1848 / 158 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

err Vaulabelle, der Unterrichts-Minister, soll wegen f Sihe ¿bvanfen wollen, der Justiz-Minister Marie dagegen 1m Conseil erflärt haben, daß feine Beamten von ihm nicht ermächtigt worden seien, den anarchischen Versammlungen zu Toulouse und Bourges beizuwohnen, und daß er zu ihrer Absezung bereit sei. Man erfährt jeßt, daß General Ballon zu Toulouse ausdrücklih vom Kriegs-Minister angewiesen war, dem Bankett nicht beizuwoÿßnen, was er übrigens s{on vorher, troß der dringenden Vorstellungen des Maires, entschieden abgelehnt hate.

Buvignier und Ledru Rollin beabsichtigen, wegen JFtatiens übermorgen zu erneuern. : is

Schölcher und Pory-Papy nahmen gestern ihre Pläße als Ver= treter der Neger in den Kolonieen zum erstenmal in der National- Versammlung ein, Sie seßten sih neben Ledru Rollin, V

Cavaignac hat eine Kommission ernannt, die sich damit beshâf- tigen soll, die Prozeß-Akten sämmtlicher Juni=Jusurgenten noch ein- mal durchzulesen und ihm zu berichten, wer von den Transportirten besonders Anspruch auf Begnadigung hâtte. Um ihre Arbeit mög- lichst zu beshleunigen, hat sich diese Kommission in zehn Ausschüsse getheilt, welche an der Revision sämmtlicher Aktenstücke sehr thätig arbeiten. Man glaudt, daß etwa ein Drittel der nah Havre Trans- portirten auf diese Weise wieder freigelassen werden dürften. Vorige Nacht gingen abermals einige Jnsurgentenzüge nah Havre ab.

‘Abd el Kader, bisher im Schlosse von Pau, is von dort in das Schloß Amboise gebracht worden.

Morgen werden sich sämmtliche pariser Zeitungsschreiber in dem Saale der Passage Gouffroy versammeln, um über eine Association der pariser und der Departements-Presse zu berathen.

Jn Valencia und Saragossa sind geheime Waffenlager entdeckt und in Beslag genommen worden. Zahlreiche Verhaftungen erfolg- ten in beiden Städten.

Belgien. Brüssel, 3. Oft, Wegen der Cholera i mit- telst folgenden Königlichen Dekiets cine Quarantaine angeordnet : „Leopold, König der Belgier, allen Gegenwärtigen und Zukünsftigen Gruß! Nach Ansicht des Sanitäts-Dekrets vom 18. Juli 1831, des zu Ausführung dieses Dekrets am 13. August desselben Jahres ergangenen Beschlusses, des Beschlusses vom 18. Juli 1843, betreffend die Organisa- tion des Sanitäts-Dienstes auf der Schelde, der unter dem 31, Juli und 2. August d. J. in den Häfen des Königreichs ertheilten Instructionen auf den Bericht Unseres Ministers des Junern, haben Wir beschlossen und beschließen: Artikel 1. Die aus Häfen, wo die epidemische Cholera aus- gebrochen is, ankommenden Schiffe werden unter die Behandlungswcise des ver- dächtigen Patents gestellt und einer gesundheitlichen Untersuchung unterworfen, sofern sie nicht in einem Lande, wo die Gesundheits-Polizei gehörig gehandhabt wird, die freiePratika erhalten baben, Artikel 2, Für diejenigen Schiffe, welche nicht zur freien Pratifa zugelassen worden, wird cine fünstägige Quarantaine ange- ordnet, wobei jedoch den Sanitäts - Behörden freisteht, von der Befugniß Gebrauch zu machen, welche die Artikel 34 und 35 des Beschlusses vom 17. August 1831 ihnen ertheilen, Beim Ablaufe der Quarantaine sell einc abermalige Untersuchung stattfinden. Artikel 3, Die zu Ostende und Nieuport bestchenden Lokal-Gesundheits-Kommissionen sollen, unter Genevm- haltung der permanenten Deputation des Provinzial-Rathes und nach An- hörung der Medizinal-Kommission der Provinz, die Orte bestimmen, wo die nach jenen Häfen bestimmten Schiffe untersucht und eintrctenden Falls un- ter Quarantaine geseyt werden jollen. Dieselben sollen auch alle iu Ansehung diesex Schiffe zu ergrcisenden Vorsichts - Maßregeln bestim- men. Artikel 4. Die Anordnungen der Artike] 4 und 7 des Beschlusses vom 43. Juli 1843, den Sanitäts-Dienst auf der Schelde be- treffend, werden hiermit auf die in den Häfen von Ostende und Nieuport ankommenden Schiffe anwendbar gemacht, Artikel 5, Auf Entscheidung Unseres Ministers des Junern soll die durch den obigen Artike) 1 vorgeschrie- bene Maßregel wieder aufhören, wenn die Cholera an den Orten, woher die Schiffe kommen, nicht mehr herrscht, Unser Minister des Jnnern ist mit der Ausführung des gegenwärtigen Beschlusses beauftragt, Gegeben zu Brüssel, den 22, August 1848, (gez.) Leopold, Auf Befehl des Kö- nigs: Der Minister des Innern. (gez.) Ch. Rogier.“

