1848 / 152 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

í dern zu nehmen. (Beifall.) Wis niß ky f sher bestandene She h enruer, p, ns für bie aeicheitige Aushe- ats der Gewerbsteuer in Böhmen, da diese eben o exceptionell und drückend sei. Der Finanz-Minister sucht ih zu rechtfertigen, daß er den Staats- voranschlag noch uicht vorgelegt, indem dieser bedeutende Schwierigkeiten mache, da Materiale aus der ganzen Monarchie gesammelt werden müssen und nebstdem durch die Konflikte in Jtalien und Ungarn si die Fen Schwierigkeiten er chen. Neuw all spricht dafür, daß man die ‘teuern auf ein Jahr Oldreibe, da sonst die Pachtpreise, zu deren Hereinbringung die Pächter vorzüglich den Sommer berücksichtigen, schr niedrig gestellt wer- den müßten und der Staat einen Verlust erlitte. Pillersdorff spricht für den Antrag des Finanzausschusses. Nach ihm ist die heutige Debatte gesblossen, es sind aber noch einige und zwanzig Redner über diesen Ge- genstand vorgemerkt. Hierauf theilt der Präsident mit, daß er nun im Stande sei, auf die Anfrage des Hauses, warum die Journalisten heute sämmtlich ihre Pläße verlassen, Auskunft zu ertheilen, Cs sei nämlich ein Protest vor kurzer Zeit eingelaufen. Der Secretair verliest zuerst den vor- ausgegangenen Beschluß der Ordner, den Eingang der Journalisten abzz- ändern, und hierauf einen von 61 Journalisten sésértégtei „Protest,“ worin sie gegen die Abschließung der früheren Communication mit den Deputirten im Namen der gesammten (?) Presse protestirten, deren Würde verlegt fei, und nebstdem hervorheben, daß der neue Weg unwürdig und ungesund sei. Löhner unterstüßt die Eingabe im Jnteresse der Humanität, Helfert is entrüstet über die geführte Sprache der Journalisten, es stehe ihnen, als nicht berehtigt zum Mitsrimmen, kein Protest im Hause zu. Er trage dar- auf an, diesen seinsollenden Protest einfah ad acta zu legen, Die Sache wird den Herren Ordnecrn zugewiesen, welche darüber zu Anfang der nächsten Sizung Bericht erstatten werden.

Wien, 29. Sept. Der Feldmarschall - Lieutenant Baron Pir- let ist auf sein Ansucheu von der Stelle als kommandirender General im Banate entbunden und ihm das erledigte Kommando des zweiten Reserve - Armee - Corps in Jtalien übertragen worden.

Grat, 27. Sept. (Allg. Oest. Ztg.) Jun Folge einer ge- stern Abends hier eingegangenen telegraphiswen Depesche, wodurch der Minister-Präsident den Gouverneur, Grafen Wickenburg, zu einer Besprehung mit dem Ministerrathe einladet, is Graf Wienburg heute Morgen nah Wien abgereist. Bei dem so eben erfolgten Rü- tritte Shwarzer's bringt man diese Reise mit ciner nenen Minister- Combination in Verbindung.

Bayern. München, 28. Sept. Morgens. (A. Z.) Der gestrige Abend ist ohne eigentlihe Ruhestörung vorübergegangen. Ju der Gegend der Frohuveste, wo die ( bereits erwähnten ) Verhafteten (die Rechtopraktikanten Dr. Greiner, Herrmann und Stunbß, Advokat Riedl, Maler Schmolze, Privatier Nauendorf, Dr, Ringler und Rol- ler, Eigenthümer der Leuchtkugeln ) sich befinden, standen bis gegen Mitternaht Gruppen, welche sich mehr als entschieden gegen die Maßregel aussprachen. Sie wurden von verschiedenen Dazugekomme- nen beschwictigt; wo dieses jedoch mit Shmähung auf jene Perso- nen und mit der Bezeichnung „Wühler“ geschah, hatten sih die Red- ner \{hlechten Dankes zu erfreuen. Mit der patrouillirenden Linie und Landwehr fanden nur einige unbedeutende Neck-reien statt, von den Waffen wurde fein Gebrauh gemacht, wohl aber einize Arre- stationen vorgenommen. Ein Aufruf des demokratischen Vereits hatte die Versicherung gegeben , daß ein gesebßliher Grund zu jener Maß- regel niht vorliegen könne, aber das Resultat der Untersuchung nur in Ruhe abgewartet werden solle. Nachmittags waren Deputationen

des Bürgervereins, der Studentenschast und des demokratishen Ver- eins bei den Staatsministern des Junern und der Justiz. Es ward ihnen die Versicherung, daß die Haft dur das Appellationsgericht in Sreysing angeordnet worden, daß an ein Fortbringen der Gefangenen nicht gedacht werde, und ihre Aburtheilung, wenn es dazu komme, jedenfalls durch Schwurgerichte erfolge.

In Bezug auf oben erwähnte Verhaftungen sagt die Münche- ner Zeitung:

3 „Die estern hier vorgenommenen Verhaftungen haben auf manchen Seiten zu irrigen Voraussepungen Anlaß gegeben. Manche wollen darin eine politishe Maßregel erblickeu oder suchen sie wenigstens als eine solche darzustellen und auszubeuten, zu welchem Zwecke, liegt auf platter Hand, Wir glauben daher, wiederholt erklären zu müssen, daß die Verhaftungen lediglih und allein auf Requisition des Königlichen Kreis - und Stadt- erihts München bezüglich des Kriminal - Untersuhungs - Senats Fättgefunden haben, und zwar, ohne daß (wie ein Korrespondent der Allgemeinen Zeitung irrig andeutete) irgend eine Anregung von Seiten der Centralgewalt dazu erst abgewartet wo1den wäre. Die bayeri- schen Gerichte haben vollkommen selbständig gehandelt. Sie werten die Untersuchung fortführen, und da in wenigen Wochen schon in ganz Bayern das öffentliche und mündliche Verfahren ins Leben tritt, so wind der Aus- spruch der Geschwornen seincr Zeit mit Schuldig oder Nichtschuldig die Entscheidung geben. Diese Aufklärungen wurden gestern au ciner Depu- tation des Bürgervereins sür Freiheit und Ordnung vom Herrn Zustiz- Minist:r gegeben, dessen Ausschuß heute durch öffentlichen Anscblag der Be- völkerung Münchens dieselben mitthcilt und daran die sehr richtige Bemer- fung knüpft; Das Gesey soll und wird geachtet werden! ihm aber durch Urtheil oder That vorgreifen zu wollen, wäre gegen die Pflicht jedes Wohl- gesinnten.“ h

