1848 / 195 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger)

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 16. Nov. Jm Opernhause. 188ste Schauspiel- haus-Abonnements-Vorstellung, Prinz Friedrih von Homburg, Schau- spiel in 5 Abth., von H. von Kleist, Die Ouvertüre, so wie die Musik zu den Zwischenakten und die zur Handlung gehörige Musik, ist vom Königlichen Kapellmeister Henning. Anfang 6 Uhr.

Das Billet-Verkaufs-Büreau is nach dem Opernhause verlegt.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Sthauspiel- haus-Preisen verkauft :

| |

1056

Ein Billet im Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr., ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr., ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 15 Sgr., ein Billet im Amphithea- ter 74 Sgr. 2c.

Königsflädtisches Theater. Donnerstag, 16, Nov. Der böse Geist Lumpacivagabundus

oder : Das liederlihe Kleeblatt, Zauberposse mit Gesang in 3 Akten von J. Nestro9.

Freitag, 17. Nov. 3 Akten, von J. Nestroy. :

Sonnabend, 18. Nov. (Italienische Opern-Vorstellung.) Cene- rentola. Komische Oper in 2 Akten. Musik von Roffini.

Preise der Plähe: Ein Plaß in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthblr. u. |. w.

Der Talisman. Posse mit Gesang in

R

a

Berliner

B Orse vom 15. VMorcrember.

Wechsel - Course. | Brief. | Geld. | 143; | 1425 1505 1502

| Kurz a

| D Zit

| Kurz

| 2 Mi. |

| 3 Mi. — 6 25

| 2k. | 8A —

A E 98 2 Mi. 10173 | 1013

E100 SBbI | 3 Wocheu | 106% | —

Pfandbr f , Kommunal - Papiere und

250 Fl. 250 FI. 300 Mk. 300 k. ¿R ak 3609 Fr. 150 FI1. 159 Fl. 1GQO Thlr.

L Thlr,

Amsterdazu » » « «-

1504

Augsburg Bresiau

Leipzig in Courant im Frankfurt a. M. südd. Petersburg

Inländische Fonds, Geld - Course.

Brief. | Geld. Gem,

| 892 |

Westpr. Pfandbr, 35 - —————-- Groszb.Posen do. | 4 |

do. do, 13% Ostpr. Pfandbr. [35 Pomm. do. [37] 9)

Auslündische Fonds.

| Fnedricbsd’or. j Aud. Geldm.à Sth, |- | Bisconte.

| Russ. Hamb. Cert —— Poln. neue Pfdbr,

|= | Quo L

Sardin. do. 36 Fr. —

/ | N. Bad. do. 35 Al

/

Kisenbahn- Actien.

=.

Stamm - Actien. |

Der Reinerirag wird nach erfo! due Bekanntm. | in der dazu bestimmten Rulkri auggefü lt. Die mit 3§ pCt. bez. Actien sind v. Staat g r.

Berl. Anhalt Lit. A B. | do. Hamburg | do. Stettin -Starg.. | do. Potsd.-Magd...

Magd.-Halberstadt

do. Leipziger

Halle-Thüringer .....

Cöln-Minden,.. i do. AScHeS i. «¿ss

Bonn - Cöln

Düsseld. Elberfeld ..

Steele - Vohwinkel...

Niederschl. Märkisch.

do. Zweigbahn

Oberäcthl. I A...

do. R.

Cosel- Oderberg

Breslau - Freiburg .….

Krakau - Oberschl....

Berg.-Märk. „.......

Stargard -Posen …...-

Brieg -Neisse

Kapital.

è [4

Rein-Ertra 1847.

Tages - Cours.

Börsen-Zins- Rechnung.

3,500,000 8,000,002 4,824,000 4,000,000 1,700,000 2,390,000 9,090,000 2,967,500 4,500,000 1,051,260 1,400,000 1,300,000 9,950,000 1,500,000 2,253,100 2,400,000 1,200,000 1,700,000 1,500,000 41,000,000 5,000,000 1,100,000

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Quittungs - Bogen. Bérl. Anhalt. Tit: B. Magdeb.-Wittenb.... Aachen-Mastricht .…. Thür. Verbind.-Bahn

Ausl. Quittungsbog. FOsthot i. e GONL Friedr. Wilh.-Nordb.

2,500,000 | ¿ 4,500,000 | 2,750,900 | 5,600,600 |

18,000,000

| | | —

8,000,000 | 4 | 377 a 382 br. C

Schluss - Course von Cöln - Minden 73ck 6,

E E A E D E E S E R A 1 E:

Prioritäts - Actien. |Kapilal. L 0 |

Ausl. Stamm-Áct.

Dresden-Görlitz .. Leipzig-Dresden Ludw.-Bexbach 24FI. Sächsisch-Bayerische |6,000, 90 Kiel - Altona Sp. |2,050,000| Amsterd.-Rotterd. FI. 6,500,090 Mecklenburger Thir. 3]

von Preussischen Bank - Antheilen 85 bz. u. G.

