1849 / 130 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

des Verderbens, wenn nicht die bewährte sächsische Treue, der gesunde Sinn einer an moraliscer und geistiger Bildung so hoh stehenden Bevölkerung die Oberband gewinnt. Sachsen! Blickt zurück auf die Zeiten des Friedens und der Eintracht, wo Glück und Segen über unseren blühenden Gefilden s{hwebten, Vergleicht tamit die gegenwärtigen Zustände und fragt cuch, die Hand aufs Herz, ob sie besser sind als die früheren, ob ihr glücklicher seid als damals, ob euer Wohlstand im Zunehmen oder Abrehmen begriffen ist, Fragt cuch mit Ernst und Gewissenhaftigkeit, was sicherer zum Heile des Ganzen und des Einzelnen führt, wenn Fürst und Volk mit gegenseitigem Vertrauen Hand iu Hand gehen, oder wenn ihr feind- lih eurem Könige gegenübertretet, der, ih rufe Gott zum Zeugen an, kcin anderes Streben kennt, keinen innigeren Wunsch hegt, als das Glück, das Wohl seines Volís! Sachsen! Könnt ihr zweifelhaft sein? Denkt an eure Väter und Mütter, an eure Frauen und Kinder, an Alle, die Euch theuer sind, an die folgenden Geschlechter, dîe eurer fluchen oder cuch segnen werden! Denkt an die Verantwortung, die auf euch ruht, an die Pflichten, die euch mahnen: Kebrt zurück, die ihr verführt oder ver- irrt seid, verschließt euer Ohr den Einflüssen Fremder, welche euch miß- brauchen , einzelner Ehrgeizigen und Habsüchtigen , die nur ihren eigenen Vortheil wollen. Vereinigt euch Alle auf dem Wege der Pflicht , \chaart ecuch um euern König, unterstüyt ihn und die rechtmäßigen Landesbehörden mit Kraft und Muth, damit Geseß und Ordnung erhalten, die Verfassung geschüßt, das theure Vaterland gerettet werde!

„Vereinigt euch mit “mir zum innigen Danke gegen die tapferen Sol- daten der vaterländischen Armee und die auf gesezlihem Wege herbeigeru- fenen braven Königlich preußischen Krieger , welche sieben Tage lang ge- tämpft haben für die gerechte Sache mit ciner Hingebung und Ausdauer, die über alles Lob erhaben i, Fürchtet nichts für die gemeinsame deut- he Sache. Auch in meiner Brust schlägt ein deutsches Herz, auch ih will Deutschlands Größe und Glanz. Jch will aber, daß so erhabencs Ziel auf gesepmäßigem Wege errciht werde. Jch gab euch mein Wort, mitzu- wirken für Deutschlands Einheit, Jch habe es bis. jeßt redlich gehalten und werde stets ihm treu bleiben, Die Annahme der von der National= Versammlung im Frankfurt a. M. berathenen deutschen Verfasszng habe ich nie unbedingt versagt; ih habe nur auf verfassungsmäßigem Wege und in Uebereinstimmung mit den größeren Nachbarstaaten in dieser hoehwichtigen Angelegenheit vorschreiten wollen,- Daß in dieser Hinsicht etwas Anderes nit geschchen kounte, wird jeder Unbefangene bei ruhiger Prüfung selbst ermessen. Was bis jeyt hat angeordnet werden müssen, um durch außer- ordentliche Maßregeln Nuhe und Ordnung herzustellen , die Verfassung aufreckt zu erhalten, dem Geseye Geltung zu verschaffen, war unvermeid- lih, war hervorgerufen dur offenen Aufruhr, durch Gewaltthätigkeiten, ausgeführt mit den Waffen in der Hand. Jh mache mir darüber feinen Vorwurf; ih war in meinem Recht, ich folgte dem Gebote der Pflicht und wahrlih nicht der leichtesten. Es wird auch ferner mit aller Krast und Energie den Feinden des Vaterlandes entgegengetreten werden, aber unendlih wohl wird es meinem Herzen thun, wenn Ruhe und Ord- nung wiederkehren, ohne daß Strerge angewendet zu werden braucht. Festung Königstein, am 9, Mai 1849, Friedrich August, Dr. Fer- dinand Z\chins ky.“

l, Befehl. „Die Elbschifffahrt wird mit Ausnahme der Dampf- {ie hiermit freigegeben. Wegen der Abreise und Ankunft von Fremden mit den Dampfschiffen sind Kontrol-Maßregeln angeordnet und es haben zu deren Anwendung die Dampfschiffe bis guf weitere Anordnung an dem Elbberg in der Nähe des Zollhauses anzulegen und von dort ihre Fahrten zu beginnen, Dresden, am 10. Mai 1849, Der Ober - Befehlshaber der bewaffneten Macht, von Schirnding.“ ik Das Kriegs - Ministerium hat folgende Bekannimachung er= assen : /

„Sämmiliche Mannschaft der zweiten Abtheilung der aftiven Armee von der Jnfanterie und Fuß-Artillerie haben den 20, Mai zum Dienst ein- zutreffen, und zwar des Leib - Jnfanterie-Regiments in Dresden, des lsten Linien-Jnfanterie-Regiments in Bauten, des 2ten Linien-Jufanteric-Regi- ments in Dresden, des 2ten Linien-Jufauterie-Regiments in Zwickau, ter leichten Jufanterie in Leipzig, der Fuß- Artillerie in Dresden. Dresden, den 10. Mai 1849, Kriegs-Ministerium. Rabenhorfst.“

Das Dresdener Journal bringt folgende zwei Bekannlma= chungen des Ministers des Jnnern vom 10, Mai:

I. Zur Beruhigung der Gemüther werden alle Vchörden und Bewohner des Landes hierdurch benachrichtigt, daß die scit dem 3. d. M, hier in Dres- den stattae/abten aufrührerishen Bewegungen und Kämpfe gegen die Re- gierung Sr, Majestät des Königs und die bestehende gesegliche Ordnung gestern gegen Mittag mit der gänzlichen Ueberwindung des Aufstandes und der allgemeinen Flucht der nicht bereits verhafteten Theilnehmer geendct ha- ben, auch das Gesch und die gesezlihen Behörden vollständig wieder in Wirksamkeit getreten sind. Die Negierung wird dafür sorgen, daß alle Behörden, wenn sie dessen wider Erwarten noch bedürfen sollten, dcn erfor- derlichen Schuß erbalten; erwariet aber au, daß sie den etwantgcn wei- iercn Agitationen der Aufrührer und deu von den flüchtigen, allem An- scheine nach großentheils aus Fremden bestehenden Banden zu besorgenden Unordnungen mit Energie entgegentreten und die Schuldigen zur Hast brin- gen werden. Gegenwärtige Bekanntmachung is in Gemäßheit von §. 12 des Preßgeseßcs vont 18. November v. J. in alle dort bezeichnete, öffent-

lihe Blätter auszunchmen.

