1881 / 63 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Mar 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Dresden betheiligte fih (in Vertretung des behinderten Ober- Bürgermeisters) der Bürgermeister Geh. Justiz-Rath Dr. Rüger an der Trauerfeier. _ R E Württemberg. Stuttgart, 14. März. (W. T. B.) Beim Beginn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer edachte der Präsident Hölder derKatastropheinSt.Peters8- Fes und gab der Versicherung Ausdruck, daß Alles einig sei im Gefühl des Abscheues einerseits und tes Gefühls herz- lihster Theilnahme für die Königin als die Schwester des verschiedenen Kaisers andererseits. Ueber die Art, wie dem Könige und der Königin das Beileid der Kammer ausgedrückt

werden solle, werde er sich mit dem Präsidenten der Ersten Kammer ins Vernehmen seßen. E T R A E r da 2ER n -

Baden. Karlsruhe, 14. März. (W. T. B.) Wegen des Ablebens des Kaisers von Rußland ‘legt der Hof vier- wöchentliche Trauer an. Nah dem Eintreffen der Nachricht von dem Tode des Kaisers Alexander begab sich der Großherzog zu der Prinzessin Wilhelm, geb. Prinzessin von Leuchtenberg, um derselben sein Beileid zu bezeugen. E Nees ist heute Mittag nah Potsdam ab-

ereist. A =,..

Sachsen - Coburg -: Gotha. Coburg, 12. März. (Dr. J.) Jn der heutigen Sißung des Landtags des Her- zogthums Sachsen-Coburg wurde von dem Referenten der A der Berichl erstattet über den Geseßentwurf,

etrefsend die Kontrahirung eines geshlosscnen Anlehens von 4100 000 4 Behufs Umtauschs sämmtlicher auf Gulden- währung lautender Schuldbriefe der gegenwärtig bestehenden Staatsanlehen des Herzogthums Sachsen-Coburg in solche mit Markwährung, wobei erwähnt wnrde, daß ungefähr 500 000 M hiervon als Reservefond verbleiben wür- den, bezügli) deren der Staatsregierung und dem Landtage die Dispositionsbefugniß ausdrüdcklich überlassen wurde. Dem Kommissionsantrage, dem Geseßzentwurfe mit einer geringen Modifikation die verfassungsmäßige Genehmigung zu ertheilen, wurde vom Landtage zugestimmt und hierauf nach Neuwahl des Bureaus und des Landtagsaus\chusses der Landtag im Auftrage des Herzogs vertagt. Bei Erwähnung des oben bemerkten Reservefonds kam auch von Seiten des Abgeord- neten für den Rodacher Bezirk das Projekt der im hiesigen Lande zu erbauenden Sekundärbahn zur Sprache, ohne daß aber in tieser Richtung ein Antrag gestellt wurde.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 14. März. (W. T. B.) Die „Elsaß:-Lothringische Zeitung“ veröffentlicht einen Mini- sterialerlaß an die Bezirks-Präsidenten des Landes, laut dessen den in Elsaß: Lothringen vertretenen Versicherun gs- Gesellschaften der Geschäftsbetrieb fortan nur noch auf Grund landesherrlicher Ermächtigung oder internationaler Vereinbarung mit ihrem Heimathlande zu gestatten is. Den

Vertretern der auswärtigen Gesellschaften, mit Ausnahme der in Desterreih, Belgien, Jtalien, England und der Schweiz domizilirten, welche kraft internationaler Vereinbarungen an- erkannt und zum Geschäftsbetriebe zugelassen sind, ist dan zu eröffnen, daß die Fortseßung ihres Geschäftsbetriebes ü

den 1. Mai d. J. hinaus nicht geduldet werden wird,

er

Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. März. (W. T. B.) Der Kaiser hat eine vierwöchentlihe Hostrauer anläßlich des Ablebens des Kaisers von Rußland angeordnet; der Erz- herzog Karl Ludwig wird sih zu den Trauerfeierlichkeiten nah St. Petersburg begeben. Der Staats - Minister Freiherr von Haymerle hat {hon gestern den öster- reichish- ungarishen Botschafter in St. Petersburg an- gewiesen, das Beileid des gemeinsamen Ministeriums der osterreichiscken und ungarishen Regierung auszusprechen. Die für die nächsten Tage bei dem italienishen Botschafter Nobilant, bei dem Minister Freiherrn von ote und bei dem Minister-Präsidenten Grafen Taaffe anberaumt gewesenen Festlichkeiten wurden abbestelt. Die „Wiener Abendpost“ schreibt anläßlich des Ablebens des Kaisers Alexander: „Ein großmüthiger, hochsinniger und milder Monarhch wurde dem dankbaren Volke entrissen. Die That allein, durch welche er 25 Millionen Unterthanen das Bewußt- ag ihrer Menschenwürde gab, würde hinreihen, um Alexan- er ll, in die Neihe der edelsten Wohlthäter der Menschheit zu stellen. Von tiefem Mitgefühl ergriffen, blickt die Bevölke- rung Oesterreih:Ungarns nach der Hauptstadt des befreundeten Reichs. Möge Alexander I1II. erfüllen, was sein Vater vor- bereitet hat, möge die Entwickelung Rußlands stetig auf jenen Bahnen vorwärts schreiten, welche zu den Zielen wahrer Volks- wohlfahrt, zu reger Mitarbeitershaft an den gemeinsamen Aufgaben des Friedens mit allen Völkern Europas führen.“

Jn der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses legte der Finanz-Minister einen Geseßentwurf über die pro- vijorishe Feststellung des Budgets für den Monat April vor. Bei der hierauf vorgenommenen Präsidentenwahl erhielt Smolka 184 von 339 abgegebenen Stimmen, während auf den Abgeordneten Rechbauer nur 146 Stimmen fielen. Smolka nahm die auf ihn gefallene Wahl dankend an, sicherte die gewissenhaste Verwaltung seines Amtes zu und bat um die Nachsicht und die Unterstüßung des Hauses.

