1902 / 279 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Nov 1902 18:00:01 GMT) scan diff

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Gebeimen Näthe Kettner und Jördan sowie der Justizrath Lach- \

mann beiwohnten und in welcher der Direktor Max Schlesinger ber di? gedeiblie Weiterentwickelung der Institution berichtete und daran binwie& taß das gemeinsame Zusammenwirken der einzelnen in Berlin bestébenden Institute für erste Hilfe troß des Entgegen- kommens der Berliner Unfallstationen zur Zeit noch in weitem Felde stehe. Professor Dr. Mendelsohn berichtete sodann über die

deutung und die Organisation der in den 20 Berliner Unfall- stationen eingerichteten Nahweise von Krankenpflegerinnen und Kranken- pflegern. Die Versammlung wählte cine Kommission, welche als tehnishes Organ dem Kuratorium zur bestmöglichsten Ausgestaltung seiner Aufgaben zur Seite stehen sol. Der Kommission gehören an: die Professoren Dr. Mendelschn und Dr. Olshausen, Frau Oberin pon Grâvenriß und Dr. Bode, die drei leßteren als Vertreter der Rothen Kreuz Vereine —, ferner der Sanitätsrath Dr. Heyder, Frau Oberin Berendt, Dr. Speyer, Dr. Frank und Dr. Joseph.

Am Dienstag, den 2. Dezember d. J., Abends 7 Uhr, ver- anstaltet die Königliche Afademische Hochschule für Musik im Theatersaal res neuen Hohshulgebäudes eine Aufführung zum Besten der Erholungéstätten vom Rothen Kreuz Unter Mitwirkung der Professoren Joachim und Wirth kommt zunächst Mozart's Symphonie Concertante und Mendeléfohn’8 A-dur-Symphonie zum

_ Vortrag. Alsdann wird mit versenktem Orchester die Ouverture

und der zweite Akt .aus der Oper „Der Freishüß“ aufgeführt. Die Rolle der Agathe und des Aennchen haben frühere Schülerinnen der Hcschule, die Damen Burchardt und Runge (jeßt Mitglieder der Stadttheater zu Nostock bezw. Kiel), übernommen. Ein- triitsfarten zu 10 M für diese Aufführung, bei welcher zugleich der Theatersaal eingeweiht wird und sich zur Besichtigung der ge- sammten Räume der neuen e Gelegenheit bietet, sind im Four des Kultus-Ministeriuums (Unter den Unden 4), bei Bote u. Bock (Leipzigerstraße 37) und in der Bureaukasse der Musik- bods{ule (Fasanenstraße 1) zu baben. Die Erholungssiätten vom Nothen Kreuz. denen, wie erwähnt, der Ertrag zu gute kommen soll, sind bekanntlich von dem hiersür bestehenden Comité unter Leitung der Frau Staats-Minister Studt in der Jungfernhaide, in Eich- famp, in Pankow, am Spandauer Berg und in Schönholz für Männer, Frauen und Kinder der Arbeiterbevölkerung eingerihtet. Sie wurden im vergangenen Sommer von nicht weniger als 22 000 Ee tienten Lbesucht. Meist verblieben die Kranken mehrere Wochen im Gezuß der Etholungéstätte. Im Ganzen trafen auf sie rund 68 000 Verpflegungétage, wäbrend diese Zabl im Jahre 1901 28 C00, im Jahre 1900, dem ersten Jabr des Unternehmens, 12 000 betrug: ein Beweis dafür, daß die Berliner Erholungéstätten einem dringenden Bedürfniß entsprehea. Es ist daber zu wünschen, daß die oben erwähnte Aufführung, die einen großen Kunstgenuß verspricht, im Interesse der guten Satte, für die sie veranstaltet wird, ein ret zahl- reiches Publikum finden möge.

Die hiesige Lessing-Gesell \chaft veranstaltete am Dienstag imArchitektenhause inder Wilhelmstraße einen Vortrags-Abend, bei dem die Herren Friy Bley und Freiherr von Ompteda aus eigenen Dichtungen vorlasen. Der erstgenannte, der als Lyriker bereits befannt ist, brahte einen der zwölf Gesänge seines „Die Saligen vom Sonnwendjoche* betitelten Epcs zum Vortrag. Die „Saligen Frauen“, halb den Wotanstöchtern, halb den Oreaden ähnlich, tragen den im Drachenkampf dur den Gifthauch des Unthiers betäubten Jüngling Rüdiger in ihren Paradieses-Garten, ihn dort mit ihren Reizen be- strickend. Als er später die ihnen geleisteten Shwüre brit, ver- \{erzt er sih damit Glück und Gut und geht, aus den Gefisden der Saligen vertrieben, als ein Rubeloser zu Grunde. Der Dichtung fehlt cs, scweit sich nach diesem einen Gefazge überhaupt urtheilen läßt, an rechter Eigenart und lebendiger Kraft; auch fielen mitunter triviale Reimbildungen unangenehm auf. Es kam ncch binzu, daß Herr Bley kein besonders glückliher Interpret seiner Dichtung war, deren Wiedergabe öfters unter niht auéreichender Geläufigkeit und allzubäufigen Selbsikorrekturen litt. Dagegen stach die frische Vortragsart des Freiherrn von Ompteda, der zwei seiner fleinen harmlosen Erzählungen beisteuerte, vortheilhaft ab. Besonders gefiel von diesen die Humoreske „Purzel, ein Hundeleben“ ; aber auch die vorbergebende, tragish auéklingende Episode „Nah neun Jahren“ fand eine beifällige Aufnahme seitens des zablreihen Publikums.

