1849 / 149 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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er uns nicht näher angeben. Man bemerkte ihm, der es A E eveius sei, für die Verfassung selbst mit Gut und Blut cinzustehenz dazu seien wir, so wie auch das Land= volk, auf den ersten Ruf der National - Versammlung und unserer Regierung bereit; zu allenfallsigen Putschen geben wir uns nicht herz au seien wir nit so vernagelt, unsere Rheinprovinz durch die Herren von Baden zum Vorposten gegen Preußen machen zu lassen. Da er nach diesen Aeußerungen sah, daß sein Zweck ver= fehlt war, zog er von dannen, nachdem er sich hatte bescheinigen

lassen, daß er dagewesen.

Ausland.

Frankreich. Geseß gebende Versammlung. Sibung vom 29, Mai. Alters-Präsident Keratry. Die Umgegend is voll= kommen frei, und die militairischen Vorsichtsmaßregeln, die der neue Kommandant, General Forey, angeordnet, bewmie sih als unns= thig, Um 27 Uhr beginnt die öffentliche Sißung. Schriftführer von Coislin liest das gestrige Protokoll vor. König aus dem El= saß: „Man hat heute jedem Deputirten ein Reglement vertheilt. Dieses Reglement ist das der National-Versammlung. In keinem Falle ist dasselbe für die legislative Kammer maßgebend , sondern höchstens fakultativ. Jch hätte gewünscht, daß man auch ein Exem= plar der Verfassung an jedes Mitglied vertheile.“/ (Genug! genug! rechts.) Landolfe: „Das Volk hatte sich gestern um das Gebäude der Kammer versammelt, weil es mit Recht hoffte, daß die neue Kammer ihre Session mit ‘öffentlicher Acclamation für die demokratishe Republik ‘eröffnen würde. Es ist nicht nur getäuscht, sondern sogar durch Kavallerie ausein= ander gejagt worden. Dieser Anfang is des legislativen Staats- förpers unwürdig. Jch protestire hiergegen und s{hlage vor, daß das Haus seinen Fehler wieder gut mache, indem es der Republik ein Hoch ausbringe.““ Die Linke ruft in Masse: Es lebe die Re- publik! Die Rechte aber bleibt still. Segur d'Aguesseau: „Man spricht immer: Das Volk, das Volk. Wer isst denn eigent= lich das Volk? Sind es (zur Linken gewendet) nur Jhre Anhän- ger? Das Volk ist die Gesammtheit aller Franzosen, kein bloßer Brudchtheil. (Lärm.) Man will die Kammer in zwei Lager spalten, von denen nur das eine die Republik hoh leben lasse.“ Vom Berge: „Sie riefen nicht mit!“ Segur d’'Aguesseau: „Viele meiner Kollegen riefen auch nicht mit.“ Vom Berge: „Es

lebe die demokratisch - soziale Republik!“ Keratry: „Wenn ih wüßte, wer diejenigen gewesen, welche dies geru-= fen, würde ih sie zur Ordnung verweisen.“ (Oh! Oh!)

Segur d'Aguesseau: „Jch errathe den Sinn dieses Rufsz er ist ungeseßlih. Ih werde nur stets rufen: Es lebe die Republik !

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publik! ‘/ Die ganze Rechte erhebt sich und ruft: Es lebe die Republik ! Braane wi s d aber der Tumult erstickt ihn. Stimme von der Journalisten - Tribüne : „„Vortrefflih! Die alte Kammer hörte mit Tumult auf, und die neue Kammer fängt mit Tumult an, Das wird s{ón werden!“ Dis Versammlung gebt zu ihrer Tagesordnung, den Vollmachtsprüfungen, über. ine Menge von S ba ideuients werden erledigt. Die Debatte bietet kein Interesse. Aine, Aisn, Cantal, Calvados, Doubs, Dreme, Eure, Correge u. st. w. gehen rasch hinter einander durch. Die beiden Departements Indre und Haute-Marne gaben die erste Veranlassung zur Anregung der telegraphischen Depeschen Leon Faucher’s. Jn beiden Departements, namentlich Haute - Marne, werden den General-Conseils Junfluenzirungen vorgeworfen. Der Ausschuß trägt indessen auf Zulassung der Deputirten an. Mehrere Mitglieder der Linken bekämpfen dieselbe. Die Debatte. wird ziem= lich verwirrt, weil die alterss{hwache Stimme - Keratry's nicht durchdringt. Leon Faucher erklärt, daß er den General = Conseils jede Jnfluenzirung verboten habe. (Gelächter links.) Zahlreicher Ruf: Zur Abstimmung! Links: Durch Zettel! An= dere Stimmen: Aber wir haben ja noch keine Zettel! Neue Stim- men: Was soll zur Abstimmung gebraht werden? Präsident: Die Konklusionen des Ausschusses. (Nein, nein! die Verschiebung !) Es wird zur Abstimmung -über die Konklusion des Berichts des Ausschusses geschritten. Dieselbe ergiebt 1OIgEnDes Resultat: Zahl der Stimmenden 561, absolute Majorität 282, für die Gültigkeit der Wahlen 392, gegen dieselbe 179, Die Konklusionen des Aus= {usses sind also angenommen und die Deputirten zugelassen. Die Sibung {ließt um 64 Uhr. i

Paris, 29, Mai. Der Moniteur bringt heute das Pro-= tokoll, das gestern bei der Uebergabe der Volks-Souverainctät von der einen Kammer an die andere Val ita a: wurde. „Das Büreau der konstituirenden National-Versammlung“, sagte Marrast zu Keratry, hielt es für seine Pflicht, so lange auf seinem Posten auszuharren, bis das neue Büreau vor ihm: erschiene. Hierdurch will er konstatiren, daß es unter der Herrschaft unserer republikani= schen Verfassung keine Unterbrehung in der geseßgebenden Volks= Vertretung geben darf. Mit Jhrem Erscheinen vor uns hört unser Mandat, hören unsere Rechte und Pflichten aufz unsere Lauf bahn is geendet, die ihrige beginnt. Erwählte des Vol= fes, scid uns willkommen. Glücklicher als Eure Vorgän= er, möget Jhr wenigstens die Schrecknisse des Bürger= rieges vermeiden. Schon bei der gestrigen Bildung der Abtheilungen konnte man eine scharfe Sonderung der Parteien wahrnehmen. Molé und Larcy, Panat und Berard, Bugeaud und

