1881 / 101 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Apr 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Staats-Ministerium.

Der Archivar Dr. phil. Ludwig Keller in Münster ift zum Staatsarchivar daselbst ernannt, der Archiv-Sekreiär Dr. phil. Bernhard Endrulat in “Düsseldorf zum Archivar ernannt und zuglei mit der kom- missarishen Verwaltung des Reichs-Kammergerichts- Archivs in Weßlar beauftragt, der Archiv-Sekretär Dr. phil. Friedrich Philippi von Marburg an das Staatsarchiv in Münster verseßt, und der Archiv-Assistent Dr. phil. Georg Jrmer aus Düssel- dorf als Archiv:Sekretär bei dem Staatsarchive in Marburg angestellt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichhts- und Medizinal-Angelegenheiten.

_ Der bisherige Privatdozent Dr. Friedrich Leo in Bonn ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität in Kiel ernannt worden. j Der praktishe Arzt Dr. med. Settegast zu Bergen ist zum Kreis-Physikus des Kreises Rügen ernannt worden. Die Wahl des Gymnasiallehrers Schumacher zu amm zum Oberlehrer an der höheren Bürgerschule zu itten, und die der ordentlichen Lehrer an der in eine Realschule L. Ordnung umgewandelten höheren e a zu Witten, Dr. Matthes und Dr. Nicolai, zu Oberlehrern ist be- flätigt worden. Der erste Seminarlehrer Freund gen zu Xanten ist an Das Seminar in Odenkirchen und der ordentliche Seminar- lehrer Hemmersbah zu Odenkirhen unter Beförderung T au Seminarlehrer an das Seminar in Xanten verseßt.

Der ordentliche Seminarlehrer Gattermann zu De- lißsh ist an das Schullehrer-Seminar in Halberstadt und der Hülfslehrer Schö ppa zu Eisleben unter Beförderung zum ordentlichen Lehrer an das Schullehrer-Seminar in Delißsh verseßt. Der Lehrer Richter an der O in Eis- [eben ist bei dem Schullehrer-Seminar daselbst als Hülfs- lehrer angestellt. i

Der ordentliche Lehrer Debus am Schullehrer-Seminar zu Ottweiler ist zum 1. Lehrer befördert und der Hülfslehrer Beer aus Neuwied unter Besörderung zum ordentlichen Lehrer an das genannte Seminar versetzt.

FelixMendelssohn-Bartholdy-Staats-Stipendien

für Musiker.

Am 1. Oktober cr. kommen 2 Stipendien der Felix Mendelssohn-Bartholdyschen Stiftung für befähigte und streb- same Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 4 Das eine ist für Komponisten, das andere für aus- übende Tonkünstler bestimmt. Die Verleihung erfolgt an Schüler der in Deutschland vom Staat subventionirten musikalishen Ausbildungsinstitute, ohne Unter- schied des Alters, des Geshhlehts, der Religion und der Nationalität.

__ Bewerbungsfähig is nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr Studien an einem der genannten Jnstitute gemacht hat. Ausnahmsweise können preußishe Staats- angehörige, ohne daß sie diese Bedingungen etfüllen, ein Stipendium empfangen, wenn das Kuratorium für die Ver- waltung der Stipendien auf Grund eigener Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für qualifizirt erachtet.

Die Stipendien werden zur Fortbildung auf einem der betreffenden, vom Staate subventionirten Jnstitut: ertheilt, das Kuratorium ist aber berechtigt, hervorragend begabten Be- werbern nach Vollendung ihrer Studien auf dem Jnstitute ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen, durch Besuch auswärtiger Jnstitute 2c.) zu verleihen.

Sämmtliche Bewcrbungen nebst den Nachweisen über die Sig der oven gedachten Bedingungen und einem kurzen, selbsigeshriebenen Lebenslauf, in wéelhem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind nebst einer Beschei- nigung der Reife zur Konkurrenz durch den bisherigen Lehrer oder dem Abgangszeugniß von der zuleßt besuchten Arte bis zum 1. Juli cr. an das unterzeihnete Kuratorium Berlin W., Wilhelmstraße Nr. 70a. einzureichen,

Den Bewerbungen um das Stipendium für Komponisten find ago Kompositionen nah freier Wahl, unter eidesstatt- licher id e 4 daß die Arbeit ohne fremde Beihülfe aus- geführt worden ist, beizufügen.

Die Verleihung des Stipendiums für ausübende Ton- künstler erfolgt auf Grund einer am 30. September cr. in Verlin dur das Kuratorium abzuhaltenden Prüfung.

Berlin, den 1. April 1881.

Das Kuratorium für die Verwaltung der Felix Mendelssohn-Bartholdy-Stipendien.

Ministerium des Jnnern.

Dem Landrath Grafen Constantin zu Stolberg-

Wernigerode ist das Landrathsamt im Kreise Bunzlau übertragen worden.

Justiz-Ministerium.

Dem Kreisgericzts-Direktor z. D. Müller aus Schubin ist die nahgesuhte Entlassung mit Pension ertheilt,

, Verseßt sind: der Amtsgerichts-Rath Reichert in Barten- stein als Landgerichts-Rath an das Landgericht daselbst und der Amtsrichter Krapp in Ortelsburg an das Amtsgericht in Allenstein.

__ Dem Amtsrichter Rother in Gleiwitz ist behufs Ueber- tritts zur allgemeinen Staatsverwaltung die nahgésuchte Dienstentlassung ertheilt.

