1848 / 141 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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en gröblich beleidigt und mit Jnhaftirung bedroht worden sind, Desdlie t die National-Versammlung, dem Reichs-Ministerium aufzu- eben, die Abgeordneten gegen jede Beleidigung s{üßen und zu diesem L bede das Militair zurückzunehmen.,“ Der Antrag wird dem Reichs- Ministerium zugewiesen. 51 Urlaubsgesuche werden verkündigt, und die Sißung um 1% Uhr Nachmittags geschlossen.

Die heutige 81ste Sißung eröffnete der Präsident, H. von Ga- |

gern, indem er den Tod des Herrn von Auerswald und des Fürsten von Lichnowsky zur Kenntniß der Versammlung brachte, und einige politische Betrachtungen über die gegenwärtigen Verhältnisse der Ver- fammlung damit verband. Der provisorische Reichs - Minister von

Scmerling ertheilte über die weiteren Maßregeln Auskunft, welche |

zur Erhaltung der geseßlichen Ordnung und zum Schutze der Natio- nal-Versammlnng von dem Reichs-Ministerium getroffen worden sind. R. Mo hl zeigt an, daß die gerichtliche Untersuchung über die gestri- gen Vorgänge angeordnet sei und daß er morgen ein Gese über die Ünvoerleßlichkcit der Abgeordneten einbringen werde. Venedey is entrlistet über die gestrigen Vorfälle, warnt aber vor Rcaction.

Folgender Antrag Zachariä?s aus Göttingen wurde von der |

Reichs - Versammlung zum Beschlusse erboben. Die National =- Ver- sammlung beschließt: 1) dem Reichs - Ministerium ihre volle Zu-

stimmung zu den von ihm behufs der Unterdrückung des Aufruhrs | und der Wiederherstellung der geseßlichen Ordnung ergriffenen Maß- | regeln auszudrüdcken ; 2) die National-Versammlung erklärt, daß sie das |

Reichs - Ministerium bei dessen zur Erhaltung der Einheit und Frei-

heit Deutschlands noch ferner zu treffenden Maßregeln auf das fräf-

tigste unterstüßen werde ; die National-Versammlung spricht den Reichs= Truppen für die von ihnen bei der Unterdrückung des Aufstandes be-

wiesene Hingebung und Mäßigung den Dank des Vaterlandes aus, | Venedey glaubt, daß es niht der Würde der Versammlung ange= |

messen sei, sogleih darüber zu beschließen. Balz verlangt nament- liche Abstimmung über die Dringlichkeit. Voigt will blos über den leßten Punkt sogleih verhandelt wissen, aber zu einem unbedingten Vertrauens-Votum kann er sich nicht entschließen. Beseler unter=- stüßt die Dringlichkeit des Antrages. Raveaux ermahnt zur Ruh

und Selbstbeherrschung und will daher ebenfalls den Antrag auf |

Zustimmung für die ferneren Maßregeln in die Ausschüsse ver= wiesen haben. v. Vin cke. Es handelt si nicht um unbedingte Vollmacht, die Verantwortlichkeit des Ministeriums bleibt bestehen. Es handelt öh nicht um die Ehre, sondern um die Existenz Deutschlands. Schaffrath: Wir kennen die Sache im Einzelnen noch niht. Die Anträge sind überflüssig. Die Dringlichkeit aller drei Punkte wird

beschlossen. (Die Linke bleibt sigen.) Eisenmann glaubt, daß der zweite Punkt unnöthig sei, obgleich er darauf gefaßt ist, das Ministerium vielleicht zu unterstüßen, wenn cs von |

dem gewöhnlichen Wege des Gesetzes abzuweichhen genöthigt wäre. Jordan von Berlin maht noch darauf aufmerksam , daß das Ministerium ein interimistishes sei, und also doppelt der Unter= stüßung bedürfe. Es werden zwei Amendements von Schaffrath und Rößler eingebraht zu Punkt 2)Cinheit und Freiheit und 3) Hin- gebung und Mäßigung, für die sich auch Zachariä ausspricht. Der erste Punkt wird angenommen, es erhebt sch aber über die von Vielen verlangte namentlihe Abstimmung eutschiedener Widerspruch, wobei viel von Friede und Eintracht gesprochen wird. Die zwei an= deren Punkte werden ebenfalls angenommen mit den Verbesserungen. (Schluß nah 11 Uhr.)

Frankfurt a. M., 19. Sept, Die O. P, A. Z. enthält in ihrem amtlichen Theile nachstehende Bekanntmachungen :

Die Vorfälle am Abende und während der Nacht vom 16. zum

17. September / die bedeutenden Zuzüge zu der am 17. September 1848 außer der Stadt Frankfurt abgehaltenen Volks-Versammlung und die dadurh bewükte bedrohliche Aufregung haben den Senat der Stadt Frankfurt bewogen, am Abend des 17. September 1848 Truppen aus Maínz zu requiriren, sofort aber um Mitteruacht das Reichs - Ministerium zu ersuheu, da für den Schub der National= Versammlung als eine dem Reiche obliegenden Pflicht von dem Reichs= Ministerium Fürsorge zu treffen sein dürfte, die Leitung atler dahin führenden Vorkehrungen zu übernehmen.

Das Reichs-Ministerium hat dieser Aufforderung sofort entspro- hen, es hat sogleich den Marsch einer entsprechenden Truppenzahl von allen Waffengattungen eingeleitet und die zunächst eingetroffenen zim Schuße der National - Versammluug bei der Paulskirche aufge tellt, Ein Versuch, in die Kirche stürmend einzudringen, wurde von den Reichstruppen zurückgewiesen.

Während des Vormittags wurden bereits zahlreihe Barrikaden erbaut, Um 1 Uhr begann der Angriff auf dieselbe mit den wegen Schluß der Sizung der National - Versammlung disponibel geworde- nen und mit den neu angelängten Truppen, die sämmtlich unter den Befehl des Generals Nobili gestellt wurden.

