1848 / 133 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

je Württemberger bereiten sich zur Rückehr vor, doch teser e Laillon des Sten württembergischen nfanterie - Regiments heute nach Norden E E As Theil der in den Her- ü ¡benden Besaßung zu bilden. : : Jogthumern Be trucbt der Prinz Friedrich zu Sleswig - Holsteiu- Sonderburg - Augustenburg ist auf sein Ansuchen als kommandirender General der s{leswig - holsteinshen Armee entlassen und das Kom- mando interimistisch dem [DREDE - ORARD ene, Obersten Grafen i übertragen worden. : ) A deioatitthe Kavallerie wird mit einem Bataillon Würt- temberger und einem Bataillon Badener während des Waffenstillstan- des im Schleswigschen verbleiben. Drei Züge und der Stab dersel ben bleiben in Flensburg, ein Zug in Schleswig, von der zweiten Schwadron ein Zug in Apenrade, einer in Tondern und zwei in

Hadersleben.

Hamburg. Hamburg, 11. Sept. (Börs. H.) Hier ist nahstehende Bekanntmachung wegen der Wahlen zur konstituirenden Versammlung erschienen :

„Nachdem dur Rath- und Bürgerschluß vom 7ten d, M, die Zusam- menberufung einer konstituirenden Versammlung zum Zweck der Feststellung der künftigen hamburgischen Verfassung beliebt worden is, wird der ge- dachte Rath- und Bürgerschluß sammt den Anordnungen über die Wahlen, so wie dieselben nach den Verhandlungen mit Erbgesessener Bürgerschaft nunmehr modifizirt worden sind, bierdurch zur öffentlihen Kunde ge- bracht :

Es wird nach Maßgabe der nachstehenden Anordnungen eine konsti- | ) l )l ! | bei Warasdin stehende sogenannte mobile ungarische Nationalgarde

tuirende Versammlung zu dem Zwecke, um die künstige hamburgische Ver- fassung, unabhängig von Rath und Bürgerschaft, festzustellen, zusammenbe- rufen, Bis das von der konstituirenden Versammlung abzusassende neue Staats-Grundgesey vollständig und definitiv festgestellt und ins Leben ge- treten sein wird, bleiben die bis jeyt bestchenden geseßgebenden Gewalten und alle sonstigen Behörden und Einrichtungen in ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit.

§, 1. Das Wahlrecht auszuüben befugt sind alle volljährigen männ- lihen hamburgischen Staats-Angehörigen, welche sih als folche durch ge- eignete Dokumente legitimiren können, mit Ausnahme derjenigen, welche unter Kuratel stehen, von öffentlichen Wohlthätigkeits-Anstalten ernährt oder regelmäßig unterstüßt werden, oder wegen einer gegen sie verhängten Spinn- haus-, Zuchthaus - oder Strafarbeitshaus-Strafe sih in Hast befinden.

§. 2. Stadt, Vorstädte und Gebiet werden zum Behuf der Wahl in 11 Bezirke getheilt. Jn der Statt und den Vorstädten bildet jedes Ba- taillon des Bürger-Militairs einen Bezirkz die übrigen drei Bezirke sind tie Landherrschaft der Geestlande, die Landherrschast der Marschlande und das Amt Riyebüttel.

§. 3, Jeder Bezirk hat die unten im §. 5 angegebene Zahl von Ab- geordneten zu stellen, wobei das Verhältniß der Seelenzahl, nah Maßgabe der Neuesen Umschreibelisten und sonstiger Nachrichten, zu Grunde ge- legt ist.

' §. 4. Um zur Aushülfe für Vakanzen, welche durh Doppelwahlen, Todesfälle oder abseiten der konstituirenden Versammlung zu bewilligende Entlassungen eintreten können, eine Ersazmannschaft zu gewinnen, werden in jedem Distrikte um ungefähr ein Drittheil Personen mehr gewählt, als der Distrikt Abgeordnete zu stellen hat, und dienen die Mehrgewählten als eventuelle Ersaßmänner, Die Stimmzettel für jeden Wahlbezirk müssen daher so viele Namen enthalten, als daselbst Personen (Abgeordnete und Ersagmänner ) gewählt werden sollen, und werden nah beendigter Abstim- mung sämmiliche im Bezirk abgegebenen Stimmen in der Art zusammen-

estellt, daß diejenigen, welche je nach der von dem Bezirk zu stellenden Zahl von Abgeordneten die meisten Stimmen vereinigen, als gewählte Ab- geordnete eintreten, und diejenigen, welche nächst ihnen die meisten Stim- men haben, bis zu der von dem Bezirk zu stellenden Zahl von Ersazmän- nern, als eventuelle Ersapmänner, gelten, so daß also z. B. im ersten Bezirk diejenigen 19 Personen, auf welcze sich die größte Stimmenzahl vereinigt,

Abgeordnete, und diejenigen 6 Personen, welche rächst ihnen die meisten Stimmen haben, nach der Neihenfolge der Stimmenzahl in die eiwa ent- stehenden Vakanzen einrücken. Wenn die Zahl sämmtlicher Ersazmänner eines Bezirks erschöpft is, müssen bei eintretender weiterer Vakanz nene Wahlen in dem betreffenden Bezirk stattfinden, und zwar so viele, als nù- thig i, um zugleich die ursprüngliche Ersaßmannschaft wiederherzustellen,

§. 5, Nach dem Vorstehenden stellt also der

I Bez. 4, Bataillon 19 Abg. und 6 Ersaßm,, wählt also 25 Pers.

1 » L P v E » » » 28 » IIT. » Ie » 417 » 6 » » p » I , 20 D » » » » E » F ) Vals: v 00e 24 I: 1. 26 3 16 » 16 IX. » Landb. d, Geesil.- 17

X. » Landh,. d. Marschl. 15 XIl. » Amt Rizebüttel 6 3

Zusammen 188 Abg. und 63 Ersaym............ 201 Ders.

g. 6. Wählbar isst jeder wahlberechtigte hamburgische Staats - Ange- hörige. Es is nicht erforderlich, daß der zu Wählente in dem Bezirk, wo die Lal stattfindet, wohne,

g. 7, Die Wahl muß angenommen werden, vorbehaltlich einer von der konstituirenden Versammlung etwa zu bewilligenden Entlassung.

§, 8, Bei Doppelwahlen wird der Gewählte Abgeordneter desjenigen Bezirks, in we:chem er am meisten Stimmen erhalten hat.