IGürttemberg. Stuttgart, 27. Sept. (Schwäb, Merk.) Mitten in die kriegerishen Rüstungen bringt der heutige Geburtstag Sr. Majestät des Königs Bewegung friedlicher Art: Morgenmusik der Bürgercorps und des Militairs dur die Straßen, großer Kirhzug der Behörden, der Bürgerschast, der Bewaffneten vom Civil- und Militairstaude und gegeu Mittag Musterung sämmt-

liher Bürgerwehr, auch der Artillerie mit ihren Geschüßen, durch ‘den |

König, der, als er mit dem Kronprinzen, dem Prinzen Friedrih und zahlreichem Gefolge auf dem Schloßplaze erschien, mit allgemeinem Lebehoch empfangen wurde. Der König durchritt sämmtliche Bataillone und sprach sodann an das gesammte Offiziercorps, das er vortreten ließ, etwa Folgendes : Er habe die Offiziere zusammengebeteu, weil seine Stimme nicht so weit reiche, um zu allen Wehrmännein zu sprechen, die Offiziere möchten seine Worte der Wehrmannschast verkünden. Er danke der Bürger-

wehr für ihren seither bewiesenen Eifer, mit dem sie, uicht ohne Mühe |

und Opfer für Einzelne, ihren Dienst vollziehe. Hieran sehe er, daß sie entschlossen sei, stets für Recht und geseplihe Ordnung einzuste- hen. Er, der König, freue sich der neuen gesehiihen Freiheiten ; er werde sie stets wahren und zur Herstellung eines einigen Deutsch- lands das Seinige thun. Ju diesem Siane würden Älle in seinen Ruf einstimmen: Württemberg hoh! Generalmajor vou Alberti ant-

802 i

drei Bataillone Fußvolk (das vierte Regiment und ein Bataillon vom fünften), vier Kanonen und eine Abtheilung der Garde zu Pferd gegan- gen. Das fünfte und sehste Banner der Bürgerwehr sind in die Stadt konsignirt. Man spriht hier von Verhaftungen und davon, daß Einige sih von hier schleunig entfernt haben. Jn Tübingen ent- ging Alexander Sirñon der Verhaftung und soll (nah der Tübin- ger Kronik) nah Rottweil gegangen sein, Jn den nächsten Ta- gen soll stark patrouillirt werden, vom Lintenmilitair außerhalb der Stadt in deren Umgegend, von der Bürgerwehr in der Stadt.

Ludwigsburg, 26. Sept. Gestern Natmittag ging ein Bataillon des 7. Jafanterie - Regiments in der Nichtung nah Heil- bronn auf der Eisenbahn ab; 2 Schwadronen des 1. Reiter -Regi- ments und Artillerie mit 4 Geschüßen sollen vorläufig bis Lauffen vorgeschoben werden und sind zu diesem Zweck ebenfalls abgegangen. Troß des beständigen Truppen-Abgangs füllen sich unsere Kasernen immer wieder mit einberufener, neu einrückender Mannschaft.

Baden. Karlsruhe, 27. Sept, (Karlsr. Zkg.) beute ausgegebene Regierungsblatt enthält Folgendes : Á

„Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Perzog von Zähringen. Es is mehrfach der Jrrthum verbreitet worden, als hätte die Verseßung eines Ortes in den Kriegszustand an und für sich {on ves militairische Besezung desselben auf Kosten der Gemeinde zur Folge, un unter dieser irrigen Voraussezung fühlten sich viele ordnungsliebende Ge- meinden in decn betroffenen Bezirken beschwert, indem sie meinten, Lay Me, deren Verhalten bisher geseglih war, von der Maßregel hätten ausgenom- men werden sollen. Solche Ausnahmen sind nun aber wegen des nachbar- lihen Verhältnisses und wegen des Zusammenhanges ganzer Linien oder Gegenden nicht möglich, Erwägen nun aber solche Orte, in denen feine Ruhestörungen vorkamen, daß ihnen die Versezung in den Kriegszustand lediglich teinen Nachtheil bringt, so werden sie sich überall gern dabei t ruhigen. Auf die Einquartierungen und auf die Kostenzahlung hat die Er- flärung in den Kriegszustand keinen Einfluß. Die Einquartierung richtet sich lediglich nah militairíihen Gesichtépunkten, und der Zweck der Unterdrückung oder Niederhaltung des Aufruhrs und überhaupt der Str brecherishen Thätigkeiten ijt dabei maßgebend, wenngleich aus diejem An- lasse, wie dies nicht anders möglich is, je nah dem Erforderniß; der mili- tairishen Operationen auch unsculdige Orte damit belastet werden, und zwar ohne Unterschiet, ob sie in Kriegszustand verseht seien oder nicht, Eben so macht Leßteres in Bezichung auf die Kosten der Bequartieruug feinen Unterschied, und der §. 8 des Geseyes vom 7. Zuni d. J. bedroht nur diejenigen Gemeinden, in denen eim A ufruh E ausgebrochen ist, mit diesen Kosten, gleichviel, ob die Gemeinde sich im Kriegszustand befinde oder niht, Die Folgen des Kriegszustandes sind nur gegen solche Einzelne gerichtet, welche Handlungen verüben, die im Allgemeinen oder do unter den gegenwärtigen Umständen für die öffentliche Sicherheit gefährlich sind, Diese Handlungen sind im §, 2 des Geseges vom 7. Juni d. J, einzeln aufgeführt, und es ist bestimmt, daß diejenigen, welche sich solcher Handlun- gen schuldig machen, auf kurzem Wege, ohne die sonst vorgeschriebenen For- men, verhaftet und, so lange der Kriegszustand dauert, vom Militair ge- fangen gehalten werden, vorbehaltlich der weiteren Strafe, die sie durch ihre Handlung nach dem späteren Erkenntnisse des ordentlichen Richters verwirkt haben mögen. Die ganze Maßregel belästigt also die friedlichen und ge- seplich gesinnten Bürger in keiner Weise; sie shügt dieselben vielmehr ge- gen das gefährliche Treiben Anderer und sichert sie vor den Nachtheilen, die aus diesem Treiben für ganze Orte und Bezirke leicht hervorgehen, Vie Bürgermeister werden angewiesen, danach ihre Gemeinden zu belehren und denselben das Geseß vom 7, Juni d. J. vorzulesen.“

(Hegeben zu Karlsruhe in Unserem Staatsministerium, tember 1848, :

Leopold.

Dusch. Nebenius, Bekk,

Karlsruhe, 28. Sept, (Karlsr, Ztg.) shienene Regierungsblatt enthält Folgendes :

Das

den 26. Sep-

C, Hoffmann.

