1848 / 235 p. 5 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

lbe Periode auf monatlich 500 Fl. und das Fou- eee ominiPomidins auf monatlich 83 Fl. 20 Kr. festzuseßen.

iefeni osten, welhe der Stadt Frankfurt durch die von

dem Reitsg S a der Justiz veranlaßte Zuziehung von Hülfs= beamten in der die Verbrechen und Vergehen des 16ten und 18. Septembers l. J. betreffenden Untersuchung entstanden sind, auf y übernehmen und das Reichs = Justizministerium zu

Y E ai 1 ; E Betrag dieser Kosten in dem nächsten Budget in vat nd Ausgabe vorzusehen. S L Z ey f A Anoaabelinine bis auf 217,456 Fl. 42 Kr. bereits

t, so ließt die Berathung über das Budget damit, daß g 7 t Bene durch Matrikularbeiträge und die des- falls vom Reichs-Minister der Finanzen zu erlossende Verordnung ge- nehmigt wird. y

Danah wird zur Berathung des Verfassungs-Entwurfes : Arti- fel VI. §. 20 vom Reichstage, geschritten.

Zum Beschluß erhoben werden die folgenden Paragraphen :

g. 20. Der Reichstag versammelt sich jedes Jahr am Siße der Reichs - Regierung. Die Zeit der Zusammenkunft wird vom Reichs- Oberhaupte bei der Einberufung angegeben, insofern niht ein Reichs=- geseß dieselbe festseßt. Außerdem kann der Reichstag zu außeror- dentlihen Sißungen jeder Zeit vom Reichs - Oberhaupte einberufen werden. '

F. 21. Das Volkshaus kann durch das Reichsoberhaupt;aufge=- löst werden, Jn dem Falle der Auflösung is der Reichstag binnen drei Monaten wieder einzuberufen.

F. 22. Die Auflösung des Volkshauses hat die gleichzeitige Vertagung des Staatenhauses bis zur Wiederberufung des Reichs- tags zur Folge. Die Sißhungsperioden beider Häuser sind die- felben.

F. 23, Das Reichsoberhaupt bestimmt das Ende der Sißungs- periode des Reichstags.

Golß aus Brieg stellt einen Antrag an den Geseßgebungs- Ausschuß in Bezug auf die sih häufenden politishen Untersuchungen. Von Wuttfke aus Leipzig wird ein Schreiben an den Präsidenten verlesen, in welchem er sih beklagt, daß ein von ihm eingereihter Antrag nicht gedruckt und dadurch dem hohen Hause vorenthalten worden sei. 25 Uhr Nachmittags wird darauf die Sizung ge- \{lossen. Morgen: fortgeseßte Berathung über den Verfassungs = Entwurf.

Frankfurt a. M,; 22, Dez, (D. Z5Z ist gestern Abend nah Olmüg abgereist,

Secretaire für die ‘ragegeld des Reich

Herr von Schmerling

Oesterreich. Reichstag. Sihung vom 18. Dezember. Auf der Ministerbank; Stadion , Krauß , Thinfeld. Der Präsident des Constitutions-Ausschusses hat mitgetheilt , daß dieser schon heute Nachmittag hofft, mit seinem Elaborat fertig zu werden, Es dürfte deshalb son Donnerstag den 21. Dezember die erste Lesung der Grundrechte auf die Tagesordnung geseßt werden können. Sieb er ,„Das Elend im böhmischen Erzgebirge ist sprühwörtlich geworden, Es ist ihm aber stets nur eine palliative Abhülfe zugekommen z denn eine gründlihe läßt sich nur von der Hebung seiner zwei Haupt- Eriverbszweige hoffen. Der Bergbau gehört dahin.“ Er spreche nun die Ueberzeugung aller Bergwerkskundigen dahin aus, daß der Flor der Bergwerksstadt Joachimsthal nur deshalb gesunken, weil der Bergbau oberflächlih getrieben werde. Im Jutecesse von 60,000 hungernden Menschen, im Interesse des Aerars selbst, selle erx die An= frage, was das Ministerium zur Hebung des Bergbaues im Erz= gebirge thun werde. Thinfeld: Nach der gewöhnlichen Verfahrungs- weise des Ministeriums ersuche au er, diese Anfrage ihm schrift= lich zu übergeben, er werde sle sodann beantworten. Der Berichter= statter des Finanz-Ausschusses, Szabel, schreitet nun zur ersten Lesung des „Berichtes über das Ansuchen des Finanzministeriums, ihm einen Kredit von 80 Millionen zu bewilligen.“ Wir haben diesen Bericht des Finanz-Ausschusses in seiner ganzen Vollständigkeit bereits mitge= theilt, Hagenauer stellt das Ansuchen, daß die zweite Lesung in drei Tagen erfolgen möge. Angenommen. Jonaf frägt an, wie es den Journalisten möglich geworden sei, diesen Antrag früßer der Oeffentlichkeit zu übergeben, als er hier verhandelt wurde. Er finde darin, gelinde gesagt, eine Jndiscretion. (Oho! Gelächter.) S molka : Es sei dies ganz natürli, da derselbe {hon Freitag, den 15ten, im Drucke erschien und den Abgeordneten mitgetheilt wurde, Jonak: Jedenfalls wünsche er, daß keiner der Abgeordneten dazu mehr die Hand bieten möge. (Oho! und Gelächter.) An der Tagesordnung ist die dritte Lesung der Geschäftsordnung. Im §, 79 beantragt die Kommission, daß die Abstimmung durch Namens - Aufruf von 40, die durch Kugelung von 80 Mitgliedern unterstüßt werde, Die Abstimmung durch Kugelung hat den Vorzug vor jener durch Namens-Aufruf. Ziemialkowsfki: „„Wir sind den Völkern Offenheit und Oeffentlichkeit shuldig, Dieselbe hat nit blos bei der Verhandlung, sondern auch bei der Abstimmung stattzufinden. Nur als Ausnahme kann die Geheimhaltung der Ab-= stimmung, die Kugelung, stattfinden; hier will man die Ausnahme zur Regel machen.“ Schon durch die Bestimmung rüdsichtlich des Shlusses der Debatte sei die Redefreiheit vernichtet worden, jeßt dürfe der Abgeordnete niht einmal mehr Ja oder Nein sagen. We= nigstens für diesmal, vielleicht zum leßten Mal, verlange er dieses Ret, indem er namentlihe Abstimmung in dieser Frage beantrage. (Beifall auf der Linken.) Paul: Jn vielen Fällen würden si viele Mitglieder nicht der Abstimmung entweder ofen oder durch Fortgehen enthalten haben, wenn ihnen niht durch den Namens - Aufruf ein moralischer Zwang auferlegt würde. In vielen Parlamenten, au in England, habe man die Kugelung vorgezogen. Bork owski: Man soll sih niht mit der Meinung in die Urne flüchten, wie die römischen Senatoren. (Bravo.) Es würde uns dann Nichts mehr übrig bleiben, als Proteste einzulegen, um sich vor den Provinzen zu rechtfertigen, Selinger: Die Ab-

