1881 / 93 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Apr 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 21. April. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute Vormittag den aus St. Petersburg zurückgekehrten Kaiserlih russishen Militär- bevollmächtigten, Fürsten Dolgorouki, nahmen militärische Mel- dungen entgegen und hörten die Vorträge des Kriegs-Ministers, Generals der Jnfanterie von Kameke und des Chefs des Militär- kabinets, General-Adjutanten von Albedyll.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte heute dem Afrikareisenden Dr. Lenz eine Audienz und besuhte das Augusta - Hospital sowie das Hedwigs- Krankenhaus.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern früh nah 7 Uhr zum Empfange Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Christian von Schleswig- Holstein nah dem Lehrter Bahnhof.

Demnächst nahm Se. Kaiserliche Hoheit um 111/, Uhr militärishe Meldungen entgegen und ertheilte darauf dem Geheimen Archiv-Rath Dr. Hassel Audienz. A

Um 3 Uhr geleiteten Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschasten den Prinzen Christian bei Seiner Abreise nah dem Frankfurter Bahnhof.

Am Abend besuchten Fhre Kaiserlichen Hoheiten der Kron- prinz und die Kronprinzessin die italienishe Vorstellung im Friedrih-Wilhelmstädtishen Theater.

Das Werfen mit Steinen oder anderen harten Körpern oder Unrath in der Richtung auf einen Menschen, ohne diesen zu treffen, ist, nach einem Urtheil des Reihs- gerichts, I. Strafsenats, vom 31. Januar d. Js., als Ueber- tretung aus §. 366 Nr. 7 des Strafgeseßbuches zu bestrafen.

Jede nach der preußischen Stempelgeseßgebung stempel- pflichtige Urkunde ist nah einem Urtheil des Reich8gerihts, 111, Strafsenats, vom 9. Februar d. J., mit einem Stempel zu versehen, auch wenn der in der Urkunde enthaltene Ver- trag in Folge von Umständen, die aus der Urkunde nicht er- sichtlich sind, ungültig is. Die Stempelstrafe ist bei Unter- lassung der Stempelung einer derartigen Urkunde verwirkt, auch wenn der Pflichtige in der Meinung, daß die Ungültig- keit des in der Urkunde enthaltenen Vertrages von der Stempelpflicht entbinde, die Stempelung unterlassen hatte.

Der zum Kaiserlihen Minister-Residenten bei den Vereinigten Staaten von Venczuela ernannte Wirkliche Le- gogen as Peyer isst auf seinem Posten eingetroffen und hat die Geschäfte der Mission übernommen.

Der (eneral-Lieutenant von Unger, Commandeur der 22. Division, ist behufs Abstattung persönliher Meldungen aus Anlaß seiner Besörderung von Cassel hier eingetroffen.

Zur Beiwohnung der Frühjahrs-Truppen- besihtigungen des Garde-Corps sind folgende Königlich bayerische Regiments-Commandeure zu den nachstehenden hiesigen Garde-FJnfanterie-Regimentern kommandirt worden und hier eingetroffen :

Die Obersten von Parseval, Commandeur des Bayerischen JInfanterie-Leib-Regiments und Bösmiller, Commandeur des Bayerischen 5. Jnfanterie-Regiments Großherzog von Hessen, zum 2. Garde-Regiment zu Fuß, der Oberst voni Angstwurm, Commandeur des Bayerischen 14. Jnfanterie:Regiments Herzog Carl Theodor, zum Garde-Füsilier-Regiment, der Oberst Martin, Commandeur des Bayerischen 16. Jnfanterie:Regi- ments, zum 3, Garde-Regiment zu Fuß, der Oberst Orff, Commandeur des Bayerischen 13. Fnfanterie-Regiments Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, zum Kaiser Alexander Garde-

renadier-Regiment Nr. 1, und der Oberst Kohlermann, Commandeur des Bayerischen 7. Jnfanterie-Regiments Prinz Leopold, zum Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Dr. Will in Königsberg i. Pr., Dietrih in Lisca-Schaaken, Dr. Barczewski in Allenstein, Meyer in Seeburg, Dr. Stoever in Leubus, Dr. Doniges in Altsherbiy und Stabsarzt Dr. Köhlau in Torgau.

Bayern. München, 19. April. Die „Alg. Ztg.“ schreibt: Bei der Berathung der Steuergeseßentwürfe in der Abgeordnetenkammer war die Beschlußfassung über den Einführungstermin der neuen Geseze noch aus: geseßt geblieben; bei der Berathung des Geseßentwurfs über die Einkommensteuer im Ausschusse der Kammer der Reichs- räthe ist nun auf Antrag der Königlihen Staatsregierung beshlossen worden: daß das Gese vom 1. Januar 1882 an mit der Bestimmung in Kraft zu treten hat, daß die Veranlagung der Steuer nach den im Geseß enthaltenen Vorschriften im Jahre 1881 zu er- folgen hat. Dieser Einführungstermin wird nun ohne Zweifel au hinsihtlih der drei anderen Steuergesebße beschlossen werden, so daß vom Beginne der nächsten Finanz- periode 1. Januar 1882 an die Steuern nah dem neuen Geseße erhoben werden könnten. Zur Zeit sind diese Gesetze freilich mit den Kammern noch nicht vereinbart, ja es scheinen sih sogar mehrfahe Meinungsverschiedenheiten zu er- gebe!1, allein troßdem dürfte doch nicht zu bezweifeln sein, daß es in den nächsten Wochen gelingen werde, die Vercinbarung zwischen den drei Faktoren der Gesehgebung herbeizuführen.

Württemberg. Stuttgart, 19, April. Wie der „St. A. f. Württ.“ meldet, ist dem Vorstande der Ausstellung nunmehr die offizielle Mittheilung zugegangen, daß der König îin Begleitung der Königin die Landes-Ge- werbe-Ausstellung in Person eröffnen werde.

Vaden. Karlsruhe, 20. April. (W. T. B.) Der Großherzog hat die Entlassungsgesuche des Ministers des Jn- nern, Stößer, und des Justiz-Ministers Grimm genehmigt und dem Präsidenten des Staats-Ministeriums, Turban, das Ministerium des Jnnern übertragen. D.s „Geseß- verordnungéblatt“ veröffentliGzt eine Verordnung des Großherzogs, betreffend die Organisation der oberen Staatsbehörden, durch welhe das Handels- Ministerium aufgehoben und dessen Zuständigkeit auf die Ministerien des Jnnern und der Finanzen vertheilt wird. Das Ministerium des Großherzoglichen Hauses wird von dem Ministerium der Justiz getrennt und mit dem Präsidium des Staats-Ministeriums verbunden ; das Departement des Kultus und des öffentlichen Unterrichts wird dem Justiz-Ministerium Die ata dts

zugetheilt. Zum Minister der Justiz, des Kultus und des öffentlichen Unterrichts ist der Ober-Schulrathstirektor Nokk ernannt worden. Fürst Alexander von Bulgarien stattete heute der Gr oglihen Familie einen Be ab und kehrte Abends nach - stadt zurü.

