eine holstei- nische baber aud etrennt und die verschiedenen Abtheilungen unter verschiedene Befehlshaber ge ellt werden, indem in Holstein ein Bunves-General befehle, in Schleswig, wie es scheine, die beabsichtigte neue Regierung selbst, Daun solle das

Beides wird unterstüzt und gestattet. |

holsteinische Militair nicht verstärkt werden, während eine Verminderung des \chleswigschen Militairs in Aussicht gestellt sei. Drittens endlich sei ge- sagt, durch die Verminderung des schleswigs{hen Militairs solle dem Lande eine Erleichterung werden, während für Holstein keine Erleichterung in Aus- sicht gestellt sei, Die Absicht dieser vershiedenartigen Behandlung gehe offenbar dahin, die Zwietracht zwischen den Herzogthümern zu säen, indem man sich stelle, als ob Dänemark für Schleswig besondere Sorgfalt trage, und die Herzogthümer möglichst wehrlos zu machen, da das Heer, so weit es nicht unter dem Bundesgeneral stehe, entlassen werden könnte, Dics Alles sei in der Eingabe weiter auszuführen, Prehn will den zweiten Theil des Schreibens an dic National - Versammlung, welcher die Unmög- lichkeit des Waffenstillstandes vom deutschen Standpunkt erörtert, wegge- lassen wissen, weil diese Betrachtung der National - Versammlung zu überlassen sei. __ Weil wir Vortheile für uns wollten, sollten wir den Unparteischen das Urtheil hierüber überlassen. Prenßer theilt mit, daß er als zuverlässig erfahren , Heinze und Prehn hätten die auf sie gefallenen Ernennungen in die neue Regiexung ebenfalls abgelehnt. Pastor Burcbardi: Es sei wunderbar daß in den Waffen- stillstands- Bedingungen nicht von einer Amnestie die Rede sei, welche den ( S 4 0s 2 L Dänen alle Rancüne unmöglich mache. Verfolgungssucht bewiesen, daher fei die allgemeinste Amnestie nöthig. (Heiterkeit) Dr. Lorenzen bemerkt gegen Prehn, daß es uns gerade zu- fomme, die deutsche allgemeine Seite der Sacbe, die uns höher stehen müsse, als die schle8wig- holsteinische, hervorzuheben, Wir müßten bereit sein, Opfer für die Einheit Deutschlands zu bringen, und es deshalb ausführen, daß die Einheit Deutschlands durch den Waffenstillstand gefährdet sei, denn die Einheit Deutschlands könne nur auf dem Grunde .der Ehre gebaut sein. Gegen Burchardi verwies er darauf, daß ‘das, was dieser wünsche, gerade den Grund zu einer neuen Beschwerde gegen den Waffenstillstand geben würde, Matth iessen will, daß die Unmöglichkeit der Präsidentschaft Moltke’s noch stärker hervorgehoben werde, Es Tei ein Widerspruch zwischen dem Artikel, der Männer von Ansehen und Achtung fordere, und der Er- nennung Moltke's, der notorisch nicht zu diesen Männern gehöre, Steiu- dorf macht darauf aufmerksam, daß die Trennung der shleswigschen Trup- pen von den holsteinischen deshalb noch besonders gefährlich sei, weil eine neue Formation große Schwierigkeit habe und fast gar keine geborene Schleswiger unter den Offizieren seien, Reventlow - Jersbeck spricht sich in langer Rede dahin aus, daß die National-Versammlung nicht gelbe- ten werde, den Waffenstillstand nicht zu genehmigenz es sei besser, den Au- trag auf die einzelnen Bedingungen zu beschränken; es könne sonst scheinen, als ob das Land gar kcinen Waffenstillstand wolle. Er will au, daß Molike’s Unmöglichkeit noch stärker hervorgehoben werde. Dagegen solle man nicht gegen Alles protestiren, Professor Ratjen meint, das Aufheben sämmtlicher unter der Regierung erlassenen Ge- scpe durxh den Aitikel 7 sei nicht so \{limm, die Bestimmung im Separat - Artifel zu 7, daß aub die dänischen Verfügungen ungültig seien, mache die Sache wieder gut, Außer dem §. 6 sei das we- sentlih Verlegende nur, daß C. Moltke an die Spige der Regierung treten solle, Die anderen vier Männer, außer ihm, genössen gewiß das Vertrauen des Landes, Nur Moltke mae den Waffenfillstand unmöglich, Clau s- sen qus Kiel, der Verfasser des Entwurfs, vertheidigt ihn gegen die ein- zelnen Angriffe und bemerkt namentlih gegen Ratjen, gerade der Urt, empòre aufs ärgste, da man mit einem Federstrich das ganze Bolkeleben vernichten wolle. Er ‘machte dann auf die Wichtigkeit der größten Be- schleunigung dieser Eingabe aufmerksam. Der Präsident oda! Va Bor- schlag, daß der Ausschuß die Anträge in Erwägung ziehe und Morgen Bormittag die von ihm für gut gefundenen Abänderungen vorlege. Claussen räth drin- gend, noch heute die Eingabe sertig zu machen, Biele Mitglieder stimmen ihm bei. Ueber die Eingabe an den Reichsverweser wird darauf die Dis- kussion eröffnet. Es nimmi aber Niemand das Wort. Auf den Vorschlag des Präsidenten wird nun beschlossen, daß der Ausschnß sofort die Nedac- tion vorzunehmen habe. Von 9 Uhr bis 105 Uhr tritt eine ause ein, Dann wird der geänderte Entwurf des Schreibens an die National-Ver- sammlung vorgelesen und angenommen, nach Angabe der Secretaire mít 99 gegen 3 St, Das Schreiben an den Reichsverweser wurde mit 101 gegen 1 St, angenommen. Um 4% Uhr wurde die Sihung geschlossen.

