1881 / 60 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Mar 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrs: Anftalten.

Dresden, 10. März. (W. T. B.) Das Wasser ift seit Mittag bei 426 cm über normal tehen geblieben; bei Bergung der gefährdeten Waarenlager wurde rom Militär Beistand geleistet.

Triest, 10. März. (W. T. B.) Der Llovyddampfér eAurora“ ist beute Nac{mittag aus Konstantinopel hier ein- getroffen.

Berlin, 11. März 1881.

Dem Reicbstag ist ein Bericht Über die Thätigkeit der Zoologischen Station während des Jahres 1880, er- stattet durch Professor Anton Dohrn, d. d. Neapel, 22. Sanuar 1881, vorgelegt worden, dem wir Folgendes eninchmen :

Die Thâtigkeit der Zoologischen Station im Jahre 1880 hat gegenüber den Vorjahren an Umfang gewonnen. Der Besuch der Labceratorien Seitens deutscher und ausländischer Forscher hat in der- selben Stärke fortgedauert, die er bisher zeigte; bemerkentwerth ift aber, daß eine neue Kategorie von Gelehrten die Zoologische Statition für ihre Studien in Anspruh nimmt: die Physiologen. Es kamen rier Physiolcgen (Dr. Cwald- Heidelberg; Dr. Gaule- Leipzig; Professor F ronecker-Berlin ; Dr. Weyl-Erlangen). Alle drück- ten die Hoffnung aus, mit der Zeit der Physiologie einen, wenn auch nicht ebenbürtigen, aber doch beträchtliben Antheil an ter Ge- \sammtarbeit der Zoologiscwen Station gesichert zu sehen, eine Hoff- nung, die um*omehr mit den Wünschen des Unterzeichneten überein- stimmt, als er gleih in seirec ersten, ausführliheren öffentlichen Kundgebung über die Zoologishe Station die Nothwendigk-it betonte, in und mit derselben eine erneute Vercinigung der be.den, seit Jahr- zehnten getrennte Wege wand Inden Hauptdisziplinen der Biologte, der Morphologie und der Physiologie, herbeizuführen.

Der St{werpuzakt der wissenschaftlichen Arbeit der Zoologischen Station licgt einstweilen und wobl auf lange hinaus in der seit Jahren vorbereitet:n und jeßt nach außen tretenden Bearbeitung der „Fauna und Flora des Golfes von Neapel und der angrenzenden Meeresabschniite“. Mit diesem Werke beabsichtigt die Zoologische Station eine neue, das ganze Gebict des animalishen und vegetabis- lischen Lebens im Meere umfassende Grundlegung zu geben, die es jedem \spâätcren Forscher gestatten soll, mit größerer Sicherheit in die Einzel- heiten der biclogishen Probleme fich zu vertiefen, und die durch ihre all- mählihe Ausdehnung auf das ganze Mittelländische Meer einmal dics:8 reiste aller Meere systematisch durchforsceèn, zuzleih aber auch âhrlihe Erforshungen anderer Meere durch ihr Beispicl herbei- führen soll. Die umständlichere Motivirung dieses weitzesxannten Untervehmens giebt das „Vorwort des Herausgebers“, In temselben ist aub au®8gisprochen, daß Umfang und Ausftattung der einzelnen Monographien, aus denen sich im Laufe der Jahrzehnte dieses Werk aufbauen wird, von dem gewöhnlichen buchhändlerishen Bet: iebe abzusehen uyd zu dem bei Werken ähnlihen Umfanges häufig in Arwendung gebrachten Modus der Subskription überzugehen zwangen.

Neben dieser größten Publikation ging die Fortseßung der im Vorjahre {hon begonnenen „Mittheilungen aus der Zoologischen Station, ein Repertorium für Mittelmeerkunde“ cinher. Die Auf- gabe dieser kleineren Zeitschrift ist: ein Tauschobjekt für die der Station angebotenen oder von ihr erbetenen Akademie- und Gesell- \chafté\c{riften zu besißen, das zualeich zur Veröffentlichung für die eigenen kleineren Arbeiten des wissenshastlihen Stabes der Station und derjenigen unter den fremden Forschern dienen könnte, welche als Nebenresultate der größeren, oft cinen Zeitraum von 3—6 Jah- ren für ihre Vollendung in Anspruch nehmenden monographischen Arkeiten der Fauna und Flora gewonnen werten. Die Herausgabe dieser „Mittheilungen 2c.“ ist aus Rücksiht auf die Budgetverhält- niffe des Institu1s in diesem Jahre wesentlih retardirt woorden.

Als letzte und neueste Publikation der Zoologischen Station ist der „Zoologisce Jahresbericht für 1879" zu nennen. Die großen Schwierigkeiten, einen solhea Jahresbericht so ershöpfend als mög- li, so sabkundig als möglich, so rash als möglich herzustellen, sind in allen Wissenschaften, seien sie rein theoretisch oder angewandter Natur, zu bekannt, als daß fie hier besonders hé¿rvorgehoben zu werden brauchten. Was aker erwähnt werden muß, ist der Umstand, daß die bisherigen Unternehmungen der Art für die Zoologie allzu beträchtlih hinter den bescheidensten Anforderungen zurückbleiben, welche im Interesse des Fortschreitens der Wissenschaft gemacht werden müssen. An der Spitze der Zoologischen Station, des schon jeyt bei Weitem größten aller zoologischen Institute, fühlte der Unterzeichnete lebhafter als vielleiht mancher Ardere, wie das Mißvertältniß zwischen ten biéherigen Jahresterichten (es existiren zwei deutsche und ein cnglisher) und der in progressirem und geradezu außer- ordentlichem Moßstabe wachsenden Literatur von Jahr zu Jahr be- trächtlicher werden und \{ließlich dazu führen müßte, die Bericbt- erstattung gänzlich verkommen zu lassen. Dasselbe Interesse an der gedeiblicea und organisirten Fortentwickelung der Zoologie, das ihn vor 10 Jahien zur Gründung der Zoologischen Station führte, ver- anlaßte den Unterzeihneten auch hier einzugreifen und dur eine neue Organisation, welhe die Gewähr der Dauer und der mit d:n sich \teigernden Anforderungea auch #ch s\teigern- den Leistungskraft in sich tiüge, den Jahreöberichten solche Gestalt zu geben, daß sie ihrer Aufgabe wirclich gerechckÈ wür- den. Da es vor Allem darauf ankam, dur größere finanzielle Ges genleistung die ebenso mükßselige wie undankbare Arbeit des Redac- teurs und der Referenten zu honoriren, so wandte sich der Unter- zeichnete dieëmal an die Königlich italienishe Staatéregierung mit der Bitte, dies neue Unternehmen der Zoologischen Station zu sub- ventioniren. Dieser Bitte ist Seitens des Königlich italienischen Unterrichts-Ministeriums mit Zustimmung des Parlaments, besonders auch im Hizblick auf die vom Deutschen Reiche der Zoologischen Station gewährten Subvention bereitwillig entsprohen und die Summe von 5000 Frs. in das Ordentlich? Budget eingestellt wor- den. Es ift zu hoffen, daß der Absay des W.rkes die übrigen dafür verausgabten Gelder einbringen werde; da die Herausgabe des Buches erst Anfang Dezember erfolgte, so läßt si das Resultat jeyt auch noch nit annähernd ermessen.