Der Amtsrichter Wagenknecht zu Treuenbriezen ist um Notar im Bezirk des Kammergerichts, mit Anweisung eines Wohnsißes in Jüterbog, ernannt worden.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht : der Rechts- anwalt, Wrath Loewy bei dem Landgericht I. in Berlin und der Rechtsanwalt Wilhelm Landwehr bei dem Land- gericht in Cöln.

_In die Liste der SSEMGEE sind eingetragen : der bis- Qerige Amtégerichts-Rath Zen y i aus Spremberg und der

erihtsassessor Dr. Moll bei dem Landgericht 1, in Berlin,

der Herihtsa#}sessor e DFTUPLE bei dem Kammergericht,

der Gerichtsassessor Schr öer bei dem Amtsgeriht in Ober- usen, der Rechtéanwalt Dr. Lewinski aus Oppeln bei dem

Dem Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Wagner in E ist die nahgesuhte Entlassung als Notar ertheilt.

__Der Ober-Landesgerihts-Rath Schm id, der Ober-Landes- gerihts-Rath Friemel in Breslau, der Amtsgerihts-Rath vonScirnding in Ratibor, der Amtsgerichts-Rath S chl i ch- ting in Stettin, der Amtsgerichts-Rath Vogt in Rheinbach, der Amtsgerichts-Rath Heine in Hildesheim, der Amts- rihter Specht in Ostrowo und der Rechtsanwalt und Notar Justiz-Rath Dieterich in Demmin sind gestorben.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878.

Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von §. 11 des Reichsgesetes gegen die gemein- gefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ok- tober 1878 die Druckschrift:

„Das rothe Gespenst und die Cäsaren.“ Ein Zeit-

gediht. Dem tapferen Freiheitskämpfer Johann Philipp

Beder in Genf gewidmet von A. Otto Walster. Selbst-

verlag des Verfassers. Druck von Wilh. Brummer in Dresden

verboten. Dresden, den 28. April 1881. Königlich sächsische Kreishauptmannschaft. von Einsiedel.

Bei der am 8. d. Mts. stattgefundenen Ziehung der pro 1881/82 einzulösenden Partial-Obligationen des vormals Landgräflicch Le chen, durch Vermittelung des Bankhauses A. Reinach in

rankfurt a. M. negociirten 5%/igen Staatsanlehens von 150 000 Fl. vom 1. August 1859 sind durch das Loos zur An) am 1. August 1881 folgende Nummern bestimmt

orden:

Nr. 28 36 39 61 64 70 72 96 98 118 137 138 154 158 162 und 164, 16 St. à 500 Fl. oder 857,14 M = 1371424 M

Nr. 210 216 270 und 296 je A. B. C. D. E., 20 St. à 100 F[. oder 171,43 M = 3428,60 M.

__ Zusammen 36 St. im Werthe von 17 142,84 4.

Die Inhaber dieser Obligationen werden hiervon mit dem Be- merken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Verzinsung nur bis zum Rüchzahlungstermine stattfindet, bei dem genannten Bankhause, bei jeder Königlichen Regierungs- und Be- zirks-Hauptkasse, der Königlihen Staatsschulden- Tilgungskasse in Berlin, der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. und der Königlichen Steuerkasse in Hom- burg v. d. Höhe gegen Rückgabe der Obligationen nebst den dazu A Zinsscheinen Reihe 111. Nr. 7 und 8 und Zins\cheinanwei- ungen erheben könnén.

Der Werthbetrag der etwa fehlenden, unentgeltlich zurückzugeben- den Zinsscheine wird an dem, zurückzuzahlenden Kapitale gekürzt.

Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorbezeichneten Bankhause noch bei Königlicher Regierungs-Hauptkasse hier, der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M. oder der Kösönig- lichen Steuerkasse in Homburg, fondern bei einer der anderen -Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Zins- seinen und Zinssceinanweisungen 14 Tage vor dem Verfalltermine bei leßter Kasse einzureichen, von welcher dieselben vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind.

L Rückständig sizd noch aus der Verloosung:

auf 1. August 1879: Nr. 88 214a. 214e. 269b. und 291b.,

auf 1. August 1880: Nr. 123 205a. 205d. 206a. 206ec. 2094. 240b. 242d. 245e. und 279ec.

__ Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlöfung aufgefordert.

Wiesbaden, den 21. April 1881,

Der Regierungs-Präsident : von Wurmb.

Personalveränderungen.

Königlich Nene Armee.

Ernennungen, Beförderungen undVerseßzungen. Im attiven Heere Beorli, 923. April, Pliz von Croy; Major und etatsmäßiger Stabsoffizier vom Hus. Regt. Nr. 14, in gleicher Eigenschaft zum Regt. der Gardes du Corps versetzt. Krell, Major, aggreg. dem Hus. Negt. Nr. 14, als etatsmäß. Stabsoffizier in dieses Regt. einrangirt. Mersmann T. Sec. Lt. von der 1. Ing. Insp., in das Inf. Regt. Nr. 67 verseßt.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 30. April. Se. Majestät der Kaiser und König machten, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Wiesbaden, gestern nah dem Diner eine Ausfahrt. Heute Abend wird Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden in Wiesbaden erwartet.

__— Jhre Majestät die Kaiserin und Königin traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Mittag gegen 12 Uhr mittels Extrazuges in Karlsruhe ein, wurde auf dem Bahnhofe von den Mitgliedern der Großherzoglichen Familie begrüßt und reiste nah kurzem Aufenthalte nah Baden-Baden weiter, wo Nachmittags 11/, Uhr die Ankunft erfolgte. Jhre Majestät hat daselbst im Meßmerschen Hause Wohnung genommen.

__— Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlihen Herrschaften besuhten gestern Abend die italienishe Vorstellung im Friedrih-Wilhelm- städtishen Theater.

