1849 / 175 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

weck. Jm Schönen, das sah er, ist das Erste: Natur, Freiheitz fp D D E Selbstbeshränkung. Das Schöne ist also das Höchste, das Endziel der Dinge. Schön muß Alles werden, d. h.,

Alles muß seine Natur bewahren und in der Form der Kunst darstellen,

Mit Natur edel zu handeln, mit Natur und Freiheit die Forderungen des moralischen Geseßes zu erfüllen, ist das höchste Jdeal des Menschen: das Zdeal sittliher Schönheit. Mit dieser Einsicht in das Wesen des Schönen fonnte der Dichter unterscheiden zwishen Schönheit und Vollkommen- heit, Zweckmäßigkeit u. #. w.; er konnte die früheren Begriffe vom Schönen in ihrer Einseitigkeit und Aeußerlichkeit blosstellen. Die Poesie und die Kunst, welche diejenigen, die ihnen am meisten Ehre anzuthun glaubten, als Dienerinnen der Moral zu betrachten pflegten, wurden dadurch emanzipirt, autonomishz; und die Moralität erhielt viel- mehr die Aufgabe, selber Kunst im höchsten Sinne des Wortes, Natur in der Kunstmäßigkeit zu werden, Schiller trug sich noch eine Zeitlang mit dem Gedanken, seine Jdeen in dialogischer Form aufzustellen. Jn einem Schreiben vom 7, April 1793 meldet er, daß Ramberg zu seinem Kallias eine Zeichnung mache, Körner erwartet von Namberg etwas Gutes und freut sich über die Vollendung des Werks, Allein hon im Juni berichtet Schiller: „An meine Zerglie- derung des Schönen werde ih mich bald machen, Jch werde sie in Brie- fen an den Prinzen von Augustenburg abhandeln, mit dem ih schon jeyt über diese Materie korrespondire. Jch bin ihm einen öffentlichen Beweis von Aufmerksamkeit schuldig, und weiß, daß er nicht unempfindlich dagegen is, Außerdem habe ich bei solcher Einkleidung den großen Vor- theil, daf eine freiere und unterhaltende Behandlung mir gleichsam Pflicht wird, und daß ih mir aus meiner Unfunde im Dogmatisiren hier noch ein Verdienst machen kann, weil solche Briefe an einen solchen Mann es nicht wohl erlauben würden.“ Körner bedauert die Abänderung des ursprüng- lichen Plans, muß aber die angeführten Gründe gelten lassen. Schiller begann die ästhetishen Briefe im Jahre 1793 und beschäftigte sich in dem folgenden sehr ernstlih damit. Er theilte die ersten dem Freunde mit, hörte seine Einwendungen und änderte manches danach ab. - Endlich veröffent- lichte er sie in den Horen, Jm November 1794 schreibt er: „Göthe ha- ben die Briefe schr gefaßt und ergriffen, Herder abhorrirt sie als kantische Sünden und s{mollt ordentlich deêwegen mit mir.“ Den Vorwurf der Dunkelheit, der ihm gemacht wurde, weist er zurück, indem er schr richtig bemerktz „Der Leser soll denken das fann ihm bei philosophischen Materien nie erspart werden; und wenn er nicht in dem Kontext des Gan- jn den Schlüssel zu den schwierigen Stellen findet, so kann ihm nicht ge- olfen werden.“ Daß er „fantisire“/, giebt er zuz allein er hält dies für unumgänglich, „sobald die legten Gründe entwickelt werden sollen. Jm Dezember 1794 schreibt er: „Was meine Arbeiten betrifft, so bin ich jeyt ungemein gut mit mir zufrieden, Mein System nähert sich jeßt einer Neife und einer inneren Konsistenz, die ihm Festigkeit und Dauer versichern. Alles hângt aufs beste zusammen, und dur das Ganze herrsht eine Simplizi-

1114

Schiller \chrieb in jenen Jahren, theils vor, theils nah den Briefen,

auch ‘die übrigen seiner ästhetischen Abhandlungen. merft er: „J

Jn Bezug darauf be-

werde durch diese Abhandlungen wenig Freunde bekommen z

denn entweder habe ih unrecht, oder man muß seine Urtheile über manche Dinge total reformiren, Das leytere will den Leuten {wer ein, besonders

denen „»die selbst eine Partei sind; aber es möchte

auf der anderen Seite

wieder _aicht \o leiht sein, meine Gründe zu widerlegen.“ Jm Ganzen fan- den diese Arbeiten auch bei den Zeitgenossen des Verfassers nicht die Theil-

nahme, die seine Freunde erwartet haben mochten,

Nur Einzelne enizün-

deten sih daran und suchten die Theorie weiter fortzuführen. Andere, zum Theil Männer von einer gewissen Celebrität, begriffen den Autor nicht und

verunglimpften ihn aus Mißverstand.