Jn der heutigen Sizung der Landes - Versammlung cinigte man sich zunächst über die Art der Diskussion des Verfassungs - Entwurfes -und Ab- stimmung. Der Antrag von Lüders; „1) daß die Landes-Versammlung ihre Berathung und Beschlußnahme auf den Entwurf, die Amendements der Majorität und der Minorität beschränken möge und daß die etwanigen weiteren Amendements einzelner anderer Mitglieder für die nah erfolgter Feststellung der deutshen Verfassung jedenfalls vorzunehmende Revision der schleswig-holsteinishen Verfassung vorbehalten bleiben; 2) daß bei der Revision der Verfassung durch einfache Stimmenmehrheit entschieden wer- den solle“, ward mit 71 Stimmen gegen 28 Stimmen angenommen. Dann eröffnete der Präsident die Diskussion über Kbschnitt T. Art, 1 und 2 des Entwurfs; Art, 1, Die Herzogthümer sind ein einiger, un- theilbarer Staat („untrennbarer“ des ursprünglichen Eniwurfs ist ausgefal- len), Art. 2 ist unverändert geblicben, Sie wurden mit 70 Stimmen ge- gen 26 angenommen; so wie ferner noch Art, 3 (unverändert) mit 89 Stimmen gegen 6. Art, 4 (ebenfalls unverändert) mit 92 St, gegen 3 wud Art, 5 in der Fassung des Ausschusses mii 80 Stimmen gegen 15 angenommen, Art. 5 lautet: Die für ganz Deutschland oder die Herzog- thümer insbesondere von den gegenwärtigen oder zukünftigen verfassungs- mäßigen Gewalten Deutschlands erlassenen oder_zu erlassenden Geseße und Anorduungeu sind für die \hleswig-holsteiuischen Staatsgewalten und Staats- bürger verbindlich, Bei Abgang der Post (gegen 4 Uhr) war die Abstim- mung bis zu Art. 15 20 des alten Entwurfs fortgeschritten.

Kiel, 7, Sept, Gestern Abend langten unsere Gefangenen, wenigstens theilweise, namentlich Studeuten und Turner, hier an; mande waren s{chon von Eckernförde aus in ihre Heimat abgegan- gen und die Soldaten meistens nah Rendsburg. Ungeheurer Jubel begrüßte ihren Einzug. Sie wurden beim Eintritt in die Stadt von dem gauzen Bataillon unserer Bürgergarde- empfangen, mußten von den Wagen steigen "und mit dor Garde in die Stadt marschiren, Ju den- Straßen, welche sie durchzogen, war illuminirt, aus den Fenstern wehten ihnen s{chöne Hände mit weißen Tüchern Willkommen zu und aus den Fenstern flogen Blumen und Kränze auf sie, Auf dem Markte wurden sie von einer Schaar kleiner weißgekleideter Mädchen mit Blumen, den Behörden und deu Mitgliedern der Landes - Ver- sammlung empfangen, Bewillkommnungs-Reden und Hurrahs ertöôn- ten, Alles war freudig, aber auch wehmüthig (indem man der Gez bliebenen gedachte) bewegt. Am Fenster des Cettischen Kunstladens saß man das wohlgetroffene Bildniß ihres Führers, des braven Mas= jors von Mielsen,

