1881 / 101 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Apr 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Prioritäts-Anleibe 135000 #Æ, Amortisations-Anlecihe 15000 Æ, Einlage in den Reservefonds 46 500 Æ, Einlage in den Erneuerungs- fonds 297 835 F, Tantièmen 17585 Æ Zur Zahlung von 5% Dividende an die Besißer der Stammprioritäten werden ferner 1 087 500 Æ verwendet, während dem Fonds für Dividendenrück- stände 137 912 Æ. zufallen. Die Eisenbahnsteuer erfordert 31 126 M, und 10684 Æ geben auf die neue Rechnung über. Außer der 1880er Dividende werden auf den Coupon des Jahres 1872 noch 75 M oder 14% vertheilt; bisher waren bei der Märkish-Posener Bahn nah

Dr. Proescholdt vollendete die Bearbeitung des Blattes Themar und begann die Untersuchung innerhalb des südlich anstoßenden Blattes Dinge leben.

Im südliben Thüringen vollendete Geheimer Hofrath Professor Dr. Schmid das Blatt Osthausen.

Derselbe setzte seine Aufnahmethätigkeit in den Blättern Crawinkel und Plaue fort, von welchen ersteres im südlichen, leyteres zum größten Theil kartirt wurde, und begann die

_ ‘Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Der „Vereiu für Hindernißrennen“, welcher fsih- vor wenigen Wochen erst hier konstituirt hat, konnte {on am Freitag Nachmittag die Renn- saison für das Jahr 1881 für Berlin eröffnen. Der Unionklub hatte dem jungen Verein feine Rennbahn zu Hoppegarten zur Disposition gestellt, und der Verlauf, welchen die einzelnen Konkurrenzen gestern nahmen, ift als ein sehr günstiger zu bezeichnen. Auf der Rennbabn find mebrere wesentliche Verbefferungen vorgenommen, namentli auf

Erste Beilage : zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Slaals-Anzeiger.

Salings „Börsen-Papiere“ noch 15/139/4 Dividenden der Stamm- prioritäten rückständig, deren Ziffer sih demna auf 142% ermäßigt ; auf den 1872er Coupon bleiben noch 11/129/6 zu bezahlen.

_Mainz, 30. April. (W. T. B.) In der beutigen General- versammlung der Hessischen Ludwigsbahn wurde die Tages- ordnung einstimmig genehmigt und die Dividende auf 49%/6 festgeseßt. _ Antwerpen, 29. April. (W. T. B.) Die Wollauktion ist heute ges{lofen worden; angeboten waren 2835 B., verkauft wur- den 1637 B. Preise unverändert.

New-York, 29. April. (W. T. B) Baumwollen- Wocenberict. Zufuhren in allen Unionshäfen 47 000 B., Aus- fuhr nach Großbritannien 32000 B., Ausfuhr nah dem Kontinent 30 000 B., Vorrath 606 000 B.

Verkehrs-Anstalten.

__ Bellinzona, 28. April. (N. Zür. Ztg.) Heute wurde der Kehrtunnekl von Freggio bel RgiDe (Länge 1567 m) durchbrochen.

New-York, 29. April. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Herder“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 30. April 1881.

Bericht

über die Thätigkeit der geologishen Landes- anstalt im Jahre 1880.

__ Die Aufnahmearbeiten der geologishen Landesanstalt sind im Jahre 1880 in denselben Gebieten wie in den Vor- jahren fortgeführt worden, nämli im Harz, in Thüringen, in der Provinz Hessen-Nassau, in der Rheinprovinz, in der Provinz Brandenburg und westlich der Elbe in der Gegend von Stendal und Gardelegen. Die Ausdehnung der Arbeiten auf die Provinzen Ost- und Westpreußen is} vorbereitet worden. Die Aufnahmen der Anstalt werden \ich dort an diejenigen anschließen, welche bisher durch die sehr erfolgreiche Thätigkeit der Königsberger physikalis{h-ökonomishen Gesell- schaft zu Stande gekommen sind, jedoch wird von dem Maß- stabe 1 : 100 000 zu dem von 1 : 25 000, wie in den übrigen Landestheilen, übergegangen werden. 1) Der Harz.

Jm Mittelharze seßte Landesgeologe Dr. Lossen die Untersuchungen ösilih der Brockengruppe in den Meßtischblät- tern Elbingerode und Blankenburg unter besonderer Berück- sichtigung der Gliederungs- und Lagerungsverhältnisse der Elbingeroder Devon:Mulde, der darin auftretenden Eisenerz: lagerstätten und der hindur{seßenden Eruptivgesteinegruppe fort. Es fanden zu diesem Behufe Begehungen, zum Theil gemeinschaftlich mit dem Landesgeologen Dr. Kayser, in der Osthälfte des Blattes Elbingerode und in der Westhälfste des Blattes Blankenburg statt. Außerdem wurden von demselben petrographisch- geologishe Voruntersuchungen in der Umgegend von Harzburg und Flsenburg auf der N.- und NW.-Seîte des Brockens ausgeführt.

Landesgeologe Dr. Kayser vollendete die Revision des Blattes Riefensbeck auf der Grundlage der neuen General- statsaufnahme desselben, revidirte seine früheren Aufrahmen in dem südöstlihen Theile des Blattes Elbingerode und kar- tirte den südwestlihen Theil des Blattes Blankenburg. So- dann wurde die Revision des südlichen Theiles t es Blattes Braunlage, insbesondere in der Gegend von St. Andreas- berg in Angriff genommen.

Im Westharze kartirte Bergrath Dr. von Groddeck die Devon- und Culmbildungen in dem südöstlihen Theile des Blattes Hahausen und in dem nordöstlihen Theile des Blattes Seesen auf Grundlage der neuen topographischen Generalstabsaufnahme.

Jnnerhalb des Blattes Zellerfeld stellte Sekretär Halfar den sehr gestörten Verlauf der Calceolaschihten im nordwest- lichen und nordöstlichen Theile des Blattes unter gleichzeitiger

Kartirung der angrenzenden Glieder des Devons und des Culms fest.