Der heutige Moniteur enthält die vom 30, September da- tirte offizielle Érnenuung des Fürsten von Ligne zum Botschafter in Rom, in welcher Eigenschaft derselbe ein Gehalt von 25,000 Fr. beziehen wird, so wie die vom 20, September datirte Ernennung des Baron Dujardin, bisherigen Minister-Residenten in Kopenhagen, zum Minister-Residenten in Madrid. Das offizielle Blatt bemerkt über die erstere dieser Ernennungen : „Die im amtlichen Theil des heu= tigen Moniteur publizirte Ernennung des belgischen Rep1äsentan= ten am römischen Hofe beendigt auf definitive Weise den Z vischen- fall, der sich vor einem Jahr hinsichtlich der Designirung eines außer- o: dentlihen Gesandten und bevollmächtigten Ministers Belgiens beim heiligen Stuhl erhoben hatte. Schon im verflossenen Aprilmonat hatte der römische Hof zu erkennen geben lassen, daß die Wahl des Herrn Leclerca angenommen sei. Diese Annahme war in den wohlwollendsten Ausdrücken mit Hinsicht auf den ehren- werthen rihterlihen Beamten abgefaßt. Die Regierung beeilte sich, Herrn Leclercq aufzufordern, daß er sich auf den Posten begeben möge, auf welchen er berufen warz Herr Leclercq beharrte abec bei dec Ablehnung der Ehre, Belgien in Rom zu repräsentiren, indem er in einem am 9, April an den Minister der auêwärtigen Angrlegenheiten gerihteten Schreiben erklärte , er handle so, nicht in Erinnerung des Vorgefallenen, sondern weil die politischen Ereignisse, welche Europa ershütterten, von zu ernster Natur seien, als daß er sih entschließen fönnte, sich so weit von seinem Vaterlande zu entfernen, Diesen Entschlusse des Herrn Leclercq gegenüber blieb der Regierung nichts übrig, als die Wahrnehmung der belgischen. Jnteressen in Jtalien eis nem anderen unserer Mitbürger , der diescr hohen Mission eben so würdig wäre, anzuvertrauen, Dies that sie, indem sie den Fürsten von Ligne zum Botschafter in Rom ernannte. Der Fürst von Ligne wird zugleich bei den anreren italienishcn Höfen beglaubigt sein.“

Herr Quetelet hat dem Könige einen Plan vorgelegt, der zum Zweck hat, in Brüssel ein allen Künsten geweihtes und für die Feier der Septemberfeste bestimmtes, dauernden und monumentales Gebäude zu errichten. Der König hat dies Projekt wohlwollend aufgenom- men und demselben seinen besonderen Schuß zugesagt.

Der Ex - Präsident von Chili, General Santa =- Cruz, i} hier cingetroffen. O

Der nordamerikanishe Geschäftsträger Clemson i} guf sehs-

monatlichen Urlaub nah Nordamerika abgereist.

Schweiz. Bern. Ein Kreisschreiben des Vororts an die Stände

ihre Jnterpellationen

Bekanntmachungen. |

[488] A eie tar? Verkauf.

Das im Carthausschen Kreise belegene, auf 10,453 Thlr. 5 Sgr. 7 Pf. landschaftlih abgeshäßte adlige Gut Londzyn Nr. 145. Litt, B. soll in dem

am 27. Januar 1849, Vorm. 10 Uhr, im Gerichtshause hierselbst vor dem Herrn Ober -Lan- desgerihts- Rath Gerlach anstehenden Termine. subha- stirt werden, Ta1e und Hypothekenschein sind in unse- rer Registratur einzusehen:

Marienwerder, den 20. Juni 1848.

Civil - Senat des Königl. Ober - Landesgerichts,

429]

828

Handelssachen in Frankfurt, Herr Kilias, habe berichtet, daß der deuts Handelsminister Duckwiß am 22. September der National-Versamm- lung sein Programm vorgelegt habe, in welhem er die shnellst mög- lihe Handelseinigung von Deutschland auf der Grundlage alsbaldi-- ger Abschaffung aller Binnenzölle, billigen Shußes der Industrie und Erleichterung und Belebung des auzländishen Verkehrs mittelst Re- ziprozitätsmaßregeln verlange. L S

Der Vorort zeigt den Ständen auch an, daß Sardinien einem ÉwezerisGen Handelzkonsulate in Turin nichts mehr in den Weg ege. orts über die hohen Taxen für Paßvisa niht Rechnung getragen, sondern erwiedert, daß dies die für alle französishen Gesandtschafts-

weise gegenüber niht abgegangen werden fönne.

Solothurn. (Eidg. Ztg.) Auch hier hat der Regierungê- rath beschlossen : Flüchtlingen , welche sich an den leßten Ereignissen im Großherzogthum Baden betbeiligt baben, ist in der Amtei Dorneck- Tyhierstein kein Aufenthalt zu gestatten,

St. Gallen. Der Große Rath hat sich für vier Wahlkreise entschieden, nämlich : erster St. Gallen, Tablat, Ro:schach und Un-= terrheinthal mit Rebstein und Marbach ; zweiter : Oberrhcintbal (ohne Rebstein und Mirbach), Werdenberg und Sargans; dritter : Gaster, Sceebezirk, Obertoggenburg nebs Wattwyl, Lichtensteig, Krinau, Bütsch- wyl und Mosnang; vierter : Untertoggenburg, Wyl, Goßau, nebst den - übrigen Gemeinden von Neutoggenburg und Alttoggenburg. Wabl: am 15. Oftober in deu politischen Gemeinden, Geheime Ab- stimmung. Die Stimmen eines jeden Wahlkreises werden zusammeu= getragen. Amtsdauer d-r Ständeräthe : bis Ende Juni 1849, St. Gallen bat seine Ständeräthe bereite gewählt : Regierungs - Rath Näf (im vierten Skrutinium mit 85 Stimmen) und Staatsschreiber Steiger (im zweiten Skrutinium mit 78 Stimmen.)

Waadt. (Eidg. Ztg.) Der Große Rath hat die vorge- \chlagene Eintheilung in neun Kreise behufs der Wahlen in den Na- tional-Rath verworfen und mit 61 gegen 41 Stimmen den Vorschlag des Herrn Delarageaz angenommen, wonach der Kanton in drei Kreise zerfällt, von denen jeder drei Mitglieder in den National=- Rath wählt. Hierauf wählte der Große Rath die ihm zustehenden briden Mitglieder des Ständeraths. Herr Druey erhielt im ersten Sfrutizium von 126 Stimmen 69, lehnte aber zu allgemeinem E-- staunen- die Wahl ab, indem er zugleich bemerkte, daß er auch eine allfällize Wahl in den National - Rath abzulehnen entschlossen sei. Die Wahl fiel nun auf Staats - Rath Briatte und Groß - Rath Wenger.

