1848 / 238 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ihei oblfahrt des Volkes verbürgt, indem sie dasselbe be- S a paar Angelegenheiten, Staats-Einrichtungen ns

esegen selbsttbätig mitzuwirken und innerhalb der Schranken des Gesege| Gelep ( bstständig zu ordnen, is das Ziel, auf welches die seine Angelegenheiten selbstständig 3 g i Auf Bestrebungen und Wünsche aller deutschen Volksstämme gerichtet sind. tiesen Grundlagen, niht mit Umsturz des, Bestehenden, das Stagtsgebäude,

n dessen Spiye bíe Vorsehung Ew. Hoheit gestellt hat, umbilden Und aus- baue zu belsen ist díe wichtigste Aufgabe, zu welcher Höchstdieselben uns berufen haben. Wir werden dieser Aufgabe unsere gewissenhafteste Ciide falt und unseren regsten Eifer widmen, und indem wir paar cou ed Rechte und verfassungsmäßige oder geseplich bestehende Vorschriften gebüh- rend achten werden, wird Gerechtigkeit für Alle unser leitender Grundsaß sein. Nur um diese zu erreichen, werden wir uns berechtigt halten, von der Baterlandslicbe unserer Mitbürger Opfer zu verlangen, und wir seßen die Bercitwilligkeit dazu mit um so groperer Zuversicht voraus , da wir nicht “weifeln dürfen, daß in Zeitu, wie die unsrigen, welche für große Verhei- ßungen auch große Opfer fordern, Cw, Hoheit mit großmüthigem Beispiele vorangehen werden. E i n

„Die wichtigen Vorlagen , welhe Ew, Hoheit, uns verheißen haben, werden wir pflihtmäßig mit gewissenhafter Sorgfalt prüfen,

„Auf der Grundlage einer freien (Hemeinde-Verfassung wird der ganze Organismus dér Landesverwaltung eine wesentlihe Umgestaltung und Ver- einfahung erfahren müssen, welche, wie wir hoffen, auch dahin führen wird, die Kosten dieser Verwaltung erheblih zu vermindern. Von einer solchen Vereinfachung, verbunden mit einer weisen Sparsamkeit in den Ausgaben und einer gleihmäßigen Vertheilung der Staatslasten, versprehen wir uns die allgemein gehoffie Erleichterung der Last der öffentlichen Abgaben, welche m so dringender gewünscht werden muß, je mehr die aussbrorbentliGen Verhältnisse des Vaterlandes die Kräfte desselben in Anspruch nehmen.

„Auch zur Feststellung des Verhältnisses der Kirche zum Staate, welche von den Mitgliedern der evangelischen Kirche im Lande lebhaft gewünscht wird, so wie zur Ordnung der Verhältnisse der Volksschule, verfassungsmäßig mitzuwirken, glauben wir durch die Vorlage Gelegenheit zu erhalten, welche die Abänderung des Landes-Grundgeseßes betreffen wird.

„Jndem wir im Begriffe stehen, uns diesen Arbeiten zu unterziehen, welche nah dem Rathschlusse des Allmächtigen auch noch für kommende Geschlechter folgenreih werden können, sühlen wir das ganze Gewicht der Verantwortlichkeit, wel He das Vertrauen unserer Mitbürger uns auferlegt hat. Uber das Bewußtsein des redlichen Willens, unserer Aufgabe nach Kräften zu genügen, die Ueberzeugung, daß wir in dem Endziele unseres Strebens, der Förd.rung des allgemeinen Wohles, mit Ew, Hoheit und Höchstderen Regierung vollständig übereinstimmen, und das Vertrauen auf Ew. Hoheit Zusage, unseren darauf gerichteten Wünschen und Anträgen be-* reitwillig Gehör geben zu wollen, stärken unsere Hoffnung, daß das gemein- fam unternommene Werk unter der Obhut des Höchsten auch zum gemein- samen Heile von Fürst und Vaterland gelingen werde,

Jn ehrfurchtsvoller Ergebenheit verharren wir Ew, Hoheit unterthänigst -treugehorsamste bgeordnete des Landes,

Braunschweig, den 21, Dezember 1848,“

Der Abgeordnete Dr, Schmidt hat in ter Stände-Versammlung folgenden Antrag gestellt: „Jn Erwägung, daß die Frage nah dem Reichs- Oberhaupte von der höchsten Bedeutung für das gemeinsame wie für unser eugeres Vaterland i; ferner in Erwägung, daß die Erreichung des höchsten Zieles jedes Vaterlandsfreundes, Deutschländ einig, groß und mächtig zu sehen, von der Wahl des rehten Ober- hauptes abhängt; endlih in Erwägung, daß wir, als Organe des Landes, uns verpflichtet ahten müssen, der Entscheidung der Reichs-Ver=- sammlung unvorgreiflich, die Wünsche des Landes in dieser Beziehung aus=- zusprechen: so erklären wir, die Abgeordneten des Herzogthums Braun- {chweig, daß unserer Ansicht nach die erforderlihe Würde und Macht der Reichögewalt unddie innere Wohlfahrt Deutschlands uicht anders gewährt und gesichert werden fann, als wenn 1) ein Hgupt, und 2) ein erb- lies Haupt an Deutschlands Spiye tritt, und 3) die preußische Krone, als die mähiigste Deutschlands, zur deutschen Krone erweitert wird- Wir hegen die frohe Zuversicht, daß die hohe Landes-Regie- rung diese unsere Wünsche theilen und nah Kräften fördern werde,“ Dieser Autrag, worüber gestern in den Vorversammlungen viel und ausführlih gesprochen, wurde ohne Diskussion einstimmig ange-