Untersuchungen innerhalb des Blattes Arnstadt.

innerhalb des Blaites Remda fort. Professor Dr. Liebe bearbeitete gemeinschaftlich mit Dr.

uï7d seßte die Aufnahmen innerhalb der Blätter Greiz und Schönbach fort. Dr. Dathe fartirte auf den Blättern Naitshau, Greiz und Schönbach unter Anleitung von Professor Dr. Liebe das Gebiet um Elsterberg und Greiz und assistirte demselben bei den Aufnahmen in den Blättern Schleiz und Hirschberg. vom südlihsten Theile Süd:-Thüringens beendete Dr. Loreßz die Aufnahmen innerhalb der Blätter Eisfeld und Meeder und revidirte die Blätter Steinheid und Neustadt.

3) Die Provinz Hessen-Nassau. Im nördlichen Theile des Regierungsbezirks Cassel be- arbeitete Landesgeologe Dr. Moesta einen Theil des Blattes Melsungen, vollendete die Aufnahme des Blattes Lichtenau, seßte diejenige der Blätter Altmorshen und Seifertshausen fort und stellte das früher bcarbeitete Blat: Rotenburg dur eine leßte Revision endgültig fest. Weiter südlich wurden von Professor von Koenen die Blätter Hersfeld, Friedewald, Vacha uud Lengsfeld druckfertiag abgeschlossen, auch Blatt Geisa dem Anschluß nahe geführt und von Blatt Eiterfeld der größte Theil kartirt. In der Rhön setzte Professor Dr. Bauer die Aufnahme des Blattes Tann fort. Von Dr. Bücking wurden in der Nähe der Südgrenze der Provinz innerhalb des Blattes Gelnhausen und der an- stoßenden Blätter die durch den Braunkohlenbergbau gewon- nenen Aufschlüsse besichtigt und dabei zugleich die Kar- tirung des genannten Blattes abgeschlossen. Im Regierungsbezirk Wiesbaden wurden vom Landes: geologen Dr. Koch die Blätter Rödelheim, Frankfurt, Shwan- heim und Sachsenhausen einer leßten Revision unterzogen, welche binnen Kurzem zur Publikation gebracht werden sollen. Von demselben wurden die Blätter Limburg und Eisenbach im Wesentlichen zum Abschluß gebracht, das Blatt Schaumburg in Angriff genommen und auf Blatt Dillenburg in Gemein- hast mit Dr. Angelbis Kartirungsarbeiten ausgeführt, welche sih auf die in dessen Arbeitsgebiet hinübergreifenden Grenz- schichten des Dber- und Mittel-:Devons bezogen. Im nördlichen Theile des Regierungsbezirks Wiesbaden bearbeitete Dr. Angelbis das dem Südrande des Wester- waldes angehörende Blatt Mengerskirchen, revidirte die be- reits vollendeten Blätter Marienberg und begann die Untersuhung des Blattes Westerburg. 4) Die Rheinprovinz. In dem südlichen Theil der Rheinprovinz arbeitete Lan- desgeologe Grebe im Nahe-Gebiet innerhalb der Blätter Ge- münden, Manzingen, Kreuznach, Sobernheim und Meisenheim. Derselbe vollendete an der Mosel die Aufnahme der Blätter Welschbilig und Shweich und kartirte die Blätter Bittburg und Wittlich zum größeren Theil. 5) Die Gegend von Berlin und Stendal. Für die im August in Berlin stattgehabte Haupt- versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft sollte als Festgabe eine Uebersichtskarte der geologischen Verhältnisse der Umgegend Berlins im Maßstabe 1 : 100 000 hergestellt werden, welhe den Flächenraum von 36 Meßtischblättern (= 81 Quadratmeilen) zu umfassen hatte. Von diesen sind 9 den Nordwesten Berlins darstellende Blätter bereits publi- z.rt, während von 18 die südlihe Umgebung enthaltenden Blättern 16 bearbeitet, die beiden übrigen, sowie die 9 den

Nordosten Berlins umfassenden Blätter noch niht in Angriff genommen waren.

Gebiet die Aufnahme von dem Landesgeologen Professor Dr.

__ Am Nordrande des Harzes brachte Professor Dr. Dames in dem Blatte Quedlinburg die Kartirung der jüngeren For- mationen bis auf eine leßte Revision zum Abschluß.

2) Das thüringische Becken.

gm nördlihen Thüringen vollendete Professor Dr. von Fritsch die Sektion Teutschenthal in der leßten Revision. Die- selbe bildet den Abs{hluß einer aus den Blättern Riestedt, Schraplau, Teutschenthal, Ziegelroda, Querfurt, Schaffstedt, Wiehe, Bibra und Freiburg zusammenge)eßten Serie, welche nunmehr baldig zur Ausgabe gelangen wird.

_ Derselbe sehte die Bearbeitung der Blätter Halle, Gröbus, Kölsa, Merseburg, Kötschau und Lützen fort.

Weiter gegen Südwesten, am Oberlaufe der Unstrut, vollendete Landesgeologe Dr. Speyer tie Aufnahme des Blattes Tennstedt und brate auch die neu in Angriff ge- non mene Kartirung der Blätter Gräfen-:Tonna und Andis- leben zum Abschluß, so daß nunmehr eine aus diesen drei Blättern und dem Blatte Gebesee zusammengeseßte Serie druckfertig vorliegt.

Jn der Nähe führte Professor Dr. Bauer die Aufnahme der Blätter Henningleben und Gotha zu Ende und mtte Orientirungétouren innerhalb des südlich an Blatt Gotha angrenzenden Blattes Ohrdruf.

_Dr. Bornemann führte eine theilweise Revision seiner

Aufnahme innerhalb des Blattes Berka zum Anschluß an Blatt Henningsleben aus. Jm Thüringer Walde selbst seßte Landesgeologe Pro- fessor Dr. Weiß die Untersuhungen innerhalb der Blätter Brotterode und Friedrihsroda, und zwar insbesondere in der Umgebung von Klein-Schmalfalden und im Georgenthale, sowie in dem Grenzgebiete beider Blätter fort.