Der Architekten - Verein zu «Berlin veranstaltet am Montaa, den 8. Dezember d. J., Abends 7} Ubr, im großen Saale seines Vereinsbauses (Wilbelmstraße 92/93) eine Gedenkfeier für die verstorbenen Ehrenmitglieder Dr. James Hobreht und Wilbelm Böckmann. Der Stadt-Bauinspektor K. Meier wird die Gedächtnißrede auf Hobrecht, der Königlihe Baurath W. Kyll- mann diejenige auf Böckmann halten.

Theater.

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Kabale und Liebe. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Räuber.

Jn der Deutschen Kolonial-Gesellshaft, Abtheilung Berlin, hält am Montag, den 1. Dezember, Hbends 87 Ubr, im sasaale des „Roland von Berlin“ E I 127/128) der tabsarzt Dr. Schilling einen Vortrag über „die Bekämpfung der Tsetsefliegenkrankheit“, der infolge der bereits erzielten Erfolge der Forshungen des Vortragenden besonderes Interesse erwecken dürfte. Lichtbilder werden gleihfalls vorgeführt. Gäste, nur Herren, find willkommen. ;

Ueber die Vulkanausbrüche auf Sawaii, Deutsch- Samoa, macht der bekannte Reisende Dr. Georg Wegener in der „Deutschen Kolonialzeitschrift“ die nachstehenden interessanten Ausführungen : Zur Zeit, wo diese Zeilen niedergeshrieben werden, find über die plößlich begonnene eruptive Thätigkeit auf Sawaii, der westlihsten und garößten Insel des deutschen Samoas, nähere Nach- richten noch nicht eingetroffen. Allein hon die Thatsache, daß fich die alten vulkfanishen Kräfte hier von neuem zu regen beginnen, ift von höchstem Interesse, in wissenshaftlihem, wie in praktishem Sinne. Bekanntlich giebt es in ganz Polynesien und Mikronesien nur zwei Arten von Inseln: sog. niedrige, d. h. aus Korallen gebildete, und bobe, d. h. durch vulkani\he Ausbrüche aufgeschüttete. Zu- den leßierén gehören die Eilande des samoanishen Archipels. Sie sind e A4 längs einer etwa 500 km langen, leiht nah Norden konkaven

inie, die von Ostsüdost nah Weitnordwest verläuft, dur die Thätig- keit einer großen Reihe von theilweis sehr diht nebeneinanderstehenden Vulkankratern aufgebaut worden. Basaltishe und trahytishe Laven, Tuffe und vulkanische Aschen seßen den Boden zusammen. Deutlich läßt sich dabei erkennen, daß die öôstliheren Theile der Inseln, in ibrer beutigen Gestalt wenigstens, die älteren sind; die bul- kanische Thätigkeit scheint, von Osten nah Westen fortshreitend, erlosWen zu fein. Dies ergiebt sh einmal daraus, daß im Osten die Zerseßung des vulkanishen Bodens viel weiter fortgeschritten ist als im Westen, und ferner aus dem Grade der Zerstörung der alten Kraterformen. In Manua, Tutuila, ja auch ncch im ôsilihen Theil von Upolu sind die ehemaligen Krater vielfach nur nech s{chwer zu er- kennen, fie sind tief zerrifsen von den atmosphärischen Wirkungen und vielfah in ein wildes, malerishes Gewirr von Zacken und Graten auf- gelöft. Im westlichen Theil von Upolu sind sie dagegen noch trefflich erhalten, als regelmäßig runde, mit Urwald ausgepolsterte Kessel, die zum theil landschaftlich wundervolle Seen in ihrem Schoße bergen. Auf der Gipfelfläche des Lanutoo oberhalb von Apia liegen drei folche kreiérunde Kraterscen und bilden den beliebteïten und reizvollsten Auéflug8ort für die dort lebenden Europäer. Der weithin sichtbare westlihste Endpfeiler der durch das Zusammenwachsen der vulkanischen Auswurfs\stoffe gebildeten Bergkette Upolus, der Berg Tofua, ift au von außen ein typisher Vulkankegel von größter rama eit und bester Erhaltung. Auch die kleine Insel Apolima in der Vicer- enge, die nah Sawaii führt, ist ein Krater von seltener Schönheit. Vollends aber die Insel Sawaii charakterisiert sich fofort als eine sehr jugendliche vulfanishe Bildung. Ihrer äußeren Gestalt nah ist sie nichts als ein einziger riefiger Vulkandom von einer Höhe, welche etwas die Schneekoppe übertrifft, und: einer Grundfläche von der drei- fachen Größe des Bodensees. Allseitig steigen vom Ufer die Gebänge sehr sanft zu einer zentralen Höhe an, sodaß das Ganze in seiner Gestalt etwa dem oberen Theile des Aetna ähnelt. Seine Flanken sind überdies, ein merkwürdiger Anblick, allenthalben mit parasitischen Nebenkratern wie mit Warzen beseßt.