PMusland

ranfreich. National-Versammlung. Sipung «L Sept, Jn der um 24 Uhr beginnenden Nachmittags -Siz- zung schuitt man zur Erörterung des Vorschlages Pascal Duprat's,

nach welchem die organischen Gesebe unmittelbar nah Annahme der -

erfassung erörtert und votirt werden solle: Herr de Salze Varl baa den Vorschlag und beantragte, daß M sich in den zwei auf die Annahme der Berfafsung folgenden Monaten auflösen und daß zwei Monat nach ihrer o zu neuen allge= meinen Wahlen geschritten werden olle, ehrere Stimmen verlangten die Vertagung beider Vorschläge, Der Präsident fragte, ob der Antrag auf Vertagung unterstüßt werde. Herr P. Duprat bekämpfte die Vertagung. Es sei von Wichtigkeit, in den organischen Geseßen den Gedanken zu entwickeln, der bei Annahme der Vera

eherrsht habe, damit sih die folgende National - Ver- wu (0 ‘fiber die Gesinnung der jeßigen nicht täuschen könne. ‘Herr Funn eyrie, an der Spiße der Fraction der Rue de Poitiers, vot nate die Vertagung des Dupratschen wie des Salzeschen Vor- sblages weil die Versammlung nicht klug handeln würde, wenn sie über eine so wichtige Frage im voraus entscheide und sich die Hände

Dänemark habe bisher große

binde. Sie sei au \{chwerlich berechtigt, eine Fortdauer ihrer Siz= zungen auf unbestimmte Zeit auszusyreben (Murren), und es fönn- ten später Umstände eintreteu, welche ihr die Votirung der organi= hen Geseße nicht rathsam erscheinen lassen würden. Herr Marte bekämpfte die Vertagung. Es sei nöthig, das die zu votirénde Ber- fassung in den organischen Gesetzen weiter entwidelt werde. Diese Ber- sammlung, welche die in der V:rfassung dargelegten Grundsäße aufstelle, müsse au die organischen Gescße geben, die nur eine Entwickelung dieser Grundsätze seien. . Herr Besnard sprach für die Vertagung und fragte, ob die jeßige Versammlung, nachdem ein Präsident der Republik gewählt worden, noch eine konstituirende Versammlung sei. Erst die folgende Versammlung, aber uicht die gegenwärtige, werde im Besiße der dur die Verfassung festgeseßten Vollmz1chten sein und den Beruf haben, Gesegze zu geben, während dem Präsidenten der Republik das dur die Verfassung genau testimmte Kontrollreht zu= stehe. Man wisse ja auch noch gar niht, welche Abänderungen der Veefassungs-Entwurf im Verlaufe der Diskussion erleiden werde. Die Versammlung sei ermächtigt, dem Lande eine Verfassung zu geben z weiter aber reiche ihre Vollmacht nicht, Herr Parieu behauptete, die Versammlung sei völlig berechtigt, über die organishen Gesete zu votiren, Herr Vesin, der eine von thm vorgeschlagene motivirte Tagesorduung beratheu wissen wollte, wurde unter großem Lärm in der Versammlung vom Präfid-nten zur Ordnung gerufen und der Schluß der Debatte ausgesprochen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag auf Vertagung mit 552 gegen 1809 Stimmen verworfen ; gleiches Schicfsal hatte der Untiag des Herrn de Salze, worauf der Vorschlag des Herrn P. Duprat mit 586 gegen 154 Stimmen an-= genommen wurde, Der Finanz-Minister Goudch aux legte einen Dekret-Entwurf rücksichtlich der Lyoner Eisenbahn vor. Er zeigte der Versammlung an, daß von den alten Actionairen der Woner Bahn bereits eine große Zahl von der Befugniß Gebrauch gemacht habe, die zweite Hälfte des Actien-Kapitals gegen Renten-Empfang nach- zuzahlen und somit von den Vortheilen des Rückéauf- Dekrets Ge- brauch zu machen, Die Zahl der auf diese Weise vervollständigten Actien belauft sich auf 227 zu 500 Fr. Viele audere Juhaber alter Actien hätten um Aufschub des Einzahlungs-Te: mins gebeten, wes- halb er darauf antrage, denselben bis zum 15. September zu ver- längern. An den Ausschuß gewiesen. Herr Chara - maule berihtete Namens des Geseßgebungs- Comités. über den auf die Journal - Suspensionen bezüglichen Vorschlag des Herrn Creépel - Latouche. Das Comité is für Ablehnung der Berathung des Vorschlags, meint aber doch, daß für die Zukunft etwas gesche- hen müsse, und schlägt daher ein Defret vor, dessen weseutliher Jn-

