1849 / 172 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

egen halb 4 Uhr Morgens bei der Porta S. Paolo in drei Ko- onnen wirklich ausrückten, um verabredetermaßen die dortige Schiffsbrücke in Brand. zu stecken. Gegen alles Erwarten aber waren die Franzosen von dem beabsichtigten Ausfalle hon unterrichtet, daher die Römer sich_ nach einem kleinen Plänkler - Gefechte zurückzogen. Daß den Franzosen die Erlasse der Triumvirn genau bekannt waren, beweist ferner der Umstand, daß ihre Vorposten ebenfalls Hemden über ihren Uniformen trugen. Nach dem vereitelten Ausfalle beseßten die Bür= gergarden die Wälle. Jm Laufe des 11. wurde das Feuer der rö= mischen Batterieen kaum beantwortet, und die französishen Schüßen nahmen von der Solaro - Brücke Besiß. Außerhalb der Porta del Popolo auf den Panioli - Anhöhen entspann sich zwischen dem römi= shen Studentencorps und den feindlichen Vorposten ein Gewehrfeuer, wobei Erstere den Kürzeren zogen. Die Wasserleitung von Paola ist abgeschnitten; Fleisch war in Rom auf sieben, Mehl auf nur noch vier Tage vorräthig. Der römische Oberst Panciani, welcher mit dem Postcourier nah Genua gehen wollte, wurde von den Franzosen efangen genommenz bei dem Gefechte am 11. blieben der Major Panizzi und zwei Hauptleute des 20. Bataillons der Römer todt. Am 12. unternahm die Unions- Legion einen Ausfall, wobei ihr Ma- jor getödtet und aht Offiziere verwundet wurden. Nach vierstündi= gem Kampfe mußte sie sich aus Mangel an Munition zurückziehen. Abends um halb sechs Uhr traf ein französisher Stabsoffizier mit den nachfolgenden Zuschriften Oudinot's in Rom ein.

1) „Generalquartier Villa Pamfili, 12 Juni, fünf Uhr Abends, Herr Präsident der National-Versammlung! Die Kriegsereignisse haben, wie Jhnen bekannt is, das französifhe Heer zu den Thoren Roms geführt, Sollte uns der Eintritt in die Stadt andauernd verwehrt werden, würde ih mich genöthigt schen, um einzudringen, ohne Säumniß jene wirksamen Mittel anzuwenden, welce Frankreih in meine Hand. gelegt hat. Bevor ih zu dieser furchtbaren Nothwendigkeit schreite, halte ih es für meine Pflicht, einen leßten Aufruf an die Völker zu erlassen, welche gegen Frank- reih keine Gefühle der Feindschaft hegen können. Die National-Versamm- lung wird ohne Zweifel, gleich mir, der Hauptstadt der christlichen Welt blutige Drangsale ersparen wollen, Jn dieser Ueberzeugung ersuche ich Sie, Herr Präsident, der beigeschlossenen Proclamation die \chleunigste Vermit- telung geben zu wollen, Sollte zwölf Stunden nah Empfang der gegen- wärtigen Depesche mir eine den Absichten und der Ehre Frankreichs ange- messene Antwort nicht zukommen, so werde ih mich genöthigt sehen, den Play mit Gewalt anzugreifen. Genehmigen Sie u. st. w, Der Befehls- haber der französishen Expedition, Oudinot de Reggio. Für die gleihlautende Abschrift: C. Oudinot, Ordonnanz-Capitain.““

2) „Villa Pamfili, 12. Juni, 5 U r Nachmittags. Bewohner Roms! Wir kommen nicht, um Euch den Krieg zu bringen; unser Zweck is, die Orduung und die Freiheit in Eurem Vaterlande zu befestigen. Die Ab- sichten unserer Regierung sind verkannt worden. Die Belagerungs-Arbeiten haben uns zu Euren Mauern geführt, Bisher haben wir nur selten das Feuer Eurer Batterieen erwiedert, Nun aber \ind wir zu dem leßten Au- genblicke gelangt, wo die Nothwendigkeit des Krieges zu \hrecklichen Kala- mitäten führt. Ersparet sie einer mit \o vielen ruhmwürdigen Erinnerungen gefüllten Stadt, Der Ober - Befehlshaber Oudinot de Reggio. Für die gleichlautende Abschrift C. Oudinot, Ordonnanz-Capitain.“

Um 11 Uhr Abends trat die National-Versammlung zusammen und entschied, daß nur die mit Lesseps abgeschlo}ene Convention Geltung haben könne, deshalb Oudinots Vorschläge nicht angenom- men werden, Die Nacht verging ruhig, aber am 13ten Morgens um 9 Uhr wurde das Feuer aus den Bresche - Batterieen eröffnet und zeitweise durch Raketen und Granaten unterstüßt, welche außer dem Quartiere] Trastevere nur die Gegend des National-Versamm= lungs=-Palastes zum Ziele hatten.

Heute (den 14ten) wurde hier folgende Proclamation veröffent=- liht: „Das Triumvirat ist gegen alle unsere Vorschläge taub ge- blicben. Der Ober-Befehlshaber hat, wider seinen Willen, den Angriff gegen die Stadt am 13. Juni um neun Uhr Vormittags eröffnen müssen. Auf Befehl, Der Ober-Kommandant von Civita= vechia C. von Vaudrimey. Davoust.“

Da die Nachrichten über das Ergebniß des gestrigen Bom- hardements nichts Näheres brachten, so glaubt man heute, daß die Römer widerstanden und daß die Franzosen werden Bresche schießen müssen. Am 13. Morgens hatten die Römer gegen die im Süden des St. Paulusthores befindliche und mit dem jenseitigen Ufer kom= munizirende Brücke einen Brander hinabgelassenz die französischen Batterieen schossen ihn aber in den Grund, bevor er das Ziel er- reihte. Der römische Postcourier is vor Civitavecchia zurüc{gewie= sen wordenz selbst dem Ersuchen der fremden Konsuln, rücksichtlich ihrer Depeschen eine Ausnahme eintreten zu lassen, konnte nieht will= s werden ,. da Oudinot’s Befehl sür Alle ohne Ausnahme autete.

