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imburg mit Deutschland zu protestiren. Er legt sein ins s E E und zeigt, in Vereinigung mit seinem Kollegen, Herrn A. Schönmäckers, durch dieses den Aus- tritt aus der konstituirenden deutschen Versammlung an. „So fee sehen Frankfurt, 14. Mai 1849. B. Scherpenze el.“ (Ruf auf der Linken: Hinaus sit Scherpenzcel! - Was tas Me Aufregung in der Versammlung. Herr von Scherpenzeel ent-=
t si.) 1s Lie fonstituireude Landes - Versammlung zu Hessen - Hombu»g übersendet ein Anerkennungsschreiben an die deutsch National-Ver- sammlung. Eine große Reihe von Zustimmungs-Adressen aus den verschiedensten Theilen Deutschlands sind eingelaufen, unter anderen eine Adresse aus Berlin mit 9009 Unterschriften.
Der Vorsigende theilt der Versammlung mit, daß Se. Kai= serl. Hoheit der Erzherzog-Reichsverweser ihn habe einladen lassen, sich heute Morgen zu ihm zu begeben. Se. Kaiserl. Hoheit theilte demselben mit, daß er mit der Bildung des neuen Ministeriums eifrigst beschäftigt, und daß die Bildung desselben bercits für voll= endet gelten könne, das Programm des Ministeriums liege gleich= falls vor. Wenn Se. Kaiserl. Hoheit mit der Bekanntgehung zö= gern, so geschehe es aus dem Grunde, weil ihm gestern durch den ‘elegraphen sei gemeldet worden,1daß die preußische Regierung einen Kommissär mit Aufträgen nah Frankfurt gesendet habe, welche: sich auf die gegenwärtige Lage Deutschlands bezögen. Er ersuche: daher die hohe Versammlung dringend, ihm diese kurze Frist zu ge- statten.
Hierauf erwähnt der Vorsißende der gestern vorgefallenen Straßenexzesse. Der Vorsigende hat si heute Morgen: zu dem interimistishen Kriegsminister von Peucker begeben, der ibm erklärte, daß ihm von diesen Vorfällen bis heute 9 Uhr nichts bekannt geworden. (Pfui! links.) Daß er jedoch aus dem, was er so eben durch den Präsidenten erfahren, Veranlassung nehme, Mittheilungen zu fordern und die strengste Untersuchung einleiten werde. Abg. Schl öffel stellt in Bezug auf die gestrigen Exzesse den Dringlichkeits= antrag, die Nationalversammlung erkläre, daß sie die Sicherheit ihrer Berathungen und ihrer Persönlichkeiten so lange als gefährdet be- trachte, als si Militair aus verfassungsfeindlichen Staaten in Frank-= furt befinde. Der Vorsibende verliest hierauf eine ihm o eben zugekommene Zuschrift des Stadt - Kommandanten Major Deesg, worin derselbe meldet, daß er von dem Ministerium mit der ge- nauesten Untersuchung über die gestern Abend vorgefallenen Exzesse beauftragt worden ist. Abg. Nauwer ck stellt einen Dringlichkeits- Antrag auf Entfernung des Militairs verfassungsfeindlicher Staa- ten von Frankfurt. Abg. Ju cho stellt einen dringlichen Antrag auf Entfernung der hier garnisonirenden österreichischen Truppen. Bei der Abstimmung durch Stimmzettel stellt sich heraus, daß 147 für und 147 gegen die Dringlichkeit stimmtenz der Vorsigende erklärt daher die Dringlichkeit für E Ein Antrag des Abg. Löwe aus Kalbe, die Sihung bis 4 Uhr zu \uspendiren und den Herrn Reichs-Kriegs-Minister einzuladen, der Sihung beizuwohnen, wird angenommen ; dagegen wird ein Antrag des Abg. Simon aus Trier, dahin gehend, den Dreißiger =- Aus\huß, an welehen obige Dringlichkeits-Anträge verwiesen worden, anzuweisen, in der Nach= mittags = Sißung darüber zu berichten, mit 163 gegen 147 Stim- men abgelehnt. Ueber einige persönlihe Bemerkungen des Abg. Jordan aus Berlin entspinnt sich hierauf noch eine kurze Debatte. Schließlich meldet der Vorsibende, daß die Abg. Raumer aus Dün- kelsbühl und Simson aus Stargard zu Schriftführern gewählt wor- den sind. Schluß der Sitzung 115 Uhr.
Frankfurt a. M., 12. Mai. (O. P. A. Z.) Der Erzherzog Reichsverweser hat folgenden Tagesbefehl erlassen:
Tagesbefehl an die im Reichsdienst stehenden
Truppen. ¿Deutsche Krieger!“
„Ein unglückseliger Streit über die Reichs = Verfassung ist in Deutschland ausgebrochen. Alle wahren Freunde des Vaterlandes vereinigen bereits ihre Kräfte für den Zweck, daß die Lösung die=- ses Streites auf geseßlihem Wege und nicht durch einen Krieg von Brüdern gegen Brüder erfolge. Nur eine Partei, welcher es nicht um die Verfassung, sondern um anderweitige verderbliche Zwede zu. thun ist, bedient sich des Verfassungsstreites als eines Vorwandes, um t oi gegen Geseß und Ordnung zu richten, Zerrüttung und Bürgerkrieg Über Deutschland zu verbreiten. Gegen diese Partei gilt es, deu Frieden und das Glü des theuren Vaterlandes, den Wohlstand und Erwerb seiner Bürger muthig zu shirmen. Deutsche Krieger! Die Sicherheit des gesammten deutschen Vaterlandes ist Eurer Ehre anvertraut! Alle Versuche, Euch in Eurer Pflicht wan= kend zu machen, werdet Jhr mit Verachtung von Euch weisen. Während in diesem Augenblicke Eure siegreichen Waffenbrüder in herzlicher Eintracht festgeschlossene Reihen gegen den äußeren Feind bilden, werdet Ihr auch gegen den inneren Feind einig scin. Wenn Anarchie und Verwilderung es wagen sollten, das Haupt zu erhe- ben, dann werdet Jhr durch die That beweisen, daß die unershüt- terlihe Treue, der feste Muth und die brüderliche Einlracht des deutschen Heeres der mächtige Schild sind, welchen das theure Va- terland gegen jede Gefahr, sie komme, woher sie wolle, siegreich zu shirmen vermag. i
