1849 / 15 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Der General - Kriegspolizeimeister der aktiven Armee, General- j

Lieutenant Sobolew, is am Sten d. von St. Petersburg nach War- schau zurückgekehrt. E 2 |

Am 7ten war zur Eröffnung des diesjährigen Karnevals großer Ball bei dem Fürsten und der Fürstin von Warschau.

Italien. Rom, 30. Dez. (J. d. D.) Der Fürst Corsini, welcher an der Staats-Junta Feinen Antheil nehmen, noch die Con- stituante dekretiren wollte, hatte sih entschlossen, in der Nacht vom 96. auf den 27. Dezember Rom zu verlassen. Schon harrte {einer an dem Thore ein Wagen mit einer Oragoner - Eskorte; aber er wurde an der Abreise verhindert. Die Epoca kündigt an, daß der Graf Mamiani fest entschiossen ist, niht ins Ministerium zu treten, die Junta ín Function getreten.

Rom, 4, Zan. (Alld, Zig) Der Cireolo vopolare hat gestern durch einen Anschlag erklärt, daß der Papst, welchem man als Oberhaupt der Christenheit die Kniebeugung zwar uicht ver- sagen wolle, als weitlicher Herrscher aufgehört habe zu sein. Gestern, wo die Einseßung der Costituente gefeiert werden sollte, ging es sehr flau her. Mamiani hat erklärt, daß er auch ohne Rücksicht auf sei- nen Leidenszustand fest entschlossen gewesen sei, sich mit den Staats- geshäften niht mehr zu befassen, und Pantaleoni hat in der Epoca die Rede veröffentliht, welhe er in der Kammer abzuhalten verhin- dert worden war, Cr weist die Grundlosigkeit der Jdee einer römischen Tostituente überzeugend na und läßt das Nublose und Schadenbringende eines palliativen Kurverfahrens durhblicken, welches, statt die Quelle des Uebels, die er in den Zuständen der Lombardei sucht, zu stopfen, den Staatskörper durch unzeitig ableitende Mittel immer mehr entkräftet, leb igens soll auch er mit der Raison des Mord-

hrs be Paal worden sein und sich von Rom entfernt haben. e Ae E der L ividende der Konsolidaten i, da man die von Rossi zu diesem Zwecke zurückgelegten Gelder verthan hat, nicht mögli, Vie angeordneten außerordentlihen Steuern fangen bereits an, sh drückend sühlbar 21 mahen. Pferde zahlen \chon das Dops- pelte von dem, was sie früher entrihten mußten (18 Fl. pr. Jahr), und au von etner Fenjter- und Thürsteuer i die Rede, welhe mit

oster ausge|prohenen Wunsche, die Miethen ermäßigt zu schen,

llem Widerspruche steht. | E E

S Neapel, 29, Dez. (Times,) Es steht eine Intervention Vesterreihs 1m Kirhenstaate in Folge eines mit Neapel abgesclosse- nen Vertrags und auf Ansuchen des Papstes in Aussicht A

___ Die Sicilianer haben die neapolitanischen Vorposten angegriffen, und General Filangieri will wegen dieser Verleßung des Waffenstillstands die çeindseligkeiten wieder beginnen, Jn einer Unterredung mit den Vertretern Cnglands und Frankreichs hat er diesen Herren an das Herz gelegt, den Vssiztieren der beiden Eskadren die strengste Neutralität zu empfehlen ; er drohte, daß er niht den mindesten Unterschied zwischen Sicilianern ind Neutralen machen würde, wenn er leßtere in den Reihen der

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883

Spanien. Madrid, 2. Jan. (Times.) An diesem Tage wurden Juterpellationen an das Kabinet über Cataionien gerichtet, der Minister des Jnnern hat aber seine Antwort bis nah dem Shlusse der Diskussion über die Adresse verschoben. Herr Mendi= zabal stellte dann den Antrag, daß die Liste der während der Zeit, in welcher die Kammern niht versammelt waren, verhafteten oder | transportirten Personen auf den Tish der Kammer gelegt werden möge. Der Minister des Jnnern hatte dagegen nichts einzuwenden. Als die Posi abging, hatte sich Herr Moron erhoben, um die finan=- ziellen Maßregeln , die in der Adresse erwähnt warden, anzugreifen, und Herr Mon, Minister der Finanzen, war im Begriff, ihm zu antworten.

__ Die Gaceta veröffentliht eine Depesche des General - Capi- tains von Burgos, die ankündigt, daß am 29. Dezember Comman- neur Villaneuva und Oberst Palacios die Schaar Estudiante's ver- dichtet hätten.

Burgos, 2, Jan. (Bayon. Bl.) Heute langten hier 54 Verwundete, darunter der Commandeur der Königlichen Truppen, an. Sie brachten 4 fkarlistische Gefangene mit, wovon einer soglei starb; die Anderen sellten am folgenden Morgen erschossen werden. Die oben erwähnten Leute waren in einem Zusammentreffen bei Lerma, welches zwishen den Königlihen Truppen und einem neuen Karlisten- Chef, El Tambor, stattfand, verwundet.

Portugal. Lissabon, 30. Dez. (Engl. Bl) Man versichert, daß die Cortes, deren Session am 2. Januar eröffnet iverden sollte, bis zum 20, Januar vertagt werden würden. Die Majorität der Cortes is dem jeßigen Ministerium abgeneigt.

Im Schazte is völlige Ebbe, und alle Ausgaben, der Sold der Armee und der Marine, bleiben im Rückstande. Ein Schiff von 74 Kanonen, welhes zum Schuße der portugiesischen Jnteressen nah Rio Janeiro abgehen sollte, konnte wegen Mangels an den nöthigen Geldmitteln nicht abfahren; der Handelsstand von Lissabon mußte ns Mittel treten, um die Abfahrt möglih zu machen.