Civitavecchia, 15. Juni. (Indep. Belge.) Die lebte Aufforderung des General Oudinot wurde von dem römiscken Trium- virat mittelst folgenden Schreibens beantwortet: „General! Wir haben die Ehre, Ihnen die Antwort der außerordentlich einberufenen National-Versammlung auf Jhre Mittheilung vom 42ten d. M. zu übersenden. Wir werden niemals unseren Verpflichtungen untreu werden. Wir haben die Verpflichtung übernommen, in Vollziehung der Befehle der Versammlung und des römischen Volks die Fahne

Sm

Auswärtige Vörsen.

Breslau, 23. Juni. Holländ. u. Kaiserl, Dukaten 972 Gid, Friedrichsd’or 1135 Br. Louisd’'or 1125 Gld. Polnisches Papier= eld 935 bez. Oesterr. Banknoten 83 bez. u. Br. Staatsschuld- cheine 79% Br. Scehandlungs - Prämienscheine a 50 Rthlr. 1014 Gld. Posener Pfandbriefe 4 proz. 98 Br., do. 3¿proz. 80% bez. und Br. Schlesishe do. 3{proz. 90 bez., do. Litt. ß, 4proz. 92 Br., do. 3¿proz. 834 Gld.

Poln. Pfandbr. neue 4proz. 914 Br., do. Partial - Loose a 300 Fl. 985 Gld. , do. Bank-Certif. a 200 Fl. 134 Br. , Russ.= Poln.-Schay-Oblig. a 4proz. 69 Gld.

Actien: Oberschlesische Litt. A. u. Litt. B. 95 Gld. Bres-= lau - Schweidniß = Freiburger 80 bez. u. Gld. Niederschles. - Märk. 74 Br. , do. Prior. 994 Gld. ,- do. Ser. III. 935 Gld. Ost-Rhein. (Köln - Mind.) 794 Gld., Neisse = Brieg 335 Gld. Krakau - Obcr= \{lesishe 434 Gld., 44 Br. , Friedr. Wilh, Nordb. 37% etw. bez.

und Br, Wechsel,

Amsterdam 2 M. 1425 Gld. Hamburg a vista 150% Br.

do. “2M. 14945 Br., London 1 Pfd. St. 3 M. 6. 244; Gld. Berlin a vista 100% Br. /

do. 2 M. 99% Gld.

TVien , 22, Juni. Met. 5proz. 884— k, F. 4proz. 70, 5 4. 2xproz. 164, L, 47, Anl. 34: u do, 39: 914 9% Nordb. 104, 4, 4. Gloggn. 103z, ,,4. Mail. 735 74. Li- vorno 70, #, &. B. A. 1050, 55, 60. Kais. Gold 29, Wechsel-Course,

Amsterd. 169.

Augsb. 1213,

Frankf. 1212,

Hamb, 178,

A atr pp

1102

der Republik, die Ehre des Landes und die Heiligkeit der Haupt- stadt der christlichen Welt zu vertheidigen, und wir werden sie er- füllen. Genehmigen Sie, General, die Versicherung unserer aus= gezeihneten Hochachtung. Die Triumvirn. (gez.) J. Mazzini. A. Saffi. Ch. Armellini.“

befehl gn seine Truppen erlassen : „Soldaten! Schon gestern hatte eure Tapferkeit und Ausdauer euch in Stand geseßt, eure Batterieen auf 100 Metres von den Wällen Roms aufzustellen. Bloor ih mi zum direkten Angriff auf den Play entschloß, habe ih folgende P erlassen: (Hier folgt der Aufruf an die Römer.) Dieser Aufruf zur Versöhnun ist nicht an seiue Adresse gelangt, Die Regierung, welche die Bewohner Roms bedrückt, hat auf Worte des Friedens durch eine förmliche Weigerung geantwortet , eine so gemäßigte Sprache anzuhören. Soldaten! Wenige Wochen sind vergangen , und schon Til eure Vresch - Batterieen den feindlichen Batterieen bedeutenden Schaden zugefügt. Da wir gezwungen werden, Rom zu belagern, so wer- den wir unsere Pflicht in vollem Maße thun, und der Erfolg kann keinen Augenblick zweifelhaft sein. Frankreich hat seine Blicke auf euch gerichtet, Jhr werdet seine Erwartung rechtfertigen.“ è

Am Morgen des 13ten um 9 Uhr eröffneten die Bresch - Bat- terieen ihr Fcuerz in wenigen Stunden war die Bresche schon für ein halbes Bataillon offen gelegt; doch versuhte män (wie bereits erwähnt) an diesem Tage nech ni{ht dur dieselbe einzudringen, weil man fürchtete, es möchten dort Minen gelegt sein und Barri= faden möchten die Zugänge zu beiden Seiten versperren. Gestern, am Aten, soll das Feuer der Römer fast auf der ganzen Linie zum Schweigen gebracht und mehrere Ausfälle mit Erfolg zurückgewiesen worden sein. “Am 413ten soll im Jnnern der Stadt auch eine gegen Garibaldi gerichtete reactionaire Bewe- ung stattgefunden haben, ‘durch welche dieser jedoch nicht zur Hieberlegüng der Waffen vermocht werden konnte. Es fehlte, wie versichert wurde, in Rom bereits sehr an Munition und Lebens- mitteln, da die fliegenden Kolonnen der Franzosen alle Zufuhr auf der Tiber abschnitten. Am 11. hat Garibaldi bei einem Ausfalle eine Schlappe erlitten. In Gemeinschaft mit Manara griff er in der Nacht, welche sehr finster war, die Vorposten des 20., 35. und 68. Linien- Regiments an, Der Kampf war sehr heftigz erst foht man mit dem Schießgewehr, dann mit der Seitenwaffe, zuleßt wurden die Römer je- doch zurückgeworfen. Die Spanier und Neapolitaner unter Cordova haben sich gegen Rom in Bewegung geseßt und schneiden die Communi= cation auf der Seite der Thore Salare und San Giovanni ab, welche von den Franzosen frei gelassen worden war, Die Herren Latour d’Auvergne und von Cóörcelles Überbringen an Oudinot Jn-= structionen , welche vollkommen mit seinen Anordnungen überein- stimmen. Die französische Regierung befiehlt dem General, um je- den Preis Roms sich zu bemächtigen. Der Marschall Radebky hat zum Könige von Neapel einen Adjutanten geschickt, um cine Ver-= einigung der österreichischen und neapolitanishen Truppen zu veran- lassen. Herr von Falloux, Bruder des französischen Ministers, der mit vieler Mühe aus Rom entkam; ist in Neapel angelangt, Ou-= dinot hat die Kanonengießerei von Porte d’Anzio zerstören lassen ; drei Stücke wurden vernagelt , und mehr als 800 Bomben , 1200 Kilogramme Pulver und- zwei Kisten Pulver weggenommen.