Gaslonde, Bedeau und Victor Lefranc, Barouche und Poujoulat,

Stimmen vom Berge: „Rufen Sie: Es lebe die anständige Re- | Dupin und Merode, Remusat und Emile Leroux, Gouin und Mor-

timer Ternaux, Broglie und Talhouet, Thiers und Fortoul, Bau- hart und von Laboulie, Mauguin und Fresneau, Arago und Le- verrier, Cavaignac und Payer sind die Präsidenten und Sthrift= führer det Abtheilungen. Ein Morgenblatt enthält Folgendes : ¡Die jüngere, ents{chlossenere Zahl der gemäßigten neuen Deputirten hat gestern demElÿsée wissen lassen, daß sie inMasse gegen dasselbe stimmen werden, wenn es sich einfallen lassen sollte, Männer von zweideuti= ger Gesinnung an das Regierungsruder zu stellen. Die Herrschaft der Männer mit den doppelten Acseln fei jeßt vorbei. Entweder oder!‘ Ledru Rollin ‘hat die starke Schaar seiner Montagnards bereits organisirt, Aus ihren nächsten Voten, bei der Präsidenten= wahl, wird man ihre Zahl näher kennen lernen.

Aus Rom enthält der Moniteur nichts; doch heißt es, die Regierung besiße wichtige Depeschen. Pescantini ist wieder in Pa- ris. Mit der gewöhnlichen Post wird aus Rom vom 20. Mai ge- meldet , daß die Stadt in der größten Spannung war. Lesseps reiste, sobald ihm die Antwort der Constituante notifizirt worden, sogleich zu Oudinot ab, und man sagte, dieser werde {hon am 21sten die Stadt wieder angreifen. Lesseps war von Oudinot wieder zu- rückgekehrt und hatte die Fahne vom französischen Gesandtschasts= Palast abgenommen und sie vor seine Privatgasthoffenster gesteckt.

Rußland und Polen. Warschau, 30. Mai. Gestern musterte der Kaiser das von Praga abmarschirende muselmännische Kavallerie-Regiment. Von Odessa is der Kaiserliche General-Adju=

tant Grabbe hier eingetroffen. ;

Italien. Florenz, 21. Mai. (Lloyd) So eben geht auf außerordentlihem Wege die Nachricht ein , daß in Folge einer Contreïevolution im constitutionellen Sinne die Franzosen in Rom eingerüdt sind, und Joseph Mazzini in vem Augenblicke, als er die Flucht ergreifen wollte, vom Volke verhaftet worden ist.

Königliche Schauspiele. Sonnabend, 2. Juni. Im Schauspielhause. 8óöste Abonnements=2 Vorstellung: Tartüsfe, oder: Der Scheinheilige, Lustspiel ín 5 Ab= theilungen, nach Molière. (Herr A. Wohlbrück, Regisseur des

Stadttheaters zu Leipzig, Tartüffe, als erste Gastrolle.) Hierauf: .

Neu einstudirt.) Der Lügner und sein Sohn, Posse in 1 Akt, ub vei Französischen. (Herr A. Wohlbrück: Herr von Cra.)

Anfang halb 7 Uhr. Königsfstadtisches Theater. Sonnabend, 2. M beiden Nachtwandler, oder: Das Nothwendige und das Ueberflússige. Posse mit Gesang in 2 Akten,

. Nestroy. / i E ues 3. Juni. Herr Rochus Pumpernickel. Posse mit

Gesang in 3 Akten, von Stegmayer.

W echsel- Course.

Brief. | Geld,

Antétorikin a o e200 Sd sieCs so 60d sds 250 FI. Kurz 143% _— O C ui aale ieg 250 F1. 2 Mt. 1425 | 1425 Hamburg E T D C00 T DSROIÈG C EL 300 Dk. Kurz 150% vit G oes iee sas s VOTA Fe al 300 Mk. | 2M, 1495 | NiGNdON «0/6 6 o sp 0/9 o ¿6/06 6000/0 60/0 0:09/5/6 1 Lst. 3 Mt. 6 25 6 24% “D AE ei oa T Le ae eee de e Cas 300 Fr. 2 Mt. 80% 805 S E L R T E 150 Fl. 2 Mt. 85% 855 Augsburg «eo Cd Tie se ait 150 Fl. 2 Mt. 1015 1 E E L S 160 Tur. | 2 Mt. vid 997 Leipzig in Courant im 14 Thlr, Fuss .. 100 Thlr. Ses / 99% 991 Fraukfurt a. M. südd. W.......e...- 100 FÏ. 2 Mt. 56 22| Petersburg -----«e-e- ooooo u ec o o co eee 100 SRIL.| 3 Wochen 1035 | 1023 Inländische Fonds, ei pr , fommumal-Papiere und Geld- Course.

[Zf.| Brief. | Geld. |Gem. Zf.| Brief. | Geld. | Gem. Preuss.Frenw. Anl § 1015 101f{ Pomm. Pfdbr. 35 93 S L 782 | - m N 35| 93% | St. Schuld-Sechb. 3; 782 Kur- u, Nm. do. |55 4 Seeh Präm. Sch. 1005 | Schlesische do. 35 K. u.Nm.Schuldy. « {¿| ee do. Lt. B. gar. do. |33| _— Berl. Stadt-Obl. | 5 | 98% | Pr. Bk-Anth.-Sch|—| 88 | do. do. {| Westpr. Pfandbr. 37| —-- 84 Friedriched'or. |—| 133 | Grossh. Posen do. 4 | 975 | And. Goldm.à Sth. |— 13! 1277 do. do. 34| 805 | Disconto. Ostpr. Pfandbr. 3;5| 897 | Ausländische Fonds. Russ.HWamb. Cert.| 5 | . | Poln, neue Pfdbr. | 4 | 90 892 do.beiHope3.4.8.|5| | do. Part. 500 F1./4| 715 | do. do. 1. Anl. /4| | do. do. ‘300 FL|—| | 97 do. Stiegl. 2.4.A./ 4 | 84 SEA Hamb. Feuer-Cas. 3; do. do. 5. 4.4 | cs do. Staats-Pr.Anl|—| do. v. Rthsch.Lst.| 5 105 Holl. 25% Int. 27 ct do.Poln.SchatzO.| 4 | 67 665 Kurb. Pr. 0.40th.|— | 27 do. do. Cert. L.A.| 5 | 77 Es Sardin. do. 36 Fr. |—|-— do.do.L.B. 200FI.—| | N. Bad. do. 35 FL.|— | 147 |

Pol. a. Pfdbr. a.C.| 4 |

Berliner Börse vom I. Juni. Eisenbahn- Actien.