Hessen. Darmstadt, 19. April. Ueber das Befinden des Prinzen Heinrich lautet ein ärztlihes Bulletin von gestern : Die Lösung der Entzündung ist noch nicht vollendet, das Allgemeinbefinden täglih besser. Der Erbgroßher- zog von Baden trifft heute Nachmittags auf der Durchreise nah Berlin zu kurzem Besuch am Großherzoglichen Hofe ein.

21. April. (W. T. B.) Fürst Alexander von Bulgarien hat heute von hier die Rückreise angetreten.

Oesterreich : Ungarn. Pest, 19. April. Die „Budapest. Corresp.“ meldet: „Da die Kommissäre Bayerns und Sachsens noch niht in Berlin einge- langt sind, hat heute nur eine Vorbesprehung über den deutsch-österreihisch:-unaarishen Handelsver- trag stattgefunden. Die kommissionellen Berathungen be- ginnen morgen; da aber viele Einzelheiten festzustellen sind, dürsten diese Konferenzen, die ohne Zweifel mit Abs{hluß eines Tarifverirages endigen werden, noch einige Zeit in An- spruch nehmen. Die österreichishe Regierung is jeßt durh Sektions-Rath Shuck und Ministerial-Sekretär Stibral, die ungarische Regierung durch Sektions:-Rath Baron Salmen und Ministerial-Sekretär Mihalovics vertreten.“

Im Unterrichts-Ministeriuum werden demnächst, wie das genannte Blatt erfährt, kommissionelle Berathungen, be- treffend die Errichtung einer Sternwarte in Pest, stattfinden.

Großbritannien und Jrland. London, 19. April. (Allg. Corr.) Ju Brighton wurde gestern die herkömm- lihe Dstermontagsheerschau über die Freiwilligen abgehaiten, Vom schönsten Wetter b:günstigt, betheiligten sih daran über 22 000 Mann aller Waffengattungen, mit 34 Kanonen. Prinz Eduard von Sachsen-Weimar führte den Oberbefehl, während dem Herzog von Connaught die Führung einer Division anvertraut worden war. Die Feldübungen bestanden in einem Angriff, den 15000 Mann, unter General Higginson, gegen eine starke Stellung ausführten, welche eine 7000 Mann starke Jnvasionsarmee, unter General Earle, inne hatte. Dem Manöver {loß sich ein Parade- marsh sämmtlicher Truppen an, den der Herzog von Cam- bridge, der von einem glänzenden Stabe umgeben war, ab- nahm. Die militärishe Haltung und die Mannszucht der FrewiBigen sowie die Ausführung der verschiedenen Evo- utionen von Seiten derselben fanden allgemeines Lob. Etwa 60 000 Zuschauer wohnten dem militärischen - Schauspiel bei,

das ohne Störung und mit nur wenigen unerheblichen Un- fällen verlief.

21. April. (W. T. B.) Der Premier Gladstone hat in einem Schreiben an die Testamentsvoll- strecker Lord Beaconsfields die Absicht ausgesprochen, für den Verstorbenen ein öffentliches Leihenbegängniß zu veranstalten. Die Testam-utsvollstrecker haben indeß in ihrer Antwort erklärt, daß Zas \restament Lord Beaconsfields ihnen die ry des Anekbietèns unmöglih mache; indem es be- stimige, .daß der Verstorbene einfah an der Seite seiner Gattîn zu Hughenden béerdigt werde.

ankreich. Paris, 19. April. (Fr. Corr.) Der Präsident der Republik empfing heute in feierlicher Audienz den außerordentlihen Gesandten des Kaisers von Rußland, Fürsten Woronzoff, welcher ihm die Anzeige von dem Regierungéantritte Alexanders IIl. überbrachte. Fürst Woronzoff stattete alsdann dem Minister des Aeußeren einen Besuch ab.

Ueber die Krumirs schreibt die „Fr. Corr.“ :

Da das von den Krumirs bewohnte Plateau in \{roffen, \{ludtenreiwen Absäßen na Westen zu abfällt, während es si sanft gegen das Medjerdathal im Süden neigt, so ist der Hauptzug der Campagne gegeben. Man wird eben von dem Medjerdatbal, in welcbem si auch die Eisenbahn von der Grenze na Tunis hin zu zwei Drittel ihrer Länge binziebt, das Plateau zu ersteigen suchen. Die verscbiedenen Zweige des Stammes der Krumirs zäblen, freilid unter sehr vielen Scbeiks, an 12000 waffentragende Män- ner, und der mit ibnen verbündete Stamm des Rakba, der in neun Zweige zerfällt, an 10 000 Bewaffnete. Italienische Blätter sind eine er- giebige Quelle für diese interessante Völkerschaft. Die Ita- liener in Tunis nennen sie „Crumiri“ und baben am hbâu- figsten Handelsbeziehungen mit ihnen. Im Jahre 1878 trug man sib in Italien mit dem Gedanken an einen Revancbe- zug gegen die Krumirs, weil sie die Mannschaft eines Scbiffes, welches nach Bona bestimmt war und an ihrer Küste scbeiterte, in der graufsamften Weise mißhandelt batten. Angeblih übernabm da- mals der Bey von Tunis das Amt eines Züchtigers. Diese Araber gehören einigen noch wenig civilisirten Stämmen an, welche das hobe bewaldete Gebirge zwisben der Regentschaft und den algeriscben Be- sißzungen Frankreihs bewohnen. Die Italiener {ätten ihre Zahl auf nit mchr als 6000. Sie theilen dieselben in die Slouls und Tedmaka und zahlreidbe Nebenhordcn. Beide Hauptstämme behaupten, daß sie von dem großen Marabut Sidi-Abdallab- Ben-Djemel abstammen und sind nicht wenig stolz auf diese Deszendenz. Die Slouls werden als die Woblbabenderen und in Folge dessen auch als die Kultivirteren bezeicnet; sie sind den Nach- baren und Reisenden auch weniger gefährlid. Sie treiben Handel mit den tunefishen Kaufleuten und mit den Franzosen in Algier. Die Tedmaka dagegen werden als ein ganz armcé, verkommenes Ge- sindel bezeibnet, weles nur vom Raub und Diebstahl lebt. Als fanatisbe Moëlims versbmähben sie jeden freundscaftlihen und kom- merziellen Kontakt mit den französiswen und italienisben Nachbarn und fucben denselben nur durcþ binterlistige Ueberfälle zu baden. Dem Bey von Tunis sind übrigens alle Krumirs sehr ergeben, tbeils weil fie ibn fürcbten, tbeils weil, na iélamitiscber Doktrin, sich in ibm die geist- liche mit der weltliben Macht vereinigt. Sie senden ibm zeitweilig einen Tribut, bestehend in Häuten und Sklaven. Von eigentlicben Ortschaften kann man im Territorium der Krumirs nit reden. Es sind ete Nomadenstämme, welchbe sich im Sommer in ihre undur{- dringlidben Gebirgéwälder znrückzichen und im Winter mit ihren