Das heute er-

wortete Namens der Bürgerwehr und brachte Sr. Majestät ein drei

faches Hoch, in das die Wehrmannschaft einstimmte, worauf die ge=-_|

sammte Bürgerwehr vor dem Könige in Parade vorbeizog. i Der heutige Tag des Volksfestes in Kannstatt ist ganz ruhig angebrochen und wird hoffentlich eben so vorübergehen. Man er- staunt hier, durch auswärtige Blätter und durch anfommende Fremde zu erfahren, wie stürmisch es in Stuttgart hergehe, denn hier weiß man nichts davon. Allertings ist an vielen Orten darauf hingeär- beitet worden, für den heutigen Tag große bewaffnete Zuzüge nach Stuttgart und Kannstatt zu veranstalten, und es mögen da und dort auch Viele die Theilnahme versprochen haben ; da aber die Schilderhebung Rau's in Rottweil mit einigen Zuzügen aus der Gegend vereinzelt stand und mißglüdckt i, so wrd wohl die Besonnenheit auch bei an- dern: Zuzügern die Oberhand gewinnen, Judessen sind kräftige Vor- fehrungen getroffen, um für jeden Fall zu sorgen. Von hier aus' sind’ heute früh starfe Streif-Pattouillen in die ganze Umgegend ge- zogen, und nah Kannstait und ‘dessen Nachbarschaft sind um 9 Uhr

„Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Her- zog vou Zähringen. Jun Erwägung, daß die dur die Geseße vom 16. Mat und 21. Juni d. J. bezeichnete Zahl von Untersuchungs- rihtern nuit genügt, um auch die Unt-rsuchung gegen dée Theiluch- mer au dem neuesten hochverrätherischen Aufruhr mit der Beschleu= nigung zu erledigen, welche die Geretigfeirspflege fordert, verordnen wir auf den Grund des §. 66 der Verfassungs-Urkunde provisorisch, wie folgt : e C

Das Hofgericht des Ober-Rheinkreises is ermächtigt, die Zahl der Richter an tem nah Ait, 1 und 2 des Geseges vou 16. Mai d. J. niedergeseßten Untersuhungs-Gericht nach Bedürfniß zu er- höhen. : : 5 H, S Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staatsministerium, den 27. September 1848,

Leopold. BEl, Leopold, vou Gottes Gna ev, Großherzog von Baden, Her- 0 N E j , C O om 2áfte f de I5ît zog von Zähcingen, Da in der Nacht vom Z4sken auf den Zten d. M. in Enzen ein Aufruhr stattgehabt hat, so wird der Amtsbe- zirk Engen in Kriegszustand erklärt. S

Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staatsministerium, den 27.

September 1548. Leopold,

Dusch. Nebenius. Bekk. C. Hoffmann.“

Seit gestern sind die Wachen wieder von Truppen bezogen. Von Freitag Abend an war die Bürgerwehr im Dienst gewesen.

Diesen Abend geht das Gerücht, die Gefangenen aus dem Oberlaude sollten in die Kasematten von Rastatt gebracht weden.

Freiburg, 27. Sept. (Karlsr. Ztg.) Der republikanische Aufstand in unserem Oberlande kann als gänzlich unterdrückt augese- hen werden. Nirgends existirt mehr ein nur irgend tisziplinirter grö= ßerer Trupp von Freischärlern. Sie wurden theils ganz auseinander gesprengt, theils haben sie sich in kleine Banden aufgelöst, welche im Gebirge umherziehen und die Gege, d unsicher machen. Verschiedene Gemeinden haben sih bereits an die Militair - Behörden um Schuß vor diesen zersprengten Freischärlern gewendet.

Zur Niedersezung des von General Hoffmann angeordneten Standrechts find heute drei Hofgerichts - Räthe von hier ins Haupt- quartier nach Müllheim abgegangen. :

Gestern Nachts gegen 11 Uhr traf auf der Eisenbahn das zweite Bataillon des ersten hessischen J: fanterie Regiments hier ein, Bald darauf, 41% Uhr, kam ein Bataillon des ten badishen Regiments an und zeg unter Fackelshein mit klingendem Spiel in die Stadt. Das hefsishe Bataillon is diesen Morgen ins Oberland abgefahren; das badische Bataillon blieb hier. Heute kamen ferner zwei Shwa= dronen des Dragoner - Regiments. Großherzog, von welchem bereits gestern zwei Schwadronen eingetroffen waren, auf der Eisenbahn hier an, Sie marschirten sogleich nah dem Oberlande ab. Ferner gin- fen auf der Eisenbahn mehrere Hundert Mann Ergänzungsmannschaft

ür die beiden im oberen Breisgau befindlihen badischen Bataillone, so wie für das erste Bataillon -des hessischen Regimentes, hier durch. Die Truppen, welche sich im Oberlande unter Kommando des Generals Hossmann befinden, bestehen gegenwärtig aus vier Bataillonen Infanterie (zwei badischen und zwei hessischen), füuf Schwadronen Reiterei und einer Batterie Artillerie. : Heute is das Bataillon des Leibregiments von Müllheim nach

Sthliengen. abmarschirt. Die übrigen Truppen und das Hauptquar- tier befanden sih am 27sten Abents noch in Müllheim.

Aus dem Breisgau, 26. Sept. (Karls r. Ztg.) Heute Morgen marschirten die Truppen, zu denen gestern Abend noch zwet badische Kanonen und ein hessishes Regiment gestoßen waren, nah Müllheim, wo sich eingekommenen Nachrichten zufolge noch ein star- ker Trupp Freischaaren aufhalten sollte; allein dieje Sbaar hatte sich noch zeitig genug aus dem Staube gemacht. Inzwischen brin- gen die nah allen Seiten auêgesandten Streifcorps fortwährend Gefangene ein. Die Stin.mung der Truppen is noch sehr erbitter’, und es soll auch heute der Fall vorgetommen sein, daß vier Frei- schärler, welche die Waffen nicht ablegen wollten, sofort niederge- schossen wurden. Die Soldaten sagen, den Gefangengenommenen wüide ja doch nichts geschehen. :

_ Heute i übrigens die bisher unterbliebene Verkündigung des Standrechtes nunmehr erfolgt. Von Seiten der „provisorishen Re- gierung““ war es in Müllheim am Sounabend verkündigt worden.

Vrei Tage lang war Müllheim in der Gewalt ter Freischaaren, welche mit \crankenloser Wiltkür zu Werke gingen. An einem Tage sollen gegen 4000 Mann daselbst einquartiert gewesen sein,

Staufen, 26. Sept. (N. Freib. Z.) Der Kanonendonner ist verhallt, die rothe Republik zusammengescchmettert, das Militair weiter ins Oberland fortgezoaen, aber noch ganz betäubt von den Scenen des Bürgerkrieges, sind wir faum im Stande, uns zujam= menzufassen und auf Alles zu besinnen, was an unse1en Augen vor= übergegangen. Ein ungünstiger Stern hat über unserem friedlichen Städtchen gewaltet, sons wären wir leiht von dem großen Unglück verschont geblieben; wären die Truppen nur um eine Stunde früher in der Gegend erschienen, so häiten die anarhishen Horden nicht hierher gelangen können. Leßtere, von Müflheint herabkommend, wa- ren auf den 24ften Mittags hier angesagt. In der Gegend von Heitersheim wurden die Truppen ihrer etwa um 11 Uhr des Mor- gens ausichtig und nahmen soglei eine Stellung gegen sie ein. Als die Freischaareu dies bemerkten, beschleunigten sie ihre Schritte, um einem Kampf im offenen Felde zu entgehen, und kamen, wohl gegen 3000 Mann stark, hier an.