Heute Vormittag wohnte Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz den Besichtigungen der Bataillone des 2 Garde- Regiments z. F. und des Kaiser Alexander: Garde-Grenadier- Regiments Nr. 1 auf dem Tempelhofer Felde bei.

Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 12, April d. J. beschlossen, daß die obersten Landes-Finanz- behörden ermächtigt werden, die Vorsteher der für die Schlu

abfertigung von Waaren der Tarifnummer Lc. 1, 2 und 3 und 22a. und b. zu anderen als den höchsten Säßen der betreffenden Tarifpositionen zuständigen Zollstellen bezw. die denselven vorgeseßten Hauptämter oder Direktivbehörden ür befugt zu erklären, in den Fällen, in denen der Revisions- esund eine mit einem höheren Zoll belegte Freiheitsstaffel als die in der Deklaration angebotene ergiebt, von der Ein-

ndgeriht in Posen und der Gerichtsassessor Dr, Schier bei Dem Landgericht in Cassel. s ï D

hödhsten Feinheitsnummer der in der Deklaration angebotenen Feinheitsstaffel, bezw. bei Garnen der Nummern 2c., 1a., Qa. 3a. des Zolltarifs um eine Abweihung von nicht mehr als einer Feinheitsnummer handelt, und nah den vorliegenden Umständen eine Defraude unzweifelhaft nicht beabsichtigt ist.

__ Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnun a g sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für das Sonbbe und die Festungen und für Eisenbahnen, Post und Tele- graphen hielten heute Sißungen.

_— Der Schlußbericht über die gestrige Sißzung d Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage. S

In der heutigen (37.) Sißzung des Reichstages welcher mehrere Bevollmächtigte und State desselben beiwohnten, seßte das Haus die gestern. abgebrochene zweite Berathung des Gesezentwurfs, betreffend die Besteuerung der Dienstwohnungen der Reichsbeamten, fort. Der Abg. Dr. von Forckenbeck wandte sich zunächst gegen die gestern gegen ihn erhobeuen Angriffe und konstatirte, daß eine Wandlung in seiner politischen Ueberzeugung nicht stattgefunden habe, daß vielmehr auf Seiten seiner Gegner eine derartige Wandlung erfolgt sei. Ein Fortschrittsring existire in Berlin niht. Er könne versichern, daß der Einfluß des Abg. Richter in der Berliner Stadtverordnetenversamm- lung, als derselbe noch Mitglied derselben gewesen, viel gerin- ger gewesen sei, als derselbe ihn hier in diesem Hause aus- übe. Mit einer so großen, so geordneten Stadtverwaltung, wie der Berliner, sei die Existenz einer mehr oder weniger großen, dieselte beherrschenden Clique von Person ganz unverträglich. Redner ging dann auf die Entstehungsgeschichte und Würdigung der Miethssteuer über, betonte, daß es bei Erhebung derselben stets Grundsay gewesen sei, die unteren Klassen zu schonen und wies die gegen die abfolute Ungerechtigkeit dieser Steuer geltend gemachten Angriffe zurück. Die Wiedereinführung einer Mahl- und Schlahtsteuer und der damit verbundene Oktroi würde die Berliner Bevölkerung in weit höherem Maße bedrücken als die Miethssteuer. Dem Vorschlage der Kom- mission stehe die Erwägung entgegen, daß zum Diensteinkommen nothwendig auch der Werth der Dienstwohnung gerechnet werden müsse, ein Grundsaß, der schon aus deim flaren Jn- halte des Reichsbeamtengeseßes folge. Redner erklärte zum Schluß, daß dieses Gesey der Würde des Deutschen Reiches nicht angemessen sei. Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) plädirte für die Annahme der Kommissions- beschlüsse, da die darin den Reichsbeamten vindizirten Vortheile einerseits sehr minimaler Natur seien, andererseits aber dazu beitragen würden, bedeutende Mißhelligkeiten zu beseitigen, Der von dem Abg. von Benda erhobene Einwand, dieses Geseß sei ad hoc gemacht, sei um so weniger stihhaltig, als kein Geseß ohne eine bestimmte konkrete Veranlassung zu Stande komme. Der Abg. Löwe (Berlin) sprah gegen die Kommissionsvorshläge und suhte die gegen die städtische Verwaltung erhobenen Anschuldigungen zu wider- legen. Redner wies darauf hin, daß die Einshäßzung der Dienstwohnung des Reichskanzlers in völlig loyaler Weise erfolgt sei. Die Berliner Gemeinde habe es möglich gemacht, ohne Steuererhöhungen ihren Glieder! eine Reihe bedeutender Wohlfahrtseinrihtungen zur Verfü ung zu stellen und damit namentlich auch für die Jnterefssen der Unbemittelten zu sorgen. Redner bezeichnete demnächst die Miethssteuer als eine bis zu einem gewissen Grade nrationelle städtishe Abgabe, wenngleih er nicht verkenne, daß mit der jegzigen Art der Erhebung derselben einzelne Härten verbunden seien, und hob hervor, daß diese Steuer jedenfalls gerehter sei als Zölle auf die nothwendigsten Lebensbedürfnisse. Er wandte sich schließlich gegen das Projekt einer Ver- legung der Reichsregierung und des Reichstages, das sih in der Ausführung als unmöglih erweisen werde. Bei S&hluß des Blattes ergriff der Abg. von Kardorff das Wort,

um die Zustimmung seiner politischen Freunde zu der Vorlage zu erklären.