Der Angriff auf die Barrikaden und der Straßenkampf währte bis nah 4 Uhr, um welche Zeit die Reichs-Minister über dringendes Bitten wiederholter Deputationen eine halbe Stunde Waffemuhe bewilligten, um den Aufständischen Zeit zur Abtragung der Baxrika- den zu gewähren. Da dies nit geschah, begann ter Angriff aufs ueue, die größeren Barrikaden wurden mit Anwendung von Geschüß=- feuer zerstört und dann genommen; Häuser , aus welchen auf die Truppen gefeuert worden war, wurden erstürmt, und bei Beginn der Nacht waren alle Hauptstraßen in der Gewalt der Truppen. Noch während der Nacht und heute am Morgen wurden die leßten Bar- rifaden genommen, und es ist nun die Stadt und Sach{enhausen voll- Rog beseßt.

as Reichs-Ministerium is durch die gestern eingetroffenen und heute erwarteten Truppen in dem Besiße einer Macht, hinreichend, um die Ruhe der Stadt zu verbürgen und zugleich allen Versuchen des Aufstandes in den benachbarten Staaten mit aller Entschieden- heit entgegenzutreten. Laufe des 18. September erschienen folgende Bekannt- machungen :

Bürger von Frankfuit! Die bedauerlichen Vorfälle, welche vorgestern Abends hier stattgefunden haben, und die durch zahlreiehe Zuzüge von außen herbeigeführte Bedrohung der Ruhe und Ord- uung haben den Senat der freien Stadt Frankfurt veranlaßt, das Reichs-Ministerium auszufordern, daß es unmittelbar die Pflicht, die National - Versammlung vor äußerer Gewalt zu hüten, zu erfüllen übernehme, Jn Folge dieser Aufforderung hat das Reichs - Ministe- rium sich unverzüglich bereit erflärt, die zum Schuße der fonstituiren- den deutshen National - Versammlung und zur Herstellung der Ruhe und Ordnung erforderlichen Maßregeln selbst zu ergreifen.

Das Reichs-Miuisterium is entslossen, innerhalb der Schranken der Gesehe mit aller Kraft und Entschiedenheit die Berathungen der National - Versammlung vor jeder Einwirkung von außen sicher zu stellen, und es rechnet dabei mit Zuversicht auf die Mitwirkung und bereits wiederholt erprobte aufopfernde Thätigkeit der biederen Be- wohner von Frankfurt.

Frankfurt, den 18, September 1848.

Das Reichs - Ministerium des Jnnern. Schmerling. Erinnerung. Alle Familienhäupter

werden aufgefor-

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dert, dahin zu wirken, daß ihre Angehörigen, so viel mög- lich, zu Hause und von Zusammenläufen fern gehalten wer- den, da das Reichs - Ministerium entschlossen is, die Ruhe dieser Stadt und den Schuß ihrer Bewohner mít allen Mitteln aufrecht zu erbalten und Störungen zu unterdrücken, Frankfurt, den 18, September 1848. Der interim. Reichs - Minister des Jnnern : Schmerling.

Erinnerung, Ju Folge der Zuzüge befindet sih eine Menge von Personen in der Stadt, die geeignet ist, deren Ruhe zu gefähr den. Es ergeht daher an alle Jene, die an den Zuzügen Theil ge- nommen haben, die ernstgemessene E!mahnung, die Stadt zu ver=- lassen und in ihre Heimat zurückzukehren, widrigenfalls gegen sie mit der Strenge der Gesetze verfahren werden würde.

Sranffurt, den 18. September 1848.

Der interim. Reichs - Minister des Junern : Schmerling.

Belageru ngsstand. Bei der Fortdauer des Aufruhres wird Frankfurt in Belagerungsstand erklärt, und das Kriegsgeseß ver= fündet. Alle Vereine find suspendirt, und es wird deren Mitglie- dern verboten, sih zu versammeln. Wer zu Aufruhr aufreizt, wer den Truppen Widerstand leistet, oder sich nur unbefugterweise bewaff- net eiufindet, wird standrectlich behandelt.

Franffurt, den 18. September 1848,

Der Reíchsverweser : Johann. Der Reichominister des Jnnern Schmerling.

Bekan utmahung. Zurch Durchführung der zur dauernden Ruhe erforderlichen Maßregeln wrd die Entwaffnung der hiesigen Einwohner, insofern sie niht zur organisirten Bürgerwehr und Schutz- wache gehören, hiermit verfügt. Es sind daher alle Feuergewehre, Hieb- und Stichwaffen unverzüglich in das Kriegszcugamt abzulie- fern. Diejeuigen, welche diesem Befehl nicht längstens binnen 24 Stunden entsprochen haben, werden nah der Strenge der Kriegs- geseße behandelt.

Frankfurt a. M., am 19. September 1848.

Morgens 10 Uhr. Der interimistishe Reichsminister des Junern : Scchmerling. Am 18, September erließ der Senat folgende Bekanntmachung : „Der Scnat an seine Mitbürger.

,„ Die Aufregung, welche sich in Folge der für das deutsche Va- terland so wichtigen Verhandlungen in der National - Versammlung der Bevölkerung in dem weitesten Umkreise der Stadt bemächtigt und einen Theil derselben hierhergerichtet hat; die Störung des öffentlichen Friedens, welche hieraus bereits an mehreren Tagen hervorgegangen if ; die Pflicht, für die Freiheit jener Berathungen ausreichende Sorge zu tragen und den Bürgern und Einwohnern die sc{weren Lasten, welche sie hierfür seither übernommen haben, zu erleihtern ; sind Veranlassung geworden, daß mehrere Bataillons Reichstruppen heute hier eingezogen sind oder noch einziehen werden.

„Der Senat kennt die vaterländische Gesinnung seiner Mitbür- ger und isst gewiß, daß sie denselben freundlihes Ünterkommen nud gastlihe Verpflegung, wie solche deutschen Truppen gebührt, zu Theil werden lassen.

„Die zur Vertheilung jener Truppen in die Quartiere bei den Bürgern und Einwohnern niedergeseßte Kommission hält ihre Sißzun- gen in der Behausung des Herrn Broders, Paulsplay an der Börse Nr. 14 neu, im ersten Sto.

Frankfurt a. M., den 18, Sept. 1848.