Die ersten Kolonnen waren gut bewaffnet und sahen leidlih ausz hintendrein aber fam allerlei Volk, bei dessen Aublick {hon Ei- vem unheimlich zu Muthe wurde. Der Eine trug eine Flinte, der Andere cine Pistole oder Säbel, Viele hatten gar keine Waffen, son- dern nur Stöcke. Ju ihrer Mitte fuhr in einem Wagen der Prä sident der Republik, nebst der Frau Piäsidentin, die Kriegskasse mit sich führend, Vom Rathhaus herab, wo das Hauptquartier aufge= {lagen und eine große Menge Munition hingebraht wurde, sprach Struve zum Volk im bekannten Styl, die bodenlosesten Lügen ein- webend. (So \chämte er sich nit, im Angesicht aller Krieggefah- ren den Freishärlern z. B. die Versicherung zu geben, das Militair werde nicht chicßen.) Die Frau Gemahlin erließ eine Aufforderung an die Mädchen von Staufen, Patronen machen zu hel'en, j

Unterdessen wurden alle Vertheidigungs=Anstalten getroffen, die Schaaren vertheilt, Barrikaden gebaut, die Brücke über den Neu- magen abgewofen 2c. Nicht lange darauf erschien General Hoff- mann mit seinen Kriegern. Die tapfere und waffengeübte Mann= {haft war leider nur gering an Zahl; 1 ns & bis 900 Mann bestanden haben. Bei den erstcn Kanonenschüssen {on sah man Hunderte der Aufständischen in wilder Flucht ausein- anderstieben; es mögen 800 bis 1000 Maun zur Vertheidigung des Platzes zurückgeblieben sein. s :

Der Hergang und das Ende des Kampfes ist bekannt; hicr mügen daber nur noch einige Einzelnheiten ihre Stelle finden. Ge- nerale, Offiziere, Soldaten wetteiferten mit einander an Unerschrocken- heit, Muth und Auédauer. Der Kommandirende, General Hoffmann, war überall, wo es Gefahr galt. Er selbst war der Erste an der Barrikade, und nahdem er eigenhäudig die den Weg zumeist yer- sperrenden Balken weggeshoßken hatte, hörte man thn zu den hinter ihm stehenden Soldaten gewendet sagen: „So, nun könnt Jhr nach- fommen!““ Wie rüdcksichtelos er seine Kolounen vordringen ließ, \o suchte er doch möglichst, unnöthigem Blutvergießen zu wehren, Dasselbe muß auch von dem General von Gayling bemerkt werden. Als gestern die Soldaten , durch einen Schuß versteckter Freischärler in Wuth verseßt, auf das Haus, in welchem sie verborgen waren, losstürmten, sah man den trefflichen Krieger unter sie treten, und hörte, wie er fortwährend abmahuend den Erbitterten zurief : daten, liebe Soldaten, nicht todtschießen! Vergebens. Stimme verhallte im Sturm des Augenblicks.

Jumir noch beherrsht die Furt alle Gemüther, zumal wir, scit die Truppen wieder abgezogen sind, den Rachegelüsten böswilli= ger Menschen ausgeseßt sind. Es wäre dringend zu wünschen, daß wenigstens eine fleine Truppen =- Abtheilung auf einige Zeit hierher verlegt würde. E

Schleswig-Solstein. Kiel, 29, Sept, (A!t, Merk.) Ueber die weitere Verausgabung von Kassenscheinen ist hier nachste= hende Bekanntmachung erschienen:

„Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 22. Septbr, d. J, (S, Preuß. Staats-Anz. Nr, 148.) und in Gemäßheit des §. 3 der Verordnung vom 31, Juli 1848, betreffend die Emittirung von Kassenschei- nen bis zum Belaufe von 3,750,000 Mark Shl.-Holst. Courant, einzulö- sen durch gleichzeitig auszuschreibende Steuern, bringt der unterzeichnete Ausschuß es hierdurch zur öffentlihen Kunde, daß eine fernere Summe von 150,000 Mark Schl.-Holst., Courant in Kassenscheinen emittirt worden is, und zwar 50,0090 Mark im Kassenscheinen, welche auf 1 Thaler nach dem 14 Thalerfuß oder 40 Schillinge Schl.-Holst. Courant lauten und mit den Laufnummern von 12,001 bís 32,000 versehen sind, so wie 100,000 Mark in solchen, welche auf 4 Thaler nach dem 14 Thalerfuß, oder {0 Mark Schl.-Holst. Courant lauten und mit den Laufnummern 7001 bis 13,000 und Fol, a. Nr. 1 bis 4000 versehen sind,

Kiel, den 29, September 1848,

Der Ausschuß: : H. W. Baudissin. Müller, W. Hirschfeld. S Lon Lee, Liedemann

Die Frage über Verlegung der Landes - Versammlung nah Schleswig is weiter hinausgeshoben. Es kam heute zu feiner Ab= stimmung, da der bezüglihe Antrag (von Hr. Prien) zurückgezogen wurde, Man will zunächst die Aeußerung der provisorischen Regie= rung über diesen Gegenstand abwarten und bis dahin die Sibungen hier fortseßen. Diese werden in nächster Woche besonders die Städte= Orduung betreffen, worüber der (Lomité-Bericht jeßt gedruckt wird.