SUrkei Konstantinove! 20M (A 3) De Kommission, welche bestimmt is, die türkish-persishe Gränz - Regu- lirungs - Angelegenheit vollends ius Reine zu bringen, wird sich an die Ufer des Schat - el - Arab begeben, denn dort ists, wo noch meh= rere streitige Punkte zu berichtigen sind. So liegt am Zusammen- fluß des aus Persien kommenden Flusses Kiarun und des Schat=-el= Arab, des vereinigten Stroms des Euphrat und Tigris, die persische befestigte Stadt Mohamra, welche die beiden dort zusammenmünden- den Flüsse beherrscht. Auf den Besiß dieses Plaßes macht die Pforte Anspruch aus dem Grunde, weil sons Persien, bliebe es im Besitze desselben. im Stande wäre, der Schifffahrt auf dem Sat - el- Arab jeden Augenblick Hindernisse in den Weg zu legen. Die Pforte will, kein fremder Staat soll die freie Fahrt auf diesen Flüssen hem-

Znsurgenten finden sollte, Ueberhaupt erklärte er, seine Pflicht thun

4 » N M ! ¿ g , aw 2 p C.) E

zu wollen, ohne Rücksiht auf die Skörung, die sein Benehmen in H T A A Man T LIPE Q ¿ & E

den dipiomatishen Verhältnissen Neapels mit anderen Höfen hervor-=

bringen könnte.

men fönnen,

Königliche Schauspiele.

Montag, 15, Jan. Jm Schauspielhause. 9te Abonnements- Vorstellung : Prinz Friedrich von Homburg, Schauspiel in 5 Abth, von H. von Kleist. Anfang halb 7 Uhr.

Dienstag, 16, Jan. Jm Opernhause. 9te Abonnements-Vor= stellung. Das Diamantkreuz, Oper in 3 Abth., Musik von S. Sa- loman. Tanz von Hoguet. Anfang halb 7 Uhr,

Donnerstag, 18, Jan. Jm Opernhause. Mit Allerhöchster Ge=- nehmigung. Zum Abscbieds - Benefiz des Herrn Bader. (Neu ein= studirt.) Richard Löwenherz, Singspiel 3 Abth, Musik von Gre= try, (Herr Bader wird in der Rolle des Blondel zum letßtenmale auftreten.) Hierauf: Neues Divertissement aus dem Ba 1 Va Fiorita‘“’, von Paul Taglioni, La Palermitana, ausgeführt von Frl, Marie Taglioni.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen ver- fauft : i

Ein Billet im Parquet, zur Tribüne und in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr., ein Billet in den Logen des ersten Ranges, im ersten Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr, 10 Sgr., ein Billet im Parterre, in den Logen des dritten Ranges und im Balkon daselbst 20 Sgr., ein Billet im Amphitheater 10 Sgr., ein Billet zur Fremden-Loge 2 Rthlr. |

Der Billet - Verkauf zu dieser Vorstellung findet von Dienstag, den 16ten d. M., an auf dem Kassenflure des Königlichen Opern- hauses und Abends an der Kasse am Tage der Aufführung statt. Die Inhaber von abonnirten und reservirten Pläßen werden ersucht, bis Montag, den 15ten, Mittags 2 Uhr, an Herrn Bader, Mark=- grafen-Straße Nr. 66, 2 Treppen, erklären zu lassen, ob sie ihre Pläße behalten wollen, Die bei Herrn Bader eingegangenen Mel= dungen sollen, so weit als der Raum es gestattet, berüdsichtigt wer= den, und wird ersucht, diese bestellten Billets bei demselben abholen zu lassen. :

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Königsstädtisches Theater.

Montag, 15. Jan. Die Töchter Lucifer’s. Großes phanta- stishes Zauberspiel mit Gesang in 5 Abtheil. (12 Tableaux), von W. Friedrih. Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann. (Decorationen und Kostüme neu. Die Maschinerieen sind vom Theatermeister Herrn Brandt. (Die Decorationen im ersten Aft : der Speisesaal des Lucifer im zweiten Akt: eine Mansardez eine Blumengegend im dritten Akt: Hütte mit Felsengegend; das Land der Shhlaraffen im vierten Akt: ein Wettrennen im fünften Akt: Lucifer’)s Boudoir; Landschaft mit dem Quell der Jugend sind vom Decorationsmaler Herrn Shwedler.) (Mit neuen scenischen Auss{hmückungen und Couplets.)

Dienstag, 16. Jan. Die Töchter Lucifer's.

Mittwoch, 17. Jan. (FJtalienishe Opern-Vorstellung.) L’Elisù

d’amore,. (Der Liebestrank.) Komische Oper in 2 Akten. Musik von

Donizetti. (Nemorino: Sgr. Laboceta.)

S Verliu, 13, Jan. Noch immer bleibt die Stimmung an un- serer Börse flau, und ¡die meisten Tage in der abgelaufenen Woche lieferten den ganz unzweifelhaften Beweis, daß die Ünternehmungslust noch eben so beschränkt is, als sie es seit langer Zeit war, daß das Vertrauen nicht in dem erforderlichen Maße hergestellt und die Be- wegung der Vergangenheit noch zu scharf eingeprägt is, als daß \ie nicht in diesem Augenblicke, wo die Wahlen ‘in vollem Gange sind neue BVejorgnisse erregen sollte, Wenn wir auch von einem direk- ten Einfluß auf die Bewegung der Course niht \prehen wollen, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß der jeßige politische Kampf

in unseren inneren Urgelegenheiten allen unseren Spekulanten eine gewisse Vorsichz anempsichlt, die auf den Gang des Geschäfts läh- mend einwirkt und dadurch schon einen Druck auf die Course aus- übt, Andererseits wird der Boden der Speculation durch Emitti- rung neuer 5proz. Obligationen sehr gelockert, und diejenigen Effek- ten, deren Ertrag von der Rentabilität abhängig bleibt, werden na= türlih in den Hintergrund gedrängt. Sie werden bei neuen Geld- Anlagen niht nur ganz vernachlässigt, sondern auch zum Umtausch an den Markt gebraht. Daß unter diesen Un:ständen die Emission der oproz. Stadt - Obligationen, welche, unter Pari an die Börse

S Auswärtige Börsen.