Bürgermeister und Rath der freien Stadt Frankfurt.“

Frankfurt, 19. Sept. Unsere Stadt war gestern der Schau-= plaß der bekflagenswerthesten Ereignisse. Schon am Sonnabend Abend verwandelte sih die Spannung, mit welher man den Beschluß der Reichsversammlung in der Waffenstillstandsfraze erwartet hatte, in eine Aufregung, die von einer wühlerishen Partei noch genährt und aufgestahelt wurde und sich in den Exzesscen Luft machte, über welche wir am Sonntag früh leider! haben berichten müssen. Eine am Sonn- tag Nachmittag auf der Pfingstweide vor den östlichen Thoren unse= rer Stadt abgehaltene und durch starke Zuzüge aus umliegenden Städten und Dörfern ansehnlich vermehrte Volksversammlung steigerte die Aufregung im höchsten Grade. Noch während die Volksversamm- lung abgehalten wurde, brachten die Eisenbahnen neue Zuzüge von solhen, die sich gestern bei dem Ausstande betheiligt haben, Man hatte es darauf abgesehen, am Montag früh die rehte Seite in der Paulsfirhe moralish zu nöthigen, ihr Mandat uiederzulegen und aus der Reichs - Versammlung zu treten. Eine Deputation der Volks - Versammlung sollte die Ausfordernng hierzu überbringenz der Linken aber wu.den noch am Sountag Abend, als sie zu einer Be- rathung in ihrem Sizungsloka! im deutshen Hof versammelt war, die Wünsche der Volks-Versammlung in ostensibler Weise zu erkennen gegeben. Der Stand der Sache hatt: bis dahin {on ein solches Ansehen gewonnen, daß für den Montag Trauriges zu befürchten stand; die Behörden unserer Stadt ersuchten deshalb, da die Bür gerwehr zur Bewältigung eines zu erwartenden Tumultes nicht aus- gereiht hätte, das Reich - Ministerium , die zum Schuß der Reichs- Versammlung und der öffentlihen Ruhe und Ordnung zweck- dienlih erscheinenden Maßregeln verfügen zu wollen. Jn Folge dessen trafen {on in der Nacht voin Sonntag zum Montag 2400 Mann österreichische und preußische Reichstrup- pen von Mainz hier ein. Der erste Eisenbahnzug, der uns ein Bataillon des österreichischen Regiments Erzherzog Rainer zuführte, wurde in der Nähe der Stadt von Tumultuanten mit Steinwürfen begrüßt, und \päter wurde auch der eleftro -magnetishe Telegraph der Taunus-Eisenbahn zwischen hier und Höchst zerstört. Die Reichs- Truppen beseßten am Montag früh die nächsten nah der Paulskirche führenden Straßen, Ein Versu, während der Sigung der Reichs- Versammlung gewaltsam in die Pau!sfirhe einzudringen, mißlang, und eine angeblich dabei vorgekommene Verwundung durch einen Sol- daten gab zunächst den jedenfalls übertriebenen, stark ausgebeuteten Vorwand, zuerst in derNähe der Paulskirche und dann in dem ganzen älte- ren Theil der Stadt Barrikaden zu errichten. Die Bürger, die in ihrer Ge- sammtheit den gestrigen Ereignissen durchaus fremd sind, mußten das leider geschehen lassen, da ihre Gewalt gegen die der meistens von außen zugezogenen Tumultuanten, die zum großen Theil den untersten Volks= tlassen angehörten, niht ausreihte. Um 12 Uhr Mittags war hbe= reits, ohne daß ein erflärliher Anlaß dazu gegeben war, oder daß die bewaffnete Macht dur einen Angriff zum Kampf herausgefor- dert hätte, der ganze mittlere, an den Main anlchnende Theil der Stadt, zum Theil sehr stark verbarrikadirt. Mittlerweile führte uns die Eisenbahn neue Reichstruppen von Mainz zu, und als gegen 2 Uhr die Sipung der Reichs - Versammlung zu Ende war, machten österreichische Truppen von der Zeil aus den Anfang, die Barrikaden wvegzuräumen. Die erste derselben, am Türkenshuß, Mündung der Hasengasse in die Zeil, errichtet, war nur schwah beseßt, wurde deshalb ohue Widerstand genommen, von den Sappeurs weggeräumt, und von hier aus dann den Weg in ten süd- lihen Theil der Stadt gebahnt, Schon bei der zweiten Barrikade,

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Mündung der Hasengasse in die Döngesgasse, begegnete die bewaff nete Macht ernstlihem Widerstand. Die Tumultuanten hatten fich in Waffenläden und Trödlerbuden u. \. w. ansehnlicher Waffeuvor= rätbe bemächtigt, waren zum Theil in die Häuser eingedrungen, und eröffneten nun von den Fenstern aus und hinter den Barrikaden her- vor ein heftiges Feuer gegen die bösterreihishen Soldaten, welches diese mit starken Salven erwiederten- Biunen kurzer Zeit hatte sich in allen Theilen der mittleren Stadt und von der nach Sachsenhausen führenden Mainbrücke her der Kampf entspennen, und dauerte un= untérbrohen von 2 Uhr Nachmittags bis nach 5 Uhr Abends. Auf beiden Seiten sind viele Todte und Verwundete zu beflageuz doch läßt sih beute die Anzahl derselben niht einmal annähernd bestimmen; man spricht vou 60 Soldaten, die gcblieven seien. Um 5 Uhr waren die Reichôtruppen an mebreren Punkten der

| Stadt hon Meister geworden, da trat endlih Waffeuruhe ein. Die

Tumultuanten hatten die Barrikaden verlassen. Ob ein Versuch der= selben, durch Parlamentäre vom Reichs-Ministerium Zugeständnisse zu erlangen, von Erfolg gewejen, wissen wir nicht, bezweifeln es aber. Bis zum Abend hatte sich unsere Stadt in cin förmliches Kriegslager verwandelt. Die von Mainz eingerüdten Reichs Truppen wurden noch durh Großherzogl. hessishe Jufanterie, Rriterei und Artillerie, durch auf dem Rückmarsch aus dem Norden begrisfene württembergische reitende Artillerie und durch das hürler zurüdteru- fene zweite württ-mbergische Reiter-Regiment verstärkt. Bayerische Reichs-Truppen sind heute erwartet, Die Stadt wurde gestérn Abend noch in Belagerungs-Zustand erklärt und das Standrecht verkündigt, Während der ganzen Nacht bivouakirten die Reichs= Truppen in den Straßen; in den meisten dersclben wareu die Häu= ser hell erleubtet. Die verlassenen und festesten Barrikaden wurden in den ersten Nachtstunden von der Großherzogl. hessischen Artillerie mit Kartätschen zusammengeschossen. Die Ruhe ist heute als voll= fommen hergestellt zu betrachten.

