1848 / 132 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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nieen stoßen, ; feines Detaschement zum Regimentsstab nach Padua auf den vorge-

ih zu ziehen hätte, um den Abgan dort Mann n j rgânzen g D A allen Anstand hin- fönnen. Ferrara, am 2, September y and hergepen Lovatelli, Prolegat, Susan, G. M,

Vorbehaltlich der höheren Genehmigung.

ig-Holstein. Kiel, 7, Sept. (Alton. Merk.) Jun E ian s der Landes - Versammlung (deren An- fang vorgestern bereits mítgetheilt wurde ) führte die Berathung über den Act. 50 hinsichtlich des Passus : „Der Herzog fann ohne Zustimmung ter Landes - Versammlung nicht Oberhaupt eines anderen Staates werden “, zu einer lebhasten Debatte. Ols hausen erklärte, daß die Minorität die Fassung: „der Herzog kann ohne Zustimmung der Landes - Versammlung nicht Ober- haupt eines nit deutshen Staates sein“, zurücnehme, da sie keinen Konflikt mit der Regierung wünsche, die in ihrem Programm andere Grundsäße aufstelle, Claussen erklärte, au er nehme seinen An- trag zurüdck, obgleich Friedrich VII, seine Rechte auf die Herzogthü- mer verwirft, weil er den Grundvertrag gebrochen habe. Wie bei der Ehe zerreiße dadur das Band; wenn der Eine den Vertrag brehe in staatsrehtlihen Verhältnissen, so sei der Andere nicht mehr gebunden. Erst wenn das Land ihm verzeihe, sei er wieder im Recht. Er sei jeßt nicht Oberhaupt, müsse es est wieder werden. Er (Claus- sen) wolle feinen Konsflift mit der Regierung herbeiführen, bleibe aber bei seiner Ueberzeugung; Manche theilten dieselbe. Friedrich VII, sei niht Regent; ob er es in Zukunft werden könne, das fönne Niemand wissen. Die Waffen müßten darüber entscheiden, und bei einem glüdcklihen Ausgange des Kampfes könne die Personal» Union aufgehoben werden. Die Formel „werden“ sei allein entspre- end , sei elastisch zweideutig , könne so oder so verstanden werden, däß die Personal -Union beibehalten, oder daß fie aufgehoben werde, sie sei ein Gefäß , aus welchem man dies oder das \chöpfen könne. Es beleidige das Gefühl, Ehrfurht zu haben, nachdem so viel Blut geflossen. Keiner müsse auf das Aeußerste bestehen, wir hätten den Weg der Einigung betreten. Auch sei es besser, daß die Worte: „begründete agnatische Rechte sind vorbehalten“, wegfielen, Revent- low meinte, es sei unwürdig, mit zweideutigen Worten die Sache abmachen zu wollen, Er hätte gewünscht, daß die Aufhebung der Personal-Union nicht zux Sprache gekommen wäre, aber da dies ein- mal geschehen, so dringe er darauf, daß über diesen Minoritäts-Antrag namentli abgestimmt werde. Matthiessen erklärte sich eben so wenig mit Claussen's Motion einverstanden. Er wolle feinen zweideutigen Aus- druck, er wünsche die Aufhebung der Union und werde dafür streben, sei aber gegen das Minoritäts-Gutachten und gegen das Wort „sein“; er füge sih der Nothweudigkeit mit Rücksicht auf die provisorische Ne=- gierung und die Verhältnisse. Er werde bei der Abstimmung über das Minoritäts - Gutachten nicht mitstimmen, obgleich seine Wähler die Aufhebung wünschten. von Prangen war gegen das Minori= täts-Gutachten und erklärte sich für die Beibehaltung des Vorbehalts agnatischer Rechte. Klenze bemerkte, es sei nicht würdig, daß man etwas Anderes denke, als man spreche, er könne daher Claussen's An= sicht nicht theilen. Der Krieg, den wir führten, sei kein Krieg gegen den Landesherrn, sondern das dänische Ministerium habe ihn veran- laßt. Claussen: Den Vorwurf der Zweideutigkeit verdiene ich nicht, ih habe Fehler, bin mir deren bewußt, aber nicht dieses Feh- lers, Friedrich VII, hat den Boden des Rechts verlassen, Verträge des Regenten mit dem Volke werden aufgehoben, wenn der Regent den Vertrag bricht. Das ist in dem Falle Karl?s X, anerkannt. Wie Alles jubelte, als die Stuarts mit Recht verjagt wurden, so können wir auch Friedri VIL verjagen. Der Bundestag hat die Ab- seßung des Herzogs von Braunschweig anerkannt, Es is aber nit politisch, so zu handeln, da die Verhältnisse sich seit dem Beschlusse des Amendements „scin“/ geändert. Man fann nicht darauf dringen, daß darüber abgestimmt werde. Gewiß is es, daß wir unpolitish ge- handelt, und zu wünschen wäre es gewesen, daß wir mit mehr Kon- sequenz gehandelt, wir haben uns auf den Boden der Revolution ge- stellt, aber leider nicht mit Konsequenz, Wir würden unsere Lage bessern, wenn wir uns mit Entschiedenheit gegen die Union erklärten. Wir haben das Band nicht gelöst, sondern Friedrich VII,; nur unser Wille hat zu entscheiden; hätten wir, wie Texas, das zu den Verei=- nigten Staaten gehören wollte, erklärt, die Bande seien gelöst, so hätten wir in Frankreich feine Widersacher, keine Antipathieen. Wir haben eine verkehrte Politik befolgt, iu Frauffurt sind im (Lentrum auch verschiedene Männer, welche sagen, es sci eine heillose Politik, daß die Holsteiner nicht rasch Friedri VII, abseßten. Das sagen Männer der Rechten in Frankfurt, Gagern stimmt ein, er hält es für eine Unmöüg= lichkeit, daß Friedrich VIL, hier wiederregiere, Es ist einunnatürliches Ver= hältniß, daß ein, Theil Deutschlands von anderen Regenten beherrscht wird; Deutschland soll nicht mehr von Fremden abhängig sein. Wenn wir uns zur raschen That verstehen könnten, so wäre cs das Beste, politisch Richtige; der Wunsch Vieler, von Dänemark frei zu kommen, ist gewiß. Große Stürme können kommen, die Verhältnisse können si aber auch so glücklich gestalten, daß das Baud zerrissen bleibt, wenn 45 Millionen zum Bewußtsein gelangen, Diese Versammlung hat sich großartig gezeigt durch ihre früheren Beschlüsse, so kann auch Deutschland si seiner bewußt werden. Weun wir durh unsere Schwäche die Aufhebung der Personal = Union verhindert haben, jo werden wir in der Geschihte \chlecht dastehen vor Enkeln und Urenkeln ; thun wir lieber einen entschiedenen Schritt, Lassen Sie nicht über den Antrag der Minorität abstimmen, das wäre ein Amendement, und die sind nicht zulässig. Revent- low besteht nicht auf Abstimmung über den Minoritäts-Antrag, weil er glaubt, daß eine große Majorität gegen Claussen's Ansicht stim- men würde, Als hierauf der Passus des Artikels 50: „Der Her= zog kann ohne Zustimmung der Landes- Versammlung nichi Ober- haupt eines anderen Staates werden‘, zur Abstimmung gestellt wurde, erklärten sich 78 Stimmen dafür und 22 dagegen, Für den folgen- den Passus: „Schon begründete agnatische Rechte sind vorbehalten““, ergaben sich 55, dagegen 45 Stimmen. Der übrige Theil des Art. 50: „die Zustimmung dex Landes - Versammlung“ u. st, w., wurde mit 100 Stimmen angenommen,

Kiel, 8. Sept. (Alt. Merk.) Jn der gestrigen Sißung

der Landes - Versammlung wurde zur Diskussion über die Artikel 51 bis 59 infl. des Kommissions-Entwurfs oder Artikel 46 bis 53 inkl. des Ausshuß-Entwurfs übergegangen und nah geschlossener Debatte darüber abgestimmt.