Die Börse war heute sehr günstig gestimmt, und die Course erfuhren eine wesentliche Steigerung. Besonders animirt waren Preufs. Staats - Schuldscheine und Bank-Antheil!e,

Auswärtige WBörfeu.

Breslau, 14. Nov. Holl, und Kaiserl, Dukaten 967 Bi. Friedrihéd’or 1134 Gld. Louisd’'or 1125 Gld. Poln, Papiergeld 933; bez, Oesterr. Banknoten 94 bez. Staats-Schulds{eine 74 Br. Seehandlungs - Prämien-Scheine a 50 Rthlr. 92 Br. Pos. Pfand- briefe 4proz. 95 Br., do. 35 proz. 775 Br, Schle/s. Pfandbr. 3+ proz. 88% a 7 bez. , do. Lit. B, 4proz. 914 Br. , do, 35 proz. 8127 Bn

Polnische Pfandbriefe alte 4 proz. 895 Gld,, do. neue 4 proz, 89x Gld. , do. Partial - Loose a 300 Fl. 934 Gld. Russ. poln, Schap-Oblig. a 4 % 65 Br,

Actien. Oberschles. Litt. A. 88 etw, bez., Breslau-Schweidn.=- Freib. 855 Br. ‘ Niederschl, - Märk. 67 Br., do. Prior, 94% Gld, do. Ser. Lil, 89 Br. Ost-Rhein. (Köln-Mind.) 735 Gld. Neisse- Brieg 36 Gld. Krakau-Oberschles, 407 Br. Fr. Wilhelms-Nord- bahn 37 bez.

Bien, 13. Nov. Met. 5proz. 774, %k—784, %. Aproz. 635, 64, 2tyroz. 40, 41 — 405, 44. Anl. 34: 88, 89 — 88, 89. 39: 130, 131 — 4129, 130. Nordb. 975, 98% — 98 — 982%, Gloggn. 92, 94 — 92, 93, Mail. 63, 65 — 65, 66. Livorno 645, % — 645, 64%, Pesth 63, 64 — 633, 644. B. A. 1075, 85 — 1085 — 90,

Wechsel: Amsterd. 1545 G. Augsb. 111. 110. Frankfurt 1112 1411 Hamburg 1635, 1637 London: 11, 12. 11,8, «Paris 132, 1305.

Die Börse, anfangs flau, hob sih auf bessere Course vou Pa-

ris, bei lebhaftem Umsaß und {loß fes. Fremde Pläye l. S, be- liebt, k, S. offerirt.

Frankfurt a. M., 12. Nov. (Jn der Effekten-Sozietät.) Von Fonds waren heute die bsterreih. Loose, Actien, 5 u. 25yroz. Metall, wegen ihres Steigens von Wien, o wie die 3proz. inländ. Spanier auf den be}eren Stand derselben von Madrid williger be= gehrt, und man bezahlte dafür höhere Preise als gestern. Es ging darin Einiges um, F. W, Nordbahn- und Bexbacher Actien erfuh- ren aus die niedrige Postnotirung von Berlin einen Rückgang, der Umsaß war jedo sehr unkedeutend. Alle übrigen Fonds ohne Ge- schäft und Beräuderung, Die wiener Post vom Sten d, war bis am Schluß (1 Uhr) noch nicht eingetroffen,

5% Met. 69%. 69, Bank - Actien 1124. 1118 Baden 59 Fl L. 44% Br., do, 35 Fl. L 25%. 25%. Darmst, 50 Fl, L. 60. 59. Hessen LOKS 29. Sard. 25. 25. Span. Zproz 175, 472 “Poln 300 Fl. L 93 Gld., do. 500 R. 671, 672 Friedrich Silb. Nordbahn 375. 37%, Bexbach 64%, 641, Köln-Minden 76 74

Fraukfurt a. M,, 11. Nov. (Wothenberi A geschäfte waren im Laufe dieser Wohe P A is a von Wien die politischen Ereignisse (ils beendet anzuschen ind E fuhren denno die österreichischen Papiere und mehrere Eisenbahn- Actien einen abermaligen Rückfall, Die nächste Veranlassung Vei gaben theils die unruhigen Auftritte in den österreichischen Provinzen die Ministerkrisis in Berlin und theils das bedeutende Fallen der

|

französishen Renten, welhe wegen der Präsidentenwahl und auch auf das Gerücht von der Liquidation eines der ersten Bankhäuser in Paris gewichen sind, Die am Markte gebrahten Stücke von Me- talliques, Wiener Actien und Loose kounten deshalb nur zu weichenden Preisen angebracht werden und die Tentenz blieb à la baisse, Das Zurückgehen der Friedrih-Wilhelms-=Nordbahn- und Bexbacher Actien beruhte auf ihren finanziellen Stand, indem für den Ausbau dieser beiden Bahnen nohch ansehulihe Gelcksummen anzuschaffen sind.