Liegen in diesen drei periodischen Schriften unmittelbare Resul- tate der wissensbaftlihen Wirksamkeit der Zoologischen Station vor, so darf nit unterlassen werden, zu ders:lven Kategorie diejenigen Publikationen zu rechnen, welcce in anderen deutswen und ausiän- dischen Jorrnalen zwar veröffentlicht, aber in den Rävmen und mit Benutzung der Forshurgsmittel der Zoologischen Station erarbeitet werden.

Ueber die mittelbare Förderung, welche das wisseaschaftlih-zoolo- ische Leben durch die Zoologisbe Station erfuhr, giebt cine Tabelle

Rue kuntt, die in Anlage 4 unterbreitet wird. Sie enthält eine Uebersicht über das Forshungêmateriol an fkonservirten Seethieren, welches an europräishe und außereuropäische Latoratorien, Museen ur.d Privatgelehrte versandt worden ist. Dieser Zweig der Thätigkeit des Instituts, welcher das Interesse fast aller bedeutenderen Labora- torien und Museen an den dauernden Bestand und die gesteigerte Kraftentfaltung der Zoologischen Station bindet, hat zwar gegen das Vorjahr keine Steigerung crfabren, \sih aber auf ziemli gleicher Höhe erbalten, ein dcutlier Beweis, daß seine Funktionen mit dem wisserschaftlihen Gesammtleben der Zoologie sib lebhaft ver- binden.

Der vor zwei Jahren begonnene Verduch, durch Herstellung mikroskopisher Präparate von Seethieren wissenshaftlie Interessen mit den finanziellen der Zoologisden Station zu verbinden, erlitt durch den plôtlichen Tod des mit der Leitung dieses neuen Depar- tements biauftragten Hrn. Frit Meyer eine traurige Unterbrewhung gerade in dem Augenblicke, in welhem dur Versendung in be- ihrärfktem Kreise des ersten Verzeichnisses der hergestellten Prä- parate der Absatz derselben die Zoologise Station für die aufge- wend«t.n Mittel uud Kräfte hätte entscädigena sollen, Doch laffen die biékher eingelaufenen Austräge hoffen, dat, sobald die Reorgani-

satioz dieses Departements die Verbreitung des Verzeichnisses in weitere Kreise gestatten wird, die finanziellen Eiträge dem ganzen Institute vortheilhaft fein werden.

Im Hinblick hierauf is eine Reorganisation des gesammten Beamtenstandes der Station erfolat.

Zu den vergleihsweise günstigen finanziellen Ergebnissen des Vorjahres hat natürlich in eister Linie die Subvention beigetragen, welche Seitens der Reichéregierung der Zoologischen Station bewilligt worden ist. Ferner sind der Station Geschenke zugeflossen. So hat Mr. Charles Darwin Hundert Pfurd Sterling geschenkt, um dafür Instrumente oder Bücher anzuschaffen; Hr. William Siemens in London hat Fünfzig Pfund gespendet zu beliebiger Verwendung; die Royal Society in London hat zur Unterstüßung der Publikationen gleichfalls Hundert Pfund votirt. Die Herautgabe des ersten Bandes der „Fauna nud Flora“ ist Seitens der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften durch G:währeng von 2000 Æ wesentlich er- leihtert worden, und die erfolgreice Wendung, melche die Subskrip- tion auf dies große Werk genommen, und die es erlaubt, mit aller Kraft die Herstellung weiterer Monographien zu besorgen, ist zum großen Theile dur die Begünstigung zu erklären, welche den Unter- nehmungen der Zoologischen Station aus Allerhöchsten und Höchsten Kreisen zu Theil wird. L

Einen nicht geringen Antheil an der besseren ges{chäftlichen Lage hat aber auch der Umstand gchatt, daß die Einnahmen tes Ag:ariums eincn Löôbheren Stand erreichten, als in irgend einem der WLorjahre. Auch im laufenden Jahre scheint die Steigerung anzuhalten, uad er- weckt die Hoffnvng, daf, wenn nicht große Störungen Krieg, kritische Laze von Handel und Wandel oder Epidemien auftreten, welche den Fremdenverkehr kescränken, auch dies Jahr erhöhte Ein- nahmen des Aquariums bringen werde.

Die Betriebsaus8gaben haben an verschiedenen Stellen eine be- trächtlihe Herabmindeiung erfahren. Durch Verbesserung an der Maschine und Einführung neuer Pumpen hat der Kohlenverbrauch fo abgenommen, daß dur die Ersparnisse die Kosten für die An- \chafang der neuen Pumpen haben beftritten werden können. Der Umbau des Aqgquariums bat zur Folge gehabt, daß seitdem nur eine einzige Scheibe g¿playßt ift, ein Resultat, um das die meisten Aquarien die Zoologishe Station beneiden werden, da eberso große Verluste wie Störungen im Betricbe durch das Platen der gr:ßen Scheiben verursacht werden.