cerden in die wärmere Ebene herniedersteigen. Man sagt, daß ibr

gegen die Italiener und Franzosen daber rübre, weil diese sie vom Meere verdrängt haben. Ebe Algier an Frankrei kam, war jener Theil der tunesishen Küste, besonders- das Capo ros80, um der arabischen Korsaren willen berüchtigt, weldbe die Kauffahrer des Mittelmeeres oft in Schrecken versetzten. Heute ist die Küfte ganz sicher; nit einmal die Korallenfisher baben mehr etwas zu fürchten. Dagegen ist das Innere noch heute so gefahrvoll wie je zuvor. Mit einem außerordentliden Mißtrauen behandeln sie alle Fremden, und selbst den Beamten des Bey soll es nur selten gelingen das Terri- torium der Krumirs zu betreten, Es werden übrigens in Tunis cinige

Fâlle erzählt, wo sie unternehmende Reisende festgenommen und aus- geraubt hatten und dann unverleßt nah dem tunefishen Gebiet zurüdck-

tranportirten, i F i

(Cöln. ) Die Regierung wird dieser Tage im „Journal offici den neuen, von den beiden Kammern angenommenen Zolltarif B Nach dieser Ver- öffentlihung werden die Verhandlungen zur Erneuerung der REA N Rar Lags sofort beginnen. Dieselben sind zum

heil seit zwei oder drei Jahren abgelaufen und müssen in Folge der bestehenden Verträge in sechs Monaten, vom Tage ab gerechnet, an dem das amtliche Blatt den Zolltarif veröffent- liht, neu abgeschlossen werden, widrigenfalls die gewöhn- lichen hohen Zolltarife in Kraft geseßt werden. Die Mächte, mit denen die Verträge erneuert werden müssen, sind: England, Oesterreih:Ungarn, Niederlande, Belgien, Spanien, Dänemark, Portugal, Jtalien, Shweden und Norwegen. Mit Deutschland ist kein Handelsvertrag abzuschließen, da in dem Friedensvertrage von 1871 festgestellt wurde, daß die beiden Nationen in ihren Beziehungen die Tarife in Anwendung bringen, welche sie den meist begünstigten Nationen bewilligen. Bei dieser Gelegenheit soll auch der Versuch gemacht werden, zum Abschluß eines Handelsvertrages mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu gelangen.

Laut den leßten Nachrichten aus Tunis, vom 18. April, übergab an diesem Tage der Bey dem französischen General- Konsul seine Antwort auf die leßte Note von Barthélemy Saint-Hilaire. Der Bey erhob von neuem entschiedenen Ein- spruch gegen die Verleßung des tunesishen Gebiets und er: klärte nohmals, daß er jede Verantwortlichkeit für den Ein- marsch der Franzosen in Tunesien ablehne. Jnfolge dieser neuen Weigerung des Bey beschloß die hiesige Regierung, eine Flotte mit Landungstruppen vor Tunis zu senden. Die Truppen werden gegenwärtig in und um Toulon konzentrirt und bestehen aus zwei Jnfanterie-Regimentern, einem Kavallerie-Regiment, einem Jäger-Bataillon zu Fuß, zwei Batterien und einer Genie- und Train-Abtheilung. Von der französish-tunesishen Gren:e vernimmt man, daß die äußersten Spißen des französischen Expeditions-Corps in Sidi- Yusef, einem kleinen Militärposten an der Grenze, ange- kommen sind. Ueber die Absichten der Krumirs selbst erfährt man nichts. Nur besagt eine Depesche, daß der Jtaliener Panariella, der einzige Europäer, der bei ihnen Zulaß hat, nach wie vor behauptet, daß diese Bergstämme die Franzosen bei. sih einrüdcken lassen werden, ohne einen Schuß abzufeuern. Unter den Arabern, welche in der Provinz Constantine in Li O der Grenze wohnen, soll ziemlich große Erregung

errschen.

20. April. (W. T. B.) Die von der internatio- nalen Münzkonferenz gewählte fünfzehngliedrige Ko m- mission, welche beauftragt ist, ein Programm auszuarbeciten und die zu behandelnden Fragen aufzustellen, hält am nächsten Sonnabend eine Sißung. Die Kommission wird die Mitglie- der der Konferenz zu einer Sißung zusammenberufen, sobald es ihr geeignet erscheint. Die Konferenz hat beschlossen, die Verhandlungen stenographiren zu lassen ; die Berichte werden jedem einzelnen Redner vorgelegt, und es soll Nichts ohne Zustimmung der Konferenz veröffentliht werden.

(W. T. B.) Unter dem 21. April wird aus Tunis gemeldet: Der Generalkonsul Roustan hat in einem gestern an den Bey gerichteten Schreiben denselben und den Premier-Minister Mustapha dafür verantwortlih gemacht, falls das Blut eines Franzosen oder irgend eines Ausländers vergossen werden sollte.

, Italien. Rom, 2. April. (W. T. B.) Der russische Botschafter am Wiener Hofe von Oubril, hat heute dem Papst, unter Ueberreichung eines Kaiserlichen Hand- shreibens die Thronbesteigung des Kaisers Alexander IIl. notifizirt. Später stattete der Botschafter dem Kardinal- Staatssekretär Jacobini und dem Doyen des Kardinal- follegiums, Kardinal Pietro, Besuche ab.

Griechenland. Athen, 20, April. (W. T. B.) Die von den Gesandten der Mächte dem Minister-Präsidenten Komunduros heute übergebene Note nimmt Akt von der Seitens der griehishen Regierung ausgesprochenen Annahme der von den Mächten festgestellten Grenzlinie und verheißt, daß die Mächte sich für die baldige Uebergabe des Griechenland zugesprohenen Gebietes interessiren würden.