Von gut unterrichteter Seite wird bestätigt, daß in der conférence à quatre bisher von Seiten der bulgari- {en Delegirten keine Aeußerung erfolgt ist, welche eine Ab- lehnung der Verpflichtung involviren würde, die dem Fürsten- thum Bulgarien in der Eisenbahnfr.ge Oesterreih gegenüber durch den Berliner Vertrag auferlegt wurden. Das in der weiten Sißung überreihie Memoire des bulgarischen Mi- nisters ersucht ausschließlich um Auskunft über den Umfang der aus dem Vertragéverhältniß mit den Orientbahnen für Bulgarien als Rechtsnachfolger der Türkei resultirenden Ver- eBnngen uno Rechte. Aufgabe der Kommission is, die

ns{lüsse an die serbischen Bahnen einerseits gegen Kon- Pantinopel, andererseits geo Salonichi sicherzustellen. Der erat Verlauf der Berathungen bietet durchaus keinen Anlaß, an dem Gelingen dieser Aufgabe zu zweifeln,

Pest, 14. März. Der „Pest L meldet aus: Kairo, 13. März. Kronprinz Rudolf trifft heute Mittags in Sint, ein, von wo er sih per Bahn nah Sakkara zur Besichtigung der dortigen Pyramiden begiebt. Am nächsten Sonntag giebt der Khedive dem Kronprinzen ein Abschiedsbanket. Die Abreise nach Jaffa soll um drei Tage beschleunigt werden und findet daher in Damiette nur ein kurzer Besuch siatt. Ein zweiter Besuch in Alexandrien unterbleibt. Der Kronprinz wird au den Jordan und Jericho besuhen. Jn Beyrut und Damaskus

Großbritannien und Jrlaud. London, 14. März.

(W. T. B.) Jn der heutigen Sizung des Oberhauses ge- dachte der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, des gestrigen Attentats gegen den Kaiser Alexander, in- dem er erklärte, das Haus werde mit Bestürzung das fürch- terlihe Verbrechen erfahren haben, welches den Tod des Kaisers von Rußland herbeigeführt habe. Gleichzeitig kün- digte Granville an, daß er morgen eine Adresse an die Königin und eine Kondolenzadresse an die Herzogin von Edinburgh beantragen werde. Hierauf wurde die erste Lesung der irischen Waffenbill ohne Abstimmung genehmigt. Jm Unterhause theilte der Premier Gladstone mit,

daß er morgen eine Adresse an die Königin beantragen werde, in welcher den Empfindungen des Hauses anläßlich der Ermordung des Kaisers von Rußland Ausdruck gegeben werden solle. Der Antrag Gladstone’'s auf Dringlich- keit für die Berathung des Ausgabebudgets erhielt nicht die nothwendige Dreiviertel-Majorität und wurde daher a b- gelehnt. 206 Stimmen waren für, 212 gegen den Antrag. Gladstone acceptirte das Resultat der Abstimmung, behielt sih indessen eine spätere Aktion vor, falls solche nothwendig wer- den sollte. Die Anträge gegen die Berathung der Na ch- tra gsfktredite wurden zurückgezogen und die Berathung der- selben begonnen. Heute fand in der russishen Kapelle ein feierlicher Trauergottesdiensst für den verstorbenen Kaiser Alexander statt, welhem der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog von Cambridge, Lord Granville und das gesammte diplomatishe Corps mit dem Botschaft3- und Ge- jandtschastspersonal beiwohnten. _— 15. März. (W. T. B.) Für den verstorbenen Kaiser von Rußland ist cine vierwöhige Hostrauer angeordnet, welche heute ihren Anfang nimmt. Alle offiziellen Empfänge bei Hof sind verschoben. Nach einer Meldung aus Newcastle, von gestern, haben gegen tausend Farmer den Oranje-Fre1staat verlassen, um sich den Boern des Transvaallandes anzuschließen. Gerüchtweise verlautet, die aus dem Oranje-Freistaat Gekom- menen hätten den Müllerpaß beseßt. General Wood hat sih nah Mount Prospekt begeben. Wie die „Daily News“ in einer zweiten Ausgabe aus Durban, vom 14. d. M., meldet, ist der Waffenstillstand um 4 Tage verlängert worden.

Frankreich. Paris, 14. März. (W, T. B.) Der Präsident der Republik, Grévy, stattete heute Vor- mittag dem russishen Botschafter, Fürsten Orloff, einen Besuch ab und hatte eine längere Unterredung mit demselben. Dem heutigen Trauergottesdienst in der russi- schen Kirche Ce außer dem russishen Botschaftspersonal das gesammte diplomatische Corps in großer Uniform bei. Der Präsident Grévy war durch Offiziere seines Gefolges vertreten. Unter den Anwesenden befanden fich der Ministerpräsident Ferry, der Minister des Auswärtig-+ ‘Zarthélemy St. Hilaire und die meisten übrigen Mitglied Z R Kabinets, ferner der Marschall Canrobert, Marschall ‘oe. Nahon, General Leflo, viele andere Generale, die #=—— Jsabella, die Mitglieder der russihen Kolonie und/ vi&*FFanzösische Notabilitäten. Na dem Trauergottesdienfi-leistete|} der Botschaftex Fürst Orloff sowie das Personal der Botschaft und des Konsulats den Eid der Treue gegen den neuen Kaiser in die Hände des russischen Geistlichen.