Südd. utshe Fonds behaupteten sih ziemlich fest, und der Umsaß war darin nicht unbedeutend, Badische und kurhessishe Loose drücken si auf einige Comptant=-Verkäufe. Jn den 5 prozentigen preußischen wurde mehreres zu 97 gemaht; auh in amerifanishen Papieren fandeu einige Abschlüsse statt, nämentlih in dem 6 prozentigen Anle- hen, welches mit 5 à 6 pCt. Agio bezahlt wurde.

Jn fremden Wechseln kein großer Umsaß; Amsterdam, Ham-=- burg und Paris flauer; Berlin, London und Leipzig begehrter, Wien ohue Geschäft, blos in österreihishen Coupons zu 105 à 1055 und Banknoten zu 109 war Handel.

Der Disconto hielt sich fortwährend zwischen 14 und 2 pCt. gesucht.

Hamburg, 13. Nov. 3§proz, p. C. 755 Br., 75% G. E- R, 9627 Bi, 96 G Din, 62 Br, Ard, 8 By, Zproz, 10% Br, Hamb.-Berl. 61 Br. u. G. Altona-Kiel 864 Br., 85% G, Med- lenburg 31 Br. u. G.

Bei geringem Geschäft waren die Course etwas flauer.

Amsterdam, 12. Nov. (Sonntag.) Effekten-Sozietät. Inteare 44 Ard qi. Plecen 87. Porti 3 proz, 20% 4proz. 24%, #5, 4, %. Oest, Met. 25 proz. 34%, #, % Mer. 19%, 20, «Peru 20. Junt, und span. Fonds waren bei geringem Ge- chäft unverändert, Oest. und Port. etwas angenehmer; von den übrigen Fonds waren nur Mex., die auf höhere londoner Notirun- gen 1% gestiegen sind, als gefragter zu bemerken.

Antwerpen, 11. Nov. Wenig Geschäft; Belg. 5 proz. 77%. 45 proz, 725. 25 proz, 38%, DPro4 176, b

fester Markt. Ard. 9, 85.

-——— —— I

Markt - Verichte.

Königsberg, 11. Nov. Zufuhr war mittelmäßig. Weizen 45 bis 75 Sar. pr. Schfl, Roggen 26 bis 32 Sar., gr. Gerste 25 bis 29 Sgr., kl. Gerste 20 bis 25 Sgr., Hafer 15 bis 18 Sgr., graue Erbsen 30 bis 45 Sgr., weiße Erbsen 28 bis 40 Sgr., Kar= toffeln 11 bis 15 Sgr., der Ctr. Hèu 17 bis 19 Sgr.

Stettin, 14. Nov. Getraide, Von Weizen ist eine Kleinig- feit ganz s{werer Waare (92psd.) an der Eisenbahn zu 60 Rthlr. verkauft, für {were Gerste 284 Rthlr. zu machen; Hafer pr. Frühj. 52pfd. 18 Rthlr. bez. u. Br. Roggen in loco 84pfd. zu 264 Rthlr. zu haben, 85pfd. 265 Rthlr. bez., 87/88pfd. 27% Rthlr. gefordert, 27 Rthlr. geb. u. bez.,, pr. Frühj. zu 30% Rthlr. angetragen, 30 Rihlr, wohl zu machen.

| Konsumenten verkauft;

Heutiger Landmarkt :

Weizen. Roggen. Gerste. Hafer. Erbsen. O2 A 99 20a 2A O A 2/ 0a 4 O22 085 Sr.

Rüböl loco 10; Rthlr. Gld,, pr. Febr. / März und März / April 41 Ntblr, bez.

Spiritus aus erster Hand zur zweiter Hand ohne Faß an der Börse durch vereidete Makler 232 % geschlossen und dazu ferner anzukommen; mit Fässern 23% % gehandelt, 24 % Geld; pr. Frühjahr B nur Geld,

Breslau, 14. Nov, Weizen gelber 44, 51, 56 Sgr. Roggen 27, 30, 33 Berite 20 23, 25 ( Hafer 14, 15, 16 S Raps 85, 87 Sgr. Spiritus 67 Rthlr. bezahlt und ferner zu bedingea. Rüböl 115 Rthlr. gefordert. Zink 2000 Ctr. ab Gleiwiß und Kosel, erstere a 35 leßtere a 377 Rihlr. begeben. Der Markt war heute in Folge des sehr {lechten Wetters schr till; das Wasser in der Oder is bedeutend gewachsen,

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le 235 %.- zu notiren ,

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Amsterdam, 10. Nov. Weizen zu den vorigen Preisen au (200, E O S0 O N L82000: ibanta 260 268 l 12000, neter Mie, 195 (1 LZ2ODID, neuer droumna, 181 Sl: L200, ait. n, 2/9 0s 128 LO2D! l 200; 280 Sl; 13000, Jr, mun 274 81.

Roggen zu den vorigen Preisen mit einigem 127 pfd, pomm. 160, 162 G6l,/ 123pfso, preuß: 198 l) rostod. 162 Fl.; 120pfd, preuß. 146 Fl.

Gerste preishaltend; 107pfd, knobbe, 136 Fl, Sommergerste 110 Fl. , 97, 98pfd. do, Wintergerste 110, 112 l, 97pfd. do. an den Mühlen 1412 Fl., 106pfd. gering. fein. dän. 122 Fl.