Ueber die Vorfälle am 18ten meltet die O. P. A. Z.:

Frankfurt, 19, Sept. Die ersten Anzeichen des Barritadeu= fampfes, der gestern von 25 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr Nachts (mit Ausnahme einer kurzen Waffenruhe zwisheu 55 und 64 Uhk Uhr Abends) andaucrte, zeigten sich bereits um 12 Uhr Mittags, durh gewaltsame Erbrehung mchrerer Läden uud Magazine, wo man Waffen zu finden hoffte und zum Theil auch faud. Die Barri= fade beim Türkenshuß, an der Ecke der Zeil und der Hascn - Gasse,

| war noch nicht vollendet, als sie von österreihishen Reiche - Truppen

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oi)ne Widerstand genommen wurde, Um so hartnäiger bethätigte sich die Gegenwehr der Aufständischen an ter Barrikade ant auderen Ende der hier sehr {malen Hasengasse, an deren Müus= dung in die Döngesgasse, in welcher leßteren, am triershen Höfchen, ebenfalls eine Barrikade sih erhoben hatte, die gegen den von preu- ßischen Reichstrnppen beseßten Plaß Licbfrauenberg gerichtet war, Jn gleicher Weise war die Döngesgasse von der Fahrgasse abge \{hnitten, Jun dieser lehteren befanden sih vier Barrikaden: an der

Mündung der Zeil und Allerheiligengasse, an jener der Schuurgafse,

und zwei, welche die Straße unfern der Mehlwage und der oyan= niterkirhe durchsuitten. An mehreren anderen Stellen war da Siraßenpslaster aufgerissen und zeigten sich Anfänge von Barrikaden in verschiedenen Straßen und an den Ausgängen der Pläpe, na- mentlich des Pfarrecisens, Die stärksten Werke dieser Art waren jedoch in der Friedberger und Altegasse, am Eingang der Stelzets gasse gegeu die Zeil und in der Allerheiligengasse; ferner zwischen dem Waisen - und dem Ve:sorgungshause, unfern der Gendarmerie - Ka- serne, im oberen Graben x. Am stärksten wa1 der Kampf in der Döngesgasse, an der Mündung der Allerheiligen - und Fahr - gasse, in der Friedberger- und Altegasse zwischen 35 und 5 Uhr Nachmittags, wie von 7 bis 9 Uhr Abends. Die preupichen und österreihischen Truppen, denen noch churh«ssi{che und hessen-tarmstäde tische Jufanterie beigegeben worden, verfuhren überall mit eben so großer Ruhe als Entschietenheit. Um 6 Ulr Abends langten die ersten hessen - darmstädtishen Geshüze unter Bedeckung von Che vauxlegers an und jene wuiden unmittelbar gegen die Barrikaden am Ende der Allerheiligen - und Fahrgasse und in der Döngesgasse, am triershen Höfchen, gerichtet, sein Ende; alle Barrikaden wurden geräumt und im Laufe der Nacht von den Truppen besegt. Die Zahl der Gebliebenen und der Ver= wundeten auf beiden Seiten läßt sich noch nicht geigu bestimmen, doh soll sie niht unkedeutend sein. Unter den ersteren be=

finden sihch der Fürst von Lihnoweky und de Oberst von Auers- wald. Diese beiden preußischen Abgeorduceien ! veutshen National-Versammlung wurden außerbalb des Allerheiligeuthotes über

fallen und in fürchterliher Weise umgebracht. Der Fürst von Lich= nowsky, von 5 Kugeln getroffen und soust noch s{chwer verwundet, verschied um 114 Uhr Nachts im heil. Geisthospitale, wohin er ge bracht worden. Der Oberst von Auerswald soll mit Stöcken und Kol ben ershlagen worden sein. Heute Morgen sind alle Barrikaden, Straßeneden und sonstige strategishe Punfte mit Militair besest. Die Mainbrücke wird von zwei Kanonen beftrichen. An Sachsenhau= sen herrsht indessen die vollkommenste Ruhe, iben so wie in Grankfurt. Das deutsche Haus in dem - ersteren und die neue Mainbrücenmühle sind von österreichischen Militair beseßt; das Affen - und Schaumainthor von Frankfurter Liuten-Militair, An dem Bahuhofe der Main-Recfar-Eisenbahn stationirt wiüirttember= gishes Geschüß. Alle übrigen Thore sind von österrei ischen und preußischen Reichstruppen beseßt und zum größten Theil mit Geschüß versehen. Die Stadt is durch eine Verfägung des Reichs-Verwesers in Belagerungs=Zustand erïlärt (vergleiche „amtlicher L luf den öffeit'ihen Pläßen- und in vielen Straßen steht mon die Stroh- lager, auf denen die Truppen den Ueberrest der Nacht g lagert waren, Jm Allgemeinen is die Ruhe vollkonimen wieder hergestellt. Die Urheber und Theilnehmer des Aufstandes sollen si größtentheils entfernt haben. Tie Barrikaden werden ras b; seitigt und das Straßenpslaster wieder hergestellt. Heute früh waren mehrere Straßen noch abgesperrt und die Verbindung dadurch einigermaßen unterbrochen z man fonnte nur unter militairischer Begleitung wieder in die ofen gebliebenen Stadttheile gelangen, Ein Theil der Taunns- Eisenbahn sollte, hieß es, in der Nähe der Stadt ebenfalls von den Aufständischen zerstört worden sein, was sich jedo nicht bestätigt hat, Die Main-Neckar-, Offenbacher und Hanauer Eisenbahnen sind unversehrt geblieben. Die Beschädigungen an Privatgebäuden und anderem Eigenthum sind R A abe, n e Allerbeil'gen-, Friedberger - und Altegas)e, zum Thei g in D Dönges-, Schnur- und Fahrgasse 2c. L R L R „Auch au der Mainbrücke bemerkt man Spuren von NartatchGenlügein, E verbarrifadirten Straßen war an viele Häuser G Mreioe geschrieben : „Heilig ist das Eigenthum! To inähr S a E A haftungen vorgenommen worden. Fortwä Qi A R h fa N stärkungen von Reichstruppen em, i bereits 12, 0) Mann übersteigen soll. (Nachschrift. Die Börse blieb gestern geschlossen z es fonnten also durchaus feine Geschäfte in Staatspapieren gemacht

werden.)

j ußen. Berlin, 21. Sept, D | | lichen e Angelegenheiten hat, im Hinblick auf eine mit - der au-