nommen,

wahre rechtigt,

Hldenburg. Oldenburg, 23, Dez. (Hannov. Ztg. Der Landtag hat gesteru die erste Berathung des Staatögrund-Ge= seßentwurfs vollständig beendigt, und nahdem noch ein Antrag wegen etwaiger zu beantragenden Aenderungen nah Maßgabe der zweiten Lesung der deutshen Grundrechte zu Frankfurt genehmigt war, hatte die Versammlung alle ihre vorliegenden Arbeiten im alten Jahre erledigt. Leider liegt der Präsident der Landtags - Versammlung, Herr Geh. H. Völckers, noch immer s{hwer darnieder, was um so mehr bedauert wird, da gerade seine ruhige, milde, versöhncnde Füh- rung bei der Wiedereröffnung der Sihungen doppelt Noth thun dürfte. Vorläufig ist derselbe am 20sten d, M. einstimmig wieder für die näch= sten 4 Wochen zum Präsidenten erwählt worden. Da aber troh der ge- stern in seinem Zustande nah Aussage der Aerzte eingetretenen gün- stigen Krise sein aftiver Wiedereintritt zum 3. Januar f. J. frag- lich if, so hat die Kammer zwei Vize-Präsidenten (die Abgeordneten Paufraß und Dannenberg) gewählt, von denen der erstere als erster Bice = Präsident den Vorsiß führt. Die wesentlichsten Beschlüsse der leßten Sihungen waren : 1) die Vertheilung der dem ganzen Groß- lerzogthum zur Last fallenden Abgaben. Hier wurde nach langen Debaiten der Beschluß gefaßt, daß zu denselben das Herzogthum Olvenburg mit Jever Z7-, das Fürstenthum Lübeck ¿7, das Fiusteu- tum Büfkenfeld ¿beitragen solle, Bei der Feststellung - diescr Quoten wurde bemerkt, daß sie nur eine provisorishe Geltung haben sollten, bis zu einer genügenden Erm?ttelung der Steuerkräste der einzelnen Provinzen. Drr zweite bedeuteude Beschluß betraf die Marken - Anglegenheiten. Dir Münorität wandte hier alle Kräfte auf, um die sogenannte tertia marcalis den Markgenossen zu gewinnen, indem sie sogar so weit ging, zu drohen, die Kammer durch ihren Austritt beschlußunsähig zu machen ; diese Gefahr ward indessen glücklich abgewendet und es kam zu dem Be- schlusse : daß die bisherigen Verhältnisse, nach welhen die tertia marcalis, d. h. der dritte Theil der Markengründe, in den münster- schen Kieisen und in den vormals unter hannoverscher Hoheit gestan- denen Markcu dem Staate uud den Gutsherren zur Verfügung zu=- steht, so lange in Krast bleiben sollten, bis ein Geseh barüber, mit Berücksichtigung der bisher nicht markenberechtigten Gutsbesitzer und der Nichtgrundbesißer, die nöthigen Bestimmungen treffe.

Die Staats-Regierung bat der Kamwer angezeigt, daß sie der- selben die Aufforderung zur Bewilligung einer Anleihe unserer ersten Staats-Anleihe vorlegen werde, welche dur außerordiut- lihe Ausgaben erbeisht werde. Zu lepteren gehören insbesondere die Kosten zur Formation eines Kavallerie - Regiments, dur welche unsere Truppenzahl auf 8 pCt, der Bevölkerung gebracht werden soll, Hierbei werden, da wir bisher gar feine Reiterei besaßen, wahrscheinlich Hannover oder Preußeu um Aushülfe durch Offiziere angegangen werder.

Ausland.

Hesterreich. Venedig. (Wien, Ztg.) Die biesige Gaz- zetta enthält Folgendes: „Die Regierung hat durch ein Dekret

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vom 3, Dezember befohlen, daß die römische Division, die-hier Kriegs- d'enste leistete, nah ihrer Heimdät zurückgesandt werden ‘soll. Die Geldnoth des Schaßes is nit die alleinige Ursahe zu diesex Maß- regel, denn die unglücklichen Hlilfstruppen werden durch die Lagunen- fieber hingeraft, und. nur dië Luft ihres Geburtslandes fann ihre Gesundheit wieder herstellen.“

Frankreich. Paris, 25. Dez. Nicht die geringste Stö- rung hat bei und nach der gestrigen Parade stattgefunden. Louis Bonaparte trug seinen mit weißen Federn bebushten Ge- neralshut während der Parade m.ist in der Hand; die Be- rihte schildern seine Haltung als würdig und bescheiden, Er ritt die Front der vom Triumphbogen bis zur Säule des Vendoweplaßes: aufgestellten Truppen entlang und wurde häufig mit lautem Zuruf begrüßt. Unter den Legionen des Weichbildes sollen einige constitutionswidrige Ausrufungen laut geworden sein, ohne jedoch ein starkes Echo zu finden. Auch berichtet man, daß in den“ Reihen der Mobilgarde hier und da ein Ruf um Amuestie erschollen sei. Jerôme Bonaparte und Lucian Mürat, zu Obersten im Generalstab ernannt, befanden sich im. Gefolge des Generals Changarnier, dessen Sattel von Gold stroßte, und der seinen Renner, nach Weise früherer Zeiten, an einem Zügel mit goldenem Mundstücke hielt. Deu General. Jerôme Bo- naparte, jüngster Bruder des Kaisers und jeßt in ‘seinem vierund- sechzigsten Lebensjahre, sah man unter den Generalen, welhe den Kriegs-Minister begleiteten. Kurz vor 12 Uhr stellte sich der Prä- sident am Fuße des Obelisken auf, und das Defiliren begann. Es dauerte bis gegen Abend. Man bemerkte, daß die Legionen des Weichbildes weit zahlreiher waren, als die von Paris ; erstere hatten sich s{chon früh um 8 Uhr auf ihrem Posten eingefunden. Am Abend hatte dcr Präsident . sämmtlihe Minister und Ober - Generale zu einem Bankett vereinigt, wie die Patrie berihtet. Auch Mar- rast wohnte diescm Bankett bei, das ziemlih spät endigte, Die Na-= tional - Versammlung verspriht morgen eine überaus interessante Sißung. Die Minister werden darin ihr Programm vorlegen. Der Palast des E.ysée wird im Junern von einer Compagnie Jnfanterie bewacht, für welhe man im Garten ein Gebäude aufgeführt hat; Oberst Laborde führt den Befehl in dem Palaste, Die 400 Sol- daten, welhe am Tage der Profklamirung des Präsidenten im Elysée auf Wache waren, erhielten jeder ein Geschenk von 10 Fr.

