\Gmidt. — Der Anklang, welhen die von ter Golds{midtscen Veilagsbar dlung heransgegebene „Fünfzig-Pfennig-Bibliothek“ (Re- mane und Novellen leberder Autoren) acfunden hat, veraniaßt die- selbe mit der obigen Publikation den Literaturfreunden auch novel- listis&e Werke früherer Zeit in sorgfältiger Auswahl, in guter Ausstattung und zu außerordentlich billigen Preisen zu übergeben. Vielleicht dürfte auf diese Weise mancer verklungene Namz die Wärdigurg und Schätzung erhalten, die ihm in Wahrheit zukcmmen. Bei vielen Autoren wird man einer überraschend fesseln- den Lektür: begegnen, bei anderen einer nit minder anziehenden Ursp:ünglikeit in der Auffaffung, bei Allen aber wird der Lescr einen interessanten Einblick| in die Denkart vnd die Leben3gewobnheiten früherer Generationen gewinnen. Von den Autoren, welbe zunächst in der Biblicthek berüccksichtigt werd?n foll-n, seien genannt: Apel & Lau, von Araim, Baum- garten Crusius, W. Gli. Vecker, Benzel-Sternau, A. &: Bern- tardi, Bicrnaßfi, Lluemenhagen, Brentano, Bürde, von Chamisso, Covtessa, voa Decker, Demme, Döring, Eberhard, Ferrand (Schulz), C. A. Fischer, A. Franz, von Gaudy, Gerber, Bethe s Hegner, Herloßjohn, Hef. Heyne, E. T. A. Hoffmaun, Hölderlin, von Hou- wald, Huber, F. H. Jacobi, K. Immermaun, Jung (Stilling), Jünger, Kähler, Kind, Heinr. von Kleist, Klingemann, von Klinger, Knigge, vou Koßebue, Lafontaine, Langbein, von Loeben, Meinhold, A. Gl. Meißner, von Miltiß, Mnioh, Moritz, de la Motte-Fouqué, Mübßer (von Itzehoe), Wilhelm Müller, Musäus, ODehlen\scläger, von Poalzow, G. Pitbler, Rehfues, Rochlitz, Leop. Schefer, Schil- ling, Fr. Sé&legel, J. Schopenhauer, F. A. Schulz (Laun), I. F. Schulz, Seidel, Scybold, Steffens, von Steigentesh, Töpffer, Tromlitz (Witleben), Usteri, van der Velde, von Voß, Vulpius, E. Wagner, Weisflog, Wezel, Weißtel, Zschokke. — Die er sten fechs Bände der ersten Serie sind bereits crsbienen und enthalten Folgendes: Tromlißz, „Die Vierhundert von Pfor:heim“; Van der Velde, „Das Liebhabertheater“ ; Franz von Gaudy, „Scülerliebe“, „Der Deutsche in Trastevere“; Blumenhagen, „Swloß Leuenrode“ ; Ernst von Houwald, „Die Schlabt von Malyplaquet*, „Die Todtenhand“ ; E. T. A. Hoffmann, „Signor Formica“. — Die Fort- sezung der Bibliothek ersheint vom 1. Juli 1881 ab regelmäßig, zwei Bände monatlich. Jeder Band enthält eine abgeschlofsene Erzählung und kostet im Abonnement nur 50 /
London, 1. April, (Allg. Corr.) Die Genossenschaft der Aquarellmaler in London hat den Maler Professor Adolph Menzel hierselbst zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt.
Gewerbe und Handek.
Dem Gecscäftsberiht der Deutschen Lebens-, Pen- fions- und Renten-Versicherungs-Gesellshaft auf Gegenseitigkeit in Potsdam entnehmen wir Folgendes: Im Jahre 1880 waren einsckließlich der aus dem Vorjahre unerledigt übernommenen Anträge im Ganzen 5223 Anträge mit 10 570 110 46 Kapital und 3559 (6 Iahresrente zu erledigen. Davon wurden wirklich ab- geschlossen 4568 Policen mit 8643385 46 Kapital und 3435 4. Jahres- rente, abgelehnt und zurückgezogen 592 Anträge mit 1 751 275 f Kapital und 124 ÆA'Jahresrente, als unerledigt auf das Jahr 1881 über- tragen 63 Anträge mit 175450 A Der Gesammtversicherungs- bestand Ende Dezember steUt sich auf 33 408 Policen mit 57058 924 Kapital und 6548 M Jahresrente. Die gesammte Jahreseinnahme betrug 1865461 M, die Ausgabe dagegen 1751399 46, so daß si ein Reingewinn vou 114 061 #4 ergiebt. Nach Abzug des ftatuten- mäßigen Antheils zum Sicherheitsfonds und der Tantiòme verbleibt für die Versicherten ein Gewinnantheil von 90336 G Seit dem Bestehen des Instituts ist noch niemals ein gleich günstiges Resultat erzielt worden. Für Todesfälle sind im Jahre 1880 507 780 M Laar aufgezablt und 12143 F zur späteren Aus- zahlung reservirt. Die Summe aller Auszablungen für Todesfälle in den Jahren 1869—80 if dadurch auf 3409158 M gestiegen. Die re{bnung8mäßige Prämienreserve is für 18890 um den Betrag von 616 579 M gestiegen, mithin im Ganzen auf 4278 472 A. an- gewachsen. Die Aktiva, die fich Ende 1879 auf 4328681 „/& be- liefen, betrugen Ende 1880 5062767 M