Frankfurt, 12, Mai 1849,
Der Reichsverweser, Erzherzo Johann. In Vertretung des Qiegs Mee Peuder.“
wi Oesterreich. Wien, 12. Mai. Jm Lloyd liest man: " a vernehmen, daß Se. Majestät niht nach Olmühß zurückehren Le s Wien wird in Zukunft die Residenz des Monarchen sein. L égerungsgeschäfte werden hierdurch bedeutend erleichtert wer=- E D wird die Stadt Wien dur Anwesenheit des Ho- A ie Hinsicht gewinnen, und ver gedrüdte Wohlstand unserer h Sioigs balv si wieder heben. Wir hören auch, ‘daß Erzher= Ys Sranz arl mit seiner hohen Familie sich gegén Ende dieses Pra i E begeben werde. Kaiser Ferdinand gedenkt in Erlaß ats Kaise Die Presse führt varüber Klage, daß der meë Äbetköäntan von feinen Mitg O Mer E y , ister fontrasigni ‘den ; Wien. Ztg. abér briuigt nun die diesfällige aich Biblio Vi mit der Kontrasignatur des Minister = Präsidenten Shwarzenber g Einige nihtámtlihe Blätter, zu denen bekanntlich auch Vás Aker L blatt der Wiener“ Ztg. gehört, hatten ‘na der Grazer Zta. jenen Erlaß kopirt, ohne die ministerielle Kontrasignatur beizufü e und daher mág wohl der Jrrthum der Presse herrühren.“ L
Der Wanderer meldet: „Die Festung Olmüg soll f rohr
gegen die Magyaren als auch gegen eine Erhebung in eut ausgérüstet werden, daher dié dortige Universität geschlossen An Bie Dikasterien verlegt werdén.“
‘In demselben Blatte líest man: „Um die Kriegdsentschä- digung an Oesterreich leisten zu können, hat Sardinien einén Agen- ten nach England géschickt, um éin Anlehen von 200 ‘Millionen Lire zu negoziiren, “ Der Mann dürfte vor Friedensabs{luß ein sauüres Geschäft haben,“ j
808 Wien, 14. Mai. (Oesterr. Bl.) Se. Majestät der Kaiser ist vorgestern Abends halb 7 Uhr in Begleitung von zwei Generalen Ln Preßburg hier angekommen und in der Kaiserlichen Burg ab- gestiegen. i
Se. Königl. Hoheit der ältere Herzog von Parma is in der Nacht vom 6óten auf den 7ten mittelst Eisenbahn von Olmüz in der Richtung nah Prag abgereistz er will sich, dem Vernehmen nach, auf eines seiner Landgüter in Sachsen begeben. |
Dex Transport der russishen Hülfstruppen auf der Eisenbahn durch Mähren nah Oesterrei is abbestellt worden. Demgemäß wurden au dié nach Olmüßg eingeleiteten Verpflegungs - Disposi= tionen eingestellt. Görgey's- Absicht, nah Galizien uüd Posen über Schlesien einzubrechen, is der wahrscheinlihe Grund dieser Maßre=
el, und eine Kolonne der russischen Hülfstruppen dürfte in Schle-
fen stehen bleiben, bis eine zweite nahrücken wird. Kommandant der ersten Kolonne ist der vom Tscherkessenkriege her bekannte Ge= neral Saß.
Im T erb liest man: Nach einem Privatsckrxciben aus Verona wird der Frieden mit Sardinien schon als abgeschlossen be- zeichnet und bereits vom Abmarsh der italienischen Truppen nach Ungarn gesprochen.
Triest, 10. Mai. (Wanderer.) Heute Nacht ist der fran- zösische Kriegsdampfer „Brassier/ nah Venedig abgegangen. Die dortige provifvrishe Regierung läßt rew lige für deu Dienst in der Marine werben, um Venedig gegen die Blokade zu vertheidi- gen. Die S dieser Freiwilligen zum Dienite dauert \o lange als die Blokade besteht und überhaupt bis zur Beilegung der politischen Zerwürfnisse. Der bisherige Vertheidiger Venedigs, Al=- bini, ist bereits mit der Fregatte „S, Michele‘“/ im Hafen von Ge-= nua angekommen. Gestern und heute Nacht will man wieder be- stäudig das Bombardement von Malghera Fehört haben.
Die Zwanziger gehen mit 164% Agio, sind also. plöplich fast um 1 Proz. im Preise gestiegen, Für cinen bayrischen Thaler zahlt man einen Zwanziger. Für einen Crociato 32 Kr.
Prag, 12. Mai. (C. B.) Gestern zu Mittag is die Fe- stung Theresienstadt in Belagerungszustaud erklärt worden. Es wurde das Standrecht gegen Alle publizirt, welche sich mit bewaff- neter Hand den Behörden oder der Wache widerseßen; welche durch Worte, Schrift oder That: zum Widerstand gegen die Behörden aufreizen oder Truppen zum Treubruch und zur Pflichtverlebung zu verleiten suhen. Jun gleicher Weise soll auch Königgräh in Kriegszustand erklärt worden sein.
Prag, 12. Mai. (Prag. Ztg.) In den rei bevölkerten Ortschaften jenseits der Eger und Iser längs der sähsis{chen Gränze herrscht die tiefste Ruhe. Das sicherste Unterpfand für den Frieden in jener Gegend ist die Arbeit. Abgeschen davon, daß die Feld- früchte und Obstbäume besonders. im Elbthale in der Üüppigsten Pracht stehen, bemerkt man auch unter Baumwoll - Wagren - Fabri-= kanten und Handarbeitern eine seltene und rührige Geschäftigkeit. Die Waaren =- Vorräthe in der vorligen Gegend. sind vergriffen z neue Bestellungen Pwsen sich der Art, daß Alles Hand anlegen muß, um solche zu befriedigen. Tausende flüchtiger Sachsen, welche in U -Dhgen Schuß suchten und fanden, kehren in die Hei= mat zurü.
