1849 / 168 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

eines dritten und vierten Secretairs zu veranstalten. Dieselbe fällt auf die Abgeordn. Dänzer und Steinmeß. Abgeordn. Kiefer besteigt den Präsidenténstuhl und erklärt, daß er die Wahl annehme, indem er zugleich der Versammlung seinen Dank ausspricht. Vom Abgeord. Au is} der \chriftlihe Antrag eingegangen, an die württembergische Re=- gierung die Forderung ¿U richten, den noch immer ohne Grund gefan= gen ‘gehaltenen Bürger Fidler seiner Hast zu entlassen. Man geht zur Tagesordnung , und“ Abg. Rotteck erstattet Bericht über das provisorische Gese, die Abänderungen der Gemeinde - Ordnung bctreffend. Die Versammlung beschließt sofortige Berathung. Zu g. 1, der das Bestätigungsrêcht der Staats-Behörde aufhebt, hat die Kommission nichts zu erinnern. Die Abgeordneten Reich und Sclatter heben hervor, wie die Erfahrung der lebten Jahre dieses Bestätigungsrecht als eine verwerfliche Bevormundung bereits ver= urtheilt habe. Zugleich stellt Abg. Reich den Antrag, daß die ganze Gemeinde-Ordnung, weil sie noch außerdem viele die Freiheit der Gemeinden beschränkende Bestimmungen enthalte, durch eine zu wáhlende Konmission einer Revision unterworfen werde. Der Vice- Prásident ist der Ansicht, daß diescr Antrag prájudiziell sei, indem fur den Fall der Annahme dieses Vorschlages, die weitere Diskussion des vorliegenden Gesehes beendigt werdén niüsse." "Dér * Antrag wird mit große: Majorität angenommen. Dadurch erledigen sich alle anderen Anträge“ ünd ‘die fernêrè Berathung der Geseßvorlage, die jedoch als. provisorisch ferner Gültigkeit behält. Die niederzu- seßende Kommission soll aus 15 Mitgliedern bestehen, und heute noch durch die Abtheilungen gewählt werden. Ueber den zweiten Gegenstand der Tagesordnung, das an die provisorische Regierung von der Reichs - Regentschaft erlassene Schreiben, worin sie die ba- dische Regierung auffordert, die sämmtlichen Truppen der Reichs=- Regentschaft zur Disposition zu stcllen, berichtet Abgeordneter Heu= nis. Der Antrag der Kommission geht dahin: „daß der proviso- rischen Regierung die mitgetheilten Aktenstücke zurückgestellt werden, damit dieselbe nach eigenem Ermessen unter etwaniger Berücksichtigung der in diesem Bericht ausgesprochenen Ansichten den ihr sachdienlich scheinenden Beschluß selbstständig fasse.“ Abgeordn. Reich beantragt die Zurückweisung an die Kemmission, was geschieht, Der Abge- ordneter Stay macht auf die Geschäftsordnung aufmertsam. Der Bericht könne nicht sofort berathen werden, da ein Dringlichkeits- Antrag nicht vorliege. Herr Brentano macht die Mittheilung: Ge- stern seien die badischen Truppen von drei Seiten von Preußen, Hessen und Mecklenburgern angegriffen und in dessen Folge die Rheinbrücke abgefahren worden. Namentlich hätten sih Oberst-Lieu- tenant Tobian und mehrere andere Offiziere qusgezcichnet. Ein gefangener preußischer Major und ein hessisher Hauptmann seien bercits nah Rastatt abgeführt. Eine Menge gefangener Soldaten würden nahfolgen. Ex beantragt, den tapferen -Kämpfern für die Freiheit durch Erheben von den Pläßen den Dank der Volkéver- tretung auszuspre@hen. Dics geschieht unter allgemeinem Jubel und Lebehochruf.

Abgeordneter Hoff trägt einen eben erhaltenen Bericht über das siegreiche Gefecht bei Ludwigshafen und Laudenbach vor, und Herr Brentano fügt noch hinzu: daß die gefangenen Offiziere ihre Verwunderung über die humane Behandlung ausgesprochen, da man ihnen gesagt, in Baden seien lauter Räuber, (Gelächter.) Abgeord=- neter Au beantragt: Alle aus dem Ausland eingehende und zur Be- wafffnung und Bekleidung der Wehrmannschasten dienenden Gegen- stände sind zollfrei. Er bezeichnet den Antrag als dringlich, Die Dringlichkeit wird abgelehnt und der Antrag geht an den Finanz- Auëshuß. Abgeordneter Thiebauth theilt mit, daß an sämmtliche badische Abgeordnete bei der National-Versammlung von der angeb- lichen Großherzoglichen Regierung zu Mainz ein Schreiben des Jn- halts eingegangen, daß der Großherzog die Reichsversammlung nicht mehr anerkenne und das Mandat der badischen Abgeordneten für erlo- \chen erkläre. Er beantrage nun die Abfassung einer Erklärung, wodurch diese Verfügung als rehtsungültig erklärt und die Abge- ordneten aufgcfordert werden, auf ihren Pläßen zu bleiben. Aba, Mörxdes bezeichnet diesen Antrag als einen dringlichen. Abg. Reich ist gegen die Dringlichkeit, Es. verlohne sih niht der Mühe, auf diese Skripturen zu ankworten. Er sei, daher für einfache Tages- ordnung. Die Abgeordneten Stay und Steinmetz sind derselben Ansicht, eben so Abgeordneter Pelissier; die einfache Tagesordnung wird genehmigt.

Karlsruhe, 15. Juni. (O. P. A. Z) In der heutigen Nachmittagssipung der „konstituirenden Versammlung“ virlas der Prásident der Kammer ein eingegangenes Schreiben der provissori- hen Regierung, worin der Versammlung die Mittheilung gemacht wird, daß die Regierung den Bürger Mördes von Mannheim zum Minister des Jnnern, Meh von Freiburg zum Finanzminister, und Sachs aus Mannheim zum Minister - der. auswärtigen Angelegen-= heiten ernannt habez das Justizministerium habe sich Brentano vor= behalten. Ueber die Besehung des Kriegsministeriums werde später Mittheilung erfolgen. !

