1848 / 157 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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e B ung des Verfassungs - Gesezes ist aber vor Allem noth-

E Ds hängt Ruhe und Ordnung und Sicherheit des Rechts im Lande ab, ohne welche kein Wohlstand möglich is.

Wer die Verfassung nicht will, der will Geseßlosigfeit. L

Darum seid dankbar denen, die mit aller Kraft für die Beschleunigung der Verfassung wirken. E.

Seht nah Franksurt am Main! i

Auch dort berathen Cure Vertreter, was dem deutschen Volke Noth thut, von dem ja auch Preußen ein Theil ist. Auch dort hat man erkaunt, daß die schleunige Berathung der Verfassung vor Allem Noth thut. Daraus mögt JZhr entnehmen, daß keine andere Absicht das gleiche Streben der preußischett Nationalversammlung leitet, als die Sorge für das wahre Mohl des Landes.

‘Man sagt Euch :

daß nach Feststellung der Verfassung um- \o weniger Hoffnung für Euch sei, weil dann die Nation in zwei Kammern werde vertreten werten, deren erste, nur ans Bevorrechteten bestehend, nur den BVor- theil gleich Bevorrechteter fördern werde.

Aber diese hingeworfene Besorgniß ist ohne allen Grund. Denn voch

ist die Verfassung nicht festgestellt, und nach dem Entwurfe, welchen die |

Nationalversammlung vorgelegt hat, sollen Männer jeden Berufs, also auch Männer aus Eurer Mitte, in beiden Kammern mit demselben Rechte wie jeder Andere sien. Wird also eine erste Kammer gebildet, so werdet Jhr auch in dieser eine Stüße gerechter Ansprüche finden. Man sagt Euch : Die Staats-Regierung versäume, für Ever Wohl zu sorgen.

Aber schon in den ersten Wochen nah Eröffnung der National - Ver- |

sammlung wurden von Seiten des Ministeriums mit \chlesischen Deputirten die in Eurem Interesse zu treffenden geseulichen Maßregeln berathen, und bald darauf wurde ein Gesetz - Entwurf über die unentgeltliche Aufhebung verschiedener Lasten von der Staatsregierung an die National Versammlung gebracht. Auch jegt sind wieder Berathungen im Staats - Ministerium ge- pslogen worden, an denen ich selbst Theil genommen habe, auf welche Weise eine vollständige Aufhebung aller gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse am schleunigsten durchzuführen se1.

Man will Ench die Absichten des Ministeriums verdächtigen, weil scine Mitglieder dem alten Regiment angehörten.

Aber diescs Ministerium hat durch scinen Armeebefchl vom 23. Sep- tember den Beweis gegcben, daß cs keine Reaction wolle, und daß es, seinem Programm getreu, im Vereine mit der National - Versammlung, die Rechte und Freiheiten des ganzen Volkes, also auch die Euren, zu wahren und zu fördern entschlossen sei.

Man sagt Euch :

daß der König cinem Geseze, das gegen die Großen für Euch

günstig wäre, scine Genehmigung nicht ertheilen werde, und daß Er

Gesetzen, die cinstimmig von der National-Versammlung angenont-

men, die Bestätigung versage.

Aber erinnert Euch daran, daß es der unbeschränkte König war;, der vor 40 Jahren Euch aus der Crbunterthänigkeit befreite, und fragt Euch selbs, ob Ihr von dem constitutionellen König weniger Gerechtigkeit erwar- ten konnt,

Vernehmt, daß in derselben Zeit, wo man Euch vorspiegelt, der König werde dem Geseß über die persönliche Sicherheit die Genchmigung versagen, dieses Gesez {hon mit seiner Bestätigung publizirt worden ist.

Danach ermeßt, was Jhr von den Verdächtigungen zu halten habt, die man Euch fälschlich als begründet darstellt! Sie fallen zurück auf das Haupt der Verläumder!

Wer Krone und National-Versammlung grundlos verdächtigt, wer dem

Volke das Vertrzuen zu beiden fonstitutionellen Gewalten raubt, der is} des Volfes Feind und schändet die Nation! _ Erxinnert Euch daran, daß als Bürger des preußischen Staates der schlesische Landmann Theil genommen hai an den Wohlthaten ciner Gescigebung, welche seit einem Menscheualter die Nachbarländer vergeblich ersehnten, die ihnen jegt erst ihre Abgeordneten erkämpfen mußten.

Erinnert Euch daran! und die Gedanken alter Zeiten werden nicht den lañdesverräthezischen Wunsch in Euch erregen, Eure Vertreter möchten lie- ber zu Wien als in Berlin tagen!

Wahret Euch, daß nicht unter dem Vorwande, Euer Loos zu verbessern,

Jhr Euch hinreißen läßt in die rasende Verblendung einiger Wenigen, welche, feindlich dem constitutionellen Königthum, Euch benußen möchten, um audere Zwecke zu verfolgeu! : Seht nach Fraukfurt, seht nah Baden und Württemberg, wo in die- sen Tagen, aufgereizt von heuchelnden Volksfreunden, eine verbrecherische Zchaar gegen das Necht und den Willen der Gesammtheit der Nation mit den Waffen in der Hand den blutigen Kampf heraufbeschworen und shmach- voll, mit Meuchelmord besudelt, unterlegen hat,

Erkennt, daß ans der Zwietracht die wahre Freiheit nicht entsproßt, und lasset meine Friedensmahnung in Eure Herzen dringen!

Bedenket , daß der Staat jede gewaltsame Störung der Ordnung mit starker Hand niederzuhalten verpflichtet ist.

Nöthiget mich nicht, seine Gewalt gegen Euch anzurufen !

Jch würde meine Pflicht, wenn auh mit shwerem Herzen, mit aller Kraft erfüllen,

Breslau, den 29, September 1848.

Der Ober-Präsident der Provinz Schlesien P inder.“

Oesterreich. Wien, 5. Okt, (Wien. Ztg) Se. Maje- stät der Kaiser hat, durch die in Ungarn vorgefallenen neuesten Er- eiguisse veranlaßt, folgende Beschlüsse gefaßt:

Kont a11 P06 Verordnung Jch ernenne Meinen Feldzeugmeister und Capitain-Lieutenant der ungari- sen Leibgarde, Adam Freiherrn von Necsey von Necse, zu Meinem unga- me Minister - Präsidenten mit dem Auftrage, cin neues Ministerium zu bilden, Schönbrunn, am 3, Oktober 1848, Ferdinand. Adam Reccseyvy.