Tessin. Der Republicano vom 29. September weiß nichts davon, daß die Sperre gegen diesen Kanton aufgehoben sei; ste daure in ihrer ganzen Strenge fort.

Wissenschaft und Kunst, Königliches Opernhaus.

Zum erstenmale wiederholt: Das Diamantkreuz von S. Saloman.

(Den 1, Oftober.)

Die zweite Vorstellung der Salomanschen Oper: Das Diamanten- freuz, erfreute sich am Sonntag bei einem in allen Räumen gefüllten Hause nicht minder ehrenvoller Aufnahme, als die erste Aufführung. Ein- zclne Musik-Nummern, so z. B, der harafteristishe Marsch im ersten Akt, die melodiósen Romanzen im zweiten Aft, das hübsche Jagdlied Baduto's im dritten Akt, erwarben sih wieder lauten Beifall. Das Ganze gewährte diesmal einen um so befriedigenderen Eindruck, als mance Breiten im Dialog und in der Musik, die sich bei der ersten Vorstellung allgemein fühl- bar gemacht hatten, gekürzt waren. Dennoch hätte, unseres Dafürhaltens, ín dieser Beziehung noch weit mehr geschehen können, sowohl um einzelne Theile des Werkes in si abgerundeter erscheinen zu lassen, als auh um die Total wirkung der Oper noch höher zu steigern. Dem sei aber, wie ihm wolle. Jedenfalls is das Werk auch in der jeßigen Gestalt geeignet, das Interesse der Opernfreunde in nicht unbedeutendem Maße zu errcgen. Musik, Handlung, Ausstattang und Ausführung vereinen sich im „„Dia- mantkreuz‘“, um der Höôr- und Schaulust eines größeren Publikums vielfach Genüge zu leisten. Da wir der Ausführung in unserem ersten Berichte, wo es mehr das Werk zu beurtheilen galt, nur summarisch gedenken konn- ten, so wollen wir heute das Versäumte nachholen und auf Einzelnes etwas näher eingehen.

Den ersten Preis unter den Mitwirkenden verdient jedenfalls Fräul, Tuczek als Seiltänzerin Zephyrine. Die Darstellung derartiger roman- tisch gefärbter Charaktere ist das Gebiet, auf welchem sich die Individualität der geschäßten Sängerin stets mit Glückck bewegt, wie die ausgezeichnete Durchführung der in Rede stehenden Rolle wieder aufs neue bekundet. Sie liefert ein in jeder Beziehung höchst gelungenes, die verschiedenen Si- tuationen treu erfasscndes Bild jener wilden, eigenwilligen, doch edelmüthi- gen Zephyrine, die, von ihrer Kunst wahrhaft begeistert, dem Range ciner Gräfin mit Freuden entsagt, um wieder das Seil zu besteigen. Als einen vorzugsweise gelungenen Mowent in der Darstellung heben wir die Scene zu Anfang des zweiten Aktes hervor, wo Zephyrine als Gräfin einen Seil- tanz (natürlih auf ebener Erde) auszuführen hat, den Fräul, Tuczek mit eben o vieler Geschicklichkeit als Natürlichkeit und Anmuth aufs täu- \{endste nahahmt. Die Aufgabe, welche hier gelöst werden muß, ist um so schwieriger, als sich mit der Ausführung des Tanzcs gleichzeitig G e- sang verbindet, so daß die Sängerin cine Doppel-Kunst zu üben durch die Situation in die Nothwendig!eit verseßt wird. Daß Fräul. P übri- gens die musikalische Aufga-e anerfennungswürdig bewältigt, bedarf feiner Versicherung; der Komponist, der, was Behandlung der Singstimme betrifft, noch Erfahrungen zu sammeln hat, darf sich Glück wün- schen, die Partie in \o kunstgeübter Kehle zu wissen. Die chon oben erwähnten hübschen Romanzen im zweiten Akt verdanken ihre günstige Aufnahme nicht minder der Composition, als der trefflichen Aus- führung durch Fräulein Tuczek. Nächst der eben genannten bean‘prucht Herr Kraus Lob, der sein Talent für das fein-komische Fach in der Rolle des Gigotti, wie dies schon früher einmal im „Prätendenten“ der Fall war, wiederholt bethätigt. Er repräsentirt den „Directenr““ einer Seiltänzerbande in Ton und Haltung naturgetreu und wirksam und trägt durch seine ergößg- liche Komik zur Belebung und zum Erfolge des Weikes erheblich bei, Doch auch die übrigen Mitwirkenden leisten nach Kräften Verdienstliches. So

Das in der Damm - Vorstadt, Roßstraße gelegene Vol. IV. Nr. 113. Fol. 256. des A a: zeichnete, der verehel. Ackerbürger Bernie, Wilh geb. Voigt, früher verehel. Musikus Schulz, gehörige Haus nebst Garten und Weidegerechtigkeit, welche zufolge der nebst dem Hypothekenscheine in der Registratur einzusehenden Taxe auf 7638 Thlr. 16 Sgr. abgeschäßt worden, soll

am 14, Dezember 1848, Vorm, 14 Uhr subhastirt werden. é

Frankfurt a. d. O., den 27. Mai 1848,

Königl, Land - und Stadtgericht.

fand dic Partie des Baduto in Herrn Bötticher einen durchaus geeigne- [372]

elmine stück, genannt zur

| abgeschäpt, soll

lisabeth, geb.

vom 24. September zeigt denselben an, der shweizerishe Abgeordnete in | ten Repräsentanten.

fanzleien eingefübrten Taxen seien, ‘von denen der Schweiz ausnahms- |

Der wadere Künstler bringt den wild-leidenschaftlichen Charakter des Zigeuners dur Darstellung und Gesang zur entsprechenden Geltung. Eben so führt Herr Pfister die Rolle des ilhelm abgesehen vom Dialoge, der nicht durchweg verständlich von ihm gesprochen wird ju Dank aus, was um so größere Anerkennung verdient, als die musikali- he Behandlung gerade dieses Parts, wie wir schon neulich erwähnten, keinesweges eine für den Sänger stets dankbare genannt werden fann. Auch Herr Z\cch ie sche leistet als Kurakoff Anerkennungswerthes, während Fräulein Brexendorf als] Therese, insofern sie im Spiel sehr beengt erscheint, zu wünschen läßt. Dagegen befriedigen Chor und Orchester wie immer. Schließlich möge der äußeren Ausstaitung des Werkes dur Decorationen,

| Tanz u. st. w, gedacht werden, die ebenfalls eine würdige is. Die französische Gesandtschaft hat den Beschwerden des Vor-

Königsf\tädtisches Theater.

