1849 / 120 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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unterstüßte den Antrag und meinte, daß die Bill die Frachten feineê- weges reduziren mite. Herr M'Gregor erklärte sich für die Re- form der Schifffahrtsgeseze, wollte aber zugleich, daß die bisherigen Lasten der englischen Rheder reduzirt würden, dann brauche man keine andere Konkurrenz zu fürchten. Uebrigens besorgte er wenig von der Konkurrenz der Nordamerikaner. Herr Walpole wollte das Gegenseitigkeits-Systèm nicht aufgehoben wissen und sprach die An- slht aus, daß diese Reform die britische Handels - Marine und Schifffahrts = Interessen gefährden müsse. Sir J. Graham nahm vat das Wort für die Reform der Schifffahrtsgeseße. Er berief sich zunächst auf das Urtheil der Haupthäfen und Handels= pläße und äußerte die Ansicht, daß die noch be chenden Schifffahrts- Gesebe sich überlebt hätten. Wenn auch das Prinzip der Gegen- seitigkeit zur Zeit Huskisson's weise und politisch gewesen, \o sei dies heute niht mehr der Fall, Bei der Ueberlegenheit des engli= schen Kapitals und. der nautischen Tüchtigkeit England sei von frem- Ler Konkurrez nichts zu fürchten. Beharre man auf der bestehen- den Gesetzgebung, so sei die Gefahr da, daß der Zollverein \ich weiter ausdehne. Und schon Huskisson habe auf die Gefahr hin- gewiesen, daß ein Krieg von Differenzial - Zöllen auf die Dauer gerade demjenigen Lande am meisten Nachtheil bringen müsse, welches die größte Handelsmarine besie. Er halte die Maßregel

als Schlußstein des begonnenen Freihandels - Systems für noth-=-

wendig, Es handle sich hier um Rücschritt oder Fort- schritt, und er erkläre sich für den Fortschritt innerhalb der Gränzen der Besonnenheit und Vorsicht. Herr Baring erklärte sich gegen die Bill und meinte, daß die Beschwer- nisse des Schifffahrtssystems entfernt werden könnten, ohne daß man das Prinzip aufgäbe. Lord J. Russell hielt es für über- flüssig, nech neue Argumente vorzubringen, nacdem Sir J. Gra- ham dieselben ganz und gar ers{chöpf. Es sei gar nicht bewiesen, daß Englands Marine dur die Schifffahrtsgcseße so stark gewor- den ; gerade seit den von Huskisson eingeführten Erleichterungen habe Englands Handelsmarine zugenommen. Er halte eine Ent- scheidung dieser Frage im Sinne der Handelsfreiheit für um so nöthiger, als man schon wieder vom Schuß auf Getraide spreche, der, selbst wenn er vom Parlamente wieder angenommen würde, nimmermehr beibehalten werden könne. Herr D'Jsraeli er- flärte die aus der Freihandels=-Theorie gezogenen Konsequenzen a ganz unpassend, da ihm das Freihandels-Experiment durchaus mißlungen scheine. Er frage, ob man vor vier Monaten mit der Maßregel hervor- getreten wäre, hätteman gewußt, wie Nordamerika sich zu derselben stelle. Nach dem Nachtheile, den der Frethandel in den lebten drei Jah- ren dem Lande geschlagen habe, wollte er von keinem neuen Ver-= sude etwas wissen. Das Haus nahm jedoch darauf, wie {on erwähnt, mit 275 gegen 214 Stimmen die dritte Verlesung an. Herr Hume hat im Unterhause angezeigt, daß er seinen Antrag in Bezug auf Parlaments-Reform bis zum 15, Mai vertage. Eben so hat Herr M'Gregor seinen Vorschlag, daß über Englands Han- delôbeziehungen zu fremden Ländern und über die Mittel, dieselben zu erweitern, eine Untersuchung angestellt werden solle, noch ver- tagt. Lord John Russell begehrte am Donnerstag vom Unterhause die Erlaubniß für die Einbringung einer Bill zur Abänderung des irländischen Armengeseßes, Einer der Hauptgrundzüge dieser neuen Vill erinnert an die Zuschuß-Armensteuer. Jür den Beitrag der Wahlkreise der Armenbezirke soll ein ‘Maximum von 5 Pce, vom Pfund Sterling festgeseßt werden, wenn die Armen- steuer aber höher steigt, der Mehrbedarf bis zu 2 Scilling von den anderen Wahlkreisen des Armenbezirks erhoben werden. Ferner er- halten die Armenkommissare Befugniß, eine neue Eintheilung von Armenbezirken und Wahlkreisen unter der Bedingung vorzunehmen, daß zugleich neue Armenhäuser erbaut werden. Die Gutsbesiper dürfen auh in Zukunft einen den auf ihren Grundstücken haf= tenden Leibrenten entsprechenden Betrag vou der Armensteuer ab- ziehen, doch sollen dieselben in Zukunft ‘der Armensteuer unter- worfen werden. Der Pächter darf von nun die Hälfte der Ar= mensteuer, aber nit mchr, von der Pacht Le Alle Ver= besserungen des Grundstücks bleiben auf sieben Jahre von der Armensteuer befreit. Die Debatte über den {hon so oft ange- regten Gegenstand brachte wenig Neues, nur Herr Grattan er- griff die Gelegenheit, um einen heftigen Angriff auf Sir R. Peel zu machen, den er beschuldigte, durch seinen Colonisationsplan eine Vertreibung der Katholiken aus Jrland zu beabsichtigen, einen Angriff, den Sir R, Peel energisch zurückwies. Lord J. Russell erhielt die gewünschte Erlaubniß, worauf der General - Fiskal eine Bill zur Erleichterung des Verkaufs überschuldeter Grundstücke in Irland einbrahte, Zur Erreichung dieses Zweckes wird eine aus drei Mitgliedern bestehende Kommission niedergeseßt, welche alle Functionen des Kanzleigerichts ohne die großen Kosten und den langsamen Geschäftsgang dieses Instituts ausüben soll, Sie entwirst sich mit der Billigung des “irländischen Geheimen Raths selbst ihre Geschästsordnung, verlangt die Vorlegung der Besißtitel , verkauft auf Ansuchen der Ei enthümer oder der Gläubiger Grundbesiß in beliebiger Ausdebiung und er-

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gen dem Käufer einen gegen alle diere Bde stichhaltigen esiptitel, Die Kommissare erhalten dieselbe Befugniß, wie die Prof bei_Executionen, so daß der weitläufige Erpropriations=