F, 9, Die Leitung und Beaufsichtigung des Wahlgeschäftes geschieht dur Bezirks-Kommissionen und eine Central-Komumission, welche auf ähn- liche Weise, wie bei den im April d. J. stattgesundenen Wahlen zur deut- hen Reichs-Versamm!ung gebildet werden,

F. 10, Vor der Wahl sind Wähler-Listen zu formiren in der Art, daß jeder Wahlberechtigte, der an der Wahl Theil nehmen will, sich bei der Wahl - Kommission seines Bezirks als hamburgischer Staats - Angehöz iger und Bewohner des betreffenden Bezirks zu legitimiren hat, wogegen ec eine mit seinem Namen und seiner Wohnung versehene Wählerkarte erhält, welche bei der demnächstigen Wahlhandblung unter Einreichung des Stimmzettels abzugeben is. Jn den Landbezirken und dem Amte NRigebüttel werden nach Umständen, zur Erleichterung der Wählenden, Un ter-Wahl- Büreaus in den neen Voigtschaften und Schultheißenschaften zur Entgegennahme der Legitimationen, so wie auch der demnächstigen Stimmzettel, errichtet werden, und haben diese die Listen und eingegangenen Stimmzettel an die Wahl-Kommission des Bezirks einzuliefern.

___§. 11, Die Legitimation zur Erlangung einer Wählerkarte geschieht in derselben Weise, in welcher bei den Wahlen zur Reichsversammlung mit den Legitimationen verfahren wurde,

__§, 12, Die Wahl selbst geschieht durch Stimmzettel, welche mittelst Einsteckens in einen geschlossenen Behälter abseiten des Stimmeuden per- sönlich und unter Einreichung der Wählerkgrte übergeben werden müssen.

§. 413, Wenn ein Name auf einem Stimmzettel unleserlich geschric- ben oder die N Ju bezeihnende Person nicht unzweideutig erkennbar ist, so wird solcher Name als nicht geschrieben behandelt, Wenn mebr Namen, als Personen in dem Bezirke zu wählen sind, auf dem Stimmzettel stehen, so gelten die voranstehenden Namen bis zu der erforderlichen Zahl.

§, 14, Unter Personen, welhe gleih viele Stimmen bei der Wahl erhalten haben, entscheidet vas Loos, sowohl wenn cs darauf ankommt, wer von ihnen gewählt sei, als wenn es darauf ankommt, wer von ihnen als Abgeordneter und wer als Ersazmann gewählt sei.

§. 15, Die Wahlen in den einzelnen Bezirken werden nach einer durch das Loos zu bestimmenden Reihenfolge vorgenommen. Das Resultat jeder Bezirkswahl ist sofort nach Ermittelung desselben zu veröffentlihen und zwischen dieser Veröffentlichung und der nächstfolgenden Wahl ein freier

Tag zu lassen. : as : 16, Sämmlliche Mitglieder der konstituirenden Versammlung ha-

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Nau ANÊNuNnON

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.

ben Pen Eid zu leisten:

Jch shwöre zu Gott dem Allmächtigen, daß ich als erwähltes Mitglied der konstituirenden Versammlung den Zweck, wozu dieselbe berufen wor- den, die Feststellung der künftigen hamburgischen Verfassung, zum Wohle des Staates nach bestem Wissen und Gewissen fördern, und bis das

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von der konstituirenden Versammlung abzufassende neue Staatsgrund- Geseg vollständig und definitiv festgestellt und ins Leben getreten sein wird, die bestehenden geseßgebenden E avattent und alle sonstigen Behör- den und Einrichtungen in ihrex verfassungsmäßigen Wirksamkeit anerken- nen will, So wahr 2c.

§. 17. Die näheren Anordnungen und Bestimmungen, welche nach vorsteheuden Grundsäßen zu treffen sind, so wie etwanige nachträgliche er- läuternde Verfügungen, bleiben E. H. Rath unter Genehmigung Ehrb. Oberalten vorbéhalten.

Jn Gemäßheit des §, 9 obstehender Anordnungen wird sofort eine Central-Kommission, bestehend aus fünf Mitgliedern des Senats, zwei Mit- gliedern des Kollegiums Ehrb, Oberalten und abt Majors des Bürger- Militairs in derselben Weise, wie solche bei den Wahlen zur Reichs-Ver- sammlung stattfand, niedergesezt werden. Zur Fassung eines gültigen Be- \lusses dieser Kommission genügt die Anwesenheit von fünf Mitgliedern, worunter ein Senats-Mitglied sein muß. L

Sobald demnächst die ferncren Vorbereitungen für die Einrichtung des Wahlgeschäfts von der Central-Kommission getroffen sein werden, wird eine weitere Bekanntmachung erfolgen,

Gegeben in Unserer Raths-Versammlung, ber 1848,“

Hamburg, den 8, Septem-

m nR i-m

Musland. : Oesterreich. Agram, 7. Sept. (Bresl. Ztg.) Der Banus ist gestern wieder hier eingetroffen und hat sih sogleïih nah Warasdin begeben, um an der Spihe seiner Hauptarmee von 56,000 Man nah Üngarn vorzurücken, Auf diese Nachricht hatte sih die

sogleich auf und davon gemacht.

Frankreich. Paris, 10, Sept. Der Baron von Könneriß hat gestern de:n General Cavaignac sein neues Beglaubigungsshrei- ben als außerordentliher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Königs von Sachsen überreicht, a L,

Die sieben ersten Paragraphen der Verfassung, wie sie von der National - Versammlung angenommen worden sind, lauten nun: „§. 1. Frankreih hat si{ zu einer Nepublik erklärt. FJudem es diese definitive Form der Regierung annimmt, hat es sih den Zwed vorgeset, freier in den Wegen des Fortschritts und der Civilisation zu wandeln; eine immer gleichförmigere BVerthrilung der Lasten und Vortheile der Gesellschast uuter die Bürger zu sichern; durh die allmälige Herabseßung der Lasten die Summe der Vortheile zu ver- mehren; und alle Bürger obne neue Erschütterung durch allmälige und ununterbrochene Wirkung der Staatseinrichtungen und dtr Ge- s2be auf eine immer höhere Stufe der Moralität, der Einsicht und des Wohlstandes zu bringen. §, 2. Die französische Republik is demokratish, eins und ungetbeilt. §. Z. Sie erkennt an, daß es Rechte und Pflichten gebe, welche den positiven Gesehen vorhergehen, über denselben stehen und von ihnen unabhän- gig sind. §. 4. Die Prinzipien dieser Geseße sind die Freiheit, die Gleichheit und die Brüderlichteit, Sie bat zur Grundlage die Familie, das Eigenthum und die öfentlihe Ordnung, §. 5. Sie achtet die fremden Nationalitäten, wie sie auch die ihrige geachtet wissen will; sie unternimmt keiurn Krieg zu Zwecken der Eroberung und verwendet ihre Streitkräfte nie gegen die Freiheit irgend eines Volkes. §. 6. Die Republik legt gegenseitig den Bürgern Pflichten auf und. geht solche gegen dieselben cin. §. 7, Die Bürger sollen das Vaterland lieben, der Republik dienen, sie selbs anf Kosten ihres Lebens vertheidigen, im Verhältnisse zu ihrem Vermögen an den La=- sten des Staates theilnehmen, Sie sollen sich dur Arbeit Mittel zur Existenz und durch Vorsicht Hülfêqurllen für die Zukunst sichern. Sie sollen zusammenwirken zu dem gemeinschastlihen Wohle, indem sie sich brüderlich unterstüßen, und zu der allgemeinen Orduung, in- dem sie die moralishen Gesetze und die geschriebenen Gesege, welche über die Gesellschaft, die Familie und tie Einzelnen bestimmen, beob- ate. :