Dem Defret, welches KeiGie Bonaparte zum Gouverneur des Jnvalidenhauses ernennt, geht ein Bericht des Minister - Präsidenten Odilon Barrot im Namen des Ministerraths voran, in welchem es beißt: „Der General Jerôme Bonaparte, der im Jahre 1806 mit dem Ober - Befehl eines Armee-Corps beauftragt wurde, hat seit dieser Zeit an allen unseren Ruhmesthaien Antheil genommen. Nach dem schrecklichen Tage bei Waterloo führte er die heldenmüthigen Trümmer unserer Armeen. Er war der Leßte, welher an der Ret- tung Frankreichs verzweifelte. Wir sind überzeugt, das französische Volk, wenn man es in seinen Wahl - Versammlungen befragte, würde einmüthig erklären, daß die Stelle des Bruders Napoleon's neben der geheiligten Bewahrungsstäite der sterblihen Ueberreste seines Bruders und an der Spiße jener edlen Schaar von Veteranen sei, in welchen sih die auf einander folgenden Generationen unserer braven Solda=- ten vereinigen und verbinden,“

Pierre Napoleon Bonaparte hat folgendes Schreiben an den Redacteur der Liberté gerichtet: „Mein Herr! Sie zeigen an, daß ih zum Obersten des Generalstabes der pariser Nationalgarde ernannt worden sei. Diese Nachricht entbehrt jedes Grundes. Jch bin seit dem 2, März angestellt und fann mithin geseßlih keinen Poßen in der hiesigen Nationalgarde bekleiden. Gruß und Brüder- schaft. (gez.) Pierre Napoleon Bonaparte, Bataillons - Chef un ersten Regiment der Fremden-Legion.“ Lucian Napoleon Bona- parte, Bruder des Vorgenannten und jüngst ers von Korsika in die National-Versammlung gewählt, is in Paris eingetroffen,

Herr Drouyn de Lhuys, der neue Minister der auswärtigen An- gelegenheiten, hat an alle fremden Gesandten in Paris ein Rund- schreiben gerihtet, in welchem er versichert, die auswärtige Politik der Regierung der französischen Republik w-rde eine Politik des Frie- dens, der Versöhnung und der internationalen Brüderlichkeit sein.

Mit Bezug auf die gestrigen Artikel der Assemblée Natio- nale und der Reforme wegen einer Jntervention gegen die Römer (f. den Staats - Anzeiger von gestern) erklärt die Patrie: „„Mehrere Journale haben behauptet, es sei in einem am 22sten ge- haltenen Ministerrath ein Beschluß hinsichtlich der römischen Staateu gefaßt worden. Die Angabe i ganz unrichtig.“

Bugeaud hat folgende Proclamation an die Alpen - Armee er- lassen: „Tagesbefehl. Paris, 24. Dezember 1848. Soldaten der Alpen-Armee ! Der Präjident der Republik konnte meine lage mili- tairishe Laufbahn nicht besser ehren, als dadurch, daß er mich an Eure Spibe stellte! Das heißt mir die Gewißheit geben, daß ih Frankreih neue u.d große Dienste erweisen könne, wenn sich Um= stände darböten, unter denen es einen Ruf an Eure Tapferkeit und Hingebung erlassen müßte. Sechs Kriegesjahre in Afrika haben mir gezeigt, daß unsere jungen Arnïicen nicht entartet sind, uud daß ste nöthigenfalls das Beispiel der Armeen der Republit und des Kaiser- reihs nahzuahmen wissen werden. Jhr seid zu gute Bürger , als daß Jor den Krieg herbeiwünschtet ; aber Jhr Alle würdet ihm ent= gegeneilen, wenn er ausbräche. Einstweilen seid Jhr die festen Verthei= diger des Gesetzes. Jr Alle scht ein, daß Ordnung die sicherste Bürgschaft der wahren Freiheit und deg öffentlihen Wohlstandes ist, Ordnung ist den Arbeitermassen noch uothwendiger als jenen Klassen, die dur Arbeit zu Wohlstand gelangten. Es giebt uihts Volksthümlicheres, als die Ordnung! Jhr seid, wir Alle sind Kinder des Volkes, und wir wer- den ihm dies unshähßbare Gut zu gewährleisten wissen, ohne welches es keine der eroberten Freiheiten genießen könnte! Wenn es meine Gesundheit erlaubte, so wäre ih \{chon in Eurer Mitte; denn ich fühle das Bedürfniß, dixrsenigen Regimenter zu kennen, die ich noch nicht sah, so wie meine Befanntschaft mit denjenigen zu erneuern, deren Leistungen und Ruhm ih in Afuika mit ihnen theilte. Jch werde zu Euch kommen , sobald meine körperlichen Kräfte wiederfeh- ren, Bis dahin verlasse ich mich mit vollem Vertrauen auf den gqu- ten Geist und die Gewohnheiten strenger Zucht, die unter Euch sprüchwörtlich geworden sind. Auch sind diese beiden Hauptelemente sorgfältig in Euren Reihen von dem ehrenhaften und tüchtigen Ge- neral gepflegt worden, dem ih im Oberbefehl üter die Alpenarmee folge und von welchem Jhr Euch, dessen bin ih siher, mit Bedauern treuntet. (gez.) Marschall Bugeaud d'Jsly.“

Herr d'André is an die Stelle des Herrn Heße!, der am 14, Dezember seine Entlassung eingereiht hat, zum Chef des Kabinets des Ministers der auêwärtigen Angelegenheiten ernannt. Zum Chef des Käbinets des Justiz « Ministers Odilon Barrot, der als solcher den Titel Großsiegélbewahrer wieder angenommen hat, ist Herr Debelleyme ernannt worden.

Man 1E daß die National-Versammlung nur noch das Wahl- geseß und höchstens ein oder zwei andere organische Geseße geneh- migen werde , bevor sie sih auflóse. Ju den Provinzen is die Agi- tation für die Auflösung der gegenwärtigen National - Versammlimg im Wasen. “Zahlreiche Petitionen werden in deu nördlichen, öst- liden und südlihen Departements vorbereitet, um gegen die Voti-

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rung der organischen Geseße dur die National - Versammlung zu protestiren, die dadur, behauptet man, ihr’ Mandat übersthteite. Auch im Schoße der National - Versammlung selbst macht \ich die Meinung voi der. Zveckmäßigkeit einer baldigen Auflösung geltend, Im 143ten Büreau regte vorgestern Herr de Larcy die Frage an und fand nur lauen Widerspru.

Ueber die Amnestiefrage soll zwishen Präsident und Minister- rath noh feine Verständigung erfolgt sein, weil der eine zu viel, der andere zu wenig bewilligen möhte. Wahrscheinlich, beißt es, werde man die Entscheidung der Frage bis nah Erledigung des Prozesses wegen des Attentats vom 15, Mai vertagen. Jm Publikum be=- {werte man sich gestern darüber, daß der Revue nicht die Veröffent= lihung des ministericllen Programms vorangegangen fei. Jn den Sprechsälen der National-Versammlung, wo sich gestern viele Abge- ordnete versammelten, war namentiih das Centrum, das von jeßt an die Opposition bilden wid, stark vertreten. Wenn das Ministe= rium morgen noch nicht scin Programm veröffentlicht, soll von dieser Partei eine Juterpellation ausgeben, welhe das Kabinet nöthigen würde, sich ofen über seine Politiï zu erflären. Befriedige diese Erklärung die republikanische Partei nicht, so werde diese wie Ein Mann gegen das Ministerium stimmen und düurch eine starke Minorität dem kaum entstandenen Kabinet einen {chwerea Schlag beibringen.