__ Breslau, 13. Jan. Holl, und Kaiserl. Dukaten 964 Br. e5riedrihsd'’or 1135 Gld. Louisd’or 1125 Gld. Poln. Papiergeld 93% Br, Oesterreichische Banknoten 90% a 5 bez. Staats - Shuld- ¡cheine 78% Gld. Sechandlungs = Prämien- Scheine a 50 Kthlr. 96 Br. Posener Pfandbriefe A4proz. 95% bez., do. 34 proz. 805 bis 81 bez. und Gld., Schles. Pfandbriefe 3Fproz. 90:4 Br., do. Lit. B, 4proz, 9272 Br., do. 34proz. 82% Br.

Polnische Pfandbriefe alte 4 proz. 914 Gld., do. neue 4proz. 4 Old., do. Partialloose a 300 Fl, 99 Br., do. a 509 Fl, 73 . Russisch - polnische Schaß - Obligationen a 4 pCt. 70 Br.

Actien, DbersWles, Litt. A. 935 Glbd., do. Litt, B, 93% Gld. Breslau -Schweidn. - Freib. 87 Br. Niederschl. - Märk. 71 Br,, do. Prior, 975 Gld,, do. Ser, III, 945 Br, Oft - Rhein. eis = A «N - Shhles. (Dresd. - Görliß) 76 Br. Vtetsle - Brieg 37 Br. Krakau - O ls Friedri - Wil= delms-Norbbahn 36% A e

Wecsel=- è Amsterdam 2 M. 1422 Bio. O Hamburg a Vista 1504 Gld. do. 2 M. 1495 Gld. London 1 L, Sterling 3 M. 6.25 Gld Berlin a Vista 99% Gld. i _do. 2 M, 99% Gld.

P, Wien, 11. Jan. Met. 5proz, 84%, 4, 85. A4pyroz, 695 bis 4 {, 24proz, 445 44%. Anl, 34: 148 1484. 39: 88 882. Nor x 15 101%, GOloggn. 97% E Mail 67% 682 E 67% 67%. Pesth 67 671, B. A. 41087 1090. Wechsel. Amst, 157, Augsburg u. Frankf, 1122,

g Sond. 14 „20. Paris 133%, K, K Gold 1164, ad

Fonds und Loose etroas höher als ae B

Fremde Devisen anes r T N data Leipzig, 12. Jan, L, Dr. Part, O Ls

B. A 441ck7 Dr, Leivz, Dr, E. d s: 1E Ade

Bayer. 784 Br., 77% Gld. 7.

90 Br

166.

973 G Flp

Sächs. Schles. 753 Br. Chemnegk

Riesa 26 Br. Magd. Leipzig 168 Bs ae N R Lede

Br., 784 Gld. Altona-Kiel 20 Br, Deß, B. A. 102 Br, ‘1012

Gld, Preuß. B. A, 925 Br., 92 Gld. L s Die Post vom 13ten fehlt.

Frankfurt a. M., 11. Jan, Von Fonds waren an heu- tiger Börse nur allein bie hadischen, kurhessishen u. österr. Loose und franff. Oblig. mehr in Nachfrage unh man bot dafür etwas bessere

T pon pg pa f Ccrtiiner Börse.

gebraht, viel Käufer anlockten und so auf den Stand aller zinstra- genden Obligationen nachtheilig wirken mußte, war vorauszusehen. Hierbei is noch der Umstand beachtenswerth , daß diese Effekten aus= \{hließlich an unserem Ort. zirkuliren werden unv deshalb nicht \o leiht vergriffen sein könnén, als z. B. neue sproz. Anleihe, die bereits in Leipzig, Hamburg, in Frankfurt a. M. und in allen unse- ren Provinzen vertheilt sind, Wenn nun auch deren Cours von 101: bis 100 % zurüdging, \o erholten sie sh in Folge mehrseitiger aus- wärtigen Kaufordres sehr bald wieder und bleiben heute 101 % bez. Iproz. Stadt-Obligationen sind indeß niht minder beliebt und erreich- | ten den Cours von 98 %, wozu ansehnliche Posten genommen wur= | den, Unsere Staats-Schuldsheine s{wanken je nah Bedürfniß und | Angebot, und wichen unter diesem Einfluß bis 785, stiegen aber heute bis 794 %, wozu Geld blieb. Preuß. Bank-Antheile erfuhren, einiger ansehnlicher Verkäufe wegen, einen ziemlih beträchtlihen Rückgang, sie wichen von 94; a 91% %, schließen aber heute 92% % bezahlt | und Geld.

Eisenbahn-Actien blieben meistentheils weichend, und besserte ch deren Cours erft seit gestern wieder etwas. Besonders gedrüct wur- den Berlin-Anh lter, die a 77% % verkauft wurden, heute aber wie-

Course, als gestern. F. W. Nordbahn hielten sich um 4 billiger of- | ferirt. Alle übrigen Gattungen der Fonds u. Eisenbahn = Actien er- | litten feine Veränderung. Das Geschäft war im Allgemeinen sehr | wenig belebt, Nach der Börse ohne Bewegung. | Oro, Mel, 745, 747 Bank - Actien 1487, 1182, Baden 00 L S 10, 4194, 50, 309 Sl C 205. 201 OQDessen 26, 202. Sard. 245. 245. Darmft, 50 Fl. L. 65%. 653, do. 25 Fl. L, 214. 21%. Span. OPTOL, L937. L107, Poln, Z00 Nl, L 98% O, do, 500 öl. L. 73, 724. Griedr. Wilh. Nordbahn 37%. 374. Bexbach 673. 0/4 Köln-Minden 80, 794,

_ Frankfurt a. M., 12. Jan. Das Geschäft an heutiger Börse war von einigem Belang. 3proz. Spanier, darmst. und sard. Loose, alle holländischen und österreihishen Gattungen hielten \ich mehr begehrt und steigend. Friedr. Wilh, Nordbahn, Bexbacher und Köln-Mindener Actien gingen auf die niedrige Notirung von Berliu im Cours zurück. Alle übrigen Fonds behaupteten sich auf ihrer Höhe von gestern.

