1848 / 213 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

i ; e als eine consti- | „Wir bezwecken ein freies, ofiigag, Tut Deter es 1) Vom tutionelle Monarchie mit Fus wir an die größtmögliche, mit dem Standpunkte der Humanität, L f jedes Individuum in seiner dreifachen Staatszwecke vereinbarte Free Ee E Slced- cines Volkóstammes, als Eigenschaft, als Glied b fördeïn- demnach : für jeden Staatsbürger gleiche Glied einer S ob PMidlen. Gleicheit vor dem Geseze, Gleich- staatsbürgerliche p Aemtern, Würden und Auszeihnungenz das Recht berechtigung Siralét Entwielung und nationaler Association, Gleichberech- s E r Nationalitäten mit Verbannung jeder Suprematie irgend eines ck E HIE Necht der freien Selbstverwaltung der Gemeinden, Ju die- “blen Bedeutung wollen wir durch den Aufbau des Staatsgebäudes die Demokratie verwirklihen und verhindern, daß sie nicht als DLORGN für demagogische Umtriebe, für anarchische Wirren und unter nationaler Mp teifarbe zur Zerstükung unseres s{önen Vaterlandes mißbraucht E WÆWir sind zu oberst freie Oesterreicher und als freie Oestreicher brüderlich vereinte Deutsche, Slaven, Jtaliener und Rumainen. _ 17, Alle Theile des freien Vaterlandes und alle dasselbe bewohnenden gleihberechtigten Volksstämme dürfte folgender Bau des Staatsgebäudes zur Einheit verschmelzen: Die Gzundpfeiler des freien Staates stnd uns die freien Ortsgemecinden, welche die gemeinsamen Jnteressen ihres Bezirks durch cinen aus ihren frei gewählten Vorständen zusammentretenden Be- zirkéausschuß, die Interessen des Kreises durch eine aus Urwahlen hervor- gehende Kreisvertretung wahrnehmen. Bezirke nnd Kreise wären so viel als möglich nah Nationalitäten abzugränzen, legtere hatten aber wegen des größeren selbstständigen Würkungskreises eine größere Ausdehnung zut erhal- ten. Es tfönnte Böhmen in 3 böhmische, 2 deutsche, Galizien in 2 pol- nische und 4 ruthenisce Kreise zerfgilenz die Bukowina Einen Krcis bilden; Mähren hätte 2, Schlesicn wäre Ein Kreisz in Jllyrien würde Kärnthen Einen, Krain Einen, das Küstenland Einen Kreis bildenz so wie Nieder - Oesterreich Ein, Ober - Oesterreich ohne JZun- viertel Ein und Salzburg mit leßterem auch Ein Kreis sein, Stevermarf in 2, Tyrol in 3 Kreise (Deutschtyrol, Wälschtyrol und Vorarlberg) zerfallen und Dalmatien Einen Kreis ausmachen. Jn Land- tagen, auf Volksvertretung beruhend, wären alle inneren Angelegenheiten, welche das Wohl mehrerer Kreise oder der gesammten Provinz betreffen, das Unterrichts- und Volksshulwesen, die Kultus - und Kirchen-Angelegen- heiten, die Landes-Kultur, Landes-Bauten, die Verwaltung der Landes- Fonds, öffentlichen Landes-Güter , der Stiftungen und Humanitäts-Anstal- ten und das Landes-Schuldenwesen mit Beachtung allgemeiner Reichsgeseze zu besorgen, die Landes-Auflagen festzuseßen und alle jene inneren Angele- genheiten zu regeln, welche durch Reichsgeseße den Landtagen überwiesen werden, Jn jenen Provinzen, die blos einen Kreis bilden, hätten die Landtage zugleih die Functionen der Kreisvertretungen, An der Spie der Verwaltungen in den Provinzen hätten Minister - Gouverneure zu stehen, welche als exponirte Glieder des Reichs-Ministeriums mit ley- terem stehen und fallen, vom Ministerrathe ihre Vollmachten erhalten, alle Angelegenheiten unmittelbar oder in wichtigen Fällen über Rük- sprache mit dem Ministerrathe im Namen des Ministeriums erledigen und dem Landtage, so wíe dem Gesammt-Ministerium und mit demselben dem Reichstage verantwortlih sind. Nationale Streitigkelten sind in Provinzen mit gemischten Nationalitäten durch Schiedsgerichte beizulegen, zu denen jeder BVoltsstamm eine gleiche Anzahl Schiedsrichter und leytere den Obmann wählen, Alle anderen Angelegenheiten, welche durch das Gemeindegescy nicht den Orts- und Bezirks-Gemeinden, dann den Kreis- vertretungen, so wie durch die Verfassung nicht insbesondere den Landtagen und nationalen Schiedsgerichten zugewiesen werden, gehören vor die Neichs- gewalt, Die gesepgebende Reichsgewali wäre von zwei Kammern , deren eine vom Volke, die andere von den Kreisvertretungen und Landtagen be- schickt wird, und von der Krone auszuübeu, welcher nebst der Juitiative, die sie mit den Kammern theilt, die Sanction und ein beschränftes Veto zustchen soll; die vollziehende Gewalt wäre vom Kaiser durch das verant- wortliche Ministerium auszuübenz die richterliche Gewalt muß im Namen des Kaisers nach gleichem Gesehe im ganzen Reiche mit Oeffentlichkeit, Mündlichkeit und in Kriminalfällen, so wie bei Preßvergehen, durh Schwur- gerichte ausgeübt werden, Durch diesen beabsichtigten Staatsbau glauben wir gleiche volksthümliche Einrichtungen für alle Provinzen zu begründen, die Autonomie der Gemeinden und Landtage zu wahren, jeder Nationalität die Garantie wahrer Gleichberechtigung zu bieten und jene Angelegenheiten

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Wir Georg, von Gottes Gnaden, Herzog zu Sachsen, Jülich, Kleve und Berg, auch Engern und Westfalen, Landgraf in Thürin- gen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Graf zu der Mark und Ravensberg, Herr zu Ravenstein 2c. 2c. Nachdem Unseres vielgeliebten Herrn Bruders, des regierenden Herzogs Joseph, Hoheit und Liebden, Sich unterm heutigen Tage aus freiem Ent- \{lusse bewogen gesunden haben, zu Unseren Gunsten den Verzicht auf dic Regierung des Herzogthums Sachsen - Altenburg zu erklären, und mit dieser Entsagung die Regierung des Herzogthums in dessen gesammten Gebietstheilen sammt Ullem in der Staats=Erbfolge fort- erbenden Haus- Eigenthum auf dem Grund der Staats= und Haus- Verträge an Uns, als nächsten Stammfolger, übergehen zu lassen; so erflären Wir hiermit feierlich den Antritt dieser Regierung und sind entschlossen, solche in Gemäßheit des für das Herzogthum Alten- burg bestehenden und von Uns bereits mittelst Accesüons - Urkunde vom 8. Juni 1832 als verbindlich anerkannten Grundgeseßcs vom 29. April 1831, so wie nach Msßgabe der inmittelst mit der Land- schaft des Herzogthums vereinbarten Abänderungen dieser Verfassungs- Urkunde, insbesondere des Gesetzes über die Wahlen landschaftlicher Abgeordneter vom 10. April 1848 und des Geseßes über die land- ständische Juitiative bei Geseges-Vorschlägen vom 21, Oktober 1848, zu führen und zu handhaben, wie Wir zur Vollziehung des §. 266 des Grundgeseßes hierdurh anno ausdrüdckich erklären und versichern wollen.