L Hu githe Verordnun unig. an die Vorsteher sämmtlicher ungarischer Jurisdictionen. af Nachdem vermöge Unseres hier angebogenen an den Landtag gerichteten Allergnädigsten Königl. Reseriptes das Königreich Ungarn insolange , als die gestörte Ordnung und der Friede nicht zurückgekehrt sein wird, unter die Kriegsgesehe gestellt is, befehle Jch Jhnen, daß Sie Unser vorerwähn- tes Kömgl. Resíript in den bei den verschiedenen Jurisdictionen gebräuch- lichen Sprachen bekannt machen lassen und Jhren amtlichen Vorgang unter strenger Verantwortung viesem gemäß einricßten. ; j

Schönbrunn, am 4, Oktober 1848,

Ferdinand. E Adam Recsey,

R R Reskript,

Bir Ferdinan er Erste, constituti i\ f reih 2c, Ungarns, des Großfürstenthums Siebenbarem 10 l Na: barländer Reichsbaronen, kirchlichen und weltlichen Wiürdenträ ien A naten und Repräsentanten , die auf dem von Uns in der Königl Kreistadt Pesth zusammenberufenen Reichstage versammelt sind, Unscr:n Gruß n fiaies Wah iwellen. L i a

Zu Unserem tiefen Schmerz ttnd Entrüstung hat das Reprä haus sich durch Ludwig Kossuth und seine Anhärget zu e A Rin feiten verleiten lassen, sogar mehrere ungeschlihe Beschlüsse gegen Unseren Königl, Willen zum Vollzuge gebracht, und neuerlich gegen dit Sendun des von Uns zur Herstellung des Friedens abgeordneten Kdnigl. Kommissäre Unserem Feldmarschall - Lieutenant Grafen Franz Lamberg, bevor derselbe uur Unsere Vollmacht vorzeigen konnte, am 27. September einen Beschluß efaßt, in Folge dessen dieser Unser Königl. Komniissär von einem wilden aufen auf öffentliher Straße mit Wuth angegriffen und auf die grauen- vollste Weise ermordet wurde. Unter diesen Umständen schen Wir Uns, Un- serer Königl, Pflicht zur Aufrechthaltung der Sicherheit und der Geseye ge-

A O folgende Anordnungen zu treffen und deren Vollziehung zu befehlen : i i /

__ Erstens. Lösen Wir hiermit den Reichstag auf, so, daß nah Ver- öffentlihung Unseres - gegenwärtigen Allerhöchsten Reskriptes derselbe also- gleich seine Sizungen zu fchließen hat,

Zweitens. Alle von Uns nicht sanctionirten Beschlüsse und Verord-

nungen des gegenwärtigen Reichstages erklären Wir í À

tig und ohne âlle Krast A für ungeseßlich, ungül-

Drittens. Unterordnen Wir dem Oberbefehle Unseres Croatien, Slavonien und Dalmatien, T èmari Gia Jo. seph Jellachich, hiermit alle in Ungarn und seinen Nebenländern, so wie in Siebenbürgen liegenden Truppen und bewaffneten Körper, von welch immer Gattung, gleichviel, ob diese aus Nationalgarden oder Freiwilligen bestehen,

Viertens. Bis dahín, wo der gestörte Friede und die Meru im Lande hergestellt sind, wird das Königreih Ungarn den Kriegsgeseßzen un- terworfen , daher den betreffenden Behörden die Abhaltung von Komitats- städtischen oder Distrikts-Congregationen civstweilen eingestellt wird. J __ _Fünftens. Unser Banus von Croatien, Slavonien und Dalmatien Joseph Baron Jellachich, wird hiermit als bevollmächtigter Commissair Un- serer Königlichen Majestät abgesendet, und ertheilen Wir ihm volle Macht und Wirksamkeit, damit er im Kreise der vollziehenden Gewalt die Befug- nisse ausübe, mit welchen er in gegenwärtigen außerordentlichen Umständen als Stellvertreter Unserer Königlichen Majestät begleitet ist.

__Jn Folge dieser Unserer Ällerhöchsten Bevoollmächtigung erklären Wir, daß all dasjenige , was der Banus von Croatien verordnen, verfügen, bc- schließen und befehlen wird, als mit Unserer Allerhöchsten Königl. Macht verordnet, verfügt, beschlossen und befohlen anzusehen ist; daher Wir auch allen firchlichen, Civil- und Militairbehörden, Beamten, Würdenträgern und Bewohnern, weß immer Standes und Ranges Unseres Königreichs Ungarn, Siebenbürgens und aller Nebenländer, hiermit Allergnädigst beschlen, daß fle den durch Baron Joseph Jellachich als Unseren bevollmächtigten Königl. Commissair unterschriebenen Befehlen in Allem cben so nachkommen und gehorchen, als sic Unserer Königl, Majestät zu gehoren verpflichtet sind.

Sech stens. Insbesondere tragen Wir Unserem Königl. Commissair anf, darüber zu wachen, daß gegen die Angreifer und Mörder Unseres Königl. Commissairs, Grafen Franz Lamberg, so wie gegen alle Urheber und Theilnehmer anu dieser empörenden Schandthat, nach der vollen Strenge der Geseße verfahren werde,

Siebentens, Die übrigen laufenden Geschäfte der Civil - Verwal- tung werden einstweilen von den den cinzelnen Ministerien zugewiesenen Beamten nach Vorschrift der Gesche geführt werden.

L Wie sofort die Einheit der Wahrung und Leitung der gemeinsamen Interessen der Gesammt - Monarchie auf bleibende Weise hergestellt, die gleiche Berechtigung aller Nationalitäten für immer gewährleistet, und auf dieser Grundlage die Wechselbeziehungen aller unter Unserer Krone verei- nigten Länder und Völker geordunct werden sollen, wird das Geeignete mit Zuziehung von Vertretern aller Theile berathen und im geseßlichen Wege festgestellt werden.

Gegeben zu Schönbrunn, den 3. Ofltober 1848.

Ferdinand. __ Adam Recscy, Minister Präsident.

Laut gestriger Kundmachung ist eine ueue Scheidemünze von 2 und 6 Kreuzerstücken in Umlauf gebracht worden. Erstere sind von Kupfer und die lehteren von Silber, nah dem Gehalte von 228 S tück per wiener Mark ausgeprägt, welche demnach 28 Fl. 48 Kr. C. M. auf die wiener Mark geben. Zur Erleichterung der Um- wechselung wind“ diese neue Scheidemünze dem kleineren Verkehr sehr zu statten kommen.

Da in Folge des von Sciten der ungarischen Regierung ergan- genen Verbots die Brücke in Preßburg für die Durchfahrt der Dampf- schiffe nicht geöffnet werden darf, so sind die Fahrten von hier ab- wärts nach Preßburg eingestellt worden, Die Reisenden müssen sich nu1 bis Preßburg der Eisenbahn bediencn.