Rendsburg, 29. Sept. (Alt. Merk.) Die Königl. dänische Jmmediat - Kommission, die zur Zeit noch immer auf Alsen ihren Sig hat, hat ein Rundschreiben an alle Hebungé-Beamte in Sthles- wig- Holstein erlassen, in welchem sie diesen Beamten bei Strafe eige- nen Hastens untersagt, an die provisorische Regicrung Zahlungen zu leisten. Dieser Erlaß ist an die shleswig - holsteinische Regierung auf Gottorp gesandt worden, welche jedoch für gut befunden hat, die ganze Auflage an die provisorische Regierung einzusenden, wo sie ad acta gelegt worden ist.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 29, Sept, (O. P. A. Ztg.) Eben

trifft von Mailand nachstehenves Crwiederungsschreiben des Feldmar= hall Radebky auf eine von österreichishen Abgeordneten an diescn

ck „S 0l=-

Seine

Ravit,

L Adresse, der sih auch viele andere Mitglieder der National-'

ersammlung anschlossen, ein, Es lautet also: „An die österreithi=

sie mag aus höchstens 800"

hen Abgeordneten des hohen deutschen Reichstages. Meine Herren! Jh habe die Adresse vom 24. August erhalten, womit Sie mir Jhre Theilnahmsbezeugungen an den Siegen ausdrücten, die ich über die Frinde meines Kaisers und Vaterlandes durch meine brave Armee in denselben Gefilden erfohten habe, wo Deutschlands Adler so oft ihre Fittige entfalteten, Empfangen Sie den Ausdruck meines wärmsten Dankes , und seien Sie zugleich das Organ meines Dankes bei den übrigen deuts{en Abgeordneten , die ihre Theil- nahme mit der Jhrigen vereinigen wollten. Jh bin sehr stolz dar- auf, daß die Treue, Hingebung und Tapferkeit der österreichischen Armee nicht allein im österreichischen, sondern auch in vielen anderen deutschen Herzen cinen Wiederhall gefunden. Nicht als Eroberer, niht als Unterdrüdcker haben wir das Schwert gezogen, Wir thaten nichts, als unser gutes Recht vertheidigen. Nichts verhinderte uns, unserem Feind den Frieden in seiner Hauptstadt zu diftiren, aber wir machten in unserem Siegeslauf Halt an den Gränzmarken unseres

Rechts; wir wollten der Welt, wir wollten selbs unseren Feinden die |

Mäßigung erneuert zeigen, die Desterreich stets im Glücke, so wie seine Standhastigkeit im Unglücke, bewies. Wir bringen nihtDespotie, nicht Un= terdrückung den Völkern, sondern Freiheit, vielleicht mehr Freiheit, als sie zu ihrem Wohle ertragen können. Der deutshe Einfluß auf die Lombardei ist sehr alt, stets war sie ein Lehen des deutschen Reichs, und als solches ging sie an Oesterreichs erlauhtes Kaiserhaus über. Unse- ren Einfluß auf dieses Land ganz aufzugeben, wäre nicht alleiu ein Verrath an Oesterrei, es wäre ein Verrath an ganz Deutschland. An Sie, meiue Herren, richte ich diese Worte, die Deutschland berufen, seine Einheit, seine Weltstellung zu befestigen. Die Lombardei blühte in nie gesehenem Flor, und selbst das jeßt durch einige Aufwiegler zu hartnäcktigem Widerstand gereizte Venedig stieg unter Oesterreichs Scepter aus seinen- Ruinen empor, als man uns mitten im Frieden mit unerhörter Treulosigkeit überfiel , das Kreuz gegen uns predigte und der Name eines Deutschen hinreihte, um der {mählichsten, der {himpflihsten, der räuberishen Behandlung preisgegeben zu sein. Unsere Sache war zu gerecht, als daß Gott ihr den Sieg hätte versagen fönnen, Jch baue auf seinen ferneren Schub, ih rechne uicht allein auf Deutschlands Sympathieen, ich rechne auf seine Hülfe, wenn sie nothwendig werden sollte, denn ich

fämpfe hier nicht allein für Oesterreih, ih kämpfe für Deutschland |

und seine beleidigte Ehre. Empfangen Sie, meine Herren, und jeder ete Deutsche nochmals meinen wärmsten Dank; die Worte gewin- nen an Werth und Gewicht, die in der Stadt gesprochen worden, wo Deutschlands Kaiser einst ihre Weihe empfingen. Hauptquartier Mailand, am 21, September. (gez.) Radeh ky, Feldmarschall.“

E E Musland.

__Dessterreich. Mailand, 24, Sept. (A. Z.) Der allge- meine Glaube, daß in den Häusern noch viele Waffen und Kriegs- Munition verborgen, welche die Besißer, aus Furcht, dem Kriegsgericht zu verfallen, niht mehr auszuliefern wagen, hat die hiesige Militair= Regierung bewogen, abermals eine dreitägige Frist zur Auslieferung der Waffen zu bewilligen, Jeder, der nah Ablauf dieser Frist noch eine Schíeß- oder shneidende Waffe, Pulver 2c. zurückbehalten, soll im Entdeckungsfall (ohne Rücksiht des Standes oder der Anteceden- zien des Ueberführten) kfricgsrechtlich zum Tode verurtheilt und binnen 24 Stunden erschossen werden, Dieser Tagesbefehl ist vom Militair= Gouverneur, General Wimpffen, unterzeichnet uud an alle Straßen- Eckfen angeschlagen, Sieben Hinrichtungen beweisen den Ernst der Drohung, und hoffentlih werden in deren Folge bis zum 26sten viele Waffen wieder eingeliefert sein. Seit der Hinrichtung des un- glücklichen Beccarello haben wieder Verhastungen stattgefunden. Die Reihe des Erschießens tri wohl zunächst den Wirth von San Marco, der im Keller einige Tausend Patronen vergraben hatte.

Die heutigen Nachrichten der Allg. Zeitung aus Frankfurt erregen unter den hiesigen Deutschen die schmerzlihste Sensation.

Frankreich. National - Versammlung. Sihung vom 99, September, (Große militairische Vorsichts - Yaßregeln um das Sigungsgebäude herum. Die Zahl der Truppen zu Fuß und zu Pferd ist vermehrt, sogar Kanonen sind auf den inneren Hofräumen gufg-fahren. - Die Arbeiter, heißt es, wollen das Befreiungs- Dekret für Raspail mit Gewalt erzwingen. Kaum hatte Marrast um 125 Uhr die Sibung eröffnet, so sollte ein Vorfall dicht in der Nähe des Saales diese Befürchtung verstärken, Ein bekannter Publizist näherte sich näml:ch dem Repräsentanten Denjoy und sagte zu ihm: „Wenn

ihr binnen heute und drei Tagen den Raspail nit frei- gebt, so werden Euh 160,000 Proletarier zum Teufel jagen!“ Benjoy, erschrocken, theilte diese Drohung dem Präsidenten Marrast mit, der sofort Befehl gab, jenen

