1848 / 148 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

den entweder in Freiheit gesezt oder dem gewöhnlihen Verfahren überwiesen werden. 4

§. 4. Jeder Verhaftete muß binnen 24 Stunden nah seiner Vorfüh- rung vor dem zuständigen Richter von demselben so vernommen wer- den, daß ihm die Anschuldigungsgründe mitgetheilt werden und ihm

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die Möglichkeit zur Aufklärung eines Mißverständnisses gegeben wird. n J 5

Niemand darf vor einen anderen, als den im Geseß bezeichneten Richter gestellt werden. : ñ S egeridte und außerordentlihe Kommissionen sind un- atthaft.

Keine Strafe kann angedroht oder verhängt werden, als in Ge- mäßheit des Geseßes.

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Die Wohnung is unverleßlich. Während der Naht hat Nic- mand das Recht, in dieselbe einzudringen, als in Fällen einer Feuer oder Wassersnoth, einer Lebensgefahr oder cines aus dem Junern der Wohnung hervorgegangenen Ansuchens. Bei Tage fann wider den Willen des Hausherrn Niemand eindringen, außer in Folge einer in amtlicher Eigenschaft ihm geseßlih beigelegten Befugniß oder eineë ihm von einer geseßlich dazu ermähtigten Behörde ertheilten schrift lihen Auftrags.

Haussuchungen dürfen nur in den Fällen und nah den Formen des Geseßes unter Mitwirkung des Richters, der gerichtl:chen Polizei

und, wo diese noch nicht eingeführt is, der Polizei-Kommissarien oder |

der Kommunal-Behörde, wo eine solche aber nicht besteht, der P0o- lizei-Behörde des Orts geschehen, und zwar unter Zuziehung des - Angeschuldigten oder, falls solche unmöglich, der Hausgenossen.

§ÿ. /.

Das aus der Nachtzeit hergeleitete Verbot besteht für die Zeit vom 4, Oktober bis 31. März während der Stunden vou 6 Uhr Avends bis 6 Uhr Morgens und für die Zeit vom 1, April bis 30. September während der Stunden von 9 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens. Auf diejenigen Orte jedo, welche als Schlupfwinkel des

Hazardspiels und der Ausschweifungen oder als gewöhnliche Zufluchts- |

orte von Verbrechern durch den gemeinen Ruf bezeichnet werden, und auf Wohnungen der Perfone», welche durch ein Straferkenntniß un- ter besondere polizeiliche Aufsicht gestellt sind, findet das Verbot krine Anwendung.

In Betreff derjenigen Orte, in welchen während der Nachtzeit das Publikum ohne Unterschied zugelassen wird, bleibt es außer An- wendung, so layge sie dem Publikum geöffnet sind.

Jm Falle eines Krieges oder Aufruhrs kann, wenn die Volks- vertretung nicht versammelt ist, durch Beschluß und unter Verant- wortlichkeit des Staats-Ministeriums die zeit- und distriktsweise Sus- pendirung des §. 1 und §. 6 gegenwärtigen Geseßes provisorisch aus- gesprochen werden, Die Volksvertretung i jedoch in diesem Falle sofort zusammenzuberufen.

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Es ist keine vorgängige Genehmigung der Behörden nöthig, um öffentlihe Civil - und Militair - Beamten wegen der durch Ucber- \hreitung ihrer Amtsbefugnisse verübten Verleßungen vorstehender Bestimmungen gerichtlich zu belangen.

Urkundlich unter Unserec Höchsteigenhändigen Unterschrist und beigedrucktem Königlichen Jujziegel.

Gegeben Sanssouci, den 24. September 1848.

(L, S.) Friedrich Wilhelm. Srchmanun. von: Bonn. Kiskerx. Graf von Dönhoff.

Für den Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, von Ladenberg.

von Pfuel.

Köln, 25. Sept., Mittags. (Köln, Zeitung.) Seit heute früh ist die Stadt in ziemlch lebhafter Bewegung. Ju Auftrage der gerihtlichen Behörden sollten mehrere Verhaftungen, angeblich wegen Theilnahme an einem Komplotte, vorgenommen werden. Drei Personen wurden auhch in ihrer Wohnung ergriffen, zwei derselben

jedoch den Polizei-Beamten auf der Straße entrissen. (Sic sollen auf |

flühtigem Fuße sein.) Wohl nur in Folge der Aufregnng, welche dadurch natürlich in den betreffenden Stadttheilen entstand, versuchten Knab.n in der Nähe des Zeughauses, wo gerade die Straße um- gepflastert wird, die Pflastersteine zu einer Art Barrikade zusammen- zulegen. Als die in der Nähe befindliche Wache sie sstörcn wollte, wurde diese verhöhnt und mit Steinen geworfen. Da nun der

wachthabende Lieutenant hierauf Angesichts des Volkcs scharf | laden ließ und sich immer mehr Volk sammelte, so daß | es zu ernstlihen Reibereien zu fommen drohte, ließ der

Bannerführer des Bezirks sein Banner allarmiren, Ein Theil der Mannschaft trat zusammen, doch war unterdessen die Ruhe her- gestellt, Jnzwishen war durch Plafate eine Volks-Versammlung auf heute Mittag 1 Uhr auf dem Altenmarkfte zusammenberufen; es er- schien jedo sofort eine Bekanntmachung des interimistischen Poslizei- Direktors, wodurch dieselbe mit Bezug auf den §. 4 der Verordnung vom 6. April d. J. verboten und vor der Theilnahme an derselven gewarnt wurde. Wohl in Folge dieses Verhots sammelte sich gegen halb 12 Uhr ein kleiner Haufe Volkes vor dem Gebäude î er Polizei Direction in der Glockengasse- und zertrümmerte mit {weren Stri- nen den größten Theil der Fenster, hatte sih jedoch bereits wieder entfernt, als eine Abtheilung der Bürgerwehr heranrückte. Diese ward sofort insgesammt allarmirt zur Wiederherstellung der Ruhe und um nöthigenfalls das verkündete Verbot aufrecht zu erhalten; die ver- schiedenen Banner finden sich bereits auf ihren Sammelpläßen ein. Jn diesem Augenblicke erscheint folgende Bekanntmachung:

„Jn Folge gge Borführungs - Befehle sind heute Morgen drei Verhaftungen vollzogen, bei der Bollziehung von zwei Verhaftungeu jedoch die ausführenden Beamten gestört worden. 5 i

„Wir vertrauen dem Rechtsgefühle der hiesigen Bewohner, daß; sie in keiner Weise der Ausführung der gerichtlichen Befehle Hindernisse in den Weg zu legen si" werden beigehen lassen, daß sie vielmehr den Auordnun- gen der Behörden- und der öffenlichen Macht zur Verhütung weiterer Un- ordnungen willig Folge leisten werden. Wir vertrauen namentlich der Bür-

erwehr, daß es ihr gelingen werde, unter allen Umständen dem Gesetze chtung zu verschäffen und zu bewahren, halten uns indessen verpflichtet durch“ gegenwärtige Bekanntmachung die eben so eindringliche als ernste Warnung vor jedem ungeseßlichen Schritte ergehen zu lasscn, welche wir init allen uns zu Gebote stehenden geseglihen Mitteln abwehren und un-

terdrücen werden.