Bayern. München, 10. Mai. Die Neue Münchener Zeitung berichtet: „Bei der am 7ten Abends im Prater abge= haltenen Studenten = Versammlung, welcher etwa 500 Studenten beigewohnt hatten, war eine Adresse für L Anerkennung der deuischen Reichs-BVerfassung an das Gesammt-Ministerium und Ueberreichung derselben in Masse für gestern Vormittags 10 Uhr beschlossen worden. Auch hatte sih alsbald die Kunde verbreitet, daß auch die Mitglieder des März=Vereins, des Arbeiter-Vereins und andere demokratische Elemente sh dem beabsichtigten Zuge bei= gesellen würden. Die Behörde mußte unter solchen Umständen die nöthige Vorsorge für Erháltung der öffentlichen Ordnung treffen, und schon vorgestern Abends erging daher von der Königlichen Po= lizei-Direction eine Warnung an die: Leiter des beabsichtigten Mas- senzuges, mit dem Bedeuten, daß ein solcher Zug, als leicht die Gestalt einer Zusammenrottung und des Auflaufs annehmend, durchaus nicht zulässig sei. -- Ferner ließ der Herr Rektor der Uni- versität gestern Morgen nech durch öffentlichen Anschlag gleichfalls eine Mahnung zu Vermeidung aller ungeseßlichen Schritte ergehen. Und’ wir eilen hinzuzufügen: Der Ruf zum Festhalten an Ordnung und Geseß fand in den jugendlichen Herzen Anklang und Folge. Sie standen von dem Zuge in Masse ab, und nur eine Abordnung von 20 Studenten überreichte die Adresse dem Ministerium, in des= sen Namen sie der Kultus-Minister, Herr Dr. Ringelmann, em- pfing, indem er den Ueberbringern zuglei seine Befriedigunge über die Achtung für Ordnung und Geseß ausdrückte, welche die Studenten an den Tag gelegt haben. Mit Beruhigung mußte es. übrigens alle guten Bürger erfüllen, zu sehén, wie umfassende Vorsorge die Behörden im Interesse der öffentlichen Ruhe und Ordnung. getroffen hatten. Die Bürger Münchens verlangen nur ‘Eines und mit Recht: d. i, thatkräftiges Beharren von Seiten der Beers auf der betretenen Bahn und energisches Einschreiten überall, wo die Feinde der geschlichen Ord- nung das Haupt zu erheben wagen sollten. So eben vernehmen wir, daß in der heute stattgefundenen Studenten-Versammlung von einem Mitgliede der Majorität der Antrag gestellt wurde, es soll ten alle diejenigen, welche noch beim Freicorps sich befinden oder neu zutreten wollten, den Eid auf die Reichs-Verfassung chwören ; auf diesen Antrag hin legte Herr Rubenbauer, bisheriger-Komman- dant des Stuventen-Freicorps, scin Kommando nieder, indem er die- sen Eid nicht \{wören zu können erklärte. Die anwesenden Mitglieder des im Ganzen. uoch etwa: 450 Mitglieder zählenden Freicorps stimmten gleihfalls gegen diesen Antrag; blieben aber in der Minorität. Herr Oberniedermaier hielt eine sehr beherzigens= werthe Rede, in der cr besonders den Sah hervorhob, daß man mit Eiden nit spiele. Hierauf faßte die Minoritát den weiteren Be- {luß, ihre in Händen besindlihen Waffen so lange bei sich zu be= halten, bis der neu zu erwählende Kommandant des neu zu bilden= den Studenten-Freicorps, so wie dieses selbst vom Köni lichen Mi- nisterium bestätigt worden sei, in welchem Falle sie dann 39 Waffen an den betreffenden Kommandanten ausliefern würde, im Gegentheil aber dieselben an das Königliche Zenghaus: einzuliéfern. „Nah Ab- gabe dieser Erklärung verließ die Minorität die Aula.“ »
Dasselbe Blatt meldet: „Neue Zustimmungsadressen zu der Lon der Königl, bayerishen- Regierung angegebenen Erklärung sind eingegangen: von der Bürgerschaft des Marktes Bruck bei Futsten= feld; von der Gemeinde Biberbah Landgerichts Waldmünchen ; von der Bürgerschaft und den Einwohnern der Stadt Ingolstadt; von der Stadtgemeinde Traunstein; von dem Vereine für constitutivnélle Monarchie und ‘reli ióse Cre in Freisingz von demselben: Vex- Jug Ia R in h L B S von: demselben Vereine zu
un enning bei Vohburgz vom constitutionell- Li chischen Vereine in Augsburg.“ S M A-Mvkans
_Müngthen, 11. Mai. (A. Z.) Ju
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: d . olge eines dei Kriegs - Ministerium ergangénen B F e heute aus
ehls wird. morgen von ei
‘übte Thätigkeit einzuste
; nisse mít dem
. ordnen, und es spricht daher in
nem Theile der hiesigen Garnison ein Lager außerhalb der Stadt (in der Nähe des Kugelfangs) bezogen werden. O ist je das erste Bataillon des Leibregiments und des Regimens „„ nig“ hierzu bestimmt, welche- alle 10 Tage (es ciner anderen Mittheilung alle 14 Tage) durch ein anderes Bataillon der entsprechenden Regimen= ter abgelöst werden. Mangel an Raum für die einberufene, bis jeßt beurlaubte Mannschaft scheint die nächste Veranlassung zu dieser Maßregel zu sein, Man sagt, daß. später noch zwei Batail Fee von anderen Garnisonen zu den Lagertruppen hinzukommen ollen.
Kaiserslautern, 12, Mai. Das Frankf. J. enthält fol- gende Mittheilungen :
„In der Nacht vom 10ten zum 11ten um 12 Uhr erhielt ih vem Mi- nisterium Gagern meine Abberufung aus der Rhcinpfalz. Sie lautete:
„Nachdem Sr. Kaiserliche Hoheit dem Neichôverweser Vortrag darüber erstattet worden is, daß der mit Vollmacht vom 5, d. M. in die Pfalz ent- sendete Reichs-Kommissär, Hr. Eisenstuck, verschiedene. Maßregeln ange- ordnet und im Namen der Reichsgewalt genehmigt hgt, welche mit: dem Jnhalt der gedachten Vollmacht, so wie mit den die Durchführung der Ver- fassung betreffenden: Beschlüssen der National - Versammlung: und mit der rehtlihen Stellung der Centralgewalt, nicht vereinbar sind, so hat der Reichs
verweser beschlossen, die dem Reichs-Kommissär:Eisenstuck ertheilte Vollmacht ; zurückzuzichen, auftragt, hat hiernah Herrn. Eiseustu zu ersuchen, vom Em fang gegen-
Der Unterzeichnete, mit Vollziehung dieses Beschlusscs be-
wärtiger Verfügung an, die auf den Grund der erloschenen Vollmacht ge- te Ti einzustellen, Frankfurt a, M,, 10, Mai 1849, Der in- tezimistische- Präsident des. Reíchs-Ministerraths+ (gez.). H. v. Gagern.“ „Es brachte mir dieses Dokument ein Abgeordneter des Ministeriums, den ih am Tage vorher nach, Frauksuxt gesendet hatte, um im, Einverständ- em Landesausschusse den Einmarsch des frankfurter Bataillons, eines Bataillons Württemberger und eines Bataillons hessischer Truppen nach Neustadt, Kaiserslautern und Zweibrücken zu verlangen zum Schie der Pfalz gegen verfassungsfeindliche Jnoasion. „Dch stillte sofort meine amtliche Thätigkcit ein und erließ vie nach-