Wir verschen Uns demnach zu sämmtlichen Bürgern und Unter- thanen in den Städten und auf dem Lande, allen Vasallen, Dienern und Beamteten und überhaupt allen Unseren Erblauden Angehörigen, welches Standes, welcher Würde und welhes Wesens fie immer sein mögen, daß sie Uns von nun an für ihren rechtmäßigen und einzi- gen Landeshêrrn so willig als pflihtmäßig erkennen, Uns unverbrü§- lide Treue und Gehorsam leisten und in allen Stücken si, wie es pflihtbewußten Unterthanen gegen ihre Landeaberrschaft und Obrig= keit gebührt, gegen Uns bezeugen werden, wogegen ibrer Aller By- stes auf alle Weise zu befördern und eine auf Gerechtigkeit, Liebe und Wohlwollen gestützte Regierung zu führen Unser ernstes Bestre- ben und Unsere theuerste Regentenpflicht sein wird,

Sämmtliche Stellen und Behörden im Herzogthum haben übri- gens ihre Verrichtungen nah ihren aufhabenden Amtspflichten ohne Unterbrehung und Veränderung ferncrbin fortzuseßen und die amt lichen Ausfertigungen von nun an unter Unserem Namen und Titel, wo solches vorgeschrieben if, zu erlassen.

Wir verbleiben Unseren gesammten Unterthanen und Dienern mit Herzoglicher Huld und Gnade wohl beigetban.

Gegeben in Unserer Residenzstadt Altenburg, sten November des Jahres Eintausend Achthunder vierzig.

am dreißig- und Achtund

Georg, Herzog zu Sadsen - Altenburg. von der Gabelenß, Graf Louis Beust. Sonnenkalb.,

Anhalt : Bernburg. Bernburg, 30, Nov. (Magd. Ztg.) Der Landtag hat nacst:hende Petition an den Erzherzog Reichsverweser gerichtet :

„Durchlauchtigster Erzherzog !

„Unsere Zustände hier sind von solcher Beschaffenheit, daß sie nicht länger andauern dürfen, wenn der moralische Haltpunft, worauf ein Vol seine Zukunst stüßen muß, nicht ganz und gar untergraben werden soll. Auf der einen Scite geduldiges Harren auf endliche Ausführung 2 und 3 Monat alter Beschlüsse des Landtages, welche Jahre lange Klagen betreffen und tief in das allgemeine Wohl eingreifen, festes Vertrauen guf die Ver- treter des Volkes guf der anderen fortwährendes Wühlen zu Gursten der alten Wirthschaft, völlige Nullifizirung der Landtags-BVeschlüsse, Festhal- ten an Personen, die dem Volke verhaßt sind und ofen erklären, der Land- tag möge beschließen, was er wolle, das sei ganz gleichgültig, Es ist Pflicht, uns bei Beurtheilung dieser Umstände uicht blos auf den Augenblick zu be-

der Reichsgewalt vorzubehalten, in denen Einheit ein unerläßliches Erfor- derniß ist, wenn eine kräftige Exekutivgewalt entstehen soll, die als der schüßende Hort für den Genuß der garantirten Freiheiten um so stärker sein muß, je größer die leßteren sind.

[1], Ein derart konstituirtes Oesterreich, in welhem gleiche Freiheit alle Staatsbürger, die garantirte Möglichkeit der nationalen Entwickelung im brüderlihhen Nebeneinandersein alle Volksstämme , die gleiche Wahrung der geistigen und materiellen, allgemeinen sowohl als örtlichen Jnteressen alle Provinzen unter dem Schuge einer starken Centralgewalt vercint, wird nicht blos im Jnneren kräftig, sondern auch nah außen mächtig sein, und seine Achtung gebietende Stellung im europäischen Staatensysteme bewah- ren, Wir bezwecken einen festen und bleibenden Verband mit Deutsch- land, nicht blos , weil ein Theil Oesterreichs von deutschen Brüdern be- wohnt wird, sondern weil Deutschland sich auf derselben Basis freier Institutionen zu vereinigen strebt, und weil wir in der Gleichheit der Volksfreiheiten und in der Gemeinsamkeit so vieler geistiger und ma- terieller Berührungs - Punkte eine bei weitem größere Gewähr für die nah außen und finnen gesicherte Fortdauer der Freiheit und für rasche Entwickelung des allgemeinen geistigen und matericllen Fort- \chrittes finden, ials in den idealen, ohne Völkerwanderung gar nicht aus- führbaren Bestrebungen nach nationaler Einheit. Demnach soll der ge- sammie östereichische Kaiserstaat ein treuer Bundesgenosse Deutschlaut s sein, mit ihm sich einigend in der Abwehr äußerer Gegner und in dem ausrich- tigen Bestreben, eine gleichförmigere Geseßgebung fortdauernd anzubahnen, die bestchenden Heminnisse des gegensettigen Verkehrs zu beseitigen und die g:meinsame welthistorische Aufgabe gegen Osten zu erfüllen. Die Form dieses Bundes mit Deutschland wird dann crst ausgesprochen werden fkön- nen, wenn Oesterreich und Deutschland sich konstituirt haben werden. Der dann abzuschließende Bundesvertrag soll einen integrirenden Anhang zur

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Constitutions-Urfunde sowohl Oesterreichs als Deutschlands bilden,

Sachsen-Altenburg. Altenburg, 30, Nov. So eben sind hier nachstehende Patente über die Abdication Sr. Hoheit des Herzogs Joseph unv den Regierungs - Antritt Sr. Hoheit des Her= èogs Georg “s ¿Mb Ú