Il. Die Sigungen der Kommission fär Erörterung dcr Gewerbs - und Arbei'sverhältnisse werden hierdurch bis auf Weitercs vertagt, Die Wiedereröffuung derielben wird den Mitgliedern der Kommission durch be- sondere Schreiben bekannt gemacht werden.

__ Leipzig, 10, Mai. (D, A. Z.) Aus der Gegend von Chemnis langten heute zwei Abgesandte der chemnißer Kommunal- Garde hier an, welche die Nachricht brachten, diese Garde sei zum Abmarsche gen. Dresden gezwungen worden, habe -aber jenuseit Frei-- berg von dcn sie begleitenden und. sie zum Weitermarsche nötbigen= den Schaaren sich frei zu machen gewußt und hoffe, sih nah Chem= niß wieder durchschlagen zu können; in der Gegend von Freiberg sei thnen ein Theil der aus Dresden sich zurückziehenden Bewasff= nelen mit mehreren der bekannten Hauplführër des Aufstandes be- gegnet. Die von ihnen. zum Schuße der Stadt Chemniß gegen den drohenden Terroriêmus erbetene Hulfe konnte von hier aus freilih nicht gewährt werden. Von Dresden sind zahlreihe Trup- pen nah Chemniß schon abmarschirt. ;

Der Leipz. Zeitung wird aus Altenburg vom 10, Mai geschrieben: „Diesen Vormittag nach 9 Uhr wurden von Chemniy mittelst. Extrapost und unter Begleitung von zwei chemnißer Kom- munalgardisten und zwei Gendarmen als Gefangene hier eingebracht : dér Krcis-Amtmann Heubner, der Hof-Post=Secretair Martin, cin Russe (wie es heißt, Bakunnin) und ein Sattler. - Sie fuhrten außer Paßkarten 2c. auch viele Papiere mit si, so wie das Siegel der sogenannten provisorisd,en Regierung Sachsens. Sie haben im Ganzen nur die Summe von 26 Rthlr. und. cinigen Groschen mit sich geführt,“ (Die Verhafteten sind von Leipzig aus sofort nah Dresden auf der Eisenbahn abgeführt worden.)

Leipzig, 11. Mai. (D. A. Z) Gestern traf hier von grankfurt als Reichs - Kommissar Herr Briegleb ein, Siétte einer vereinigten Sißung des Raths und der Stadtverordneten bei und ist dann nach Dresden weiter gereist. Die beiden Kollegien scheie nen bei tem, in Folge ‘der in Dresden und hier vorgekommentn: f jüngsten Ereignisse gemachten Versuche, eine angcblich neutrale Stellung zu beanspruchen, invem sie dcn Schuß der Centralgewalt bis zum Austrage dessen anricfen, was sie mit Ausnahme weniger Stimmen Konflikte zwischen Krone und Volk nennen, beharren zu wollen. Vermuthlich wird von der Centralgewalt selbst die Berich= tigung dieser Ansicht erfolgen.

Heute Mittag soll zwei Stunden von hier und , wie es heißt, bei Liebertwolkwiß zwischen vou hier ausgerücktem Militair und ei-= nem Trupp wahrscheinlich von Dresden flüchtiger Frcischärler ein Zusammentreffen stattgefunden haben, wobci das Militair gegen 20

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Hannover. Hannover, 10. Mai. Jn der Hannov. Ztg. liest man: „Die Verhandlungen in Berlin nehmen einen günstigen Fortgang... Auf der Grundlage der franlfurter Beschlüsse wird eine Verständigung angebahut, die ein versöhnendes Resultat bestimmt hoffen läßt, da die Berathenden in aufrichtig deu!shem Sinne zu Werke gehen. Alle Nachrichten von entgegengescbten Absichten, die jeut geflissentlich in hannoverschen und anderen deut= hen Blättern von einer Partei verbreitet werden, . die man an ihren dresdener und leipziger Früchten zu erkennen gehabt hat, kön- nen nur erfunden sein.“

Vaden. Karlsruhe, 9. Mai. (Karlsr. Ztg.) Das heute erschienene Regierungsblatt enthält die Verkündigung der deutschen Reichs-Verfassung.

. Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 9. Mai. (Darmst. Ztg.) Die heute ausgegebene Nummer des Regierungsblat=- tes enthält nachstehende Bekanntmachung :

„Die aufregenden Verhältnisse der neuesten Zeit haben veranlaßt, daß der Staatsregierung eine große Menge von Adressen zugekommen, welche größtentheils von schr achtungswerthen Ansichten ausgehen z; zum Theil auch Vorschläge und Wünsche euthalten, deren Erfüllung großen Bedenkeu un- terliegt, Die Staatsregierung hat scit der Entstehung der National - Ver- samm{ung die Rechte derselben anerkannt; sie hat die von dieser Versamm- lung und von der Centralgewalt ausgegangenen Verfügungeu bekannt ge- macht und zur Ausführung gebracht; Ke ist entschlossen, auf diesem Wege fortzufahren. Darum hält sie sich für berechtigt, auch zur Fortsezung des bisherigen Vertraucns allgemein und, um so dringender aufzufordern, da die Verhältnisse ernst und gefahrdrohend, und deshalb Eintracht um so noth- wendiger geworden. Die Staatsregierung wird nihts unterlassen, was geeignet ist, im geseßlichen Wege den gemcinsamen Zweck zu fördern. Um so gewisser wird sie zugleih etwa entstehende geschwidrige Bestrebungen nicht dulden, sondern solche mit Ruhe und Krast an der Hand der Geseze in die gebührenden Schranken zurückzuweisen wissen. Die Regierungs- Kommissionen haben în diesem Sinne Weisungen erhalten. Darnstadt, den 8. Mai 1849, Großherzoglich hessishes Staatsministerium. Jau p.“

Dasselbe Vlatt enthält die Verfassung des deutschen “Reiches.

Schleswig-Holstein. Altona, 9, Mai. (H. C.) Rath und Stadtverordnete von Altona haben so eben, 9 Uhr Abends, in einer gemeinsamen Sipung in Folge eines Antrages der Advokaten Carstens und Zeise beschlossen: „1) Jn eincr Erklärung feierlich es auszusprechen, Daß sie mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften die deutsche Reichsverfassung zu unterstüßen und aufrecht zu erhal=- ten bestrebt sein wollen, und daß alle wahlberechtigien Schleswig= Holsteiner in der Stadt Altona aufzufordern seieu, diescr ihrer Er- klärung beizutreten. Die Erklärung soll durch Aufforderung der Einzelnen in den Häusern der Stadt geschehen. Obiger Beschluß wurde fast einstimmig gefaßt. 2) Eine Petition an die Statthal=- terschaft und an die Landes-Versammlung zu richten, worin diesel= ben aufgefordert werden, bei den künftigen Friedens-Unterhandlun- gen mit Dänemark mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß die Ge- meinschaft des Landesfürsten zwishen den Herzogthümern und Däncmark für alle Zukunst aufgehoben werde. Für diesen Be= {luß stimmten von den Stadtverordneten 18, zwei enthielten si threr Stimmen; dagegen stimmte keiner 3 vom Rath stimmten dafür 4, es enthielten sich ihrer Stimmen 2, dagegen 1.