Der National fragt, wel? einiges Handeln sich von einem Miuistezium erwarten lasse, welches aus Mäuneru von den allerver- schiedensten politishen Richtungea zusammengeseßt sei? Ein solcher Anfang sei, ofen gestanden, uicht der kürzeste Weg, um sih das Ver- trauen der Republikaner zu erwerben. Vielleicht aber sei das Ministerium geneigt, ohne dieses Vertrauen auszukommen. Es sei! Aber dann dürfe es sih nicht wundern, wenn man mit argwöhnischem Auge über die Aufrecht- erhaltung der Constitution wahe. Der Constitutionnel vertheidigt das Ministerium gegen den Vorwurf, daß seine Mitglieder als poli- tishe Persönlichkeiten von verhä!tnißmäßig untergeordneter Bedeu- tung seien, und daß keines der Häupter der verschiedenen Fractionen ter gemäßigten Partei darin eine Stelle finde. Die wahre Kraft der neuen Regierung scien nicht die Persönlichkeiten, sondern die ungeheure Majorität, durh die sie geshafff;u sei. Jhre andere Kraft und ihre Pflicht sei, den Charakter des Widerstandes gegen die subversiven Jdeen, weiche. in den leßten Monaten in Frank= reih am Ruder gewesen, beizubehalten, des Widerstandes, der die große Manifestation, welhe fünf Millionen Fran- zosen du.ch die Präsidenten Wahl gemacht, zu Grunde liege, und diesen Charakter trage das Kabinet, weshalb es auh genüge. Die legitimistishe Gazette de France, die zuerst auf Louis Bo- naparte als geeigneten Kandidaten für die Präsidentenwahl hinge- wiesen hatte, macht bereits offene Opposition gegen die bestehende Regierungsform und ruft aus: „Man hat uns die Republik als die Spiße, den Bezirk als Grundlage des Staats aufzezwungenz aber die proskribirte Gemeinde und Monarchie werden bald wieder zusam- men erscheinen.““

Fürst Kallimachi, außerordentlicher Gesandter und bevollmächtig=- ter Minister der ottomanischen Pforte bei der französishen Republik, ist von London in Paris eingetroffen.

Nach der Patrie soll die Zahl der Wächter von Paris an- sebalih vermindert und dagegen das Corps der Agenten der Sicher- heits - Polizei vermehrt werden, so wie man auh zur Ueberwachung der Arbeiter - Wohnungen und Wirthshäuser im Weichbilde besondere Brigaden biiden will, /

Am 19, Dezember Abends brah in der ersten Abtheilung der Militair - Schule vou St. Cyr wegen angeblih zu großer Strenge ter Strafen eine Meuterei aus. Die jungen Leute erbrachen die Ge= fängnisse, befreiten ihre eingesperrten Kameraden und verbarrikadirten sth in ihren Schlafsälen; sie wurden jedoch bald bewältigt und die Ordnung hergestellt, General Rostolan untersucht auf Befehl des Kriegsministers den Vorgang.

Von Toulon is das Linienschiff „Jena“ abgesegelt, um sih dem Geschwader bei Neapel anzuschließen, da die Abfahrt des nach den Küsten von Jtalien bestimmten Geschwaders vorläufig unterbleibt und die dazu gezörigen Dampffregatten von Marseille nah Toulon zurückgekehrt sind. :

Emil von Girardin hat die Redacteure des eingegangenen Bien public, die Herren Eugen Pelletan und Gueronnière, zur Presse herübergenommen, die übrigens seit ihrem Wiedererscheinen, nachdem sie während des Belagerungszustandes eine Zeitlang suspendirt ges wesen war, immer noch niht von Girardin selbs, sondern von dessen Secretair, Herrn Neffßer, unterzeihnet wird.

Der Constitutionnel wderspriht dem Gerücht, daß Frank=- reih bei dem italienishen Kongreß in Brüssel durch Herrn Thiers würde vertreten werden,

Ehe der vorige Minister des Kultus und Unterrichts, Herr Fres-= lon, seinen Posten verließ und diesen an seinen Nachfolger, Herrn von Falloux, übergab, erschien in seinem Ministerium der Kanzler der Uni- versität, Herr Thenard, an der Spiße des Universitätsraths, um seine und seiner Kollegen Entlassung einzureichen , wobei er an den abtre- tenden Minister folgende Anrede hielt: „Herr Minister! Der Univer= sitätsrath kommt, Jhnen sein Vedauern über Jhren Rücktriit aus den Geschästen auszudrücken, Sie haben ihm Jhr Vertrauen geschenkt und im Juteresse des öffeutlihen Unterrichts die Vorrechte zurückge=- geben, deren er so schr würdig ist und die man beeinträchtigt hatte ; er ist dafür vou innigem Danke durhdrungen, Die Universität wa- Angriffen ausges: bt, die nur zu oft sich erneuert haben und wahrr \cheinlich si wieder erneuern werden. Sie hatten {hon Gelegen- heit, sie zu vertheidigen, und der Universitatsrath hofft, daß Sie noch ferner ihm Unterstüßung gewähren werden z sie fann fei-en tühtigeren Vertheidiger finden, und wir danken Jhnen in ihrem Namen,“

Es soll beabsichtigt sein, dem natürlihen Sohne Napoleon's, Herrn Walewsky, die Gesandtschaft in Turin zu übertragen, wo der- selbe Herrn Bois le Comte erseßen würde.

Das Siecle mißbilligt auch Bugeaud's Ernennung zum Be- fehlshaber der Alpenarmee und giebt dieselbe, so wie die Uebertra=- gung zu ausgedehnter Vollmachten an Changarnier , den Rathschlä- gen von Thiers und Molé schuld, die sih eine Macht ohne Verant- wortlihkeit vorbehalten hätten, Der Constitutionnel antwortet, eine Einschreitung in Jtalien werde zwar hoffentlih in Folge der Politik des vorigen Kabinets nicht nöthig sein, mit Bestimmtheit lasse sich aber darüber nihts sagen, Was Thiers urd Molé angebe, so hätten sie zwar den ersten Konferenzen in Betreff der Bildung des Kabinets beigewohnt und Rathschläge ertheilt, nahher sih aber völlig entfernt gehalten.