Na einer Allgemeinen Verfügung des Justiz-Ministers, vom 27. d. M. sind mehrfach Fälle zu der Kenntniß des Ministers gekommen, in welhem der in Gemäßheit des Geseßcs vom 13. März 1878 vom Vormundschaftsgeriht zu fassende Be- {luß über die Unterbringungverwahrloster Kinder zur Zwangserziehung dem verpflihteten Kommunal- verbande erst Monate lang nah Stellung des auf die Unter- bringung gerichteten Antrags zugestellt worden ist, Derartige Verzögerungen hatten ihren Grund theils darin, daß auf den gestellten Antrag überhaupt ers nach Wochen verfügt wurde, theils darin, daß die Termine, in welchem die in 8. 3 des genannten Gesegzes vorgeschriebenen Verhandlungen stattge- funden haben, über Gebühr vermehrt oder hinausgerückt wurden, theils endlich darin, daß die Beschlüsse des Vormundschaftsgerichts in Fällen, in welchen sie nah §. 6 des Gesezes dem Land- rath zuzustellen waren, an Gemeindevorsteher, Amtsvorsteher oder städtishe Magistrate übersendet worden sind. Da bei eingetretener Nothwendigkeit, ein Kind zur Verhütung \itt- liher Verwahrloosung in eine geeignete Famili oder in eine Erziehungsanstalt unterzubringen, der Erfolg dieser Maßregel wejentlih dadur bedingt ist, daß dieselbe rehtzeitig und ohne Zögern getroffen wird, so bestimmt der Justiz-Minister, daß die Anträge auf Unterbringung verwahrloster Kinder von den Vormundschastsgerichten stets als s{leunige Sachen und eintretenden Falls als Feriensachen zu behandeln sind.

Nach Beendigung der Berathungen der Kommission jur Ausarbeitung einer Militär-Strafprozeß-Ordnung

ürdasDeutsche Reich sind der General-Lieutenant Freiherr von Loë, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 5. Division, und die übrigen

E Mitglieder der Kommission von hier wieder ab- gereist.

Der General der Jnfanterie von Groß-, genannt vonSchwarzhoff, kommandirenden General des IlI. Armee- Corps, hat eine mehrwöchige Jnspizirungsreise behufs Jn- spizirung der Truppen des Corps angetreten.

Der Archiv:Assistent Dr. phil. Georg Winter if von Berlin an das Staatsarchiv in Düsseldorf verseßt worden,

Bayern. München, 30. April. (W. T. B.) Die Kammern der Reichsräthe und der Abgeordneten beschlosjen, sih bei dem Leichenbegängniß des Generals Frei- herrn von der Tann durch eine aus 8 Mitgliedern be-

leitung eines Strafverfahrens abzusehen, sofern es sih dabei um eine 5 Prozent niht übersteigende Abweihung von der

stehende Deputation, darunter die beiden Präsidenten, vertreten zu lassen.

Württemberg. Stuttgart, W. April. (St. A. f. W.) Der Exekutivauss{huß der württembergishen Landes- Gewerbeausstellung hat in seiner gestrigen Sißung, welcher auch der Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar, der Vertreter des Königs, des hohen Protektors, anwohnte, das definitive Programm der Eröffnungsfeier festgestellr. Als Tag der See Rung ist nunmehr, mit Rücksicht auf den Zeitpunkt der Rüdkehr der Majestäten, Donnerstag, der 19. Mai, bestimmt. Die Feier beginnt Vormittags 11 Uhr. Von Nachmittag 2 Uhr an ist dem Publikum der Zutritt geöffnet.

Baden. Karlsruhe, 28. April. Der Herzog von Sachsen-Altenburg traf heute Mittag aus Baden-Baden zum Besuch bei der Großherzoglichen Familie ein. Der Herzog wird für einige Wochen in Baden Aufenthalt nehmen und eine Kur gebrauhen. Die Großherzogin beabsichtigt, Sonnabend, den 30. d., nah Wiesbaden zu reisen und dort während des Aufenthalts Sr. Majestät des Kaisers bei Aller- höchstdemselben zu verweilen.

Hesterreich-Ungarn. Wien, 28. April. Der Kaiser empfing heute den Bürgermeister und die beiden Vize-Bürger- meister hehuss Entgegennahme der Einladung der Stadt Wien zum Prater-Volksfeste. Der Kaiser stellte, wie die „Prag. Z.“ von hier berichtet, sein und der Kaiserin Er- scheinen in Aussicht, und sprach seine Freude darüber aus, daß die bevorstehenden Festlichkeiten zu einer Steigerung der industriellen Geschäftsthätigkeit Veranlassung bieten. Zu der Vermählungsfeier wird der Prinz von Wales mit Gefolge. am 6. Mai in Wien eintreffen. Die Königin von England wird durch den Lord Torrington vertreten sein, der gleichfalls am 6. Mai eintrifft.

Pest, 28. April. Die Handelsvertrags-Verhand- lungen mit Deutschland schreiten, nah einer Meldun der „Ung. Post“, mit Aussicht auf Erfolg fort, und soll si der heutige Ministerrath auch mit dieser Frage beschäftigt haben. Jn Angelegenheit der Budapest-Semliner Eisenbahn ist, derselben Quelle zufolge, bezüglich des tec- nischen Theiles seit gestern im Kommunikations:Ministerium die Paraphirung im Zuge. Der bezügliche Geseßentwurf wird wahrscheinlich nächste Woche dem Hause vorgelegt wer- den. Demselben Blatte wird aus Szegedin gemeldet: Die Situation hat sich im Allgemeinen gebessert und hat daher heute auch die Hohwasser-Schußkommission ihre per- manenten Sißungen eingestellt. Der Regen dauert übrigens seit gestern Abend unterbrochen an. Durch die Uebershwem- mung des Matyer wurden 900, durch die des Feherto 4800 Zoch unter Wasser geseßt. Die Höhe des Wassers beträgt 22 Fuß über dem Nullpunkte des Wasserstandes der Theiß.