— Aus dem in der Generalversammlung der Frankfurter Lebensversicherungsgesell\chaft vorgetragenen Geschäft2- beriht ist Folgendes hervorzubeben: Im Jabre 1880 sind mit 847 Personen Versicherungen im Betrage von 3477034 Æ Kapital neu abgeschlossen worden; am Schlufse des Jahres 1880 waren üker- haupt versichert 10510 Personen mit 42186 790 4M Kapital und 14 598 M Rente. Die Sterbefälle der auf den Todeéfall Versicherten betrvgen 199 Personen mit netto 551 545 H Versicherung8summe. An Leibrenten kaufgeldern sind in diesem Jabre 278 573 M einbezahlt worden, wofür eine jährliche Rente von 29 178 A zu entrichten ift. Im Ganzen befinden sich am 31, Dezember 1880 noch die Verträge von 282 Personen in Kraft, an welche eine jährliche Rente von 156 037 M zu bezahlen ist, Nah Abzug der Ausgaben und Ver- \stärkung der Reserven verblieb ein Uebershuß von 166486 4A Die Aktionäre erhalten 15 4 p1o Aktie, also 17} %% ihrer Baareinzaß- lungen. Der Gewinnantheil der bis Gnde 1877 Versicerten beträgt pro 1880 109 9%/% der von ihnen einbezablten Nettoprämien. Die Garantiemittel der Gesells%aft bestehen außer dem Grundkapitale von 5142840 Æ in der Prämien- und Gewinnreserve von 8027 795 M
Münster, 31. März. Heute fand bier cine General- versammlung der Landschaft der Provinz Westfalen statt, in weler zunächst der Geschäftsberi{t vorgetragen wurde. Aus demselben geht herror, daß die Landschaft im Jahre 1880 152 neue Mitglieter aufgenommen nund für dieselben 1638 600 F Bieleihungskapital emittirt hat, wäh- rend die Zunahme in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 81 Mitgli. der mit einem Beleibungskapital von 1813 509 4 beträgt, so daß im Ganzen die Landschaft gegenwärtig 362 Mitglieder zählt und 5 759 000 M innerbalb der 3} Zahre itres Bestehens emittirt sind. Statutenmäßig darf der 22 fate Reinertrag des Katasters beliehe1 werden ; faktisch ift jedoþ nur der 16 fache Katastral-Yiein- ertrag zu erster Stelle des Grundbuchs belieben und auferdem noch die aufstehenden Gebäude verpfändet, obne daß deren Werth berüdck- sichtigt wäre. Die Nachfrage na Pfandbriefen ist größer als das Angebot und wird z. Z. der Paricours obae Scwierigkeit behauptet. Der Generalversammlung lagen verschiedene Anträge auf Abände- rung der Statuten vor, welche einstimmig beschlossen wurden, so daß gezenwärtig die Allerhöchste Genehmigung daf2r nachgesucht wird. Die wichtigsten dieser Aenderunçen sind: 1) Anscbluß der in der Rheinprovinz belegenen Kreise Rees, Müiheim a./R, Stadt- und Landkceis Essen und Stadtkreis Duitburg an die Landschaft der Provirz Westfalen. Der Antrag dazu ging ursprünelih von den landwirthscaftliwen Lokalabtheilungen jener Kreise aus, ift aber nah- träglich vcn sämmtlichen Kreitvertretvngen genehmigt. 2) Herab- seßung des erforderlichen Minimal-Reinertrages der zu verpfändenden Güter von 150 K auf 100 M 3) Bestimmung, wonach jolche Per- sonen, welche für ihre Vermögentverwaltung ständige Vertreter habtn, dur ihre Generalbevollmäthtigten vertreten werden können. 4) Be- stimmung, daß Urkunden, die von der Gesammtdirektion der Landschaft unterzeihnet und mit dem Siegel der Land- chaft beglaubigt sind, dadur% dêffentlien Glauben erlangen, oweit es sich um Eintragungen in das Grundbuch handelt.
New-York, 1. April. (W. T. B.) Baumwollen- Wochenbericht, Zufuhren in allen Unionsbäfen 77000 Ballepy, Nubfuhr noch Großbritannien 5800 Ballen, Autfuhr nach dem Kontinent 42 000 Ballen, Vorrath 806 000 Ballen.
Verkehrs: Anstalten.
Kurbbuch der deutshen Neichs-Postverwaltung. Bearbeitt im Kursburcau des Reichs8- Postamts, 1, April — 15, Mai 1881. Berlin, Julius Springer. Preis 2 A — Die bei der vorigen Ausgabe eingetretene Verkleinerung des Formats ist in dieser Ausgabe beibehalten. Es dürfte bei der herannahenden Reise- saiscn wobl angebrackt sein, auf den die Rundreise- und Saison- billets b:handelnden Abschnitt aufmerksam zu machen, welde man mokl in keinem anderen Buche so übersihtlih und mit allen Detail s
zusammengestellt finden wird. Neu ift in dieser Au8gabe ein Nach- weis über die Verkaufsstellen für Rundreise- und Saisonbillets. Das Verzeichniß der widtigeren Rciserouten innerhalb Deutsclants ift be- deuterd erweitert worden. Kuh wollen wie nit unterlassen, wiede:um auf die praktische Eintheilurg in 6 Abtheilungen hinzu- weisen, deren jede besonders geheftet ist und vermöge ihres geringen Umfangçes auc sehr bequem unterzubriogen ist.
Southampton, 1. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau“ ift bier eingetroffen.
New - York, 1. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“ urd der Hamburger Posft- dampfer „Frisia* sind hier cingetroffen.
Berlin, 2. April 1881.
Die zu dea Beisetzungsfeierlihkeiien in St. Peter8burg Alleröchst kommazdirt gewesene Deputation des Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regimerts Nr. 1 ift wieder hierher zurügekehrt.
Bei jedem der hiesigea Garde-Infanterie-Regimen- ter werden in der Zeit vom 19. d. Mts. bis 7. Mai cr. etwa 250 Reservisten zur Uebung einbeordert werden. Ferner wird bei den gedachten Regimentern je ein Landwehr-Uebungsbataillon von ciiea 320 Mann in der Zeit vom 21. Juni bis 2. Juli cr. zusammentretin.