21. April. Der Minister-Präsident Komunduros bemerkte bei der Ueberreihung der Kollektivnote den Ge- sandten der Mächte, er behalte \ih deren \chriftliche Be - antwortung vor. Jm Uebrigen könne er nur bedauern, daß die Gesandten der Mächte die Stelle in seiner Antwort auf die e:ste Note, welche sih auf das Schicksal der durch die neue Grenzlinie von Griechenland auzgeshlossenen griechischen Bevölkerung beziehe, mit Stillschweigen übergangen hätten. Gennadius ist heute nach Konstantinopel abgegangen, um an Stelle des von dort hicrher berufenen Gesandten Conduriotis als Geschäftsträger zu fungiren.

Numänien. Bukarest, 20. April. (W. T. B) Der Minister-Präsident Bratiano theilte heute den Kammern mit, daß der König die Demission des Kabinets angenommen und Demeter Bratiano mit rer Bildungeines neuen Kabinets beauftragt habe. Demeter Bratiano habe diese Mission acceptirt und werde heute Abend hier eintreffen. Die Kammern vertagten sih hiernah bis zum 9. Mai. Zu- folge eines Königlichen Erlasses soll ein fünftes Artillerie- Regiment errichtet werden. Dasselbe wird aus fünf Fuß- batterien und einer reitenden Batterie bestehen. Ferner jollen noch zwei Trainshwadro nen gebildet werden. Jn der Armee haben zahlreiche Beförderungen stattgefunden, die Obersten Angeleëcu und Cretianu sind zu Generalen er- nannt worden. Y

21. April. (W. T. B.) Demeter Bratiano ist genern hier angekommen, nach seiner Ankunft alsbald vom

önige empfangen worden und hat darauf mit mehreren Se- natoren und Deputirten konferirt. Die Bildung des

neuen Kabinets dürfte noch im Laufe des heutigen Tages erfolgen.

Serbien. Belgrad, 20. April. (W. T. B.) Ge- neral Zouroff, wel die Notifikation der Thronbesteigung des Kaisers Alexander Ill. überbrachte, ist von hier wieder abgereist. Fürst Milan verlieh demselben den Takovo-Orden erster Klasse. -— Der Direktor der serbishen Eisenbahn, Jowan Poliwka, erhielt seine Entlassung.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. April. (Hamb. Corr.) Die drei Kommissionen resp. für die Re- organisation des Steuerwesens, des Heerwesens und

der Kriegsmarine, die zu gemeinsamer Arbeit an der Neuordnung des mit dem Grundbesiß verquickten Vertheidi-

ngswesens berufen sind, traten vor den Feiertagen auf Ein- obig des Staats-Ministers zu einer gemeinschaftlichen Sißung zusammen. Der Minister theilte ihnen mit, der König wünsche die Wiederaufnahme der Arbeiten gleich nah Ostern, weil sie vor dem Schlusse dieses Jahres u Ende gebracht sein müßten. Die Steuerkommission, Dol der Minister, sei {hon ersucht worden, Vorschläge für ih zu macyen, weil die Regelung der von ihm behandelten Verhältnisse längere Zeit erfordere. Jeßt ersuche er die beiden anderen Kommissionen, jede für sih sobald als mögli eine Berechnung der Kosten aufzustellen, welhe ihre Vorschläge erfordern fönnten, und dieje Ueberschläge der Steuerkommis- sion als Richtschnur zu üzergeben. Der Minister erinnerte daran, daß die Kommissionen auf der Grundlage von 1878 arbeiten müßten, und daß eine längere Uebungszeit der Wehr- pflichtigen als 90 Tage (die Stammtruppen ausgenommen) außer Frags stehe, da diese eben von mehreren Reichstagen angenommen worden. Die Uebergangszeit müsse so lang als mögli bemessen werden.

E L E LE M EELTE E E R A a S

Statistische Nachrichten.

Nach der im „Centralblatt für d. gef. Unt.-Verw.* veröffentlicte: General - Uebersicht der Ergebnisse der von den Königlichen Wistenschaftlichen Prüfungs - Kommissionen im Jahre vom 1. April 1879/80 abgehaltenen Prüfungen für das Lehramt an hö- beren Schulen fanden in dem Jahre vom 1. April 1879—80 vor den 10 Kommissionen 692 derartige Prüfungen statt, gegen 695 im Vorjahre. Die meisten Prüfungen wurden in Göttingen mit 101 vollzogen, demnächst in Berlin 96, Breslau 83, Halle a. S. 82, Münster 75, Bonn 65, Königsberg 58, Marburg 55, Bres- lau 41, Kiel 36. Von den 692 Geprüften bestanden 641, und zwar 384 in dem Eramen pro facultate docendi und 257 die Nacbprüfung. 34 bestanden in der Vollprüfung und 17 in der Nach- prüfung nicht. Von den 384 Schulamtskandidaten, welche die Haupt- prüfung pro facultate docendi bestanden, gehörten 303 der cvan- gelischen, 76 der katholiscen, 1 der mennonitisben Konfession, 4 der jüdifsben Religion an. Das Haupvtfach, in welchem diese Kandidaten geprüft wurden, war bei 195 (1. April 1878—79 213) das historis- vbilosophisbe, 104 (85) das mathematis{-naturwissenscaftliche, 19 {32) Religion und Hebrâiscb, 66 (71) neuere Sprawen. 353 waren In-, 31 Ausländer (darunter 29 aus anderen deutschen Staaten).

Die Kaiserlich österreibiswe Centralkommissfion hat die de- taillirten Resultate veröffentlicht, welhe die Volkszählung in Be- zug auf die Zahl und Bevölkerung der Gemeinden mit mebr als 2000 Einwohnern in den öfterretchbis{hen Ländern ergeben bat. Demzufolge giebt es von Dalmatien abgesehen in Oesterreich 1653 Orte mit mehr als 2000 Einwohnern; im Jahre 1869 wurden 1475 solcher Orte fonstatirt, die Zabl derselben hat also um 178 zugenommen. Die Einwohnerzahl dieser Orte betrug bei der lekten Zählung 7 897 484 gegen 6 698 114 im Jahre 1869, bat also um 1199 370 Einwohner oder um 17,9 9% zugenommen. Der absoluten Zahl nab giebt es die meisten Orte mit mehr als 2000 Einwohnern in Galizien (432 gegen 340 im Jahre 1869), Böhmen (377 gegen 354 im Jahre 1869) und Mähren 161 (gegen 139 im Jahre 1869); alle übrigen Kronländer haben weniger als 100 solcher Orte. Anders stellt si die Reibehfolge nah dem Prozent- saße der Zunahme; da kommt allerdings zuerst au Galizien, in welcbem die Zahl der Orte mit mehr als 2000 Einwohnern um 29% zugenommen hat; daran fließt fih aber gleich Niederösterreih mit einer Zunahme um 28%, dann Salzburg (+ 26,1°/5), Bukowinä (+ 23,19/0), Sblefien (+ 21,59%) u. f. w. Die geringste Zunahme mit nur 2,4% entfällt auf Kärnten. Zu den Gemeinden mit außer- ordentlih gestiegener Bevölkerungszahl gehören in erster Reibe die Vororte von Wien und Prag, ferner diè Orte, wo durch neu eröffnete Bahnen der Verkehr. gehoben wurde, oder wo große industrielle Eta- blifements entstanden sind.