Sclange Euroväer die Samoa-Inseln kennen, sind keine vulkanischen Ausbrüche mehr auf ibnen vorgekommen. Ja auch von den übliden Zeichen dafür, daß ein Vulkan noh nit erloschen ift, war bisher nichts fonstatiert worden; weder Solfataren noch Fumarolen, noch warme Quellen; der Urwald batte sih allenthalben der Infeln bis in die höchsten Negionen hinauf bemächtigt, sodaß die Samoa3-Inseln im allgemeinen zu den erloshenen Vulkanen gerehnet zu werden vflegten. o geshah das von Kennern immerbin mit Vorsicht. Unter den Eingeborenen lebten Traditionen. wonach von einer Reibe von Geschlehtern noch wirklich Ausbrüche, und zwar in Samaii, beobachtet worden sein sollten; Missionarsberichie haben diese in das 18. Jahrhundert zurückdatieren Wu dürfen geglaubt. Und in der That findet man an verschiedenen Stellen Sawaiis, so an der Nordwestseite oberhalb der Asaubuht und im südlichen Drittel der

nsel, deutlich erkennbare, breite Lavastrôme von solcher

ugendlihkeit, daß die Tropenvegetation eben erst anfängt, ih ihrer zu bemächtigen. Wenn man in einiger Entfernung an der Küste vorüberfährt, so erkennt man diese Lavafelder als breite, lihtere Flecke, die in den dunkleren Urwaldbereih ter Um- gebun cingebettet sind. An Ort und Stelle siebt man pes den \pärlichen Vegetationéflecken noch unbewasene Flächen glatter basal- tischer Lava, die unter den Strablen der Tropensonne am Mittag fo beiß wird, daß die Eingeborenen mit ibren nackten Soblen sie ungern betreten. Bei ibnen tragen diese Lavagefilde den Namen 0 le ma, d. h. das Glübende. Es war bisher niht ganz unumstritten, ob damit jene Erbißung dur die Sonnenstrahlen gemeint sei, oder ob \ich darin

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- | Abends 8 Ubr: Der Biberpelz. 84 Ubr.

baus. 254. Vorstellung. Der Pfeifecrtag. Heitere

N.(Fricdrih-WilbelmstädtishesTheater.)

Oper in 3 Aufzügen. Dichtung von F. Graf Sporck. | Freitag, Abends 8 Uhr: Der Pfarrer von Kirch- | Vorher: Casfis Pascha.

S : x : | feld. Volksftück mit Gesang in 5 Akten von ¿r M Ï g Musik von Max Sc{illings. Vor dem 3. Aufzuge Qudwig Anzengruber.

Sonnabend, Abends 8 Ubr: Der Pfarrer von | der Weise.

Vorspiel: „Von Spielmanns ‘Leid und Lust.* An- | fang 74 Ubr. Schauspiclháus. 242. Vorstellung. - Sonder- Abonnement B. 37. Vorstellung Das große | Barnhel h

Licht. Schauspiel in 4 Aufzügen von Felix Philippi. | m. Die zur Handlung gehörende Musik von Ferdinand Hummel. Anfang 74 Uhr.

| Kirchfeld.

stattungs-Burleske mit Gesang und Tanz in 1 Akt. Anfang 7# Uhr. Anfang von Charley's Tante | yy, Ko

eine Erinnerung an den ebemaligen Auëbru@ erhalten habe. J, falls aber fonnte tie Bildung dieser Laven in der That hö, um wenige Jahrhunderte zurückliegen. Hinzu kam, daß bäuß. wenn auch unbedeutende Erdbeben den Boden der Inseln erzitte,! ließen. urz, vieles deutete ani, daß die Kräfte des Erdinne- dech wohl noch nicht völlig zur Ruhe gekommen sein mos&t, Vollends wurde dies wahrscheinlich durch einen unterseeisd Ausbruch, der im Jahre 1866 in der Nähe der Insel Olosang, stattgefunden hat. So kann beute schließlich der neue Ausbrs nicht sehr überrashen. Wenn die großartige, auf Darwiz zurücckgehende Theorie Ret hat, daß wir uns in der Südsee in Bereich eines ebemaligen, jegt versunkenen und noh imme sinkenden Kontinents befinden, so if ja ohnehin zu erw daß die im Zufammenhang mit diesem Sinken und Zerbreden stehende Vulkanthätigkeit, die den biéherigen Archipel gebildet bat, so lange sih wiederholen wird, wie jener Vorgang fortdaue:t Es ist dies Versinken ja nur eine Parallelersheinung zu d, leihen Vorgang in der westindishen See und T der usbruch in Sawaii eine aus denselben Ursachen bervor ebende Erscheinung wie die von Martinique. Sicher ist der Umstand die vulkanishe Kraft in Samoa so tief geschlummert hat, tiefer nl als auf den Antillen, immerhin eine Anwartschaft darauf, dg [i gegenwärtige Eruptionsperiode besonders beftig werden kann.

eine Katastrophe à la Martinique brauen wir deshalb nig 2 |

besorgen.

Sawaii ist zwar die größte der Samoa-Inseln und ibetrift Upolu ums Doppelte; allein sie ift selbst absolut weniger bevilj Upolu (14 000 zu fast 18 000) und steht relativ natürlià ug viel ungünstiger da (Sawaii 8, Upolu 20 Köpfe auf das Qui, kilometer). Sie iff auch fkulturell ungleich weniger ent und entwickelungsfähig. Das urwaldbedeckte Innere Et ift, abgeicon von einigen ganz vereinzelten Ansiedel völlig leer, die Menshen wohnen rings auf weitem ly, kreis vertheilt an der Küste. Alle wichtigeren Pflanuyn liegen bisher auf Upolu. Die bereits erwähnte geringe V, geshrittenheit der Humusbildung, die Ueberstreuung großer Theile tes Bodens durch mäßiges, unverwittertes Blokgeröll, die mit eben diese Eigenschaft und mit der vulkanischen E ed des Bodenz zusammenhängende Eigenschaft, daß die reihlich fallenden Regenwiser im Grunde wie in einem Sieb versinken und infolge dessen ober, irdische Flußläufe fast garniht entstehen lassen, alles das läßt auß für die Zukunft den Bodenwerth Sawaiis immerhin stark einges{hränkt erscheinen. Somit sind durch die Nachrichten aus Samoa einstweilen weder in Bezug auf den Verlust von Menschenleben, noch von großen materiellen Werthen übertriebene Besorgnisse gerechtfertigt.