Buchweizen weniger zum Verkauf und dadurch preishaltend;z 120-, 121pfd. amersf. und uyferk. 155, 157 Fl.

Kohlsaamen wie früher ; verkauft: groning. 50 L. z alk, kromh. 542 Lz auf 9 Faß gleich im Oktober und November 60 L,

Leinsaamen wie früher 109, 1100, riga, 495 Sh, LO8pfd.

do, 2425 öle E i

Rüböl gleih und auf Lieferung etwas williger; auf 6 Wochen 36% Fl, ; effekt. 35% Fl. ; Dez. 35, 4 a 39 Fl. z Mai 35s Fl,, Seyt. und Okt. 354 a 4 Fl.

Leinöl auf 6 Wochen 285 Fl., effekt. 275 Fl.

Hauföl auf 6 Wochen 354 Fl., effekt, 347 Fl.

I »i ) Je LOPTD, Geber,

J Jp S / Handel: 120,

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99», olbamm,

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Drudck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober-HofbuchdruFerci.

Beilage

18 196. Beilage

E cchlaud.

Verhandlungen. es Verhandlungen des landwirihschaft-

I-05: h Deontf n. Kammer -

Sachsen, Dresden. Franffurt a. M,

Frauffurt. Fr lichen Kongresses, S Ausland. Schweiz. Bern. Sidler's Eröffnungs - Rede im National - Rath, — Tessin. Maßregel des Vororts hinsichtlich der italienishenFlüchtlinge. Die leßten Oktober-Ereignisse in Wien. (Schluß.Z _ Wissenschaft und Kunft. Erste Trio - Soiree, Markt - Berichte.

DEEE M T E E R T E E ECE I E IEES E Ce T T

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Uichlamtliczer Theil.

Deutschland.

Sachsen, Dresden, 12, (D-A J Die erf Kammer berieth in ihrer Sibung am 10. November den Geset=Ent? wurf über das Strafverfahren bei Preß= und politishen Vergehen. Man gelangte in dieser Sißung bis zu §. 35. Bei §. 5 findet Se- cretair Nitterstädt die Stellung des Stagtsanwalts zu inquisitorish ; Staats-Minister Braun erwiedert aber, daß es des Staatsa1nwalts S@uldigkcit set, auch die Unschuld zu ermitteln und als solche dar= zustellen Zu §, 10 erbittet und ersucht derselbe Minister sich Er= mächtigung, den zweiten Saß nah Maßgabe der Fassung von §. 3 des Preßgeseßzes zu redigiren, Ju §. 19, 2 c. erbält das Amende=- ment des Prinzen Johaun: „ob und welhen Verbrechens“, statt „wessen Verbrechens‘“ Annahme; cben so zu §. 33 dcr von demsel- ben beantragte Zusaß: „über Einwendungen gegen die Fragestellung entscheidet das Gericht,“ Die Deputation selbst hat in §. 33 die Worte, welche die zweite Kammer aufgenommen: „und in Zweifel gezogenen Thatumslände““, weggelassen, so wie iu §. 35 die Worte: 1a, bedeutet schuldig, nein, nihtscchuldig; ““ sie beantragt au, in die- \:m Paragraphen zu sagen: „das in Frage befangene Verbrechen“ statt „cin Verbrechen,“ Jm Uebrigen empfiehlt sie den Beitritt zu den Beschlüssen der zweiten Kammer, beziebentlih dem Geseh - Ent- wurfe, i

Jn der Abendsigung desselben Tages erstreckte sich die Bera- thung über §§, 30-—61, Zu §. 36 fand ein Amendement des Prin- zen Johaun Annahme, wonach tas Wort „bejahend“ ausfällt. Zu 8. 82 bemerft E v. Friesen auf von Herrn Zebmen's Anfrage, daß auh die Militgirpersoneu zu Geschworenen wählbar sein sollen, §8, 9I—50, 5a, und 60 haben eine neue Fassung von Seiten der Regierung erhalten, infofern nämlich beschlossen worden is, auf je 500 Einwohner eineu Geschworenen zu wählen, und zwar in den für die Landtagswahlen nah Maßgabe des neuen Wahlgeseßes geordneten Wahlbezirken und unter Leitung des Landtagswahl-Ausschusses. Ju der gestrigen Sißung ward eine dem §. 55. gegebene neue Fassung der Deputation abgelehnt und dann von §, 62—67 fortgefahren. Prinz Johann beantragt (g. 62) als Entschuldigungsgrund für einen nicht erschienenen Geschworenen auch “dringende Amtsgescbäfte aufgenommen zu schen; nachdem jedoch Herr von Friesen, Staats- Minister De, Braun und Frhr. von Welck die Befürchtung aus- gesvrochen, daß mancher Mißbrauch damit getrieben werden möchte, zieht der Antragsteller seinen Antrag zurück. Bei §. 65 findet Herr von Welck eine Entschädigung der Geschworenen sür den Zeitverlust gere{chtfcrtizt, Dr. Schröder und Minister Dr. Braun erinnern je- dot, daß das Amt cines Geschworenen ein Chrenamt und desgalb nicht zu bezahlen seiz auch dürfte die Reise-Entschädigung von 1 Rthir. vro Meile hinreichend groß sein. Nah Annahme dieses Gesebes ge- langt auch §. 67 a, (Ausdehnung desselben auf andere politishe Ver- brehen) zur Berathung und wird gegen eine Stimme (von Heyniß) angenommen. In der gestrigen Sißung wurde auch der Eingang einer Swrift des Vaterlands- Vereins zu Penig, Lunzenau, Langen- leuba, Seifersdorf u. a. angezeigt, in Fassung und Jnhalt so una= würdig, daß der Präsident die Vernichtung derselben vorschlug, ohne sie erst vorzulesen,