Einer gestern hier eingegangenen Staffetten - Nachricht zufolge ist ein 8000 Mann starkes Corps Kroaten in Raab eingerückt. Das Journ. des Oest. Lloyd theilt hierüber nah einem Schrei- ben aus Raab Folgendes mit: „Cin Theil des kroatischen Heeres, und zwar vom linkeu Flügel, im Ganzen 6 8000 Mann stark, rücte gestern (am 3ten) Nachmittag, wahrscheinlich in Folge der

schon befaunten Niederlagé des ‘linken Flügels vom Heere des Jel-

lahih, über Kis-Bér, einer Besißung der Grafen Casimir und Bat- thyany, gegen Raab, und zog um 12 Uhr in die Stadt cin. Der

Befehlshaber derselben, welchen man für Jellachich selbst hielt (was aber uiht wahrscheinlich is), legte der Stadt eime Kriegs-Contiibu- t‘onssteuecr von 60,000 Laib Brod, 700 Eimer Wein, 300 Ctr. Rindfleisch, 1200 Meben Hafer und 30,00) Gulden C. M. auf, welche von den Behörden, da gar keine ungarischen Truppen in der Stadt lagen, mit ctwas saurer Miene augenblicklih bewilligt wur- den. Dagegen erhob sich zu gleicher Zeit in Wieselburg und de Umgegend in zahlreichen Massen der Landsturm und rückte gegen die Stadt, so daß man noch heute einen Angriff gegen die eingerückten Kroaten erwartet, Lie Jellachihshen Truppen waren nah diesem Berickte des Augenzeugen keinesweges in einem militairisch- geordne- ten Zustande.“

Die neuen Bricse aus Pesth schildern den dortigen Zustand und die Stimmung als schr betrübend. Alle Läden sind geschlossen, jeder Verkehr i} unterbroche!, die Nationalgarde steht fortwährend unter den Waffen, und es herrscht dort große Bestürzung.

Triest, 2, Oft. (Allg. Oest. Ztg.) Das nordamerikanische Schraubeudampfshi} „„Princeton““, die englische Fregatte „Spar- tan“ und die englische Brigg „Arlequin““ haben unsere Rhede ver- lassen; der erstere geht nah seiner Heimat, dünfte aber auch noch Venedig berühren, die leßteren sc-lugen die Richtung nah Venedig und Ancona ein, wosür sie ohnedics die Quasi-Postschiffe geworden sind, Der Stand der Kriegsschiffe vor Triest is nun folgender : Franzosen : das Dampfschiff „Brassta“ und die Fregatte „Psyche‘"; Eng- länber : die Dampsfregatte „Locust‘‘z Oesterreicher : die Dmpfschiffe „Vulo cano‘’ und „Maria Dorothea‘’, die Korvette „Hecate““, eine Goelette und mehrere Penichen.

Bayern. München, 3. Oft. (Münch. Ztg.) Der Kriegs- Minister von Weishaupt is von seinem Urlaub zurückgekehrt und hat mit dem 1. Oktober das Portefeuille wieder übernommen.

Gestern hatte die erste Versammlung des Kongresses der Aerzte Bayerns im Gasthof zur blauen Traube statt. Jhre Aufgabe ist die Reform ter bayerischen Medizinal-Verfassung. Die acht Kreise sind dur Abgeordnete mit Stimmrecht vertreten; es können an den Sd aber au andere, als die kommittirten Aerzte Anthcil nehmen.

Morgen verläßt Prinz Adalbert, jüngster Sohn Sr. Majestät des Königs Ludwig, die Hauptstadt, um eine Reise nach England an- zutreten, wobei derselbe seinen Rückweg über Portugal, Spanien und Frankreih nehmen wird. Jn seiner Begleitung sind der Adjutant Oberlieutenant Freiherr von Ow und der Hauptmann Graf Latosée.

Dem Reichs- Commissair Grafen Keller in Baden is bayerischer- seits der Regierungs - Direktor Schubert in Würzburg, derzeit Ab- geordneter zur deutschen National-Versammlung, als Civil-Spezial- Commissair behufs der Vollziehung der nöthigen Requisitionen in Bayern beigegeben worden.

Badenu. Freiburg, 3, Okt, (Karlsr. Ztg.) Von Sei-

ten der hiesigen Kreis - Regierung ist fol Erlaß an i Aemter erging: Regierung is folgender Erlaß an sämmtliche Das Reichs-Kriegs=-Ministerium hat ih, in Ermangelung eines für 10s gesammte deutsche Heer gültigen Baipflogungd=Neglemonis, s M gefunden, zu bestimmen, daß diejenigen deutschen Truppen, e welchen das bei Freiburg- aufzustellende Beobachtungs-Corps ge- ildet wird, vorerst die landesübliche Quartier-Verpflegung, so wie das ganze Bedürfniß an Fourage, von den betreffenden Bundesländern geliefert erhalten, daß aber für alle an diese Truppen erfolgenden Leistungen

an Verpflegungs-, Transport- und sonstigen Bedürfnissen von den Em- e eigen ausgestellt werden, deren Liquidirung \pa- teren Verhandlungen vorbehalten bleibt. Das Amt hat dieses sämmt- lichen Gemeinderäthen seines Bezirks mit der Auflage zu eröffacn, die nah Art. 24 der Verordnuug vom 21, Dezember 1844 vom Militair auszustellenden Bescheinigungen wohl zu verwahren. Obige Bestimmungen finden, wie sich von selbst versteht, feine Anwendung auf diejenigen Gemeinden, deren militairishe Beseßung in Folge eines darin ausgebrochenen Aufruhrs nöthig geworden isstz diese haben die Kosten der Beseßung zu tragen, Dem Amte geht die nöthige Anzahl von Exemplaren dieser Versügung zux Eröffnung an die Gemeinden zu. von Marschall,“

Freiburg, 1. Oft. Täglich werden hier noch gefangene Frei- scbärler eingebrachbt. Die Bauern im Oberlande machen förmlich „Zagd auf dicselben und liefern sie an die Militair-Behörden ab. Diesen Nachmittag wurden wieder 22, zwei und zwei an einander gebunden, in die Stadt geführt; uuter ihnen befand sih der repu-

blikfanische „Stadt-Kommandant““ von Müllheim, Breitenstein.

Konstanz, 30. Sept. (Karlsr. Ztg.) Gestern Vormittag is eiu Theil des österreichischen Regiments „Wellington“ von Bre- genz auf zwei Dampf- und eben so vielen Schlepp\chiffen mit dem Stab des Regiments hier anzekommen. Fast die ganze hiesige Be= völfeiung stand an dem Hafen, denn diesc shönen Truppen wurden hier mit großer Freude empfangen und gastlich bewirthet, Nachmit- tags traf noch eine zweite Abtheilung ein. Erstere ist noch an dem- selben Tage und diese leßtere heute in der Frühe um 7 Uhr nah Rc- dolfzell und Stekach aufgebrochen.