Eine vorübergehende Belastung des Budgets, welche aber durch Betriebsersparnisse in wenigen Jahren auëgeglicen sein wird, ward dur die Holzbekleidung des Dampfers berbeigef hrt. Der sogenannte aemishte Bau cine zolidicke Holzumk!eidung des ursprünglich aus Stabl und Eisen gebauten Run:pfes hat den Vortheil, daß die Gefahr des Mosters vermieden wird und die cbenso zeitraubende wie kostspiclige Operation des Streichens mit Oelfarke auf ein Mini- mum reduzirt werden kann. Zugleich hat der Dampfer an Seetüchtig- keit sehr wesentli gewonnen. Für den Rath, diesen Umbau vorzu- nchmen, ist die Zoologisbe Station Hcrrn William Siemers aus London verpflichtet. Der Umbau selbst geschah im Arsenal der Kö- niglih italienischen Marine ¿zu Neapel unter Leitung des Ingenieurs der Zoologischen Station, Herrn von Pete1ssen. Es gereicht mir zu großer Freude, wiederholt aussprechen zu können, mit welcher außer- crdentlicen Liberolität die Königlich italienishe Marine in jeder Weise die Zcologische Station unterstüßt, wie sowohl das Ministerium selber, als auch viele Admiräle unv böhere Offiziere das Gedeihen der Arstalt zu ihrem persönlichen Interesse machen und lebhaften An- theil an unseren Bestrebungen nehmen. Dies wird auch dur den Umstand bewiesen, daß seit ¡wei Jahren der Zoologischen Station ein vollständiger Taucherapparat geliehen worden ift, mittelst dessen wir sehr zahlreiche Taucherexkursionen an vcrshiedenen Stellen des Golfes bis zur Tiefe von 39 m vorgenommen habèn, welche besoaders für die Erfocichung boiagi’cher Verhältnisse von beträchtlicher Be- deutung geworden sind.

Seit dem Abs{luß der Umordnungen, die durch die Aufstel- lung der pergamenishen Bildwerke erforderlich wurden, ist die Antikensammlung der Königlihen Museen dem Publi- kum wieder in ihrer ganzen Auédchnung zugänglih gemacht worden. Neben jenem bedeutendsten Zuwachs aber, dir ihre ganze Physiog- nomie umgestaltet, hat sie inzwischen auch noch einige weitere Bcrei- cherungen erfahren, von denen drei unter sich sehr verschiedcnartige Satyrdarstellungen von besonderem Interesse sind. In der kleinen, bis auf den Kopf und die emporgeßobenen Armc fast tadellos erhal- tenen Figur eines auf ten Fußspiten tanzend einherschreitenden, den bochaufgericteten \{chlanken Körper mit straffster Ausspannung der Muskeln rach links hin drehenden Satyrs erwarb die Galerie eine trefflich gearbeitete Nachbildung einer im Alterthum keliebten und mehrfach fTopirten Statue aus alexandrinisher Zeit, deren befanntestes CEremplar das berühmte der Villa Borghese ift, Ihr gesellt sich, in dem entgegengeseßten Flüzel des Hauptsaals aufgestellt, der bis auf die Hüsten erhaltene Torso eines dicken, zotti- gen Silens mit bekränztem bärtigen und runzligen Kopf, ein Werk, das ih in der Erscheinung der Gestalt an eine auf der antiken Bühne übliche Darstcllungtform anlehrt und troy der an der Vorder- seite ziemli verwitterten Oberfläche des Marmors durch die natu- ralistisde Frische ciner allerdings mehr derben als feinen und sorg- samen Bebandlung fesselt. Noch bemerkenêwerther ist endlich die \hône in Rosëo antico gemeifelte Satyrherme, die eiuen Play in dem bis vor Kurzem verschlossenen griewischben Kabinet gefunden hat. Sie zeigt in den Fo1men des langbärtigen Kopfes mit der eingedrüdck- ten, neben der rorgest obenen unteren Gesichtshälfte fast vershwin- denden Stirn und den geöffneten breiten Lippen die deutlihsten An- klärçe an das Volkégesicht, das dem Trpus zu Grupnde liegt, zugleich aber au die edelste und flilvollste Auffassung dieser halb thierischen Bildung und eiue sein empfundene, außerordentlih auédruckévolle Gharaftz;risftik,

Der urter dem Protektorat Jhrer Kaiserlichen und K ö- niglihen Hoheit der Kronprinzessin stehende Lette-Ver- ein zur Förderung der Erwerbeöthätigkeit des weibli- chen Gescblechts hielt am Mittwoch Ab?:nd unter zablreicher Betheiligung in seinem cigenen Hause (Königgräyerstraße 90) seine ahreêversammlung ab. Dem von der VWVereines@rift- führerin Jenny Hirsh erstatteten Geschäftsberiht is Fol- gendes entnommen: n n _ M n v 2 V storbenen Frl. Louise Abegg fiel dem Vercin ein Legat von 3000 M, ron dem Frl. Auguste Heilmann ein Legat von 150 F und end- lich von dem verslorbenen Kaufmann Siegfried Behrend ein Legat von 300 # zu. Im November 1889 erhielt die Vorsitzende des Lette-Vercins vom Kultus-Minister den Auftrag, nah S{blesien zu reisen, sid über die Spiyen - Industrie des Riesengebirges zu infor- miren und Vorschläge zu machen, wie dieser für jene Gegend so wich- tige Industriezweig ¿zu heben sei. Frau Schepeler-Lette hat sib dem Austrage unterzogen und nach ibrer Rückehr dem Ministerium Bericht erstattet. Den Schneiterunterriht besuchten im ve. gangenen Jahre 341, den Putzunterriht 128, den Handarkeitökursus 196, den Hand- arbeiterlehrerinncn-Kursvs 43, die Kunstarbeits\schule 66, den Näh- maschinen-Unterrict 24, den Blumenmacherinnen-Kursus 7, den Kocbunterricht 42, ten Wast- und Plättkursus 109, die Handels- \cule 82, den Sprac(hkursus 21, die Zeicbenshule 67 und den Mo- dellirkursvs 5 S{ülerinnen, Von diesen erhielten 131 Schüle- rinnen ganz freien Unterriht und die Hälfte. Im Victoriastift wohnten 1880 210 Damen.