(A.C.) Die Allgemeine DeutshePatent- und Muster- \{uyz-Ausfstellung in Frarkfurt a. M. bedeckt, Alles in Allem, einen Flähenraum von rund 67 Frankfarter Feldmorgen, oder
135 675 gm Diel d Ea E aae e d 33640 , oder mehr als 4 des ganzen Platzes. Es bedecken nämlich : der große Auéstellungt yalaft der dahinter liegende Annex A die Villa Leonhardsbrunn . . . . « die Balneologische Ausstellung . . „, der Pavillon der Kunstaussteliug . .. 99 Üleinere Bauten, wie: Bierhallen, Restau- rants, Café’s, Kicsks, Pavillons 2c. 2c, zu-
amin L ae 7500 ,
Gesammtsumme 83 640 qu
Stuttgart, 1. April. Der Anregung von Kuastgewerbefreun- den und Vereinémitgliedern folgend wird der Württembergische Kunstgewerbeverein auf den 1, Mai d. J. in dea ihm mietb- weise überlassenen Sälen des Königsbaus die {on seit längerer Zeit vrojeftirte „Permanente kunstgewerblihe Ausstellung“ eröffnen, zu deren Beshickung er in den nächsten Tagen in Cirkularen cinladet. Jzdem der Verein den verschicdenen Zweigen seiner Thätig- feit diesen neun hinzufügt, glaubt derselbe erst hierdurch den bei seiner Gründung ins Auge gefaßten Zweck der Förderung und Vervollkommnung dcs Kunstgewerbes vollständig erreiczen zu können. Häufig werden ja die {önsten Arbeiten von Kunsthandwerkern voll- endet, denen kein Laden, kein Magazin ¡ur Verfügung steht, um ihre Werke zur Anschauung zu bringen. Für diese Fälle bietet der Verein Gelegenheit, ihre Arbeiten dem Publikum zu zeigen, eventuell deren Verkauf zu vermitteln. Im Privatbtsiy ferner ktefiaden sih gar viele kunstgewerblihe Erzeugnisse, namentlih Alterthümer, die selten ge- schen und gewürdigt werden. An den Gemeinsinn der betr. Besißer wendet si der Verein mit der Bitte, ihm die hervorragenden Werke anzuvertrauen, um durch die Sammlung der da und dort zersireuten Schätze der Aufmunterung des Kunsthandwerks wie der Belehrung des Publikums zu dienkn. Das lebhafte Interesse, welches die früheren periodischen Autftellungen des Vereins gefunden haben, berechtigt zu der Annahme, daß das neue Unternehmen zu einem AnziehungEvunkte für Ginheimishe und Fremde, namentlich auch während ver Daucr der Landesgewerbe-Autsstellung sich gestalten wird.
Je näher der Tag der leßten Aufführung der „Schatzgräber“ im Victoria-Theater heranrückt, um fo eifr’‘ger wird an dem neuen Ausftattungsstückte „Die Schwestern“ gearbeitet. Außer den Gästen, w:lche darin bes{äftiat sein werder, den Damen Marie Swobcda, Margarethe Ulrich, Dinstl und Hrn. Rüttiger vorma Hoftheater in Braunschweig, wirken von den einheimiscen Mitgliedern des Victorta- Theaters Hr. Direktor Emil Hahn selb| und die Herren Brinkmann, Pauli, Meuzel, Stein, Dorn und Riedel, sowie die Damen Rolla und Mever in den Hauptrollen mit.
Frl. Cornelia Kirchhoff, eine S®ülerin des wohlbekannten Organisten Hrn. Otto Dienel, giebt am Dienstag Abends 7F Uhr in der Marienkirche ein Concert, in welhem sie Bas großes E-moll-Präludium, Thiele's C-moll-Corcert und den Trauermarsch aus ‘Gienels D-m-11-Sonate auf dér Orgel spielen und Fr. Nathalie Schroeder, Frl. Marie Schmidtlein, Hr. Jul. Sturm und der Opernsänger Hr. Shukowsky mehrere Solo- und Ensemblegesänge vortragen werden. Außerdem werden Hr. Jacobowsky, Hr. Kotek, Hr. G. May und Hr. Otto Dienel sich an der Autführung des interessanten Programms betheiligen. Der Ertrag des Concertes ift für den Moonschen Blinden-Verein be'timmt, der fic der armen in Berlin lebenden Blinden na allen Seitin hin annimmt, und find Billets dafür zu 1 Æ in den Musikalienhandlungen von Bote u. Bock und bei Hrn. Dienel, Tempelbofer Ufer 30, zu haben.
In der Elisabethkirche veranstaltet ein anderer Schüler des Hrn. Otto Dienel, der Organift Hr. Ad. Friedri, am Donnerstag, Abends 74 Ubr, eia Woblthätigkeitéconzert, in welhem außer mehreren Orgelkompositionen verschiedene Gesänge, von Frl, Marie Kunyen, Frl. Gabriele v. Krottnaurer, ein vom Concertgebec geleiteter
rauenbor, sowie einige Violinnummern, von Hrn. Walther Schroeder ausgeführt, zur Aufführung kommen. Bei Hrn. Piediger Baumann, Brunnenstr. 141, sind für dieses Concert Eialaßkartea à 50 „S zu haben.
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Literarishe Neuigkeiten und periodische Schriften.
Ausgewählte Reben des Fürsten von Bismarck, gehalten in den Jahren 1862—1881, Mit einer biographischen Skizze sowie mit erläuternden Einleitungen und Anmerkuagen, und cinem Anhbara, enthaltend Reden des Abz. von Bismarck-Schön- bausen aus den Jahren 1847—1852, Zweiter Theil. Reden aus den Jahren 1871—1877. Zweites Heft. Bogen a. 12—22, Berlin. Fr. Kortkampf. Buchhandlung für Staatswissenshaftenu und Ge- \chihte. LWerlag der Reichsgeseye.
Preußisbes Verwaltungsblatt. Wotenschrift für Ver- roaltung und Verwoaltungtrehtépflege in Preufien. Herausgeber : De, jar. Binscel. Verlag und Expedition: Otto Drewiy in Berlin N., Monbijcuplayß 10. Jahrgang 11. Nr. 26. — Inhalt: Polizei- liche Beaufsichtigung des Feuerversiherungëtwesens in den einzelnen Landestheilen. — Uebersicht der jagdpolizeilizen Vorschriften in den einzeluen Landestheilen. — Zar Steuerreform. — Abwehr und Unter- drücktung von Viebseuchen. — Erlaß an Klassen- und klassfizirter Ein- kommensteuer. — Schreibweise mehrstelliger Zablenautdiücke., — Wahr- nehmung der siscereipolizeiliden Aufsittebefuzniße, — Unterstüyung der Familien ausgewiesener Sozialdemckraten. Mühlteiche keine ge- \{lossene Gewässer im Sinne des Kisctereigeietzes rom 39. Mai 1874, Handel mit Fliegenpapier, Zur Aufstelunz der Impflisten. Zur Verbütung des Kindbetifiebers, Zur Förderung des Fortbildung2- \culwesens. Zu §. 34 des Reichögesettes über den Uaterstüyzungs- wohnsitz; privatretlide Gesichiepunkte hierbei. Verbreitung ver- botener sozialdemokratisher Druckschriften. WVerzichtleiftung auf die Strafantragéstellung. Shmähung des Judenthums als Religions-
| \chaftlicve Lage der deutichen Industrie.
vergehen. Widerre&tlibe Nöthigung. Einrictung einer einbeitliben fommunalen Armenoerwaltung. Ausbau von Straßen. Wider die Beitler und Wagabonden. Literarische Mittheilungen.