stimmung durch Namensaufruf hat viele Gehässigkeiten herbeigeführt ;

viele Anlásse zu leidenschaftlihen aufregenden Scenen werden dadur

beseitigt werden, wenn die geheime Abstimmung eingesührt V Borrosch: Der Namensaufruf erprobt den moralischen Muth, die Gewissenhaftigkeit des Abgeordneten, Wex sih terrorisirt fühlt ist nicht gezwungen, an der Abstimmung Theil zu nehmen. Diejenigen

die jeßt für den Namensaufruf sprehen, bewähren übrigens dadurch ihren Muth, denn sie haben ihn jeßt vielleicht mehr nothwendig bei der Abstimmung, als früher, Während der Oktobertage wurde um dem Vorwande zu begegnen, daß man terrorisirt gewesen wäre. nie Namensaufruf begehrt. Jn England kämpft man gegen die geheime Abstimmung, weil sie die shändlihste Corruption bewirke. Jn ihrem eigenen Jnteresse muß selbst die Regierung die öffentliche Abstimmung ver= langen, weil sie sonst keineKontrolle hâtte,ob sie auf ihreFreunde zählen könne. (Beifall) Neumann: Abgeordneter Ziemialkowski babe das Recht der freien Meinungsäußerung gewahrt wissen wollenz er babe dieses immer für sich in Anspruch genommen. (Bravo.) Jn Bézug auf die Bemerkung des Abgeordneten Borrosch, daß sich die Volks- vertreter durch ihre Entfernung der Abstimmung entziehen könnten, müsse er sagen, daß noch nie in einem Parlamente ein sonderbareres

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Argument vorgebraht worden wäre, als dieses. (Bravo. Zischen | e der Linken.) „Jhr Zischen is Beifall für mih!“/ (Oho! oho !) Die Gegenpartei könne sagen: „Gott bewahre mich vor meinen Freunden! ‘“’ Der Abgeordnete Borrosh habe gegen sie, anstatt für sie, gesprohen. Jn den Oktobertagen habe es freilih keine nament- liche Abstimmung gegeben, denn damals waren nur einstimmige Be= shlüsse. Gerade in England habe die freisinnigste Dee die Char= tisten, den Ballot als eine ihrer Forderungen aufgestellt. Der Na- mens - Aufruf sei ja durch Annahme des Kommissions-Antrages nicht ausgeschlossen, sondern nur der Kugelung der Vorzug gegeben. Jm Znteresse der Freiheit wünsche er die Kugelung, damit sie nicht in Proscription, in Terroriômus ausarte. Nicht im Interesse einer Par- tei, sondern in dem der Freiheit, deren Namen so oft mißbraucht wor- den sei. Es gehöre wenig Muth dazu, mit einem gewissen Hintergrunde in gewissen Fragen abzustimmen. Aber vielerlei Kollisionen sei der Abgeordnete zwischen seinem Gewissen und seiner Ueberzeugung auf der einen Seite , und anderen Verhältnissen und Umständen auf der anderen Seite ausgeseßt. Er stimme für deu Antrag der Kom- mission, um diese Kollisionen zu verhindern. (Bravo und Zischen.) Brestl: Als die Geschäftsordnung zum zweitenmale gelesen wurde, habe er sich gegen diese Aenderung erklärt, er thue es jeßt au, er bleibe sih konsequent. Es sei die heiligste Pflicht des Abgeordneten, dafür zu sorgen, daß in jedem einzelnen Falle die Kommittenten wis- sen, wie er gestimmt habe. Er gestehe übrigens niht den Kommit- tenten das Recht zu, von dem Abgeordneten diese oder jene Abstim= mung zu verlangen, Deshalb sehe er hier keinen Terror:smus. Aber eben deshalb sei es die größte Beleidigung für das Haus, wenn man behaupte, eincr der Abgeordneten hätte anders gestimmt, wenn er niht durch Namens- Äufruf hätte stimmen müssen. (Beifall. ) Der Abgeordnete Neumann habe zwei Dinge verweselt rücksichtlih des Ballots: die Abstimmung im Parlamente und die bei den Wah- len zum Parlamente. Bei der leßteren verlangen die Chartisten das Ballot. Die erstere soll öffentlih sein, denn jeder Stimmende sei dem Volke für seine Stimme verantwortlih. Wem man aber d'e Wahlstimme gebe, das habe man nur mit sich und seinem Gewissen auszumachen, und das Verlangen der Chartisten sei deshalb die -ge- heime Abstimmung, weil dann die Gutsherren ihren shändlihen Ein- fluß bei der Ballotage niht mehr üben könnten. Die Abstimmungen im Oktober haben nicht einstimmig stattgefunden, Es sei dies ein Beweis von dem Muthe und der Pflichterfüllung derjenigen, die in solhen Augenblicken gegen die Mehrheit gestimmt. Der Grund des Abgeordneten Borrosh, daß si die Abgeordneten vor der Abstim- mung entfernen könnten, sei wobl niht stihhaltig. Aber er habe darauf hinweisen wollen, wie einzelne Abgeordnete, anstatt terrorisirt zu sein, dur ihr Hinausgehen die ganze Versammlung terrorisirt hätten. Die etwas längere Dauer der Namens-Abstimmung sei kein würdiges Ar- gument; übrigens gehe sie s{neller vor si, als die durch Kugelung. (Bei-= fall) Hauschild: Auch für den Kommissions - Antrag müsse ec die Freisinnigkeit in Anspruch nehmen. Es spreche für den Terro- riômus während der Oktobertage, daß kein Namensaufruf stattgefun= den habe, Es sei damit nur der Wille des Hauses ausgesprochen gewesen, Niemanden der Proscription auszuseßen. Proteste waren auch früher in Masse vorhanden. Er sei der festen Ueberzeugung, daß die Kugelung den Vorzug verdiene. Es gebe eine doppelte Scheu, die Scheu vor den Völkern und die vor anderen Gewalten. Die Scheu vor den Völkern sei wieder doppelt. Nicht die Scheu vor der Majorität, sondern die vor einer imposanten Minderheit, die sich Einflüsse anmaßt auf das Haus, die ihr nidt zustehen, sei bier zu fürchten. Endlich könne die Regierung aber eben so gut influiren