Ftalienische Opern-Vorstellung: Othello. Signora Normanni: Desdemona, (Den 2. Oktober.)

_Ro \\ini's „Othello“, ein Werk, das troy vieler darin enthaltener Trivialitäten durch seine überwiegenden Schönheiten stets aufs neue fesselt, hatte am Montag eine bedeutende Anziehungskraft auf die Freunde der italienischen Oper ausgeübt. Wir fanden ein reichlich beseztes Haus, das die Vorstellung mit lebhaftem Antheil bis zum Schluß verfolgte. Sgra. . Normanni gab dic Partie der Desdemona als zweites Debüt, Wir können nach der heutigen Leistung das neulich über die Künstlerin gefällte Urtheil nux bestätigen. Danach is sie eine treffflih geshulte Sängerin, ausgezeichnet im Koloratur-Gesange, geübt in der Darstellung, aber keines- weges im Besiy einer Stimme, die, was Ausgiebigkeit und gleihmäßigen Wobhlflang betrifft, den Anforderungen zu genügen vermag. Trat übrigens ein Ha1ptmangel ihres Stimmmaterials, der sih in einer starken Verschleie- rung, in einer fast franfhaften Färbung der unteren und mittleren Tonlagent offenbart, diesmal weniger hervor, war der Gesammteindruck der Leistung mithin ein günstigerer, als neulich in der „Cenerentola““, so is der Grund dieser Erscheinung, unseres Erachtens, einzig und allein der Stimnmlage der Partie der Desdemona zuzuschrciben, welcche die höhere Region im allgemeinen mchr als die tiefere in Anspruch nimmt. Gleichwohl fehlt es in der Partie nicht in Momenten, wo, wie z, B, in der wundervollen Ro- manze des dritten Aktes, auch die tieferen Chorden, und zwar nicht im raschen Vorüberfluge, wie in der Koloratur, sondern als Haltetóne gefordert werden. Hier vermag nun freilih noch die vollendetste Methode, der ausdruccksvollste Gesang, das ergreifentste Spiel nicht für den fehlenden Stimmreiz zu ent- schädigen! Abgesehen von derartigen Momenten, wic wir sie eben bezeich-. neten, muß jedoch anerkannt worden, daß sowohl die rein musikalische Durch- führung der Rolle, als die dramatische Auffassung derselben , höchst Wirk- sames zu Tage förderten. So bildete gleich das erste Duett mit Emilia cinen musikalishen Glanzpunkt der Leistung der Sgra. Normanni, ob- glei die geschäßte Künstlerin hier, was Stimme und Persönlichkeit angeht, eine gefährliche Nebenbuhlerin in Sgra, Dogliotti zur Seite hatte, deren wohlthuend frisches, gesundes , in allen Regionen klangvolles Organ das Ohr stets nicht minder angenehm berührt, als ihre anmuthige Erscheinung das Auge. Nächst diesem Duett, das übrigens von den beiden genannten Sängerinnen äußerst gelungen und in {höner Uebereinstimmung vorgetragen wurde, waren es besonders das Terzett und Finale des zweiten Aktes, in welchem Sgra, Normanni ihre Gesangsfunst, so wie ihr Darstellungs- talent, mit Erfolg geltend machte und sich den Beifall der Zuhörer ver- hafte. Daß sie im dritt-n Akte, namentli in dem Vortrage der bereits gedachten Romanze, weniger befriedigen und reüssiren würde, stand zu er- warten und bedarf, nah den obigen Andeutungen , kaum der Erwähnung, Dagegen bot die den Mitteln der Sängerin mehr entsprehende Schluß- Scene wieder vortreffliche Momente, so daß Sgra. Normanni auch hier laute Anerkennung fand. i ‘dee fs

Die anderweitige Besepung der Oper war eine vorzügliche. Sgr. Pardini gab, wie bereits in der vorigen Saison, den Othello mit glän- zendem Erfolge. Sehen wir von mehrfachem Detoniren, so wie von ein» zelnen Momenten ab, wo ein edleres, künstlerisches Gepräge zu wünschen blieb, so können wir in den Beifall, der ihm zu Theil ward, nur einstim- men. Jm Besiß einer äußerst intensiven markigen Stimme und gewandten Koloraturfertigkeit, ist der Sänger für diese Glanzyartie um so mehr ge- schaffen, als er mit den bezeichneten Vorzügen auch Feuer und Leidenschaft- lichkeit genug besißt, um die Rolle zu wahrhaft charakteristisher Geltung zu fönnen. Sar. Labocetta zeichnete sich als Rodrigo aus. Den Jago hatte Sgr. Rinaldini, den Elmiro Sgr. Catalano übernommen, Der Sar. Dogliotti als Emilia erwähnten wir bereits oben. Sämmt- lihen Mitwirkenden gebührt das Verdienst, dic Vorstellung der Oper in be- friedigender Weise gefördert zu haben.

Eisenbahn - Verkehr. Berlin - Potsdam-Magdeburger Eisenbahn.