Sozial -Correspordenz. Ellgemeine AuLëzabe (heraus- gegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studnit in Dresden). Nr. 13. — Inhalt: Moralstatiftik. — Jorungen. — Arbeitêsmaschinen für das Kleingewerbe. — Gesellschaftéhäufer für die ärmeren Klassen. — JInternationaler Vogelshuß. — Ferien- kolonien des Dresdener Gemeinnützigen Vereins. — Arbeitêmarkt.
Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes. 1881, II[. Hefi (März). — Inhalt: Abhand- lungen: A. Sa(hlihe Würdigung der in Deutschland ertheilten Pas tente. XII. Kl, 40. Zinkhüttenwesen. Von Dr. Koêmann, Königs licher Bergmeister in Beuthen O.-S. B. Berichte über die wirth-
] T1. Bericht über den Haadel mit Leder, Häuten und Fellen im Jahre 18389, Angefertiat von der Sacbverständigenkommission der Lederindustriellen von Brrlin. Mit- getheilt von dem Vorsißenden des Centralvereins der deutschen Lederindustriellen, Hrn. Geheimen Kommissions-Rath F. A. Hünther zu Beclia. C. Vermischte Abhandlungen. Die W. Weddingsche Maschine für Festigkeitsversube in der Königliden mechanisch-tech- nischen Versuchsanftalt zu Berlin. Von W. Wedding in Berlin. Hierzu Tafel 11. bis V. Hierzu der Sißzungstericht vom 7. März 1881.
Friedri Georg iWiecks „Deutsche illustrirte Gewerbezeitung“, herau8gegeben von der Verlagshandlung unter Mitwirkung tüchtiger volkéwirthschaftlicher und tenologischer Krä!te. Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart. Nr. 10. — FJhnhalt Beobachtungen über die Dauer des Sonnoenscheines. — Eine wichtige Frage und Anregung über Wecbselrerbindlichkeit. — Wer ist der Er- finder des Telephons, — Nochmals „Ueber Firnisse und Lake“. — Bericht der höheren Websbule zu Reutlingen. — Ueber Formen und Gießen in Messing und Bronze. — Fortschritte der Dampf- maschine. — Ueber Kreisfägen. — Selbsilthätiger Wassergefahr- Alarmapparat. — Erfahrungen über die Feuergefährlichkeit der Lager leerer Petroleumtonnen. — Ein neuer Ausftellungs8tasten. — Ein cigenthümliches Verfahren, Perlfäden oder Perlschnüre zu er- zeugen. — Auëstellungsnachrihten. — Aus unserem indusiriellen Scbwarzbucte. — Wodenbericht des techniscen und Patertbureaus von H. Simon. — Verschiedenes. — Vom Büchertishe. — Frage- katen. — Anzeigen.
Deutsche landwirthschaftlihe Presse. Nr. 27. Ueber Hengst-Körordnungen, besonders für die Prooinz Sawsen. Von Na- thusius-Althaldensleben. — Das Hampshiredown-Schaf. (Mit Abb.) — Zur Erhaltung des Kultarwerthes der Lupine. Von Prof. Dr. Julius Kühn. — Rimpau’'swe Dammkultur. Von Ober-Amtmann Rimpau-Shlanstedt. — Kranke Champion- Kartoffeln als Saatgut. Bom Rittergutsbesißer Paulsen-Nassengrund.
Milch-Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von Benno Martiny. Unter Mit- wirkung von Fahmännern herausgegeben von C. Petersen, Dekonomies Rath in Eutin (Fürstenthum Lübeck). Ne. 13. Inhalt : Ueber Rind- viehmast. Mitgetheilt durch H. Bay. — Centrifugenmil. Von M. Heiter in Burschen bei Liebenau. — Verschiedene Mittheilungen : Deutschland. Berlin. Verein zur Verbesserung der heimischen Pferdezucht. — Oesterreih-Ungarn. Budapest. Zughtviehmarkt für Rinder und Schafe in Budapest. — Niederlande. s’Gravenhage. Kunstkäse. — England. London. Vieheinfuhr. — Ansteckende Haus- thier-Krankheiten: Deutschland. Die Verbreitung der ansteckenden Thierkrankheiten in Preußen während des Quartals Juli-September 18893, — Verhütung gegen Einschleppung der Rinderpest. — Ausstellungen: Deutschland. Die WMolkerei-Ausftelung in Königsberg. — Allgemeine land- und forstwirthschaftlihe Aus- stellung zu Hannover. — Frankreich. Pferde-Ausftelung in Paris. — Allgemeine Berichte. Vorkommen von Trichinen. — Vorkommen von Trichinen in Amerika. — Kommission zur Förderung der Landeëpferdezuht in Berlin. — Erfahrungen in der Praxis. Butter- Verpackungen für Postsendungen. — Blaue Mil. Von H. F. Bühring in Neubrandenburg in M. — Shleimige Mil. Von Franz Wienbolz in Zichtow bei Havelberg. — Geräthe-, Maschinen- und Baukunde. Milch-CGentrifuge, Patent Petersen. — Packgefäß für Butter. — An- uud Vaikäufe von Zuchtoieh. — Markt- und Ausstelungs-Kalender. — Marktberichte. — Anzeigen.
Das Scif f, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffahrt (viertelj. 2 4). Nr. 51. — Inhalt: An unsere Freunde. — Aktenstücke. — Geschichte der Mainschiffahrt. — Staatt2- bahn und Wasserfraht. — Zur Weichselregulicung im Regierungs- bezirk Marienwerder. — Zum Rhein-Weser-Elbe-Kanalproj. kt, — Direkte Rhein-Seeschiffahrt. — Passagierfahrt auf der Unterweser. — Das „Schiff“. — Schiffahrtebetrich. — Pecsonenschiffahrt. — Donau-Vercia. — Sthifferälteste. — Wasserbau. — Häfen, — Schiffbau. — Versicherung. — Notizen. — Personalien. — Unfälle. — Geschäftsberichte. — Vom Frachteumarkt. — Submissionen. — Konkurse. — Dicbstähle. — Berichtigungen. — Kurse. — Juserate.