Professor Dr. von Fritsh führte die Aufnahme der Blät- ter Suhl und Schleusingen weiter durch und unternahm einige Orientirungstouren in dem Blatte Schwarza.

Jm Südwesten des Thüringer Waldes wurden von Dr. VBücking in dem ehemaligen Aufnahmegebiete des Veracyo Direktor Dr. Emmrich im Meiningenschen die Blätter Alten- breitungen und Helmershausen, sowie Theile der Blätter Oberkaÿ und Wasungen revidirt.

Herr Franzen beschloß die Revision des südlichen Theiles des Blattes Wasungen und seßte diejenige des Blattes Mei- ningen fort.

Berlin find der Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft noch dargebraht worden eine Höhenschichtenkarte des Harzgebirges im karte zu der geologischen Uebersichtskarte desselben ausgegeben

werden soll; und ein geologish kolorirter Stadtplan von Ber- lin im Maß

Debit: ausgegeben.

Berendt und den Assistenten Dr. Laufer und Dr.” Wahnschaffe im Maßstabe 1:100000 in Angriff genommen und gelang es, aus der Reduktion der bereits bearbeiteten Meßtisch-

blätter und den Neuaufnahmen im kleineren Maßstabe ein

bis auf die Nordostecke fertiges Uebersichtsblatt in Fa-ben gedruckt und von einer von Professor Dr. Berendt und Pro: fessor Dr. Dames verfaßten Erläuterungsdruckschrift begleitet, den anwesenden Mitgliedern der Deutschen geologishen Ge- sellshaft zu überreichen.

_JIn der zweiten Hälste des Sommers wurden die Spezial- aufnahmen unter Berücksihtigung der agronomischen Boden- verhältnisse unter Leitung des Landesgeologen Professor Pr. Berendt von den Assistenten Dr. Laufer und Dr. Wahnschaffe fortgeseßt und die Blätter Berlin und Cöpenick fertig gestellt, die Blätter Friedrichsfelde und Bernau in Angriff genommen.

Jn der Gegend westlih der Unter-Elbe seßten Professor Dr, Scholz und Dr. Gruner die gleichartigen Aufnahme- Arbeiten fort und es wurden die Blätter Klinke und Lüderiß etwa zur Hälfte fertig gestellt.

Der frühere Mitarbeiter der Flachlands-Abtheilung Dr. Dulk ift mit dem 1. Mai 1880 aus dem Staatsdienst bei der geologischen Landesanstalt ausgeschieden, um in eine Privat: stellung überzutreten.

Stand der Publikationen.

Jm Laufe des Jahres sind zur Publikation gelangt:

Lieferung X, enthaltend die Blätter der Saargegend:

Winchringen, Saarburg, Beuren, Freudenburg, Perl, C N Lieferung XV., enthaltend die Taunus-Blätter Langenschwalbach, Platte, Eltville, Wies- baden, Königsstein, Hohheim ..., 6 r

See E E s M z

Es find mithin im Ganzen publizirt . , , 76 Blätter.

Außer der geologischen Uebersihtskarte der Umgegend von eologisden

aßstabe 1 : 100 000, welche als Parallel-

stabe 1 : 15 000. Beide Arbeiten sind noch nicht zum buchhändlerischen

Hofrath Direktor Dr. Richter seßte die Ausnahmearbeiten

Dathe, welcher zu den Mitarbeitern der Anstalt neu hinzu- getreten ist, einen Theil der Blätter Schleiz und Hirschberg

Demnach wurde in diesem leßteren noch unbearbeiteten |

Rennerod und |

glei geactet. 8. 2 ist von den Rennpläten zwangêweise zu entfernen,

dem Höheterrain unmittelbar vor den Tribünen neue Hindernisse an- gelegt worden, so daß jeßt aub Steeple-Chases auf diesem Terrain geritten werden können. Die Freitag-Rennen wurden bereits auf dieser neuen Steeple-Chase-Bahn gelaufen. Dieselben begannen um 3 Ubr mit:

T. Eröffnnngs-Steeple-Cha# e. Preis 1000 & Herren- Reiten. Für 4jährige und ältere Pferde“ aller Länder, die kein Hin- derniß-Rennen im Werthe von mindestens 3000 Æ gewonnen haben. 40 M Einsaß, 20 A Reugeld. Distanz ca. 3500 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsäte und Reugelder, das dritte Pferd rettet seinen Einsaß. Das Rennen hatte 18 Unterschriften. Für 7 Pferde wurde Reugeld gezahlt und 11 erschienen am Pfosten, von denecz im Laufe des Rennens drei stürzten, ohne jedoh Schaden zu erleiden und zwei den Kampf aufgaben. Das Ziel passirten 6 Pferde, von denen des Hrn. O. Oeblscläger 6jähr. F.-St. „Ellen Douglas“ v. Seot- tish Chief a. d. Scarf 757 kg unter Hrn. v. Tepper-Laski, d. Hrn. Doan a. br. H. „Handicapper“ v. Breadalbane a. d. Cashbo 777 kg (geritten vom Referendar Müller) nah bartem Kampfe mit 2 Längen s{chlug. Des Hrn. Rittmeister v. Jagow (3. Gde.-Ulan.-Regt.) g, {wbr. St. „Jilly“ v. Lecturer a. d. The Emu 79 ke (Reit. : eut. v. Kramsta) wurde dritte. Werth 1270 Æ für „Ellen Douglas*, 270 M. für „Handicapper“, 40 Æ für „Jilly“. Um 31 Uhr folate diesem Rennen: :

