1881 / 79 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Apr 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Grenadier - Regiments. Nr. 2 und Kommandant von Glay, der Charakter als General - Major verliehen. Wittdcke, Oberst und Abtheilungs - Chef im Kriegs - Ministerium, zum Commandeur des Füs. Regts. Nr. 73, Spiß, Oberst- Lieutenant vom Kriegs-Ministerium, zum Abtheil. Cbef im Kriegs8- Ministerium ernannt. Gerhards, Major vom Kriegs-Ministerium, Sch{ulz, Majex à la suite des Stabes des Ingen. Corps, kom- mandirt zuc Diékftleisturg bei dem Kriegs-Ministerium, unter Ver- \cBung in das Kriegs-Ministerium, mit Wahrnehmung ter Geschäfte als Abtheil. Chefs im Kri:g8-Ministerium beauftragt. v. Wolff, Major vom Inf. Regt. Nr. 48, in das Kriegs-Ministerium, Depar- tement für das ÜInvalidenwesen, verseßt. Tapper, Major vom Inf. Regt. Nr. 48, zum etatsmäß. Stabsoffizier ernannt. Hugo, Major, aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 48, in die älteste Hauptmann®- sielle dieses Regts. einrangirt.

Nichtamiliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 2. April. Jhre Kaiserlichen und Königlihen Majestäten empfingen heute den Besuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen von Wales und des Herzogs von Edinburgh und dinirten mit Höchitdenselben bei Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin.

Gestern verabschiedeten Sih Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden von den Kaiserlihen Eltern und wurden von Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin nah dem Bahnhofe geleitet.

Se. Majestät der Kaiser und König nahmen beute militärishe Meldungen sowie den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, General-Adjutanten von Albedyll ent- gegen und empfingen die Generale der Kavallerie von Tümp- ling und Graf Bismarck-Bohlen sowie den Fürsten zu Putbus, welcher Leßtere die Ehre hatte, Sr. Majestät eine Adresse des vorpommerschen Kommunal-Landtages zu überreichen.

Nachmittags um 3 Uhr erschien Graf _ Schönburg- Glauchau zur Audienz, um Sr. Majestät die Orden seines verstorbenen Vaters zurückzureichen.

JZhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften empfingen gestern Vormittags 9 Uhr den Abschiedsbesuh Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen und demnächst den Besuch SL Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Paul Alexandrowit\s{ von Rußland.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing um 111/2 Uhr den Grafen Richard Clemens von Schönburg-Glauchau. j

Um 121/94 Uhr begaben die Kronprinzlichen Herrschaften Sich mit den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe nach Potsdam zu den Erbprinzlih sachsen-meiningenshen Herrschaften. Jhre Kaiserlihe Hoheit die Kronprinzessin kehrte mit den Prinzessinnen Töchtern mit dem 4Uhrzuge, Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz mit dem Zuge um 5?/2, Uhr nach Berlin zurück.

Um 61/, Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kron- prinz den Fürsten zu Putbus.

Demnächst begaben die Kronprinzlichen Herrschaften Sich um 8 Uhr zur Verabschiedung von den Großherzoglich badischen Herrschastgon nach dem Anhalter Bahnhofe.

Der Bundesrath, die vereinigten Ausshüsse desselben für Zoll- und Steuerwesen und für Rehnungswesen, sowie der Aus\huß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Stßungen.

_— Der S@{lußbericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (28.) Sizung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, mehrere Be- vollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, gab zunächst der Abg. Löwe (Berlin) vor der Tagesordnung die Erklärung ab, daß er mit seiner Aeußerung in der Sißgung vom 29. v. M. nicht die Ab- sicht gehabt habe, den Abg. von Treitschke zu beleidigen ; er würde diese Erklärung schon in jener Sißzung abgegeben haben, wenn nitt die Bemerkung des Abg. von Treitshke mit einer Drohung gegen ihn geshlossen hätte. Das Haus seßte darauf die Berathung? des Gescßentwurfs, betreffend die Unfallversidche- rung der Arbeiter, sort. Der Abg. Richter (Hagen) betonte Namens seiner Partei, daß dieselbe {hon seit längerer Zeit sich mit der Nothwendigkeit einer Ausdehnung des Hast- pflichtgeseßes vertraut gemacht habe, und daß sie den vorliegen- den Entwurf, soweit derselbe diesem Gedanken Rechnung trage, acceptiren werde; sie müsse sich aber mit Entschiedenheit gegen jedes Versicherungsmonopol, gegen Neichsversiherung und Neichsbeiträge erklären. Jn eine kommissarishe Berathung werde seine Partei daher willigen ; wenn die Berathung indessen niht zu ciner Beseitigung jener Punkte führen sollte, werde sie gegen die Vorlage stimmen, Redner ging auf eine Kritik der Motive und Einzelbestimmungen ein und suchte den Nachweis zu führen , daß {hon jeßt das eigene Interesse des Arbeitgebers, die Nüclsiht, sih einen guten Arbeiterstamm zu sichern, und die Konkurrenz den Arbeitgeber dazu anhielten , für die Sicherheit und das Wohl seiner Ar- beiter zu sorgen. Redner bemängelte die Ausschließung der landwirthsaftlihen Arbeiter, obwohl der jeßige Großbetrieb der Landwirthschaft dieselben Gefahren in sih schließe wie der Fabrikbetrieb. Die Jdee der Reichsversiherung müsse hon nach dem Eindruck, den die gesirigen Reden hinterlassen hätten, als verworfen betrachtet werden. Was den Versicherungszwang betreffe, so sei weder nachgewiesen, daß die Versicherung der einzige oder der beste Weg sei, der in dieser Frage beschritten werden könne, noch daß man ohne Zwang nicht zum Ziele komme. Die Vorlage werde in die bestehenden genossenschaftlihen Bildungen, in ie Kranken-, Alters- versorgungs- und Knappschaftskassen eingreifen; wenn der Arbeiter die staatlihe Versicherung hinter si habe, so werde ihm die nöthige Kraft der Jnitiative genom- men, um ciner privaten Genossenschaft beizutreten. Auch bie Bestimmungen, unter welchen die Vorlage Versicherungsgesell- s{aften neben der Reichsversicherungsanstalt zulasse, werde eine gedeihlihe Existenz der ersteren fernerhin unmöglih maczen. Die Unfallversicherung sei das Schwierigste auf dem ganzen Ge- bict des Versicherungswesens, zu dem daher der Staat erst zu allerleßt kompetent wäre ; überdies werde die Schablonisfirung, die mit einer Reichsversicgerungsänstalt nothwendig verbunden sei, viel mehr Prozesse zur Folge haben, als das jeßige Geseh mit sich bringe; sie würde au den Uebelstand mit sih führen, daß

