1848 / 227 p. 5 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

7 dis Allerhöchste Botschast vom 5ten d. M., wonach die zur E e Vertrafung berufene Versammlung aufgelöst ist, mit dem ehrerbietigsten Daukgefühle und “werden zuglei beglüdckt mit einem Verfassungs-Entwürfe, um welchen uns selbst die freiesten iden werden. ai ag rfe und die Stadtverordueten. ; G (Folgen 237 Unterschriften.) Schwelm, in der Grafshaft Mark, den 7. Dezember 1848,

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr! ,

Ew. Majestät haben Sich, gedrängt durch die Macht der Ver- b áltnisse, welhe dem Vaterlande den Umsturz drohten, in landes- väterlicher Fürsorge bewogen gefühlt, Jhrem getreuen Volke eine Ver- fassung zu geben, welche unter dem Beistande der Vorsebung dazu beitragen wird, die s{wankenden Verhältnisse, unter welden das Land seufzt, zu befestigen und viele Wunden zuz heilen, an denen ein treues Volf zu verbluten drohte. Wir empfangen diese hoh- berzige Gabe unseres Landesfürsten mit gebüßrétiden!Dank und dem- jenigen Vertrauen, welhes für Ew, Majestät in den Herzen der großen Mehrheit Allerhöchstihter Landesfinder fest und unverfälscht fortlebt, und welches nimmer wanfen wird. Die beklagenswerthen und von jedem Unbefangenen mit'“tiefFtem Bedaue: u *newürbigten Vor- gänge der leßten Vergangenheït! habenuns zu detUeberzeugung ge- führt, daß nur auf dem von“ EwMoajestät betreteneu!Wege noch größerem Unheile und vielleicht efiter“völligen Auflösme@unseres ge- liebten Vaterlandes vorgebeugt wérden könnte, Wirbegrüßen daher Ew. Majestät freudig und getrost ‘alf -dresem'Wegsz welcher die Ver- heißungen eines geliebten Landeéfüïstäil* getreWlist ‘erfüllt und durch die uns gegebenen Bürgschaften dem Vaterlande sichere Hoffnung auf eine gesegnete Zukunft gewährt,

Es ist die tiefste Verehrung, mit welcher wir verharren

Ew. Majestät

Die Bürger.

treu unterthänigste. Die Mitgileder des patriotischen Vereins. Soldau, Kreis Neidenburg in Ostpreußen dew !40,/ Dezember 1848. (Folgen 40 Unterschtifteñ.)

Majestät! j Wir können unseren unterthäuigsten und ausrähtigsten! Dank nicht zurückhalten für die uns huldreichst 1gegebene Verfassung, wodur Ew. Majestät das früher gegebene Wort wahrhaft Königlich gelöst haben, Wer früher zu pmeifeln wagte, der wanft niht mehr iu seinem Vertrauen auf seinen Köníg md:Hetrw;/ undwer noch mehr verlangt, der ist niht würdig, ein Preiße zu!sn, Mit diesen Gesinnungen verharren wir ehrfurchtsvoll Ew. Königl. Majestät treugehorsamfsten Einwohner zu Jerichow. (151 Unterschriften.) Jerichow, den 11. Dezember 1848,

Majestät!

Die sicherste Stüße für den Thron is ein freies Volk. Seit dem 5. Dezember 1848 ist Ew. Majestät Thron fest und sicher geworden, wie nie. Dafür Ew. Majestät der aufrihtige Dank der unterzeichneten Glieder eines freien Volkes, die in der Sicherheit des Thrones die Garantie für wahres Volköwohl finden,

Burgsteinfurt, den 8. Dezember 1848,

(180 Unterschriften.)

Allerdurhlauhtigster, Großmächtigster, Allergnädigster König und Herr!

Voll der innigsten und lebhaftesten Freude naben wir uns Ew. Majestät Königlihem Thron, um an demselben allerunterthänigst un- seren wärmsten Dank für die köstliche Gabe niederzulegen, welche Al- lerhöhstdieselben Jhrem Volke durch die Verfossung3 - Urkunde vom 3. Dezember d, J. gewährt baben, mit welher dem {wergeprüften Lande Ordnung und Gedeihen wieder zugesichert sind. Gott segne den rashen hohheczigen Entschluß, welhen Ew. Majestät in der Stunde der höchsten Gefahr sür das bedrängte Vaterland Allergnä- digst gefaßt haben! Unseren Gemütheru is daturch Ruhe und eine frohe Hoffnung für die kommenden Tage wicdergegeben: Möge da- für dem Königlichen Herzen unseres innig verehrten Landesvaters auch wi-der Ruhe und eine feste und gewisse Zuversicht zu Theil werden! Wer nur von Gottes Gnaden sein will, was er is, der kann ihrer auch allzeit sih getrösten. Wir babin es wohl gewußt und haben- freudig zu denen gestanden, die cs mit uns gewußt haben, daß unsere Freiheit am sichersten ruhe auf dem Grunde der Königl. Zusage, Darum erfreut uns aber auch doppelt die {chöne, umfassende Erfüllung unserer Zuversicht. Wir werden nicht aufhëren, zu thun Bitte, Gebet, Fürbitte und Dank für den Kbni ==4a, für unseren Allertheuersten, gelicbtên König! und für „alle Obrigkeit, auf daß wir ein stilles und géruhiges: Leben führen mögen; in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Eingedenk “aber, daß auch die weisesten Geseße 4 die vollkommenste Verfassung ‘wirkungslos ‘bieiben:-müssen, wenn sie niht willige und verständige Herzen findrn; "fiè ins Leben einzuführen, werden wir alle unsere Kraft daran seßen und“ Gott um seinen Segen und gnadevollen Beistand ‘dazu erfl ‘hen, von der Al- lergnädigst verliehenen Verfassung den weisesten Gebrau zu machen im Geiste und Sinne ihres erhabenen Begründers; das treue Kö-= nigsherz soll treue Unterthanenherzen in uns finden, die da Gott ge=- ben, was Gottes ist, und dem Könige, was des Königs ift,

In tiefster Ehrfurcht ersterb:n wir

Ew, Mojestät t alléruntérthäiigste. Die Mityliebog 0 mMemginde. ; btgen 44.4 iften.

Pankow bei Berlin, den 8, Gelótbes sds E He.)