Der Antrag der Majorität des Ausschusses zum Artikel 46, mit Aus- nahme des Zwischensaßes: „So oft und so lange er sich außerhalb der

Gränzen der Herzogthümer befindet“, also lautend: „Wenn der Herzog zu- leich Oberhaupt cines nicht deutschen Staates sein sollte, so läßt er alle raft dieses Grundgeseßes und der Gesetze ihm zustehenden Rechte durch ei-

nen Statthalter selbstständig ausüben, Der Statthalter kann durch keine

Befehle und Jnstructionen des Herzogs beschränkt werden“, wurde mit 73 egen 24 Stimmen angenommen.

E Der Antrag der Majorität des Ausschusses zum Artikel 46 auf den edachten Zwischensaß, also lautend: „So oft und so lange er sich außer- alb der Gränzen der Herzogthümer befindet“, wurde bei namentlicher Ab- immung, worauf der Äbgeorvnete Ahlmann, mit Unterstüßung von mehr

als 19 Mitgliedern, antrug, mit 51 gegen 48 Stimmen angenommen,

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Der Antrag der Minorität des Aus\hu}es als Art, 47 wurde bei der

auf gleichen Antrag vorgenommenen namentlichen Abstimmung in folgender Fassung: „Der Herzog ernennt den Statthalter aus drei von der Landes- Versammlung vorgeschlagenen Mitgliedern deutscher Fürstenhäuser“, mit 60 gegen 38 Stimmen angenommen. ¿Der Anirag des Ausschusses als Art. 48: „Die Ernennung geschieht in einer vom Herzog zu unterzeichnenden und von mindestens e: Staats- Ministern gegenzuzeichnenden Urkunde, Die Ernennung wird wirksam, nach- dem sie verkündigt is und der Statthalter vor dem oersammelten Staats- Ministerium den folgenden Eid geschworen hat: „,„Jh gelobe und schwöre als Statthalter der Herzogthümer Schleswig-Holstein, in Ausübung der mir anvertrauten Gewalt, die Verfassung und die Geseße der Herzogthümer Schleswig-Holstein zu beobachten und die Unabhängigkeit des Staates, so wie die Rechte des Herzogs und des Volks, aufrecht zu erhalten‘‘“’, mit dem schon früher beschlossenen Zusaße: „,„so wahr mir Gott helfe und sein heiliges Wort‘, wurde mit 97 Stimmen gegen 1 angenommen.

Der Autrag des Ausschusses als Art. 49: „Der Statthalter wohnt am Sig der Regierung und kann in einem Jahre nicht länger als drei Monate außerhalb der Gränzen des Staatsgebietes sich aufhalten“, wurde mit 92 gegen 6 Stimmen angenommen. ats ai

Der Antrag des Ausschusses als Art, 50: „Stirbt der Statthalter, oder befindet er sich in der Unmöglichkeit, die ihm anvertraute Gewalt aus- zuüben, so überniinmt der älteste Staats - Minister bis zum Wiedereintritt eines neuen Statthalters, nachdem er den Art. 48 vorgeschriebenen Eid ge- leistet hat, die Gewalt desselben‘, wurde mit 97 Stimmen gegen 1 ange-

nommen,

Der Antrag des Ausschu}es als Art, 51: „Dem Statthalter wird ein den Verhältnissen seines Amtes angemesseues Einkommen auêgeseßt‘‘, wurde mit 95 gegen 3 Stimmen angenommen, j

Der von der Minorität des Ausschusses beantragte Wegfall des Art. 57 des Kommissions-Entwurfs wurde mit 66 gegen 32 Stimmen angenommen,

Der Antrag des Ausschusses als Art, 52: „Der Statthalter hat dem Herzog über die Geschäftsführung Bericht zu erstatten“, wurde mit 90 ge- gen 8 Stimmen angenommen. N E ;

Nachdem der Antrag der Minorität des Ausschusses mit Genehmigung der Versammlung zurückgezogen war, wurde der Antrag des Ausschusses als Art. 53: „Alle die Unterschrift des Herzogs erfordernden GeseBe, Verord- nungen und Befehle werden während der Abwesenheit des Herzcgs vom Statthalter Namens desselben unterschrieben und, so weit es dieses Grund- gese vorschreibt, von den Ministern gegengezeichnet““, mit 95 gegen 3 Stim- men angenommen, : a

Nach einer halbstündigen Pause wurde zuerst das Protokoll der zwölf- ten Sizung verlesen, rektifizirt und genehmigt. Hierauf wurde die Debatte über Art. 60 69 des Kommissions - Entwurfs oder Art, 54 062 des Aus\chuß-Entwurfs eröffnet und nach Beendigung derselben zur Abstim- mung geschritten, welche Folgendes ergab: Ver Antrag des Ausschusses als Art. 54, so lautend: „Wenn der Herzog zugleich Oberhaupt eines an- deren Staats is , so können Verträge mit diesem Staate nux unter Zuzie- hung von besonders Bevollmächtigten der Landes-Versammlung und unter Vorbehalt der Ratification unterhandelt werden. Die Ratification geschieht von dem Herzoge und der Landes-Versammlung“/, wurde mit 88 Stimmen einstimmig angenommen. / :

Der Antrag des Ausschusses als Art, 55; „Die Herzogliche Gewalt vererbt im Mannsstamme des oldenburgischen Fürstenhauses vermöge Ab- stammung aus rechtsgültiger Ehe nah dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, ohne Nücksicht auf die Nähe des Grades“, wurde mit 82 gegen 6 Stimmen angenommen, | :