5proz. Met, 74%. 74%. Bank-Actien 1195, 1188. Fl. L, 465 - 455, do. 35 Fl. L, 264 . 264. 294 + 29, Darmfst. 50 Fl. L. 665 . 655, “e wam I Er A 300 Fl. L, 99 G. do. 500 Fl. L. 73. 72%. Griedr. Wilh. Nordbahn 37. 365. exbah 678. 671. Köln-Minden 791 79, ) E

Samburg, 12. Jan. 33proz. p, C. 785 Br., 785 G. E. R. 99% Br., 994 G. Dän. 65 B Ca G. Ardoins 91 Br, 9 G. 3proz. 18% Br,, 185 G, Hamb. - Berl. 615 Br., 695 G. Berge- dorf 68 Br. Altona - Kiel 89 Br., 885 G. Gl. Elmsh. 25 Br. Rendsb. Neum. 90 Br. Medcklenburg 354 Br., 35 G.

Wechsel, Paris 1875. Petersb. 33%. London 13.9. Am- sterdam 35 , 60. Frankf. 88%. Wien 1685. Bresl, 152%. Louis=-

d'or 411.8,

Im Wedchselgeshäft wenig Umsaß. London Brief u. Geld. Amsterdam Geld, Parïis fehlt. Frankfurt zu lassen. Wien Einiges gekauft, Das Geld sehr reihlich. Fonds und Eisenbahn-Actien bei

geringem Umsaß fest.

Amsterdam, 11. Jan. Ju holl. Fonds war heute weni Ns und Veränderung. Span. und port. etwas terer, w s. unverändert, Oesterr. wiederum gesuchter, Von südamerikan.

aren Peru mehr angeboten. Peru 352, 4- gr Int. 49 7, 4, 3proz. neue 594. Span. Ardoins, gr. x &+ Coupons 62, Russen alte 101. Aproz. 81. Stiegl,

0%, Oest. Met, 5proz. 72%, , 2xproz, 384, %&, Bras. 78,

Baden 50 Hessen 26 . 25%. Sard. 00 20 B L 2. 215,

der 78% G. {lossen Berlin - Stettiner 90 a 884 % bez., heute 894 G. Potsdam-Magdeburger von 624 a 6045 %, Halle-Thürin- ger von 51 bis 50 a 4 %. Berlin-Hamburger von- 625 a 605 bez. Oberschles. Actien versprechen eine überaus günstige, vielleiht von allen Eisenbahn - Actien die beste Dividende zu geben; man bezahlte bereits 23; Rthlr. für den Dividenden - Coupon, so daß mit Hinzu- rechnung der Jahreszinsen von 37 % sich ein Ertrag ‘von 64 % her- ausstellen wird. Wenn der Cours der Actien sich dennoch in dem Verhältniß nicht bessert, so hat dics seinen Grund in der Vermeh- rung des Stamm = Actien = Kapitals, deren Obligationen nicht eher zum Verkauf kommen, sondern so lange deponirt sind, bis der Pari - Cours dafür zu erreichen is. Niederschl. - Märkische sind von 72% bis 70% % gewichen, bleiben heute 745 Gld., Stargard - Posen von 72% a 70 % verkauft , blieben 705 Gld., Köln-Minden von 80 à (S7 UND, 78% Der, (N OIO.

In fremden Fonds war der Umsaß nicht sonderlih belebt, in- deß zeigten deren Notirungen große Festigkeit und bewiesen bis jeßt wenigstens, daß sich nirgends gegründete Besorgnisse für die Störung des Weltfciedens kund geben. :

987 G Peters

Wechsel. London 2 M, 14. burg 182 G. Lcüte Courfe vom

Met. 59703. 725

Paris 564 G. Wien 315 Br. Frankf,

o O, Le 12 Qambura 342 L0ten E

25proz. 38 e «

10 Ad, ar. Pieceit 10%.

ati

Markt - Verichte.

Stettin, 13. Jan. Es is heute bei stärkerem Winde wieder etwas fâlter als gestern.

Getraide. Jn unserem gestrigen Wochenbericht is durch einen Druckfehler der Preis von 50 Wspl. 90pfd. weißb. poli. Weizen mit 57%, statt mit 545 Rthlr. angegeben. Heute ging in Weizen nichts umz die in Folge -der seit Neujahr eingetretenen Veränderung des Fahrplans der Eisenbahn wieder erst nah der Börse ausgegebenen Briefe vom londoner Mittwohs-Marft lauten durchaus flau, und es läßt sch annehmen, daß man auch hier von den zu hohen Forderun= gen zurückfommen wird.

Roggen in loco 84 85pfd, 264 Rthlr. bez. u. Br., pr. Früh= sahr 82pfd. 29 Rthlr. bez. , Br. u. Gld., 86pfd. 30 29% Rthlr. gefordert, 295 Rthlr, bez.

Kleine Kocherbsen 31 Rthlr. gefordert, 30 Rthlr. bez.

Rüböl in loco inkl. Faß 13% Rthlr., ohne Faß 12% RNthlr., pr. Januar / Februar 124 Rthlr., Febr. /März 12% Rthlr.,, März /April 12% Rthlr. bez., April /Mai 12 Rthlr. Br. j

Spiritus aus erster Hand zur Stelle 23% a 234 %, aus zweiter Hand ohne Faß 23% % bez., pr. Früh]. 214 % bezahlt.

Zink pr. Frühjahr 45 Rthlr. bez.

Breslau, 13. Jan. Weizen, weißer 52, 57, 61 Sgr., gelber 50, 54, 59 Sgr. 60 Wspl. gelber Weizen per Frühjahr ab= geladen 90 pfd. a 53% Rthlr. frco. Stettin verkauft.

Ha 343, 32, 30 Sgr.

Gerste 21, 23, 25 Sgr.

Hafer 144, 15%, 17 Sgr.

Kleesaat unverändert.

Spiritus 65 Kthlr. bezahlt,

Rüböl 4145 Rthlr. Gld.

Zink 500 Ctr. loco a 4 Rthlr, 13 Sgr. begeben.

Die Preise am Markte behaupteten sich auch heute, obgleih das Geschäft niht von Belang war.

Druck und Verlag der Dekerschen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei, Beilage

Beilage zum Preußischen Staats-

Deutschland.

Bundes-Angelegenheiten. Frankf urt a. M, Verhandlungen der verfassunggebenden Reichs-Versammlung.

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Wr N E L O E G L T F AREO bes 2E L I P E E

mtlicher Theil.