Schluss-Course von Cöln-Minden 76 R

Stamm- Actien. Kapital. &|®. Prioritäts-Actien. | Kapital. s Ï At] Tages - Cours. ¿A S Tages - Cours. Der Reinertrag wird nach erfolgter Bekanntm. | 2-8 | e@ Sämmtliche Prioritäts-Actien werden durch S in der dazu bestimmten Rubrik ausgefüllt. S a | 2 M jährliche Verloosung à 1 pCt. amortisirt. N Die mit 34 pCt. bez. Actien sind v. Staat gar. A S j i ¡P 000 4178 a 77% br. u. G. Berl.-Anhalt. ……...... | 1,411,800 | 4 | 865 B. Ban S Au 22000:000 i 00 59 E 7% u do. Hamburg....... E 45 91% B. 903 6. do. Stettin -Starg.. | 4,824,000 | 4 |— |88 bz. do. E E N 45 Maga do. Potsd.-Magdi.. }- 4/000,000 | 4 |— | 525 bz. do. S agd... E E O Magd.-Halberstadt“.…- | 1,700,000 | 4 | 71/117 B. do. do. ee trl i: do. Leipziger -.... 2,390,000 | 4 |10 do. Stettiner .….... S ans L B, Halle - Thüringer... 9,000,000 | 4 | 21/493 e. Ma deb.-Leipziger Ls 788, L sa Cöln - Minden .…..... 13,000,000 | 32 |— |76 8 Halle - Thüringer... | 4,000,000 4; 4 B. do. Aachen........ | 4,500,000 4 |—|45 6. Cöln -Minden.…...... | 3,674,500 | 45 925 B. Bonn-Cöln........... 1,051,200) 5 | 5 E Rhein. v. Staat gar. 1,217,000 | 35 —_ Düsseld. - Elberfeld... | 1,400,000 | 4 | s do. - 1. Priorität .… E 4 Steele - Vohwinkel .. | 1,300,000 | 4 |— | 352 B. do. Ae Le S s B Niederschl. Märkisch. | 10,000,000 | 35} | 70ck bz. u. 6. Düsseldorf-Elberfe j O Li? do. Zweigbahn | 1,500,000 | 4 |— A Niederschl. Märkisch. 4 „000 | 4 Hp Im Obersch]. Lit. À. .…. | 2,253,100 | 31/65 | 924 6. do. do. 3,500,000 | 5 bz. do. Litt. B. 2,400,000 | 3% /| 65 | 92% be. do. III. Serie. 2,300,000 5 93 bz. Cosel - Oderberg .….. | 1,200.000 | 4 | 2 do. Zweigbahn ape 45 E 4 H Breslau - Freiburg... | 1,700,000 | 4 |— S do. do. 248,0 5 | 78 br. u B. Krakau- Oberschl.... | 1,800,000 | 4 |— |382 6. Oberschlesische On: N00 0 E ias Berg.-Märk. .…....... 4,000,000 | 4 | - [545 B. Krakau - OberschI. .…. N 4 | 705 6. Stargard -Posen ..... 5,000,000 | 35 | | T70Ÿ bes. Cosel - Oderberg. „U 5 _— Brieg - Neiss@e........ 1,100,000 | 4 |.= “A Steele - Vohwinkel 325,000 5 8 6G. Magdeb.-Wittenb. .…. | 4,500,000 | 4 | Lid doe. do. 1I. Ser. 375,000 | 5 ] 807 B. R T Breslau - Freiburg... 400,000 | 4 Ss Berg: -Märk.. ....... 800,000 | 5 | 97% B Quillungs- Bogen. Aachen - Mastricht .. | 2,750,000 | 4 |30 Ausl. Stamm- Act. Z È #2 - : i Leipzig - Dresden ……. | 4,500,000 | 4 | Gs S O Lege i. udw.-Bexbach ec Ms 8,525,000 | 4 |— i Vilh.- ¿ iss Laube Kiel - Altona .…... . | 2,050,000 | 5 |— Pg O Ee Y E c idi N ie Î Amsterd.-Rotterd. Fl. 6,500,000 | 4 | T N : Mecklenburger Thlr. | 4,300,060 | 4 |— | 831 B.

von Preussischen Bank-Antheilen 875 G.

Unsere Börse war heute wiederum sehr matt und geschäftslos, in Folge dessen sich ein Fallen

Auswärtige Börsen.

Breslau , 30. Mai. Holländ. u. Kaiserl. Dukaten 97 Gld. Friedrihsd'or 1137 Br. Louisd'or 112; Gld, Polnisches Pa- piergeld 93/2 bez. u. G, Oesterr. Banknoten 84 bez. u. Br. Staatsschuldscheine 79 Br. Seehandl,-Prämienscheine a 50 Rthlr. 1007 Gld. Pos. Pfandbriefe 4proz. 974 G., do. 34 proz. 804 u. 5 bez, Schlesische do. 34proz. 897 Br., do. Litt. B. 4proz. 912 do. 3¿proz. 824 Br. \

Poln, Pfandbr. alte 4proz. 905 Br., do. neue 89% Br., do. Partial - Loose a 300 Fl. 974 Gld., a 500 Fl. 73 Br., do. Bank - Certif. a 200 Fl. 134 Br. Russ. polnische Scha - Oblig. a 4% 67 G.

Actien: Oberschlesische Litt. A. und Litt, B. 925 G. Bres- lan - Schweidniß - Freiburg. 79 Br. Neiedershles.-Märk. 74% Br., do. Prior. 99 Br., do. Ser. 111, 935 Br. Ost - Rhein. (Köln- Mind.) 76% bez. u. Br. Neisse - Brieg -34 Br. Krakau - Ober- Sa 985 bez, u, Br, Friedrich - Wilhelms - Nordbahn 34: u. Vf .