halt lautet: „Las öffentliche Ninisterimn soll die Angeschuldigten binnen

18 Stunden vor den Assisenhof zu s: ller befugt sein, und die Ge=- schworenen sollen, im Falle des Schuldigbesindens, auf Suspension von 8 Tagen bis zu 3 Mouaten erkennen können.“ Die Versamm-= lung sprah die Dringlichkeit des Dekrets aus und seßte die Bera=- thung auf morgen fest. Herr Morin begann hierauf die allgemeine Disfusjion über den Verfassung3-Eutwurf. Judem er den Absichten, die den Entwurf diktirt hätten, alle Anerfennung zollte, tadelte er insbesondere die übermäßige Centralisirung; die Familie werde vom Staate ganz absorbirt. Uls Beweis hob er das Verbot, einen mi=- litairischen Ersaßmann zu stellen, und das Monopol der Arbeit her= vor, über welche ver Staat, so zu sagen, allein verfügen solle. Die Centralisirung sei der Grundfehler des Entwurfs, den er auch in der Beibehaltung des Grundsaßes einer einzigen Kammer wiederfinde z eine zweite Kammer würde oft ein nüßlihes Gegengewicht abgeben und übereilte oder leidenshaftlihe Beschlüsse verhüten. Durch das {hon erlassene Vescß über- die Unverträglichkeiten trete die Unzweck=- máäßigkeit einer einzigen Kammer noch greller hervor. Herr Audry de Puyraveau verlas zu Gunsten des Entwurfs eine Rede, von der man bei seiner s{wachen Stimme nur wenig verstehen konnte. Er verlangt, daß der Präsident durch allgemeine Stimmgebung gewählt werde, obne daß der Natioual - Versammlung eine Wahl für den Fall zustehen solle, daß keine absoiute Mehrheit vor=- handen sei, Herr Jobez besorgte, der Cntwurf enthalte manche der K.ime, welhe Revolutionen herbeiführen könnten, ohne sie zu befe- stigen. “Jn Bezug auf das Recht auf Arbeit äußerte er, daß dem Elende nicht durch eine Erklärung abgeholfen werde, Er tadelte, daß man das allgemeine Stimmecht durch die Abstimmung nah Bezir- fen \{chwädhen und die Stellung militairischer Eijaßmäuner abschasfen wolle. Zum Schlusse sprah er gegen das System einer einzigen Kammer, die f-üher oder später nothwendig zu einem langen Parla- ment oder zu emer Diktatur führen Mun De Gerdy sprach gegen den überall hervortretenden Mangel an Autorität der Behör= den, desscn Ursacheu man erforschen míisse, um ihm abzuhelfen. Als Hauptursache führte cer die allgememe Bestechlichkeit an und verlangte als Gegenmittel, in der Versasfung solle der Grundsaß aufgestellt werden, daß Niemand ein Amt erlangen könne, ohne es dur seine Leistungen verdient zu haben. Er begehrte ferner, daß zur Unter= drückung der überall sich fuudgebenden Neigung zum Ungehorsam g?- gen die Behörden den jungen Leuten ein politischer Unterricht ertheilt werde, der sie zutig Fügsamkeit lehre, Der Redner drang sodann darauf, daß man in der Verfassung Grundsäße aufstelle, welche die Unterdrückung von Wahlbestehungen, von Coalitionen der Arbeitge- ber und sonstigen Mißbräuchen zum Zwcee hätten. Die Zahl der Mitglieder verminderte sich während Gerdy's Rede \o ras, daß ber Schluß derselben auf morgen verschoben werden mußte,

Sthung vom 5, Sept. Anfang 15 Ubr, Präsident Mar= rast. Tages-Ordnung : Die Verfassungs-Debatte. Gerdy erhält das Wort, um seine gestern Abend abgebrochene Rede zu vervollstän= digeu, Er ermahnt die ungusmerksame Versammlung, sih vor den unmoralishen Einflüssen zu hüten, die nothwendig aus dem Ehrgeiz, Sitt:nverfall, der Bestehung und Verblenduag entsprängen und den Sturz allèr früheren Regterungen herbeigeführt hätten, Die Ver= fammlung rief: Zum Schluß! zum Schluß ! und zwang den Redner, die Tribüne zu verlassen. Camille Béranger: Was soll eine Verfässung sein? Die Garäntie gegen Willkür und Uebergrifsfe der Regierungen. Merkwürdig, daß sich alle Besserungen der gesell|chaft - lihen Zustände selten der Gunst der Regierungen zu erfreuen hatten und sich fast stets gegen den Willen derselben durhseßten, Es scheint, als liege es im Blute aller Regierungen, der Entwitkelun besserer Zustände Hindernisse entgegenzustellen, Damit will ich indes nicht. sagen, - daß si die Regierung ausschließlich jedes Fortschritts bemächtigen müsse. Das wäre oft störend, Wollte sih z. B. die Regierung an die Spitze aller Zweige der Production, d. h, der Privat-Judoustrie, stellen, so hieße dies die Privatkräfte lähmen, Jch weiß wohl, daß die Sozialisten das Gegentheil behaupten. Allein nah meiner Ansicht darf sich die Regierung in keinerlei Production so lange niht mischen, als die Staatsgesellschaft selbst zu deren Betrieb ausreicht. Darum finde ih die allgemeinen Phrasen an der Spibe der neuen Verfassung unnüß, Es versteht sihch von selbs, daß jeder Bürger ein guter Vater, Gatte und Freund sein muß, es dedarf hierfür feiner pomphaften Erklärung. (Beifall) Alcock findet im Gegentheil bie Einleitungs-Phrasen nöthig. Der Franzose liebe er- hebvenc: Grundsäße; sie prägten \sich ihm in Herz und Kopf ein. Das Band werde dadurch moralisirt, Der Franzose sei ein geborner Demokrgt, und was man auh immer sage, die Republik habe längst