Publizisten zu verhaften. Antony Thourret deponirt eine Bitt-= {rift aus dem Var-Departement, welche das Militair-Ersaßwesen bei- behalten wissen möchte, Die V.rsammlung votirt demnächst eine MYil=- lion für das Gefängnißwesen. Jeßt schreitet sie zur Tages-Ordnung, nämli zur Verfassungs-Debatte, und zwar zu Artikel 28, der vom Wahlmodus der Repräsentanten handelt. Sie hat gestern entschieden, daz die Wahlen departementsweise und durh geheimes Skrutinium ge¡hehen sollen, Es fragt sih nur noch, ob die Wahl in der Depar= tements- (Kantous-) Hauptstadt erfolgen solle oder in jeder Ge- meinde. Ueber diesen leßteren Punkt i} die Diskussson eröffnet, Berard spricht für die Gemeinde. „Viele Bauern“', sagt er, bege= ben sich niht in die Hauptstadt ihres Kantons oder Departements, weil sie den Kandidaten ja doch nicht kennen. Sie“ sind gleichgültig. Diesem Jndifferentiomus muß vorgebeugt werden. Was würden die Arbeiter großer Städte, namentlich die Pariser, dazu sagen, wenn man sie außerhalb ihres Domizils, z. B. nah Versailles, zum Voti- ren schickte? warum soll der Landmann nicht dasselbe Reht haben, an seinem Wohnsiß zu stimmen? Die Furcht vor Lokalsinn und Orts= krieg is übertrieben. Freslon bekämpft den Antrag. Nur die re- trograde Partei wolle in der Gemeinde stimmen lassen, weil sie dort Herx sei und der Republif den Garaus machen könne. Sie möchte zu jedein Preise das verlorene Terrain wieder gewinnen. Die Furcht vor kom- munistishem Uebergewicht des Proletariats großer Städte sei grundlos. Dufaure: Jm Namen des Verfassungs-Ausschusses lese ih behufs Er- ledigung sämmtlicher Amendements folgende neue Fassung des Artikels vor: (Tiefe Stille.) „Die Repräsentantenwahl geschieht departe- mevtsmweise und durch geheimes Skrutinium. Die Wahl findet in der Hauptstadt des Kantons statt, nichtsdestoweniger könne der Wahl- fanton in Rüsicht auf Lokal-Verhältnisse nah Begutachtung des Ge- neral- Conseils des Departements in mehrere Wahlzirkel getheilt wer=- den.“ (Oho]! zur Linken. Sehr gut! zur Rechten.) Laroche ja c- quetin eilt auf die Redner-Bühne und erklärt , daß er gestern das Votum in der Gemeinde nur deshalb befürwortet habe, weil ihm daran liege, daß alle Bürger votiren. (Aha!) De \èze spricht lange, aber Niemand hört auf ihnz Alles ruft nah Schluß, Le - remboure wirft dem Präsidenten Marrast Parteilihkeit vor, wofür er zur Ordnung gerufen wird. Dufaure bekämpft den Antrag Berard’s, in der Gemeinde abstimmen zu lassen, Endlich

L man zur Abstimmung, und die Berard\che Gemeinde wir

mit 928 gegen 271 Stimmen verworfen, Bouvig-

803

nier nimmt nah - Verwerfung des Berardshen Amendements | das Wort und sagt, daß er JInterpellationen an das Ministerium wegen Jtalien rihten wolle, Die öffentlihe Meinung sci entrüstet | über die Langsamkeit und Hypokrisie der Diplomatie. ZJtaliens und | Frankreids Freiheit. stehe auf dem Spiele. Man werde in die Fe:h= | ler von 1831 zurüdckfallen. Lamoricière, Kriegs - Minister: Er protestire zunächst gegen den Ausdruck Hypokrisie, wenn er sich auf unsere Diplomatie beziehe. Auch sei der Augenbl1ck s{hlecht gewählt, weder Cavaignac noch Bastide seien anwesend. Er kenne die Ab- sichten Cavaignac's nicht, doch \chwebten Unterhandlungen ob, und er trage daher darauf an, zur Tagesordnung zu schreiten, Bouvig= nier: Nicht heute will i die Juterpellationen an die Regierung rih- ten. J verlange uur die Festseßung eines Tages, an dem dies ge- schehe. Die Ausflucht, daß diplomatische Unterhandlungen obschweben, fann man nicht länger gelten lassen, Ledru Rollin: Mitbürger! Wer einen Bli auf die Karte und in die Presse wirft, wird sich überzeugen, wie himmelweit die Politif der Republik jeßt von der Politik der provisorishen Regierung in Bezug auf Ftalien und Deutschland verschieden is. (Lärm.) Dieser Unterscbied fömmt von den verschiedeuen Verhaltungs - Befehlen an unsere Agenten. (Lärm. ) Diese Thatsache i} ernst. fann und wird auf unsere Zukunft, auf unsere Finanzen den größten Cin- fluß üben. Jch kann daher nicht begreifen, wie man unsere Jnter- pellationen ohne Weiteres mit der Entschuldigung abweisen will, daß Verhandlungen obshweben. Europa rüstet sich zum Kriege, und Jhr wollt die Diskussion unterdrücken! (Lärw.) Die Versamwlung be- schließt, zur Tagesordnung überzugehen, nämlih zu Artikel 28, Baze stellt den Antrag, ob nicht der Präfekt des Kantons die növ- thigen Anträge vor den General - Conseil bringen solle, wenn Zer- splitterurg der Wahlzirkel nöthig werde? Wird mit 441 gegen 355 Stimmen verworfen; tem General - Conseil bleibt die Juitiative. Emile Lecoux beantragt, die Ausnahme durh ein Wahlgeseß fest- zuseßen. Wird angenommen. Mortimer Ternaux schlägt einen Zusaß rücksichtlich der nöthigen Majorität für den Kandidaten vor. Fällt durch. Artifel 28 mit deu votirten Zusäßen E. Lecoux's ist endlich erledigt. Man schreitet zu Artikel 29, der die Kammer für drei Jahre ernennt und deren Erneuerung im Ganzen vorschreibt, Boussy beautragt vier Jahre Dauer und Erneuerung alle zwei Jahre. Verworfen. Artifel 29 angenommen. Die Sigung wird um 6 Uhr geschlossen.

Paris, 29, Sept, Auf das Gerücht hin, daß der betreffende Auss{uß der National = Versammlung die Anlage einer Hypotheken- bank, halb im Proudhonschen Sinne, beschlossen, ferner, daß eine Arbeiter -= Versammlung stattgefunden habe, um in Masse die Be- freiung Raspail’'s zu verlangen, stockten an der heutigen Börse alle Geschäfte, Je näher der Winter rückt, desto höher steigt die Zahl der Hausarmen. Jhre Zahl is sogar jeßt {hon so groß, daß der neue Stadtrath“ von Paris, die Unzulänglichkeit des aus der Staats= fasse bewilligten Almosens von sechs Millionen Franken einsehend, ein neues Anleihen zu kontrahiren beschlossen hat, Die Tilgung des- selben soll durch Steuer=Zuschüsse erfolgen. 4 ; Seit gestern liegen in sämmtlichen Mairie-Aemtern Tabellen aus, in welche si alle diejenigen Arbeiter einzusch1eiben haben, die nach Algerien auszuwandern wünschen. Die Aufforderungen sind vom 27. September datirt und vom Kriegs- Minister Lamoricière unuter-