den Uebershüssen der Subskriptionébälle im Königl. Opernhause im Jahre 1879 1300 A und im Jahre 1880 1200 M überweisen zu lassen. In enger Verbindung mit dem Victoriastift stebt das Damen- Restaurant des Lettehauses, in welhem avßer den Pensionärinnen des Victoriastists tâglih noch 70 kis 80 Damen zum Preise von 75 4, im Abonnement 60 A, gut und reihlich zu Mittag speisen. Dur das Arbeitsrachwreise- bezw. Stellenvermittelungéburau des Vereins er-

bielten 671 Damen theils seslte Stellvngen, theils Beschäftigungen. Die Stellengesuche betrugen 3289, die Stellenangebote 1344; den

| mehr als jeßt zur Geltung gebraht werden würden.

34 Ermäßiaungen um |

Se. Majestät der Kaiser batten die Gnade, dem Victoriastist aus | deutsden Gesanges, [peziell des

| Berlîig:

vielfachen Anfragen nach Dienstmädchen konnte nur in den wenig- sten Fällen Genüge geleistet werden. Es wurden angestellt 262 Lehrerinnen, 162 Bonnen und Stügzen der Havsfray 86 Kindergärtnerinnen, 48 Wirtbshafterinnen, 33 Komtoristinnen u. \. w.- Der Victoriabazar erhielt in der Zeit vom 1. Januar 1879 bis 1. Januar 1881 2862 Bestellungen. Jn der in der Ritterstraße 47 belegenen Seßerinnenschule des Lettevereins, die mit der „Berliner Buchdruckerei-Akticr.gesells&aft“ in engster Ver- bindung fteht, wurden am Slusse des Jahres 188) 30 Secygerinnen beschäftigt. Im Jahre 1879 vertheilte die erwähnte Aftiengesellschaft 5 %/9 Dividende und ist eine sfolche auch für das Jahr 1880 feftgeseßt worden. Seit dem 1. April 1880 hat die Vereinédarlehnskasse 29 Darlehne auszegeben. Ja demselben Zeitraum find auf Abzahlung 36 Nähmaschinen ausgegeben worden, Die Gesammtzabl der Schülerinnen der Fortbildungs {u le dez Lettevereins betrug 1880 346. Durch die Gnade Jhrer Majestät der Kaiserin, welhe Weihnachten 1879 100 #, Weihnachten 1880 75 M spendete, war es mögli, den Weihnachts- abend für diese Schülerinnen besonders freundlih zu ges stalten. Auch die \tädtiswen Behörden bekundeten ihr Jaterese für die Fortbildungs\{hule durch eine Subvention von 1360 4 pro anno, Die Wasch- und Plättanstalt wurde im vergangenen J1hre von 100 Schülerinnen besucht. Die für Private übernommene Wäsche brachte im Jahre 1880 4950 ein. Durch eine Kommission wird der Plan für eine Dienstmädcheaschule, die mit einem Heim für Arkciterinnen und Dienstmädchen verbunden werden soll, ausgearbeitet. DieseSchule soll unter Oberleitung des Lettevereins stehen, ober in eincm befonderen Hause untergebracht und gesondert verwal- tet werden. In der Hauptkasse des Vereins befanden sih am 1. Jg- nuar 1881 2428 M4. 80 &§. Der Verein würde seire Thätigkeit noch weiter auédehnen, wenn es ihm nicht an Geld fehlte. Die Zahl dec Mitglieder hat sich mieder in beträchtlicher Weise vermehrt ; troßdem ift in vielen Zweigen der Vereinsthätigkeit ein Defizit vorhanden. Der Verein hat auf der Berliner Ge- werbe-Zusfiellung 1%79, an welher er sih. durch Arbeiten seiner Schulen und Institute betheiligt hat, ein Diplom erhalten; es ift dics die vierte Auszeichnung, welche der Letteverein auf Aus- stellungen erhaltzn hat. Der Verein hat nah Sydney und Mels- bourne Statuten, Rechenschaftsberihte und Proaramme gesendet. Das Leitehaus wird als der Mittelpunkt, als die Mutteranstalt für alle ähnlichen Bestrebungen in ganz Deutschland betrachtet. Die Zahl der Besucher aus fremden Ländern, die Zabl der Anfragen, die brieflich aus weiter Ferne eingehen, wächst von Jahr zu Jahr.