Ueber eine in demokratish-sozialistishen Blättern enthaltene Ein- ladung zu Festmahlen an bffentlihen Vergnügungsorten zur Feier der Geburt Jesu Christi ruft das Journal des Débats ent- rüstet aus: „Wahrhaftig, die Räume sind gut gewählt! Es war noh nicht genug, daß dieses heilige Vorbild in den Shmuß der Klubs herabgezogen wurde! Müssen denn diese Gotteslästerer auch noch in die religiösen Gemeinschasten eindringen und selbst die Fest- tage einer von ihnen verspotteten und verhöhnten Religion noch ent-

weihen! 7 i ; Die Reforme verlangt, daß man den Präsidenten der Republik

vor das Zuchtpolizeigericht stelle, weil er den Ordensstern der Ehren=

legioa in Brillanten ohne Befugniß trage, Diesen Orden hatte aber Louis Bonaparte schon in der Wiege von seinem Oheim erhalten. Ein audcres Organ Ledru Rollin's, die Revolution, will den Präsidenten ebenfalls in Anklagestand verseßen, weil er die Epaulet- ten eines Divisionsgenerals getragen. Ein drittes Journa! endlich wundert sich über die geringe Zahl von Generalen, die si im Ge=- folge des Präsidenten befunden.

Der Constitutionnel veröffentliht traurige Nachrichten über die unglüdcklihe Lage der Proletarier und Kleinbürger, welche Cabet's Vorspiegelungen nah Texas (Jkarien) gelock. Cabet selbst glaubt sih in Paris nicht. nehr gegen seine eigenen Anhänger siber. Er ist daber nah England geflohen, von wo er angeblich jene Kolonisten besuen will, weihe dur Betrug uad Prellerei von Unterhändlern in das furd:tbarste Elend gerathen sein sollen.

Gestern fand hier ein Verbrüderungs-Bankett der deutschen und französischwen Demokraten statt.

Heute, als am ersten Weibnachts - Feiertage, is die Börse ge- s{lossen. Der Moniteur enthält heute keinen amtlichen Theil, Er zeigt an, daß er morgen uit erscheinen werde.

Großbritanien uud Jrland. London, 23, Dez. Der Standard berihtet: „Wir vernehmen, daß der Kaiser von Ruß- land fich“ förmlich geweigert hat, die- Königin von Spanien, Jsg= beila IL, anzuerfennen. Der spanische Gesandte für St. Petersburg habe weder bei dem Czar, nochb bei dem Minister Nesseirode eine Audienz erhalten können, Jn Folge dessen schickte er si{ch an, un- verweilt sene Pässe zu verlangen.“ Der neapolitanische Korre- spondent der Times erzählt, daß König Ferdinand ein ei- genbändiges Schreiben vom Kaiser von Rußland erhalten, worin derselbe erkläre, daß nur die Entfernung ihn verbin= dert habe, dem Könige gegen die rebellishen Sicilianer beizustehen. Pebrigens solle der Kaiser seine Repräseatanten zu London und Paris angewiesen vaben, energisch gegen die Fortdauer der frauzösish-eng- lijhen Jutervention zu protestiren und seinen Unwillen über das Be- nehmen der beiden Admirale, welhe die militairischen Operationen des Königlichen Generals gehindert, zu erkennen zu geben. Nichts- destoweniger sci nicht zu erwarten, daß die russische Diplomatie aktiv hier einsreite, indem sie wohl sich blos darauf beschränken werde, eine Bermtttelungsrolle zu verfolgen. Tie sicilianische Jrage sei noch niht weiter vorgerüdt und Alles beim Alten,

Die Times ist von der neuesten Wendung der Dinge in Frauk- reih wenig b-friedigt. „Der neue Präsident scheint gefühlt zu haben““, sagt sie, „daß der praftishe Eifolg seiner Verwaltung ganz davon abhänge, wie viel politishes Talent und Einfluß er für die höchsten Staatsämter gewinnen könne. Diese Absicht aber scheint gänzli fehl- geschlagen zu sein, Die Parteiführer und die Männer, wele früher die höchsten Stellen im Staate bekleideten, halten sih fern, Andere von unzweifelhafster Fähigkeit und heißem Ehrgeiz sind übergangen und ver- leßt worden, aus Farcht, eine Regierung, die ihre Dienste beansprudte, zu disfreditirenz furz, der Präsident ssebt sich gezwungen, das \chwerste Unternehmen, das cinein Menschea anheimfallea kann, ohne die Unteiso stüßung und din praktischen Beistand, die zu erwarten ex ein Recht hatte, zu beginnen. Sèin Kabinet besteht meistens aus ehrenwerthen und wohlmeinenden Männern, aber er hat keinen einzigen Berather, dessen Erfahrung, Autorität oder Entschiedenbeit ersten Ranges wäre; n:0-h weniger einen, der die {bpferishe Kraft besißt, welche einen festen Bau gus eien Trümmerhaufen hervorzaubert, das Vertrauen einem Volfe zmückgiebt und die Finanzen und die Industrie seines Vaterlandes vor der Veiwirrung und dem Bankerott rettet, Ju der gegenwärtigen National-Versammlung ist es im besten Fall ungewiß, welche Unterstüßung bie neue Regierung finden werde, und bei einer balò zu erwartenden Auflö=- fung der Kammer wäre es oerlorene Mühe, eine Partei zu diszipliniren oder systematisde Bezüge mit dem Parlament anzuknüpfen. Ein Konflikt zwischen der von der öffentlihen Meinung im April erwäblt:n Ver- sammlung und dem von dem Volfe im Dezember ernam:ten Präsi- denten ijt daher unvermeidlid, und rine Auflösung der Versainmlung wäre viel vernünftiger. Aber der Präsident besigt niht die Macht dazu, und da noch verschiedene organische Gefeße zu votiren sind, hängt es ganz von der National - Versammlung ab, wie lange sie noch sien will,“

Cobden hat so eben ein langes Senbschreiben an ben Präsideu- ten der Association für Finanz - Resorm-n zu Liverpool ve1bfffentlicht, worin er scie Finanz - Reformen entwickelt, die darauf hinauslaufen follen, das Budget von 55 Millionen Pfd. um 10 Millionen zu re- duziren, so daß es wieder auf 45 Millionen käme, wie es im Jahr 18530 Ar. Diese Ersparniß will er dadurch bezwecken, daß Marine und Heer jährlich 85 Millionen weniger fosten sol- len, Während Cobden eine neue Steuer auf Vermächtnisse oder Scenfungen von Giundeigenthum einführen will, deren Ertrag er auf 44 Millionen veranschlagt, will er dagegen andere, mebr guf das Voik drückende Steuern gufheben und Zoll und Accise erleit- tern, Uebrigens erflärt er, daß seine Vorschläge nur der Anfang noch umfasse:derer Ersparnisse sein sollen, und erwartet von diesen Bestrebungen, daß sie nationalen Anklang finden würden.