Nach 10 Uhr Lbends erreichte ter Kampf

Sept. Das Ministerium der geist= *

derweitigen Verfassung der evangelischen Kirhe möglicherweise eintre- tende, wesentlihe Umgestaltung des Kirchenpatronats in den leßten Monaten ernstlich darauf Bedacht genommen, bei Beséßung erledigter Pfarrstellen Kollisionen zwishen den Ansichten der Patrone und der Gemeinden möglichst vorzubeugen und den Wünschen der Gemeinden, soweit solhe aus einem fkirchlichen Jnteresse oder aus einer besonde- ren Anhänglichkeit an einen bestimmten Pfarrer und nit etwa aus dem jeßt, leider auch bemerkfvar gewordenen, eigennüßigen Be- streben , auf eine Verringerung der Pfarrdotation oder son- stige Vortheile zu Gunsten der Gemeindeglieder hinzuwirken, und die Wahl des Pfarrers von der Zusage der- Gewährung solcher Boitheile abhängig zu machen, hervorgegangen sind, eine vorzugê- weise Berücksidtigung in noch ausgedehnterem Maße, als dics {on früher Grundsaß der Verwaltung war, zuzuwenden. Demgemäß sind in mehreren zur Kenntniß des Ministeriums gekommenen Fällen, in welden es sih um Ausübung des landesherrlichen Patronats han- delte, die betreffeuden Patronats-Bebörden veraulaßt worden, die Stelle, wenn es irgend anging, dem von der Gemeinde gewünschten Pfarrer zu verleihen, wenn aber ein nicht zu beseitigendes erhebliches Bedeukeu dem Wunsche der Gemeinde entgegentrat, der Beseßung der Stelle in Erwartung der möglichen legislativen Abänderung des Patro- natrechts einstweilen Anstand zu geben, insofern nicht ein dringendes kirhlihes Juteresse eine größere Beschleunigung nothwendig machte. Zu diesem Sinne isst gegenwärtig auh eine Cirkular - Verfügung an sämmtlihe Konsistorien erlassen, wobei sich das Ministerium für solche Fälle, in denen eine Berücksichtigung des Wunsches der Gemeinde nicht zulässig, gleihwohl aber die shleunige Beseßung der Steüe nothwendig erscheinen sollte, die Entscheidung vorbehalten hat. Bei den Pfarrstillen, deren Beseßung Privat-Patronen gebührt, ist der Natur der Verhältnisse nah eine Berücksichtigung der Wünsche der Gemeinde,“ wenn dieselben mit den Absichten des Patrous in Widerspruch treten, freilih s{wieriger, Jndesscu wird man iu. diesen Gällen im Wege gütlih.r Vermittelung und persönlicher Einwirkung die Beseitigung eines etwanigen Konflikts zwischen den Gemeinden und den Patronen versuhen und in“ jeder irgend zulässigen Weise darauf htuwirken, daß einer Gemeinde ein ihr ntcht zusagender Geist- licher niht aufgedrängt werde. Die Konststorien sind auch in dieser Beziehung mit Justruction verseheu.

Desterreich. Wien, 19: Sept. (Wien. Ztg) Der

Kriegs - Minister hat am 14ten nachstehende Worte an die wiener Garnison geiichtet : ¡Die Ereignisse der leßten Tage haben den Truppen der hie- sigen Garnison neuerdings Gelegenheit gegeben, die vortreffliche mi= litairiche Disziplin, die würdevolle Haltung, Ruhe und Mäßigung an den Tag zu legen, welde bei Volfsbewegungen des Mil tairs itrenge Pflicht ist, so lange nicht dessen Einschreiten von der Natio- nal-Garde zu ihrer Unterstüßung und zur Unterdrückung aufrübreri- [her Angriffe angesucht wird. És gereicht mir zum besouderen Ver- gungen, demselben meine volle Anerkennung auszudrücken, die von der gesammten gutgesinnten Bevölkerung getheilt wird. Der Anblick treuer Truppen in Verbindung mit patriotish gesinnten Nationalgar- den hat hingereicht, die Feinde des constitutionellen Thrones und jeder geseßlichen Ordnung einzuschüchtern und ie zur Erkenntniß ihrer —hnmacht zu bringen, Statt Geseve vorzuschreiben, haben sie si der geseßlichen Macht fügen müssen zur Beruhigung aller eten Pa=- trioten,“

Die Minister des Junnern, der Justiz und der Finanzen haben nachstehende Kundmachung an das Landoolk erlassen :

„Durch das im constitutionellen Wege erflossene Gesez vom 7. Sep- tember 1848 isst das Untext-änigkeits - Verhältniß sammt den daraus ent- springenden Lasten aufgehoben worden. Die Freiheit der Personen und des Grund und Bodens soll eine allgemeine und gleiche sein, und ín Zu- funst alle Staatsbürger nur landesfürstlihen Behö: den in der politischen Amtsverwaltung und in der Justizpflege unterstehen, Die Einführung dieser l¿ndesfürstlichen Behörden isst bereits in Angriff genommen, doch wird jedcr billig Denkende einschen, daß eine so umfassende und kostspielige Umgestal- tung nur allmälig ins Leben treten kann. Es wurden daher durch das gce- dachte Gese zwar auch die aus dem obrigkeitlichen Jurisdictionsrechte und der Dorfherilichkeit entspringenden Lasten der Berechtigten aufgehoben, jedoch der einstweilige Fortbestand derPatirimonial-Behörden zurVersehung derGerichtsbar- keit und der politischen Amtsverwaltung als unerläßlich erkannt, und laut 8. 9 bestimmt, daß die Patrimonial-Behörden ihr Amt provisorisch bis zur Einführung landesfürstlicher Behörden auf Kosten des Staates fortzu- führen haben.

„Daraus folgt, daß derzeit die bisherigen Behörden noch geseßlich be- stehen und daß, wenn nicht die größte Unordnung und Anarchie einreißen soll, ihren Anordnungen und Eutscheidungen nach erlangter Rechtskraft fort- an unweigerlicher Gehorsam zu leisten ist,

„Die Ministerien des Jnnern , der Finanzen und der Justiz, welche mit dem Bollzuge des Geseyes vom 7. September 1848 beauftragt und für den geregelten Gang der Verwaltung einerseits, so wie sür Schonung des Staats - Aerars andererseits verantwortlich sind, fiuden daher fundzumachen und zu verordnen:

1) Die Patrimonial- Behörden (Magistrate, Justizämter, Pfleg - und Landgerichte, Grundbuchs- Steucrbezirks- und Öitsobrigkeiten u, dgl.) haben nach den geseßlichen Vorschriften, so weit dieselben nicht durch das Patent vom 7, September 1848 §. 1 außer Wirksamkeit gesetzt sind, die (SerichtSbarfeit und die politische Amktsverwaltung unter ihrer Hastung pro- visorisch auf Kosten des Staates überall und in so lange fortzuführen, bis ausdrücflih und speziell fundgemacht wird, daß, und welche landesfürstliche Behörden und von welchem Zeitpunkte au die Geschäfte übernehmen,

2) Ueber die Art und Weise der Liquidirung der bis dahin vom Staate zu vergütenden Verwaltungskosten wird eine besondere Verordnung erlassen. 4

3) Die Gerichts- und Grundbuchs-Taxen, mit Ausnahme der durch das Gesey vom 7, September 1848 §. 3 aufgehobenen Gebühren bei Be- siß-Beränderungen unter Lebenden und auf den Todesfall, sind noch fortan nach dem gesezlichen Bestande an die Patrimonial-Behörden bei Execution zu entrichten; und man zählt um \o zuversichtlicher auf die bereitwillige Leistung derselben, als in diesen zu verrechnenden Bezügen nur eine kleine Entschädigung für die dem Staate überwiesenen Kosten liegt,

4) Eben so bestehen, mit Ausnahme dex das aufgehobene Unterthänig- feits-Verhältniß betreffenden Anordnungen, die auf die politische Amts-Ver- waltung bezüglichen Gesetze, insbesondere auch jene über die Konkurrenz- E die Gemeindelasten, die Orts-Polizei, derzeit noch in voller Wirf- amkeit.