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Frankfurt, Fraukfurt a. M., 10, Nov. (O. P. A. Z.) Ju der gestrigen Sißung des landwirthshaftlihen Kongresses wird zur Berathung des Kommisslonsterichtes über Art. 10 der Traktau- den geschritten. Während der Verlesung desselben tritt der Prinz Adalbert von Preußen in den Saal und wohnt einige Zeit den Ver- handlungen bei. Der Art. 10 lautet: „Der Einfluß, welchen die deutsche Landwirthschaft in den einzelnen Stgaten auf die Aerbau- Gesebgebung und auf die Förderung ihrer Juteressen durch die ein- zelnen Regierungen zu üben vermag, hängt wesentlich auch von der Organisation und Wirksamkeit des landwirthschaftlichen Vereinswesens ab. Entsprechen die bestehenden Einrichtungen dem Bedürfnisse? Er- cheinen Aenderungen und welche als räthlih; erachtet man es na- mentlih als angemessen auf Gründung von Landwirthschaftskammern und Landwirthschaftsgerichten, ähnlich den Handelskammern und Handels- gerihten, hinzuwirken 7“ Nach ausführlicher Beleuchtung dieses Gegen- standes, aus welcher hervorgeht, daß die bestehenden Eiurichtungen nicht entsprechen, werden die Auträge der Kommission in folgender wesent- licher Weise zu Beschlüssen erhoben: 1) Die Organisation des land- wirthschaftlihen Vereinswesens ift durch Deutschland in seinem gan- zen Umfang in dem Maße auszudehnen, daß alle Landwirthe und andere Liebhaber der Landwirthschast ohne große Kosten daran Theil nehmen können. Unter Landwirthschaft is die Forstwirthschaft ein- verstanden, 2) Eine größere Anzahl von solchen Vereinen bildet einen Kreis - oder Provinzial - Verein, der nur aus Mitgliedern der Lofal-Vereine zusammengeseßt wird. Er hat einen von dem Staate besoldeten Secretair, er] ist in seinen Wirkungen und seiner Thätig- leit selbstständig und erhält von dem Staate die erforderlichen Geld- mittel. 3) Die Kreis - oder Provinzial - Vereine wählen Landwirtlh- \shasts- Räthe, welche Gesebße oder allgemeine Verwaltungs - Maßre= geln zu Beförderung der Landwirthschaft berathen und diesfallsige Anträge stellen, 4) Es sind landwirthschaftlihe Centralstellen aufzu- stellen, welhe für Ausführung der beschlossenen Maßregeln sorgen und zwischen Regierung und deu landwirthschaftlichen Vereinen ver- mitteln. 5) Jn den Ministerien werden die landwirthschaftlihen Ju- teressen durch eigene Sachverständige vertreten. Die auf die heutige Sißung vershobenen Punkte 6 und 7 des Kommissions - Berichtes zu Art. 10 der Traktanden, betreffend die streitige, nictstreitige und Strafgerichtsbarkeit in landwirthschaftlichen Angelegenheiten, wurden nah längerer Debatte als noch niht gehü- rig reif verworfen, und wegen der ersten fünf noch beschlossen, die-

1057

selben den Regierungen und den landwirthschaftlihen Vereinen mit- zutheileu. — Kommissions - Bericht über Art. 9, welcher lautet : „Die Auswanderung hat bisher fast aussließlich ihre Richtung nah übersceischen Ländern genommen; Dcutschlaud hat aber selbst noch ansehnliche, der Bebauung bedürfende und würdige Striche Landes; seine Wohlfabrt, seine Krast würde wesentlich vermehrt werden, wenn es möglich wäre, das bieher nach fremden Ländern gebrachte und diesen zu guk fommende Kapital an Arbeit und Geld unserem Vaterlande zu erhalten, für dicscs nußbringend zu verwenden. Es wirft sich darum die Frage auf, ijt di;ses und in welcher Weise möglich, welhe Grgetden sind geeignet , cine größere