Die Frequenz im August d. J. betrug : 66,697 Personen... Einuahme 41,348 Rthlr. 7 Sgr. 2 Pf. 1,115 » f » 10 »

Gepäck - Ucberfracht, Equipagen und Hundebillets 69,1184 Ctnr. Eil- und Frachtgüter 17,016 » 940 60,019 Rthlr. 17 Sgr. 10 Pf, Im Juli 1847 betrug die Ein-

nahme . Mehreinnahme Mechreinnahme der früheren

Monate A Im Ganzen... eerees 37,077 L Q

2 ”» 1

58,126 1 9 »

Niederschlesi\ch-Märkishe Eisenbabn.

Die Frequenz auf der Nieder“clesisch- Märkischen Eisenbahn be- trug in der Woche vom 17. bis inkl. 23. September 1848: 9305 Personen und 27,741 Rthlr, 18 Sgr. 5 Pf. Gesammt - Einnahme für Personen-, Güter- und Vieh - Transport 2c, vorbehaltlih \päte-

rer Feststellung dur die Kontrolle. Personen-Frequenz der E E A8 E Eisen-

ahn. Bis inkl. 16. September c. wurden befördert. 480,347 Personen vom 47. bis inkl. 23. September c. inkl. 1623 Personen aus dem Zwischenverkehr. .…… 17,931 » in Summa 497,878 Personen.

i Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 20. April 1848. Das in der Jerusalemerstraße Nr. 36 und 37 an der Ecke der Leipzigerstraße belegene Gasthofs - Grund- tadt London, im stadtgerichtlichen Hypothekenbuche von der Friedrichsstadt Band 1. Nr. 51. auf den Namen des Gasthossbesißers Georg Ludwig _ Lämmermann verzeichnet, mit Einschluß des Gasthofs-Juventariums auf 61,422 Thlr. 21

am 27. November 1848, Vorm. 114 Uhr,

an der Gerichtsstelle subhastirt werden. | Johann S Sib und dessen Ehefrau Marie Ë eidler, und der Oekonom Julius Au-

ust Schmidt, beziehungsweise deren Erben, werden zu E ee hierdurch öffentlich vorgeladen. Taxe und Hypothekenschein sind in der Registratur

einzusehen. E [373] Nothwendiger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 20. April 1848. Das dem Kaasmann Philipp August Villaret zuge- hörige, in der Großen Hamburgerstraße Nr. 30 a. be- legene, im Hypothekenbuche der Königsstadt Vol. 39. Nr. 2450. verzeichnete Grundstück, gerichtlich abgeschäßt zu. 17,959 Thlr. 4 Sgr. 9 Pf, fol f am 28. November 1848, Vorm, 11 Uhr, an der Gerichtsstelle subhastirt tverden. Tare und Hy- pothekenschein sind in der Registratur einzusehen.

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Der Gastwirth

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M 15S,

Fel Amtlicher Theil. J | Deutschland.

Bundes-Anugelegenheiten. Frankfurt a. M e

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E ON Reichs - Versammlung, Der Os

Preußen. Berlin. Allerhöchster Er

Desterreich. Wien. raw aié B Truppensendungen nah Ungarn.

Salen: Pu en, Erkläruna.

chen. Leipzig, Durchreise des Geh, Legations-

Dab tva. Stuttgart. Kammer: Batctateeate E: are E Mannheim. Ankunft badischer Truppen aus Schleswig - Hol- auf Vonaueschingen, Vermischtes. Freiburg. Die Ge-

Schle dtvia » Truppen-Bewegungen, Die Verhaftung Struve's. abg g: L stein, Kiel, Entwurf über die Verwaltung der Mi- as h „Verhandlungen der Landes-Versammlung. Lehrer - Kon- De R LIA Kartoffel - Aerndte, Ruhestörungen. Schleswig,

das h ersiedelung der provisorischen Regierung nah Schleswig.

mburg. Hamburg, Die dänischen Kriegsschiffe,

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Á U reich. Nation al-Versamml ung, Verfassungs-Diskussion.

gets Ztalienische Nachrichten, Finanzplan Goudchaux's, Die

Orleansschen Privat-Domainen. Vermischtes, S traßburg, Ver-

et arnden und Maßregeln in Betreff dec Flüchtlinge. : tisdee doit as SaRE, London. Ministerielle und diploma-

O'Brien g v Irländische Zustände, Prozeß gegen Smith elgien. Brüssel, Rundschreiben wegen der Cl:olera. Bür i E Brüssel, —- Belgiens Landbau dus Viehzucht, Tütti Ll

P ult mg Chen Georg von Preußen, i Gpe G Bern, Note des österreichishen Gesandten, Verurtheilung véden voutischer Umtriebe. Retlamirung des sardinischen Gesandten, Dig Ciieda Cre undd-Prozesl, Freiburger Gemeindewahlen, An- T ns des schwe zerischen Konsuls in Leipzig. Züri h, Verhand-

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Handels - und Börsen-Nachrichten.

Beilage, A

Nachrichten aus Ungarn.

R A E E R R ae M

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der Köni ädi

esta g haben Allergnädi eruht : ___ Dem KRreis-Physikus, Sanitäts-Rath 5 S E zu Sagan, im Regierungs = Bezirk Liegniß, den Rothen Adler - Orden vierter Klasse; dem berittenen Gendarmen Zierahn zu Bahn ím Kreise Greifenhagen das Allgemeine Ehrenzeichen ; so wie dem Handlungs- Commis C. W. M. ÄAhlemann in Berlin und dem Gynmgsiasten Wilhelm Groppe in Arnsberg die Rettungs-Medaille am Bande zu verleihen,

Der Justiz - Kommissarius Schwalbe zu Ellrich is in gleicher Eigenshast an das Land - und Stadtgericht zu Quedlinburg, unter Beibehalt1.n ; des Notariats , verseßt worden.

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Uichtamtlicher Theil. Deutschland.

Bundes-Aungelegenheiten.