Die Bezirks = Conseils sind mittelst Dekrets des Chefs der voll- ziehenden Gewalt vom gestrigen Datum zum 20. September für den ersten Theil ihrer Session, die nicht über fünf Tage dauern darf, ein- berufen.

Jn einigen Pyrenäen - Departements, namentlich im Thale von Arros, warrn wegen der 45 Centimen - Steuer heftige Unruhen aus- gebrochen. amtlih an.

Morgen beginnen bie Verhandtlungen vor dem Kriegsgerichte in der Sache des Ex - Mairr?s Pinel Grandchamp, in welcher F. Arago als Zeuge auftritt.

General Lamericière, Kriegsminister, hat bem betreffenden Aus-

{uß der National - Versammlung versprochen, seinen Colonisations- | plan sür die 10,000 Arbeitcr sowohl als für die Juni« Jnsurgen- |

ten, morgen, Montag, vor:ulegen.

Der Courrier de Lyon stellt es in Abrede, daß Befehl zur Auflösung der dortigen Mobilgarde ergangen sei.

Aus Beaune wird gemldet, die Billets der Bank von Frank-

reih seien in der Provinz so gesucht, sie von den Finanz- Kas-

folgt würden. : /

Die Zahl der polnischen Flüchtlinge in Frankreich ‘hat si seit dem Februar von 4000 guf 7000 vermehrt, und unoch tägli tresseu Polen aus Deutschland ein. Blos zu Met langten am Sonntage auf einmal 100 an, wlche Preußen durchreist hatten. Man glaubt, daß die Regierung sämmtliche Polen in eine disziplinirte polnische Le- gion vereimgen werde.

Großbritanien nud Jrland, London, 9, Sept. Ihre Majestät bie Königin ist vorgestern Morgens nach achtunddrei- ßigstündiger Fahrt von Woolwich aus im Hafen von Aberdeen ge- landet. Die Gemeinde - Behörden der Stadt und ktie Universität mit ihrem Kanzler, Lorr Aberdren an der Spibe, überreichten der Köni= gin Bewillkommnnugs - Adressen. S

Lord Palmerston hat den Juhabern mexikaniscer Bons auf ihr Ansuchen um Beihülfe der Regierung antworten lassen, daß er ihre Angelegenheit nach Kräften fördern und Herrn Ellis braustragen werde, die mexifanishe Regierung dringend aufzufordern, daß sie end= lich ihren auswärtigen Gläubigern si gerecht erweisen möge,

J. O'Connell hat von bter aus ein Schreiben an die Nepealer von Irland erlùsseu, durh welches er entschieden bezwet, die verlo- rene Führerstélle roieder zu erlangen. Seine Gründe für die Repeal sind ganz die aiten, Cr forbert die Repealer auf, das nöthige Geld zusammenzubringen, damit die Versöhnungshalle, welhe in kurzem ver- fauft werden soll, um die Schulden des Repeal - Vereins zu decken, leßterem erhalten werbe, R .

Der Poft zufolge , geht der Protectionisten - Führer Lord Ben- tind niht nah Jrland. : :

Nach der Wochen - Uebersicht der Bank von England hat ihr Noten-Umlauf unbedeutend, ihr Metall: Vorrath dagegen fast um eine halbe Million abgenommen,

Die Times fommt auf die Thronrede der Königin zurück und stellt darüber noch folgende Betrachtungen au: „Jn der Rede der Königin vom vorigen Dienstag liegen besoudere Gründe der Befrie- digung enthalten. Sie athmete den Geist des Friedens; sie sprach das Prinzip der Ordnung aus, Sie brachte die unruhigen Vorher=-

Judessen zeigt der Moniteur beute das Ende derselben | : rd | schien ins alte Geleise zurückgekehrt. Aber die Auslieferung der ge- | raubten Waffen, troß des kurzen Termins, war [edr zögernd, und