__ In der heutigen Sißung der Deputirtenkammer er- klärte Dubodau (Rechte): Frankreich könne die Beweise der Achtung und Sympathie nicht vergessen, welche ihm Ruß- land gegeben habe. Angesichts des s{merzlichen Ereignisses, das Rußland betroffen, müsse die Kammer ihrem Mitgefühle dadurch Ausdru verleihen, daß sie die Sißung aufhebe. Er beantrage die Abstimmung hierüber. Gambetta erinnerte mp daran, daß unter ähnlichen Verhältnissen ein gleicher

ntrag stets die Zustimmung des gesammten Hauses gefunden habe, Bei einer so delikaten Situation, welhe die auswär- tigen Beziehungen Frankreichs berühre, frage er daher an, ob der Antrag auf Abstimmung aufreht erhalten werde. Rufe : Nein! Nein! Nachdem der Antrag auf Abstimmung zurück- gezogen worden war, beschloß die Kammer einstimmig, die Sitzung aufzuheben.

Im Senat nahm der Präsident das Wort zu folgender

Rede: Nicht ein Mitglied sei im Senate, welches nicht tiefe Entrüstung empfunden habe bei der Nachricht von der Er- mordung des Kaisers von Rußland, eines der größten Reformatoren dieses Pasrgunderts (lebhafte Zustimmung auf allen Bänken), des Kaisers, welcher Millionen von Sklaven die Freiheii gegeben habe. FJndem er (Redner) \sich zum Dolmetscher dieser Entrüstung mache, gebe er nicht allein dem Gefühle des Senates, sondern auch demjenigen des ganzen Landes Ausdruck (Beifall). Der Herzog von Audiffret-Pasquier erklärte darauf: Der Senat theile das von dem Präsidenten kundgegebene Mitgefühl vollständig. Frankreich vergesse die ihn erwiesenen Dienste niht. Kaiser Alexander 11. sei der Freund Frankreihs vom ersten Tage an gewesen. Frankreich vergesse dies nicht. (Beifall.) Der Senator Batbie begründete hierauf seine Jnterpellation, be- treffend die Ausführung der Märzdekrete. Als aber die Nachrich: eintraf, daß die Kammer ihe Sizung auf E habe, beschloß der Senat, gleichfalls die Sißung auf- zuheben. Nach Nachrihten aus Algier dauert der Kampf zwishen den verschiedenen marokkanishen Stämmen noch fort. Es sind militärishe Maßregeln getroffen worden, um eine Verleßung des algerishen Gebietes zu verhindern.

Portugal. Lissabon, 14. März. (W. T. B.) Heute fand hier einrepublikanishes Meeting statt, bei welhem es zu sehr erregten Auftritten kam. Die Polizei löste das Meeting auf und nahm mehrere Verhaftungen vor.

Italien. Rom, 14. März. (W. T. B.) Der König hielt anläßlih seines heutigen Geburtstages eine Nevue über die hiesige Garnison ab. Die Familie des Königs wurde enthusiastisch begrüßt und empfing auf der RückLkehr nah dem Quirinal zahlreiche Ooationen. Der König und die Königin sowie die Prinzen des Königlichen Hauses erschienen auf dem Balkon, um ihrem Danke Ausdruck zu geben. Der Herzog von Aosta, der Minister-Präsident Cairoli sowie andere Minister und hervorragende Persönlichkeiten begleiteten die Großfürsten Sergius und Paul von Rußland bei deren Abreise nah St. Petersburg zum Bahnhofe.

Jn der Deputirtenkammer spra der Minister-Prä- sident Cairoli heute dem Deputirten Massari gegenüber

haben sich Empfangscomités gebildet.

und erinnerte an die Verdienste, welhe \sich der Kaiser Alexander um sein Land erworben habe. Cairoli fügte hinzu, er habe den russishen Großfürsten vor deren Abreise die übereinstimmenden Gefühle des Landes, des Parlaments und der Regierung ausgedrüdckt, damit dieselben nah Rußland Beweise der beide Nationen verbindenden Freundschaft mit- nähmen. Massari sprach dem Minister-Präsidenten seinen Dank aus, daß er der Dolmetsch der allgemeinen Gesinnungen gewesen fei.

Der Kardinal Facobini sprach dem Vertreter Ruß- [lands heute persönlih im-Austrage des Papstes sein Bedauern und seine Entrüstung über das Attentat aus. Der Papsstt

sandte Kondolenztelegramme an die Familie des Kaisers van Rußland.

_ Türkei. Konstantinopel, 14. März. (W. T. B.) Die auf heute anberaumt gewesene Sizung in der griehi#\ch- türkishen Grenzfrage ist wegen der gestrigen Kata- strophe in St. Petersburg vershoben worden. Morgen findet in der Kapelle der russischen Botschaft ein Trauer- gottesdienst statt, welhem alle Botschafter beiwohnen werden. Der Sultan hat sofort nach dem Empfange der Nachriht vom Tode des Kaisers Alexander ein Beileids- telegramm nah St. Petersburg gesandt.

S d (W. T. B.) Ungeachtet der ursprüng- lihen Absicht gestern keine Sißung in der griechis\ch- türkishen Frage abzuhalten, soll eine solhe doch bei dem deutschen Botschafter Grafen Haßfeld stattgefunden haben.

Serbien. Belgrad, 14. März. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister General Leschjanin begiebt sich nach St. Petersburg, um die serbishe Regierung - bei den Leichen- feierlihkeiten zu vertret:n.

15. März. Der Präsident des Ministerconseils ge- dachte in der Sißung der Skupschtina der Ermordung des Kaisers Alexander und wies dabei auf die Wohl- thaten hin, welche der verstorbene Kaiser dem russischen Volke und den Slaven im Allgemeinen erwiesen habe. Auch Serbien werde dem Kaiser Alexander Gefühle des Dankes bewahren. Die Eisenbahnvorlage steht heute nicht auf der Tagesord-

nung, weil der Bericht der Minorität des Ausshu}ses noch nit fertig ist.