Wir Joseph, von Gottes Gnaden, Herzog zu Sachsen, Jüli Kleve und Berg, auch Engecn und Westfalen, aure ‘hüt gen, Maikgraf zu Meißen, goefürsteter C raf zu Henneberg, (Graf zu der Mark und Ravenebera, Hen zu Ravenstein 2c, 2c, Die durch die neueren Zeit-Ereignisse mannigfach gestörten Beziehungen zwischen Uns und U'feren geiebten Unterthanen und der innige Wunsch, eine Ausgleichung und Beriöhnung ¿wischen Fürst und Volk nach K: äften zu erleichtein, baben uns zu dem reiflih und gewissenhaft erwogenen Entschlusse bestimmt, auf Unsere Regierung zu Gunsten Unseres sten rechtmä; igen Stamuaisolgers, Unseres vielgeliebten Bruders des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen Hoheit und WUebden zu ver- zihten und mit dieser Benzichtleistung die Regierung des Herzogthums Sachsen - Altenburg in dessen gesawmten Gebietstheilen sammt allem in der Staats = Erbfolge forterbenden Haus = Eigentum auf dem Grunte der Staats= und Hausverträge an Unseren genannten Herrn Bruder vom heutigen Tage an übergehen zu lassen.

Vorstehende Unsere Erklärung haben Wir mit Unserer eigenhän- digen Namensunterschrift und beigedrucktem Herzogl. Instegel voll- zogen, auh in die Geseßsammlung aufzunehmen befohlen.

Jndem Wir díes zur öffentlichen Kenntniß bringen, bestimmen Wir noch, daß Wir künftig den Titel „Herzog Joseph zu Sachsen“ sühren werden.

Gegeben Altenburg, den dreißigsten November des Jahrs Ein= tausend Achthundert und Achtundvierzig, im vierzehnten Unserer Re- gierung.

Joseph, Herzog zu Sathsen, Graf Louis Beust, Sonuenkalb,

schränken, und deshalb hätten wir deu Gegenstand schon länger so in die Hand nehmen sollen, wie heutez ein tiefes Gefühl hat uns davon abgehal- ten, Nachdem aber das Volk selbst es gethan, dürfen wir nicht länger zögern, und bitten nun Ew, Kaiserliche Hoheit eben so ehrsurhtsvoll wie gchorsanmist : l) daß Se, Hoheit der Herzog von Deßau die Regentschaft des Landes im Namen Sr, Hoheit unseres Herzogs übernehme, dabei jedo unsere volle Selbstständigkeit gewahrt bleibe; 2) daß derselbe sofort unsere Verfassung sanctionire und zu deren Gewährleistung ein volksthümliches Ministerium ernenue und ohne Verzug Geschworeue und öffentliches Gerichtsverfahren einführe, eine etwaige Ausgleichung jeuer mit der Verfassung von Deßau aber einem besonderen Gesammt-Landtage auftrage. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Sache cine höchst dringliche is, und wir vertrauen fest, Cw. Kaiserliche Hoheit werden dem Reichs-Kommissar sofort die nü- thige Znstruction zufertigen lassen. Wenn solchergestalt ein constitutioneller Rechtsboden geschaffen und von oben her in die Bahn wahrhafte) (Hesclz- lichkeit cingelenft wird dann fährt Anhalt-Bernburg fort, das Bild einer musterhaften Ruhe zu geben, und 50,000 Menschen werden in Ew, Kaiser- lichen Hoheit dankbar denjenigen verehren, dur welchen es ihnen möglich geworden ist, die bürgerliche Ordnung zu erhalten!

Ehrsurchtsvoll Ew. Kaiserlichen Hoheit

gehorsamste die Abgeordneten des anhalt-bernburgischen Landtags,

Bernburg, den 29, November 1848,“

Samburg. Hamburg, 39, Nov. (H. C) Syndikus Banks is vorgestern Norgen aus Kopenhagen über Lübeck wieder hier eingetroffen.

Lübeck. Lübeck, 29, Nov. (H. C.) Erst heute sind die bereits in legter Woche begonnenen Verhandlungen der Bürgerschaft zu Ende gebracht worden. Zunächst crfolgte, nah nvchmaliger Dis= kussion verschiedener Bestimmungen des Preßgesctes, die Abstimmung der Bürgerschaft über die nachträglih vom Senate dazu in Voi schlag gebrahten Zusäße. Durch dieselbe, so wie durch die unnittel“ar darauf erfolgende Rückäußerung des Senates, isi eine Einigung zwi- schen beiden Staatskörpern herbeigeführt, so daß die Publication des Geseges bald zu erwarten sticht. Demnächst erfolgte die Zu stimmende Erklärung des Senats zu' dem bürgerschaftlihen Beschlusse in der Verfassungs - Angelegenheit. Eine Kommission i} {ofort mit der neuen Redaction der betreffenden Paragraphen der Verfassungs- Urkunde, so wie mit der Vor!egung eiuer Wahlordnung, beauftragt, damit die neuen Wahlen, wenn uicht noch in diesem, doch zu Anfang des nächsten Jahres vorgenommen werden können. Um- fänglihere Erörterungen knüpften sich anu den brerauf Sur Berathung kommenden Bericht der von der Bürgerschaft in ihrer früheren Sihung niederges-bten Konmission für die Prüfung unserer Münzverl/ältnisse, Ju Einvernehmen mit der Kommission beschloß die Bürgerschaft, im Verfolg der bereits früber vom Senate getrof fenen Maßregeln zur Vorbereitung des Ueberganges zum preußischen Münzfuße, folgende Anordnungen zur Mitgenehmigung des Senats zu stellen: daß die hier coursirenden Vierswillingsstücke, mit Aus- nahme derjenigen ‘lübeck.s{en und hamburgischen Gepräges, zur Seidemünze im Werthe von 32 Sillingen erklärt werden; daß ferner die schon bisher usuell als Courant - Münze geltenden, nach dem Speziesfuße ausgeprägten Münzen bis zu den Zehnschillings-= stücken abwärts geseßlich als Courantgeld anerfannt werden z; daß end- lih die ganzen, „nah dem 14-Thalerfuße ausgeprägten Thalerstücke, sowohl bri den öffentlichen Kassen, als im Privatvexkehr, mit Aus= nahme der bereits bestehenden Verpflichtungen, für 40 Scillinge

Courant gelten sollen. Die Be lußnahme d , Auträge sicht zu erwarten, IUURNaVIEE. 908 Senats . auf. diele

Ausland.