eine billige Rücksihtnahme auf die Umstände unmöglih wäre, wenn die Thätigkeit der Anstalt sich nit zu einem diktatori- schen Eingreifen in die Betriebsverhältnissegestalten solle. Die Be- stimmung der Vorlage, wonach die Reichsversicherungsanstalt keine eigenen Beamten haben solle, sei völlig unzulässig. Wohin solle es führen, wenn in der Centralverwaltung Reichsbeamte säßen, während die Lokalverwaltuug durh Staatsbeamte geführt werde, und wie wolle man dann die Disziplinarverhältnisse regein? Redner wandte sih dann gegen das Prinzip der Reichs subvention, das in Wirklichkeit auf eine Subvention der Groß- industrie hinauslaufe, weil es die Arbeiter gerade solchen Be- triebszweigen zuführen werde, die unter dieses Gese fielen. und damit einen Druck auf den Arbeitslohn ausüben werde. Man gebe vor, durch dieses Geset die Unzufriedenheit der Ar- beiter beseitigen zu wollen ; man werde aber dadur nur Ansprüche erwecken, die der Staat unmöglich zu erfüllen im Stande fei, und die Unzufriedenheit nur steigern. Bei Schluß des

ea ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck das ort.

Der Minister des Jnnern hat in Gemäßheit des §. 4 Absag 1 und 2 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 die Stadt Brandenburg mit dem 1. April d. F. aus dem Verbande des Kreises Westhavelland für ausgeschieden erklärt.

Dieselbe bildet von dem gedachten Zeitpunkte ab einen Stadtkreis.

Ein Sekretär des ehemaligen preußishen Dber- Tribunals wurde nach dem Eingehen des Ober-Tribunals als Sekretär an das Ober-Landesgericht zu Breslau verseßt, welche Stellung mit einem höheren Gehalt als die bisher von ihm beim Ober-Tribunal bekleidete Stellung, aber mit einem geringeren Wohnungsgeldzushuß verknüpft war. Jm Ganzen stand er sich nunmehr günstiger als früher. Da aber der Wohnungsgeld{chuß in Berlin jährlih 171 f mehr betragen hatte, als er an Wohnungsgeldzushuß nunmehr in Breslau erhielt, so klagte er gegen den Justizfiskus auf Zah- lung von 171 M, \sich auf das Gesey vom 24. April 1878 berufend, nah welchem die anderweit angestellten Richter und Staatsanwälte, sowie die anderweit angestellten Justiz-Subal- ternbeamten ihren Rang behalten und das Diensteinkommen ihnen nicht verkürzt werden darf. Die Klage wurde jedo in beiden Jnstanzen abgewiesen und die Revision des Klägers vom Reichsgeriht, 1V. Civilsenat, dur Urtheil vom 10. März 1881, zurückgewiesen, indem es moti- virend ausführte: „Der Berufungsrichier nimmt mit Recht an, daß ein in Folge der Justizreorganisation verseßter Beamter in vermögensrehtliher Beziehung nur den Anspruch habe, daß sein gesammtes Diensteinkommen nicht verkürzt werde. Er führt dann ferner zutreffend aus, daß mit Rücksicht auf den leßten Saß des §. 101 des Ges. vom 24. April 1878: „Jm Uebrigen erfolgt die Berehnung des Diensteinkommens nah den für den Fall der Pensionirung maßgebenden Grundsäßen“ und nah 8. 10 des Pensionsges. vom 27. März 1872 und 8. 6 Abs. 2 des Ges. v. 12. Mai 1873 der Wohnungsgeld- zushuß als ein Theil des Diensteinkommens anzusehen sei, und also unter dem Ausdruck „Diensteinkommen“ der Gehalt mit Jnbegriff des Wohnungsgeldzuschusses zu verstehen sei.“

Der General-Lieutenant von Thile, Commandeur der 20. Division, ist aus Anlaß seiner Beförderung zur Ab-

stattung persönlicher Meldungen mit kurzem Urlaub von Han- nover hier eingetroffen.

Das „Mar. V. Bl.“ veröffentli®t folgende Nachrichten über Schiffsbewegungen: (Das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort) S. M S. „Axiädné“ 20/1. Callao 31/1; 1/2. Huao Rhede 7/2. 9/2. Callao. Leßte Nachricht von dort 12/2. (Poststation : Callao.) S. M. Knbt. „Comet“ Kiel 26/3. S. M. Knbt. „Cyclop“ 9/2. Aden 13/2. 28/2. früh vor Suez angekommen, Nachmittags in den Kanal eingelaufen. 2/3. Port Saïd 7/3. 16/8. La Valetta (Malta). Beabsichtigte am 20/3. die Heimreise fortzuseßen. (Posistation : Gibraltar.) S. M. Knbt. „Delphin“ Kiel 27/3. nah Wil- helmshaven. S. M. S. „Freya“ 22/12. 80. Hongkong. Leßte Nachricht von dort 9/2. cr. Beabsichtigte am10/2, für die Dauer von 10—14 Tagen zur Vornahme von Uebungen und Exerzitien nah der Mirsbay zu gehen. (Poststation : Hongkong.) S. M. Av. „Habicht“ 27/2, Melbourne. Beabsichtigte am 7/3. die Reise fortzuseßen. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. S. „Hertha“ 10/3. Melbourne. (Poststation: Houg- kong.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 5/12. 80. Apia. Leßte Nachricht von dort 2/1. cr. (Postistation: Aden.) S. M. Knbt. „Jltis“ 31/1, Hongkong. Leßte Nachricht von dort 4/2. (Poststation: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 10/11. 80. Konstantinopel. Leßte Nachricht von dort 3/3. (Poststation : Konstantinopel.) S. M. Av. „Möwe“ 2/3. Melbourne. (Post- station: Auckland auf Neuseeland.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 22/11. 80. Wellington (Neuseeland) 25/11. 80 11/12. 80 Saluafata 11/12. 80 11/12. 80. Apia. Beabsich- tiate am 27/12. 80 nah Saluafata zur Schießübung zu gehen. (Posistation: Aden.) S. M. S. „Nymphe“ 20/2. Port RNouat 98/2, 10/3. Havanna. (Poststation : Norfolk [Virginia, Nord-Amerika].) S. M. S. „Victoria“ 21/2, Freetown Sierra Leone 25/2. 26/2. Monrovia. Lette Nachricht 17/3. aus Porto Grande. (Poststation: Porto Grande Cap Verdishe Jnseln.) S. M. S. „Vincta“ 25/11, 80. Yoko- hama. Leßte Nachriht von dort 5/2. cr. (Posistation : Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 2/11. 80. Tientsin. Letzte Nachriht von dort 1/1. cr. (Poststation: Hongkong.)