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ländliche Bevölkerung aufzunehmen; stehen dem geseßliche Bestim mungen in einzeluen Ländern etwa entgegen, und welch? Maßregeln wären zu Realisirung von Uebersiedelungen im Junnern von Deutsch land zu ergreifen. Erscheint es nit als eine Aufgabe der deutschen Centralgewalt , in dieser Beziehung vermittelnd einzugreifen T ziemlich umfangreihe, übrigens seyr lihtvolle tet sch ausführlich über die gaigeregten Kommission glaubt aber, day es weder

die Aufgabe der Versammlung sei, positive zu stellen, sondern sie bringt den allgemeinen hohe National - Versammlung zu ersuchen, Borsorge zu t1 bei Behandlung der Frage der Auëwanderung die in Deutschland sich bietenden Gelegenheiten zu Kolonieen und zum Erwerb von Grund-= besis im Auge behalten und die verschiedenen Regierungen eingeladen werden, üver die colonisationsiähigen Länder?tien die verscicde nen Materialien an Karten, Plänen, ) ürfen 2c. den betreffenden Behörden und Stellen mitzuthei! Nach einer langen und lebhaften Diskussion, worin die v sten Ansichten vorgebracht und widerlegt warden, wird diefer Voischlag einhellig an genommen, so wie auch der von Herrn von Varnbüler : diesen Be- riht als ein wahres Gegengift gegen dic Auêwanderungssucht nach Amerika drucfen und vertheilen zu lajjen,

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Schweiz. Bern, 8. Nov. Jun der Red den Nationalrath eréffnete, sagte derselbe : ¡„HDochgeachtete PDerren Nationalrà he! l ctwas inm meinem Leben geeignet war, mir Geist und Herz zu erheben, so ist es der gegenwärtige Moment, beim Anblick diese Bersammlung, die ih als Altersprê sident zu präsidiren die Ehre habe. Jch bedarf der Rückhaltung und der Mäßigung, um die gehörige 9 halten. Judessen will ich der Freude den Lauf Jnnigkeit seelenvoll zu begrüßen und willkommen seien Sie mir aus tief und freudig bewegter Brus Nationalräthe gegrüßt, gegrüßt als Volfsmäunner, die durch Namen, durch Gesinnung, durch Kenntnisse, dur vaterläudishe Wirksamkeit, durch unmittelbare Wahl von Seiten des Volfes, durch die Bestimmungen der Bundcsôverfassung zunächst berufen siud, die schwcizeriche Bevölkerung in threr Gesammtheit, in ihrer neuen engeren Verbindung, in ihrer nationa len Einheit, zu vertreten. Hochgeachtete Herren! Unser hcißgelicbtes Va= terland, das mehrals bisanhin unser gemeinsames Vaterland geworden ist, hatte in der neuesten Zeit eine harte Prüfung zu bestehen; cs wax von innen und außen bedroht, es sollte nah dem finsteren Plan der Stabilen an jeinen Stalus quo unauflösbar gefettet, ia seinem Ent- wickelungsgange, in seinen lebenéfrischen, naturgemäßen Strebunacen nah Fortschritt und Vervollkommnung gelähmt, gehindert werden, So vielfah es aber zu Erzielung êines soliheu Stilistautes, jx sollt Rückgangszustandes augefeindet und gefährdet wurde, so ging es deu= noch siegreich aus Sturm und Krisis hervor; dasselbe unterlag nit nur nit, es erhob, erneuerte, verjüngte sich. Wir dürfen seiue Wie= dergeburt, scine Auferstehung, seinen Ostertag, feiern. Die erfolgte Neugestaltung unseres staatlichen Grundgeseßes steht als ein äußerst wichtiges Ereigniß da, als ein Ereigniß, das weit folgenreiher wer- den wird, als man es auf den tinen ersten Blik übersieht. Ein großer Zeitabschnitt der Schweizergeschichte is dadurch abgeschlossen, ein neuer, ein wesentlich neuer, beginnt. Die Jahrhunderte durch bis zur gegenwärtigen Verfassung mit geringem Unterbruch gebauerte Epoche beinahe unbeschränkter Kantons - Souverainetät liegt hinter uns, die frei as dem Willen der großen Mehrheit der s{chwei- zerishen Bevölkerung hervorgegangene Epoche g1ößerer Centrali tät, mehrerer Gleichförmigfeit und Uebereinstimmung in freisinni- gen Grundlagen, festerer Verbindung der einzelnen Theile zu einem organischen Ganzen, näherer Verbrüderung aller Schweizer zu einem Volke, uimmt ihren Anfang. Weihen wix in diesem Augenblicke, an der Schwelle der neuen Epoche, ein segnendes, dankbares Andeuïen der vershwundenen Epoche! Hochgeachtete Herren Nationalräthe ! Uns is der äußerst ehrenvolle Ruf geworden, an der weiteren Auf= führung und Ausbauung des Verfassungs »erfes fortzuwirfken. Er- fennen wir die Größe und die Wichtigkeit der Aufgabe, sie is der möglichsten Zuwendung unserer vereinten Kräfte würdig. Es darf uns dabei die Sorgfalt für die Gegenwart und die näcdste Zukunft niht fehlen und selb| ein Bli nicht in fernere Zeiten. Wenn in irgend einer Angelegenheit, so soll es bei einem staatlichen Grund- gese vorzüglich der Fall sein, daß die Gegenwart nicht abgerissen für sich, sondern zugleich nah den Zwecken der si später entfalten den Zukunft bestimmt werde. Möge die ewige Vorsehung in ge- weibten Stunden uns immer richtigere und klarere Blicke in ihren für das Menschengeschleht bestimmten Plan verleihen und unser liebes Vaterland auf den reten, mit diesem Plane übereinstimmen- den Bahnen erhalten! Möge unser Zusammentritt, unser Beisammen fein, unsere freundschaftlichen vertrauten Besprechungen, unsere an:t- lichen Berathungen öfter solche geweihten Stunden herbeiführen, die das Glück, die Wohlfahrt, den Segen des Vaterlandes für Gegen=- wart und Zukunft bereiten.“