Wider die Nahrungsfälscher. Organ des Unter- \ubung8amtes für Lebensmittel 2c. in Hannover. Hest 4. Inhalt: Das zum Trinken und Kochen verwendete Wasser. — Ueber den Nachweis von Fuchsin im Wein. — Importirter Rum. — Ift der Zusatz von Zuckercouleur zum Bier eine Fälshaung? — Ueber die Kultur des Cacao in Surinam. — Ucber Pepton. — Pariser Sitten. — Ergebnisse des Lebensmittel-Untersuhung8amts Hannover im Monat Februar. — Vermischtes: Frankreihs Dienstbarmachung von Weinen anderer Länder, — Zum Korinthenhaudel von Patras. — Zur Untersuchung von Kaffee. — Künstliher Kumys. — Analyse der Ferdinandtbrunngquelle in Marienbad. — Einfuhr frischen Fleishes aus Amerika nach Europa. — Chicago. — Literatur. — Anzeigen.
Brandenburgishes Provinzialblatt. Aus den ley- ten Nummern heben wir folgende Artikel als bemerkenêwerth hervor: Die ältesten Denkmäler des Hauses Hohenzollern und seine Gescicbte in der Mark von Otkar Schwebel. — Was verdankt Sinkel seiner Vaterstadt? — Zur Frage der Schul- und Jugend- [E on W. Kirftein. — VI1, Brandenuburgisher Provinzial- andîag 2c.
Mittheilungen der Großherzoglib Hessischen Centralstelle für die Landesftatiftik, Nr. 241, — Jn halt: Eisenbahnen Januar 1881. — Preise der gewöhnlichen Ver- brauhsgegenstände Januar 1881, — Vergl meteorologishe Beobach- tungen Januar 1881, -- Sterblikeitsverhältnisse Januar 1881, — Meteorologishe Beobachtungen zu Darmstadt Januar 1881. — Güterverkehr in den Rheinhäfen zu Mainz, Worms und Bingen 1879, — Todes)älle im Großherzogthum Hessen 1880, — Schiffs- verkehr zu Mainz 1879. — Betrieb der Wanderlager im Großher- zogthum Hessen 1880.
Der Bär, Jlustrirte Berliner Wochenschrift. Eine Chronik fürs Haus. N erandorgben von Ernst Friedel und Emil Dominik. Verlag von Gebrüter Pactel in Berlin. VIL. Jahrgang. Nr. 27. Inhalt: Aus einem altea Berliner Kaufmanushause, eine Geschichte vom Anfang unseres Jahrhunderts von T L. M. — Das Friedrih- Wilhelmstädtiswe Theater, eine Berliner Theatergesbihte von Emil Dominik (mit Zllustration). — Friedri Hißig und dec Umbau des Zeughbauses (mit, Poitcät und JUustration des Neubaues). — Die Gestaltung einer zukünftigen Jadustrieausst-llung in Berlin von Kommerzien-Rath Friy Kühnemann, — Mitcellen: Bei den Zelten in Berlin vor hundert Jahren (mit Jllosteation), — Eine Tanz n Drag achtzig Jahren (mit Illustration). — Briefkastea. —
nicrate,
Redacteur: Riedel. Verlag der Cxpeditioa (Kessel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen (cinschlieÿßlih Börsen-Beilage).
Beritu:
Erste Beilage
—
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Köuiglih Preußischen Staais-Auzeiger.
Ae ‘D.
7 S
Nichlamiíliches.
Preußen. Berlin, 2. April. Jm weiteren Ver- lauf der gestrigen (27.) Sißung sehte der Reichstag die erste Berathung des Entwurfes eines Gesctes, betreffend die Unfallversiherung der Arbeiter fort. Der Abg. Frhr. von Marschall erklärte sich für die Vorlage. Alle Mit- glieder dieses Hauses ständen wohl unter dem tiefen Eindruck der Verhandlungen der beiden leßten Tage. Es sei dem Hause dabei vom Regierungstishe her ein wahrhaft ershreckendes Bild von den Gefahren entworfen worden, die die ganze Gesellschast bedrohten, und der sozialdemokratishe Abgeordnete, der den Versuch gemacht habe, dieses Bild zu verwischen, habe nichts widerlegt, derselbe habe alles bestätigt. Er hoffe, daß diese Verhandlungen in dem gesunden Theile des deutshen Volkes viel mächtiger gegen die Sozial: demokratie wirken würden, als alle Ausnahmegeseße, Verbote und Ausweisungen. Aber auf der anderen Seite habe si seiner Partei do in verstärktem Maße die Ueberzeugung auf- drängen müssen, daß es endlih an der Zeit sei, alle staats- erhaltenden Kräfte zu vereinigen, um gemeinsam den Weg der positiven sozialen Reform zu beschreiten. Der Grundsaß, daß auc auf dem Gebiete der Arbeiterfrage das trostlose laisser aller walten solle, sei ja längst aufgegeben, und alle Parteien dieses Hauses erkennten cs als eine Pflicht des Staates an, hier helfend einzutreten. Manches sei ja in dieser Hinficht geschehen, im Allgemeinen jedoch sei das, was bisher gethan sei, nichts als recht wohlmeinende, aber doc recht s{ühterne Versuche gewesen. Man möge dem vorliegenden Gesegentwurf gegenüberstehen wie man woelle, das Verdienst werde man dem Neichskanzler nicht absprehen können, daß derselbe es sei, der den Gedanken einer positiven Maßregel für die arbeiten- den Klassen aus dem unfruchtbaren Gebiete des politishen Schlag- worts auf den Boden verpflanzt habe, wo verselbe allein fruchtbar werden könne, auf den Boden der Geseßgebung. Die Gefahren, welche Gesundheit und Leben der arbeitenden Klassen bedrohten, hätten von jeher die Ausmerksamkeit des Gefeßgebers auf si gezogen ; diese Gefahren hätten das Besondere an si, daß sie mit der Integrität des Körpers zugleih die wirthschaftliche Existenz des Arbeiters in Frage stellten. Sei die Arbeitskraft verloren, so sei Alles verloren, und der Betroffene falle, wenn demselben nicht Hülfe würde, rettungslos der Armenpflege mit allen ihren moralishen und wirthschastlihen Folgen anheim. Was nun die Fürsorge der Gesetzgebung gegenüber den Folgen der Unfälle betreffe, so ließen sih hier zwei Auffassungen unterscheiden. Die eine knüpfe an die redtlihe Natur des Arbeitsvertrages an, sie suhe die Ursachen des Unfalls zu ergründen und finde die logische Brücke zu der Verantwortlichkeit des Unternehmers; die andere stelle in erster Reihe das hülfsbedürftige Opfer des Unfalls vor Augen und sage: hier bedürfe es keiner recht- lien