1849 / 172 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

S A S S O A R o E A r S L E

rühmen. Der Stab des Regiments geht morgen nah Berlin und mit ihm das s{óöne Musikchor.

Die Leipziger Ztg. enthált folgende General-Ordre an sämmtliche -Kommunal-Gärden des Königreichs Sachsen:

- „Da in dert unruhevollen Tägen des Monats Mai tieses Jahres an verschiedenen Orten einzelne Mitglieder der Kommunal-Gaxde sich Vergehen haben zu Schillden kömnién lassen, welche den Bestimmüngeù des Disziplis nar-Regulativs vont 5, Februar 1831 unterliegen und näch diesen zu be- strafen sind, das General - Kommando aber die über das Verhalten- der

Kommunalgarden eingegangenen Rapporte und sonstigen Berichte nur nah |-

und nach zu prüfen im Stande is, so werden die Ausschüsse und Komman- do's hierdurch angewiesen, unerwartet der ihnen deshalb noch besonders zue gehenden Ordres, insoweit dieselben noch nit an sie gelangt sind, mit den nach ihrem Ermessen nöthig werdenden Disziplinar-Untersuchungen zu ver- fahren und dieselben spätestens bis zum 26sten d. M. einzuleiten,

Bis zu dem angegebenen Tage sind daher von den einzelnen Abihei- lungs-Kommandanten, so wie von sonst Jedermann, welchen Vergehen der obenerwähnten Art von Mitgliedern der Kommunal - Garde bekaunt gewor- den, die zur Einleitung der Untersuchungen nöthigen Anzeigen an die be- treffenden Ausschüsse zu. erstatten „und die sonstigen auf diesen Gegenstand bezüglihen Mittheilungen zu machen,

Von den Ausschüssen aber erwartet das General-Kömmaudo, baß sie sih den anzustellenden Erörterungen mit Umsicht und Äusdauer unterziehen und gegen diejenigen, welche zur Zeit der. Géfähr ihre Pflichten zu erfüllen verabsäumt haben, die ganze Strenge der Geseße anwenden, da nur auf diesem Wege das Justitut von Mitgliedern befreit werden kaun, welche den Zweck desselben verkennen und daher nicht würdig sind, ihm anzugehören.

__ Insoweit endlich gan Kommandos den Rappot, welcher in Gemäß- heit der in Nr, 134 der Leipziger Ztg. abgedruckten General-Ordre vom

12, vorigen Monats über das Verhalten der ihnen untergebenen Mann-

schaften einzureichen ist, noh nicht an das General-Kommando erstattet ha- ben, werden dieselben bedeutet, nunmehr unverzüglich und spätestens binnen 8 Tagen dem nurerwähnten Befehle nachzukommen, Dresden, am 4. Juni 1849, Königliches General-Kommando der Kommunal-Garden, Adolph von Zeschau.“

: Hannover. Hannover, 21. Juni. (H. Z.) Die Han- növersche Zeitung bringt die „Bekanntmachung des Königlichen Finanzministeriums, die Forterhebung der Steuern während der Zeit vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 1849 betreffend. Unter Be- zugnahme auf den §. 96 des Geseyes vom 5. September v. J,, verschiedene Aenderungen des Landes-Verfassungsgesetzes betreffend, bringen Wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die bisheri= gen Steuern noch sechs Monate vom Ablaufe der leßten Bewilli= gungszeit an, also vom 1. Juli bis zum 34. Dezember 1849 un- verändert forterhoben werden sollen. Es find demnach die Grund=- steuer; die Häusersteuer, die Personuen-, Besoldungs=-, Gewerbe- und Einkommensteuer, die Stempelsteuer, die Salzsteuer, die'Brenn= steuer, die Biersteuer, die Eingangs-, Durchgangs= und Ausgangs- Abgaben, so wie die Nebeneinnahmen von den Steuern, nach Maß- a der bestehenden Gesege für den gedachten sechsmonatlihen

eitraum an die zur Erhebung angeordneten Rezepturen zeitig zu entrichten. Hannover, 14. Juni 1849, Königlich hannoversches Finanzministerium. Le hzen.“

Württemberg. Stuttgart, 20, Juni, (D. A. Z.) Ein großer Theil der Abgeordneten que Nationalversammlung ist bereits abgereist, die anderen werden alsbald nachfolgen. Nicht Alle traten

jedoch die Reise na Karlsruhe an, ein Theil, naméntlich nord= deutsche Abgeordnete, begiebt { vielmehr in die Heimat zurüd, da sie an dem Erfolg eiues weiteren Tagens im S ver=-

zweifeln, Unter diesen Umständen ist es noch sehr ungewiß, ob eine Anzahl von 100 Mitgliedern \si{ch in Karlsruhe einfinden werde, Jedenfalls aber wird der Beschluß der Uebersiedelung dorthin die Wirkung haben, daß die Auflösung der National-Versammlung nit von ihr selbst ausgesprochen worden ist, Herr Eisenstuck hät bereits vor- mehreren Tagen seinen Austritt angezeigt und Stuttgart ver- lassen. Herr Löwe von Calbe ist noch hier, Der Bericht der staatsrechtlichen Konmiission über die beantragte Anklage gegen vie Minister soll, wie es heißt, morgen in der Ständeversammlung er- stattet werden. Die Klage wegen gewaltsamer Sprengung der Na- tional - Versammlung ist Namens ihres Präsidiums bei deim Ge- richtshof in Eßlingen angebracht worden.

Die Frankf, O, P. A. Ztg. bringt über denselben Ge- genstand Folgendes :

Auch heute lauten die Nachrichten aus Stuttgart sowohl als aus dem ganzen Würstembezger Land durchaus beruhigend. Die Regentschast hat vox ihrer Abreise noch cin Lebenszeichen von sich gegeben, Jn dem von ihr veranstalteten „21sten Stü des R e i h s- geseb blattes“ ist nämlich das von ihr erlassene Geseß über die

ildung der Volkswehr, wie es vor einigen Tagen in dem Rumpf= Parlament angenommen und in diesen Blättern bereits mitgetheilt ist, verkündet, Dieses Aktenstück, so wie zwei Verordnungen glei- en Inhalts , das Aufgebot des exsten nund zweiten Heerbannes betreffend, werdeu wir morgen, um ihrer historischen Bedeutung willen, denn eine andere haben dieselben nit, uactragen.