Das April-Heft der von der K. K. ösfterreicbischen stati- stisch6en Centralfommission hberauëgegebenen „Statistiswen Monats- \c{rift“ bringt unter Anderem den ersten Theil einer Abhandlung Über „Oesterreichs Sparkassen im Decennium von 1870 bis 1879“ von H. Gbrenberger, der wir die folgenden Daten entnehmen : Die erste Sparkasse in Oesterrei, die Wiener, wurde 1819 errichtet, sie ift heute noch bei weitem die größte; ihr folgten in den nächsten vier Jahren noch drei. Im Jahre 1831 gab es sieben, im Jahre 1860 bereits 60 Sparkassen in Oesterreih ohne Ungarn. Zehn Jahre \spâter war diese Zahl bereits auf 193, im Jahre 1879 aber auf 324 gestiegen. Das Sparkassenwesen hat sich also in Oesterreich seit IJabrzehnten, namentlich aber im leizten Dezennium, in bedeutender Weise entwidcktelt. Wenn im abgelaufenen Decennium allein ein Kapitalsbetrag von mehr als 35 Milliarden Gulden dur die Sparkassen strömten und die Summe der den Interessenten in diesem Zeitraum gutgeschriebenen Zinsen die stattliche Höhe von 232 Millionen Gulden erreicte, so kann man wobl behaupten, daß in Oesterreich diejer Einrichtung eine große Vorliebe entgegengebracht wird. Die Zahl der Einlagebücher in diesen 324 Sparkassen war mit Ende des Jahres 1879 1 491 887, um 66 000 mehr als im Iahre vorher, um 88 000 mehr als im Jahre 1877. Der Stand der Einlagen betrug am 31. Dezember 1879 699 339 200 Fl. gegen den Stand am 1. Ja- nuar 1879 mit 648642353 Fl, 1878 mit 625024 359 Fl., 1877 mit 610007947 FL[., 1876 mit 589 400 210 Fl, 1875 mit 539 313 459 Fl., 1874 mit 482 782 202 F[l., 1873 mit 403 046 806 Fl, 1872 mit 341 173 649 Fl., 1871 mit 285 706 689 FL., 1870 mit 245 708 911 Fl. Die Vertheilung der Sparkassen und ibrer Einlagen auf die cinzelnen Kronländer war zu Ende des Jahres 1879 die Fol- gende: in Nieder-Oesterreid 59 Sparkassen mit 200637 135 F[. Einlagen, in Ober-Oestereih 33 Sparkassen mit 54 874616 Fl. Ein- lagen, in Salzburg 3 Sparkassen mit 6970036 Einlagen, in Steiermark 47 bezw. 75 616 577 Fl, Kärnten 7 bezw. 13 549 026 F[., Krain 1 bezw. 13 477 481 Fl., Triest, Görz, Gradisca, Istrien 2 bezw. 3 889 280 Fl., Tirol und Vorarlberg 15 bezw. 25 933 636 Fl, Böhmen 84 bezw. 228 552 110 Fl., Mähren 39 bezw. 39472404 Fl, Slesien 15 bezw. 9899728 Fl[., Galizien 16 bezw. 24145581 Fl, Bukowina 1 bezw 2075876 Fl, in Dalmatien 2 Sparkassen mit 245714 Fl. Einlagen. Was die Bilanz der Sparkassen und die Verwendung ibrer Cinlagen betrifft, so betrugen im Jahre 1879 die Hypothekar- darleben 448 541 112 Fl., der Wecselvorrath 51 821711 Fl., die Vorschüsse auf Wertbpapiere 17 728 774 Fl., der Werth der Reali- tâten 15 768 702 Fl. Die eingezablten Spareinlagen, welche im Durschnitte der leßten zehn Jahre 186 874 Mil. Gulden bei allen österreichischen Sparkassen zusammen per Jahr betrugen, stiegen in den vier Jahren 1870 bis 1873 um 121 619 Mill. Gulden, nämli von 104254 Mill. Gulden im Jabre 1869 auf 225873 Mill., mit- bin um 116,66 9%, nahmen in den folgenden fünf Jahren jedo stetig ab, im Ganzen jedo nur um 40,719 Mill. Gulden und wusen im le ten Jahre, 1879, wieder um 28,254 Mill. Gulden, so daß die Einzablungen des Jahres 1879 mehr als das Doppelte jener des Jahres 1869 erreichten und nur von jenen der Jahre 1873 (um ein Geringes), 1874 und 1875 übertroffen worden. Die Durcscbnitts- ciuattaie per Anstalt hob sich von 1870 bis 1873 von 0,597 auf 0,865 Millionen Gulden. fank 1878 bis auf 0,580 Millionen Gulden und betrug im Jahre 1879 0,659 Millionen Gulden. Es fallen hier die großen Anstalten, besonders die in den Landeshauptstädten, sehr ins Gewicht, während mehr als die Hälfte der Anstalten nur unter 200000 Gulden Einzablung nachweist, Der Hauptantheil an der gesammten Einzahlung der letten 10 Jahre \o- wobl als jedes einzelnen derselben entfällt auf die beiden Länder Nieder-Oesterreid und Böhmen, nämlich auf ersteres 587 044