_ Schleswig, 9. Mai. (Alt. Merk.) Ueber die Gefechte am ¡ten erfährt man folgende Details: Die Avantgarde unter dem Obersten Zastrow begann das Gefecht etwas hinter Bjert, die uach Eltang detachirte Kavallerie deckte die linke Flanke und unterhielt die Verbindung mit den Preußen. Der Feind, der, wie es schien, überrascht wurde, vertheidigte dessenungeachtet hartnäckig das De= filée bei Gudsoe und machte zugleih den Versuch, Uber Wilstrup= Kirche in unserer linken Flanke vorzugehen. Der General von Bo= nin ließ von der Avantgaide das Gefecht immer lebhaft unterhalten, “ohne jedoh den Feind zu stark zu drängen, und die 2e Brigade auf Wilstrup- marschiren. Der Feind, der dort nur 2 Geschüße ins Feuer gebracht hatte, ward bald zurückgedrängt, und die 2te Brigade rückte auf Skovgarde und Hotrup vor. Die Straße nach Friedericia war auf cive längere Vertheidigung eingerichtet, bis auf die Höhe der Taulov-Kirche war jeder. Terrain-Abschnitt durch feste Geschüßstände verschanzt, in unserer reten Flanke operirten ein Dampfschiff und einige Kanonenböte. Als die Lte Bri- gade über Wilstrup vorgedrungen war, ward auch auf der Straße nach Friedericia ernsthaft angegriffen und der Feind

drängt. Die Schiffe thaten fast gar keinen Schaden. Als die Dä= nen sich. aus der Stellung bei Gudsoe auf die Taulcv=-Kirche zurük= zogen, steckten sie, um die Verfolgung zu crshweren, das auf bei= din Seiten des Wegcs belegene Dorf Gudsve in Brand. Die Chaus= see hinter dem Dorse war durchstohen, ward jedoh durch die Pio- niere so rasch wicderhergestellt , daß schon nach ciner Viertelstunde die Artillerie passiren konnte. Nachdem auch die Position bei der Taulov-Kirche genommen war, gingen die 1ste und 2te Brigade ge= gen Fricdericia vor, mährcnd die Avantgarde Snuoghoi besette. : Diese ward noch etwa um 557 Uhr in ein Gefecht mit dem Damps= schiffe und den Kanonenböten verwickclt , welches bis zum Dunkel- werden dauerte, aber chne Resultat blick. Die Schiffe zogen sich zwischen Snoghoi und Middelfahrt zurück. Der Verlust unserer Truppen wird auf 60 bis 70 Mann an Verwundeten und Todten acschägt, darunter verhältnißmäßig vicle Offizicre. Dem Hauptmann Grabener vom 9ten Bataillon nahm eine Kancnenkugel den Kopf. Etwa 16 dänische Gefangene sind in unsere Hände gefallen.

Der gestrige Tag ist vor Friedericia ruhig vorübergegangen, nur die Kanonenböte unterhkelten ein völlig wirkungéloses Feuer auf unsere Truppen. Die Festung ward, enger cernirt, in dersclben fommandiren die Generale Schleppegrell und Moltke.

Nördlich von Kolding standen am 7teu das. Corps des Ge= nerals Rye und der größere Theil der dänischen Kavallerie. Der Feind’ ward von den Preußen nach einem lebhaften Gefechte zu= rückgedrängt und Veile ohne bedeutenden Kampf genommen. Die M LE haben an diesem Tage etwa 25 Mann an Verwundeten und. Todten verloren. Unter den Gefallenen wird ein Major vom

7ten preußischen Jägercorps genannt. Am gestrigen Tage erwartete

man ein abermaliges Zusammentreffen mit den Dänen nördli von Veile. Ueber den Verlauf des Tages sind noch keine Nachrichten eingetroffen. j

Hadersleben, 8. Mai. (H. C.) Die Civilverwaltung des offupirten Jütlands wird von Bargum und Pauly übernommen werden, die dem Vernehmen nah defonken sind, den Grafen Spon- nek als drittes Mitglied hinzuzuziehen. Der von General Pritt= wiß dazu aufgeforderte Graf Spounek verweigerte zuerst die ver- langte Verpflegung von 40,000 Mann deutscher Truppen in Jüt- land zu übernehmen, besann sich aber eines Bessercn, als ex darauf aufmerksam gemacht wurde , daß man solches von ihm um seines Vaterlandes willen verlange, da man sonst genöthigt sein werde, dem einzelnen Soldaten zu gestatten, daß er nähme, wo er etwas fände. . Es wird cin die Lieferungen regelndes Reglement in deut= .\her und dänischer Sprathe vertheilt werden,

Gefangene machte,

Flensburg, 8, Mai. (Alt. Merk.) Gestern kamen der

hauptsächlich durch die Leistungen unserer Zwölfpfünder zurückge-= "

Capitain Meyer, Ex-Commandeur der „Gefion“/, und ander nische Gefangene, welche ausgewechselt werden, hier durch. Gegen Meyer hat Hauptmann Soden die Freiheit erhalten. Z

Lauenburg. Ratzeburg, 8. Mai. (H. C, Landes-Versanmmlung hat in dem kurzen Aeltkaon a e Lende die Verfassung. für Lauenburg zu Stande gebracht, die sich den frei sinnigsten würdig an die Seit- stellen kann. Reine Personal-Union mit Dänemark, beim Erlöschen des Mannsstammes Wahl cines neuen Oberhauptes (Herzog, Präsident 2c.) durch das ganze Volk mittelst Urwahlen, suspensives Veto für den Herzog, eine Deputir= ten-Kammer größtentheils aus allgemeinen direkten Wahlen, dey kleinere Theil aus direkten Wahlen der Grundbesißer hervorgegan- gen dies sind die Grundzüge der Verfassung. Die deuten Grundrechte und die Reichs - Verfassung sind unbedingt anerkannt worden. Dcr Mahl=-, Bier= und Branntweinzwang, das Jagdregal die Bannrehte, Meiernexus und dergl. sind ohne irgend eine Ab lósung abgeschafft. Der Reichs-Kommissär hat LA Bereits mit der Centralgewalt in Communication gesebßt, um die Verfassung sofort in Kraft treten zu lassen.