sagungen jener fremden Staatsweisen zum Schweigen, welche in Eng- land nichts sehen wollen, als eine Minerva, die bereit sei, sich zu be- wassnen, um den Frieden Europa's zu stören. Sie wandte sich an die alte Treue der Engländer und an ihre Liebe zu den englischen Staats =- Einrichtungen, Von welher Seite die Rede auch betrahtet werden mag, sie is eine Anzeige der friedlichsten Gesiunungen und des ungeshwächtesten Vertrauens der erlau- ten Frau, welche dieselbe hielt. Wohl mochte Jhre Majestät mit dankbarem Gefühle die vielfahen Beweise der Treue und An- hänglichkeit anerkennen, die sie von allen Klassen ihrer Unterthanen empfangen hat. Es ist nicht blos eine einfache und sentimentale An- hänglihkeit an die Person einer jungen Königin, welche das eng- lishe Volk beseelt. Jemand, der sie am vergangenen Dienstage sah, bemerkte verähtlich: dem englishen Volke is die Königin eine Jnsti- tution. Damit machte derselbe aber uns das größte Kompliment, Königin Victoria i} eine Justitution, und zwar, weil ihr Volk zu sehr die Vortheile der Ordnung und Sicherheit fühlt, um si zu Revolu- tionen und Anarchie verführen zu lassen. Man weiß, wie jedes Glied in dem Getriebe des Staates zur Sicherheit und Festigkcit des Gan= zen beiträgt. Welch? eine Scene bot der Dienstag, der Schlußakt des Parlaments! Auf der Gallerie saß der sein wollende Organi- sator der französischen Arbeit. Ohne Zweifel betrachtete er mit Ver=- achtung das lordschaftliße Gepränge zu seinen Füßen. Ju seinen Augen war es nur cine aristokratische Kabale, um seine Proletarier- Klienten zu unterdrücken. Aber kennt Louis Blanc wohl die wahre Auszeichnung jenes Hauses, von dem er so hart urtheilen mag? Es ist das nicht allein, daß seine Formen alt sind, seine Privilegien aus entfernten Zeiten stammen, seine Ueberlieferungen ruhmvoll, seine Gesellschaften glänzend, scine Mitglieder von hoher Abkunft sind; dies Alles is es nicht allein, was das englische Ober- haus von den ersten Kammern anderer Nationen ausezeichnet. Nein. Es besißt eine weniger in die Augen fallende, weniger empfindsame, aber eine mehr reale Auszeichnung. Es is} wesentlich volkstbümlich in cinem Ursprung. Die Pairschast schreibt sich von der Heptarchie her. Aber die Pairs sind größtentheils aus neuerer Zeit, Als Hume feine Geschichte \shuieb, gab es nur noch einen Abkömmling von den Baronen des Erobererê. Jeßt sind zwei Drittheile des ganzen Hauses Schöpfungen des lebten Jahrhunderts. Sie sind Sachsen und vom sächsischen Volke. Viele haben sich selbst empor= geshwungen durch sächsische Judustrie, Nicht wenige von ihnen sind in Armuth und unter {weren Arbeiten groß geworden. Ste siven jeßt als Lords in Hermelin, die als Unterpfarrer und Advokaten hât- ten Hungers sterben können. Das is eben das Geheimuiß unserer gesellshaftlihen Maschine, und das zeigt auch das vergebliche Bemii= hen, sie zu ershüttern. Wenn Louis Blanc auf das glänzende Trei- ben herabsieht, deukt er niht daran, daß diese Mäuner von dem Blut und dem Stamm seines eigenen geliebten „Volkes“ herstammen, ja, daß einige von ihren Vätern selbst Proletarier gewejen hiud, Aber so i} es. Unsere Aristokratie is volksthümlich, unser Volk gristofras tisch, So verbinden sie mit einander jene Liebe zur gemäßigten Frei- heit und jene Rücksicht sür die öffentlihe Ordnung, zu welcher die Königin Glück wünscht, und ohue welche feine Nation jemals groß werten wird, mögen die Dogmen ihrer Verfassungen und die Swhlag=- worte ihrer Staatslenker sein, welche sie wollen,“

Niederlande Aus dem Haag, 8. Sept. Der König hat heute Herrn Siebe, Gesandten des deutschen Reih8verwesers, empfangen; Herr Bernhardi, welcher der Deputation beigegeben ift, wid auch erwartet,

Belgien. Brüssel, 11. Sept. Die Jndependance mel- det: „Es sind seit einiger Zeit sich widersprechende Gerüchte im Um- lauf, in Betreff der Wiederkehr des Herrn Bischofs Laurent nah Luxemburg. Herr Laurent hat jeßt definitiv Luxemburg verlassen und erhält kraft eines Königlichen Beschlusses einen Jahrgehalt von 2000 Gulden, Dieser vom 24. August datirte Beschluß sagt, daß der hei- lige Stuhl am 8. April dieses Jahres die unmittelbare Abberufung des apostolischen Vikars verordnet habe, unter der Bedingung, daß ihm eine angemessene Pension ausgeseßt würde.“

Ftalien. Florenz, 3. Sept. Abends. (D. A. 3.) Die wiedergekehrte Ruhe in Livorno war nur eine Windstille vor dem Sturm, Die Truppen waren mit Jubel begrüßt worden, und Alles

{bon am 31. August und 1. September wmden Proclamationen des außerordentlichen Bevollmächtigten Cipriani vom Volke abgerissen. Am 2. Septbr, Nachmittags erschien eine Verordnung, die den pol tischen Klub für geschlossen erklärte. Eme Volksmasse zog sich nach der Piazza d’arme, wo der Anschlag von wei Rarabiniers bewacht wurde, und riß denselben troß des Widerstandes der So.daten mit Ges walt herunter; zugleich sammelten sich dichte Massen auf der Piazza unter dem Nufe: Zu den Waffen! Es ward Generalmarsh geshla- gen, und die Truppen bildeten ein Quarré auf dem Plabe, von dem sich tie Volkshaufen in die nächsten Straßen und Häuser zurückzogen, aus

sen nur gegen ein Aufgeld von 50 Centimen für 100 Franken verab- | deren Fenstern sie auf die Truppen wohlgezielte Schüsse 1ihteten. p : | Das Militair machte zwar von den Kanonen Gebrauch, doch waren

es nur blinde Schüsse, um das Volk zu s{hrecken. Jnzwischeu wei- gerten sich 5 600 Mann von den 1600, gegen das Volk zu käm- pfen und verließen den Plaß, indem sie sh nach allen Seiten hin zerstreuten. Die kleine Anzahl der Zurübleibenden, dezimirt von den Schüssen ihrer versteckten Feinde, niht im Stande, energische Maßregeln gegen dieselben ergreifen zu können, zog sih in die Forts zurück. Nur einige Offiziere der National-Garde s{lugen sich zu den Truppen, die übrigen hielten sich versteckt; einige nahmen ur die Aufrührer Partei. Das Volk nahm unter Triumphgeschrci von der Stadt und den Thoren Besiß. Die Anzahl der Todten und Ber- wundeten wird auf Seiten des Militairs auf 60, auf Seiten des Volkes nur auf 6 8 angegeben. So weit der Bes- riht einer Person, die größtentheils Augenzeuge war. __ Heute ist eine Proclamation des Großherzogs an den Straßen- ecken angeschlagen, worin es heißt, daß er vergebens den Weg der Milde mit Livorno versucht habe : von neuem herrs{e dort nah heftigstem Kampfe die vollste Anarchie ; er lade alle wohlgesinnten Toskaner, zumal die National-Garde, ein, sich um thn zu versammeln, um dieser Lage der Dinge ein Ende zu machen, 4. aps (Mor- gens). Gestern Abend sind 200, heute Nacht 50 )—600 M. Meglaire und Freiwillige mit dem Bahnzuge nah Pisa abgegangen; Veute werden Andere und, wie es heißt, der Großherzog i folgen. Der Zustand der empörten Stadt ist fortwährend derjelbe, do geht ein dunkles Gerücht von einem heute if der Frühe vorgefallenen aber- igen Kampfe, Hier is Alles ruhig.

D Won E E die Nachrichten eben so shlecht. Mords, thaten und Räubereien sind daselbst an der Tages-Ordnung und wer- den zuweilen am lihten Tage auf offener Straße verübt. Ju einer Nacht wurden zehn Menschen auf verschiedenen Punkten ermordet gefunden, Die Behörden haben alles Ansehen verloren.