Wien, 26. November. (W. T. B.) Aus bisher unbekannter Urfadhe entstand heute Abend in ter Tabackhauptfabrik am LLENSEN ein Brand, der große Ausdehnung anzunehmen drobte und die benachbarten Gebäude arg gefährdete. Den Anstrengungen der Feuerwehr gelang €s, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken, doch wurde der Dacbstubl an der Vorderfront des Gebäudes zerstért. Auch ein Theil des Tabackmaterials wurde ein Raub der Flammen. Drei Feuerwehrleute erlitten bei den Löscharbeiten Verleßungen.

Lemberg, 27. November. (W. T. B.) Der Brand in den Petroleumgruben von Boryslaw (vgl. Nr. 278 d. Bl.) wurde gestern Abend vollständig gelöst.

La Rochelle, 2s. November. (W. T. B) Dureh einen bia wütbenden Sturm sind mehrere Fahrzeuge entmastet worde. Vier Perfonen famen bei den Unwetter ums Leben.

Odessa, 26. November. (W. T. B.) In der biesigen Universitif ift beute Feuer ausgebrcchen, durch das werthvolle Sammluna der geologischen Abtheilung vernihtet worden sind. Fa nimmt an, daß ein Wächter, der in einem der Säle erbängt gefunden wurde, der Brandstifter ist.

New York, 26. November. (W. T. B.) Nah einem T gramm aus Kingstown erfolgte heute wieder ein beftiger Arb bruch des Vulkans Soufriòre. Georgetown und Chütez Bel - Air mußten wieder geräumt werden.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersien und Zweiten Beilage.)

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Becthoven-Saal. Defiz:: Gua Z s v es Th ( Violine) on Jacqu |

Sonnabend und folgende Tage: Charlcy's Taute. dem Philharmonischen Orchef (I-

Zirkus Alb. Schumann. (Karlstraßhe.) F

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Minua von

| Theater des Westens. Kantstr. 12. Frei-

Sonnabend : Opernhaus 25%.Voritellung Carmen. | tag: Gasispiel von Franceêco d'Andrade, Marx Pichler Oper in 4 Alten von Georges Bizet. Text von | und Louise Hevmann-Göttinger.

Sonntag, Nathmittags 3 Uhr: Gastspiel des König- lichen Schauspielers Herrn Joseph Nesper. Nathan

Bentral-Theater. Freitag: Madame Sherry. Operette in 3 Akten von Hugo Felix. Anfana 7 Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Madame Sherry.

Abends 8 Uhr: Doktor Klaus.

Der Barbier | Belle-Alliance-Theater. Freitag: Münchener

Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer | yon Sevilla. Komische Oper in 2 Akten. Musik | Ensemble-Gastspiel. (Konrad Dreher, als Gast.)

Novelle tes Protper Merimée. Ballet von Emil | von G. Nossini Graeb. Anfang 74 Ubr.

Trauerspiel in §5 Aufzügen von Franz Grillparzer. | Anfang 7 Uhr.

Anfang 74 Ubr. Auno 48, Altmüncherer Posse mit Gesang in

| Sonnabend: Volksthümli stell alben | 3 Aufzügen von B Rauchen d Konrad Schauspielhaus. 243. Vorftellung. Die Ahufrau. | Preisen: Der iulige e aqu F n “Die adet info

Dreber. Musik von Dietrich-Kaiser. Anfang 8 Uhr. Sonnabend: Zum ersten Male: Die Schroede-

Neues Opern-Tbeater. Sonntag: Ju bunten | Lessing-Theater. Freitag: Die Ehre. rischen. Preiégekröntes Volksstück.

Sonntaa., Nachmittags 3 Uhr: Zu kleinen Preisen :

Not. Lustspiel ia 3 Aufzügen von Franz von | Sonnabend: Zum ersten Male: Jack. S@auspiel | Der Müller uud scin Kind.

Schönthan und Freiherrn von Sehlicht. Anfang | in 3 Akten von Heari Berrstein. 7} Ubr. Der Billet-Verkauf bierzu findet täglich | Scnntag: Jae.

im Königlichen Scheusvielbause statt

Trianon-Theater. Georgeastraße, zwishen

Ucues Theater. Sébiffbauerdamm da. Frei- | Fricdrib- und Universitättstraße. Freitag: Die

i N gr …— | Liebesschaukel. Lustspiel in 4 Akten von Maurice eut Th [ tag: Der Gemeine. Volksstück in 3 Aufzügen A A eater. Freitag: Monna Vanna | von Felix Salten. Anfang 7 Ubr. Donnay. Awang 6 Uhr.

Sonnabent: Monna Vauna. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die Weber. Abends 7} Uhr: Mouna na.

Berliner Theater, Freitag: Ueber unsere | burg. Freitag

Sonnabend und folgende Tage: Der Gemeine. S Nachmittags 3 Uhr: Die Grofßistadt- s

Refidenz- Theater. Dire?tion Sigraund Lauten-

Sonntag, Nachmittags: Denise.

Konzerte.

Sing-Akademie. Freitag, Anfang 8 Uhr: - Seine Kammerzofe. (Neolly | Lieder-Abend des A capella-Ges

Krast. (1. Theil.) Rozior.) Swan? in 3 Akten von Bilhaud und | (D. Putsch, Kaiserlicher Musik-Direktor, Professor).