„„Mit Vertrauen erwartet das Ministerium, daß alle österreichischen Staatëbürger, insbesondere die nunmchr von dem drückenden Unterthanen- Verbande befreiten Lanvbewohner, den Gehorsam vor den aufrecht beste- henden Geseßen und den Behörden bewahren, sich selbst dadur den Schuy der Freiheit in der Ordnung und durch Achtung des fremden Eigenthums die Erhaltung des eigenen sichern und feinen Anlaß zur strengen Ahndung von Geseizwidrigkciten geben werden. ) /

Wien, den 15. September 1848,

Der Minister des Junern, Der Minister der Justiz, Doblhoff. Bach. Der Minister der Finanzen, Kraus.“

Sachsen. Chemniß, 19 Sept. (D. A, Z.) Hier ist heute cine vom Negierungsfommissar Todt unterzeichnete Bekanntma- chung erschienen, wonach, „da es für angemessen erachtet wo: den sci, daß die Stadt Chemniß mit einer stehenden Garnison versehen werde, und diese Maßregel, wenn auch nur provisorisch, schon von jebt an zur Ausführung kommen , hierdurch aber der gewöhnliche Dienst der Bürgerwehr eiue Abänderung erleiden, ohnehin auch die legztere in

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Folge der zu erwartenden neuen. geseßlihen Bestimmungen einer an- derweiten Organisation zu unterwerfen sein werde, beshlossen worden ist, die sogenannten Reservisten der Bürgerwehr allhier in ihrer ge- genwärtigen Gestalt bis auf Weiteres zu entlassen. Es ergeht zugleich an die Reservisten (unte: welchen die Turner natürlich mit begriffen sind) die Verordnung, obiger Bestimmung gemäß ihre Waffen abzu- geben. Hinzugefügt wird noch ausdrücklih , daß diese Anordnung

feinc Strafmaßregel sei.

Schleswig- Holstein. Die: Shleswig- Holst, Ztg. theilt nunmehr amtlich das von der Landes - Versammlung angenom=- mene Staats-Grundgeseß für die Herzogthümer-mit; es lautet fol- gendermaßen: N A ; i

Nachdem kraft des mit Zustimmuug der vereinigten sleswig-holsteini- {hen Stände - Versammlung erlassenen Wahlgeseßes vom 13, Juli d. a alle mündigen Staatsbürger jeden Standes aufgefordert waren Abgeord- nete für eine neue volksvertretende Versammlung zu berufen, um in Ueber- cinstimmung mit der Landes - Regierung die Verfassung des Landes festzu- stellen, nachdem ferner die solchergestalt gewählte, am 15. August d. J, zusammengetretene Landes - Versammlung nach vorgängiger Berathung und Beschlußnahme, auch nach bewirkter Verständigung mít der provisorischen Regierung über mehrere einzelne Artikel das gegenwärtige Staais - Grund- gesey zur Genehmigung vorgelegt hat, uud solhen am 9ten d. M. von der provisorischen Regierung Namens des Landesherrn ihre Zustimmung ertheilt worden: so wird gegenwärtiges Gescy als Grundgeseß fur die Her:ogthümer Schleswig-Holstein hierdurch zur öffentlichen Kunde ge r acht :

i 1. Vom Staatsgebiet.

Art, 1, Die Herzogthümer Schleswig - Holstei theilbarer Staat. S n i i

Art, 2, Jede Veränderung der Gränzen des Staatsgebiets enthält ine Aenderung der Verfassung. i \ 1. Bom Verhältnisse zu Deutschland.

Art. 3, Die Herzogthümer Schleswig-Holstein sind cin Bestandtheil des deutschen Staatsverbandes. 5 2E i

Axt, 4, Die. Verfassung. Deutschlands, wie sie jegt is oder künftig seyn wird, findet auf dic Herzogthümer ihre volle und unbeschränkte An- twvendung. L N i

Art: 5. Die für gauz- Deutschlaud oder die Herzogthümer insbeson- dere von den gegenwärtigen oder zukünftigen verfassungsmäßigen Gewalten Deutschlands erlassenen oder zu erlassenden eseße und Anordnungen sind für die schleewig-holsteinischen Staategewalten und Staatëbürger vcrbindlich.

[l1. Von den Staatsbürgern,

Axt. 6. Der Vollgenuß der bürgerlichen und öffenilihen Rechte ist durch das schleswig-holsteinisbe Staats-Bürgerrecht bedingt.

Art, 7. Das schleswig-holstcinishe Staats-Bürgerrecht steht Allen zu,

welche, ohne in einem fremden Staatsverbande zu stehen, bereits am 15. August 1848 ihren ordentlihen Wohnort im Lande hatten und, insofern ste eingewandert sind, ohne Vorbehalt das Recht, sih hier niederzula}sen, erwor- ben hatten, so wie allen an dem gedachten Tage Abwesenden, welche von einem in Schleswig-Holstein gebürt!gen, nicht ausgewanderten Vater stam- m:n und auch selbst nit ausgewandert sind. Lei unchelichen Kindern kommt in diesem Falle die Abstammung von einer in Schleswig - Holstein gebürt:gen Mutter in Betracht. * Art. 8. Das Staatsbürgerreht wird, vom 15. August 1848 an ge- rechnet, erworben: a) durch ehelihe Abstammung von einem Vater oder uneheliche von ciner Mutter , welche das schleswig - holsteinische Staatsbür- gerrech: entweder zur Zeit der Geburt des Kindes schon besaßen oder vor der Mündigfkeit desselben erworben haben ; b) von deutschen Staatsbürgern durch feste Niederlassung im Lande, nachdem sie ihr bisheriges partikulares Staatsbürgerrecht aufgegebcn haben; c) durch Abstammung von Fremden, welche in Schleswig-Holstein sich niedergelassen und zur Zeit der Geburt des Kindes bereits die Bedingungen der festen Niederlassung erfüllt haben z ad) durch Verhecirathung mit einem Manne, der das schleswig - holsteinische Staatsbürgerrecht besißt; e) durch cin Naturalisationsgeset.