auf vie Abstimmung ihrer Beamten, „Wir haben dafür gestimmt, daß Jeder, der ein Amt angenommen habe, noch einmal gewählt werden solle. Diese Ansicht müssen wir auch jeßt festhalten, da der Abgeordnete durh die Annahme eines Amtes fih bei der Abstimmung bewegen lassen fönute. Durch die geheime Abstimmung sind oft ste- hende Majoritäten gebrochen worden. Die Freunde des Kommisstons- Antrages begen Zweifel an dem Muthe einzelner Abgeordneten; die Feinde desselben an deren Ehrlichfeit und Gewissenhaftigkeit, Was ist ein größerer Schimpf? Jch glaube, das Leßtere.“ (Bravo.) Mager: Das beste Argument für den Kommissions - Antrag habe Brestl vorgebracht, daß nämli Niemand bei geheimer Abstimmung anders stimmen werde, als er cs bei öffentliher gethan hätte. Aber was nachher folge, das möge man vermeiden: die Anferti- gung von Proscriptions - Listen. „Es sind hier zwei Prin- zipien im Streite, das der unbedingten Oeffentlichkeit und das der freien Meinungs - Aeußerung. Bei der geheimen Abstim- mung flüchten Sie sih in keine Urne. Wir werden weniger durch Namens- Aufruf, aber auch weniger geheim abstimmen; wer aufsteht oder sißen bleibt, thut es dffentlich vor den Augen der Völker, Der Namens-Aufruf is gemißbrauht worden , diesen Mißbrauch hat man bei der Ballotage nicht in dem Maße zu befürchten. Daß es im Interesse der Regierung sei, die öffentlihe Abstimmung zu verlangen, dieses Argument muß ih zuückwesen.“ Der Antrag Pauls, daß die Kugelung 100 Mitglieder begehren müssen, wenn sie angenommen werden solle, wird angenommen. Die erste Hälfte des Paragraphen bis zum lebten so lebhaft bestrittenen Saße wird angenommen, Die zweite Hälfte lautet folgeudermaßen: „Die Abstimmung durch Kuge- lung hat den Vorzug vor jener durch Namens Aufruf.“ F

Für diesen Sab hat Abgeordneter Ziemialkowski deu Namens - Aufruf ver- langt. Dies wird angenommen. Es haben 189 Abgeordnete mit Ja, 132 mit Nein gestimmt, 4 haben sich der Abstimmung enthal- ten, Der Antrag der Kommission wird also angenommen. Stadion antwortet auf die Juterpellation der dalmatinischen Ab= geordneten rüdsihtlich der Stellung des neu ernannten Gouverneurs für Dalmatien, Es solle hierdurch keinesfalls die Selbstständigkeit jèner Provinz beirrt werden, Er müsse es aber ofen erklären, daß mit jener Ernennung auch dem s\lavishen Elemente in jenem Lande Rechnung getragen wurde, (Beifall auf der Rechten.) Krauß antwortet auf eine Juterpellation Fischer®®: „Vie Forstverbältnisse in Salzburg sind jenen in Tyrol schr ähnlih. Dur die Vermeh- rung der Bevölkerung, durh die Umgestaltung der Verhältnisse hat es sich gezeigt, daß die früheren Gesetze in dieser Beziehung sich als unstatthaft herausgestellt haben. Deshalb wurden in Tyrol durch einen Erlaß Sr. Majestät dieselben umgeändert, Es wurde eben so wegen Salzburg ein Comité niedergeseßt, bestehend aus Abgeord- neten jener Ministerien, die dabei betheiligt sind, welhes heute seine erste Sibung hält,’ Er hofft, daß das Resultat seincr Berathungen in demselben Sinne ausfallen werde, wie die Veränderungen in Tyrol, mit denen das Land zufrieden gewesen, Haimerl: Jnterpellationen seien ein mißliebiger Gegenstand geworden, Wegen dieser, hoffe er, werde ihn das Haus entschuldigen, Er mache darauf aufmerksam, welche Jnkonvenienzen daraus entstehen müßten, wenn mit der Auf- hebung des Nexus subditelae nicht auch andere Verhältnisse zugleich beseitigt würden. Von den vielen Uebelständen, die bierdur her- beigeführt würden, z, B. Wald =-, Jagd -, Teichfrevel, wolle er nur auf die Schulen und die Lehrer hier aufmerksam machen, Die Lage des Dorsschulmeisters, die von jeher feine beneidenswerthe gewesen, sei jeßt eine wahrhaft be- dauerlihe geworden. Ex bekomme eine Menge von Sqreiben, die bitter darüber lagen, daß man bei Aufhebung des Unter-

thans - Verhältnisses auf Lehrer und Squlen* nit mehr Rück-

| pst nahm und sie dem kläglihsten Schicksal préisgab. Die olfsshule möge niht als eine Sache der Geraeinde, sondern des Staates behandelt werden. Es solle deshalb dieser Saß in die Grundrehte aufgenommen werden, Um aber für die Gegen= wart möglihe Abhülfe zu treffen, frage er: ob das Ministerium diese Uebelstände zur Kenntniß nehme, und ob es nit bereit sei, darüber so bald als möglich abhelfende Verfügungen zu treffen? (Anhaltender Beifall.) Stadion: Er werde diese Juterpellation in der fürzesten Frist beantworten. Jn der Geschäfté-Ordnung wird noch folgender Paragraph von der Kommission beantragt: „Wer bei der Abstimmung durch Namens - Aufruf oder Kugelung bei der Vorlesung seines Namens nicht anwesend is, darf nacträglih seine Stimme nicht abgeben.“ Angenommen. Prato will, daß die Jn- terpellationen, auch, wenn das Ministerium nicht inm! Hause gegenwärtig ist, dem Büreau übergeben und von diesem dem Hause und dem Ministe- rium mitgetbeilt werden mögen. Die Kommission beantragt die Ein- sha!tung folgenden Zusaßes: „Jede Juterpellation, welche an den Minister gerihtet werden will, is in schriftlicher, deu Gegenstand furz und bestimmt bezeihnender Fassung wenigstens 24 Stunden vor der Sißung bei dem Vorstande einzureichen, der hiervon den betreffenden Minister in Kenntniß seßt. Der Präsident läßt die Zuterpellation, sobald die Minister anwesend sud, unmittelbar vor dem Uebergange zur Tagesordnung vorlesen und stellt hierauf die Unterstüßzungsfrage. Wird die Junterpellation von wenigstens 50 Mitgliedern unterstüßt, so wird der Juterpellant zu einer mündlichen Begründung zugelassen. Eine Junterpellation, die nicht himeichend unte: stüßt i, wird hinter= legt.“ Schuselka: Das hohe Haus werde si feine solhe Auf- hebung des Jnterpellationsrehtes gefallen lassen. Diese lange, weit= shweifige Prozedur vernichte dieses große, wihtige Necht. Bor- ro\sch: Er habe gegen die Büreaukratisirung der Kanmer (Bravo !) fein Wort mehr hinzuzufügen, stelle aber folgénden Antrag : „Wird der An= trag gestellt und von 50Mitgliedern unterstüßt, über eine Jnter pellation eine Debatte zu eröffnen, so is dies durch einen Majoritäts- eschluß zu- zulassen.‘’ Der Zusaß - Antrag Prato's wird angenommen. Der= selbe lautet: „Die Juterpellationen an den Minifter werden dem Präsidenten \chriftlich übergeben; sie werden sogleih vorgelesen und dann dem betreffenden Minister zur Beantwortung mitgetheilt.“ Die Kommission zieht ihren Zusatz- Antrag zurü. Thinfeld erklärt sich gegen den Zusaß Borrosch's. Es stehe ja ohnedies Jedem frei, zu jeder Zeit Anträge zu stellen. Borrosch?s Autrag bleibt in der Minorität,

Die nächste Sigung findet Dienstag, den 19, Dezember, statt, da die Grundrechte in den Abtheilungen und dem Constitutions - Aus= shusse bereits berathen sind und deshalb die regelmäßige Folge von Sizungen wieder zu beginnen hat.