Nath einer Meldung der „P. C.“ is der Zeitpunkt des Schlusses der ungarishen Reichstagssession noch nicht festgeseßt, da die Dauer derselben von der zur Er- ledigung der unbedingt noch zu berathenden Vorlagen erfor- derlichen Frist abhängig ist.

29. April. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat die Konvertirung der ungarischen Goldrente mit überwiegender Majorität genehmigt, nachdem der Finanz- Minister die bezügliche Vorlage eingehend befürwortet hatte.

Schweiz. Bern , 28. April. (Allg. Ztg.) Der National: rath genehmigte mit 77 gegen 43 Stimmen die von den Klerikalen heftig bekämpste neue Wahlkreiseintheilung des Kantons Tessin. as

Großbritannien und Jrland. London, 29. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sipung des Unterhauses überreichte Lord Fiß Maurice eine Petition der Bewohner der Jnsel Helgoland, welhe darum büten, daß ihnen, ihren alten Rechten nnd Privilegien entsprechend, ein größerer Antheil an der lokalen Selbstverwaltung eingeräumt werde. Der Premier Gladstone zeigt an, daß er am nähsten Montag eine Bill behufs Abänderung des Gesetzes über den Parlamentseid einbringen werde. Der Unter-Staatssekre- tär Di lke erklärte in Beantwortung einer Anfrage Pease's: der englische Gesandte in China, Wade, sei der Ansicht, daß die Zustimmung der übrigen Vertragsmächte zu einem 5sjährigen Abkommen mit China schwerlich zu erlangen sein werde, wenn China den auswärtigen Handel niht von der ungehöri- gen inneren Besteuerung befreie. Die englische Regierung habe die Absid t, sih direkt um die Zustimmung der Mächte zu be- mühen , sobald ihr über gewisse Details der Lekin - Abgaben befriedigende Jnformationen zugegangen seien. Der Gefandte Wade sei angewiesen, über diese Details Jnformationen zu senden; vor deren Eingang seien weitere Schri'te un- thunlich. Der Deputirte Richards beantragte eine Ne- solution, dahin lautend, daß die von den Vertretern Eng: lands im Auslande in Anspruch genommenen und ausge- übten Gewalten, namens der englishen Nation und ohne Autozisation der Centralcegierung Verpflichtungen einzugehen, Gebiete zu anneftiren und Krieg zu erklären, den Grund- säßen der Verfassung und des anerkannten Völkerrehts wider- sprächen und die wahren Juteressen des Landes gefährdeten. Der Antrag wurde von dem Premier Gladstone als un- praktish bekämpft und mit 72 gegen 64 St. abgelehnt.

Frankreih. Paris, 29. April. (W. T. B.) Die E es meldet aus Tunis: Das Gerücht, daß Chaireddin Pascha demnächst sich in außerordentlicher Mission von Konstantinopel nah Tunis begeben werde, habe in der Umgebung des Bey große Aufregung hervorgerufen. Die ehrgeizigen Pläne Chaireddin Paschas in Bezug auf Tunis feien {hon lange bekannt, da aber Frankreich stets erklärt habe, daß es die gegenwärtige Dynastie und Erbfolge- ordnung in Tunis aufrehterhalten wolle, und da Frankreich auch den Firman vom Jahre 1871 niemals anerkannt habe, so glaube man, daß die französishe Flotte jedem mit einer offiziellen Mission nach gs kommenden türkishen Schiffe ie Einfahrt wehren werde. ai : ; Der L Kef kommandirende französishe Oberst hat die Unterwerfung der Scheiks und Kadis entgegen- enommen. Die Verbindungen zur Beschaffung von Proviant ind gesichert. Jm Süden der Provinz Oran hat keinerlei Gefecht stattgefunden. Die aus 380 Mann bestehende Gar- nison von Géryville ist wegen eines etwaigen Angriffs ohne Sorge, da die benahbarten Stämme fast sämmtlich treu geblieben sind. Nur die drei Stämme der Trafis, der Ouledzia und der Ouledhaddou gen fih erhoben. Zwischen dem Aga der Trafis und dem Aga der Saidia, welcher den Franzosen treu geblieben ist, hat ein : usammenstoß statt- gefunden, bei welchem der leßtere 30 Mann verlor; die Ver- luite der Trafis sind größer.

29. April, Abends. (W. T. B.) Nach hier einge- | gangenen Nachrichten hat die Truppenabtheilung des Generals Logerol ihren Marsch nach dem Thale von Medjerda fortgeseßt, ohne auf Widerstand zu stoßen und wird am Sonntag oder Montag in Beja eintreffen. Anläßlih der von der Pforte in der tunesishen Angelegenheit er- lassenen Note erinnern die hiesigen Journale daran, daß Frankreih jedesmal, sobald die Pforte einen Aft der Sou- veränetät über Tunis habe ausüben wollen, sih einem solchen Beginnen entgegengestellt habe. Unter Louis Philipp sei fast in jedem Jahre cin nach Tunis bestimmtes türkishes Ge- \{chwader ausgelaufen, und ein französishes Geschwader sei dann jedesmal demselben mit der Fnstruktion entgegenge-

“gangëz, jede Ausschiffung von Truppen oder von mit einer

offiziellen Mission betrauten türkischen Agenten in Tunis zu verhindern. Auch unter dem Kaiserreich sei dies zweimal

vorgekommen.