Bayern. München, 1. April. (W. T. B.) Die Ab- geordneten-Kammer e das Gewerbesteuergeseß und den Tarif unter unwesentlihen Modifikationen nah den Anträgen des Ausschusses mit 120 gegen 25 Stimmen ange- nommen.

2. April. (W. T. B.) Die Kaiserin von Oester- reich traf heute Vormittag 9 Uhr mittels Extrazuges von Paris hier ein. Heute Abend wird Jhre Majestät die Reise nach Wien fortsezen. Der Großfürst Paul Alexan- drowitsch traf heute Morgen hier ein und fuhr nach kur- zem Aufenthalte nah Jtalien weiter.

(Alg. Ztg.) Zufolge u. 30, v. M. publizirter Allerhöchster Entschließung hat der König nachstehende Aenderungen der Dislokationen der Armee genehmigt: a, zu vollziehen im Anschluß an die diesjährigen größeren Truppenübungen : vom 2. {weren Reiter:-Regiment die 1. Escadron von München nach Landshut und die 2. Escadron von Landshut nah Nym- phenburg; vom 3. Chevauxlegers-Regiment die 2. Escadron von Nymphenburg nach München; vom 4. Chevauxlegers-Regiment

die 2. Escadron von Neu-Ulm nach Augsburg und die 3. Es- *

cadron von Augsburg nach Neu-Ulm ; vom 1. Pionier-Bataillon die 4. (Festungs-) Compagnie von Neu-Ulm nah Jngolstadt. b. Zu vollziehen Ende März 1882: vom 1. Chevauxlegers-Ne- giment die 4. Escadron von Neumarkt nah Nürnberg und die 5. Escadron von Schwabach nach Nürnberg; dann vom 6. Chevauxlegers-Regiment die 2. Escadron von Forhheim nah Bayreuth und die 5. Escadron von Bayreuth nah Forchheim.

Württemberg. Stuttgart, 31. März. (St.-Anz. f. W.) Gestern wurde mit 17 Bankhäusern ein Vertrag abgeschlossen, dur welchen die im Finanzgeseß für 1881—83 vorgesehene U m- wandlung oder Heimzahlung der mit 41/2 Proz. verzins- lichen Württembergischen Staatsschuld im Guldenfuß eingeleitet und \ichergestellt werden soll. Nach diesem Vertrage fönnen die Besißer der gedachten 41/2 proz. Obligationen diefe in neue 4 proz. Obligationen in Markwährung mit Zins- beginn vom 1. Juli 1881 an umwandeln lassen, für welche 99 Mark für je 100 Mark Nominalbetrag berechnet werden, wobei den Besißern der 41/2 proz. Obligationen auch der Zins mit 41/2 Proz. bis 1. Juli 1881 vergütet wird. Den Gläu- bigern, welhe \fich innerhalb der festgeseßten Frist für die Ummwandlung nicht erklären, wird der volle Nominalwerth ihrer 41/1 proz. Obligationen am 1. Juli 1881 sammt dem bis dahin verfallenen Zins von der Staatsschuldenzahlungs- kasse baar zurückbezahlt werden.

Hessen. Darmstadt, 1. April. ist gestern Abend hier eingetroffen.

_ Elsaß-Lothringen. Straßburg, 1. April, (W. T. B.) Die „Elsaß-Lothringische Zeitung“ schreibi in Bezug auf den dem Reichstage vorliegenden Gesetzentwurf, be- treffend die Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Landesausshusses und den obligatorishen Ge- brauch der deutschen Sprache in demselben: Es finde sich in verschiedenen Zeitungen die Behauptung, in Reichs- tagékreisen werde angedeutet, der Statthalter, Feldmarschall von Manteuffel, dürfte es nicht ungern sehen, wenn diese „rigo- rose“ Bestimmung vom Reichstage abgelehnt würde. Die Ver- breiter derartiger Jnsinuationen schienen sih weder über die Person, noch über die Stellung des Kaiserlihen Statthalters die erforderliche Kenntniß verschafft zu haben. „Die Stellung des Statthalters Sr. Majestät bringt es mit sih, daß eine das Réichsland betreffende Vorlage dem Reichstage nicht ge- macht wird, ohne daß der Statthalter darüber gehört ist, und wir können mit Bestimmtheit versichern, daß Freiherr von Manteuffel sih mit dem jet dem Reichstage vorgelegten Ge- seßentwurfe vollkommen einverstanden erklärt hat.“

Der Großherzog

Oesterreich-Ungarn. Wien, 1. April. (W. T. B.) Die Vermählung des Kronprinzen Rudolf ist nunmehr definitiv auf den 10. Mai d. J. festgeseßt.

Aus Pari s 1. April wird gemeldet: Die Kaiserin

von Oesterrei hat heute Vormittag über München die Nück- reise nah Wien angetreten.