Der Antrag des Ausschusses als Art, 56 und 57: „Art. 56. Bom Tode des Herzogs an, bis sein Nachfolger oder der Regent den versa}/ungs- mäßigen Eid geleistet hat, wird die Herzogliche Gewalt dur den Minister- rath Namens des Herzogs verantwortlih ausgeübt, Dasselbe tritt in dem Falle ein, wenn beim Tode des Herzogs cine Statthalterschaft bestehen sollte. Die Statthalterschaft erlischt mit dem Tode des Herzogs. Art. 57. Nach dem Tode des Herzogs versammelt sich sofort die Landes - Versammlung, ohne Zusammenberufung, War dieselbe vorher aufgelöst und fällt der Termin des Zusammentretens der neu berufenen Landes - Versammlung stpä- ter, so tritt die aufgelöste Landes - Versammlung wieder in Wirksamkeit und bleibt bis zum Zusammentreten der in der Auflösungs - Akte zusammenbe- rufenen vereinigt“, wurde einstimmig mit 89 Stimmen angenommen. n

Der Antrag des Ausschusses auf Wegfall des Art, 64 des Kommis- sions-Entwurfs wurde mit 67 gegen 22 Stimmen angenommen, Der An- trag des Ausschusses als Art. 58 und 59; „Art, 58, Der Herzog wird mit Vollendung des achtzehnten Lebensjahres mündig. Art, 59, Wenn der Herzog unmündig is oder er sih in der Unmöglichkeit, zu regieren, befindet, tritt cine Regentschaft ein, Dieselbe wird Namens des Herzogs von dem nächsten regierungsfähigen Agnaten geführt, Der Regent leistet den Art, 34 vorgeschriebenen Eid“, wurde einstimmig mit 90 Stimmen angenommen. Der Antrag des Ausschusses als Art. 60: „Ob die Voraussetzungen einer Regentschaft vorhanden sind, so wie darüber: ob sie aufgehört haben, ent- scheiden in Verbindung mit dem Staats-Ministerium die im Lande antwe- senden mündigen Agnaten, mit Ausschluß des nächsten „durch absolute Stim- menmehrheit, Die nöthigen Einleitungen für die Entscheidung trif}t das Staats - Ministerium, Wenn kein zur Theilnahme an dexr Enkl- scheidung berechtigter Agnat im Lande vorhanden is, entscheidet das Staats-Ministerium allein“, wird mit 94 Stimmen gegen 1 angenom- men, Der Antrag des Ausschusses, als Art. 61: „Die Civilliste des Her- zogs wird zu Anfang jeder Regierung durch ein Gese bestimmi““, wurde mit 94 Stimmen gegen 1 angenommen, Der Antxag del Minorität des Ausschusses wegen eines hierauf einzuschaltenden Artikels, also lautend: „Die landesherrlichen Schlösser und Gärten bleiben, so weit nicht zum Ge- brauch für das Oeffentliche darüber disponirt ist, als Kron-Fideikommiß dem jedesmaligen Landesherrn, ohne irgend ein Veräußerungsrecht daran, zur Benuzung und Verfügung, Juwieweit die Unterhaltung derselben aus der Civilliste oder aus Staatsmitteln zu bestreiten ist, wird durch das Ge- seß über die Civilliste bestimmt“, wurde mit 74 gegen 21 Stimmen abge lehnt. Der Antrag des Ausschusses, als Art, 62: „Etwanige Appanagen, Auss\tattungen und Wittihümer des Herzoglichen Hauses bestimmt das Ge- seß“, wurde mit 87 gegen 8 Stimmen angenommen, g G

Hierauf wurde die Debatte über den fünften Abschnitt, „oon den Miuisteru““, er- öffnet und nach Beendigung derselben zur Abstimmung geschritten, welche Folgen- des ergab: Der Anirag des Ausschusses als Art,63: „Niemand kann zum Minister ernannt werden, welcher nicht das schleswig-holsteinische Staats-Bürgerrecht be- sit’, wurde einstimmig mit 95 Stimmen angenommen, Der Antrag des Aus- usses als Art, 64: „Das Gesey bestimmt die Abtheilungen der Ber- waltung, Jeder besonderen Abtheilung der Verwaltung steht cin Minister vor. Nur außerordentlich und auf kurze Zeit kann ein Minister mehreren Abtheilungen der Verwaltung vorstehen“, wurde mit 94 Stimmen gegen 1 angenommen. Der Antrag des Ausschusses als Art. 65: „Die Minister vereinigen sich unter Vorsiß des Herzogs oder Statthalters zum Staatsrath. Der Staatsrath beräth über Geseßvorlagen und über Anträge der Landes- versammlung, so wie über alle wichtigeren Angelegenheiten, und entscheidet über Zweifel hinsichtlich der Zuständigkeit der einzelnen Ministerien, Ueber die im Staats-Rath gefaßten Beschlüsse wird ein Protokoll geführt, welches die Vota der einzelnen Mitglieder enthält. Dies Protokoll nebst dessen Beilagen wird einem Ausschuß der Landesversammlung auf deren Verlangen zur Ein- sicht vorgelegt“, wurde mit 95 Stimmen gegen 1 angenommen, Der An- trag des Ausschusses auf den Wegfall des Art. 73 des Kommissions - Ent- wurfs wurde mit 75 gegen 21 Stimmen angenommen, Der Antrag des Ausschusses des- Art. 66: „Die Minister haben freien Zutritt zu den Sitzungen der Landes -Versammlung und müssen auf ihr Verlangen gehört werden, Auf Verlangen der Landes - Versammlung sind die Minister ver- pflichtet, in der Versammlung zu erscheinen. Die Minister können Mitglie- der der Landes-Versammlung sein‘‘, wurde einstimmig mit 97 Stimmen an- genommen. Der Antrag des Ausschusses als Art. 67, 68 und 69: „Art, 67. Durch keine Anordnung des Herzogs oder Statthalters können die Minister der ihnen wegen der Verwaltung ihres Amtes obliegenden Ver- antwortlichkeit enthoben werden. Art, 68, Nur kraft eines Beschlusses der Landes-Versammlung kann gegen die Minister wegen der Verwaltung ihres Amtes ein Strafverfahren eingeleitet werden. Das Geseg bestimmt die Fälle, wegen welcher ein Strafverfahren stattfindet, die Strafen, das Ge- richt und die Art des Verfahrens. Art. 69, Jsst das in dem gegen Mi- nister eingeleiteten Strafverfahren erfolgende Endurtheil nicht freisprechend, \o hat dasselbe stets den Austritt aus dem Amt zur Folge‘‘, wurde einstimmig mit 97 Stimmen angenommen,

Hierauf wurde die Debatte über den 6ten Abschnitt: „von der Landes- Versammlung“, und zwar zuerst über die Art. 78 bis 87 inkl, des Kom- missions-Entwurfs und der verschiedenen von den Fractionen des Comité's dazu gemachten Vorschläge und Verbesserungë-Anträge, eröffnet, Da die Zeit aber bereiis auf 47 Uhr Nachmittags vorgerückt war, ohne daß die Diskussion beendigt werden konnte, so {loß der Präsident die Sißung un- ter Vorbehalt der Fortsezung der Debatte in der nächsten Sißung, welche auf heute Abend um 64 Uhr angeseßt wurde,

MAuslaudD.