Die Karlsruher Zeitung sagt: „Wir erfahren aus zuverlässiger Quelle, daß die Ankunst Hecker's in kurzem zu erwar-= ten steht, Er ertheilte der an ihn abgesandten Deputation sogleich eine zusagende Antwort und befindet sich zweifelsohne bereits seit einigen Tagen zur See auf dem Wege nah Europa, Bürger Goegg, Mikglied der neu konstituirten Regierung, ist .am 16. Juni Mitrags in das Hauptquartier abgegangen, um dem kommandiren= den General Mieroslawsfki in allen Angelegenheiten, die, nicht rein militairischer Art sind, zur Seite zu stehen,“

Rastatt, 14. Juni. (N. Fr. Ri Dex Festungsbau- Direktor, Kaiserl, Oberst - Lieutenant Maly, erhielt vom Reiths- Ministerium zu Frankfurt die Weisung, sih mik, dén wenigen noch hier weilenden österreichischen Offizieren unverzüglich nach Bregeùz zu ‘begeben, wshin früher son die österreichische Besazung. Rastatts dirigirt wurde, wenn nicht die provisorische badische Regierung ge- neigt sein sollte, Reichstruppen jener Länder, welche die Reichs= Verfassung anerkannt haben, zunächst, Hessen und Württemberger, in die Festung Rastatt aufzunehmen. Der Betreffende sandte diése Weisung sogleich nach Kärlsruhe, von wo er gestern. den Bescheid erhielt: sein Büreau unverweilt zu übergeben und der frankfurter Weisung Folge zu geben. Morgen wird uns demnach der Rest, der österreichischen Offiziere verlassen und der Weiterbau der Festung, der gegenwärtig fast gänzlich eingestellt is, von. badischen Technikfern. geleitet werden. E

Ueber die Operationen am Neckax und. Rhein bringt die Fr. O. P. A. Ztg. folgende weitere Berichte: :

Neueres als die Berichte über den heißen Kampf in der Berg- straße am 15. und 16. Juvi liegt heute noh nit vor. Ob am 17ten Waffenruhe herrschte over ob die Kräfte im blutigen Stréäit wicder gemessen wurden, wissen wir zur Stunde nihtz; nur so viel se: bemerkt, daß män .im Laufe dcs gestrigen-Nachmittags cußerhalb unserer Stadt von Súden her wieder“ veutlich- Kanonendonner vLet- nommen haben will. Ueber die Résultate des Kampfes am 15ten und 46ten liegen heute von beiden Seiten die Berichte in offizieller Fassung vor, und es ergiebt sich aus denselben, daß. diese Tage 'enk- scheidende nicht gewesen sind. Vielleicht wird es der heutige, der

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Gedächtnißtag von Belle - Alliance. Die diesseitigen Berichte lauten indessen zu unbestimmt, und die jenseitigen tragen das Ge räge der Entstellug so sehr au sich, daß d als entschieden wahr im Allgemeinen nur Folgendes-annéhmen läßt. Die diesseits des Rheins operirende Hee- resmadt ist mit ihrem linken und rechten Flügel entschieden und mit Er- folg vorgedrungen , und zwar der linke über Hirschhorn hinaus, welches leytere von den“ hanauer Turnern geräumt worden ist, der rechte bis über Käferthal hinaus vor die Stadt Mannheim, wo der Néecfar den Truppen Halt gebietet. Zu einem heißen mit abweh- selndem Glück und Erfolg geführten Kampf kam ès nur im Cen- trum, und steht wenigstens so viel fest, daß das Hauptquartier der Reichstruppen" noch das bereits okkupirte badishe Gebict, troß des Siegcsgeschreies der Karlsruher Zeitung, nicht verlassen hat. Der Neckarübergáng bei Ladenburg ist der streitige Punkt. Daß die Brüdcke von den Reichstruppen genommen sei, hat si nicht bestä tigt. Auf dem linken Rheinufer haben die Preußen das durch eine Schiffbrücke “mit Mannheim verbundene Ludwigshafen genommen, und bedrohen jene badische Stadt; die Karlsr. Ztg. lügt, wenn sie behauptet, Ludwigehafen und Frankenthal seien wieder im Besiß der Insurrection. Wir lassen nunmehr zunächst die Berichte der darmstädter Blätter und diesen die jenscikigen Mittheilungen der Karlsr. Ztg. folgen. Der Leser hat dann die beste Gelegenheit, a aus Vergleich beider den Kern der Wahrheit herauszu= en.

Erbach, 15. Juni. Heute Morgen verließen uns die seit gestern hier (früher in Beerfelden) einquartierken Reichstruppen (furhessische Jnfanterie und darmstädter reitende Artillerie) wieder z sie marschirten gegen Beerfelden, auf welhem Wege bayerische Jä= ger, aus dem Marbachthale kommend, zu ihuen stießen; diese Trup=- pen seßten sodann vereint ihren Marsch fort nah Hirschhorn und Nefarsteinah, in welcher Gegend man heute. Abend schon deutlich Kanonendenncr vernahm. Dr. Nöthig aus Miltenberg (bekannt als Redner auf einer Michelstädter Volksversammlung) hat sich durch die Flucht seiner Verhaftung entzogen. Der hiesige Bürger Scior, welcher vor einigen Tagen durch 1 Bataillon Mecklenburger dahier arretirt und nach Darmstadt transportirt worden. war, fam vorgestern wieder hierher zurück, und zwar eschlossen, in Beglei= tung eines Gendarmenz er wurde augenblicklih dahier freigegeben,

Darmstadt, 17. Juni. Ueber die lebten Vorgänge an der Bergstraße sind uns zuverlässige direkte Mittheilungen zugegangen. Am {5ten wurden die Mecklenburger mit Verlust von Ladenburg. durch den überlegenen Feind zurücgeworsen. Sie nahmen mit darmstädtischen und kurhes\sischen Truppen eine Stellung bei Großz= sachsen ein, welche gestern Morgen von badischer Seite befonders durch ein bedeutendes ‘Artillexiefeuer (man hörte es hier) mit Vor= theil augegriffen wurde. Die Reichstruppen zogen. sich, da der Feind in überlegener. Zahl an riff, langsam zurüd, \o daß gestern Abend das Hauptquartier. sich- in Weinheim befand, jenseits welcher Stadt Vorpostenketten mit rößeren Pikets aufgestellt wurden. Verwundet wurden Oberlieutenant Keim und Major Neidhardt vom 4. Regiment, Die Gerüchte über. den Verlust un- serer Truppen, welche in der Stadt. umlausfen, sind höchst übertrie= ben, auch anu Ort. und Stelle selbst hört man aus dem Munde der Soldaten Angaben, die, untex augenblicklihen Eindrücken gege- ben, mit den genaueren Nachsuchungen nicht übereinstimmen. Das Shießen, welches gestern Nachmittag vernommen wurde, kann nur von Ludwigshafen her gehört worden sein. Es hicß in Weinheim, Mannheim werde von Preußen beschossen. Es scheint, daß an der Bergstraße, so lange nicht bedeutendere Truppenmassen konzentrirt

sind, mit Erfolg nit vorzugehen: ist.

Ein anderes Schreiben von gestern, Sonntag, Morgens halb 8 Uhr, sagt: Der so eben angekommene Bahnzug aus der Berg= straße brirgt uns keine Nachrichten Über weitere Vorfälle vom Kriegs- \chauplaye. Drei {wer Verwundete und eiwa sechs leiht Bles= sirte kamen mit demselben. an. Hier angekommene Privatbriefe mel- den, daß der rechte Flügel unserer Truppen vorgestern Abend bei Mannheim stand. Die Einnahme vom Käferthal bestätigt sich dem- nach, Daselbst liegt ein Theit unserer Artillerie und unser zweites Regiment. Jm Laufe des heutigen Tages. erwartet man neue, preu- ßishe Truppen. Hirschhorn, welches seit vorigen Mittwoch von hanauer Turnern. beseßt war, ist von denselben zufolge. einer Mit- theilung der Darmst. Zeitg. wieder geräumt worden. Eine Trup=- penabtheilung, die vorgestern“ dort durhzog, fand keine Veraulass-. sung zum Kampfe mehr.

Darmstadt, 17. Juni. Scit dem Einrücken der Reichstrup= ven über die badische Gränze und dem Vordringen in weitere Positionen ist ein hartnäckiger Kampf entbrannt, welcher an scchs=- unddreißig Stunden" dauerte und endlich mit Ermüdun beider Theile geftern aufhörte, nachdem unsererseits. mit beispielloser Bra= vour die Positionen wieder. eingenommen worden und gegen=

“wärtig behauptet werden , welche, im Gewoge des Treffens- wie

vor dem Andrange bedeutender Ucbermaht mehrmals verlassen, offupirt, und wieder verlassen wurden. Das Hauptquartier. be- findet sich nah, wie vox in Weinheim, während der rechte Flügel von Virnheim aus ohne Hindernisse vorwärts. gekom= men ist und. dort jedenfalls eine vorgcrückte Stellung ein- nimmt. Auf dem Felde zwischen Ladenburg, Schriesheim , Hed- desheim und Großsachsen fand die Action, unseres. Centrums egen das Gros der feindlihen Armee statt, wo. das Tref=- m ein schr hartnäckiges, und langes: war, Einzelheiten. de|= selben mitzutheilen ist jeßt noch uicht möglichz, sie sollen nachfolgen, Vaß. Tapferkeit und. begeisterter Muth. unsere Truppen beseelte, dar=- über herrscht nur eine Stimme“ und. werden, davon, glänzende Züge erzählt. So war ein Geschüß dadurch, daß seine Vespaunung von Kugeln gefallcn, in Feindes Hand gerathen, als ein Unteroffizier mit vier Mann sich in die Schaâren stürzte und das. verlorene Stück- alebald wieder eroberte. Die gestern hier bequartierten ‘preußischen Truppen sind Nachmittags nah Eberstadt, Seehéim, Jugenheim und Alsbach vorge üclt, um dort vor der Hand einé Reserveposition in dritter Linie einzunchmen. Abends träfen weitere 2409/ Mann. Preußen ein, welche vorzugehen bestimmt sind, indem zugleich noch heute und morgen der übrige Theil des‘unter dem Kommando des Ge- neral von der Gröben stehenden großen Truppen-Corps bier ein- und weitérrückt, um mit der dazu gehörigen Artillerie (44 Gcschübe) die. Heereskräfte des weinheimer Hauptquartiers zu verstärken. Auch die gestern hier durhgekommenen 2 bayerishen Regimenter und Vatteriéen sollen in Größgerau Halt. machen, um eventuell zu dem diesseitigen Operations-Corps gezogen zu weden. T Die gestérn erwähnten Feuersäulen ‘stiegen in Ludwigshafen auf, welches. dié Preußen, von Franken:häl vorruckend, erst bombardirten. und: dann einnahmen, Als: dieselben hierauf auch Mannheim zu bombardiren anfingen, sollen von der Stadt sofort Parlamcn}aire an sié ‘abgescickt: worden sein, um wegen der Uebergabe zu unter=- handeln. Privatbriefe, deren Inhalt wir jedo noch nicht verbür= gen könnén,“ melden, daß unser 2tes Regiment in Mannheim ein- gerüdt sein soll, während die Preußen vot Ludwigshafen aus zu= gleich eingezogen sein sollen. Jn. Märnheim söll die Jesuiten-Kirche und. einige! daran angränzende Gebäude abgebrannt. sein.

- griffen am reten Ufer des Rheins heè Sphenurg

Dem Darmst. Journ. schreibt man unter dem 15. Juni über die Operationen gegen Mannheim, wie folgt: „Von glaubwürdiger Seite her kann ich miltheilen, daß" das heute (15ten) Morgen hier aufgebrochene preußische Operations - Corps. in Verbindung mit au- deren bereits an der Rheinschanze in ein hibiges Gefecht gckommen ist mit Freischaaren und Badensern. Die von leßteren auf der Brücke nah dem Ludwigshafen erbaute Baxrxikade, so wie das dabei liegende „deutsche Haus“ ist von preußischer Seite beschossen uud in Flammen aufgegangen. Die Anzahl ‘der Verwyndeten und Todten beläuft si, nach ziemlich genauen Anggbeu, -preußischerseits auf-etwa vierzig, bei den Freischaaren und Badensern dagegen auf eine bei weitem größere Anzahl. Heute Abend sellen von leßteren mehrere Wagen Verwundeter und Gefangener , so wie Gewehre, Sensen 2c. eingebracht werden. Die Kanonade von hier und diesseits von den regulairen Truppen auf die Stadt Mannheim dauert fort und soll dieselbe morgen mit Sturm eingenommen werden.

Die provisorische Regierung von Baden gieb§ iy der Karls - ruher Zeitung folgenden „offiziellen Bericht über den Kampf vom 15, Juni 1849. Sieg der Unsern an allen Orten unter dem Oberbefehl des Generals Mieroslqwski! Der Kampf begann des Morgens um 10 Ühxr gleichzeitig an vier Punkten. Die Feinde | | : , Käserthal und Weinheim an, wurden indeß glänzend zurückgeshlägen und Uber die Gräuze gegen Virnuheim zu verfolgt. Käsenthal und Ladenburg wurden im Sturm genommen. Der polnische Oberst Tobian, der bei Käferthal an. der Spiye stand, kommandirte die Unseren troß der gefährlichen Verwundung, die er erhalten, mit ausge cichnetem Heldenmuthe. Bei Ladenburg blieb auf der feindlichen Seite der verrätherische Offizier, HOO badische Oberst Roggenbach. Auf dem linken Rheinufer versuchten die Preußen von Lud- wigshafen aus über die Brücke nah Mannheim vorzu= dringen, wurden aber fortwährend zurükgetrieben, und mußten, nachdem der Kampf bis Abends 10 Uhr gewährt, mit großem Verluste weihen. Die Tapferkeit aller unserer Truppen war be- wundernswerth; die A tiklerie mit der Abtheilung der Volkswehr hat mit großer Sicherheit manbvrirt. Der Feind wird die Uuseren achten und begreifen lernen, daß die Begeisterung für die Sache der Freiheit die Kräfte verdoppelt und den Sieg gewiß macht. Der Verlust des Feindes an Mannschaften, Pferden, Waffen und Ge- päck ist nicht unbeträchtlih ; Mecklenburger und Hessen sind gcfangen worden. Sie erklärten, daß sie nux gezwungen gegen uns gekämpft

habenz noch ein Sieg der Unseren und die Feinde gehen in

Masse zu uns über. An Muth und Ausdauer hat es den Gegnern nicht gefehlt; um so kräftiger war daher der Kampf der Unseren.

Die Karlsruher Zeitung enthält folgende Berichte:

Karlsruhe, 16. Juni, Ueber die jungen Lorbeeren , die General Mieroslawski mit unserem begeisterten Hecre am 15ten erworben, sind wir im Stande, noch Folgendes milzutheilen: Das Dorf Käferthal wurde mit dem Bajonet genommen , ohne daß cin einziger Schuß fiel , und würde, wenn die Unsrigen hinlängliche Kavallerie gehabt h#tten, um dem Feinde die Flucht abzuschneiden, die ganze dort aufgestellte Truppen - Abtheilung gefangen worden sein, Das preußische Corps, welches in Ludwigshafen eingedrungen —- worüber wir bis jeßt noch keine. auéführliche Nachricht haben wurde von dort durch ein wohlgeleitetes Artilleriefeuer vertrieben und hat nicht nur diesen Ort, sondern auch Frankenthal geräumt, ja, wie man sagt, sich sogar bis hinter Worms, zurückgezogen, Dagegen ist die Nachricht von der Besebung Kaiserslauterns duréh die Preußen hier eingelroffen , die jedo von dort aus an weiterem Vordringen behindert sind, indem General Sznaide und die unter ihm komman=- direnden Führer Annecke und Schimmelpennig die Gebirgspässe be- scht halten und daselbst eine Stellung eingenommen haben, die je- des. Angriffs: spottet. Zwischen Ludwigshafen und Germersheim sind hinreihcnde Truppen aufgestellt, um die Preußen bei weiterem Vordringen aufzuhalten, darunkèr die deutsh-poluische Legion, Der Sieg der Unsrigen macht diese Vorsichts - Maßregeln für jeßt über= liissig. Hier kam heute Vormittag ein Trupp preußischer und meck- lenburgischer Gefangenen dur, darunter ein Major und meh- rere Offiziere.

Karlsruhe, 16. Juni, 2 Uhr Nachmittags. So eben geht von Heidelberg die Nachricht von einem zweiten glüdcklichen Erfolg unserer Waffen ein, Diesen Morgen fand hinter Ladenburg ein Angriff der Unsrigen auf hessische Truppen statt, welcher nah einem hartnäcktigen Kampf mit der Flucht des Feindes endigte, welcher von den Unsrigen mehrere Stunden, weit verfolgt wurde. Verwundete, die nach Heidelberg. in mehreren Wagen gebraht wurden, erzählen voll Siegesfreudigkeit von vielen Gefangenen, worunter sich aber=, mals mehrere Offiziere befinden sollen. E

Mecklenburg-Schwerin. Sch{chwerin, 17. Juni. (H. K.) In ihrer 17ten Sibung hatte die mecklenbuyrgische Abgeordneten- Versammlung cinem dem Verfassungs-Ausschusse beigeordneten Aus- {usse die Ausarbeitung eínes Entwurfes einer Stadt- und Land=- gemeinde-Ordnung Übertragen. Dieser aus sieben Personen beste= hende Ausschuß hat vor kurzem seinen ersten (14 Bogen starken) Bericht nebs angehängtem Entwurf einer Gemeinde - Ordnung für das Greßherzogthum Mecklenburg - Schwerin (Streliß), und als Anhang die Grundzüge einer Gemeinde - Ordnung für Stadt - und Landgemeinden ausgegcben, und sell der=- selbe in der U R 109ten Sitzung der Kammer, nach becn- digter zweiter Lesung des Hoftagelöhner=Geseßes, zur. Verhandlun; fommen. Der Ausschuß hat bei der ihm Ubertragenen Arbcit i zunächst veranlaßt gefunden, die. leitenden Grundsäße festzustellen, welche er für Mecklenburg bci dessen Uebergange aus dem Patri- monial-Stáäate zu cinem Repräsentativ-Staate von besonderer Wich= tigkeit crahtet, und sodann nah Aufzählung der zu-den Berufs- gesc/äften der Magistrate bisher gehörigen Gegenstände, so wie derjenigen Angelegenheiten, welche den städtischen Geméeins, den bei der Auseinanderschbung sofort hinzugeben sein möh- ten, als diejenigen Punkle, welche den bestehenden Ver- hástnissen gegenüber zunächst zu beachten sein dürften , folgende bes, zeichnet: a) daß das Patrimonial-Prinzip beseitigt und ‘die einzelnen Lanbestheilé unter Eine. Verwaltung und. einerlei Recht gebracht werden z b) daß von diésem Vercinigungspunkte aus, den Grund- säßen der neuen, Verwaltung. gemäß, die, Entwickelung der Gegen= sáte zwischen dem. Oeffcntlichen und, Privativen geschehe und gleickzeilig die neue Verbindung der dädurh geschieden wer-, dènden Elemente vermittelt werdez c) daß“ namentlich, an die. Stelle der privatrehtlichen Abhängigkeit, worunter größtentheils die. lándliche Bevölkerung lebt, die staatsbürgerliche Selbjiständigkeit, trete, und_ daß ungusgesept darauf. Bedacht genommen werde, in. Gemäßheit der ‘aufgestellten Grundsäge die Verwaltung des Staats auf ihr richtiges Maß zu beschränken und das Prinzip der Sclbstregie=- rung zur Anerkennung zu bringen, Demgemäß sol nach Ansicht des Aus. schusses. väs gesammte Staatsgébiet in Kreise getheilt werden, und hat diese Eintheilung zu einem doppelten.

Zte zu geschehen, näm-. lich: 1) ‘üm die, bisherige patrimoniale. Verwaltung zu Einer

Staats - Verwaltung, beziehüngsweise., umzugestälten und, zu ve-.

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einigen und Verwaltungs - Bezirke für diejenigen Angele- genheiten zu _- bilden, , welhe auch fernerhin “der Ver= wallung des Staats verbleiben, so wie 2) um eine volksthümliche, Stadt und Land umfassende Kreisvertretung und ein Gemeinwesen auf dem Lande anzubahnen., Solher Kreise dürften für Melen= burg - Shwerin 20 24 und für den Stargardschen Krcis (Stre= lig) 3— 4 anzunehmen seinz das Fürstenthum Raßeburg würde ei- nen Kreis bilden. Um jedoeh zudem vorgesteckten Ziele zu gelan- gen, bedarf es, da Mccklenburg sich in der fraglichen Hinsicht ande= ren Ländern gegenüber in einer ganz eigenthümlichen und schwierigen Lage befindet, noch mancher Vorarbeiten, insonderheit einer Veränderung der Niederlassungs- und der damit verbundenen Armengesebe, und stellt zu diesem Zwecke der Ausschuß zur besonderen Erwägung und Fest- stellung verschiedener Punkte auf , welche sich vornehmlich auf den Unterschied zwischen Stadt und Laud rücksichtlich des Betriebes der sogenannten bürgerlichen Nahrung , auf das bisher den einzelnen Orten zuständig gewesene Halten von Handwerkern, auf das Ver- hältniß der bisherigen Hof- Tagelöhner und die Berechtigungen der Erbpächter, Hauswirthe, Büduer und Häusler in Bezug auf das Ver= miethen von Wohnungen, auf dieTheilbarkeit von Grund und Boden, die Armen-Verpflegung und auf die den Pächtern, Erbpächtern und Haus= wirthen bisher obgelegenen Verpflichtungen in Bezug auf Leistungen für die kleinen Leute beziehen. Weil aber alle diese Punkte erst einer besonderen Bestimmung bedürfen, mangelt es für den Entwurf einer Gemeinde- Ordnung an bestimmten in der Wirklichkeit ausge- prägten Vorlagen, und hat daher aus dem Grunde, weil Stadt und Laud zur Zeit auf einer ganz verschiedenen Stufe der Ent- widelung stehen, der Ausschuß, um seinem Auftrage entsprechen zu können, sich im Widerspruche mit seinen eigenen Ausführun= gen zu der Fiction genöthigt geschen, vaß das ländliche Gemeindewesen in gleicher Weise, wie dasjenige der Städte, beziehungsweise entwickelt sei oder sich. doch entwickeln werde. Der Ausschuß hält es daher nicht für unmöglich, die Abgeordneten-Ver= sammlung werde die Ueberzeugung gewinnen, daß der Erlaß einer umfassenden Landgemeinde-Ordnung zur Zeit unthunlih sei, und daß erst dann damit verfahren werden könne, wenn zuvor cine ein- heitliche Staatsverwaltung geschaffen und durch Speziglgeseße die jeyt bestehenden privatrechtlihen Verhältnisse in Gemecinde=Verhält-= nisse umgewandelt worden sind.

Bei der gestern hier stattgefundenen Wahl für den kembinirten 171en, 18ten und 19Iten Wahlbezirk is statt des ausgeschiedenen Pastors Reuter der Buchhändler Kürschner zum Abgeordneten er=- wählt worden. Die den Abgeordneten zur deutschen National= Versammlung in Frankfurt a. M. * bisher bewilligte Portofreiheit hat aufgel;ört.

Das gestrige offizielle Wochenblatt enthält die Verordnung, betreffend das gerichtliche Vcrfahren in Weselsachen vom 14: Juni 1849, Im Strelib.\chen sind die alten Stände zu einem Convocationstage nach Neubrandenburg berufen worden. Vermuthlich braucht die Regie= rung Geld, was die Abgeordueten - Versammlung zwar bisher ge- kostet, aber noch nicht bewilligt hat.

Sa6Hsen - Meiningen. Meiningen, 14, Juni. (D. Allgem. Zeitung.) Auch unser Landtag hatte einstimmig die Becidigung des Militairs, der Beamten und der Bür= gerwehren auf die frankfurter Reichs - Verfassung beantragt, die Regierung aber diese abgelehnt, da die Centralgewalt sie noch niht angeordnet. Auch die Vornahme neuer Parlamentswahlen an die Stelle der aus unserem Lande auégetretenen zwei Mitglieder war von dem Landtage gefordert worden. Staatsrath Löhmann erklärte aber hierauf: Wie die Sacheu jeht stechen, kaun die Re- gierung das Bestehen einer National - Versammlung nicht anerfen« nen. Ein Klub is nach Stuttgart übergesiedelt, ein Theil is in Frankfurt zurügeblieten, keiner von beiden fann als National-Ver- tretung betrachtet werden, und die Regierung hält sich nit für befugt, Wahlen für dieselbe anzuordnen. Als nun hier= auf der Abgeordnete Haring dem Ministerium den Vorwurf einer inconstitutionellen Gesinnung machte, weil es der Nas tional - Versammlung, die durch keinen ungeseßlichen Beschluß von dem Rechtsboden - abgewichen, die Anerkennung versage, und noch hinzufügte , man habe: es in Deutschland schon so oft erlebt, daß solche, die sih für gut constitutionnell ausgaben, die auf constitu= tionellem Wege gefaßten Beschlüsse nur so lange für gültig aner- kennen, als sie in ihrem Sinne seien, erwiederte Stats - Minister von Speßhardt: Daß wir constitutionell sind, haben wix dem Landtage bewiesen, und daß wir uns nicht blos Jaherren gegen- übergestellt sehèn wollen; auch wir haben Widerspruch ertragen und Jhnen nachgegeben, so viel als uns möglich war. Wir werden auch ferner, so weit möglich, mit Jhuen gehen, auch in Bezug auf die neue Verfassung z aber das müssen wir ofen bekennen, daß wir die Verfassung vom 28, März nicht ins Leben zu rufen ver- mögen, und mit diesem Parlamente nicht gehen fönnen. Wix können dies nicht, wenn wir nicht den Weg der Revolution einschlagen wollen, wie in Baden und. in. der: Pfalz.

Frankfurt. Frankfurt, 18. Juni, (O. P. A. Z) Im Laufe des gestrigen Tages und der vergangenen Nacht ist der größere Theil der in dieser Woche hier einmarschirten preußischen Truppen nah dem Kriegsschauplaß zwischen Neckar und Main abgegangen ; Rei- terei, Jnfanterie und Artillerie. Hier. eingerückt sind gestern früh zwei Schwadronen Kürassiere, ein Jäger-Bataillon, zwei Bataillone Linie 20r, eine halbe Fußbatterie, fernex: cine Schwadren rothe Husaren, ein. Bataillon Landwchr- 20x, eine: halbe reitende Batterie. Ein Theil dieser neu angekommenen Truppen: is bereits: südwärts wieder abgegangen.

Bremen. Bremerhaven, 17. Juni, (Wes. Z.) Die deutschen Kriegsdampfböte „Barbarossa“, „Hamburg“ und „Lübed“ sind, nachdem sie diesen Morgen 35 Uhr von, Kuxhaven ausgegan- gen, um 9 Uhr hier angekommen und auf der Rhede geankert.

Hamburg, Hamburg, 18. Juni: (B. H.) In der vor- gestrigen Sigung der konstituirenden Versammlung wurde eine von eiwa 2200) hiesigen Bürgern unterzeichnete Erklärung zu Gunsten einer Abänderung des Verfassungs - Entwurfs in Bezug auf das Wahlgeseß und die Zusammenseßung: des Raths eingebracht und beschlossen, - dieselbe ad acta zu legen, nachdem ein- Antrag des Ab= gcordneten Pr. Abendroth, sie an den. Verfassungs - Ausshuß zu verweisen , abgelehnt worden war. Die Versammlung begann darauf die zweite Verlesung des: Verfassungs «Entwurfs- und nahm die ersten 15 Paragraphen: desselben in. folgender Fassung an:

Erster Abschuitt. Allgemeine: Bestimmungen. Art. 1. Der Freistaat Hamburg bildet einen selbsiständigen Einzelstaat des deutschen Reichs, Art. 2, Das: Gebiet, des hamburgischen Staats umfaßt sämmtliche, gegenwärtig demselben angehörexde Theile. Die Regulirung der: Verhältnisse des: Amtes. Bergedorf bleibt vorbehal= ten. Jede. Gehiets;- Veräußerung: gilt: als: eine- Veränderung. der Q, Art. 3, Angehöriger des: hamburgischen. Staats: ist: Jeber, welchem nach gesehlicher Bestimmung des Heimatsreht in demselben zusteht, Art. 4. Das Staatsbürgerrecht wird durch Ver-

pflichtung. auf die Verfaßung: erworben, Nur Volljährige werden zu

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dieser Verpflichtung zugelassen. Die Form berselben bestimmt das Gese. —Art. 5. Jür Staatsangehörige ift die Erwerbung des Staatsbürger= rets an keine andere Bedingung gcknüpft, als die im vorigen Artikel vor- ges{hriebenen. Art. 6. iht-Staatsangehs:ige haben vor Erwer= bung des Staatsbürger - Rechts nachzuweisen, daß ihrer Aufnahme als Gemeinde - Bürger in die städtische oder eine der übrigen Gc= mcinden nihts entgegensteht. Sie können auch nach Erlangun des Staatsbürger - Rechts die in demselben enthaltenen Befugnisse erst, nachdem sie das Bürgerrecht in einer Gemeinde erworben, aus- üben. Art. 7. Die Verfassung des Staats is die demekratische. Alle Staatsgewalt wird von den Staatsbürgern entweder unmittel bar oder mittelbar durch verfassungsmäßig gewählte Vertreter aus=- geübt. Art. 8. Die geseßgebende Gewalt is der Vürgerschaft, die vollzichende dem Rath, die richterliche den Gerichten Uber- tragen. Zweiter Abschnitt. Grundrechte. Art. 9. Alle Staa'sangehörigen sind vor dem Gesche gleich. Art. 10. Der Staat erkennt bei seinen Angehörigen fcinen Adel, noch sen einen bcvorrechteten Stand an. Art. 11, Kein Staataangehöriger darf von einem anderen Staate cinen Titel oder Orden annehmen. Ein von einem anderen Staate übertra= genes Amt befreit keinen Staats - Angehörigen von den ihm gegen den hamburgischen Staat obliegenden Pflichten. Art. 12. Nie-= mand darf verhindert werden, aus dem Straats-Verbande zu tre= ten, wenn er die zur Zeit bereits entstandenen Obliegenheiten gegen den Staat erfüllt und keine privatrechtlichen Anspruche gegen sci- nen Austritt geltend gemackcht werden. Abzugsgelder dürfen nicht erhoben werden. Art. 13. Kein Staats-Angehöriger darf einem anderen Staate zur Bestrafung ausgeliefert werden. Art, 14. Die bfscnilihen Aemter sind fur alle Staatsbürget , wel@e die ge- selih vorgeschricbenen Eigenschaften besiven, gleich zugänglich. Das Geseß darf nur solche Bedingungen aufstellen, wclche die Natur des Amtes fordert. Art. 15. Die Freiheit dcr Person is unverleß= lich. Niemand darf anders, als in den geseblih bestimmten Fällen verhaftet oder in polizeilice Verwahrung genommcn werden.

Jn der Vorstadt St. Pauli kam cs gestern Abend zu einem Straßentumult, veranlaßt durch eine von Unbckanntcn angestiftete Demonstration gegen Unterzeichner der an die Constituante gerich= teten Erklärung für Lebenslänglichkcit des Scnats 2c. Es wurden Fenster eingeworfen und besonders ein Haus übel mitgenommen, bis es dem Einscyreiten der bewaffnet: 1 Macht gelang, die Ruhe wie= derherzustellen.

Der Herzog von Nassau is bercits gestern auf der Rückkehr nah dem Kriegéschauplaye wieder in Altona eingetroffen.

Kuxhaven, 18. Juni. (Pr. elcktro-magnetischer Telegraph.) (H. C.) Gestern Abend 9 Uhr wurde von Neuwerk und Duh- nen die Anwesenheit dänischer Kriegs - Schiffe in der Elbe durch

Signale gemeldet; das -heute früh hier aufpassirte Post-Dampfboot Princcß Royal berichtet indessen, gar feine Schiffe vor der Elbe geschen zu haben und müssen sich demnach die Dänen schon gestern bend wieder seewärts entfernt haben. Ein gestern Abend auf=-

passirter Fischer-Ewer soll die Nachricht gebracht haben, daß Steen Bille das Fischen wieder frei gegeben habe.

Man behauptet hier mehrseitig, heute Veormittäg schweres Schicßen seewärts gehört zu haben.

Ein diesen Nachmittag hier angekommener Lootse von Bremer- haven berichtet, daß die amerikanische Fregatte „St. Lawrence““ heute Morgen zu Bremerhaven angekommen ist.

Ausland.

Frankreich. Paris, 17, Juni. Heute, Sonntag, - findet keine Sihung statt. Da indeß die geseßgebende Versamm- lung noch in Permanenz i} , so kann sie jeden Augenblick zusam= menbcrufen werden. Der Temps sagt: „Es ist gewiß, daß ernste Zerfahrenheit unter der Parlaments-Mehrheit herrsht. Diese Zer= fahrenheit soll sich morgen bei Gelegenheit von Interpellationen über Jtalien an den Tag stellen. Falloux und seine Freunde woell= ten diese Interpellationen \hou gestern hervorrufen; allein Dufaure wußte sie dur eine geschickte Shwenkung auf morgen - (Montag) zu verschieben. Es tritt immer klarer hervor, daß man sich Du- faure?s entledigen will. Der Minister des Innern schreibt im heutigen Moniteur 35 neue Wahlen für den 8. Juli aus. Auf Paris fallen allein 11 Neuwahlcn, da Ledru Rollin, Murat, Lamo- ricière, Dufaure, Passy, Pyat, Bixio, Barrot, Bac, Cavaignac und Roger (Nord) durch Loos oder Optirung für andere Departements bestimmt sind.

Von den 20 Mitglicdern des Berges, welche gerichtlich zu ver=- folgen die Kammer gestattet hat, sind nur- 5 bis jept verhaf.et, die- selben, welche am. 13ten in, der Gewerbschule verhaftet wurden; die anderen 15. sind flüchlig. In Vincennes werden bereits Zimmer

? für die verhafteten Repräsentanten eingerichtet: Es war gestern

zwar wieder das Gerücht verbreitet , Ledru Rollin, Boichot und Rattier seien auf dem Wege nach Lyon festgenommcn worden, allein dieses Gerücht bedarf der Bestätigung. . Hingegen hat man die Proclamation, in Manuskript gefunden, welche die Montagnards in der Gewerbschule ans Volk erließen, um es zu den Waffen auf= zurufen. Wiewohl dieses Aktenstück zerrissen wax, hat man doch mehrere Unterschriften noch entzisfern können; es sollen dar- unler cinige sich befinden, die am “Atcn in. der Kanmex ihre Unterschrist, wie die ganze Proclamaticn für apokryph, für ein Machwerk der Polizei erklärt haben. Die Gazette des Tribunaux meldet auch. das Auffinden ciner höchst fompromittirenden Korrespondenz zwischen * einigen Mitlglicdern des Berges und dem römischen Triumviratz se seßt hinzu, dieselbe fläre gewisse Vorgänge der italienischen Expedition auf und wcrde die Soîidaten über die: Rolle belehren, welche die: Leute gespielt, die sich, die einzigen Vertheidiger der Würde der französishen Fahnen nannten. ach demselben Vlatte wäre Considerant, verhaftet wor= den, was jedoch das Droit in Abrede stellt. Als vorgestern die Abtheilungen der: Versammlung beschäftigt waren, die Kommissien zu ernennen, welche den Antrag. des General - Prokurators. um Er- mächtigung zur Verfolgung von 7 Repräsentanten in Erwägung zie= hen. sollte, bestiegen 3 derselben, worunter Heipmann und. Rclland, einen Fiaker und haben ic \éitdem. nicht mehr sehen lassèn. Noch; ein anderer. Repräsentant, Mituntcrzeichner der aufrührerischen Er- lase-, ist vershwunden. Die Opinion publiqué brhauptet, Le- dru Rollin. sei nach seiner Flucht aus der Gewerbschule. na Versailles gegangen, wo er übernachtet habe. Am folgenden Morgen habe er sich ganz früh über St: Germain und durch den

- Wald von Poissy nah der nächsten Eisenbahnstation begeben und

sei na Havre gefahren, wo er si{h \ö'ort nach England eingeschi}t. Ein anderes Journal will- Life ev sei auf d Wege ras A durch einen Posthalter verhaftet worden. Dem-Constitutionnel zufolge, waren dié Worte, Entshlússe und Handlungen. der- aufrüh= rerishen Regierung, welche etwa eine Stunde in; der. Gewerbjchule ihren Siß hatte, keinesweges heldenmüthig.. Etwa: 30 Repräsentan- ten, fast sämmtlich mit ihxem; Schärpen, waxen anwesend, und 20

mit Flinten bewaffnet, wohnten allcn

Männer in Blousen, Einige drangen auf

Berathungen bei. Diese waren lärmend ; t Widerstand, während Andere am Erfolge cerzweifclten. Im einen Augenblicke beschloß man, sich zu vertheidigen , im näcsten ward entschieden, daß man sich anders wohin begebin wolle. Einige Mitglieder schrieben Prcclkamationen, andere zen die tiefste Muthlosigkeit. Ledru Rollin, dessen Gesicht gew hnlih stark geröthet i, war todtenbleich, und er murmelte wiederholt : „Wenn wir in die Straße hinabstcigen, so werten wir in Slúcle gehauen.“ Mehrere der Repräscntanten und ihrer Vertheidiger cnt= kamen aus der Gewerbschule übir das Dach. Statt des abges Þ=- ten Physikers Pouillet, dem man die Erleichterung der Flucht L. dru Rollin's und Genosscn zur Last lcgt, \cll Wolcwski zum Verstcber der Gewcrbschule ernannt werden, an dem er gegenwärtig eine Pro- fe}sur bekleidet. Als am 13. Juni die Rcpräfentanten des Bergcs und ein Theil der Artilleristen der Nationalgarde im Garten TeS Palais National versammelt waren, sagte Oberst Guinard zu dcu Levieren: „Bürger! Die Volksvertreter , welche die Verfassung gaben, stehen im Begriff, sich in der Giwerbscule zu konstituircu, Sie erlassen einen Aufruf an die Artillerie “dcr Nationalgarde ; wollt Jhr Euch um sie scharen ?“ S ämmiliche Artilleristen riesen: „Ja! Ja!“ Guinard fuhr nun fort: „Bevor ZJhr Euch entschei= dit, erwäget wohl, was ihr zu thun vorhabt, und Je=- ver, der sckwankt, verlasse unsre Riihen. Nocktmals also, wellt Jhr Euch um den Berg \charcn?“ Alle antwmcrtes ten: „Wir \{chwören es. Vorwärts!“ Hierauf zogen sie untér dem Zurufe eines Pöbelhaufens mit den Repräsentanten nach der Gewerbshule. Temps und Republige veröffentlichen Lien Sreiben von Ledru Rollin's Privatsccretair: „Die kon creativen Jeurnale übersctütten den Bürger Ledru Rollin mit Verleumdun- gen, Beleidigungen und Sctimpfredcn. Der Constitutionnel nennt ihn cinen Anarchisten, der Dix Decembre cinen Feigling. Ledru Rollin war aber stets cin Republikaner und eiu Mann ven Muth und Herz. Daß sih jeyt alle cin Feinde vereinigen, um ihn mit Schmuß zu bewcrfen , läßt sich erklären , denn sie könnén ihm nicht verzeihen, daß cr die Rcpublik gegrundet ; aber es sci mir, seinem Privatsecretair scit sicben Jahren, vergönnt, jrpt {on einen Protest gegen dieses Geheul cinzulegen, bis Herr Ledru Rellin seinen Feinden selbst gegenUbertreten wird. Er wird sich vertheidigen. Jeßt ist er abwesend, und es sollten sich scine Feinde wenigs:ens gegen den Ab= wesenden ctwas weniger rachedürstend zcigen. So lange also dim Angegriffenen kcine Gelegent eit ¡ur Silbstvertbe.tizung gegeben ist, rufe ih jedem Journale, das sich Beleidigungen gegen izn erlaubt, zu: Sie haben gelogen! und sowohl rif: li als persöulich hebe ich den Handschuh auf, den man mir eiwa hinwerfcn könne. Paris, 16. Juni. Alfred Delvau, Secretair Ledru Rollins.“/ Der Moniteur erklärt, daß die Justizbeßörde zu der in mehr.ren Iour- nalen erfelgten Veröffentlichung gewisse Aftenstucke, die man in der Gewerbschule gefunden habe, nicht blos außer aller Bezichung stehe, sondern selbs darubcr ungehalten ci.

Die Morgenblätier veröffentlichen heute cin von Dufaure kon- trasignirtes Dekret des Präsidenten Bonaparte vom 13ten, welches die Jrurnale Reforme, Peuple, Revolution, Democratie pacifique, Tribune des Peuples und Vraie Republis- que suspendirt und dem General Changarnier bcfichlt, die Ver= lagebürcau's dieser Journale militairisch zu beschßcn. Wie cs schcint, wurde dieser Beschluß den Intcresscnten erst gestern Abend, cinge= händigt, denn der National fragt heute das Ministerium, warum der Präfekt von Paris dieses Dekret drci Tage in der Tasche getragen habe. Der verantworlliche Herausgeber des Peuple, Duchene, der in Ste. Pelagie sit, wurde vorgestern abcrmals zu 6 Monaten Gefängniß und 1200 Fr. Geldstrafe verurthcilt , weil er sein Blatt ohne Hinterlegung der vorgeschriebenen Caution here ausgab. Auch den Drur traf Strafe.

Der Moniteur enthält das Dekret, durch wclches dem Ge- neral Changarnicr, weil es nothwendig sei, den Befchl über alle verfügbarcn Streitkräfte in einer Hand zu vereinigen, das Dopypcl= Kommando der National-Garde und der crsten Militair=Division, wie schon erwähnt, wieder Ubertragen wird. Ein Armeeb«c fehl macht dem ganzen Heere bekannt, daß die geseßgebende Versammlung in ihrer Sitzung vom 15. Juni dem General Changarnier, als Retter des Vaterlandes, ein Dankvotum gewidmet habe.

Die Verhaftungen, Haussuchungen und Ausweisungen dauern fort. Namentlich sollcn alle Personen, die mit Ledru Rollin ver- kehrten, vor den Untersuchungsrichter gestellt werden. Deutsche Republikaner, hcißt es, hätten Bürgerwehr - Uniformen angezogen, und die Bannmeile zum Uebergange zu den Rcthen verleite*. Es soll hon eine bcdeutende Zahl von Bewcisstucken bcim Greffier des Seine=Tribunals liegen, darunter auch, wie die Patrie ver= sichert , ein aufgefangcner Brief aus dem Elsaß mit der Adrcsse: „An den Herrn Chef der Bewegung und der Regicrung zu Pais.“ Der Staatë=-Anwalt Baroche leitet die Untersuchung aufs thâätigste. Gegen die deutsche republikanische Gesandtschaft, wclche geheime Zusam- menkünfte mit Ledru Rollin gehabt haben soll, wurden ebenfalls Ver= haf:sbefchle erlassen,welcbe ind, ß nur theilweisc ihreAuofuhrung erl.altcn fonntcn. Schüß und Ruge sollen den Nachforschungen der Polizei entkommen sein. Karl Blind aber und noch ein anderer dicser Ab= gesandten sind, wie berichtet wird, verhaftet werden. Auch Ewer- beck, Tauscnau und Pclzler aus S:eyermark sollen sich in Hast be= finden. Bei Seiler, Stenographen der National-Versammlung, wurde eine genaue Sichtung aller Papiere vorgenommen, dis aber fein besonderes Resultat gewährt haben soll.

Die Berichte aus Lyon reichen nur bis zum 13ten Abends, wo General Magnan noch Verstärkung abwartete.

Großbritanien und Jrland. London, 17. Auf, Der Prinz von Joinville hat sich nach Rotticrdam eingeschisst, von wo Se. Königl. Hoheit sich nach Eisenach begeben will, um dcr Herzegin ‘von Orleans einen Besuch abzustatten.

Gegen den Antrag des: Herrn: Herries aaf Verenthaltung der Königlichen Zustimmung zu der von der Legislatur Kanada's ange=- nommencn Bill, welche Allen, die bei dem fruhercn kanadischen Auf=- stand beschädigt und nicht wegen Hochverraths gerichtlich verurtheilt worden-, Entschädigung ertheilt , so wie gegen die Vertheidiger die» ses: Antrags , die in jener Entschädigung nur eine Bilohnung fur Rebellen sahen und: die Genehmigung nicht für verträglich mit der Ehre des Mutterlandes halten, \orach vornehmlich Sir R. Peel, indem er, wie er sagte, nicht einsehe, daß die Ehre der Krone einen so außeror- dentlic:en Einspruch gegen einen von einer sehr actungswerthen Mas jorität des fanadiscen Parlaments: gefaßten Beschluß verlange, während er es viel rathsamecr finde, wen das: Haus die Entschei- Tung der Discretion und der Virantwortlichkeit der Regierung úber=- lasse und einen Konflikt mit der Majorität dcr kanadischen Ver- sammlung: vermeide: Ein. entgegengcsegtes. Verfahren vernicte das Prinz'p der konsiitutioncllen: Regierung und trübe die’ Aussicht auf eine: dauernde: und: freundliche Verbindung des Mutterlandes" mit einer Kolonie, für dcren: Wohlfahrt und Gedeilben Aedeinann cin gvoßes Interesse hege. Herr D’'Jsracli meinte, es handele sich Mea darum, ob- die Königin ihr constitutionclles' Veto ansuben solle c

i ä i Y der Ma=- nicht; das Veto: wäre zu gar nichts da, wenn der Véshluß e jorität stets endgültig sein sollte; er beleuchtete die-Politif- bet vel