1849 / 171 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Beseitigung der wahrgenommenen Unzukömmlichkeiten allgemein ein-

1 verden. E Z gefü Die Capitulationszeit wäre nah den Militairvorschriften zu bestimmen, und wäre für vorhinein bestimmte Fälle zur Erzielung einer vielseitigen Verwendbarkeit eines Gendarmen, deren Aneignung eine längere Praris im Dienst erheischt, die Festsebung einer Capi= tulationszeit von etwa 10 Jahren zuzulassen. L

e) Die mit der Gendarmerie in dienstliche Berührung treten- den Behörden hätten in den bezeichneten Fällen Konduite-Berichte an ihre vorgeseßten Stellen zu erstatten, und wären diese Berichte an das Ministerium des Jnnern zu keiten. ¡

f) Die Beförderungen in der Landes-Sicherheitswache dürften im Allgemeinen nah den Militair-Vorschriften geregelt werden, bei der Beseßung von Offizierstellen aber hätte ein Einvernehmen der Ministerien des Kriegs und des Innern voranzugehen. ;

Der treugehorsamste Minister des Innern erlaubt si auf die Allerhöchste Genehmigung dieser Grundlinien einer Landes-Sicher- heitswache mit dem Bemerken ehrfurchsvoll anzutragen, daß hiermit eine zureichend sichere Richtschnur gegeben wäre, um zu den Detail= Ausarbeitungen überzugehen.

Wenn es auch derzeit noch niht möglich is, einen genauen Voranschlag über den Aufwand zu liefern, welchen die Erhaltung der Landes=-Sicherheitswache für das Gesammtreich verursachen wird, so ist zur annäherungsweisen Ermittelung der diesfälligen Auslagen doch eine Richtschnur, theils in den hinsichtlich des lombardischen Gendarmerie - Regiments gewonnenen Erfahrungen, theils in den Anträgen, welche in dem ehrfurtsvoll ange(lossenen Berathungs- Protokolle vom 14. Mai l. J. niedergelegt wurden, gegeben.

Laut der Rechnungen der leßten Jahre, haben die Auslagen für das aus 992 Gendarmen und 38 Ober - Offizieren bestehende Gendarmerie - Regiment alljährlich fast in unveränderter Ziffer bei 398,000 Fl. C. M. betragen.

Laut des dem Kommissions-Protokolle sub e. zuliegenden Ge- bühren - Entwurfes besteht die jährliche Gebühr eines gemeinen Mannes des lombardishen Gendarmerie - Regiments in Löh- nun L E T 0h e 200 Fl. C. M. und in einem Quartiergelde von 50 »

Zusammen also in 250 Fl. C. M.

Es entfallen sonach von dem obigen Gesammt-Aufwande pr,

398,000 Fl. C. M. auf Löhnungen und Quartiergelder der 992 Gendarmen 248,000 » » wonah für” den Regimentsstab, die Chargen, Naturalien und die übrigen Auslagen des Regiments e ao a aaen 4190/00091, CEM, verbleiben. /

In dem s\echsten Punkte des ehrfurchtsvolls| angeschlossenen Kommissions-Protokolls wird ferner angenommen, daß die Löhnun eines Gendarmen in einer täglichen Grundgebühr von 25 Kr. C. M. und in einem Landes= oder Lokal-Zuschuß in der Art, wie ihn dermal die Finanzwache bezieht, mit Rücksicht auf die Stations- Verhältnisse zu bestehen habe, das höchste Ausmaß der Löhnung sammt Zuschüssen für einen Gendarmen jedoch 40 Kr. C. M. nicht übersteigen dürfe. B

Werden die Auslagen für den Stab des Regiments, für die Chargen, Naturalien und sonstigen Auslagen mit der Ziffer von 150,000 Fl. angenommen, rüdsichtlich welcher jedoch in Wirklichkeit eine bedeutende Verminderung eintreten dürfte, da die Naturalien, insbesondere die Fourage für die Pferde der berittenen Mannschaft, in den meisten Theilen der Monarchie geringer zu stehen kommen werden, als in der Lombardei, so ergiebt sich der sährlihe Gesammt= Aufwand für die 13 Gendarmerie-Regimenter in der Gesammt= Monarchie, wie das in Ehrfurcht anverwahrte Tableau nahweiset, mit der Totalsumme von 4,800,000 Fl.

Nebst der Landes-Sicherheitswache wird es zwar noch immer Gemeindewachen geben, welche in den Bu Städten, wo für die Geschäfte der Polizei eigene Staats-Behörden bestellt sind, eine größere Anzahl erreichen und besonders regulirt werden müssen, wie dies bisher mit der Militair-Polizeiwache der größeren Städte der Fall war, allein das Geschäft dieser Gemeinde= und Stadt- wachen ist vornämlich auf den Dienst der Lokal=Polizei gerichtet und erheischt keine so strenge Prüfung der in die Wache aufzuneh- menden Individuen, wie es doch bei der Gendarmerie nothwendig ist, Mit der Bitte, um die a, h. Genehmigung der vorliegenden allgemeinen Grundzüge verbindet das treudebbrsaviste Ministerium des Jnnern den ehrfur{chtsvollen Antrag, es zu ermächtigen, also-

leich mittelst eines aus Organen der verschiedenen Verwaltungs= örper zu bildenden Comités die Adaptirung der Vorschriften der lombardischen Gendarmerie auf die Übrigen Kronländer berathen, ein Dienstreglement und eine Instruction für die Behörden ent- werfen zu lassen, und sohin Ew. Majestät einen geeigneten Mann zum Central-Inspektor provisorisch in S bringen zu dürfen.

Auf diesem Wege wird es gelingen, sehr bald die zur Aktivi- rung der Landes-Sicherheitswache nöthigen Vorbedingungen zu ge- winnen, wobei sih an der Hand der Erfahrung die weiteren An- haltspunkte finden werden, um über die Zahl, die Dislocation der Wachen, dann ihre Bezahlung. diejenigen Bestimmungen zu treffen, welche den Dienst- und Finanz-Jnteressen am meisten entspre en.

‘Geruhen demnach Ew. Majestät, tie Allerhöchste Bewilligung zur Errichtung einer Landes - Sicherheitswache im ganzen Umfange des Kaiserreiches nach den ehrfurchtsvolls| angedeuteten Grundzügen zu ertheilen und das Ministerium des Jurern zu ermächtigen, die weiteren in dieser Beziehung erforderlihen Verhandlungen im Ein- verständnisse mit den hierbei betheiligten Ministerién zu pflegen und die erforderlichen Anträge a. u. zu erstatten.

Wien, den 30. Mai 1849. K

a ch.

Hierüber erfolgte nachstehende allerhöchste Entschließung :

„Jch bewillige die Errichtung einer Gendarmerie in Meinem Reiche nah den in diesem Vortrage dargelegten Grundzügen und ermächtige Meinen Minister des Innern , die in dieser Beziehung erforderlichen weiteren Verhandlungen im Einvernehmen mit den hierbei betheiligten Ministerien zu pflegen und Mir die geeigneten Vorschläge zu erstatten.

Schönbrunn, den 8, Juni 1849.

Franz Joseph.“

__ Wien, 20. Juni, Die Wien. Ztg. enthält heute folgende amt= liche Mittheilungen: „Der Unterricht in dex Landwirthschast, dem Forst=-,

. Berg- und. Hüttenwesen greift in den Wirkungskreis zweier Mini=

ger ein. Das Ministerium des öffentlichen Unterrichts hat die ufgabe, alle Bildungs-Anstalten des Reiches, insoweit die eigen- thümlichen Verhältnisse nicht ausnahmsweise eine andere Verfügung nothwendig machen, zu leiten, damit der Gang derselben ein in- einandergreifender und gedeihlicher sei, Es gehören demnach nicht nur alle Unterrichts-Anstalten, an welchen die Vorbereitungs-Wissen- haften gelehrt oder nur streng H seagafilide Lehrkanzeln für die Fachstudien ohne unmittelbaren Zusammenhang mit dem wirklichen Betriebe bestehen, in den Wirkungskreis ‘des Ministeriums des

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dentlichen Unterrichts; sondern es muß auch der Einfluß dieses Ministeriums auf alle Bildungs =- Anstalten ohne Ausnahme , also auch auf die rein technischen und praktischen Schulen insoweit gesichert sein, daß die Organisation solher Schulen nicht ohne dessen Einverständniß festgeseßt oder geändert und dasselbe von dem Erfelge fortlaufend in Kenntniß erhalten werde. Andererseits können die Schulen, in denen Landwirthschaft, Forst-, Berg- und Hüttenwesen praktish gelehrt werden, in denen daher der theoreli-

\{che Unterricht mit der praktishen Mitwirkung auf Musterwirth-=

schaften, in besonders zugewiesenen Forstrevieren, und bei hierzu be- stimmten Berg- und Hüttenwerken, Hand in Hand gehen soll, welche Schulen somit im unmittelbaren Zusammenhange mit dem wirklichen Betriebe stehen, nur dann ihren Zweck vollkommen erreichen, wenn das Ministerium für Landes - Kultur und Bergwesen die Leitung dieser Schulen übernimmt. Denn nur die- Fachmänner sind im Stande, den Umfang des praktischen Wissens, welchen der Landwirth, Forst- oder Bergmann bedarf, bestimmen , die Lehrmethode zweck= mäßig feststellen und den praktishen Unterricht ertheilen zu können. iese in Bezug auf die Aerbau-=, Forst- und Berg - Schulen obwaltenden eigenthümlichen Verhältnisse haben die Nothwendigkeit einer Abgränzung in den Wirkungskreisen des Unterrichts-Ministeriums und des Ministeriums für Landes-Kultur und Bergwesen erkennen lassen, und Se. Majestät haben diesfalls über einen von den beiden genannten Ministerien S erstatteten Antrag, mit Allerhöchster Entschließung vom 4. Juni d. J. folgende Bestimmungen zu genehmigen geruhet: „Grundzüge über die Kompetenz der Ministerien des öffentlichen Unterrichtes und für Landes=Kultur und Bergwesen in Bezug auf den land= wirthschaftlichen forst= und bergmännischen Unterricht. Dieser Un- terricht wird künftig ertheilt in Volksschulen (vielleicht auch in eini= gen Bürgerschulen), in Ackerbau-, Forst- und Bergschulen, an Univer= sitäten und technischen Instituten, 1. Die Volksschulen unterstehen dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts. Ju ihnen kann der auf Landeskultur bezügliche Unterricht nur vermittelst Lesebücher gegeben werden, Bei der Abfassung dieser Bücher wird das Ministerium des öffentlichen Unterrichts die Mitwirkung des Ministeriums für Landeskultur und Bergwesen in Anspruch nehmen. Es wird über die Resultate dieses Unterrichts dem Ministerium für Landeskultur und Bergwesen jährlich eine Mittheilung machen. 11. Die Aerbau-, Berg- und Forstshulen, wenn ihre Organisirung auf den unmittel- baren Zusammenhang dieser Schulen mit dem wirklichen Betriebe gegründet wird, unterstezen dem Ministerium für Landeskultur und Bergwesen. . Nah anderen Plänen zu errichtende Schulen sind Gegenstände einer neuen Erörterung zwischen beiden Ministerien in Betreff ihrer Oberleitung. Was die Wahrung der Interessen, die das Ministerium des öffentlichen Unterrichts zu vertreten hat, in Absicht auf diese Schulen betrift, so haben folgende Grundsäße zu gelten: a) Das Ministerium für Landeskultur und Bergwesen wird feine Veränderung in dem Organismus der genannten Schulen vor- nehmen, ck ohne früher dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts davon Mittheilung zu machen und diesem dadurch Gelegenheit zu geben, die Interessen der ihm unterstehenden vorbereitenden Schulen und die Harmonie des gesammten öffentliczen Unterrichts - Systems rechtzeitig zu vertreten. Es wird dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts auch die Gelegenheit geben, über einzelne Punkte der bereits vorliegenden und zum Theile von Sr. Maje- stät genehmigtéèn Organisations - Entwurfe seine Ansichten und Bemerkungen mitzutheilen. b) Das Ministerium für Landeskultur und Bergwesen wird das R Ra des dvffentlichen Unterrichts in sofortige Kenntniß der Orte seßen, an denen es Ackerbauz, Forst=-

und Bergschulen errichtet. c) Das Ministerium für Landeskultur und Bergwesen wird jährlich dém Ministerium des ‘öffentlihen Un- terrichtes cine Mittheilung/ machen - über den Bestand der oben be- zeichneten Lehr-Anstalten und über -deren Erfolge, damit dieses stets in Kenntniß des Zustandes des gesammten öffentlichen Unterrichtes sei. I. Die- Universitäten und tehnischen Schulen unter= stehen in allen ihren Bestandtheilen dem Ministerium des

öffentlihen Unterrichtes. ‘Wo künftig an ihnen Lehrkan- zeln der Landwirthschaft, des Berg=-= oder Forstwesens be- stehen werden, da wird das Ministerium des öffentlichen Unterrichts bei Beseßung solcher Kanzeln vorläufig den Rath des Ministeriums für Landes-Kultur und Bergwesen einholen. Das Ministerium des öffentlichen Unterrichts wird in dem Organismus der ihm -unterstehenden Lehranstalten keine die Geschäftskreise des Ministeriums für Landes-Kultur und Bergwesen in näherer Weise influenzirende Veränderung vornehmen, ohne srüher die Mittheilung an dasselbe gemacht und die Ansicht desselben darüber ‘vernommen zu haben.“ ;

(Llo y d.) Der Bank-Direktor, Herr von Coith, ist einer derjenigen, welche zu der Kommission, die jeßt über Geld-Angelegenheiten im Finanz- Ministerium Berathung hält, beigezogen worden sind, Die triester Börse hat ohne Aufforderung eine Deputation hierher geschickt, um Vorstellungen “in Vezug auf die Geldfrage an das Minisierium ge- langen zu lassen. Der Aktuar der Börse, Dr, Bürger, und die Herren Johann Hagenauer und Calinian Minerbi sind zu diesem Zwecke hierher abgeordnet worden. Der erstgenannte Herr is be- reits hier eingetroffen und hat die Einladung erhalten, der Bera- Von der erwähnten Kommission im Finanz - Ministerium beizu- wohnen. -

Schleswig - Holstein. Schleswig, vom 18, Juni. (Alt, Merkur.) 124ste Sizßung der Landes - Versammlung. Als einge- gangen ward angezeigt eine Adresse aus Lindholm, Amts Tondern, mit 55 Unterschriften, betreffend Aufhebung der Personal -Unionz ferner eine Be- schwerde ‘einiger Eingesessenen aus dem Gute Rundhoff über ungleihmäßige Vertheilung der Kriegs -Fuhrlasten \, w. d, a.z endlih ein Schreiben des

holsteinischen Wahldistrikt, enthaltend die Anzeige, daß bei der am 15ten und 16ten -d. M. in Segeberg stattgehabten Neuwahl eines Abgeordneten zur Landes - Versammlung der Büreau - Chef Springer zum Abgeordneten gewählt sei. Der neugewählte Abgeordnete war in der Sißung gegenwär- tig und nahm an den in derselben erfolgten Debatten und Abstimmungen Theil, Die Schluß - Berathung über den Antrag des Abgeordneten von Neergaard L. cröffnete der Berichterstatter Syndikus Prehu mit der Erklä- rung, daß 3 Mitglieder des Comités sich für das Amendement des Abgeordneten Niemand (betreffend Vorlage eines Organisations- Geseßes) erklärt hätten, ein Mitglied sei abwesend, er selbst aber müsse ih gegen dasselbe aus\sprehen. Abg. Th. Olshausen erklärte sh für das Amendement: es finde kein wesentlicher Unterschied zwischen demselben und dem Ausschuß - Antrage statt, da es ja noch immer bei der Beschluß- nahme über das Orga Con der Versammlung freistehe, zu bestim- men, welche Bedeutung diese

nicht ausgeschlossen, daß späterhin noch die Versammlung eine wiederholte Berathung, und zwar die zweite durch die künftige legislative Versammlung für zweckmäßig werde halten und demgemäß verfahren können, Abg. Lem- pfert machte darauf aufmerksam, daß nach §. 70 des Staatsgrundgeseyges der Staatsregierung es immer freistehe, wenn die von ihr gemachte Vor- lage verworfen würde , dieselbe einer anderen Versammlung nochmals vor- zulegen, Fasse also diese Versammlung Beschlüsse, welche die Regierung nicht glaube ausführen zu können, so bleibe es ihr unbenommen, von den- selben auf geseßlihem Wege abzugehen, Es sei also keine Gefahr, daß un-

praktische Beschlüsse der Versammlung der Regierung hemmend in den Weg treten könnten. Abg, Niemande Er habe durh sein Amendement die Vorlage

Bürgermeisters Esmarch aus Segeberg, als Wahl - Dir:ktor für den 19ten -

eshlußnahme haben solle; es sei also au |.

eines Geseyes erlangen wollen, welhes nur die allgemeinen Umrisse des Systems der künstigen“ Verwaltung, nicht aber auch spezielle Ausführungen enthalten solle, Der Antrag des Ausschusses sei zu unbestimmt, und eine Erörterung von Geseßen niht der Mühe werth, wenn es allein von der Regierung - abhängen solle, ob diese Erörterung ein praktishes Resultat haben solle oder nicht, An dem Rechte der Vertauinilung, s\ch an der Er- lassung organischer Gesehe zu betheiligen , sei nicht zu zweifeln z {on das Staatsgrundgesey gebe dteser Versammlung dieselben Rechte und Pflichten, wie der künftigen legislativen, Aber au zweckmäßig sei es, daß die Ver- sammlung si jeyt mit diesen Geseyen befasse , sie seien die nothwendigen Konsequenzen des Staatsgrundgesezes, ohne welche leßteres feine Bedeutung haben würde, und der Sireit über die Kompetenz der Versammlung in dieser Richtung komme ihm vor, wie der alte Streit zwischen Thibaut und Savigny; welcher Leßtere Schuld daran sei, daß wir noch immer keine deutsche Geseßgebung hätten. Die Versammlung -werde an der Schwindsucht sterben und sich beim Volke verhaßt machen, wenn sie nur zusammenkäme, um Ge- legenheit8gefeße zu machen, nicht aber Hand ans Weik lege, um dem Volke wirklich praktishe Geseye zu geben, Der Departements - Chef Rathgen sprach sich entschieden gegen den Ausshuß-Antrag und gegen das Amende- ment Niemand's ausz eine Berathung des Organisationsgeseyes könne von feinem Nuyen sein, da die Regierung, bevor sie die ganze Geseygebung vollendet , nicht im Stande sein werde, zu sagen, daß sie an Grundsäzen festhalten wolle, welche vielleicht anfangs gut erschienen , bei ihrer Aussüh- rung im Detail sich aber leicht als unpraktisch ergeben könnten, Es sei ein Jrrthum, wenn die Analogie der Geseygebung süddeuisher Staaten für das hier beantragte Verfahren herbeigezogen werde. Jn Bayern namentlich sei der Organisattonsplan nicht eher herausgegeben worden, bevor nicht alle Spezialgeseße vollendet gewesen und sei einmal gleichzeitig, ein zweites Mal nur kurze Zeit vor den leßteren veröffentlicht worden. Dort habe der Organisationsplan auch- mehr als die bloßen Grundsäße, er habe einen Extraft der Spezialgeseße selbst enthalten. Er wolle nicht der Ver- sammlung das Recht bestreiten, aber zweckmäßiger sei es, wenn die kon- stituirende Versammlung, nachdem sie das Staatsgrundgesey festgestellt, die Ausführungsgeseße einer nah Maßgabe des Wahlgeseßes zusammenge- seßten neuen legislativen Versammlung überlasse. Es“ sprachen noch für das Amendement die Abgeordneten Heiberg, Ohrt, Riepen, Wagr- burg, Kamphövener, welher die Meinung aussprach, daß eine öffent- liche Kritik nie den Werth einex Kritik seitens einer Versammlung wie die gegenwärtige haben könne, da jene nie das Ganze, sondern _ nur Bruch- theile der Geseygebung, und in der Regel nur vom lokalen Standpunkte. aus, zum Gegenstand haben werde, Tiedemann und von Neergaard Il, Der Legptere erklärte, daß, wenn er Vertrauen zu dem gegenwärtigen Ministerium hätte, was er nicht habe, er sid für die augenblickliche Auflösung der kon- stituirenden Versammlung und Einberufung der legiélativen erklären würde, damit dem Lande nícht länger ‘die nothwendigen organischen Gesebe vorent- halten würden. Da aber die legislative Versammlung nicht das Recht habe, sich selbs einzuberufen, und zu befürchten sei, daß das Ministerium sie bei etwanigen fritishen Umständen nicht cinberufen würde, so müsse die gegenwärtige Versammlung bleiben und selbst die Aufgabe übernehmen, die organischen Geseße zu vollenden, Gegen das Amendement sprachen die Abgeordneten Wiggers aus Plön , welcher meinte, daß diese Versammlung nicht. eine Arbeit anfangen solle, deren Durchführung sie voraussichtlich eiver anderen Versammlung werde überlassen müssen, ferner Hansen, Müller, Bremer und der Departements - Chef Rathgen , so wie der Abgeordnete gem, welcher zugleih für den Ausschuß - Antiag das Wort -nahm.

on dem Abgeordneten Th. Olshausen ward der Antrag auf namentliche Abstimmung über das Amendement des Abg. Niemand gestellt und dasselbe genügend unterstügt. Bei der namentlihen Abstimmung er- klärten sich für das Amendement die Abgeordneten : Ahlmann, Behre, Probst Boysen, Burchardi, .Carstens, Claussen, Dahms, Dreis, Friederici, Fries, Gardthausen, Gülich, Hach, Hedde, Heiberg, Pastor Jacobsen, Jahu, Je- bens, Jörgensen, Kamphövener, Klenze, Kolls, Lempfert, Lobedanz, Dr, Lo- renzen, Lorenzen von Kielstrup, von Maack, Mester, Meyer, Morißen, Mül- lenhof, von Neergaard 11., Niemand, Ohrt, J. Olshausen, Th. Olshausen, Prien, Rehder, Neiche, Ri. pen, Rohwer, Rosenhagcn, Schlichting, Konsul Schmidt, Steindorff, Dr. Thomsen, Tiedemann, Todsen, Warburg, Wich- mann, Ziese, Jugwersen, im Gaknzen 52 Mitglieder, Gegen das Amendement stimmten: Asmussen, Balemann , Bremer, Chri- stiansen, Feddersen, Friedrichsen, Hancke, Hansen, Departements-Chef von Harbou, Se. Durchlaucht der Herzog, Hirschfeld, Hüttmann, Departementschef Jacobsen, Johannsen, von Leesen, Lesser, von Lilienkron, Pastor Lorenyen, Lorenzen von Wassersleben, Lübbe, Lüders, Malmros, Möller, Mommsen, Müller, Petersen, von Prangen, Prehn, Departements- hef Rathgen, Natjen, Navit, Rönnenkamp, Scharmer, Steenholdt, Hardes- vogt Thomsen, von Warystedt, Wiggers aus Plön, Springer, Departe4 mentschef Boysen; im Ganzen also 39 Mitglieder, Mit Anuahme des Amcndements des Abgeorbuneten Niemard war die Verhandlung über den von Neergaardschen Antrag erledigt, -— Von dem Präsidenten ward hiernächst als eingegangen angezcigt eine Mittheilung des Departements res Innern, in welcher in Uebereinstimmung mit deu Wünschen der wahl- berechtigten Eingesessenen der Jnsel Sylt beantragt wird, daß die Wahlen zur Landesversammlung für den Iten schleswigschen Wahlvistrikt, von Seiten der zu diesem-Disirikt gehörigen \ylter Wähler auf der Jnsel Sylt abgehalen werden dürften, Die Versammlung genehmigt dies, Eine Juterpellation des Abg. Neergaard Il, dahin gehend, ob von Seiten des \chleswig- holsteinischen General - Kommando?s eine Vertheilung von Frei- Exemplaren des Altonaer Merfurs an die im Felde bcfindlichen Militairs wirklich stattfinde , beantwortete der Departements - Chef des Kriegswesens., Es sei von dem General con Bonin beantragt worden, daß den in Cantonnements vor Friedericia liegenden Soldaten eine Anzahl von Zeitungen gratis ge- liefert werden möchten , und habe tie Negierung zu dem Ende eine Anzahl von Exemplaren des Altonaer Merkurs angekauft, welche regelmäßig unter das genannte Militair vertheilt würden. Es sci also nicht der Fall, daß Frei - Eremplare irgend einer Zeitung vertheilt würden, was im Gegentheil von dem General - Kommando nicht gewünscht worden

- ci, Daß aber die Regierung zu dem gedachten Zweck -die Anschaf-

fung von Exemplaren des Altonaer Merkurs gewählt habe, und nicht eiwa die Nordb. Fr. Pr. in einer Anzahl von Exemplaren ver- theile, könne man der Regierung nicht verdenken, Jn unserem Heere dien- ten wohl an 100 preußische Offiziere, welche zum Theil noch“ in preußischen Diensten ständen, oder in dieselben zurückkehren würden. Diesen müsse die Art und Weise, wie die N, Fr. Pr, die preußischen Zustände diskutire, wie sie fortwährend ihre Angriffe ‘gegen die preußische Regierung 1ihte, höchst unangenehm und verleßgend scin. Wenn es daher wünschenêwerth sei, was gewiß Niemand leugnen könne, daß diese Offiziere unserer Armee erhalten würden, so dürfe man sie auch nicht dadurch fränken, daß man ihren Augen fortwährend ein Blatt aufdränge, welches in so gereizter- Stimmung feind- liche Ansichten gegen Preußen ausspräche. Die Versammlung ging hierauf zur Vorberathung über den Ausschuß-Bericht, betreffend den Gesep-Entwurf über die Einfommen - Steuer über, welche Borbe:athuung in der heutigen

Sipung jedoch noch nicht beendet wird.

Ausland. :

Oesterreich. Preßburg, 19. Juni. (Ll oy d.) Aus glaubwür- diger Quelle erfährt man hier, daß am 17ten am jenseitigen Waag-Ufer ein sehr hipiges Gefecht stattgefunden. Das Feuer wurde. von Seiten der Ungarn eröffnet und von den österreichischen Truppen so lang erwiedert, bis die Ungarn zu weichen gezwungen : waren. Beim Rückzuge wurden ihnen fünf Kanonen und sechzig Gefangene abgenommen. soll von beiden Seiten mit Verzweiflung und Ausdauer gekämpft worden seinz dur Tyrnau sind viele Wagen voll blessirter Kaiserlicher Militairs und Jusurgenten gebracht worden. Unter Lebteren sollen sih mehrere Offiziere bestiben. Einige Dörfer, deren Jnsassen die Waffen gegen die Kaiserlichen Truppen ergrif- fen hatten, wurden, dem Vernehmen nach, streng gezüchtigt. Am 16ten d. soll auch in der raaber Gegend eine schr bedeutende Af- faire stattgefunden haben. ‘Man " weiß jedoch hierübeë keine nähe= ren Details. Die Cholera ‘hat hier. bedeutend abgenommen, nux hier und da zeigt sie sh noch. -

n der ungari\schen Gränze, 17. Juni. (Wanderer.) dia sind méi Kossuthsche Anhänger, zwei Apotheker aus Semi und ein kat E Geistlicher aus Hradisko, gefänglich als Aufwiegler gegen Se. ajestät in Holitsch eingebracht und unter Bedeckung eines Kommandos der slowakischen Freischaaren dem Kriegsgerichte in Preßburg übergeben worden. Es sind dieselben, weldje im vorigen Jahre bei der Verurtheilung einiger junger Frei= fämpfer eine so hervorragende Rolle ‘gespielt haben. Schwere Strafe erwartet sie, doch nit unverdient. Die Gebeine der un- \huldig Hingerichteten sind auf Befehl des Ober =- Befehlshabers der Legion ausgegraben und am 13. Junt unter Ehrenbegleitung einer Abtheilung des slawischen Corps feierlich bestattet worden. In ‘Preßburg traf jenes Bedeckungs-Kommando die Herren Hurban und Hodza, von denen man die freudige Nachricht erfuhr, daß die Wünsche des slowakischen Landes von der Regierung angenommen und bewilligt worden sei. Die beiden genannten Herren wollen ihr Heimatland baldigst besuchen.

Die Ausrüstung des Lewartowskyshen Corps schreitet rasch und erfreulich vorwärts, auch sein Mannschaftsstand vermehrt si{ch zusehends durch Ankömmlinge aus den früheren Bludekschen Schaa- ren. Der Kommandant wird von allen Seiten als ein Mann ge= schildert, der seiner s{chwierigen Aufgabe vollklommen gewachsen ist und in Ausführung derselben durch die Mitglieder des Corps selbst auf das ehrenvollste unterstüßt wird. Schon is die Uniformirung und Ausrüslung vollendet, Ordnung und eine strenge Pflichterfüllung und genaue Disziplin zeigt sich in den jugendlichen Reihen, die Kampflust steigt, durch die eben so energische als liébevolle Behandlung des Befehls= habers, und nit auch die Fähigkeit der Truppe, . ihrer vorge- seßten Bestimmung zu genügen. Erst kürzlich langten 1000 Stück lüttiher Gewehre und 60,000 scharfe Patronen, erstere aus einer für die Magyaren bestimmten Sendung erbeutet, hier an. Die Legionisten exerziren nun fleißig, lassen s{ch aber auch mit bestem Erfolge zu kleinen Expeditionen behufs der Aufrechthaltung der Ge= feßlichkeit und Ordnung verwenden. Jhr Corps dürfte nach An=- kunft der Herren Hurban und Hodza, welche die allerhöchste Be= willigung aller Wünsche des slowakishen Volkes mitbringen sollen, sich wesentlich vergrößern, denn diese Volksmänner wollen eine um- fangreiche Werbung ausschreiben. Obwohl bei den vereinten Ar- meen stets Bewegungen stattfinden, so glaubt man doch nicht, daß die wirklichen Operationen vor dem 20. Juni beginnen werden.

Mailand, 14. Juni. (Lloyd.) Der Kaiserlihe Kommissär Graf Montecuccoli macht unterm heutigen Tage bekannt, daß zur Erleichterung des Kleinverkehrs Schabscheine im Belaufe auch von weniger als 10 Fl. C, M. werden nächstens in Umlauf gebracht werden. Alle sffentlichen Kassen sind angewiesen, obige Scheine als baares Geld anzunehmen und die darauf haftenden Zinsen den Parteien zuzurechnen. Gleichzeitig wird in obiger Kundmachung bemerkt, daß die Summe aller bis einshließlich 6ten l. M. im lom- bardish=venetianischen Königreiche in Umlauf geseßten Schapscheine niht mehr als 1,500,000 Fl. C. M. beträgt. Das Publikum wird vor den Umtrieben der Spekulanten gewarnt, welche durch falsche Gerüchte diese Effekten zu diskreditiren suchen, um dann leßtere mit eigenem Vortheile an sich zu bringen. Diese Scheine seien nur in Anbetracht der momentianen Geldnoth zu unen der Steuer= pflichtigen emittirt worden und werden nah dem bereits veröffent= lihten Plane in wenigen Jahren getilgt sein. Da sämmtliche vom 1. Juni bis Ende Oktober d. J. vom lombardisch - venetianischen Königreiche. abzutragende direkte und indirekte Steuern auf beiläu- fig 16,398,864 Fl. C. M. veranschlagt sind und auch innerhalb obigen Zeitraums wenigstens die Hälste mit 8,199,432 Fl. C. M. in die Staatskassen in Scheinen einfließen kann, so geht daraus flar hervor, daß kein Grund zur Entwerthung dieser Papiergattung vorliege. Sollte Übrigens (heißt es in dem Erlasse) dur Uebel= wollen und Habsucht den gutgemeinten Absichten der Regierung darin entgegengearbeitet werden, so würde slch dieselbe genöthigt sehen, andere Maßregeln, darunter auch jene der zwangsweisen Er- legung des Reinbetrags in Baarem, zur Deckung der laufenden Ausgaben zu ergreifen. L : : .

Die Kommerzial - Bergstraße über beide Abhäuge des Splü- gens ist {on seit Ende vorigen Monats dem Verkehre wieder er-

öffnet worden. ;

Mailand betrauert den kürzlih erfolgten Tod des durch seine Glasmalereien berühmten G. Bertini, dessen Kunstwerke, in den ersten Kathedralen Italiens, namentlih in denen von Mailand, Lucca und Pisa, seinen Namen verewigen,

Verona, 15. Juni. (Lloy d.) Heute früh um drei Uhr ist Se. Excellenz der Feldmarschall Graf Radepky nach einem Aufent= halte von 24 Tagen mit seiner Suite von hier abgereist, um wieder

nach Mailand zurücfzukehren.

Frankreich. Paris, 19. Juni. Die Regierung hat fol- gende Depesche des Generals Oudinot erhalten:

„Der Ober-Befehlshaber des Expeditions - Corps des Mittelmeeres an den Kriegs - Minister. Villa Santucci, 10. Juni, Herr Minister! Jn der Depesche vom 7ten hatte ih die Ehre, Jhnen den Gang der Belagerungs- Operationen bis zum 6óten einschließlich zu melden, Am 7ten. Jn der Nacht des 6ten wurde ein Laufgraben in Angriff genommen, welcher sich gegen die der Bastei Nr, 6 gegenüberstehende Batterie wenden wird. Die im Rücen durch die Parallele gedeckte Communication is vollendet worden. Die Arbeiten bei der Villa Corsini, um die Stellung der Truppen auf der äußersten Linken besser gegen Angriffe zu {üßen, werden weiter geführt. Sie werden am 8ten vollendet sein. er Brückenkopf bei S. Palo wird ebenfalls morgen vollendet und armirt sein, „Jn derselben Nacht vom bten begann die Artillerie den Bau einer Batterie (Nr. 4) außerhalb des Lauf-

rabens parallel mit der rehten Front der Bastei Nr, 6, Diese Batterie oll das Bombardement jener Bastei erwiedern und gegen die innere Böschung, welche bis zu ihrer Höhe unbedeckt is, Bresche \chicßen. Am Sten. Wir haben in dem mit der Batterie verbundenen bedeckten Gange fortgearbeitet und ihn in einer von der entgegengeseßten Seite abgewandten Richtung weiter geführt, uni ihn in einem Waffenplage endigen zu lassen. Alle diese Arbeiten sind ohne den Verlust eines einzigen Mannes ausge- führt worden, Der Tag ward dazu angewandt, den Laufgraben so zu er- weitern, daß Gradins angelegt werden konnten. Die Stellungen wurden verbessert, Jn einem der Laufgräben auf der Rechten, dicht bei der Bastei, warf ein Schuß aus einem feindlichen Geschüße zwei Schanzkörbe nieder z ein Sergeant der 2ten Genie + Abtheilung und ein Soldat des 36sten Re- iments, welche sie wieder aufrihten wödllten, wurden getödtet, Die rtillerie fährt fort, die Schulterwehren der Batterie Nr, 4 zu ver- stärken, Schießscharten werden gemacht, aber 3 Geschüpge sind noch niht auf ihren Laffetten wegen des Regens, der den Boden erweicht hat. Die Batierie Nr. 7 hat den durch das Feuer am vorigen Tage er- littenen Schaden wieder gut gemaht, Neun Geschüge sind auf der Ver- längerung der Batterie Nr. 3 demaskirt worden, eben so 2 neue Batterieen auf ‘dem linken Tiber -Üfer, die erste bei San Alessio, die zweite dem Te- staccio gegenüber, Die lehtere soll gegen die Rückbatterieen des Monte Verde spielen im Augenblicke, wo die Arbeits-Mannschaft und die Wachen der Laufgräben vorübergehen. Am 9ten haben wir diese Arbeiten links von der Parallele bei S, Pancrazio vorgeschoben, und am Abend soll diese Communicationslinie um einen Waffenplaß herumgeführt werden , der auf der Villa Corsini ruhen wird, wenn der Feind keine Hindernisse in den Weg legt, Ein- Laufgraben , 100 Metres lang, is von den bedeckten Gängen aus dem Centrum gegen die Bastei Nr. 7 hin geführt worden. Dieses sehr wichtige Werk bringt uns dem Feinde weit näher, Heute Nacht

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werden wir versuchen, an einem Waffenplaße zu arbeiten , ‘der sch- parallel mit der Angriffsfront rets ynd links am Ende der Linie ausdehnen soll, Bis zu diesem Augenblicke hat der Feind uns in unseren Nachtarbeiten nicht gestört. Alles wird durch fliegende Sappe gethan, und während des Tages werden die Nachtarbeiten vollendet, Ein Sappeur wurde durch einen Schuß bei dem Angriffe, welcher links gemacht wurde „, verwundet, Das Feuer der Batterie Nr. 2 wurde nicht unterhalten, während das der Bat- terieen auf dem linken Ufer von kurzer Dauer war, Die Batterie Nr, 3 feuerte niht, Ein Unteroffizier dieser Batterie würde verwundet. Jn-der Nacht des 8ten ward die Schulterwehr der Batterie Nr. 4 vollendet. Die Maskirung. welche diese Batterie gegen shräge Schüsse shügen sollte, wurde verstärkt, und drei Geschüße wurden hineingebraht, Der vom 4, bis zum 8. Juni einschließli erlittene Verlust betrug 16 getödtete Unter- offiziere und Soldaten und 94 Verwundete, darunter 4 Offiziere, Der Ge- sundheitszustand der Truppen ist fortwährend höchst befriedigend. ZJhre Führung und ihr Muth kann nicht hoh genng gerühmt werden. Ein hef- tiges Ungewitter überfiel uns in der Nacht des 9ten, verursachte jedo nur einige Verwirrung, keinen wesentlichen Schaden. Oudinot de Reggio.“

Ueber den Verlauf des unterdrückten Aufstandes geben die lyo- ner und pariser Blätter noch folgende Details:

„Der Junsurgentenhdufe, welcher am Morgen des 15tecn die rothe Fahne entfaltete, zog aufs Land, um Rekruten zu finden und die Soldaten des Tages zuvor aus der Stadt fortgeschickten, und vermeintlih dem Aufstande ünstigen 2ten leichten Jnfanterie - Regiments zum Anschlusse zu verleiten,

a die Meuterer dies Regiment zu Rambert, wo sie es erwarteten, nicht fanden, so zogen sie, vereinzelte Posten entwaffnend, nach Limonest und Vaise, wo sie viele Personen bewogen, mit ihnen zu gehen, Nach Lyon zurückgekehrt, griffen sie plößlich die Posten an der Veterinairschule (120 Jufanteristen) an und entwaffneten sie. Etwa 30 Soldaten s{chlo}en sich dem Zuge an, die anderen hielt man als Gefangene fest. Auch ein großer Theil der Zöglinge trat in die Reihen der Jnsurgenten ; die Mehrzahl aber weigerte sich, Die 7—800 Mann starke Schaar eilte nah Cioix-Nousse, wo die Bevölkerung sie begeistert empfing, Bis jeßt war die eigentlihe Stadt Lyon noch vom Aufstande frei, Man dachte nun daran, eine Verbindung zwischen Croix-Rousse und Lyon herzu- stellen und zu diesem Zwecke das Bernardinerthor zu nehmen, welches durch die dort befindliche feste Kaserne gänzlich beherrscht wird. Um 102 Uhr er- reichte die Kolonne das Wachgebäude und verlangte freien Durchlaß. Der Offizier wies sie warnend zurück; der Haufe aber schrie: Es lebe die Linie ! Die Armee ist auf unserer Seite! und drang vor. Der Offizier ließ feuern z 12 bis 15 Jusurgenten fielen, und der Rest floh nah allen Seiten. Jett läutete man die Sturmglocken, in mehreren Stadttheilen erscholl der Ruf zu den Waffen, und Barrikaden wurden in verschiedenen Straßen, besonders in der großen Straße, erbaut, größtentheils aber schwach und unzweckmäßigz nur eine in geschüßter Lage bei der Kirche St, Denis war furchtbar. Sofort ward von Fenstern, Dächern und Straßenecken die Bernartiner Kaserne be- schossen, wohin sich der Posten zurückgezogen hatte. DieSoldaten antworteten zuerst mit Gewehrfeuer, hernah aber mit Geschüßen, welhe gegen die Häuser

- gerichtet waren und auch die große Straße bestrichen. Die Militair-Be-

hörden beschlossen, die Hauptpunkte des Aufftandes, uämlich die große Straße und die Mailstraße, energisch anzugreifen, Gegen 2 Uhr umgin- gen 2500 Mann Junfanterie mit acht Kanonen unter General Magnan die Croix-Rousse und stiegen, längs der befestigten Linie zichend, welche Lyon von der Vorstadt trennt, die Höhe hinan. Als sie diese erreicht hat- ten, erinnerte Magnan die Soldaten an ihre Pflicht, und sie antworteten mit Vivat's für die Republik. Das 17te Regiment, welches die Schmach tief empfand, daß das seinen Leuten anvertraute Fort von den Jusur- genten genommen war, bat um Erlaubniß, in der ersten Linie anzu- reifen, was ihm gestattet wurde. Der Angriff begann, die Geschüge pielten erst der Neihe nah auf jede Barrikade, die Soldaten stürzten nach und nahmen sie mit dem Bajonett. Die Insurgenten bedienten sh hier eines \cheußlihen Vertheidigungsmittels ; sie stellten nämlich die efangenen Soldaten des Postens an und auf die Barrikaden , indem sie bintcy ihnen hervor feuerten, Anfangs leisteten sie entschlossen Widerstand und vertheidigten jede Barrikade, so daß sie meistens mit dem Geschüg ver- trieben werden mußten. Zuleyt aber weren sie sihtlich entmuthigt und \hrieen häufig, daß sie betrogen und verrathen seien, da die Armee nicht zu ihnen übertrete, wie versichert worden sei, Gegen 5 Uhr waren sie gänz- lich geschlagen , obgleich ihre Freunde aus den Häusern scharf feuerten. Unterdessen war ein Bataillon mit 6 Kanonen von der entgegengeseßten Seite in die große Straße eingedrungen und vereinigte sih bei der Kirche mít der Hauptkolonne. Von jeßt an war aller Widerstand vergeblich ; einige Junsurgentenhaufen flohen in das Boucle - Viertel und errichteten zwei Barrikaden, die aber ein Bataillon nach eini- en Salven nahm. Während dies Alles în der Nähe von Croix- ousse sih begab, wurden auch in anderen Stadttheilen Barrikaden er- bautz eine derselben, wo ein starker Haufe Meuterer stand, wurde nach geringem Widerstand genommen, und die übrigen wurden nell verlassen. Ein Versuch, die Kirche St, Polykarp zu beseßen, wurde durch Junfauterie vereitelt, Gegen 6 Uhr eilten viele Leute nach Croix-Rousse, wo das Ge- shüp den Häusern großen Schaden zugefügt hatte, um denselben zu be- sichtigen. Der Verkehr blieb bis 8 Uhr am folgenden Morgen unge- hemmt; man hatte blos die Vorsicht getroffen, die Thore von Croix- Rousse zu schließen. Zur erwähnten Stunde wurde jeder Verkehr, ausge- nommen in Geschäften, untersagt. Man ließ Jeden hinaus, aber Nie- maunden herein. Das 17te Regiment benahm sich höchst tapfer und erbeu- tete über 200 Gewehre, Die gefangenen Jusurgenten wurden ihm an- veriraut und um 6 Uhr nah dem Stadthause gebracht, Drei gefangene Soldaten des Regiments, die zu deu Jusurgenten übergegangen waren, wurden sofort von ihren Kameraden erschossen. ie Zahl der getödteten Jynsurgenten wird auf 150, der gefangenen auf 890 geschäßt; die Linie zählte etwa 60 Todte und Verwundete, worunter 3 todte Offiziere. Wäh- rend der Nacht nah dem Kampfe war Lyon militairish besegt ; Kavallerie und Artillerie bewachten die Brácken, Jufantierie die übrigen Postenz diese hatte auh die Ecckhäuser der Hauptstraßen inne, Die Nacht verlief ganz ruhíg, und am 16ten ließ Alles vermuthen , daß keine Störung der Ruhe mehr eintreten werde. Während des Kampfes versuchte ein Haufen Kerle in Blousen sich der Bank zu bemächtigen, wurde aber durch Dragoner ver- trieben, Die Vorstädte Brotteaux und La Guillotiere, \o wie die Dörfer um Lyon, blieben den ganzen Tag ruhig. Unter den Gefangenen, die mei- stens mit den Waffen in der Hand ergriffen wurden, waren 20 Zöglinge der Veterinärschule, 2 Unteroffiziere und 1 Korporal. Die Zahl der Jn- surgenten wird verschieden, von 10,000 bis zu 20,000 angegeben. Die Masse der Bevölkerung blieb ruhig und zeigte sich dem Aufstande feindltch. Noch am Abend wurden viele Personen und darunter die Redacteure zweier rothen Journale verhaftet.“

Herr Felix Pyat hat folgenden Brief an das Siècle ge- richtet: „Herr Redacteur ! Ein Journal meldet, i sei nicht ver- haftet, und es sei mir gelungen, mi allen Verfolgungen zu ent- ziehen. Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, daß ih gestern, 15, Juni, um 3 Uhr mich in den Palast der National-Versammlung begeben und daselbst Herrn Dupin folgenden Brief übergeben habe : „Paris, 13, Juni. Bürger, ih habe auf der Tribüne erklärt, daß die Exekutivgewalt die Constitution verleßt hatz ih habe in einem Manifest an das Volk erklärt, daß die Majorität der Versammlung Mitschuldige der Exekutivgewalt geworden is, Jn drei Departe= ments, in Cher, in Nièvore und in der Seine gewählt, nehme ich die Wahl im *Cher-Departement an, aber ih erkläre, daß ih nicht in der Versammlung siven kann, so lange die Majorität außerhalb der Verfassung bleibt.“ Jn Folge des in diesem Briefe enthal= tenen Geständnisses der Theilnahme an der Urheberschaft des Mani- festes vom 13. Juni ist die vorgestern von der geseßgebenden Ver- sammlung genehmigte gerichtliché Be [En . Pyat's verfügt worden. Bei einer Dame hat die Polizei viele diesem Abgeordneten gehörende Papiere in Beschlag genommen. Ein Polizei-Kommissar O am 17, Juni in Ledru Rollin's hiesiger Wohnung sehr genaue

aussuchungz dasselbe geschah auf seinem Landhause, wo man viele Waffen und Munition vorfand und wegnahm, Jun Boichot?s Woh= nung wurde ebenfalls Haussuchung gehalten. Man fand dort eine Ote Militairkappen mit den Nummern verschiedener Regimenter der Besabung. Sie sollten zur Kopfbedeckung von Insurgenten

‘dienen und bei dem Volk die Meinung erregen, daß die Armee sich dem Aufstande anschließe. Die Jusurgeuten hatten in den verschie- denen Stadttheilen Waffen - Niederlagen gebildet, wo sih die cin=- zelnen Abtheilungen der Aufständischen . versorgen sollten, Als die Kolonne auf dem Boulevard zerstreut war, sah man zahlreiche Hau- fen zu diesen Niederlagen eilen, deren Nachbarschaft sie aber bereits von Truppen beseßt fanden, Sämmtliche Wehnungen der Reprä- sentanten, deren gerichtliche Verfolgung geneßmigt wurde, sind von der Polizei durchsucht und mancherlei auf das Komplott bezügliche Papiere weggenommen worden. Es befand sih darunter ein Schrei- ben an Ledru Rollin, welches ihm anzeigt, daß alle Anstalien ge- troffen seien, um dem Aufstande vollständigen Erfolg zu sichern. Das Droit versichert, daß mehrere der verhafteten Repräsentanten sich weigern, die Fragen des Untersuhungs-Richters zu beantworten.

Die Journale Presse, Siècle und National enthalten folgende gleichlautende Erklärung: „Die Censur ist wiedcr herge- stellt; sie ist blos niht amtlich wiederhergestellt. Ein Polizei-Kom- missár kam vorgestern in die Büreaus des Siècle, der Presse und des National, um diesen Journalen warnend zu bedeuten, daß man, falls sie darauf beharrten, ihre Ansichten Über die Weise, wie die Majorität die Artikel 5 und 54 der Verfassung auslege, noch ferner kundzugeben, eben diese Majorität daruber interpelliren und daß diese dann zu ihrer Beschlagnahme ermächtigen werde. Wir müssen uns der Gewalt unterwerfen; aber wir wünschen, daß- das Publikum wisse, daß unsere Federn nicht länger frei sind.“ Jn - Bezug auf diese Erklärung sagt Galignani's Messen- ger: „Es war vielleiht unnöthig, daß diese Journale dem Publikum ankündigen, ihre Feder sei nicht mehr frei. Wir haben noch nie von einem Belagerungszustand gehört, wo die Presse nicht als unter einer Kontrolle stehend galt, welche über die des gewöhnlichen Gcsepes hinausgreift, Ob die von Presse und National seit dem 13ten veröffentlichten Artikel von der Art waren, daß sie die ihnen gewordene freundschaftlihe Warnung nö- thig machten, mögen ihre Leser beurtheilen. Wir wissen nicht, 1m wie weit die Warnung Erfolg gehabt hat. Beide eben genannte Journale enthielten gestern Artikel, die, ohne gerade absolut heftig zu sein, doch recht frei sich ausdrücken, was sie vielleiht in weit höherem Grade gethan hätten, wenn die Warnung nicht gekommen wäre, Die Presse greift die Politik der Regierung an und pre=- digt noch immer zu Gunsten unbeschränkter Freiheit unter allen Ums ständen und zu allen Zeiten. Sie kann oder will nit einsehen, daß die wahre Freiheit bisweilen nur dur heilsame und vorübergehende Beschränkung gesichert zu werden vermag.“ Die in den Druckereien von Boulé und Proux angerichteten Beschädigungen sind arg über=- trieben worden, wie man daraus ersieht, daß sich Jemand erboten hat, für 1200 Frs. sämmtlihe Reparaturen zu übernehmen. Dem National, der von diesen Beschädigungen Anlaß nimmt, die ganze Partei der Ordnung zu brandmarken und eine ihr sehr nachtheilige Parallele mit dem Verhalten des Volkes bei der Februar =-= Revolu- tion zu ziehen , erwiedert der Constitutionnel, daß bei der Fe- bruar-Revolution- nit, wie jeßt, in blos zwei, sondern in 14 Drucke=- reien die mechanischen Pressen zerstört und andere Druckereien, wie z. B. die von Didot, blos durch die Nationalgarde vor Verwüstun=- gen bewahrt worden sei.

Ein Dekret des Präsidenten der Republik beruft die Wahl- Kollegien von 24 Departements auf den 8. Juli zu 35 Ergän=- zungs - Wahlen zusammen, die wegen Doppel - Wahl oder Todesfall vorzunehmen sind; 11 davon treffen bekanntlich auf das Seine- Departement. Das Comité der „Wahl -Union““ erläßt aus Anlaß der bevorstehenden Ergänzungs - Wahlen für das Seine - Departe- ment einen Aufruf an die Wähler, worin es unter Hinweisung darauf, daß am 13. Mai 100,000 Wähler sich der Betheiligung enthalten hätten, ernst und nachdrücklih an die jedem braven Bür=- ger obliegende Pflicht, sein Wahlrecht auszuüben, erinnert und die Hoffnung ausspriht, daß sämmtliche Wähler am 8. Juli auf ihrem Posten sein würden. Es ladet zugleich alle Kandidaten und Comité’s ein, sich mit ihm in Verbindung zu seßen, und erinnert sie an die Nolhwendigkeit einer vorbereitenden Wahl ; wenn diese erfolgt sei und die Wähler sich somit erklärt haben würden, werde das Central - Comité nur noch das Ergebniß der Stimmgebung zu registriren haben. Um die Kosten der „Wahlunion“/ zu deckcun, ist in ihren Büreaus eine Subscription eröffnet worden.

Vorgestern seßte der Präsident der Republik seine Besuche in den Spitälern von Paris fort. Besondere Aufmerksamkcit schenkte er den Cholera - Sälen und sprach große Zufricdcnheit aus, als er vernahm, daß die Zahl der Kranken und die Heftigkeit der Seucl e merklich abnehme. Gestern besuchte cr in Begleitung des Arbcits- Ministers die Judustrie-Ausstellung in den elgsäishen Feldern, licß sich durch alle Gallerieen führen und bekundete große praktische Kenntniß der verschiedenen Jndustriezweige. Von der draußcn ver- sammelten Menge wurde er lebhast begrußt.

Der Kriegs-Minister hat angeordnet, daß die Alpen-Armee für Marschall Bugeaud, dessen Leichenbegängniß morgen staitfiudet, Trauer anlegen soll.

Changarnier hielt am Sonnabend über alle nach Paris gezo- genen Truppen große Heerschau auf dem Marsfelde. :

Man erfährt nachträglich, daß der Minister der bffen!lihen Arbeiten am 13ten auf dem Boulevard von einem Jnsurgentenhau=- fen insultirt und nur durch das Cinschreiten des Ex-Repräsentanten Gent gerettet wurde. Ein Schneider , der Hand an den Minister legte, ist verhaftet worden; es stellt sich heraus, daß er ein heftiger Klubist und im vorigen Jahre ein außerordentlicher Abgeordneter Ledru Rollin's war.

Großbritanien und Îrland. London, 19. Juni. Im Oberhause erhielt gestern die Bill über die Landpacht in Jrland, nachdem ein auf ihre Verwerfung abzielendes Amendement Lord Redesdale’s mit 38 gegen 35 Stimmen verworfen worden war, die dritte Lesung und passirte. Das Unterhaus licß cine Petition Smith O'Brien?s und seiner drei Mitverurtheilten zu, worin diese bitten, durch Anwalte gegen die Bill auf Ermächtigung der Krone zu Umwandlung der gegen sie wegen Hochverraths er= fannten Todesstrafe in Deportation an der Barre des Hauses plai= diren zu dürfen, verwarf jedoch einen in diesem Sinn hiernächst von Herrn Napier gestellten Antrag und genehmigte die zweite Le- sung der besagten Bill mit 175 gegen 19 Stimmen. Als die obenerwähnte Petition von Smith O’Brien nnd seinen Mitgefan- enen Meagher, M’'Manus und O'Doherty vorgelegt werden sollte, Kade Lord John Russell den Sprecher, ob eine Petition von des Hochverraths beschuldigten Personen angenommen werden könne. Der Sprecher erwiederte, eine Petition von einem derselben sei be- reits angenommen worden, übrigens wisse er nichts von irgend einer darauf bezüglichen Regel oder von einem ähnlichen vorhergegangenen Falle, Der Staats-Anwalt. widerseßte sich der Entgegennahme der Petition, da sie von Personen ausgehe, die nicht berechtigt seien, in einem Gerichtshofe gehört zu werden. Herr Napier behauptete, es sei gegen den Geist der Constitution, wenn die Verurtheilten sih nicht durch eine Petition Gehör verschaffen könnten. Sir F. The-

er hielt die Frage für so bedeutend, daß er darauf antrug, de Besprechung - derselben aufzuschieben, Sir R. Peel war