Art, 9. Das Staatsbürgerreht wird durch Auswanderung verloren,

Art. 10. Jeder Staatsbürger märnlichen Geschlechts legt nach er- reihter Mündigkeit vor seiner Obrigkeit mittelst Handschlages folgendes Ge- löbniß ab: „Jch gelobe unverbuüchlihe Beobachtung der Verfassung, Ge- horsam der Gesege und Treue dem Herzoge.“ Von denjenigen, welche nach erlang‘er Mündigkeit das Staatsbürgerzecht erwerben , ist dieses Gelöbniß bei der Erwerbung desselben zu leisten.

sind ein einiger, un-

Art. 11. Alle Staatsbürger sind gleih vor dem Geseze. Art. 12. Alle Staa!s- und Gemeinde Aemter sind für alle Staats-

bürger gleich zugänglich, Alle Privi!egien, welche hiermit in Widerspruch

stehen, sind aufgehoben.

Art, 13. Das Waffenrecht und die Wehrpflicht sind für Alle gleich, Stellvertretung findet nicht statt.

Art, 14. Durch das religióse Glaubensbekenntniß wird der Genuß der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte weder bedingt noch beschränkt. Die staalsbürgerlichen Pflichten sind vou Jedem ohne Unterschied des. Glau- bensbekenntnisses zu erfüllen; geseßliche Ausnahmen bleiben vorbehalten.

Art. 15. Niemand kann durch eine Verfugung der Regierung scinem ordentlichen Richter entzogen werden. (Fortfezung folgt.)

Rendsburg, 18, Sept. (Alt. Merk.) Vorgestern Nachmittag 3 Uhr traf der General Bonin, der dieser Tage nach Berlin sih begeben hatte, von Shleswig hier ein, 1nd febrte nah einer zweistündigen Konferenz mit der provisorischen Regierung wie- der dorthin zurück.

Die Dänen, welche Alsen besegt halten, haben ihre Vorposten bis zwischen Düppel und Gravenstein vorgeshoben. Jn Fleusburgs Straßen sieht man jeßt {hon wieder Rotzzöcke in großer Zahl spazieren.

Unsere Garnison, die in den leßten Wochcn einem steten Wech- sel unterworfen gewesen ist, besteht augenblicklich aus 2 Bataillonen shleswig-holsteinisher Jufanterie, 4 Compaguieen würtemberger Ju=- fanterie, 1 Batterie hessen - dai mst idtischer Artillerie, 2 \chleswig=-bol- steinishen Batterieen, der bürgerlichen Artillerie c.ud 1 Ingenieur- Detaschement. Festungs - Kommandant is fortwährend ter preußische Artilleriemajor Schmidt.

Flensburg, 17, Sept. (Alt. Merk) Nachdem der König von Dänemark vorgestern Alsen wiecer verlassen hatte, die bis zu der Zeit auf dem Festlande bei Düppel ausgestellten vielen Vorposten endlich eingezogen waren, wurde an demselben Tage ein Theil der Infanterie auf fünf Schiffen eingeschifft und n3ch Dänemark expedirt. Die frankfurter Jufanterie ist noch immcr hier, Badener werden, von Schleswig kommend, morgen hier eintreffen,

Altona, 18. Sept. Auch Nadmittags 45 Uhr i} noch ein badisches Bataillon per Eisenbahn angeïommen und nah Eimsbüttel und Eppendorf verlegt worden. Außer den Frankfurtern, so wie den in den Herzogthümern zarübleibenden 2000 Mann Bundestruppen, ist höcstens einige Artillerie gegenwätig noch dort. Der größte Theil der Kavallerie, so wie ein Theil der Artillerie und Jufanterie, it durch das östliche Holstein oder über Steinbeck näch Hause zurück=- gekehrt; den leßteren Weg haben un!er Anderen die neuenburger Jäger riageshlagen. Die Schleswig=-Holsteiner, die bisher in Husum gestanden, werden wohl nah Jhehoe verlegt werden; eine große An- zahl der einheimischen Truppen bleibt in Rendoburg, Lütjenburg, Kiel und auf mehreren holsteinisden Dörfern stationirt.

Kiel, 19. Sept. (Alt. Merk.) Ju der Sißung der Lan- des- Versammlung am 15ten d, Mts, stand auf Tages-Ortnurg der An- trag des Amtmanns Jacobsen, „daß die Landesversammlung be- shließe, zur Entwerfung eines Gesebes, betreffend die Zahl und Ein- rihtung der Landes - Ministerien,“ einen Ausschuß zu erwählen.

Nachdem der Antragsteller mit Zustimmung der Versammlung den gestern von ihm angekündigten Antrag auf Dringlichkeit dieser Pro- position zurückgenommeu hatte, motivirte er deu Milrag selbst. Nach furzer Debatte ward mit überwiegender Majorität beschlossen , den

Antrag an einen Ausschuß zu verweisen. Die Zahl der Mitglieder desselben ward auf 5 bestimmt, und es wurden in denselben gewählt - Professor Olshausen, Advokat Samwer, Advokat Griebel , Probst Boysen und Etatsrath Lüters.

Advokat Rönnenkamp stellte hierauf an das Mitglied der provisorischen Regierung die Frage, ob der Regierung die Ursachen bekannt seien, welche die- Fahrt der schleswig - holsteinishen Schiffe gegenwärtig noch hindern, und welhe Maßregeln getroffen seien, um diese Hindernisse zu beseitigen? Das Mitglied der provisorischen Re= gierung, Herr Bremer, erwiederte darauf, daß diese Angelegenheit bei der Regierung bercits in Auregung gebracht sei, daß er aber für den Au-e:blick niht im Stande sei, über besondere, mit Beziehung da auf getroffeue Maßregeln, Ausfunft zu geben. Ju Folge dieser Antwort erflärte der Kaufmann Petersen aus Rends= burg, in der nächsten Siguug einen Antrag einbriugen zu wollen wegen der zur Entfernung der Hindernisse der Schifffahrt zu tref- fenden Maßregeln. Da Graf von Reventlow und mehrere andere- Mitglieder den Kausmann Petersen ersuchten, den angekündigten An- trag schon heute zu stellcu, und als cinen dringlichen sofort zur Verhandlung und Entscheidung zu bringen , so erklärte derselbe sich: hierzu bereit, und motivirte zunächst die Dringlichkeit seines Antrages, welhe von der Versammlung mit einer Majorität vou mehr als zwei Diittheilen anerkannt wurde. Der Antragsteller motivirte dars=. auf seinen Antrag selbs, welcher folgendermaßen lautete: „Die Lan=- des-Bersammlung beschließt, die provisorische Regierung zu ersuchen, die unter den obwaltenden Umständen geeigneten Maßregeln bald- möglichst zu treffen, daß diejenigen Hindernisse beseitigt werden, welche f Fahrt der schleswig - holsteinischeu Schiffe zur Zeit entgegen- tezen.““

Etatsrath Lüders beantragte hierzu den Zusaß: „Daß die provisorische Regierung zuglei zu ersuchen sei, nah den Umständen von den bestehenden Geseßen zu dispensiren,

Dr, Ahlmann stellte das Amendement; ,„, Daß die provisori- he Regierung zu ersuchen sei, di- geseßlichen Anordnungen, welche den s{leswig - holsteinishen Schiffe: ve:bieten, unter dänischer Flagge, Brandzeichen, Schiffsbriefen 2c. zu fahren, in Kraft zu erhalten.