; . Athen, 27, Aug. (A. Z) Die Siege A E P A den hiesigen Deutshen Bewunderung und Freude erregt. Eine Anzahl von Deutschen, zufällig Nichtösterreicher, traten auf die Nachrich des Sieges bei Custozza zu einem Festmaÿ!

zusammen, wo der Name des Feldherrn und die tapfere österreichische Armee in Wort und Lied gefeiert wurde. Als nun die Nachricht von dem Einmarsch in Mailand und von der Verjagung des Königs Karl Albert vom lombardischen Boden anlangte, lud der österreichische Gesandte die ganze wackere Gesellschaft zu sich und erwiederte mit einem niht minder herzlichen Fest, als das war, welhes aht Tage zuvor begangen worden. General von Prokesch eröffnete die Toaste mit dem für den siegreichen Feldherrn, der wie ein Waldstrom über Schanzen und Doppelzahl der Feinde hereinbrach und die deut- {he Waffenchre gegen Verrath urd Anmaßung rächte, Dann brachte er das Lebehoch für den deutsben Fürstensohn, König Otto, aus, und seine Gemahlin daéjeuige für die deutshe Fürstentochter, Königin Amalie. Oberst von Rheineck antwortete mit einem Toaft auf Kaiser Ferdinand, Oberst-Lieutenant von Hahn brachte ein drei=- maliges Hoch der tapferen österreichischen Armee, Oberst - Lieutenant Bromy der küastigen deutshen Flotte in Süd und Nord; Ober= Stabsarzt Dr. Treiber feierte dur trefflihe Rede und begeisterndes Lied die deutsche Einheit und den deutschen Reichsverweser. Viele andere fiunige Toaste wurden gebracht, die jedesmal die Musik weit= hin verkündete. Mit deutschen Liedern {loß dieses Fest, bei welchem zufälliz alle deutschen Stämme vertreten waren. Unter den Gästen saß auch ein Haudwerksmann aus Udine, den der Gesandte zugezogen hatte, weil dieser wackere Maun die nah dem Vormarsche der Pie- montesen an den Mincio gemachte anmaßende Aufforderung des sar= dinishen General-Konsuls an alle in Athen wohnenden österreichischen Unterthanen aus dem lombardisch - venetianischen Königreiche, Karl Albert fortan als ihren Souverain anzuerkennen, allein und mit wür= diger Antwort abgewiesen hatte,

Die Kolonieen und die Kolonial:Politik Englands. Speech of Sir William Molesworth in the House of Com- mons on Colonial Expenditure. Morning Chronicle,

Juli 20, 1848.

Auch bei uns gewinnt die Frage jeßt Bedeutung, ob der Besiß von Kolonieen einem Lande nüßlich sei. Die große Anzahl der jähr- lich aus Deutschland nah überseeishen Ländern auswandernden Fa- milien, so wie die lebhaften Bestrebungen zur Herstellung einer deut- {hen Flotte, haben die Aufmerïsamkeit der deutschen Regierungen auch auf diese Frage gelenkt, und man scheint auf manchen Seiten nicht abgeneigt, aus kommerziellen wie aus politishen Gründen den Kolonialbesi für vortheilhaft zu halten. Es wird bedauert, daß die Kräfte von so vielen Hunderttausenden, welche jährlich durch die Ans- wanderung entzogen werden, für Deutschland verloren sein sollen, während dieselben zu einer systematishen Colonisation in Amerika verwandt, mit dem Mutterlande in Verbindung bleiben und un- serem übersecishen Handel eine solide Grundlage und eine be- deutende Ausdehnung geben könnten, Das Beispiel Eng- lands scheint in dieser Hinsicht der Nachahmung werth. England seßt von feinen Erzeugnissen und Fabrikaten an den Kontinent Europa?s, der etwa 220 Millionen Einwohner zählt, jähr- lih für 24 Millionen Pfd. Sterl. ab, während die von ihm koloni= sirten Länder mit Einschluß der Vereinigten Staaten, welche zusam= men ungefähr nur 25 Millionen Einwohner zählen, jährli für 16 Millionen Pfd. von seinen Waaren kousumiren. Der Verbrauch eng- lisher Erzeugnisse stellt ch hiernach auf 2 Sh. 2 Pce. pr. Kopf in Europa, auf 8 Sh. in den Vereinigten Staaten und auf 1 Pfd. 12 Sb. pr. Kopf in seinen Kolonieen. Andererseits glaubt man eben- falls nah dem Vorgange Englands durh den Kolonialbesiß an poli=- tischer Macht zu gewinnen, indem die nothwendige Errichtung von Flotten-Stationen zum Schuße des Handels und der Besißungen in den fernen Meeren erst die wahre Ausbildung der Seemacht zu Wege bringt und dur diese die Nation eine Ahtung gebietende Stellung unter den Großmächten der Erde erhält. Endlich wird noch als ein dritter Vortheil! des Kolonialbesißes die Aussicht hervorgeboben, die Auswanderung dadur in einem großen Maßstabe leiten und als ein wohlthätiges Mittel gebrauchen zu können, um den heimischen Ueber=- fluß an Arbeitskräften aufzuheben uud den Uebeln des Proletariats zu steuern. E j ,

Die Kolontal-Politif is bei uns ein durchaus neues, nod) une bebgutes Feld. Um darin ein Utheil zu begründen und uns die ileberzeugung zu verschaffen , ob die in Aussicht gestellten Vortheile wirkli aus dem Besiße von Kolonieen hervorgehen, haben wir kein anderes Mittel, als die Erfahrungen und die wirklichen Verhältnisse anderer Nationen, welche Kolonieen besißen und si dieser Vortheile rühmen, zu prüfen und aus dem gefundenen Ergebniß das Prinzip für die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit der Erwerbung von Kolonicen überhanpt festzustellen. Kein Land hat einen so ausge- dehnten Kolonialbesiß und eine so ausgebildete Kolonial - Politik, wie England. Wir werden deshalb untersuchen müssen, ob England die oben angeführten Vortheile wirklich genicßt oder ob ihm seine Ko= loniéen nit vielmehr eine Last, als ein Gewinn sind. Wir glauben, das Letztere is der Fall; England hat von seinen Kolonieen weniger Vortheil als Nachtheil, und in dieser Ueberzeugung sind. wir durch die oben erwähnte Rede, welche kürzlih Sir William Moleöworth mit ausgezeichneter Sachkenntniß im englischen Unterhause gehalten hat, bestärkt worden. Allerdings kann sich England auch der oben bozeihneten Vortheile rühmen, welche der Kolonial-Besiß in der That mit sich führt, aver es muß sie mit unverhältnißmäßig groß»-n Opfern erfaufen , und es erscheint danach als eine ausgemahte Sache, daß man gegenwärtig derjelben Vortheile, welhe der Kolonial-Besiß bie- tet, theilbaftig werden fann, ohne in die Nothwendigkeit verseßt wer- den zu dürfen, Kolonicen zu besißen.