J Königliche Majestätt, 7? t ; Ae

n der jüngst verslossenen Zei \ah jeder gute Bürger mit Ban- gen und Sehnen der Entscheidung ilen RGARE e gen. Mit jedem Tage stärkte sim Hinblicke auf die ‘inmittélsst ein- getretenen Ereignisse die Ueberzeugung, daß auf dem geséßlichen Wege der Vereinbarung der dringènde Wunsch des Volkes L ch ei rep et Verfassung E befriedigt werden könne Satte

it Freude begrüßten wir daher den Schritk.@ : e 5ten d. M., nachdem wir bei näherer Prüsung Vg galestät vom daß allen Wünschen des Volkes durch die Verfassung selbs und durch

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Königliche Majestät ! : Die unterzeichneten Presbyter und Repräsentanten der evange- lishen Gemeinde zu Eschweiler haben mit wahrer und großer Freude die Allerhöchste Botschaft vom 5ten d, Mts. begrüßt, wonach Ew. Majestät die zur Vereinbarung einer Verfassung berufene National- Versammlung aufgelöst, und in der Allerhöchstselbst verliehenen Ver- fassung, wie wir fest hoffen, langen, unserem theuren Vaterlande ver- derblihen Wirren ein endliches Ziel geseßt und einen guten Grund der Freiheit, der Ordnung und des Friedens im Lande und einer E uud gesegneten Entwickelung unseres Volkslebens gelegt vaben, Ew. Majestät haben dadurch mit allen Jhren Unterthanen au uns zu innlgem Danke verpflichtet, welhen hiermit in alle Ehrfurcht

auszusprechen wir urs ganz einmüthig gedrungen fühlen.

Ew, Königlichen Majestät ganz getreue Unterthanen : Ti? Presbyter und Repräsentanten der evangelischen Gemeinde zu Eschweiler bei Aachen. (18 Unterschriften.) Eschweiler, den 10, Dezember 1848.

Allerdurhlauchtigster, Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!

Ew. Majestät bitten die unterzeichneten Knappen der Rauenschen und der Petersdorfer Braunkohlen-Zechen, ihnen huldreih| gestatten zu wollen, aus ihren märkischen Bergen Ew. Majestät in dieser sturmbewegten Zeit cin treues „Glückauf““ darbringen zu dürfen, am Fuß des Markgrafensteins hat Ew. Majestät Botschast vom 9, Dezember ein weitshallendes Cho gefunden,

Die Schägße, die wir aus den Tiefen der Erde zu Tage för dern, sind nicht für uns, unsere Schätße tragen und bewahren wir sicher im Herzen, es sind dies die Liebe und Anhänglichkeit an Ew. Majestät , die Treue und Ergebenheit für das angestammte Königs- haus, der Gehorsam für die Geseße, diese können uns nie ge- raubt werden!

Möchten Ew. Majestät uns rufen in den Tagen der Gefahr wir Alle werden dem Rufe unseres geliebten Königs freudig folgen, zu Jhm festhalten, die Hand, die Schlägel und Eisen zu regieren vermag, wird auch das Schwert kräftig und siher zu führen wissen,

Genehmigen Ew. Majestät, daß wir nochmals Allerhöchstihnen und Jhrem ganzen Königlichen Hause ein begeistertes herzliches

„Glüdckauf !“ aus treuem Bergmannsherzen zurufen dürfen, Ew. Majestät treugehorsame Knappen der Rauenschen und Petersdorfer Gruben. (Folgen 175 Unterschriften.)

Allerdurhlauhtigster, Ullergnädigster König und Herr !

Ew. Königlichen Majestät fühlen wir, die katholishe Geistlich= keit des ratiborer Konmmissariats, uns gedrängt, die innigsten Gesühle unserer Lebe und unwandelbaren Treue zu versichern.

Geruhen Ew. Königliche Majestät , dieselben Allergnädigst ent- gegen zu nehmen, so wie auch Ukseren tiefsten Dank für die uns und allen Preußen verliehene Verfassung.

Nie werden wir aufhören, in unserem Gebete Gott anzuslehen, er möge Ew, Königliche Majestät in scinen allmächtigen Schuß neh- men, mit aller Weisheit begaben und dem Volke bis in die fernsten

die gewährleistete Revision derselben entsprohen werde. Indem wir uns gedrungen fühlen, unsere unbedingte Zustimmung verbunden mit dem wärmsten Dauke, ofen zu bekunden, verharren wir Ew. Majestät gehorsamster constitutionell - monarHischer / __ Verein für den Kreis Kempen. Kempen, den 10, Dezember 1848,

Zeiten erhalten, damit dasselbe sich des hohen Glückts unter dem Schuße und der Weisheit eines so vortrefflichen Königs und Herrn noch lange erfreuen könne,

Schließlich köunen wir es nicht unterlassen, das Verhalten des Deputirten, fatholischen Pfarrers Scha ffraneck aus Beuthen O. S., in der Natioual - Versammlung mit unserem höchsten Mißfallen zu bezeihnen und Ew. Königlichen Majestät allerunterthänigst zu ver- sichern, daß derselbe im entgegengeseßten Sinne unserer Gesühle und treuen Gefinnungen füc den Thron gehandelt hat,

Ew. Königliche Majestät wollen unsere treuen Gesinnungen und die tiefste Verehrung im vollen Vertrauen auf Allerhöchstihre Weis= heit huldreihs entgegennehmen, mit denen wir ehrfurhtsvoll ersterben

Ew, Königlichen Majestät allerunterthänigste. Péppedck, in Veitcetung des fürstbishöflihen Kommissarius und im Namen der sämmtlichen Geistlichen des ratiborer Kommissariats, aus 99 Mit- gliedern bestehend.

: l Carl Buron, v Pfarrer in Gr, Peterwiß, der olmüßer Dibcese angehörig, preußishen Antheils.

Altendorf bei Ratibor, den 13, Dezember 1848.

Allerdurhlauchtigster, Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!

Ew.. Königl. Majestät haben dem preußishen Volke eine Ver= fassung- gegeben, so freisinuig und auf jo breiten Grund!agen, als dasseibe diese nur irgend erhoffffen und erwarten fonnte.

Allerhöchstdieselben haben dadurch dem unwürdigen Treiben derer ein Ende gemacht, die im Namen, aber nit im Geiste des Preu- ßenvolkes eine solhe vereinbaren wollten; Ew. Majestät haben das durch wie wir bofen und es erschnt hatten den gestörten Frieden Jhres Volkes gerettet: und hergest-llt. Deshalb strömt auch jeßt Allerhöcßsti)nen der Dank des Volkes zu, und unter-diesem wollen Ew. Majestät den Ausdruck tiefsten Daukgefäßls der unter- zeichneten Gesellschaft stets loyal gesinnter Männer anzunehmen ge- ruhen, denn auch wir begrüßen den hochherzigen Aft Ew. Majestät als den Anfang einer besseren Zeit und zuglei mit dem Vertrauen, daß, falls Uebelwollende auf den breiten Grundlagen der Verfassung sollten sortwühlen wollen, bas Volk mit erfahrenerem Blicke jeßt das zu verhindern wissen wird, oder Ew. Königliche Majestät wieder mit weiser Macht dem entgegentreten werten,

Wir ersterben als

Ew. Königlichen Majestät allerunterthänigste treugehorsamste Mitglieder des vaterländischen Vereins.