Wien, 30. Mai. Met. 5proz. 89% 3. 4proz. 70% —71.

25 proz. 464— 47. Anl. 34: 149—— 1492, 39: 90% —91. Nordb.

3% 4. Gloggniß 95—9x. Mail. 704— 71. Livorno 61%

bis 5 L E 2A M LLSIer Aa K. G. 29. ¿

eler: Amsterd. 1/07, Augsb. u. Frankf. 1215. Hamb, 1794. London 12. 22. Paris 145. Mae G

Fonds und Actien bei mäßigem Umsay ohne Veränderung.

Fremde Devisen gut zu lassen,

Leipzig, 30, Mai. ( e B. A. 1427 Br, L, Dresd. E. A. 95 Br. Sächsisch - Bayerische 77% Br.; 777 G. Stglesishe 725 Br., 72 G. Chemnip- Riesa 19 Br, Löbau-= Zittau 14 Br. Magdeb. = Leipz. 1685 G. Berl. - Anh. ‘A. u. 6. 78% Br., 784 G. Altona - Kiel 92 Br., 91 G. Deß. B. A. 191 Br., 100G. Pr. B. A. 89 Br., 88 G.

Frankfurt a. M., 30. Mai. Nur in einigen Fonds fan- den an heuttger Börse mehrere Umsäße statt. 3% span., Integrale, 45% württemb. und belg. Obligalionen waren gefragter, und da=- für etwas bessere Course zu machen. Bad. Loose etwas flauer. Alle übrigen Fonds und Eisenbahn = Actien erlitten keine Verän- derung. /

Oesterr. 5proz. Metall. 735 Br., 737 G. Bank - Actien 1090 Br., 1085 G. Baden Partialloose a 50 Fl. 47 Br., 464 O. do. a 35 Fl. 25% Br., 25 G. Kurhessen Partialloose a 40 Rthlr. preuß. 274 Br., 265 G. Sardinien Partiallose 25% Br,, 254 G. Darmstadt Partialloose a 50 Fl. 69 Br., 685 G. do. a 25 Fl. 20x Br., 205 G. Spanien 3proz. 234 Br., 23% G. Polen 300 Fl. - Loose 98% Br., * do. Oblig. a 500 Fl. 72 Br., 71; G. Fried. Wilh. Nordb. 34 Br., 33% G. aab aide Bexbach 67% Br., 67% G. “Köln-Minden 774 Br., 8 ; s

Hamburg, 30. Mai. 35 proz. p. C. 795 Br. u. O- St. Pr. Oblig, 64 Br. E. R. 1014 Br. Stiegl. 84 Br. Dän. 64 Br. Ard. 10 Br. 3proz. 224 Br., 225 G. Hamb. Berl, 59% Br., 595 G. Bergedorf 74 Br. Altona - Kiel 90% Br., 905 G. Rendsb. - Neum. 110 Br. Mecklenburg 315 Br.

Fonds und Actien bei einigem Umsaß gut zu lassen,

Leipz. Dr. P. Oblig. 99 G. Leipz. |

der Course -bemerkbar machte.

Paris, 29. Mai. Wenig Geschäft und etwas s{chwächere Schlußpreise als gestern.

3proz. 53. 50 baar, 53.45 Zeit.

S5proz. 83.40 baar, 83,40 Zeit.

5proz. Anleihe 83.35 baar.

Bank 2205. Span. 3proz. 334, 4. Innere 23k baar. Nordb. 4165.

London, 29, Mai. 3 proz. Cons. p. C. 91%, a. Z. 91%. 3{proz. 904, Junt. 49. - 4proz. 7ó4. Mex. 29%.

Cons, eröffneten heute fruh zu 91%, #4 p. C. u. a. Z, und gingen später { % zurück. Von fremden sind Ard. 164, 15%. 3proz. 32%, 324. Chili 92, 90. Bras. 79, 79. Mex. 27%, 27.

2 Uhr. Cons. p. C. u. a. Z. 91%, %

Die übrigen Fonds blieben ganz unverändert.

Amsterdam, 29. Mai. Holl. Fonds waren bei einigen Geschäften in Jnt. gut preishaltendz Von fremden waren Span. sehr gesucht. Russ. alte elwas angenehmer, dagegen proz. mehr Q, Oesterr. lebhoit efragt. Jn franz. Fonds war wenig

eränderung. 3proz._ 492%, 49, &.

Holl, tens 4k, 13-, 3proz. neue 574. Span. Ard. 415, 24. Gr. Piecen 112, Coupons 7%, %. Russen alte 10%, %. Áproz. 80. Stiegl. 794, Oest, Met. 5 proz. 69%, 704. 2# proz. 364, 37%, Bras. 813.

Madrid, 24, Mai. 3proz. 24% Pap. 5proz. 1045 Pap.

1 Druck- und Verlag der Deckershen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei.

Beilage

Inhalt.

Deutschland.

Desterreich, Wien, Stimmung in der magyarishen Armee. Ver- ordnungen des magyarischen Kriegsministers. Narichten aus Pesth.

Bayern. München, Rede des Ministers Dr. von der Pfordten. Würzburg, Rückehr der Studenten. Speyer. Ansprache an die Bewohner der Pfalz, Kaisers lautern, Rückkehr der Deputir- ten aus München. Zwangs-Anleihe. Vermischtes, j

Sachsen. Dresden, Verordnungen, Leipzig, Tagesbefehl an die Kommunalgarde,

Berg, Stuttgart, Ansprache an die Bewohner der Haupt- adt. j

Schleswig - Holstein. Altona, Widerlegung, Schleswig, Be- {luß des Büreau's der Landes-Versammlung, Angriff der Dänen auf das Bjockhaus bei Friedericia.

Frankfurt. Frankfurt a, M. Truppen-Bewegungen, Die Frei- haaren aus Worms vertrieben,

Ausland.

Frankreich. Paris. Vermischtes,

Großbritanien und Frland. London, Preußens Landwehr, Nachrichten aus New-York und Kanada. Das Auswanderungswesen,

Dänemark. Kopenhagen. Reichstags-Sigung,

Italien, Turin, Vermischtes. Krankheit des Königs. Die Hin- richtung des Generals Romarino, Florenz. Erklärung.