stehende Proclamation :
„An meine deutshen Brüder in der Pfalz, Vor wenig Ta- gen kam ih in Eure Mitte mit dem heißen Wunsche im Herzen, Eurer glorreichen Erhebung für die deutshe Sache Kraft und Nachdruck zu geben,
-Der Auftrag, den mir das Ministerium Gagern ertheilte, ging dahin, alles
dasjenige vorzukehren, was die öffentliche Ordnung in der Pfalz und die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt von Deutschland erfordert, Jch habe den Einmarsch der Euch feindlichen preußishen Truppen , welche ohne mein Wissen von dem Reichs - Kriegsminister uach Landau kommandirt waren, abgewehri. Jch habe Befehl gegeben, keine militairishe Macht die Gränzen diescs Landes überschreiten zu lassen, tvelche nicht der Verfassung zugethan ist, Jch habe dem Landes - Ausschusse für Vertheidigung und Durchsührung der deutshen Reichs - Nersasang seine gesebliche Schranke und Grundlage gegeben, um Eurer patriotischen Begeisterung für die Freiheit und Größe unseres gemeinsamen Vaterlandes geseßliche Mit- tel und geordnete Leitung zu verschaffen. Das Ministerium Gagern ist der Meinung, daß ich durch diese Maßregeln meine Vollmacht überschritten und gegen den Willen der National-Versammlun N, habe. Jn diesem Augenblicke wird mir mein Mandat zurücgefordertz ih habe auf- gehört, Bevollmächtigter für die Rheinpfalz zu sein. Vielleicht stehen schon jept “die feindlihen Hcere an Euxen Gränzen, um cinzurückn, sobald ich es nicht mehr verhindern kann. Mit blutendem Herzen scheide ih aus Eurer
Mitte, wo ih so herzlichen Zmplaug, so aufrichtige Hingebung, \o uaige, + Theilnahme an meinen {wachen Be t
strebungen fand. Mein Dank blei Euch für immer! Gott shüye Deutschland, Gott shüße das brave Volk der Pfälzer ! Kaiserslautern, deu 14, Mai 1849, Eisenstu ck,“
„Morgens 3 Uhr vcrließ ih Kaiserslgutern. Die Bürgerwehr war am Bahnhofe versammelt und umringte mich mit dem Ausdrucke des tiefsten Schmerzes, Es standen Thränen in der deutschen Männer Augen, als sie ihre gerechte Sache von Frankfurt wieder verlassen sahen, denn nicht eitt- mal die Zusage neuer Hülfe durch Absendung eines Nachfolgers an meiner Stelle konnte ih ihnen verkünden. Jn Ludwigshafen angelangt, empfing mich ein Abgesandter der pfälzer Deputirten zu Frankfurt mit der dringen- denòBitte, die Pfalz nicht zu verlassen. Jch erklärte mi dazu bereit und sendete sofort einen Abgeordneten nah Frankfurt mit dem Gesuche an die National-Versamnilung, mir, falls man mein Bleiben wünsche, cine neue Vollmacht zusenden, da ich nur nach den Anordnungen der Nationalversammlung zu handeln mich befugt erachten könne, Die bayerischen Truppen zu Ludwigs- hafen haiten sich auf den geseplihen Boden der Verfassung gestellt und den Eid auf dicselbe geleistet, da ihre Führer sie verließen und auf ein nochmaliges Gesuch durch Deputationen der Mannschaft, den geseulichen Weg nicht zu verlassen, bei ihrer Weigerung verharrten, so veranlaßte der Landes - Ausschuß die Truppen , sih neue Führer zu wählen, Dieses ge- {ah, und die Truppen traten sofort den Marsch nah Kaiserslautern gn. Ih erklärte ihnen, daß ih in die Pfalz gesendet gewesen, um die Sicherï- heit der Provinz gegen Angriffe auf die deutsche Reichs - Verfassung zu \hüßen, daß ih mit Freuden erfahren, wie auch sis den Weg des Ge- seg-s betreten, und daß ih ihnen die feste Versicherung gebe, man werde sie allenthalben als treuecre a E uud Brüder begrüßen, Ein jubelndes Hoch auf die deutsche Neichs- ring war die Antwort der Krieger. Jch bin hierher zurügckehrt,, uni die Befehle der National-Versaminlung zu er- warten. Eisenstuck.“
Württemberg. Stuttgart, 12. Mai. (Schwäb. M.) ,„„Die von verschiedenen Seiten erlassenen M G dpanugs zur: Bil dung sogenannter Freicorps machen es der Regierung zur Pflicht, sich Über die geseßliche Zulässigkeit der beabsichtigten Freischaaren R auszusprechen. So gern sie anerkennt, daß jene Bestrebungen häu- ‘fig einer reinen Begeisterung. für die Einheit und Größe des deut- schen Vaterlandes entstammen, \o darf sie doch nicht zugeben, daß der patriotische Eifér von dem Wege des Gesehes abirre, und daß die Ruhe des Landes bedroht werde. Würde bei dem Aufrufe zur Errihiung von Freischaaren nichts Anderes beabsichtigt, als daß die geseßlich nicht zum Eintritt in die Bürgerwehr verpsflichte- ten jungen Männer derselben beitreten sollen, so wäre lediglich nichts Dagegen zu erinnern, Wenn aber die Mei-= nung dahin geht, bewaffnete Corps zu organisiren, welche,
unabhängig: von der Staatsgewalt, auf eigene Faust oder nach dem
Befehle von Vereinen mit dem Gewichte bewaffneter Schaaren in die politischen Angelegenheiten sih einniischen, so ist cin solches Be- ginnen mit den Gesehen im Widerspruch und mit Erhaltung eines geordneten Zustandes unverträglich. Abgcsehen davon, dal nach ganz uubestrittenen Grundsäßen ‘des allgemeinen deutschen Staats- rechts das Aufgebot bewaffneter Bürger und die Leitung des Kriegs= wesens ausscließlich der Staatsgewalt zusteht, ist dur die würt- tembergische Verfassungs - Urkunde dieser Saß, ohne welchen kein Rechtszustand gedacht wérden kann, auéëdrüdlich ausgesprochen. Durch den §. 23 ist bestimmt, daß über das Recht, Waffen zu tragen, durch cin Geseß nähere Vorschriften werden ertheilt werden, und eben so sind durch den §. 100 die Anstalten zu Be= waffnung der Bürger als . Gegenstand der Geseßgebung erklärt. Das Geseß vom 1. April vorigen Jahres erfüllt diese Bestimmun= gen der Versassungs-Urkunde und giebt die Formen an, in welchen die Verbindung bewaffneter Bürger außerhalb. des Heeres stattfinden darf. Bewaffnete Vereine, welche sich in anderer Weise bilden, -sind ungeseblih, weil die Bildung solcher Vereine nit an si jedem Staatsbürger zusteht, sondern kraft der ausdrüdlichen Bestimmung der Verfassung nur in der von dem Gesepe erlaubten Weise ge- cheten darf. Das Geseh vom 1. April v. J., welches dem Volke in Beziehung auf Bewáfsnung Rechte einräumt, bie selbst die deut- he Reichsverfassung nicht kennt, hat ledigli keinen anderen Zwe, als den Gebrauch der Waffen ‘außerhalb des Heeres umfassend zu