Hohenzollern-Sigmaringen, Sigmaringen, 2. Oft. (Schwäb. Merk.) Das peinliche Gefühl des Unmuthes und der Niedergeschlagenheit hat der fieberhaften Aufregung Plaz gemacht, und schon zeigen sih die Folgen des unbefonnenen Schrittes, Von allen Seiten nähert sich Militair, mehrere bürgerliche Mitglieder des Sicherheitsaussckusses haben ihren Austritt angezeigt, und gegen die dabei betheiligten Beamten und Offiziere foll die Diensientlassung und Landesverweisung bereits ve: fügt sein; gegen Würth erwartet man stündlich einen Verhaftsbefchl, wenn ihn nicht die neueste Be- \{lußfa}sung der National-Versammlung (Würth wurde cinige Tage vor dem Losshlagen mit groß r Majorität au des ausgetretenen Sprißlezs Stelle nah Frankfurt gewähli) vor dieser Maßregel {Üüßk. Die Regierung, welche übrigens noch nicht zurückgekehrt ist, scheint mit großer Strenge einschreiten zu wollen.

Lübeck. Lübcck, 3. Okt. (Wes. Ztg.) Heute ist Herr elder, Gesandter der deutshen Centralgewalt am \chwedis{chen Hose,

auf dem „Gauthiod““ von Stocholm hier angekommen.

MuslanD.

Hesterreich. Pesth, 2. Okt, (Bresl. Zkg.) Gestern hatte troß des abgeschlossenen Wasffenstillstandes ein theilweise1 Kampf statt. Jellachih wollte nämlich jeine Positionen ändern, was aber die Unsrigen in cinem mörderishen Gefecht verhinderten. Jeliachich soll sich etwas zurückgezogen haben. . E

Jn dem Lager wurden gestern die beiden Brüder Grafen BDedön und Eugen Zichy als Verräther gehenkt. Man hat bei ihnen ver- rätherishe Verbindungen mit Jellachich entdeckt. Bei dem Ersteren fand man auch Briefe von der Erzherzogin Sophie. Er war mit dem Fürsten Metternich verschwägert. : : :

Der Kriegs - Minister Meßaros war gestern hicr. Er brachte aus dem Lager bci St. Thomas 6000 Maun mit sih und ging heute ins Lager bei Martonvasar, 4 Stunden von hier, ab. 15,000 Bauern treffen heute ebenfalls dort cin. Der Landsturm wird heute auch in unserer Doppelstadt organisirt. Aus den slovalischen Komi- taten hat man die bestimmte Nachricht erhalten, daß die dortigen panslavistishen Unruhen bereits gänzlich niedergedrückt stnd. Der Graf Zay hat es mit starker Hand gethan. Gestern wurde hier eine schr bedeutende Baarsumme konfiszirt, welche aus Wien dem Jellachich zugesendet worden.

Jn Folge des Beschlusses der gestrigen National - Versammlung wurde heute nachstehende Proclamation angeschlagen :

„Mitbürger! Das unter dem Befehle des abtrünnigen Jellachich stehende feindliche kroatische Lager is troy der tapferen Gegenwehr unserer Armee bis Martonvaser vorgerückt, Die Staatsrechte unseres geliebten Vater- landes, der heimische Heerd der städtischen Bürgerschaft und all jenes, was dem Vaterlandskinde heilig is, schwebt in Gefahr. Mitbürger! Jett ist's an der Zeit, daß wir unsere muthig begeisterte und entschlossene Armee aus oollen Kräften unterstüßen und dic Vernichtung des Feindes fördern. Der Hauptstadt des Landes werde der Ruhm zu Theil, daß sie durch massen- haftes und furhtbares Auftreten dem zweifelhaften Kampf zu (Gunsten des Baterlandes einen Ausschlag gebe und so zur Rettung der bedrohten Frei- heit und des Wohlstandes, ihrem großartigen Berufe gemäß, bethciligt werde, Ursache dessen hat die unterzeichnete Behörde beschlossen: daß Pesth's sämmtliche waffenfähige Männer ohne Ausnahme heute in Masse zur Vertheidigung des Vaterlandes sich begeben sollen; um dics zu bewerk- stelligen und den Landsturm ordnen zu können, wird Folgendes festgeseßt: 1) Aller Handel und jedes Geschäft wi.d nah Maßgabe der sich entwickeln- den Umstände längstens auf acht Tage, als bis zur Zurückkunft des be- waffneten Volkes, eingestellt, 2) Jst jeder Mensch mit allen wasfenfähigen Mitgliedern seiner Familien und im Allgemeinen mit seinen sämmllichen (Behuülfen am bestimmten Orte wegen Ausmarsch in das Lager verpflichtet, zu erschcinen, 3) Jedweder soll auf zwei Tage mit Lebensmitteln und der es im Stande is, mit was immer für Waffen sich versehend, erscheinen, Sämmtliche Hauswirthe werden für zwei Tage ihre Gehülfen mit Lebens- mitteln versehen; zur Ausfolgung der Lebensmittel sür Jedermann, so wic die Unbewaffnetcn zu bewaffnen, wird die Behörde besorgt sein. Heute wird zur gewissen Zeit Reveille geschlagen ; alsdanu hat das sämmtliche waffensähige Volk gerüstet auf folgenden Sammelpläßen zu erscheinen, ins- besondere die National-Garde-Batailloue. Das dritte Bataillon auf dem großen Marktplaß, das vicrte Bataillon auf dem Josephs-Plate, das fünfte Bataillon nächst dem Museums-Gebäude bei dem Kunecwalderschen Hause, das scchste Bataillon rüwäris der Karl- oder großen Kaserne auf der Landstraße. Diesen werden sich sämmtliche waffenfähige Einwohncr der Stadt ohne Ausnahmc anschließen, und zwar die Leopoldstädter dem Aten, Die innercn Städter dem ten, die Joseph- und Franzstädter dem ten, die T heresienstädter aber dem 6ten Bataillon. Nachdem der auf diese Weise geordnete Landsturm auf den bestimmten Plägen Nan, wre die sämmtliche Einwohnerschast in Masse versammelt , M unter Lettung ihrer Anführer aufbrehen. Pesth, am 2. Oktober 1848, Die städtische Behörde.“ I iele T S2 1) Ai

Diese Proclamation hat natürli s E ausen e in die Waffen

, ie Jung, Reich wic Arm eilt in die Reihen der getrieben, und Alt wie g, Sal C 1 D Landesvertheidiger. Von der Nationalgarde werden jedoch einige Compagnieen zur Aufrechthaltung der Ordrung und öffentlichen Si-- cherheit zurüdbleiben. Vom Kriegéschauplape nihts Neues, als daß Ban Jellachih einen, Aufruf an unsere Offiziere erließ, des Jnhalts, daß sie zu ihrer Pflicht, das heißt, zu sciner ahne zurückehren sollen,