„Insbesondere warnen wir vor der Theilnahme an der für heute ange- fündigten Volks - Versammlung unter freiem Himmel, welche die Polizei- Dircetion auf Grund des Art, 4 des Gesehes vom 6. April 1848 als für die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefahrdrohend, zu untersagen sich

hat veranlaßt sehen müssen. Köln, den 25. September 1848. *_ Königliche Kommandantur, Der Regierungs - Präsident, Engels, von Wittgenstein,“

Köln, 26.Sept. (K. Z.) Höchst beklagenöwerth sind die Exzesse, welche wir gestern erlebten. Wir haben auch unsere Barrikaden gehabt! Die daß die Stadt in Trobß des ergangenen Verbotes melten sih gestern Nachmittags einige Hundert Personen, meist

Unruhestifter haben es wenigstens dahin gebracht, Angst und Schrecken verseßt wurde. pa dh

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| jugendlichen Alters, auf dem Altenmarkte, wo zwar mehrere Abthei- lungen Bürgerwehr aufgestellt waren, jedoh, wie verlautet, aus Man- gel an übereinstimmenden Befehlen niht entschieden einschritten. Von einem Tische herab wurden mehrfach, sogar von Solchen, die Mor- gens der Verhaftung entgangen waren, aufwiegelnde Reden gehal- ten, Einem Polizei-Kommissar, von Gräveniß, wurden unter arger Mißhandlung die Kleider vom Leibe gerissen und auf die Pumpe am nördlichen Ende des Marktes gehängt, welche die Menge um- tanzte. Bald nah drei Uhr verliefen sich die inzwishen durch Neu- gierige angewahsenen Massen von dem Altemarkte mit der Parole, daß um vier Uhr die Versammlung im Eisershen Saale fort- gefeßt werden solle, zu welcher sicch au eine große Menge ein- | fand. Nachdem auch hier die heftigsten Reden geführt, ging man wieder zum Altenmarfte, wo man nun dazu schritt, die {warz und weiß angestrihenen Pfähle auszureißen, den größten Theil der Bäume abzubrechin, in der Mitte des Marktes zusammenzulegen und anzu= zünden, Abermals ließen sich mehrere Redner vernehmen, von denen sogar zum Bauen von Barrikaden , ais das leßte Mittel gegen die Maßregeln der Reaction , aufgefordert wurde, wozu man denn auch alsbald überging. Der Kommandant der Stadt ließ gegen 5 Uhr der Bürgerwehr die Frage stcllen, ob sie bei den noch vorzunehmen- den Verhaftungen starïe Hand leisten wolle und sich stark genug fühle, die Ruhe aufrecht zu erhalten. Die Führer traten zu einer Berathung zusammen , und es wurde die erstere Frage verneint, in Bezug auf die zweite aber mit 25 gegen 5 Stimmen entschieden, daß die Bürgerwehr sih nicht stark genug fühle, die Ordnung und die Achtung vor dem Gesetze aufrecht zu erhalten, worauf die Gar- nison , Jufanterie und Kavallerie, sih sofort auf den verschiedenen Pläßen aufüellte und auf dem Neumarkte und am Regierungs-Ge- | bäude Kanonen aufgefahren wurden. Die Nebenthore wurden geschlos- sen, die Hauptthore beseßt, um Zuzug von außen, mit welchem das Gerücht gedroht hatte, zu verhindern. Judessen waren am nördli- hen und südlihen Ende des Marktes mehrere Barrikaden gebaut worden; man stürmte in ein paar Eisenhandlungen , um sih Brech- | stangen und Hauen zu verschaffenz der Rathhauskeller wurde erbro- chen, um das darin befindlihe Holzwerk von Marktbuden und Wim- | pelstangen zum Barrikadenbaue zu plündern. Das Bauen selbst ge- | {ah unter Anleitung weniger einzelner Menschen , die man an allen Enden thätig sah, und von denen einige für Fremde gehalten wur- den. Abgeordnete verschiedener Demokraten - Vereine aus den Nach- barstädten und, wie es heißt, selbst vom Oberrheine, waren hier; wir haben sie selbst geschen, und hörten sogar in einem Kaffeehause von | einem derse!ben, als fremde Truppen vorüber gingen, den Ausruf : | „Da sind unsere Nassauer!‘’ Mit einer unbegreiflichen Schnel- ligkeit wurden Barrikaden am östlichen Ende des Hofes gebaut, zu denen man selbst mehrere Nachen herbeischleppte und außer dem Pflaster ein großes Trottoir aufbrah. Alle Baugerüste in den benach- barten Straßen, das Zimmerholz am Dome sogar wurde geraubt und selbs 12 oder 13 der Lindenhäume auf dem Lorenz - Pläpchen abgesägt, wie man behauptet, unter dem Kommando eines Füh- reis der Bürgerwehr! An der Hacht und am östlichen Zugange zum Domplaßze waren sehr starke Barrikaden aufgeführt, dann am Eingange der Straße unter Goldscmied, an der fleinen Budengass?, au dem östlichen Zugange zum Wallrafs - Plaße, zu der man das Schilderhaus der Kommandantur benußte, ferner am nördlichen Ein- gange der Hochstraße, „am Freischüßen““, wo viele Fenster zerstört wurden, auf der Hochstraße an der großen Buden-Gasse und an der Schilder=-Gasse, wo noch gegen elf Ühr gebaut wurde, und von wel= cher die rothe Fahne wehte. Auf dem Markte, oben Marspforten, in der unteren Schilder-Gasse und in manchen anderen Straßen hatte man das Gaslicht gelöscht, die Laternen zertrümmert und mehrfach die Röhren beschädigt. Jn der Schilder-Gasse, am Eingange der Herzog- Straße, hatte man den Todtenwagen der evangelischen Gemeinde um- | geworfen und mit {weren Steinen verbarrikadirt. Als die aurücken- | den Truppen dieselbe wegräumten, stürzte ein Soldat, sein Gewehr ging | los, der Schuß streifte einem Offizier den Handschuh, fuhr einem | Unterofjizier durch die Hand und zershmetterte cinem hinter der Bar- | rifade Stehenden der Art den Arm, daß er wohl noch heute wird | amputirt werden müssem Dies ist der einzige Fall einer Verwun- | dung, der uns befannt geworden is. Jn der Sildergasse zer- trümmerte man den Laden eines Büchsenmachers, Jungen trangen | hinein, sollen sich aber nur einiger Gewehre bemächtigt haben. Jn | der Marspforten - Gasse erbrach und plünderte man das Lager eines Kleidormachers. Gegen 8 Uhr zwang man die Küster von Groß St. | Martin und St, Columba, Sturm zu läuten, doch erschollen nur ein- | zelne Glockenschläge. Derselbe Versuch sol auch im Domthurme ge- | macht, aber sofort vereitelt worden sein. Jn der Tranfkgasse haite män ebenfalls eine Barrikade aufgeworfen, auf welcher sih auch Leute | befanden; als aber hier eine Compagnie Soldaten unter Trommel- | schlag anrüdckte, stoben die Barrikadenbauer wie Spreu auseinder. | Wir haben gestern gegen eilf Uhr noch die einzelnen Barrikaden | besucht, fanden aber nur auf der am östlihen Zugange am | Wallrafs - Pluße Leute und die rothe Fahne, dann auf der an der | Schildergasse, mit deren Bau man noch beschästigt war, wie auch unter Goldschmied und am östlichen Zugange zum Domhofe, Unter Gottes Gnadenz allenthalben waren aber nur wenige Menschen beim Bauen | thätig, und unter diesen, nah der Spracbe zu urtheilen, viele Fremde. | Mehrere Bürgerwehr-Abthcilungen patrouillirten durh die Straßen, | gingen aber nur s-lten dazu über, die noch im Barrikaden-Bau Be- | grissenen zu siören, wie denn auch das Militair nur eine beok- | achtende Stellung cinnahm und vor Allem den Verkehr mit dem | Rheine, resp. Deuß, offen zu erhalten \trebte, Auerkennenswerth war | die ruhige Haltung der Soldaten, die namentlich am Wallrafs-Plabe ( An verschiedenen Orten fielen Schüsse, die | aber in die Luft gefeuert wurden. Während der Nacht wurde an | manchen Barrikaden nech fortgebaut, wenn die Patrouillen wieder in | einiger Cutsernung waren, doch verlief dieselbe im Allgemeinen ruhig, Diesen Morgen nah 5 Uhr draugen Mehrere in dem Glocken- | |