Spauien. Madrid. General Conchaz Karlisten in Toledo z Gesepentwurf in Betreff des Eingaugszolltarifs,

Markt -: Berichte.

R T I

Uichtamtlicher Theil. Deutschland.

Oesterreich. Wien, 27. Mai. Dem Oesterreich. Kor= resp. wird von der ungarischen Gränze gemeldet: „Von ver= schiedenen Seiten kommende, aber im Ganzen übereinstimmende Ge- rüchte verkünden, daß in der magyarischen Armee eine sonderbare Stimmung herrscht, seit die Republik proklamirt ist. Man hat den Truppen nicht gesagt, daß der König abgeseßt ist, denn man fürch= tete das Erwachen des monarchischen Geistes in den alten Solda= ten, man beschränkte sih also darauf, einen neuen Eid zu fordern. Dies erweckte bei vielen Ausgedienten mancherlei Verdacht. Da nun der verlangte Eid anders lautete, als der bisherige Fahnen= Eid,-da im Eid von keinem Kaiser mehr die Rede war, wuchs der Argwohn, daß da etwas Unheimliches stecke, und die Desertion fing an unter den Husaren einzureißen, so daß Kossuth sich gezwungen geleban hat, alle Husaren-Regimenter von der Armee fort und nah

ebreczin zurückzushicken. Auffallender ist noch, daß die Lehel= Husaren, von den Jazygern und Kumanen errichtet, plöblih auf- ebrochen und nah Hause gegangen sein sollen. Man sagt, in olge des Zerwürfnisses zwischen den Polen und Ungarn, welches, seit längerer Zeit bestehend, jeßt wahsend, bereits zu blutigen Rau- fereien und Zusammenstoß geführt hat.“

Der substiluirte Kriegs-Minister in Debreczin, General Klapka, hat nachstehende zwei Verordnungen erlassen:

„l. Von den jegt zu stellenden Rekruten wird ein Theil zur Ergänzung

der bereits bestehenden Bataillone, der andere aber zur Bildung zwölf neuer Honvéds-Bataillone verwendet werden, und zwar werden diese Bataillone an folgenden Orten gebildet: Das 92ste in Kecskemeth, das 93ste in N, Körös, das 9áste in Czegléd, das 95\e in Erlau, das 96ste in Miskolz, das 97ste in Tokai , das 98ste in Komorn , das 99ste in Tata , das 100ste in Leva, das 101ste in Theresionopel, das 102te in H. M, Vasarhely, das 103te in Szegedin, Die betreffenden Kommandanten dieser Bataillone werden dem- nach ihre amtlichen Aften und Korrespondenzen unter der angegebenen Num- mer zu O haben. Debreczin, 8. Mai 1849,“

e,1l, Zur Vermeidung. aller Wirrnisse und Mißbräuche hinsichtlich der Anweisung und Verabfolgung der Vorspänne werden die Behörden hiermit angewiesen, daß, nachdem in Nr. 18 und 19 des Közlöny l. J, die baare Bezahlung der Frachten während der jezigen kriegerischen Zeiten angeord- net wurde, Niemanden gegen bloße Quittirung, für baares Geld aber nur

/ solchen Individuen der erforderliche Vorspann gegeben werde, die in dieser

Hinsicht eine von der betreffenden Behörde erhaltene Anweisung oder Er- mächtigung vorzeigen können, wenn diese aber etwa ungebührlich assignirt worden wäre, der betreffende Anweiser dafür verantwortlich sei. Debreczin, 9, Maí 1849,“

Ein Reisender, welchem es gelang, auf Umwegen von Pesth hierher zu kommen, erzählt über die Erstürmung der Festung Ofen Folgendes: „Als die österreichische Armee Pesth geräumt hatte, ¿og Görgey in Eilmärschen heran, um den Mittelpunkt seiner ein- zunehmenden Stellung in Ofen zu fassen. Die Zeit, welche den Kaiserlichen Truppen gegönnt blieb, war zu kurz, um kunstgerehte Vertheidigungswerke anzulegen z auch glaubte die Besaßung wohl an eine regelmäßige Belagerung , aber an keinen verheerenden Sturm. In Eil wurden indeß doch Klöster in Citadellen umge- schaffen , alte . Mauern verstärkt, Schulterwehren neu angelegt, Schanzen gebaut, Umpfählungen gezogen, ein 415 Fuß tiefer und 21 Fuß breiter Graben hergestellt, ‘um aus demselben Gegenminen zu ziehen. Zugleich ließ General Henzi viele Häuser mit Schicß- \charten versehen und in den Straßen Zwerchwälle erbauen. Jede zusammenhängende Reihe von Häusern ward zu einer Schanze, Die Insurgenten lagen auf den nahen Gebirgshöhen, welche Ofen be- herrschten, bauten Soutinien, eröffneten Le faräben und schritten bald zum Graben verschiedener Minen, in Allem eine unglaubliche Thätig= keit entwickelnd. Die Belagerung begann am 4ten und war schreck- lihz der unterirdische Krieg schaudérbaft, da es den Insurgenten an eshickten Minenarbeitern nit fehlte. Das Bombardement dauerte einahe ununterbrochen. Bomben, glüheude Kugeln und Karassen wurden in Unzahl in die Stadt geworfen. Der 19te war für Ofen der fürchterlichste Tag. Bis jeßt konnte der dur. das Feuern ver= E Brand wieder gelös{cht werdenz aber diesmal wehte ein heftiger Wind, der die Flammen von einem Orte zum anderen trug, wodurch mehrere Gebäude rettungslos in Asche gelegt wurden. Der entscheidende Sturm wurde am 20sten Abends von den Jusurgenten gewagt. Zwei kleine Minen unter der Contrascarpe gingen um 8 Uhr in die Luft und zündeten eine größere, welche unter shrecklichem Gekrah den Hauptwall in zitternder wellenförmiger Bewegung in die

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Beilage zum Preußischen Staats-Anzeiger.

Sonnabend d. #. Juní.