Halb 2 Uhr Nachmittags, Es herrscht gränzenlose Ver- wirrung. Gestern Nachmittag war Volksversammlung unter dem

räsidium der Stadt-Behörde. Es wurde beschlossen, daß heute die affenfähigen in Masse dem Feiude entgegen marschiren sollen, was

in diesem Augenblicke auch wirklih geschieht. Sämmtliche Läden müssen auf Befehl geschlossen bleiben. Unaufhörlih wirbelt der Ge- neralmarsh durch die Straßen. Gegen die Wiener herrscht die größte Erbitterung, so wie überhaupt eine wahrhaft tigerartige Wuth in den untersten und gewissen anderen Sichten der Gesellschaft. Das Mißtrauen is auf das Aeußerste gestiegen - daher jeder Fremde in größter Gefahr {webt. Alle Wohlhabenden sind bereits geflüch- tet, Heute gehen viele Tausend Profklamationen 11 froatisher Sprache ins feindlihe Lager, um die Kroaten zur Niederlegung der Waffen und zum Frieden zu bringen, Der Banus soll sich gegen Mor und Dotis gezogen haben. Der Zuzug der Bauern dauert unaufhörlich fort, is aber nicht auffallend zahlrei.

Abc uds. Es herrscht Anarchie im höchsten Grade. Der Ba- nus stand in Martonvasar; die Waffenruhe soll bis gesteru Abends 6 Uhr fortdauern, Ju der Umgegend von Pesth sind die Straßen mit Landstürmern, die nah Pesth eilen, bedeckt, Das Flüchten aus Ofen, Pesth und Preßburg nah Mähren und gegen die Gränze dauert ununterbrochen sort.

National - Versammlung. Sißung vom ¡. Oftober. Anfang 12; Uhr. Präsident Marrast. Laissac, fi Montpellier gewählt, wird zugelaj/en. Die Versammlung schreitet dann zu der seit einigen Tagen unterbrochenen Verfassungs - Debatte. Sie war bis zum 30jten Artifel vorgerückt, hatte jedoch die Artikel 97 und 28 nochmals an den Verfassungs - Ausschuß zurückgewiesen. Diese beiden Artifel handeln von den Unzulässigkeiten oder soge- nannten Inkompatibilitäten, zu denen cine Menge Anträge gestellt worden waren, die alle dem Verfassungs - Ausshuß zur Begutach- tung und respektive Verschmelzung zugeschickt wurden. Martin von Straßburg besteigt die Reduerbühne, um diesen Bericht abzustatten. „D. x Ausschuß“, sagt er, „schlägt Jhnen vor, den Artikel 28 also zu fassen: „Zwischen der Eigenschaft eines Volksverireters und der eines vom Staate bezahlten und nah Willkür abseßbaren Beam- ten herrsht Unverträglichkfeit. Kein Mitglied der National - Ver- sawmlung fann während der Dauer der Legislatur zu jol- hen öffentlichen und bezahlten Stellen weder ernannt, noch er- hoben werden, welhe von dem Chef der Exckutivgewalt vergeben werden. Von dieser Bestimmung sind ausgenommen: 1) die Mini- ster, 2) die Unter-Staats-Secretaire, 3) der General-Prokurator des (Cafsations- Tribunals, 4) der General-Prokurato- des Appellhofes, 5) der Scine-Präfekt, 6) der Polizei-Präfekt von Paris, 7) der Com- mandeur der National-Garde, §8) die mit diplomatischen Posten brauf- tragten Repräsentanten.“ Eine lange Tisfussion entspinnt sih über diese neue Redaction. Ein Antrag Boussi’s auf radikale Aus= \chließung aller Beamten aus der Kammer wird mit 548 gegen 198 Stimmen verworfen. Flandin will auch die Notare, Advoka- ten, Mediziner ausgeschlossen wissen. Alle diese Leute taug- ten zu Veolksvertretern nichts, sie scien bezahlten Beamten gleichzustellen und lebten vom Gelde. (Große Aufregung auf der Rechten und im Centrum.) Man ruft: Das hieße ja die ganze Gesellschaft wahlunfähig erklären! Endlich wird zum Votum über den Artikel 28, wie er vom Verfassungs- Ausschusse durch Martin vor- gelesen worden, geschritten. Zahl der Stimm. nden 744; dafür 6073 dagegen 107. Ler Artikel ist also angenommen. (Bewegung.) Jn- mittelst meldet Marrast das Resultat der Vice - Präsidenten- Wahlen für den Ofteber. Es bleiben dieselben Personen. Artikel 29 und 30 (lehterer mit wenigen Aenderungen) waren schon am Freitag augenommen, Artikel 31: „Die Repäsentanten sind stets wieder wählbar.“ Angenommen. Artikel 32: „Die Mitglieder der National - Versammlung sind Vertreter niht des Departements, das sie wählte, sondern von ganz Frankreich.“ Angenommen. Arti- fel 33: „Sie können kein imperatives Mandat erhalten.“ Angenom- inen. Artikel 34: „Die Volksrepräsentanten sind unverleblih. Sie dürfen weder verfolgt, noch angeklagt, noch verurtheilt wer= den für die Meinungen, die sie im Schoße der National- Bersammlung aussprechen.“ Angenommen. Artikel 35 : „Sie fönnen in Kriminalsahen niht verhastet werden, es sei denu guf frischer That, uo gerichtlich verfolgt, es sei denn mit Ge- nehmigung der Versammlung.“ „Die fsrishe That ist sofort der Versammlung zu berichten, welche darüber zu entscheiden hat.“ An=- genonmen mit leßterem Zusage. Aitifel 36: „Jeder Volksvcrtreter erhält cine Entschädigung, auf die er nicht verzichten darf.“ Morin beantragt die Streichung jeder Entschädigung. Dufaure bekämpft in, Der Artikel wird in seiner ursprünglichen Gestalt augenommen. Die Didten von 25 Franken sind somit beibehalten. Artikel 37 : „Die Sipungen sind öffentlich. Doch kann sich dic Versammlung in cin geheimes Comité veaiwandeln, wenn es die vom Reglement vor= geschriebene Zahl verlangt.“ Angenommen. Artikel 38: „Die Hälfte der Mitglieder und eines darüber sind nöthig zu reh'sgülti- gen Voten.‘ Ängenou.men. Artikel 39 (Dringlichkeits - Erklärungen betreffend) ebenfalls augenommen. Artikel 40 auf morgen verscho- ben, Die Versammlung geht um 6 Uhr aus einander.