Justizrath Pre hn stellte den Antrag: „Daß, da die Sache noch nicht hinlänglich aufgeklärt sei, ein Ausschuß zur Begutachtung derselben ernannt werde.

Projessor Ols hausen stellte zum Antrage des Kaufmanns Pe- tersen das Amendement: „Daß zwishen den Worten : 11 1, geeigne=- ten‘ und „,, Maßregeln‘ eingeshoben werde, „und. mit der Chre Schleswig = Holsteins vereinbarlichen. ‘““

Nach stattgehabter Verhandlung und vor der Abstimmung er- flärte Dr, Ahlmann, sein Amendement zurücknehmen zu wollen. Darauf wurde der Autrag dcs Justizroths Prehn: „Daß zur Be- gutactung der Sache ein Auëshuß ernannt werde““, mit überwiegeu= der Majorität angenommen.

Nahdem tie Zaktl der Ausschuß - Mitglieder auf fünf festgeseyt war, wurden in denselben gewählt: Kaufmann Wall, Kausmann Pe- tersen, Justi nath Piepn, Advokat von Prangen und Etatsrath Lüders.

Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden, baß diese Angelegenheit wieder auf die nächste Tages - Ordnung geseßt werde, ohne daß der Aus\c{uß-Bericht vorher gedruckt und vertheilt wird.

Vor drm Schlusse der Sizung stellte Dr, Christiani an den Präsidenten die Frage, ob bereits von dem Herzoge von Augustenburg eine Erklärung eingegangen sei, weshalb derselbe seit der Wiedereröffnung der Sihungen noch niht in der Versammlun erschienen sei. Der Präsident antwortete hierauf, daß der Herzog ibm geschrieben habe, er sei bei dem Wiederzusammentreten der Versammlung ver- hindert, in dersclben gegenwärtig zu sein; seitdem sei keine weitere Erflärung von ihm eingegangen. Der Per. Christiani euflärte darauf, hinsichtlich dieser Angelegenheit sih die weiteren geeigneten Anträge vorbehalten zu wollen.

In der beutigen Sißung der Landesversammlung ist der Artrag von Th. Olshausen, betreffend die Entlassung des Prinzen von Aux gustenburg aus der provisorischen Regierung, uicht weiter zur Dis= fussion aefommen, weil Niemand das Wort verlangte. Die Schluß= berathung (Abstimmung) findet morgen statt, Den Hauptheil der Sipung füllte die Motivirung des Steenholdt's{en Artrages auf eine neue Landesmatrikel mit der begleitenden Diskussion aus. Es fam zur Wahl eines Comité's (Tiedemann, Ravit, Lempfert, Steen=- holdt und Pastor Moriten), obwohl namentlich von Th. Olshausen der jeßige Zeitpunkt als schr ungeeignet für ein fo großes und zeit= raubendesUnternehmen dargestellt ward. Eingebracht ist heute unter An- rem ein dringender Antrag des Dr. Maier aus Hadersleben gegen das neu aufrauchende Treiben der dänischen Propaganda, welcher morgen zur D sfussion kommt. Ebenfalls wird morgen die Frage wegen des Flaggengesches zur weiteren Berathung gelangen. :

Ausland.

Desterreich. Pesth, 16. Sept. (Allg. Oest. Ztg.) Es herischt hier eine Aufregung, wie man sie noch nicht erlebt hat. Die leßten Tage, die Deputation, der Ministerwetsel , Kossuth's Austritt gabcn den Jmpuls dazu, und die gestrige Sizung Abends 8 Uhr machte den Epilog. Gestern Abends erwartete Graf Battbyanyi die Declaration des Königs auf seine Bedingungen, tie er stellte, und unter welchen er ein Ministerium bilden werde. Es kam weder mit dem Courier von gestern Abends 5 Uhr, noch mit dem Dampfboete etwas an, Das Volk, die Gallerieen und das Haus selbs| war \chon zu aufgeregt, als daß man den neuen Aufschub von 24 Stunden ru- hig angenommen hätte, wenn nicht ein anderer Gegenstand diesen in den Hintergrund gestellt hätte. Es kam nämlich vom Commissair Cfany ein Bericht aus ter Drave - Gegend , daß ellahih in Kani= ha, und zwar ohne Shwertstreich, eivgerückt sei; Generalmajor Graf Telely Adam hat sih mit seiner Macht nah Keßthely zurüd- gezogen und will nun Jellachih nit mewr angreifen, er hat es sammt einem Offizier - Corps erklärt, ja gedroht überzutreten , denn sie er- sennen dao ungarische Ministerium nicht an.

Die Aufregung bei Verl: sung dieses Briefes im Hause läßt si nit beschreiben. „Nieder mit dem Verräther! schrie das ganze Haus auf den Gallerieen ballten Viele die Fäuste vor Wuth.

M nijter Batthyany erklärte, daß man Se. Hoheit den Palatin dazu vermögen solle, das Kommando bei dem Drave-Heere zu übers nebmen und gleich ins Lager abzureisen.

Dieser Antrag wurde angenommen und glei eine Deputation nah Ofen ernannt. Viele wünschten Kossuth als Sprecher, er aber erklärte: man möge einn beliebteren Meascheu hinüberschick n, ohnes hin gehöre dics ins Departement des Präsidenten. i

Pazmandy ging mit sieben Deputirten nach Ofen, während das Haus permanent blieb. Die Deputation kam um Mitterpost Zus e brachte die. e: freulihe Nachricht, daß der Palatin es für setne ( Gu” digkeit erkenne und mit freudiger Bereitwilligkeit die Selegenpen! greife, seinem Vaterland zu nügen, Nur bitte L ert bte Königs halb der legalen Gränze zu bleiben und ¡jón mit Streitmacht - ruhig abzuwarten. Dann ersuche er de C sanv/'s dur den u versehen, da er die Nachrich De len gsan Endlich möge das Berrath Teleky's sehr zusammengest j