In den beiden leßten Nummern (2 und 3 XIX. Jahrgangs) der Gewerbehalle, Oraan für den Fortschritt in allen Zweigen der Kunstindustrie (unter Milwirkung bewährter Fahmänner redigirt von Ludwig Eisenlohr urd Carl Weigle, Architekten in Stutt- gart. Verlag von Engelhorn daselbst), finden unsere Kunstgerverbetreibenden wieder cine Anzabl sehx nawahmenswerther Musterblätter, denea ges{mackoolle Erzeugnisse deutshen Fleißes zu Grunde liegen, Von gediegenfster Vornehmheit i in der F-bruarnummer namzätlich ein von dem Hof-Möbelfabri- kanten Anton Pôssenbaher in München entworfenes Wohnzimmer ; von ges{mackvoller Erfindung die _in edlem Renaissancestyl gehaltenen Entwürfe zu dem Kapitäl und Schilde eines Pfeilers (von den Ar- citekten Kayser und ven Großhe‘m in Berlin). Vieles Nachahmens- werthe enthaiten auch die mitgetheilten deutshen Beschläge des 15,, 16. und 17. Jahrhunderts, ar8geführt von der bewährten Kunst- \{mied:firma Eduard Puls in Berlin. Eine Fülle ornamen- taler Vorbilder kietct der forgfältig nah dem Original aufgerommene prachtvolle Bischofsthron im Chore des Domes zu Siena (von Bartol. Negroni, gen. Riccio, aus dem Jahre 1569); auch die reich erfundenen eingelegten Holzornamente von Ihne und Stegmüller in Berlin düiften vielfältiger Verwendung sicher sein. In dem Märzhefte trcten besonders die von C. Beck in Stuttgart erfundenen, vom Königlih württembergischen Hüttenwerk Wasser- alfingen ausgeführt:n finnreihen Embleme aus Gußeisen vortheilhaft hervor, aber auch der von Kayser und von Großheim entwoifene, in der Kunstmöbelfabrik von Mar Sulz cben hierselb ausgeführte Stwrank if als beahten8werthes Erzeugniß heimishen Gewerbe- fleißes zu nennen. Von älteren mitgetheilten Musterstücken ver- dienen ein Kronleuchter aus der Aegidienkirhe in Lübeck (von 1618) und eine in Farbendruck reproduzirte eingelegte Tischplatie aus Ulm (Anfang des 17. Jahrh.) Erwähnung. Neben diesen deutschen Musterstücken fehlte es natürlih auch diesmal nicht an eleg:nten Stücken aus Paris und Brüssel.

Der „Köln. Ztg.“ wird durch ein Telegramm ihres Spezial- Berichterstatters aus Casamicciola gemeldet: Der Ecdstoß war lokaler Natur ; die Verwüstungen b. \chränken si auf den oberen Theil der Stadt, dort aber waren die Wirkungen des gewaltigen Naturereig- nisses auch gräßlich : der ganze Stadttheil ift zerstört, die Häuser und Mauern liegen, wie von «ciner Ricsenhand ge\schüttelt, in bunter Ver- wirrung da. In den Stadttheilen Piazitta und Purgatorio be- deckt ein gewaltiger Steinhaufen die Straßen in allen Richtu- gen. Die ganze große Verwüstung if dur den erften Ecdstoß verursacht, der am 4. März 1 Uhr 5 Minuten Nachmittags stattfand. Um diese Stunde weilte die Mehrzahl der männlichen Einwohner auf dem Felde; in ten Häusern waren fast nur Weiber und Kinder. Vorzugéweise sind daher diese dem Unglück zum Opfer gefallen. Ge- storben sind bis jeßt 115, {wer verleßt 89, vermißt werden un- aefähr 15; geftern wurde ein roh lebender Kn3be aus den Trümmern herausgezogen. Die Bewohner d:¿s verwüfteten Stadttheils sind in den Gärten und auf den ers unter Zelten unterzebraht. Sol- daten sind beschäftizt, die Dcdnung wieder herzustellen.

Victoria-Theater. Um wiederholt an die Direktion gerih-

| teten, dringenden und vielseitigen Ersuchen zu entsprechen, hat si

Hr. Direktor Hahn entschlossen, für die kurze Zeit, in welchec die eSchaygräber“ noch zur Aufführung gelangen können, und zwar von morgen, Sonnabend, an, ermäßigte P reise eintcetea zu lassen.

Gestern, am 10. d. M18, gab im Krollshen Saale die

actjährige Klavier-Virtuosin Jlona Eibenschüht ihr erstes Konzert unter Mitwirkung des Frl, Carlotta Elliot und des Violinisten Hrn. Jos. Kotek. Die Leistungen der kleinen Pianistin waren die her- vorragendsten des Abends, Sie spielte mit verständnißvollem Vor- trage, weichem und doch markigem Anschlage und tadellosec Technik zuerst den 1. Saß aus dem D-woll-Konzert von Mozart, dann noch diècen von Beethoven, Bab, Chopin und Mendelssohn und errang ih damit den wohlverdienten, lebhaften Beifall des zahlrei ver- sammelten Publikums. Hr. J. Kotek spielte einige Violin-Sachen mit guter Technik. Die Sängerin des Abends, Frl. Elliot, Schülerin von Lamperti sen. in Mailand, besißt einen woklklingen- den, angenehmen Sopran, dessen Vorzüge bei ein.m längeren Ver- weilen in der Schule dieses berühmten Gesanzkmeisters wohl noch Wir hörten zuerst die bekannte Arie aus dem „Barbier“ (Rossini): „Una voco poco fa“, Abgesehen von einem flôörenden Gaumenton wurden die Läufe und kleinen Verzierungen dieser graziösen Arie nicht klar, son- dern verwisht zu Gehör gebrawt. Später sang Frl. Elliot einige deutsche Lieder, die sie mit ziemli deulliher Auésprache (die Dame ist Ausländerin und bält sich jett bier in Berlin zum Studium des iedergesanges auf), aber obne tiefere Empfindung und im Uebrigen nicht abgerundet genug vortrug.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner, Fünf Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichs-Anzei

Erste Beilage ger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 11. März

„Ag G0.

Königreich Preufßen.

Privilegium

wegen Ausgabe auf den Inhaber lautender Stadt- Anleihescheine der Stadt Bielefeld im Betrage von 1250000 A vom 14. Februar 1881,

Wir W ilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem der Magistrat der Stadt Bielefeld im Einverständnisse mit der A P daselbst darauf angetragen hat, der Stadt zur Abtragung der seitker von der Stadt angeliehenen Kapitalien die Aufnabme eines Darlehns von Einer Million Zwei- bundert und Fünfzig Tausend Mark durch Auëgabe von Stadt-An- leibescheinen zu 4% zu gestatten, ertheilen Wir der Stadt Bielefeld gemäß §8. 2 des Gesezes vom 17. Juni 1833 (Geseß - Sammlung Seite 75) durch gegenwärtiges Privilegium zur Auégabe von Einer Million Zweihundert und Fünfzig Tausend Mark auf jeden Inhaber lautender, mit Zinésceinen versehener Stadt-Anleiheseine, welche nach dem anliegenden Muster in folgenden Abschnitten:

1 150 070 M zu 500 Æ, 100 000 M zu 200 M,

anzufertigen, mit 4 Prozent jährli zu verzinsen und von Seiten der Gläubiger unkündbar na dem festgeseßten Tilgungfplane dur Ausloofung oder Ankauf vom Jahre 1881 ab mit wenigstens Cinem und einem halben Prozent des Kapitalbetrages der ausgegebenen An- leihescheine und der Zinsen zu vier Prozent der bereits zurückgezahlten Beträge zu tilgen sind, mit Vorbehalt der Rechte Dritter, Unsere landes- herrlicve Genehmigung. Die Ertheilung erfolat mit der rechtlihen Wirkung, daß ein jeder Inhaber dieser Anleibescheine die daraus hervorgegangenen Rechte geltend zu machen befugt ist, ohne zu dem Nachweise der Uebertragung des Eigenthums verpflichtet zu fein.

Durch vorstehendes Privilegium wird für die Befriedigung der Inhaber der Anleihescheine eine Gewährleistung Seitens des Staates nicht übernommen. 2 :

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und keigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Berkin, den 14, Februar 1881.

L, 8, Wilhelm v. Bismarck. Gf. Eulenburg. Bitter.

Regierungsbezirk Minden.

Anleiheschein

der Stadt Bielefeld. Buchstabe N

Provinz Westfalen.

Ausgefertigt auf Grund des landesherrlichen Privilegiums vom 14. Fe-

bruar 1881. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Minden

für 188 . Stück . .. Seite... und Geseßz-Sammlung für 188 . Séöite . ¿laufende Ar.

Der Magistrat der Stadt Bielefeld beurkundet und bekennt bierdurch, daß die hiesige Staktgemeinde dem Inhaber dicses An- leibesheines die Summe von . . . . Mark, geschrieben Mark verschuldet. E i -

Diese Schuld, welche Seitens des Gläubigers nicht gekündigt werden kann, bildet einen Theil der dur das oben angezogene Allerhöchste Privilegium in Höhe von 1250000 Æ genehmigten Anleibe. ; .

Die Rücftzablung erfolgt nad Mafgabe des genebmigten Til- gungéplanes vom 1. Oktober 1881 ab aus eincm Tilgungsftocke, welcher mit wenigstens einem und einem halben Prozent des Kapital- betrages der ausgegebenen Anleihescheine und den Zinsen zu vier Prozent der bereits zurückgezahlten Beträge gebildet wird; die Stadt behält sch indeß das Recht vor, den Tilgungsstock zu verstärken, oder auch sammtliche noch im Umlauf befindlihe Schuldverschreibungen auf einmal zu kündigen. i E :

Dic Folgeordnung der Einlösung der Antbeilschzine wird tur das Loos bestimmt. :

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termivs, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht.

Diese Bekanntmachung erfolgt ses, drei, Monat vor dem ablungétirmine in tem Dentschen Reichs- und Preußischen Staats-Anzeiger, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Minden, der Kölnischen Zeitung und den in Bielefeld täglich erscheinenden Blättern. Gebt eins dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von dem Magiftrate in Bielefeld mit Genehmigung der Königlichen Regierung zu Minden ein anderes Blatt bestimmt. i

Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in hbalbjährliden Terminen, am 1, April und 1, Oktober, mit vier Prozent jährli verzinst.

Die Autzahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen tlofie Rückgabe der ausgegebenen Zinsscheine, beziehungsweise dieses Anleihescheines bei der Kämmereikafse zu Bielefeld, und zwar auch in der nach dem Eintritte des Fäligkeiistermins folgenden Zeit.

Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleiße- seine sind au die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fällig- keitätermine zurückzuliefern. . |

Für die fehlenden Zinsshcine wird der Betrag vom Kapital ab-

ezogen. , N Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rückzahlungätermine niht erhoben werden, sowie die innerbalb vier Jahren nah Ablauf des BNERNS in welbem sie fällig geworden , nit erhobenen Zinsen, verjähren zum Vortheil der Stadt.

Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder ver- nicteter Anleibescheine erfolgt nah Vorschrift der §8. 838 und ff. der Civil-Prozeß;-Ordnung für das Deutshe Reih vom 30. Januar 1877 (R. G. Bl. S. 83) beziehungsweise nah §. 20 des Ausfüh- rungsgesches zur Deutschen Civil-Prozeß-Ordnung vom 24. März 1879 (G. S. S. 281). Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll Demjenigen, welcher den Ver- lust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei dem Magistrate anmeldet und den stattgehabten Ley der Zinsscheine durch Vorzeigung des Gul eLei Gens oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nah Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin anderweit nit vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden. Mit diesem Anleihescheine sind wanzig halb- jährliche Zinsscheine ausgegeben. Die ferneren Zinsscheine werden für jünfjährige Zeiträume autgegeden werden. :

Die Ausgabe einer neuen Neibe von Dn erog bei der Kämmerettasle zu Bielefeld gegen Ablieferung der, der älteren Zin:6scheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anwei- sung erfolgt die Aushändigung der neuen Zioëscheinreiße an den

zwei und cinen

Zur Siwerheit der hierdurch eingegangenen Verpfliktungen haftet die Stadt Bielefeld mit ihrem gesammten Vermögen und ihrer Steuerkcaft.

Urkundlich ausgefertigt.

Bielefeld, den

Beigeordneter. Rathsherr. Hierzu sind die Zinëscheine Nr. . . bis einsc{lief- lih Nr. . .. nebft der Anweisung zur neuen Zint scheinreiße ausgegeben.

Ober-Bürgermeister. Kontrolbuch Seite . . Nr. ..

Kämmereikassen-Rendant.

Provinz Westfalen. Ee Minden. ¿e Mee Zinsschein Nr über . .. . Mark Z des Bielefelder Stadt-Anleihesheins Buchstabe . . Nr über . .. . Mark.