Der Wochenbericht der Vank meldet wieder neuen Zuroochs ihrer Hülfequellin, aber, so weit sich aus den Angaben shließen läßt, kei- neoweges eine Zunahme der Bankgeshäfte. Der Metall - Vorrath hatte sich abermals im 266,282 Pf. St, vermehrt und betrug 14,789,872 Pf. St. Lie öffentlichen Depositen waren um 847,445 Pf. St. angewachsen, während die anderen um 318,317 abgenom- men hatten. Der Gesammt-Betrag der ausgegebenen Noten, so wie die Notenreserve, war gestiegen. Der Gesammt - Noten - Umlauf für das Vereinigte Köntgreih betrug im vorigen Monate durchschuittlih 32,642,005 Pf. St., oder 972,817 wentger, als im Monate zue E. und 1,963,305 weniger, als im entsprechenden Monate von 1847,

Die amtliche Zeitung enthält jeßt die Ankündigung der Herab- seßung der Portojäße zwishen Großbritanien und den Vereinigten Staaten. Alle Briefe sollen in Zukunft für die Beförderung über die See nichts zu entrichten haben, und b'os das Porto für die Beförde:ung von dem Hafen, wo sie das eine oder das andere Land erreichen, nah dem Bestimmungsorte soll bere{net werden.

Das Schiff „Braams“/, Capitain Matson, mit 20 Mann Be- saßung und 115 Auswanderern, von Hamburg nah New - Orleans bestimmt, is vorigen Mittwoch, Nachts, auf Goodwin -= Sand und Pan - Sand gescheitert, Zwei kleincre Schiffe aus Maigate haben jedo die ganze Besaßung und alle Auswanderer glücklich gerettet und nach Margate gebracht.

Die neueste westindische Post hat die Nachricht mitgebracht, daß auf Barbadoes das gelbe Fieber unter den Truppen ausgebrochen ist und bei Abgang der legten Berichte bereits den dritten Theil der dort stationirten Artillerie und eine große Anzahl von Soldaten des 66sten Jnfanterie-Regiments hinweggerafft hatte. Auch auf Ja- maifa uad Santa Lucia herrsht die Krankheit sehr bösartig. Auf Jamaila war ein Zwist ausgebrochen zwishen dem Gouver- nement und der legislativen Versammlung, indem dieselbe die Andeu- tungen des Gouvernements in der Botschaft, wie sie einen Theil des vom Parlamente garantirten Anleißens verwenden solle, für einen Privilegienbruh erklärte, Die Sache wurde aber dadurch beigelegt,

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daß der Gouverneur die Erklärung abgab, er habe ni Z tigt, die Rechte des Hauses zu natladtin, habe nimmer beabsich

Nach den Berichten , welche mit dem westindiscn Dampfschiff '

„Great Western‘“’ aus Me xifo eingetroffen siud, batte die mexifa- nishe Regierung Truppen abgesandt, um Tampico zu {ügen und der Agitation derer, welche eine Trennung des Staates Tamonlipas von Mexiko beabsichtigen, cin Ziel zu seßen. Man bezweifelte daß der neue mexikanische Zolltarif vor Mitte Januar erscheinen Es Uebrigens sah es in Mexifo ziemlih ruhig aus, man glaubte daß Paredes auf dem Wege nah der Küste sei, um si nah einem frem- den Lande einzuschiffen, nahdem seine Schilderhebung vereitelt worden. i / E

Aus Windsor wird gemeldet, daß der Lendenbratiu welcher morgen die Königliche Tafel zieren soll, ein Geroicht vou 752 Pfund bat und von dem Ochsen genommen is, welche: auf der flämischen Meier-:i des Prinzen Aibrecht gemástet wude und bei der neulichen Vieh- Ausstellung den Preis davontrug. j Die nordamerikanishe Fregatte „St. Lawrence“, welche vor ei= niger Z-it die Wescr verlassen hat, liegt noch immer in Southamptou vor Anker. : Ÿ

Aus Dublin wird berihtet, daß der Gerichiéhos am 28. De- zember sein Urtel über Dufsy's Rechtöcinwände wider die gegen ihn eingereichte Klage zu veröffentlichen hofft. Sollte dies jedoch nichi gejhehen, so werden die Verhandlungen ers am 26, Dezember fort- geseßt werden,

Jtalien. Rom, 15,.Déz. (A: Z,) ‘Das Ministerium Ma- miani hat bes{lossen, eine Medaille {lagen zu lassen, welche das Andenken der leßten Ereignisse in Roi verewigen soll. Die Zeich- nung für die Medaille ijt fertig; auf der Vorderseite l'e#t man: »La Giunta provisoria degli stati Romani 1848«; auf der Rüdckieite sieot man die fonsularishen Fasces auf dem Rüden der liegenden Wölfin, des alten Sinubildes von Nom, das Statutenbuch und im Hintergrunte den Peterstom;z ringsherum die Legende: »Governo Costituzionale,«

Die von den leg'slativen Kammern geshaffene Giusta oder Re= gierungskommi:sion ist in der Aufiösung begriffen. Dei First Cor- \ta1 11 unversehens abgereist; Graf Camerata, der Gonfailoniere von Ancona, und Zucchini, der Senator von Bologna, nehmen nicht an. Andererseits ist es gewiß, daß die drei Mitglieder der vom heiligen Vater eingesetzten Kommission, Zucchi, L evilacqua und Ricci, die sich von Rom abwesend befinden, dieses Amt angenommen haven ind nach Gaéta abgereist sind. Man sagt als gewiß, der Papst habe dur Courier einer fcemden Gesandtschaft dem Kardinal Castra- cane eine Deukschrift übersandt, welhe fo!gende Punkte for- dere: 1) Suspension der greseßgrbenden Kammern ; 2) Auf- lösung der Guardiía Civica, um sie alóbald auf anderen Orundlagen wiederberzustellen; 3) zeiiweilige Unterdcückung der Preß- freiheit; 4) Schließung der Circoli, Klubs und Casiniz 5) Auflösung der einheimisden Armee; 6) Ernennung Sr. Eminenz des Kardinals Anu- tonelli zum Genecral-Schaßmeister, Man weiß, daß die in Rom be- sindlihen Mitgl:eder der vom heil, Vater eingesebten Kommission ein Mittel suchen, dieses Memorandum zu dèrucken und zu verbffentlichen. Die Druckereien weigern sich nämli, Aktenstücke zu drucken, welihe der bestehenden revolutiongiren Regierung mißfällig sind; o große Furcht {lößt die mit Dolchen bewaffnete demofratishe Faction ein. Das bekannte päpstliche Breve vom 27. November founte in Rom nur mit größter Vorsicht und heimlih abgedrucckt werden. sing man an, es öffentlich zu vzifgufen; aber bald wmden die Ab- drücfe von den Legionären weggenommen. Der Pater Oavazzi ist nach Venedig abgereist. ]