Höhe hob. Dies schien der von den Insurgenten erwartete Moment. Zwei Sturm = Kolonnen stürzten sogleich auf den geöffneten Punkt, während drei Massen im Sturmshritte nachfolgten. Die beiden EO Heerenng: drangen unter dem gekreuzten Kartätschenfeuer der Be- saßungs-Batterieen in die Vorwerke, beseßten den Graben und nahmen die Brustwehr: Mehr als 300 Insurgenten lagen bereits todt auf ‘dem Plage. Die hart gedrängten Kaiserlichen Truppen fochten mit Löwenmuth und sahen sich in Kürze von den' nachge= rückten Sturm=Kolonnen an allen Seiten angegriffen; denn um 12 Uhr Mittags waren zwei Basteien, die Kaße des Hauptwalles und, eine Schanze innerhalb der Ringmaucrn mit Uebermacht ge= nommen und der blutige Kampf wälzte sich nun von Haus zu Haus. Die Kaiserlichen Truppen kämpften in beispielloser Todesverachtung um jede Scheidewand. Jede Treppe, jede Kammer, jedes Dach kostete mehrere Menschenleben, Man focht in den Höfen und in den Zimmern, Mann gegen Mann. Die Insurgenten gaben und nahmen keinen Pardon; ihr Feldgeschrei war Blut! Während des Straßenkam- pfes ward geplündert. Noch immer waren die Kaiserlichen Soldaten und ein Theil der Einwohner zum Widerstande entschlo}sen, allein die magya=- rische Bevölkerung verlangte das Gegentheil und leistete den nach allen Richtungen vordringenden Insurgenten treulos jeden Vorschub. Je= der, der die österreichische Uniform trug, wurde nun niedergemacht, und ein s{reckbares Gemeßel kein Kampf mêhr dauerte nun an vier Stunden. Wer jebt fliehen konnte, floh. Am frühen Morgen erschien Görgey in Ofen. Er hielt strenge Mannszuht. Die Insurgenten lagerten auf den Pläßen mitten unter Leichen. Ein“ Kriegsrath wurde ernannt, welcher die österreichische Garnison zur Gefangenschaft verurtheilte, den Gefangenen aber den Ueber- tritt in die Insurgenten - Armee freistellte. Niemand wählte das leßtere. Görgey's Bericht an den Präsidenten nach Debreczin lau= tete in drei Worten: „Hurrah! Buda! Görgey.“ Die Antwort war: „Den Dank der Republik! Herr Feldmarschall = Licute-= nant.“ Um Ofen zu bewachen, wird nur eine geringe Besaßung daselbst bleiben, Görgey wird mit seinen Truppen nach Komorn ziehen. Die Festungswerke in Ofen sollen geschleist werden. Um 12 Uhr Mittags am 22sten brannte Ofen noch an mehreren Punk- ten. Man rechnet, daß während der Belagerung an 10,000 Bom- | ben in die Festung geschleudert wurden. Das Geschüßfeuer unter= hielten die Insurgenten mit glühenden Kugeln.“

Vayern. München, 23. Mai. Die (in unserem gestrigen Blatte bereits erwähnte) Rede des Ministers der auswärtigen An-= gelegenheiten Dr. von der Pfordten lautet vollständig wie folgt :

„Alle verehrten Herren Redner haben mit Ausnahme eines Einzigen (des Fürsten von, Oettingen-Wallerstein) die Vorlage der Regierung nicht beanstandet, sondern ihre Zustimmung zu derselben erklärt.

.__„Wenn es der Regierung lediglih darum zu thun wäre, einen ihr günstigen Beschluß hervorbringen zu sehen, so wäre es daher kaum noth- wendig, die Vorlage noch besonders zu vertheidigen, Gleichwohl bitte ich T 0 Kammer um Erlaubniß, dieses noch in gewohnter Weise thun zu

rfen.

„Es reizt dazu die geistige Kraft und beredte Stärke und der Aus- druck inniger Ueberzeugung, mit welcher der vorhin erwähnte einzige Angriff auf die Vorlage gemacht wurdez es treibt dazu auch das Bedürfniß der Regie- rung, vor dem Volke auszusprechen, daß das, was sie gethan, auf der tief- sten Ueberzeugung ruht, und daß sie dabei ebensowohl das Recht, als das, was dem Lande frommt, ins Auge gefaßt zu haben sih bewußt is, Ueber- zeugung gegen Ueberzeugung! Denn das kann nicht geleugnet werden , die Fragen , um die es sih handelt, sind von der Art, daß Männer und Cha- raktere , die lange Zeit Hand in Hand gegangen sind, jet feindlich si gegenübertreten. Tai ry: z

„Die erste Frage is die des Neehtes, Hat die National - Versamm- lung das Recht, allein die Verfassung Deutschlands zu geben, und is es wirklich, wie man es in wunderbarer Verkehrung der Begriffe genannt hat, eine Rebellion der Regierungen , daß sie diese Verfassung nicht als endgültig anerkannt haben?

„Aus tiefster Seele, und ih bin mein Leben hindurch Jurist gewesen, man hat es mir immer während meiner kurzen Lalifbahn als Staatsmann zum Vorwurf gemacht, daß ih nie den Juristen hätte verleugnen können, welchen Vorwurf ich gern hinnehme, ja, aus der tiefsten Ueberzeugung sage ih: nein, die National-Versammlung hat dieses Necht nicht, J würde nicht unternehmen, dies zu behaupten, wenn ih überzeugt wäre, daß sie es hätte, Man fasse zunächst die Bundesbeschlüsse vom 30. März und 7, April vorigen Jahres în das Auge. Darüber, glaube ih, sind Alle einig, und auch der durchlauchtige Herr Redner haben das nicht bestrit- ten, daß nah dem Wortlaute dieser Bundesbeschlüsse das frag- lihe Recht nicht besteht, denn es ist da von ciner Vereinbarung zwischen Fürsten Und Volk die Rede, Aber man behauptet, dieses habe einen ande- ren Sinn nah den Beschlüssen des Vorparlaments und des Funfziger- Ausschusses. Darauf erwiedere ih einfach + das sogenannte Vorparlament war eine des gesezlichen Fundamentes entbehrende freiwillige Versammlung von Patrioten, die über das beriethen und Beschluß faßten, wovon sie glaub- ten, daß es dem Lande zum Heile gereiche, sie hatten keine geseßgebende Gewalt und ihre Beschlüsse haben vor dem Forum des Nichters, auch vor dem, der staatsrechtliche Aussprüche zu thun hat, feine weitere Geltung. Dadurch, daß Hunderte zusammentreten, die nicht berechtigt dazu sind, können sie nicht mehr Recht erlangen, als jeder Einzelne, der in die Versammlung getreten is, mit hereingenommen hat, Dasselbe gilt von dem Funfziger- Ausschusse, welcher sein Mandat von jenen empfangen hatte, daher auch nicht mehr Rechte haben konnte, als jene selbs, Mögen beide gedacht haben, was sie wollen, es kann nicht maßgebend sein für den Sinn und die Auslegung der Beschlüsse, welche die damals unbestreitbar bestehende oberste Bundes- gewalt gefaßt hat, Jn welchem Sinn diese Versammlung sie aufge- faßt hat, das allein kann maßgebend sein, und sie hat kein Zeichen gegeben, daß sie das Recht der Regierungen vergeben habe. Wollte man dieses bezwei- feln, so genügt es, den Beschluß anzusühren, welchen die Bundesversamm- lung damals gefaßt hat, als sie ihre Rechte auf den Erzherzog Reichsver- weser übertragen hat.