Hamburg. Hambur g, 9. Mai. (B. H.) Jn der vorgestrigen und gestrigen Sißung der éonséituidenden Versammlung war der Ge- genstand der lebhaftesten Debatte der Antrag des Verfassungs=Aug- \husses úber die Zusammenseßung des Rathes, und es wurde end- li bei der heute Morgen um 124 Uhr erfolgten Abstimmung der also lautende Antrag des Verfassungs = Ausschusses: „§. 1. Dey Rath- besteht aus neun Miktgliedern. §. 2. Die Rathsmitglieder werden auf sechs Jahre gewählt. Alle zwei Jahre treten dréi von ihnen aus“, mit überwiegender Stimmenmehrheit angenommen, Auf den Antrag des Abg. Löwe is in der vorgestrigen Sipung die Einseßung einer aus fünf Mitglicdern bestehenden Kommis zur Entwerfung eines Wahlgeseßes beschlossen worden.

Hamburg, 9, Mai. Erst heute Naht um 12§ Uhr erfolgte nach einer langen Debatte die Abstimmung der konstituirenden Verch sammlung über die den Senat betreffenden §§. 1 und 2 des Ver- fassungs-Entwurfs. Dieselben wurden in folgender Fassung : „Der Rath besteht aus neun Mitgliedern. Die Raths-Mitglieder wer- den auf sechs Jahre gewählt. Alle zwei Jahre treten drei von ihnen aus,“ mit überwiegender Stimmenmehrheit angenommen. Für UNOHIS Lebenslänglichkeit aller Senatoren waren nur etwa 10 Stimmen.

NMusland.

Frankreich. National-Versammlung. Nachisizung vom 7, Mai. Der Bericht, welehen Herr Senard im Namen dex am Nachmittage in Betreff der rêmischen Frage ernannten Kom- mission abstattete, war folgenden Junhalts: „Die von Jhnen er- nannte Kommission hat sich unverzüglich versammelt; sie hat den Conseils-Präsidenten, den Minister der auswärtigen Angelegenheiten und den Kricgs=-Minister in ihre Mitte berufen, um ven ihnen die dem Befehlshaber des Expeditions - Corps gegebenen Justructionen, so wie die bisher der Regierung zugegangenen Depeschen, mitge- theilt erhalten. Zugleich hat sie auf die im Bericht der Kommis- sion, welche die Kredit-Forderung von 200,000 Fr. prüfte, enthal= tenen Erklärungen, so wie auf die von ven Organen der Regierung Uber Wesen und Zweck der Expedition gegebenen Erklärungen, Be- zug genommen. Damals schilderte man uns die römiscze Kevu- blif als dem Unterliegen nahe, sei es durch. die Waffen Oesters reis, sei es durch die. Contre= Revolution, welche sie im cige= ncn Schooße trage. Man sagte uns, die römische Repu= blik würde zu bestehen aufgehört haben, bevor noch unsere Sol- datcn den römischen Boden betre!en würden. Man wollte nur den französisch{en Einfluß vorherrschen machen, man wollte nur deshalb einschreiten, um die Freiheit der römischen Nalion zu sichern, und es war fteinesweges die Rede davon, die Gewalt unserer Waffen zur Vernichtung der Freiheit anzuwenden. Die Mehrheit der Kemmission hat erachtet, daß die der Expedition gegebene Richtung dem Gedanken, in. welchem Ps aufgefaßt und genehmigt wurde, nicht gemäß war. Die dem Befehlshaber der Expedition ertheilten Verhaltungébefehle weichen, nah unserer Ansicht, von den au der Tribüne durch die Regierung gegebenen Erklärungen ab. (Lärm.) Auch ist der General nach unserer Ansicht von diesen Justructionen abgewichen, indem er die römische Republik angegriffen hat. Die Kommission beantragt daher* nach reiflider Verathung folgenden Veshluß: „„„Die Na'ienal-Versammlung fordert die Regierung auf, ohne Verzug die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, damit die Expediton nach Jtalien nicht länger von dem Zwecke abgelenkt werde, welcher ihr angewiesen worden war.“ ‘“ (Langandauernde Sensation.) Der Minister des Auswärtigen, Herr Drouyn de Lhuys: „Der cben gehörte Bericht bezcichnet die dem Befehlshaber der Expedition er- theilten Weisungen als im Widerspruche stehend mit den durch die Ver- sammlung vorgeschriebenen Instructionen und mit dem von der Re- gierung angelündigten Zwecke. Damit die Versammlung selbst die- sen Widerspruh würdigen kann, will ich die dem General Oudinot zugeschickten Jnstructionen verlesen. Sie lauten: „,„General! Jh habe Jhnen zu wissen gethan, daß Sie durch Befehl des Präsiden- ten der Republik berufen sind, bei der römischen Regierung, die wir anerkannt haben, zu interveniren. Jn dieser fortan unvermeidlihen Krisis is es Pflicht der Regierung, die nöthigen Maßregeln zu er-

. greifen, um Frankreichs Einfluß in der italienischen Halbinsel zu bes

haupten, und daß auf Grundlagen, die den Interessen der Beyöls ferung entsprechen , eine geregelte Orduung der Dinge hervorzurue fen. Obgleich Sie in die definitiven Unterhandlungen, welche he Resultat haben wird, nicht einzugreifen haben, so werden Sie doch von den bcstehenden alle Vorschläge eutgegen zu nehmen n mit ihnen alle Uebereinkommen zu vellsühren haben , welche A Umstände nöthig machen werden, Jun der Form muß blos Alles vermieden werden, was als Anerkennung des in Rom aufgestellten Prinzips erscheinen könnte,“ (Zur Linken; „Das ist abscheulid" Dies is} Verrath! Heftiger Tumult, Der Minister fnßert, fr begreife diese Unterbrechung niht, da doh oft genug auf die ; Tribüne wiederholt worden sei , daß Frankreich die Regierung ? Rom nit anerkenne. Er las sodann weiter ) „Sie werden e bei das Muster Jhrer Korrespondenz mit den Behörden finden, = geben uns gern dem Glauben hin, daß man Sie vou Sas Einen als Befreier, von Seiten der Anderen als nüplichen S" mittler gegen die Gefahren einer Reaction freudig empfanger wird. (Zur Linken: „Man hat ihn mit Flin'enschüssen em gen.) Der Minister seyte die Verlesung der anen e welche dem General anempfehlen , sich nah dem Wunsche 1 L fen geheuxen Mehrheit der Bevölkerungen zu bequemen, (Dur a0 „Dieser Wunsch hat sih deutlich kundgegeben ! ‘*) Die Inf : is d, segen hinzu: „Ihr Marsch auf Rem würde ohne Zweise me daß er den rechtlihen Leuten Muth gäbe, die Eutwios ung Leuten? tern.‘‘ (Zur Linken: „Was ‘verstehen Sie unter rect t Minister Reactionaire, Jesuiten, Männer der Sakristei 1“) wer tir fährt fort: „Zum Schlusse heißt es: „„„„Dies sind die Zustru h