Inhaber dieses Scheins empfängt gegen dessen RNückzabe am 1. April (bezw.) 1, Oktober 18 . . die Zinsen des vorkenannten Stadt-Anleihescheins für das Halbjahr vom . . ten Ie e Ten j Mark . . . Pf. bei der Kämmerei- kasse zu Bielefeld.

Bielefeld, den ..

Ober-Bürgermeister. Ratbét herr. Kontrolbuch

Seile 7, Nr. « +

Kämmereikassen-Rendantk.

Dieser Zinsschein wird ungültig, wenn dessen Geldbetrag nit innerhalb vicr Jahren nah Ablauf des Kalenderjahres, in welchem er fällig geworden, erhoben wird. i e

Anmerkung. Die Unterschriften des Magistrats-Dirigenten und der Magistrats-Mitglieder können mit Lettern oder Facsimile- stempeln gedruckt werden, dech muß jeder Zinsschein mit der eigene bändigen Unterschrift des die Konirole führenden Beamten versehen

werden. i Provinz Westfalen. Regierungsbezirk Minden. Anweisung - zum Stadt-Anleihescin der Stadt Bielefeld Buhhstabe .... N S Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rücgabe zu dem cobigen Anleihescheine der Stadt Bielefeld die .…ff, te Reihe von Zinéscbeinen für die fünf Jahre 18 .. bis 18 (, Vet Der Kämmereikasse in Bielefeld, sofern niht rechtzeitig von dem als solchen sich auêweisenden Inhaber des Anleihesheins dagegen Wider- sprucb erhoben wird.

Bielefeld, den . . ten

Beigeordneter.

Ober-Bürgermeister. Beigeordneter. Rathsherr.

Kontrolbuch

Kämmereikasseu-Rendant. i -

Anmerkung. Die Unterschriften des Magistrats-Dirigenten und der Magistrats-Mitglieder können mit Lettern oder Facsimile- stempeln gedruckt werden, do muß jede Anweisung mit der eigen- bändigen Unterschrift des die Kontrole führenden Beamten versehen werden. : :

Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen NBlattbreite unter den beiden leßten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrudcen :

. « «ter Zinsschein.

. . «ter Zinsschein.

Anweisung.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 11. März, Jm weiteren Ver- laufe der gestrigen (12.) Sißung trat der Reichstag in die Berathung der neunten Denkschrift über die Aus- führung der Münzgeseßgebung in Verbindung mit dem mündlichen Bericht der A über Peti- tionen bezüglih des Münzwesens ein. :

Namens Tes Kommission referirte der Abg. Dr. Witte (Rostock). Es seien im Ganzen 8 Petitionen eingegangen ; die Kommission habe geglaubt, in eine materielle Debatte nit eingetreten zu sollen, sondern bringe den Znhalt der Pe- titionen nur nachrihtlich zur Kenntniß. Die Petition des Partikuliers Cauer aus Rogasen beschäftige sih nur mit theo- retishen Auseinandersezungen über die Natur des Geldes und {ließe mit dem Vorschlag einer internationalen Münz- konferenz, die ein „natürlihes“ Geldsystem ausfindig machen solle, Sechs andere Petitionen verlangten Rüdkehr zur Doppelwährung ; eine leßte, ganz abseits stehende, wolle zwar im Prinzip an der Goldwährung festhalten, besürworte aber die Ausprägung einer silbernen Münze im Gewicht von 25 Gramm (4 Markstück). Die Kommission beantrage, diese aht Petitionen dur die Debatte über die Denkschrift, respek- tive durch die dazu gefaßten Beschlüsse für erledigt zu er-

n. - T7 Eer Abg. Freiherr von Mirbach erklärte, die Denkschrift sage Seite 5: „für Rehnung des Reiches sei während des Jahres 1880 Gold nicht angekauft worden“, d. h. die Silber- derfäuse seien sistirt, Das sei der Punkt, der das Haus wohl ausscließlich interessire, bei dessen Besprehung er und die auf seinem Standpunkt stehenden Abgeordneten sich natürlich im Interesse der Position der Reichsregierung zu der bevor- stehenden Münzkonferenz eine gewisse Reserve auferlegen müßten. Er bitte aber den Abg. Bamberger, seine Aus- führungen niht wieder mit dem vershuldeten Grundbesit in Zusammenhang zu bringen; denn die Währungsfrage inter-

Inbaber des Anleiheschcias, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig ge- iehen ift,