30. April. (W. T. B.) Nachrichten aus Roum-el- Souk zufolge behielten die Brigaden Vincendon, Galland und Ritier wzgen des ungünstigen Wetters gestern dieselben Stellungen inne, die sie am Donnerstag ge- habt hatten, da es unmöglich war vorzurücken. General Lo- gerol sollte am Donnerstag in Souk-el-Arbe eintreffen. Die Entwaffnung der Bevölkerung von Kef dauert ohne jede Schwierigkeit fort; es wird kein Aft von Fanatismus gemel- det. Die Brigade Breme hält die Verbindung zwischen der Grenze, Kef und dem General Logerol aufrecht.

Spanien. Madrid, 29. April. (W. T. B.) Die ältere Schwester des Königs ist mit dem Pferde gestürzt und hat sih dabei mehrere, jedoh leihte, Verleßungen zuge- zogen.

Ftalien. Rom, 29. April. (W. T. B.) Die Depu- tirtenkammer verhandelte heute über die von Zeppa und Odescalchi gestern beantragten Tagesordnungen,; die Weiterl erathung wurde \{ließlich auf morgen vertagt.

Griechenland. Athen, 29. April. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister hat die provisorish vom Kriegsdienst Befreiten zum sofortigen Dienste bei der Fahne einberufen.

Bulgarien. So fia, 28. April. Fürst Alexander von Bulgarien ist, wie man der „W. Z.“ meldet, heute hierher zurückgekehrt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. April. (W. T. B.) Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffent- licht ein Kaiserlihes Dankresfkript an den Vorsigenden des Ministercomités, Grafen Wal ujeff. Der Prokurator des Appellhofes, von Plewe, ist zum Dircktor des Depar- tements der Reihspoli zei ernannt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. April. (W. T. B.) Der Reichstag ist heute geschlossen wor- den; das Budget wird erst morgen veröffentlicht werden.

Amerika. Washington, 27. Apiil. (Allg. Corr.) Zwölf repuvlikanishe Senatoren haben ein Gesuh um Zu- jammenberufung eines Caucus unterzeichnet, damit dem im Senate bestehenden Stillstande ein Ende bereitet werde.

New-York, 27. April. Die Uebershwemmungen am Missouri und dem oberen Mississippi dauern fort. Hunderte von Meilen fruhtbaren Landes stehen unter Wasser, und viele Städte sind überschwemmt. Vieles Eigenthum ist vernichtet, aber Verluste an Menschenleben find neuerdings nicht gemeldet worden. Es herrscht großer Nothstand, und der Eisenbahnverkehr leidet ernstlihe Unterbrehungen.

Nr. 13 des Armee-Verordnungs-Blatts hat folgenden íInhalt: Abänderungen der Vorschriften über das Turnen. Besei- tigung der Verschiedenheiten in der Schreibweise mehrstelliger Zahlen- ausdrücke: Aenderung in der Organisation der allgemeinen Lande8- verwaltung. Bestimmungen über Berechnung der RNeise- und Um- zugsfosten. Nachweis der zur Deckung von Manquements bezw. zu Uebungszwecken eingezogenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes in den Vervflegungs-Rapporten. Festseßung der Patronen-Preise. Ergänzung zu §. 6e. der Bade-Bestimmungen vom 18. Juni 1878 (A.-V.-Bl. 13 für 1878). Kosten der Strafvollstreckung gegen Personen des Beurlaubtenstandes. Marscgebührnisse für Ersatz- Reservisteu 1. Klasse. Vergütung für Fortschaffung des Gepäcks der zu einem Kommando (mit Mannschaften) gehörenden Offiziere bei Benutzung der Eisenbahn oder des Dampfschiffes.

Die Nr. 19 des Amtsblatt des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen vom 23.* April 1881: Versendung der mittels Hektographs u. s. w. hergestellten Abdrücke gegen die Taxe für Drucksachen. Vom 20. April 1881: Behandlung der Post-Paetadressen für das Postamt I. in Hannover. Vom 23, April 1881: Einfuhr- bz. Durhfuhrbewilligungen zu Sendungen mit Tabak oder Cigarren nach Oesterreih-Ungarn und im Transit dur Oesterreib-Ungarn. Vom 22. April 1881: Postdamps\ci|- verbindungen mit Dänemark und Schweden. -

Arciv für Post und Telegraphie. Beiheft zum Amts- blatt des Reichs-Postamts. Herausgegeben im Auftrage des Reichs- Postamts. Berlin, April 1881, Nr. 7. Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Die Errichtung und Entwickelung der Reichédruckerei. Das neue Post- und Telegraphengebäude in Cassel. Posten und Telegraphen in Venezuela. Zum Verkehrsleben Berlins. Vas dänische Telegraphenwesen im Jahre 1879. Die Fata Morganc in der Algerischen Sahara. Kleine Mittheilungen: Zur Etats- berathung. Der Postverkehr der Insel Kuba. Die deutsche Aus- wanderung nach übersceishen Ländern im Jahre 1880. Eisenbahn über das Eis. Englische Nordpolfahrten. Ankunft des ersten chbinesisben Schiffes in San Franzisko. Die Inselgrupve Aleuten. Literatur des Verkehrêwesens: Aide-Mémoire du Voyageur par D. Kaltbrnnner. Zürich 1881, bei J. Wurster u. Cie. Zeit- \{riften-Ueberschau.

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Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

Paris, Sonnabend, 30. April. Der türkische Bot’ schafter, Essad Bey, überreihte dem Minister des Auswär- tigen, Barthélemy St. Hilaire, gestern eine neue Note, in welcher abermals auf das Suzeränetätsverhältniß der Pforte dem Bey von Tunis gegenüber hingewiesen wird. Dem Vernehmen nach tritt die Münzkonferenz gegen den 5. k. M. u einer Sihung zusammen, um eine Mittheilung über den

orlagenentwurf entgegenzunehmen.