Frankfurt a. M, 6. Okt. (O. P. A. Z.) 91ste Sibung der verfassunggebeunden deutshenReichs-Versammlung. (Schluß.) Schaffrath erklärt sich für den Vorschlag des Vice- Präsidenten Simson, mit Bekämpfung des Plathnershen Antrags, auf Ausschließung der Befugniß des Zeugenverhörs durch die zu er- nennende Kommission. von Vincke: Das Ansehen der Gerichte darf nicht geschmälert werdenz Zeugen gehören vor den Richter, niht vor andere Personen. Unsere Aufgabe is allein die, zu prü- fen, ob die Gerichte in rehtlichcr Weise verfahren. Der Redner ist für den Antrag von Selchow?s. Cine möglichste Beschleunigung des Aus\huß- Berichtes erfordere die Würde und das Ansehen der Ver- sammlung. Eisenmann ist gegen den Antrag auf Zulassung von Zeugen, wenn dadurh ein Mißtrauen gegen die Richter ausgespro- hen werden solle. Diese Absicht habe jedoch die Kommis- sion niht. Der Redner verweist auf das Beispiel anderer Staaten und wünscht, daß in vorliegender Frage ein sum- marishes Verfahren durch die Kommission eintrete, Simon von Trier: Soll Jhre Entscheidung einen Werth haben, o müssen neben den Momenten der Anschuldigung auch Momente der Vertheidigung zugelassen werden. Sollten Sie einen blinden Griff thun, so werden Sie dem Urtheil der Nation niht entgehen. Ve- nedey spriht für die größtmöglihe Beschleunigung des Ausshuß- Berichtes. Die Würde der National-Versammlung verlange es, daß die Kommission den Gegenstand in allen seinen Theilen durh ge- naue Prüfung ershöpfe. Schmidt aus Slesien verwirst den Antrag auf Zulassung der Zeugen-Abhörung dur die Kommission, Die Versammlung möge nicht blos einen Aus\huß blindlings wählen, sondern dem deutschen Volke die Ohnmacht der Centralgewalt und der Reichs-Versammlung zeigen. Der Vorsißende ermahnt den Red- ner zur Mäßigung. (Unruhe auf der Linken.) Der Redner is der Meinung, daß er auf Grund seines Mandats, als eines Ergebnisses ter Revolution, das Recht habe, \ich auszusprechen, ohne durh Cen- surmaßnahmen si einshränken zu lassen. Vice-Präsident Simson erflärt sich damit einverstanden; daß die Redefreiheit un-

estört bleibe; allein es stehe keinem Mitgliede zu, die Reihs-Versammlung und die Centralgewalt, welhe aus der- selben hervorgegangen, auf eine Weise herabzusegen, wie der Redner

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Verlín, Montag den 9, Oktober

ethan habe. Schmidt beantragt von neuem, die National - Ver- Biaeinat möge ohne Weiteres die verlangten Verhaftungen bewilli- gen, damit das Volk erkenne, daß die Centralgewalt eine Fortseßung des Bundestages sei. (Links: Bravo!) Reichensperger if der Ansicht, daß bei einer Kriminal. Untersuchung ein Zeugenverhör dur ein Comité nicht statthaben könne. Dieses Verfahren herrshe weder in den französischen und englischen Kammern, noch gebe die Geschäfts- Ordnung hierzu eine Ermächtigung. Möring: Erst müsse feststeh:n ob die Anklage selbst Grund habe oder niht, Auch nah Mainz sei zur Untersuhung der dortigen Vorfälle eine Kommission abgeschickt worden, welhe über 200 Zeugen verhört habe. Der neu zu ernen- nenden Kommission müßten alle Befugnisse des §. 24 der Geschäfts- Ordnung anheimgegeben werden. Beseler: Aus den Mittheilun- gen des Gerichts ist zu prüfen, ob Grund vorhanden, das Verlangen der Verhaftung zu billigen oder niht. Die Versammlung selbst aber darf als Gerichtshof niht auftreten. Der Redner is für die Verweisung der Frage an einen neu zu wählenden Ausschuß, Eben so Riesser, welcher bemerkt, daß die in §, 24 der Ge- schäftsordnung enthalteuen Befuguisse jedem Ausschuß zukommen, mit- hin einer einzelnen Kommission ausnahmsweise nit entzogen werden könnten. Jucho erinnert, daß auch der Ausschuß für die Wahl von Thiengen ungehindert mit den Behörden konferirt habe, Diese Er- mächtigung müsse man auch hier eintreten lassen. Ver Schluß der Debatte wird angenommen. Plathner beharrt auf seinem Antrag welcher jedoch keine Unterstüßung findet. Dagegen spricht si die Versammlung aus für die Niederseßung eines tur die Abtheilungen zu erwählenden Ausschusses, zur Prüfung der von dem frankfurter Kriminalgerihte erhobenen Anträge. Schmidt aus Schlesien und Wiesner stellen folgenden Antrag: Jn Erwägung, daß es wünschenswerth ijt, daß die National-Versammlung in ihrem wahren Charakter vor das Volk trete, beshließt dieselbe, die verlangten Ver- haftungen ohne Weiteres zu genehmigen. Abgeordn. H, von Ga- gern: Jh beantrage, den Antrag der Herren Schmidt und Wies- ner einer besonderen Kommission zur Prüfung zu überweisen, Jh glaube niht, daß eine solhe Frehheit, wie dieser Antrag (Beifall auf der Rechten; Tumult auf der Linken, #0 daß der Redner nicht mehr verstanden werden kann; wiederhol- ter Ruf: Zur Ordnung! Unvershämtheit, Frechheit !). Vice- Präsident Simson: Jh werde den Redner nicht. zur Ordnung rufen, Es steht den Mitglievern frei, am Schlusse der Verhandlung eine besondere Beshwerde einzureihen. (Neuer Lärm ; links der