Die Allg. Ztg. theilt noch folgende Nachrichten aus Jta-

lien mit: „Nach Briefen aus Nom vom 16. Dezember sprach man von Anstzlten in Cvitavecchia, die auf die Möglichkeit einer Rückkeßr des Papstes deuteten, Aus Mailand von wo wir Briefe vom 20fjten baben wird dem Gerü bte widersproden, als samnile Radesky ein Corps in Breêcia, um in den Kircheustaat eiuzurüicken. Aus Verona widerspricht der Tyroler Bote jeßt felbst der von ihm früher gebrachten Sage, als hätten neulih die Venetianer einen neuen Ausfall gemacht uud wären zurückgetrieb:-n worden, Aus G e- aua (vom 19, Dezewber) Jubelberihte über das Ministerium Gio- berti, die versprochene italienishe Constituante, und die Sendu"g des neuen Ministers Buffa (einst Redacteur der genueser Lega Jtaligna) als K, Konmissärs.““ :

Florenz, 18. Dez. Der Nazionale meldet, ohne indeß die Nachricht zu verbürgen, daß der Papst sih entsdlossen habe, in Ci- vitavechia unter dem Schutze einer englisch-französishen Flotte seinen Wohnort aufzushlagen. Sein Ministerium folle aus folgenden Mit- gliedern besteben: 1) Kardinal Antonelli, Conseils- Präsident, 2) Man- touari, Junerés und Polizei, 3) Abbé Romini, bffentlicher Unterricht, 4) Bevilacqua, Finanzen, 5) Ricci, Handel, 6) Zucchi, Krieg. Das Justiz-Portefeuille is noch unbestimmt, Jn Livorno verbreitete sich das Gerücht, daß das römische Mizuisterium in Masse abgezankt habe, Dies fand jedoch wenig Glauben. Jn Ancona wurden, laut Nach- richten vom 13ten, starke Lieferungen an Proviant für die französische Flotte ausgeschrieben,

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Neiw- York, 6. Dez. Nach Erwähnung der Beziehungen zum Auslande säßbrt die Botschaft des Präsidenten Polk an den Kongreß fo!gender- maßen fort; „De:eser erfreuliche Zustand unserer auswärtigen Ver- hältnisse maht es für mih unnöthig, Jhre Aufmeiksamkeit in noch größerer Einzelheit darauf zu lenken, Es is beständig mein Ziel und mein Wuush gewesen, Frieden und Verkehr mit allen Rationen zu unterhalten. Ruhe im Junern und friedli e Verhältnisse na außen bilden ‘die wahre dauernde Politik unseres Landes. Krieg, die Plage der fer, wird zwar manchmal u vermeidlich, aber er muß immer vermieden werde-, wenn dies in Uektereinstim- mung mit den Rechten und der Ehre der Völker geschehen kann. Eines der wichtigsten Ergebuisse des Krieges, zu welhem wir kürzlich mit einer benachbarten Nation ge:wungen waren, ist, daß er ten Be-= weis liefert von der militairishen Macht anseres Landes. Ju den leßten vier Jahren is} der Anschluß von Teras an die Union voll zogen worden ; alle bestrittenen Ansprüche auf das Dregon=Gebiet, südlih von 49 Grad nördlicher Breite, also auf Alles, worauf irgend einer meiner Vorgänger bestanden hatte, sind beigelegt; und Neus- Mexiko und Ober- Kalifornien sind dur Vertrag erworben, Der Flächeninhalt dieser verschiedenen Gebiete enthält nah einem Be- richte, welcher von dem Kommissarius des General - Landamtes nach den authentishen Nachrichten , die \sich in seinem Besiße befanden, sorgfältig ausgearbeitet wurde, und welcher hierbei mitgetheilt wird, 1,193,061 (englische) Quadratmeilen oder 763,559,040 Acres, wäh- rend die Fläche der anderen 29 Staaten und das Gebiet éstlih von dem Rocky-Mountains, welhes noh niht zu einem Staate organi- sirt is, 2,059,513 Quadrat - Meilen oder 1,318,126,058 Ucres enthält. Diese Veranschlagungen zeigen, daß die kürzlich erworbenen Gebiete, über welde jeßt unsere aus\chließlide Gerichts- barkeit und Herrschaft ausgedehnt worden if, eine Fläche darbieten,

Daun

| mehr als halb so groß als Alles, was die Vereinigten Staaten vor

dieser Erwerbung besessen hatten, Wenn Oregon aus dieser Veran- schlagung weggelossen wird, daun bleiben innerbaib der Gränzen voa Texas, Neu-Mexifo und Kalifornien noch 851,598 Quadrat-Meileun oder 545,012,720 Acres, und es wäre dies schon eine Vermeh- rung von über ein Drittel alles Gebietes, welches die Verx cinigten Staaten vor dieser Erwerbung besaßen. Es is mit Einschluß von Vregon eine Ausdehnung des Gebietes fast so groß wie Eu- ropa, ohne Rußland. Der Mississippi, welcher früher no- die Gränze unseres Landes bildete, fließt jegt in der Mitte desselben, Mit Hin- zurechnung d.: leßten Erweibungen wird die Größe der Vereinigten =laaten fast \o groß wie die von ganz Europa veranschlagt. Es möchte schwer jem, deu Werth dieser außerordentlihen Vermehrung unseres FTerritorialbesiges zu berechnen. Da Texas an der westlichen Gränze von Tau itana legt und in seinen Gränzen einen Theil der shifföaren Neben- Gewässer des Missisippi und eine aucgedehnte Seeküste enthält, so batte dasselbe nit lange in den Händen einer auswärtigen Macht bleiben töanen, ohne den Frieden unserer südwestlichen Gränze zu gefährden, Lie Produkte desselben in der Nähe der Nebersflüsse des Missisippi mußteu auf den Strömen, welche in und durch unser Ge- bict laufen, einen Markt suchen; und cs würde daher eiae Aufregung und Kollision der Juteressen zwischen Texas, als eizem fremden Staate

und zwichen unserem Staate gedroht haben, während zugleich Verwickelun- gen des Handeléverkehrs fortdauernd unverneidlih gewesen sein würden.