Belgien. Brüssel, 31. März. (Cöln. Ztg.) Der Senat nahm heute das Budget der inneren Verwaltung mit 31 Stimmen der Linken an. Von der Rechten stimmten 9 dagegen, u. » 16 enthielten sich der Abstimmung. Die De- C mmer genehmigte die Konsular-Konvention mit

umänien und bewilligte die für die Errihtung eines Handels- museums geforderte Summe.

Großbritannien und Jrland. London, 1. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses erklärie Northcote: es erscheine eine ret baldige Diskussion über die Transvaal-Angelegenheit sehr erwünscht. Hicks-Beach fügte unter lautem Beifall der Konservativen Gri er werde eine Motion in der Angelegenheit beantragen, obald er nähere Jnformation besie. Auf eine von Hicks- Beach gestellte Anfrage erklärte der Unter-Staatssekretär im Departement der Kolonien, Grant-Duff: der Regierung sei über ein zwishen den Boern und der Garnison von Prätoria stattgehabtes Gefecht keine Nachricht zugegangen.

2. April. (W. T. B.) Die diplomatische Corre- spondenz über die centralasiatishe Angelegenheit ist gestern im Parlament zur Vertheilung gelangt. Jn derselben befindet sihch eine Depesche des cnglishen Bot- schafters in St. Petersburg, Lord Du fferin an den Staats- sekretär des Auswärtigen, Granville, vom 8. März, in welcher er diesem seine Unterredung mit dem Staats- sekretär Giers vom 7. März mittheilt. Leßterer abe erklärt: er sei vom Kaiser ermähtigt zu onstatiren, daß es \sich keineëwegs um die Frage des Vor- marsches gegen Merw handele; der Kaiser hoffe aber, daß England der russishen Regierung eine Politik der Enthalt- samkeit und der Mäßigung möglih machen werde, indem es den englischen Offizieren verbiete, die ODasen zu besuhen und die turkmenishe Bevölkerung gegen Rußland aufzureizen. Eine weitere Depesche Dufferins an Granville vom 26. März meldet die Entlassung des Generals Sfobeleff und dessen Er- sezung durch Rorberg, welcher den strikten Auftrag erhalten habe, Alles zur Beruhigung des Landes aufzubieten.

92. April. (W. T. "e Nach einer Meldung aus Constantine haben die unesen einen französischen Militärposten angegriffen und dabei einen Korporal und 3 Mann getödtet; es ist sofort ein Bataillon Zuaven mit einer Abtheilung Artillerie und Ambulanzen nach der tune}l- schen Grenze abgegangen.

Nah weiteren Nachrichten aus Algier ist es gestern an der tunefishen Grenze zu keinem neuen Kampfe gekommen. Der vorgestrige Zusammenstoß war sehr ernst- haft und dauerte 11 Stunden; 6 Tribus der Krumirs nahmen an dem Kampfe Theil; mehrere Tribus zögern noh, sich mit den Angreifern «zu verbinden; doch versihert man, daß alle Grenzstämme geneigt sind, sich beim ersten Signal zu erheben. Die französishen Truppen haben Verstärkungen erhaten: in Elajelsum werden Munitionsvorräthe auf- ge}peichert. i

Capstadt, 30. März. (Allg. Sorr) Der Generalschab- meister der Cap:Kolonie konstatirt, daß die unautorisirten Kriegsausgaben bis zum 31. März _ 1 250 000 Pfd. Sterl. betrugen. Sir Frederik Roberts schiffte sich heute an Bord des Dampfers „Trojan“ nah England ein.

Frankreih. Paris, 1. April. (W. T. B.) Nah- rihten aus Algier zufolge hat der Stamm der Krumirs an der tunesishen Grenze einen neuen Einfall in algerishes Gebiet unternommen. General Forgemol hat in Folge dessen unverzüglih Vorbereitungeu zum Schuße der

Î

Grenzgebiete getroffen und Befehl erhalten, energisch vorzu- gehen, ohne die Grenze zu überschreiten.

1. April, Abends. (W. T. B.) Die meisten Abend- blätter fordern die Regierung auf, Tunis gegenüber energishe und entschiedene Maßregeln zu ergreifen. Nah- rihten aus Algier zufolge haben die zum Schuße der algerishen Stämme abgeshickten Truppen gestern einen leb- haften Zusammenstoß mit tunesishen Landesange- hörigen gehabt. Ueber den bereits gemeldeten Einfall des Stammes der Krumirs auf algerishes Gebiet wird aus Tunis gemeldet: die Krumirs hätten eine Anzahl Pferde davon geführt und das Balkenwerk an einer Eisenbahnbrücke weggenommen. Die Sicherheit der Reisenden sei gefährdet, von den tunesishen Behörden werde aber eine Ermittelung der Schuldigen abgelehnt.

Der Senat nahm heute mit 138 gegen 134 Stimmen cinen Antrag Bérengers an, wonach die Unterdrückung der Ovedienzbriefe niht anwendbar ist auf Lehrer und Leh- rerinnen, die sih bereits vor dem 1. März 1881 in einer Lehrerstellung befanden. Der Minister-Präsident Ferry hatte sich gegen den Antrag ausgesprochen. 6

(Cöln, Ztg.) Der Ministerrath hat beschlossen, eine französ:sche Besatzung in das Andorrathal rücken zu lassen,

wein daselbst niht in den nächsten Tagen die Ruhe her-

gestellt wird.

Griechenland. Athen, 1. April. (W. T. B.) Die Regierung hat bisher keine offizielle Mittheilung über die

Unterhandlungen in Konstantinopel erhalten. Die

hiesigen Journale äußern sich bis jeßt sehr absprehend über die legte von der Pforte vorgeschlagene Grenzlinie. 5 Ba- taillone Infanterie und 2 Batterien haben den Piräus und Athen verlassen, um sich nah Calcis und Aegina zu begeben.