Wien, 21. Dez. Die Wien. Zt g. berichtet: Die Mehrzahl der Wablmänner im Hauptwahlbezirke Leopoldstadt haben am bten d, M. nachfolgendes Mißtrauenévotum an den Re:chstags Abgeordneten zu Granffurt, Dre. E chilling, beschlossen, welhes sie dem Gemeinderathe der Stadt Wien zur gefälligen Zustellungs - Veranlzssung über=- reiten : E E

„An den Reichstags-Abgeordneten zu Fraukfurt, Herrn Dr. Schilling. Als wir im Mai d. J. zusammentraten, um im Haupt-Wahlbezirke Leopold- stadt einen Vertreter Oesterreichs für- die deutsche Reichs-Versammlung zu Frankfurt zu wählen, waren wir sämmtlich von der Ueberzeugung durch- drungen , daß ein inniger Anschluß an Deutschland wohl höchst vortheilhaft und daher in jeder Beziehung zu fördern sei; daß aber Oesterreich als con- stitutionelle Monarchie in ihrer Gesammtheit aufrecht erhalten, das Juteresse aller ihrer Nationalitäten vollständig gewahrt werden müsee Wir haben Sie, Herr Dr. Schilling, als Abgeordneten und Herrn Dr. Berger als Er- saßmann gewählt, weil wir bei Jhnen nicht blos eine entsprechende politi- {e Bildung und Einsicht in staatliche Verhältnisse, sondern auch den red- lichen Willen vorausseßten, unsere Meinung im vollen Umfange zu vertreten, so wie das Beste der österreichischen Monarchie und unserer Jnteressen in allen Beziehungen mit Energie zu wahren. Wie die österreichischen Abge- ordneten in Frankfurt ihre wichtige Sendung erfüllten, wissen wir nun Allez und wir mußten leider die bittere Erfahrung machen, daß vicle derselben die Wohlfahrt Oesterreihs ganz hintanseßten, daß sie nicht einmal von un- seren Zuständen eine klare Ansicht an den Tag legten, ja zu unserem Er- staunen weniger Theilnahme für unsere künftigen Geschicke zeigten, als fremde Deputirte, Wir glauben, daß nur der bedauernswerthen Haltung so vieler östecreichishen Abgeordneten die Möglichkeit solcher Beschlüsse zu- zuschreiben is, wie sie in Frankfurt zum Ruine unseres Vaterlandes, des österreichischen Kaiserstaates, ja selbst zum Nachtheile Deutschlands gefaßt wurden. Unter dieser Partei der Abgeordneten mußten wir auch Sie, un- seren Vertreter, sammt dem von uns gewählten Ersaßzmanne, erblicken. Verderblichen Theorieen folgend, nahmen Sie keinen Anstand, den §8, 2 und 3 des 11. Artikels der Reichs-Verfassung, nah welchen keiu Theil des deutschen Reiches mit nichtdeutschen Ländern zu einem Staate vereinigt sei darf und, wenn ein deutsches Land mit einem nichtdeutischen Lande daselbe Staatsoberhaupt hat, das Verhältniß zwischen beiden Ländern nach den Grundsäßen einer Personal-Union zu ordnen sei, Jhre Zustimmung zu ge- ben. Sie fanden kein Wort für die Berücksichtigung der eigenthümlichen Verhältnisse Oesterreichs, obgleich andere Ehrenmänner sich kräftig gegen den Beschluß verwahrten; daher wir Jhnen öffentlich erklären müssen, daß Sie das Ihnen von uns anvertraute Mandat gänzlich verfehlt, ja mißbraucht, sich also desselben vollflommen unwürdig gemacht haben, Jeder Besonnene hat nun nach bitteren Erfahrungen die Ueberzeugung erlangt, daß nicht mit bloßen rednerischen Floskeln und unausführbaren Theoriecn das Wohl der Staaten begründet, die Freiheit gefördert wird, sondern daß zur Befestigung des Wohlstandes der Völker außer einer echten politishen Bildung vorzüg- lih ein redlicher fester Wille gehört, deren Bestes in allen Beziehungen standhaft zu vertreten. Da eine Partei in Frankfurt fortfährt, um einer Idee willen die Vernichtung. des geschichtlichen und rechtlichen, durch Jahr- hunderte gcheiligten Bestandes deutscher Staaten zum Ziele ihrer Bestrebun gen zu machen, insbesondere den Zerfall des herrlichen Oesterreichs herbei- zuführen, Sie aber zu dieser Partei gehören, so protestiren wir dagegen feierlich und geben Jhnen unsere tiefste Entrüstung, unser volles Mißtrauen Uber Jhre Haltung als österreichischen Abgeordneten zu erkennen, Wir sind treu ergeben unserem angestammten Kaiserhause und dessen um uns sto hochverdienter ruhmrcichen Dynastie, also nicht gesonnen, durch die ge- träumte Personal-Union zu ihrer endlichen gänzlichen Beseitigung auch nur im entferntesten mitzuwirken, Da Sie demnach unserer Meinung ganz entgegen handeln, unser Vertrauen mißbrauchen, o erwarten wir von ISh- rem Chrgefühle, daß Sie das von uns erhaltene Mandat sogleich zurück- legen und den ehrenvollen Posteu eines Abgeordneten einem Anderen, für unser Vaterland Bessergesinnten überlassen, weil wir es als unsere heiligste licht betrachten, für die Aufrechterhaltung der constitutionellen österreichi- chen Monarchie in ihrer vollen Kraft und Größe mit unserem Leben und Eigenthum einzustehen. Wien, 6, Dezember 1848. Die Wahlmänner im Haupt-Wahlbezirke Leopoldstadt,““

Die Agramer Zeitung entlehnt der Pt vom 8. Dezember nachstehenden Reichstagsbeschluß Journal des Lloyd, als Aktenstück, seinen Le halten zu dürfen glaubt: j :

„„Aus Druckschriften, welche auf Privatwegen in das Land gekommen, ifft es zur Kenntniß des Reichstages gelangt, daß Ferdinand 1,, Kaiser- von Oesterreih und König von Ungarn, dieses Namens der Fünste, am 2iten des l. M, in Olmüy dem österreichischen Kaiserthrone entsagend, in einem von dem österreichischen Minister Schwarzenberg kontrasignirten Manifeste alle seine Völker ihrer Verpflichtungen gegen ihn, so wie alle Staatsbeamte des ihm geleisteten Eides der Treue, für enthoben erklärt, Und gleichzeitig hat er erklärt, daß sein jüngerer Bruder, Franz Karl, Erzherzog von Orcsters reich, zu Gunsten seines ältesten Sohnes, Erzherzog Franz Joseph, gleich- falls abdizirt hat, Jn Folge dessen hat Erzherzog Franz Joseph, den Na- men eines Kaisers von Oesterreich und Königs von Ungarn annehmend, in