Bulgarien. Sofia, 13. März. (W. „Pr.“) Heute hat in ganz Bulgarien die Assentirung für die Miliz begonnen. Jn Gegenwart des Fürsten und aller Minister wurde der oberste Gerichtshof heute inaugurirt. Auf Grund der ihr von der Kammer bezüglich des Eisenbahnbaues ertheilten Ermächtigung hat die Regierung beschlossen, zuerst die Linie Sistow-Tirnowa-Jeni-Saara zu bauen. Die Regierung entsendete einen Delegirten, um mit Rumänien wegen des Baues einer Do naubrüce zu verhandeln.

14. März. (W. T. B.) Fürst Alexander is na St. Petersburg abgereist. s : E

Nuߧland und Polen. St. Petersburg, 14. März. (W. T. B.) Heute Nachmittag um 11/7 Uhr verkündete der Donner der Kanonen der Peter-Paulsfestung die Thron- besteigung des Kaisers Alexander IIl. und die Eides- leistung der Minister und der obersten Civil- und Militär- behörden. Der Plaß vor dem Palais war mit einer großen Menschenmenge E Um 2/5 Uhr begaben \ih der Kaiser und die Kaiserin durch die Volksmenge nach der Kathedrale, überall mit lauten Zurufen begrüßt. Einige Blätter erwähnen, daß unter den in Folge ihrer bei der gestrigen Ka- tastrophe erlittenen Verwundungen gestorbenen Sise sih auch ein Jndividuum befunden habe, welches sich weigerte, seinen Namen oder seine Adresse Se

14. März, Abends. (W. T. B.) (Weitere Meldung.) Heute um 1 Uhr fand die Huldigung für Se. Majestät den Kaiser Alexander 111. im Winterpalais statt. Der Zug ging unter dem Vorantritt der Hofhargen durch die Säle zu der Kirche. Der Nicolaisaal war von der Generalität und Offizieren aller Waffen in großer gas vollständig gefüllt. Der Kaiser, dcr sich der Thränen Anfangs kaum erwehren konnte, hielt dann mit fester Stimme eine warme Ansprache, in welcher er dem Dank für die seinem geschiedenen Vater bewiesenen Gefühle der Treue lebhaften Ausdruck gab und alle Anwesenden aufforderte, dem entshlafenen Kaiser ein treues Andenken zu bewahren und auch ihm die gleiche Treue zu halten Nach dem Schlusse der Ansprache verharrten die Anwesenden einen Augenblick in lautloser, nur vom Weinen unterbrohener Stille, dann ertönte aber ein niht enden wollendes Hurrahrufen, welches sih auf dem wei- teren Wege bis zur Kirche fortsezte. Hier hielt der Kaiser, der vor Schmerz und Thränen feiner Stimme kaum mächtig war, eine ähnlihe Ansprache an den versammelten Reichsrath und an die Minister, welche darauf mit den anderen anwesenden höchsten und hohen Staate- und Hofwürdenträgern den Eid leisteten. Der Zug bewegte sih darauf in der vorherigen Ord- fung wieder zurück; die ganze Feier verlief in der üblichen traditionellen Weise und in der größten Ordnung. Das Mi- litär hat dem neuen Kaiser gestern und heute den Fahnencid geleistet. Auf den Straßen herrschte heute dieselbe Bewe ung, überall aber auc dieselbe ruhige, würdige Haltung wie gestern; bei Allen, ohne Unterschied, tritt das Gefühl der Trauer und des Schmerzes um den erlittenen {weren Verlust und das Gefühl tiefster Entrüstung über das Attentat und die ru&losen Meuchelmö-der hervor. Der verhaftete Mörder Russakow, welcher die erste Bombe warf und der hiesigen Bergakademie bereits zwei Jahre als Zögling angehört, stammt aus Boov- withi im Gouvernement Nowgorod.

15. März. (W. T. B.) Weitere Meldung. Nach dem Hinscheiden des Kaisers wurde der Großfürst-Thronfolger alsbald von den anwesenden, vom Schmerz aufs Tiefste ge- beugten Mitgliedern der Kaiserlihen Familie als Kaiser be- grüßt. Die Leiche des Kaisers, welher nah seiner Verwun- dung nah dem Winterpalais gebracht und dort auf ein Ruhe- bett gelegt worden war, wurde Sonntag Nachmittag 41/2 Uhr aus dem Sterbezimmer in ein Zimmer neben dem Kabinet vor dem Empfangssaale übergesührt, wo sich dieselbe noh jeyt befindet. Die Leiche war nah dem Wunsche des Verstorbenen in der Uniform des Preobraschenskischen Regiments mit der Chiffre: General-Adjutant Nikolaus 1. aufgebahrt. Sonntag, Abends 9 Uhr, fand eine Todtenmesse statt, Nachts 12 Uhr erfolgte die Sektion, welche den durch- aus normalen Befund aller inneren Organe ergab und die über den Gesundheitszustand des Kaisers verbreitet ge- wesenen Gerüchte widerlegte. Hierauf wurde die e einbalsamirt. Als der neue Kaiser mit der Kaiserin

seinen Abscheu über das Petersburger Attentat aus

Nachmittag 5 Uhr nach seinem Palais fuhr, wurde der: selbe von den versammelten Menschenmassen überall mit sym-

Ï bekannt,

Rußlands in demselben

is{en Zurufen und mit Aeußerungen tiesster Verehrung ; Be f E ea Kaiser begrüßt; der Wagen fonnte wegen der sih zu demselben herandrängenden Menschenmafssen nur im Schritt vorwärts kommen. Auf den Straßen herrschte übrigens die vollständigste Ordnung ; nirgends gab sich eine unruhige Bewegung kund ; alle Schihten der Bevölkerung waren nur von dem Gefühle der Entrüstung gegen die Mörder und von tiesstem Schmerze um den Czar: Befreier und den Czar-Märtyrer, wie man den verstorbenen Kaiser nannte, erfüllt. : ; : ;

ezüglih der Details bei der Katastrophe wird noch

E O bei dem Attentate nur der Großfürst Michael zur Stelle war ; der Großfürst:Thronfolger hatte sih von der Wachtparade direkt nah dem Anitshkowpalais begeben.