Die Kolonial - Besißungen Englands umfassen ein Gebiet von 4 bis 5 Mill, [] Miles, ein Reich, welches so groß is wie ganz Europa und das britische Jndien zusammengenommen, Von diesem ungeheu- ren Flächenraum zerfällt ungefähr eine Mill, (] Miles in vierzig ver- schiedene Kolonicen, jede mit einer besonderen Regierung. Vier da- von liegen in Europa, fünf in Nord-Amerika, funfzehn in West-Jn- dien, drei in Süd-Amerika, fünf in Afrika, drei bei den asiatischen JInsela und fünf in Australien und Neu-Seeland. Die Bevölkerung dieser Kolonieen übersteigt niht 5 Mill.; davon sind 2,500,000 euro= päischer Abkunft, etwa 500,000 Franzosen, 350,000 Jonier und Mal= teser, einige Holläuder und Spanier und etwa 1,600,000 Engländer, Schotten und Jrländer. Von den 2,500,000 Einwohnern niht euro= páisher Abkunft sind ungefähr 1,400,000 Cingalesen und andere Bewohner Cegylon?s und 1,100,000 Afrikaner.

Im Jahre 1844, als der lebte vollständige Nachweis darüber veröffentliht wurde, betrug der deklarirte Werth aller nah den Ko- lonieen ausgeführten britishen Erzeugnisse und Fabrikate etwa 9 Mil- lionen Pfd. St. Die gesammten Ausgaben für die Unterhaltung und Verwaltung des britishen Kolonialreihs erreihten die Summe von jährlih 8 Millionen Psfd,, wovon die Hälfte von den Kalonieen aufgebraht wird und die andere Hälfte das Mutterland trägt, und zwar wird diese leßtere Hälfte für Bestreitung der nöthigen Militair,= Marine- und Civil-Verwaltungs- Ausgaben neben einigen außerordent- lichen Bedürfnissen verwandt. , |

Die Militair - Ausgabe beträgt jährlich zur Unterhaltung von 42,000 Mann in den Kolonieen, und der nöthigen Artillerie und dem

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Jngenieurwesen 2,556,919 Pfd. oder drei Achtel des gesammten Militair-Etats des Reichs. Die Marine-Ausgabe steigt jährlih au 1 Million Pfd. England unterhält im Ganzen gegenwärtig 235 Schiffe mit 40,000 Mann Besaßung im Dienst, davon 132 Schiffe mit 25,000 Mann auf Stationen im Mittelländischen Meer, in den nordamerikanischen und westindischen Gewässern, an der mestafrifaui- schen Küste und am Cap, endlich in Jndien, China und Australien, Wenn man nur ein Fünftheil dieser Schiffe, also 45 Schiffe mit 8000 Maun auss\chließlich zu Kolonialzwecken verwandt rechnet, so macht dies eine jährlihe Ausgabe von 700,000 Pfd. nöthig, die mit Hinzurechnung der Ausgaben für die Marine - Etablissements in den Kolonieen auf die obige Summe von jährlich 1 Million oder ein Bchttheil des ganzen englischen Marine - Budgets steigt. Die Civil- Verwaltung der Kolonieen absorbirt jährlich 300,000 Pfd, und auf die außerordentlihen Ausgaben, wie z. B. Deckung der Kosten zur Unterdrückung des Aufstandes in Kanada, Führung des Kaffernkrie- ges, Unterstüßungen u. #. w., kaun man nah einem Durchschnitt der leßten zehn Jahre 200,000 Pfd, jährli renen.

Also die englishe Nation zahlt vier Millionen Pfd. Sterling jährlich für die Vortheile, die ihr die Kolonieen gewähren, oder 9 Sh. von jedem Pfund Werth der dortzin ausgeführten englischen Güter. Es fragt sih, ift diese Ausgabe lohnend? Die Vortheile von Kolonieen sind, wie wir {hon oben bemerkten, politischer und fommerzieller Art, die Kolonieen selbst theilen sich danach iu Mili- tair - Stationen und eigentlihe Kolonieen zu Handelszwecken, Die englischen Militair - Stationen sind Helgoland, Gibraltar, Malta, die jonischen Jnseln, Bermuda, die Stationen au dex Westküste Afrikas St. Helena, das Kap, Mauritius, Hongkong, Labuan und die Falk- lands-Juseln. Welchen Nußen haben diese Stationen für England und was kosten sie? Sie gelten für Außenposten des britischen Reichs und werden für nüglih gehalten in Zeiten des Krieges, zur Abweh- rung feindliher Angriffe. Jndeß diesen Nußen erweist eine nähere Betrachtung der Sache bald als illusorisch, denn da die Stationeu \o weit vom Mittelpunkte des Reichs entfernt liegen und im Kriege eine be- deutende Zersplitterung der Streitkräfte nöthig machen, so dienen sie eher zur Schwächung als zur Stärkung des Reichs. Beim Ausbruch eines ernst- lihen Krieges würden sie aller Wahrscheinlichkeit nah aufgegeben werden müssen, wie jeder Außenposten, Ueberdies sind sie nutlos und brauchen feinen Schuß durch kostbare Fortificationen und Garni- sonen, so lange Zane die Herrschaft zur See behauptet; sie sind aber an sih unhaltbar, sobald England diese Herrschaft verliert. Ei- nige dieser Stationen mögen von Werth sein und politische Vortheile gewähren, doch stehen dieselben in feinem Verhältniß zu den Kosten. Gibraltar und Malta mit 6000 Mann Garnison kosten jährlich 366,000 Pfd, Das Protektorat der jonischen Juseln erfordert die Unterhaltung von 2500 Mann Besaßung und eine jährlihe Summe von 130,000) Pfd., oder etwas mehr als der ganze Werth der briti- hen Waarenausfuhr dahin. Berunda kostet 90,000 Pfd, und würde \chwerlih seinen Zweck erfüllen, wenn wirklih ein Angriff von Seiten der Vereinigten Staaten, gegen den die Befestigungen angelegt sind, drohte. Die Kolonieen an der westafrikanischen Küste und St. Helena, die keine großen Handelsvortheile bieten, brauchen jährlich respektive 52,000 Pfund und 40,000 Pfund, und dienen hauptsächlich für den unerreihbaren Zweck der Vn'erdrückung des Sklavenhandels, der die Unterhaltung von 24 Sthiffen, mit 259 Kanonen und 2781 Mann nöthig macht, \o daß hier der Kosten - Aufwand sich auf jährlih eine halbe Million Pfund Sterling beläuft. Die Cap - Kolonie, ein Gebiet, größer als das Vereinigte Königreich von Großbritanien und Jrland, is Militairstation und Handelsfolo- nie zugleih. Die Ausfuhren dahin betrugen 1844 den Werth von 458,000 Pfd. Die Einfuhren von dort 258,000 Pfd., und die Dif- ferenz wurde ausgeglichen durch die Kosten für die Unterhaltung von 294,000 Pfd. Doch mate der unbesonnenerweise durch den Gou- verneur, Sir P. Maitland, angefangene und völlig unfruchtbare Kaf- fernkrieg eine Ausgabe von 1,100,000 Pfd. nöthig, und wird die Beendigung desselben noch wohl 800,000 bis 900,000 Bfd, erfordern, Solche Kriege aber können s{ch alle vier bi fünf Jahre wieder er- neuern, da eine Gränze von 709 Miles zu schüßen ist. Mauritius ist eine Handels-Koloníe, denn die Ausfuhren dahin betrugen 1844 285,000 Pfd. z die Unterhaltung von 2000 Mann Besaßung und die 150,000 Pfo. kfostenden Vertheidigungswerke machen cs unnöthigerweise zur Militairstation. Hongkong, Labuan und die Falklands-Jnseln sind eben- falls unvyerhältuißmäßig kostbare Stationen; kurz, England, bezahlt im Ganzen für seine zwölf Miliairstationen jährlich 1,300,000Pfd., unterhält 22,000 Mann Truppen und vier große Geschwader von 93 Schif- fen mit 18,000 Mann Besaßung zu dem jährlihen Betrage von 1; Millionen Pfd., ohne einen entsprechenden Vortheil daraus zu ziehen,