Sonnabend, Nachmittags 24 Uhr: Zum ersten | Hennequin. Anfang 74 Uhr. Sonnabend und folgende Tage: Seine Nammer-

Male: Struwwelpeter. ds 74 Uhr: Alt- Heidelberg cks 74 Uhr: Alt-Heidel- In Vor

von K o Deux Ecoles.)

berg S Schiller-Theater. O. (Wallner- Theater.)

burgerliches Trauerspiel in b Alten von Friedrich ron Seiler.

o zofe. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Der Pfarrer | Sonntag, Nachmit rehchfesd. A orhertitung:

eater. Dresdeaersiraße 72/73. . Frei- Freitag. Abents 8 Uhr: Kabale und Liebe. Ein | taz: Charley's Tante.

von Brandona Thomas. Charley's Tante.) Vorher:

Philharmonie. Freitag, Anfang 8 Uhr:

j Lieder- und Duett-Abend der Kammer ingerinnen L r E * (10s | Aline Friede und Mia Alkeu-Minor.

Saal Lechstein. Freitag, Anfang 74 Uhe:

Kammermusik - Abend von VBianca PVanuteo

Gese Tuttider dl | Jul: Königen (B) Dr: Jul. Goget (Bein

101A), fe « 4 on- Casfis Pascha. Aus- | cello).

tag, Abends 74 Uhr: Große Gala-Vorstelluns- Eine Fortseßung der beliebten Pantomime Tx lustigen Heidelberger. Außerdem: Vorzüglite! Programm sowie die Monstre-Drefsuren de Direktors Alb. Schumann. i

Sonntag: Zwei Borngon. Nathwitt2s Clown-Vorstellung. Ein Kind frei, #2 Kinder halbe Preise.

Familien-Nachrichten. Verlobt: Frl. Magdalene von Teichman Logischen mit Hen. Leutnant Bernhard #9 von Patow (Berlin). Frl. Ully von Aale pra. Leutnant Hanns von Tsisénriy (Kos „S.). Frl. Arnemarie von Koetden miu S Friy von Wilamowiy-Moellendorff (Hale 3 Verebeliht: Hr. Regierungs-Afsessor Dr | von Kesseler mit Frl. Therese von Wittg (Cöln). -— Hre. Majorattbesizer Conrad von 78 wid und Gaffron gen. von Kreckwiy m8 E wig s Pritiwiy und Gaffron ( dennersdorf). L Geboren: e aron! Hrn. Oberlea e c anzig). Gestorben: i Gebetmer Metiziaalrath_ rommelt (Altenburg, S.-A.). Hr. A ath Philip Schneider (Berlin). Or- técath Gustav Gerlah (Breslau). abrifbesizer, Stadtrath Hermann Görliy).

Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburs- Verlag der Expedition (Stolz) în VBerlis

Drack der Norddeutschen und 2 Ansialt, Berlin SW., Nr.

Sieben Beilagen

(cinsließlih Börsen-Beilage).

M 279.

Nichtamfkliches.

Preußen. Berlin, 27. November. Vorbesprechung über das Kartellwesen.

Ueber die Vorbesprehung vom 14. November 1902, betreffend das Kartellwesen, im Reichsamt des Znnern ist die nachstehende Aufzeichnung aufgenommen worden, pelhe, nachdem sie den Theilnehmern vorgelegen hat, hiermit zum Abdruck gebrachi wird.

Den dg führt der Staatssekretär des Jnnern, Staats- Minifter Dr. Graf von Posadowsky-Wehner.

Anwesend sind als Vertreter der betheiligten Ressorts die Herren:

vom Reichsamt des Jnnern: Wermuth, Direktor im Reichsamt des Jnnern, Dr. van der Borght, Geheimer Regierungsrath, Dr. Voelcker, Regierungsrath, Martin, Fegierungsrath;

vom Auswärtigen Amt: Dr. Lehmann, Geheimer gationsrath, Dr. Johannes, Geheimer Legationsrath :

vom Reichs-Justizamt: Dr. Hoffmann, Geheimer Ober- Regierungsrath;

vom Königlich preußishen Justiz-Ministerium: Dr. Bo ur- wieg, Geheimer Ober-Justizrath;

voin Königlich preußischen Ministerium des Innern: von Jaroßky, Geheimer Regierungsrath, Dr. Herrmann, Geheimer Regierungsrath : s

vom Königlich preußishen Ministerium für Handel und

Gewerbe: Wendelstadt, Geheimer Ober-Regierungsrath.

Als Sachverständige waren eingeladen und erschienen

die Herren:

Arnhold, Geheimer Kommerzienrath, Berlin,

Dr. Beumer, General-Sekretär, Mitglied des Neichs-

tages, Düsseldorf,

Lujo Brentano, Geheimer Hofrath, Universitäts-Pro-

fessor, München,

Dr. Conrad, Universitäts-Professor, Geheimer Re-

gierungsrath, Halle a. S., Dr. E. Francke, Professor, Herausgeber der „Sozialen Praxis“, Berlin, :

Frenzel, Geheimer Kommerzienrath, Präsident des Deutschen Handelstages, Berlin,

Gamp, Wirklicher Geheimer Ober-Regierungsrath, Mit- glied des Reichstages, Berlin, E

L. M. Goldberger, Geheimer Kommerzienrath, Berlin,

Gothein, Bergrath, Mitglied des Reichstages, Berlin, Pr. Hol§, Kommerzienrath, Vorsißender des Vereins zur

o der Fnteressen der hemishen Jndustrie Deutschlands, erlin,

Graf von Kanig, MazoratsbesißE, Miiglied des Neichs-

tages, Podangen b. Wormditt (Ostpreußen), __ Kirdorf, Kommerzienrath, General-Direktor des Aachener Lütten-Aftienvereins, Nothe Erde bei Aachen,

_Kirdorf, Geheimer Kommerzienrath und General-Direktor auf Zeche Rheinelbe bei Gelsenkirchen,

E. Krabler, Geheimer Berzrath, Altenessen (Rheinland),

Georg Marwiß, Direktor der Dresdener Gardinen-

und Spigenmanufaktur, Aft. -Ges., Dresden, h Hermann Molkenbuhr, Mitglied des Reichstages, erun,

Dr. Müller (Sagan), Mitglied des Reichstages, Gr.