Stuttgart, 20. Juni. Für den Rest des gesprengten deutschen Parlaments hat sich in Stuttgart, so wie im württember= ger Lande Überhaupt keine Hand gerührt. Von allen tausend und tausend in Zustimmungs - Adressen verbrieften Bürgerwehrmännern und demokratischen Vereins - Mitgliedern lat sich kein Mann sehen lassen. Einige Thränen der stuttgarter Frauen, einige Zeitungs= seufzer und Alles ist ruhig! Die Regentschaft wird sich in diesem Augenblick - bereits in Karlsruhe in Sicherheit befinden, \o lange dort Sicherheit ist, Der Rest der National - Versammlung hielt gestern Abend eine vertrauliche Berathung im Wernerschen Saale, in welcher beschlossen ward, vom 25sten d. M. an in Karlsruhe in Ba- den weiter zu tagen, Von Württembergern - wird jedoch wohl nicht einer nah Karlsruhe gehen, und der Rest der österreichischen Mit- glieder hat vom hiesigen österreichischen Gesandten die abermalige Weisung erhalten, sofort uun nah Hause zu gehen, widrigenfalls ihr Staatsbürgerrecht verloreu sei. Jch glaube, - daß kaum drei bis vier sich weigern werden, Auf diese Weise dürften in Karls- ruhe wohl kaum 50 Abgeordnete sich um die vorangegangene Re- gent\caft haaren, Die Mitglicder der National - Versammlung, Ae A hier sind (bis heute noch die meisten), haben übrigens nahträglih vom hiesigen Ministerium die Genehmigung erhalten, si) als Privatpersonen, \o lange es ihnen beliebt, in Stuttgart S Men aufzuhalten® Die zweite Kammer hielt heute keine

„Die „\hwäbishe Legion“ in Baden hat einen Aufruf an ihre \{wäbischen Brüder erlassen, der eben bic vertheilt unl Darin sind viele Gränzorte als Sammelyläge für die zu Hülfe eilénden bestimmt und die Hülfe bewaffneter Zuzüge in den dringendsten Boyen, at V A wis Ygrin gesagt, daß Hecker in Havre

elandet sei. e 1chwabische Legion il x Die Unruhen in Ulm sind gänzlich aar MSEMR MIE; PAFT I

Stuttgart, 20. Juni, (Sch wäb, M.) Gestern Abend versammelten sich die noch anwesenden Mitglieder dex National- Versammlung zu einer vertraulichen Besprechung bei Emil Wer-= ner. Nach vier Uhr verfügten sie si{ch in den dortigen Saal, der Raum war von Zuhörern gedrängt voll, Der Práäsi- dent Löwe fragte zuerst, ob die Versammlung auf ihrem ge-

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strigen Beschlusse, nux éine vertrauliche Besprechung zu hal- ten, beharren wolle oder niht; nur im ersteren Falle könne er die Leitung übernehmen, Ein Mitglied wollte, daß zu- nächst eine Uebersicht der gegenwärtigen Lage gegeben werden olle, und daß dann erst die Zuhörer abtreten sollten. Löwe wei- gerte si, auch so den Vorsiß zu übernehmen, und ersuchte bald

darauf die Zuhörer, s[{ zu entferaen, da die Mehrzahl der An-

wesenden nux eine vertrauliche Besprechung unter {h wünschten. Die Zuhörer kamen dieser Aufforderung alsbald nah, Eine große Anzahl von Reichstags = Abgeordneten ist bereits abgereist. Von Staats - Rath Duvernoy ist an Herrn „Doktor Löwe aus Kalbe“ ble bi ein Schreiben ergangen, in welchem derselbe ersucht wird, eine bisherigen Kollegen aufzufordern, im Interesse der öffentlichen Ruhe baldmöglichst die Stadt zu verlassen. Heute Mittag wird von einigen Mitgliedern der Natienal-Versammlung und dexr würt= tembergischen Ständekammer den fremden Reichsta O und deren Frauen ein einfaches Abschiedsessen A der Silberburg gegeben. Der. Traiteur. und die drei Turner, die am 18ten d. verhaftet worden, würden nach kurzem Verhbx wieder frei gelaffen, uahdem sie sich _qusgewiesen- hatten. |

Einer tübinger Korréspondenz im Sh wäb. Merkur zufolge

* soll die Regêntschäft am 19, Juni früh auf ihrer Reise näch der

Schweiz durch übingen gekommen sein.

Jn dem mit ‘dem Frankfuttler Reichsgesebblaite fortnumerirten Gesepblatte der Fünfer - Reichsregentschaft wird das von ihr erlassene Geseß über die Bildung der Volkswehr publizirt, gefolgt. van der nachstehenden Ausführungs-Verordnung : i

ämmiliche deuishe Regierunzgen- sind mit Hinweisung auf obiges Ge- seß aufgefordert, sofort zur Organisation der deutschen Volkêwehr zu schrei- ten, und haben in kürzester Frist der Regentschaft, Abtheilung des Kriegs, Bericht über die bereits organisirte Volkswehr zu erstatten, so wie die Vor- shläge zu geeigneten Personen für Ober - Befehlshaberstellen, einzureichen, In denjenigen Landestheilen Deutschlands, wo die Regierungen dieser ihrer Pflicht nicht nahkommen sollten, haben die Behörden der Provinzen, Kreise, Bezirke uud Gemeinden unverzüglich obiges Gesey selbstständig zur Aus- führung zu bringen und der Regentschaft , Abtheilung des Kriegs , inner- halb acht Tagen von heute an Bericht zu erstatten, Ueberall, wo sich zur Zeit organisirte Bürger- oder Landwchr befindet, haben die Kommandanten der Corps sofort der Regentschast Bericht über die Stärke, Waffengattung, Bewaffnung, Munition 2c. zu erstatten, Stuttgart, den 17, Juni 1349. Die Reichsregentscha ft.

Ferner eine Verordnung des gleichen Jnhalts: Zur Abwehr der ge- meinsämen Gefahr, welche der Durchführung der Reichsverfassuig durch den Aiígriff verfassungsfeindlicher Mächte , insbesondere Preußens, auf die Rheinpfalz und Baden droht, verordnet die Reichsregentschast nah Maß- gabe des Art, 7 des Reichsgeseyes vom 17, Juni 1849, wie folgt: Art 1, Der erste Heerbann hat zur Bildung ‘eines Reichsheeres unverzüglich fol-

ende Kontingente zu stellen. Baden; das gegenwärtig unter den Waffen tehende badische Heer; Württemberg+ zur Beseyung der Reichsfestungen Rastatt und Landau vier Jnfauterie- Regimenter, ein Regiment Kavallerie, eine Batterie Artillerie unter dem Kommando eines von der Königlich würt- tembergischen Regierung zur Ernennuug „vorzuschlagenden Befehlshabers ; Nassau t das gesämmte nassauische Linienmilitair als Observatiouscorps un- ter dem Kommando eines von der Herzoglich nassauischen Regierung zur Er- nennung vorzuschlagenden Befehlshabérsz Franksurt : das gesammte Linien-

Mai Try sl irt, übér: dessen Verwendung die Regentschaft MUNIAiE Den BIEUARNS San I SSeebinath úukid Sigmaringen: das aus

näher verfügen wird; Hohen s 4 vielen Fütstenthümera Torbitite Bataillon mit dem Befehle, sofort seinen Einmarsch in Baden zum Anschluß an: die Besaßung der Reichsfestung Ra- stait zu beweikstelligen, Art. 2, Der zweite Hecrbann wird in Württemberg, in beiden Hessen, Nassau, Frankfurt, Hohenzollern-Hechingen und Sig- marxingen als Reserve diescs Reichsheers aufgeboten, Er wird da, wo die örtliche Lage es gestattet, unverzüglich durch besondere Befehle nach den bedrohten Punkten Badens und der Rheinpfalz e weiden, Art, 3, Wo organisirte Bataillone der Bürgerwehr bcreits bestehen, sind sie ér- mädhtigt, die badishe Gränze, woisie (hneuam nächsten liegt, als Frei- willige zu überschreiten, dem Kriegsöschauplaße zuzuziehen, und haben sich dieselben dem nächsten - badischen Kommandirenden zur Versügung zu stel- len. Artikel 4, Die Landésregierungen sind aufgefordert, in Befolgung des Reichsgeseßes vom 17. Juni 1849, den zweiten Heerbann überall, wo die Bürgerwehr noch nicht vollständig organisirt is, sofort zu formiren. Ar- tifel 5. Versäumen sie dies, so weden bei der Nähe dec Gefahr an- durch alle waffenfähigen Männer von 18 30 Jahren, die: uicht zum stehenden Heere oder zur Landwrhr bereits einberufen sid, aufgefordert, sofort in ihrem Wohnort zu Koumpaguiéen von der Stärke derer im steheu- den Heere des betreffenden Einzellahdes zusammenzutreten, Jst eine Ge- meinde nicht groß geuug, uni eine eigene Compagnie zu bildeu, so hat sie sih mit den benachbarten Gemeinden zu vereinigeu, bis die Compagnie gebildet ist. Die so gebildeten Compagnien wählcn sofort ihre Führer und vereinigen sich mit den Nachbargemeinden , bis cin Bataillon gebildet ift, Säamtliche Offizieré des Bätaillons wählen den Bataillons-Chef. Dieser hat alsbald von der Bildung ‘des Bataillons und dem Standquartier des Bataillonsstabes, von der Anzahl der bereits bewaffneten Mannschaft und der Art ihrer Bewaffnung, sowie der unbewassneten Wehrpflichtizen des Ba- taillons, an die Reichsregentschaft, Abtheilung des Krieges, Bericht zu ex- statten, worauf weitere Versügung ergehen wird. Art, 6. Jeder Wehrpflich- tige, der nicht bereits mit Wgffcn und feldmäßiger Munition verschen is, hat hierfür nah Möglichkeit selbst Sorge zu tragen und . dabei auf gleiches Kaliber mit seinen Kameraden zu achten. Unbemittelte werden laut Art. 11, des Reichsgesches vom 17. Juni 1849 durch die Gemeinden bewaffnet und mit Múyition versehen. Art. 7. Sämmtliche Mannschaften sind nach Art. 9, des Reichsgeseßes vom 17, Juni auf die Reichsverfassung feierli zu vLerpfliéhten, Stuttgart, 17, Juni 1849, Die Reichsregentscha t

Badeu. Karlsruhe, 18. Juni. (N. K.) Die Unfälle der Revolulions - Armee in der Rhciupfalz sind für Niemand mehr ein Geheimniß, Der Aufstand is so gut wie unterdrüdt, die pro- visorische Regierung spurlos verschwunden, nur Willich hält sich noch in der Nähe der französischen Gränze. In Germcrsbeim und Lan- dau sind die Preußen. Seit einigen- Stunden treffeu theils Kolon- nen, theils einzelne Flüchtige von allen Waffengattungen der pfäl- zishen Armee hier ein, Schon jeßt, es ist 5 Uhr, beträgt deren Zahl an 3000 Mann. Der Widerstand, den die Preußen fanden, entsprah uicht der Höhe des vorhergegangencn Enthusiasmus. Jn einem Tagcsbefehl des pfälzischen Ober - Generals Sznayde wird diese Retirade ein Rückzug genannt, der auf Anordnung Mieroslaws= kis angetreten worden sei, Badens und der Pfalz am Neckar zusammenziehen, um dort einen Hauptschlag zu führen. Die schnelle „Säubcrung der Pfalz von feindlichen Truppen“ wird demnächst in Aussicht gestellt. Die Stim= mung der Massen ist bei uns fortwährend kriegerisch.

Karlsruhe, 19. Juni. (A. Z.) Nicht nur das Willich'sche Corps, von welchem ih Jhuèn gestern schrieb, \souderu die ganze pfälzische Revolutionsarmee, d. h. ihre. Trümmer sind auf badischem Bodeu angelangt. Jn einer Stärke von 7. bis 8000 Mann, wor-=

unter gegen 1500 Sensenmänner, rückteu \ic Brn bei Tages=-

aubruch über die Schiffbrücke bei Kuielingen. machte sogleich cinen Ausflug dorthin, und fand auf der Wiese hinter Knielingen das ganze wn Mecige Heer gelagert, die meisten aus Erschöpfung in tiefen Schlaf versunken. Chevauxlegers und bayerishe Ju-= fanteristen wareu in ziemlich verwitterten Uniformen unter die Blou- senmänner gemengt. Leptere bestanden zum großen Theil aus deutschen Freiwilligen von Hessen, Nassau, Rheinpreußen. Polen und Schweizer sind. weuige unter ihneu, Ungarn und Franzosen ar keine. Ueberhaupt haben gewisse. deutsche Blätter über die Zahl dieser Frèmdlinge auch im badischen Heer übertriebene lú-= genhafte Mittheilungen gebraht, Sämmtlihe Polen, Ungarn,

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Legterer wolle sämmtliche Streitkräfte

Sthweizer , Elsässer im badischen Heer betragen niht 400 Mann. Alle übrigen Frei-Corps bestehen aus Zuzügen von den deutscheu Nachbarländern. Aus den Mittheilungen der pfälzischeu Flücht= linge erfahren wir, daß die Zerstreuung threr Corps jeden ernstli- hen Widerstand gegen die Preußen unmögli machte. Nirgends waren sien hinreichender Stärke, um den preußischen Kolonneu die Spive zu bieten, die Verwirrung im Kommando schildern sie als gränzenlos. Die preußishe Koloune, welche Kaiserslautern besetzte, marschirte nicht von Kreuznach über Alsenz, oder durch das Lauter- thal, wie man hier Aufangs glaubte. Raquilliet hatte cs im vor- aus für eine Unmöglichkeit erklärt, daß auf diesem s{wierigen Ge- birgêweg der Feind in die Pfalz eindringen könne. Die Preußen rückten von Saargemünd dur das Bliesthal nah Zweibrücken. Dort theilte sich ihre Kolonne in zwei Hälften, wovon die cine den Weg über Homburg nahm, die andere den Gebirgspfad einschlug , welcher über Käshofen und die Martinshöhe nah Landstuhl führt. Von ‘da mavschivte die vereinigte Kolonne weiter nah Kaiserslautern , wo sie zu ihrer eigeneu Verwunderung ohne Widerstand einzeg. Sznayda hatte fich mit fcinen \{lecht bewaffneten tid fchlecht organisirten Schaaren ins Gebirge geworfen. - Was aus ihm geworden ist, weiß man ‘nit. ach einem Gerücht soll êr ermordet seiu, Eine andere preußische Kolonne xückte inzwischen vou Worms in die Pfalz ein, beseßte die Rheinschanze, um ihre Flanke zu decken, marschirte dann durch das Rheinthal weiter, beseßte Speyer und entschte Landau, ohne Widerstand zu finden. Es handelte sich nun für die zerstreuten Corps des pfälzischen Revolutions- heeres, eine starke Position im. Annweiler Thal westlich von Landau zu nehmen. Blenker und Willich führten ihre Schaa= ren dorthin, aber die Preußen hatten \sich der dominirenden Höhen bereits bemächtigt, So entschlossen sich die verschiedenen Corps, welche einer einheitlihen Leitung ganz entbehrten, zu einer gäuzlihen Räumung der Pfalz. Es gelang ihnen, Kandel (wohin die provisorishe Regierung si zuvor geflüchtet) und die knielinger Schiffbrücke ohne L zu erreichen. Die Trümmer des pfälzischen Heeres, das für sih allein viel zu {wach, viel zu {lecht organisirt war, um Hoffnung zum Siege zu genen, verstärken jeßt die weit zahl= reichere und besser orgauisirte badishe Streitmacht. Die Heerkräfte der Revolution sind also seßt mehr konzentrirt uud haben a Rhein und Neckar ziemlich gute Defensivlinieu. Der \chlimmste Punkt für die Ausständishen is freilich Germersheim, von wo die Preußen den Rheinübergang beherrschen, da sie mit der bayerishen Befaßung vereint im Besiß des Brüikeu= kopfes sind. Ein Versuch, diesen Brüenkopf mit der deuts{h= polnischen Legion zu nehmen, is nicht gelungen. Raquilliet, welcher diese Expedition kommandirte, ließ bei Philippsburg Schanzen auf werfen, beseßte mit zwei Batailloneu Reinsheim, Hüttenheim, Ober= hausen und Waghäusel, und hat Vorkehrungen getroffen, um wenig- stens einem plöplihen Ueberfall zu begegnen, Daß der Haupt= angriff entweder von Germersheim oder weiter oben. gegen Rhein= zabern und Hagenbach gesehen wird, dafür sprehen manche Gründe der Wahrscheinlichkeit, Die Brücke bei Kniclingen wurde gestern Abend abgebrohen. Drei Compagnieen Badener und die Willich? she Freischaar. bewachen vorläufig jene Stelle, die sich zum Brücken= schlagen gut eignet. An der Neckarlinie hat Oborski das Kommando der Vorhut, Gajewski den Oberbefehl der badishen Artillerie über= nommen, (Also lauter Polen im Kommando!) :

Karlsruhe, 19. Juni, (Schw. M.) Was gestern Mittag mit der Artillerie aus der Pfalz hier ankam, war nur Vortrab ; Abends nach 8 Uhr und später kam erst das Hauptcorps, bei 6000 Mann; \ie wurden noch in die Umgegend vertheilt und theilweise mit Extrazügen nach Durlach (wohin au 60 Cheveauxlegers ka=- men), Weingarten u. st. w. befördert. Die leyten Züge gingen schr spät in der Nacht fort, Die Nachhut unter Willich Vet die legte Nacht (18, 19, Juni) in Daxlanden zu und zog heute Mittag 12 Uhr in die Stadt ein. Jch sah den Einzug mit an und kann etwas davon beschreiben. Voraus ging ein Freishärler Zim= mermann, es folgten zwei gleichkostümirte Scharfschüben, darauf Willich in weißem Freischärlerhut, großem rothen Bart à la Heer, blaue Blouse, zwei Pistolen im Gürtel, eine Reitpeitsche in der Hand z er ritt auf einem Schimmel, und Brentano und Meyerhofer begleiteten ihn. Hinter diesen dreien der Generalstab zu Pferde, darauf folgten Scharfschüßen und Musketiere, abwe{selnd mit großen deutschen und rothen Fahnen; auch die Legion aus Besancon ist in diesem Corps (wie ih aus der mir bekannten Fahne sah), zum Schluß Sensenmänner und die Bagagewagen, alles aufs malerischste, Jm Corps is auch eine junge Amazone mit ihrem Gatten und ihrèêm Buuder, sie steht auf dem reten Flügel in Reih und Glied, trägt ein s{hwarzes Hütchen mit Feder, Sammtspenzer, s{chwarze Hand= \{chuhe, kurzen blauen Rock mit rothen Streifen, graue Hosen, im Gürtel zwei Terzerole, in der Hand einen kleinen Stußer. Der Zug ging auf den Marktplaß, wo wegen der Einquartierung unter= handelt wurde; der Ober-Bürgermeister wollte in Betracht der bereits gehabten großen Einquartierungslast ablehnen, aber am Ende bekam die Mannschaft Quartierbillete bis 4 Uhr.

Aus der Pfalz, 19, Juni. (D. Z.) Die Zahl der Ge- fangenen, welche die provisorishe Regierung am vorigen Donnerstag von Kaiserslautern nach Neustadt hatte transporliren lassen, belief sich weit höher, als ich Jhnen neulich angegeben habe. Es waren deren gegen 30, darutiter ein protestantisher Geistlicher (Pfarr= ver\weser Bossert aus Sippersfeld), zwei Schullehrer, der' als Cou= rier von Landau nah Frankfurt gesandte und in Ludwigshafen ver=- haftete Graf Johner und noch ein des Verrathes beschuldigter Of- fizier sih befanden, 23 davon wurden in Neustadt am leßten Sonn= abend freigegeben. Alle militairishen Gefangenen mußten jedo der peovisorischen Regierung als Geißeln folgen und werden si wahrscheinlich jeßt mit ihr in Baden. befinden. Der General Staatsprokurator Korbach hat sich am 47. in Begleitung eines Staatsprokurators des Königlichen Appellhofes in das Hauptquar-= tier nah Dürkheim begeben, um die der Pfalz angehörigen Ge-= fangenen von den Preußen zu reklamiren. Einige Regimenter Altbayern werden morgen in Kaiserslautern und der Umgegend er= wartet und sind bereits angesagt, Ein hübscher Streich wird von dem Chef des Generalstabes der provisorischen Regierung, den ehe- maligen Lieutenant Techow, erzählt, Dieser Freiheitskämpfer machte auf der Retirade durch das neustädter Thal einen Abstecher in das am Wege liegende Stationshaus der Eisenbahn, und erpreßte von dem Bewohner desselben, dem er eine Pistole auf die Brust seßte, die Kasse mit 1500 Gulden, scheinbar um sie der provisorischen Re-

ierung nah Neustadt zu überbringen. Dort aber soll er eine Ge- egenhéit ergriffen häben, zu entwischen, und als er bei Annweiler vön“ einem Trupp Freischaaren angehalten wurde, durch. das Vor- geben si gerettet haben, er gehe nah Frankreih, um dort eine Armee anzuwerben. So gehên wenigstens die ‘allgemein verbreiteten Gerüchte *). Auch heißt es, daß die Freischaaren unter Willich im annweiler Thal ‘von den Preußen umzingelt worden seien und eine große Niederlage erfähren ‘haben.

Heidelberg, 18. Juni, Abends 10 Uhr. (A. Z.) Den Gerüchten zufolge ist bereits die ganze Pfalz von den Jnterven=-

——_%) Nah anderen Berichten ist Techow in Karlsruhe.

tion en beseut, und die Preußen stehen in Germersheim, went nit pi A o Veseits des Rheins, Die Badischen find demnach cingekeilt Lon den drei Seiten, die ich Jhnen neulich angegeben. Also Heidelberg wird die Wahlstatt; die Stadt, die der Kopf der Bewegung war, hält bis zum leßten Ende aus. Der alten Schloß- ruine werden neue beigefügt werden. Wer jeyt noch flüchten kann, bringt seine Person in Sicherheit, alle Fremden sind fort. Wir haben heute gegen 19,000 Mann in unserer Stadt, die bekanntlich nur 15,000 Seelen zählt. Sie können daraus abnehmen, in welchem Maße die Einquartierung auf dem Einzelnen lastet. Der gewöhn- liste Bürger hat 12 bis 24 Soldaten im Hausez \o geht das nun \{chon seit vier Wochen; Polen, Jtaliener , Ungarn, Franzosen Alles kämpft für die Reichsverfassung! Die badishen Truppen schauen dem Dinge mit Resignation zuz ih hade zwei Mann im Quartier, die in ihrer Ruhe, wie sie ihrem gewissen Tod entgegen- sehen, bemerkenswerth sind.

Freibur g, 14. Juni. (A. Z) Wir leben in einem höchst peinlihen Zustande. Die öffentlichen Angelegenheiten gerathen nach und nach in Verwirrung (wer etwa daran zweifelt, lese nur die Karlsruher Ztg.), da die unfähigsten Subjekte, mit den wichtig= sten Angelegenheiten betraut, durch Terrorismus zu erseßen suchen, was ihnen an Fähigkeiten abgeht. , Mit gränzenloser Härte preßt man die jungen Leute zum Kriegsdienst, und wo sich Widerstreben zeigt, werden die Bürgermeister verhaftet und ihre Stellen dur die verachtetsten Personen erseßt. Wie man die Staatsgelder ver= \{leudert, darüber können Jhnen die Geldsendungen Auskunft ge- ben, von welchen kürzlich auch Ihr Blatt berichtet hat. Aehn- lihe Sendungen sollen auch nach anderen Seiten hin ge- macht worden sein. Schwerlih dürfte die Ansicht derjenigen schr itecrig sein, welhe behaupten, es seien diese Gelder von den jeßigen Machthabern auf die Seite gesa} worden, um ihre Zukunft zu sichern, wenn die Sache in Baden schief gehen sollte. Dafür spricht allerdings die Heimlichkeit der Absendung. Kein badishes Blatt darf dergleihen Dinge auch nur andeuten! Nie wär die Preßfreiheit {mähliher unterdrückt als in diesem Au= genblick. Von verbreiteteren Zeitungen werden alle Nummern zurüdck- gehalten, welche Mißliebiges enthalten. Die Frankfurter Ober- postamts=Zeitung bleibt viel häufiger aus, als das Frankfur- ter Journalz diejenige Nummer des Frankfurter Journals, welche den Aufruf des Großherzogs an die Soldaten und das Am- nestie-Versprechen enthält, ist unterdrückt worden z die Soldaten haben nichts davon erfahren. Wir haben nur von Basel aus davon ge- hört. Dessenungeathtet is die Stimmung des Militairs cine Ehr gedrücktez die Furcht vor dem Feind is schr groß und das Zu=- trauen zu den selbstgewählten Führern sehr gering, die Führung in der That sehr s{chlecht, so daß der Erfolg eines Angriffs von außen nicht mehr zweifelhaft sein kann.

Vom Kriegsschauplayße gehen folgende weitere Berichte ein :

Aus der bayerischen Pfalz, 19. Juni, (Mainz. J.) Nachdem Oggersheim und die umliegende Gegend seit zwei Tagen von starker Einquartirung befreit war, zieht heute Vormittag wie= der in Oggersheim eine Masse Truppen ein. Wohin sie sich wen= den, wissen wir uicht, da alle Operationen geheim gehalten werden. Wahrscheinlich is es, daß die Truppenmasse in Ludwigshafen kon- zentrirt wird und dann den Angriff auf Mannheim beginnt, wäh- rend auf badischer Seite vom Neckar her gegen die Stadt operirt wird, Durch Oggersheim zogen gestern preußische Kanoniere nach Landau, um dort \s{chweres Geschüß zu holen, weil die Preußen int Ludwigshafen noch - sehr wenig Geschüß besiben. Da Mannheim eine gute straregische Lage von den beiden Flüssen gegeben ist, so scheint es, daß man dort mit aller Energie und mit allem kriegeri- schen Aufwande einschreiten will.

Darmstadt, 21. Juni. (Darmst. Ztg.) - Aus bem lebten Hauptquartier des Neckarcorps, Beerfelden, fommen uns Briefe zu, die bis heute Morgen 10 Uhr reihen und denen wir Folgendes entlchnen:

ehen vor 8 Uhr Abends kam die Ordre zum Aufbruche des eigentlihen Gros, welcher bei steter Bereitschaft au sofort erfolgte, mit Hinterlassung einer tüchtigen Deckung an großherzoglicher Jufan= terie, Chevauxlegers unter Oberst-Lieutenant Hausen und Medcklen- burger Kavallerie, bei welcher leßteren auch die vielbesprohene {chöne Regimentstochter. Diese Veckungsmannschaft hatte nach allen Seiten pi stark zu patrouilliren, namentlich nach Schöllenbah, wo die

adishe Gränze am nächsten und die Lage am besorglich= sten is. Die Bagagen erwarteten übrigens seden Augen-= blick den Befehl zum Nachrücken, da sehr günstige Nachrichten

. von den gegen den Neckar vorgegangenen Truppen eingetroffen

sind. Die Avantgarde unter General von Bechtold fand zwar auf den Straßen Barrikaden, diese aber von den Aufständischen verlas- sen, deren Wachlfeuer als einzige Spuren hinterblieben waren. Auch der wichtige Punkt Eberbach war von ihnen geräumt; sie sol=- len sich gegen Moßbach gezogen haben. Heute Morgens is auch das Corps des General Wachter die srühere Vorhut, nun Nach=- hut aus Frankfurtern, Nassauern, Württembergern, hessischer Reiterei und Geschüßen bestehend, hier angekommen, nachdem «s in Weinheim erst 24 Stunden nach dem Abmarsche des General von Schäffer von den Preußen abgelöst worden war, mithin diese Zeit über auf einem gefährlichen Posten beinahe exponirt stand. Jch komme eben (9 Uhr) aus dem Bivouak an der Gammelsbacher Straße. Man hört in der Richtung von Heidelberg eine Kanonade ; auch ist heute früh ein Courier hier durhgekommen, welcher in das Hauptquartier nah Eberbach die Nachricht bringt, A die Preußen heute von Wein- heim aus Ladenburg angreifen. on unserer Kolonne, die nach Hirschhorn dirigirt worden, um auch dort den Neckar zu überschrei- ten, konnte ih gestern Abends nur so viel erfahren, daß die Badi- schen jenseits Hirschhorn auf den Bergen mit Geschüßen (man \prach von 8 Piecen) erschienen seien und das Schloß beschossen hätten, Der daselbst kommandirende Oberst Weiß verlangte Ver- stärkung an Artillerie, die sofort dahin entsendet wurde.

Eine Mittheilung aus Heppenheim von halb 6 Uhr Abends enthält Nachstehendes :

Die Nathrichten lauten von allen Seiten her günstig. General- Lieutenant Peucker hat sein Hauptquartier in Eberbah. Der Brand von Hirschhorn durch Beschießung von jenseits erstreckt sich, wie ich bestimmt ' versichern kann, nur auf zwei Häuser. - Fuhrleute, die während der Kanonade ihre Pferde ausgespannt und eilig davon geritten waren, veranlaßten das falsche Gerücht, selbst die Wagen auf der Straße seien verbrannt. Die ganze Neckarlinie im Oden- wald ist von den Reichstruppen beseßtz diese sollten den Necktar auch bereits überschritten haben, wie mit großer Bestimmtheit behaup- tet wird, Ladenburg ist heute Morgens von den Preußen in Besiy genommen worden, An der Neckarbrücke findet jeßt (4 Uhr Nachmit= tags) ein gegenseitiges starkes Kanoniren statt, Das Hirschfeldsche Corps soll im Badischen bereits weit vorgedrungen sein; man versichert die wahrscheinli fkampflose Besebung von Karlsruhe und das Vorschieben einiger Abtheilungen bis Wiesloch; zugleich heißt es, daß die badische provisorishe Regierung entflohen bis auf Bren- tano , der in Karlsruhe geblieben sei. In Mannheim soll durch die fremden Schaaren ein furchtbarer Terrorismus ausgeübt wer-

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den und in der Bürgerschaft selbst, wahrscheinlich wegen der Ueber- gabe, Zwiespalt ausgebrohen sein. Vor einer halben Stunde (5 Uhr) kamen in Weinheim Offiziere von Ladenburg an, welce erzählt haben sollen, daß die Preußen dort über die Neckarbrücke auf das jenseitige User vorgedrungen sind; der Verlust der preußi-= hen Truppen sei übrigens niht ganz unbedeutend. 2

Den 22sten. Heute Morgens eingetroffene Briefe bestäti- gen die E eN Ene Nachrichten mit Ausnahme der leßten: Das Grövenshe Corps hat den Necktar noch nicht überschrittenz ein Kampf um die Brücke hatte noch nicht stattgefunden; die Einnahme von: Ladenburg, welhé preußischerseits erfolgte, veranlaßte eine hef- tige Kanonade von beiden Seiten, kostete aber den Preußen nur vier Verwundete und keinen Todten.

Darmstadt, 21, Juni. (Darmst. Ztg.) Das Neckar=Corps unter General - Lieutenant von Peucker ist gestern Aae um 4 Uhr aus seinem Hauptquartier Fürth über Weschniy, Hiltersklingen, Hüttenthal und Heischbah nach Beerfelden aufgebrochèn, wo es um 1 Uhr Mittags ankam; dies der Weg des eigentlihen Gros, wäh- rend andere Abtheilungen zugleih wahrscheinlih durch das finken- bacher und s{óönauer Thal vorgeschoben wurden, wie uns dies ein anderer Brief andeutet. Der Hauptzweck der Operationen dieses linken Flügels scheint dahin gerichtet zu sein, Eberbach und badisch Zwingenberg zu nehmen, wovon das erstere sehr stark verbarrika- dirt sein soll. Unser Korrespondent, dessen Brief von Beerfelden gestern Abend 5 Uhr datirt ist, fügt in einer Nachschrift bei: So eben hat der Angriff auf Eberbach und Zwingenberg begonnen.

General-Lieutenant von der Gröben rüdckt zugleich von Wein- heim und Heppenheim heute vorwälts und beginnt die Offensive.

Nachträglich vernehmen wir aus sicherer Quelle, daß von Sei= ten unseres Ministeriums den nach Stuttgart übersiedelten fünf hessischen Abgeordneten zur ehemaligen National-Versammlung durch

inzelreskripte angezeigt worden ist: wie man diesseits nicht geson- nen ist, durch weitere Diätenzahlungen zur Stärkung oder Aner- kennung jener Versammlung beizutragen. Herr Vogt soll hierauf in seiner bekannten Weise geantwortet haben, daß er bei andauern- der Weigerung sich die Zahlung auf dem Wege Rechtens zu er= zwingen wissen werde ! i

Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 21. Juni. Die heute erschienene Nr, 44 des Gr. Regierungsblattes ent- hâlt: 1) Bekanntmachung, die Erhebung der direkten Steuern und indirekten Auflagen für die leßten sechs Monate des Jahres 1849 betreffend. Da die dur das Geseß vom 25, Dezember v. J. mit den Ständen des Großherzogthums vereinbarte Prorogation des Finanzgeseßes vom 7. Oktober 1845 mit dem Ende dieses Monats abläuft und ein neues Finanzgeseß noch nicht zu Stande gekom= men ist, so haben des Großherzogs Königliche Hoheit in Folge des Art. 69 der Verfassungs-Urkunde gnädigst zu verordnen geruht, daß die sämmtlichen, in den drei Provinzen des Großherzogthums beste- henden, vou den Ständen bis zum 1. Juli 1849 bewilligten direk- ten Steuern und indirekten Auflagen, mit Einschluß der außeror= ordentlichen Einkommensteuer, nah dew vorliegenden geseßlichen Be= stimmungen und Verordnungen auch iu den legten se{chs Monaten des Jahres 1849 erhoben werden jollen, was hiermit zur Nachach- tung bekannt gemacht wird. Darmstadt, den 18. Juni 1849. Auf besonderen R Befehl. Großherzogl. hessisches Ministerium der Finanzen. F. von Schenck.

Darmstadt, 21. Juni. (Darmst. Ztg.) Nachträglich ver- nehmen wir aus sicherer Quelle, daß von Seiten unseres Ministe- riums den nach Stuttgart übersiedelten fünf hessishen Abgeordne= ten zur ehemaligen National-Vérsammlung dur Einzelreskripte an= gezeigt worden ist: wie man diesseits nicht gesonnen ist, durch wei= tere Diätenzahlungen zur Stärkung oder Anerkennung jener Ver= sammlung beizutragen. Herr Vogt soll hierauf ‘in seiner bekannten Weise N au haben, daß er bei andauernder Weigerung sich die Zahlung auf dem Wege Rechtens zu erzwingen wissen werde!

Sachsen-Weimar. Weimar, 21. Juni. (D. A. Z.) Der Präsident des eisenacher Demokraten - Vereins, Abg. Schön = lein, nahm von den lehten Reibungen zwischen Civil und Militair Veranlassung , auf den Landtag einen Antrag auf ein Verbot des Waffentragens außer Dienst beim Militair, mit Ausnahme der Of- fiziere und Unteroffiziere zu stellen. Abg. Henß entgegnete: Jch weiß, daß beklagenswerthe Exzesse von Seiten des Militairs vorge- kommen sind, ich weiß aber auch, daß es einige Wühler giebt, die solhen Spektakel anstören, und sich hernach, wenn er ausbricht, hin- ter die Coulisseu zurückziehen, Minister von Wabdorf versicherte, daß ein Antrag auf Untersuchung in den bekannten Vorkommenhei- ten von der Regierung gern entgegengenommen werde. Er frage aber den Landtag, ob er es über sich gewinnen könne, dem weima- rishen Militair einen Makel anzuhesten. Der Landtag verwarf hierauf die Schönlein’sche Motion und forderte die Einwirkung der Regierung nur in dem obigen, von dem Minister gebilligten Sinne, Einem Antrage des Abg. Kling auf Abschaffung der Salzsteuer, Einführung der Progressivsteuer, Freigebung des Branntweinbren= nens (der Hr. Abgeordnete gehört selbst dem Stande der Oekonomen an) und Verlegung der Strafanstalten aus den Städten erkannte der Landtag die Dringlichkeit nicht zu,

Sachsen-Meiningen. Meiningen, 22. Juni. (Deut- \che Allgemeine Zeitung.) Die neueste Nummer der lan- desherrlihen Verordnungen bringt das mit den Ständen verein- barte Gese über die Eis der Bürgerwehr, das wegen seiner freisinnigen Richtung überall im Lande einen guten Eindruck hervorgebraht. Nach ihm hat die Bürgerwehr die Bestimmung, die Wehrhaftigkeit der Staatsbürger zu befördern und bei Beschübßung der verfassungsmäßigen Freiheit und der Gesege, so wie bei Auf= rechthaltung der öffentlihen Ruhe und Ordnung mitzuwirken. Die Verpflichtung zum Dienste dauert vom 418, bis zum 50. Lebens-= jahre. Die nicht zum Dienste Verpflichteten (Geistliche, Einzelric- ter, Minister, Forstbeamte 2c.) zahlen einen Beitrag bis zu 24 Fl. jährlich, und die, welche ohne geseßlichen Grund den Eintritt ver- weigern, 2 50 Fl. Die Kosten der Armirung trägt der ein- zelne Wehrmann. Bei Unbemittelten tritt die Kasse der Bürgerwehr und der Gemeinde unterstübend ein. Die Führer wer- den von den Wehrmannschaften gewählt. Die Bewaffnung ist in der Regel Schießgewehr, oder auch eine Lanze. Die Bürgerwehr im Dienste theilt mit dem Linienmilitair alle Ehrenrechte, und hat die Befugniß, auch ohne Aufforderung der zuständigen Behörden von den Waffen Gebrauch zu machen. Verliert ein Bür erwehr- mann in seiner Dienstpflicht das Leben, oder wird er beschädigt, so hat, je. nachdem sein Dienst im Interesse des Staats oder einer be- sonderen Gemeinde angeordnet wurde, der erstere oder die lebtere für den Unterhalt seiner Familie Sorge zu tragen. Die Staats- Regierung kann bei Widerseßlichkeit gegen die Vorgeseßten eine Ab= theilung .der Bürgerwehr auflösen oder ihres Dienstes entheben.

fen Falle muß jedoch die neue Organisation binnen drei Mo- naten erfolgen. Das Gesebß tritt sogleih in Kraft.

E.

Ausland.

Desterreich. Pr eßbur g, 21. Juni. (Llo y d.) Das zweite Armeecorps is unter Kommando des Generals Csorich nah Szered aufgebrochen. Eine heftige Kanonade war gestern auf der tyrnauer Straße, aus der Gegend von Szered kommend, vernehmbar. So eben (zwölf Uhr Mittag) verlautet von einem Reisenden aus Tyr=- nau, daß man daselbst zur Stunde noch ununterbrochenen Kanonen- donner hört; wahrscheinlih findet bei Szered ein Gefecht statt. Reservetruppen in sehr großer Zahl werden um Tyrnau zusammen=- gezogen, und die russischen Hülfstruppen sind bereits von Wartberg dem Kriegsschauplaße zumarschirt, Die Ungarn nehmen ihre Zu fluht zu Verschanzungen, die in der Eil errichtet, auch von deñ Unsrigen ohne Mühe sehr leiht genommen und zerstört werden.

Auf kurze Zeit waren der Minister-Präsident Fürst Schwar=- zenberg, der Kriegs-Minister Graf Gyulai und ein russischer Géz neral hier anwesend. Es haben sehr wichtige Berathungen mit dem Ober-Kommandanten Feldzeugmeister Haynau und mit dem Seldmarschall-Lieutenant von Kempen stattgefunden. Aus verläßlichcr Quelle kommt uns die Nachricht zu, daß eine ungarische Streif= Kolonne, welche an der ungarish=\chlesischen Gränze kampirte, sich auf die Kunde von dem Herannahen eines österreichischen Corps über die Waág bis Sillein zurückgezogen hat.

Frankreich. Geseß gebende Versammlung. Sibßung vom 21. Juni. Die Wahlen des Loire - Departements , über die man eine heftige Debatte erwartet hatte, wurden ohne erhebliché Diskussion mit 236 gegen 217 Stimmen für gültig erklärt. Hier=- auf interpellirte Herr Versigny das Ministerium über den Be=- richt des General Changarnier (\. Paris), worin dieser die politi= schen Meinungen eines Theils dieser Dns angreife. Herr Dufaure erklärte, daß, wenn schon in gewöhnlichen Zeiten dazu Grund sein könne, über dergleichen Fragen mit einer gewissen Zu- rückhaltung zu sprehen, es gewiß in einem Augenblicke, wo man auf dieser Tribüne selbst zu den Waffen gerufen habe, geziemend sei, minder streng über einen Bericht zu urtheilen, der von #0 ern- sten Ereignissen handle und nur Wahrheiten enthalte. (Bravos und Ruf zur Tagesordnung auf der Rechten.) Die Versammlung eie zur Tagesordnung über und beschließt, vor Montag keine öffentliche Sibung weiter zu halten.

Großbritanien und Irland. London, 21. Juni. Gestern wurde der Zahrestag der Thronbesteigung Jhrer Majestät der Königin Victoria festlih begangen. langs Juli soll die Kü- nigin London zu verlassen gedenken, womit für dieses Jahr die hie- sige Saison geschlossen sein würde. Jhre Majestät würde dann nur noch zur Schließung des Parlaments von ihrer Sommer = Residenz wieder nach der Hauptstadt kommen und darauf eine Reise nach Schottlanv antreten. an glaubt übrigens nicht, daß die Provo=- zirung des Parlaments vor dem Monat August werde stattfinden fönnen.

Gestern theilte der Präsident der Handelskammer, Herr La- bouchere, dem Unterhause mit, daß den fremden Mächten die Aende- rung der britischen Schifffahrtsgeseße angezeigt worden sei, Dann wurde die Diskussion über die Bill, welhe die Heirathen zwischen Schwägern und Schwägerinnen für gesebßlih zulässig erklären soll, wieder aufgenommen und die zweite Lesung derselben, welcher si Herr Napier widerseßte, mit 177 gegen 143 Stimmen genehmigt.

Der ministerielle Globe spricht sich sehr günstig für die Sache der Ungarn aus. Auch in der Times macht sich seit der russischen Intervention eine Veränderung des Tones zu Gunsten der ungari= schen Sache bemerklich.

Nach Briefen vom Cap vom 19. April herrsht dort große Aufregung wegen des Planes der Regierung, Sträflinge in diese Kolonie zu deportiren, und man fürchtet unangenehme Folgen, wenn die Regierung auf ihrem Willen besteht.

Nußland und Polen. Warschau, 22. Juni. Se. Majestät der Kaiser Nikolaus is gestern um 1 Uhr Nachts in Be= gleitung der General - Adjutanten Graf Orloff und Graf Adlerberg hier wieder eingetroffen. Von St. Petersburg sind der Generalz major Astafijew vom Gefolge Sr. Majestät und der Kaiserliche Flü gel-Adjutant, Rittmeister Graf Orloff, in Warschau angekommen.

Îtalien. Turin, 14. Juni. Die hier erscheinende Con - cordia will wissen, daß der Minister Herr von Bruck den Venes tianern folgende Bedingungen gestellt habe (an deren Wahrheit aber der wiener. Lloyd zweifelt): 1) Allgemeine Amnestie; 2) Anerken= nung der Schulden von Venedig; 3) Errichtung einer Guardia civicaz 4) Civil- und nicht Militair=Gouvernementz 5) Wiederein- seßung der Beamten in die von ihnen am 22. März v. J. einge= nommenen Stellenz 6) sämmtliche Beamten s\cien Jtaliener, die deutschen werden ausgeschlossen; 7) Nachlaß der Prädiallasten auf ein Jahr.

Turin, 415. Juni. (Wanderer...) Ueber den Kampf in Rom noch immer nichts Entscheidendes. Unsere Blätter fangen an, des ewigen Beschreibens vom Kanonendonner müde zu werden und \chei- nen das Endresultat abwarten zu wollen, Nur die heutige Opinione hat Nachrichten, daß Oudinot die Villa Santucci verlassen und sein Hauptquartier nah Miglianella verlegt habe. Die Arbeiten in den Trancheen werden mit Eifer fortgeseßt, in der dritten Parallele werden zwei Batterieen 36pfünder auf 150 Meter Abstand errichtet. Die ungezeuren Anstrengungen, welche die Franzosen machen, \chei=- nen durch die Ueberzeugung hervorgerufen zu sein, daß es mehr als eines Handstreiches bedürfe, die Stadt zu nehmen. Die in Terra- cina ausgeschifften 7500 Spanier kommen dem Belagerungs - Corps ganz erwünscht oder, wenn Sie wollen, auch nicht erwünscht, denn die Geschihte hat noch kein Beispiel geliefert, daß Franzosen von Spaniern aus der Klemme gezogen worden. Oudinot hat sich denn auch geäußert, daß er die Hülfe der Spanier niht abwarten werde. Graf Harcourt hatte bereits eine Besprehung mit General Oudinot. Es verbreiten sih hier die abenteuerlihsten Gerüchte. Der Papst wolle auf die weltliche Herrschaft verzihten und verlange die Ein-= stellung der Feindseligkeiten, bis ein neues Conclave seinen Nach- folger bestimmt haben werde; einem anderen Gerüchte zufolge hege der heilige Vater den Wunsch, als constitutioneller Papst oder als Präsident der apostolishen und römischen Republik in die Sieben- hügelstadt einzuziehen. Diese und andere eben so absurde Gerüchte bringt man mit der Ankunft Harcourts in Verbindung. Gewiß ist indes, daß dessen Sendung ein großes Gewicht beizulegen is, und daß man in Paris durch die Enthüllungen des Herrn Lesseps zu einer anderen Politik Übergegangen sein dürfte.

Civitaveechia, 14, Juni. (Llo9d.) Gestern um 9 Uhr früh hat endlich General Oudinot den lange vorbereiteten Haupt- Angriff auf Rom eröffnet. Am 10ten Nachmittags wurde in Rom der gesammten Bürgergarde bedeutet, sich um 3 Uhr des nästen Morgens auf dem St. Peters =- Plaße zu einem Ausfalle in Mee bereit zu halten und, da ihre blaue Uniform schon zu häufige Verwehselungen mit jener der Franzosen Anlaß gab, 00 Mann Blouse darüber anzuziehen, Statt der erwarteten 18,(

hatte sich kaum die Hälfte davon eingefunden, welche am M