Türkci. Konstantinopel, 1. April. (W. T. B.) Die Türkei hat das Königreich Rumänien anerkannt. Eine definitive Antwort der Mächte betreffs der vorgeschlage- nen türkishgriehischen Grenzlinie wird frühestens in 10 Tagen erwartet.

9. April. Der englishe Botschaster Göschen und der russishe Botschafter Nowikoff theilten der Pforte die defini- tive Grenzlinie des nah dem Berliner Vertrage an Per- sien abgetretenen Gebiets von Khotur mit.

Rumänien. Bukarest, 1. April. (W. T. B.) Dem Senate ist ein von mehreren Senatoren beantragter Gesebentwurf zugegangen, betreffend die Ausweisung von Frem- den, welche die Jnteressen des rumänischen Staates kompro- mittiren. Von der Kammer ist die Konvertirungsvorlage in Erwägung genommen worden. Beiden Kammern wurde vom Minister des Auswärtigen die Anerkennung des König- reis Rumänien dur die Türkei mitgetheilt. j

Aus Rom, 1. April, wird berichtet: Dem hiesigen rumänischen Gesandten Crezulescu ging heute die Mittheilung zu, daß Jtalien das Königreih Rumänien aner- ftannt habe.

Serbien. Belgrad, 1. April. (W. T. B.) Der Ministerrath hat beschlossen, Rumänien als Königreich anzuerkennen und den serbishen Vertreter in Bukarest angewiesen, dem König Carl die Glückwünsche Serbiens aus- zusprechen.

Rußlaud und Polen. St. Petersburg, 1. April. (W. T. B.) Der Beginn des Prozesses gegen die an dem Attentat vom 13. März d. J. Betheiligten ist nunmehr amtlich auf den 7. April d. J. festgeseßt. Als Angeklagte werden aufgeführt: der Kleinbürger Nikolaus Nussakoff, die dem Bauernstande angehörigen Andreas Jeliaboff und Timo- theus Michailoff, die Kleinbürgerin Hesse Helsmann und die dem Adelsstande angehörige Sophie Perowskaja.

_Bei dem Stadthauptmann, General-Major Bara- noff, fand heute eine Versammlung der gestern für den zeitweiligen Rath gewählten 228 Wahlmänner statt, welhe 25 Mitglieder und 25 Stellvertreter zu dem dem Stadthauptmann beigegebenen Rathe wählten. Der Stadthauptmann hielt eine Ansprache an die Versammelten und theilte denselben dabei mit, daß zunächst folgende Sicherhcitsmaßregeln vorgeshlagen würden : Auf allen nah der Hauptstadt führenden Wegen sollen Schlagbäume er- richtet werden, um an denselben alle nah der Stadt Reisen- den aufzuzeihnen; die Reisenden sind verpflichtet, hierbei alsbald ihr Absteigequartier anzugeben. Ferner soll au an den Bahnhöfen eine polizeilihe Kontrole eingeführt werden ; alle mit der Bahn ankommenden Personen können nur dur Vermittelung eines Polizeibeamten ein Fuhrwerk nach der Stadt erhalten. Aus der Mitte der versammelten Wahlmänner wurde der Vorschlag gemacht, daß die Mitglieder des zeit- weiligen Raths der Reihe nah auf den Straßen, welche dec Kaiser zu passiren hat, die Aufsicht mit führen sollen. Der Vorschlag wurde mit lebhaften Hurrahrufen aufgenommen. Unter den gewählten Rathsmitgliedern befinden jih vorwie- gend Hausbesitzer, Mitglieder der Stadtduma und andere hier bekannte Persönlichkeiten. ,

Der „Agence Russe“ zufolge ist die Ausstellung in Moskau definitiv auf das Jahr 1882 vershoben worden.

2. April. (W. T. B.) Die fortgeseßzte Untersuchung wegen des Attentats vom 13. März gegen die noch nicht gerihtlih belangten Betheiligten führte, wie der Negie- rungsbote“ meldet, zu der Ueberweisung des Sohnes eines Priesters, Namens Nikolai Kibaltschisch, an dieGerichte. Derselbe legte während der Untersuhung ein volles Geständniß ab und sagte u. A. aus, daß Sprenggeschosse, wie die am 13. März geschleuderten und auch in der Teleshnaja- Straße au|- gefundenen, von ihm angefertigt worden seien. A

_ Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. März. Der Kronprinz-Regent empfing gestern den iy i russishen Gesandten Okuneff, welcher die für ihn ausêgesertigten neuen Kreditive überreihte. Der Minister des Aeußern und der hiesige dänische Gesandte unterzeichneten am 26. d. einen Nachtragsartikel zu der Münzkon- vention vom 27. Mai 1873 und der Nachtragskonvention vom 16. Oktober 1875, betreffend die Prägung von 5:Kronen- \tückten in Gold. Dieser Nachtragsartikel ist den resp. Landes- repräsentationen zur Prüfung vorzulegen. Gas

Dänemark. Kopenhagen, 1. April. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister von Kauffmann ist heute von seinem Posten zurückgetreten, und der Marine-Minister hat die Geschäfte des Kriegs-Ministers interimistish übernomwen.

_ Amerika. Washington, 1. April. {W. T. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im vergangenen

Monat um 6 190 000 Doll. abgenommen. befanden sich ult. März 230 810 000 Doll.

Asien. (Alla. Corr.) Dem Reutershen Bureau wird aus Teheran unterm 26. März gemeldet: Die Tehe- raner Zeitung veröffentliht ein Telegramm von Mohsin Khan, dem persishen Gesandten in Konstantinopel, demzufolge bei einem dem Gouverneur von Kermanahah, Hissam:es-Sultaneh, (von wo er seitdem nah Mekka zurückgekehrt ist), gegebenen Diner ausdrücklich erklärt wurde, daß der Sultan überzeugt sei, Abiedullah Khan würde die Feindseligkeiten an der persischen Grenze niht erneuern. Ein Delegirter würde mit einem eigenhändigen Schreiben des Sultans an den-Schah entsendet werden, welches die förmlihen Versicherungen Sr. Majestät enthalte, daß seine Anstrengungen auf die Erhaltung des Friedens an der Grenze ihrer resp. Besißungen gerichtet sein würden. Ein hier aus Urmia eingegangener, vom 9. ds, datirter Brief meldet, daß in Uebereinstimmung mit dem zesuche der türkishen Behörden 22 der angesehendsten Kurden- chefs nach Kerkuk gesandt wurden. Es verlautet, daß eine große Menge Kurden durch Krankheiten hinweggerafft wurden.