Millionen Gulden oder 31,4%, auf leßteres dagegen 583 792 Millionen Gulden oder 31,2 %, zusammen also gegen 63 ‘/4 aller Einzahlungen, so daß auf alle anderen Länder in Summa nur bei 37 9/0 fommen, doch wedselt der Antheil dieser beiden Länder im leßten Decennium zwischen 58 9/6 (1877 und 1878) und 67 %%/9 (1873). In den ersten vier Jahren traten die anderen Länder von Jahr zu Jahr mebr in den Hintergrund, da der Prozentantheil Nieder- Oesterreibs und Böhmens 1870 62 %, 1871 63 ‘/e, 1872 6509/4 und 1873 fogar 67 °/a ausmadhte, sodann trat ein umgefkebhrtes Verhältniß ein; der Antheil beider Länder beträgt 1874 66/9, 1875 649%/0, 1876 61%, und in den beiden folgenden Jahren sogar nur 58%, 1879 war er wieder 61°/9, jedo noch immer relativ weniger als in den fsechs Jahren 1870 bis 1875. Von den sieben Jahren 1873 bis 1879 brabten fünf einen Rückgang der Einzahlungen in Nieder-Oesterreib und Steiermark, vier in Krain, drei in Ober-Oesterreih und Kärnten, zwei in Böhmen, Dalmatien und im Küstenlande, nur eines in Salzburg, Tirol, Mähren, Galizien und der Bukowina, während in einem cinzigen Lande, in Swlesien, die den Sparkassen zuströmenden Beträge von Jahr zu Jahr größere Summen bildeten. Was speziell die Ergebnisse des Jahres 1879 in dieser Beziehung anbelangt, fo gelangten nur in Krain und Dalmatien kleinere Beträge zur Anlegung als im Vor- jahre und steht einem Zuwacbse von 28278 Millionen Gulden in 12 Ländern nur ein Rückgang von 24000 Fl. gegenüber. Abgesehen von jenen Ländern, wo nur vereinzelte Spar- faffen bestehen (Krain, Bukowina, Salzburg), deren Durch- \cnitt8empfang an Einzahlungen natürli hoch ersceint, findet man die nambafteste durchschnittlice Einzablung in Nieder-Oesterreih und Böhmen, wobei jedo die großen Ziffern der Sparkassen in Wien und Prag die thatsähliden Verhältnisse der Mehrzahl der Spar- fassen diefer Länder zu sehr verschieben. Werden jene großen Anstalten ausgescieden, fo wird das Bild ein ganz anderes, da nunmehr Tirol, Galizien und Steiermark mit der größten Durcl:\cnittseinzahlung ver Anstalt an die Spite treten, Ober-Oesterrcih, Mähren und Nieder- Oesterrei aber ibrer zahlreihen und darum kleineren Sparkassen balber die leßte Stelle einnehmen. Thatsäcblih betrugen nur bei 67 Sparkassen Oesterreihs die Einzahlungen im Jahre 1879 mehr als 500000 Fl., bei 172 dagegen unter 200000 Fl. und bei 95 fogar weniger als 100009 Fl. Anstalten von so bedeutendem Umfange, daß in einem Jahre mebr als eine Million Gulden an neuen Einlagen und Nachzahlungen .in Empfang zu nebmen sind, zählt Oesterrei 39, und bei 15 derselben überscritt die Einzahlung den Betrag von 2 Millionen Gulden. Es sind die Sparkassen in Wien (erste österreiwische) mit 42 424730 Fl., Prag (böhmische) 17 375 994 Fl., Graz (Gemeinde) 9264875 Fl, Prag (städtische) 7 790 071 FL., Graz (steiermärfische) 7 038 600 FL., Wien (neue Wie- ner) 5 145 452 Fl., Innsbruck 4907 965 F[l., Linz 4088 533 F[., Lemberg 4 066 762 Fl., Brünn 3 420 188 Fl., Krakau 3 144 556 F[,, Laibach 2 821 918 Fl., Reichenberg 2 452 808 F[., Teplitz 2 172 890 F[., Eger 2 149 697 Fl. ] s __— Pferdeeisenbahnen in Frankrei. (Stat. Corr.) Der erste französische Tramweg von 87 km Länge zwischen Sèvres und Versailles, welchen jeßt die Allgemeine Omnibusgesellschaft besitt, ward am 28. April 1855 genehmigt; am 18. Februar 1856 folgte die Konzes- sion an eben diese Gesellschaft für 22 km vom Louvre einerseits na Vincennes, andererseits nach St. Cloud und Sèvres. Erst wieder vom 9. August 1873 sind Dekrete datirt, welche die Anlegung von Pferde-Cisenbahnen zu öffentlicher Benußung gestatten. Die bis Ende 1880 ertheilten 35 Konzessionen umfassen insgesammt 7084 km in 18 Departements, lassen also noch6 Raum zu großer Entwickelung. Im Nordosten Frankreichs giebt es, von der deutsdhen Grenze angefangen, Pferdebahnen zu Nancy (im Departement Muerthe et Moselle) 5128, Neims (Marne) 7200, von Cambrai na Chatillon (Nord) 34 500, zu Valenciennes 15 580, von Boubair na Pourcoing 28 009, zu Lille 63 940, Dunkerque 3800, Calais-Guines (Pas de Calais) 13 162, Boulogne sur Mer 2621, le Havre (Seine inférieure) 10050, Rouen 23 200, von les Andelys nach Étrépagny (Eure) 40 000 m, zusammen 247 km lang. ___ Im Seinedepartement sind zwei große GesellsGaften zu unter- scheiden, welche ihre Konzessionen theils direkt, theils dur& Abtretung Seitens des Departements oder der Stadt empfangen haben: für das Innere der Stadt Paris und wenige Außenstrecken in 4 Konzessionen und 15 Linien die Allgemeine Omnibusgesellschaft mit 78 100 m, wo- zu das Besißret an drei dur die andere Gesellschaft ausgebeutete Strecken inwärts der Ringmauern der südlichen Stadttheile kommt; für die Verbingung der Hauptstadt mit der Umgegend die Gesellschaft der äußeren Pferdebahnen von Paris in einer Konzession für das nörd- lie Neß (nach Suresnes, Neuilly, Levallois, Gennevilliers, Saint DQuen, Saint Denis, Aubervilliers und Pantin) in 10 Linien mit 46 060 m, und in einer zweiten für das südlihe Neß (nah Mon-

treuil, Charenton, Jvry, Villejuif, Fontenay aur Roses, Clamart und |

Vanves) in 8 eigenen und 3 fremden Linien mit 58936 m. Hieran schließen sich im Departement der Seine und Oise 5 Untenehmungen, von denen die zwischen Sèvres und Versailles fahrende mit 8335 m der großen Pariser Gesellshaft übertragen ist; die übrigen sind: in Villiers le Bel 3092, von Rueil nach Marly le Roy 9250, von Versailles nach Épône 33700 und in Versailles (liquidirend) 12450 m lang. Beiden Departements zusammen gehören also 250 km Pferdebahnen an.

_Im Stromgebiete der Loire und im Südwesten des Landes giebt es Konzessionen für Tramwege: zu Saint Etienne (Loire) nebst Um- gebung mit 37 801, Orleans (Loiret) mit 6191, Tours (Indre et Loire) mit 5208, Nantes (Loire inférieure) mit 6114 und Bordeaur (Gironde) mit 41 792, zusammen 97 106 m Länge.