hnen für jeyt gebe z Air gesundes Urthcil wird sie er= mde f Pie sehen, day der Zweck dieser Jnstructionen, gleich gn ursprünglihen Zwecke der Expedition, dahin ging, inneren RAeactioncn und auderen auswärtigen Einschreitungen, als jener Frankreichs vorzubeugen. (Zur Linken: Schlehtcr Vorwand !‘“) Vie so ein Vorwand? Sie wissen ohne Zweifel nicht, daß chon Reactionen 1m Innern sich vorbereiten, daß die neapolitanische, die gsterreichishe Intervention auf den Kirchenstaat losmgrschiren. (Léngere Scnsation.) Wir wollen wenigstens den Exzessen Einhalt thun, von denen wir überall her Nachricht erhielten. Wir wissen, daß insbesondere zu Ancona täglich an funfzehn Mordthaten vorfallen ; wir wissen, daß in diesem Augenblicke die fremden Konsuln genös-= thigt sind, sich aus Rom und seinem Gebiete pu aglehen," Dupont (de Bussac): „Do ist der Beweis?“ Der Minister: Wir haben bezüglich der fremden Einschreilung bestimmte Nachrich- len empfangen.“ Dupont: „Die fremde Einschreilung hatte. noch nicht begounen, als die Expedition Civitavecchia verließ. Der Minister: „Wir hatten keine Sympathieen für die römische Re- publik,“ (Zur Linken: „So wenig als für irgend eine andere Re- publik.) Der Minister: „Wir hatten nit den Beruf, sie zu ver- theidigen.“ (Zur Linken: „Wenn Sie sie nicht vertheidigen woll ten, so mußten Siesieauch nicht tödten. ) Der Minister : „„DieAbsendung der Expedition na Civitavecchia ließ die Möglichkeit des Widerstan= des und also Gewalt-Anwendung vorausseben. Unsere Truppen konn- ten aber dort nit unthätig bleiben, während die Handlungen, welche sie verhindern sollten, sich zu Rom begaben. Noch fehlen uns um- ¡ándliche Nachrichten; aber gewiß ist es, daß Oudinot nicht die Pbsicht hatte, Rom anzugreifen, da er nur mit 5000 Mann, ohne

J Artillerie, ohne allen zur gewalisamen Einnahme einer Stadt nö-

E E E o R R Aa A Ea r A Et

thigen Mitteln, abmarschirle. Er beabsichtigte nit, die Waffen zu R Ich wiederhole, daß wir aus den kurzen Di Ge l Verfahren nicht beurtheilen können. Wenn er übrigens mehr oder minder lebhaften Widerstand fand, darf man deshalb behaupten, daß ihn der Wunsch des Volkes niht berufen habe? Js es nicht bekannt, daß die Römer in ihrer Mitte Aufwiegler haben, die sie hon zu allen Arten von Exzesscn, ja scegar zum Morde eines französischen Botschafters verleiteten? Was die Anträge der Kommission angeht, so kann ih sie nicht recht verstehen. Was heißt die darin enthaltene Aufforderung anders, als geradezu verlangen, daß unsere Armee ' nah Civitavecchia um- kehre und sie den Oesterreichern und Neapolitanern Plaß mache? Dies kann die Regierung nicht befehlen.“ Floc on: „Wenn aber die Versammlung es befiehlt?“ Der Minister: „So reden, wäre cine Shmach für die französische Armee, und Sie werden es nicht befehlen.“ Nachdem Senard den Zweck der Kommission bei ihrem Antrage erläutert und die Minister für ihre Befehle, so wie Ou- dinot sür etwaige Ueberschreitungen seiner Instructionen, verant- wortlich erklärt hatte, wurde uach Beseitigung einiger Amendemcnts über den Kommissionsantrag abgestimmt und derselbe (wie gemeldet!) mit 328 gegen 241 Stimmen angenommen. - Bei Ankundigung dieses Ergebnisses brach die Linke in lärmenden Beifall und in Vi= T die Republik aus, Die Sizung wurde um 14 Uhr ge- chlossen.

Sipung vom 8. Mai. (Swhluß.) An der Tagesordnung ist ein Antrag der Stadt Rouen, sich bchufs der Beschäftigung ihres Pro- letariats úbersteuern zu dürfen. Wird ohne Debatte genehmigt. Ferner die Ratification des jüng| von Lesscps in Madrid abgeschlossenen Postvertrages zwischen Spanien und Frankreich, datirt Madrid, 1. April 1849. Die einzelnen Artikel desselben gehen ohne Debalte durch. Die Versammlung nimmt dann das Kriegs-Budget wieder auf. General Baraguay d’Hilliers widersebte sich der Aufhebung des Bataillons mobiler Gendarmerie, welches die Kommission der Legionen und der Munizipalgarde einverleiben wollte. Die Ver= sammlung, die früher den Grundsay der Beibehaltung der jebigen Cadres angenommen hatte, wollte sicch auch nun nicht widersprechen Und verwarf daher die von der Kommission beantragte Reduction. Unlerdessen dauerten die lebhaften Gesoräche auf den Bänken im-= mer fort. Man bemerkte, daß Victor Considerant sich viel mit dem Piúâsidenten der Versammlung unterhielt, und man fragle sich, ob diese Unterredungen sih auf den Antrag bezégen , den er gegen Ende der Nachlsibung eingereiht hatte, der von 60 bis 80 Mit- gliedern der äußersten Linken unterzeichnet war und nichts Gerin- geres bezweckte, als den Präsidenten der Republik und das Mini- sterium wegen Verraths in Anklagestand zu versetzen. Dieser An- trag lautet: „Die Nationalversammlung, nach Einsicht des Art. 5 der Verfassung, welcher sagt: „,die französishe Republik respektirt die fremden Nationalitäten, wie sie die ihrige respektirt zu sehen wünscht, gedenkt keineswegesEroberungskriege zuunternehmen, noch ihre Waffen A die Freiheit irgend eines Volkes zu führen ; ““’ in Erwä- gung, daß die Exekulivgewalt, welche von der Nationalversammlung die E1mächligung erhielt, ein Expeditionsheer nah Italien zu \hicken, um die Freiheit zu \{ühen, dieses Heer aber gegen eine Republik fuhrte, die aus dem allgemeinen Slinimrecht hervorging, wodurch sie die Waffen der französischen Republik gegen das römische Volk Pr in Erwägung, daß dieser Aft eine handgreiflihe Verleßung 1 Budhstabens und Geistes der Verfassung und ein Verrath an en Interessen der französischen Repuklik und der gesammten euro= Leden Demokratie ist; dekretirt, daß der Bürger Louis ®?trpoleon Buer E Präsident der Republik, und die Bürger Odikon Barrot, Fallte , E Rulhières, von Tracy, Passy, Drouyn de Lhuys, verlebt un? Faucher, seine Minister, angeklagt sind, die Berfassung vierüber arfane Paris, 8. Mai, Nachts 1 Uhr.‘ Während der der Reserve ats Gespräche wurden die vou der Rekrutirung, gets ohne vebli der Militair-Justiz handelnden Kapitel des Bud- U A E dhe Diskussion angenommen. Nun war man aber B Unterhalt für Frage gelangt, zu dem Abschnitt, der den Sold betrag die K für die Truppen beirxi t, und auf dessen Gesammt= I aae E T eine Ersparniß von fast 122 Millionen vor- tikel cine f Um diese zu bewerkstelligen, sollte namentlich Ar- der Infcni n bedeutenden Abzug erleiden, um den Effektivbestand Es ollten frie zu verringern. Dies ricf eine lebhaftere Debatte hervor. iva M gs dem Vorschlag der Kommission 75,0110 Mann, und Klassen h n und disziplinirtesten Soldaten der Armee, die der Privatgesorg 42 und 1843, in ihre Heimat entlassen werden. Die m Anges E hörten auf, als Lamartine das Wort begehrte. dürfe SrnR es übelwollenden und bewaffneten Europa, sagte er, arén- bucii eich seine Streitkräfte nit einschräufen, einer so furcht- eingeben 4 Zukunft gegenüber dürfe es keine Verbindlichkeiten n diesem i e Versammlung e sih vergegenwärtigen, daß man D Vie gritischen Jahr der Geschichte zwei große Dinge zugleich Welt Bi en habe: die Ordnung Frankreihs im ZJnnern und den rei, di ên nah außen, Wenn die russische Intervention in Oester= ra darkgeNerreichische Intervention in Jtalien so drohende Gefah= man. ej dten, hieße es, den Frieden wie den Krieg verrathen, wollte Augen a Theil der Truppen Frankreichs entlassen. Jn solchem cle ide dürfe man an dem Effektivbestande der Armee nit Aus; Er bekämpft die Abzüge. Guichard, im Namen des iu m ses: ¿Wir denken nicht daran, die Kräfte der Republik \{chwächen