11. Hürden-Rennen. Preis 1500 A Herren-Reiten. Für 4 jährige und ältere Pferde aller Länder: 80 4 Einsaß, 40 4 Reu- geld. Distanz 2000 m über 5 Hürden. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsäße und Reugelder. Zu diesem Rennen waren 14 Pferde genannt, für 7 wurde jedo Reugeld gezahlt und ebenso- viel Pferde ersbienen am Start, die auch sämmtli ins Ziel ein- kamen. Des Hrn. O. Oehblscläger 5 jähr. F. St. „Großfürstin“ v. Rustie a. d. Listleß 737 kg (Reiter : Hr. v. Tepper-Laski) war den Konkurrenten entschieden überlegen. Sie steucrte die Gesellschaft vom Anfang bis zum Ziel und siegte nab Gefallen mit 5/4 Längen. Des Hrn. Lieut. v. Heyden-Linden 1I. (3. Hus.-Regt.) 5 jähr. F. H. „Neckar“ v. Rustie a. d. No Chance 785 kg (Reiter: Besitzer) wurde zweiter und erhielt 420 4, während die Siegerin 1920 M in den Stall zu- rücbrachte. Um 4 Uhr {loß sich diesem Rennen an: i

I. Verkaufs-Hürden-Rennen. Preis 1000 Æ Für 4 jährige und âltere Pferde aller Länder. 50 . Einsaß, ganz Reu- geld. Der Sieger ist für 8000 4 käuflid, wird gleid nach dem Rennen öffentlich versteigert und fällt ein etwaiger Mehrbetrag der Vereinskasse zu. Für jede 500 K billiger eingeseßt sind 12 kg er- laubt. Distanz 1800 m über 4 Hürden. Mit einfadem Einsaß waren 6 Pferde, mit dreifahem Einsaß 2 Pferde nabgenannt. Von den ersteren zahlten 3 Reugeld und 5 Pferde ersbienen am Pfosten. Es siegte leiht mit 3 Längen Vorsprung des Capt. Joë 4 jähr. br. O. „Themistokles“ v. Knight of the Garter a. d. Themis, 62 kg (Gillem T.), gegen Baron von Rochows 4 jähr. br. W. „Petworth“ v. Eñca a. d. Lady Marry Clifton, 62 kg (Gogh), und nahm den Preis von 1600 ( Bei der Auktion wurde der Sieger, welcher mit 3000 M. eingeseßt war, für 4500 E vom Grafen M. Schmettow erstanden, so daß der Rennkasse die Summe von 1500 M zufiel. Den Scbluß des Tages bildete um 4x Uhr:

_IV. Handicap-Steeple-Cha se. Preis 1500 K Herren- Neiten. Für 4jährige u. ältere Pferde aller Länder. 80 Æ Einsat, 40 # Reugeld, Distanz ca. 4500 m. Dem zweiten Pferde.die Hälfte der Einsäße u. Reugelder. Das dritte Pferd rettet seinen Einsak. Von den 7 Unterschriften, welche das Rennen aufwies, zahlten 2 Reu- geld und 5 Pferde erschienen am Pfosten, von denen jedo drei das Rennen nah kürzerer oder längerer Distanz aufgaben, fo daß die Konkurrenz nur zwischen des Leut. v. Heyden-Linden I. (3. Husar.- Rgt.) 6jähr. F. H. „Nostiz“ v. Rustic a. d. No Chance, 78 kg (Reiter: Besißer) und des Lieut. v. Goßler (Garde-Hus.) a. br. St. eKühlte“ v. Grimston a. d. Breeze 68kg (Reiter Lieut. v. Tresckow I.) zum Austrag kam. „Nostiz“ machte ein wundersbönes Finish und fslegte nach Gefallen mit 3 Längen; er erhielt 1740 (, während «Küblte“ sich mit 240 M begnügen mußte. Die nächsten Rennen finden Morgen (Sonntag, 1. Mai) Nachmittags in Hovpegarten statt.

Der Landrath des Teltower Kreis es, Prinz Handjerh * hat unterm 23. April d. J. folgende Polizeiverordnung erlassen: Auf Grund des §. 5 des Gesetes über die Polizei-Verwaltung vem 11. März 1850 in Verbindung mit §. 78 des Gesetzes über die Or- ganisation der allgemeinen Landesverwaltung vom 26. Iuli 1880

wird unter Zustimmung des Kreisaus\{u}es für den Umfang des Kreises Teltow bierdurch verordnet, was folgt: &. 1. Ausbieten von Wetten auf Rennpläten innerbalb des Kreises Teltow wird mit einer Geldstrafe nit unter 30 M bestraft.

Das' öffentliche Dem

öffentliben Ausbieten von Wetten wird das Halten des Totalisators 2. Wer den Vorschriften des §. 1 entgegenhandelt,

Der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin

stehende Verein der Berliner Volksfüchen von 1866 bielt gestern Abend im Bürgersaale des Rathhauses seine 15. General- versammlung ab. resbericht zufolge kann der Verein auf das verflossene Jahr mit hoher Befriedigung zurückblicken. s Jahren die größte Summa 1784 214 Portionen, vom Januar 1881 Summa 513 392 wurden außerdem 75 046 Portionen Morgen- und Abendsuppen ver- abreit. Volksküchen 45 481 Personen. g 11 wurde zu Anfang des Vorjahres in Rücksicht auf den damals berr- schenden außerordentlichen Nothstand auf 14 erhöht. Den stärksten Konsum batte die 11, Küche in der Rathhauéstraße, die 30493 M 15 A für Speisen vereinnahmte. Rindfleisb, 543 Ctr. Schweinefleisch, 27 Ctr. gebadcktes Fleis, 6535 Ctr. weiße Bohnen, 2088 Ctr. Erbsen, 436 Ctr. Linsen, 11202 Ctr. Kartoffeln, 45 Ctr. Graupen, 72 Ctr. Hirse, 200 Ctr. Reis, 82 Ctr. Nudeln, 123 Ctr. Backtobst, 246 Ctr. Mebl, 693 Ctr. Sauerkok(, außerdem frishe Gemüse Speisen betrugen 287 055,50 Æ, die Ausgaben 199 187 K, die-Un- kosten der 14 Küchen ergaben 66 701 Æ, die Generalunkosten 8193 4 Zuzüglih der Zinsen und Erxrtraecinnabmen und abzüglih der Ab- schreibungen u. dgl. verblieb pro 1880 ein Gewinn von 3232 M Das Vereinévermögen beträgt 51 304 M