Wäre Texas it die Hände oder unter den Einfluß und die Kontrole einer großen fremden Seemacht oder Militairmacht gefallen, wie das

wirklich eingetreten jeia wide, so würden diese Gefahren noch viel

größer gewo: den stin. Dieselben sind jedoh dur den freiwilligen

und friedlihen Anschluß desselben an die Bercinigten Staaten vermie=

den worden. Texas war nach seiner Lage cia natürlicher und fast un-

umgänglih nothwendiger Theil unseres Gebietes. Glüdiiherweise ist

es Jeßt unte: em Lande wiedergegeben und bildet nun einen Staat des Bun-

dez, auf gleichem Fuße, wie die ursprünglihen Staaten der Union, Das

gesunde Klima, die Fruchtba1keit des Bodens, welcher bie Production

enger unjerer wertyvollsten Stapelwaaren besonders entspriht, und

die Bortoeile seiner Handelolage weiden es bald zu einem unserer

bevölfertsten Siaaten machen, Neu - Mexiko liegt zwar im Janern und hat feine Secküste; aber es is bekannt, daß es viel fruhtbares Land besißt, rei is an Minen edler Metalle, uud fähig, eine große Brvölkerung zu ernähren. Nath seiner Lage ‘ist és das zwiseuliegende und verbindende Grbiet zwischen unse- ren Nieterlassungen und Brisißungen in Teras und denen an der Suüdjee. Ober-Kalifornien nummt, abgesehen von dem gro- ßtn Mineral-Reichthum, welcher sich fürzlih daselbst gezeigt hat, in Rüclsicht des Werthes und der Wichtigkeit für den übrigen Theil der Union jeßt dasselbe Ver)äitniß ein, wie Louisiana, a!s dieses leßtere \chdne Gebi.t ror 45 Jahren von Frankreich erwoiben wurde, Durch fait zchn Grade der Breite längs d:s still.n Mcercs sich auêsdehnend und auf viele hundert Meiien die einzigen si{cheren und be- quemen Häfen einsließend, mit cinem gemäßigten Klima und ener großen Fläche fruchtbaren Lazdes im Junnern, i es kaum möglich, seinen Reichthum zu \{äbßen, wenn es unter die Herrschaft unserer Geseßbe gebracht und seine Hüif3quellen völlig entwickelt sind. Nach seiner Lage muß es den reien Handel vou China, vou Asien, von den Juseln der Südsee, von West-Mexiko, von Central-Amerika von den jüd-amerifanischen Staaten und von ten russischen Besibun- genu, welche am Occan liegen, beherrschen. Ohne Zweifel wird sh an der Küste vou Kal fornien schnell ein großes Emporium erheben, welches bestimmt sein wird, an Wichtigkeit selbst mit Neu-Orleans zu wettcifern. Diese Nicderlage des großen Handels, welcher auf der Südsee stattfinden muß, wird wabrsceinliÞ auf einem Puukte der R N E stattsurden und wird wahrscheinlich für die ganze TBrstlljte dieses Oceans dasselbe Verhältuiß einnebwen, wie Neu-

D

D-rieans sur das Tdal des Missisiippi und: den Golf von Meriko

I C O A arat Me c: | Qu dieser Handels- Niederlage werden si unjere zahlreihen Wall=

sijh{anger weiden, um dort zu verkehren, auszubessern und ihre D:dUrsmsse einzuholen. Schon“ dieses wird -viel- dazu bei= trageu, eine Stadt zu erheben, welhe bald der Mittel= punit cacs großen und schuell sich vermehrenden Handels werden wird, An einem sichcren Hafen, welcher für aíle

| Kutegsflotten und Handels-Maunen der Welt binlänglih Naum dar-

bietet, bequem für vorticfflihes Holz für Sdiffbau aelegen und im Besiße der Vereinigten Staaten, muß es unser groges weillihes Set-Lepot werden, Es war hon zur Zeit seiner Erwerbung bes fanut, daß Minen edler Metalle sich in bedeutender Ausdeh= nung in Kalifornien fänden. Neue Entdeckungen machen €s wahrsceinlih, daß diese Minen ausgedehnter und werthvol- ler sind, als man vermuthete, Die Nahrichten von dem ZAcwthun an Gold in dieser Gegend sind von so außer- ordentlicher Art, daß sie kaum Glauben verdienten, wenn sle nit durch die authentishen Berichte von Beamten in öffentlichem Viezste, welche diese Mineral-Distrikte besuht haben, und die That= sien, die sie darlegen, aus persönliher Beobachtung {höpften, be- siatigt würden, Der Offizier, welcher unsere Streitkräfte in Kali- fornien befehligte und die verbreiteten Gerüchte über diese Menge Goldes niht glauben wollte, besuchte vergangenen Juli selbst den Mineral -= Distrikt, in der Absicht, bestimmte und Ge naue Natrichten über diesen Gegenstand zu erhalten. Sein Be.icht an das Kriegs - Ministerium über das Ergebniß seinex Nachforshungen und über die Thatsachen, die ex an Ort und Stelle beobachtete, wird hiermit dem Kongresse vorgelegt. Als er diese Gegend bereiste, waren ungefähr 4000 Meuschen be- schäftigt, Gold zu suchen, Es ijt aller Grund vorhanden, zu glaus- ben, daß die Zahl der so beschäftigten Menschen ih seit der Zeit vermebrt hat, Die bis jeßt gemachten Untersuchungen verbürgen die Ansicht, daß der Vorrath sebr groß is, und daß in einen bedeutenden Strich Landes Gold an verschiedenen Plägen g?funden wird, Nachrichten, welhe von Offizieren der Flotte und gus anderen Quellen eingegangen sind, bestätigen, ob- gleich nicht so vollständig und genau, die Nachrihten des Be-= fehlshabers unserer Mílitatrmaht in Kalifornien. Aus“ diesen Be= richten geht ferner hervor, daß in der Nähe der Gold- Region auch Quecksitber-Minen gefunden werden. Eine d-iselbea wird jeßt bear- beitet, und man glaubt, sie geböre zu den reisten der Welt, Da- mit wir den unentwickelten Reichthum dieser Minen \chneller und vollständiger benußen können, scheint es von grosær Wichtigkeit zu sein, daß in der gegenwärtigen Session die Ermächtigung ertheilt werde, einen Zweig der Münze der Vereinigten Staaten in Kalifor- nien zu gründen,“

Font liche Schauspiele.

Freitag, 29. Dez. Jm Opernhause. 149ste AbonnemeitÞt- Vorstellung: Die Jüdin, große Oper in 5 Abth. Musik von Hae lévy. Ballets von Hoguet. . hau Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgendeu Preisen ver= auft: Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthblr,, ein Billet in den Logen des ersten Ranges, im