National-Versammlung. Jun der heutigen Sihung der National-Versammlung wurde die Berathung über den Dekfretentwurf wegen des landwirthscaftlihen Unterrichts fortgeseßt. Die Art, 2 bis 22 wurden nah einer ziemlich langen und für das Ausland kein Jut resse darbietenden Debatte, in dereu Verlaufe fast alle vorgeschla- genen Amendements und Zusäße verwo1fen wurden, von der Ver- sammlung der Reihe nah genehniigt und hierauf der ganze Dekrcet- entw mit 579 gegen 100 Stimmen angenommen. Durch Art. 2 wird festgeseßt, daß der landwirthschaftliche Unterricht in scinen ver- schiedenen Abstusungen auf Staatskosten ertheilt weiden soll.

Paris, 4, Oft. Jm heutigen Moniteur liest man: „Die Organe ber Presse nehmen täglich mit einem, zum wenigsten gesagt, unüberlegten Vertrauen die verdächtigsten und unbegründetsten Be- richte über die Verhält;.isse zwischen der französishen Regierung und den auswärtigen Mächten auf. So haben mehrere Blätter auf die sehr streitige Glaubwürdigkeit eines italienischen Journals die ganz und gar entstellten näheren Einzelheiten “einer zwischen dem Botschaf= tcr Frankreihs zu Rom und dem heiligen Vater gepflogenen Unter- redung aufgenommen. Man darf über dic Ungewissenhastigkcit solcher Erzählungen nicht erstaunen, wenn man weiß, wie vielfach sie erst im Geflatsh von Mund zu Mund gehen, che sie zur Oeffentlichk.it ge- langen.“ Ferner: „Die Gerüchte, die man rücksichtlich des Orts, an welchem die italienishen Angelegeuheiten verhandelt werden soll. n, verbreitet hat, sind voreilig. Der Sih dieser Konferenzen ist noch nicht bestimmt, und in jedem Falle„ist es gewiß, daß Junsbruck dafür nicht gewählt wird.“

Die neueste Post aus Jtalien meldct, in Genua sei der Volks- sturm losgebrohen und am 29. September die Republik preflamirt worden, und der König von Neapel habe die Vermittelung Frank- reichs in den sicilianishen Angelegenheiten abgewiesen.

Herr Savoye, bisheriger Vertreter der französishen Republik in Frankfart, is hierher zurückgekehrt.

Die Verzweiflung der hiesigen Kapitalisten wächst mit jedem Tage. Einer derselben, Herr Ch. Devaux, hat ihnen vorausgesagt, daß sich die Staatskasse s{chwerlich die 300 Millionen verschaffen könne, die ihr für 1848—49, aber-unvorhergesehenen Fälle abgerechnet, feh- len, und daß Herr Goudchaux si gezwungen sehen werde, in Eng- land Geld zu borgenz aber auch dieses Anleihen würde nicht ausrei-

Frankreich.

825 chen, und man würde bald zu der verhaßten Progressivsteuer seine Zuflucht nehmen müssen. Die jüngstea Beschlüsse des Finanzaus- schusses, die namentlich an der gestrigen Börse stark besprochen wurde, erregen daher das größte Aussehen. Der Finanzauss{uß der Natio- nalversammlung hat nämli einen Bericht über das abgeänderte Einnahmen - und Ausgaben-Budget für 1848 übergeben. Der sür das Jahr eröffnete Gesammtkredit betrug 1,836,849,915 Fr.; die Regierung s{lägt vor, ihn auf 1,781,372,486 Fr. herabzuseßen, das Comité aber will ihn auf 1,776,035,277 dr. ermäßigt wissen. Die Einnabmen sind, die Reserve des Tilgungs-Fonds eingerechnet, auf nur 1,467,662,818 Fr. veranschlagt, so daß das Defizit demuach 300 Millionen übersteigen wird. Die drei abgeschlossenen Anleihen werdeu dasselbe zwar decken, aber für 1849 wird davon fast nichts übrig bleiben. Bri den Budgets für den Kneg, die Marine und die öffentliheu Arbeiten hat das Finanz=- Comité keine Ermäßigung vorgeschlagen; das Kriegs-Budget bleibt demnach auf 432,254,724 Fr. festgeseßt, was fast 208 Millionen mehr beträgt, als im vorigen Jahre. Der Effektrio-Bestand des Heeres wird sich am Schlusse

dieses Jahres auf 502,715 Mann und 100,295 Pferde belaufen. |

Das vom Comité angewandte Ersparungs - System trifft fast aus- {licßlich den allgemeinen Dienst des Auswärtigen, des Junern und der Justiz. Jnsbesondere sind dic Gehälter der Gesaudten selir bedeu- tend herabgeseßt worden z; so soll fünftig der Gesandte in St. Petersburg 120,000 ftatt 300/000, in London 150000 Patt 300,000 Fr. be- zichen. Auch den Gehalt der Präfekten hat das Comité zum Theil ansehulih ermäßigt. Die Herren Türck und Prudhomme wollen Frankreih durch Auegabe von Hypothekenbons zu 50, 100, 200, 500 und 1000 Fr., denen man Zwangs Cours bew:lligen solle, vor cinem Bankerott bewxhren. Auf diesc Weise fönne man sich 2 Milliardeu verschaffen. Herr Goudchaux bestieg gestern Abend die Tribüne der National-Versammlung und sagte, die Gährung, die dieser Vorschlag in der Geldwelt beivorrufe, sei sv groß, daß ei auf dessen baldige Eiletigung dringen müsse. Die Versammlung hat beschlossen, ihn nächsten Montag zu diezfutiren. j

Cabrera soll, nah Blättern von Marseille, in Perpignan ange fommen sein. Die Schaaren, heißt cs, dic sih ihm anugeschlosscn, seien wüthend gegen ihn; man sage, er habe die Sache des Grafen von Moutemolin verrathen und werde von der Königin von Spanien cineu bedeutenden Posten im Heere erhalten. Jn Patis, meint man, diese Nachrichten der mazseiller Blätter schicnen noch schr der Besta- tigung zu bedürsen. Dieselben Blätter sprechen sogar schou von dem Abschlusse einer zweiten Convention von Vergara.

Großbritanien und Jrland., Loudon, 3. Olt. Je Majestät die Königin der Belgici ist gestern Morgen in D over an- gekommen und vou doit nach Claremont abgegangen.

Statt des Prinzen Georg von Cambiidge, der mit Urlgub nach England gegangen is, hat General Wemys den Befehl der dublincr Besaßuug übernommeu.