Dem von Frau Lina Morgenstern erstatteten Jah-

Der Konsum der Speisen erreichte seit Zabl, nämlich vom Januar 1880—1881 in bis April in Portionen ; vom 31. Januar 1881 bis 31. März Gratis speisten während der letzten 15 Monate in den 14 Die bisherige Zabl der Küchen

Verbraut wurden im Jahre 1881 540 Ctr. 196 Ctr. geräuberter Sped, Paar Würsten, 202 Ctr. Fett, 682

nach der Jahreszeit. Die Einnahmen für

(N, D. Jagdztg.) Die nächste allgemeine Versammlung der Mit-

glieder des Deutschen Fischerei-Vereins soll ain Montag, d. 2. Mai d. I., Abends 7 Uhr, im neuen Vordersaale des Hauses der Abgeordneten, Leipzigerstraße 75, abgehalten werden. nung t 1) Eröffnung und gescäftlide Mittheilungen ; 2) Vor- trag des Fischerei“, unter Vorlegung und Erklärung vieler alterthümlicher Fiscbereigeräthschaften aus dem biesigen märkischen Provinzialmuseum ; 3) Neuwahl des Vorstandes.

Die Tagesord-

Hrn. Stadtrath E. Friedel: „Aus der Vorzeit der

Berlin:

Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Fünf Beilagen eins{licßlich Börsen-Beilage).

V 101.

Berlin, Sonnabend, den 30. April

S,

A E

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 30. April. Jn der geslrigen (36.) Sizung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, sowie mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, trat das Haus zunächst in die zweite Berathung des Entwurfs cines Geseßes ein, betreffend die Besteuerung der Dienst- wohnungen der Reichsbeamten, auf Grund des Be- rihtes der IX. Kommission. Dieselbe hatte folgende Fassung des Gesetzentwurfs beschlossen :

„S. 1. In Gemeinden, welce eine nah dem Miethswerth der Wehnungen veranlagte Steuer (Mietbsfteuer) erbeben, darf für die Dienstwohnungen der Reichsbeamten der Miethswerth, von welbem die Steuer erhoben wird, nit höher als mit fünfzchn vom Hun- dert des Diensteinkommens dieser Beamten bemessen werden.

8. 2, Bei Feststellung des Diensteinkommens bleiben diejeni- gen Beträge außer Ansaß, welche den Beamten zur Bestreitung von Repräfentations- oder Dienstaufwandsfosten gewährt werden.

8. 3. Dies Gesetz tritt am 1. Juli 1881 in Kraft.“

Dícr Referent Abg. von Puttkamer (Lübben) empfahl mit kurzen Worten die Annahme der Kommissionsvorschläge, welche dahin gingen, die Miethssteuer nit mehr als auf 15 Proz. des Diensteinkommens zu erhöhen, während die ursprüngliche Regierungsvorlage als Maximalgrenze 10 Proz, festgeseßt habe. Er verweise auf den s{hrftlicen Bericht, an dessen Schluß die Petition des Magistrats von Berlin als durch den amendirt:n 8. 1 der Vorlage für erledigt erklärt werde. Dasselbe solle mit den inzwishen eingegangenen Petitionen der Bezirksvereine Oranienplaß und Friedrichsstadt in Berlin gescehen. .

Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, die thatsächlihe Unter- lage des vorliegenden Gefeßes bilde die Tabelle, die ein Ver-