Sie

zeichnet, Die Hauptbestimmungen darin lauten: 1) Die Aus- wanderer zerfallen in zwei Klassen, Felt-A:beiter und Hand= werker. 2) Den Handwerkern ist es erlaubt, s\{ch einzeln

im Mittelpunkt der Kolonie zu etabliren oder sich unter ein- ander zu assozüren. 3) Die Länder - Parzellcn können oder sollen eigentlih nur den Feld-Arbeitern abgetreten werden, indessen soll auch

den Handwerkern der Zutritt zum Eigenthum derselben zustehen, wenn sie sih innerhalb der ersten drei Jahre der Bebauung melden. 4) Die Besißtitel werden von den kommandirenden Generalen der Pro=- vinzen unter ministeri. ller Genehmigung ausgefertigt. 5) Das Ei- genthum. fann ohve unvorhergesehene Fälle feinem Dritten verkauft, verseßt oder hypothezirt werden. Während der beiden Tage vom 25. und 26. September betrug die Zahl der Einschreibungen in die algierishen Auswanderungs-Büreaus bercits über 6000. Eine Kom- mission, bestehend aus 7 Volksvertretern, 3 Maires, 2 Aerzten und Andere, sipt abwechselungsweise von Morgens 8 Uhr bis Nachts 11 Uhr, um die Papiere der Auswanderungelustigen zu prüfen, Die Einschiffung des ersten Trupps steht {hon am 5. oder 8 Ofkto= ber bevor.

Die österreihishen Geschäftsträger in London und Paris, von Koller und Thom, haben den Ministern Palmerston und Bastide die Antwortsnote des wiener Kabinets rüsihtlich der Vermittelungobe=- dingungen überreiht. Folgendes sollen die Hauptpunke derselben sein :. 1) Karl Albert's Feldzug gegen Oesterreich si durch kein inter- nationales Recht begründet, er könne also auh nicht den geringsten Auspruch Sardiniens auf die Lombardei rechtfertigen, 2) Oesterreich wolle im unverkümmerten Besiße der lombardish-venetianishen Staa- ten bleiben und rufe die B. stätigung der sieben Mächte an, welche den wiener Vertrag von 1815 unterzeichnet; indem Radeßky die Sar= dinier jenseits des Ticino zurückgetrieben, habe er genau den status quo, wie er vor der sardinishea Schilderhebung stattgefunden, wie- derhergestellt; dieser slatus quo liege dem Waffenstillstand, unter= zeichnet zu Mailand den 9, August, zum Grunde, 3) Die sranzösisch= englishe Vermittelung könne niht das Geringste an dem europäischen Gleichgewicht ändern, ohne die Mächte zuzuziehen, welhe die Ver= träge von 1815 unterschrieben, Dies vorausgeschickt, lade Oesterreich selbst zu einem Kongreß der europäishen Großmächte ein, um die Verfassung seinex lombardish - venctianishen Staaten festzustellen. Innsbruck werde, als auf halbem Wege zwischen Wien und Turin ge- legen, zum Versämmlungsort des Kongresses vorgeschlagen. Das russische Kabinet habe Oesterreich bereits in seinem Recht zu unterstützen sih erboten, aber Oesterreich wünsche die Theilnahme auch aller übrigen Mächte, welche die wiener Bundesskte unterzeichnet, und ganz beson- ders der italienishen Fürstenhäuser, denen deshalb ein Exemplar ‘dieser motivirten Antwortsnote zugeschickt worden sei.

Der spanische Gesandte, Herzog von Sotomayor, war bis jeßt noh niht im Stande, dem General Cavaignac seine Vollmachten zu überreichen, weil er an einem Gichtanfall leidet,

Die Assemblé Nationale sagt: „Man versichert uns mit Bestimmtheit, daß ein Handelsvertiag zwischen England und der nea- politanischen Regierung abgeschlossen worden is, Das Zustandekom- men dieses Vertrages allein entscheidet über das Schicksal der Jusel, da England nun wohl wissen wird, welhe Partei es zu ergreifen habe. Englands Jnteresse erfordert, daß die Jusel unter die Herrschaft des Königs von Neapel oder seines Sohnes zurückfehre, damit es die Vor- theile des Vertrages, dessen näheeen Jnhalt wir noch nicht kennen, Ee Es fragt sich demnach, welhe materiellen und politischen

ortheile wird Frankrei aus seiner Jutervention in Sicilien ziehen ?“

, Großbritanien und Jrland. London, 28. Sept. Die Nahricht von Lord J. Russell’s Abreise aus Schottland wird widerrufen. Der Minister befindet sich noch dort, und man erwar-

tet nit, daß seine Rückreise nah Dublin, um zu Clonmel als Zeuge | zu erscheinen, nothwendig sein werde, i

Die Lords der Admiralität haben der dubliner Dampfpaketboot- Gesellschaft den Kontrakt gekündigt, nah welhem sie bisher für

| 90090 Pfd. St. sährlih die Beförderung der Posten nah und von

Jrland besorgte. Die Regierung will künftig sämmtliche irländische Posten über Holyhead senden,

Der Graf von Syracuse (Prinz Leopold von Neapel, der sich lange hier aufhielt) hat London verlassen und is nach Jtalien und Malta zurückgekehrt,

Jn Jrland is der Zustand der Dinge ziemlich derselbe; die Aufrührer rotten sich noch immer haufenweise im Gebirge zusammen und entziehen sich ernstlichen Angriffen vou Seiten des Militairs unmer durch i ie Flucht. Jn Clonmel erregte vorgestern der Abmarsch einer bedeutenten Attheilung Militair und Polizei nah Carrick einige Unruhez diesclbe kehrte aber nah sechs Stunden mit 25 gefangenen Meuterern zurück, die man am Vorabend zwischen Carr:ck und Kil- macthomas bcwaffuet antraf und verhaftete. Sie sollen den- Plan gehabt haven, die JKichter zu Clonm.el mit Hülfe von Genossen zu überfallen und in die Berge zu s{leppen. Sie sißen jeßt zu Clonmel im Kerker. Bei Cappoquin (Limerick) wurde eine Ccempagnie Trup- pen, welche den Jusurgenten nachspürte, zwishen Bergen mit einem Steinbagel angegriffen, der mehrere Mann verwundete, Als das Militair sih gegen die Angreifer wendete, entflohen sie eiligst. Zu Kilkenny versuchten die Gefangenen aus dem Grafshafts-Gefängnisse auszubrechen, wurden aber ras in Ketten gelegt. Die Dubliner Zeitung enthält eine Proclamation, durch welche die einer Anzahl Personen in den Grafschasten Waterford, Limerick, Tipperary, Wicklow und Clare ertheilte E: laubniß zum Waffentragen zurückgenommen wird. Am 25sten ist von Cork das gesammte Geschwader Napier's, angeblich nah Portsmouth, abgesegelt.