Zweite Beilage

Pesther Zeitung ben Gu bas sern nicht vorent-

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age zum Preußischen Staats-Anzeiger. Sonntag d. 2s. Dez. Abbé.

finer ebenfalls am 2, Dezember und mit Gegenzeichnung des österrcichi- {en Ministers Schwarzenberg erlassenen Proclamation seine Thronbestei-

gung allen Völkern der Monarchie angezeigt und, indem er die Arsicht |

ausdrüdt, alle Provinzen und ckVolksstämme in einen großen Staatskörper verschmelzen zu wollen, ihnen zu wissen gegeben, daß er zu diesem Behufe vor allem Anderen zur Besiegung der sogenannten „Empörung“ die nöthi- gen Anordnungen bereits getroffen habe. denen Länder und Theile, so wie sie uie Theile der österreichisben Monarchie

waren, sind es auch heute nicht; sondern sie bilden eín unabhängiges, !

\elbstständiges Reich, das seine eigene Verfassung besißt und nur nach sei- uen eigenen, mit der Zustimmung der Nation gebrachten Gesegen regiert werden darf. Die unverseh1te Aufrecthaltung eben dieser Unabhängigkeit Und geseplihin Stellung bildet jene Fundamentalbasis, auf der das Herr- s{crrecht des Hauses Oesterreich nah der in der pragmaitiscen Sanction bestimmten Erbfolge beruht. Die ín Betreff des österreichischen Kaiser- thron:s lediglih von der Familie ausgehenden Verfügungen können sonach zwar auf den Köuigsthron Ungarns und der verbundenen Theile ohne Beizicbuug und vorläufige Einwilligung des ungarischen Reichêëtages fkeiner- ci Würkung und Einfluß ausüben: damit jedoch jeßt, wo Ungarns und er verbundenen Theile Selbstständigkeit und unabhängige staatliche Eristenz on so viel Seiten mit bewaffneter Macht eidbrüchig angegriffen wird nd die Nation wegen Erhaitung ihrer staatlihen und nationalen Existenz zu einem Vertheidigungs-Kriege genöthigt ist, das Schweigen des Rrichs- tages dur& Uebelwollende nit als eine Verlegung der Nationalrechte ausgelegt werde: so halten die geseßlichd versammelten Repräsentanten und das Oberha:s des Landes, als die Wächter der Verfassu g und ges jeplich fonstituirten Gewalt, es für ibre Pflicht, über jene Ereignisse sich im Namen der Nation zu äußern: Der Königsthron Ungarns fauu ohne vorauégegangene Einwilligung der Nation nach einem der ganzen Welt gemeinsam-1 Gesez nur durch den Todt des gekrönten Königs erledigt werd.n, Stirdt der geseglih gekröute König, so i derjenige, den die Ctbdrolge unmittelbar trifft, verpflichtet, mit der Nation einen Krönungs- brief abzufasscn, die Landesgescße und die Verfassung zu bes{hwören und sich nit der Krone des heiligen Stephan von der Nation krönen zu lassen, und fann zwar auch vor seiner Krönung gewisse Herrscherredte ausüben, aber nur im Sinne der Geseße. Dies kann jedoch nur im Falle des Ablebens des gekrönten Königs geschehen, und diesen einzigen Fall aus- genommen, kann ohne den Willen der Nation und die vorausgegangene Zustimmung des die Nation vertretenden Reichstags in dem Besiye des ungarischen Königsthrones keinerlei Veränderung rechtmäßig erfolgen, so zwar, daß, als Kaiser und König Franz 1, wegen vorzunehmender Krö- nung des noch jeßt lebenden Ferdinand V. die Nation zur reicbstägigen Einwilligung aufforderte, der Ncicistag im Jahre 1830 nur unter der ausdrucklichen Klausel in die Krönung Ferdinand's V. einwilligte, daß er bei Lebzeit seines Vaters ohne vorausgegangene Zustimmung der Nation in keinerlei Herrscherrehte eingreifen dürfe, No mehr wird also zu einem Thronwechsel die vorläufige Veinchmung und Einwilligung d.x Nation erheischt, wenn der noch nit im Besize des Thrones gewesene, also auch darüber zu disponiren nicht befugte, unmittelbare prâäsumtive Thronerbe des Nebenzweiges mit Beseitigung der Kinder, welbe dem am Leben befindlichen König etwa noch geboren werden fönnten, den Herr- \chertbhron auf einen entfernteren Familicnsprossen zu übertragen beabsi- tigt, Nachdem also ohue vorausgegangenc Zuziehung der Nation bei rebzet!en des einen Herrschers Niemand Anderer die Königlichen Nechte sich zueignen, voh weniger aber durch private Familienpakte ie Erbthronfolge adaudern darf, nachdem zur ‘Losfagung von den Pflichten, welcbe au den Besig des ungarischen Königsthrones geknüpft sind, die vorläufige Einwilligung bder Nation unumgänglich erforderlich ist, nachdem das ungarische Königthum auf eliem doppelseitigen Vertrage berubt, dessen cine suundamentale Seite es is, daß als gejeplicher König nur derjenige betrachtet werden könne, der mit der Nation in reichstägiger Uebereinkunft ine Fröônangë-Veitrags-Urkunde atgeschlossen, auf ihre Rechte und Gesepe den Eid gbgelcgt und in Folge dieses Schwüres mit der Krone des heiligen Stephan gekrönt worben, nachdem auch ín dem Falle, wenn der regierende zefiönte König sich den Herrschersorgen nicht gewachsen fühlt, es zu den Nech- icn der Nation gehört, eine provisorische Landesregierung anzuordnen, 1d nachdem in Betreff sämmtlicher in Olmüß den 2, Dezember sich ereig- nei habend-n Familien-Abdicationen und RNechts-Uebertragungen die unga-

ve Nation uicht einmal befragt wurde: Demgemäß also, da die till finrlihe Entsagung auf d¿n österreichischen Kaiserthron an der Selbstständiz- jeit, der Verfassung und den Fundamentalrechten des auch sonst nicht zur österreichischen Monarchie gehörigen Königreichs Ungarn und der mit ihm crbundenen Theile und Länder nicht das Geringste ändern kann; erklärt hicimit der Neicbstag, als das gesepliche Organ Ungarns und der damit verbundenen Theile und Länder, daß ohne Benachrichtiguna, Wissen und Einwilligung des Reichstagés über den Besiß des ungarischen Königsthro- nes Niemand einseitig verfügen könne. Und deshalb wird von dem Reichs- tage, indem er streng an der geschlichea Unabhängigkeit der Verfassung und den Fundamentalrechten der ungarischen Nation festhält, allen Kirchen-, bür- gerlichen und Militgir - Behörden, Beamten, Truppen und sämmtlichen Be- wohnern Ungarns und dex verbundenen Theile im Namen der Nation guf- getragen und befoblen, daß sie in pflihtshuldiger Treue gegen die Verfas- sung feinerlei Jurisdiction weß immer, den das Gese, die Verfassung und der Reichstag als hierzu berechtigt nit anerkennen, noch einem solchen ein- räumend, jede in die Reichs - Angelegenheiten auszuüben beabsichtigte Ein- flußnahme als eine rechtswidrige Aumaßung z: betrachten und unter dem ges mäßigen Banner der Treue gegen das Land und die Verfassung unser Vaterland vor jeder fremben Usurpation, Einmischung und feindlichem A