Der Vorstand, im Auftrage. Groß-Strehbliß, den 10, Dezember 1848,

Hol es Staats - Ministerium!

Wenn in den trüben Tagen dir jüngsten Vergangenheit der unterzeichnete Verein sich gedrungen fühlte, Hochdemselben sein unbe- dingtes Vertrauen und seine Zustimmung bei den getroffenen Maß- nahmen zu erkennen zu geben: so glaubt derselbe jeßt ebenfalls dazu berechtigt zu sein, wo seine Hoffnungen so {bön in Erfüllung ge-

Ja, wir sprechen es mit Freuden aus : „Das hohe Ministerium hat den Willen Sr. Majestät des Königs, die dem Volke gegebenen, aus freiem Antriebe ge- gebenen Verheißungen zu verwirklichen, verstanden; es hat ethan, was das Land wünschte, und hat demselben gege- en, was seine eigenen Vertreter ihm in unverantwortlicher Weise vorenthielten. Wir begrüßen in der Verfassungs= Urkunde, wie das bobe Geschenk eines hohherzigen Königs,

fühlen wir uns Hochdenselben

gefordert werden sollte, keinen Augenblick Anstand nehmen würde, sih auch dur die That zu beweisen.“

diesem Danke verbinden wir aber auch gleichzeitig die

„Es wolle das hohe Staats - Ministerium, welches si als ein wahrhaft volksthümlihes und wahrhaft mänuliches ge=-

behalten; dié “Pflichttreue der Behörden, die in Zeit nicht überall sich bewährt hat, streng ie E eidbrüch:ge, hochverrätherishe Handlungen aber dem Arme der strafendén Gerechtigkeit überweisen; denn nur \o fann das verirrte Volk wieder zum Bewußtsein des Rechts zu- rüdckgeführt/ böswiliigen Verführern aber die Wiederholung ihrer verderblichen“ Künste unmöglih gemaht werden.“

So wird Ho@hbassélbe wieder die Rechte der Krone und die Rechte des Volkes, eben so wie die Pflichten beider gegen einauder shirmen ‘uud wahren und dadurch unser geliebtes Preußen zu dem machen, was es nach seiner äußeren und inneren Befähigung zu sein berufen ist. :

Der erste Staat Deutschla1 d3 : Groß dur seinen König, dem Volkegwobl über Alles geht, G. durch sein Volk, welches die Treue zu bewahren und zu bewähren weiß in guten wie in bösen Tagen,

Der Verein der Veteranen und Wehrmänner, Bunzlau, den 10," Dezember 1848,

Ew, Exceleuz

etlaubt sich der unterzeichnete Verein beiliegende Dank- und Ergeben- heits-Adresse an Se. Majestät mit der ehrerbietigsten Bitte zu über- reihen, diejelbe an Sé! Majestät gelangen zu lassen, und hierbei

Verein, fonbéecn. au viele Tausende unserer Mitbürger in ihrem Vertrauen zur Kroue, in ihrer Unterthanentreue niemals wankend geworden sind, und daß nur die unentsch:edene und s{wankende Hal- tung unserer Bebörden die zügellose Frehheit der Umsturzpartei bis zu jenem unerträglihen Terrozismus steigern konnte, unter dem wir so lange geseufzt. Dank daher auch, innigen herzlihen Dank dem sich aufopfernden und selbstverleugnenden hohen Ministerium, welches es wagte, im wilderregten Meere der entfesselten Leidenschasten das entfallène Steuer mit ss{herer Hand zu fassen und zu führen.

Genehmigen Ew, Excellenz die Versicherung unbegränzter Hoch- achtung.

Breslau, den 13, Dezember 1848,

Der constitutionelle Verein des Jesuiter=Bezirks.

Hohes Staats-Ministerium!

Die unterzéeihneten Einwohner des Amtes Langerfeld bei Schwelm \sprehen hierdurch einem hohen Staats-Ministerium ihren innigsten Dank aus für die- von hochdemselben beantragte und von des Kü- nigs Majestät unterm 5ten d. M. vollzogene Auflösung der zur Ver- einbarung der Verfassung berufenen Versammlung.

Zugleich haben Se. Majestät eine solche Verfassuug verkündet, wie sie durh jene Versammlung dem armen getäuschten Vaterlande in langer Zeit noh niht wäre vereinbart worden.

Für so!he Wohlthat gebührt, nächst unseren geliebten Könige, “Ua hai treuen und cdlen Rathgebern unser tiefgefühlter Dank,

Wir b:ingen ihn dar, zugleich mit der Erflärung unseres gan - zen vollen Vertrauens, neu aufathmend nah langer s{wüler

Erwartung.

Gott segne den König! Gott segne das hohe Staats -Mini- sterium! Gott segne und \{hüße das vielgeprüfte Vaterland !

Amt Langeifeld, den 9, Dezember 1848.

(486 Unterschriften.)

Hohbes Staats-Ministerium! Dis aufgelöste National-Versammlung hat es auf das unzwei- deutigste gezeigt, taß sie das Vereinbarunçswerk der Verfassung nicht zu fördern, sondern aufzuhalten suchte, Sie wollte die Revolution und Anarchie nicht beendigen, sondern fortseßen, ohne Rücksicht darauf, daß die Nation/-da& Gegentheil verlangte. Darin lag, das er=- fennen wir. an, die gebieterische Nothwendigkeit, eine Verfassung zu octroyiren. Die dem Lande in dieser Weise ertheilte Verfassung ist eine durchaus fre.sinnige und geeignet, in wahrer Freiheit den materiellen Wohlstand des Volkes zu fördern, Dim Wesen nah haben wir das, was wir wünschten, die Form ergänzen die künstigen Landesvertreter. Der Staats-Regierung sprechen wir aus vollem innigen Herzen unsere Dankbarkeit aus und halten uns verpflichtet, auf das bestimm= teste zu erflärên, dáß''es die höcbste Zeit war, der dur die Natio= nal-Vetsammlung. in gewisseste Aussicht gest llten wildesten Anarchie wmit- voller Kraft eutgegeuzütreten. j Oott \chüße auch weiter unseren König und das Vaterland,

Str¿elno, den 13. Dezember 1848, Der Kreis - Bürger - Aus\{uß.