Lichterfelde, i

Rathenau, Geheimer Baurath, General-Dircktor der

Allgemeinen Elektrizitäts-Aftien-Gesellschaft, Berlin, Dr. Rieppel, Baurath, Direktor der Maschinenbau- Aftien-Gesellsshaft Nürnberg, Nürnberg,

Max ‘Schinckel, Geschäftsinhaber der Norddeutschen |

Bank und Mitalied der Handelskammer, Hamburg, Dr. Schmoller, Universitäts-Professor, Berlin,

Friedrih Schott, Direktor der Portland-Cementfabrik |

Leimen, Heidelberg i. Baden, Schumann, General-Direktor, Vorsißender des Vereins zur Wahrung der Jnteressen der Halbzeugverbraucher, Witten, Serva es, Kommerzienrath und General-Direktor, Nuhrort, Dr. Spahn, Neichsgerichtsrath, Mitglied des Neichstages, Leipzig, ; t Steinmann-Bucher, Herausgeber der Deutschen Zndustric-Zeitung, Berlin,

Gg t E ® 1 Y * Vogel, Geheimer Kommerzienrath, Chemniß (Sachsen) | j l y (Sachen), | hütten,

L Richard Vopelius, Hüttenbesizer, Sulzbach b. Saar LTUCen.

Wirth, Geheimer Kommerzienrath, Vorsitzender des |

Bundes der Jndustriellen, Berlin. Jhr Ausbleiben hatten entschuldigt die Herxen N Freiherr A Verrnsheim, Geheimer Kommerzien- ah, Mitglicd des Reichstages, Worms, Jendcke, Gezeimer Finanzrath, Essen, Jungbann, Königlicher Geheimer Bergrath, Berlin, Winkler, Kommerzienrath, Fürth

Der Vorsißende, Staatssekretär des Jnnern, Staats: |

Minister Dr. Graf von Posadowsky-Wehner eröffnete um l Uhr Vormittags die Sihung mit folgenden Ausführungen :

hei Sihtige Stelle ein, daß die Neicheverwaltuog verpflichtet ift,

Ne Kartelldewegung in der eingehendsten Weise zu beobachten. Bei | dem augenblickllihen Stande der Frage nimmt die Reichsvere- |

waltung eine Stellung weder für noch gegen die Kartelle cin.- Sie Duascht in vollkommen objektiver und sachliher Weise für cine Arihe der wichtigsten Kartelle kontradiktorishe Verhandlungen ever die von den verschiedenen Seiten vorgebrachten Be: pauplungen und über die thatsählihen Verhältnisse zu ns len und erbdittet über die zweckmäßigsien Formen Iner solchen Untersuhurg den Beirath der erschienenen dMerständigen , um auf Grund der Ergebnisse

Erörterung zunächst mit den übrigen betheiligten

Neichtftellen j ealeru a B toeten und mit den Bundesregierungen ins Benehmen

zwects beiführung der eigentlichen Verhandlungen ondere wird es darauf ankommen, feszuftellen

Die Kartellfrage nimmt seit längerer Zeit unter den Er- | nungen auf dem Gebiete des Wirthschaftslebens eine so

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 27. November

1) die Anzahl und Art der vorhandenen Kartelle,

2) die Preispolitik der Kartelle und

3) die Wirkungen der Kartelle und die Mittel, welche sie zur Erreichung der von ihnen erstrebten Zwecke anwenden.

Es läßt sih nit verkennen, daß die Zahl der Kartelle wer zu ermitteln jein wird, da ein Theil von ihnen nur einen kurzen Bestand hat, andererseits aber au Vereinigungen und Verbände zur wirthschaftlichen IJnteressenvertretung mit fartellartigem Charakter vorkommen. Jm Ganzen konnte für die Jahre 1901 und 1902 das Bestehen von etwa 450 Kartellen festgestellt werden. Die meisten Kartelle entfallen auf die Montan-, Eisen- und Metallindustrie, die chemishe Jndustrie und die Textilindustrie. Bei den beiden leßtgenannten Jndustriezweigen handelt es si jedoh weniger um Kartelle höherer Ordnung als um Preiskonventionen oder Produktionskontingentierungen für bestimmte Erzeugnisse. Als Grundtendenz der Kartelle kann bezeichnet werden, daß sie die Erzielung angemessener Preise auf Grund der Anpassung der Produktion an den Be- darf bezwecken. Die Klagen über das Gebahren der Kartelle sind in stärkerem Maße erst laut geworden, seitdem die Hochfluth unserer Produktion nachgelassen hat. Jnsbesondere wird darüber Beschwerde geführt, daß die Preise, welche auf dem inländischen Markte gestellt würden, zu hoh seien, um die Wettbewerbs- fähigkeit mit den ausländishen Industrien auf dem Welt- marfte aufreht zu erhalten: andererjeits exportierten die Kartelle vielfah zu wesentlih niedrigeren Preisen Rohstoffe und Halbfabrikate zum Nachtheil der inländishen Weiter- verarbeitungsindustrien. Ueber die Berechtigung dieser Klagen soll heute noh kein Urtheil ausgesprochen werden. Es besteht aber der Eindruck, daß bisweilen die Kartelle sih in der Be- urtheilung der Marktlage getäuscht haben, weil sie mit ihren Abnehmern in zu loser Verbindung stehen. Thatsache ist, daß die Wirkungen der Kartelle sih weit über den Kreis der ersten Abnehmer hinaus erstrecken und die weitesten Kreise des Wirth- schaftslebens berühren. j __ Was die heutige Verhandlung betrifft, so kann ihr Zweck nicht sein, in akademische Erörterungen über Werth oder Unwerth der Kartelle einzutreten. Vielmehr handelt es sich zunächst darum, festzustellen, auf welche Kartelle sich die fontra- diftorischen Verhandlungen erstrecken sollen. Da es nicht möglich ijt, ämmtliche vorhandenen Kartelle zu vernehmen, so wird man sih darauf beschränken müssen, bestimmte typische Kartelle auszusuhen. Eine Anzahl solcher Kartelle findet sich in der nachfolgenden Liste verzeichnet:

A. Aus dem Gebièéte der Montan- und Eisenindustrie:

das Rheinish-Westfälishe Kohlensyndikat,

die oberschlesishe Kohlenkonvention,

das Westfälische Kokssyndikat,

der Briketverkaufsverein zu Dortmund,

die Konvention der Braunkohlenwerke in der Provinz Sachsen, .

die Noheisensyndikate,

der Halbzeugverband,

die Walzwerksvereinigungen,

der Grobbleh- und Feinblechverband,

das Walzdraht- und Drahtstiftsyndikat,

die Abrechnungsstelle für Ausfuhrvergütungen.

Hierzu kommen noch die verschiedenen Verbände, Syndikate und Konventionen, welche als Abnehmer obiger Syndikate in Frage kommen. 4

B. Aus dem Gebiete der chemischen Judustrie: die Salinenverbände, das Sodaîyndikat.

C. Aus der Papierindustrie: das Druckpapiersyndikat, das Tapetenkartell.

1), Aus dem Gebiete der landwirthschaftlichen Gewerbe-, Nahrungs- und Genußmittelindustrie:

das NRohzucker- und Zuckerraffineriesyndikat,

die Zentrale für Spiritusverwerthung.

| E. Aus dem Gebiete der Industrie der Steine und

Erden und der Glasindustrie: die Zementsyndikate, der Verein der rheinishen und wesisälischen Tafelglas der Verein deutsher Spiecgelglas6fabriken E Die Hecren Sachverständigen werden gebeten, über die Ergänzung oder Einschränkung dieses Verzeichnisses Vorschläae

| zu machen. Ferner wird folgender Fragcbogen vorgelegt,

welcher den kontradiktorishen Verhandlungen zu Grunde ge

| legt werden fönnte, und dessen Ausgestaltung gleichfalls zu be

sprehen sein wird:

1) Bezeichnung des Karlells, Siß. Zahl der Mitglieder ?

2) Anzahl der in den syndizierten Retrichen beschäftigten Arbeiter?

3) Auf welche in den syndizierten Betrieben hergestellten Erzeugnisse erstreckden fih die Bestimmungen des Kartell- vertrages ? j

1) Wie groß ist die Menge und der Werth der syndizierten Erzeugnisse im Jahresdurchs{hnitt?

5) Aus welchen Gründen ist das Kartell errichtet worden?

G) Zwet des Karltells6?

7) Organisation des Kartells?

8) welchen Mitteln und mit welchem Erfola ist die Hebung und Regelung des Absayes nah dem Jnland und nah dem Auslande versucht worden

9) Welche Preise konnte das Kartell auf dem in- und dem ausländühen Markte für seine Erzeugnisse erzielen? Welche Erwägungen waren für die Fesisezung der Julands- und Auslandspreise makzgebend?

10) Hat das Kartell einen Einfluß auf die von ihm ab: häng'gen Fndustrien und Händlerkreise ausgeübt, insbesondere dur die Fesseyung von Verkaufsbedingungen?

11) Mit welchem Erfolge hat das Kartell eine Ein- wirkung auf die Preisgeftaltung der zur Herstellung der

zum Deulschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1902.

it: mis Erzeugnisse benöthigten Rohstoffe und Halbfabrikate angestrebt

12) Hat das Kartell auf die Arbeiter- und Lohnverhältnifse der syndizierten Betriebe Einfluß gehabt ?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage nah der Form, in welcher die Verhandlungen stattfinden sollen. Die Reichsverwaltung würde an sih nihts gegen eine beshränkte Oeffentlichkeit einzuwenden haben; es fragt sich nur, inwieweit etwa die Erreihung des Zweckes der Verhandlungen durch zu weitgehende Mittheilungen beeinträchtigt werden könnten. Zu bedenken is, daß für die Preisgebung des geschäftlihen Gebahrens der Oeffentlichkeit gegenüber gewisse Grenzen zu ziehen find. Jn jedem Falle erscheint cs als selbstverständlich, daß diejenigen Mittheilungen, welche von den Betheiligten selbst ausdrücklih als vertraulih bezeihnet werden, der Oeffentlichkeit entzogen bleiben müssen. Der Erfolg der Produktionserhebungen 1st in der Hauptsache dadurch herbeigeführt worden, daß den Betheiligten die unbe- dingte Geheimhaltung ihrec Angaben zugesichert war.

Um den Einzelverhandlungen eine geeignete fahmäßige Be- sezung zu sichern, werden die anwesenden Herren gebeten, dem Schristführer diejenigen Kartelle, für die sie sich besonders interessieren, namhaft zu machen. Eine Einladung zu den be- treffenden Sißungen wird ihnen dann zugehen ; selbstverständlich haben ste das Recht, an die zu vernchmenden Sachverständigen Fragen zu richten.