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| arg verhöhnt wurden.

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thurm des Domes und fingen an, Sturm zu läuten, wurden aber vou ein-m in der Nähe stehenden Militair-Posten zum Theile aufgegriffen und zur Haft gebracht. Auch wurden noch andere Verhaftungen vorgenomm:n, Mit Tagesanbrach sing man sogleich an, die Barrikaden wegzuräunzen, wobei Arbeiter und Soldaten beschästigt waren, so daß die Passage bald wieder in allen Straßen frei war, da auch sofort das gufgeri|- sene Pflaster „wieder gelegt wurde. Jn den Hauptstraßen und na- mentlich, wo si dicselben kreuzen , sind Militair - Pikets. aufgestellt, um zu vei hindern, daß die Passage dur die Haufen von Neugieri- gen, welche durch die Straßen wandeln, gehemmt werde, Auf dem Neumarkte stehen auch noch eine Eskadron Lanzenreiter und aht be- spannte Geschüße, wie deren au auf dem Gereonsdriesch und vier an der Regierung aufgepflanzt sind. Starke Patrouillen durchziehen die Straßen und sichern die vollständi wiederhergestellte Ruhe. Mehifah sind die Läden zwar noch verschlossen, doch is der Verkebr ungehemmt. Wie wüst auch die Vorfälle des gestrigen Tages waren, wie roh auch die Zügellosigkeit einzelner Menschen aus dem Pöbel, so war es doch nur das durch den Wahnsinn eines kleinen Häufleins von Volksverführern zur Schmach der Stadt Köln her-

vorgerufene Werk. Mittags 12 Uhr. So eben wird folgende Bekanntmachung der

Kommandantur, welche Köln in Belagerungs-Zustand erklärt, unter

Trommelschlag in Begleitung Jae Militair-Pikets in den Straßen

ü tet und verthent: : Ee des gestrigen Tages und der Badi hahen Zu Genüge bewiesen, daß mit den gewöhnlichen Mitteln der geseß Ee Zustand der Stadt nicht aufrecht erhalten werden und Persouen un Eigenthum nicht hinlänglich ges{chüßt werden können.

Die Kommandantur sieht sih daher genöthigt, sowohl zur Sicherung der ihr anvertrauten Festung, als auch zum Schuße der Bürgerschaft die Festung in Belagerungs-Zustand zu erklären.

Judem der Belagerungs-Zustand hiermit ausgespr0- hen is, wird Folgendes verordnet : n i

1) Alle Vereine zu politischen und sozialen Zwecken sind aufge- hoben ; i

2) alle Versammlungen von mehr als zwanzig Personen be Tage und von zehn Personen des Abends und bei Nacht auf den

Straßen und öffentlihen Pläßen sind untersagt ;

3) alle Wirthshäuser sind um zehn Uhr Abends geschlossen ;

4) dië geseßlich bestehenden Behörden verbleiben in ihren Functio= nen und werden in ihren zu treffenden Maßregeln aufs kräf- tigste unterstüßt werden;

5) die Bürgerwehr is vorbehaltlich ihrer Reorganisation aufge- löst. Die Waffen sind heute Nachmittags von zwei bis fünf Uhr

von dem ersten und dritten Banver auf tem Appellhofe, von dem zweiten und vierten Banner auf dem Neumarkte, von dem fünften Banner am Waidmarkie

an die zur Empfangnahme bestimmten Personen abzuicefern.

6) Wer in offenem und bewaffnetem Widerstande gegen die Maß regeln der geseblihen Behörden betroffen wird, joll vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

7) Die „Neue Rheinische Zeitung““, die „Zeitung des Arbeiters-Bercins“',

„der Wächter am Rhein““ sind suspendirt.

Die gutgesinnte Bürgerschaft Kölns, wee es mit Geseß und Ordnung redlih meint, wird ersuht, das Jhrige dazu beizutragen, daß bald der geseßliche Zustand wieder eintreten könne, und würde es der Kommandautur leid thun, in die Nothwendigkeit verjeut zu werden, zur Aufrechthaltung obiger Artikel zu den äußersten Mitteln \chreiten zu müssen.