Neichsôtags- Angelegenheiten.

Die XVI. Kommission des Reichstags zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung von Bestim- mungen des Gerichtskostengeseßes und der Gebühren-

ordnung für Gerichtsvollzieher hat sich, wie folgt konstituirt:

Lentz, Vorsitzender ; von Sevdewitz (Bitterfeld), Stellvertreter des Vor- sißenden; Payer, Scriftführer ; Freiberr von Beaulieu-Marconnay, Stellver|treter des Schriftführers; BVernards, Dr. von Cuny, Freiherr von Heereman, Dr. Jäger (Reuß), Kiefer, Kohann, Mevyr (Offen- burg), Freiherr von Ow (Freudenstadt), Staudy, Stellter

Statistische Nachrichten.

Dem Verwaltungsbericht des Kreisausshufses des Krei - ses _Heiligenbeil für das Etatsjahr 1880—81 sind folgende Mittheilungen entnommen: Der Kreis Heiligenbeil hat einen Flächen- inhalt von 20,18 Quadratmeilen (inkl. 4,07 Quadratmeilen des Frischen Haffes); die Bevölkerung des Kreises beträgt nach der Volks- zahlung von -1880 46 365 Seelen, von denen 6588 Seelen auf 2 Städte und 39 777 Seelen auf 223 Landgemeinden und selbständige Gutsbezirke entfallen. Das Soll der im Etatsjahre von dem Kreise aufzubringenden Staatssteuern belief sich im Ganzen auf 165546 A, und zwar an Einkommensteuer 15876 M (von 88 Einkommen- steuerpflichtigen), an Klassensteuer 39 007 Æ (von 4162 Klafsensteuer- pflichtigen), an Gewerbesteuer 9700 F, an Grundsteuer 84 690 ÆÆ, an Gebäudesteuer 16 273 Der Kreistag hat in dem Etats- jahre 3 Situngen gehalten und über 23 Gegenstände Beschluß ge- faßt; der Kreisauss{luß hielt 14 Sitzungen. Die Verkehrs- verhältnisse des Kreises haben im leßten Etatsjahre sehr große Fort- schritte gemacht. Zu erwähnen ist diesbezüglih der von beiden Häusern des Landtages genehmigte Bau der Eisenbahn von Allenstein Uber Mehblsack nah Kobbelbude mit Abzweigung von Meblsack nah Braunsberg ; ferner haken die Verhandlungen über die Anlage eines Hafens bei Rosenberg zu einem befriedigenden Abschlusse geführt, und endlich sind im vergangenen Jahre die beiden Chausseen von Balga nad Gr. Hoppenbruch und von Rosenberg nach Heiligenbeil dem Verkehr übergeben worden. Die Länge der ausgebauten Kreis- causseen beträgt eins{ließlich der genannten 113 km. Bei der Kreis8sparkafsenverwaltung betrugen die Einlagen Ende 1879 179 882 M.; der Zuwachs des Iahres 1880 belief fich durch neue Einlagen auf 47 116 MÆ., durch Zuschreibung von Zinsen auf 7229 Æ Die Aus- gabe für zurückgenommene Einlagen betrug 35275 M, so daß Ende 1880 die Einlagen sich auf 198 952 A. beliefen.

Die Forstverwaltung des russischen Domänen-Ministeriums hat ihren Bericht für 1878 veröffentlicht. Das „Journal de St. Pétersbourg“ entnimmt demselben folgende Daten: Das Forstareal des russishen Reiches umfaßte am 1. Januar 1878 mit Aus\chluß der Tundras des Gouvernements Archangel 123 325 6602 Dessjätinen (1 Dessj. = 1,0925 a), getheilt in 12502 Forste. 80% des Areals wurde von gut bewaldeten Flächen gebildet. Die waldreichsten Gouvernements waren Archangel (113,4 Dessjätinen guter Holzbestand auf den Bewohner), Wologda (29,0) und Dlonez (24,4); auf der entgegengeseßten Seite der waldärmsten standen die Gou- vernements Moskau und Woronesch (0,06 Dessj.), Podolien (0,04), Kursk, Tula und Charkow (0,03), Astrachan (0,02), Cherson, Bessarabien und Poltawa (0,01) und endlich Katherinoslaw (0,006). Die Ver- waltung der Forsten der Krone wurde von 1050 Beamten versehen, von denen 777 Fachunterricht genossen batten. .Die leßteren haben ihre Studien in dem Forstinstitut (371 Personen), in der Akademie zu Petrowsk und in der Forstakademie zu St. Petersburg (jeßt auf- gehoben), im landwirthscaftlihen Institut, in den Forstschulen zu Lissino, Lipetsk, Sokolsf, Ostrow, Berdiansk, Weliko-Anadolsk und in dem Institut zu Neu-Alerandrowsk (ohne die fremden Lehranstalten zu erwähnen) erhalten. Die Schule zu Lissino kostet dem Staat mehr als 100 000 Rubel, jährli. Die Zahl der subalternen Beamten betrug 642, während im Forstaufsichtedienst nicht weniger als 27 119 (und dennoch auf 4544 Dessjätinen nur eine) Personen beschäftigt waren. Vie Aufgabe der Forstorganisation umfaßt die Forsten des Staats und die der ehemaligen Kronbauern. Am 1. Januar 1879 waren 10 834071 Dessjätinen Forstpflanzungen vollständig organisirt, 7 418 493 Wald in der Nußung und 104973 164 Dessjätinen außer Nußung. Im Laufe des Jahres 1878 hat sih das in Nugung be- findliche Forstareal um 111 662 Dessj. erweitert. In 26 Gouvernements ist in dem Berichtsjahre die Anpflanzung und Aussaat fortgeseßt worden, nämlich in Tambow (708 Dessj.), Tula (402 D.), Cherson und