(Fortseßung folgt.)

Zweite Beilage

gangen sind,

die heilige Versicherung äussprechen zu wollen, daß nicht nur unser |

j j

so auch das Werk seiner treuen Rathgeber; und darum

i dh zum wärmsten und aufrih= | tigsten Danke verpflichtet, zu einem Danke, der, wenn T |

zeigt hat, noH lange die- Zügel ter Regierung in Händen |

A7 227.

1367 Zweite Beilage zum Preußischen Staats-Anzeiger.

Sonntag d. 12, D ezbr.

Inhalt. _Denutsc{chland.

Hesterreih. Wien, Schluß der- Mittheilungen böhmischer Reichstags- Abgeordneter über die Oktober - Ereignisse.

Sachsen. Dresden. Erster Gotiesdienst in wendisher Sprache, Dislozirung der Truppen in Thüringen.

Hessen und bei Rhein. Braunschweig, Verhandlungen der ztei- ten Kammer der Stände.

A usland,

Rußland und Polen. St. Petersburg, Kaiserlihes Handschrei- ben an den Ban von Croatien, Getraidedarbringung für die Armee,— Fürst Lobanoff-Rostowski +-.

Schweiz. Bern. Beschluß des Regierungsraths hinsichtlich der Ursuli- ncerinnen. Tessin, NRegierungsschreiben in Bötref dex Flüchtlinge.

Eisenbahu - Verkehr.

Uichtamtlicher Theil. Deuntschlaud,

Desterreich. Wien, 13; Dez. ® Crsk;. am Nf. 328 ihres Blattes briugt die Wiener Ztg: bèn Slhlußdkr®*in ihrer Nr. 295 begonnenen Darstellung der leßten wieuer- Ereignisse, nach Mit- theilungen der böhmischen Reichstags-Abgeordneten, (s. Nr. 185 des P reuß. Staats-Anzeigers) indem sie sih zuglcih vorbchält, einen b:rihtigenden Artikel nah dem audiatur et altera pars seiner Zeit folgen zu lassen. Der Schluß jenes Berichts lautet :

„Indessen werden Barrikaden fleißig gebaut und. zur -Mithülfe alle Kräfte aufgefordert. Präsident Strobach selbst hörtë, wie; Jemand einen Arbeiter zum Barrikadenbau unter Verheißung einer Bélohfumg. von 10 Fl. C. M. aufforderte. Rieger wird. vom: Sthriststellèt Lambl- géwarnt, in- dem dieser einen Arbeiter an den Barrikaden sagen hörte, wenn *wir nur den Nieger bekommen könnten, den mbcht'-ich abkrageln. |

„Aber nicht allein das Proletariat, auch die Nationalgarde äußérte offen ihre Mißstimmung über böhmische Abgeordnete. So hat “ein Nationalgar- dis, Wachtposten beim Reichstage, auf die:von mehreren ,Mensehéit* an ihn gestellte Frage, ob die so eben vorbeiziehende Abtheilung der Ratioualgárde gut- gesinnt sei, zur Antwort gegeben: „Wer, kann das wissen 7 DevReichstag hat zu wenig Sympathie in der Nativhalggarde, und dies nüx:deshatb, weil er sich von der Rechten terrorisiren (!) laßt.‘ Vétlasseu.” wix indessen die Straßen und schen wir, was im Reichstag8gebäu votgch{.

„Ordner des Hauses, Jelen, publizirt: n Uh e das im Vor- stands-Büreau aufgenommene Protokoll in Betreff ‘der Nichtabhaltung einer außerordentlichen Sizung und läßt den Sizungssaal \chließen. Aber Hu- bickt, polnischer Abgeordneter von der Linken, läßt den Saal wieder öffnen mit dem Rufe, Jedermann habe nun freien Eintritt in den Saal, und Jelen habe vichts weiter zu befehlen, Dazu kommt Scher- zer, gleichfalls ein Abgeordneter von der Linken, und raisonuirt: „Was liegt Strobach varan, daß die Stadt zu Grunde gerichtet und Bür- gerblut vergossen wird, wir werden Sihung halten, wir wissen hon, was Jhr Böhmen gegen uns vorhabt,“ Hierbei stand Dr, Schilling mit einem Haufen bewaffneter Fremden und äußerte: „Jch weiß von Frankfurt her- wie man ín einer solchen Lage zu handeln hatz rechnen Sie ganz auf uns, wir wollen Alles niederschlagen,““ Während dessen schikte Scherzer Reichs- tagsdiener aus, um Deputirte und Stenographen in den Reichstagssaal zu holen, und übergab dem Abgeordneten Maver eine Vorladung (nämlich jene, die gedruckt im Kriegsgebäude, wie oben- erwähnt, dem Präsidenten Stro- bach wieder in die Hände kam), um selbe “drucken und vertheilen zu lassen. Jelen, der die Zeit durch anwesend war, hielt Scherzer die gegen die Böhmen gefallencn Vorwürfe vor und {loß mit den Worten: „Unter olchen Drohungen, da bewaffnete Fremde im Vorsaale sind, kann ich und kein Böhme mit Beruhigung beiwohnen.“ Allein Scherzer leugnete, Dr. Schilling zu kennen. Noch bevor die auf 47 Uhr ‘vom Präsidenten angeordncte Versammlung dex Reichs-Deputirten stattfand, war eine große Zahl der Deputirten im Vorsaale versammelt, und ien mußte dic Aeuße- rung ruhig anhören: die Böhmen seien Verräther, Strobach sei-ein Lump, was Scheizer mit dem Beisaßze bekräftigte, bevor nicht drei von ihnen hân- gen, sei keine Ruhe zu erwarten. Hierauf begaben sich die Deputirten, etwa sehszig an der Zahl, in den Sitzungs - Saal, Viele forder- ten, es solle gleich eine wirkliche Reichstags -Sipung gehalten erden. Da aber weder Präsident, noch einer von den Vice-Prästdenten anwe- send war und mehrere Abgeordnete deshalb auf die offenbare Unmöglichkeit einer wirklichen Sizung hinwiesen, betrat man den Ausweg, sich als eine Privat-Versammlung anzusehen, und es wurde durch einen vertvorreaen Ruf Pillersdor} zum Präsidenten und Goldmark zum Schriftführer erwählt, worauf Pillexsdor} mit ausdrüdcklicher Verwahrung, die Pexsammlung kein Reichstag sei, den Präsidentenstuhl einnahm. Zettánd von der Linken stellte den Antrag, Journalisten und Galleriegäste zuzulassen ; dggegeu:0þ- ponirte Tomek, indem dies keine öffentliche, sondern eine Privat «Versamm lung sei. Sogleich eiferten aber dagegen .Mehrere,von der Linken, aufariti-: mal, man sei den Völkern darüber, was verhandelt wird, Nechenschäft {huldig, Borrosch insbesondere äußerte: lihe Sißzung des l einbagien, A sind t E