Ruf : eine Shmah! wir müssen fort! ordan aus in be- merkt , daß der Schmidtsche L A Ma worden l aanias die Versammlung über den bezüglichen egenstand bereits abgestimmt habe. Der Redner beantragt den Schluß der Sibung und deren Ausseßung bis zur Vorlage des Ausschußberihts über die Anträge des Appellationsgerihtshofs. Schmidt aus Schlesien tritt dem An-

trag von. Gagern's bei, verlangt ‘aber, daß die mit der Prüfung sei-

nes (des Redners) Antrages zu beauftragende Kommission gleichzetig

ihr Augenmerk auf das Auftreten des Präsidenten und des Vice=

Präsidenten richte. Wesendonck; Niemand aus der Versamm-

lung hat es öfterer wiederholt, daß es nicht gestattet sei, auf

der Tribüne Beleidigungen gegen Mitglieder der Versammlung aus-

zustoßen, als H, von Gagern. Er hat also gegen die von ihm guf=

gestellte Regel selbst gefehlt. Daß er biese Aeußerung nicht billigen

wird, davon bin ih überzeugt. Uber wohin soll es kommen, wenn

die Anträge der Abgeo1dneten in einer so beleidigenden Weise friti-

sirt werden? Dies i} die Konsequenz des Verfahrens hei der Be- rathung über die Wahl von Thiengen, von Breuning: Sind Be- leidigungen von der Rednerbühne herab gegen Einzelne unzulässig, so ist es noch weniger ein Antrag, der die ganze Versammlung beleidigt. Mein Anutrag geht dahin, den Schmidtschen Antrag, als die ganze Versammlung beleidigend, zu vernihten. Scheller erinnert an das cice- ronishe Quosque tandem etc. Ob der Antrag richtig oder unrichtig sei, werde si nah erhobener Anklage finden; ob ein Mitglied unpassende Worte gesprochen, werde der Beschluß des Ausschusses rechtfertigen, Der Reduer i für den Schluß der Debatte. Venedey beantragt, daß die Aeußerungen vou Gagern's und des Vice -Präßdenten einer besonderen Kommission zur Prüfung unterbreitet werden. Jordan aus Berlin erinnert nochmals an seinen Antrag. Es dürfe hier Niemand seinen Sih haben, dessen Ehre angegrisfen sei, Die Ver- \mmlung möge si. vertagen, bis sie hierüber Gewißheit habe. Venedey findet diesen Antrag nicht statthaft. Die Versammlung sei hier, um die Sache des Volks, uiht aber um die Sache Einzel= ner zu berathen. Wigard erklärt von Gagern's Antrag als nicht zulässig, weil der Schmidtsche Antrag eingebraht worden, nachdem die Verhandlung, wozu er gehöre, bereits geschlossen gewesen sei. von Breuning ist gegen die Unterstüßungöfrage und beantragt nohmals die Vernichtung des Antrags des Abgeordneten Schmidt, Die Ver- sammlung nisse zeigen, wie sie derartige Anträge behandle. Sdhaff- rath stellt folgenden Antrag: Den Antrag der Abg. Schmidt und Wiesner , die Aeußerung H. vou Gagern's und die Weigerung des Vice-Präsidenten, den Ordnungsruf auszusprechen, an den Geschästs- orduungs-Aus\{huß zu verweisen. Riesser erklärt sich damit cin- verstanden, da dieser Antrag alle Theile erledige. Edel ist der An- sihl, daß der Schmidtsche Aiéha niht mehr zur Unterstüßung kom- men könne und glaubt, daß derselbe auch von der linken Seite des Hauses keine Unterstüpung finden werde. von Beckerath verlangt die Trennung des Schaffrathshen Antrages, worauf die Abstimmung vorgenommen wird, dereu Resultat folgendes ist: Die National-Ver- sammlung beschließt, den Autrag der Abgeordneten Schmidt und Wiesner an einen Aus\huß zur Prüfung des Verhaltens vorzulegen, welches die Reichs-Versammlung diesem Antrage gegenüber einzuneh- men hat; ferner, die Aeußerung des Abgeordneten von Gagern und die Weigerung des Ordnungsrufes dur den Vice-Präsidenten Sim- son einem neu zu erwählenden Ausschusse zu überweisen. Der Antrag des Abgeordneten Jordan aus Berlin findet keine Unterstüßung. Abgeordneter Rösler aus Oels interpellirt das Reichs-Ministerium der Justiz, ob dasselbe von der Verhaftung des in Urlaub befindli- hen Abgeordneten Minkus Kenntniß habe und ob die Centralgewalt ten, H ollandt als Berichterstatter des volkswirthschaftlichen Aus-

1848.

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in dieser Angelegenheit Schritte zu thun gedenke, wodurch es zeige, daß die Mitglieder der R Vat s in s entferntesten Winkel Deutschlands Schuß genießen. Reichs-Minister R, Mohl erklärt, daß ihm in dieser Angelegeuheit nihts Amtliches zugekommen sei. Nachdem er aber das Gerücht von der Verhaf- tung des Abgeordneten Minkus vernommeu, habe er die erforderliche Anfrage unverzüglich an die preußishe Regierung abgehen lassen. rige Nach Zem Frans n Geseßes vom 30. September i ar eine Auwenduug auf diesen Fall no weifelhaft ;