15. März. (W. T. B.) Der Kaiser hat, wie weiter bekannt wird, einzelnen empfangenen Personen gegenüber ge- sagt. Er besteige den Thron unter peinlichen Umständen, er sehe aber mit Mettauen e E aube S

i entgegen und werde nch dbemüyen, die Liebe T Maße zu erwerben, wie dieselbe seinem verstorbenen Vater zu Theil geworden sei.

Amerika. Washington, 10. März. (Allg. Corr.) Ein Caucus demokratisher Senatoren hat si dafür entschieden, die Senatscomités ohne die Mitwirkung der republikanischen Partei zu organisiren und auf deren unver- züglihe Wahl zu dringen. Die Republikaner dagegen beab- fidtigen, diesem Vorgehen Widerstand zu leisten, bis die erledig- ten Sitze ausgefüllt worden , da sie alsdann, mit dem Votum eines unabhängigen Mitgliedes und der entscheidenden Stimme des Vize-Präsidenten Arthur, hoffen, eine Majorität und somit die Kontrole über die Organisation des Senats zu er- langen. Das Kongreßcomité der Greenbadckpartel hat eine Adresse erlassen, worin die Nationalbanken be- \huldigt werden, sich die Kontrole über den Geldumlauf an-

emaßt zu haben, gegen die Regierung aufsäßig gewesen zu ein und dadurch eine shwache Exefkutive veranlaßt zu haden, die Fundirungsbill mit ihrem Veto zu belegen. i

11, März. Die in Folge des Gesuchs der National- banken, daß die behufs Zurückziehung ihres Notenumlaufs von ihnen deponirten Legal Tenders zurückgegeben werden sollten, gefaßte Entscheidung des Kabinets behauptet, daß an den von dem Schaßdepartement in ähnlichen Fällen beobachteten Präzedenzfällen festgehalten und die Legal Tenders nicht zurücerstattet werden sollten. Mr. Windom, der Sekre- tär des Schatzamts, ist der Meinung, daß in Folge der großen Bondsankärife Seitens der Regierung eine Verengung des Geldmarkts nicht besorgt zu werden braucht.

Afrika. Tunis, 14. März. (W. T. B.) Die Gesell- saft für den Bau der algierer Eisenbahn von Bona nah Guelma hat gegen die Sistirung der Arbeiten an der Eisen- bahn von Tunis nach Sussa Protest eingelegt und Ent- schädigung verlangt.

Landtags- Angelegenheiten.

Das Mitglied des Herrenhauses, der Landetälteste Karl von Heynit auf Köutatban bei Görliß ist am 13. d. M. gestorben. De: selbe war als Vertreter des alten und befeftigten Grundbesiges in der Markgrafschaft Okerlausiß in das Herrenhaus berufen.

Gewerbe und ande.

Der Ausfsitsrath der Berliner Holzcomtoir-Aktien- Gesellschaft hat die Dividente für das verflossene Zahr, vorbe- haltlich der Zustimmung der Revisionskommission, auf 3f % fest- gesetzt; 1879 erhielten die Aktionäre nur 24 ‘/o. R :

Der Aufsihtér.th der Aktiengesellschaft für Fabri- kation ten. Gummiwaaren, C. Shwaniß u. Go. hat die Dividende pro 1880 auf 15/4 festgesezt. Der Nettogewinn pro 1880 von 192 144 M wird folgendermaßen vertheilt: Abscreibungen 31 400 4, Dotirung des Reservefonds 30 090 M, Tantième-Konto 19 500 M, 5 ‘/o Zinsen an die Stamm- Prioritäten 9000 M, 15 %/o Dividende an die Stamm-Aktien 97 500 Æ, Uebertraz auf 1831 4638 :

Lug E Ulm ist am 7. d. M. ein Gewerbemuseum begründet worden, welhes für Obershæaben die Mustersammlungen der Stuttgarter Centralstelle für Gewerbe und Handel erscpen soll.

Dem Rechnungeabschluß der Bayerischen Notenbank vro 1880 er.taebmen wir Folgendes: Das Institut ist berectiat, bis 70 Millionen Mark Noten zu emittiren und hiervon bis 32 Millio- nen Mark ungekeckt zu lassen. Ende 1880 batte das Institut in Umlauf 64,45 Millionen Mark (1879 65,59 Millionen Mari). Der Monatädurcbschzitt des Umlaufs beträgt 65,5 Millioncn Mark (ge! gen 66,25 Millionen Mark im Vorjahre). Die bôcbste Umlaufs- zifer ergiebt si für Ente Oktober wit 67,6 Millionen Mark, die nicdrigste füc Ende Mai mit 61,6 Millionen Mark. Der gesammte Giroumsatz, welchen das Institut franko rermittilt, betrug 160,2 Millionen Mark (1879 174,56 Millionen Mark); darunt r befanden sid 34,3 Millionen Mark (1879 35,21 Millionen Marf) Infafso- websel. Im Laufe des Jahres wurden 323,4 Millionen Mark (1879 332,39 Millionen Mark) Wesel diskontirt, wovon als Ge- winn 1273 844 M (1879 1133 776 M) verblieben, Der Zinsfuß für Wesel wurde fünfmal verändert; im Jabresdurcbsc nitt betrug er 4,24 9/9 gegen 3,70 9% in 1879. Gegen Effekten und Waaren wunden auszelichen 4,8 Millionen Mark (1879 5 41 Millionen Mark); dad Erträgniß beläuft si auf 81753 \# (1879 77 671 M). Des Durchschnittesap für Lombarddarleben betrug 5,15 %/o (1878 4.08 9%). Im Kontokorrent beträgt der Umsay einer Seite 2267 Millionen Mark (1879 237,77 Millionen Mark). Der gesammte Bruttogewinn beträgt 1452064 Æ gegen vonjährige 1315395 A Dieses Mehr ift dem durchs{nittlich um eiwa 4 9% bôberen Diskontosate zu danken. Es geben ab: Spesen 312 698 M (1879 313 524 Æ), Abscreibuncen auf Immobilien, Mcbilien und Depositenzinsen 36 046 H (1879 37 802 M), ander- weit gezablte Zinsen und Provisionen 102 521 H (1879 96 584 M), diéporibel bleiben 1000 797 M gegen 867484 M in 1879. Davon ertâlt die ordertlive Reserve 125765 M (1879 96797 4), die Tantièmen betraçen 50000 M (1879 42590 H), der Spezialreserve für Personalexigenz werden 19429 M zugewiesen und an die Aktio- râre 750 000 M als 109/gige Dividende vertheilt werden.