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n- griffe zu schüyen und zu vertheidigen sür ihre heilige patriotische Pflicht er- i unter Gefahr, als dawiderhandelnd der geseßlichen Bestrafung des Landesverrathes zu verfallen, Judem die Mittheilung dieses Beschlusses an alle Jurisdicticnen und Kriegstruppen des Landes hicrmit angeordnet wird, der Laudesvertheidigungs-Ausschuß, als welcher unter den jeßigen Ver- vältuissen des Landes mit der zeitweiligen Regierung durch den Reichstag betraut ist, zur Bewirkung desscn, daß Jedermann zur Beobachtung dieses Beschlusseè angehalten werde, hiermit beshlußmäßig angewiesen“.

Hierauf folgen im Journal des Lioyd rachstehende Bemer= fungen: „Der Beschluß des sogenannten ungarischen Reichstags liver die Throuentsagung Kaiser Ferdinand's und die Thronb-steigung Katjer Franz Joseph's gehört unter die frechsten, unvers{chämteslen Produkie der ungarischen Revolution. Der Kaiser soll ohne Zustim zung Ungarns der Regierung nit entsagen, die Regierung nicht jingeren Häuden übergeben bifenz Händen, bie nah dem Laufe der Natur und nach den Erbfolgegeseßen das Scepter in der Folge der Zeit. ohnedies übernehmen müßteni!! Wenn es Gott in seinem unerforschiihen Ratbschluß gefallen l-ätte, Kaiser F-rdinaud und sei- nen erlauhten Bruder Erzherzog Frauz Karl durch \chuellen Tod von der Welt abzurufen, wer wäre daun König vou Ungarn? Franz Joseph! Und der Kaiser soll nicht das Recht haben, die Negierung jouen Händen zu übertragen, deuen nah dem Recht der Erstgeburt und der pragniatishen Sanction die Regierung gebührt? Diese Be- hauptung is Uasinn! Die Thronfolge in Ungarn is im Jahre 1687 nach dem Necht der Erstgeburt und unter Karl VI. durih die pragmat;sche Sanction regulirtz sie hat also in Ungarn so statt, wie in allen ande- 1en Väudern der österreihishen Monarchie, und es i noch Niemanden eingefailen, zu behaupten, daß die pragmatishe Sanction dem Re- gerten nicht erlaubt, dem Thron zu eutsagen. Er is nur schuldig, die Regierung demjenigen zu übertragen, der nach der Ordnung, die in der pragmat:s{hen Sanction ausgesprochen, zu seinem Nachfolger bestimmt is, Und dies ist im gegenwärtigen Fall nachdem Erz= berzog Franz Karl gleichfalls der Thronfolge entsagte unser jeßie ger Kaiser Franz Joseph. Oder haben die Ungarn vielleicht beson- dere exceptionelle* Geseße hierüber? Haben sie ein Geseg über die Throuentsagung des Königs? Haben sie ein Geseß, welches die Zustim- muag der Nation hierbei nothwendig macht? Antwort : Nein! Es

tenneun,

mw1rd

Ungarn und dic damit verbun-

ijt läherlih, zu sagen: als im Jahr 1830 Kaiser Ferdinand zum ; König von Ungarn gekrönt wurde, is ein Gesiß verfaßt worden | daß er durchaus feinen Theil an der Regierung nehmen dürfe so

lange sein Vater Kaiser Franz 1. lebt; also tarf er nicht dém Thron entsagen obne die Zustimmung der Nation! Diese Logik mahrt an | jenen Vernunftihluß, dén tie alte Philosophie als Superlativ des

U!sinns aufstellte: Der Stock lehnt in der Ee, also reguct es! Ter

Aussbuß des ungarishen Landtages spridt vom Juauguraleid und | der Kiönung! Dies is im Munde der Rebellen sonderbar. Ungarn hat durch seine Handlungen den Juauguraleid zerrissen und vem Kaiserhaus als Fehdehardschuh hingewerfen; es hat sih von der österreihischen Monarbie losöreißen wellen; voz einem Jnauguraleiv saun daher feine Rede mehr sein. Es beginnt eine neue Gestaltung der Dinge. Ungarn hätte bís zur gegenwätizen Rebellion das Recht nah eigenen Geseßen regiert zu werde, aber cs war aud dur die pragmatishe Sanction „untrennbau“ (indivisibiliter et inseparabi- liter) nit der österreihischen Monarchi- verbuaden, und eiu Landtage=- beschluß, durch welhen iese Union aufg:löft worden wäre, hätte seine Ungültigfeit in si seibst enthalten. Und dies ist der gegenwärtige Fall, Wenn Kaiser Ferdinaud deni Thron entsagen darf für alle Länder, die niht magyarish sind, in Ungarn gber König bleiben muß so ist Ungarn von der österreichischen Monarie getrènnt und die pragmatishe Sanction vernidtet. Die Separationsge¡üste der Ma- gyaren sprechen sih hier wieder einmal ret deutli aus, Und wer ermißt die Tragweite des ungarischen Landtagsteschlussee? Der Re- gierungs- Antritt Kaiser Frauz Joscpd's wird eine U mpation genannt! tie Brhörden angewiesen, seinen Befeblen nicht zu gehoren! Der rechtmäßige Thronsolger ein Usurpator! und ties unter dem Deck- manlel der Treue für deajenigen, der, regierungsmüde, sie dem recht- mäßigeu T'ronufolger übergiebt. Eive größere Begrisfeverwirrung gibt es uicht, Die ungarische Rebellion tgt einen großen Theil an der Thronentsagung Kais.r Ferdinand?s ; und dieselben Menfchen, die ibm so s{weren Kummer, so trückende Sorgen aufgebürdet, daß er zu dem Entschluß gekommen ist, die Krone niederzulegen, dieselben Menschen wollen ibm nicht einmal diese Rue gónnen, sondern ibn zin - gen, die Krone ferner zu tragen, eine Krone, die dur bre Nebellion ihm zur Dornenfrone geworden ist! Und dies nent de: Reichstag Treue! der- ielbe Reichstag, der seit dem Herbst dur jede seiner Sißungen, dur jeden jemer Beschlüsse einen neuen Aft ter Reb elliou 4 derjelbe Kaiser,

begeht;

‘erjel] für den jeßt so viel Treue gebeuchelt wird, ha Vertjt den ungarischen Landtag vertagt, auf unbestimmte Zeit tagt. Damals aber geborch?e der Landtag uicht e S gen, die Berathungen hen fort;