Desterreich. Krakau, 26. Nov. (Bresl. Z.) Eine amtliche Bekanntmachung fordert heute sämmtliche städtischen Bebörden und Oc- meinden von Galizien auf, für die öffentlihe Ruhe zu sorgen, und drobt sogleih auch mit dem Belagerungszustand des ganzen Landes. Der Haupt = Juhalt is folgender: „Es giebt eine Anzabl Leute in Ga- lizien, denen das revolutionaire Treiben zur zweiten Natur geworden ist, und deren Unvarschäwtheit so weit geht, si gegen alle Anord= uungen der Regierung aufzulebnen. Diesem bösen Treiben gegen- über 1ist es heilige Pflicht der Behörden, mit der größten Vorsicht über die öffentlihe Rube und Ordnung zu wachen, und jeder einzelne Bürger ist eben so verpflichtet, die Behörden hierin mit aller Kraft zu unterstüßen, Der Gouverneur siebt sich daher zu der Aufforde- rung veranlaßt, daß Jeder, der mit Wort oder Swrift gegen die Kaiserli Königliche Regierung und zum Umsturz der bestehenden Ordnung zu wüfen versucht, sogleich ergriffen und an die Kreis-Be- hörde abgeliefert werde.“ Die Bekanntmachung theilt ferner mit, daß ein Theil der Armee aus Galizien gegen die ungarischen Re= bellen aufbricht, und daß der Kaiser, lediglih im Vertrauen auf die Anhänglichkeit der galizishen Gemeinden an seine erlauhte Person, kein Bedenken trug, die Armee aus Galizien zu entfernen, um die ungarischen Rebellen, die gegen Gott und ihren König gefrevelt, zu züchtigen. Es wird endlich noch als Warnung bekannt gemacht, daß Sr. Ercellenz dem kommandirenden General Hammerstein, der die Stadt Lemberg in Belagerungszustand geseßt hat, das unumschränkte Recht eingeräumt is, mit jeder Stadt des Reiches in gleicher Weise zu verfahren.

Frankreich. National-Versammlung, Sißung vom 29, November. An der Tagesordnung waren die Jnterpellationen Foly's über Spanien. Derselbe behauptete, daß kurze Zeit nach der Februar = Revolution die spanishe Regierung einem Agenten, der sich über Paris nah Berlin habe begeben sollen, den Auftrag er=- theilt, Preußen zu einer Allianz mit Spanien gegen Frankreich zu vermögenz es seien aber die März - Ereignisse in Deutschland dazwi- schengekommen, und Navazz habe nun jenem Agenten den Befehl! zuta gefertigt, in Paris zu bleiben, die Festungsw-rke daselbst zu prüfen und sich mit der dortigen preußischen Gesandtschaft in Verbindung zut seßen. Larauf sei die Anerkennung der Königin Jsabella von Sei- ten Preußens erfolgt. Obgleich nun, meinte der Redner, aus jenem angeblich beabsichtigten Allianz - Vorschlage der spanischen Regierung offenbar hervorgehe, daß der Hos von Madrid die französische Re= publik hae, habe man doch von deren Seite sich überaus freundlich gegen den spanischen Hof benommenz Herr von Lesseps, welchen Herr Guizot dorthin geschickt habe, sei auch von der Republik bestätigt wörden. „Kein Wunder“, fuhr der Redner fort, „däß tiefer, durth frühere Justructiouen gebunden, die Bekämpfung der Partei des Forts schritts, der Radikalen oder Progressisten, fortseßte. Von diesem Augenblick konnte sich zwischen Frankreich und Spanien höchstens ein „herzliches Einverständniß“ begründen. Das jeßige Kabinet ernannte eine Art von Kommissarius (Labrière), welcher den Austrag erhielt, die ganze spanische Gränze zu überwahen. Das hâtte nichts zu sa- gen, aber sein Mandat wurde ausgedehnt, man wih von dem ur=- sprünglichen Zwecck und wurde zum Verräther an den spanischen Patrioten, (Murren zur Rechten. Ja, ja! vom Berge.) Ja wohl, man hat die Patrio- ten ausgeliefert! Labrière, der sich nach Junquière begab, hat diese Jnfamie begangen. (Reciamation.) Lesen Sie das madrider mint- sterielle Blatt Heraldo. Drei Offiziere wurden auf diese Weise von der französischen Polizei an die spanische Polizei überliefert, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. Die Papiere, die man bei diesen Patrioten gefunden, wurden nah Paris geschickt, ven wo sie der spanishen Gesandts{-ft ausgeliefert würden. (Reclamation guf der Minister-Bauk.) Zum Beweise, daß der Juhalt dieser Papiere der spanischen Polizei bekanut geworden, berufe ih mih auf die Pro- tofolle der Kriegsgerichte, welche unter Bezugnahme auf diese Pas piere diese 3 Offiziere haben erschießen lassen.“ (Sensation) Ba= stide, Minister der auswärtigen Angelegenheiten , erklärt, daß diese Papiere von ihm nit an die spanische Gesandtschaft oder Polizei ausgeliefert worden seien. Sie befänden sih noch in einem Schub, zu dem Niemand als er den Schlüssel habe, Daß man einen Kommissarius dahin geshickt habe, sei ganz in der Ord= nung, man könne doch unmöglih du!den, doß die Pyrenäen- Gränze ein Schauplaß revolutionairer Flüchtlinge werde. (Murren vom Berge, DBeisall zur Netten) Was die Beibehaltung des Herrn Lesseps als Vertreter der Republik betreffe, so fiude sich ieine nachtheilige Note über ihn in den Conduitenlisten, (Stimme zur Linken: Jch verlange das Wort!) „Lesseps“, fügt Herr Bastide hinzu, 7, telt: Fomd der: Republik: (Ab): - Der Vorwurf endlich, daß wir die alte royalistishe Politik in Spanien befolgten, is unge- gründet, Seit Ludwig Xl[V, glaubte man immer, in Spanien eine Zntrigue unterhalten zu müssen, unsere Politik bestcht hingegen darin, feinerlei Intriguen zu nähren.“ Dufaure, Minister des Junern, unterstüßt seinea Kollegen und liest die Verhaitungebefehle des Ka- binets an Lesseps und die beiden Agenten längs der Pyrenäen vor. Joly

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ergreift von neuem das Wort. Auch Senard mat einige Bemerkungen, Die V.rsammlung geht indeß zur Tagesordnung (Marine-Budget) über. Lacrosse, der si literaris viel mit dem Seewesen beschäftigt bat, benußt die allgemeine Disfussion des Matinebudgets, um seine Kla- gen über den angeblihen Veifall der französishen Seemacht qauszu- sprechen. Jepk, “gerade seßt, meint er, sei Europa in einer Lage, wo jede Shwächung dcr Seckräfte cin Verbrechen wäre. So habe der neue See-Minister die See-Artillerie von 30 Compagnieen auf 23 vermindert, um eine Ersparniß von 300,000 Frs. zu erzielen. Für eine solhe Bagatelle have es sich wahrhaftig niht der Mühe gelohnt, die Organisation der See-Aitillcrie zu ändern. Vernín= h ac, Marine-Minister, protestirt gegen den Verdacht einer Schwä- chung der Secekräfte, Im Gegentheil werde stets an Verstärkung derselben gearbeitet. Die Versammlung schreitet zur Prüfung der einzelnen Kapitel. Die Admirale Cecille, Verninhac, die Abgeordne- ten Beaumont (Somme), BVineau, Rodat und Andere nehmen ait der Debatte Theil. Die Diskussion wird daun vertagt, und die Versammlung trennt sh um 6 Uhr.