Mysore, 25. März. (Allg. Corr.) Heute erfolgte die förmlihe Uebertragung von Mysore an die Regie- rung des Maharadschah, wobei der Gouverneur von Madras den jungen Fürsten mit großer Feierlichkeit als Be- herrscher des Staates installirte. _

Afrika. Egypten. Cairo, 30. März. Jm Ein- flange mit den Bestimmungen des Liquidationsgeseßes ver- öffentlicht heute das Amtsblatt eine Aufstellung des Finanz- Ministeriums, welche das Resultat des Liquidations- prozesses bis zum Ende des Jahres 1880 ergiebt. Darnach sind auf die shwebende Schuld 11 424 000 egyptishe Pfunde abbezahlt, und verblieb am 1. Januar 1881 ein unbezahlter Saldo von 1 021000 egypt. Pfd. Die Liquidationsmasse betrug an demselben Datum 435 000 egypt. Pfd. in baarem Gelde und Antheilscheinen der egyptischen Prioritäts-Obligatio- nen im nominellen Werthe von 1072 000 egypt. Pfd. Der Bericht fügt hinzu, daß Weisungen erlassen worden sind, die Regelung des verbleibenden Theiles dershwebenden Schuld so viel wie mögli zu beschleunigen.

Im Staatsschaßze

Nr. 13 des Centralblatts für das Deutsche Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt Zoll- und Steuerwesen: Vefuguiß einer Steuersielle; Titelverleihung an einen Stationscontcoleur. Konsulatwesen: Bestellung eines Konsularagenten ; Exequatureriheilung. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichégebiete.

Statistische Nachrichten.

Ucber die Altersverhältnisse der deutschen über- eecishen Auswanderer hat das Kaiserliche Statistische Amt Berechvungen angestellt, aus denen sehr deutli hervorgebt, in wie ungleihem Make die einzelnen Alteraäklassen der Bevdlkerung dur die Aubwanterung betroffen werden. Weun sch nämlich, nah Mafß- gabe der Auëwanderung über Bremen, Hamburg und Antwerpen im Jahre 1880, auf 100000 Einwohner männliwen bezw. weiblichen \Seschlechts 302 bezw. 194 Auswanderer ergeben, diese Zahlen also als durcchs{nittlice Verhältnißziffern der Auswanterung betrachtet werden, so ergeben fich für die cinzelnen Altcrsklassen folgende Verhältnifzaklen : E

Auf 190 C00 Einwohner dessclben Alters und Geschlechts treffen Auf wanderer : e

Altersklafsen männlich weiblich

i O Et... 2 231

10—20 e O 196

20—30 E E 349

30—40 E O Il

40—50 e. U 102

50— 60 e 93 80

60—70 ,„ S 64 56

O Sauber nb a. S 23 17

Wäbrevd also, die Stärke der Altersfklassen glei gesetzt, 701 männlide und 349 weiblide Personen im Alter von 99 bis 30 Jabren auswandern, wandern im Alter von 30 bis 49 Fahren 333 bezw, 171, im Alter von 40 bis 50 Jahrea nur noch 171 bezw. 102 Personen aus. : f

Ueber die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1879 im Großherzogthum Baden entnehmen wir den „Statistischen Mittheilungen über das Großherzogthum Baden“ folgende Angaben : 1) Geboren wurden 1879 in Baden 59 382 Kinder oder 1 Kind auf 26.14 Einwohner (auf 100 Einw. 3,82 Geburten), und zwar 30 586 Knaben (51,51 9%) und 28 796 Mädchen (48,49 %/6) oder auf 100 Mädcven 106,22 Knaben. Unter der Gesammtzahl der Ge- borenen wurden 57 539 lebend geboren (96,90 9/6) und 1843 todt geboren, 54 990 ebelih geboren (92,61 %/o0) und 4392 unehelich geboren. (Fin lebend geborenes Kind fam auf 26,97 Einw. (auf 100 Einw. 3,71 Lebendgeborene). Von den Lebeudgeborenen waren 29541 Knaben (51,34%) und 27998 Mädchen (48,66 9/6), von den Todtgeborenen 1045 Knaben (56,70 9/5) und 798 Mädchen (43,30 °/.), von den Ehelichgeborenen 28 337 Knaben (51,53 9/5) nnd 26 653 Mädten (48,47 /o), von den unehelich geborenen 2249 Knaben (51,21 9/6) und 2143 Mädchen (48,79 °/o). Im Vergleiche zu den leßt vorhergehenden Jahren bat die Zahl der Geborenen absolut und relativ abermals abgenommen. Sie ist die geringste seit 1871, immerhin im Vergleicbe zu dem Dur{schnitt der früberen Jahre noch cine mäßige. Die Todtgeborenen haben seit dem Jahre 1874 stetig abaenommen und die geringite relative Zahl (3,10 °/0) scit dem Jahre 1846; erreidt. Die unehelichen Geburten, welche im Verhältniß zur Gesammtzabl ter Geburten seit 1857 in Abnahme waren, haben gegen das Vorjabr relativ um ein Geringes zugenommen (von 7,29 %/ auf 739 °/e)z absolut aber haben sie gegen das Vorjahr eine geringe Verminderung erfahren (ron 4418 auf 4392). 2) Gestorben sind i. I. 1879 ohne Todtgeborene 41479 oder 1 von 37,42 Einw. (auf 100 Einw. 2,67 Todetfälle); davon waren 21225 mönnlich (51,17 9%) und 20254 weiblih (48,83 9/6). Im ersten Lebentjahre starben 13 931 Kin- ter oder 24.21 °/5 der Zahl der im Jahre 1879 Lebendgeborenen, davon waren 7794 Knaken (26,42 ‘/9 der lebendgeborenen Knaben und 6137 Mädchen (21,92 °% der lebendgeborenen Mädchen), 1261 ehelich (90,57 9/6) und 1314 (9,43 °/6) unehelih. Von den ehelichen Lebendgeborenen starben im ersten Lebensjahre 23,66 °/9, von den un- ehelichen Lebendgeborenen 31,12 %%. Im Vergleiche zu den vorher- gebenden Jahren war die Sterblichkeit im Jahre 1879 eine geringe, wenn s\ckchon sie etwas größer als die tes unmittelbaren Vorjahrs war. Diejenige unter den Kindern des esten Lebentjahres, welche \{on im Jahre 1878 außergewöhnlih gering war, hat noch weiter atgenommen (von 24,33 °%/% auf 24,21 °/9); sie war relativ die ge* ringste seit 1860. Von den lbereinjährig Gestorbenen waren 13 431 männlich und 14117 weiblich, also 688 oter 2,5 °/% mehr weiblich als männlid (im Durschnitt 1863/79 388 oder 1,5 %/9). Der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen beträgt 16 060. Im Jahre 1878 war er 18 332, im Jahre 1877 18 092, im Jahre 1876 30718, scit der Volks;ähluna vom 1. Dezemker 1875, also im Ganzen 73 202, In der Zeit wischen den Volkszählungen von 1871 und 1875 blieden von, dem Geburtenübershusse 63 °/9, in der Zeit zwischen den Zählungen von 1867 und 1871 61/0, im Mittel beider Perigs