i rtifel 38 als eine stch von ebst verstehende Folge der neuen Einrichtung. die Auflösung der bisher
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L t bestandenen Bürgermilizen àus. Zur Ab- unter Staate V esisverständnisses wurde überdies der dem ganzen Geseze vom' 1: Aprik v. J. zu Grunde liegende? Sas; daß nur-in der von elben ‘bestimmten Weise organisirte bewaffnete Corps: bestehen: dürfen, dur den /§. 4 der Königl. Verordnung vom 1. Juni v. J. noch besonders bekannt gemaht. Da nah dem An- geführten feststeht, das: in Württemberg , wie in jedem geordneten Staate, die: Organisirung bewaffneter Schaaren uur von der Staats- gewalt in der -geseplih vorgeschriebenen Weise ausgehen darf, \o is die Regierung verpflichtet, jedem Versuche, auf eine dem Gesehe widersprechende Weise bewaffnete Vereine. zu stiften und den Frie- den des Landes. dadurch zu gefährden, mit den ihr ju Gebot stehen- den Mikteln entgegenzutreten. Die Regierung wird aber auch im Falle der Gefahr ihrerseits durch: die entsprechenden Maßregeln ihre Pflicht ‘zu erfüllen wissen. Jndem der unterzeichnete Verstand des Departements des Junern diese Ueberzeugung offen erklärt, fordert er alle seine-Mitbürger auf, daß jeder in seinem Theile dazu bei- tragen-möge, den Eifer der Jugend innerhalb der Schranken der Geseplikeit zu: haltenz er warnt die perteiib ming idit vor der Begünstigung von. Unternehmungen, welche für die Einzelnen so- wohl, wie: für die Gemeinden, die traurigsten Folgen haben kön- nenz er weist die Behörden an, mit den geseblihen Mitteln die Bildung - von Freischaaren zu untersagen und zu verhiudern, er \pricht: das Vertrauen: zu den Bürgerwehren des- Landes aus, daß sie, eingedenk ihrer Bestimmung, eine: Stübße der geseßlichen Ord- nung sein werden. Wenn rechtêwidrige Handlungen durch Ver- säumung der Pflichten öfentlicher Organe vorkommen, so trifft diesé die Verantwortung, und die Regierung wird sie von ihnen fordern. Den 12. Mái 1849, Der Vorstaud des Departements
des Jnnern: Duvernoy.“
Vaden. Frankfurt a. M., 15. Mai. (Telegr. De pesche.) Dié provisorische Regierung des Großherzogthums, oder vielmehr der Republik Baden, bestehend aus Brentano, bat S Blind, hat gestern Morgen ihren Einzug in Karlsruhe ehalten. G Der Großherzog hat \{ unter Bedeckung einer kleinen Zahl treu -gebliebener Soldaten aller Waffengattungen, welchen sich die Offiziere der Garnisvn Karlsruhe angeschlossen, geflüchtet und wird hier erwartet. : :
Karlsruhe, 10. Mai. (Ober-Post-Amts- Zt g.) Jn der ues Sibung der zweiten Kammer begründete Häuser seine angekündigte Juterpellation in Bezug auf die Anerkennung und thatkräftige Unterstühung der Reichsverfassung, und verlangte , daß die badische Regierung an den Verhandlungen, welche in Berlin Men Oktrogirung einer Verfassung stattfinden sollen, keinen An- theil nehme, und auch die übrigen deutschen Regierungen, welche die Reichsverfassung anerkannt haben, veranlasse, in gleicheni Sinne zu handeln; daß dieselbe ferner sowohl das Unien - Militair , als auch die Bürgerwehr , so wie sämmiliche Staatsbürger , auf die Reichsverfassung beeidige , wahlen , sobald solche von Frankfurt aus angeordnet sein werdcn, vornehme, auch Überhaupt ihre gene Kraft der Reichsgewalt zur Ver- fügung stelle. Staatsrath Bekk erwiederte hierauf im Namen der
egierung: „Jh erkläre einfa, daß wir an den Verhandlungen in Berlin über die Abänderung der Reichs - Verfassung keinen Än- theil nehmen, und daß wir die s auf die Reichs = Verfas- ung“ allgemein anordnen werden. Was den Antrag wegen Aus- chreibung der Parlamentswahklen betrifft, so bedauere ich, daß man mich von demselben nicht eben so wie von den beiden anderen An- trägen zum voraus in Kenntniß. geseßt hat. Jch kann daher keine Erklärung im Namen der Regierung abgeben, bin jedoch der An- sicht, daß, so bald die NEHg wal die Wahlen im Reichsgesebpblatt anordnen wird, sie hier alsbald eingeleitet werden.“ Mittermaier sprach sich in ähnlicher Weise wie Häusser aus und formulirte dessen An= trag, wie folgt: „Die zweite Kammer beschließt, die Großherzog-= liche Regierung zu -ersuhen: 1) unverzüglich die Beeidigung auf die Reihs-Berfassung wenigstens der im Jnlande befindlichen badi- schen Truppen, serner der Bürgerwehr und der badischen Staats- bürger überhaupt zu verfügen; 2) die Einleitung zur Vornahme der aub i zum künftigen A eiczolage anzuordnen; 3) jeden An-= griff auf die Anerkennung und Wirksamkeit der Reichs - Verfassung mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abzuwehren ; 4) auf kei= nen Fall zu dem von der preußischen Regierung eingeleiteten- Kon- gresse über Berathung der Revision der bereits verkündeten Reichs=
erfassung einen Bevollmächtigten zu senden oder überhaupt an einer - solchen- Berathung s\ich Zu betheiligen, und im Einverständ- niß mit den Regierungen, welche bereits die Verfassung anerkann- ten , jeder Aufforderung zu einer octroyirten Reichsverfassung mit Kraft entgegenzutreten.“ Buhl stellte den Antrag, daß den Kam- mermitgliedern morgen schon der Eid auf die Reichsverfassung in einer _noh zu bestimmenden Formel abgenommen werden solle, wor- auf Staatsrath Bek k erwiedert, daß die Cidesformel. dieselbe sein könne, wie solche bis jeyt jeder Abgeordnete beim Eintritt in die Kammer beschworen habe, und nur eines Zusazes, daß er nämlich au Treue der Reichsverfassung \{wöre, bedürfe. Bei der Abstim- mung wurde sowohl der Mittermaier-Häussersche Antrag, als der von Buhl gestellte mit allen Stimmen egen eine angenommen. (Die anm folgenden Tage vollzogene Eidesleistung der Mitglieder der zweiten Kammer auf die Reichsverfassung is bereits gemeldet.)