Tessin. (Eidg. Ztg.) Herr Munzinger schreitet gegen den unverantwortlichen Leichtsinn, womit die italienishen Flüchtlinge das Asolrecht verlezen, kräftig ein, Diejenigen, welche am Ausstaud im Jntelvithal und im Veltlin Theil genommen, werden bei ihrer Rück= kehr in Kasernen gesperrt und vom eidgenössischen Militair bewacht. General d'Aspice ist am 1. November an der Gränze von Mendrisio verhaftet und unter Bedeckung hierher in eine Kaserne gebracht wor- den, wo ohne besondere Erlaubniß Niemand zu ihm gelassen wird. Einer Korrespondenz der N. Z. Z. aus Lugano entnehmen wir, daß die eidgenössisheu Repräsentanten die Wegweisung aller Flüchtlinge verlangt und, nachdem der Staatsrath nur theilweise entsprochen, die- sem mit Vermehrung der Occupationétruppen gedroht baben.

Die leßten Oftober-Ereignisse in Wien. (Schluß.)

___ Am Abend des 26. Oktobers gab der Ober-Kommandant Mes- senhauser vor dem permanenten Ausschuß die Erklärung, daß die Stadt uicht länger zu halten sei. Es verbreitete s{ch das Gerücht, die Belagerer bätten vor dem neuen Zollgebäude eine Batterie mit schwerem Geshüß aufgefahren und am folgenden Morgen werde Bresche geschossen. Der 29, Oktober verging indessen ziemli ru- hig. Fürst WindisL4gräß stellte die Feindseligkeiten ein, als die Stadt dturch Vermittelung des Gemeinderaths \sich zur Uebergabe unter *en bekannten Bedingungen bereit erklärte. Der Beschluß des Gemeinderaths wurde in Folge einer vorausgegangenen Be- rathung der Bevollmächtigten sämmtlicher Compagnieen der Na- tionalgarde gefaßt. Messenhauser hatte in einer langen Rede, deren Juhalt klarer, kräftiger und bündiger war, als seine hlecht stylisirten Tagesbefehle und Bekanntmachungen, die un- ermeßlihe Schwierigkeit der Vertheidigung der inneren Stadt den gewaltigen Zerstörungémitteln einer siegreihen Armee ge- genüber dargestell. Er unterstüßte seine Ansicht mit }o ge- richtvollen Gründen, indem er auf alle strateaishen De- tails einging, daß bald die große Mehrheit der Versammlung, von der Wükung seiner Ncede ergrissen, sih für die Uebergabe er- flärte. Kuranda sprach in demselben Sinn. Andere, worunter meh- rere Polen, versuchten vergeblich, den Eintruck der Worte des Ober= Kommandanten zu s{wächen, indem sie die Hoffnung eines siegreichen Ausganges der Vertheidigung mit Hinweisung auf die naße ungari- se Hülfe wiederholt anregten. Die Bevollmächtigten der Stadt {blossen im Auftrage des Gemeinderathes mit dem Feldmarschall eine Uebereinkunft hinsichtlich der Modbalitäten der Uebergabe, welche durch eine Kommission genauer bestimmt werden sollten. Die Vorstadt Wie- den und die Alservorstadt, deren Zugänge seit der Beseßung der

Landstraße den Truppen offea standen, ergaben sich uud wurden theil= weise vom- Militair offupirt.