den also 62 % dem Lande erhalten (d. b. ni&t dur den Ueberschuß des Abzugs über den Zuzug au3zeglihen). In der Annahme, daß au seither dieses Verhältniß fortbestanden hat, würden von jenen 73 202 Mehrgeborenen 45 385 der Volkszahl von 1875, welche 1 507 179 betrua, binzugetreten sein, die Bevölkerung zu Ende 1879 also auf rund 15520099 si belaufen haben, wäbrend, cleihmäßigen Zuwachs vorausgeseßt, die von 1878 etwa 1 540 800, die von 1877 etwa 1 529 600, die von 1876 etwa 1 518 409 betragen haben würde. 3) Ehen wurden im Jahre 1879 im Ganzen 109 46) ge- \&lossen oder 1 auf 4825 Einwohner (auf 100 Eiawobner 0,67 Ehen); dagegen wurden dur den Tod des einen Ehe- aatten 9688, dur Scheidung 84, zusammen 9772 Ghen aufgeköft, so daß die Zahl der bestehenden Eben \sich nob um 697 vermehrte. Es ift dies die geringste Zahl von Eheschließuugen, welhe absolut seit 1861, relativ seit 1859 und der geringste Eheübersbuß, welcher \eit 1857 vorgekommen ift. Die Zahl der Eheschliekungen ift {on seit mehreren Fahren erbeblih zurückgegangen ; diese Abnahme wird theils als eine natürliche Folge der in den Vorjahren stattgebabten außer- gewöhnlichen großen Zahl der Gheschließunzgen, wodurch ein Theil der später fälligen Eheschließungen vorweg genommen ift, theils als die binzutr¿tende Wirkung der ungünstigen wirthschaitliven Ver- bältnisse bezeibnet, welche die Gründung eines Havsftandes vielfach

erschwerten. Unter den 1879 neu geschlossenen Ehen waren 1240 oder 11,84 9/6 der Religion nah aemischt (im Jahre 1878 11,56 °/9, im Durchschnitt der Jahre 1864/79 10,16 %/). Ferner waren nab

dem Familienstande der Ebescließenden in 8596 Fällen beide Theile

ledig, in 198 Fällen beide Theile verwittwet, ix 509 Fällen der Mann

ledia und die Frau Wittwe, in 1312 Fällen der Mann Wittwer und

die Frau ledig, in 51 Fällen ein Theil geschieden, in 3 Fällen beide

Theile geschieden. Nah dem Wohnorte gehörten in 6249 Fällen beide Ghesc(ließende derselben Gemeinde, in 3589 verschiedenen badiscen

Gemeinden an, in 2ó1 Fällen war der Mann Badener, die Frau Ausländerin, in 314 Fällen war der Mann Ausländer und die Frau

Badnerin, in 66 Fällen endlich waren beide Theile Ausländer. So-

dann hat ft ergeben, daß in 517 Fällen un-heliche Kinder (605 an

der Zahl) bei dem Cheschluß als ehelih anerkannt wurden. In 92

Fällen ging der Mann, in 19 Fällen die Frau eine dritte, in 5 Fällen

der Mann und 1 Falle die Frau eine vierte Che ein. Unter den ge-

trauten Personen waren 5 Frauen, welche nicht {reiben konnten

(d. h. nivt im Stande waren, ihren Namen zu unterschreiben).

In S (weden bestanden am Ende des Jahres 1879 15 Ren- ten-undKapitalversherungsanstalten. Die von sämmtlichen Anstalten zu Anfang des genannten Jahres übertragene Bilanz zeigte eine Sthlußsumme von 15 497 110 Kronen. Die Einnabmen im Laufe des Jahres betrugen 1793 130 Kronen, wovon 887 591 Kronen Einzahlungen und 843 387 Kronen Zinsen waren. Die Auszaben beliefen sh auf 397 684 Kronen; davon waren zurückgezahlte Kapi- talien 157000 Kronen, gekündigte Erbschafts- und Zinsengewinne 60 000 Kronen, Lebens8renten 43 099 Kronen, Au8zablungen in Ver- anlassung von Todesfällen 69 000 Kronen, BYerwaitungskosten 50 000 Kronen 2c. Das Jahr {loß mit einer Bilanz von 16 892556 Kronen; auf die Sto&holmer Anstalt entfielen davon 12 559 034 Kronen, während 8 Anstalten mit wenizer als 1009000 Kronen und 6 unter 100000 Kronen abs{lossen. Die Anzahl der Interessenten betrug zu Anfang des Jahrs 1879 125 574. Im Laufe des Jahres sind 1143 gestorben, 227 haben ihr gesammtes Karital zurückgezogen ; 314 die gekündigten Etbscbasts- und Rentengewinne erhoben , 198 Posten wurden für verfallen erklärt. Im Laufe des Jahres kamen 21 982 neue Interessenten binzu. Des Vergleicbes wegen mag erwähnt sein, daß im Jahre 1875 in Schwe- den 11 Renten- und Kapitalversiherungsanstalien mit 89 599 Inter- efsenten und 11 594213 Kronen Vermögen existirten, im Jahre 1870 dagegen 10 Anstalten mit nur 3509 663 Kronen Vermögen. Von den verbandenen Anstalten sind 5 in den Jahren 1870—79, 3 von 1860—69 und 7 von 1850—59, darunter die beiden ältesten in Stock- holm und Oerebro im Jahre 1850 gegründet worden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur. i:

Der 21. Jahresbericht der deutschea Scillerstif- tung weist nah, daß 1880 42 262 M Unterstützung8gelder gezahlt wurden, und zwar 15 742 M an lebenslänglichen Pensionen, 20 560 4 an Pensionen für mehrere Jahre und 5960 M an einmaligen Vers willigungen. Vorsizender ijt der Geh. Regierungs-Rath Wilhelm Genast in Weimar.

Von dem im Verlage der Hof-Buch- und Kunsthandlung von Sigmund Soldan in Nürnberg erscheinenden Werke: „Albrecht Dürer 's sämmtliche Kupferstiche. Mit Text von Dr. Wil- helm Lübke, Professor der Kunstgesbichte. Nach den besten Ociginalen des Köaigl. Kupfer stichkabinets iu München, dur unveränderlichen Lichtdruck in Original zröße reproduzirt von J. B. Obernetter“ ift die zweite Lieferung ausgegeben worden. Dieselte enthält folgende zehn Blätter: 1) Die Maria mit der Sterncnkrone vom Jahre 1598 z 2) die Madonna am Hofhore vom Jahre 1520; 3) den heiligen Christoph mit zurückgewandtem Haupte vom Jahre 1521, ein Blatt, welches das reiz Gemüth des Meisters in {öner Weise zur Anscauung bringt; 4) den beiligen Hieronymus in der Stube von 1514, eines von den Blât- tern, welche zeigen, daß eine besondere Anziehungéfkraft für unsere Meister das Leben einsietlerischer Heiligen gehabt. Die sinnige Stimmung feies cigenen Innern, das betrachtende Versenken in das Weben der Natur oder in die gemüthliche Häuslichkeit der Studir- zelle spricht si in diesen Blättera empfindungtvoll aus, und dieter heilige Hieronymus ist eines der {önsten dieser Gattung. Wir empfinden das stille Behagen dieser Zelle in dem klar einfallenden Sonnens lite, das alle die Einzelbeiten eines ruhigen, der Betrachtung gewidmeten Daseins mit vollem Zauber übergießt; 5) das kieine Pferd vom Jabre 1505; 6) die Dame zu Pferde; 7) die drei Bauern im (Hes \präche, welche beiden leyteren Blätter zu jener Reihe meift klei- nerer Blätter gebören, in welchen Dürer in {lit realistishex Weise Gestalten und Scenen des wirklichen Lebens verewigt hat, und aus welchen deutli zu erkennen ist, in wie hohem (orade seine Kunst den offenen Blick für die ganze Breite der Wirklichkeit besaß. Namentlich wendet er si hier der Darstellung des ge» wöhnliven Lebens, der bürgerlichen und bäuerlichen Kreises der Krieger und Landéknehte zu. Die Metrzahl diefer kleinen Blätter gehört in seine frübeite Zeit; ÿo zeigen au die drei im Gespräche begriffenen Bauern noch die einfache Derbbeit des feüberen Kupferstiws. Ja späteren Jahren ilt WVärec nur aus nahméweise in einigen {fleineren Blättern auf solche sèttenbildliche Darstellungen zurückzekommen, hat dieselben dann aber mit_hôcîter Meisterschaft zu fklassishea Vorläufern der späteren holländijhen

auernmalerri autgeprägt. Hierher zähls 8) das der vorliegenden Lieferung cingefügte köitlihe Blättcben „Der Sa@ofeifer“ vom. Sahe 1514, in dem si frishe Genialität der Auffassung mit malerishem Reize der Darstellung paark. Bewunderuöwerth auc ersheint Dürers Kuast gelegentlih bei der Dar- stellung von Wappen, so 9) des Löwenreappens mi? dem Hahae, das in Zeichnung, Anordnung und malerischer Ausführung die Kunft Dürers auf ihrer vollen "Höhe zeigt. Von den Bildnissen bedeutender Zeitgenossen, welche wir Dürers Grabsticel verdanken, bringt die vorliegende Liefernng 19) den Kurfürsten Friedrih den Weisen von Sachsen vom Jahre 1524, ein Werk voll Lebenöwahrheit uad meisber« lier Dur(führung. . ; i

s Wir haben bereits nah dem Erscheinen der ersten Lieferung des Werkes dieses verdienstlihe und dankens8»verihe Unternehmen der Soldavpschen Verlagthandlung allen Freur.den deuts{er Kunst warm empfoblen, können aber nicht unterlassen, bei dicjcr Gelegen» heit no#mals auf dasselbe aufmerksam zu mo ben, indem wir wieders holt darauf hinweisen, daß der reie .nstlerische Gehalt dieser Dürerschen Arbeiten dur die vorzügliche {eproduktion zum treuesten und wahrsten Ausdruck…te kommt. Dey würdevolle Ecnst in der. ganzen Lebenkanschauung des Meistecs wie die tieje religiöse Empfindung, welhe auf den relig'.öse Gegenstände darstellenden, Blättern zu ergreifendem Autdreck Lommen, machen das Werk vor nehmlih zum Vstergesenke wobl geeignet.

Klassiswe Novellen-Bibliothek aus der Lite

| xaturperiode 1750—18"0, Berlin, Verlaz rxoa Albert Golda