Köln, den 26. September 1848.

Die Kommandautur. Kaiser, General-Major. En gels, Oberst. Ju diesem Augenblicke ergeht folgender Aufruf : Mitbürger!

Die bedauerlihen Vorfälle des vergangenen Tages haben die Festungsbehörde veraulaßt, den Belageruugszustand über unsere Stadt auszusprechen. L :

Uebcrall da, wo ein Belagerungszustand erklärt is, darf nur tas Militair im Besiße von Waffen sein. S eun

Es is somit die Nothwendigkeit eingetreten, daß die Bürgel Kölns von ihrer Seite Alles beitragen, af daß in keiner Weise die Ruhe der Stadt gestört und lein bedauertihes Unheil herbeigeführt werde. : :

Sobald die Festungsbehörde erkennt, daß der ruhige und gejeß- lihe Zustand wieder zurückgekehrt is, wird auch der außerordentliche Zustand wieder aufgehoben und die Reorganisation der Bürgerweh1 vorgenommen werden. -

“Darum rufen wir allen gutgesinnten Bürgern ernstlih zu, doch ja Alles aufzubieten, um in so ernster Zeit ihre Kinder, Lehrlinge, Gesellen und sonstigen Hausgenossen streng zu Hause zu halten und durch Beispiel und Ermahnung zur Aufrechthaltiung der Ruhe und Ordnung beizutragen, damit die Strenge der GeseBe Niemand von ihnen treffe und recht bald der exceptionelle Zustand wieder aufhöre.

Köln, den 26. September 1848.

Ober-Bürgermeister, Beigeordnete

Bex ordnete,

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und GBGemeindes-

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Württemberg. Stuttgart, 24, Sept. (O. P. A. Z) Hier is folgende Proclamation erscienen :

„Es is der württembergischen Regierung die Nachricht zugegangen, daß das neueste fraukfurter Attentat nichi vereinzelt sei, sondern mit ver- abredeten Schilderhebungen ähnlicher Art in Württemberg, Baden, Hessen 2c. im Zusamm. nhang stehe. Jn Baden is dieser Plan bereits verwirklicht worden. Denn Struve is mit einer Schaar deutscher und italienischer Flüchtlinge im Seekreise eingerückt, ex plündert Postwagen, öffentliche Kassen, und vertündigt an denjenigen Orten, durch welche er zieht, gegen folche, die sih ihm nicht anschließen, das Standrecht. Bereits hat die deutsche Centralgewalt die nöthigen militairischen Maßregeln ergriffen, und es is an die württembergische Regierung das Ansinnen gerichtet worden, sich ihnen anzuschlie- ßen. Jn Betracht nicht nux der Vorfälle in Franksurt und Baden, sontern auch in Betracht der drohenden Zustände in Württemberg, welche durch eine anarchische Partci herbeigeführt worden sind, hat die Staatsregierung den Beschluß gefaßt, ohne Verzug alle diejenigen Maßregeln zu treffen, welche zur Erhaltung der öffentlihen Ruhe und O: duung, so wie zum Schugze der geseßlichen Freiheit und des gefährdeten Eigenthums, nothwendig sind. Sie rechnet hierbei u] den Beistand aller wohlgesinnten Staatsbürger und fordert sie hiermit auf, sich um sie zu schaaren und thatkräfstig zu zeigen, daß das würitembergische Volk nicht gemeint sei, die Errungenschaften der neueren Zeit durch Auf- wiegler gefährden zu lassen, Möge das Unheil, welches ein Bürgerkiteg, wenn er ausbriht, nothwendig în seinem Gefolge hat, auf diejenigen zurüdckfallen, welche ihn veranlaßt haben! _Die Reglerung is gerüstet. Den 23. September 1848, Der Chef des Justiz-Departements, Fi ömer. Ver Chef des Departements der auswärtigen Angelegenheiten, Rofer, Ver Chef des Departements des Jnnern, Duvernov. Für den Chef des Departements des Kirchen- und Schulwesens, Schmidlin, Der Chef des Kriegs-Departemenis, Rüpplin, Der Chef des Finanz- Departements, Goppypelt,“

Baden. Karlsruhe, 25. Sept. Die Karlsruher Zet-= tung enthält nachsteyende offizielle Verkündigung, U

„Nach Nachrichten, die gestern Abend von Freiburg eintrafen, hörte man dort Kanonendonner. Heute Nacht is nun eie Extra-= Lokomotive mit der Nachricht angekommen, daß unsere Truppen die in Staufen eingezogenen Rebellen geschlagen und zersprengt haben. Bei Heitersheim ind die Truppen auf die 600 —700 Mann starken Rebellen gestoßen und haben sie nah Staufen gedrängt. Nach einer niht unbedeutenden Gegenwehr wurde Staufen von den Truppen eingenommen. Einige Häuser sind dort abgebrannt. Auf der Seite der Rebellen sollen viele Todte sein, und auch einige auf der Seite der Truppen. Die näherea Einzelnheiten werden eist érwartét. Karlsruhe, den 25. Sept, 1848. Ministerium des Innern, Bekk,‘

Das gestern früh nah allen Richtungen abgegangene Regie- rungsblatt enthält zwei Verordnungen vom 20slen, dur deren eine das Standrecht geregelt, und durch die andere die ins Rheinthal stch{ erstreckenden Amtsbezirke 44 N Achern und der Bezirk Ett-= i i iegszustand erklärt werden. i Me iat ait befand sich der Reichs-Kommissär, Graf Kel= ler, (Mitglied der National-Bersammlung) hier, und diesen Morgen früh, nachdem er mit dem Chef des Ministeriums des Junern cine Besprehung gehabt hatte, fuhr er mit dem ersten Bahuzuge uach Freiburg. Er hat, wie bereits erwähnt, eine Vollmacht vom Reihs8= verweser, alles, was die Aufrechthaltung der Sicherheit des Staates

forbere, vorzufehren, Truppen zu requiriren, dea Belagerungszustand zu erflären, Standreht anzuordnen 2c. G i

Der Amtsbezirk Weinheim is wegen Zerstörung der Eisenbahn vei Großsahsen in Kriegszustand erklärt worden. Die Zerstörung der Eisenbahn wird für Hochverrath erklärt, und die Gemeinden wer- den für die möglichste Verhütung derselben unter Hinweisung auf mögliche, für sie nachtheilige Maßregeln verantwortlih gemaht.