Hesterreich. Pesth, 6. Sept, (D. A. Z.) Der Landtag hat gestern in beiden Häusern höchst bedeutsame Schritte mit Ein- stimmigkeit gethan. Kossuth stellte dar, wie das Ministerium, die Re- gierung, als der geseßlihe Ausfluß der beiden fonstituirten Gewal- ten, des Landtags und des Königs, nur dann die Aufgabe lösen fönne, wenn es von beiden Gewaiten gleicherweise unterstüßt werde, Da aber das Ministerium \chon seit Monaten vergeblich die Hierher= funft des Königs verlangt, da auch die beiden Minister Batthyany und Deak jeßt hon aht Tage in Wien geweilt, ohne, von der nüh= sten Umgebung des Königs nämli daran verhindert, diese Herreise und den verlangten Königlichen Befehl an die Armee und an die Kroa=- ten bewirkt zu baben, so könne das Ministerium in seinem geseßlichen Kreise unmöglih mehr das Vaterland retten, sondern es müsse eine der Gefahr angemessene außerordentlihe Machtvollkommenheit zur Rettung des Vaterlandes geschaff}en werden, Kossuth's Rede wurde mit der größten Begeisterung aufgenommen und alle seine Anträge einhellig beschlossen. Demgemäß hat das Haus eine Deputation aus hundert Mitgliedern, den Präsidenten D. Pazmandy an der Spibe, ernannt, welhe morgen nah Wien reisen wird, um den König zum leßtenmal aufzufordern, im Sinne der Constitution zur Sanctionuirung der neuen Gesche hierher zu kommen. Die Deputation ist beauftragt, die Entschließung des Königs nicht länger als 24 Stunden abzu- warten. (S. Wien.) Ferner ist das Königliche Prärogativ, welches iu der Ernennung der Offiziere besteht, in Belreff des ungarischen Lagers pro= visorisch suspendirt und der vom Ministerium ausgesendete Kommisch sar Oedöón Beöthy mit unbeschränkter Vollmacht bekleidet worden, im Einvernehmen mit dem Kriegs-Minister Lazar Meßaros im Lager Alles anzuordnen und zu befehlen, was er für gut findet. Der Kriegs- Minister is angewiesen, das Lager vor Beendigung des Krieges nicht zu verlassen und an der Stelle des cutlassenen Generals Bechtold die Oberbefehlshaberstelle einstweilen selbst zu führen. Bei der Ab=- stimmung, welche über diese beiden Punkte durch namentlichen Aufruf geschah, erhob sich gegen den leßtern, die außerordentliche Machtbe- flcidung Beöth9's nämlich, Eine Stimme, die des Barons Paul von Senyei. Ferner wurde eine Kommission aus fünf Mitgliedern er- nannt, um zwei Manifeste, das eine an Europa, das andere an die Nationalitäten in Ungarn, zu redigiren und so bald als möglich dem Hause vorzulegen. Schließlich is ein Comité ernannt worden, wel ches mit dem Ministerium einen Friedensantrag an die Kroaten aus- arbeiten sol. Jn der ganzen Stadt herrscht die größte Begeisterung und Freude. darüber, daß man endlich energisch auftritt. Das Ober= haus hat in der eben abgehaltenen Sißung obige Beschlüsse ange- nommen. i

Jn der Nähe unserer Hauptstadt, in den weiten Gesilden von Waißen, wird ein Lager von 12,000 Mann Nationalgarden zusam- mengezogen, um auf alle Eventualitäten gefaßt zu sein. Mittelst der Eisenbahn kann man von hier in einer Stunde in Waißen eintreffen. Vom Kriegsschauplaßze sind weitere günstige Nachrichten über einzelne fleinere Scharmüßel an verschiedenen Punkten eingelaufen. Am be- deutsamsten is die Flucht des Grafen Albert Nugent, welcher mit einem Insurgentenhaufen einen Angriff auf Weißkirhen machte, von den Freiwilligen aber aufs Haupt geschlagen ward.

Essegg, 31. Aug. (Wien, Ztg) Der ungarische Kricgs- Minister hat die hiesige Garnison aufgefordert, sih zu erklären, ob sie den ungarischen Militair-Behörden gehoren werde, nahdem er zu gleicher Zeit auch 10 Compagnieen ungarischer National - Garden in die genannte Festung disponirte. Hierauf hat nun die Garnison nah- stehende Erklärung an den dortigen Festungs-Kommandanten, General= Major Baron Jovich, abgegeben : | :

„Auf die von dem Herrn Festungs - Kommandanten, General - Major Baron Jovich, zufolge hohen Königlichen ungarischen Kriegs-Ministerial- befehles d. d. Verbasz, den 30, August a. c. gestellten Aufforderung, |o wie auf die Bekanntwerdung, daß in das Kronenwerk das 8te ungarische National-Bataillon verlegt werden soll, erklärt das ganze Offizier - Corps der hiesigen Kaisl.Militair-Garnisonhiermit frei und unumwunden, daßsie die Fe- stung als ein Kaiserl, Gut,als ein Gut der Gesammt-Monarchie betrachten,welches in dem Varteikampfe zwischen Ungarn und Croatien für beide Theile als cin neutraler Boden zu betrachten und zu respektiren seî. Jn diesem Sinne wird die ganze Garnison einstimmig , mit der treuesten ‘Anhänglichkeit an den constitutionellen allergnädigsten Kaiser und König, so wie an die Ge- \ammt-Monarchie, mit der größten Ausdauer bis auf den legten Mann die Festung vertheidigen und jeden Angriff werde er von den Ungarn oder Kroaten ausgeführt mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zurückweisen, so lange Se. Majestät der Kaiser nicht die Uebergabe an die eine oder die andere Partei selbst anbefehlen sollte, Nach diesem uns allein zur Richt- schnur dienenden Sinne sehen wir einstimmig die Besezung des Kronen- werkes durch ungarische National-Bataillone und nicht Kaiserliche Truppen als eine Verleßung der Neutralität und als eine Kriegserklärung gegen Croatien und die Gränztruppen an, gegen welche wir bei ihrer bewährten Treue und Anhänglichkeit für das allerhöchste Kaiserhaus, als unter einer Fahne mit uns kämpfende Waffenbrüder, nie kämpfen zu wollen uns hier- mit einstimmig erklären, Sollte jedoch Croatien ohne Veranlassung die Neutralität verleßen, so sehen wir dieses als einen feindlichen Akt gegen Se, Majestät den Kaiser und die Gesammt-Monarchie an, für welchen Fall rir die Feindseligkeit gegen Croatien erwiedern und zu dem vorgenannten Zwecke die National - Bataillone zuziehen werden, Schließlich bitten wir ein Kaiserl, löbliches Festungs-Kommando hiermit chrfurhtsvoll, diese unsere hier abgegebene gehorsamste Erklärung sowohl dem hohen Kaiserl, österrei- ischen Ministerium zu Wien, so wie dem Königl. ungarischen Ministerium zu Pesth, mittelst Courier zur Kenntniß bringen zu wollen, Essegg, am 31, August 1848, (Folgen die Unterschriften.)