Betrachten wir nun die Kolonieen Englands, welche nur zu Han- delszwecken dienen, so fällt das Unverhältnißmäßige des Kostenauf- wandes für dieselben noch mehr in die Augen, wenn man auf die ge- unden Prinzipien zurückgeht, unter denen allein der Handel gewinn- bringend sein kann. Sir William Molesworth giebt über die Ent- stehung dieser Kolonieen, welche in Nord-Amerika, Westindien und Australasien gegründet wurden, so wie über ihr mit der Zeit sich ge- staltendes Verhältniß zum Mutterlande, folgende Auskunft : „Zu wel- cen Zwecken wurden diese Kolonieen von England gegründet ? Wel- chen Vortheil gewährte die Herrschaft über sie unserem Lande? Un- sere Vorfahren würden diese Fragen in folgender Weise beantwortet haben. Sie würden uns sagen, wie vor zweihundert Jahren Ein= wohner dieses Landes, die sich unbehaglih zu Hause fühlten, nah Amerika wanderten; es waren kluge, thatkräftige Männer von der echten anglo-sächsishen Race, die am besten geeignet ist, mit den Wil- den und den Urwäldern in Kampf zu treten. Sich selbst überlassen, gelangten sie zur Blüthe und wurden in wenig Jahren, ohne daß es unserem Lande einen Pfennig kostete, ein zahlreiches und handeltrei= bendes Volk, Da wünschten die Krämer Englands, si Kunden zu verschaf- fen, und petitionirtendas Parlament, daß die Kolonisten auf den englischen Markt beschränkt werden sollten, sowohl zum Ankauf aller Güter, die sie aus Europa bezogen, als auch zum Verkauf aller solcher Erzeug- nisse ihres eigenen Bodens, die dem englischen Krämer zu kaufen be- lieben würde. Das Parlament gewährte ihnen dies. Daraus entstand dann das alte System des Kolonial - Monopols, welhes der einzige Zweck der Herrschaft war, die England über die Kolonieen annahm. Um dies Monopol und diese Herrschaft aufrecht zu erhalten, wurden große Summen ausgegeben, koslibare Kriege gesührt und groß= artige Militair - und Marine - Etablissements angelegt, aber man glaubte immer, die Auslagen würden erseßt durch die Vortheile, die man aus dem Monopol des Kolonialhandels zog.

Daß diese Ansicht grundfalsh ist, hat die in neuer Zeit ficge reih durchgebrohene Erkenntniß der wahren Natur des Handels er=- wiesen. Die Monopole sind vernichtet, und der freie Handel i} an ihre Stelle getreten, der freie Handel aber hat die Kolonieen- Frage in das richtige Licht gestellt, denn er hat erwiesen, daß es unvor- theilhaft für den Käufer und {hädlich für den Verkäufer ist, da zu kaufen und zu verkaufen, wo mit vielem Gelde erst künstlih die Ver- bindung hergestellt werden muß. Mit der Aufhebung der Schiff- fahrtsgeseße, die im nächsten Jahre bevorsteht, sind die englischen Kolonieen frei, zu handeln mit wem sie wollen und wie sie wollen, Sie werden deshalb mit England nur handeln, wenn sie es vortheilhaster finden, als mit anderen Nationen.

Sie sind demnach, was den Handel anbetrifft, unabhängige Staaten geworden, nur darin beshräukt, daß sie ihre Bewohner nit durch Gesetze hindern können, in England zu kaufen und zu verkau- fen, wie sle es gut finden. So thöriht würden sie zwar von selbst schon nicht sein, das Verkaufen in England verbieten zu wollen, aber sie fönnten doch im \{chlimmsten Falle von England niht mehr kau- fen wollen. Wenn dies wirkli der Fall wäre, so folgte daraus nur, daß der ganze Vortheil Englands, den es jeßt aus den für die Ko- lenieen verwandten Summen zieht, darin besteht, daß diese keine feindlihen Tarife gegen das Mutterland aufstellen können. Ob dies rirf'ih ein Vortheil ist, müssen die Werthe der Ausfuhr nah den Ke ouieen im Vergleich mit den Kosten zur Unterhaltung derselben crg-bven, Der deflarirte Werth der Ausfuhr nah den nord- ameritaus{chen, westindisden und australis{hen Kolonieen betrug 1844 6 Miuionen Pfd. Die Kosten dieser Kolonieen 2 Millionen Pfd. Es le! tet demnach ein, daß das fein vortheilhafter Handel sein fann, wo man 6 Sh. 8 Pce. für jedes Pfund Werth der ausge- führten Waaren bezahlen muß, um den freien Markt in den gcnann- ten Ke!onicen zu haben. Das eigene Juteresse gebietet also, daß die Kosten der englischen Herrschaft über die Kolonieen wegfallen, oder mit anderea Worten, daß die Kolonieen unabhängige Staaten werden müssen, Jhre Erzeugnisse würden sie immer an England verkaufen, und wenn sie das thun, auch von England wieder kaufen, weil der Waaren = Austaush vortheilhafter is, als der ein- seitige Handel, wenn, wie es wirkli der Fall ist, der englishe Markt billigere Waaren bietet, als jeder andere. Es ist deshalb eine offen- bare Abgeshmacktheit, große Summen jährlih für den Kolonialbesiß zu dem Zweck zu bezahlen, sich den freien Handel mit den Kolonieen zu sichern. England hat es bisher gethan und das merkwürdigste Beispiel in der Geschichte geboten, daß ein Land, ftatt vou seien Kolonieen Gewinn zu ziehen, ungeheure Summen verschwendet hat, um sich die Kunden für seine Krämer zu e:kaufen. Adam Smith be- merkte s{on, daß dies nicht die Politik einer kaufmännischen Nation, sondern die Politik einer Regierung sei, die unter dem Einfluß von Krämerseelen stände.