Aus Dublin wird unterm 30, September gemeldet, daß die zur Abwendung des Verkauss dor Verséhnungshalle nötbigen Gelder nicht zusammengekommen waren, und daß mau daher ühereingelom- men war, Tas bisherige Eigentbum des Repealvereins sammt Mobi- lar, Bibliothek 2c. öff: ntlih versteigern zu lassen. Zuerst sollte die aus mehreren tausend Bänden bestehende Biöliothck unter den Hammer kom- men. Die Journale geben ausführliche Berichte über die Art, wie Do- henv, einer der Führer des Aufstandes, seine Flucht nach Havre bewerkstel-

die Kohlen sogar an der Oberfläche hervor. An Arbeitern is Mau= gel. Der Arbcitslohn beträgt 26 bis 27 Schilling die Woche, und mit 6 bis 7 Schilling fann ein Arbeiter dort leben. Die Cingebor= nen sterben aus, indem die europäische Kultur sie s{chwäht. Selbst vermögende Familien wandern von England uach Neuseeland aus.

Die Gesundheits - Behörde hat zwei Aerzte nah dem Festlande abgeshickt , um dort über die Cholera an Ort und Stelle Untersu- hangen anzustellen. Jeder empfängt als Kosten-Vergütigung täglih 2 Guinecn.

Die ncueu Shcriffs für London und Middlesex leisteten heute ihren Amtseid.

Heute w:den vom Central Kriminalgerichte wieder 14 der au- geflagtcu Chaitisien, und zwar 13 zu zwei Jahren G. fängniß, einer aber zu lebere!ängliher Deportation verurtheilt.

Prinz Waldemar von Preußen hat an Lord Hardinge einen gol- denen Becher als Geschenk für das jeßt zu Dover liegende 50ste Regimeut übershickt, in welchem der Prinz in Jndien als Freiwilli- ger diente,

Lord J. Russell befindet sich noch in Schottland auf Besuch bei dem Herzoge von Jnverary.

Niederlande. Amsterdam, 3. Oft. (Amstd. Handl. Bl.) Jun diesem Augenblicke haben in der verdoppelten zweiten Kammer die Berathschlagungen über die zwölf Geset- Entwürfe, welche die Revidirung des Staats - Grundgeseßes bezwecken , begon- nen. Aus dem alle emeinen Bericht, welcher von dcr Kommission zur Begutochtung über diesen Entwurf erstattet worden is, geht hervor, daß die große Mehrheit der Kammer über die Hauptpunkte mit der Regierung einstimmig denkt, daß man jedoch Aufflärungen und Erläu- terungen verlangt, welche für die Annahme und Ausführung der grund- geseulihen Bestimmungen als von Wichtigkeit anzusehen stnd. Die große Mehrheit war dem Eutwurfe zugethan, so daß keine weiteren | Veränderungen în den Entwurf gebracht worden sind, und dieselben also, so wie sie liegen, angenommen oder verworfen werden müssen. Mau beschloß dabei mit Recht, de! Wunsch zu äußern, daß, wenn die Revision des Staatsgrundgesetzes wirklih zu Stande gebracht sei, wesentlihe Ersparungen und Vereinfachungen das Ziel sein möchten,

wona die Regierung und die dann ernannte Volkzvertretung rastlos streben sollten, in der Ueberzeugung, deß es feine bessere Bürgschaft für die Unabhängigkeit des Vaterlandes gebe, als wohlgeordnete Fmanzen,

\ches Dokument von allgemeinem Interesse unter diesem Titel ver- öffentlicht: „Apostolischer Brief unseres heiligsten Herrn, Pius 1X, in welchem die Beschreibung der Diözesen des lateinischen Ritus im | russischen Reich enthalten ist.“ Schon im vorleßten geheimen Kon- | sistorium lagen die Materialien für den Abschluß dieser so lange be | strittenen Angelegenheit bereit vor z allein es hat si damit bis jeßt verzögert. „Die uns“, so beginnt das Breve, „von oben her über- {ragene Sorge für tie gesammte. Kirche fordert, daß wir in unserer | väterlichen Ucbe, mit der wir die ganze weite Christenheit umfangen, zu keiner Zeit irgend einen Theil derselben der wachsamsten Ob= hut entziehen lasjenz auch in den entferntesten Himmelestrichen ha- ben wir die Sache unserer heiligen Religion und dgs See- lenheil der Gläubigen aus allen Kräften nah unserem besten Da- fürhalten zu sördern, Sobald wix daher, dur den geheimen Rath= {luß Gottes auf den Thron des Apostelfürsten erhoben, das Steuer-

| talien. Rom, 23. Sept. Heute ward ein kirchlich-politi= | | |

ligte. Ju leßter Woche wurden in verschiedenen Gegenden von Limerid | ruder der Kirche in die Hände genommen, so wendeten wir ohne

drei verschiedene Personen als verdächtig, Richard O'Gorman jun, zu sein, von der Polizei verhaftet, jedoch wieder freigelassen, sobald Der cine dieser Männer, deu man für den Jusurgenteuführer hielt, war ein fatholisher Pfarrer, der andere cin dubliner Anwalt und der dritte ein englischer Han- delsreisender. Aus Clonmel wird unterm 29sten über die Fort- seßung des Zeugenverhörs in Sachen S. O'Briens weitläufig berich= tet. Am nämlichen Tage wurde General Napier erwartet, der als Entlastungszeuge vorgeladen ist; auch der frühere Privat =- Secretair

sie sich gehörig ausweisen konuten.

Lord Melbourne's zur Zeit der Annahme der Reformbill ist als sol- her vorbeschieden worden. Der Dublin Freceman meint, die Aussagen dieser Herren und des ebenfalls vorgeladenen Herrn Parker würden ergcben, daß dic Führer der Whigpartei nicht immer der An- wendung phvsisher Gewalt so abgeneigt gewesen wären, als jeßt. Der bisherige Hauptzeuge gegen den Angeklagten war ein Klub=- Mitglied, Stephenson Dob9n, welcher die Rolle cines Spions ge- spielt zu haben \{eint, um die Behörden stets von dem Thun und Treiben der Komplottisten, so wie von ihren Plänen, zeitig und genau zu unterrichten.

Der hiesige Gesundheits- Verein veranstaltete çesiecn Abend cine zahlreih besuchte öffentliche Versammlung, worin die besten Mittel,

Englaud vor den Verheczungen der zu Hull cingeschleppten Cholera | möglichst zu schützen, berathen und anempfohlen, so wie mehrere ent= |

sprechende Beschlüsse genehmigt wurden.

Dem Berichte über die Vierteljahrez-Einnahmen sieht man mit Jedermann behauptet, daß derselbe günstig ausfallen werde, und Manche sagen eine Einkommens=-ckZunahme von Die Bank von England wid am |

Spannung entgegen.

2—300,000 Pfd. St. vorher.

Freitage mit ter Zahlung ihrer Dividenden beginnen, und mau er=-

wartet daher einen neuen Aufschwung der Börsen-Geschäfte.