Sundes- Angelegenheiten.

Frankfurt a. M., 9. Jan. (D. Z.) 149se Sihung der verfassunggebenden Reihs-Versammlung. Tagesordnung:

1) Berathung des Berichts über das ministerielle Programm, „die österreichische Frage“ betreffend. Í 2) Ergänzungswahl in den Central-Legitimations-Ausshuß.

Die Sibung wird um 95 Uhr und in der Paulskirche eröffnet. Den Vorsitz übernimmt Präsident Cduard Simson. Die Rükehr ín die gewohnten stattlichen Räume der Versammlung und die Wichtigkeit des Ge= genstandes, über welchen die Verathung am heutigen Tage beginnt, haben die deu Zuhörern vorbehaltenen Logen und Gallerieen in Zei

O

ten zahlrei gefüllt, Ausgetreten sind aus der National - Versamm- lung die Herren Joseph aus Sachsen und der preußische Gesandte für England, Herr Bunsen, gewählt in Schleswig = Holstein. An die Stelle des Herrn von Wabhdorf aus Sachsen tritt dessen Stellvertreter Eli Evans, Jn Bremen hat eine von Frauen und Jungfrauen veranstaltete Lotteric mehr als 5000 Fl. für die Flotte eingetragen, (Lebhastes Bravo.) Der Bevollmächtigte sür Dester= rei, Herr von Schmerling, überreicht im Namen seiner Re= gierung die sehszehnte Lieferung der statistischen Tabellen für De= sterreih. j j :

Herr Ludwig Simon von Trier trägt cine Anrufung an das Reichsministerium der Justiz vor, des Juhalts, daß in Preußen die Preßfreibeit aufgeboben, die Censur wieder eingeführt sei na= mentlich au in Erfurt -— was in Erwägung, baß das Parlament und die Centralgewalt dem preußischen Volke seine Freiheiten aus- drüdcklih gewährleistet habe, das Reichsministerium der Justiz zu thun geneigt sci, die Beseitigung der preußischen Ausnahms? - Maßregein zu bewirken? 4

Eine Anrufung des Abgeordneten Herrn Ziegert an dasselbe Ministerium bringt die unerledigten Forderungen der Staatsgläubiger es chemaligen Königreichs Westfalen wieder zur Anregung.

Herr Rödinger berichtet für den Petitions - Äusschuß über mebrere Einläufe an die Natioual- Versammlung. Herr Michelsen fir den Geseßgebungs-Aus\huß über einen Antrag Jucho's, die Voll= ziehung der Civilehe betreffend. Endlich verfügt der Präsident die Cinforderung der Wahlzettel zur Ergänzung des Central - Legitima= tions - Ausschusses. is /

Zu den Mehrheits- und Minderheits - Anträgen des bsterreihi- hen Ausschusses, desen Bericht über das Ministerial - Programm hierauf der Berathung unterbreitet wird, is eine lange Reihe von Verbesserungs - Anträgen gestellt. Zuerst einer von Edel, von Würth und Genossen, das Reichsministerium zu ermähtigen , zur Beseitigung der Schwier*gkeiten , welche der Ausdehnung der deut=- {en Verfassung auf die deutsh-österreihishen Lande entgegenstehen, und zur Anbai- uung einer Union au mit den außerdeutschen Pro- vinzen des Kaiserstaats, die geeigneten Maßregeln zu ergreifen. Unter den Unterstüßenden diescs Antrags is Karl Welcker, Sodann ein Antrag von Reh aus Darmstadt (auf neun Erwägungen be- rubend) 1) daß sich die National - Versammlung im Allgemeinen mit der Note des Reichsministeriums vom 5. Januar einverstanden er- llárez 2) daß sie der dort ausgesprochenen Zurüdweitsung dee Ver= einbarungs = Prinzips durchaus beipflihte; 3) das Reichöministerium ermächtige, „zu geeigneter Zeit und 11 geeigneter Weise“ mit der österreichischen Regierung in Verhandlung zu treten,

Drittens stellt Herr von Linde einen eventuellen Zusaßantrag zu dem Minderheitserachten des Ausschusses. i

Herrn von Lassaulx's Antrag beginnt mit der Erwägung : „daß es verständigen Männern nicht zieme, die Wege der Thoren zu gehen, die da meinen, daß die wirklichen Dinge si nach ihrer Meinung zu richten hätten“, und er verlangt, das Reichsministerium zu verpslihten, wie mit allen deuts{hen Regierungen, so namentlich auch mit der ersten derselben, der Kaiserl. ósterreihis{chen, das innige Einverständniß herbeizuführen, welches zur gedcihlichen Vollendung der Verfassung unerläßlich sei. Hat schon die Einleitung des Las= faulx’{chen Antrags zu allerlei Unwillensäußerungen Veranlassung

gegeben, so will ihn Jordan von Berlin sogar an den sogenannten Frechbeitêausshuß verwiesen sehen, ; :

Ein fünfter Verbesserungsantrag rührt von Ahrens und Ge-

nossen her.

s Im Ganzen haben sh 94 Redner für den zu behandelnden Ge- genstand aufzeihnen lassen. Zum Theil snd cs dieselben Sprecher, die man auch in anderen Fragen häufig auf der Tribüne erblickt, zum Theil aber auch ganz neue Namen. Es scheint, als solle feine parlamentarische Kraft im Hause übrig bleiben, die ih nicht bei die- sem Streite zu bethätigen fut.