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in Aller Herzen vor dem Februar gelebt, man brauche sie nur zu be- festigen. Konsolidirung, Versöhnung, Freiheit und Gleichheit sei sein Wahlspruch. Pierre Leroux besteigt die Tribüne, Ein fürchter- liher Lärm erhebt sich. Geschlossen! Geschlossen! erschallt es vou allen Bänken, und der Präsident läßt über den Debatteshluß abstimmen. Das Resultat ergiebt jedo, daß die Debatte noch fort- dauere. „Jch benuße““, sagt Marrast, „diese Pause, um der Ver- sammlung mitzutheilen, daß diesen Mittag Bixio, Corbon, Georg Lafayette, Lacrosse, Leon von Malleville und Pagnerre zu Vice-Prä- sidenten, Landrin und Berard zu Secretairen von ihr gewählt wor- den sind,“ Jett wird die Verfassungs-T ebatte wieder aufgenommen. Pierre Lerourx betritt die Rednerbühne. Die Versammlung \chickt ih dieêmal an, ihm aufmerksam zuzuhören. i er, gäbe es keine feste Wissenschaft, so lange die Staate-Einrichtun- gen niht auf übereinstimmenden Grundsäten beruhtn. und neue Zeit beweise diesen Saß dur ihren fehlerhaften Staats- M-chanismus auf jeder Seite. Im Alterthum \cien Aristoteles und Platon, in neuerer Zeit Montesquieu und Rousseau mit einauder im Kampf gewesen, in unseren Tagen die Publizisten und Empiriker, (Heiterkeit,) Der Politik fehle noch die Grundlage, auf die sie die Einrichtungen eines Landes bauen kföznte. „Sieyès“, fährt der Redner fort, „begriff dies \o tief, daß er nah seinem Versucbe, cine Verfassung zu fabriziren, in tiefe Schwermuth vei fiel, Er war ein populairer, \charssianiger Mann. Ec sah, wie die Revolution stch aufschwang, wie sie aber durch die Constituante wieder gedämpft wurde, Er wollte seinem Vaterlande wahre Dienste erweisen und sah sein Werk verunglimpft. Das schmerzte ihn, und er gezieth in Ver- zreiflung. Anhäuger Montesquieu?s und Rousseau's stritten sich um die Verfassungs-Fabrication, keiver siegte, keiner faud den Schlüssel, weil ibn keiner dort suchte, wo er wirklich zu finden is, näml:ch in der Psycholvgie und Metaphysik,. Sie suchten den Stein der Weisen, und da sie ihn nicht fanden, geriethen jie in Verzweiflung. Der junge Bonaparte sah Sieyès in Verzweiflung und mate si über ihn lustig .…….. Stimme: Wie Sie sih über uns lustig machen! (Geläbter.) Marrast: Jh rufe den Unterbrecher zur Ordnung. Leroux seßt seine historishen E:twickelungeu der Verfassungs - Fa- bricalionen in Frankreih noch eine Weile fort und verläßt dann un- willig die Tribüne, Nach einigen Worten FrancisqueBouvet?'s wird die allgemeine Diskussion geschlossen und die Berathung der Artikel beginnt, Larochejacquelein ersucht die Versammlung, ibm noch einige Worte zu gestatten, ehe die Artikel - Berathung beginne. P. Leioux habe die Versammlung eine Versammlung von Unwissenden ge1aunt. Dies sei ein Schimpf. Er fordere ihn auf, sie zu belehren. Pier Lervux, wenig geneigt, diesen Kursus zu eröffnen, bstieg nicht wie- der die Rednerbühne, und die Versammlung schreitet zu dem ersten Artifel der Verfassung, nämlich zur Erklärung der Grundrechte. Gatien Arnould s{lägt vor, zuvörderst sämmtliche Artikel zu vo- tiren und dann exst die Einleitung zu berathen, Ein Schriftsteller vollende wohl sein Buch, und dann entwerfe er das Vorwort, Der Versammlung könne es sonst begegnen, daß se an die Spiße der Verfassung eine Thesis stelle, der die Verfassung selbst widersprece. Schon habe man den Geist des alten Entwurfs geändert, das posi- tive Ret guf Arbeits - Unterstüßung u.d Unterricht sei daraus ver- {wunden oder verstümmelt, Er beantrage daher die Vertagung oder gänzliche Streichung der Einleitung. Coquerel, protestantischer Psarrer, vertheidigt den Entwurf. Abbé Fayet, Bischof von Or- leans, bekämpft ihn, aber mit so unhörbarer Siimme, daß man nur unzusammenhängende Phrasen vernehmen fonnte. Fresnaud, ehe- maliger Unter - Präfekt des Jsle= und Vilaine - Departements, be- kämpfte den Entwurf. Die Republik, sagte er, habe gleihsam vor sich selbs Furcht und thue einen Schritt nah dem anderen rüdcckwärts, Dies käme daher, weil sie sih auf die gefährlihe Bahn eingelassen habe, die Politik wie ein Rechen - Exempel zu behandeln. Die Ein- leitung sei vag, gehaltlos und den gesellschaftlichen Verhältnissen ganz unangemessen. Sie stelle Grundsäße auf, die sich mit der Wn klich keit nit vertrügen. Wäre die Republik wirllich das Reich der Moral, des Lichts und der Wahrheit, daun allerdings würde er die Einlei= tung niht bekämpfen. Proudhon verlangt das Wort. (Auf mor= genu!) Die Sihung wird um 6 Uhr geschlossen.