(Patrie.) Garibaldi hat einen neuen Ausfall mit 1400 Mann gemacht, welche vernichtet wurden. Die französische Armee s{lägt sich mit unvergleichlicher Tapferkeit, Die Bresche is ofen, und in diesem Augenbli (den 45ten) findet vielleicht die Erstürmung statt.

Genua, 43. Juni, (Lloyd) Seit dem 10. kommen uns von der südwestlichen Seite Roms keine Nachrichten mehr zu, da die Franzosen alle Verbindungen abgeschnitten haben. Die Berichte aus Civitavecchia vom 11. beruheit auf mündlihen und zum Theil wider=- sprehenden Aussagen der dahin ‘gebrächten französischen Verwunde=- ten. Als Thatsache erscheint übrigens, daß der Antrag des spani-

hen Generals Cordova, mit seinen bei Terracina lagernden 7500 Mann zum Corps Oudinots zu stoßen, von Leßterem abgelehnt wurde, und daß die Herren Harcourt und de Corcelles eine Aufschiebung des bereits auf den 10. festgeseßten allgemeinen Sturmes auf Rom bewirkt haben. Die in verschiedenen Jutervallen vorgenommene Be-=

arme Vorstadt Trastevere. Am 10. kamen etwa funfzig Spanier, meistens Künstler, Gelehrte und Reisende, welche auf die Auffor= derung des Herrn Martinez de la Rosa Rom verlassen hatten, in Civitavecchia an. Der französishe Feldherr. hat nun vor Rom 25,000 Mann beisammen. Die gesammte Streitmacht der Römer dagegen zählt kaum 20,000 Bewafsnete, von denen ein Theil in Ancona, ein anderer an der Gränze und ein dritter in den kleinen Ortschaften Umbriens vertheilt ist, woraus deutlich hervorgeht, daß Oudinot erst alle Mittel der Einshüchterung versuchen will, bevor er sich zu cinem großartigen Schlage entsckließt. Das Gebict Roms dehnt sih in einem Umkreise von achtzehn italienishen Miglien aus, \so daß eine Beseßung aller wichtigeren Punkte jeßt unmöglich is, und daraus erflärt sich, wie von der Nordostseite, und namentlich dur die Porta Salara, die Korrespondenzen der Römer in die Provinzen gelangen könuen. Oudinot hatte am 9. scin Hauptquar- n uu a m E s n

London 12, 5. Paris 143. Fonds beliebt und höher, Gold und fremde Valuten, besonders London und Paris, auch Amsterdam häufig und schr offerirt; deut -

sche Plätze fehlend. Leipz. Dr. P. bls, 1005 G. Leipz. ä

Leipzig, 22. Juni. : B. A. 1415 Br. L, Dresd. E. A. 954 G. ächsisch = Bayerische

' 78% Br., 784 G. Stlesishe 755 Br., 75 G. Chemniß - Riesa

20 G, LWbau-Zittau 135 G. Magdeb.-Leipzig 1754 G. Berl.= Anh. A. u. ß, 79 G. Altona-Kiel 954 G. Deß. B. A. 1015 G. Preuß. B.-A. 89; BVr., 89% G. i

Frankfurt a. M., 21. Juni. Met. 5proz. 735 Br., 73% Gld. B. A. 1950 Br., 1045 Gld. D. L, 25 Fl. 22% Br., 225 Gld. Nass. 21% Br., 215 G. Hope 814 Gld. Skliegl. 812 Gld. Jnt. 505 Br.,, 504 Gld. Span. 3proz. 24% Br., 244 Gld. Poln. 31)0 Fl. 97% Br., 974 Gld., 500 Fl. 73 Br., 725 Gld. Kurhessen 27% Br., 27% Gld. Sard. 243 Br., 245 Gld. Bad. 263 Br., 264 Old. Taunus 292 Br., 289 Gld. Bexbach 73 Br., 725 Gld. Friedrich-Wilhelms-Nordbahn 364 Br., 364 Gld. Köln-Minden 798 Br., 795 Gld. Amsterdam. k. S. 1014 Br., 2 M. 1005 Old. Berlin k. S. 106 Br., 105% Gld. Hamburg k. S. 884 Br., 2 M. 875 G. London 2 M. 121 Gld.

N. d. B. Met. 5proz. 73%. Span. 3proz. 244. Bexbach 725. F. W. Nordb. 367. Bad. 264 G.

Die Stimmung der Börse war heute günstig. Die meisten Fonds und Actien höher und begehrt.

Hamburg, 22. Juni. 3#proz. p. C. 80 Br., 80 G. ‘E. R. 100% Br., 100 G. Stiegl. 825 Br., 827 G. Dän. 644 Br., 64 G. Ard. 105 Br. 3proz. 234 Br., 235 G. Hamb. -Berl. 64 Br., 635 G. Bergedorf 745 Br., 74 G.. Altona-Kiel 954 Br. 95 G. Glückst: Elmsh. 25 Br. Rendsb. - Neum. 110 Br. Medcklenburg

34 Br., 334 G. : Wechsel - Course. Paris 188, Petersb. 324. London 13, 9, Amsterdam 35, 40.

Am 13. Juni hat General Oudinot hierauf folgenden Tages=- |

shießung der Stadt beschränkte sich auf die an Kunstdenkmälern“

C

tier von der Villa Santucci nach jener von Magliatella, in der Nähe von Trastevere, verlegt. Die nee Berichte aus Rom be= sagen, daß das Triumvirat sogenannte Volksprediger ausgesuht hat welche die Aufgabe haben, die Menge durch Wort und That fü. den heiligen Krieg zu entflammen.

Pisa, 10. Juni. (Lloyd.) Jn unserer Stadt sind keine fremden Truppen mehr. Die Munizipalität hat von Florenz aus die Ermächtigung zur Reorganisirung ihrer Bürgergarde erhalten.