Es isst aber behauptet worden, man müsse nicht blos die Bundesbe- hlüsse an sih ins Auge fassen, sondern dieselben tiefer in ihrer geschicht- lichen Bedeutung erfassen, Jch gebe das zu und glaube , daß dies die Aufgabe des Staatsmannes ist,

„Es sei mir erlaubt, dem durchlauchtigen Herrn Redner auf diesem Gebiete zu folgen, wenn es mir auch nicht gelingen sollte, dieses mit glei- cher Gewandtheit und auf Grund gleich ausgedehnter Erfahrung zu thun, „Man sagt: die Vorgänge von 1806 sind ohne die Zustimmung des Volkes geschehen, und deshalb is das deutshe Volk berechtigt, das nach- zuholen , was damals versäumt wurde. Politische Vorgänge müssen nach dem politischen Geist der Zeit beurtheilt werden, in welcher sie sich ereignet haben, und damals war der politishe Geist nicht blos der Deutschen, son- dern man kann sagen , aller europäischen Völker von der Art , daß sie die Beschlüsse als bindend anerkannt haben. Sie haben es thatsächlih dadurch bewiesen, taß sie sih ohne Weiteres darin sügten. Die Bewegung von 1813 war eine Protestation hiergegen, wird man einwenden z dort hat das deutsche Volk sein Recht in Anspruch genommen, dem Vaterlande eine andere Ge- stalt zu geben, und anzuknüpfen an die untergegangene Herrlichkeit des alten deutschen Reiches, Darin liegt Wahrheit; man is in den Kampf von 1813— 1815 gezogen, nicht blos, um den fremden Dränger hinaus- zuwerfen, sondern um als Siegespreis ein einiges freies Vaterland zu gründen, Aber das Resultat jenes Kampfes und jener Bewegung war die Bundesakte von 1815, und sie is ruhig und unwidersprochen vom ganzen deutschen Volk hingenommen worden und hat 33 Jahre in RibeatTanke:

ter gesepliher Wirksamkeit bestanden, Dies war der Schluß der Bewegung

des Jahres 18413,

„Die Bundesakte enthiclt aber auch die Keime zur völligen Befriedi- gung dessen, was das deutsche Volk damals wollte, was es jegt will und was ihm werden muß, wenn eine Gerechtigkeit in der Geschichte is.

„Mit Recht hat der durhlauchtige Herr Redner darauf hingewiesen und darin glaube ih mit ihm übereinzustimmen, daß diese Keime nicht entwickelt worden sind. j L

¡Die wahre Quelle unseres gegenwärtigen Elends. ist die Verkümme- rung der Bundesverfassung, die Passivität der Organe derselben, die Unbe- weglihkeit in der Geseßgebung und in der Handhabung der schon vorge- zeichneten Grundlagen,

„Es ist nicht nöthig, genauer zu entwickeln, warum das so gescbah, noch ist es meine Sache, eine Vertheidigung zu übernehmen für eine Zeit, in der ih allen Geschäften fern stand, Jene Periode, aus der unsere heu- tigen Zustände hervorgewachsen sind, hat mich nicht gesehen, als Jeman- den, der den Thronen nahe stand, oder nur auf die Geschicke des Vaterlan- des irgend einen Einfluß üben konntez eher in entgegengeseßter Rich- tung. Es ist eine eigenthümliche Mission, daß ih gerade berufen wor- den bin, die Regierungen zu vertreten und die ihnen anve:traute Wahrung der Ordnung und Gescye zu übernehmen. Jn der jeßigen Zeit aber habe ih mi ihr nicht entzogen, weil die Fahne, die ih aufgepflauzt, mei- ner innigsten Ueberzeugung entspricht, /

„„Folgendes wll ih nur kurz andeuten. Die Wendung der Dinge, von der der Herr Fürst von Wallerstein gesprochen dürfte wohl vorzüglich am Anfange der dreißiger Jahre eingetreten sein, und in den wiener Be- schlüssen ihre Begründung finden, welche, lang verborgen und zum Unheil Deutschlands gefaßt, später, als sie bekannt wurden, den eigentlichen An- stoß und die Ursache zu dem tiefgewurzelten Mißtrauen des Volkes gegeben haben. Wie es mit jenen Beschlüssen zugegangen, darüber zu reden, über- lasse ich jenen Männern, welche damals an der Spiye des Staates standen.

„Jch glaube also, dadurh nachgewiesen zu haben, daß aus der frühe- ren Geschichte keine Berechtigung hergenommenu werden kann, für den Sah: durch die Beschlüsse vom 30, März und 7, April hätte die deutsche National- S das ausschließlihe Reht übernommen, die Verfassung zu eben. q „Js aber nicht später ctwas eingetreten, was diescs Recht begründete ?

„Jh glaube nicht darauf eingehen zu müssen, daß die Beschlüsse der National-Versammlung selbst hierin keine Aenderung hervorbringen konnten, denn wer von Anderen cine Vollmacht übertragen erhält, kann die Gränzen derselben nicht selbst erweitern. Der Beschluß, welchen die National - Ver- sammlung auf den Raveauxschen Antrag über ihre Befugniß gefaßt hat, ist an und für sich zweideutig, übrigens aber unerheblich, denn der Rechtssaß steht fest: Der Mandatar kann die Gränzen seines Mandats nicht selbst erweitern.