Sir J. Roß \chrebt unterm 11. Juli von dex Vrow-Jusel, daß er noch ohne alle Nachricht in Betreff der Expedition Sir | J. Ftanklin?s sei, scine Nachforschungen aber fortsezen und, so weit Dies sei übrigens das leßte Schreiben, welches er bis zu seiner Rückkehr hcimbefördern

cs das Eis erlaube, wciter vordringen werde.

fönnce.

Heute i} cine Post aus Judien mit Berichten bis zum 30, Au- Major Edwardes sollte am

gust aus Bombay hier eingegangcn. 23sten den Moolraj von Mooltan mit 10,000 Mann und 40 Ka nonen angreifen, ihn zum Kampfe und zur Unterwerfung zwingen. Im Lande Hazareh haben die Sikhs revoltirt. sie aber im Stich. zurückgeschlagen. liegt Indien im tiefsten Frieden.

in früheren Perioden.

die Ausfuhr- Artikel von Manchester schr gute Kunden waren.

Aus den Dokumenten über die Colonisation Neuseelands erge- ben sich schr erfreulihe und ermunternde Thatsachen , die geeignet N: den Strom der Auswanderung hierhin zu lenken. Die Ge- ammtbevölkerung Neuscelands beträgt erst 107,000 Menschen. Das Klima is} ausgezeichnet, Die jährlichen Pflanzen aus Europa wer- den dort perénnirend. Die Fiuchtbarkeit is außerordentlich. Die Wollkultur gedeiht dort trefflich. An Weiden und Wasser herrscht Neuseeland besißt auch großen Mineralreihthum. Kupfer, Mangan und Eisenstein findet sich vor. Jm Süden treten

dort Ucberfluß.

Das Volk licß

Sic griffen das Fort Attock an, wurden abei Außer der Gährung in Mooltan und Hazareh | genesen 400, în ärztlicher Behandlung 325. Summa 1890. Die mit der Ucberlandpost ange langten Handelsberichte aus Kalkutta und Bombay lauten in B-zug auf den Einfuhrhandel, der so lauge gedrückt war, recht befriedigend, Der Globe bemerkt bei dieser Gelegenhcit, daß die minder starken | Ausfuhren, welche diescs Jahr geschehen seien, weit größeren Gc- winn abwerfen würden, als tie übermäßigen Waaren-Verschissungen Als Belege führt erx insbesouderc Mcxiko, die Levante und die Türkei, Spanien und Portugal an, welche in diesem Jahre, weil die dortigen Märkte nicht überfüllt wurden, für

Verzug unsere väterliche Aufmerksamkeit und Sorge auf das große russishe Reih. Dem Beispiel unseres erhabenen Vorgängers Gre-

or's XVI. folgend, haben wir daher die Unterhandlungen mit dem Kaiser von Rußland und König von Polen, Nikolaus 1,, wieder aufgenommen, und ermahnen daher alle Priester und Konsilien, daß sie sich angelegen sein lassen, den Zustand der katholischen Religion in immer bessere Verhältnisse zu bringen. Obgleich aber jener er- lauhte Fürst in Manchem unseren Wünschen entsprochen hat, so ist

doch das Meist: und Wichtigste noch, was einem erwünschten Ziel | erst zuzuführen ist. Die engen Gränzen der römisch - katholischen | Diózesen Rußlands, wic sie das Breve Pius’ V1. (vom Jahre 1798) |

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bestimmt, sind dessenungeachtet durch die Kaiserliche Verwilligung jeßt bedeutend erweitert worden.

Florenz, 23, Sept. Jn Lucca haben neuerdings Unruhen stattgefunden. Ein Detaschement der Guardia civica, welches nach Pisa marhiren wollte, um an der Demonstration gegen Livorno theil- | zunehmen, wurde vom Volfe mit Gewalt daran verhindert. Dieses | führte sogar an dem Thore, das zum pisaner Bahnhof führt, zwei | Kanonen auf, die aber bald wieder weggenommen wurden. Die | Ruhe stellte sih darauf von selbst wieder herz aber die Civica mußte zu Hause bleiben.

Das Demoustrationslager in Pisa i} aufgelöst; in Livorno herrs{cht Ruhe, Guerrazzi is fortwährend Diktator und \pottet der | ohnmächtigen Regierung und ihrer Proteste. Von den Geflüchteten | sind nur wenige bis jeßt zurückgefehnt. Die drei von Venedig zu-

rückgekehrten piemontesischen Bataillone bleiben auf Ersuchen der tos= canishen Regierung bei uns, wie es heißt, um die Gränzen zu deen, | ohne Zweifel aber auch, um der immer mehr überhandnehmenden | Unordnung und Anarchie ein Ziel zu seßen. Ueber die leßtere äußert

sich die Patrie, ein moderirt-liberales Journal, in folgender Weise : „Ueberall erhebt das Gesindel aller Art den Kopf; man will Nie- | manden mehr gehoren; es sei die Zeit der Freiheit, heißt esz man verhöbnt die Guardia civica, geht auf Diebstahl uicht mehr verstohlen aus, sondern öffentlih, wie Jemand, der sein Eigenthum zu holen geht ; die Gassenjungen selbst stürzen sich dauftaiveise in dice Felder, werfen mit Steinen nah den Bauern, und nur nach heftigem Haudgemenge können sich diese dieselben vom Halse shaf}fen.“

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Bis zum 6. Oktober Mittags waren an der asiatischen Cholera als erkrankt angemeldet 1861 Personen, Zugang von gestern bis cute Mittag 29. Zusammen 1890, Davon sind gestorben 1165,

Berlin, den Oktober 1848. Königliches Polizei-Präsidium.

Berichtigung: Jn den beiden Nummern 151 und 152 des Staats =Anzeigers is hinter „Nichtamtlicher Theil‘ durch cinen Druckfehler die Ueberschrift „Ausland“ statt: Deutschland, geseßt____ M tas

Meteorologische Scobachtungen.

1848. | Morgens | Nachmittags | Abends Nach einmaliger 6. Okt. 6 Vhe. 2 Uhr. 10 Ubr. Beobachluo& Luftdruck ...-- 340,19''’Par’|339,94'Par. 339,93""'Par. P uin los i. Lufiwärme --- «- + 12,4" B- + 16,1° R. + 128 A zde leme Thaupnvkt «««+- -+ 10,6" R- + 10,9 R. + Fe ; 'Ausdünsiung Dunstsältigung -- 87 pCct- 66 pCt. ¿ Vie 4 Wetter ..-+--* trüb, beiter sW. Würme -+16,3 Wund ---«..+- SW. g A M el dbimg i 6 La Df e, +10,1° R... 79 pCu SW. licuad: 0,02" Par... + 13,8 Me T0