Schweiz. Basel, 17. Juni. (A. Z.) Gestern Abend ent= ÔHlief zu besserem Leben Wilhelm Martin Leberecht de Wpt?- r. und Professor der Theologie, seit 27 Jahren Lehrer der leßte- ren an der Universität Basel, in einem Alter von 69 Jahren. Bis auf die leßte Zeit rüstig und in seinem Beruf unermüdlih thu:*a unterlag er nach einem - kurzen Krankenlager von kaum meh: acht Tagen einem rheumatischen Fieber, das ins Nervöse über. gangen war. /

Basel, 419. Juni. (Frankf. Journ.) Seit vorgestern Abend befindet sich der bekannte Dr. Zip von Mainz in unjerer Stadt. Er logirt in einem Gasthause zweiten Ranges und scheint sehr niédergeshlagen. Man versichert, er habe seine Vorkehrungen zur Uebersiedelung nah Amerika längst getroffen und erwarte jept nur die zur Reise erforderlichen Geldmittel, um dieselbe ohne Verzug anzutreten. Sein vor kurzem erworbenes Eigenthum in Mainz, den Butterhof, soll er zu obigem Zweck unter der Hand schnell veräußert haben.

St. Gallen, 17. Juni. (Frkf. J.) In Folge der acht= tägigen starken Regengüsse ist der Rhein auf eine solhe Höhe an= gewachsen, daß er die hinter ihm liegenden Straßen, Häuser und Felder übershwemmt. In St. Margarethen, Monstein, Au, Widnau, Schmitter, Dieboldsau, Kriesern, Montlingen, auch in Rorschach 1c. steht das Wasser 2 bis 6 Schuh hoh auf den Stra= Hen und Feldern und dringt in die Häuser.

Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

1849. Beobachtung.

23. Juni.

Nachmittags 2 Ubr.

Morgens 6 Uhr.

335,4 1!'’Par.|335,14‘’’Par. 334,84’’’Par. Quellwärme 7,9 ° R. —+ 9,0" R.| —+ 12,8° R.| +10,2° R. Flusswärme 14,5" R. 5,3° R.| +8,9° R.| + 8,0 R. Bodenwärme 73 pCt. 73 pCt. 84 pCt. trüb. crüb. crüb, W. W. Wolkenzug ... W. des Tagesmittel: - 334,79'’’Par.…. -+ 10,7° R... + A R...

Abends 10 Ubr.

Luftdruck Luftwärme Thaupunkt .…..

Daunstsätt1gung - Ausdünstung

Niederschlag 0,21 6!" Rb. Würmewechbsel + !3,4° S L

77 -pct. W.

Königliche Schauspiele.

Montag, 25. Juni. Im Schauspielhause. 97e Abonnements= Vorstellung: Der Essighändkler, Drama in 2 Abth., aus dem Fran-=- zösischen. (Herr Wohlbrück: Den alten Dominique.) Hierauf: Der beste Ton, Lustspiel in 4 Abth., von De. Karl Töpfer. (Herr Wohlbrük: Den Ober-Jägermeister.) Anfang halb 7 Uhr.

Dienstag , 26. Juni. Im Opernhause. 78e Abonnements= Vorstellung. (Neu einstudirt.) Zampa, oder: Die Marmorbraut, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz, von Melesville, von C. Blum, Musik von Herold. Anfang halb 7 Uhr.

Der Billet-Verkauf zu den Vorstellungen der Königlichén Thea=- ter, sowohl für das Opernhaus als für das Schauspielhaus, findet in dem früheren Verkaufs=-Lokale des Shauspielhau- ses statt Der Eingang dazu ist durch die Thür von der Seite der Jägerstraße, der Ausgang nach der Taubenstraße.

Königsftäd tisches Theater.

Montag, 25. Juni. (Zum vorleßtenmale vor dem zweimonat- lichen Schlusse des * Theaters.): Die Töchter Lucifer’s. Großes phantastisches Zauberspiel mit Gelang, in 5 Abtheilungen (12 Tableaux), von W., Friedrich... Musik komponirt und arrangirt von Ed. Stiegmann. ;

Dienstag, 26. Juni. Zum erstenmale. Der Alexandriner, oder: Korporal Pöffke in Dresden. Genrebild mit Gesang in 1 Akt, von R. Hahn. Hierauf: Dér Frosch, ausgeführt von Herrn Klischnigg. Dann, zum erstenmale wiederholt: Versuche. Musikalische Proberollen in 1 Aft, von L, Schneider. Musik von mehreren Komponisten.

(Dlle. Borchers, vom Hoftheater zu Braunschweig: Karoline, als Gastrolle.) Zum Schluß: Jodcko, der brasilianische Affe. (Hr. Klischnigg: Jocko.) (Hr. Klischnigg wird nur noch zweimal, heute und am-Freitag, den 29sten, hier auftreten.) E m m

Frankf. 884. Wien 184. Breslau 1514. Louisd’or 11. 4%. Gold al Marco 4384. Preuß. Thaler 50.

Der Umsaß in Wechseln war unbedeutend. Fonds und Eisen- bahn-Actien bei theilweise höheren Coursen fest.

Paris , 21. Juni. 3proz. 53.40. Z5proz. 86. 95. Belg. 3proz. 348. %. Vers. r. U. 200, 195. do. l, U, 175, 170. Straß- burg 100. Nordbahn 432 . 50, 430.

N. d. B. 5proz. 86, 85.

Die Börse eröffnete mit einer steigenden Tendenz, welche \ih jedo nicht behaupten konnte. j

London, 21. Juni. Z3proz. Cons. a. _Z. 91%. 3¿proz. 924. Ard. 163. Holl. 4proz. 774. E. R. 1034. Peru 4proz. 52. Mex. 28% ex div. Port. Aproz. 28.

Cons. eröffneten heute früh zu 914, # und blieben 91%, 2 Von fremden Fonds blieben Ard. 17, 1645. Z3proz. 33%, 5

2 Uhr. Cons. a. Z. 91x, Ÿ ex div.

Amsterdam, 21. Juni. Holl. Fonds waren heute unverän= dertz auch der Handel darin zeigte wenig Leben, Span. etwas festerz von den übrigen fremden Fonds ist Nichts besonders zu be=- merken.

Holl. Jntegr. 497. 3proz. neue 584, X. Span, Ard. 11. Gr. Piecen 115. 3proz. do. 333. Russen alte 1015. 4proz. 83. Stiegl. 824. Oest. Met. 5proz. 694, %. 2#proz. 37%.