if die Uhr hin, welche erst 7 : Le 7 s a Versammlung der Deputirten erst um 452. .Uhr bestimutt sei, - Zu-7diessr Zeit brachte der Publizist Hähmer (?) tie Nachricht, daß Garden. „gegen Garden kämpfen. Jn Anbetracht solcher Zustände, wo ‘ein schrecklicer Bür- gerkrieg heftig aufzulodern begann, stellte der böhmische: Abgeordnete Wez- nicky den Antraa, sechs Gliéder der Versammlung abzusenden, welche sich mit weißen Fahnen, als Mahnungszeichen “der Versöhnung, an die Standpunkte des Kampses zu begeben und durch ihr Einschreiten dem Vergiesßen des Bürgerblutes Einhalt zu thun hätten, indem er zur Begründung anführte, daß bei dem Umstande, wo in Wien alle exekutive Gewalt gebrochen sei und nur der Reichstag nod) cinige Ach- tung genieße, gegründete Hoffnung vorhanden sei, daß die Kämpsendei einér versöhnenden Mahnung folgen werden und man in solther Axt, venn hiän auch nur das Leben eines einzigen Bürgers rettet, dém Vatéerlande einen großen Dienst erweise. Nach einstimmiger Annalyyesvies@ Aftrages wählte man zu dieser Kommission Violand, Schusclfa, wet Hoch andere Mitglicder der Linken, cinen Bürger Wiens und den Antragsteller Wezuickv, dessen. Pîy-

Anwesenden 1. #. w,“ - Hierguf wies Tomek

testation, daß er für die zu versöhnende rve Cl A ciu unbekannter Frem-»

der sei, mit dem Vorgeben beseitigt wurde , baß er citèr der Gemäßigten \ci, eben deshalb daher mitgehen müsse, Zur? weiteren Effektuirung dieses Beschlusses riß man die weißen Fenstervorhänge herab und fertigte daraus Fahnen mit der Jnschrist: „Reichstagsglieder.““ E ; „Während dessen wurde über Antrag des Ministers Hontbostl eiue zweite Kommission aus Borrosch, Smolfka, Goldmätk mit der Wéisung ge- wählt, den gefährdeten Minister Latour im Kriegsgebäude zu retten. Zu- fälliger Weise trafen beide Kommissionen, denen sich auch noch andere De- putirte, wie Skoda, Piencikowski und Andere anschlossen, am Wege zum Hofe zusammen. Borrosch bestieg ein Pferd, und an vielen Orten wurde von der aufgeregten Menge Gert eit „Borrosch soll leben, die Linke soll leben!“ Am Hofe angelangt, hielt Borrosch eine Rede, worin er sonderbarer Weise die Worte fallen ließ: „Jch fürchte nichts; mir haben ahthundert Swor- noster, sage Swornoster, nachgestellt!! Jch bekomme Tag für Tag Droh-

briefe, ih fürhte nichts und werde für das Volk arbeiten; aber das Volk, -

welches jet gesiegt hat, soll in seinem Siege mäßig sein. Freunde! nehmt lieber mein Leben, aber sont das Leben Latour's, der in Anklagestand ver- seßt wird.‘ Diese Anspielung auf Swornost war wahrlich nicht nur nicht geeignet, die gegen böhmische Deputirte erciferten Gemüther zu besänftigen, sondern wükte offenbar, die gegen Böhmen bestehende Aufregung noch zu erhöhen, zumal in Wien noch immer die traurigermaßen irrige Ansicht

¡¡Alle1dings sind wir die: ordetit“" Reichstages z denn der Neichötag is vom Präsidenten

auf 4 Uhr zeigte, während“ om Präsidenten“?

spukt, in der Pingstwoche habe unter Anleitung der Swornost in Prag ein Vernichtungskampf gegen die Deutschen gewüthet. Judessen versprachen am Hofe Viele aus der Menge, mittelst eines durch Händecrhcbung geleiste- ten Volks\hwurs, das Leben. Latoux's zu schonen. Als aber die. Glieder der Frieden stistenden Kommission wegen: Abgangs eincs Bürgerkampfes da- selbs gegen den Stephansplay- fortzogen , hat Borrosh unglülicherweise die ihm obgelegene Mission, die bedrohten Minister zu beshüßen, vergessen oder ircigerweise für erfüllt erahtet und zog reitend durch die Gassen weiter auf den Stephansplay mit, empfing allenthalben- Huldigungen und sprach leider niht vom Reichstage oder sonst von einer heilsamen Wirksam- feit irgend Jemands , sondern stets- nur von si selbst. Jundessen is den- noch zum Schuße Latour's Smolfa und Sierakowski am Hof zurücfgeblic- ben; Borrosch aber zog zu Pferde, begleitet von mehreren Reichstagsmit- gliedern zu. Fuße] und umgeben: von- mehreren berittenen Nationalgarden, durch die Gassen weiter,

Während diescr Vorgänge, gerade als Borrosh vor dem Reichstags- gebäude vorbeiritt und die Masse des Volkes „hoh lebe Borrosh, hoch lebe der Reichstag, hoch lebe die Linke“ rief, kam Abgeordneter Hawelka in das Reichstagsgebäude und hörte vom Abgeordneten Klaudi, in Gegenwart des Abgeordneten Heimerl, der- gute Strobach- sollte lieber das Weite su- chen, indem die Linke furchtbar: gegen ihn aufgebracht und das Schlimn-ste zu befürchten sei, Abgeordneter Hawelka geht in die Sizungsvorhalle, hört mit dem Abgeordneten Hein aus Schlesien, daß Bewaffncte auf die Jour- nalistenbank gehen. Jn dèr Vorhalle kömmt gleichzeitig der Adjutant des Kriegs-Ministers heftig bitiend an, es möchten einige Neichstagsglieder ins Kriegsgebäude gehen, indem der Kriegs-Minister Latour in Gefahr sci, aufgehängt zu werden. Aber sogleich darauf verbreitet sich die Nachricht, Latour sci bercits vom Volke aufgehängt. Hawelka spricht zu cinem Ab- geordueten sein tiefstes Bedauern aus, daß es so mit der Wuth des Volkes gekommen sei, da bereits Latour: als Opfer dieser Wuth gefallen is, erhält aber zur Abfertigung, wenn der Minister Bach aufgehängt werde, da werde cer, Sprecber, mit Wonne zusehen, indem Bach stets nur die Souverainetät des Volkes gehöhnt habe. ,