_ Karlsruhe, 14. Mat, (S{chw. M.) Aus Veranlassung der nächsten Sonnabend in O enburg zu eas anin lane der Volksvereine \ind einige veshübe von hier abgegangen, und wird, E Vernehmen nah, eine Truppenmacht daselbst zusammenge-
Rastatt, 10, Mai. (O. P. A. Z.) Als gestern Abend halb 7 Uhr die hiesige Bürgerwehr zu ihren Wasfen-Uebaun en auf dem Exérzierplaße ankam, war: daselbst, man sagt auf Flulit@na, eine große Menge Soldaten der hiesigen Garnison versammelt, welche die Bürgerwehrmänner mit einem „Hoh“ empfing. Dieses Hoch wurde erwiedert und darauf Versicherungen, für die Aufrechthaltung der Reihs-Verfassung pee am stehenund fallen zu wollen, wechselsei- tig ausgetausht. Auf heute Abend verabredete man ein abermali= ges Zusammenkommen vor einer Brauerei nächst dem Kehler Thore, woselbst si aut diesen Abend sehr viele Bürger und gewiß 1000 Soldaten einfanden. Reden in ähnlichem Sinne wie gestern wur- den gehalten und gleiche Gelöbnisse abgelegt. Die Soldaten zogen ierauf, eine deutsche Fahne voran, in ruhig ernster Hallung vom Strence und bewiesen gegen sich selbst eine seltene Disziplin und
L Kastatt, 14. Mai. Aus Veranlassung der erwähnten Ver- mmlungen wurden einige Soldaten in Haft en, Man p fie bei jenen Versammlungen als Redner aufgetreten adnile Heute früh rottete sich ein großer Theil der Soldaten zu= mal Ge und befreite gewaltsam die Juhaftixten. Als darauf zwei- nur seh nevalmarsch geshlagen wurde, erschienen die so Gerufenen Theil Aarsam Und zeigken gegen die Befehle ihrer Oberen zum
ersepliFeit, Dot wurden einige Andere, wahrscheinli
und endlich die neuen Parlaments- .
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die Anführer bei dem Befreiungs=Alte, in Haft gebracht, aber des Nachmittags halb 2 Uhr abermals vurch Einschlagen der Ge-
ängnißthür wieder, befreit. Einige Offiziere trieben hier- us Le Tobenden mit blauken Säbeln aus dem Kasernen- hofe. Verwundungen. kamen dabei nicht vor. An Handhabung irgend einer Disziplin war während des Tagesrestes nicht zu den- ken. Viel. Soldaten erhibten sich in Wirthshäusern noch mehr. Als gegen Abend. in der Poststraße die Soldatenhaufenu, mit vielen bür= gerlichen Personen vermend immer dichter wurden, verbreitete sich plöblih das Gerücht, ein Offizier habe in der Leopoldskaserne einen Artilleristen tödtlih, verwundet. Mit fürchterlichem Geschrei durch- tobte nun die Menge die Straßen und suchte ihr Opfer der Rache. Gegen 8 Uhx fiel ihr ein Offizier vom 3ten Regiment (Oberlieute- nant Pfeiffer) in die Hände, der arg mißhandelt, die Straße enilang bis zum Gasthaus zum Kreuz geschleppt wurde und dort vielleicht erslagen worden wäre, wenn niht noh zu rechter Zeit der Ruf: „Der is unschuldig !“/ ertönt wäre und einige Soldaten die Andrängenden mit eigener Gefahr zurückgehalten hätten. Nach kurzer Ruhe und nah geäußertem Vorsate, so lange nazuspüren, bis man den rechten gefunden haben werde, wälzte sich die Schaar vor die Wohnung des Obersten vom 3ten Regiment (Pierron). Währenddessen kamen vom Schlosse her Dragoner geritten, um den Plaß zu säubern, was ihnen aber entweder nicht gelang, oder von ihnen nit ernstlich versucht - wurde. Cin Bursche wurde bei dieser Gelegenheit üÜberritten und sogleich schrieen Viele: „Er ist s{ändlich getödtet, der General hat es gethan, wir haben unseren Windischgräß hier u. sw. ‘ Als der durch diese Scene, die übrigens kein Leben gekostet, sondern nur eine kleine
Quetschung zur Folge hatte, etwas eingeshüchterte Haufe sich wie=-
der versammelt hatte, erbrach man die Wohnung des Obersten, und als man ihn nit zu Hause fand, wurden statt seiner die beiden Fahnen des Regiments (cine ältere, die aus früheren Feldzügen nur noch dié Stauge übrig hat, und eine neuere) gewaltsam herausge- rissen und mit Jubelgeschrei weggetragen. Doch muß bemerkt wer- den, daß bei dieser leßteren That viele Soldaten sich zurückzogen und den gemischten Schwarm verließen. Mit der gemachten Beute zog dann gegen 9 Uhr Abends die Schaar vor das Rathhaus.
Rastatt, 12. Mai, Morgens. Heute Nacht sind Struve und Blind von hier nach Bruchsal gebracht, wahrscheinlich, weil man wegen der gestrigen Vorfälle u. ‘er dem Militair dieselben hier für nicht sicher genug geborgen gehalten hat. Heute wird der Kriegsminister, General Hoffmann, hier erwartet.
Heidelberg, 10, Mai. (S{chwäb. M.) Gestern Abend wurde unsere Stadt etwas allarmirt. Welcker kam gestern Abend mit dem leßten Bahnzug von Freiburg hier an. Als er nach sei- nem über dem Necktar gelegenen Landsiße überseßen wollte, fand sich keiner der Schiffer bereit, dieses zu thun. Unterdessen sammelte sich allerlei Volk. Untcr höhnischem Zurufe (Volksverräther u. dgl.) wurde Welcker von demselben mit Steinen geworfen, so daß er auf seine Sicherheit denken mußte. Er ging von dem Ufer des Neckars weg und suchte eine Droschke zu bekommen, aber kein Kutscher nahm ihn auf. Der Volkshaufe, der unterdessen immer größer geworden war, verfolgte ihn mit Schimpfreden und Steinuwürfen, bis er das Haus des Bürgermeisters erreichte und in demselben Schub fand. Bis in die Nacht war darauf das Haus von einem Volkshaufen umlagert, obglei der Bürgermeister erklärte, Welker sei niht mehr da, sondern durch den Garten weggegangen. Spät verlief sih der
Haufen.
Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 11. Mai. (Frankfurter Journal.) Der hiesige Stadtvorstand be- {loß in seiner gestrigen Sißung auf den dringlihen An- trag des Gemeinderaths Dr. Duller cinstimmig: Die Anschaffung von 500 Gewehren und die Perkussionirung von 250 bereits vor- handenen brauchbaren , jedoch noch mit Steinschlössern versehenen, für die hiesige Bürgerwehr, einschließlich der Turnerwehrschaar, so wie
die Versehung derselben mit Muni.ion auf Kosten der Stadt; auf |
einen zweiten dringlichen Antrag ven Dr. Duller beschloß der Stadt- vorstand ferner : Die Regierung aufzufordern, ungesäumt das ste- hende Heer, die Bürgerwehr und die gesammte Einwohnerschaft ohne Ausnahme, überhaupt auf dte Aufrechthaltung und Durchfüh- rung der Reichsverfassung (die Obcrhauptsfrage offen gehalten) und
auf den Schuß der National - Versammlung öffentlich, feierlich und |
gleichzeitig vercidigen zu lassen.
Die Großherzogliche Ober-Steuer-Direction hat unterm 10ten d. M. folgendes Ausschreiben an „ämmtliche ihr untergeordnete Beamten“ erlassen: „Dem Vernehmen nah sollen in Rheinhessen, und namentlich in Mainz, Geldsammlungen ¿zum Zweck der An- schaffung von Waffen veranstaltet werdcn und im Gange befindlich sein. Da man den Zweck einer solchen Wa en-Sammlung nicht kennt, so verwarnen wir Sie hierdurch in höcstem Auftrage vor jeder Theilnahme an gedachter Kollekte.“ :
Jn Heppenheim und Bensheim an der Bergstraße \ollen Un- S ausgebrochen sein, Heute Morgen gingen Truppen da- in ab.
Darmstadt, 12, Mai. (Darnmst. tg.) Unter den in der heutigen Sißung der zweiten Kammer erstatteten Berichten befand sich auch der vom Abgeordneten Langen Namens des zweiten Aus= \husses über das provisorische Wahlgeseß. Der Ausschuß sprach darin seine Ansicht dahin aus, daß der in Artikel 8, 2 des Einfüh- rungs = Geseßes über die Grundrechte vorgesehene Fall nun einge- treten sei, wonach beide Kammern in einer gemeinschaftlichen Ver= sammlung durch ine Stimmenmehrheit die erforderlihen Be- {lüsse zu fassen haben. Der Präsident empfahl diesen und einen anderen erstatteten Bericht zum \{leunigsten Drucke. Am Schluß der Sihung, nachdem die auf der Tagesordnung befindlichen Ge- genstände berathen worden waren, beantwortete der Minister-Präsident Jau p dieInterpellationen der Abg. Crebschmar, Hillebrand und Lehne. Zur vie Green den Durchzug Königlich bayerisher Truppen dur das Großherzogthum (am bten d. M.) betreffenden, bemerkte der Minister-Präsident: Dieser Durhzug, von Frankfurt kommend, sei auf Anordnung der Centralgewalt ge‘chehenz cine besondere Zu= stimmung von unsérer Seite \ei weder verlangt worden, noch wäre sie nothwendig gewesen. Zur Crebshmarschen, den nach Berlin aus-
eschriebenen Fürsten-Kongreß betreffenden: Die Staats-Regierung abe den erwähnten Kongreß nicht beschicktz sodann, zur weiteren Grage des Abgeordneten Crebshmar: - Ob die Großherzogliche Staats - Regierung die Reichs - Verfassung und das Wah'geseß mit allen ihr zu Gebote. stehenden Mülteln aufrecht zu erhalten ent- shlossen fei? Gewiß werde die Regierung des Großherzog- thums, als eines Theiles des deutschen Reichs, dazu bei- tragen, und vermöge er nicht zu erkennen, was den, wie es seine, durch die Frage ausgedrückten Zweifel veranlaßte. Zur Lehneschen: Ob Großherzogliche Staats - Regierung die Reichs- Centralgewalt dur geeignete Erklärung in die Lage geseßt habe, bei der zweifelhaften Stellung verschiedener Regierungen auf die Militairmacht des Großherzogthums sicher zählen zu können? Die National-Versammlung und Centralgewalt sei von Anfang an und fortgeseßt von Großherzoglicher Regierung anerkannt worden, was
der Herr Minister-Präsident dur Anführung der betreffenden That- sachen näher begründet. Wo so viele Thatsachen sprächen, bedürfe es feiner weiteren Worte, und es sei ihm nicht erkennbar, wie die Regierung ein förmliches Auerbieten in dieser Bezichung habe solle ergehen lassen. Die Großherzogliche Armee - Division habe bisher der Centralgewalt zu Gebote gestanden und werde es au in der Folge.
Darmstadt, 13. Mai. Eine außerordentliche Beilage zur Darmst, Ztg. enthält nachstehendes Ausschreiben des Ministeriums des Innern an sämmtliche Regierungs-Kommissionn!
„Wir haben in dem Ausschreiben vom 8ten d, M. darauf hingewiescn, taß der Zusammentritt der Bürgerwehr aus verschiedenen Gemeinden nicht ohne Mitwirkung und Leitung der Staats-Behörden stattfinden könnez wir halten bis dahin auch keinen Grund, anzunehmen, daß für die nur in ver- einzelten Gemeinden entstandene Bürgerwehr das Verlangen nah höherer Ausbildung das Bedürfniß er:euge, aus vereinigten Mannschaften größere Abtheilungen zu bilden, Die neuesten Erfahrungen geben uns aber Anlaß, einer weitcren Entwickelung der Volksbewaffnung die Erreichung ihrer Be- stimmung in gesehlicher Weise unter angemessener S zu erleichtern.