Paris, 29, Nov. Der Moniteur erklärt diesen Morgen: „Sin Journal (Ami de la Religion) hatte gestern irrth ümlid gemeldet, daß der Papst genöthigt gewesen wäre, Rom zu verlassen. Die Regierung hat aber cine telegraphische Depesche erbalten, die ihr aus Civitavecchia vom 23. November Nachmittags 2 Uhr meldet: „Rom ist ruhig. Das neue Ministerium bat sein Programm veröffentlicht und die Leitung der Staatsgeschäfte übernommen. Ma- miani trifft diesen Abend in Florenz ein. Ler, Moniteur fnüpft hieran noch folgende Bemerkung: „Die ausländischen Nachrichten dürfen nur dann als amtliche betractet werden, wenn sie imMoni- teur universel stechen oder in anderen Journalen, mit den Worten „Mittheilung der Regierung“ begleitet, erscheinen.“ Von anderen Seiten wird über obige Depesche bemerkt, daß sie cinen Widerspruch in sich zu schließen sheinez Mamiani, der neue Conseils - Präsident, habe sich bekanntlich auf dem demokratischen Kougresse in Turin be- funden, von wo er in Eil zurückgerufen und, wie die Depesche im

Moniteur meldet, am 23sten ín Florenz erwartet worden. Wie habe nun aber, fragt man, ohne ihn das neue Ministerium die Lei= tung der Geschäfte antceten köunen? Tas Journal des Dé=- bats theilt übrigens die obige Depesche auh mit, läßt aber darin Herrn Mamiani am 23, November {ou in Rom, nicht in Florenz erwartet werden. (Uebrigens bemeifen wir, daß der Moniteur in der gestern bereits vou uns gegebenen Nede des Generals Cavaignac in der National- Versammlung nichts von der Flucht des Papstes erwähnt. Unsere gestrige blos brieflihe Mittheilung beruht daher entweder auf einem Mißverständuiß des Korre'pondenten, oder man hat sich veranlaßt gesehen, in Folge neucrer Nachrichten bei dem Abdruck jener Rede im Moniteur die betreffende Aenderung eintreten zu lassen.)

Die Regierung i durch den Telegraphen benachrichtigt, daß Herr von Coicelles bereits in Toulon eingetroffen, von wo er si mit der Brigade Molière?s vor Civitavecchia zu begeben hat. Diese Brigade fantonirte bereits seit längerer Zeit in der Nähe von Mar=- seille. Sie wurde im Frühjahr organisirt, um nah Venedig abzu- segeln, Seit dieser Zeit blieb sie auf dem Kriegsfuße in jenen Kan- tonnirungen, Die diplematischen Jnstructionen, die Bastide im Namen des Kabinets dem Herrn von Corcelles nah Rom mitgegeben, lauten, nah dem Moniteur, vollständig wie folgt: „Mein Herr und theurer Kollege! Sie kennen die beklagenswerthen Ereignisse, die sich in Rom zuge- tragen, und die den heiligen Vater in eine Art Gefangenschaft ver- seßten, Jm Angesicht dieser Ereiguisse hat die Regierung der Repu- blik beschlossen, vier Fregatten mit einer Brigade von 3500 Mann nah C'oitavecchia zu dirigiren, Sie hat auch beschlossen, daß Sie sich in der Eigenschaft eines außerordentlichen Abgesandten nach Rom begeben sollen. Jhre Sendung hat zum Zneck, im Namen der frauzösishen Ri publik zu inteiveniren, um Sr. Heiligkeit die per- sönliche Freiheit zurückzugeben, wenn sie deren beraubt wäre. Sollte Se. Heiligkeit in Betracht der gegenwärtigen Umstände selbst die Absicht hegen, sich zeitweise auf das Gebiet der Republif zu begeben, so werdcn Sie so viel als mögli für Erfüllung dieses Wunsches sorgen; Sie werden dem Papste ver- sichern, daß er im Schoße der fiauzösishen Nation die cnige Auf nahme finden werde, welche seiner und der Tugenden, von denen er so viele Proben gegeben, würdig is. Sie dürfin sich in keine der politishen Fragen mischen, die jeßt Nom beschäftigen. Der Natio- nal-Versammlung allein kömmt es zu, den Authcil zu bestimmen, welhen die französische Republik an den Maßregeln nehmen könnte, die zur Wiederherstellung eines tcgelmäßigen Zustandes in den Kir- chenstaaten werden beizutragen haben, Jür den Angenblick haben Sie nur im Namen der Regierung, welche Sie absendet, und welche hierbei in den Gränzen der ihr anvertrauten Befugnisse verbleibt, für dic persönliche Freißeit und Achtung des Papst -6 iu rgen. Bei ihrer Aukunft vor Civitavecchia werden Sie allein ans Land steigen und sich zu Herrn von Harcourt begeben, mit welhem Sie \ih über das von der Regierung Jhnen vorgezcichnete Verfahren zu verständigen und gemeinsch{chaftlich danach zu handeln haben. Sie werden die zu ihrer Verfügung gestellten Truppen uur in dem Falle landen lassen, wenn sie in Civiia Vecchia jelbst oder in einem für ihre Anzah! angemessenen Unkreise den Erfolg ihres Auftrages sichern fönuen. Maßregeln sind ¿u trefffea, um dies Brigade zu verstärken, wenn cs nöthig würde, und Sie werden obue Zweifel weitere und umständlichere Verhaltungsb: fehle empfangen, wenn dies die National Versammlung für zweckmäßig erachtet. O Tann es mr nicht genug angelegen sein lassen, Jhnen begreiflich zu machen, daß Jhre Sendung für jebt kein anderes Ziel hat und haben kann, als für die persönliche Sicherheit des heiligen Vaters und außersten Falls für seine einstweilige Zuflucht auf das Gebiet der Republik zu sorgen. Sie werden laut zu verkünden haben, daß Sie auf keinen Grund hin sich in die Differenzen einzumischen beguf- tragt sind, welche jeßt den heiligen Vater von deu Bevölkerungen trennen, über die er regiert. Die Nepublif, von cinem Gefühl bewegt, welches eine alte Ucberlieferung für die französische Nation ist, eilt der Person des Pabst-s zu Hülfe, ohne an etwas Anderes zu denken. Jhr Auftrag if von zarter Natur, er erheischt große Sicherheit in der Betrah1ung und Beurtheilung der Verhältnisse; die Regierung der Repuolik hegt volles Vertrauen zu den Gesinnungen, welche Sie leiten werden. Jh muß auch nochmals von der Anwendung sprechen, welhe Sie vou den Jhrer oberen Leitu.g anvertrguten Truppen zu machen haben föunen. Die Landung derselben darf nur insofern geschehen, als sie innerhalb des schr fleinen Umkreises, in welchem es Jhnen zu operiren mögilich sein wird, zu dem alleinigen Resultat, das Jhnen zu erreichen obliegt, der Sicherheit des Papstes, mitzu- wirken im Stande wären. És is möglich, daß aus den Ereignissen Jhnen Nothw-udigkeitea zu entspringen scheinen können, die ih hier nicht vorherzusehen vermagz in diesem Fall haben Sie unverzüglich die Befehle der Regierung der N:publi? einzuholen, die daun, je nach den Umständen und den ihr von Jbnen etwa zu machenden Vor- shlägen, entweder aus eigener Bewegung ober nach eingehoiten Be= fehlen der National-Versamnlung, sid entscheiden wird,“