In Erwägung nun, daß die Zügellosigkeit der Leidenschaft nicht allein bei der gemeinen Volksmasse, sondern auch schon im Gemüthe der Volks- vertreter aufs höchste gestiegen is, daß von dem auf den Straßen wahrge- nomménen Programm der schauderhasten, blutigen Ereignisse bereits ein Theil, die Érmordung eines Ministers, in Erfüllung gegangen is, und daß bei bestehender Aufregung der Gemüther in der Stadt und bei Reichstags- deputirten mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, es werde auch der übrige Theil des Programms der Schreckensscenen ohne Zweifel in Erfüllung gehenz in weiterer Betrachtung, daß der zu befürchtende Tod des Práäsidentcn oder sonst eines Abgeordneten durchaus nicht als ein pflicht- mäßiger Tod fürs Vaterland, sondern nur als ein gemeiner, von keinen heilsamen Folgen begleiteter Mord sich darstellen würde; endlih in Erwä- gung, daß der Mord des Präsidenten als Hauptes des Reichstages eine Art Tödtung des ganzen Reichstages wär?7, unternahm es Abgeordneter Hawelka, den Präsidenten Strobah zur Flucht zu bereden. Strobach be- fand sih indessen im Ministerrathe im Kricgsgebäude, bis die cntfesselte Menge hineindrang, und ging etwa eine Viertelstunde vor dem Tode Latour's fort, Er wurde unten schon vom Pöbelhaufen mit der Ansprache: „Das is auch ein Schwanzgelber““, angehalten, entkam jedoch mit der abwehrenden Aeußerung: dies sei ein Jrrthum. Am weiteren Wege ward Strobah von einem betrunkenen Arbeiter mit den Worten angehalten: „Sie sind anch ein Beamter, und diesen geschieht jetzt recht“, entfam aber, weil er mit Ruhe auf seine Jdeen einging.

Jm Reichstagsgebäude angelangt, hielt sich Strobach, ohne an gar so Schreckliches zu denken, im Präsidialbüreau eine Zeit lang auf, und angekommen in der Sizungsvorhalle, hört er die Warnung des Abgeord- neten Hawelka, der ihm, ungeachtet der Betrachtung, daß es wünschens- werth wäre, bei den sehr lockeren Tagesvcrhältnissen die Präsidentengewalt in seiner festen Hand zu sehen, venitosf dringend zur Flucht rieth, Stro- bach beschließt vor der Hand dennoch zu versuchen, sein Präsidentenamt wei- ter zu führen, bis wie si weiter die Verhältnisse gestalten. Er bestieg nun den Präsidentenstuhl, und sogleich verlangte Löhuer mit aufgeregter Stimme; der Präsident möge die Sißzung für eröffnet erklären Dieser ließ die an- tveseuden Mitglieder durch die Schriftführer zählen, und da sich die An- wesenheit von blos 120 Mitgliedern herausstellte, verweigerte er auf Grund der Geschäftsordnung die Eröffnung der Sizung. Löhner begehrte in Anbetracht der außerordentlichen Verhältnisse obne Rücksicht auf die Zahl der auwesenden Mitglicder die Eröffnung der Sißung. Präsident Strobach erwiederte jedoch, er halte es mit seinem Gewissen für unvereinbarlih , bei dieser geringen Zahl der Abgeordneten dem Rer ye Ggagesene zuwider die Sipung für eröff- net zu erklären, indem blos der mindere Theil des Reichstages Beschlüsse fassen würde, die sür Beschlüsse des ganzen Reichstages gehalten würden, obgleich sie möglicherweise niht in dem Willen der Majorität des Reichs- tages lägenz glaube aber ciner von den zwei Vice-Präsidenten, dies verant- worten zu können, so fei er erbötig, den“ Präsidentenstuhl zu räumen. Hier- über verlangt der Abgeordnete Bilinski mit- aufgeregter Stimme die Ab- stimmung. Gleichzeitig trat. Borrosch mit der weißen Fahne ein und ein rauschender Bravo- und Viívatruf der Linken begrüßte ihn. Jun demselben Angenblicke aber erschienen mehrere Bewaffnete auf der linkseitigen Gallerie und Abgeordneter Pribÿl macht darauf aufmerksam, mit dem Rufe, die Be- waffncten sollen sih sogleich entfernen. Allein, statt daß die Versammlung zur Wahrung ihrer Sicherheit und Meinungsfreiheit diese Forderung unter- stügt hätte, entgegnete Abgeordneter Zimmer: „Diese Waffen haben vor wenig Augenblicken die Freiheit dem Volke auf den Straßen erkämpft , sie haben daher auch das Recht, hier zu erscheinen; Jhr habt die Freiheit ver- rathen, Jhr müßt daher jeßt dulden !“

Unter solchen Verhältnissen war wohl nicht weiter zu zweifeln, daß das ganze Programm ‘der Schreckensscene, wie es an den Barrikaden unter den Póöbelhaufen- zu hören war, in Erfüllung gehen werde, denn Latour war bereits aufgehängt, und Bewaffnete befanden sih auf den Gallericen, an der Seite gegenüber der Rechten, zwei davon richteten ihre Gewehre gerade- aus gegen die Reichstagsbänke:-der Rechten, und dies Verfahren wurde von eïaem Volksvertreter gebilligt, ja überdies befanden sich nah der Bc- stätigung mehrerer Abgeordneten Bewaffnete auf den Journalisten- Bänken. In- diejem Augenblie , der keine Hoffnung zu irgend einem heilsamen Wir- fen gewährte, verließ der Präsident Strobach den Sizungs -Saal und er- griff in Begleitung des Abgeordneten Hawelfa ‘unter äußerst gefährlicheu Straßen-Verhältnissen die Flucht, Die bisher angedeuteten Umstände sind wohl’ genugsam geeignet, die Abfahrt des Präsidenten und aller böhmischen Deputirten zu motiviren, Allein auch nachträgliche Ereignisse rechtfertigen dieses Verfahren. Denn gleichzeitig mit dem Abgehen des Präsidenten wurde im Reichstage der Tod Latour's gemeldet und der Abgeordnete Sie- # rüfowsfi, der cben vom Orte“ der an Latour verübten Unthat gekommen ® (ar, rieth Jelen, für Strobach und Rieger zu sorgen, weil ihr Leben in *Gefahr sei, Eben so hörte Prediger Hodza an den Barrikaden, wie sich Arbeiter unterredeten, falls sie Rieger's und der übrigen böhmischen Depu- tirten habhaft werden, daß sie mit ihnen wie mit Latour verfahren werden. Als überdies ein Abgeordneter der Linken den Abgeordneten Jelen dringend :xrinnerte , seine Landsleute in Sicherheit zu bringen, erklärte ein Anderer : „, Jeht seid Jhr auf dem Platze, den Jhr längst verdient habt.“ Jelen erbat sich hierauf die Bewilligung der Kammer, für die Sicherheit seiner Landsleute sorgen zu dürfen, und, hört Völker Oesterreichs; hört Männer Böhmens! der Reichstag gewährte ihm zwar die Bitte: und. gab ihm- den Abg. Zimmer zur Ausführung dieser Sicherheitsmaßregeln bei, licß solches aber