„Wir beauftragen Sie daher, für den ganzen Umsang des Bezirks durh die Bürgermeister und im Benehmen mit den Führern zu ermitteln und dann zu berichten : 1) in welchen Gemeinden eine nah dec Verordnung vom 1. November v. J, gebildete Bürgerwehr besteht, — wie viel Wehr- männer mit zulässiger Bewaffnung: a. in Musketen mit Bajonett, b. in sonstigen Feuergewehren, sie in der Gemeinde zählt, worüber Sie sich Listen zustellen lassen werden, — endlich, wer deren Führung übernommen hatz 2) für welche dieser Bürgerwehren verschiedener Gemeinden die Vereinigung in Compagnieen und weiter , einer nah Umständen größeren oder fleineren Anzahl von Compagnieen zu einem Bataillon gewünscht wird und wie solche nach Lage und Ciifernina ausführbar sein möchte z 3) ob sich Männer im Bereich der zu bildenden Bataillons vorfinden, welchen, nah Befähigung und Ansehen zur Ausführung und zur Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten geeignet, dieselbe anvertraut werden könnte, — die Sie dabei namhaft
machen wollen, i:
¡Wir werden sodann auch dahin trachten, daß einem vorhandenen Be- dürfnisse durch Führer von Fachkenntniß mit Verwendung der der Regierung zu Gebote stehenden Kräfte abgeholfen und für die gehörige Formirung und Ausbildung der Bataillone eine oberste Leitung eingerichtet werde.
Jaup,“
Mainz, 11. Mai. (Darmst, Ztg.) Hier is es zu einer förmlichen Auswanderung gekommen, indem unsere zahlreichen De= mokraten, Alt und Jung, seit zwei Tagen nah Rheinbayern zie= hen. Die Straßen sind fast ausgestorben, und wir glauben nicht zu übertreiben, wenn wir die Anzahl der Weggezogenen auf einige Tausend angeben, da fast alle Werkstätten leer stehen. Während aber hier, in der Festung, keinerlei Zwang stattfand und sämmtlicl e Wegziehende aus freiem Willen fortzogen, ist auf den Orten der Umgegend vielfacher Zwang ausgeübt worden, indem man selbst Familienväter nöthigte, wider ihren Willen zu marschiren, „und die, welche sich hartnäckig weigerten, durhprügelte und ihre Häuser de= molirte. Man {äßt die Zahl der aus Rheinhessen Marschirenden auf 20,000 Mann, und aus Baden dürfte der Zuzug nicht gerin= ger sein, Ober=Ingelheim allein, freilich der radikalste Ort in der Provinz, hat 270 Mann gestellt, was um so höher angeschlagen werden muß, da die Landleute nothwendig im Felde zu thun haben.
Schleswig-Holstein. Flensburg, 12, Mai. (Börs. H.) Auf Alsen stehen jeßt nur etwa 4000 Mann dänischen Mili= tairs, darunter das 13te Baiaillon, welches meistentheils aus Schleswigern besteht und gegenwärtig in Norburg kantonnirt. Alle Schanzarbeiten, die jet auf Alsen gemacht werden, sind nicht auf die Vertheidigung der Jnsel, sondern nur auf Deckung des Rückzu- ges berechnet,
Von der Königsau, 12. Mai. (Börs. H.) Bei den Kämpfen dieser leßten Tage wurden, außer mehreren Dánen, auch einige zwanzig Schleswiger zu Gefangenen gemacht, die alle sehr erfreut schienen, von den dänischen S iiban erlöst zu sein. Manu erwartet hier heute eine Menge Belagerungsgeshüß vom \{wersten Kaliber, welches gegen Friedericia verwandt werden soll. Die ge= meldete Ausschiffung von dort scheint sih bis jept auf die Kavallerie und die Einwohner beschränkt zu haben, die na Fühnen trans= portirt sind.
Hadersleben, 12. Mai. (H. C.) Jeden Ta hört man Kanonendonner, was aber nichts Anderes zu bedeuten fa als daß die dänischen Schiffe unsere Armee in ihren die Beschießung von Griedericia vorbereitenden Schanzarbeiten vergebens zu stören anden und von unserer trefflichen Artillerie zurückgetrieben werden. Ein Schiff hat großen Schaden gelitten. Aus einem Briefe von der Armee ersieht man auch, daß die Batterie auf Fühnen, deren. Ka- nonen von s{werem Kaliber zu sein scheinen, unablässig ihre Schiffe und ihre Kanonen in Friedericia unterstüßen, aber wenn die Kano= nen, welche am gestrigen Abend in Hadersleben angekommen sind, erst dort eingetroffen und aufgestellt sein werden, #0 wird unserer= seits mit wenigstens eben \o \chwerer Artillerie geantwortet werden können. Unter unseren Artilleristen, die sich durch s\chnelles und sicheres Schießen ausgezeichnet haben, befinden sich manche Nord= \{leswiger,
Hamburg. Hamburg, 14. Mai. (H. C) Hier ist fol gende Bekanntmachung erschienen: “ „Eine in diesen Tagen ergan= gene öffentliche Aufforderung zu einer allgemeinen Volks ewaffnung, verbunden mit der Ankündigung einer Sammlung durch die Stadt und Vorstädte zur Herbeischaffung der des Endes erforderlichen- Mittel, veranlaßt den Senat, seine Mitbürger darauf aufmerksam zu machen, daß zur Herbeiführung einer solchen Maßregel weder eine Berechtigung abseiten einzelner Personen oder Vereine, noch auch Überall ein Grund vorhanden is. Die Organisirung einer bewaffneten Macht im Staate kann nur der Regierung zustehen, das Gegentheil davon Unordnungen und Konflikte der bedenklichsten Art unvermeidlich herbeiführen. Es fehlt aber auch bei uns an jeglicher Veranlassung zu einer solchen Maßregel. Wir besißen neben unserem wohlorganisirten Kontingente in unserer Bürgerwehr bereits eine genügende Volksbewaffnung welche sich unter \{hwierigen Verhält-= nissen bewährt hat, und deren patriotishen Gesinnung wir unter allen Umständen vertrauen dürfen. Andererseits/ entbehrt die in einer Supplik an den Senat als Veranlassung zu einer allgemeinen Bolksbewasfnung, geäußerte Besorgniß der Möglichkeit eines An= griffs der Dänen auf unsere Stadt, aller Begründung. Unter allen Umständen aber kann eine eigenmächtige, von Privaten ausgehende Volksbewaffnung nicht gestattet werden. Demnach will der Senat seine Mitbürger hierdurch dringend aufgefordert haben, sich weder direkt noch indirekt, sei es durch Gesertn von Waffen oder durch Geldbeiträge, bei einem Schritt zu betheiligen, dessen ungesebßlicher Charakter zu Tage liegt, und welcher die Ruhe unserer Stadt auf das Bedenklichste gefährden könnte. Gegeben in Unserer Raths= Versammlung. Harburg, den 14, Mai 1849.
Cuxhaven, 14. Mai. (H, C.) Das diese Naht hier auf- passirte Postdampfschiff „John Bull‘“ wurde von den dänischen Kriegsschiffen vor der Elbe überholt. Dasselbe berichtete, daß die von Hull nah Hamburg bestimmten Dampfschiffe, „Lion“ und teen of. Scotland‘, welche bei Helgoland vor Anker liegen, vor der Elbe