Wecchsel-Course. Paris 564 G. Wien 284 Br. Frankfurt 983- G. London 2 M. 11.95 G., k. S. 12 G. Hamb. 34% G. Petersburg 179 à 180 G. t Leßte Course vom 20sten: Int. 495. Ard. gr. Piecen 11x.

Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober- Hofbuchdruckerei, Beilage

Beilage zum Preußischen Staats-Anzeiger.

Deutschland.

Desterreich. Wien, Landesverfassungs -Entwurf für das Erzherzog- thum unter der Enns. Kossuthshe Leibgarde. Die Streitkräfte der Magyaren und die Zustände in Pesth. Nachrichten aus Komorn.

«¿IMarlsburg und Hermannstadt. Verheerung des Klosters Kovilj. Ver-

{7 mishtes. Vorschläge der Finanz-Kommission, Banknoten-Umtausch.

.90— Handelskammer-Mission zur pariser Jndustrie-Ausstellung, Die Friedens - Unterhandlungen mit Piemont, Junnsbruck, Die nah Vorarlberg bestimmten Truppen. Wasserstand des Jnn und Dammdurch- brüche der Etsch.

Württemberg. Stuttgart, Abendsißung des Rumpfparlaments. Ulm. Unruhen in Reidlingen und Ulm.

Schleswig-Holstein. Erritsoe., Stand der Dinge vor Friedericia,

Frankfurt, Frankfurt a, M. Aufforderung der großdeutischen Ab- geordneten,

Hamburg. Hamburg. Die Verfassung.

A uslanud.

Desterreich. Pesth. Oeffentlihe Aktenstüke, Czernowiß, Russi- sche Truppen nah Siebenbürgen. Semlin, Die Magyaren in Or- sova. Mailand, Rüdkehr Radcyky's.

Frankreich. Paris, Sardinischer Gesandtschaftswechsel. Diploma- tische Verhandlungen in Konstantinopel. Die Maßregeln in Bezug auf das Insurrections-Komplott, Antrag auf Verbesserung der Justiz-Or- ganisation. Unterrichts - Kommission. Leichenbegängniß Bugeaud's, Vermischtes. Straßburg. Vermischtes,

Großbritauien und Jrland. Loudoa, Waterloo-Diner, Diplo- matische Ernennungen für die Vereinigten Staaten, Die englische Damypsmarine, ;

Schweiz, Bern, Sreiben des Dr Buß an den Nationalrath. Aarau. Bundeskontingent aufs Piket gestellt.

iichtamtlicher Theil. Deutschland.

Desterreich. Wien, 21. Juni. Die Ostdeutsche Post bringt den vollständigen Text des Entwurfés der Landesverfassung für das Erzherzogthum unter der Enns, welcher lautet:

„Wir Franz Joseph - 2c. 2c. haben beschlossen, im Einklange mit den allgemeinen Bestimmungen der Reichsverfassung, folgende Landesverfassung für das Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns

i zu erlassen und bis zu etwa folgenden Abänderungen auf dem näch=

sten Reichstag in Wirksamkeit zu seßen. Bis zu dem Zeitpunkte, wo der exste Landtag, nach den Bestimmungen dieser Landesverfassung, versammelt werden wird, haben die bestehenden ständischen Kollegien, das der Verordneten und das der Pa die ihnen bisher obliegen- den Geschäfte unverändert in der üblichen Weise fortzuführen. Fns= besondere aber tragen Wir diesen Kollegien auf, die Aufnahme des ständischen Vermögens und der ständischen Schulden zu besorgen und Uber die Ausscheidung jenes Vermögens, welches als Privat- Eigenthum der früheren Landstände anzusehen ist, ihre Anträge zu verfassen. Diese Anträge sind dem nächsten Landtage zur Schluß- fassung vorzulegen. Nach der von Uns erwirkten Genehmigung des Beschlusses hat die Auseinanderseßung des Vermögens und die Zuweisung an die Eigenthümer zu eschehen. Rückfsicht= lich der Beseßung von Psründen und Stiftpläßen tritt der Landtag in die Rechte ein, welhe früher der ständischen Corporation zukommen. Der vom Landtage zu erwählende Landes-Ausschuß hat seiner Zeit alle Geschäfte von dem ständischen Kollegium zu übernehmen und wie bisher fortzuführen, bis darüber anders verfügt werden wird. Alle früheren auf die Landes-Verfas= sung bezüglichen Anordnungen und Privilegien treten, insofern sie mit der Reihs- oder der genauen Landes - Verfassung im Wider-

* spruch sind, hiermit außer Wirksamkeit. §. 1, Das Erzherzogthum

Oestereih unter -der Enns ist ein Kronland des Kaiserthums Dester- reih. §. 2, Die Gränzen vesselben können nur durch ein Ge- sep verändert werden. §. 3, Das Verhältniß dieses Kron- landes zum Reiche ist durch die Reichs - Verfassung be- stimmt, §. 4. Das Kronland wird in den Angelegenheiten, welche die Reichs - Verfassung oder die Reichs - Geseye als Landes - Angelegenheiten erklären, von dem Landtage vertreten. g. 5. Der Landtag besteht: 1) Aus den Abgeordneten der Städte und größten Märkte, 2) aus Abgeordneten aller übrigen Gemeinden und 3) aus den Abgeordneten der Höchstbesteuerten. Die sämmtlichen Abgeordneten bilden nur Eine Versammlung. §. 6. Der Landtag wird vom Kaiser alljährlich in der Regel im Novem- ber und auf die Dauer von sechs Wochen berufen. Auf begründe- ten Antrag des Landtages kann der Kaiser die Session verlängern. Der Landtag hält seine Sibung im Landtage zu Wien. g. 7. Die Zahl der Ul alarbneten für die Städte und größten Märkte wird auf 30 festgeseßt und in folgender Weise vertheilt: Auf die Haupt= und Residenzstadt Wien 16, auf Wiener - Neustadt und Neunkirchen zusammen mit 14,500 Einwohnern 2, auf Ba- den und Mödling zusammen mit 7100 Einwohnern 1, auf Kloster- neuburg und Perchtoldsdorf mit 6300 Einw. 1; auf Schwechat und Pottendorf zusammen mit 8000 Einw. 1; auf Hainburg und Bruck a. d. Leitha mit 6900 Einw. 1; auf St. Póôlten und Tuln mit 7200 Einw. 1z auf Mauthern, Mölk, Pöchlarn, Jbbs, Gresten und Scheibbs, Waidhofen a. d. Ybbs zusammen mit 6400 Einw. 1; auf Stockerau, Kornenburg uud Großenzersdorf zusammen 7000 Einw. 1; auf Marchegg, Zinsdorf, Poisdorf und Feldberg zusam- men 7400 Einw. 1; auf Mistelbach, Laa, Meißau, Röy und Schrat- tenthal zusammen mit 6200 Einw. 1z auf Krems, Stein und Dürnstein zusammen mit 7500 Einw. 1; auf Langenlois, Eggeburg, Horm, Haärdek und Drohendorf zusammen 7200 Einw. 1; auf Waidhofen an der Thaya, Weitrà, Zwettel, Litschau, Altensteig und Gmund zusammen mit 7500 Einw. 1. g. 8, Die Zahl der Abge- ordneten aller übrigen Gemeinden beträgt ebenfalls 30. Zu der Wahl dieser i werden die Gemeinden in 30 Wahlbe- zirke getheilt. Die Theilung soll in der Hauptsache uach der Volks- zahl vorgenommen werden. §. 9. Die Höhstbesteuerten wählen ebenfalls 30 Abgeordnete, und zwar in der Haupt- und Residenz-