Sißung vom 6, September, mit dem Schlage 12 Uhr die Sißung.

Grandin, eines der Mitglieder der früheren Deputirten- Kammer, ergreift das Wort vor der Tageso: dnung. „„Der Herr Prästdent“’, beginnt er, „hat bereits bemerkt, daß die Diskusion der neuen Verfassung 10 Monate dauere, wenn man den allgemeinen Betrachtungen feine engere Schranken ziehe. Jch sage Ihnen, daß sie zehn Jahre dauern wird, wenn man ähnlichen Mißbräuchen nicht steuert, wie fie s{ch der Bürger Pierre Leroux hat zu Schulden kom- men lassen.“ Derselbe habe gestern abermals eine gedruckte Rede vorgelejen, die er lange vorher angefertigt hatte. Desgleichen sei die Rede, die er bei Gelegenheit der Arbeitsstunden gehalten, {on ge- druckt gewesen. „Unter diesen Umständen thäte der Bürger Leroux besser, ans kurzweg anzuzeigen, seine Rede sei bei diesem oder jenem Buch- händler zu haben, dann würde uns wenigstens kostbare Zeit erspart. (Unruhe zur Linken.) Sie zweifeln? Wohlan, ih will Jhuen \o- gleich beide Lerouxshe Reden noch einmal halten.“ Der Red=- ner zieht zwei Broschüren aus der Tasche und will vor- len aler V U r Ce! Q Se unter bricht ihn. „Jh wiederhole““, fährt Grandin fort, „daß eine kostbare Zeit erspart würde. Der gestrige Vortrag des Bürgers Leroux füllt 14 bis 15 Spalteu im Moniteur und kostet uns mehrere Stun- den. Und nun gar erst seine L'hren! Wollen Sie wissen, worauf sie beruhen? Auf einem Gesebuch der Menschheit; er will das Paradies auf Erden gründen mittelst agrarisher Ges:be (oh! oh!); das Recht auf Arbeit, auf Unterstüzung, auf Unterricht begründet nach seinem System eine allgemeine Faulleuzerei. Ihm zufolge hätte selbst der- jenige Arbeiter, der zu arbeiten sich weigert, ein Recht auf Eruäh-= rung.“ (Lärm.) Der Redner zieht ein neues Lerouxshes Buch hervor, um seine Angaben dur einzelne Stellen zu beweisen, doch der Lärm übertäubt ihn. Präsident: Jh gab Jhnen das Wort, um cinen Antrag über die Tages-Ordnung zu stellen, und ersuche Sie, bei der Sache zu bleiben und Jhren Antrag schriftlich zu stellen, worauf er von dem betreffenden Aus\chusse geprüft werden soll, Grandin: Mein Antrag lautet: „Jn Zukunft keinem Mitgliede zu gestatten, shon gedruckte Reden zu halten,“ Leroux: Jh danke dem Bürger Grandin, daß er meine Jdeen und Meinungen herabzuwürdigen sich abermals bemüht hat, Aber wenn er einsähe, wie viel Heiliges und Ernstes diese Jdeen für das Menschengeshle{t haben, so würde er sich diese Mühe erspart und sie mit wentger Verahtung und Her- abwürdigung behandelt haben. Graudin: Weit entfernt von mir sei es, von Jhren Joeen mit Verachtung zu sprehen. Was den Vorwurf der Unwissenheit betrifft, so frage ih, ob es nit klar genug i st, zu verstehen, was der Bürger Leroux in seinen Schriften lehrt, nämlich daß das Christenthum veraltet und Jedermann srin eigener Papst, Gott und Kaiser sei. (Allgemeine Heiterkeit.) Die Versammlung nimmt nun die Verfassungs-Diskussion wieder auf, die |ch immer noch auf die Einleitung bezieht. Hubert Delisle unterstüßt die Ein- leitung. Levesque is der Ansicht des ehemaligen Unter-Präfekten Fresneau, der sie unpassend sindet, weil es immer gefährlih, meta-