Frankreich. Paris, 8 Sept. Das heutige Jour- nal des Débats will wissen, daß Oesterreich das" Vermit= telungs - Anerbieten Frankreichs und Englands (siehe Natioual- Versammlung) nur unter gewissen Bedingungen angenommen habe, deren Juhalt noch nicht zur Kenntniß dieses Blattes gekom-= men. General Cavaignac soll die Nachricht von der Vermitte- [ungs-Annahme dur eine ihm mit einem Courier von Berlin zuge=- sandte Depesche des Herrn Emanuel Arago erhalten haben, Der Courrier français wünscht Frankreich) Glück zu diesem Resultat ; dies Ereigniß beweise, daß die britische Regierung in ihren Beziehun- gen zu Frankrei es aufrichtig meine, und daß die Mächte richtige Ansichten von der Festigkeit und Mäßigung der französischen Republik hätten; auch sei die Annahme der Vermittelung von Seiten Oester= reichs eine Bürgschaft für die guten Gesinnungen dieser- Macht in Betreff Jtaliens, denn nach den feierlichen Erflärungen auf der fran- zösischen Tribüne müßten die zu eröffnenden Unterhandlungen offenbar Ftaliens Befreiung zu ihrem Ausgangspunkt haben, was Oesterrei durch Annahme der Vermittelung deutlich anerkenne ; so sei also für jeyt alle Kriegsgefahr beseitigt. Die Assemblée nationale hebt

hervor, daß die Königin von England in ihrer Thronrede von einer Vermittelung in Jtalien im Einverständnisse mit anderen befreundeten Mächten sprehe, daß folglich bei derselben niht blos England und Frankreich betheiligt zu sein schienen. „Die Königin ‘“, sagt dieses Blatt ferner, „spriht von bedeutungsvollen Ereignissen, welcbe die innere Ruhe vieler europäischen Staaten, im Norden wie im Süden, ershüttert haben, Die Worte „innere Ruhe“ scheinen die Anerken= nung der Rechte, welche Oesterreih über die aufgestandenen Provin= zen behauptet hat, von Seiten Englands einzuschließen. „Galig - nani's Messenger sagt in Bezug auf diese Auffassung: „Der Zweck der Vermittelung Frankreihs und Englands faun unseres Er= achtens nicht der sein, Oesterreih zur unbedingten Aufgèebung erwor- bener Rechte aufzufordern, sondern eine Uebereinfunft, durch welche man es im Juteresse seines eigenen Friedens und seiner eigenen Ruhe zu Konzessionen veranlassen würde.“ Das Journal des Débats sagt: „Die Nachricht von der Vermittelungs-Annahme is mit Ver- gnügen empfangen worden und wird nicht nur in Frankreich, sondern in gavz Europa ihr Echo finden. Welches auch immer die Leiden- schaften der Parteien und Völker sein mögen, so is doch gewiß Niemand, der sich niht freute, die Ausficht auf Krieg vershwinden und die friedliche und einsihtsvolle Thätigkeit der Di- plomatie statt der Wechselfälle des Kampfes zur Lösung der interna- tionalcn Schwierigkeit berufen zu sehen.“ Das Bien public zwei- felt, daß sich die Lombarden mit dem liberalen Vei fassungsschatten begnügen würden, den ihnen das wiener Kabinet entgegenhalte. Dem Commerce zufo!ge, is gleich nah Eingang der vom Minister Ba- stide mitgetheilten Nachricht aus Wien ein Courier mit Depeschen für die Alpen-Armee abgegangen. i

Die Abänderung der auf die Arbeit bezüglichen Stelle des ur- sprünglihen Verfassungsentwurfes wird in dem von Armand Mar- rast verfaßten Kommissions - Bericht über den modifizirteu Entwurf folgendermaßen motivirt: „Wir sind überzeugt, und wir behaupten, daß cine Gesellschaft s{hlecht eingerihtet i, wenn Tausende von rectlihen, tüchtigen und arbeitsamen Leuten, die kein anderes Eigenu- thum als ihre Arme, keine anderen Eristenzmittel haben als den “Ar- beitélohn, obne alle Hülfsquellen zu den Schrecken des Hungers, zu den Aengsten der Verzweiflung oder zu der Erniedrigung des Almo- sens sich verärtheilt und durch über ihrem Willen liegende Umstäude sich getroffen sehen, welche sie aus dem Hause vertrieben, wo der Ar= beitslohn sie leben ließ. Wir sagen, daß, wenn ein Bürger, dem die Arbeit das Leben is}, sich zu arbeiten erbictet, um sich zu ernähren, um eiue Frau, Kinder, einen alten Vater, eine Familie zu ernähren, und wenn die Gesellschast unempfindlich die Augen abwendet, wenn sie antwortet : 1, J habe mit Eurer Arbeit nichts zu schaffen; sucht sie ‘oder sterbt, Jhr und die Eurigen ‘“““’, diese Gesellschaft ohne Herz, ohne Tugend, ohne Sittlichkeit, ohne Sicherheit is, Sie beleidigt die Gerechtigkeit, sie empört die Menschlichkeit; sie handelt in Verleßung aller Grundsäße, welche die Republik verkündigt. Jm Namen dieser Grundsäße geschah es, daß wir in die Verfassung das Recht, durch die Arbeit zu leben, das Recht auf Arbeit eingeschrieben hatten, Diese Gormel hat zweideutig, gefährlih gesdienen. Man hat befürchtet, daß sie eine Prämie für den Müßiggang, für die Ausfchweifung werden möchte ; man hat befürchtet, Legionen von Arbeitern würden, diesem Rechte einen Belang gebend, den es nicht hatte, sih damit wie mit einem Wahlspruche des Aufstandes waffnen, Zu diesen wichtigen Einwürfen fömmt noch ein anderer und erhevlicherer hinzu, Wenu der Staat sih verpflichtet, allen denen Arbeit zu liefern, welchen es aus dem einen oder anderen Grunde daran fehlt, #o wird®er demnach Jedem diejenige Gattung von Arbeit geben müssen, für welche er taugt. Der Staat wird also Kaufmann, Fabrikant, Produzent im Großen oder Kleinen werden. Mit allen Bedürfnissen belastet, wird er das Monopol in der Judustrie haben müssen. Dies sind die Enormitäten, welche man in unserer Formulirung des Rechis auf Arbeit erblickt hat; und weil sie zu Auslegungen Anlaß geben konnte, die unserem Gedanken so sehr widerstreben, so haben wir diesen Gedanken klarer und deutlicher machen wollen, indem wir das Recht des Jndividuums durch die der Gesellschaft auferlegte Pflicht erseßten. Die Form ist verändert, die Sache bleibt dieselbe. Nein, wir haben nie gewollt, daß die Verfassung den faulen oder unsittlichen Arbeiter solle ermun- tern können , die Werkstatt zu verlassen, um vom Staate eine leich= tere Arbeit zu begehren; wir haben uie gewollt, daß der Staat mit den Privat - Judustrieen in eine vernihtende Konkurrenz solle treten fönnen. Wir hätten es -uns als ein Verbrechen vorgeworfen, auch nur die Miene anzunehmen, als ob wir jenen Lehren die Haud böten, deren erstes Wort die Vernichtung der Freiheit, deren leßtes der Ruin aller sozialen Ordnung is, Aber wie? Giebt es uicht einen festen und sicheren Weg zwischen den Grausamkeiten der Seibstsuht und den Abgründen dès Wahnsinnes? Kann die Gesellschaft nichts versuchen, nichts einrichten, um die arbeitende Bevölkerung auf die Stufe des Unterrichts , der Sittlichkeit, der Wohlfahrt emporzuheben, ohne sich ín alle Gefahren der Unordnung zu stürzen? Sie werden, Bürger Repräsentanten, dies eben so wenig glauben, als wir, und wir rufen dafür dasjenige zum Zeugen auf, was Sie bereits im Juteresse derer, die arbeiten, gethan haben. Wir glauben Jh!e Gesinnungen ausge- drüct zu haben, als wir in das Grundgeseß die den öffentlihen Ge- walten auferlegte Verpflichtung einschrieben, die Arbeit durch unent- geltlihen Elementar - Unterriht, dur gewerblihe Erziehung, durch Gleichheit der Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeiter, durch Veorsorge- und Kredit-Einrichtungen, burch Aufmunterung freiwilliger und freier Vereine, endlih durch Schaffung jener großen Arbeiten zu entwideln, wo die unbeshäftigten Arme Verwendung finden können. Auf diese Weise haben wir das Maß der den neuen Gewalten auferlegten Verpflichtungen und das Maß des Rechts, welches die= selben den Bürgern gewähren, bestimmt angegeben und genau fest= gestellt.“