ollen, Aber es konimt sehr darauf an, welcher Regierung man

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starke Militgirkräfte in die: Hand giebt. Einem Ninisterium der Reaction is es gefährlich , eine starke Armee zu G:bo!e zu stcllen. Das Benehmen in J'alien abseiten unseres jezigen Ministeriums veranlaßt den Ausschuß, auf den Abzügen zu beharcen.“ Lamar - tine: „Nicht um eine Kabinetsfrage handelt es sich hier, sondern um eine Vaterlandéfrage.‘“’ Lamor.icière räth ebenfalls ab, vom Ef- fektivbestand der Jnfanterie jeßt 75,000 Mann zu ‘nilassen. Ca-= va ignac erklärt ebenfalls, daß er jeßt jene Reductionen für un=- passend halte, die er im November selbst empfohlen Die Versamm- lung verwirft die beautragten Abzüge, nah denen die Armee vom Li E an auf 285,000 Mann reduzirt werden sollte, und Artikel 7 wird angenommen. Artikel 8 bis 20 g'hen ohne erheb= lichen Widerspruch durch. Schließlich wurde noch en Antrag Alem-=- Rousseau’s, wonach alle Verordnungen der Exekutivgewalt, welche die Auflósung irgend eines Theils der Nationalgarde ver- fügen, vorher dem Staatsrath zur Begutachtung vorgelegt werden sollen, mit 302 gegen 279 Stimmen an die Abtheilungen überwie- sen. Man glaubt, daß, es dabei zu Interpellationen über die Auf-= lôsung der Nationalgarde von Lijon und von Nancy kommen wird. Es verbreitet sich im Saale das Gerücht , Sachsen sei Republik. Schluß der Sitzung 6 Uhr.

Sibßung vom 9, Mai. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast. Große Aufregung im Saale. Lamoricière und Bedeau unterhal- ten sich lebhaft, Andere Gruppen bilden sich ungeachtet der Er-= klärung Marrast's, daß die Sibung eröffnet sei. Millard: „Warum is der * vorgestrige Beschluß der National-Versammlung rüdsihtlich Jtaliens noch nicht im Moniteur erschienen?“ Mar= rast: „Diese Zögerung liegt an der Krankheit des Chefs der Pro= tokollführer. Die Promulgation soll morgen ohne Fehl geschehen. Mehrere Geseß-Entwürfe lokaler Natur werden mechanisch erledigt. Marrast: „Die Versammlung sollte jeßt zum Budget zurüdkehren ; doch verlangt Bürger Grey das Wort zu JInterpellationen.“ Grevy unter tiefer Stille: „Sie entsinnen sich Ihres Votums vom 7. Mai Nachts. Der einzige Akt der Regierung scit dem ist ein Brief, den die gestrigen Abendblätter veröffentlihen. (Er liest den unter Paris mitgetheilten Bricf des Präsidenten der Republik an Oudinot vor.) Ich finde in diescm Brief einen Troy gegen die National-Versammlung und frage das Ministerium, ob es ihn als offiziellen Ausdruck der Gisinmung des Kabinets anerkenne?‘ Odilon Barrot: „Dieser Brief is ein Brief der Sympathie des Präsidenten für den General Oudinot und unsere Truppen. (Ah, ah!) Es ist wahr, daß es in der That s{hwierig sein mag, dcm Brief keinen offiziellen Charakter beizulegenz aber er ist kein Kabi= nets - Akt; doch desavouirt die Regierung nichts. (Sensation und heftige Unterbrechung zur Linken.) Nichts in dem Briefe legt der Regierung eine Verpflichtung aufz aber es steht auch nichts darin mit den Absichten der National = Versammlung im Widerspruche. Wie? Sollten wir denn wirklich nah Civitavecchia zurückweichen ?