Der Berichterstatter der Mehrheit des i A nedey, eröffnet die Debatte mit dem Spruche: Gott mil 2 cutshe land! Um die Theilung des Vaterlandes handele es sich. Man sage, die Trennung geschehe nur, um sich desto slherer zu vereini= gen. Aber Völker, die sich einmal getrennt, kämen nimmer wirder zusammen. Em preußisches Kaiserthum sei vielmehr des Pudels Kern. Einmal ein Niß gesprengt zwischen Deutschland , werde stch die Kluft nur erweitern, niht wieder schließen lasen und ein Un geheures Gewicht auf dem Manue lasten, der dieje rage zur Ka- binetsfrage mache. Denn er werde die deutsche Zukunft zu verant-= worten haben. 5 j

Dieser Maun, der Reichsminister Heinrih von Gagern, besteigt unmittelbar darauf die Tribüne, und mit demsclben Spruhe, den Herr Venedey für st|ch angeführt. Feierlihze Stille. Herr von Gagern wiederholt den Zuhalt seiner Vorlagen, die er an die Ver= sammlung und an den österreichischen Aus\huß gerihtet, Daun wendet er fich an die Erachten, welche der Aus\chuß gestellt hat, und erklärt, daß das Reichsministerium den Antrag der Mehrheit niht annehmen könne, den Antrag der Minderheit dagegen zu dem seinigen mae, Die Revolution, welche diese Versammlung in die Paulskirche gecufen, is hauptsächlih hervorgegangen aus dem Gefühle der Nation, daß sie die Rolle unter den Völkern Eurovya?s nicht spiele, die ihr gebühre, Dies Gefühl habe sich ganz natürlih in den

V

Ausschusses, Herr Ve-

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fleineren Staaten am lebhaftesten zeltend gemaht, am wenigsten | in Oesterreih. Wie es nun aber zu bewirken sei, zu einer einheit= tihen Machtgestaltung zu gelangen, ohne die ganze alte Ordnung über den Haufen zu werfen, das war die Aufgabe des Nachdenkens der besten Freunde des Vaterlandes. Sehr bald sprach sich dies Be- streben in dem Saße aus, daß an die Stelle bes Staatenbundes ein Bundesstaat treten solle. Es ist in dem Lassaulxschen Antrage ge= sagt worden, man solle über Schulbegriffe nicht streiten, Jch thue das auch nicht; ich werde sogleih sagen, wie ih den Bundesstaat verstehe. Nennen Sie die künftige Verfassung Deutschlands wie Sie wollen, das Bedürfniß ist, daß es eine Gesammtregierung habe eine Gesammt- regierung, die sich auf den Willen der Nation stüßt, wie er sich in der Vertretung der Nation ausspriht, Eine solhe Regierung und Vertretung im Geiste der Nation durh die Verfassung zu schaf fen, darin habe ih unsere Aufgabe erkannt. Ueber die Schwierigkei- ten, welche diese Einheit finden würde, und über die große Reihe vön Arbeiten, die uns auch jenseit der Verfassung bleibt, habe ih mich nie getäuscht. Was Oesterreich betrift, so gab es seine sogenannten deut- \chen Vorlande beim wiener Kongresse auf, und seine Politik richtete sich wesentlih auf die Donauländer und gegen den Osteu, Den Preu- ßen wird dagegen ihr Streben nah der Hegemonie Deutschlands zum Vorwurfe gemaht. Jm Gegentheil , das spezifishe Nationalgefühl Preußens widerstrebt eher dem engsten Anschlusse an Deutschland, als daß es ihn sucht, doh hofft der Redner von der Einsicht und Vater=- landsliebe auch dieser Partci eine Umwandlung zum größeren Sinne, (Bravo!) Aber nicht auf eine preußische Hegemonie steuere er hin, sondern auf eine starke deutsche Regierung. Wer bei ihm persönliche Verbindungen, wer Verpflichtungen vorausseße anderer Art, als gegen das große deutsche Vaterland, der thue ihm Unrecht. (Das glaubt Niemand! Zuruf auch von der Linken : Niemand!) Jch beharre nicht auf einer vorgefaßten Mei- nung über Oesterreih. Jh werde mich gern als überwunden erklä ren, wenn man mir beweist: Oesterreich könne 40 einer deutschen Gesammtregierung unterwerfen, die Desterreih nit selbst, nit aus- chließlih is, (BVewegung.) Nicht also, daß ih Oesterreich aus- {eiden wollte aus der deutschen Verfassung aber ih glaube in der That, es wird sich nicht anschließen. Daher sind alle die Vor=- würfe fals, die von Abtrennung und Ausstoßung sprehen. Denn selbst weun es unserer Verfassung beizutreten sich weigerte, bin ih weit entfernt, Oesterreich aus unserem Bunde zu lassen, von dem das Maß des alten Verhältnisses das Minimum ist, Sollen die Central= gewalt und deren Ministerium die Pflichten ersüllen, die sie übernom- men haben, namentlich was die Vertretung nah außen anlangt, so müssen wir auch die Mittel dazu besißen, Die Vorhut gegen Osten steht vorzugsweise bei Oesterreich, daher sind vor Allem flare Verhältnisse und Beziehungen auch in dieser Richtung nöthig. Nachdem dann Gagern das Programm von Kremsier, welches durch die nachfolgende Erklärung nur wenig modifizirt sei, als die Grund- lage seiner Ueberzeugung hingestellt, spriht er das Vertrauen aus, der Bevollmächtigte für Oesterreih, der ehemalige Mitarbeiter an dem deutschen Werke, Herr von Schmerling, werde ihm auch ein treuer Mitarbeiter zur Anbahnung einer Vereinigung mit Oesterreich werden, die das deutshe Verfassungswerk nicht aufhalte, sondern es fördere. „Auf den Grund beschränkter Autorisation kann ih die Pflicht niht übernehmen, das Verhältniß der Centralgewalt und das Verhältniß Deutschlands zu Oesterreih vorzubereiten, Daß hier nichts vergeben werden soll, versteht sch von selbst. Ueber die lebten Fragen dicses Verhältnisses hat die National-Versammlung unmittel- bar zu entscheiden, und ih werde gewissenhaft in den Shranken mei- ner Befugnisse bleiben. Wenn Sie mi dann fragen, was ih, wenn die Autorisation dem Ministerium ertheilt würde, thun wolle, so ist es zunächst das, daß ih die Unterhandlung anknüpfe über diejenigen streitigen Gegenstände zwischen den Befugnissen der Centralgewalt und den Hindernissen Oesterreichs, seinen Verpflichtungen in Bezug auf diese Befugnisse zu entsprechen. Ih werde mich weiter bemü-

Anzeiger.