Prozeß wegfällt und der Käufer nicht herausgeseßt werden kann. Die. thn, S sih beifällig über die Bill aus, namentlich

Sir R. Peel, der ihr hohe Lobsprüche ertheilte. Nur Herr Stuart ps R Gvamnaris. Vorgestern berieth das Unterhaus im

us\{husse über die Bill zur wirksameren Verhütung von Wahl= bestehungen, nachdem Oberst Sibthorp die ganze Maßregel aufs heftigste angegriffen und der Minister des Jnnern sich dagegen ver- wahrt hatte, daß er, indem er in die Ausshuß-Berathung f Os, eine Einwendungen gegen den Grundsaß der Bill fallen lasse. Die

ebatte betraf ausschließlich die erste Klausel, welche den Kandidaten auf den Wahlgerüsten und den gewählten Mitgliedern vorschreiben würde, daßsie, die Einen vor der Wahl und die Anderen vor ter Plaßnehmung im Unterhause, feierlih die Versicherung abgeben, es sei im Jnteresse ihrer Kandidatur kein Bestelungsmittel angewendet worden. Diese Bestimmung wurde von Lord F. Russell und Sir G. Grey ent- schieden Lao und zuleßt mit großer Majorität verworfen, worauf der Verfasser und Einbringer der Bill, Herr Pakington, die Vertagung des Entwurfs auf unbestimmte Zeit verlangte, was e nehmigt wurde. Das Haus beschäftigte sich sodann mit der Bill in Betreff der Sonntagsfahrten auf Eisenbahnen, deren zweite Ver= lesung Herr Lockte beantragle. Die Bill bezweckt, die Eisenbahn- Gesellschaften in Schottland zu verpflichten, an Sonntagen die Rei= senden in gleicher Weise, wie -an den Wochentagen, zu befördern. Mehrere Mitglieder bekämpften das Prinzip der Bill und hoben be- sonders hervor, daß sie das religióse Gefühl des schottishen Volkes theils verleben, theils lau machen würde. Bei der Abstimmung wurde die zweite Verlesung und somit die Bill selbst mit kleiner Majorität ver= worfen. Gestern interpellirte Herr D'Jsraeli wegen des von den Sici-= liern angekauften Dampfschiffs „Bombay““, das die Zollbehörde mit A Aa belegt hat. Lord J. Russell erklärte, daß die Frage über die Gültigkeit der Beschlagnahme den Rechtébeamten der Krone

vorliege, und daß nah ihrer Entscheidung werde verfahren werden.

Das Haus verwandelte sich hierauf in einen Aus\shuß über die Hülfs-Armensteuer, verwarf mehrere von der Opposition einge- brate Amendements mit sehr starken Majoritäten und nahm die einzelnen Klauseln der Bill nah dcn Anirägen des Ministeriums an. Im Oberhause beantragte vorgestern der Lord-Kanzler die zweite Lesung einer Bill, welche die Verwandelung der irländischen Zeitpaht auf willkürliche Kündigung in Erbpacht bewerkstelligen sollte, Sie fand wenig Widerspru, und Lord Widälow wünschte sogar, die Vill möchte noch weiter gehen ‘und den Pächtern auf Lebenszeit eine Modalität gestatten, ihre Güter in Lehngüter zu verwandeln. Die zweite Lesung fand Genehmigung. Gestern be- tref das Oberhaus über einige Bills von untergeordnetem. Jn-= eresse.

Italien. Rom, 2. April. sige Moniteur zeigt an, e die rômische Republik förm- lih anerkannt habe, Zum Beweise dieser offiziellen Anerkennung A es den Pater Ventura zu seinem Vertreter bei hiesiger

epublif. -

Morgen hält der. neue Kriegs-Minister Avezzana eine große Musterung aller hiesiger Militairkräfte ab.

Neapel, 16. April. (A. Z.) Das Giorn. costituz. bringt in seinem offiziellen Theile die Kriegsberichle der neapolita= nischen Generale, die im Wesentlichen Folgendes enthalten:

Hauptquartier Giarre, 4. April, Erster Bericht des Fürsten Sa- triano, Kommandant en Chef, Am 29sten v. M. wurde in Messina große Revue gchalten , und bie Truppen defilirten mit großer Kampflust vor dem Kommandanten, Am 31sten traten die. Kolonnen ihren Marsch an. Die Brigade der ersten Division würde eingeschiff}t, versuchte eine Schein- landung bei Cefalu, holte ben Dampfer „il Stromboli“/ ein und traf mit dem Rest - dér Armee ‘n der Richtung von Catania zusammen, Vom Cap S. Alessio fielen zahlreidhe Schüsse auf den „Stromboli“, einer derselben ging sogar durch das Segelwerk. Das Feuer wurde vom Dampfer erwiedert und die feindlihen Schivärme, welche den Marsch der Landtroppen beunruhigten, auseinandergesprengt, und namentlih einem Fremden - Bataillon und einer Schwadron reitender

Jäger aus Abgedankten der afrikanischen Armee beträchtlicher Schaden

zugefügt, Die zersprengten Truppen flüchteten sich nah Taormina, und unsere Vorhut hatte Gelegenheit, mehrere Gefangene zu machen. Die bei- den Brigaden der zweiten und die zweite der ersten Division wurden mit ter zweiten vereinigt, traten ihren Marsch an, nahmen die Position von S, Alessio und standen am Abend eine Miglie (halbe Stunde) vor den Linien von Taormina, Diese Position, hon von Natur stark, war es noch mehr durch die Battericen, die man mit 9 Stücen beseyt fand, Eine Depu- tation der Gemeinde von S, Alessio kündigte die Unterwerfung dcs Landes an. 3, April, Die beinahe unbezwingliche Position von Taormina, durch Gräben, 9 Kanonen und 4000 Mann geschügt, wurde gestern von Westen aus durch Umgehung von 2 Bataillonen und 1 Compagnie Jäger genom- men. Diese Waffenthat errcgte bei Freund und Feind Bewunderung und zwang die Besaßung von Laormina zu eiliger Flucht mit Zurüklassung ihrer Artillerie und gcoßer Kriegsvorräthe, die sogleich cingeschisst wurden. Giarre, 4, April, Von Gardini bis hierher wurde heute marschirt, ohne

fängnissen von Korfu gebrächt.

(Französ. Bl.) Der hie="

ter, Original = Lustspiel in 3 Abth., von L, Feldmann.

auf Widerstand zu stoßen. Wir „haben Nachricht, daß der Feind uns in Aci erwarte, Wird dieses Hinderniß überwunden, dann greisen wir Ca. tanía rasch an. Die Soldaten sind fricgglußtig, und wohín wír fommcn, werden wir von den Einwohnern freundlih bewilllommt. E _ Zweiter Bericht. Catania, 7. April. Jh berichte heute über die Einnahme Catania's am 6ten Abends, Unsere Soldaten haben sh 13— 14 Stunden mit der größten Tapferkeit gegen 25,000 Mann geschlagen, worun- ter einige tausend regulaire Truppen. Nicht zu zählen waren die Schanzen, Barrikaden, Mauern mít Schießscharten, Gräben, die langen Straßen, über- säet mit Wurfgeschossen, die von der nächsten Brustwehr geschleudert wur- den, endlich ein regelmäßig und geschickt vershanztes Lager, beseyt mit Ar tillerie und geshügt dur 11 Minen, Unsere Truppen waren von Aci Reale, welches sie unterworfen, über Aci Catena, Aei S. Antonio und Belvedere aufge- brochen, griffen die furhtbare' Stellung bei Catania an und schlugen die unzähligen Truppen und Nationalgarden in die Fluht. Mehr als 1000 Todte bedecken das Schlachtfeld, 12 Fahnen sind erbeutet, man entriß sie den Fahnenträgern mitten “im Bataillon, ja es geschahen Waffentha- ten, wie sie nur das Konsulat und das ‘Kaiserreich aufzuweisen haben, Von unserer Seite fielen 3 Offiziere, 40 sind verwundet, Die Zahl der gebliebenen Gemeinen kann ih noch nit angeben. Wir hören, daß Sy- rakus von 1200 Mann und 31 Stüen ablen Kalibers vertheidigt wird, Dritter Bericht, Catania, 9, April, Die Nachhut des Feindes, aus einem Bataillon Schüßen (meist Fremde) und 3 Kanonen bestehend, hat sich in Aderno festgeseßt, ist aber von dort vertrieben worden. Unsere Vorposten stehen am linken Ufer des Simeto. Von allen Seiten kommen den neapolitanishen Generalen Unterwerfurgsadressen zu. Catania wurde am 8. d, iín Belagerungszustand erklärt, und das Ie S verkündet, Die Ablieferung der Waffen sollte binnen 3 Tagen erfolgen, Zuwiderhan- delnde als Rebellen betrachtet werden,

Livorno, 20, April. (Französ. Bl.) Es ist ein Regie= rungs=Ausschuß niedergeseßt worden, welcher mit Florenz Unter= handlungen zur Auzëgleichung angeknüpft hat. Die Hauptbedin-

gungen sind: vollständige Amnestie, Befreiung Guerrazzi's und

Uebergabe eines Theils des Waffendienstes an ein aus Livorneseru bestehendes Corps u. \. w. z

Griechenland. Athen, 15. April. (A. Z.) Das 'Er- Cu des grieishen Freiheitskampfes is ruhig vorüberge= gangen. Jn Kephalonien (jonishen Inseln) hat die englishe Re- gierung zahlreiche Verhaftungen vornehmen lassen. Die Verhafte- ten wurden theils nah Paxos oder Cerigo, theils nah den Ge- Es sind sehr angeschene Männer darunter und die Familien der Eingezogenen protestiren um so lau- ter, als zu diescm, der Verfassung hohnsprechenden Verfahren uur die in der freien Presse niedergelegten Wünsche einstigen An- s{lusses an Griechenland Anlaß gegeben haben sollen

Meteorologische Beobachtungen.

1849. Morgeus Nachmittags Abends Mach eiumaliger 1, Mai. 6 Ubr. 2 Ubr. 10 Ubs. Besbachtunge Luftdruck „..«- 338,93" Par. 337,86"''Par.|337,68'"'Par. Quellwärme 7,4" Res Luftwärme - « « « « + 7,6° R. -+ 16,2" B. + 10,9° R.|Flusswärae 9,2° R. Thaupunkt „..«- +5,55’ n. + 8,5 R. + 1M. Bodenwärzue Dunstsättigung .| 84 pC:. 59 pCt. 77 pCt- |Ausdünstunx Wetter -.-...- crüb,. beiter. heiter Niederscutag O Wmd ..…......| NO, ONO, ONO, Würmewechsel -|- 16,8 oNo +94

Wolkenzug... « É Tagesmittel: 337,86" Par... + 116° R... +7,3° R... 72 «Ct. ONO.

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 3. Mai. Jm Schauspielhause. 71ste Abonne- ments - Vorstellung. Zum erstenmale: Viel Lärmen um Nihts, Lustspiel in 5 Abth., von Shakespeare, überseßt von L, Tieck. An= alb 7 Uhr. : i

us Sedan, i Mai. Jm Opernhause. 56 se Abonnements= Vorstellung. Auf höchstes Begehren : - Das schlechtbewachte Mädchen, pantomimisches Ballet in 2 Abth., von d’Auberval, für die hiesige Königliche Bühne eingerichtet von Hoguet, Musik von verschiede- nen Komponisten. (Frl. Fanny Elsler: Lisette.) Frl. Brussi wird hierin tanzen. Vorher: Der Rechnungsrath und seine Töch= Anfang

alb 7 Uhr. ; : : Die im Repertoir angezeigte Oper: „Die lustigen Weiber zu Windsor“’, kann wegen fortdauernder Heiserkeit des Herrn Krause

niht gegeben werden.

Königsstädtisches Theater. /

Donnerstag, 3. Mai. Berlin bei Naht. Posse mit Gesang in 3 Akten, von D, Kalish. Die Musik theils neu kom= ponirt, theils nach bekannten Melodieen arrangirt von F. W, Meyer. (Decorationen und Kostüme neu.) ) ( siud vom Theatermeister Herrn Brandt. Die Decorationen im zweiten Aft: Die Linden-Promenade mit der Aussicht aufs Bran- denburger Thor im dritten Akt: Das Junere des Krollschen Lokals 2c. sind vom Decorationsmaler Herrn Schwedler, Der große Maskenzug im dritten Akt ist nach vorhandenen Skizzen arran- girt. (In Scene geseht von den Herren Edmüller und Grobecker.)

GSreitag, 4 Mai, Berlin bei Nacht.

p E n a s Auswärtige Börsen.

Breslau , 1, Mai. Holländ. u. Kaiserl, Dukaten 963 Gld. Sriedrichsd’or 1135 Gld, und Br. Louisd’'or 1125 Gld. Pol- nisches Papiergeld 934 bez. und Br. Oesterreichische Banknoten 88% Br. Staats - Schuldscheine 79%; Gld. Seehandlungs - Prä- mien -Scheine a 50 Rthlr. 100 Gld. Pos. Pfandbriefe 4proz. 96% Br., do. 3zproz. 80 Br. Sllesishe do. 3{proz. 895 Br., do. Litt, B. 4proz. 92 Br.,, do. 324proz. 822 Br.

Poln. Pfandbr. alte 4proz. 914 Br., do. neue 4proz. 90‘ Br.,, do. Part.-Loose a 300 Fl, 974 Gld., a 500 Fl. 74 Br., do. Bank- Certif. a 200 Fl. 132 Br.

Actien: Oberschlesish. Litt, A. und Litt. B. 912 Gld. Breslau-Shweidn.-Freiburg. 79:4 Br. Nieders{les.-Märk. 714 Br. do. Prior. %9s Br., do. Ser. III, 94 Br. Oft - Rhein. (Köln- Mind.) 76 Br. , Neisse - Brieg 33 Br. Krakau - Oberschlesische 34 Gld, Friedrich-Wilhelms-Nordbahn 332 bez. und Br.

Pt 29. April. (Sonntag.)

+ OPVTo3, SSZ R Nordb. 962, vis My Livorno 60, 2,

Leipzig , 1. Mai. Leiwz. Dr. blig. 982 j

B. A 14A Br, L, Di. E. À Be Quit 98 O. Lein, 74 Br. Bayr. 784 Br. Chemniß - Riesa 193, G. Löbau- Zittau 77 6 “Altona - KE S O. Berl.-Anh. A. und B, 78 Br.; « O. ona - Kie r, Deß. B. Al 1912 . (8 Dr., Pr. B. A, 89 Br,, 88! G. ß. B. A. 101% Br,, 100z G.

wenig Umsay.

Hamburg, 30. April. 3% proz. p. C, 792 Br. gert St. Pr. Oblig, 843 Br., 81 G. C. R 102 Br.” 1012 G

Stiegl. 82 Br., 814 Gld. Dän. 654 Br., 65 G. Ard. 8% Br. 84 G, 3yproz. 225 Br., 22% G. Hamb,=Berl. 533 Br., 53 G! Bergedorf 715 G. Altona-Kiel 895 Br., 89 G. Rendsb.-Neum. 111 Br. Mecklenburg 32 Br., 315 G.

Die Course fast unverändert und das Geschäft sehr gering.

‘a 35 Fl. 28 Brf. , 275 Gld,

¡2 k. S. 957 Br. F

ae

Frankfurt a. M. , 30. April, Die heutige Liquidation

brachte im Geschäft einige Lebhaftigkeit hervor, die Umsäße in den Gonds sowohl als in Eisenbahn - Ackien waren ziemlich belangreich. Die österr. Effekten blieben indessen auf die niedrigeren Cenrse von Wien flauer. Süddeutsche Papiere gingen zum Theil etwas höher. Sardinische Loose etwas flauer. Iproz. Spanier erfuhren auf bessere Notirung - derselben von Paris eine Besserung. Nach der Börse Nordbahn étivas angenehmer.

Oesterr. 5 proz. Met. 74x Br., 744 G. Bank=Acticn 1168 Br., 1163 G. Baden Partialloose a 50 Fl. 485 Br., 473 G., Kurhessen 3 40 Rthlr. preuß. 275 Brf., 275 G. Sardinien 25% Br., 254 G. Darmst. Partial= loose a 50 Fl. 72 Br., 714 G., a 25 nien 3proz. 245 Br., 24 G. Polen 390 Fl. Loose 974 Br., 900 Fl. Oblig. 74 Br. Friedrich Wilhelms - Nordbahn 334 Br., 33 G. Bexbach 724 Br., 72 G. Köln-Minden 76% Br.

W e ch \ el.

Amsterdam 100 Fl. C. k, S. 100% Br., do. 2 M. 100 Gld. Augsburg 109 Fl. C. k, S. 1195 Gld. Berlin 60 Rthlr. C. k. S. 1055 Br. Bremen 50 Rthlr in Ld. k. S. 995 Br. Hamburg 100 M. B. k. S. 884 Br., do. 2 M. 88 Br. Leipzig 60 Rihlr. C. f. S, 1055 Br. London 10 Pfd. St. k. S. 1205 Br., do.

M. 1205 Gld. Lyon 200 Fr. k. S. 954 Br. Paris 200 Fr. Mailand 250 Lire k, S. 1004 Gld. Wien 100 l, C. M. 20 Fl. Fuß 105 Br, / Diskonto 1 Gld,

Paris, 29. April. (Sonntags - Börse.) S5proz. 87.65 a

87 . 85, Effekten = Sozietät.

Amsterdám, 29. April. (Sonntag.)

45 Uhr. Hed. gn Piecen 10%, 4. Oest. Met. 5proz. 725, Mex.

28%. Peru 4 pan. Fonds war das Geschäft sehr belebt und die Course

n den übrigen Fonds war der Handel unbedeutend.

zu- hemmen.

Bl. 225 Br., 225 G. Spa=-

Markt- Berichte.

Danzig, 28. April, Unser Blokadezustand ist solcher Art, daß er alle Unternehmungen unsicher macht, ohne sie do gänzlich Es sind mehrere neutrale Schiffe. eingekommen, und einige andere dazu berechtigte sind ausgelaufen. Die dänischen Kriegsschiffe sind meistens nit in Sicht. An unserer Börse sind seit Mittwoch 430 Lasten Getraide, meistens Weizen, neu ausge- boten worden; 250 Lasten 128-—32pfd. wurden verkauft, wovon die bekannt gewordenen Preise 380, 410, 420 Fl. im Verhältniß ber leßten Notirungen. Von 15 Last 122—123pfd. Roggen und 20 Last 110pfd. Gerste wurden die Preise nit bekannt, 26 Last Erbsen 20:1, 220 Fl. Jm Allgemeinen is die Meinung gut. Die Thorner Liste vom 21. und 23. April zeigt wieder den Eingang von 430 Last Weizen anz die Zufuhren aus V0 len scheinen, nah diesen Vorläufern zu urtheilen , also durh- aus nicht \o gering werden zu wollen, wie cinseitige Nach- richten es darstellte. In der Nacht von gestern au heute brannte in der Nähe der grünen Brücke ein Speicher in derjenigen Abtheilung desselben, welcher vermi?êthet or Das Feuer griff mit großer Heftigkeit um sich und 11, Ee s nebst den darin enthaltenen Waaren, und die grüne Brüde u bei Anbruch des Morgens in Asche. Das Ereigniß macht Me E um so tieferen Eindruck, da unsere Speicher auf ciner Mo n Insel liegen, von welcher Licht und Feuer gänzlich entfernt gehai3 werden z ein* Speicherbrand ist deshalb de der Belagerung Go bei uns ein unerhörtes Ereigniß. Der Schaden WieD au e Sha Rthlr. geschäßt, Das Meiste ist natürlich versichert, f Sbies nit Waaren in der vermietheten Speicher-Abtheilung, do 1 /

Nur mit Hülfe des“ ruhigen Wetters L

S. it, ‘daß die von Stra en’ und

Austrengungen der Spribenleute insowe

- Höfen umgränzte Brandstätte sich nicht weiter ausdehnte.

Dederschen Geheimen Ober -Hosbuchdruckerei. Druck ps Berlag der De ersche A Beilage

: : ine | allgemein, ‘und namentli findet Ein bedeutender Verlust gememe |

Die Maschinerieen -

É Pr:

4

F Konzert-Revue.

handlungen ) im Journal des Débats:

| als nicht erfolgt erscheint , weil

Î dei und die Herzogthümer sein würde.

“_Kriéges Frankreich

js 120.

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721 Beilage zum Preußischen Staats

-Anzeiger.

Donnerstag d. 3. Maëí.

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Inhalt. A usland.

E ———

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Frankreich. Paris. Jtalienishe Nachrichten, Kommando der tou-

loner Flotten-Division, Die französische Marine. Geschwader Frank- reichs bei Venezuela, Die Stellvertretung im Heere, L Lager bei St, Maur, Vermischtes.

Wissenschaft und Kunst.

Marfkt :- Berichte.

Uichtamtlicher Theil. Ausland.

Frankrei. Paris, 28. April, Ueber die Ver-= zwischen Oesterreich und Sardinien liest man „ZU Turin beschäftigen noch stets und ganz allein die Forderungen des Marschalls Radebky das Publikum, das Ministerium und die Journale. Außer einer Kriegscontribution von 200 Millionen, außer der Beseßung Alessan- dria's bis zur vollständigen Bezahlung jener Contribution fordert der Marschall noch Modificationen in der Verfassung der sardinischen

Staaten. Diese übermäßige Forderung würde noch unzulssi- Ï ger a als die beiden ersten Forderungen;z allein der alte Bewegung Europa's

arschall, für den -die A atige

esteht auf diesen Modificationen, nach seiner Meinung eine durchaus liberale Verfassung, wie die Sardiniens, ein zu s{limmes Beispiel für die Lombar- l Allein, wenn Frankrei nicht interveniren zu müssen glaubte, um Oesterreich die Lombardei zu nehmen, so steht es seßt da, um die Unabhängigkeit Piemonts zu garantiren, Mau versichert, daß Herr Bois-le-Comte, der fran- zösische Gesandte zu Turin, Instructionen erhalten hat, in Folge deren er die sardinishe Regierung hat ermuthigen müssen, die Forderungen des Marschalls abzulehnen. Man sagt auch, daß dem Admiral Albini ein Gegenbefehl zugeschickt sei, so daß er mit sei= nenm Geschwader im Adriatischen Meere bliebe, bis die gegenwärti= gen Schwierigkeiten gelöst wären. Die Regierung hält die piemon- tesische Armee auf dem Kriegsfuße, wie wir schon gemeldetz alle Verabschiedungen sind eingestellt, Man sagt va: 8 daß in einem Kabinetsrathe entschieden sei, daß man die edingungen des Marschalls nit annehmen könne und daß der König sich Lg gegen jede Modification in der Verfassung ausgesprochen habe.“ Ein Mitglied der piemontesishen Regierung, Herr Valerio, ist in Paris eingetroffen, Man bringt seine Sendung mit den Forde- rungen Radeßky's in Verbindung. Die Estafette sagt: „Herr Gioberti, der Geschäftsträger Piemonts, hat dem Minister des Aus- wärtigen eine Note Überreicht, in welcher die piemontesisc(e Regie- rung offiziell und von neuem die Vermittelung Frankreichs- und Englands zur Regelung der Schwierigkeiten, welche Radeßky im Namen Oesterreihs macht, anruft. Man sagt, daß dem Schiffs- Capitain Rigaudit, welcher im Adriatischen Meere kommandirt,

! der Befehl zugeschickt sei, vor Venedig zu L U bis die An-

elegenheiten Piemonts mit Radebky N eien.“ In den ittheilungen der Presse über die italienische Grage wird ver= sichert, daß die Forderungen Oesterreihs an Sardin en durchaus nicht so übertrieben seien, als sie in anderen französischen Blättern Varaestent würden. Das S auf alle Ansprüche von Seiten des Königs von Sardinien an die Lombardei und an Parma und Mo- dena ist danach von diesem bereits zugestanden, eben so von Oester= reich die Verminderung des 1846 auf die piemontesischen Weine gelegten Zolles um die Hälfte; größere Schwierigkeit aber mache die Entschädigungsfrage. Oesterreih verlange zwar nicht 200, sondern blos 125 Millionen Lire uud zwar 75 Millionen für deu Feldzug von 1848 und 50 Millionen für den diesjährigen, der sardinische Bevollmächtigte habe aber nur 60 Millionen bie- ten können. Ritter Buoncampagni sei, um neue Instructionen über diese Angelegenheit einzuholen, nach Turin gereist, Die heutige Patrie meldet den Einzug der Oesterreicher in die Cita- delle von Alessandria. Gegen dieses Zugeständniß habe Radebky hundert Millionen von der Kriegssteuer abgelassen. Statt 200 verlange er nur 100 Millionen. Briefe aus Marseille vom 25. April wollen wissen, 4 die Maschine des „Infernal“, vom Expe= ditions-Geschwader, zersprungen sei und eine fürchterliche Verhee- rung angerichtet habe. Der Senaphore vom 25. April zwei- felt aber an der Echtheit dieser Nachricht. Aus Florenz reichen die Nathrichten bis zum 20sten. Leopold Il, war bis dahin noch nicht in seine Staäten zurüdckgekehrt. In Livorno hält sich die pro- visorische Regierung noch immer, Aus Rom wird vom 19. April gemeldet, daß Audinot in der Constituente den Entwurf des neuen Manifestes an die fremden Mächte verlesen hatte, daß dasselbe angenommen und beschlossen wurde, es auf diplomatischem Wege an- seine Bestimmungsorte zu befördern. Nach einem Briefe aus Neapel vom Alten, den mehrere Blätter bringen, soll der Oberbefehlshaber der sicilianischen Truppen, Mie- roslawsfi, zu Catanea von den Neapolitanern gefangen genommen worden sein. Der Constitutionnel berichtet ferner, das Schiff „„Catv“ habe am 17ten nach Neapel die Kunde gebracht, daß die Regierung von Palermo den Wünschen der Bevölkerung nachgeben und si den Bedingungen unterwerfen wolle, welche der Admiral Baudin für sie erlangen könne. Man will auch wissen, die Regie- rung habe die Nachricht erhalten, daß der Admiral Baudin für Palermo eine ehrenvolle Capitulation erlangt habe. Er hátte zu diesem Zwecke volle Gewalt von der provisorischen Re ierung in Sicilien erhalten, und das französische Geschwader habe in Sicht vor der Stadt bleiben müssen, um die Capitulation zu {hüben und ihr Achtung zu verschaffen. Die heutige Assemblée Nationale endli behauptet, eine telegraphische Depesche aus Marseille vom 27. April melde der französischen Regierung die Einnahme Pa- lermo’s dur die Neapolitaner. i Durch einen Erlaß des Präsidenten der Republik vom 15. April und auf den Bericht des Marineministers ist, wie der Moniteur

anzeigt, der Contre-Admiral Tréhouart zum Kommando der Divi=

sion, welche zu Toulon vereinigt is, berufen worden. ( ,

Die Presse. ist sehr unzufrieden über die Reductionen in der Marine, da hier unvorsichtige Einschränkungen auf eine lange Reihe von Jahren hinaus {aden und im Falle eines später eintretenden durch Desorganisation der Marine . ganz ames machen fönnten. In gleichem Sinne greift der Coûstitutionnel die Vorschläge Das -Offiziercadre der franzósischen Marine besteht gegen- wärtig aus 2 Admiralen, 10 Vice-Admiralen, 20 Contre-Admirälen, 110 Linienschiffs-Capitainen, 130 Fregatten-Capitainen, 650 Lieu-

tenants, 550 Fähnrichen und 300 Eleven, Die Flotte besteht aus

der Kommission an.

40 Linienschiffen, 50 Sra 40 Korvetten, 50 Briggs, 16 Trans- port- und 30 kleineren iffen. Die Dampfflotte aus 10 Fregat- ten, 40 Korvetten, 50 Avisos und 2 s{hwimmenden Batterieen.

Eine Division französischer Kriegsschiffe ist an den Küsten von Venezuela angekommen, um den General - Konsul der Republik bei seiner Forderung, daß man Genugthuung gt«be für die Beleidigung, welche der Flagge der französischen Agenten zu Carupano angethan sei, zu unterstüßen. Â

Der wichtigste Punkt in dem. Geseß-Entwurfe über die Orga- nisation der Armee, mit welchem sich die National - Versammlung in diesen Tagen beschäftigte, betrifft die Rekrutirung. Das Jour - nal des Débats stellt darüber Arad Betrachtungen an : „Das Geseh von 1832, welches die Constitution der Armee bildet, beruht auf einem doppelten Prinzip: es stellt fest, daß die Armee si dur Losung und dur Freiwillige rekrutire. Der gegenwärtige Geseß-Entwurf weiht davon nur darin ab, daß er ein ganz neues System der Stellvertretung bringt; Nach dem alten Geseße soll jeder Franzose, der 24 Jahre alt is, persönlich den Militairdienst leisten, und wenn er dur das Loos getroffen wird, kann er sich nur dadurch loskaufen, daf er si uf seine Gefahr hin und unter seiner Verantwortlichkeit vertreten läßt, so daß, wenn der Stell= vertreter nicht marschiren kann, der Vertretene selbst marschiren muß. Daraus gehen zwei Ungelegenheiten hervor , eine für die Bevölkerung, eine andere für die Armee. Auf der einen Seite bringt die Möglichkeit der Vertretung für die Rei= hen eine Art von Privilegium, weil sie allein diese Mög- lihkeit benußen können, und für die Armen eine Art von Unge-= rechligkeit, weil sie allein die Last des Militairdienstes tragen, und zwar ohne Vergeltung und Entschädigung. Auf der anderen Seite gewährt die Weise, in welcher die Stellvertretungen vor sich gehen, nicht alle gewünschten Garantieen für die gute Zusammenseßung der Armee, Die Stellvertretungen sind Gegenstand eines wenig gewissenlosen Handels, einer mit Recht verschrieenen Industrie ge= worden. Die Versicherungs - Gesellschaften liefern den Familien Stellvertreter, die aus einer Klasse genommen sind, deren unor= dentliche Gewohnheiten und deren Gewöhnung an Ungehorsam we- nig zu der militairischen Disziplin passen. Die Stellvertreter, welche dcn dritten Theil der Armee ausmachen, werden deshalb seit lan= ger Zeit als die wunde Stelle der Armee betrachtet. Die lebte Regierung hatte das Uebel erkannt und sich damit beschäftigt, abzuhelfen z allein alle Anstrengungen, die zu diesem Zweck gemacht wurden, sind ohne Resultat geblieben. Es handelt sich nun darum, ob der General Lamori- cière und die Kommission, deren Organ er ist, glücklicher gewesen sind und das Problem gelöst haben. Der .Reformentwurf, den sie vorschlg=

en, is sinnreich aber verwickelt. Er \{ha}t die Vertretung, wie sie jevt ist, ab und sept an dessen Stelle das, was man Entlastungs= recht nennt, das Recht, sich von einer Last zu befreien ; dieses Recht wird mittelst einer Summe ausgeübt, die vor der Losung bestimmt wird, Die zu bestimmende Summe wird alle Jahr durch das Ge= seß über das Kontingent festgeseßt. Jeder junge Mann, welcher diese Summe bezahlt hat, is definitiv frei vom Dienste. Der Staat Übernimmt die Sorge, die dadur 1m Kontingente eintretenden Lücken dur freiwillige Angeworbêne ‘auszufüllen. Ferner \ebt der Entwurf E dem Entlastungspreise eine zweite Abgabe fest, welche unter dem Namen Schabung zugleich die entlasteten jungen Leute und alle nicht zur Fahne Gerufenen trifft, selbst die, welche sich im Falle einer geseßmäßigen Befreiung befinden. Der Betrag der Schaßung wird nach den direkten, durch die jungen Leute und ihre Familie bezahlten Contributionen geregelt und durch eine Ziffer vervielfältigt, welche jedes Jahr durch das Geseß des Kontingents bestimmt wird. Die Summen, welche durch die Entlastung und Schaßung aufkommen, bilden einen Dotationsfonds, welcher zu Remunerationen für den Militairdienst bestimmt ist. Alle Soldaten erhalten bei ihrem Abschiede eine mehr oder weniger große Summe, je nachdem sie der Kategorie der Einberufenen, der Angeworbenen oder der Wiederangeworbenen gehören. Außerdem erhalten die Freiwilligen eine Prämie, welche thnen am Tage ihrer Stellung baar ausgezahlt werden kann. Das Erste, was bei die= sem Systeme zu bemerken is, ist die große Verwicelung desselben. Es erregt deshalb Bedenken jeder Art, administrative, politische und finanzielle, Es würde Uebertreibung sein, wenn man sagte, daß dieser Entwurf das Prinzip der gegenwärtigen Geseßgebung zerstöre, und daß er ân die Stelle der gezwungenen Einberufungen freiwillige Rekru- tirung seße z allein er vermindert wenigstens das Verhältniß, in welchem diese beiden Elemente bis jeßt bei der Bildung des Kontingents fonkurrirt haben. Hat man die Folgen dieser Verbindung wohl be- rechnet? Wird die Rekrutirung der Armee, „welche jeßt ohne Schwie-= rigkeit vor sich geht, nah dem neuen System eben so einfah und eben so leiht von Statten gehen? J} das Unbekannte bei einer solchen Materie nicht allein fion eine Gefahr? Js vom finanziellen Gesichtspunkte aus die Einrichtung dieser neuen aufeinander gehäuf= ten Abgaben nit eine ernste Neuerung? Nein, Eure Schabung ist keine Progressivsteuer; aber ist ihr Prinzip deéhalb gerechter und billiger? Diese Abgabe wird selbst auf den jungen Leuten lasten, die geseblich als untauglih zum. Dienst befreit sind. Worauf läuft denn nun die Wohlthat des Gesezes hinaus? Was ist das für cine Befreiung, die man mit {önem baaren Gelde bezahlen muß? Man erlaube uns noch eine erustere Bemerkung: Die Constitution erkennt für jeden Bürger das Recht an, fich vom Militairdienste zu befreien: Kann man sagen, daß er sein Recht vollständig genießt, wenn dies Recht in seiner Ausübung einer Menge Beschränkungen und Fesseln unterworfen is, die ganz darauf berechnet zu sein schei- nen, dics Recht illusorish zu machen?- Kann man nicht im Gegen= theil sagen, daß die Constitution, wenn sie nicht buchstäblich durch diese Beschränkungen verleßt ist, doch in ihrem Geiste entstellt und verfälscht ist?“

Die Bildung eines Lagers bei St. Maur, wo die Regierung 24,000 Mann versammeln will, soll unverzüglich vor sich gehen. Aue zu Versailles wird ein Lager von 10,000 Mann gebildet werden.

Nah dem Droit hat die Regierung auf die ihr mitgetheilte Nachricht vom Bestehen einer geheimen Gesellschaft, welche die Ver= führung der Unteroffiziere des Heeres zum Zwece hat, die Einlei- tung einer gerichtlichen Verfolgung anbefohlen Mehrere Verhaf= tungen sind bereits erfolgt.

Der Kommunisten = Prozeß in Poitiers ist zu Ende. Gestern um 1 Uhr Nachts wurde das Urtheil gesprochen. Genty is zur Deportation, Massy zu- fünfsähriger Verbannung, und die übrigen Angeklagten sind zu längerer oder kürzerer Gefängnißstrafe verur= theilt worden. - j ;

Zu Calais tritt Graf Jarnac, ein persönlicher Freund Join= Va tue was er in seinem Wahlmanifest au erklärt, als Kandi=

at auf.

Lamartine macht den Wählern des Seine - Departements öóf-

ment nicht annehmen könne. Er rechnct darauf, in seinem eigenen Departement gewählt zu werden, dem er den Vorzug geben wird. Das Siécle bringt das Wahl-Manifest des Herrn Dufaure, ehemaligen Ministers unter Cavaignac. Es heißt darin: „Die Wahlen des 13, Mai werden für unser Land eine feierliche Probe sein, Je nach der Zusammenseßung der bevorstehenden National- Versammlung wird si die republikanische Regierungsform dauernd bei uns n oder unter den Zuckungen einer neuen Revolution untergehen. eine Freunde und ich sind entschieden, uns mit allen unseren Kräften dieser neuen Revolution zu widerseßen, unter wel- her Fahne sie auch auftreten möge. Wir sind überzeugt, daß „Die republikanische Regierungsform , wohl verstanden und wohl geübt, mit allen großen sozialen Nothwendigkeiten und mit den unver- Rg IeS Rechten jedes Staatsbürgers im vollsten Einklange teht. :

Die meisten früheren Referenten des Staatsraths sind vom Präsidenten der Republik in ihr Amt wieder eingeseßt werden. Der Generalpostdirektor ist vorgestern nah Brüssel abgereist, um dort einen neuen Postvertrag abzuschließen.

Der Ducossche Kommissions = Bericht übér die Ausgaben der provisorischen Regierung ruft eine Menge von Protestationen hervor. Der National nennt ihn ein Gewebe von {mählichen Lügen und Verleumdungen , weshalb der Berichterstatter bei den Gerichten Klage führt. t Die Liberté sagt: „Wir erfahren aus bester Ouelle, daß Napoleon Bonaparte seine Demission vor seiner Abreise aus Ma- drid an das auswärtige Ministerium \hickte. Wir können hinzu- fügen, daß seine Abreise nur ein Vorwand des ministeriellen Grolles ist, und daß der eigentliche Grund der Ungnade in der energischen Sprache besteht, mit welcher Napoleon Bonaparte die römische Ex- pedition bekämpfte.‘ Wie man hört, tritt Karl Bonaparte, Fürst von Canino und dermaliger Vice - Prásident der römischen Consti tuante, entschieden in Korsika als Wahl = Kandidat für die nächste gesebgebende Versammlung Frankreihs auf.

Wissenschaft und Kunst.

Kouzert-Nevue. AES Aufführung der „Medea“ des Euripides, mit Musik von W. Taubert. Soiree des Tonkünstler-Vereins.

Der Stern se Gesangverein, der sich durch mehrfache tüchtige Leistun- gen bereits verdiente Anerkennung erworben hat, veranstaltete am verflossenen Sonntag (den 29. April) im Konzertsaale dcs Königl. Opernhauses eine Aufführung der „Medea““ des Euripides, mit Musik von W.Tauberi, unter Leitung des Komponisten. Obwohl die Veranstaltung eigentlich nur einen Privat-Charakter trug, insofern sie lediglich vor geladenen Zu- hörern stattfand, dürfte ihre öffentlihe Erwähnung dennoch gerechtfertigt er- scheinen, indem das genannte Werk , sowohl in seinem dramatischen, als musikalischen Theile, unter überwiegender Betheiligung künstlerisch - gebildeter Kräfte zur Vorführung gelangte. Das Werk anlangend , so darf als be- fannt vorausgesegt werden, daß die Musik daz1, gleich ähulihen Composi- tionen Mendelssohn's (zur Antigone u. \. w.), ihre Entstehung cinem be- stimmten Anlasse verdankt, der von Sr. Majestät dem Könige auégegaugen ist, Wie schon vor mehreren Jahren , bei Gelegenheit einer Aufführung in Potsdam, erregte das Ganze auch diesmal wieder das Interesse eincs P pnn Publikums in hohem Grade und umsomehr, als die müsifalische Behandlung eine dem Gegenstande entsprehende is und viel dazu beiträgt, den frassen Jnhalt des Gedichtes zu sänftigen und für moderne Anschauung gleichsam genicßbarer macen, Jedenfalls darf Thaubert das Verdienst beanspruchen, in seiner Musik zur „,Me- dea“ mit Verständniß zu Werke gegangen zu sein, Nicht (wie #9 manche andere Komponisten, die sich mit der musikalischen Darstellung antiker Chöre beschäftigten) in der Benußung der alten Formen und Mittel, in der strengen Beobachtung des antiken Metrums u. sw, suchte er eine glücklihe Lösung seiner Aufgabe, sondern darin, daß cr, unter Anwendung moderner Mittel, den Ge ist des Alterthums wiederzugeben versuchte. Dies ist ihm in der That gelungen, indem er sih bei Behandlung scines Stoffes an diejenige Ausdrucksweise hielt, wie etwa Gluck in seinen dramatischen Werken die antike Welt darstellte, Dies der Hauptvorzug einer Arbeit, die sich aber au außerdem durch ein edles Anschmiegen an das Gedicht durch- weg als das Werk eines verständigen und gebildeten Musikers dokumentirt, und ín welcher namentlih Einzelheiten von vortrefflicher Wirkung enthalten sind. So bieten nicht nur die Chöre der chorintischen Frauen, sondern vor- zugsweise auch die melodramatishen Particen in dem Werke, viel Schönes und Edles, und selbst in dem Ausdruck der Leidenschaft, wie sie sich z. B, gegen das Ende des Drama's offenbart, hat der Komponist stets das rich- tige Maß bewahrt, Den Total - Eindruck dex Musik, so wie des ganzen Werkes zu heben, trug übrigens die gelungene Auffü hrung, angedeute- termaßen, das ihrige bei. Die Damen Crelinger (Medea), Tuczek und A. Löwe dürsten indeß für die echt künstlerische Lösung ihrer Aufgaben besondere Anerkennung beanspruchen, obgleich auch die übrigen Mitwirkenden, Fräul, Kellberg, Herr Weygold u, \. w., \o mie Chor und Orchester, Lob verdienen, Den Saal füllte ein elegantes Publikum.

Am Montag (den 30, April) gab der Tonkünstler-Verein feine sechste und leßte Soiree im Stöcerschen Saale. Wir hörten zuerst ein Trio für Piano, Violine und Cello von Schlottmann, eine zwar nicht eigenthümliche Composition, doch von guter Abrundung der Form und wohl- thuender Klarheit der Wirkung. Hinsichtlih anziehender Ausarbeitung dürf= ten die Variationen den gelungensten Saß bilden, obgleich sie, was die ganze Anlage betri , ein bestimmtes Vorbild, in Beethoven's Vaig- tionen aus dem A-dur - Streich - Quartett, fast zu schr heraushören lassen. Die Ausführung geschah dur den Komponisten , der sich bei dieser Gele- genheit wiederum als tüchtiger Pianist zeigte, unter Mitwirkung der Herren Ries und Loge. Zweien Nomanzen für die Violine von Würst und einer Fantasie für Cello von Wohlers, gespielt von ihren Komponisten, folgte dann zum Schluß der Soiree ein Streich -Quartett vou H, Ries (in Es-dur), bei dessen Vortrag sich, außer dem Komponisten, die Herren Ronneburger, Nichter und Lo ge betheiligc hatten, Edle Gedanken- führung, glatter Fluß und Wohlklaug zeichnen die Arbeit aus, so daß sie, trefflich exefutirt, vielen Anklang fand.

Markt- WVerichteo.

Preise der vier Haupt- Getraide- Arten in den für die preußishe Monarchie bedeutendsten Marktstädten im Monat März 1849 nah einem mo= natlichen Durchschnitte in preußischen Silbergroschen

und Scheffeln angegeben.

fentlich die Anzeige, daß er eine Kandidatur für dieses Departe-

Namen der Städte. Weizen | Roggen | Gerste | Hafer 4, Koligäberd tit T 62-27 | 268 | 232- | 1510. S ULEET O teres ce red rc AA 697 | 292 23 16 M U G ebe obeit Lia 60 2617 | 21-5 | 147 ¿Beru i 03-17 | 2477 | 20757 | 142 2, Rastenburg e oa aaer ss ere 60 26 20 14 6. Neidenburs 60. [232] 192] 12 E E Bs La 28% 222 | 152 S E, «bt, ct Be d vid ei O A E 0 A 2E) lbe in, T, a es 105) Mis f Ÿ 11e 4107 Giäldenzi........ ee 67 i | 277, | 2477 | 1712 11. Kulm... tebt B, 68-17 | 2655 | 2715 | 1715 L COOI N aper eerars E 6155 | 2877 | 2277 | 195