Denn t im Vêr=- und seßt die Sißun- - und weiche Beratbungeu! uünunterbro- war und ist also in offener Empörung. Weuu man diese Mänuer von Treue reden hört, muß man unwillfüilih an Giaunoni?'s berühmtes Wort denken: „Und dies war die dretunddreißigste Rebel= lion der allzeit getreuen Stadt Neapel !‘“/“ muß b entl'ch [ragen : Was für einen Zweck beabsichtigen die magyari\heu Nebellez, dem sie die Thronbesteigung Franz Josepÿ?s eine Usurpation nen- nen? Und die Autwort is einfah die: Der Boden waukt unter den miide,

Yan

| j | j | | j | j | Züßen der Rebell°n, das Volk ist des gegenwärtigen Zustandes | in deu Massen is noch große Anhänglichkeit an das Kaiserhaus, in! deu Massen ist noch Treue. Die Führer der Rebellion wellen also | eben dieses Gefühl zu ih1en Zweden mißbrauchen “und unter der Vor- \plegelung der Tieue für Kaiser Ferdinand die Masseu zur a gegen Franz Joseph verleiten. strih der Rechtmäßigkeit, den len die Wirkung der j Heil Ungarus muß | die Rebellen noch in | Ungarn 1. t, wird | Dinge is nahe!“ | | j | j | | |

Sie wollen der Empbruzg den An-= Anschein edler Treue geben! Sie wol= Manifeste des jungen Kaisers paralvsiren. Zum man sagen: Die Tage sind gezählt, an denen Pestb versammelt seia können;

der A ‘p, der auf bald :

e Viitältin@ der

vertrieben sein; die ne

Ia A u land. Madrid, Das Ministerium Narvacz. Die Srofinnng der Cortes, Wissenschaft und Küunçt. Königliches Opernhaus, Zum erst.umai: Der Rotbmantel kadtsches Theater, Zum erstenmal ; Colombo GSisenbahn- Vertetr.

Sorte.

Spauien. Vermischtes

2Unsland.

| Spanien. Madrid, 14. Dez. Das Kabinet Narvaez be= sindet sih in einer s{wierigen Lage. Der zu deu râthsten Limgibuns geru der regierenden Köuigm gebörriude Kammerberr Vasallo hatte an seinen Freund, den politischen Cvef der Provinz Cadix, einn Brief gerichtet, in welbem er ibm den Wunsch, zum Cortes - Depu tirten gewählt zu weiden, agusdüdte und in bat cinen Einfluß dort desfalls in Bewegung seßen zu wollen. Heu Vasallo beuief sich darauf, daß er gegen das Ministerium aufzutreten gesoutieu und ausdrüd!ih dazu von der Königin, welche den General Narvaez tódt- j [ih vasse, ermädtigt worden wäre. Dei politische Chef cite die- sen Brief dem Minister-Präsidenten zu, der darauf vorgestern Abend seine Amtsgenossen zu einer Berathung unter dem Vorsize der Königin berief. Jn dicser Versammiung legte er Leßterer den Brief vor und forderte sie zu Erläuterungen auf. Als die Königin 16x Erstaunen ausdrückte, daß sie um Auskunft über den Brief einer Privatperson befragt werde, und die Zumuthung, dem General Narvaez in di. ser Art voa Verhör Rede und Antwort zu steheh, so reiten \ämm!lice Minister 1hre Entlassungen ein. Gleich darguf verfügte die Königin Christine sich zu ihrer Tochter unt machte ihr tringeude Vor stillun- gen. Namentlich soll sie darauf hingewiesen haben, daß ihre Krone auf dem Spiele stände, falls sie ihre jeßigen Minister eutlicke. Die junge Königin ließ diese endlih wieder zu sich rufen, und se erklärten sich zum Wiedereintritt bereit, falls die Königin den Kammerherrn Vasallo, den Stallmeister Grafen von Cumbros Altas und. den Kammerherrn Marquis von Sautiago, der zugleih Chef des hiesigen Grenadier-Regiments der Königin ist, entlassen und in die Ver- bannung s{icken würde. Obgleich nun die Königin dazu sich nicht verstand, so entshlo}sen die Minister sich dennoch, ihre Portefeurlles beizubehalten, Man betrachtet aber ihre Stellung als sehr ge- fährdet. A8 Mit dem morgen erfolgenden Zusammentritt der Cortes erlischt die Befugniß , vermöge deren sie seit dem Februar über die persön- liche Freiheit der Bürger nah Gutdünken shalteten, Noch heute wurden etwa 50 den mittleren Ständen angebörende Personen. hier verhaftet und ins Gefängniß geführt.

Gestern ließ ein Offizier in der Kaserue einem Soldaten Stock- schläge ertheilen. Die übrigen Soldaten der Compagnie warfen

darauf den Offizier mit Kolbenstößen zu Boden und würden ihn gè- tödtet haben, wenn nicht andere Truppen berbeigeeilt wären.

In Alt - Castilien is eín neuer farlistischex Aufstand ausgebro- chen. Am 10ten rüdckften 100 Manu zu Pferde unter Ausführung eines gewissen Muñiz in die Stadt Alaejos bei Villadolid ein, rie- sen Karl VI. aus und zogen ven dort nach Nova del Rey und Peñaranta. Die Einwohner verhielten sih gleihaültig. Man- er- wertete die ?icbellen în Salamanca, da jene Gegend fast ganz von Truppen entblößt ist, ¿ l

Ler Prinz Adalbert von Bayern hat si, um der Quarantaine zu entgebca, zu Lande von Lissabon nad Sevilla begeben, wo er noch am 10ten verweilte. i

ag:zuN adrid, 15. Dezember, Diesen Nachniittag um 2 Uhr er2 ofnete die Königin in eigner Person im Saale des Kongresses der T'eputiten die Sibungen ter Cortez. Jn der von ihr bei dieser Veranlassung verlesenen Rede fündiat die Königin an, baß fie deim Papst bren Beistand und einen Zuflucitsort in ihren Staaten ängé- boten bâtte, Dann wird der Anerkennung Spaniens von Seiten Preußens, Sardiniens, Vesterreihs und Toscanas Erwähnung gt=- than. „Unangenehme Eceignisse““, heißt eé, „deren Vermeidung nicht von Meiner Regierung abhing, haben die Unterbrehung der diplomaa tischen Beziehungen mit England herbeigeführt; aber Jh hoffe, daß lle lo wiederbergestellt werden, wie cs zwei befreundeten Nationen gebüdrt, sobald nur bie Handlungen und Gesinnungen der spanisdien Regie:ung nichtig erkannt sein werden.“ x :

Wissenschaft und Kunst,

Königliches Opernhaus.

Zum erstenm ale: Der Rothmantel. Romantisch=-fomi- be Vper in 3 Akten. Von Richard Würst.

(Den 22, Dezember.)