hen, in Oesterreih das wahre Verständniß herzustellen über den Sinn, in welhem dic National - Versammlung ihre Beschlüffe über das Verfassungswerk faßt, damit man nicht glaube, es geschähe in einem feindlih abstoßenden Sinne, während uns Ale nur ein Sinn hier belebt, der des brüderlichsten Ge- fühles aller Deutschen , die sch nit trennen wollen, sondern die uur die Unmöglichkeit vorerst noch vorsehen , sth 19: eng an einander zu schließen, wie es für einen großen und den größeren Theil Deutschlands zum Bedüifunisse geworden is, und wie wir dieses Bedürfniß niht erfüllen fönnen, meines Erachtens, wenn nit vorher das Verhältniß Oesterreichs zu Deutschland klar gestellt is, Endlich werde ih, je nahdem der Fortschritt des Verfassungs= werkes hier stattfindet, zu dem eigentlihen Verständnisse über die Lage Oesterreichs zu Deutschland zu kommen suhen. Jn diesem Sinne habe 14 die Aufgabe der Centralgewalt zu seiner Regie- rung aufgefaßt, in diesem Sinne wünsche ih, daß Sie sie auf- fassen möchten und mir die erbetene Ermächtigung ertheilen. Jcl fann aver diesen Plaß nicht verlassen, ohne uoch einmal Sie zu erinnern, von welchen wichtigsten Fragen es hier sich handelt, die in einem fast unscheinbaren Juhalte der Vorlage des Ministe- riums zusammentcesfen. Es is mein tiesstes Gefühl, daß es si um das Schickfsal des Vaterlandes handelt. Jh leugne nit, ih möchte alle Glieder umspannen in einem Verfassungswerke inter einer Regierung. Aber die Möglichkeit dazu sche ih jeßt nichk, darum aber glaube ich cin Freund meines Vaterlandes zu sein, weun ih Jhnen vorschlage, wenn ih Sie bitte, ins Auge zu fassen , das Mögliche erreichen zu wollen. (Allgemeiner, anhaltender Beifall aus der Mitte und von der rechten Seite des Hauses, Zischen links.)

Nach den klaren Auseinanderseßungen Gagern?s und nach den nachdrüclihen Mahnungen , die von einer \o bedeutenden Persön- lifeit unterstüßt werden, würde es auh einem stärkeren Redner als Herrn Arneth von Wien {wer fallen, für die gegentheilige Meinung cinige Aufmerksamkeit zu erlangen. Er führt den Zwie= \yalt zwishen Oesterreih und Deutschland darauf zurück, daß sich das leßtere niht begnügt habe, einen Bundesstaat zu begründen, daß es eineu Einheitsstaat herzustellen strebe. Die §§. 2 und 3 der Verfas fung seien eine Unmöglihkeit für Desterreich und eine Verhandlung darüber ganz unmögli, ja gar nicht denkbar. (Hört!) Nachdem Herr Arneth dies der Rechten hingeworfen, verleßt er die Linke dur die Hinweisung auf das stegreiche österreichische Heer , welches, wenn man etwa Zwang und Gewalt im Sinne habe, den zweiten Versuch eines Bürgerkrieges zurüickweisen werde, wie den ersten kürz- lich in Wien gescheiterten. Indessen gehört Arneth doch nicht zu de- nen, die, weil sie zunächst auf der unmittelbaren Vereinigung Oester= reihs mit Deutschland selbst um den Preis der Vereinbarung beste- hen, deshalb eine Union im erweiterten Verhältniß verwerfen. Jm Gegentheil hält er es dann für seine heiligste Aufgabe, zu einem brüderlich innigen Bündnisse des vereinigten Deutschlands mit Oester=-

reich beizutragen. (Bravo!) L Steg In daß das Haus den

Montag d. 15. Januar-

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Wetterwölkhen in Schuß genommen habe. j | den vor 1 sißenden Staatssetretair (Herrn Bassermann ) die Frage, ob er niht ebenfalls eine ähnlihe Reue empfinde. Der la- henden Miene, mit der der Gefragte antwortet, stimmt die Ver- sammlung mit lauter Heiterkeit bei. Herr Ziegert ijt der Meinung, Oesterreih hätte wohl an Deutschiand gekittet werden können, hätte man nicht die Gelegenheiten dazu vorübergehen lassen, Eine solche Geleg-uheit, wenn wir den Redner recht verstehen denn es wird sehr unruhig während seines Vortrags sei auch Blum's Hinrichtung gewesen, Jm Ganzen erklärt sich die freilih verworrene Schlußfolgerung für das Minderheits-Erachten. A e Die hobe Stimme, die hierauf einfällt, um das Ministerial Programm zu bekämpfen, gehört Herrn Wagner aus Stcyer. Er bittet dringend, das schwierigere Werk, die Verfassung mit Oester= reih zu errihten, nit aufzugeben, um der leihteren Hoffnung wil- len: zu Stande zu kommen ohne Oesterreih, Das deutsche Volk dürfe keines seiner Rechte aufopfern, es dürfe die Bande niht lodern, die Ocsterreih für immer mit Deutschland verknüpften. Jordan von Berlin: Deutschland ist ein blühender fruhttra- gender Baum, am Rheine wurzelnd und aufstrebend mit dop- pelter Krone auf doppeltem Stamme. Ein jeder dieser Wipfel ist stark genug, sh selbst anzugehören. Dennoch muthet man dem einen zu, s{ch an das Verfassungsspalier des anderen hinden zu lassen. Der Redner verbreitet sich dann ausführlih über die geschichtlichen Verhältnisse Oesterreichs, über seine Lage und natürliche Bestimmung. Die Unruhe der Versammlung wächst jedoch so sehr von der linken Seite des Hauses her, daß Herr Jordan dem Prä- sidenten selber kaum noch verständlich bleibt. Nur unter wiederholten Unterbrehungen und Pausen sind wir im Stande, an einzelnen zu- sammenhängenden Säßen mit unserem Gehöre anzuknüpfen. Der Redner zeigt, daß es Oesterreich niht einmal Ernst sei auch nur mit der Erfüllung der zugesagten Bundespflichten. Aber nicht diese Un= terlassung wolle er Oesterreih vorwerfen nur ein JFdealist könne von ihm cine Unterordnung unter Deutschland erwarten sondern nur den Mangel an Muth zu einer aufrichtigen Erklärung. Auch der Schluß des Vortrags erstickt unter dem Geräusche ter Versammlung, die dur kein Mittel zur Aufmerksamkeit oder auch nur zu einem ru- higen Verhalten zurüc{zuführen ilt. _Plöblich stellt sich ein tiefes Schweigen im Hause ein. Der jeßige Bevollmächtigte Oesterreichs bei der Centralgewalt besteigt die Tribüne. s! von Schmerling: Der deutshe Mann, der an der Spihe des Ministeriums steht, und den ih mit Stolz meinen Freund nenne, hat