Im Süden und Südosten Frankreichs befinden sch Tramwege : zu Montpellier (Hérault) 9761, von dort nad Castelneaule-lez 700, von Béziers zum Meere 16 000, zu Nimes (Gard) 6620, Lyon (Rhöône) 43 653, Marseille (Boucbes du Rhône) 24407 und Nizza (Alpes maritimes) 13 430 m lang, PDnE 1144 km.

Das Gese vom 11. Juni 1880 nöthigt die Unternehmer glei denen von Eisenbahnen minderer Ordnung, vierteljährliche Ausweise über ihren Betrieb an den MrEteR, den Vorsißenden des Departe- mentéausschGusses und den Minister der öffentlichen Arbeiten einzu- reichen. Bisher waren nur 16 Netze von 318 929 m konzedirter und 282 km ausgebauter Länge dazu verpflihtet. Auf 268 km fertiger Tramwege waren bis Mitte 1880 überhaupt 72,12 Millionen Francs Anlagaekosten verausgabt, davon für Bauten 43 und für den Fubrpark 57 pCt. Am theuersten stellte sh der Bau des nördlichen Netzes vor Paris mit 165 194, am woblfeilsten der des Béziersden Tram- wegs mit 33 155 Fr. pro Kilometer; zu bemerken ist jedo, daß kei der Berechnung keine Nücksicht aur die Zabl der Geleise und Weichen genommen wurde. Als Anlagekosten für das beweglihe Material waren Seitens der Allgemeinen Omnibusgesellschaft 256 397, Seitens der Boulogner Gesellschaft nur 11428 Fr. pro Kilometer verausgabt worden. Die Einrichtungskosten (premier établissement) jener Ge- sellschaft betragen im Ganzen 28959 102, die der beiden auswärtigen Pariser Netze 28 089 847 Fr.

__ Wahrend des ersten Halbjahrs 1880 gaben die in Rede stehenden sechszehn Netze zusammen 11 111 039 Fr. aus, das ist pro Kilometer Betrieslänge (mit mancher Doppelrehnung) 33 596 Fr., und behielten von 11387657 Fr. Noßbeinnahme mithin 276618 Fr.; bei sieben Netzen überwogen die Ausgaben, und die Durchschnitksrente beträgt now kein halbes Prozent. Der Tramweg von Nancy lieferte mit

3,01 pCt. des Anlagekapitals die höchste halbjährlihe Rente unter |

allen in Betrabt kommenden Gesellschaften.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und West- preußen, Brandenburg, Pommern, Sclejien und Sachsen hat dur die Novelle vom 19. März 1881 so einschneidende Aenderungen er- fahren, daß cine amtliche neue Redaktion der seit dem 1. April 1881

ültigen Faffung durch den Minister des Innern publizirt worden ist. Fin forrefkter Abdruck derselben, mit cinem Sachregister versehen, ist in J. U. Kerns Verlag (Mar Müller) in Breêëlau zum Preife von 50 ß ersc{ienen.

Der Buthbändler und Antiquar Stargardt in Ber- lin hat nicht allein die große Bibliothek des verstorbenen Prof. Hagen in Königsberg, die besonders für die Geschichte der Provinz Preußen

| von Wichtigkeit ist, und über die Stargardt 3 Kataloge veröffentlicht | bat, fondern im Laufe der Jabre au noch andere größere, mehr oder

weniger umfassende und wichtige Bibliotheken an fi gekauft, unter anderen auch die Bibliothek des verstorbenen Prof. Buschmann, König- lichen Bibliothekars in Berlin, die außer einer großen Menge gedruckter Werke au eine interessante Manuskriptensammlung enthält. Prof. Bus{mann war nämlich der Amanuensis und Mitarbeiter zuerst Wilhelms von Humboldt, dann Aleranders von Humboldt und hat mit Sorgfalt und Gewißenhaftigkeit Alles gesammelt, was ibm in dieser Stellung an bands{riftlihen Aufzeihnungen der beiden Brü- der von Humboldt, besonders bei der Korrektur ibrer Werke, in die Hände kam. So finden sich denn in Buscbmanns Manuffriptenfsammlung von sämmtlichen wißenschaftliben Werken der beiden Brüder tbeils die von ibrer Hand geschriebenen Manuskripte, theils Buscmannsche Abschriften mit ihren eigenhändigen Aenderungen und Ergänzungen, theils Korrekturbogen mit eigenhändigen Korrefturen. An Manuskripten Wilb. v. Humboldts finden sich in der Buschmann- sen Sammlung im Ganzen 18 Konvolute, darunter 9 St. ameri- kanishe Grammatifken, 8 Konbolute über die Verschiedenbeiten des menschliben Sprachbaues, die Konjugationsformen und Grammatifen der südamerikanisben Sprachen (im Ganzen 316 S.), Quichuo Grammatik, Onondago Grammatik, Massachusetts Grammatik, Mubschekancev Grammatik, über die amerikanischen Svracben u. \. w. An Manufkripten Aler. v. Humboldts befinden si in der Busch- manns{ben Sammlung im Ganzen 21 Konvolute; dieselben sind meist von seiner Hand und enthalten ausführlibe Ergänzungen und Verbesserungen von ihm selbst; ganz von seiner Hand und von großem Interesse ist die Nachschrift einer Vorlesung des Prof. Böckh und das Manuskript der „Nouveau revue géogra- phique enr l’Amérique etc.“ An Manuskripten von Prof. Busch- maun find in derselben Sammlung 30 Konvol. enthalten (über meri- kanische Sprace, amerikanisde Wortverzeichnisse, über ostindisce Spracben, madekassishes Wörterbuch, javanisches Wörterbuc u. \. w.). Ein Verzeichniß aller dieser Manuskripte von Wilh. v. Humboldt, von Aler. v. Humboldt und von Prof. Buschmann nebst einem Ver- zeichniß von gedruckten Werken der 3 Genannten, die fi in der Buschmannschen Sammlung vorfinden und die sämmtlich zu ver- kaufen find, ift von J. A. Stargardt in dem Katalog Nr. 135 vor Kurzem wveröffentlibht worden. An dieses Verzeichniß der Buscmannschen Manuskriptensammlung {ließen fh in dem- selben Kataloge noch zwei Verzeichnisse an, ein Verzeichniß von 168 Werken über Amerika (theils im Allgemeinen, theils ver- schiedene Länder und Staaten Amerikas, besonders die nordamerikaniscen Freistaaten, über verschiedene Scefahrer, die Sprachen Amerikas u. f. w.) und eîn anderes von ca. 500 Werken über den Orient im Allgemeinen und über feine Länder und Staaten insbesondere, wie über Egypten, Arabien, Marokko, Ostindien, China, Japan, die Türkei, Palâstina, Persien, das alte Afsyrien und Babylonien, das Innere von Afrika, Polynesien u. \. w., sowie über die verscbiedenen Ver- hältnisse des Orients, wie z. B. über das Sanscrit, die Thusch- Sprache, die Heldenfagen der Tartaren, die Religion des Iudenthums, türkishe Grammatik, nubische Grammatik, Literaturgescbichte des alten Indiens, die Inschriften Tiglatpilesars, die Maya-Handschrift der Königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden (herausgegeben von Forstemann) u. #. w.