eihniß der Dienstwohnungen enthalte und bri jeder einzelnen je Miethssteuer angebe, nebst dem Verhältniß des Mieths- werthes zum Diensteinkommen. Er habe gefunden, daß diese Tabelle vielfach fals sei. Es seien da Dienstwohnungen an- geführt, die gar keine seien, sondern welche in öffentlichen Ge- bäuden an Beamte einfa vermiethet seien. So sei es mit der Wohnung des ersten vortragenden Nathes im Neichs-Eisen- bahnamt, der sür diese sogenannte Dienstwohnung 2100 H Miethe zahle, so sei es mit den „Dienstwohnungen“ vieler Post- beamten, für die im Etat keine Dienstwohnungen ausgeworjen seien. Damit gehe der ganze Boden für die Geseßvorlage verloren. Auch andere Jrrthümer lägen vor, so bezahle der Reichskanzler nicht 743 F Miethssteuer, sondern, wie sih jeßt herausstellt habe nur §79 #46 Man hâtte also eigentli in ganz anderer Richtung vorgehen müssen. Man habe früher von einer Kabinetsjustiz gesprochen, er fürchte aber, es fange jeßt eine Kabinetsgejebgebung an, d. h. eine solche, die sih an einzeine Fälle anlehne. Der Reichstag habe sich beim Reichs- beamtengeseß dahin geeinigt, daß man die Reichsbeamten fo besteuern wolle, wie die Landesbeamten in den einzelnen Ländern. Das Abweichen von der bisherigen Geseßgebungs- praxis äußere si darin, daß man bis jet die Privelegien der Beamten viel zu hoh gefunden habe der Reichskanzler selbst habe feierlich erklärt, er wolle in Preußen dafür wirken, daß diese Privilegien verringert würden, und jeßt handele es sich um eine weitere Ausdehnun dieser Privi- legien, und noch dazu in einer Anwendung auf Steuern, wo diese Privilegien sih gar nit rechtfertigten. Als Grund der niedrigeren Besteuerung der Beamten werde angegeben, daß das Einkommen derselben genau bekannt sei, das der Privaten nit. Er wolle das zugeben. Aber in Bezug auf Wohnungs- \chägzung ständen sich Beamte und Nichtbeamte völlig gleich. Man könne zweifelhast sein, ob der Geseßgeber 1823 die Privi- legien auf die Miethssteuer der Beamten, also auf eine Be- steuerung nit des Einkommens, sondern der Ausgaben habe anwenden wollen. Gleihwohl werde der Beamte nur mit dem halben Prozentsaß der Miethsteuer belegt. Würde man das bei der vorliegenden Tabelle beachtet haben, so hätte dieselbe ein ganz anderes Aussehen. Der Reichskanzler bezalle nicht mehr Miethssteuer, als ein Privatmann, der eine Wohnung von 3400 Thlr. habe, der Geheime Rath Tiedemann nicht mchr, als ein solcher mit einer Wohnung von 1200 Thlr., der Bank-Präsident nicht mehr als von 1500 Tblr., der Minister von Boetticher niht mehr als 750 Thlr., der General - Postmeister nicht mehr als 600 Thlr. Das solle nun noch nicht Privilegium sein bei den Wohnungéverhältnissen von Berlin. as die Miethssteuer im Allgemeinen betreffe, so habe das Geseh von 1815 dieselte eingeführt und das heute geltende Miethssteuerregulativ sei unter der Manteuffelschen Herrschaft entstanden. Die spätere liberale Entwickelung habe hierin nur Entlastungen eintreten lassen, wie z. B. die Aufhebung der Mahl- und Schlachtsteuer, die auch den Beamten zu Gute gekommen sei. Es gebe überhaupt keine vollkommen gerechte Steuer, aber vergleie man die Miethssteuer mit dem Jdeale des Reichskanzlers, den Verbrauchsabgaben, welche auf den Aermeren gleihmäßig lasteten wie auf den Reichen, so verdiene die erstere do bei weitem den (ho fud: Der Reichskanzler Pn von Paris gesprochen ; derselbe [mene nicht zu wissen, daß es in Frankreih eine geseßlihe Miethssteuer gebe neben den Verbrauchsabgaben, und daß diese viel höher sei als die ‘biesige, indem sie 100 Proz. Zus(lag zu der Kommunalsteuer er- hebe. Es komme hinzu, daß für die Beamten sogar ein Maxi- malsay ihrer Besteuerung bestehe, nämlich daß ihre Mieths- und Gemeinde-Einkommensteuer niht über 2 E des Ein- kommens hinausgehen könne, Schon der Abg. von Forckenbeck habe hervorgehoben, daß, wenn der Geheime es Tiede- mann sich auf den Minimalsaÿ berufen würde, derselbe besser wegkommen würde als bei dem vorliegenden Geseß. Die Kommission habe dies nicht weiter klar gestellt. Was habe denn das Geseh für einen Zweck? Es werde nach ein gen Nichtungen die Miethssteuer beshränkt, aber damit werde der Spielraum von 2 Proz. vom Einkommen erweitert und um so mehr Gemeinde-Einkommensteuer erhoben werden. Ein wei- terer Widerspruch dieses Geseyzes liege in dem Verhältniß der Beamten mit Dienftwohnungen ju den Beamten mit Miethswohnungen. Schon der Abg. Delbrück habe im vorigen