Der Gours für die jeßt hier zahlbaren Silber-Couvons Desterreisisder Eisenb npan ere ist gestern auf 175 M

ür 100 Fl. ôfterr. Silber erhöht worden. f y M E 10, März. (Allg. Zta.) Die von Sr. Majestät dem König ernannten und von den Krei stistungsräthen gewählten Mitzlieder d:6 Landesstiftungsraths der Wittelsbacer Landesftiftung zur Förderung des bayerischen Hand- werks in Stadt und Land und die Stellvertreter derselben sind: Mitglieder: A. Von Sr. Majestät dem König ernannt: Ferdinand von Miller, Erzgießereibesiger in München, Dr. Karl Stegmann,

tôlzel, ordentliwer Professor an der Königlichen tednis&en HoH- ; sou in Münden aton Pôssenbacer, Königlicher Hofmöbelfabrikant | in München, Albr. Leibold, Schlofsermeister in Nürnberg, Georg Brach, Säcklermeister in Augsburg. B. Von den Kreisftiftungsräthen ge- wählt: Jobarn Arnold, rechtskundiger Bürgermeister in Landsberg, Eduard Pleitaer, Magiftrats-Rath in Passau, Paul v. Braun, | Königlicher Regierungs-Präsident und Staatsrath im a. o. D. in | Speyver, Ludwig Deoener, Kaufmann und Bucbbindermeifter in Re- | aenéburg, Fricdri Sippel, Apotbek:-r in Bamberg, Georg Philipp | Reulein, Ble&waarenfabrikant in Nürnberg, Alois Dessauer, Komse | merzien-Rath und Bun:papierfabrikant in Ascaffenburg, Winfried | v. Hörmann, Königlicher Regierungs-Präfident und Staatzrath im | a. o. D. in Augtburg. Zu Stellvertretern sind a. von Sr. ; Majestät dem König ernannt: Emil Lange, Direktor der Könige | lien Kunstgewerbshule in München, Adolf Gnauth, Direktor der Kgl. Kunstgewerbshule in Nürnberg, Ftiedrih Mann, Rektor der Kal. Kreisrealshule in Würzburg, Karl Winterhalter, Juwelier in München, Ludwig Schörg, Metallwaarenfatrikant in München, Fer- dinand Bernag, Baumeister in Spryer; b. von den Kreiéstiftung8- räthen gewählt: Fciedrib Stoll, rechtsfundiaer Bürgermeister in Rosenheim, Johann Straub, Juwelier in Passau, Gustav Krämer, Kommerzienrath und Hüttenwerkbcsißer in St. Ingbert, Joseph Gôg, Gürtlermeister in Regensburg, Karl Wölfel, Maurermeister in Bay- reuth, Siegfried Ullmann, Großhändler in Fürth, Wiihelm Pollich, | Buchdruckereibesißer in Schweinfurt, Oskar v. Lossow, rechtskundiger Bürgermeister in Lindau. . Nürnberg, 12. März. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held.) Bei einem Gesammtumsag von ca. 500 Ballen blieb die Stimmung des Marktes im Verlauf dieser Woche eine durdbaus feste. Die Preise sind vollständig unverändert. Der Lagerbest1nd ift sehr gering, namentlich die b¿fseren_ Qualitäten mangeln stark. Son seit langen Jahren waren im März die Vorräthe am Markte urd in den Produfktionsbezirken nicht so flein wie gegenwärtig. Als Käufer treten nur Kundschaftéhändler auf, das Erportgeschäft ist Lleblos. Die Notirungen lauten: Marktwaare prima 110 —125 , mittel 85— 95 #, Gebirgëhopfen 120—130 #, Hallertauer Siegelgut (Wolnzach Au) prima 135—145 4, secunda 90—105 M, Hallertauer prima 129—130 M, mittel 85—105 A, Aiscbgründer prima 120 —130 M, mittel 85—105 #4, Württemberger prima 131)—145 M, mittel 85—105 M, Badische prima 130—135 4, mittel 85—105 M, Elsäfser vrima 120—130 A, mittel 85—105 4, Polnische prima 135—150 M, mittel 85—105 Æ, geringe aller Sorten 50 —70 Æ Die Primasorten sind nur in einzelnen Ballen am Markte vor- anden. S

Y Wien, 14. z. (W. T. B.) Die Bilanz der ungar i- \{en Kreditanstalt weist einen Reingewinn von 1093784 Fl. auf, wovon dem Reservefond 56 546 Fl. zugeschrieben werden und vom 1. April angefangen für jede Aktie 195 Fl. Gesammtdividende ezahlt werden.