Konstruktion, hier bedürfe es zunächst thatkräftiger Hülfe. Die erste Auffassung sei eine rechtlihe, die zweite im eminen- ten Maß eine sozialpolitishe. Es Ueße si ja nicht leugnen, daß das Hastpflihtgesez namentlih dem gemeinen Recht gegen- über einen sehr bedeutenden Fortschritt enthalte; es sei ge- tragen von wahrhaft wohlmeinenden und humanen Absichten, und die Rechtspflege sei bestrebt gewesen, jenen Absichten ge- recht zu werden. Wenn aber heute dieses Gesetz als ein kost- bares Gut der arbeitenden Klassen hingestelt werde, so werde man doch fragen müssen, was biete es denn dem Arbeiterstande? Die Antwort sei: einen Rechts- anspruch auf volle Entshädigung unter der doppelten Vorausseßung der Verschuldung des Unternehraers oder seiner Beamten und der Möglichkeit, den Beweis für diese Verschul- dung zu erbringen. Außerdem hänge die Realisirung dicses Nechtsanspruchs noch davon ab, ob der Unternehmer zah- lungsfähig sei oder niht. Alles dieses seien Umstände, die dem Zufall anheimgestellt seien und die gerade dur den Unfall selbst sehr wesentlih zu Ungunsten der Arbeiter sich ge- stalten könnten. Der Abg. Bamberger habe dem Hause die große Summe vorgeführt, die seit Erlaß des Hastpflicht- geseßes den Arbeitern zugeflossen sei; dieser Zahl gegen- über weise er (Redner) darauf hin, daß nur zwanzig Prozent aller Unfälle, die die Arbeiter betroffen hätten, unter das Haftpflihtgesch fielen. Nur cin fkleiner Bruchtheil erhalte also eine volle Entschädigung, wäh- rend der größte Theil der Arbeiter leer ausgehe. Hierzu konime, daß es in schr viclen Fällen erst cines langwierigen Prozesses bedürfe, um den geseßlichen E dur@(zuführen. Der Grund liege niht in der Weigerung der Unternehmer, sondern der Versicherungsgesellshafien, die sich als fremdes Element zwishen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ge- drängt hätten. Nichts sei der Verwirklihung der wohlmeinen- den Absichten des Hastpflichtgesetes so hinderlih gewesen, als der Eintritt dieser Gesellschaften, weil im entscheidenden Augenblick nicht das soziale Verhältniß zwishen Arbeiter und Arbeitgeber , sondern das Statut der Versicherungs- gesellschaft maßgebend werde, dessen Tendenz namentlich bei den Aktiengesellschaften naturgemäß eine ganz andere sei, als die Versöhnung zwishen Arbeit und Kapital. Man habe versucht, die Mißstände des Haftpflichtgesezes zu be- seitigen ; man habe die Bewciélast zu Gunsten des Arbeiters dem Arbeitgeber auferlegen wollen und habe nach anderen Präsumtionen gesucht, die die Lage der Arbeiter günstiger ge- stalten sollten. Alle diese künstlihen Versuche, die den realen Verhältnissen völlig widersprächen, halte er für verfehlt. Man sage einfah: der Unternchmer sei niht blos für sein eigenes Verschulden und für das seiner Beamten, sondern auch für den Zufall haftbar. Ob mit dieser Erweiterung der Haftpflicht nicht eine Belastung der Produktion geschaffen würde, die in ihrer leßten Konsequenz den Arbeiter treffen müßte, und ob die moralische Verantworilic;keit, die sie dem Uniernehmer in dieser umfassenden Weise aufbürde, dem Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sehr förderlich sein würde, lasse er dahingestellt. Das Haftpflichtgeseh, wie cs vorgeschlagen worden sei, aus- zudchnen, und zwar auf alle Unsälle, halte er vom moralischen Standpunkte aus für verwerflich. Es würde das gute Ver- hältniß peisgen Arbeitgeber und Arbeiter wesentlich ver- \hlechtern. it civilretlihen Konstruktionen könne man
April
Berlin, Sonnabend, den 2.
La.
eine sozialpolitishe Aufgabe nicht lösen. Der obligatorische Beitritt, welcher von der Regierung in dem Geseße gefordert werde, habe ebenfalls seine Zustimmung, denn damit sei gleichzeitig der Regierung die Pflicht auferlegt, ihre Ver- sprehungen in vouem Maße zu erfüllen. Nicht eingreifen jolle das Geseß in die so nothwendige Freizügigkeit des Arbeiters, welhe demselben ermöglihe, seine Kraft da, wo es am lohnendsten sei, zu verwerthen, Seine Partei halte das vorliegende Geseh für einen wesentlichen Fortschritt auf dem Wege dec Selbsiverwaltung, sowohl der Arbeitgeber als der Arbeiter. Es folle auf der durch die modernen Geseße geschaffenen tabula rasa der sozialen Verhältnisse eine Vereinigung der Vereine und Ge- nossenschasten stattfinden. Die bestehenden heilsamen Justi- tutionen wie die Knappschastsverbände und die Vereinigungen der Müller und der Arbeiter der Zuckerindustrie dürsten auch nah seiner Meinung nit durch das Geseg beseitigt werden. Wenn man nun auch Bedenken gegen einzelne Bestimmungen der Vorlage habe, so sei doch ein endlihes Vorgehen auf diesem Gebiete mit Freuden zu begrüßen, Wenn der Reichstag aus- einandergehe, ohne hierin etwas erreiht zu haben, so würde das gewiß als Agitationsmittel gebraucht werden, man würde dann sagen, daß es dem Hause mit der Hülfe für den Ar- beiter niht ernst sei. Das müsse man vermeiden! Was die Höhe der Entschädigung betreffe, so sei er niht dafür, daß dieselbe die Lohnhöhe erreiche, denn man würde dem Arbeiter dann eine Rente auch für die Zeit zahlen, wo er naturgemäß niht mehr arbeitsfähig sei. Mit der Vertheilung der Prä- mien auf Arbeitgeber und Arbeiter sei er einver- standen, auch damit, daß ersterer, der ja den größeren Nußen habe, den größeren Beitrag zahlen müsse. Aber auch der Arbeiter müsse einen, wenn auch einen Minimalbeitrag zahlen, um denselben zum Bewußtsein zu bringen, daß die Entshädigung kein Almosen, sondern ein wohlerworbenes Recht sei. Dieser legtere Gesichtspunkt lasse ihm au Bedenken gegen