Präsident Marrast eröffnet

Für die Politik, sagte |

| | weundigfeit de: Finleitung. Die alte | | spruch.

|

| | Schwadronen verbei und ließ sodann alle Mannschaften defiliren.

phvsishe Phrasen an die Spiße von Staats-Grundgeseßen stellen. Er erklärt ch als Feind aller dogmatishen Programme und negirt den sozialen Charakter der Februar-Revolution. Sozialistishe Sekten hätten die Bewegung ausgebeutet. (Widerspruch zur Linken.) Cremieux spriht für die Nothwendigkeit der Erklärung allgemeiner Rechte, die wie ein Evangelium fürs Volk vor die Verfassung gehörten. Thäte man dies nicht, daun fiele man ge- radezu in die Wolfêgrube des Kommuniêmus. (Oh, Oh!) Die Februar =- Revolution sei allerdings sozial. Sie heiße Arbeit für Alle, Unterricht für Alle, Brod für Alle! ( Beifall von der Linken.) Säbe man in ihr e‘wzis anderes, daun verstehe man sie uicht, oder er ver= steh? sie nih:. Nicht 1793 sei die wahre Republik gewesen, 1848 sei ers ibre L wiklichung. Er besteht anf der Nüßlichkeit und Noth- Cjazalès will tie philosophischen Sophie Jabeat lex, non suadent, fei sein Waßl= Er hasse alle Metaphysik. Die amerikanische Verfassung have an feine Einleitung. Stimmen: Das is fals; sie hat eine Einleitung. Cazalès findet die Berichtigung unerheblich und bekämpft die Einleitung. Lamartine: Man bestreite dem Aus\huß uit blos seine Ausdrücke, sondern sogar das Recht einer Enleitung. Die erste Constituante und das amerifanische Voik hätten ähnliche feierliche Erklärungen er!assen, Gerade jeßt sei eine solhe Erkfiärung nöthig. Die Republik sei futisch. Der Redner bekämpft die Furcht vor Sozialismus und Kommunismus, Die Nation müsse das Prodlem der Arbeité- Organisation jedenfalls lösen. Sie werde dies thun, ohne das Eis genthum zu verleßen, Ueberall, wo das Eigenthum verleßt werde, herrsche keine Freiheit. Das Recht auf Arbeit müsse garantirt wer= den, die moderne Zeit habe das Proletaiiat erzeugt, und er sei er- staunt, in dem Munde Fresneau?s und Anderer feine wärmere Theils nahme diese Unglücklihen zu hören, Nach Lamaetine spriht Beuar d gegen die Einleitung. Die Versammlung ruft nah Abstimmung. Die all= gemeinc Lisfussion über die Einleitung wird für geschlossen erklärt, und man schreitet zur Berathung der einzelnen Artifel der Einleitung zu dem Saß: „Jn Gegenwart Gottes und im Nauen des französischen Volkes proklamirt und dekretirt die Nationalversammlung“, waren mehrere Amendements vom Bischof von Orleans, Abbé Fayget, von Target, Méaulle und Auderen vorgeschlagen, sie wurden aber verworfen und der Saß in seiner obigen Fassung angenommen. Auch zum Artikel 1: „Frankreich bat sich a!s Republik konstituirt u. w.““, liegen eine Menge Amendements uud neue Redactionsarten vor. Am hartnäckigsten wird das von Bousfsi unterstützt, welches im Wesentlichen also lautet: „Frankreich is eine Republik. Diese Republik is demokfratisch und untheiübar. Sie hat zum Dogma : Freiheit, Gleichheit, Brüderschaft; zur Gruudlage die Volks-Souve= rainetät; zum Zweck das Glück, die Moralitat und die Einigkeit al= ler Bürger; zum Gegenstand den Schuß der Personen, der Familie, - der Arbeit und des Eigenthums; zum Mittel die Erziehung, die V-=- rechtigkeit, die Ordnung und die Gesetzesstärke.““ Nur mit {wacher Meÿrheit wurde dies Amendement verworfen. Di: S'hung wird um 6 Uhr geschlossen.