(Ja, ja! Nein, nein!) Che wir solche Bifehle geben, legen wir unser Amt nieder. Ein solcher Rückzug unserer Truppen sollle in einem Augenblick geschehen, wo der Telegraph

die Annäherung neapolitanisher und. österreichischer Corps ge= gen Rom meldet? Der Zweck der Expedition war ja gerade der, diese óosterreichisch = neapolitanische Intervention zu hindern.“ Der Redner geht nun in Wiederholungen über die Absichten der Ver- sammlung bei ihrem Vetum ein. „Was bezweckte denn‘“, sagt der Minister=Präsident, „die National - Versammlung mit ihrem lebten Votum? Wollte \ie, daß Frankreich die Vermittelung aufgebe ? Nicht eine Stimme hat sich crheben, um dem Ministerium einen solchen Rath zu ertheilen. Es ijt also der Regierung aller Spiel= raum gelassen worden, um in Italien die Contre - Revolution zu bekämpfen und die Freiheit zu vertheidigen, Aber welchen Gebrauch wird die Regierung von ihren Vollmachten machen? Die Thatsa= chen sind noch zu wenig bekannt, als daß man auf diesem Gebiet chon eine Debatte anknüpfen könnte.“ Der Minister erklärt dann, deß die Regierung noch keine offiziellen Berichte über das in Rom Vorgefallene bis zu diescm Augenblick habe. Sie seien aber angekündigt und könnten niht lange mehr ausbleiben. ¿Dann erst‘, fährt Odilon Barrot fort, „wird man die Ursachen und näheren Umstände der Vorgänge zu Rom crsehcn können. Man wird zum Beispiel wissen, ob General Oudinot nicht in eine ihm gelegte unwürdige Scblinge gefallen, ob er nicht von zweien der drei Triumvirn nach Rom gerufen worden. Uebrigens is ein Abgesandter, der den Jdcen einer vernünftigen und gerechten Freiheit \hon mehr als ein Unterpfand gegeben hat, Herr Lesseps, bereits nach Jtalicn abgereist. Der Minister ermahnte \ch{ließlich, den in Europa sich anbäufenden ernsten Ercignissen gegenúbcr, drin= gend zur Eintracht. „Schwächere Nationen als wir““, rief er, „ha= ben doch große Dinge vollbracht, weil sie im Unglück sih enger zu= sammenschaarten, alle ihre Kräfte in unüberwindlicer Einigkeit sammelten und über den Parteienhaß die Vaterlandsliebe siegen ließen!“ Grevy: „Der Conseils - Präsident benachrichtigt uns, daß er die Depesche neh erwarte. Jch beantrage also Vertagung der Debatte auf morgen.“ Ledru Rollin bekämpft die Verta- gung. Es handle sich zunächst. um den bewußten Briefz -diescr

rief sei ein Hohn sür die National - Versammlung, dessen Verfolgung die Minister “sich entziehen möchten, indem sie dem Briefe jeden offiziellen Charakter absprähen. Der

Präsident der Republik verheiße dem General Verstärkung in einem Privatbricfez das sei neu, ganz neu, das sei das alte Juste= milieu. Großer Lärm macht das Weitere von Ledru Rollin?s Rede un-= verständlich. Eine heftige Debatte enispinnt sich darüber, auf welche Art man dicsem Briefe begegnen solle, Flocon \{lägt folgende motivirte Tagesordnung vor: „Da, nah Art. 67 der Verfassung, Handlungen des Präsidenten nur Gültigkeit haben, wenn fie von Ministern gegengezeichnet sind, \o geht die Versammlung zur-Tages- ordnung über.“ Flocon will diesen Vorschlag entwickeln. (Tumult.) Odilon Barrot: „Eben signalisirt uns der Telegraph das Ein- laufen dcr Depeschen in Toulon. (Also Vertagung!) Jch bitte dem- nah, die Debailte ers nach dcm Empfange dieser Papiere fortzu- seßen.‘/ (Ja! Nein!) Man läßt nun den Gegenstaud vorläufig fal= len, und die Versammlung kehrt zum Budget zurück. Die Debatte darüber wird, nachdem die von der Kommission vorgeschlagenen Re-= ductionen, mit Ausnahme einer Ersparniß von 296,000 Fr. auf die Militairschmieden, verworfen worden waren, beim Kapitel 22 abge- brochen und die Sibung um 6 Uhx geschlossen. Frapolli, der rö- mische Gesandte, hat eine neue Protestalion an die National - Ver- sammlung gelangen lassen.

Paris, 9. Mai. Man erfährt aus Toulon, daß der Befehl dort angelangt war, eine Fregatte für eine dringende und geheime Sendung auszurüstenz wie es hieß, sollte Ancona ihr Vestimmungs- ort sein. Andererseits wird von eben daher gemeldet, daß auf den von Civitavecchia zurückgekehrtcn Dampffregatten, so wie auf einem Transport schiffe, zwei Batteriecn Feld-Artillerie nebst Munition und Vorräthen, zwei Schwadronen reitender, Jäger und drei Bataillone Infanterie nebst Munition eingeschiff}t worden, um sie sofort nah Civitavecchia überzuführen. Der Moniteur enthält heute fol= gende telegraphishe Depeschen: 1) „Der Ober-General des fran-