essire nit blos den Grundbesitz, sondern die ganze nationale

ÉESSE, Produktion. Jn der vorigen Session habe der Abg. Bamber- ger die Agrarier als Partei in der Münzgeseßgebung bekämpft. Das müsse er entschieden zurückweisen. Er habe felbst bei den Agrariern zuerst die Jdee angeregt und sei über ihre Stimmung sehr genau informirt. Nicht alle Herren ständen auf seinem (des Redners) Standpunkte, und die Frage sei in fehr viel weitere Kreise der ländlihen Bevölkerung gedrungen als in die ver- hältnißmäßig eingeshränkten Kreise der Agrarier. Fn der vorigen Session habe der Abgeordnete Bamberger gesagt, also er bleibe bei seiner Anschauung, die generellen Gesichtspunkte des Abg. von Mirbach seien fals. Der Ausdruck „Anschauung“ zeige von vieler Cour- toisie, für die er dankbar sei, aber widerlegt habe dcr Abg. Bamberger ihn (den Redner) nicht, weil derselbe es nicht ge- konnt habe. Sympathisch berühre es ihn, daß in dieser Frage von einem politishen Parteistandpunkt nicht die Rede sein könne, die Friktionen, welche die Verschiedenartigkeit der poli- tishen Standpunkte erzeugten und welche zum großen Theil den sahlihen Jnhalt absorbirten, fielen hier ganz fort. Diese Frage sei für alle Theile des Hauses diskutirbar, und er ver- stehe nicht, wie man einen politischen Parteistandpunkt in deren Diskussion hineinbringen wolle. Fn einem Artikel der „Tribüne“, dem der Abg. Bamberger nahe stehen solle ex wisse es nicht imputire man ihm das; er müsse das auf das Ent- schiedenste zurückweisen. Er stehe auf dem bimetallistischen Standpunkt aus voller Ueberzeugung und nicht aus Parteirücsihten. Auf das weite Gebiet der Gold- und Doppelwährung in gleih umfassender und belehrender Weise einzugehen, würde niht am E sein. Aber das werde man ihm zugeben müssen, daß seit vielen Jahren die Be- wegung gegen die weitere Durchführung der Goldwährung in weite Kreise mit erhebliG wachsender Jntensität einge- drungen sei, weil man die Gefahren erkannt habe, die in der weiteren Durchführung lägen, und er freue sich, zur För- derung dieser Bewegung beigetragen zu haben. Die Kräfte des Reichstags hätten sich in dieser Frage nur in gewissem Sinne gemessen, eine prinzipielle Entscheidung sei noch nicht herbeige- führt ; ob es zweckmäßig sei, sie in der heutigen Lage herbeizufüh- ren, lasse er dahin gestellt. Er habe sih darüber noch nit s{hlüssig gemacht, aber es habe allerdings impliciie der Reichstag in einer Sitzung, in der derselbe nicht beschlußfähig gewesen sei, doch die verschiedenen Strömungen zum Durchbruh gebracht, als es sich um die Vecweisung des Geseßentwurfs wegen Aus- prägung der Scheidemünzen an eine Kommission gehandelt habe. Der Beschluß der Ueberweisung sei dann durh ein vollzähliges Haus umgestoßen. Die erstz allerdings formell nicht gültige Majorität habe sih gewissermaßen mit ihm gegen die Durhsührung der Münzgeseßgebung erklärt. Der Abg. Bamberger habe im vorigen Jahre gesagt, daß der Preis des Geldes so niedrig sei, seit Deutshland die Goldwährung habe. Diese Behauptung fei absolut unrihtig. Jn den vier- ziger Jahren, als in Deutschland von der Goldwährung noch niht die Rede gewesen sei, hätten die vierprozentigen Pfandbriefe, die mit den preußishen Staatspapieren etwa denselben Cours hätten, erheblich über Pari gestanden. Da- von sei heute keine Rede mehr. Sei jene Behauptung des Abg. Bamberger aber unrichtig, so habe man allen Grund, auch die übrigen Ausführungen des Abg. Bamberger einer vorsichtigen Kritik zu unterziehen. Derselbe habe wiederholt von einer Silberwährungspartei gesprochen; eine folche gebe cs heute niht mehr. Wenn es überhaupt Parteien in dieser Beziehung gebe, so könne man nur von einer Goldwährungs- partei und einer bimetallistishen Partei sprehen. Seine (des Redners) Ansicht über die s{chwebende Frage gehe dahin, daß es unmöglih sei, auf der Demonetisirung des Silbers zu beharren, und an die Stelle der vielen Hunderte und Tau- sende von Millionen Silbers, die in den verschiedenen Län- dern cirkulirten, Gold zu seßen. Thue man dies dennoch, so komme man zu einer Goldknappheit, zu einer Krisis ohne Gleichen, Schon jeßt, wo die reine Goldwährung in Deutsch- land noch gar nicht durähgeführt sei, sondern nur in England existire, wo also das Gold noch lange nicht so in Anspruch genommen sei, als die Anhänger der Goldwährung es wollten, schon jeßt entstehe eine Jagd nah dem Golde, und um das Gold zu erhalten, fänden Diéskontoerhöhungen statt, welche aus den Handel und die Jndustrie den shädlihsten Einfluß ausübten. Der Bankpräsident von Dechend habe noch neulih gesagt: „Als er geschen habe, daß 5 Proz. niht reichten, }ei der Diskont auf 51/2 Proz. heraufgesezt und die Folge davon sei auch diesmal wieder gewejen, daß die Wewhsel erheblih gefallen und jede Sorge um Geld mit einem Schlage beseitigt gewesen sei. Bei einer andern Ge- legenheit habe der Bankpräsident von Dechend ausdrüdlich erklärt, daß dur die Diskonterhöhung das sichtbare Bestreben anderer Länder, das deutshe Gold für ihre Zwedcke durch fünstlihe Operationen nußbar zu machen, sofort durhkreuzt sei und der Abg. Bamberger habe seine Anerkennung darüber ausgesprochen, daß man dur die Hinaufshraubung des Diskontsaßes das Gold geshüßt habe. Ec betone aus drüdcktlih, daß es nicht Privatbestrebungen, sondern die Be- strebungen anderer Staaten gewesen seien, welche das deut}che Gold für sich nußbar zu mahen suhten. Welche Konsequenz würde nun eintreten, wenn niht nur Deutschland, sondern auch eine erheblihe Zahl anderer Länder den Verfu machte, die reine Goldwährung einzuführen. Das sei einfach unaus- sührbar, weil das dazu erforderliche Gold nicht da sei. Schon ein Versuch in größerem Maßstabe würde eine Weltkrisis her- beiführen. Der Abg. Bamberger habe bei Berathung des Münzgeseßes ausgeführt, daß das Verhältniß zwischen Gold und Silber dauernd wie 1:15!/z sei, und wenn es auh durch Kriege, Baumwollenkonjunkuren, beson ere Ausbeute in Kalifornien u. dergl. vorübergehend gestört worden, doch immer wieder hergestellt sei. Derselbe habe hieraus ge}oigert, daß auch der Uebergang Deutschlands zur reinen Goldwährung dieses Verhältniß nicht erheblich alteriren werde. Was sei aber eingetreten? Das Gegenth:il dieser Behauptung. Oder wolle der Abg. Bamberger etwa das Sinken des Silberwerthes lediglich aus der gesteigerten Produktion Amerikas herleiten ? Nur das einseitige Vorgehen Deutschlands, welches Frankreich ge-

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zwungen habe, seine Silberausprägung einzustellen, habe die