S L POY 15, März. (W. T. B.) Die Generalversammlung des Wiener Bankvereins genehmigte den Rechenscaftsbericht des Verwaltungérathes und die Vertheilung einer Gesammkdividende von 8 Fl. für das Jahr 1880, In dem Rewenschaftsbericht wird gaus- geführt, daß anläßlid der Transaktion zur Erhöhung des Akticn- fapitals auf 25 Millionen Fl. die Bank einea Sewinn von 2 550 090 F. erzielte, womit ein besonderer Reservefond gebildet wird. Die Gesammtreserven des Bankvereins sind daher folgende : Ordentliche Reserve 545 667 Fl., alte Spezialreserve 1221003 Fl. neue Reserve 2550 090 Fl.,, in Summa 4316 670 Fl.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 14. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer eo ift heute Vormittag mit der ostindish-chinsischen Ueber- landpost aus Alexandrien bier eingetroffen.

Plymouth, 14. März. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Wieland“ ist hier angekommen.

New - York, 14. März. (W. T. B.) Der Hamburgez Postdampfer „Cimbria“ und der Dampfer der National- Damvbvfs\chiffs- Compagnie (C. Messingsche Linie) „Eng- land“ siad hier eingetroffen.

Berlín, 15. März 1881.

Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels. Bericht aus Havuna. (Auszug aus einem in Nr. 10 des Deutsh:n Handels-Archivs“

vom 11. d. M. mitgetheilten Berichte über die wirthschaftlih-n und Handelsverhältnisse der Insel Cuba in den Jahren 1879 und 1880.)

Die aus Deutschland bezogenen Artikel sind folgende:

Eisen-, Stahl- und Messingwaaren (Remscheid, Valbert, Lüdenscheid, Zserlohn, Solingen, Gevelsberg, Essen);

Maschinen und Maschinentheile (Berlin, Rheinlande);

Bijouteriewaaren (Hanau, Pforzheim);

Besatzartikel (Barmen, Elberfeld);

Spielwaaren (Nürnberg, Sonneberg); /

Kurzwaaren und Quincaillerien aller Art (Berlin) ;

Lederwaaren (Berlin, Offenbach); 5

Artikel von Hartgummi (Berlin, Hamburg, Mannh-im);

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Manufakturwaaren (Sa@sen); e

Glas-, Porzellan- und Steingutwaaren (Thüringen) ;

ier. 5 :

As bedeutendsten ist wohl die Einfuhr von Eisen- und Stahlwaaren aus einzelnen Bezirken der Rheinprovinz, ins- besondere die Einfuhr sogenannter machetes (eine Art Faschi- nenmesser, wie sie hier hauytsählich von den Bauern und Negeraufsehern, theils zum Holzschlagen, theils als S@hmuck und Waffe, gebraucht werden), die früher ausscließlih von Collins u. Comp. in New-York geliefert wurden, seit einigen Jahren aber auch von Deutschland (Gevelsberg) bezogen werden; die zum Zuckerrohrshneiden auf den Plantagen be- nußten Messer, deren Konsum ein äußerst bedeutender ist, kommen bisher aus England ; ferner sind hier noh zu nennen Eisenbahnschienen, Räder, Achsen, Schäste (Essen), endlich Messer und Scheeren (Solingen) von den gewöhnlichsten bis zu den feinsten Sorten. i y

Wie aus dem Vorstehenden bereits zu entnehmen, ist gerade gegenwärtig die Nachfrage nah Maschinen auf der Insel eine sehr bedeutende. Dieselben wurden bisher vor- züglih aus England, neuerdings auch aus Frankreih und den Vereinigten Staaten bezogen. Auch aus Deutschland sind bereits einzelne Maschinenthcile, insbesondere Centrifugen, eingeführt, do ist, so viel bekannt, ein vollständiger Apparat deutscher Konstruktion hier noch nirgends aufgestellt worden ; neucrdings haben nun auch deutsche Häufer, insbesondere eine Berliner Firma, hier Agenturen erri tet, und da sih im All-

emeinen die deutschen Maschinen eines sehr guten Rufes er- reuen, so sollte anzunehmen sein, daß es im Laufe der Zeit auch den deutschen Fabrikanten gelingen wird, größere Auf- träge zu erhalten. : : j

Y uu eelsche Häuser sind in dieser Beziehung E rührig ; eines derselben z. B. hält in Havana einen eigenen Zngenieur,

Direktor des bayerischen Gewerbemuseums in Nürnberg, Dr, Karl

mit einem Jahresgehalt von 6000 Doll. und Tantiemen, und

soll denn au im Laufe der lezten Jahre über 800 000 Dol. Aufträge erhalten haben. Gerade auf die Entsendung eines der spanischen oder doch mindestens der französishen oder

| englishen Sprahe mächtigen Jngenieurs, womöglich mit 1 | oder 2 gewandten

Maschinisten, ift besonderes Gewicht zu legen. Ohne vorhergängige Opfer dürste es allerdings |chwer fallen, gegen die große Konkurrenz der anderen Nationen auf- zukommen. i : j Bijouteriewaaren kommen größtentheils aus Pforzheim ;

| doch ist in diesem Zweige die französische Konkurrenz sehr

stark, zumal der Ruf der deutshen Waare darunter bedeutend

| zu leiden hatte, daß in früheren Jahren (neuerdings soll dies

nachgelassen haben) von Pforzheimer Kaufleuten theils direkt, theils durch Agenten in Masse Goldwaaren ordinärster Art, meist 8 karätiges Gold, auf den hiesigen Markt gebracht wurde, wodurch mit der Zeit alle deutsche Bijouterie mehr oder minder in Mißkredit gerieth und die _Be- zeihnung „oro aleman“ soviel bedeutete, als „nihts- nußtige, schlechte Waare“. Jm Jnteresse der guten deutschen Waare wäre es zu wünschen, daß diese Praxis ganz aufgegeben würde, um so mehr, als gerade hier sehr viel auf hohen Goldgehalt gegeben wird. Fremde Goldwaaren sind meist 18 karätig, deutsche aber selten mehr als 14 karätig und so giebt man schon aus diesem Grunde ersteren vielfah den

Vorzug.