Rom, 4. Mai. Die 3te Brigade is ebenfalls gelandet. Das Haupt= Quartier und die 2te Brigade bifinden \sich in St. Paolo. Die 1ste Brigade liegt in Polidoro, sechs Stunden von Rom.“ 2) „Der französisce Gesandte in Turin an den Minister der auswär= ligen Angelegeuheilen in Paxis. Turin, 4.; Lyon, 6. Mai. Ra- depky ist gestern von Mailand nach Malghera- abgegangen. Seinen Befehlen zufolge rücken 27,000 Mann ire die Romagna und Toscana ein, wohin sie bereits aufgebrochen. Drei Ba- taillone haben Tricst verlassen und werden Ancona beseßen.“ 3) „Der französische Gesandte in Turin an den Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten in Paris. Turin, 3.; Lyon, 5. Mai. Am 1. Mai haben 6000 Mann Mailand verlassen und die Richtung von Ferrara cingeschlagen. Man sagt, sie sollen Bologna beseten, Andere Truppen sind nah Toscana aufgebrochen. Die Garnison von Mailand is auf 5000 Mann geschmolzen.“ 4) „Der franzs- sische General-Konsul in Livorno an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Livorno, 5. Mai. Heute Morgen sind die Oester- reicher in Lucca eingerückt. Man erwartet sie heute Abend in Pisa.“ 5) „Der französishe Gesandte (D'Harcourt) an den Mini- ster dcr auswärtigen Angelegenheiten. Gaeta, 30. April. Der König von Neapel hat gestern das Gebiet des Kirchenstaates an der Spiße von 5000 Mann betreten. In Terracina wurde der König von der Menge mit Beifall empfangen, welche rief: Es lebe Pius IX.! Die Zlotille landete in Terracina. Einige Matrosen und Soldaten haben sich nah Porto = di = Auzo begeben.“ Ge- stern Abend is ein Vertreter des Elysée nach Rom gegangen, um die dortige Volksstimmung zu sondiren. Die fällige Post aus Rom vom 31), April ist in Folge des \{lechten Wetters in den Alpenpässen heute ausgeblieben, Dem Siècle zufolge, welches noch Berichte úber den ersten Marsch der französischen Expeditionê= trupven gegen Rom enthält, lockte man dort mehrcre Bataillone des Oudinotschen Corps über eine geheime Zugbrücke und schnilt sie daun ab. Gestern Abend wurde von den hiesigen Zeitungen folgendcr Brief des Präsidenten Bonaparte an den General Oudinot veröffentlicht : „Clys‘e National, 8 Mai 1849. Mein licber Gencral! Die telegraphische Nachricht, welce den unvcerhergcsehenen Widerstand meldet, den Sie unter den Mauern Rcms fanden, hat mich lcb- haft bekfüummert. Jch hoffte, wie Sie wissen, daß die Einwohrer von Rom vor der offenbaren Gewißheit die Augen öfsnen und eine Armee mit Bereitwilligkeit empfangen würden, die vor ihnen cr= schien, um eine wohlwollende und uneigennütige Mission zu erfuller. Es geschah aber anders. Unsere Soldaten sind als Feinde cmpfan- gen worden; unsere militairishe Ehre steht auf dem Spiel z ich werde nicht dulden, daß irgend ein Angriff auf sle gescehe. Ver- stärkungen werden Ihnen nicht fehlen. Sagen Sie Jhren Solda- ten, daß ih ihre Tapferkeit s{häbe, daß ih ihre Pein theile und daß sie stets auf meine Stúbe und meine Erkennilichkeit zählen können. Empfangen Sie, Herr Gencral, die Versicherung meiner hohen Achtung.“ Die Estafette meldete gestern Abend: „Wir wissen aus guter Hand, daß sich am Scluß der Nach!sipung sämmtliche Minister in das Clysée begaben und (wie hon erwähnt) ihre Entlassung in die Hände des Präsidenten legten. Der Präsident weigerte sich aber, dieselbe anzunehmen. Ein langer Ministerrath entspann sich, und die Majorität, zuletzt fast alle Minister, zogen ihre Entlassung zurück, nur Einer weigerte sich, die Demission zurükzuzichen. Man ihn am frúuhen Morgen noch beim Präsidenten. Als Resultat dieser langen Sißzung stellt sih heraus, daß man jcden Minister=- wechsel im gegenwärtigen Augenblicke für gefährlich hielt, und daß man einen Abgeordneten nah Rom schicken wolle, um die Stim- mung der Sladt auszuforschen. Oudinot, unglüdclich und ge! äuscht, soll nit desavouirt werden.“ In der zu Berichterstattung über die dem General Oudinot erthcilte Jnsiruction nicdergesegten Kommission der National - Versammlung soll Odilon Barrot erklärt haben, daß seiner Meinung nah der Papst úber kurz oder lang nach Rom zu=- rúdckehren werde, daß aber die Bedingungen seiner weltlichen Herr- haft geändert werden müßen. Das alte Regime passe für den Kirchenstaat niht mehr, und die Sácularisation der Regierung scheine ihm unvermeidlih. Der Nunlius des Papstes hatte vor= gestern mit Herrn Drouvn de Lhuys eine Konferenz, in der er wichtige Depeschen aus Gaeta übergeben haben soll. In Tou- lon wurde am 4. Mai auf dem Dampfboot „Tunique“’ zur Ver= stärkung der Expedition nah Civitavecchia auch ein Belage= rungstrain eingcschiff}t. Auf dem „Véloce““ und dem „Gregoir““ gehcn noch zwei Regimenter Jnfanterie nach Jtalien. Auf der „Egèrie“’ und dem „Colemb““ waren den Tag vorher ebenfalls Ver=- stärkungen abgegangen. Nach einer Korrespondenz aus Toulon hat- ten die Römer den Obersten Oudinot, den scin Vater als Parla= mentair in die Stadt geschickt halte, gefangen zurückbehalten. Auf dic)se Nachricht hätten sih die Soldaten niht mehr halten lassen, zwei Compagnicen wären im Sturmschrilt in die Stadt gerüdt, hier abgeschnitten und aufgerieben worden. Die späteren Angrifse mehrerer Bataillone wurden durch Feuer von den Barrikaden und aus den Fenstern zurückgewiesen. Dex Angriff geschah durch das Popolothor. Der Verlust der Franzosen soll 192 Todte und fast 600 Verwundete betragen.

Großbritanien und Jrland. London, 9. Mai. Das (gestern erwähnte) Schreiben, welches, die dänische Blokade be- tressend, von dem Unter - Staatssecreigir für die auswärtigen An- gelegenheiten, Lord Eddisbury, an das Parlaments-Mitglied Herrn Sandars gerichtet worden, lautet vollständig: „Auswärtiges Amt, 4. Mai. Sir! Jch bin von Viscount Palmerston beauftragt, Jhnen den Empfang Ihres Schreibens vom {sten d. M. anzuzeigen, in welchem Sie Se. Herrlichkeit ersuhten, in Bezug auf gewisse Punkte, welche mit der dänischen Blokade der deutsc‘en Häfen ver- fnüpft sind, den General-Advokaten Jhrer Majestät um seine Mei- nung zu befragen. Die erste Frage, welche Sie zu diesem Zwecke stellten, ist: Gesebt den Fall, cin englishes oder neutrales Schiff, welches in einem der blokirten Häfen (z. B. Stettin) Getraide ge- laden hat, verläßt diesen Hafen ohne ein Hinderniß zu finden, man entdeckt aber, wenn es am Sund anlangt, aus seincn Papieren, daß es einen der (nominell) blokirten Häfen nach dcr Zeit verlassen hat, bis zu welcher ihm dies den Bestimmungen dieser Biokade zu- folge gestattet wär, hat dann der blokirende Staat das Recht, ein solches Fahrzeug nebst Ladung eben in Beschlag zu nehmen, als hätte man dasselbe beim Durchbrehen der Blokade slb ergriffen? Jn Erwiederung hierauf habe ih Jhnen zu eröffnen, daß die Beschaffenheit der auf diese Frage zu erthcilenden Antwort sehr wesentlich davon abhängen winde, cb cine gaescßlihe Blokade des fraglichen Hafens besteht oder nicht besteht. Die förmliche An- zeige seitens der dänischen Regierung bietet starken Grund zu der Vorausseßung, daß eine zulängliche Macht zur Aufrechterhaltung der Blokäde werde verwendet werden, und wenn dies der Fall scin sollte, also wenn eine zulänglihe Macht für diesen Zweck verwendet wäre, daun würde ein englisches oder sonstiges neutrales Schiff, das mit einer Ladung eincn blokirten Hafen nah der Zeit, binnen wel- cher es dazu berechtigt gewesen wäre, verlassen hätte, im Sund oder wo cs sonst sein möchte auf seiner Fahrt, bis zur Ankunft in den Hafen- seiner Bestimmung der Beschlagnahme verfallen. Der Um-

zösischen Heeres an den Kriegsminister in Paris. St. Paolo hei

staud, daß es ihm gelungen wäre, ohne Hinderniß aus dem Hafen