General (S1vaignac empfing gestern eine D. putation von 2000 Nationalgardisten der fünften Legion, an der Spitze ihren Maire, die ihm zu der Abstimmung vom 25iten Glück wünsHte, und welcher er folgende Antwort gab :

„Herr Maire, meine Mitbürger! Jch danke Jhnen für den Schritt, den Sie gethan ; ih habe von der National - Versammlung die Rechtferti- gung und Genugthuung erhalten, die ih nachgesucht hatte, und die für mich ein gebieterisches Bedürsuiß war. Die National - Versammlung war diesmal wie imme die Wiederhall des Landes, und ih werde einen Be- {eis dafur in diejer für mich so ehrenvollen Demonstration finden. Jch lege einen um so größeren Werth auf denselben , als . wie der Herr Maire mit Recht eben bemerkt hat, Sie nie der Getralt geschmeichelt ha- ben; im Gegentheil waren sie ost ihre Mahner, wenn ih mich \o aus- drücken darf, oder ihr strenger Nichter. (Das if wahr! das ist wahr!) Man beschuldigt mich, ih hätte absichtlic) die Disfussion vom 25sten herbeigeführt; dem is nicht so. Jch frage Sie selbs, meine Herren, konnte ih länger unter dem Gewicht der Angriffe bleiben, die gegen mich gerichtet waren? (Nein! Nein!) Uebrigens würde man sich irren, wenn man glaubte, daß die unablässigen Angriffe, deren Gegenstand ih bin, meine unbedingte Hingebung an die Republik \{wäcen können. Ein: guter Bürger klam- mert sich um so fester an die Sache, der er dient, je mehr Opfer er ihr bringen muß, Vie mächtige Stimme des Landes wird bald gesprochen ha- ben, und welchen Ausspruch sie auch fälle, meine ganze Hingebung als Bür- ger, Beamter, Volksvertreter und Soldat wird immer der Nepuslik ange- horen. Ja, was auch der Wille des Landes sci, ih werde dcr Republik als Beamter und Bürger mit derselben Hingebung und Treue dienen.“

Heute Morgeu um 5 Uhr sammelten sich in der Rue de Seine mehrere hundert Arbeiter vor der Wohnung Proudhon's, um densel- ben zu hindern, si) nicht mit Felix Pyat zu schießen. Ein Duell auf Pistolen war zwischen den beiden Sozialisten-Chefs festgeseßt. Proudhon hat den Arbeitern versprochen, |ch nicht zu schießen,

Man liest heute in den bonayartistishen Journalen folgende Anzeige: „Louis Napoleon Bonaparte \chläft riht mehr Place Vendôme Nr. 6, sondern in einem Landhause. Seine Míttwohzirkel finden nicht mehr statt.“

Die Journale fällen heute ihre Urtheile über das Manifest Louis Bonaparte’s. Die einen finden es fade, die anderen vortrefflich. Die Presse sagt: „Früher hielten wir den Prinzen für nothwen= dig, jebt halten wir ihn au für fähig.“

Nach dem Credit soll ein Mitglied der Familie Bonaparte für

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zwei Millionen Diamanten verpfändet haben, um die bedeutenden Ausgaben zu bestreiten, welhe die Kandidatur Louis Bonaparte's nothwendig mache. Nach den bis jet aus den Departements einge- gangenen Mittheilungen über die Stimmung der Bevölkerungen in Betreff der Präsidentschafts-Frage sollen \ich bis jeßt die Auesichten für die Stimmen - Vertheilung so stellen: Louis Napoleon zehn Sechszehntel, Cavaignac drei Sechszehntel, Ledru Rollin zwei Sechs- zehutel, verschiedene andere Kandidaten ein Sechszehntel, :

Das Journal des Débats bemerkt in seiner Uebersicht der Börsenverhältnisse der vorigen Woche: „Die Fonds habeu in jener Woche eïîne ziemlich bedeutende und bezeichnende Bewegung zum Steigen erfahren, Das Sinken war seit Anfang dieses Monats herrschend gewesen. Die Entmuthigung der Rentiers und der Kapi- talisten hatten einen Augenblick den Plaß in solche Bestürzung ge=- bracht, daß es hohe Zeit war, daß der öffeutlihe Kredit sich wieder befestigte, sich wieder hob, und daß dem noch weiteren Sinken, wo-= mit ihn unglücklihe Vorhersagungen bedrohten, ein Zielpunkt gesebt wurde. Es hat si glücklicherweise jeßt getroffen, daß der Uebei fluß an Geld, die Aufrechthaltung der Ruhe und der bisherige ganz friedliche Charafter des Kampfes, welcher zwischen den verschiedenen Bewerbern um die Präsidentschaft stattgefunden hat, bedeutende An- fäufe durch Baares und Disfontirungen in sehr großem Maßstabe herbeigeführt haben. Di-rser Entshlvß der Kapitalisten hat die Phy- stognomie_ des Maiktes verändert. Die Fünfprozentigen, welche vor- vorigen Sonnabend auf 63 Franken 95 Centimen standen, lossen vorigen Sonnabend zu 65 Franken 25 Centimen; und die Dreipro- zentigen, welhe vorvorigen Sonnabend auf 41 Franken 40 Centimen standen, sh!ossen vorigen Sonnabend zu 42 Franken 60 Centimen.“

Marschall Marmont , der sich seit 1830 im Auslande aufgehal- ten, will, wie verlautet, jeßt nah Frankrei zurückfehren.