Die Kolonial -= und Handelsstatistik Englands gewährt übrigens das vollständigste Material, um die wirklien Nachtheile des beste- henden Systems, so wie des Kolonialbisißes überhaupt zu erkennen. Es i viel vortheilhafter, mit freien und unabhängigen Staaten als mit eigenen Kolonieen Handel zu treiben. Ein Verglei der Bezie- hungen Englands zu seinen nordamerikanishen Kolonieen und zu den Vereinigten Staaten liefert den Beweis. England unterhält in sei- nen nordamerikanishen Kolonieen ein Heer von 9000 Mann und giebt jeyt jährlih für dieselben 800,000 Pfd. St. an Verwaltungs=- kosten aus, An außerordentlihen Ausgaben sind außerdem in den Jahren von 1838 bis 1843 für Unterdrückung des Aufstandes und Unterstüßungen 2,096,046 Pfd. Sterl. nöthig gewesen. Die Aus- fuhr dahin betrug 1844 2,600,000 Pfo. Werth. Man bezahlt also jeßt bei einer Ausgabe von 800,000 Pfd, jährlich 30 pCt. des Wer=- thes der Ausfuhr, um den Handel mit diesen Kolonieen zu behaup- ten. Würde dieser Handel wohl aufhören, wenn die Kolonicen si trennten und unabhängig machten? Gewiß nicht; er würde im Gegentheil um das Doppelte und Dreifache sih steigern, wie das Beispiel der Vereinigten Staaten lehrt. Diese sind im strengen Sinne des]Worts noch immer Kolonieen Englands, roie Karthago eine Kolonie von Tyrus und die Städte Joniens und Siciliens Kolonieen Griechenlands waren. Die Vereinigten Staaten gewähren aber England mehr Vortheile als alle seine Kolonieen zu- sammengenommeu, denn die englishe Ansfuhr dahin betrug 1844 nicht weniger als 8,0000000 Pfd. Werth und die Kosten für die Unterhaltung dieser Verbindung, nämlich für den Konsular= und dis plomatischen Dienst werden mit 15,000 Pfd. sährlih bestritten. Nicht ein einziges britishes Schiff ist an den Küsten der Vereinigten Staa- ten zum Schube des Handels nöthig, Und dieser Handel ist noch in stetem Wachsen begriffen, da England noch immer fortfährt,

die Vereinigten Staaten zu kolonisiren. Von den 1,042,000 Men- schen, welde in den leßten zehn Jahren aus England ausgewandert sind, girgen 552,000 allein nah den Vereinigten Staaten. Aus al- lem diesen geht hervor, daß, wenn man zu wählen hätte, die nord- amerikanischen Kolonieen entweder aufzugeben sind oder mit den ge- genwärtigen Kosten zu unterhalten, das erstere jedenfalls das Vor= theilhaftere wäre.

(Schluß folgt.)

Martkt- Berichte.

Berliner Getraideberiht vom 13, September. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt : Weizen nah Qualität 58—62 Rthlr. Roggen loco 30—32 Rthlr. » {hwimmend 845 pfd. 30: Rthblr. Br. » 82pfd, p. Sept. /Okt, 30—29 Rthlr. » Okt. /Nov. 30#—30 Rthblr. » p, Frühjahr 34 Rihlr. bez. Gerste, große, loco 28 Rthlr. » fleine 25 Rthlr. Hafer loco nach Qualiiät 16—17 Rthlr. Rüböl loco 11,—11 Rthblr. » Sept. /Okt. 117;—11 Rthlr. » Okt. /Nov. 11;—114 Rthlr. » Nov. /Dez. 11:—11% Rtblr. » Dez. /Jan. 115—117 Rthlr. » Jan. /Febr. 11%—11%5 Rthlr. » Febr. /März 117—11% Rthlr. Leinöl loco 95 Rtblr. Spiritus loco 18 Rthlr. ohne Faß bez. » Sept. /Okt. 18 Rthlr. G. h Okt, /Nov. 18 Rthlr. Br., 173 G. Königsberg , 9. Sept. Zufuhr war mittelmäßig. Weizen 60 bis 78 Sgr. pr. Schfl. , Roggen 33 bis 38 Sgr., große Gerste 30 bis 33 Sgr., kl. Gerste 23 bis 32 Sgr., Hafer 18 bis 21 Sgr., graue Erbsen 40 bis 60 Sgr., weiße Erbsen 43 bis 55 Sgr., Kar- toffeln 134 Sgr., der Ctr. Heu 13 bis 18 Sgr., das Schock Stroh 80 Sgr. Spiritus 19 Rthlr., 10 Sgr. pr. Ohm.

Vreslau, 12. Sept. Weizen, weißer 57, 61 bis 65 Sgr., gelber 53, 58 bis 62 Sgr.

Roggen 29, 32 bis 35 Sgr.

Gerste 24, 26 bis 285 Sgr.

Hafer 4174, 184 bis 23 Sgr.

Rapps 71, 74 bis 76 Sgr.

Spiritus 82% bez., neue Waare a 8x Rihlr. begeben,

Rüböl unverändert.

Zink ohne Handel.

Es stellte sih heute der Markt etwas fester, und einige Sorten wurden etwas besser als gestern bezahlt. é

ofen, 11. Sept. Weizen 1 Rthlr. 23 Sgr. 4 Pf., au

2 Kil, L Sgr. 3 Pf; Roggen 1 Rtblr. 1 Sgr. 1 Pf aud 1 Rthlr. 4 Sgr. 5 Pf.; Gerste 26 Sgr. 8 Pf. 9 E: Bube 1 Sgr. 1 Pf. ; Hafer 15 Sgr. 7 Pf, au 17 S9, “Jf; * Erbsen

weizen 26 Sgr. 8 Pf., auch 1 Rihlr, 1 Sgr. 1 Pf-3