graphischen Protokolle aufnehmen, damit dies nicht zur Kenniniß des olkes komme, weil. sonst die persónlihe Sicherheit dex böhmischen Depu- tirten erst gar sehr. gesähzdet wäre, Und während dieser gräßlichen Vorgänge fand in dem E des Reichstages, .das- für ‘Reichstags- glieder eröffnet is, ein freudiges: Champagnergelage : statt! Und: während dieser gräßlichen: Vorfälle fiel ein Schuß in das Präsidenten-Büreäu- durhs Fenster, geradeaus auf: den- Tisch und Siy. zu ¿ wo: Präsident Strobach zu sien ‘pflegte !! Moe uicht etwa: Präsident Strobach alléín , sondérn auch andere böhmische A

7ten früh etinnexrte. Sierakowsli wiederholt deu Abgeordneten Jelen, ‘für ‘die

Sicherheit der böhmischen Abgeordneten {leunigst zu sorgen, und ein jun- ger Mann, eín Journalist, theilte Jelen mit, daß von der Aula aus eine Proscriptionsliste der böhmischen Deputirten unter dem Volke zirkulire, und als Jelen dies im neu kreirten Sicherheits -Comité des Reichstages dem Abgeordneten Goldmark beshwersam meldete, fand dieser nihts Anderes zu erwiedern, als: er habe dies eben auch son gehört, er glaube es aber nicht, und sei übrigens selbst auch nicht sicher, Ueberdies theilte ein Student un- ter dringender Aufforderung zur Flucht dem Abgeordneten Presl im Ver- trauen mit, daß auf der Aula und im demokratischen Vereine mehrere Red- ner aufgetreten“ snd, welche den ganzen Aufstand und alles Blutvergießen nux der:-Nehteñ des Neichstages und namentlich den Czechen zur Last leg- ten ünd: daräuf drangen, alle’ Czehen zu ermorden,

» Uebrigens werben die angedeuteten, den böhmischen Abgeordneten “Ge- fahr. drohende Details nicht alleín von ihnen selbst, sondern auch von den deutscheu Depútirten aus Böhmen bestätigt, So erzählte am 7. Oktober früh cin deutsch{ch-böhmischer Abgeordneter der Linken dem trautenauer Abge-

„ordnetew: Dr. Reiß: wenn's im der verwichenen Nacht eiwas ärger geworden are, daß Rieger, Hawlicek, Strobah und Trojan als Opfer ganz gewiß

géfallen. wären. Dr. Neiß beeilte sich, dem Abgeordneten Trojan sogleich

im: Geheimen, und weil- ex vonder linken Seite beobachtet wurde, mit kur-

à id

zen Worten die Waritung, zu: geben: „Trachten Sie wegzukommen , Sie fins L n//ewelche Warnung auch Dr. Kiemann dem Tro- jan eréheiltecuie L E Wio übwitehS*die allgemeine Stimmung des Volkes in Wien beschaf- fen war, mög! ein einziges Beispiel zur Erläuternng dienen. Ein Deputir- ter begab si a 7. Oktober zwischen 1 und 2 Uhr Mittags, um die Volks- stimmung, namentlich des bewaffneten Proletariats, worunter sehr viele Fremde waren, zu beobachten, auf die Freiung und ging von hier mit einem Haufen Natioualgarden und Proletarier ín eine Kneipe, Hier erzählte Einer seine am bten an einem Garde - Hauptmann verübte Heldenthat mit den Wortenc Er ‘habe den shwarzgelben Schuft unter dem Hochaltar er- blickt, habe ihn mit dex liuken Hand bei den Haaren hervorgezogen , sofort am Hochaltaäkihm* mit“ dem. Kolben den Schädel eingeschlagen und sodann deim noch; Lebendkn die Schädelhaut bis zum Kinn heruntergezogen. Unter angemessenen Geste id Händebewegungen seßte er hinzu: „Da zaßpelte er, und bies ‘war ene Wollust für mich!“ Und als der Abgeordnete über viese grausenhafte Erzählung unwillkürlich zurükschauderte und die Miene ‘veräiderte,„ ward er sogleich gefragt, ob er etwa die That nicht gutheiße und“ vielleicht auch cin Schwarzgelber sci! Die nah Möglichkeit herausge- stämelte Entschuldigung, mag. dem Erzähler genügt haben, indem ihm | fort ititgetheilt wurde, daß dex eigentliche Tanz erst forgen losgehen werde, an“ telchem: Tage 20 zum Aufhängen bestimmt seien, Einer von den An- wésêndeu wendete éin, ‘die Zahl sei so gering, aber der Sprecher entgegnete : „Wir“ nehmen) lätter: Große, Wessenberg, Bach, Mayer u. \. w., das giebt ans! Jst den: Chxf gehängt, so folgen die Andercn schon, überdies is dies nur der Anfang; däs Besscre folgt nach,“ : Wenn nun \{ließlich bemerkt wird, daß der Kriegs-Minister nicht ein- fach hingemordct, sondern mit einem Schlage getödtet, dann durchbohrt, am Pfahle aufgehängt, verhöhnt, verspottet, entkleidet, durch Freudensalven zershossen und in kannibalischer Art gemißhandelt wurde von einer Pöbel- menge, die ihre Schnupftücher in das Blut des Unglüdlichen tauchte und damit jubelnd herumsprang, so wird sich Jedermann über die Stimmung des entfcsselten Volkes in Wien seit dem 6. Oktober und über die Stellung der böhmischen Abgeordnetên daselbst ‘die richtige Vorstellung machen können. Urtheilet nun, Freunde der Freiheit, ob die Vertreter des freien Volkes unter solchen Verhältnissen in Wien noch länger bleiben und das Wohl des Vaterlandes frei bérathen können? Unter Verhältnissen, wo das Leben jedes Einzelnen wie das eines „Geächtêten vom Morde bedroht und jede freie Meinungsäußerung ein Hochverrath gegen das anarchische Treiben der Volkswuth i}! Unter Verhältnissen, wo im versammelten Rathe der Volks- vertreter Waffen aller Gattungen klirren, Leute aus allerhand Schichten des Volkes Pläye der Deputirten einnehmen und die vaterlandsmörderischen Wünsche einer herrsh- und gewaltsüchtigen Minorität- nah dem terroristi- schen Willen eines kannibalischen Pöbels zum Beschlusse werden müssen!