Struve hat von Lörrach, wo die Republik proklamirt und cine provisorishe Regierung gebildet, folgenden Aufruf an das deutsche Volk erlassen :

„Der Kampf des Volkes mit seinen Unterdrückern hat begonnen. Selbst in den Straßen der Stadt Frankfurt a. M., am Siße der ohnmächtigen Centralgewalt und der geshwäßgigen fonstitui enden Versammlung, is auf das Volk mit Kartätschen geschossen worden. Nur das Schwert kann das deutsche Volk noch reiten, Siegt die Reaction in Frankfurt, so wind Deutsch- land auf dem sogenannten geseßlichen Wege furchtbarer ausgesogen und geknechtet werden, als dieses in den blutigsten Kriegcn geschehen kann. Zu den Waffen, deutsches Velk! Nur die Republik führt uns zum Ziele, nach dem wir streben. Hoch lebe die deutshe Republik! Jm Namen der pro- visorishen Regierung: G. Struve.“

Eine zweite Proclamation is eine Dienst-Anwcisung für sämmt- lihe Bürgermeister, und lautet :

„Deutsche Republik! Wohlstand, Bildung, Freiheit für Alle! Haupt- quartier Lörrach, 21, Sept. 1848, Sämmtliche Bürgermeister werden per- sönlich dafür verantwortlics gemacht, daß 1) so lange das republikanische Heer sich in ihrem Bezirke befindet, den ganzen Tag über gestürmt und des Nachts auf den benachbarten Bergen Feuer angezündet werden, 2) Sie haben darauf zu achten, daß feine der fürstlihen Partei angehörigen Personen sich aus ihren resp. Bezirken entfernen, vielmehr sofort verhaftet, und daß alle denselben gehörigen Vermögenstheile mit Beschlag belegt werden, 3) Sie haben sofortige Stellung der waffenfähigen Maunschaft and den Abmarsch derselben nach dem Hauptorte des Bezirks zu betreiben und für die Herbei- schaffung der Bedürfnisse der Mannschaft an Kleidung, Waffen, Munition und Nahrungsmitteln zu sorgen. 4) Sie haben Quartier-Billets bereit zu halten, damit die republikanischen Truppen jederzeit rasch und gut einquar- tirt werden können. 5) Ueberhaupt sind dieselben für die sofortige und nachdrückliche Vollziehung der Bestimmungen des beifolgenden Erlasses der provisorischen Regierung vom gleichen Tage verantwortlich.‘

Freiburg, 24. Sept., Nachmittags 5 Uhr. (O. P. A: Z) So eben sind 1600 Mann hessishes Militair hier eingerickt, Von 2 bis gegen 3 Uhr Nachmittags hörte man in der Richtung von Stqufen eine starke Kanonade. Jeßt vernimmt man, die Auf- ständischen hätten heute früh diese Stadt besezt, seien Nachmit- tags aber von Seiten der Reichstruppen angegriffen und nah heftigem Kampfe in wilde Flucht geschlagen worden. Dage- gen, heißt es, nähert sich eine andere Aèëtheilung der Freischaa- ren unserer Stad. 6 Uhr Atends. So eben werden von Seiten des Magistrals Vorsichtsmaßregeln für den Fall

eines Angriffs auf die hiesige Stadt von Seiten der Auf- rührer angeordnet, 9 Uhr Abends. Jun diesem Augen- blick wird für 10090 Mann preußisches Militair, das in eini

gen Stunden eintreffen soll, Quartier bestellt. Seit einigen Stun- den werden Vertheidigungs - Maßregeln ergriffen; cs wird Material zum Bau von Barrikaden herbeigeführt. Man scheint ernstlich einen Angriff zu befürchten. Der Bahnhof is immerwährend mit Neugie rigen angefüllt, welche die Bzhnzüge erwarten, um Nahrichten zu vernehmen. Seit dem 22sten d. M. haben wir keine basler und lörraher Blätter erhalten, da die Post-Verbindungen immer noch theilweise unterbrochen sind. Die Zahl der Freischaaren wird sehr verschieden angegeben. Gutunterrichtete versichern, daß sie nicht 2000 bis 3000 Mann übersteige.

_Sachfen-Altenburg. Altenburg, 26. Sept. (D. A. Z.) Gestern Vormittag empfing die hiesige Staats=Regierung vom Reichs- Ministerium den Befehl, das hiestge Bataillon marschfertig zu hal- ten, da cs dislozirt werden solle, und hierher, so wie in die reußi- schen Fürstenthümer dafür ein Corps sächsischer Truppen kommen würde, welche später von Oesterreihern und Bagern abgelöst werden würden. ep Maßregel hatte heute folgenden Beschluß der Landstände zur ¿v0 (e:

„Das Reichs - Ministerium hat die militairische Beseßung der kleinen sächsischen Herzogthümer und des Fürstenthums Reuß angeordnet. Jn Folge dessen hat der versammelte Landtag des Herzogthums Sachsen-Altenburg sofort folgenden Protest an die National-Versammlung zu Frankfurt ein- stimmig beschlossen und durch zwei seiner Mitglieder dahin abgesendet. Zu- gleich hat der Lanttag das Ministerium aufgefordert, bei dem Reichs - Mi- nisterium gegen diese Bewaltmaßregel gleichfalls zu protestiren und den übri- gen betreffenden Negierungen davon unverzüglich Nachricht zu geben. Al- tenburg, 26. Sept. 1848, Der General-Ausschuß des Vaterlands-Vereins, MWicdemann. Erbc. Dr. Douai. Dölißsch 2c.

Hohe National - Versammlung! Das Reich8-Ministerium hat beschlos- sen, Altenburg und die angränzenden kleinen Länder militgirisch besegen zu lassen. Wir erblicken hicrin einen Angriff auf die Freiheit und Selbststän- digieit unseres Landes, Den Dänen gegenüber steckt man das Schwert in die Scheide, gegen die Sondergelüste Preußens hat man es gar nicht gezücft; will man seine Kraft an den kleinen Staaten erproben, welche im Fricden leben und machtlos zum Widerstande sind? Die deutsche Ehre for- dert andere Thaten. Jn unserem Lande herrscht der tiefste Frieden , die Entwictelung seiner staatlichen Zustände schreitet ruhig und auf verfassungs- mäßigem Wege vorwärts; man stürzt das Land gewaltsam in einen Kriegs- zustand und hemmt seine Entwickelung, indem man den Landtag unter den Einfluß der Bajonnette stellt. Unser Land leidet wie alle Staaten unter dem Drucke der Zeitenz will man diesen Druck noch durch eine unuütze Mi- litairlast erschweren? Js das die Freiheit, die das deutsche Volk von Franksurt erwarten soll? Man beschwört die Gräuel eines Bürgerkriegs herauf; wer vermag die Folgen solcher Gewaltthaten zu ermessen? Wir, die versammelte Kammer des altenburgischen Volks, verwahren uns feier- lichst gegen diese ungerechtfertigte Maßregel des Reichsministeriums, und er- warten: Die hohe Nationalversammlung werde die Ehre Deutschlands und die Freiheit des Volks wahren. Altenburg, 26. Sept. 1848. Die Land- schaft des Herzogthums Sachsen-Altenburg.““