adt Wien und auf dem Lande 20. Die Höchstbesteuerten der Stadt

ien nehmen die Wahl in einer Versammlung vor. Das Land wird. zu diesem Behufe in 5 Wahl-Bezirke getheilt, so daß in jedem

Massenz

1103

Montag d. 25. Juní.

derselben 4 Abgeordnete gewählt werden. §. 10. Die Bedingun= geu der Wahlberechtigung bei den ein der Stadt=, Markt- und Landesgemeinde sind genau dieselben, welche das Gemeinde- geseb für die Wahlen der Gemeinde-Repräsentanten festsept.:: §. 11.

ie Zahl der Höchstbesteuerten wird in der Haupt- und Residenz- .

stadt und in jedem der 5 Wahlbezirke des Landes besonders ermit- telt und dadur bestimmt , daß die Beträge , welche die Höchstbe= steuerten jährlich an direkter Steuer entrichten, den dritten Theil der ganzen direkten Steuer des ganzen Wahlbezirkes erreichen müssen. Die mindeste 3h! der Wähler muß für jeden zu erwählenden Abgeordneten 25 betragen. Bei der Ausmittelung ist daher auf die in der Zahlung von direkter Steuer zunächst stehenden in so lange- überzugehen, bis diese Zahl von Wählern erreicht ist. Auch die Wahlberechtigung der

Höchstbesteuerten ist an die Bestimmung geknüpft, welche das Ge=- j

meindegeseß für die Wahlen der Genteinde-Repräsentanten festseßt.

F. 12. Wählbar, gleichviel ob als Abgeordneter der Stadt-, Markt-

und Landesgemeinden, oder- als. Abgeordneter der Höchsibesteuerten,

ist Jeder, welcher im Vollgenusse der bürgerlichen und politischen Rechte, österreichischer Reichsbürger wenigstens seit fünf Jahren,

mindestens 30 Jahre alt ist und in einer Gemeinde des Kronlandes

das aktive Wahlrecht besißt. §. 12b. Jeder Wahlberechtigte kann

sein Wahlrecht nur in einer Wahlversammlung des Kronlandes

ausüben. §. 13, Jede Stimmgebung bei den Wahlen sämmtlicher

Abgeordneten ist mündlich und öffentlich. §. 14. Die vier Abgeord=

neten werden auf die Dauer von drei aufeinanderfolgenden Jahren

gewählt. Sie sind nach Ablauf ihres Mandats wieder wählbar.

F. 15. Die Abgeordneten der Höchstbesteuerten empfangen keine Ent=

schädigung; jene der Stadt -, Markt - und Land - Gemeinden er-=

halten dann, wenn sie nit in Wien ansässig sind, eine angemessene

Entschädigung für die Kosten der Reise und Wohnung. Die Höhe

dieser Entschädigung bestimmt der Landtag; der Aufwand dafür ist

aus den Landesmitteln zu bestreiten. §. 16. Von jedem Abgeordneten

wird bei seinem Eintritte in den Landtag der Eid dem Kaiser und so=

wohl auf die Reichs =, als auf die Landes - Verfassung geleistet.

F. 17. Die Abgeordneten dürfen keine Instruction annehmen und

nur persönlich ihr Stimmrecht ausüben. §. 18. Dem Landtage

steht das Recht zu, die Wahlmandate seiner Mitglieder zu prüfen

und Über deren Zulassung zu entscheiden. §. 19. Der Landtag er=

nennt durch absolute Stimmenmehrheit seinen Präsidenten und Vice=

Präsidenten -für die Dauer der Session. §. 20. Der Statthalter

des Erzherzogthums Oesterreich und die von ihm abgeordneten Kom=

missäre haben das Recht, an der Verhandlung des Landes theilzunehmen. Sie können zu jeder Zeit das Wort neh- men und Anträge stellen; an den Abstimmungen aber dür- fen sie sich nur dann betheiligen, wenn sie auch Abgeordnete sind. §. 21. Der Landtag kann keinen Beschluß fassen, wenn nicht die Mehrheit der verfassungsmäßigen Zahl seiner Mitglieder versam- melt ist. §. 22. Geheime Stimmgebung, mit Ausnahme der vor= zunehmenden Wahlen, findet in dem Landtage nicht statt. §. 23. Ein Beschluß kann nur durch absolute Stimmenmehrheit zu Stande fommen. Bei Stimmengleichheit is der in Berathung gezogene Antrag als verworfen anzusehen. §. 24, Die Landtags- Sigungen sind öffentlich; doch. hat der Landtag das Recht, unter den von dem Präsidenten oder wenigstens von 10 Mit= gliedern gestellten Antrag, vertraulihe Sipungen zu halten. F. 25. Nur Abgeordnete können in dem Landtage Bittschriften ein- bringen. §. 26. Deputationen dürfen in dem Landtage nicht zuge- lassen werden. §. 27. Kein Abgeordneter darf außerhalb des Land= tages wegen Aeußerungen in der Sißung zur Rechenschaft gezogen werden, noch au gerihtlich verfolgt werden. §. 28. Der Landtag hat seine Geschäfts-Ordnung innerhalb der durch diese Verfassung bestimmten Grundsähe selbst festzustellen, §. 29. Der Kaiser ver= tagt und schließt den Landtag, kann auch zu jeder Zeit die Auf= lósung des Landtages anordnen. Die Wiederberufung des Land=- tages muß im Falle der Auflösung innerhalb 6 Wochen nach der- selben erfolgen. (Schluß folgt.) :

In Pesth wird, wie die Presse erzählt, eine Kossuthsche Leib= garde von 400 Mann errichtet. Die Säbel für diese Garde wurden in Konstantinopel aufgekauft, und sollen von großem, besonders in ihrer Leich Q und guten Abwägung bestehendem Werthe sein. Denselben Vlatte zufolge wurde am 1sten der Finger, welchen Bem im Treffen bei Mühlenbach in Siebenbürgen durch den Säbelhieb eines österreichischen Dragoners verlor, feierlich zur Erde bestattet. Kossuth hielt bei dieser Gelegenheit eine Leichenrede, die Garnison war ausgerüdckt, und feuerte drei Salven ab.

Dem Constitut. Blatt wird geshrieben: „Reisende, welche Pesth Donnerstag Abends verließen und den 17. Juni Morgens in Wien angekommen sind, haben auf ihrer Route über Stuhlweißen= burg und Weßprim wenig ungarische Truppen gesehenz in der Ge- gend von Stein am Anger jedoch konzentrirte sich ein starkes Corps, und zu diesem sollen mehrere hundert der entwichenen Palatinal= Husaren gestoßen sein. Sie \{ildern den Enthusiasmus und die Kampflust im ganzen Lande auf eine wirklich fabelhafte Weise. In Pesth selbst is es sehr ill, Kaum daß man einen jungen Mann in den Straßen sieht; Alles, was eine Waffe tragen kann, is zur Armee gegangen. Dies hindert aber nicht, daß der Verkehr in Pesth ungemein lebhaft ist. Englische Waaren von allen Sorten füllen den Markt, es fehlen nur die Hände in den Magazinen und Kaufläden , um die große Nachfrage zu befriedigen. Auch an Kolonialwaaren ist kein Mangel und ihre Preise, wenn au höher als bei uns, keinesweges übertrieben hoh. Die Wälle von Ofen werden noch immer demolirt, und ein roßer Theil der Werke soll schon zerstört sein. Kossuth war am Mittwoch (13ten) noch in Pesth, er wohnt in seiner früheren Wohnung, vor dem Hause stehen zwei Jäger Wache. Pesth hat eine unbedeutende Besaßung, darunter ungarische Jäger, welche beinahe wie die unserigen adjustirt sein sollen, grau mit grünen Kragen und Aufschlägen, die Kopfbedeckung jedoch von veränderter Form, Vor dem Hause Kossuths ist immer ein oe gte Leben, und Massen von Neugierigen, die ihn sehen wollen. Er- trägt den Verdienst-Orden der Tapferkeit leßter Klasse, oder eine Huldigung der Mode, denn Alles trägt die Nationalfarben, Damen wie Herren. Es is wirklich ein Tapferkeits - Orden ge=- gründet worden, von dem die Jnsignien auf drei Abstufungen weisen. Der Orden erster Klasse besteht aus dem ungarischen Lan- deswappen ohne Krone, umgeben von einem Lorbeerzweige. Der Orden zweiter Klasse aus einer National-Kokarde mit dem Lorbeer- zweige als Einfassung. - Beide Decorationen aus Metall und auf der Brust zu tragen. Die dritte Abstufung is eine einfache Band- Kokarde. An den zerstörten Häusern wird fleißig gebaut. Im Neugebäude werden Artillerie-Vorräthe fabrizirt, der Sage nah auch kfongrevsche Raketen. Gemünztes Geld aller Sorten cirkulirt in seltener sind österreichishe Banknoten, theils weil sie für Waaren nach Wien, dann auch, weil sie die Regierung wahrschein-

Auch Görgey war die ganze. vorige Woche in Pesth. -

li allenthalben gegen ungarisches Papier einzuwechseln bemüht ist. In Pesth wußte man schon vou der Niederlage Perczel’s ; sein Ver= lust wurde unten auf 1500 Mann und vierzehn Kanonen angege=- den, Die Erstürmung von Neusoß war in Pesth noh nicht be- annt.“

Der Oesterreichische Korrespondent meldet aus Komorn vom 8. Juni, daß man dem baldigen Ende des Prozesses, welcher über Madck eingeleitet worden war, entgegensah. Die vierzehn Tage, während welcher es jedem Offizier freistand, gegründete Klagen ge-

en Mack zu erheben, waren abgelaufen, oes daß wichtigere That- fden für die Anklage vorgebracht werden konnten. General Guygon verließ ungern Komorn, weil er bereits seine Familie hatte dahin fommen lassen. Görgey war am 7ten, Klapka noch am Sten in Komornz indessen war General Assermann noch der stellvertretende Festungs - Kommandant, Die aus drei Eskadronen bestehenden Atiila-Husaren sollten am 16ten nah Kecskemet abgeheu.

Briefe aus Jasiy, heißt es im Lloyd, wollen wissen, daß es dem Anführer des omanischen Landsturmes, Janku Hora, nach einem higigen Gefechte mit den Ungarn gelungen sei, die Festung Karls- burg zu entseßen und die österreichishe Besaßung zu verprovianti= ren. Jenen Briefen zufolge, zog Janku jeßt gegen Hermannstadt.

Der Soldatenfreund theilt folgendes Resultat der gegen

die Palatinal-Husaren unternommenen Affaire mit: „Die erjte Ab=- theilung, aus 98 Mann und 110 Pferden bestehend, schlug sich mit einem Verluste von zwei Gefangenen und achtzehn Pferden durch. Von der zweiten, 108 Mann starken Abtheilung wurden dreizehn Mann getödtet, die übrigen, darunter 19 Blessirte, gefangen ge= nommen. Die dritte Abtheilung, 69 Mann stark, wurde mit einem Verluste von 7 Todten gleichfalls gefangen, nachdem außerdem zehn Mann verwundet worden sind.“ Gestern früh wurden im Schönbrunner Garten sechs Jndivi- duen verhaftet, die im Vorbeifahren vor Dommayers Kasino in Hiping, vor welchem mehrere Kaiserliche Offiziere saßen, laut und herausfordernd ein Lebehoch dem Kossuth darbrachten.

Heute wurde die hiesige Druckerei des Vjestnik und Na- redak unter militairisher Bewachung geschlossen und die Re- acteure derselben, Bogdarovic und Medakovich, sind verhaftet.

Ueber die bisherigen Resultate der Berathungen, welche hier \o eben über die Finanz =- Angelcgenheiten stattfinden , berichtet ¡der heutige Lloyd: „Die Finanz-Kommissien zur Berathung über die Mittel, durch welche unserer Finanzkrisis und zunächst unserem im-=- mer drohenderen Valutazustande, diesem offenbaren Krebsschaden alles Verkehrs, am zweckmäßigsten abgeholfen werden soll, hat in der heutigen Sipung dem Herrn Finanz-Minister einen schriftlichen Vorschlag überreicht. Sicherem Vernehmen nah wurden in dem- selben folgende Hauptmaßregeln empfohlen: „,1) Die Emission eines freiwilligen Anlehens vorläufig im Betrage von 60 Millionen. 2) Die gleichzeitige Hinausgabe der 49,370 Reserve = Actien der ssterreichishen Nationalbank, um den Bankfond zu vermehren, 3) Die Aushebung des Verbots der Geldausfuhr. 4) Die Lon Sei- ten der Staatsverwaltung zu erlassende ausdrüdlihe Erklärung, a sie die von Piemont zu gewärtigende Kriegsentschädigung un= ge\chmälert der Bank auf Abschlag und als Abzahlung der ihr bis jeßt entnommenen Vorschüsse überlasse, und unter einem, daß der Staat in der Folge den Bank - Kredit nicht in der Weise und in dem Maße wie bisher in Anspruch nehmen werde.“ Gewiß sind diese Maßregeln durchgehends eben so zweckmäßig als loyal, ohne im geringsten an gewisse Nothmaßregeln zu streifen, die als solche oft odiós erscheinen. Es handelt sich daher nur darum, daß unser Herr Finanz = Minister nah geschehener Prüfung der Verhält- nisse seinerseits sogleich die näheren Modalitäten zur Emis= sion des Anlehens bestimme, und jene Männer, die zunächst dazu berufen sind, dem Staate auch als echte Staatsbürger zur Seite zu zsein, um ihm die Herbeischaffung der nöthigen Quellen und ittel zu erleihtern. Wer den unumstößlichen Grundsag anerkennt, daß der Staat, was er braucht, au haben und bekommen müsse, wird auch anerkennen, daß man den Staat nicht muthwillig in die Lage ver= seßen dürfe, zu Nothmaßregeln zu greifen. Wir zweifeln jedoch nicht im Geringsten, ja, wir sprechen es mit inniger Ueberzeugung aus, es darf Oesterreich nicht bangen, bei seinen reihen Mitteln, bei den vielen bisher noch unbenußbten großen Hülfsquellen im Jn= lande, ein Anlehen abzuschließen, welches eben so n seinem Kre= dite im Auslande als dem Patriotismus der Oesterreicher zur Ehre gereichen soll.“

Nachdem bei der Emission der im Umlaufe befindlichen Bank= noten zu ein und zwei Gulden, wie eine heute veröffentlichte Be- kanntmachung besagt, die erforderliche Zeit niht zu Gebote stand, um sie in wünschenswerther technischer Vollkommenheit auzufertigen, so hat die Bank = Direction \{chon am 1. Juli 1848 den Beschluß gefaßt, diese Banknoten gegen eine neue, mit entsprechender höherer Kunstleistung ausgestattete Banknoten-Auflage zu vertauschen, somit die alte Auflage einzuziehen. Nach am 17. Mai 1849 erfolgter allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät zum Umtausche und zur Einziehung der im Umlause befindlichen Banknoten zu ein und zwei Gulden, haben folgende Bestimmungen zu gelten: Der Umtausch der Banknoten=Kategorie zu zwei Gulden wird mit dem 1. Iuli 1849 beginnen. Die Kategorie der neuen Banknoten zu einem Gul-=- den, wird später ausgegeben werden, und die Kundmachung über den Zeitpunkt des beginnenden Umtausches und die Beschreibung dieser Noten werden seiner Zeit erfolgen. 2

Die Handels-Kammer in Wien hat beschlossen, den Handels= mann Otto Schumann, den Kustos des Kaisêrlich technischen Kabi= nets, Jakob Reuter, den Architekten zu Prag, Hermann Bergmann, und den Ingenieur - Assistenten Karl Hornbostel als ihre Abgeocd- neten zur Jndustrie-Ausstellung nah Paris zu senden, um nebst der {hon angekündigten Ministerial-Kommission nübßlihe Kenntnisse und Aufklärungen zu sammeln und jene Kommission in ihrer um- fassenden Aufgabe zu unterstüßen.

Unter den neuesten Nachrichten liest man im heutigen Lloyd: „An der Börse war allgemein die Nachricht verbreitet, daß die Friedens-Unterhandlungen mit Piemont wirklich abgeschlossen sind, und daß der General Bormida si bereits auch \{chon von Mailand na Turin begeben hat, um die Unterschrift des Königs einzuholen. Gerüchtsweise hieß es auch an der Börse, Peterwardein habe sih ergeben.“

Der Oberst und Brigade-Kommandant Puffer hat an das Kreis-Comité zu Karlowiß nachstehendes Schreiben gerichtet :

„Durch Ueberbringer dieses sende ih zwei Heiligenbilder, die aus dem Brande des Klosters Kovilj gerettet worden sind. Eines derselben soll zum ewigen Andenken in der karlowißer Domkirche, das andere aber in det Kirche zu Mitroviz, im Hauptorte meines Regiments, als ein lebendes D mal der Rohheit eines barbarischen Volkes, das unter dem Mrg

nt c » : lf mordet Freiheit unsere Fluren verwüstet, Häuser in Asche legt, unser Bo unb die Kirchen entheiligt, aufbewahrt werden. Ob es wohl Zemand nach

Verlauf eines Jahrhunderts glauben wird, daß das, was gegenwärtig s€-