Jahre auf die viel größeren Privilegien der ersteren hinge- wiesen. Auch der Abg. Reichensperger habe {hon bei der ersten Berathung gesagt, man solle in dieser Beziehung kein Privilegium für die Reichsbeamten statuiren, es seße das böses Blut. Gleihwohl sei der Abg. Reichensperger in der Kommission für das Gesetz eingetreten. Wie erkläre si das ? Man bringe dies mit der höheren Politik des Centrums zu- sammen, aber er könne sih nicht denken, daß das Centrum seine heiligen Ziele dur so kleinliche Dinge E würde. Der Reichskanzler werde au nacy diesem Gefeß von den vollen 20 000 é Werth seiner Dienstwohnung zur preußischen Staats- und Einkommensteuer herangezogen. Das sei ein Bestandtheil seines Gesammteinkommens, mit dem derselbe veranschlagt werde. Die Jnkonsequenz werde immer größer, wenn man erwäge, daß der volle Miethswerth, der bei der Einshäzung der Einkommensteuer in Betraht komme, auch für die Ge- meindeeinkommensteuer maßgebend bleibe. Nur wo die Miethssteuer an sich in Betracht komme, werde das gesezlige Prinzip von 1851 der Einkommensteuer Ver- lassen, das ausdrücklich vorschreibe, ortsüblihe Preise zu berechnen, und es werde statt dessen ein Maximalsaÿ be- stimmt, der der Einshäßung des _Miethswerths entspreche. Jm Wesentlichen seien es drei Fälle, die zur Motivirung dieses Gesezentwurfs angeführt seien, weil in ihnen die Be- steuerung der Dienstwohnungen in einem besonderen Mißver- hältniß zu dem Einkommen der Beamten stehe. Der erste Fall,” wo der geschäßte Miethswerth der Wohnung sich auf 84 Prozent des Einkommens stelle, betreffe einen Todten- gräber, der 360 4 Einkommen haben solle und dessen Woh- nung auf 315 6 geschäßt sèi. Nach seinen Erkundigungen belaufe sich aber das Einkommen desselben dur) Emolumente auf 1650 s, wie die Klassensteuer aus- weise. Dieser Fall scheide also aus. Bei der Woh: nung des Reichskanzlers könne es allerdings auf- fallend erscheinen, daß dieselbe auf 20000 f geschäßt sei, gegenüber einem Diensteinkommen von nur 36 000 Hier- bei sei aber die Jndividualität des jeßigen Reichskanzlers be- rücksihtigt worden. Angesichts der bedeutenden politischen Stellung und dem persönlichen Vermögen des Fürsten Bis3- marck habe man das Palais Radziwill für 3 Millionen an- gekaust und dem Reichskanzler eingeräumt, obwohl derselbe als solher nur 12 000 Thaler Gehalt und 6000 Thaler Ne- präsentationsfkosten erhalte. Lägen hier nicht diese besonderen Verhältnisse vor, so würde man unzweifelhaft für den Reichs- kanzler im Etat ein ganz anderes Gehalt festjeßen müssen, denn man würde keinem Minister zumuthen können, mit 18 000 Thaler jährli eine solhe Dienstwohnung zu beziehen. Es sei somit ganz unrichtig, auf diesen besonderen Fall zu exemplifiziren, und sollte einmal Fürst Bismarck einen Nachfolger erhalten, so werde sih so vieles Andere ändern, daß man nh jeßt no niht über die Normirung der Mieths|euer für den künftigen Reichskanzler den Kopf zerbrehen brauche. Dcr dritte Fall betreffe den Geh. Rath Tiedemann und auch hier liege ein ganz individuelles Aa dieses Herrn zu dem Reichs- kanzler vor. Jm dienstlih:n Jnteresse, dessen Berechtigung er gern anerkenne, seien dem Geh. Rath Tiedemann dispo- nible Räumlichkeiten eines fiskalischen Gebäudes in _„un- mittelbarster Nähe des Reichskanzlers eingeräumt. Wenn der geshäßte Miethswerth diefer „Wohnung niht im Verhältniß zu dem Diensteinkommen jenes Beamten stehe, so möge man ihn dafür entschädigen, und dies sei wohl auch durch eine billige Miethe schon geschehen, aber man könne un- möglich aus diesem Falle cllgemeine Grundsäße für die Geseß- gebung ableiten. Der ganze Effekt des Gesehes würde sich bei Annahme der Regierungsvorlage nach seiner Berechnung aus 1022 Jé, für den Fall der Annahme der Kommissionsvorlage aber sogar nur auf 250 s belaufen. Er sei überzeugt, wenn der Reichêtag die peinlihen Verhandlungen über die Vorlage si hätte ersparen können, die Mitglieder desselben sehr gerne zusammengeschossen hätten, um wenigstens für dieses Jahr die 250 „#& anderweitig zu _be- schaffen. Von diesen 250 # würden 238 Dienst- wohnungen überhaupt gar nichts profitiren, der ganze Effekt würde sich nur auf 13 Dienstwohnungen vertheilen, und zwar so, daß der Dienstwohnung des Reichskanzlers 116 M und der des Geh. Raths Tiedemann 87 A zu Gutekämen. Auf alle übrigen entfielen im Ganzen nur noh 47 M; das sei Alles, was die armen Beamten, denen das Gesey zu Hülfe kommen solle, durh dessen Annahme ersparten. Nun sage freilih der Reichskanzler, auf das Geld komme es hierbei gar nicht an, sondern auf die Shonung und die Achtung des Ehrgesühls und der Würde der Beamten. Der Reichskanzler wünsche, daß dieselben gegen willkürliche Einshäßung ge würden, bei der politishes Parteitreiben eine Rolle spiele. Der Reichskanzler habe hiermit einen sehr schweren Vorwurf erhoben, der in direktem Gegensay zu den Erklärungen stehe, die der amtliche Regierungsvertreter Geheime Rath von Möller beim Einbringen des Gesezentwurfs abgegeben

abe. Der Reichskanzler habe gesagt, daß von seiner

ohnung im Palais Radziwill das ganze Erdgeschoß von amtlichen und RNepräsentationslokalitäten eingenom- men sei, daß er nur ein einziges Ankleidezimmer oben habe und nur 5 Zimmer, darauf beschränke sih seine ganze Privat- wohnung. Nun aber ergebe sich aus der Petition des Magistrats von Berlin, daß der eigene Kastellan des Reichs- kanzlers angegeben habe als Privatantheil des Reichskanzlers 31 Zimmer mit 48 Fenstern und eine L loro K für 10 Pferde. Der Reichskanzler habe gesagt, wie viel leere Zimmer in dem Hause seien, das wüßten doch die Herren nit, sie kämen gar nicht ins Haus hinein, wenn sie taxirten. Aus der Petition erfahre man aber, daß der eigene an e herumgeführt

be, daß sie aljo P eien, in der Revisions-

stanz, daß sie sich an das gehalten uten, was der Kastellan ihnen angeführt habe. Der eihskanzler habe dann ferner gesagt, weil er sich beshwert und dieses Gese eingebraht habe, habe man ihn in der Revisions- Instanz auf 23 000 M in die Höhe geshnellt. Nun sei aber das Geseh erst nah seiner Ergeeng eingebraht worden und man könnte umgekehrt sagen, das Geseh sei zur Kassation der

in der Revisionsinstanzerfolgten Einshäßung eingebracht worden.