Der folgende Morgen fand die Bevölkerung Wiens, welche in ihr Schicksal bereits ergeben schien, in furchtbarer Aufregung. Vom Observatorium des St. Stephanêthurmes war ein Angriff der Ungarn beobachtet worden. Die Artilleriesalven wurden anfangs fern, dann immer näher gegen die Schwehat gehört, was die Beobachter zu dem irrigen Glauben verleitete, daß die österreichishen Truppen grsblagen und die Ungarn im siegreichen Fortschreiten gegeu Wien begriffen sciegn. Eine in diesem Sinn abgefaßte Bekanntmachung des Kommandanten Messenhgufer steigerte die Aufregung, welche sih hon vor der bestimmten Nachricht des Anrückens der Ungarn in mehreren Theilen der Stadt, besonders in der Nähe der Aula, kundgegeben. Die Partei, welche von Capitulat'on und Unterwerfung nichts wissen wollte, war verstäift dur den Zuzug: immer größerer Massen von bi waffneten Proletariern, die sich aus den Vorstädten in die innere Stadt gezogen hattea. Die friedliche Partei, aus der überwiegen- pen Mehrzahl der Bürgerschaft bestehend, hatte weder den Muth, noch die Macht, ihren Willen g [tend zu machen. Schr viele Na- tionalgardisten hatten bereits die Waffen niedergelegt. Durch Dro- hungen, und seltst| durch Gewalt, wurde Mancher gezwungen, sie wieder zu ergreifen. Schmußige Weiber, mit Muéfeten bewas- net, zogen mit einer Trommel voran und, von Proletarierhaufen begleitct, durch mehrere Straßen und forderten unbewasfsnete Bürger auf, zum Gewehr zu greifen und zur Unterstühung der Uns garn einen Ausfall gegen die Belagerer zu niahen. Die Leicht=- aláubigkeit des Volkes war an diesem Tage wieder wunderbar. Hun- dertinal war cle Goffnuna, Lvíc Bugus a anle Vefrerer m W402 einzice hen zu sehen, getäuscht worden, und doch glaubte man wieder jedem neuen Gerüchte von ungarischen Siegen. Der Stand der Sache war eine rückgängige Bewegung des österreichischen Heercs, in der Absicht, die Ungarn auf ein für sie minter günstiges Terrain zu locken, wäh- rend Fürst Lichtenstein eine Bewegung in der Flauke aueführte. Die Ungarn wurden von der Shwecat über die Fischa zurückgeworfen und von 46 Schwadronen Kavallerie lebhaft verfolgt. Sie würden cine entscheidende Niederlage erlitten haben, wenn das F'ankenmand&=- ver vollfommen gelungen wäre; ihr Verlust betrug einige Hundert Mann. Unter den vielen Einzelheiten, welhe wir über dieses Treffen yoa Militairs gehört haben, erwähnen wir nur, daß der Banus welcher die Verfolgung leitete, in großer Lebensgefahr schwebte. Eine Granate plaßte an seiner Seite und verwundete einen seiner Offiziere am Fuß. Kossuth begleitete die Armee in einem Wagen, dessen Räder guf der Flucht zerbrahen. Der Agitator war nahe daran, den verfolgenden Reiter-Schwadronen in die Hände zu fallen. Das ungarische Heer zog sih seitdem über die Leitha zurück. Vom Observatorium des St. Stephansthurms herab erfannte man Nach- mittags an den immer ferner hallenden Kanonenschüssen, daß die Un- garn sich im vollen Rückzug befanden. Unsere leichtgläubigen De- mofraten, welche nicht anders dachten, als Held Kossuth werde die Rolle des Polenhelden Sobiesky spielen, gleich diesem an der Spige seiner Husaren wie der Sturmwind unter die Belagerer sihch stürzen und sie {lagen wie die Horden Kara-Mustapha's, sträubten sich lange, ihren Jrrthum zu erkennen, und wir hörten Stimmen, welche die Beobachter auf dem St. Stephanêthurm des Verraths beschuldig- ten , weil dieselben nah zwei Uhr kein neues ungarisches Siegesbülle- tin auf die Gasse warfen. Kommandant Messenhauser, welcher in eigener Person den Thurm bestiegen , wurde auch Verräther geschol» ten, ein Titel, der den Führern von Revolutionen selten entgeht, \o- hald der Ausgang unglücflih is. Einige unserer wüthendsten De- mokraten waren ihm nach dem Observatorium gejolgt und drohten, ihn hinabzustürzen, w-nn er nicht seine Abdankung zu Gunsten Fenne- berg's unterzeichne.

Der Ausfall der Mobilgarden, auf welchen die Ungarn gereh- net zu haben schicnen, fand nicht statt, aber von der Basici herab wurde auf die Truppen in den Vorstädten gefeuert. Die Bevölke rung der Vorstadt Wicden, welche sich Tages zuvor ergeben und theilweise die Waffen niedergelegt hatte, ergreift t ieselben wieder. Die Truppen zogen sih von dort zurück, und die Vorstadt wurde ven den Battericen außerhalb der Linie beschossen. So war allerdings ein zweifaher Bruch der bereits abgeschlossenen Uebereinkunft zu bes klagen, aber die Bevölkerung der inneren Stadt, welhe während diefes schrecklichen Tages in die kläglichste Ohnmacht verseßt war, hatte feine Schuld. Die Stadt war angefüllt mit jenen wilden, zerlumpten , abenteuerlichen Gestalten, wie man sie in Städten gewöhnlih nur in Revolutionszeiten beisammen i ähnlich den Orfkfanen am Meere, welche stets uind s nen von _Schwärmen kreischender Stuneene Dr merträglichen wilde Masse übte in den leßten des Tagen Okto A le fast Jeden, der Terrorismus, sie war Meister der Stadt, n e anständig Ge- feine Waffe trug, und bezeichnete als ha er Kalabreserhut be- fleideten, deren Kopf weder der Cas Bürger wegen einer dedte. Wir sahen auf dem hohen Martl f

1848 / 195 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff