1849 / 125 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

wir hoffen dies auch von unseren Gegnern. Fordérn Sie nit zu einem Kampf Nai in welchem wir, wie ih sehr be= sorge, unterliegen würden. Es kommt nicht blos darauf an, allgemeine Maßregeln vorzuschlagen, sondern auch darauf, ob' mau die Mittel hat, ob man z. B. die Männer hat, welche eine Reiths= Armée führen könnten. Man muß besonnen den re@hten Zeitpunkt erfassen. Jn einer solchen Zeit is es nothwendig, daß nit Jeder nach seiner persönlichen Ansicht handle und kein zu großes Gewicht auf seine Person lege. Das Haus muß sich o viel als möglich an die konstituirten Gewalten und die provisorische Centralgewalt anlehnen. Wer sich gegen diese anlehnt, handelt gegen das Ge- seß. Wenn man an ihr rüttelte, dann könnte man in eine schlimme Lage gerathen, Wenn Sie nit den Verhältnissen angemessen, son= dern eigenen Anschauungen, vielleicht auch nach gewissen historischen Vorbildern handeln, dann könnten sie sich um treue Bundesgenos= sen bringen. Der Redner spricht für den Majoritäts-Antrag. Das Ausschreiben der Wahlen is gerechtfertigt durch die Ablehnung der Kaiserwürde, und dadur, daß die Verfassung für diesen Fall nicht vorgesehen. An der Erblichkeit des Oberhauptes muß festge= halten werden, troßdem, daß die alten Antipathieen gegen Preußen wieder auftauhen und von Preußen her Nahrung finden. Das Ministerium hat heute Morgen bereits gegen die in der preußischen Cirkfularnote angedrohten Gewaltmaßregeln Verwahrung eingelegt. Die Centralgewalt zu stüßen is} unsere Aufgabe. Versuchen wir den Wettkampf mit Preußen, schreiben wir die Wahlen aus. Nicht blos Soldaten brau(t man zu einer Reichsarmee, auch Geld braucht man. Beeidigung der Beamten und des Militairs wird vorgeschla= gen. Der politische Eid ist ein zweischneidiges Schwert, und durch ihn verschafft man si nicht das, was man eigentlich dur Handeln er- langen sollte. Das Oberhaupt is noch nit verfassungsmäßig konsti- tuirt, wie können wir einen verfassungsmäßigen Eid verlangen. Ergreifen wir keine Maßregeln, welche unseren Gegnern Waffen gegen uns in die Hände geben, welche einen großen Theil des deut- schen Volks auf die Seite unserer Gegner bringen würden. (Un= terbrehung links.) Jch hoffe, daß die deutshe Sache siegt, denn es sind große Gewalten für uns thätig. Jch lache jenes Ministe= riums in Berlin, welches behauptet, die Besten auf seiuer Seite zu habenz auf unserer Seite stehen sie und mit ihnen das Volk, Trach= ten wir, daß wir nicht durch unsere eigene Schuld zu Grunde gehen. Die Verfassung wird siegen, früher oder später. (Beifall) Reichsminister = Präsident von Gagern: Kein verständiger Mann konnte die unermeßlichen Schwierigkeiten bezweifeln, welche sich der Dur@(führung einer Verfassung entgegenseßen werden, welche, wie die deutsche, der Nation Freiheit und Größe bringen sollte. Aber die Nation braucht einen Zeitraum, damit die öffent- liche Meinung duréhbreche , damit sie einsehe, daß geschehen ist, was hat geschehen köunen, und nux, wenn diese Meinung allge- mein geworden, wird die Verfassung durchgeseßt werden. Nicht durch augenblickliche terroristische Mittel wird es uns gelingen. Wird in jedem deutschen Stamme eine solche Mehrheit bestehen, dann wird die Verfassung einen besseren Bestand bekommen , als durch alle terroristischen Mittel. Nur von geseblien Mitteln fann die Rede sein, welche sich auf die Rechtsgültigkeit unserer Verfassung stüßen. Solche will die große Mehrheit der Nation. Der Antrag der Majorität hat zwei Hauptpunkte im Auge, die Anordnung neuer Wahlcn und das Insaugefassen eines Zeit= punktes, bis wann die öffentliche Meinung zum Durchbruch- könnte gekommen sein. Er giebt der öffentlichen Meinung ein bestimmtes Ziel, worauf die geseßliche Agitation sich richte. Er i} kein auf- regender, er is ein versöhnender. (Beifall) Wenn der Antrag der Majorität die Oberhauptswürde dem König von Preußen vor= behält, so ist es die Macht, welche er dabei im Auge hat und nicht die Krone, Der Redner will §. 1 des Antrags so gefaßt wissen: Die National = Versammlung fordert die Regierungen, die geseß- gebenden Körper, die Gemcinden der Einzelstaaten, das gesammte deutsche Volk auf, an der Verfassung festzuhalten. Der Redner bekämpft hierauf einige Minoritätsanträge, die Beeidigung. Er be- zeichnet die gemachten Vorschläge als solche, welche geeignet sind, Zwiespalt hervorzurufen. Jn solchen Ländern, wo man schon von der Nothwendigkeit des Haltens an der Verfassung durchdrungen ist, brauht man solche Beschlüsse nicht, in anderen nüßen sie nihtsz die Centralgewalt ist es, an der wir halten müssen, sie wird hingegen keiner Maßregel ihre Zustimmung ertheilen, welche ihrer Pflicht zuwiderläusft. : Abgeordn. Vogt, Berichterstatter der Minorität: Jett ist die Sprache der Contre-Revolution ofen und klar, weil sie gerüstet da- steht. Aber auch für uns is es jebt Zeit, uns zu rüsten. Man wirft alle Neve aus, um die kleinen Fis{hlein Deutschlands zu fangen, um ste in den Kasten zu bringen, aus welchem der gefrä- bige Hecht Preußen sie verschlingcn möchte, Solchen Plänen gegen- Über sollen wir Schritt für Schritt zurückweichen, uns äuf einen passiven Widerstand beschränken, bis wir uns selbst zu Grunde ge-= richtet haben. Jch{ch will eine Verfassung gleich haben, die Durch- führung derselben nicht unseren Nachkommen überlassen. Wir müssen gleich arbeiten, Der Redner kommt hierauf zu dem Minoritäts- Erachten, welches er vertheidigt *). Er behauptet unter Anderem,

*) Minoritäts-Antrag 1 des Abgeordneten Vogt von Gießen.

Jn Erwägung, daß Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, die auf ihn gefallene Wahl zum Kaiser der Dentschen definitiv abgelehnt hat und dadurch die getroffenc Wahl erledigt ist, eine andere Wahl derzeit aber unthunlich erscheintz

in Erwägung, daß die Negierungen: Preußen, Bayern, Hanuover und Sachsen die unbedingte Annahme der Verfassung verweigert habenz und

in fernerer Erwägung, daß die Regierung - von Oesterreich durch An- rufung russischer Hülfe ihre Bundespflicht verleßt hat, das Gebiet des deutschen Reiches von russischen Tru: pen wirklich überschritten. worden is und sowohl hierdurch als durh die Weigerung der erwähnten Regierungen das Vaterland in Gefahr is: beschließt die National-Versammlung:

1) ‘die verfassungsmäßigen Befugnisse des Kaisers werden- bis zur völlj- gen Durchführung der Verfassung in ganz: Deutschland einem Reichs- statthalier übertragen, den die National-Versammlung erwählt ;

2) wählbar zu dieser Würde i} i n T E )

, ide i} jeder volljährige Deutsche z

3). der Neichsstatthalter leistet sogleich nah Annahme der Wahl vor der Nationalversammlung den Eiv auf die Reichsverfassung z

4) fie bestimmt den 1. August d, J, als den Tag, an wrldem der erste Reichstag auf den Grund der Verfassung in Krankf a M L hatz L urt a. M. zusam-

5) sie bestimmt als: den Tag, an welchem i ; ¿ len für/ das Volfshaus Weginabinm sind, va E An J ap

6) E des Reichsstatthaliers. hört die provisorische Cen-

7) die Nationalversammlung, erläßt einen Aufruf an das de in welchem sie zum Festhalten an der Reichsverfassung A RN kräftigen “Bekämpfung jeglichen Widerstandes gegen die Durchführung derselben auffordert;

Der Dreißiger-Auss{huß if mit Vorlage eines Entwurfs.-zu die- sem: Aufrufe beaustragt ;

8) Die LEN Ln fordert sämmtliche Regierungen auf, ihre ganze: bewaffnete Macht mit Einschluß, der Bürgerwehren, sofort, auf die Netchs-Verfassung vereidigen zu lassen. Für dea Fall, daß ein- zelne Regierungen dicse Vereidigung bis zum 20. Mai nicht vollzo- gen hätten, werden sämmtliche Abtheilungen in den betreffenden Län-

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die Centralgewalt sei nit gesonnen, die Wahlen auszuschreiben, Gegenüber den Angriffen der Contre-Revolution giebt es nichts als Nothwehr, dagegen hilft keine Geseplichkeit, sondern nur das zum geseblichen gewordene ungescblihe Mittel der Nothwehr. In seiner Vaterstadt hat sich die Rg selbst auf. die Verfassung beeidigt, und er wünschte, daß dieses Beispiel Nachahmung finde. Der Redner giebt eine Schilderung der Contrerevolution, der Ber- {wörung der Fürsten unter si, berührt das Einrücken der Russen in deutshes Bundesgebiet, welches er Verrath nennt, und aus allen Kräften zurückgewiesen schen möchte. Er bedauert die deut- \{chen Soldaten, welche sich gebrauchen lassen sollen, die Freiheit zu fnechten, und besonders die preußische Armee, welche man zum Hauptwerkzeuge gebrauchen wolle. Es empört mi aufs tiefste, das Blut kocht mir unter den Nägeln, meint er, wenn ich bedenke, wie gut sich unsere Soldaten schlagen, wie gut sie angeführt werden, und dagegen wie nichtsnußig die Diplomaten in den Ka- binetten, Ein: Krieg gegen Rußland wäre Allen ersehnt und er- wünscht, man frage herum bei den Soldaten. Das Geld wäre da, Soldaten. wären da, Oesterreih und Rußland haben sich ver- einigt, Preußen wird im Bunde der Dritte sein, es wird auch noch helfen, den Kampf gegen die Magyaren , welcher ein Kampf des Absolutismus gegen die Freiheit ist, zu unterstüßen. Wer sich nicht, schließt der Redner, auf seine eigene Kraft verläßt, der verräth sich selbst, Wir wolken uns auf vanides eigene Kraft verlassen und der Welt zeigen, daß wir keinen fremden Stüßpunkt, keinen Halt au- ßer uns bedürfen, um zu stehen, Wir brauchen nichts, als die Kraft in uns selbst, um unsere Sache durchzuseßen. (Großer Bei- all.) | Ein Antrag auf Vertagung der Sipung wird abgelehnt. Das Haus leert sich zusehends. Abgeordn. Venedey spricht für das Minoritäts-Erachten :

Die National-Versammlung beschließe : : ;

4) Die Wahlen zum ersten Reichstage auf den 15, Juli und die Zusammenberufung desselben Reichstags auf den 15. August anzuordnen.

2) Die unmittelbare Beeidigung aller Behörden und Truppen auf die Verfassung in allen Ländern anzuordnen, wo die Ver- fassung bereits von den Regierungen angenommen ist.

(Der zweite Theil desselben wird zugleich als Zusayantrag zu dem Auss{ußantrage bezeichnet.) ]

Der Vorsißende vertagt hierauf die Sibung bis um 4 Uhr. Schluß der Sißung 25 Uhr.

Nachmittags-Sißung um 4 Uhr. Abgeordn, Simon von Trier (als Berichterstatter der Minorität). Der Redner spricht für das Minoritäts-Crachten 11, vessen Wortlaut folgender ist :

1) die Regierungen der deutschen Einzelstaaten haben nach Maß- gabe der §§. 14. 191 und 193 der Reichs-Verfassung sofort die Beeidigung sämmtlicher Beamtcn des Militair = und Ci- vilstandes auf die Reichs - Verfassung und die zur Turhfüh- rung derselben verpflichtete Centralgewalt vorzunehmen.

2) Die National - Verjammlung erklärt jeden Vertrag zwischen Einzelstaaten über Verbindung von Truppenkörpern renitenter Regierungen mit ven Truppenkörpern solcher Regierungen, welche die Verfassung anerkannt haben, für verfassungswidvig, unstatthafst und unwirksani.

Meine Herren! Heute muß es sich entscheiden , ob wir noch länger mit einander gehen können over niht. Sie haben ver- sprochen, mit uns zur Verfassung zu halten, und wir werden sehen, ob Sie zu Maßregeln zu schreiten E sind, welche geeignet sind, das Vaterland zu retten. Jch habe uichts zu thun mit einem Ministerium Brandenburg-Manteuffel, von dem ich uur weiß, daß es uns zeigte, daß man durch energische Brutalität weitcr kommt, als durch \{mächlicche Humauitätz auch nicht mit einer preußischen Politik. Es handelt sich um die Mittel. Das Ministerium Brandenburg rief: Niemals, niemals, niemals ! ich rufe: Wasf=

fen, Waffen!. und abermals Waffen ! (Großer Beifalls links und

auf den Gallericen. Unruhe rechts, Ruhig! links.) I weiß, daß das Ministerium in Berlin klug: genug is, wenn es von der . hiesigen Stimmung erfährt, gegen die Unvorbereiteten ein- zushreiten. Sie wollen neue Wahlen, gescbliche Manifestalio- nen? Die ultima ratio regum wird solche niederzuhalten wissen. Die Vereidigung des Militairs ist mir der erste Akt, der Aufruf an das Volk der leßte. Jch: danke dem Herrn Minister-Präsiden- ten für die energische Antwort auf die preußische Note; aber mir ist bange, daß es uns an Mitteln fehlen werde. Die Württem- berger, die Pfälzer haben sich zu der Verfassung emporgearbeitet, allein mir blutet das Herz, wenu ich denke, daß sie für ihre deut- {he Treue und Anhänglichkeit durch Preußens Perfidie unterdrüdt werden sollen. Der Redner kommt auf die russische Intervention, berührt Artikel des Lloyd, wodur dieselbe als bestimmt anzu=- sehen sei, und die Drohung des französischen Gesandten, Wien zu verlasscn. Nachdem man die österreichische Armee für eine nichtige Centralisations - Idee geopfert, will man sie durch russische Juter- vention noch vollends entehren. Der. russische Adler is nicht sowohl ein Wappenvogel, als ein Raubvogel, und die Gefilde, worüber er s{webt, sind Gefilde, wohin ihn der Geruch der Ver- wesung gezogen. (Bravo.) Sammeln Sie alle Kräfte Süd- Deutschlands, um der Barbarei des Ostens entgegenzutreten. Alles

wartet auf das Losungswort von hierz Sie haben von Truppen

dern ermächtigt und aufgefordert, diese Vereidigung selbstständig vor- zunehmen z :

9) Bunge 0 LOR Me Vie stehenden Truppen werden sofort auf die Reichsverfassung beeidigt z : E

Die Centralgewalt wird mit der Vollziehung dieses Beschlusses beauftragt z i |

10) die vertagten oder aufgelösten Volksvertretungen- der renitenten Re- gierungen werden aufgefordert und ermächtigt , ) ] lezten Zvsammensezung aus- eigener Machtvoollkommenheit au jedem passenden Orte zu versammeln und die geeigneten Maßregeln zu (reffen, um den Widerstand ihrer Regierungen gegen die Reichsverfassung zu beseitigen :

11) e f größeren deutschen Staaten , welche die Anerkennung und Durchführung der Reichsverfassung verweigern, sind .die einzelnen Pro- vinzen und Kreise ermächtigt und aufgefordert, die Reichsverfas- sung nebst dem Wahlgeseße selbstständig anzunehmen und cinzu- führen z :

12) Die National - Versammlung erklärt jeden Vertrag über, Verbindung.

von Truppenkförpern- renitenter Regierungen mit den Truppen solcher Regierungen, welche die- Verfassung: anerkanut haben, für unstatthaft, unwirksam uud verfassungswidrig 5 4

13) die National - Versammlung: erklärt den Einmarsch russischer Truppen in Oesterreich für eine Verleßung des Reichsgebietes, und erklärt die- jenigen, welche diesen Einmarsch russisher Truppen veranlaßten oder ihre Zustimmung dazu gaben , für Verräther am Bäterlande. Sie

fordert das gesammte dèutsche Volk auf, mit allen Mittel diesem-

Verrathe zu wiverstehenz- entbindet diejenigen Truppen, welche zur Mitwirkung an- solhem Verrathe befehligt: werden -sollien,, des Eides E ihre-Obcren und; giebt der Centralgewalt auf, sofort iy Gemäß- eit dieses Beschlusses den- Reichskrieg gegen ‘Nußland und“ die, Ler- __ râtherische Regierung Oesterreichs zu erklären. : Eisenstuck, Tafel von Z. Taffel von S. Fröbel. Fehrenbah, Simon, Hagen, Umbscheiden. Raveaux, Spay. Engel,

sih sofort in ihrer

das neué Projekt Preußens wird’ scheitern.

gehört, denen ihre jebige Stellung unerträglich ist, Ordnen Sie die Beeidigung an, die Einzelstaaten -werdenu. sich nit: entziehen. ‘Sie sind der Ordnungspunkt der Überwiegenden Partei in Deutsch= land. “Geben Sie es zu, daß derselbe nah Berlin gewaltsam ver= legt werde, und behaupten Sie Jhren Ordnungspunkt nur in der Theorie, so ist die Verfassung verloren. hon unterhandeln fleinere Staaten in Berlin wegen der Berscwelzung rer Trup- penmacht mit der preußischen Armee; lassen Sie sich dieselben nit entziehen. Sollten die deutschen Soldaten nicht das Lügenspiel begrei- fen, welches man mit ihnen: treibt, indem man sie heute zum Schuye des Parlaments sendet, ‘morgen dieselben. gegen das Parlament gebrauchen will? Sollten sie niht den Mißbrauch begreifen, wel- chen man mit ihnen in Schleswig-Holstein treibt, wo das Gespenst des Herrn von Wildenbruch wieder zu s\pukèn \{heint? General Prittwiß soll gesonnen sein, abzudanken. So eben erhalte ih eine Nachricht aus Königsberg. Ein dänisches Vlokädeschif} de in den Rayon der Artillerie der Festung Pillau. Eine Deputation der Stadt Pillau begab sich zum Festungs-Kommandauten, um ihn zu ersuchen, das Schiff zu beschießen. Der Kommandant aber er- wiederte, er hahe die- Instruction, sich neutral zu verhalten. (Pfui! Verrath! links.) Jst das nicht ein schändliher Betrug. Will man feinen Krieg führen, \o führe man keinen, “allein man lasse nicht Tausende um nichts tödten. (Lebhafter Bei= fall links und auf den Tribünen.) Warum soll die Verei digung“ niht angeordnet werden können? Js sie nit eine Verwaltungsmaßrcegel, so gut wié die Ausschreibung der Wahlen? Das Ministerium Römer hat erklärt, es werde dieselbe nur vor-= nehmen lassen, wenn die Reichsgewalt sie anordne. Die Ausfüh-= rung und Dur{sührung der Verfassung ist eine Aufgabe ‘der Cen- tralgewalt. Giebt der Herr Erzherzog seine Zustimmung zur Aus= schreibung der Wahlen, so giebt er sie auch zur as der Ver= eidigung.|! Der Kaiser ist freilich nicht da, das Nächstliegende ist wohl die Centralgewalt. Jch denke mir den Eid so: „Jch schwöre Treue der Reichsverfassung und Gehorsam der zur Ausführung der= selben bestehenden provisorishen Centralgewalt.“ Acht Millionen Seelen haben sich bereits unter die Berfasinig geschaart. Geben Sie bei der jeßigen Stimmung 50,000 Mann und wir sind gesichert.

Durch ein kräftiges Auftreten stürzen Sie das Ministerium Bran=

denburg und bekommen Sie Preußen dazu, denn das preußische Volk wird gewiß die Freiheit der Barbarei des Ostens vorzichen. Thun Sie: es nicht, so erleben Sie es wieder, : daß der Westen vcm Norden ins Sch{lepptau genommen wird, und nit das Gegentheil, wie Sie es wollen. Wir müssen für die Gegenwart handeln, ich rathe denjenigen, die es nicht wollen, uns ‘eher zu verlassen, um denjenigen, welche für die Gegenwart handeln wollen, nicht im Wege zu stchen. Jch will keinen .passtven Widerstand, ih will den aktiven, wenn auch nicht unmittelbar, so doch wenigstens zum Schuß. Das Volk ist mißtrauisch gegen das Militair, und Sie werden dasselbe nicht eher {winden machen, als bis Sie Beide wieder durch die Vereidigung des leßteren auf den gleichen Boden der Reichsverfas= sung stellen, Jch wiederhole es, wer si{ch niht daran sehen will, der verlasse uns lieber! (Großer Beifall links und auf den Tri bünen.) , Reibsminister- Präsident von Gagern nimmt hierauf zu ei- ner faktischen Berichtigung das Wort. Die Worte, welche auf dieser Tribüne gesprochen werden, hallen: durch das ganze Vater- land. Wenn ein deutsches Heer dem Feinde gegenübersteht, dann cheint mir der Moment nicht gekommen, Führer oder Soldaten zu verdächtigen. (Großer Lärm links.) Jh will niht glauben, daß es die Absicht des Vorredners gewesen, dics zu thun; um iudeß jede Mißdeutung zu verhindern , erlauben Sie mir, daß ich den Führer des deutschen Heeres in Schleswig vor der Oeffentlichkeit retfertige, wenn er überhaupt einer Rechtfertigung bedarf. Jch leugue vor Jhuen nicht, daß das preußische Ministerium den Frie- den sehnlichst wüns{cht (hört!), allein es is überzeugt , daß der Augenblick des Friedens noch nit gekommen sei. Was den Thatbestand anbetrifft, \o verhält sich dieser also : Nach- dem das Heer in Schleswig so weit gekommen war, die Offensive zu ergreifen, wurde von Seiten des Kriegsministers durch cinen Offizier hingemeldet, die Offensive sei zu ergreifen, falls feine militairischen Gründe es verhinderten. Die- Kavallerie war indeß noch zu sehr zurück, um das thun zu können. Der Offizier wurde im Hauptquartier mit Freuden empfangen, und der kom-=- mandirende General zeigte sogleich die Etappen an, in welchen cr der jütischen Gränze und über dieselbe ziehen werde, erklärte aber zugleich, daß er vor dem 29sten nicht in Jütland einrücken könne. Jch begreife. sehr wohl das Mißtrauen, welches in der Bevölkerung Schleswig - Helsteins herrscht. Ein früheres Einrücken war aber nicht mögli, da die Positionen so getroffen waren, daß die Avant- garde erst am Lud an der jütischen Gränze: anlangen könnte, und so ist es geschehen. Uebrigens hat General Prittwiß einen Revers unterschrieben, der Centralgewalt zu gehorchen. Von seiner Absicht, abzutreten, hat die Centralgewalt keine Kunde.

Abgeordn. Simon verwahrt sih dagegen, als ob er Führer oder Soldaten habe verdächtigen wollenz er. habe sie im Gégentheil gegen Einflüsse von oben in Schuß genomnieu. Er verlange keine Vereidigung der deutschen Truppen in Holstein, diese seien ohnchin von Vaterlandsliebe durseelt. (Bravo links.) E

Abg. Stahl aus Erlangen, Berichterstatter der Majorität : Je will nicht auf die Diskussion wegen des Krieges mit Rußland eingehen. Diese Frage isst viel zu gewichtig, um in eine an sich so gewichtige Verhandlung eingemischt zu werden. Die Hoffnung, welche Herr Vogt daraus zieht, uns in die ungarischen ee zu versezen, wäre nicht geeignet, das Volk an uns zu fesseln; Wir haben noch bessere, feierlichere Hoffnungen. wg dea s wird, wenn uns unser Werk gelingt, Deutschland stark genug sein, der östlichen Barbarei zu widerstehen, Gelingt es aber nit, so ist eine Kriegs- Erklärung gegen Rußland kein Mittel hierzu, sie würde vielmehr die Versammlung nur lächerlih machen. (Beifall rets.) Das Verfahren der Versammlung ist durch die A ean selbst ge- rechtfertigt. Die preußische Regicrung wirft E Eigénsinn vor, weil sie so (a i j preußischen Regierung zeigt eben, p eine solche Vereinbarung

veil die Regierungen selbst nit einig werden. Auch n môglid j i O eiten Vie 38 Regierungen werden bei uns verharren, und' es' verlautet aus' sicherer Quelle, daß auch Bayern nicht entfernt daran denkt, auf dies preußische Projekt einzugehen, Die Versammlung kann aber unmögli war- ten, bis dieser Fürsten-Kongreß vielleicht abermals’ in einem Jahre etwas oder vielmehr nichts zu Standé bringt. Die sem nts muß nun handeln. Die Parteièn sind: einig im Ziel, abér uneinig in den Mitteln. Eben #0 ist das: Volk’ seit dem Márz - 1848 F zwei Parteien gespalten, die jept in dem ‘einen Biel, e Verwirklichung der Verfässung, einig sind, nicht aber in E Mitteln. Ergreist man die äußersten, \o wird man da Volk“ selbst: spalten; wir aber "verlangen , daß: das ganze Volk: ungetrennt: hinter uns“ stehe: - Der zu rasch, zu weit Ge- hende, kann leiht seine Schritte für den: Langsameren- máßigen,

thut er dies nicht, so bleibt leßterer zurück und entzieht ihm eins

Hülfe, Es ist deshalb nothwendig , die zu große Bewegung zu

gegen die Vereinbarung beharrt, aber das Bestreben der -

mäßigen, obwohl id fürchte, in dieses bereits lehr Jéives Jezn wird.

Die Pfalz is als Leiter. für ayern: auf dem: Wege der Freiheit Sadn an cMirti sie hat dies gethan, und wir danken es ihrz aber wer will, daß Altbayern. uns. zukomme, der möge die Bewegung in Rhein- Bayern mäßigen, denn diese würde sehr d auf Bayern zurückwirken. Man hat die Vereidigung als Mittel zum Schuß der Wahlen empfohlen, damit dreht man sich aber nur im Kreise herum. Dié Regierungen, welche vereibigen lassen, lassen auch wählen, und die nicht wählen rasen lassen auch nicht vereidi- gen. Der Redner {ließt mit der Aufforderung zur Mäßigung, da ja gerade Preußen übereilte Schritte erwarte. (Beifall rets.) Es wird zur Abstimmung geschritten. Der Vorsißende stellt die Unterstüßungsfragen zu mehreren Anträgen. Die Abgeordneten Hauberishmiev, Werner und Genossen, Wigard und Genossen, welche auf diè Einseßung etner neuen provisorischen Exekutiv-Behörde hin- gehen, werden abgelehnt. Die Alineas 1, 2, 3,- 6 des Minoritäts- erahtens T, werden abgelehnt. Ueber das Alinea 7 des zweiten Minoritätserachtens wird namentlich abgestimmt. Es wird mit 255 gegen 138 Stimmen abgelehnt. Hierauf wird das Majoritäts- erachten zur namentlichen Abstimmung gebracht. Der Antrag der Majorität wird mit 190 gegen 188 Stimmen: angenommen. Hierauf gelangen jene Anträge zur Abstimmung, welche eine Beei- digung dur die Reichsverfassung verlangen. Zur namentlichen Abstimmung gelangt zuerst das erste Alinea des Minoritäts-Erach- tens 111. in Pigentet vom Antragsteller abgeänderter Fassung: „Die National - Versammlung beschließt die provisorische Suspen- sion des §. 14 und. §g. 191 und 193 der Reichsverfassung : Die Regierungen der deutschen Einzelstaaten haben sofort die Vereidigung der Beamten des Militair - und Civil- standes auf die Reichsverfassung und die sie ausführende Reichsgewalt in folgender Form vorzunehmen: „Jch s{wöre Treue der deutschen Reichsverfassung und Gehor-= sam der sie ausführenden Reichsgewalt,“

Der Antrag des Abgeordn. Simon wird mit 244 gegen 133 Stimmen abgelehnt. (Auf der Linken heftiges Lärmen: Pfui !) Die ursprüngliche Fassung des ersten Alinea's des Minoritäts -Er- achtens [L wird alie abgelehnt. Eben so das Minoritäts= B II, des Abgeordn. Venedey, (Heftiger Lärm, Links:

Ueber den ersten Saß des Alinea 8 des ersten Minoritáts- Erachtens wird namentlich abgestimmt. Dieser Sas lautet: „Die National - Versammlung fordert sämmtliche Regierungen auf, ihre ganze bewassnete ‘Macht mit a E der Bürgerwehren sofort auf die Reichsverfassung vereidigen zu lassen. Dieser Say wird mit 221 gegen 135 Stimmen abgelehnt. (Pfui! auf den Galerieen. Der BVorsibende verweist dieselben zur Ordnung. Widerspruch von den Galerieen, Ruf auf der Rechten und im Centruniit Räumen!) Ein áhnlicher Antrag von Wedekind wird gleichfalls abgelehnt. Ein Antrag des Abgeordneten Vogt, die dur die renitenten Re- gierungen aufgelösten Volksvertretungen aufzufordern, aus eigener Mahtvollkommenheit zusammenzutreten, um geeignete Maßregeln zu berathen, wird abgelehnt, Desgleichen Nr. 11, 12 und 13 des Minoritäts-Erachtens L (Die Linke begleitet die: Verkündigung dic- ser Resultate mit den Acußerungeñ ihres Unwillens.) Der Zusah- Antrag des Abgeordneten Schoder: Alle Régierungen, welche: die Verfassung anerkannt haben, aufzufordern, aus ihren Truppen ein Reichsheer zu bilden, so wie der Antrag des Abgeordneten M. Mohl werden abgelehnt. Mehrere Zusabp - Anträge auf Beeidigung der Volkswehr werden glei{falls abgelehnt. Damit ist die Abstimmung über den dringlichen Antrag des Dreißiger-Ausschusses erledigt.

Der Vorsißeude verliest einen Dringlichkeits- Antrag des Ab- geordneten Schüß und- Geüossen, welcher will, die National - Ver= sammlung erkläre in Bezug auf die preußische Note, welche einer Kriegserklärung ähnlich sche, das: Vaterland sei in Gefahr, und alle Waffenfähigen werden aufgefordert, sich zu bewaffnen, um Ge- walt durch Gewalt zurückzuweisen. Die Dringlichkeit wird nicht zuerkannt. Einem anderen dringlichen Antrage des Abgeordne- ten Wedekind, welcher will, daß die National-Versammlung erkläre, die ganze Verantwortlichkeit der Folgen des. Betragens der preußi- {en Regierung falle auf diese zurü, ferner seien die Bcvollmäch= tigten aller jener Staaten, welche die Verfassung anerkannt haben, nach Frankfurt einzuladen zur Berathung über die in der gegen= wärtigen Lage zu treffenden Maßregeln, wird die Dringlichkeit glei{falls nicht zuerkannt. s N der Sizung 94 Uhr. Nächste Sizung: Montag den

ai.

Nnusland.

Frankreich. Paris, 3, Mai. Ueber die Abbrechung der Friedens - Unterhandlungen zwischen Radepßlky und Piemont theilt das Journal des Débats Folgendes mit: „Der König Viktor Emanuel und seine Minister gaben nur mit tie= fem Schmerze ihre Zustinimung zu- der Besepuiia von Alessan= dria durch die Oesterreicherz sie versuchten vorher alle Mit= tel, um dieselbe zu vermeiden. Allein zu gleicher- Zeit, als sie sich zur Ausführung dieses Artikels des Waffenstillstandes bequemten, riefen sie auch ihre Bevollmächtigten zu Mailand, Buoncompagui und Dabormida zurück, damit diese Ausführung, welcher si die Regierung nur untkerzog, um den Krieg. zu vermeiden, nicht eine Zustimmung zu dèn unglüdlichen Bedingungen einzuschließen \{heine,

n (+

- welche Desterreich. aufzwängen will.“ Das Journal des Débats

lokt das Benehmen Piemonts. Der eigentliche Punkt, um den es sih handelte, wäre, diesem Blatt zufolge, die' Geldfrage. Der österreichische Bevollmächtigte habe 220 Millionen Lire Kriegs- kosten gefordert; der Marschall Radepky würdf mit 80 Millionen zufrieden sein, Piemont aber erkläre , Millionen bezahlen könne.

Marseille siud bereits über 2000 Flüchtlinge aus Jtalien angelangt, die si meistens ohne alle Geldmittel besinvéi: und: aus Bastia wird ebenfalls die Ankunst zahlreicher Flüchtlinge gemeldet.

Del Carreto, dev ehemalige neapolitanische Polizei - Minister, hat Monpellier , das er bisher bewohnte , verlassen , und ist nach Neapel zurückgekehrt.

Eine ungarische Gesandtschaft, an ihrer Spiße Graf Teleki, hatte am Montage eine Audienz bei dem Minister des Auswärti- few Herrn Drougn de Lhuys7, um die: französische Regierung: 1m hre Vermittelung zwischen E und den - aufständishen Un- itl de (6, ibr t 0E ti fei A threm Empfange sehr

K eih ihr die Minister keine Versprechungen ma konnten, alänbt sie doch, E en B Le

zu fassen; i edru Rollin: trug: am Schluß: der. gestrigen Sißung der Na- t'onal-Bersammlung olgendes vor: „Nach nbi An tt, womit s die Stadt Chateauroux im Namen | dès'! Judre - Depártenments S lud man mich. zu einént Bankett, das: zu Moulins im Alz er - epartement für ienstag 1. Mai Nachmittags Uhx anbé= batten f S Als ih Montags Abend (30. April) daselbst eintraf, 10,000 Personen an den Eingängen der Stadt ver=

: Mathé, im Triumph ee

Und befolgte die angeschlagene Festordnung.

daß es nit mehr als 30

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sammelt, die mi bis zum Hause meines Freundes, ves Deputirten Am anderen Tage (1. Mai) ström-= ten die Arbeiter von Moulins, so wie die Bavern drr Umgegend, zu dem Garten, in welchem das Bankett stattfand. Der Garten faßte etwa 5000 Gâste. Die übrigen Theilnehmer und Neugieri- gen stellten f{ch auf eine alte Schanze , welche hintèr dem Garteñz zaune liegt und einè Erhöhung bildet, die den Garten beherrscht. Es mochten Ét wohl 10,000 Personen darauf eingefunden haben. Von dieser Schanze sah man zwar Alles, was im Garten vorging, aber man konnte die Redner nicht verstehen. Das Bankett begann | Während mehrere Redner sprachen, erhoben sich aus der Menschenmasse auf der Schanze von Zeit zu Zeit systematische und organisirte Protestationen, wélche zum Zweck hatten, die Stimme der Redner zu. ersticken. Dies Stra- tagem gelang aber nicht, Bald érfuhren wir nun von außerhalb, daß

Geld ostensibel von legitimistis{en Führern vertheilt würde, denn , Sie wissen, daß Moulins eine

h ristvkraténstadt ist, die deren viele zählt, Doch diese Versuche mißlangen, und das Bankett ging ru- hig und ernst vorüber. Man wird die Namen der Geldaustheiler angeben. Das Vergebliche ihrer Versu@{he sehend, drängten sie sich an die Gartenthüren, aus welchen die Gäste strömten. Sie be=

greifen, daß 5900 Menschen sh nicht vertheilen, wie . eine kleine |

Gesellschaft. Es" war daher möglich, Gedränge zu verursachen, welches die Legitimisten benußten, um den Bauern, die bis auf 10 Stunden Entfernung hergekomméèn waren, ihre Fahnen zu entrei- ßen, die sie an der Spiße ihrer Züge trugen. Diese Kollisionen, welche beigelegt wurden und durchaus keinen gefährlichen Charakter hatten, veranlaßten aber den Präfekten, Generalmärsch \chlagen zu lassen und die Bürgerwehr unter die Waffen zu rufen, bald aber kehrte der Präfekt und Obergeneral der Bürger= wehr wieder heim, denn sie überzeugten sich, daß die Ruhe nicht gestört war. Von bis 75 Uhr blieb ih in der Familie meines Freundes Mathéz zu 8 Uhr weniger 15 Minuten hatte ich den Wagen bestellt, welchen ih mit fünf meiner Freunde, darunter die Deputirten Mathé und Fargin Fayolle, bestieg. Durch mehrere Straßen der Stadt fahrend, riefen uns unbedeutende Ar= beitergruppen zu: Es lebe die Republik! Es lebe der Berg! Es lebe Ledru Rollin! Wir danktèn ihnen und winkten ihnen mit der Hand, daß sie ruhig nach Hause kehren sollten; die Demonstration sei vorüber. Kaum aber auf dem Plat vor dem S an- gekommen, wo 150 bis 200 Nationalgarden, Pompiers, Ariilleristen und sonstige Uniformen in Schlachtordnung standen, stürzten sich mehrere dieser Uniformixten gegen unseren Wagen, drehten vie Deich= sel seitwärts, um die Pferde an dem Weiterfahren zu hindern, und \chrieen mit fanatischer Geberde: Tod diesen Räubern! Tod allen Rothen! Reißt sie aus dem Wagen, damit wir sie auf der Stelle erschießen! Die Rasenden ließen es nit bei den bloßen Drohungen, sondern legten ihre Gewehre wirklich auf uns an, {wangen ihre Säbel gegen uns und hielten uns die Spißen ihrer Bajonette ent-=

gegen. Einer von ihnen hatte es besonders auf meine Person ah= gesehen, Mathé und Fargin, so wie die Bürger Ba= ronnet, Mathis und Martin, die mit im Wagen saßen,

deckten mich mit ihren Körpern, Ein Säbelhieb wurde, ih glaube von einem Lieutenant, mit solcher Heftigkeit gegen mich geführt, daß er, von meinem Mantel parirt, einen großen Einschnitt in das obere Seitenlcder des Wagens machte. Nun wurden, um mich von andersher zu erreichen, zwei Degenstiche von hinten auf meine oberen Sc{hultern gerichtet, sie drangen durch das Leder und das Futter des Wagens und streiften meine Kleider. Wie f\ollten wir so bedrängt und wehrlos, v vielen Angriffen entkommen! Eine Schändlichkeit diescr Niederträchtigen rettete uns. Damit der Po-= stillon die Zügel fahren lasjci sollte, verseßten sie ihm einen heftigen Schlag auf die Hand, zugleich aber erhielt eines der Pferde einen Bajonettstich ; das Thier \{äumte vor Wuth und riß die anderen zu rascherem Fluge mit sich. Hierdurch wurden wir gerettet. Jch entsteige so eben der Eisenbahn und eilte hierher, um von der Na- tional- Versammlung strenge Untersuchung dieser argen Thatsachen zu fördern,“ Der Justizminister Odilon Barrot “erklärte hierauf, wie {on erwähnt, daß er diese Vorfälle in Moulins noch nicht kenne, es sih aber ungeachtet der politischen Meinungsverschieden- heit, welche ihn von dem Betroffenen gewöhnlich trenne, zur ‘heilig- sten Pflicht anrechne, die Sache streng untersuchen und die vollste Gerechti keit gegen eine solche Gewaltthat üben zu lassen, denn Ge- walt rufe die Gewalt auf und dürfe ven keiner Seite, von keiner Partei el Murat werden. _ Die Vraie epublique erzählt: „Es scheint, daß im Ely= sée zwischen dem Präsidenten Bonaparte und seinem Vetter Napo-= leon Bonaparte nach dessen Rückkehr aus Madrid ein heftiger Wort= wechsel ausgebrochen sei. Louis Bonaparte soll zu seinem Vetter mit Stolz gesagt haben: daß sich die niederen Glieder der Dyna- stie im Interesse derselben unterordnen und einig halten müßten. Das Wörtchen* „niederen“ soll den Vetter zu so heftiger Replik veranlaßt haben, daß. der Sohn der Königin Hortense die Beleidi gung des“ Sohnes des Königs Jerome nit aùders als im Blut abzuwaschen gedenke. Ein Duell ist verabredet, und Herr von Morny, Soult s Schwiegersohn, wird als einer der Sekundanten des Prinzen räsidenten genannt,“ j G Der Tribüne zufolge hat der Minister Faudcr sämmtlichen ränzbehörden wiederholt die strengste Aufsicht und Zurückweisung politischer Flüchtlinge anbefohlen. Die Republique meldet die Ausweisung eines polnischen Sozialisten, Namens Vincenz Wierzbii. Der Moniteur verkündet das Geseß, das den Pflanzern 6 Ls Franken fünfprozentiger Renten (120 Millionen Ka= pital) als Entschädigung für die Sklaven= Emancipation in den Kolonieen zuspricht. Diese Renten versilbern sih Lon 22. März d. J. an. Die taatspapiere selbst werden jedo erst 1852 aus- getheilt, bis wohin sich die Eigenthümer unter einander auszuglei- hen haben, „Außer obigen 6 Millionen Renten werden den Skla- ven-Eigenthümern 6 Millionen Franken baar ein- für allemal ge= a s die Arbeit in den Kolonieen nicht ins Stocken gerathen Prinz Joinville? s Aussichten, im Departement der Oberen Marne gewählt zu werden, gestalten sich mit jedem Tage günstiger. Man versichert, daß auf dem hiesigen Zollamte mehrere Ge- mee italienischer Meister, die aus dem Vatikan herrührten und L had Via a D d e ri Beschlag belegt n seien. Wie es heißt sollen sie dem Nuntius des' Papste zur Verfügung gestellt werden. ! f Npre Der Herzog von Montebello, Marine - Minister unter ar,

“Phili R o MiEE daß der Präsident nur den Ausfall dec | Philipp, tritt als Kandidat für die National - érsaizmlung auf,

neuen Wahlen abwarten werde, um einen entscheidenden“ Entschluß.

während Salvandy, um keinen Zwiespalt unter der gemäßigten Par=

„tei, zu. veraulassen, auf seine Kandidatur verzichtet hat. Louis Lucian

Bonaparte erklärt aus: Anlaß: von Mißdeutungen seiner Kandidatur

im Departement Charente-Inferieure, daf o REm der Sache

der ‘Ordnung, gesunden demökratischen Jdeen und dem allgemeinen

Ge E egen S A ine ist trat ihn wähle, nur partei vertreten, welche diescn Grundsäßen: zugethan“

die keine Regierung bestehen könue. ia Proudhon wendet sich im Peuple an die Wähler von Paris.

Dieser Tage wurde sein Journal wiederum in Beschlag genommen.

Milliarde bei der

mit dem Herzogthum Holstein verbunden

Das Wahl - Comité ver Rue de Poitiers hat bereits 620,000 Abdrücke antisocialistischer Flugschriften vertheilt und wird fortwäh- rend von allen Seiten uin Exemplare angegangen.

Die rothrepublikanishen und sozialistischen Journale enthalten abermals einen Aufruf an das Volk, insoweit es zu ihrer Farbe st{ch bekennt. Es handelt sich diesmal um Geldbeiträge, zu denen, weil die Geldquellen des demokratisch - sozialistischen Comité's durch die Einstellung der Wahl-Versammlungen auf einmal versiegt seien, alle sozialistishen Demokraten dringend aufgefordert werden, damit die Listen ihrer Kandidaten gedruckt und die sonst noch zu ihrem Siege bei den Wahlen nothwendigen Vorkehrungen beendigt wer- den könnén.

Der Fraternitäts -Saal ist ges{lossen. Diesmal jedo nicht

dur Militairmacht, sondern durch Expropriation der Actionaire, die vom Grundeigenthümer entschädigt worden sind. Man spricht bereits von der Anlage einer neuen, kolossalen Volkshalle in einem andéren Stadtviertel. -+ Nach der Gazette de France hat die Regierung diejenigen Mannschaften der ugen republikanischen Garde, welche zur Einverleibung in die Gendarmerie nicht geeignet befunden wurden, entwäfsnen lassen.

Der Toulonnais vom 29. April spricht von ernsten Mili- tair-Kravallen, die unter der Besaßung des Mourillon ausgebro-=-

chen wären.

Seit acht Tagen liefen 11 Petitionen auf Restitution der National-Versammlung ein. Aus einer Erklärung des Ex-Direktors des National, Herrn

Thomas, geht hervor, daß Herr Marrast im Februar und Mai vo= rigen Jahres auf sein Ansuchen aus der Kasse jenes Journals Geldsummen ausgezahlt erhielt, die im Ganzen 2150 Fr. betrugen, seitdem aber von diesem Journal kein Geld bezogen hat.

Cavaignac will sich den Sommer über in das Schloß Saint=

Adresse nächst dem Phare. von Havre zurückziehen, um \{{ch von den Regierungsstürmen zu erholen.

Changarnier soll zum Gouverneur von Paris ernannt werden,

falls ihm die Kammer das Doppelkommando nehme.

Mit dem Dampfschiff „Karoline“? trafen in Marseille sechs

{öne arabische Reitpferde ein, die der Imam von Mascate dem Präsidenten Bonaparte schenkt, um sich der Freundschaft Frankreichs zu versichern.

Großbritanien uud Jrland. London, 3. Mai.

Im Oberhause wurde vorgestern auf Antrag Lord Brougham's die Vorlegung von Dokumenten über die Verwaltung der Éisen= bahnen genehmigt. Der Antragsteller klagte über die denen das Publikum in dieser Hinsicht ausgeseßt sei, und drang auf Untersuchung der Art und Weise, wie das für Eisenbahnen aufgebrachte ungeheure Kapital verwendet worden. hause beklagte sich John O'Connell über eine in der Times ent= haltene Cutstellung seiner Rede in Betreff der irländischen HÜl}Z= Armenstener und beantragte die Vorladung des Druckers jenes Blattes vor die Schranken des Hauses. Der Minister des Jnnern aber machte auf die Unzwedmäßigkeit dieses Antrages aufmerksam, und Herr Berkeley empfahl dem Beschwerdeführer, er möchte doch

etrügereten,

Im Unter=

künftig seine Reden lieber in authentischer Fassung an die Ti zum Druke einsenden und vate bad Ea A e n, zuhören, verschonen. Herr J. O'Connell zog darauf seinen Antrag wieder zurück, Herr Ewart hielt um die Erlaubniß an, eine Bill zur Abschaffung der Todesstrafe einbringen zu dürfen z sein Antrag gegen den sich auch der Minister des Innern, Sir G. Grey, er- klärte, wurde jedoch mit 75 gegen 51 Stimmen abgelehnt. A Die hiesigen Blätter theilen jeßt das Ultimatum der dänischen Regierung mit, welches kurz vor Wiedereröffnung des Krieges in London eingegangen und, nach Lord Palmerston’s Erklärung im Parlamente, durch ein Versehen im auswärtigen Amte liegen ge- blieben und dem Minister nicht sofort zugefertigt worden war.

Dasselbe bestand aus dem Entwurf einer unter Englands Vermit= telung abzuschließenden Uebereinkunft, deren erster Artikel die Frie= densbasis O während die drei übrigen das Provisorium bis zum Absch e

Br hae Schleswig soll eine Separatverfassung haben in Be=

usse des Friedens bestimmten. Der Art. 1 lautete: „Das

tref seiner Spezial - Geseßgebung und inneren Verwaltung, ohne

u sein, während die po-

litishe Union, welche das Herzogthum Schleswig mit der Krone

Dänemark verbindet, unversehrt bleibt.“ Art. 2 sollte den Waffenstillstand vom 26. März bis zum 2%26. ail ver- längern und bestimmte, daß während des Waffenstillstan=-

des das Festland von Schleswig und Holstein weder von deulschen, noch von dänischen Truppen beseßt werde. Art. 3 ver= fügte, daß während des Juterimistikums bis zum Abschlusse des Krièdens eine temporaire Verwaltung eingerichtet werden sollte, deren Mitglieder die deutsche Centralgewalt vorzuschlagen, den König von Dänemark als Herzog von Holstein zu bestätigen habe und die von beiden gemeinschaftlich einzusehen sein würde, während in Schles-= wig der König die Mitglieder der Verwaltung allein zu ernennen hätte. Beide Verwaltungen hätten aus Eingeborenen der beiden Herzegthümer zu bestehen und wären nur mit exekutivem und admi= nistrativem Charakter bekleidet, Jn Schleswig würden zugleich alle nah dem 18, März 1848 erlassenen Geseße und Verordnungen auf- gehoben. Zur Unterstüßung dieser Verwaltungen sollte nun in Hol= stcin ein Truppen-Corps von der Größe des holsteinish n Bundes= Kontingents, in Schleswig ein dänisches, \o viel wie möglich aus Schleswigern, jedo nicht von der shleswig - holsteinischen Armee, bestehendes Corps von 3— 4000 Mann verwandt werden, Der Art. 4 endlich lautete: „Für den Fall, daß die Ausführung dieser Bestimmungen Widerstand oder Auflehnung in den Herzogthümern finden und die Verwendung einer größeren Truppenmacht erforder- lih machen sollte, hat der König von Dänemark dàs Recht, eine Macht zu verwenden, welche“ hinreiht, um die von ihm in dem

- Herzogthum Schleswig eingeseßte Verwaltung in der vollen Kraft

ihres Ansehens zu erhalten; was das Herzogthum Holstein betrifft, so verpflichtet sich der andere kontrahirende Theil, unter den vorer- wähnten Umständen Truppen in dieses Herzogthum einrücken zu lassen und es zu besetzen.“

Die amtliche Gazette meldet jeyt die Ernennung des Herrn Sees George Ward zum Lord - Ober = Commissair der Jonischen

nseln,

Dem Parlament is} \o eben der sehr umfangreiche statistische Jahresbericht von 1848 über das britische Museum vorgelegt wor- den. Die Zahl der Besueher dieses berühmten Instituts hat in den lebten Jahren außerordentlih zugenommen: 1848 betrug ste 897,985 Personen; die Zahl von Gelehrten und Künstlern, welche im vorigen Jahr dessen Sammlungen zu Studien benußten, war 65,867, Die Einnahmen des Museums erliefen auf 53,999 Pf., größtentheils aus einem Geldvotum des Parlanients herrührend ; es blieb ein Uebershúß von 4154 Pf. über die Ausgaben. Sehr beträchtliche neue Erwerbungen wurden gemaht: 26,075 Bände neuer Bücher, 2420 Stücke Antiquitäten, worunter die höchst werth- vollen assyrishèn, 2767 Münzen und Medaillen, 14,040 zoologis

e Exemplare für die naturhistorishen Sammlungen u. s. w. Aus