Großbritanien nnd Jrland. London, 29, Nov. Ludwig Philipp befindit sich in diesem Augenblick, wie der heutige Globe meldet, mit seiner Familie und zahlreihem Gefolge zum Be- su bei Sir Robert P-el auf dessen Landsiß zu Drayton Manor.

Heute früh starb hier der Präsident des Kollegiums zur Aus- führung des Armen =- Gesebßes, Herr Charles Buller, am Fieber; er batte erst sein 42stes Jahr erreiht. Durch seinen Tod ist auch ein Parlamentssiß, für Liekfeard , erledigt.

Die Jnhaber spanischer Bons hielten vorgestern eine Versamm- lung, worin eine Denkschrift an Narvaez, in welcher die Ansprüche der ausländischen Gläubiger nachdrüklih vertreten werden, angenom=- men ward, Mehrere starke Ausdrücke, die beinahe drohend lauteten, wurden ausgemerzt, weil Drohungen, welche man nicht auszuführen vermöge, nur erbittern könnten.

Der Plan einer Vereinigung der North - Western-, Great - Western- und South-Western-Eisenbaÿn-Gesellschaften ist vorläufig aufgegeben worden, weil man sich über die Bedingungen nicht ver= ständigen founte.

Die vorgestern zu Spithead angelangte Dampf Fregatte „Sampson‘“’ hat 2,000,000 Dollars in Baarem aus Südamerika überbracht, Auch gus anderen Gegenden treffen auf dem Secwege fortwährend bedeutende Baarsendungen ein,

Einem der dubliner Anwalte der irländischen Staatsgefangenen, dessen Vermögens-Umstände nicht glänzend sind, wurden dieser Tage in tinem Briefe von unbekannter Hand 1200 Pfd. Sterl. überschidckt.

Der Economist sucht in einer Besprehung der nordamerika- nischen Präsidentenwahl und nach früheren Aeußerungen des Ge- nerals Taylor den Beweis zu führen, daß dieser zu aufgeklärt sei, um sich dur die Partei, der ex angehört, zu unliberalen Tatifvor- schlägen verleiten zu lassen, Die Morning Chronicle enthält über denselben Gegenstand einen Brief aus Philadelphia, in welhem der General Taylor, nah seinen Worten und Thaten beurtheilt, als einer der ausgezeihnetsten Männer der Union geschildert wird.

Spanien. Madrid, 23, Nov. Am 16ten sügte Cabrera in Catalonien, im Bezirke von Manresa, den Truppen der Königin eine vollständige Niederlage zu. Der die leßteren befehligende General Manzano gerieth mit 600 Soldaten in Gefangenschaft, und der Rest der Man! schaft lief, we der Heraldo meldet, aus einander. Kaum hundert konnten sich rtten. Jn Folge dieses unglücklihen Ereignisses zogen die Generale Cordova und Lersundi sich in Eil von Cervera tach Barcelona, und Ersterer schickte den General Mata y Alós hier= her, um der Regicrung mündlihen Bericht abzustatten. Jn einer gestern abgehaltenen Berathung bestanden sämmtlihe Minister, die sich bereits früber gegen die durch den Herzog von Valencia ver- fügte Ernennung Cordova'’s zum General - Capitain von Catalonien erklârt hatten, auf dessen schleuniger Abberufung. Diese wurde auch beschlossen, und der General Don Manuel de la Concha, den die Minister ohnehin von hier zu entfernen wünschen, wurde beaustragt, noch in voriger Nacht nah Catalonien abzugehen, um Cordova dort als General-Capitain zu erseßen. Auch soll die Anzahl der in Ca- talonien befindlihen Truppen noch bedeutend verstärkt werden.

Der General-(Lapitain von Valencia, Villalonga, der in Maestrazgo besehl:gte, hat seine Entlassung verlangt.

Aegypten. Kahira, 10. Nov. (Wien. Ztg.) In der vergangenen Nacht ist Jbrahim Pascha gestorben. Er hatte sich einige Tage vorher in einem Zustande völliger Bewußtlesigkeit be=- funden. Eine Stunde nah Mitternacht, am 10ten, erhob er sihch einen Augenbli und gab den Geist auf, so wie er sich wieder niedergelegt. Die Frauen des Harems zogen sich sogleih zurück, ganz in der Stille, und sogleich traten die Ulemas hinzu, die nah einem kurzen Gebete den Leichenwäschern Plaß machten. Die Gebete dauerten dann fort bis 11 Uhr, wo die Leiche gehoben und in die Familiengruft Jmam Safi gebracht wurde. Das Leichenbegäugniß war nicht sowohl ein- fach, als vielmehr auffallend ärmlihz nur eine geringe Anzahl Trup- pen waren ausgerückt, und nur wenige Honoratioren haben sich dem Zuge angeschlossen. Sein Vater empfing die Todesbotschaft mit dem Worte: „Schade“, sprach aber sogleich von anderen Dingen, und zwar irre, wie sonst, ohne sich weiter um seinen Sohn zu kümmern.

Während der Gebete im Harem hatte sih ein Diwan, bestehend aus den einflußreihsten Mitgliedern der Familie, Kiamil, Sherif, Achmed Pascha, ferner Samy, Ahmed Menikli und Hassan Pascha, so wie einigen Bey's, im großen Rathssaale versammelt, wo der Be- {luß gefaßt wurde, den Nachfolger Jbrahim's, Abas Pascha, Meh- med Al?s Enkel, aus Mekka, und Said Pascha, nunmehr Mehmed Ali's ältesten Sohn, herheizuholen, einstweilen die Geschäfte im Na- men des Präsidenten dieses Diwans zu betreiben und von allem diesen die hohe Pforte in Kenntniß zu seßen. Dieser Beshluß wurde den General = Konsuln von Oesterrei, Frankreih, England und Ruß- land schon um zehn Uhr früh durch den ersten Dolmetsch Meh- med Als mündlih eröffnet, Der englishe General - Konsul fertigte sogleih einen Boten nah Suez ab, um das dort lie- gende englishe Dampfboot in Bereitschaft zu seßen, um Abas Pascha von Mekka nah Suez} überzuführen. Safet Bey, ein Gregatten-Lieutenant, erhielt hierauf Befehl, nah Suez zu gehen, um die Todesnachriht dem Pascha zu überbringen und ihm das Sthrriben des Diwans, worin er eingeladen wird, die Verwaltung Aegyptens bis

auf höhere Befehle des Sultans zu übernehmen, einzuhändigen, Ei Dampfboot sollte Said Pascha in Alexandrien abhelen und ein zwei= tes nah Konstantinopel mit dem Berichte über das Vorgefallene ab= gefertigt werden. Said Pascha wird spätestens am 13., Abas Pascha am 22, November in Kahira erwartet, und der „Nil“ wird mit De= peschen ebenfalls am 13. oder 14. nach Konstantinopel abgefertigt werden können,