Hiesige Blätter melden, Karl Albert scheine entschlossen, sich troß aller Vermittelungen mit seinem greisen Gegner Radebßky von neuem zu messen. Er habe ein sehr s{chmeichelhaftes Schreiben an den re- fonvaleszenten General Bedeau gerichtet, um ihn zu bewegen, im Falle eines Krieges den Oberbefehl seiner Armee zu übernehmen. Wenn Bedeau sih noch nicht stark genug fühle, möge er Changar=- nier zur Annahme des Kommandos veranlassen, j

Der Kriegs-Minister, General Lamoricière, hat ein Rundschrei- ben an die Präfekten richten lassen, worin er ihnen erklärt, daß un= ter den gegenwärtigen kritischen Umständen kein Urlaub mehr ertheilt würde, und daß selbst alle diejenigen Mannschaften, die sih bei ihren Verwandten auf Urlaub befänden, sofort zu ihren Corps zurücckzukeh- ren hätten. e

Das în Auch erscheinende Blatt Opinion meldet unterm 3, September: „Jm hiesigen Nationalgestüt is der Befehl vom Mini- ster eingetroffen, bedeutende Pferde - Ankäufe im Jn - oder Auslande zu machen. Die diesfälligen Kredite seien bereits angewiesen. ‘“

General Baudrand, ehemaliger Adjutant des Herzogs von Or= leans und des Grafen von Paris, is so eben in Paris gestorben, Er war einer der ältesten und ausgezeihnetsten Generale der fran- zösishen Armee, Als Ludwig Philipp den Thron bestieg, brachte Ge- neral Baudrand als gußerordentlicher Botschafter die Anzeige davon nah England, :

Gestern Abend fand bei Marrast ein glänzender Ball statt. Dreitausend Einladungskarten waren vershickt, „Die Elite der eu=-

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ropäischen Gesellschaft“, sagt der Moniteur, „war anwesend. Die Säle des Präsidenten-Hotels genügten kaum für die sich drängenden Gäste. Der Palast war mit ausgezeihnetem Geshmack und wahr= haft blendendem Glanze eingerichtet; die brillanten Toiletten der Damen, die verschiedenartigsten Uniformen der National-Gardeu und Armee bildeten einen hinreißenden Anblick. Die Tänze fanden in der großen Gallerie und den benachbarten Sälen statt.“ Der Finanz- Aus\{uß der National-Versammlung hat sih mit 6 gegen 4 Stimmen dafür entschieden, daß Herrn Armand Marraft, als Präsidenten der National-Versammlung, monatlih eben so viel Gehalt, wie dem Chef der vollziehenden Gewalt, General Cavaignac, nämlih 10,000 Fr. statt der bisherigen 4000, bewilligt werde.

Bisher zählte Frankreih 27 Akademieeu oder Hochschulen, deren Besuch zum Staatsdienste befähigte, Ein Dekret im Moniteur seßt diese Zahl auf 20 herab und bestimmt sie in folgenden Städ- ten: Aix, Angers, Besançon, Bordeaux, Bourges, Caen, Cahors Dijon, Douai, Grenoble, Lyon, Moutpellier, Nancy, Paris, Poitiers, Reims, Rennes, Straßburg, Toulouse und Algier, f

Das Comité des Junern hat \sich für den Antrag des Herrn Laussedat auêgesprohen und wird der Kammer vorschlagen, eine Kom- mission von 18 Mitgliedern zu ernennen, welche die Papiere der ent= thronten Königsfamilie ordnen und das Jnventarium derselben beauf- sichtigen soll. Herr Lefranc ist zum Berichterstatter dieses Beschlus- ses ernannt.

Berryer soll die Vertheidigung Sobrier's in dem Prozesse, der wegen dessen Betheiligung am Attentat des 15, Mai gegen ihn an= hängig is, übernommen haben. Die Sache wird etwa in einem Monate zur Verhandlung kommen,

In Orezza, 10 Stunden von Bastia auf Korsika, is es bei einer Gencral - Conseils - Wahl zu einer Rauferei gekommen, welche funfzig Menschen das Leben gekostet haben soll. :

Der Judépendant de l’Ouest bringt {hon folgendes neue Ministerium für die nächste Restauration: Berryer, Auswärtiges ; Genoude, Juneres; Odilon Barrot, Justizz Changarnier, Krieg; Dufaure, Unterrihtz Raineville, Finanzenz Billault, Ackerbau und Handel; Benoit, öffentliche Arbeiten.

Ju dem fabrikreichen Thale Deville bei Rouen sind zwischen den dortigen Spinuern und ihren Contre-Maitres so ernste Streitigkeiten ausgebrochen, daß der Orts-Bürgermeister das Mobil-Gardisten-Ba- taillon in Rouen, von Paris seit einiger Zeit von Senard dorthin detaschirt, zu deren Beilegung herbeirufen mußte, Die Ruhe ist äußerlich hergestellt, z

Ein Dekret im Moniteur de l’ Armée ernennt den General Rilliet an die Stelle des Generals L, Cavaignac, Vetters des Chefs der vollziehenden Gewalt, im Kommando der Division des Ober- rheins. L. Cavaignac geht nach Rouen.