_ Eine neue Oper: „Der Rothmantel“, von W ürst, am Freitag zum erstenmale auf der Königlichen Bühne aufgeführt, hatte si, trop glücklicher Beseßung, nur eines mäßigen Erfolges zu erfreuen, Das Libretto, vom Komponisten selbst bearbeitet , führt cine Episode aus dem bekannten Mär- chen; „Stumme Liebe“, von Musäus, vor, vermag jedoch durch eine un- jerer Zeit nicht mehr zusagende, dabei nur leit ge\chürzte Handlung eben jo wentg etn besonderes Juteresse einzuflößen, als die Musik, welche mehr harmonisce, als melodisce Vorzüge entfaltet und Selbstständigkeit der Er- findung, so wie eine dem Stoffe entsprechende komische Färbung, fast gänz- lich vermissen läft. Mendelssohn, Weber u, \. w; sind die ‘Vorbilder, die den: Komponisten (sei es bewußt oder unbewußt) vorgeschwebt häben, und deren Cinfluß nicht nur im Allgemeinen in ter Art und Weise der Vandhabung der musikalischen Mitt], in der Behandlung des Gesanges und des Orchesters u, #, w., sondern sogar in bestimmten Anklängen und Neminigccn:en, überall in dem Werke be.uerkbar wird. Nächst dem Marigel eines selbstständigen, charakteristischen, heiter gefärbten Si9ls, stati dessen meist eine übelangebrawte Sentimertalität oder gar eine ans Tragische stretsende, hochpathetische Ausdrucksweise in der Musik vorherrscht, dürfte die unmotivirte Breite mancher Musikstücke vorzugsweise dazu beitragen, jene Monotonie ves Eindrucks zu erzeugen, welclie sich über das Ganze ausbreitet. Nichtsdestoweniger enthält das Werk einzelue gelungene und un- terhaltende Partieen ip Handlung, wie Musik, wozu jedoch der erste Akt nicht gerechnet wcrden darf. Weder die zienilích lang ausgesponnene Ou- vertäre, noch die folgenden Gesangsnummeru bringen in charakteristischer oder melodiscer Hinsicht Bemerkenswerthes. Das Finale mödte durch die leben= dige Paltung des Schluß-Chors noch am nicisten angesprochen haben ob- wohl der Chor selbst hier förmlich mit den Haaren herbeigezogen erscheint und vom Dichier wohl nur aus der äußeren Rücksicht eingeführt wurde dem Komponiste: einen musifalish wirksamen Aftschluß zu \caffen. Bei weitem anziehender gestaltet sich der ziveite Aft, sowohl vurcb belebtere Handlun, als durch einzelne ansprechende M''sifsücke. Nächst dem Entre- des Orchesters verdient namentlich das Duett (Nr. 6);

: „Macht auf, Herr Wirth“, ncht nur insofern Auszeichuung, als es in der Form wohl abgerundet und oon slieendem Jnhalt ist, sondern weil es auch charafteristishe Vorzüge mit den eben gerühmten Eigenschaften verbindet und ausnahmsweise jenes lei- lere Kolorit trägt, von welchem wir nur wünschten, daß der Komponist die ganze Musik damit zu färben verstanden hätte. Auch das folgende “Lied (Nr. 7): „Stille liegt auf allen Höhn“, 2 sc}jelt dur melodie- und gesangreiche Auffassung, gleichwie durch ein war- mes poetisches Kolorit in hovem Grade und übt namentlich am Schlusse elne übe;avs reizvolle musikalische Wirkung, Nach dieser Probe zu schlie- pen, dürfte der Kompcnist im Licde ein ibm vorzugsweise zusagendes Feld produktiver Thätigkeit finden, das wir ihm daber zur fleißigen Bebauung biermit dringend anrathen, Unerquicflich in der Wirkung und zu lang für die Situation is dagegen das sich anschließende Nachtwächterlied : „„Oört ibr Herren, und laßt euch sagen“, das, natürlicher Haltung gänzlich entbchrend und gesucht in den harmoni- \chen Wendungen, außerdem in der ganzen Fassung starke Erinnerungen an Meyerbeer’s „Hugenotten“ zu wecken nicht umhin kann. Eine gute fo- mische Wirkung ruft aber in diesem Akte die Scene hervor, in welcher Roth- mautel eischeint. Sie liefert jedenfalls eine der gelngensten und anzie- hendsten Situationen des Textbuches und bietet auc in musikalischer Hin- sicht Gelungenes, Die Musik tritt hier in melodramatischer Form auf, be- gleitet die Handlung angemessen und fördert sogar einzelne eigenthümliche Züge ans Licht, Nur die lange Einleitung zu diesem Melodrama, während welcher man nichts .als- den s{lafenden Franz auf der Bühne erblickt, wirkt storend und legt, wie viele derartige Momente der Oper, für die praftifche Bühnenkenutniß des Komponisten kein günstiges Zeugniß ab. Die große A:ie Nothmantels, obwohl dankbar für den Sänger, leidet dann wieder an jener der Musik schon im Allgemeinen vorgeworfenen bochpathetischen Aus- drucksweise, die mit dem Humor der Handlung durchaus nicht im Einklange steht. Noch Verfehlteres in der Anffassung, 1o wie überhaupt in der inne- ren und äußeren Ueberschreitung des richtigen Maßes, bringt- der dritte Aft in der großen Arie der Meta mit vorangehendem Recitatis, die ihrer An- lage und Ausführung nah in der größten tragishen Oper Play finden fönutez der darin vorkommenden in förmliche Entlehnungen ausartenden Reminiscenzen die z. B, im RNitornell des Recitativs den Anfang der Ouvertüre zur „Stummen von Portici“ und im Allegro bei der Stelle : „O Himmel! Sch ich ret 2 Täuscht mich nicht mein Gesicht 2 Er ilSl M e, i Textbuch und Musik zum „Freischütz“ fast wort- und noten-getreu ausbeu- ten gar nit zu gedenken, Jm höchsten Grade trivial, obwohl gefällig in der Melodie, erscheint das Duett (No. 11) zwischen Meta und Franz: „Es isst kein Traum, Ich hab? dich wieder“; wie denn überhaupt der dritte Akt die Flüchtigkeit, mit welcher er augen- scheinlich gearbeitet wurde, fast überall in seinem Inhalte zur Schau trägt. Hat der „Rothmantel“ unter den obwaltenden Uniständen übrigens nict ganz mißfallen, so schreiben wir die Ursache weniger dem Werke, als viel- znehr der Auffübrung zu, die in der That, wenigstens von Seiten der Sán- ger, eine trefflich gelungene war. Vorzugsweise gebührt Fräul. Tuczeck (Meta) und Herrn Mantius (Franz), als den Jnhabern der beiden Haupt- rollen, das Verdienst, durch ihre Mitwirkung die Vorftellung auf's wirk- samste gefördert zu haben, indem sie sowohl im Gesang, als iu der Dar- stellung vortreflich waren, Nächst ihnen ertheilen wir Fräul, Marx und den Herren Zschiesche und Krause, als den würdigen Vertretern der Rollen der Brigitte, des Hopfenkönigs und des Rothmantels, volles Lob

aite