Die Abgeorditeten, welche den Protest nah Frankfurt bringen, sind der Advokat Dölizsch und Kaufmann Ludwig von Kahla,

Schleswig: Holstein. Rendsburg, 25. Sept, (Alt Merk.) Die provisorische Regierung hat nachstehendes Cirkular an die Polizei-Behörden der Herzogthümer Schleswig-Holstein erlasscu:

j „Mit Beziehung auf die Bestimmungen des von der Krone Preußen zwischen Diutschland und Dänemark abgeschlossenen Waffenstillstandes, so wie mit Nücksicht auf die Aufrechthaltung der Ordnung und Ruhe im Lande, wird sämmtlichen Polizei - Behörden der Herzogthümer Schleswig- Holstein hierdurch von der provisorischen Negierung anbefohlen , diejenigen ovänischen Soldaten und Militairpersonen , welche, ohne durch cine gehörige Legitimation als Parlamentaire oder in ähnlicher Eigenschaft über ihren Aufenthalt im hiesigen Lande sich ausweisen zu können, in dänischer Uni- form, mit oder ohne Waffen innerhalb der Gränzen der Herzogthümer sich etwa betreffen lassen sollten, sofort zu arretiren und auf dem kürzesten Wege über die Landesgränze transportiren zu lassen, au, daß soiches ge- schehen, an die provisorische Regierung einzuberichten, Rendsburg, den 25. September 1848. Die provisorische Regierung. Beseler. F. Ne- ventlou, M, T. Schmidt.“

Riel, 22, Sept. Ju Bezug auf die Ausgabe von Kassen- scheinen ist hier folgende Bekanutmachung erschienen :

__ „In Gemäßheit des §. 3 der Verordnung vom 31, Juli 1848, be- treffend die Emittirung von Kassenscheinen bis zum Belaufe von 3,750,000 Mark \{l.-hols. Courant, einzulösen brd gleichzeitig auszuschreibende Steuern, bringt der unterzeichnete Aus\huß es hierdurch zur öffentlichen

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Kunde, daß nunmehr eine Summe von 100,000 Mark \{l.-holst. Courant

ín Kassenscheinen emittirt worden is und 30,0060 Mark in Kassenschei-

nen, welche auf 1 Thaler nah dem 14 Thalerfuß oder 40 Schillinge \{l.-

holt, Cour. lauten und mit den Laufnummern von 1 bis 12,000 versehen

ind, so wic 70,000 Mark in solchen, welche auf 4 Thaler nah dem 14

halerfuß oder 10 Mark (lrhes. Courant lauten und mit den Lauf- nummern 1 bis 7000 versehen sind. Kiel, den 22, September 1848.

Der Ausschuß :

Ravíit, H. W, Baudissin. Tiedemann. Müller, W, Hir\ch- feld, A, von Leesen, NMuslard.

Frankreich. National-Versammlung. Sißung vom

25. Sept. Zahlreiche Gruppen an den Eingängenu. So oft ein Wagen vorfahrt, drängen si die Nengterigen heran, um zu schauen, ob der „Prinz“ aussteige. Vergebens. Man war jedoch irre geführt worden. Schon in der Vorhalle hörte man, daß Louis Bonaparte noch n:cht in Paris sei, oder, wenn er wirklich angekommen, so fönnte dics nur im Verborgenen geschehen sein, da ihm der Vertreter der Republik in London, Gustav von Beaumont, bisvec die Pässe

verweigert habe. Auch die Nachricht, daß 4000 Mann va Venedig eingeschifft seien, erwies sich als unbegründet. Mar- rast eröffnete Mittags 12 Uhr die Sihung. An der Tages-

orduung is die Verfassungs-Debatte. Artikel 15, von den Steuern handelnd, wird fortgeseßt. Es handelt sich um die Fcage, ob jeder Bürger nah Maszgabe oder nah Verhättniß seines Talents und Vermögens steuerpflichtig sein soll. Die Regierung und die ganze Rechte bekämpfen jede Fassung, die irgendwie der Progressiv-Steuer die Thüre öffnen fönntc. Servière trägt darauf an, den Schluß- saß der Artikel so zu siellen : „Jeder Bürger steuert nah Ve: hältniß seines Vermögens.“ de Charance9, emer der entschiedensten Gegver aller Progressiv-Steuern unterstüßt den Antrag. Der bis= her in Frankrei angewandte Grundsaß der Proportionalität müsse beibe- halten werden. Die Prozressiv-Steuer jet das Grab das Katasters, der einzig wahreuGrundlage farStaatslasten. Progressio-Steuer sci cinNibel- bild, das feinen Haltpanft biete. Wie wolle man das Vermögen eines Merschen ermitteln? Statt die Staatskasse zu bereichern, würde sie dieselbe also ruiniren. Das Kapital verkriehe sich, und Armand Carrel habe die Progessivsteuer mit Recht eine Eifersuchts- und Ruíns - Abgabe genannt. Robespierre habe sie ebenfalls die Schöpferin einer Aristokratie des Reichthums genannt, darum stelle die 1793ger Verfassung auch fest, „daß jeder Blrger nach Propor- tion seines Vermögens beisteuere.“ Endlich zerstöre sie das Eigen- thum, diese Urquelle des Familienglücks und der Vaterlandsliebe. (Beifall zur Rechten.) Guerin seßt aus einand.r, daß die Progres- siosteuer nicht den Stock des Kapitals, sondern den Ertrag desselben treffe, daß also eine kommunistische Nivellirung aller Vermögenszu