Heute wurde von den Actionairen der Bank von England die Frage, ob die zu vertheilende Halbjahr=Dividende 32, wie der Di- reftorenhof vorgeschlagen hatte, oder 44 xCt. betragen solle, mit Stimmenmehrheit zu Gunsten des Direktorial - Antrages entschieden. Der Globe äußert, daß man an der Börse mit dieser Entscheidung zufrieden sei,

An der Börse übten heute Privatbriefe aus Frankreich und Deuschland, deren Jnhalt bezüglich des künftigen Ganges der politi- hen Ereignisse großes Mißtrauen verräth, im Vereine mit der gro=- pen Geschäftsflauheit auf die Fonds einen nachtheiligen Einfluß,

Es fällt auf, daß der französishe Gesandte de Beaumont öftere Besuche bei der angebli seit vorigem Jahre mit Herrn Guizot ge- trauten Fürstin Lieven macht,

Den näheren Berichten aus Ceylon zufolge, is der bereits er= wähnte dortige Aufstand niht ganz unbedeutend gewesen. Den An-= laß bot die Unzufriedenheit über tie Erseßung der aufgehobenen Zim- met-Ausfuhr-Steuer durch Abgaben von Feuergewehren, Hunden 2c. Der Ausstand zeigte sich hauptsäthlih in den Kaffee-Bezirken Korne= galle und Matelle, Die Jusurgenten wählten einen jungen Menschen, der ein Sprößling der alten Königin von Kandy is, zum König und drangen, 4000 Mann stark, in Kornegalle ein, wo sie mehrere Ge=- bäude zerstörten und andere Unordnung anricteten. Durch einz Ab-= theilung des Schügen-Negimeuts aus der Stadt vertrieben, zogen sie nah Matelle und richteten auch dort Verwüstungen an. Endlich, nachdem man ein größeres Truppen - Corps versammelt hatte, gelang es, die Insurgenten, welhe nicht unbedeutende Verluste erlitten, gänz= lih zu zerspreugen und die Ruhe herzustellen.

Der „Swordsish ‘““ bringt Nachrichten aus Pernambuco vom 17, August. Aus Brasilien selbst nihts Neues, Vom La Plata- Strome wird gemeldet, daß die Franzosen, wiewohl sie bekanntlich am 18. Juni die Blokade von Buenoë=-Ayres aufgehoben hatten, die Jusel Martin-Garcia noch im Besitz behielten.

Lissaboner Berihte vom 19. Sept. (pr. „Montrose““) sind niht von politishem Juteresse. Durch ein Dekret der Regierung sind den Juhabern von Obligationen der inländischen Schuld als eine Art von Entschädigung für die Nchtzahlung der Dividenden 3proz. Juscriptionen zum Belaufe von 25 pCt. dieser Dividenden bewilligt worden ; dieselben sollen später bei der Einlösung der Dividenden in Abzug gebracht werden. Von den Jnhabern der ausländischen Schuld is uicht die Nedez indeß heißt es, daß die Regierung zu ihren Gun= sten 100 Contos monatlich nach London zu remittiren gesonnen sei aus welchen Quellen, wird nicht gesagt. Dem Vernehmen nah hat Lord Palmerston sich geweigert, der vorgeshlagenen Revision des letz= ten Handels - Vertrages beizutreten, wenn nit zur Grundbedingung gemacht werde, daß kein einziges britisches Fabrifat durch Prohibitiv- Zolle von Portugal ausgeschlossen werde, Die portugiesisce Regie= rung beharrt indeß dabei, für diejenigen Fabrikate, welche auch in Portugal selbst erzeugt werden, cine Ausnahme statuiren zu wollen,

Schweiz, Zürich, 26. Sept. Die Eidgeusössische Zei- tung sagt: „Wir haben, bevor nun der Beshluß der Tagsaßung in der tessinishen Angelegenheit bekannt war, das Vertrauen in diese Be= hörde ausgesprochen , daß dieselbe mit Würde und mäßiger Beson-= nenheit handeln möge. Wir haben uns in diesem Vertrauen in kei= ner Weise getäuscht. Die Tagsabung hat die \chweizerishe Natio= nalwürde gewahrt, ohne sich unnüßer und unkluger Weise aufs hohe Roß zu segen. Beim ersten Anblick zwar sollte man glauben , daß ihr Beschluß nur der Ausdruck der Entrüstung über das barsche Ver= fahren des österreichischen Feldherrn sei, allein bei näherer Betrach= tung muß man sich sofort überzeugen , daß die Anordnungen der Tagsagung ebensowohl gegen die tessinishen Behörden , als gegen Rateßky gerichtet sind, Schon- der Umstand, daß man sih an das österreichische Kabinet in Wien wendet , scheint darauf hinzudeuten, daß man den Angaben der tessinischen Gesandtschaft nicht \o unbe- dingten Glauben geschenkt hat, als diese ansprechen zu können glau= ben mochte, sondern daß man thatsächlichen Aufschlüssen von Seiten des österreichischen Kabinets das Ohr nicht verschließen will. Noch deutlicher ergiebt sih die Richtigkeit unserer Auffassung aus der Ab= sendung eidgenössisher Commissaire und eidgenössisher Truppen nah dem Kanton Tessin, Die tessinishe Gesandtschaft hat au sofort in dieser Maßregel ein Mißtrauens = Votum erblicken zu müssen geglaubt. Und in der That dürfte dieselbe auch keinen an- deren Sinu haben, Würde man in tie Versicherungen der tessini- schen Behörden volles Vertrauen geseßt haben, so hätte wohl nichts näher gelegen, als die tessinischen Truppen unter eidgenössisches Kom- mando zu stellen und in eidgenössishen Dienst zu nehmen. Statt dessen {ickt man Bataillone aus weit entlegenen Kantonen, welche überdies am besten geeignet sein dürften, mit Unparteilichkeit den ihnen gewordenen Auftrag zu erfüllen. Eben so hat man wohl im Ernst mit der Aufstellung zweier Bataillone niht bezwecken können, dem General, der über 150,090 Mann verfügt, imponiren zu wol- lenz dazu wären in der That selbst die von Genf beantragten 30,000 Mann zu wenig zahlreich gewesen, sondern die Aufgabe dieser pen besteht offenbar darin, an der tesstnishen Gränze die und unbetheiligten Vermittler zwischen den italien l und den österreichischen Gränztruppen tr. pm poli se nen Augenblick, daß unsere Truppen diese E at uns- auch mít Nachdruck und Erfolg. wahren werden; L die Gesicenig det das dur Absendung eines 2e auen aüfri E Wir thei- ürcherishen Bevölkerung-ge|eßte i ae die Hoffnung, daß der Beschluß Ie BRRNIRng am Gs