Er richtet sogar an

dd ein wahres Wort gesprochen, als er sagte, es sei ein anderes Selbst- gefühl, womit der Angehörige eines großen Staats als der eines kleinen auf scine Sondergeschihte blie. Jh kenne diesen Stolz, denn ih bin ein Oesterreicher. Die Auszeihnungen aber, die mir in Wien zu Theil geworden, galten meiner Wirksamkeit als Reichsmini- ster, meinen Bemühungen für die deutshe Sae, indem ih die Ord- nung wieder herstellte in Baden, in Thüringen und hier in Frankfurt selbst diese Versammlung vor einem Ueberfall von Meuchelmördern \hübßte. (Hoho! von der Linken. Unterbrehung , in Folge deren Herr Eisenmann zur Ordnung gerufen wird.) Jch wiederhole, daß ich stolz darauf bin , ein Oesterreicher zu sein, Machen Sie, daß Sie ein einiges Deutschland herstellen, und dann erst werden Sie eine Geschichte haben. Bis jeßt hat Deatshland keine Geschichte. ( Neue Unterbrechung. Das ist frech!) Sie haben eine preu- ßishe, bayerische, eine württembergische Geschichte keine deutsche. Die Zeit , wo Deutschland ein Einheitsstaat war , liegt în zu wei- ter Ferne. (Stimme von der Linken: Die Geschichte der deutschen Eiuheit hörte auf, als die der habsburgischen Kaiser begann.) Man bat die Frage verneint, daß Oesterreih und Deutschland in engster Vereinigung zusammengehen könnten. Man hat alle alten Sünden aufgezählt, die Oesterreih an der deutschen Sache begangen haben soll, Jch will die Vergangenheit niht in Schuß nehmen. Aber niht Oesterreich allein trifft der Vorwurf, seine dynastishen Jnteressen über das allgemeine Wohl gestellt zu haben. Er trifft alle größeren Staaten Deutschlands. Der Redner sucht diese Behauptung dur einen geshihtlihen Ueberblick zu belegen, wobei er nur vergißt, daß unter allen deutshen Staaten keiner eine so unmittelbare Pflicht zur Erhaltung des Reiches hatte, als der Staat, bei dem die Kaiserkrone gewesen, als der jedesmalige „beständige Mehrer des Reichs.“ Jch habe der Vergangenheit nur gedacht, um, wenn man meinem engeren Vaterlande ausschließlich die Schuld unerträgliher Zu- stände zuschreibt, Verwahrung einzulegen. Jh habe die bei wei= tem wichtigere Aufgabe, die gegenwärtige Stellung Oester= reis zu Deutschland ofen und unumwunden darzulegen. Man tritt vor Allem der österreichischen Regierung um deshalb entgegen, weil sie das Prinzip der Vereinbarung oder der Verständigung geltend macht, man findet darin einen Anspruch wider das Lebensprinzip die- ser Versammlung, Aber vier Wochen, bevor die Reichs = Versamm=- lung zusammentrat, hat sih die österreihishe Regierung allein in ganz Deutschland über die Stellung zu der National - Versammlung offen erklärt. Am 17. April hat das österreichische Ministerium offen ausgesprochen, daß es den Beschlüssen der National-Versammlung nur dann Geltung für ODesterreih zugestehen könne, wenn im Wege der Verständigung eine nachträgliche Zustimmung seitens der bster= reichishen Regierung geshähe, Auf diese Erklärung hin wur= den die Wahlen in Oesterreih ausgeschrieben, Auf diese Er= flärung hin traten die Abgeordneten Desterreihs in dieses Haus. Man hat kein Bedenken getragen, sie an den Berathungen Theil nehmen zu lassen. Sie haben, meine Herren, in der Folge den Beschluß gefaßt? daß Sie allein die Verfassung festzustellen hätten. Dessenungeachtet is die österreichische Regierung von ihrer ursprüng- eichen Erklärung nicht abgegangen, sie i} ihr treu geblieben, wie es auch. in der Note vom 28. Dezember gesagt: is , daß sie sih die Verständigung über das Verfassungswerk vorbehalte, Jch erkenne aber darin weder einen Angriff, noch, wie man es so häufig gel- tend machen will, einen Vorgang, der ähnlihe Erklärungen anderer Regierungen hervorzurufen geeignet wäre, denn die Maßregel beruht auf dem Gebote der Nothwendigkeit, wenn Sie die eigenthümliche Stellung Oesterreichs zu Deutschland ins Auge fassen. Sie können un- möglich leugnen, daß jede Aenderung in der Verfassung der deutsch- österreichischen Gebietstheile wesentlich in die nihtdeutschen Gebiete ein- reift, die durh Staatsverträge zu einem Ganzen verbunden sind. an beschuldigt aber die österreichische Regierung namentli, indem man ihre Politik als eine zweideutige, als eine hinterlistige bezeichnet, und man will diesen Vorwurf damit begründen, daß die neue De- pesche des österreihishen Ministeriums im Widerspruche stehe mit Reichstage zu Kremsier vorgelegt wurde dem Programm , was dem Reichstage 3 f t Offenheit und dessen Zustimmung erhielt. Jh kann es hier m j Zei [s bas Programm 1 Kremster aussprechen, daß zu jener Zeit, a l Fro Besterreih ver fund gemacht wurde, die öffentliche Meinung N Beschlüsse. Sie leßend berührt worden war durch die E bei der Annahme seßte einen Geist der Feindseligkeit voraus, de Meiner persönlichen

Ziegert aus Minden bereut lebhaft,

Regierungen zur bereitwilligen Stühße gedient und sie gegen jedes

der §8. 2 und 3 der Verfassung geleitet hätte,