einen Staatsbeitrag erheben. Nicht als ob er das Gespenst der Staatshülfe fürchte, sondern aus ganz prafktishen Gründen. Wenn man s{wächere Schultern belasten wolle, wo man stärkere entlaste, müsse man es sehr bedenken. Ein letztes Bedenken bestehe darin, daß, wenn man {hon dem jugendlihen Arbeiter, der im Vollbesiß seiner Arbeitskraft sei, sage, derselbe fei niht im Stande, alles das mit seiner Arbeitsrräst. U verbiencit, wàs . er zu seiner Leben2erhaltung brauche, dies die Wirkung haben müsse, daß er sich von Jugend auf daran gewöhne, sih niht auf seine eigene Kraft, sondern auf den Staat zu verlassen. Der so unendlich werthvolle Trieb, alles anzuwenden, um das Höchstmögliche mit seiner Arbeitskraft zu leisten, werde wesentlich dur dieses Gefühl nothleiden. Dies seien die großen Bedenken, die ein erhebliher Theil seiner politishen Freunde gegen die vorgeshlagene Staats- hülfe hege. Die Frage, ob etwa in der untersten Klasse der Arbeitgeber die Prämie vollständig tragen solle, halte er für erwägenswerth, wenn es ihm au prinzipiell wichtiger scheine, alle Arbeiter einen Theil des Beitrages leisten zu lassen. Die großen prinzipiellen und tehnishen Schwierigkeiten, die {hon auf diesem beschränkten Gebiete der Vorlage hervorträten, enthielten die dringende Mahnung, den Blick allzuweit in die Zukunft \{chweifen zu lassen, die ganze Kraft daran zu seßen, hier etwas zu shaffen, wo
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nicht | sondern | pflicht u1 | unfähigkeit des
Angesichts der immer fühlbarer werdenden Lücken der Geseß- |
gebung Abhülfe dringend noth thue. Seine Partei sei von dem Entschluß getragen, in dieser Session etwas zu Stande
zu bringen, und sei darum au jeder Belehrung gern zu- |
gänglih. Er dürfe vielleicht diesem Geseß gegenüber an das Sprüchwort erinnern: „Wer nicht wage, der gewinne nicht.“ Man sage oft, die vorliegende Frage sei noch nicht reif. Das möae sein, aber die Frage werde einmal reif werden,
so lange sie eben cine Frage bleibe. Es sei ein vollfommen } Kreise abwälzen.
neues Gebiet, was vorliege und das Material, was man jeßt vermisse, werde man erst in dem Augenblick besißen, wo man den Entwurf in die Praxis übergeführt
Er bitte, daß man den guten Kern, der in der Vorlage
B E s S
A I L T RU C R i DEr fer F s 24 DARZ E A A B E. D I E A L E V A EBOPA A D B E C E C E S Dri 13A Aben
Liege denn eine Schuld vor, wenn ein Arbeiter an der Ma- schine einen Augenblick in der gespanntesten Aufmerksamkeit nachlasse und nun verlegt werde? Die große Mehrzahl der Unfälle sei auf ein Zusammentreffen von Umständen zurück- zuführen, das zum größten Theil durch die Enlwicke- lung der modernen Jndustrie bedingt sei, namentli durch das Maschinenwesen und die Arbeitstheilung. Unter solhen Verhältnissen müsse man den cinseitigen Standpunkt der Deliktsobligation aufgeben: die fünfzig- tausend Unfälle alljährlih sprächen dafür in beredtester Weise. Die Lösung der Frage sei nicht, wie der Vorredner gemeint habe auf dem Standpunkt fozialpolitisher Erwägungen zu suchen, sondern auf dem des Rechts. Trage der Unternehmer nach allen Seiten hin die Chancen des Gewinnes, fo sei es nur billig, daß derselbe auch die Chancen des Verlustes trage, und es könne sich nux darum handeln, ob in Konsequenz dieser Anschauung der Einzelunternehmer persönlich oder die Industrie im Ganzen sür die Unfälle aufzukommen have. Er müsse sh für die zweite Alternative entscheiden. Da man es hier nur mit einer inneren Angelegenheit der SHROUE U U De O Ou e eber einstimmung mit der Vorlage die Lanètwirthschaft aus. Man könne ja einwenden, daß durch diese Ersezung der Haftpflicht durh den Versicherungszwang die segensreichen Folgen, die erstere doch immerhin gehabt habe, verloren gingen. Allerdinas habe das Hastpflihhtgeseß 3. B. die Einrichtung von Schußmaßregeln für die Arbeiter befördert; daß aber die Energie der Arbeitgeber nah dieser Richtung hin durch den Versiche- rungêzwang gelähmt würde, glaube er nit beforgen zu müssen. Ein unbestreitbarer Vorzug der Vorlage liege darin, daß die Schuldfrage niht mehr zwischen dem einzelnen Arbeiter und dem Arbeitgeber entschieden werden solle, sondern zwischen diesem und der Versicherungsanstalt. Der verletzte Arbeiter bekomme hier also in jedem Falle seine Entschädigung. Andererseits müsse man sich allerdings davor hüten, daß die verschärfte Haftpflicht zu einer Pflege uon Licht: finn und Arbeitssheu werde; er billige es daher, wenn die Vorlage das Maximum der Entschädigung auf zwei Drittel des Arbeitsertrages normire. Darin liege allerdings cin Zu- rüdckweihen von dem bisherigen Rechtêzustande; es bringe dem Arbeiter aber auch zum Bewußtsein, daß es sür ihn nüßlih jei, si seine volle Arbeitskraft und damit den ganzen Arbeits- ertrag zu erhalten ; derselbe werde daher alles, was in seinen Kräften stehe, aufbieten, um Unfälle zu verhüten. Die Vor- lage behandele den Fall des groben Verschuldens auf Seiten des Arbeiters nicht als einen qualifizirten. Auch er wolle allerdings nit, daß ein Arbeiter, der sih durch grobes Verschulden einen Unfall zugezogen habe, keine Entschädigung bekonune, halte es aber für richtig, in diesem Falle die Rente mindestens niedriger zu bemessen. Ein wesentlihes Hülfsmittel für die Beförderung der Tendenz des Entwurfs erkenne er in einer volständigeren Ausbildung der Anmeldepflicht und der Einrichtung gemischter Kommissionen, die jeden Unfall alsbald nach ihrem ganzen Thatbestande, der Höhe der zu zahlenden Entschädigung u. A. festzustellen hätten. Was die jährliche Zahl der Unfälle be- treffe, die von dieser Vorlage betroffen werden tönnten, fo \chähe er dieselbe auf etwa 7000. Diesen würde eine Anzahl von Unfällen gegenüberstehen, die bisher der Ents(ädigungs- pfliht unterlegen habe, weil die Dauer der Erwerbs- Betroffenen 4 Wochen nicht überstiegen