nah dem Geiste des Geseßes aber s die D R dest Anwendung vermuthet werden. Es wird zur Tagesordnung brit shusses und Beseler als Berichterstatter des Verfassungsaus\husses verbreiten sich, Leßterer mit besonderer Würdigung des Bauernstan- des, über die Anträge ihrer Kommissionen. Das Ergebniß der Ab- stimmung über Artikel VIL §8. 27, 28 und 29 ist folgendes: §. 27 : „Jeder Unterthänigkeits- und Hörigfeitsverband hört für immer auf (Antrag des volkswirthshaftlihen Ausschusses; mit überwiegender Majorität). §, 28: „Ohne Entschädigung sind aufgehoben : 1) die Patrimonialgerichtsbarkeit, die grundherrliche Polizei, so wie alle an- deren einem Grundstücke oder einer Person zuständigen Hoheitsrechte ; 2) die aus diesen Rechten fließenden Befugnisse, Exemtionen und Ab- gaben jeder Art (Antrag dessenben Ausschusses mit einer Abänderung von Sa!zwedell's); 3) die aus dem guts- und s{hußherrlihen Verbande entspringenden persönlichen Abgaben und Leistungen (Antrag des Ver= fassungeaus\chusses). Alle übrigen unzweifelhaft auf Grund und Boden haftenden Abgaben und Leistungen sind ablösbar, ohne Rüd- sicht auf die Person und das Verhältniß des Berechtigten oder des Verpflichteten, insofern die Geseßgebung nicht die unentgeltliche Auf- hebung einer oder der anderen begründet findet. Die näheren Be- stimmungen hierüber und über die Art der Ablösung bleiben den Geseßgebungen der einzelnen Staaten überlassen (Antrag des volks- wirthschaftlichen Ausschusses mit 186 gegen 171 Stimmen, nebst Zusäßen von M. Mohl mit 200 gegen 187 Stimmen), Es soll fortan kein Grund- stück weder durch das Gesey, noch durch Vertrag, noch durch einseitige Ver- fügung mit einer unablösbaren Reute belastet werden (Antrag Rheinwald's mit 207 gegen 168 Stimmen). Alle Zehnten sind auf Antrag des Belcst ten ablösbar (Antrag des An Werner aus Koblenz). Die Zehnten sind ablösbar. Die Normen der Ablösung bestimmt die Gesehgebung der einzelnen Staaten (von Schrenck, Wartensle- ben u. A.). Mit diesen Rechten fallen auch die Gegenleistungen und Lasten weg, dic dem bisher Berechtigten dafür oblagen Cal des

Verfassungs- Ausschusses).“’ §. 29: „Die Jagdgerechtigkeit auf srem- dem Grund und Boden, die Jagddienste, ada und L Leistungen für Jagdzwecke sind ohne Entschädigung aufgehoben (Freu- dentheil und M. Mohl, mit 244 gegen 137 Stimmen bei namentlicher Abstimmung). Jedem steht das Zagdrecht auf eigenem Grund und Boden zu. Der Landes-Geseßgebung ist es vorbehalten, zu bestim- men, wie die Ausübung dieses Rechtes aus Gründen der öfent- lihen Sicherheit zu ordnen ist (Antrag des Verfassungs-Ausschusses).““ Der Vorsißende macht bekannt, daß die Wahl eines Schriftführers auf den Abg. Plathner mit £220 unter 379 Stimmen gefalleu ist, JZhm zunächst steht Rösler aus Oels mit 128 Stimmen. vonVindcke giebt zu bedenken, ob die in Anklagezustand verseßten fünf Mitglie= der der Reichs-Versammlung bei den Ausschußwahlen stimmberechtigt scien, Wesendonck findet es unbegreiflih, daß der unantastbare Abgeordnete den Abtheilungen fern stehen solle, Schlöffel erklärt daß er der Wahl dur die Abtheilungen si enthalte und daß seine Genossen Ziß und Simon gleicher Ansicht seien. Rösler aus Oels vin=

| dizirt den À i i i i | dizls Hn ngetagién das theoretishe Ret, Eine Anschnldigung sei noch

| mung, obschon wir das Recht hierzu haben und obwohl die. Reichs-

Ziv: Wir enthalten uns aus Delikatesse der Abstim=

minister damals mitstimmten, als es \ich um i i flagezustang handelte. von Mreeae A für Lie Auetwu n Tas fünf Mitglieder von der Abstimmung, indem er \ch darguf Rüht daß in der Polenfrage den posenschen Abgeordneten keine Stimwberechti- gung ertheilt worden sci. Reh is erstaunt, daß diese Frage in An= regung gekommen; es handeln sih ja nur um die Wahl eines Aus= schusses. Lette hält es für ungeeignet, nah der Erklärung des Ab= geordneten Schlöffel und Genossen über eine theoretishe Frage ab- zustimmen. R, Mohl: Jch erinnere mich niht der Jufamie, über meine cigene Person abgestimmt zu haben, als das Ministerium in Anklagezustand verseßt werden sollte, Herr von Schmerling und ich befanden uns im Saale und waren genöthigt, bei der Abstimmung auf unseren Sibhen zu verbleiben. Simon erklärt, daß er auf sein Abstimmungsrecht verzichte. Nicht so Blum, welcher dasselbe nicht aufgeben will. Nachdem Vincke erklärt hat, daß er keinen Antrag, sondern blos eine Anfrage gestellt habe, wid der Gegenstand als erledigt erachtet und die Sißung um 35 Uhr Nachmittags durch den Vicepräsidenten Simson geschlossen. Nächste Sitzung den 6. Oktober, Tagesorduung : Berens über den Bericht des Ausschusses für Gesebgebung, das Geseß über den Schuy der Reichsversammlung und der Beamten der Centralgewalt betreffend; Fortseßung der Be- rathung über die Grundrechte Artikel VII. §§. 30 bis 33,

Die heutige 92ste Sitzung der verfassunggebenden Reichsversammlung eröffnete der Präsident , H. von Gagern, indem er das Ergebniß der in der gestrigen Sißung beschlossenen Ausschuß - Wah'en bekannt machte. Jn den Ausshuß zur Prü- fung der Anträge des frankfurter Appellationsgerichtshofs , die ge- rihtlihe Untersuchung gegen die Abgeordneten Blum, Gün- ther, Simon, Schlöffel und Zih betreffend, wurden ge- wählt : Hergenhahn ( Vorsißender), Scheller (zweiter Vorsi-

zender), Ww aus Posen, Ebmeyer, Briegleb, Martens, fs

Malyahn , Werner aus Koblenz, Schüler aus Zw fd Langerfeldt , Zachariä aus Göttingen Spree: Reh, Gombart aus München. In die mi io R fung des Antrags der Abgeoedneten, Schmidt gro g As e Sélesien war A aus Mien s wie zur F! er Aeuße- rungen des Abg, H: von Gagern un) leses wurden gewählt: von La- Simson, den Orduu zu erlassen, Wel, ret,

ten ‘von É - saulx, von obl, “Löw aus albe, Wernher gus iers

genstecher, Zell,