Was den verhältnißmäßigen Werth der Nahbarwohnungen des Reichskanzlers betreffe, fo seien dieselben zu 50—60 000 M cinge- chäßt und die benahbarte Wohnung eines Mannes, den man, wie er höre, zur Fortschrittspartei zähle, die verhältnißmäßig noch geringere Räume habe, noch höher eingeshäßt, als die des Reichskanzlers. Es habe sich nicht das geringste Moment ergeben, was einen politischen Verdacht rehtfertige. Der Reichskanzler habe den Stadtrath Hagen genannt, während dieser erklärt habe, mit der Sache nichts zu thun zu haben. Was den Vorsißenden der Steuerdeputation betreffe, so sei derselbe niemals poitifch hervorgetreten, er wisse aber, daß er niht zur Fortschritts- partei zähle. Eine politishe Parteibeeinflussung fei in der Stadt Berlin bei der Einschäßung in keiner Weise zur Gel- tung gelangt. Der Reichskanzler beurtheile die Berliner Finanzwirthischast so shlecht, und doch habe der Reichs- tanzler den Mann, der noch bis vor Kur:em an der Spitze derselben gestanden, zum preußischen Finanzminister berufen. Der Tadel s\pize stch freilich mehr gegen den der- zeitigen Ober-Bürgermeister von Forckenbeck zu. Nun, wie hätten sich doch die Zeiten geändert? Noch vor 4 Fahren hätten diejelben Blätter, welche jeßt nicht genug Schimpf für den Ober-Bürgermeister von Forckenbeck hätten, ihn für Berlin des Wärmsten zur Waßl empfohlen. Die Angriffe des Reichs- fanzlers gegen die städtishen Behörden hätten eine vollstän- dige Aera der Verleumdung der Berliner Behörden inaugu- rirt, Der Reichskanzler könne unmöglich solches Treiben billigen, habe derselbe doch selbst seiner Zeit über die bekannten Verleumdungsartikel der „Kreuzzeitung“ sich mit Entrüstung vor dem Reichstage ausgesprochen. Wenn die Vorwürfe des Reichskanzlers gegen die städtischen Behörden begründet wären, dann müßte man nicht nur gegen- wärtiges Geseß geben, sondern alle Bürger, und nicht blos die Beamten gegen die parteiishe Einshäßung shüßen. Beim Reichskanzler handle es sich übrigens gar niht um das Vor- gehen gegen die Fortschrittspartei allein, wie das ja auch der Fall erweise, in dem gegen den Schlawer Kreisausschuß die „Klinke“ der Geseßgevung angewendet jet. (Der Redner wurde vom Präsidenten wiederholt ersucht, feine Ausführungen mehr an den zur Diskussion stehenden §. 1 der Vorlage anzulehnen.) Jn Wirklichkeit gehe dieser Geseß- entwurf viel weiter, als man nah dem Wortlaute schließen sollte. Derselde enthalte einen Eingriff in die Selbstverwal- tung überhaupt, den abzuwehren die konservativen Herren dasselbe Jnteresse hätten wie die Fortschrittspartei. Dieses Vorgehen zeige überhaupt, wie wenig der Kanzler geneigt fei, außerhalb stehende Elemente als selbständig berechtigt an- zuerkennen. Komme es niht öfters vor, daß der Neichskanzler sich nicht blos einer einzelnen, sondern allen Parteien gegenüberstelle, daß derselbe allen Parteien insgesammt Frafktionspolitik vorwerfe und sich als den alleinigen Vertreter der salus publica hinstelle! Jn einem Artikel der leßten „Provinzialkorrespondenz“ heiße es: „Keiner sei im Reichstage, der niht Standes- und Partei- Interessen über die Rücksichten des kleinen Mannes stelle, und deshalb müsse der Kanzler als Anwalt des kleinen Mannes auftreten.“ Der Reichskanzler habe kürzlih gesagt, es gebe Zeiten, wo liberal und solche, wo diktatorisch regiert werden müsse; diese einzelnen Vorgänge schienen ihn den Schatten zu werfen eines diktatorishen Regiments, in dessen Entwickelung man sih befinde. Er wisse, daß der Kern des Gesetzes in ganz anderer Nichtung liege, als die amitlihen Motive angäben. Und darum glaube er, daß alle Parteien, im vollen Bewußtsein der Tragweite des Geseßes zu stimmen hätten, einer Tragweite, die weit hinausgehe über die 200 é, weit über das Steuerverhältniß der Stadt Berlin in Bezug auf die Dienstwohnungen. Man werde aus dem Verhalten der Mehrheit des Hauses im Lande ein deutliches Merkzeichen dafür entnehmen, ob und in wie weit auch der gegenwärtige Reichstag noch gewillt sei und die Kraft habe, der Entwickelung pan a E in der man in Deutschland sih befände, Einhalt zu thun. L

Dee D deafecrifarind, Geheime Ober-Negierungs-Rath Dr. von Moeller entgegnete, der Vorredner habe behauptet, daß die Nachweisung über die Besteuerung der Dienstwohnungen theils unvollständig, theils unrihtig und auf das Privatein- fommen der Beamten keine Rücksiht genommen sei. Es würde aber gar keinen Zweck gehabt haben, neben dem dau- ernden Diensteinkommen au die Privateinkünste des jewei- ligen Besißers der Wohnung aufzunehmen. Als der Präsident des Reichseisenbahnamtes seine Dienstwohnung verlassen habe und diese eine Reihe von E unbeseßt geblieben sei, sei sie dem ältesten Rath überwiesen. Darum sei jede Bemerkung im Etat unterblieben. Der finanzielle Effekt dieses Geseßentwurfs würde nah seinen Berehnungen niht eine Differenz von 200 und einige, sondern von etwas über 900 M sein. Auch wolle der Vorredner mit Unrecht die Miethssteuer nah dem jährlichen Nugzungswerth der Miethswohnung festgestellt wissen. Die Motive ließen keinen Zweifel darüber, daß das Dienstein- kommen keineswegs den jährlihen Nußungswerth der Woh- nungen mitbegreife, es sei hier vielmehr nur das Baar- einkommen verstanden. Der Vorredner habe sodann auf seine vorjährige Aeußerung hingewiejen, es sei eine Beschwerde gegen die in Berlin vorgenommenen Einschäßun- gen nicht zu erheben gewesen, weil dieselben den bestehenden Vorschriften entsprohen hätten. Er a allerdings au heute noch aufrecht erhalten, daß formell mit Beschwerden gegen die Einshägungen, welche in den Motiven als unbillige bezeihnet würden, nichts ausgerihtet werden könne; aber er habe damit in keiner Weise zugestanden oder zugestehen wollen, daß nicht materiell die Unbilligkeit sehr wohl begründet sei. Der Vorredner habe ferner behauptet, daß die Einbringung dieser Vorlage erst ersolgt sei, nahdem der Reichskanzler egen seine srühere Einshäßung der Miethssteuer nuß- os reklamirt habe. Nah den ihm vorliegenden Daten sei das Zeitverhältniß der entsprehenden Vorgänge ein umgekchrtes. Am 5. April 1880 sei diese Vorlage an den Reichstag gekommen, Damals könne siher die zweite Er- höhung der Einshäzung des Reichskanzlers nicht vorgelegen haben, denn in der vorjährigen Vorlage sei der Werth der

Wohnung des Reichskanzlers noch mit dem alten Say an-