stereicu geïriben wissen,

Paris, 6. Sept. Der Divisions-General Charron, bisheriger Ka - binets-Cbef im Kriegs - Ministerium (Abtheilung für algierische Añn- gelegenheiten) is zum General-Gouverneur von Algerien ernannt,

Mehrere Repräsentanten, die Cavaignac?s Ansichten über die jeßige Lage der italienishen Frage zu kennen behaupten, sagen, nach der Union, daß die Unterhandlungen Frankreichs und Englands mit Oesterreich wahrscheinli zu einem glüclichen Ergebnisse führen wür=- den, daß sie seit der ungünstigen Antwort, welche die französische Re=- gierung empfangen habe, wieder aufgenommen worden seien, und daß die Absichten Oesterreichs, so wie die von Frankreich und Eugland, durchaus friedlich wären.

Bei der vorgestrigen Revue waren 70—80,000 Mann, worunter 20 Bataillone National-Garde, mit 48 Kanonen, versammelt. Um 12 Uhr erschien Cavaignac in der Uniform eines Divisioué- Generals auf einem arabischen Schimmel, von Lamoricière, Changarnier und und einem zahlreihem Stabe begleitet, Der General ritt unter dem Zuruf: „Es lebe die Republ.k! Es lebe General Cavaignac! Es lebe die National - Versammlung ! ‘‘ an sämmtlichen Bataillonen und

Die Truppen waren ganz so equipirt wie im Felde, Mindestens 300,000 Zuschauer wohnten der Heerschau bei.

Großbritanien und Jrland. London, 5, Sept, Das Parlament ist heute Mittags vou der Königin in Person und unter dem üblichen Ceremouiell mit nachstehender Thronrede prorogirt worden :

Mylords und Gentlemen!

Jch sühle Mich glücklih, Sie vou den Pflichten einer arbeits=- vollen und verlängerten Session entbinden zu fönnen,

Die Akte zur Verhütung von Verbrehen und Gewaltthat in Jre- land, welhe im Anfange der Session Meine Zustimmung empfing, war von den wohlthätigsten Wirkungen begleitet, Der offenen, zu strafbaren Zwecken bestimmten Bewaffnung wurde Einhalt gethan z der Lauf der Gerechtigkeit ward nicht länger unterbrochen, und meh= rere verruhte Mörder, welche Schrecken über das Land verbreitet hatten, wurden ergriffen, gerihtet und verurtheilt.

Die auf wiederholte Ausfälle in der Lebensmittel-Erzeugung er= folgte Noth in Jrland is durch die Anwendung des Geseßes zur Unterstüßung der Armen uud dur den Betrag der in anderen Thei= len des vereinigten Königreichs aufgebrahten milden Beisteuern ge=- lindert worden.

Auf der andern Seite benußten organisirte Verbindungen den bestehenden Druck dazu, Meine leidenden Unterthanen zur Empörung aufzureizen. Hoffnungen auf Plünderung unb Confiscation wourden rege gemacht, um die Nothleidenden zu verlocken, während den Ehr= geizigen die aus\{weifendsten Aussichten eröffnet wurden. Unter die- sen Umständen wandte Jh Mich an Jhre Loyalität und Weisheit um erweiterte Vollmachten, und durch Jhre rasche Mitwirkung gekräftigt, wurde Meine Regierung befähigt, in wenigen Tagen Anschläge zu vereiteln, welhe während vieler Monate vorbereitet worden waren. Die vom Lord=-Statthalter von Jrland bei diesem Anlasse bewiesene Energie und Entschiedenheit verdienen Meincn wärmsten Beifall.

Inmitten dieser Schwierigkeiten haben Sie Jhre Arbeiten zur Verbesserung der Geseße fortgeseßt. Die Akte zur Erleichterung des Verkaufes verschuldeter Güter wird, wie ich vertraue, cin Uebel von bedeutender Größe im socialen Zustande Jrlands stufenweise beseitigen.

Das in Schottland eingeführte System der Land-Fideikonmisse erzeugte sehr ernste Uebel, sowohl für die Erben von Fideikommissen, als für das Gemeinwesen, und es hat mir große Befriedigung ge- währt , dasselbe nah Grundsäßen verbessert zu sehen, die {on lange in diesem Theile des vereinigten Königreiches als wohlthätig wirs fend befunden wurden. ; |

Jch habe Meine herzliche Zustimmung zu den Maßregeln Ene welche die Verbesserung des öffentlichen Gesundheits - Zustanes A zwecken, und Jh hege die ernstliche Hoffnung, S * Berkè geleft: ; E Weiterschreiten in diesem wohlthätig i 2 worden ist. E S

j ren vom Unterhause! E E J S Gema die Bereitwilligkeit zu danken,“ womit Sie