Die Union protestirt nochmals gegen die Beschuldigung, als wolle die legitimistishe Partei einen Feldzug gegen die Republik un= ternehmen. Die Reforme wendet sich an diese Partei mit den Worten: „Jbr habt Eure Bedienten entlassen, Eure Livreen aufge- geben , Eure Kapitalien aus dem Umlaufe gezogen, und Jhr nennt Euch Republikaner! Jhr, die Jhr die Republik aushungern wollt ! Jhr habt dem Hause Orleans die Hand geboten, und Ihr nennt Euch Republifaner!“” Das Bien public sagt: „Es giebt für die Legitimisten zwei Wege: sich der Republik anschließen, den Schuß der Volks -Juteressen au sich reißen und dée Massen zu Beschüßern des Cigenthums machen; oder gegen die Republik auftreten. Daun aber isoliren sie sich von Frankreih und büßen ihre Popularität ein. Jm ersteren Falle können sie große Staatsbürger sein, im leßteren blos untergeorduete Verschwörer; sie mögen wählen.“

___ Das Droit spriht von dem nahen Rütritte des Justizmini- sters Marie, der noch in Eil eine Masse richterlicher Ernennungen vornehme, Mit Recht werfe man ihm vor, daß er seit einiger Zeit nur entschiedenen Demokraten Aemter gebe. Auh war von Bedeau's Ernennung zum Kriegsminister die Rede, weil Lamoricière den Ober=- befehl der Alpen - Armee übernehmen werde. Das Journal erklärt dagegen, jedes Gerücht von bevorstehenden Veränderurgen im Mini=- sterium sei unbegründet,

Das Gerücht, das Kapitel von Notre=Dame habe gegen die Ernennung des Erzbischofes Sibour protestirt, war ungegründet,

Nach dem Univers hieß es in der National - Versammlung das Ministerium wolle als Amendement vorschlagen, daß der Práäsi- dent der Republik nicht dur das Volk, wie der Verfassungsentwurf will, fondern durch die Versammlung ernannt werden solle,

Zur Unterstüßung des arg daniederliegenden hiesigen Buchhan= dels hat die Regierung eine projektirte Lotterie genehmigt. Die Buchhändler wollen 120,000 Loose zu 25 Fr. ausgeben; jeder Ab- nehmer erhält fogleih für 25 Fr. Bücher und die Anwartschaft auf einen der 1000 Gewinne, die verloost werden sollen, und die, mit Ausnahme von 8 Geldgewinnen, aus Büchern bestehen, i

Großbritanien und Jrland. London, 7, Sept. Die Fnhaber mexikanisher Bons hielten gestern eine zahlreih besuchte Versammlung, in welcher beshlo}sen wurde, einen besonderen Vertre- ter nach Mexiko zur Durchseßung der gerechten Ansprüche der aus- wärtigen Gläubiger des Freistaats abzusenden. Sehr bitter äußerte man sich über die fortwährende Weigerung des hiesigen Hauses Schnei= der und Comp., welches früher Agent der mexikanischen Regierung war, die 106- bis 115,000 Pf. St., welche es von lebterer noh in Händen hat, den Bons - Jnhabern als Abschlag auf die Dividende auszuzahlen.

Von hier sind in den leßten zwei Wochen mehrere Schiffe mit

Arbeitern nach den australishen Kolonieen abgegangen; zwei davon gehen zum ersten Male direkt mit Auswanderern nah Boyd Town, Twofold Bay und nah der Moreton-Bucht, einer der nördlihsten Niederlassungen. _ Aus Dublin wird unter dem 6. September berichtet, daß die Eröffnung der Special - Kommission zu Clonmel definitiv auf den 21, September festgeseßt worden ist. Es bestätigt sich, daß Lord I. Russell hon am 9ten Dublin verläßt, um si direkt zur Königin nah Schottland zu begeben, Von Cork war ein neulich zu Cowes verhafteter Führer der Jusurgenten, M’'Manus, in Dublin angelangt und vorläufig ins Gefänguiß gebraht worden. Die Anklage gegen ihn lautet auf Hochverrath. Das Geschwader des Admirals Na- pier ist unerwartet, nachdem es 14 Tage in See gewesen war, am 5ten zu Cork wieder eingetroffen. j

WBelgien. Brüssel, 9. Sept. Der französishe Gesandte Herr Quinette, is gestern nah Paris Viet. S dowelbeit wird einige Tage dauern. Man glaubt, Herr Quinette wolle an der Verfassungs-Diskussion in der National-Versammlung theilnehmen.

Herr Sainte-Beuve, der bekannte französische Schriftsteller , ist zum Professor der Literatur an der Universität Lüttich ernannt. Das Ministerium wird wegen dieser Ernennung von mehreren Blättern angegriffen, und das antwerpener Journal du Commerce will darin sogar eine Verlegung der Verfassung finden, welche förmlich verbiete daß ein Ausländer in Belgien ein besoldetes Amt bekleide. Darauf erwiedert das Journal de Liége aber, man hätte sich, ehe man dergleichen behaupte, erst ctwas genauer unterrihten sollenz der bte Artikel der Verfassung besage nämlih: „Nur Belgier sind zu den

Civil- und Militair-Aemtern zulässig, mit Vorbehalt der Ausnahmen, welche für besondere Fälle durch ein Geseß festgestellt werden fönnen.““ Nun laute aber Artifel 31 des Gesebes vom 27. September 1835 über den f c „Die Regierung kann, wenn das Interesse des öffentlihen Unterrichts es erheisht, Ausländer von aus=- gezeihnetem Talent zum Professorat berufen.“ Der Précurseur seinerseits führt an, wie viel berühmte Namen Franfkreihs anderer als französisher Herkunft seien; so habe der Belgier van Praedt aus Brügge 40 Jahre lang das Amt als Königlicher Bibliothekar in Pa- ris befleidet; der Doyen der pariser Rechtsfakultät, Herr Blondeau, sei ein Belgier; Herr Massart, erster Professor der Violine an der Königlihen Akademie der Musik zu Paris, ebenfalls; und andere Beispiele mehr. Auch die freie Universität zu Brüssel zähle unter ihren ausgezeihnetsten Mitgliedern ausländische Namen. Warum also sollten diese von den Staats- Universitäten ausgeschlossen sein? Das hieße, den Nationalitäts - Geist bis ins Abgeshmackte treiben. Es is dér Urs MA 4 TOUNE: Bi erledigte Lehrstuhl der französischen Lite- ir, den das Rogiersche Ministerium dem französishen Akfademik Sainte-Beuve verlieben hat, P franzOp sen, MURemRt

Königsstädtisches Theater.

Zweite italienische Opern-Vorstellung in dieser Saison, (Den 9, September.)