„„Geben also die Beschlüsse vom 30. März und 7. April der National- Versammlung nicht jene Befugniß, so kann sie selbst sie nicht sih beilegen.

„Wäre in dieser Beziehung eine Aenderung eingetreten, so müßte sie von Seiten der Regierungen ausgegangen sein. Man hat dieses nun häufig inden wollen in der Auflösung der Bundes-Versammlung resp. in den Be- lblússen derselben, wodurch sie ihre Befugniß dem Reichsverweser übertragen hat. Darin liegt aber gerade das Gegentheil. L

„Eben weil die Bundesversammlung beschlossen hat, ihre Befugniß dem Reichsverweser zu übertragen, hat sie noch im legten Augenblicke anerkannt, daß die National-Versammlung allein jene Gewalt zu begründen nicht im Stande war. Hierauf beruht die “volle und ungetheilte Legalität des Reichsverwesers, welche die Regierung noch jeßt als solche vollkommen an- erkennt, daß sie auf der freien Wahl der Vertreter der Nation und freien Zustimmung aller deutshen Regierungen begründet ist,

„„Ferner hat man sih berufen darauf, daß die Negierungen ftill ge- shwiegen hätten zu den Erklärungen, durch welche die National - Versamm- lung diescs Recht für sih beansprucht hat.

¡Jh bekenne frei und offen, daß ih dieses Stillschweigen auch nicht billigen kann, und so viel an mir war, hierzu nicht beitrug z aber es besteht nicht in der Ausdehnung, in der man immer glaubt, denn fa jede deutsche “Regierung, wenigstens die größeren, haben zu erkennen gegeben, daß sie das Recht der Mítwirkung in Anspruch nehmen ; überdies kann man gewiß nicht fordern, daß sämmtliche Regierungen bei jeder Gelegenheit mit einem Proteste hervortreten sollten, wo die National-Versammlung sich in feneum Sinne geäußert hat.

„Dies würde einen sehr s{hlimmen Eindruck gemacht haben und man würde darin haben finden wollen, daß die Negierungen Schritt für Schritt

die National-Versammlung zu beobachten und Zank und Streit mit der National-Versammlung hervorzurufen suchten,

„Es lag darin auch der Wunsch, die Streitfrage auf praktishem Wege dadurh zu lösen, daß eine Verfassung beschlossen werden würde, welcher die Regierungen ihre Zustimmung würden geben können. Unmöglich aber kann aus diesen Vorgängen gefolgert werden, daß die Regierungen der National - Versammlung gegenüber ihr Recht völlig aufgegeben.

„Endlich bleibt mir noch übrig, darauf zu entgegnen, daß viele Ge- seße, welche von der National - Versammlung ausgegangen, von einzelnen Regierungen publizirt wurden, Allein entweder haben die einzelnen Re- gierungen dieje Gesehe geradezu ihren geseßgebenden Organen zur Sanction vorgelegt und sie dann publizirt, wie die sächsische Regierung, oder sie haben sie niht als förmlihes Ges. publizirt, sondern nur dem Lande R gemacht und die Frage über die Gesezeskraft unentschieden gelassen.

„„Ausgenommen sind jene Regierungen, welhe im Voraus be- a hatten, daß sie sih den Beschlüssen der National - Versamm- ung fügen.

* Soviat über die Rechtsfrage.

„Mag man den Wortlaut der beiden Bundes - Beschlüsse ins Auge fassen oder die vorausgehenden politishen Vorgänge cder die später einget:etenen Thatsachen, alles begründet die rechtliche Ueberzeugung, die National - Versammlung war ein Faktor, um die Verfassung zu begründen, und die Regierungen Deutschlands waren der andere.

„Das Wort konstituirende Versammlung steht damit nicht im Wi- derspruch, Denn, wie schon ein anderer hoher Sprecher richtig hervorgeho- ben hat, kann das Wort konstituirend einen doppelten Sinn haben. Kon- stituirend nämlich im Gegensay zur einfah geseßgebenden, ist eine Ver- sammlung auch dann, wenn dieselbe eine neue Verfassung berathen und be- schließen muß, gleichviel, ob allein oder mit einem zweiten Faktorz in die- sem Sinne konnten auch die Regierungen die Versammlung konstituirend nennen. Den anderen Sinn hat man erst später in das Wort hineinge- legt, konstituirend sei nämlich diejenige Versammlung, welche ganz allein die Verfassung zu diktiren hätte.

¿Aus allen diesen Gründen glaubte die bayerische Regierung berechtigt zu sein, die Neichsverfassung zu prüfen und nach dem Resultate dieser Prü- fung ein Ja oder ein Nein über die Annahme auszusprehen. Sie hat unbedingt weder das eine noch das andere gethan, sie hat mehrere Punkte der Reichsverfassung hervorgehoben, gegen die sie entschieden Einspruch zu thun sich verpflichtet hältz ste hat endlich ausdrüdcklich ausgesprochen, daß, wenn diese Punkte durh Revision in geeigneter Weise abgeändert werden, sie die Verfassung im Ganzen anzuerkennen bereit ist,

¡Dieses führt auf die zweite Frage: Hat die Regierung ihre Bedenken mit Grund erhoben oder sind sie grundlos?

„Auf alle einzelnen Bedenken nochmals einzugehen, will ih unterlassen, um die Geduld der hohen Kammer nicht zu sehr zu ermüden, und nur auf einige der wichtigsten angegriffenen Punkte mich beschränken.

_ aEËs wurde zuerst darauf hingewiesen, raß die Regierang mit Unrecht im §, 2 eine Gefahr für Oesterreihs Stellung finde.

Die Regierung hat nicht mit Bestimztheit behauptet, daß eine solche Gefahr entschieden vorliege aber sie glaubte es der Zukunft Deutsch- lands , welche sie sich ohne Oesterreich nit denken kann, schuldig zu sein, selbst die Möglichkeit einer solchen Gefahr anzudeuten, Diese Mög- lichkeit wird mir der durhlauchtige Sprecher zugeben. ,

„Es kommt darauf an, in welchem Sinn man den §. 2 nimmt,

„Ganz einverstanden bin ih darin, daß die Stellung Oie Deutschland dadurch bedingt is, daß seine Verfassung einen weges wáb- rativen Charakter habez nur darin weiche ih von demselben av, dak,

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