Die Stadt is vollkommen ruhig. Die Bevölkerung scheint we- nig Notiz vom Ableben Jbrahim Pascha's zu nehmen; die, welche den Reformator fürchteten, überlassen sich sogar einer gegen die Schicklichkeit verstoßenden Freude. Von Abas Pascha spriht man mit Achtung; er wird als verständig, freigebig und Freund der Ord= nung geschildert. Ex wurde 1811 geboren, Seine Mutter lebt ; sein Vater Tussun Pascha starb aber {on vor 25 Jahren an der Pest, nah Anderen an ihm von Jbrahim gereichten Gift. Abas hat nur einen Sobn.

Ibrahim Pascha war 1789 geboren und, obgleich von her- fulisher Complexion, dennoch stets leidend; er war nie verheirathet. Von drei noch lebenden Sklavinnen hat er drei Söhne; der älteste und der jüngste, Ahmed und Jsmail Bey, studiren in Paris, dec mittlere, Mustapha Bey, studirt in Kahira unter der Leitung eines französischen Pädagogen. Sie erben zu gleichen Theilen sämmtliches Vermögen ihres Vaters, das zu den bedeutendsten im Oriente gezählt wird.

Der Verstorbene hat während seiner Verwaltung keinen seiner weitaussehenden Reformpläne ins Werk geseßt.

Eisenbahn - Verkehr.

Personen- Frequenz der Magdeburg -= Leipziger Eisenbahn. Bis inkl. 11, November c. wurden befördert 605,978 Personen, vom 12. November bis inkl. 18. Nov. mber c., inkl. 1087 Personen aus dem Zwischen-Verkehr 9,217 »

Summa 615,195 Persouen.

Aufforderung zur Wohlthätigkeit. In der lezten Woche vor dem Weihnachtsfeste wird in der Wohnung des mitunterzeichneten Ober - Schenken von Arnim, Charlotten - Straße 48, die alljährige Ausstellung und der Verkauf von Weihnachtsgaben zum Be- sten des Friedrihs-Stifs stattfinden. Wir erlauben uns daher, die wohl- wollenden Beschüßer unserer Anstalt, namentlich die ihr seit Jahren so freundlich gesinnten Damen, hierdurch eben so dringend als ganz ergebenst zu bitten, die Ausstellung auch diesesmal, wie in den früheren Jahren, mit Gaben ihrer Milde gütigst ausstatten und uns solche bis gegen die Mitte des künftigen Monats zukommen lassen zu wollen. Es werden diese Spen- den bei der zeitigen Abwesenheit mehrerer Damen, welche sich außerdem der Sammlung derselben sons unterzogen, vorläufig von Zhrer Excellenz der Frau Ober-Präsidentin von Ba ssewiß, Leipziger- Play 12; Frau Beäsoentin von Scheve, geb, von Lekow, Friedrichs- Straße 38, Frau Geheime Medizinal-Räthin E ck, Frievrichs-Straße 1441, Frau Gräfin von Schulenburg, Charlotten-Straße 48, Frau Präsidentin von der Reck, Behren-Straße 64 und 65, dankbar entgegengenommen werden. Berlin, den 18. November 1848, Die Direction des Friedrichs - Stifts. von Arnim. Bode. Dr, Eck. Graf von der Gröben. Hartun'g. Dr, von Könen, von Schöning. von Tempskvy, Tondeur.

Meteorologische Beobachtungen.

1848. | Morgens | Nachmittags | Abends | 1 Dez, | 6 Uke. | 2 Ubr. | 10 Ubr. |

Nach einmaliger Beobachtung.

Luftäruck [335 /39'’’ Par.|335,06'’'Par. 335,36"''Par. ‘Quellwärme Fs 9

4

Luftwärme | +2,5° R. --6,1° R. -- 1,2® R. |Flnsswüärme 2, Thaupunkt +- R. A 2,6° R. + 0,4° R. [Bodenwärme

Dunstsättignng 8 pCt. 81 pCt. | 88 pCt

Wetter | crüh boiter | heiter

S S S Wolkenzug. . « .!| Gi | S, | —_ | ‘Tageamitiel: 339,21’ Par... +29 R... + L1°R..,

s R. 8 R, |Ausdünstung Niederschlag O,116“Rb. | Wärmewechsel + 5,4 0°,2

86 pCct. s8W

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 3, Dez. Jm Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Robert der Teufel, Oper in 5 Abth.,, mit Ballets. Musik von Meyerbeer. Anfang 6 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver- fauft :

L Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr.; ein Billet in den Logen des ersten Ranges, im ersten Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet im Parterre, in den Logen des dritten R1nges und im Balkon daselbst 20 Sgr., ein Billet im Amphitheater 10 Sgr,, ein Billet zur Fremden-Loge 2 Rthlr.

Im Schauspielhause. 196te Abonnements-Vorstellung : Dorf und Stadt, Schauspiel in 2 Abth. und 5 Akten, mit freier Be- nußung der Auerbachschen Erzählung: „Die Frau Professorin“’, von Ch. Birh=Pfeiffer. Anfang 6 Uhr. x

Montag, 4. Dez. Jm Opernhause. 197sste Schauspielhaus- Abonnements - Vorstellung: Der Rechnungsrath und seine Töchter, Original-Lustspiel in 3 Abtheil. , von F. Geldmann. Hierauf, neu einstudirt : Wallenstein?s Lager, Schauspiel in 1 Aft, von Stiller. Anfang 6 Uhr. / i

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Schauspiel-

haus-Preisen verkauft : “Ein Villet im Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges und im ersten Balkon daselbst 1 Rthlr., cin Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr., ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 15 Sgr., ein Billet im Amphithea=- ter 75 Sgr. 2c.

Königsftädtisches Theater.

Sonntag, 3. Dez. Die Töchter Lucifer's. Großes phanta- stishes Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. (12 Tableaux), 4 W. Friedrih. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Eer, (Decorationen und t neu. Die Mashinerieen [in

termeister Herrn Brandt. R M4 Dez. Die Töchter Lucifer's.

Dienstag, 5. Dez. Die Töchter Lucifer's.

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