slände nicht zu befürchten. Nicht das Kapital eines Menschen, son

dern scine Einfünfte welle man besteuern, Heutzutage zahle der Arme für den Reichen. Er stimme darum für den Artifel. Lher- bette: Die Progressivsteuer wendet sih an die Person, die Pro- portionsstener an die Sache, z. B. deu Grundbesiy, Bci tem Un- s{hwunge tes modernen Erwerbs mag die Proportionssteuer al: lerdings manchmal den schuldbeladenen Eigenthümer härter treffen, als den Besißer industrieller oder fliegender Kapitalien, Allein wie will man dies ändern? Wie ermitteln, wer eigentlich das Kapital besie? Wie den Reichen vom Armen unterscheiden, das Nothwen- dige vom Ueberflüssigen trennen? Die Progressiv-Steuer reizt den Armen zur Eifersuht gegen den Reichen; saget lieber dem Armen, daß das Vermögen des Reichen das Budget des Armen sei, (Bei- fall zur Rechten. Lärm zur Linken.) Er stimmt gegen den Artikel. Goudchaux, Finanz-Minister, besteigt die Tribüne und erklärt im Namen der Regierung, daß sie die Proportions-Steuer aufreht er- halte. (Hef'ige Unterbrehung.) Cavaëtgnac, durch den Lärmen: Eine Regierung könne nicht hinter dem Schleier verborgen bleiben. Es herrsche zwischen ihm und dem Finanz - Minister das vollste Ein= verständniß. Goudchaux vertheidigt seinen Antrag. Man shrei= tct zur Abstimmung. Die Proportious - Steuer wird mit 644 gegen 96 Stimmen angenommen. (Bewegung.) Art. 15 ist somit geändert. Artikel 16 und 17, ecigentlich nur die Erläuterungen zu Urtikel 15, werden, nah Verwerfung eines Zusaßes Pierre Lerour?'s, ange-

nommen. Die Versammlung \chreitet zum dritten Kapitel. Artikel

18 lautet: „Alle Staatsgewalt fließt aus dem Volke. Sie kann

niht erblih übertragen werden.“ Proudhon stellt den Zusaß:

„noch lebenslänglih“. Wird verworfen. Der Artikel wird geneh-

migt. Artikel 19, der die Trennung der Staatsgewalten ausspricht, wird nach Verwerfung eines Zusaßes von Kerdrel ebenfalls geneh- migt. Nun gebt die Versammlung zu dem vierten Kapitel über, welches von der geseßgebenden Gewalt (zwet oder einer Kammer) handelt, Eingeschrieben sind 32 Redner, Pierre Leroux eröffnet die Reihe. (Lr hat zu diesem Kapitel ein Amendement beantragt , das also beginnt: „Jn Erwägung, daß in der menshlihen Wissenschaft cin Prin- zip besteht, welches fein anderes als das Lebensgeseß selbst is, das alle großen Religionen und alle großen Philosophieeu unter dem Namen „Dreieinigkeit‘“/ anerkennen und das von dem größten Theile der Franzosen mit dem Namen „Glauben“ belegt wird u. |. w.“', Der Verfasser will ‘einen Autrag entwickeln, wird aber durch Spott daran gehindert. Unwillig und mit tem Ausrufe, daß er wegen die- ser Erstickang an seine 50,000 Wähler appelliren werde, steigt er von der Tr.büne. Sein Antrag fällt durch. Duvergier de Han- ranne beantragt zwei Kammern. Antony Thouret spricht sür eine Kammer. Um 6 Uhr geht die Versammlung aus einander. Morgen dic Prüfung der pariser Wahlen.

Paris, 25. Sept. Der Moniteur widerlegt diesen Mor- gen ein in der Börsenwelt verbreitetes Gerücht, laut welchem die Staatskasse unfäh'g wäre, die halbjährigen Zinsen der Staatsschuld zu zahlen, mit folgenden Worten: „Die Zinszahlungen haben , wie früher, am 22, September begonnen und werden so lanze fort= dauern, als sich Rentenbefsißer melden. Da die Zahl der Legteren in Folge der Umwandlung der Sparkassenpfänder in Staatsrenten, so wie der früher eingezahlten paris-lyoner Actienbeträge in ähnliche Titel, bi deutend gestiegen, so is auch die Zabl der Auszablungs- Büreaus, namentlich für die Juhaber der ehemaligen Sparkassen- büchelhen, in angemesscner Weise vermehrt worden.“

Der Finanz-Minister Goudchaux publizirt durch den Moniteur folgende Verordnung: Jn Ey daß die mittelst Dekrets vom 15ten d. M. ersuhten Vorauszahlungen, gegen 4 pCt. Diskonto auf die neue Anleihe und die Lyonerbahn-Certififate, jene Gränzen inne- halten müssen, welche der Staatsdienst und der Geldumlauf ziehen, verordnet der Finanz-Minister : Die Befugniß, jene Vorschüsse gegen 4 pCt. Abzug auf Rechnung der Anleihe-= und Lyonerbahn-Certisikate zu leisten, hört mit dem 25. September auf.“

Ein Rriseuder, der Turin am 20. September Vormittags ver- lassen hat, bringt, einem hiesigen Abendblatt zufolge, die Nachricht mit, daß am Morgen desselben Ta a großer Volksaudrang nah dem Königlichen Schlosse daselbst stattfand. Es seiggmn Mh) er-Natt in demselben gehalten worden und unter dem A da erüht im

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Umlauf gewesen, daß der nig zu Gunsten seines ältesten Sohnes so eben abgedanft habe. Die Reisewagen hätten hon gepackt ge- standen, und Karl Albert werde seinen E ¡mät in Genf oder an einem anderen Orte am genfer See nehmen. in An- necy, an der sardinish-französishen Gränze, erscheinende National- Savoisien vom 22. September meldet seinerseits: „Jm Augen- blick, wo wir das schreiben, muß der König Karl Albert bereits in (Shambery eingetroffen sein. Wenn man den Zweck dieser Reise, der übrigens für Niemand mehr ein Geheimniß is, mit dem

in Zusammenhang bringt, daß General Oudinot, provisorischer Ober- Befehlshaber der Alpen- Armee, sih bereits seit dem Dienstage mit mehreren Adj ‘tanten in Chambery befindet, so wird man die Wich- tigkeit begreifen, die sih an diese Reise des Königs knüpft.“

Pierre Leroux vertheilte vorgestern unter die Journalisten der National-Versammluvg scinen Entwurf einer demokratish-sozialistishen Constitution, mittelst welcher er deu Staat so zu organisiren gedenkt, daß Monarchie, Aristokratie und Anarchie künftig unmöglich seien. Der Entwurf zählt 100 Artikel, und -die Landesvertretung zerfiele in drei Körper, die zusammen die National - Repräsentation bildeten: 1) riáterlihir oder wissenschaftliher Körper, 2) legislativer Körper, 3) exckutiver Körper. Der Erekutivkörper bestände aus solgenden drei Kammern: 1sté Kammer: Chemiker, Oekonomisten, Naturhisto- r fer. 2te Kammer: Bildhauer, Geschichtsforscher, Turner. Zte Kammcr: Acerbauer, Handelsleute, Fabrikanten.

Es sind in Paris zwei Bittschriften an die National-Versamm- lung in Umlauf geseßt: 41) Raspail, der für Paris gewählt is, der aber in Vincennes gefangen s\ißt,j sofort freizulassen und in die National- Versammlung aufzunehmen. 2) Die Wahl Fould's für ungültig zu erflären, da sie laut beilicgender Beweise aus den unverschämtesten Bestehungen hervorgegangen sei.

Gs heißt, die Regierung werde die Wahl Louis Bonagparte's nicht beanstanden, eben so wenig die des Pr. Raëpail. Dagegen werde Marie, der Justiz-Minister, bald nah der Wahl-Anerfennung die Tr.büne besteigen uud auf Vercagung der Zulassung des Lehteren anfragen.

Louis Bonaparte is in vier Dcpartements, Seine, Yonne, Mo- sel und Charente Jnferieure, gewählt worden. E. von Girardin er- flärt in einem Schreiben au die Presse, daß er blos auf Andrin-

gen sciner politishen Freunde als Kant idat aufgetreten sei. Das Skrutinium habe ihm die leßte Täuschung genommen; sein Werk

sei vollbracht, und er werde sih fortan aller Bemühungen enthalten, welche seinerseits auf persönlichen Ehrgeiz {ließen lassen könnten.

Lonis Blanc richtet einen Brief aus London vom 22. Septert- ber an den Commerce, worin er gegen die Behauptung, daß er mit Louis Bouaparte gegessen und spazieren gefahren, abermals pro- testirt. Ein Korrespondent dieses Blattes hatte nämlich berichtet, daß er mit Louis Blanc selbs bei Louis Bonaparte in Richmond geges= sen habe. L-htcrer wohnte aber gar nicht in Richmond, sondern in Lontou selbst.

Der Kriegs-Minister trifft alle Vorkehrungen, um das Dekret wegen Errichtung von Aerbau-Kolonieen in Algerien, welches zahl- reihen unbeschästigten Arbeitern der Hauptstadt und der großen Fa- brifstädte eine auf Eigenthum begründete Existenz hafen soll, un- verzüglich zur Ausführung zu bringen,

Der Finanz - Minister wird nächstens einen Dekret - Entwurf zur Organisirung des grundbesißlichen und industriellen. Kredits vorlegen, um dem argen Geldmangel des Ackerbaues und Handels abzuhelfen.

Das Éigenthum des ins Stocken gerathenen Journals La Li- berté wird morgen gerichtlich an den Meistbietenden verkauft.

Man hatte ausgesprengt, daß die Auszahlung der Zinsen der

Staatsrenten entweder gar nicht oder erst am 30, September erfol- gen werde; sie hat aber, wie gewöhnlich, am 22sten begonnen. Die Erhebung der Octroi-Gebühren auf Fleisch findet seit dem 2. September wieder statt, ohne daß irgendwo Widerseplichkeit oder Einspruch vorkam, und ohue daß irgend eine Erhöhung des Fleish- preises eintrat.

Aus Anlaß des von ihm beanspruhten neuen Kredits vort 1 Milliou Fr. zur Unterstüßung bedürftiger Bürger, hat der Minister Senard im Comité erklärt, daß die Zahl der Bürger des Seine- Departements, welhe aus öffentlihen Mitteln Unterstüßung begn- spruchen, sih zwar seit einem Monate um 40,000 vermindert habe, noch immer aber auf die ungeheure Zahl von 269,000 si belaufe.

Großbritanien und Jrland. London, 23. Sept. DerDevonportTelegraph meidet, daß die Admiralität sich bei den beruhigenden Zuständen Jrlands für berechtigt erachtet habe, die Flotte unter Napier zurückzurufen, und daß man in Devonport stünd- lich ihre Ankunft erwarte.

Das dubliner Freemans Journal veröffentliht ein unterm 16. September aus London erlassenes Schreiben John O*Connell's an den Lordstatthalter, worin er verlangt, daß derselbe die ihm beï= gemessene Aeußerung, die Bemühungen der Repealer seien verbrehe=« risco, entweder als nicht von ihm ausgegangen bezeihne oder ihn (O'Connell) als einen dieser „Veibrecher““ vor Gericht stelle. Der Freeman zeigt zugleih in J. D'Connell’s Auftrage an, daß dem- selben blos der Empfang des Sthreibens kundgemaht worden und somit cine weitere Antwort nicht zu gewärtigen sei, D'Connell habe darauf nochmals an den Lordstatthalter geschrieben und nunmehr jene grundlose Anschuldigung in so starken Ausdrücken zurückgewiesen, wie sie es verdiene.

Diese Woche wurden Dover und London von vielen pariser Natioua!gardisten besucht, welche aus Anlaß einer Regatta nah Bou- logne gefemmen waren. Jn Dover wurden sie von der Bevölkerung sehr freundlih aufgenommen, und der eben anwesende Herzog von Wellington unterhielt sich längere Zeit mit ihren Offizieren.

Jtalien. Rom, 14. Sept. (D. A. Z.) Die sardinische Kriegeflotte ist am 10, September in den Hafen von Ancona einge- laufen; sie besteht aus 13 Segeln, und die Mannschaft beläuft si auf 3000 Personen ; außerdem befinden sich 1950 Mann Landungstrup- pen an Bord.

Bekanntmachung,

Es ist uns von verschiedenen Seiten mitgetheilt worden, daß es in mebreren Gewerbszweigen an den nöthigen Arbeitern fehle, da dieselben auf den Königlichen und städtishen Baupläßen beschäftigt würden, Da die Kommunal-Behörden die Arbeiten nur in Augr genommen haben, um Aibeitslose zu beschäftigen, niht aber, um der Industrie die erforderlichen Kräfte zu entziehen, so fordern wir alle Gewerbtreibende, denen es an Arbeitern mangelt, hierdurch auf, sich unverzüglich an uns zu wenden, worauf wir thnen die gewünschte Zahl derselben sofort zuweisen werden.

Berlin, den 23. September 1848.

Der Magistrat.

Bis gestern Mittag waren an der asiatischen Cholera ales H angemeldet 1677 Personen, Zugang von gestern bis heute, 5 in 12 Zusammen 4680. ans stud gestorben 1000, po esen 295, : ärztliher Behandlung 39%. t j

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