-

über ausdrücklihe Bemerkung des Vorsißenden Smolka“nicht“in die steno-

geordnete waren an „ihrem Leben bedrohtz“ denn am’

Nein! und imer nein! Unter solchen Verhältnissen kounte kein Abgeordne- ter Bbhmens läuger ‘in Wien verweilen, woferti er nicht burch seine Anwesenheit im Reichstage zu den durch Terrorismus ten Beschlüssen seine scheinbare Zustimmung geben und so an Recht, Wahrheit und Vaterland zum Verräther werden wollte! Vom 16, zum 17. Oktober (heißt es weiter in dem Bericht böhmi- {er Abgeordneten) war wieder eine ruhige Nacht. Der Dienst der Garden ist mehr geregelt: es existirt also wieder irgend eine Behörde. Noch mehr dürfte dies der Fall sein, sobald das Geseh für die Mobilgarde angenom- men is, es i} schr streng und lautet wörtlich: „„1) Derjenige, der in die Modbilgarde eintritt, hat zu schtvören, die Rechte des Volkes und des con- stitutionellen Thrones zu wahren und den Befehlen des Ober-Kommandan= tan der wiener Nationalgärde“ unbedingt Folge zu leisten, 2) Kriegsrechtlich wird behandelt z,,:a) ¡wet I en, Befehlen seines Offizieres im Dienste vor dem Feinde widerseytz B) seinen. Posten vor dem Feinde ohne Beschl oder Erlaubniß verläßt; 3) Dieselbê. kriegsrechtlihe Behandlung trifft Jeden, der sich eñtés gawaltsamen Einbruches; in eine Wohnung, einer Gewaltthat egen tg ol: Pllinderung oder Exzesse mit den Waffen {uldig macht, ) Jedrt"Vorgeseßte, der die ‘erhaltenen Befehle nicht alsogleich ausführt, unterlicgt“der Strafe der Cassation, Geschieht dies vor dem Feinde, so ist er nach*Artikel -2.zu»behandeln.,“ - 5): Kleinere Vergehez, sowohl in als aßer dem Dichistke, sind: dem Disziplinar - Verfahren der Corps - Kommandanten überlasscn. 6) Das Ober-Kommando, der Nationalgarde, so wie die Corps- Kommandanten, werden'für die genguéè Vollstreckung dieser Verordnung verant- wortlich gemacht,“ Zu! diesen Pünlten kommt noch die Zusammenstellung des Gerichts. Ein, solches Martialgeseß dürfte bald nöthig sein, da die Ungarn doch endlich: die‘ Gränze überschritten haben, wie es heute Messen- auser anzeigt. Die Generale Csanyi und Moga und der Anführer Perczel (ollen auf österreichishem Gebieie stchenz und der Nationalgarde-Oberkom- mandant fand cs wegen der muthmaßlichen Schlacht“ unter den. Mauern Wiens sür nothwendig, ein Lager beim Belvedere aufzuschlagen, wo alle disponiblen Mobilgarden unter Befehl des General Bem stehen. Dieser soll aus den Affairem®öin*Polest belgunt und ein tüchtiger Offizier sein. Aber Wien is chou mét hig, daß die Ungarn so lange auf sich warten lassen, und die Pazxteinehmex sind. mürxisch; daß die versprochene Armee von 40,000 Mani, nicht: zu séhén! 6d } llen ‘die Magyaren warten, bis Win- dischgräß ff fit ziabachid vereint. hat, ¿odervdessen Corps“ in ihrem Rücken von Preßburg, er :oporirt? Bei dey. Cisré ‘und Kampflustigsten steigen t

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hon Zweifel" Auf über-das Verhaltéi, nd diePosition. Des Kaisers Antwor an die Reichsdeßutatiomist diplomatishstylisint. Et ersieht mit Vergnügen, daß der Reichstag das Gesammtwohl allet Völkerschaften des österreichischen Kaifer- staates im Auge hat, undi dessen! Bemühungèu; ‘der drohenden Anarchie ent- gegen zu ‘wirkén, ;erhaltez vollkommene, Anerkennung, . Er seinerseits wird Alles aufbieten, „die -sonôöthige Ruhe, und Sicherheit in der Hauptstadt wieder herzustellèn, „um dem önstitureuden Reichstag die möglihe Ge- währschaft für scine- Gema E dan u tren Aus diesem Wort- laut is nicht zu ersehen,“ die s-Versaminlung ferner in Wien ver- bleiben oder anders wohin verlegt -wirdz hingegen werden die exekutiven Maßnahmen des Reichstags ‘vom Kaiser E Jn ‘der Kammer erschienen die frankfurter Abgeordneten Blum; röbel, Fransdorf und Hart- mann! Sonderbar!- in der ta ist: ihr Antrag durchgefallen, nun wenden sie si direkt’ an: die Reitschule, und icht genug, daß sie eine Adresse übergeben, beehren sie uns mit threr persönlichen Gegenwart! Sie werden \ih-nicht-an der Debatte erquit haben, ‘denn sie schlih dahin wie in stockeyder Rinnez und für ihre Tendenzen finden sie auch. keine großen Spu- athiceen. Die Mehrheit war still, und Schuselka \hlüpfte des a Angelegenheit hinweg, wohl merkend, daß man dabei strauchelu kan

Dresden, 10, Dez. (Lpzg: ZF Vergangenen ie Vio: Les ey n biefiger E D E wendisher Sprache gehalten. Seit Cetizabieaßt nämlich die Anzahl der Sorben in und um Dres-

zehnden de eher theils als" Dienstboten kamen, theils als Soldaten

versegt wurden, theils au“ auf immer ihren Wohnsiß aus der wen-