Die aus Barmen und Elberfeld eingeführten Besaßartikel (Lißen, Knöpfe u. \. w.) haben durch Erhöhung des Zolles auf sogenannte Halbfabrikate eine bedeutende Preissteigerung erfahren ; trozdem is der fernere Bezug dieser Artikel möglich geblieben. j : Die deutshen Spielwaaren haben eine Konkurrenz nicht wohl zu fürchten, wogegen Kurzwaaren, Quincaillerien, Lederwaaren sehr viel aus Oesterreich (Böhmen, Wien 2c) tezogen werden, indem der österreichischen Waare, was Ge- \{hmack und Neuheit der Muster anbetrifft, der Vorzug ge- geben wird.

Taschen- und Wanduhren werden noch mehr aus der Shweiz als aus Deutschl ind bezogen, ferner aber auch aus Frankreih und namentlih den Vereinigten Staaten. Den deutshen, zumal den sähsishen (aus Glashütte bei Dres- den), wird Solidität und ausgezeihnete Arbeit nachzerühmt, doch wird vielfah auf das Aeußere zu weniz Werth gelegt, so unter Anderem auf eine {hóne, ge\chmackvolle Gravirung, die doch dem kaufenden Nichtkenner, beim Oeffnen der Uhr, zuerst 1ns Auge fällt. h y

Jn Manufakturwaaren steht England Deutschland weit voran.

Die aus Sachsen bezogenen Artikel sind vor Allem: baumwollne Strümpfe und gebleichte Leinen-undBaumwollenwaaren, auch un- ebleichte Leinen, leßtere jedoch in sehr geringen Quantitäten. Jm llgemeinen soll in den Jahren 1879 und 1880 die Einfuhr

von Manufakturwaaren gegen die Vorjahre zurückgegangen, dagegen speziell die dexztsher Fabrikate im Zunehmen begriffen sein. Außer England und Deutschland sind Belgien, Spanien und Frankreih noch Bezugsländer und für Baummwollwaaren neuerdings auch die Vereinigten Staaten. A Glaswaaren, hauptsählih Tafelglas und Hohlgläser, ferner Porzellan- und Steingutwaaren, insbesondere Spiel- sachen von Porzellan, find bisher nur in kleinen Mengen aus Deutschland (Thüringen) eingeführt worden , der grôpte Theil dieser Waaren fommt aus England, theilweise aus Oesterreich und feinere Sorten auch aus Frankreih. Der Verbrauch dieser Artikel ist ein sehr großer, und es ist zu bedauern, daß den deutschen Fabrikanten dur die hohen Transport- kosten bis zum Verschiffungshafen (Antwerpen) die ‘Konkur- renz mit England so ershwert wird. Die englishe Waare soll übrigens auch das noch vor der deutschen voraus haben, daß sie vermöge ihrer guten Verpackung wit weniger Bru aufzuweisen pflegt als die deutshe. Die englishen Glas- waaren werden nämli durchaus in Fässern verpackt und nichk, wie in Deutschland meist der Fall ist, in Kisten, wodurch ein rößerer Bruch unvermeidlich ist; denn Fässer werden gerollt, isten aber geworfen. Steingut wird in England in sogenannte „crates“, grobgeflohtene große viereckige Körbe verpadckt, für derartige Waare die praktischite und wohlfeilste Verpackungs- P aas Verzehrungsgegenständen, deren Einfuhr hier eine enorme ist, liefert Deutschland nur einen Artikel, der einiger- maßen in Betracht kommt, nämli Bier. Der Konsum von Bier ist verhältnißmäßig nicht unbedeutend, und einem guten, wohlshmedckenden, leichten, nicht zu sehr mii Alkohol verjeßten deutshen Biere würde wohl allgemein der Vorzuz vor den zu {weren englischen, sowie auch vor den amerikanischen Bieren gegeben, eine Behauptung, die niht nur für Cuba, sondern sür die meisten überseeischen Pläße zutrifft. Leider aber ist ein gutes deutsches Bier eine Seltenheit; es giebt zwar wohl feine bierbrauende Stadt in Deutschland, die nicht ihr Fabrikat konsignationsweise in überseeishe Länder ver- sendet, aber gerade diese gegenseitige Konkurrenz der verschieden- artigsten, auf die verschiedenartigste Weise gebrauten deutschen Biere, unter denen natürlih immer bei Weitem mehr \{lete und schlechtgewordene als gute sind, hat es dahin gebracht, daß keines derselben bisher im Auslande recht aufkommen E. u komt noch, daß nit einmal die einzelnen Brauereien rédaliiälia ein und dasselbe Bier liefern; selten sind au nur zwei Lieferungen hintereinander gleih, die zweite ist meist schon s{lehter als die erste, und wenn au gerade nicht das, so entweder heller, oder dunkler oder stärker, furz die Aehn- lichkeit mit der ersten Sendung beschränkt sih meist auf die iquette. E E kommt es, daß während „englisches“ Bier sür Jeder- mann ein durchaus bestimmter Begriff ist deutsches Bier ein aanz undefinirbares, bald so, bald andersshmeckendes Getränk ist, das troy des Prestige, das ihm zur Seite steht, und troß- dem es seiner Brauart nah für den Konsum überseeischer Länder geeigneter ist, sich gegen das englishe Fabrikat auf die Dauer nirgends behaupten fann, wie denn auch ganz gewiß nur die allerwenigsten deutschen Versender bei ihren Konsignationen bisher Rehnung gelun haben. Von sahverständiger Seite werden noch folgende, bisher gar niht oder wenig hier eingeführte deutshe Waaren als voraussihtlich konkurrenzfähig bezeichnet : : Parfümeriewaaren in jeder Form, doch ist elegante Aufmachung unbedingt nothwendig, um mit franzöô=- sisher Waare konkurriren zu können, Billige leihte Tücher, 3apiere, las-, Steingut- und Porzellanwaaren, Stabeisen, Maschinen,