Das Avprilbeft von Petermanns Mittheilungen (Gotha, Justus Perthes) enthält einen bemerkenswerthen Beitrag von F. v. Stein über die neue, mit außerordentlichen Opfern ausgeführte fran- zösische Landesbefestigung, nebst Karte. Die Darstellung beruht auf Mittheilungen militärisber Facbscriften, anderer Zeitungen und der Registrande der geograpbiscch-statistishen Abtheilung des Großen Generalstabes, hat also alle erreichbaren Quellen benutzt, da offizielle französisbe Nachweise selbstverständlih nicht zu erhalten sind. Der beigegebenen Karte der Ostgrenze gegen Deutschland liegt C. Vogels große Karte von Frankrei in ch4£ Blättern zu Grunde, auf welche die neuen Befestigungen eingetragen sind. Ferner enthält das Aprilheft eiuen interessanten Bericht über Alerander Forrésts Erpedition dur Nordwestaustralien im Jahre 1879. Aler. Forrest hatte bereits 1878 feinen Bruder John bei der Vermessung des De Grey-River begleitet und erbielt im Anfange des folgenden Jahres von der westaustralisben Regierung-den Auftrag zu einer Erpe- dition, welche von diesem Flusse aus nach Nordosten und, na Unter- suchung der von Perlfiscbern viel ausgebeuteten Beagle-Bai, bis Port Darwin in Nordaustralien vordringen sollte. Die Ervedition, 8 Per- sonen mit 26 Pferden, setzte fic am 25. Februar in Mars und erreichte nad außerordentlicden Beschwerden und Anstrengungen und dem Verlust fast sämmtlicher Pferde am 26. Sevtember die Hafenstadt Palmerston am Port Darwin. Sie bat im Ganzen ca. 49 Millionen Hektaren Weideland und Ackerboden, welcbe zum weit- aus größten Theile der Kolonie Westaustralien gehören, erforsct. Dieser große Fläcbenraum ist von der Küste aus leicht zugänglich, und es steht zu erwarten, daß die Besiedelung scnell. folgen wird. Ueber die Einrichtung einer regelmäßigen Dampvfschiffverbindung zwischen der Hauptstadt und der neuen Ansiedelungen s{weben bereits Unterhandlungen, und so dürfte sich duf jenen weiten Ebenen bald ein reges Leben entfalten, auch wenn fich die Erwartung des Geologen Hill, des Begleiters Forrests, von dem Vorbandensein von Gold in dem Quellgebiete des Fi Roy nicht verwirklichen sollte. Die Reiseroute der Erpedition und ihre Hauptergebnisse sind auf einer beiliegenden Karte eingetragen, auf welcher man auc die früberen bedeutenderen Erpeditionen von Leich bardt im Jahre 1845 bis Brockman im Jahre 1879/80 verfolgen fann. Weiter finden wir in dem 4. Heft die Fortsetzung der Er kfundigungen im ägquatorialen Ostafrika“ von Clemens Denhardt und intercssant geschriebene Briefe von Dr. W. Junker aus den Ländern des Niam-Niam. gi t

Im Verlage von Paul Nef in Stuttgart erscheint demnächst der „Bilderatlas zur Weltgeschichte na Kunstwerken alter und neuer Zeit“, 146 Tafeln gr. Fol. mit über 5000 Darstellungen, gezeichnet und berausgegeben von Professor Ludwig W eißer, weiland Inspektor des K. Kupferstichkabinets in Stuttgart, mit erläuterndem Tert von Dr. Heinri Merz, in zweiter verbesserter Auflage. Voll ständig in 25 Lieferungen à 1 (K Dieser mit mebreren Medaillen ausgezeibnete Bilderatlas zur Weltgeschichte hat sich die Aufgabe gestellt, die Geschichte und das Leben der Kulturvölker dur ihre eigenen alten Kunstdeakmäler sowie dur geeignete Meisterwerke neuerer Zeit zur Anschauung zu bringen und den Beschauer nicht allein in die Ge- \chicdte alé solche, sondern auch in den reichen Denkmälerschaßz der Ver- gangenhbeit und damit in Genuß und Verständniß des Herrlicbsten, was Menschcnhand geschaffen, cinzuführen. Der Atlas ift das Ergceb- niß einer mebr als zehnjährigen mübevollen Arbeit. Er hat schon bei scinezn ersten Erscheinen wegen seiner Reichhaltigkcit und sorgfältigen Ausführung die vollste Anerkennung im Jn- und im Auëélande hber- vorgerufen, kounte aber wegen der kostspieligen Herstellung und des hohen Preises von §0 M geb. 108 Æ die wohl berechtigte allgemeine Verbreitung nit finden. Dicsem Werke nun die allge- meine Verbreitung zu ermöglichen, veranstaltet die Verlagshandlung eine zweite Auflage, welcbe sib durch vershönerte, gleihmäßigere Aus- stattung (sowobl in Druck als in Papier) und dur Billigkeit aus- zeibnet, und bei welcher der erläuternde Tert in gleichem Format un- mittelbar den Bildertafeln gegenüber beigegeben wird.

Die in Leipzig am 16. April ershicnene Nr. 1972

| der Jllustrirten Zeitung (Leipzig, I. J. Weber)

entbält folgende Abbildungen: Dolorosa. Palmfonntag in St. Petersburg. Originalzeihnung von A. Baumann. Mo- ritur in Deo. Gemälde von Bruno Piglhcin Nach einer im Verlag von I. Aumüller in München erschienenen Radirung von W. Het. Das Abendmabl des Herrn. Von Lio- nardo da Vinci. Nach dem Kupferstich von Rafael Morghen. (Zweiseitig.) Die Konfirmation. Na einem Karton von Erwin Debme zu CGsaias Tegnérs Dichtung „Die Abendmahlskinder“. Fürstin Katharina Dolgoruka (Juricwska)), Wittwe des Kaisers Alexander D, von Rußland, Der