in diesem Punkte der Vorlage cine Aenderung zu schaffen sei, werde sich in der De- tailberathung crgeben. Die Hauptbedenken gegen den Entwurf würden durch zwei Bestimmungen desselben “an- geregt: die Ark der Aufbringung der Prämienantheile und die Einrichtung einer Reichsversicherungsanstalt. Was den
habe. Jnwiefern
| ersien Punkt betreffe, so müsse die Jndustirie allein für die
habe. |
liege, herausshälen möhte und niht allzusehr den Blick | auf die Konsequenzen lenke, die in den Motiven in Aussicht |
gestellt seien. Der Plan einer allgemeinen großen Ailersver- | sorgungsanstalt sei ja gewiß ein sehr großartiger. Ver Neichs- |
kanzler werde es aber nit verlibeln, wenn bei bescheidener ausge- statteten Naturen die Erkenntniß der Möglichkeit und Durch- fübrbarkeit dieses Jnstituts etwas nachhinke. sei, daß der Neichstag die gebotene Gelegenheit, etwas Po-
Die Hauptsache |
sitives für die arbeitenden Klassen zu schasfen, ergreife. VBer- |
binde man mit der Sorge für das niaterielle Wohl der arbei- tenden Klassen zugleich das Strebea mehr und mehr die Kräjte zu entfalten, die neben dem matcriellen Wohlstand auch das
| Conceutration zeitigen würde. Die
sittliche und religiöse Leben der Bevölkerung fördern lfönnten, |
denn das bleibe i l Æ l nd Wenn alle Parteien mit vereinten Kräîsten sih zu diesem
immer die Grundlage alles Wohlstandes. |
Streben vereinigten, dann werde man auf diesem Gebiete den | Frieden wieder erreichen, den cr im „Zntere)je des deutschen |
Vaterlandes von Herzen wünsche.
Der Abg. Dr. Frhr. von Hertling erklärte, daß er fich |
den S@jluß worten des Vorredners anschließe und dieselben von Herzen billige. Der Abg. Bamberger habe die Verhält- nisse des Haftpflichtgeseßes doch zu rosig angesehen. Möge die Zahl der Prozesse auch wirklich nur eine verhältnißmäßig ge- ringe sein, so seien dieselben do immerhin ein großes Uebel, dessen Beseitigung auf dem Boden des Hastpflihtgesezes nicht gelingen werde. Der Fehler des Gesetzes liege auch tiefer, als daß derselbe durch eine einfahe Ausdehnung desselben auf andere Gewerbe gehoben werden könnte. Zwei völlig disparate Gefichts- punkte seren in dem Gesetze enthalten : das Bestreben, den legis- latorishen Gedanken desselben aus der Entwickelung der mo- dernen Jndustrie abzuleiten und das Uebergreifen in private Nechtsanshauungen durch die Einschiebung der Schuldfrage. Man erwecke durch dieses Gesey in den Kreisen der Arbeiter Ansprüche auf Entschädigung, ohne denselben doch in vollem Maße gerecht werden zu können. Jn der Mehrzahl der Fälle, in welhen eine Vershuldung der Arbeiter angenommen würde, könne man eigentlih von ciner solhen nicht reden.
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Unfälle aufkommen, sie dürfe die Kosten niht auf andere Jede Einmischung Dritter in dieje innere Angelegenheit der Jndustrie sei vom Uebel. Dazu komme, daß, wenn das Reich zur Aufbringung eines Theils der Bei- träge herangezogen werde, der Rente der Charakter der Armen untersiübung cufgedrückt werden würde. Ueberdies sei das Necht auf Untersiüßung cin Ausfluß des angeborenecn Rechts auf physishe Existenz, das zunächst denjenigen gegenül tend gemacht werden müsse, die mit dem Einzelnen in näch: ster Verbindung ständen, der Familie und der Gemeinde. Der Staat sei erst in leßter Reihe kompetent, hier einzugreifen. Seine Bedenken gegen die Errichtung einer Reichsver)icherungs- anstalt givfelten darin, daß dieselbe zunächst zu einer Begün- stigung der s{chleck{t geleiteten Fabriken gegenüber den gut ge- leiteten führten, außerdem aber eine alle Kräfte abjorbirende autonome Entwidckelung des forporativen Levens, zu dem das Hastpslichtgejey einen soliden Boden gelegt habe, würde vertkümmern; auch die moralische Verantwortlihkeit des Arbeitgebers würde leiden wenn die Monopolisirung der Versicherung zum Auëgangs punst genommen würde. Er freue sih, daß die Neichéregie rung mit der Passivität den Arbeitern gegenüber geöroc)e habe, warne aber vor einseitiger Stärkung der Centralgewait Der Revolution, die hoffentlich noch in weiter würde dadurch nit vorgebeugt werden ; das lehre d spiel Frankreichs. Der alleinige Schuß liege in der Stärtung der Kräfte des Einzelnen.
Der Abg. Oechelhäuser wollte das vorliegende vom Standpunkte des Arbeiters aus beleuchten. Die Be- handlung, welche' das Hastpflichtgeseß in den Motiven erfah- ren habe, sei niht gerech!fectigt, Bei der Emanirung des Gesetzes sei vorauszusehen gewesen, daß die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen Haftpflichtigkeit und Nichthaftpilichtig- keit zu Prozessen führen müßte, deren Zahl aber nicht so aroß sei, wie die Motive annähmen. Von den zahllosen Fällen bei den Unfalversicherungégezjell}chaiten scien nur 1,5 P10z. durch Prozeß entschieden worden. Er müsse auch ent- chieden in Abrede stellen, daß dur das Hastpflichtgesey das Verhältniß zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber versc{lecz- tert worden sei. Von den 800 000 Arbeitern seien üver die Hälste freiwillig gegen alle Unfälle versichert worden. Zunächst bedaure er, daß das vorliegende Gesey nit auf die Unfälle ohne Ausnahme angewendet werden solle, Es umjaye nur
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