Es wird sih empfehlen, über die kontradiktorishen Ver- handlungen eine stenographishe Niederschrift aufzunehmen. Ueber die heutige Verhandlung der Oeffentlichkeit Mittheilungen vorzuenthalten, liegt kein Anlaß vor. /

___ General-Sekretär Dr. Beumer, Mitalied des Reichstages, äußert Bedenken gegen die unbeschränkte Oeffentlichkeit der Verhandlungen, da je nah den wirthschaftlichen Anschauungen des Einzelnen die Berichte subjektiv gefärbt würden. Er ver- weist auf die s{hlechten Erfahrungen, die in der Zoltarif- Kommijsion mit dem öffentlihen Verfahren gemacht wurden, und empfiehlt, amtliche Berichte über den Gang der Verhandlungen in der Presse zu veröffentlichen. Besonders unerwünsht wäre es, wenn der Frage- bogen bei dem gegenwärtigen Stande der Ermittelungen shon einer öffentlichen Diskussion unterworfen würde. Der Anregung des Dr. Beumer {ließen sih an Reichsgerichtsrath Dr. Spahn, Mitglied des Reichstages, und Hüttenbesißer Vopelius. Der Erstere nimmt hierbei Bezug auf die bei den Berathungen des Bürgerlichen Geseßbuchs im Reichs- Justizamt gemachten Erfahrungen. Herr Vopelius verweist auf die Gepflogenheiten bei den Verhandlungen des Wirth- schaftlichen Ausschusses, die sich vollständig bewährt hätten. Er ist der Ansicht, daß der Nußen dieser Berathung nicht in der Oeffentlichkeit liege, sondern darin, der Regierung Unter- lagen zur Beurtheilung des Kartellwesens zu beschaffen, und |priht fh daher für eine Oeffentlichkeit nur in dem Sinne aus, daß das Reichsamt des Jnnern eine summarische Ueber- sicht über die Verhandlungen fortlaufend veröffentliche.

_ Bergrath Gothein, Mitglied des Neichstages, hält es für unmöglih, shon jeßt einen Beschluß zu fassen, der für alle weiteren Berathungen die Oeffentlichkeit präjudizieren würde. Er ist mit Herrn Spahn einverstanden, daß von dem Schriftführer ein Bericht ausgearbeitet und der Oeffentlichkeit übergeben würde. Es müsse aber auch den Mitgliedern der Kommission überlassen bleiben, über das, was nicht ausdrück- lich als vertraulih bezeihnet wird, den außenstehenden Kreisen Mittheilung zu machen.

Nachdem sich noch Dr. M üller (Sagan), Mitglied des Reichstages, für die im Juteresse einer objektiven Darstellung liegende möglichst weitgehende Oeffentlichkeit und Wirklicher Geheimer Ober-Regierungsrath Gamp, Mitglied des Neichs- tages, dagegen ausgesprochen hatte, erklärte der Vorsißende, daß es sh zunächst nur um Stellungnahme zur Frage der Oeffentlichkeit für die heutige Sipung handelt, und faßt die Anschauung der Versammlung dahin zusammen, daß em ob- jektiver Bericht über die Besprechung in der Presse bekannt acgeben werden jolle.

I. Zu der Frage, auf welche Kartelle sih die kon- tradiftorishen Verhandlungen erstrecken sollen, ersuht der Vorsißende die Anwesenden, sich darüber zu äußern, ob das der Versammlung vorgelegte Verzeichniß eins zuschränken sei oder ob die Sachverständigen die Ausdehnung der Erhebung auf weitere Kartelle wünschten. Kommerzienrath Servaces- Ruhrort ijt für die Ausdehnung dev Erhebung auf moglich}t viele Kartelle, damit die Kartellfrage einmal voll- ständig klar gestellt und die gegen die Kartelle bestehende Miß stimmung beseitigt würde.

Wirklicher Geheimer Ober-Regierungsrath Gamp ist im wesentlichen für Beschränkung auf die im Verzeichniß genannten Kartelle. Man solle zunächst die bedeutendsten Verbände ins- besondere die der Kohlen- und Eisenindustrie in Berücksichtigung ziehen. Mehrere Redner betonen noch, daß cine endgültige Auswahl dec Kartelle zur Zeit niht möglich sei, daß man nch vielmehr vorbehalten müsse, das eine oder andere Kartell mit in die Untersuchung zu ziehen, falls die Nothwendiakeit hierzu sich ergeben sollte

__ Die Herren Graf von Kanih-Podangen, Bergrath Gothein und Professor, Geheimrath Dr. Brentano wünschen, daß die Untersuchung auf ausländische Kartelle, in soweit sie eine Einwirkung auf den cinheimishen Markt aus- üben, ausgedehnt werde, und bringen in Anregung, das Material über die amerikanishen Trusts, insbesondere die Er gebnisse der amtlihen Enquête hierüber, zur Kenntniß der Mit- glieder der Kommission bringen zu wollen. Der Vorsitzende stellt in Ausficht, eine Uebersicht über die Ergebnisse dieser Erhebungen demnächst den Theilnehmern an der heutigen Besprechung zur Verfügung zu fitellen :

Herr Max Schinckel- Hamburg stellt die Anfrage, welche Arten von Vereinigungen als „Kartelle“ angesehen werden sollen, und s{lägi vor, die Einkaufsvercinigungen in die Liste

mit aufzunehmen, so 4. B. die Großeinkaufsgesellshaft deutscher Konsumvereine mit deshränkter Haftung in Hamburg

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