Bessarabien (376 D ), Katberinoslaw (356 D.), Kaluga (182 D.),

Grodno (175 D.), Kiew (163 D.), Nijäsan (154 D.) u. f. w. Jnner- halb 13 Jahren find mehr als 28 099 Dessj. Forst angepflanzt bezw. gesäet worden, d. \. jährlich 2,147 Dessj. Die Kosten dafür beliefen nch im Jahre 1878 auf 164 360 Rubel. Die Forsten der Krone ergaben im Laufe des Berichtsjahres eine Ausbeute von 265 685 Ku- bik-Ssaschen (1 Ssashe = 2,134 Meter) Holz verschiedener Gattung, darunter 2 166 756 Kubik-Ssfaschen grobes Holz (Balken- und Brenn- holz). Der Bruttoertrag des gut organisirten Theils der Staats- forsten bezifferte sich auf 10 748 374 Rubel. Das Erträgniß war am bedeutendsten in den Gouvernements Moskau (2212,5 Kopeken auf die Dessj.), Charkow (1714,9 K.), Tula (531,9 K.), Podolien, Saratow, Lies- land und Tambow, am niedrigsten in Archangel (7,1K.) und Olonez (9,9K.) Der Bruttoertrag in baarem Gelde war 10648 632 Rubel, davon 8 681 000 Rubel für verkauftes Holz. Die Ausgaben haben im Jahre 1878 6 423 684 Rubel erfordert oder 60,3"/o0 des Brutto- ertrages. Der Nettoertrag bezifferte sich somit auf 4224948 Rubel baar. Berechnet man die Gratislicferungen von Holz mit ein, o stellen sib der Bruttoertrag auf 11 991 042 Rubel, die Ausgaben auf 5045 368 Rubel und der Nettoertrag auf 6945 673 Rubel oder 9 720 725 Rubel mehr als der baare Nettoertrag.

Gewerbe und Handel.

Nach ciner an das Aeltesten - Kollegium* ergangenen Benach- ribtigung wird, wie die „B. Börs. Ztg.“ meldet, der diesjährige biesige Wollmarkt statt vom 19. bis 21. Juni vom 20. bis 92, Iuni stattfinden. :

Westend-Union, Quistory & Co. Neben den von dem „Schukwverein H. Quistorpscher Aktionäre“ {hon statutarisch als stille Gesellschafter zu vertretenden Betheiligten der Vereinsbank Quistorp & Co., der Westend-Gesellshaft H. Quistorp & Co., des Deutschen Central-Bauvereins und der Westend-Berlin, Kommandit- Gesellschaft, kommen jetzige oder frühere Aktionäre folgender Gesellschaf- ten als „äußere Interessenten“ eventuell in den Bereich der Wirk- samkeit des Vereins: „Aktiengesellschaft für Feilenfabrikation (Schaaf), Aktiengesellschaft für Tabaksfabrikation (George Practorius), Alge- meine Häuserbau-Aktiengesellshaft, Baltischer Lloyd, Bauverein Pots- dam, Braunschweigische Baugesellschaft, Brandenburger Verein für Holz-Industrie, Central-Bazar für Fuhrwesen (Beskow), Chemische Fabrik auf Aktien (E. Schering), Continental-Aktiengesell\chaft für Wasser- und Gasanlagen, Deutsche Pferdeceisenbahngefellscchaft, Fabrik für Eisenbahnmaterial, Façon-Schmiede und Schraubenfabrik, Ger- mania, Eisenbahnwagen - Leihanstalt, Mägdesprung und Neudorf, Eisen- und Silberhütten-Berabau-Aktiengesellschaft, Neufriedrichs- thaler Glaéhüttenwerke, Ostpreußischer Industrie-Verein, Potédamer Holzfaktorei auf Aktien (Gebr. Saran), Rathenower Optische In- dustrie-Anstalt (Busch), Russish-Deutscbe Industrie- und Handels- Gesellschaft, Scblesische Aktien-Brauerei (Scholz), Schönthaler Stabl- und Eisenwerke (Harkort), Union, Fabrik chemischer Produkte, Verein für Faßfabrikation (Wunderlich), Werkzeugmaschinen-Fabrik „Saronia" (Pfaff), Westend - Stettin Bauverein, „Westphalia“, Waggon- fabrik auf Aktien, Wolféwinkel, Papierfabrit auf Aktien, Wolgaster Industrie-Gesellscbaft. Die in Beziehung kommenden Be- tbeiligten haben si \chriftlich sofort in dem Centralburcau Westend- Charlottenburg, Ahorn-Allee Nr. 9, zu melden und zwar unter Vorle- gung der eventuellen Stücke als Legitimation, gegen zehn Mark Bei- trittsgeld und Antheil auf jede alte Aktie bis incl. 4. Mai a. e. als Sclufitermin. F :

Die Bilanz der Märkisch-Posener Eisenbahn für das Fabr 1880 weist Betriebseinnahmen im Gesammtbetrage von Z 597 686 M auf; dieser Betrag wurde in folgender Weise verwen- det: Betriebäausgaben 1 738 206 M, Spezialreserve für Mitbenutzung

der Bahnhöfe Posen, Frankfurt und Guben 60000 K, Zinsen der