Die zweite Opern-Vorstellung der Jtaliener in dieser Saison brate am verflossenen Sonnabend Rosfini's ewig jungen „Barbier von .Se- villa und zwar in sehr lobenswerther Ausführung. Ein neues Mitglied, Sgr. Rinaldini, erster Baritonist vom Theater zu Rom, debütirte darin als Figaro, Wir können um sogleih ein Gesammturtheil auszuspre- chen die Acquisition dieses Sängers nur als eine glückliche bezeichnen. Der Debütant besißt eine kräftige, frische und wohlklingende Baritonstimme und bethätigte sich bei Durchführung seiner heutigen Partie als ein Sän- ger von vieler Sicherheit und Gewandtheit, dem auch die Gabe komischer Darstellung in nicht unbedeutendtem Maße eigen is, Er spielte lebendig und fein und bewältigte den musikalischen Theil seiner Aufgabe mit aner- fennungswerthem Geschick, Hatte gleihwohl der eigentlihe Sänger we- niger Gelegenheit, sih zu zeigen, da die Partie, wie es der Charakter er- fordert, meistens p arlant gehalten is, so leistete doch Sgr. Rinaldini gerade in diesem Genre (im Parlante), namentlich bei Ausführung des oe genannten Recitativo secco, in der That Ausgezeichnetes , indem er hier eine Volubilität der Kehle, eine Schnellkrast der Zunge entfaltete, die, an sich hon bewunderungswürdig, für die komische Färbung der Musik von außerordentliher Wirkung waren, Jun Folge dessen, so wie durch den le- bensvollen Antheil, welchen Sgr. Rinaldini überhaupt an der Ausfüh- rung des Werkes haite, wirkte er so vortheilhaft auf das Ganze ein, daß die Vorstellung der Oper eine der vortrefflichsten wurde, welcher wir, nach Tamburini's Hiersein, beigewohnt zu haben uns erinnern. Der dem Debütanten vom Publikum reihlich gezollte Beifall darf daher als ‘ein durchaus gerechter angesehen werden, und haben sich vie italienischen Opern- freunde von der Mitwirkung des Sgr, Rinaldini noch viele glückliche Opern-Abende zu versprechen.

Die übrigen Mitwirkenden hatten ebenfalls alle Kräfte aufgeboten, um auch ihrerseits die Vorstellung als eine würdige hinzustellen. Sgra. Fodor, de- ren Stimme heute nah gehobenem Unwohlsein wieder in ihrer ganzen Schöne erklang, gab die Rosine mit nicht minder glänzendem Erfolge, als in der vorigen Saison. Für die Darstellung heiterer Charaktere vortrefflich geeignet, stattete die Sängezin die Partie nicht nur musitaglischerseits wieder mit aller ihr zu Gebote stehenden Kunstfertigkeit aus, sondern sie leistete auch im Spiel, das sie durchweg aufs anmuthigste zu färben wußte, Vorzügliches, Ausgezeichnet, mit meisterhaster Vollendung, wurde gleich die erste Cava- tine} ausgeführt, deren Koloraturen die treffliche Künstlerin mit größter Klarheit, Reinheit und mit eleganter Rapidität bewältigte. Erwähnt muß hierbei werden, daß Sgra. Fodor beim Vortrage dieser Cavatine der mu- sikalischen Durchführung neue und interessante Seiten dadurch abzugewinnen wußte, daß sie die wiederkehrenden Passagen darin mit vielem Geschmack verändert und verziert vortrug, ein bei Nossini’'s stark kolorirter Musik in jeder Hinsicht zu billigendes und sogar sehr anerkennungswerthes Ver- fahren, insofern die eintónige Wirkung der Wiederholungen iîn Folge dessen aufgehoben wird und dem Musikstück eine für den Totaleindruck sehr gün- stige Bereicherung daraus erwächst. Nicht weniger ausgezeichnet kam das folgende Duett mit Figaro zur Geltung, das mit gleicher tech- nischer Vollendung, mit außerordentlicher Sicherheit und Leichtigkeit ur orr Sg B wurde und auch in der Darstellung die Jélungéseu Züge ans Licht führte, Vorzugsweise muß hier jener Momente gedacht werden, wo Rosine an Figaro das „längst geschriebene“ Briefchen (für Lin- doro) überreicht, dann später, wo sie Beide den Namen Rosine zusammen- buchstabiren, Momente, denen das Spiel der Künstlerin durch eine glückliche Mischung von Laune, Naivetät und Schalkhaftigkeit ein wahrhaft charakte- ristisches Kolorit verlieh, Nächst diesem Duett fanden die ín der Scene am Klavier eingelegte französishe Romanze und die am Schluß gesun- gene Arie aus der Oper „Cenerentola” vorzugstveise die Theilnahme des Publikums, das seinen Liebling mit rauschendem Beifall während der ganzen Vorstellung, wie gewöhnlich, auszeihnete und Sgra. Fodor seine Gunst auch außerdem durh mehrmalige einstimmige Hervorrufe zu erkennen gab. Aber auch Sgr, Labocetta, der heute zum erstenmal als Graf Almaviva wieder auftrat, empfing die unzweideutigsten Beweise seiner Beliebtheit, Der herrlich begabte Sängec entfaltete den ganzen Zauber seiner Stimme und brachte die Kunst seines Gesanges mit jener Vollendung zur Geltung, die wir stets anzuerkennen Anlaß nahmen, Sgr. Catalano und Sgr. Pons als Bartolo und Basilio trugen zur Belebung und Ab- rundung der Vorstellung durch ihre ergöpgliche (nux mitunter etwas zu for- cirte) Komik ebenfalls das Jhrige bei, so daß die Ausführung, mit einem Worte, allgemein befriedigte und allenfalls nux hinsichtlih der Besepung einiger untergeordneten Partieen Wünsche rege zu machen geeignet war, Hier verbessernd einzuschreiten, läge aber der Direction um so mehr anheim, als das Personal im Uebrigen durchgängig aus so ehrenwerthen Elementen zusammengeseßt ist. :

Eisenbahn - Verkehr.

Berlin- Anhaltishe Eisenbahn. Im Monat August c. betrug die Einnahme auf der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn : im Personenverkehr Lui.

chle 24,617 Rthblr, - Güterverkehr 0 A4 ad

i 16,602 - Summa 41,219 Rthlr. 297,093 = Total 339,012 Rthlr.

__ Niederschlesi\{ch-Märkishe Eisenbahn.

Die Frequenz auf der Niederschlesi\{ch - Märkischen Eisenbahn be- trug in der Woche vom 27. Aug. bis inkl. 2, Sept. 1848: 40,965 Personen und 24,282 Rthlr, 18 Sgr, 11 Pf. Gesammt - Einnahme für Dina Güter- und Vieh =- Transport 2c., vorbehaltlich späte- rer Feststellung durch die Kontrolle.

Breslgu-Schweidniß=-Freiburger Eisenbahn. __ Auf der Breslau - Schweidniß - Freiburger Eisenbahn wurden po Monat August cr. 28,340 Personen befördert, Die Einnahme etrug : 1) an Personengeld v, 43,453 Rihlr, 29 Sgr. 10 Pf- 2) für Vieh-, Equipagen und Güter- Gnogi9t 0g S

Transport (110,640 Ctr, 33 Pfd.) Summa 21,1727 Réhir, 73 Sgr. Pf

Einnabme bis. ult. Jui Cs