Eine geiltigere Zeit wird auf die

Jdeen Schiller's wieder zurückkommen und ihnen nicht nur alle Gerechtig- keit widerfahren lassen, sondern sie auch zu ergänzen und im vollsten Lichte

darzustellen wissen. (Fortsegung folgt.)

Berliner Börse.

VBerlín, 23. Juni.

Das Geschäft war im Laufe - dieser

Woche sehr ‘beträchtlih, und zahlreiche Einkäufe, welche für Rech-

nung auswärtiger und hiesiger Kapitalisten bewirkt wurden, \o wie - die sich täglich vermehrende Unternehmungslust unserer Spekulanten,

veranlaßten einen bedeutenden Aufshwung unserer Course, welche mit geringer Unterbrechung bis zum Schluß der heutigen Börse in

steigender Tendenz blieben.

L

Frankreich, so wie die Bekämpfung der Aufstän

Die Unterdrüdckung

der Emeuten in de in Süddeutschland,

haben unzweifelhaft einen wichtigen Einfluß auf die plößlihe Bele=

bung des weiter noch

Baden. eintresen. Die Bewegungen au

Kriegs\hauplaß dürften demnächst den Schlußstein der

Börsen = Verkehrs gehabt, und äußern, wenn fernere günstige Nachrichten aus

werden ihn auch

dem ungarischen politi=

schen Kämpfe bilden und an der Börse werden die Nachrichten von dorther mit großer Spannung erwartet. Dies ist der Grund, wenn kürzli) Gerüchte von einem bedeutenden Treffen zum Nachtheil der Oesterreicher verbreitet wurden. Die Angabe, daß ein angesehenes

Banquierhaus die Mittheilungen hierher gema

cht habe, war hinrei-

chend, solhe für ein Börsen-Mansver zu halten, und so vermochte dies Gerücht auch nur einen sehr vorübergehenden nachtheiligen Ein=

druck hervorzubringen.

Seitdem blieb die Steigerung anhaltend,

und wir notiren die Abweichungen der Course seit unserem vorigen

Bericht wie folgt : Berlin-Anhalter von 78 bis . Berlin-Stettiner „...... » 884 »

80; u, 81 bez. 90 bez.

“Poln. neue Pfandbriefe von 91 bis 92 %.

In allen diesen Actien war der Umsaß sehr beträchtlich, und namentli fanden sich für zinsgarantirte Eisenbahn-Actien vielsciti e Käufer. Ausnahme von der LIGFTHRA madbten bergis{-märkisde Actien, wovon ein Pöstchen zum Verkauf kam und erst a 46 % Käu= fer fand; inzwischen blieb aber heute wieder 485 Gld. Auch ber-= lin-hamburger, die bereits bis 665 % bezahlt wurden, konnten sich in Folge niedriger Notirungen von Hamburg nicht behaupten, \on- dern \{chwankten zwischen 645 a 63%, - zu welchem leßten Cours heute etwas begeben wurde. Aus gleicher Veranlassung Ren mecklenburger von 35 bis 334 %. . Kiel-altonaer hingegen sehr be- gehrt und heute bis 96 % bezahlt.

Jn unseren preußischen Staatsfonds hat sich nichts Erhebliches verändert , indeß sind Staatsschuldscheine doch von 7925 bis 80 % bezahlt, proz. freiwillige Anleihe ohne Bewegung blieb 1015 bez. und Gld. Jn preuß. Bank=-Autheilen viel Geschäft, der Cours ging von 88% bis 895%, wi dann wieder bis 887 und stieg bis 89% %, wozu heute viel ga, wurde.

Jn ausländ (Ben Fonds war die Steigerung bedeutend und das Geschäft sehr belebt. Stiegliß von 85 bis 865 % bez. und Br. Say = Obligationen von 68 bis 69; %. Poln. Loose von 798 à 834 % bez. SdSproz. englische Russen von 103 bis 104 %. Poln. 500 Fl. Part. von 71 bis 723; % bezahlt. Kurhe}. Loose von 27 à 27% %, und badische von 145 bis 15%; % bez. und Geld.

In Wechseln war das Geschäft die ganze Woche hindurch von feinem Belang, daher denn die Notirungen der meisten Devisen nur unbedeutende Veränderungen erfuhren, Amsterdam k. S. ist um 4 % gestiegen; Hamburg seit Montag in k. S. à 150 % und 2 M. à 149% % Einiges gemacht. London hält sich auf 6 Rthlr., 25 Sgr. Br. u. G. Paris etwas gefragter und 805 G. Wien in Folge des Rüd=kganges der Devisen in Wien von 82 bis 83 % gestiegenz Bank =- Actien wurden heute bis 845 -% bez. Frankfurt a. M. à 56 Rthlr. 18 Sgr. Br. Petersburg à 1035 % etwas

gemaht. —————— D ——

Markt: Berichte.

Königsberg, 22. Juni. Zufuhr war gering. Weizen 56 bis 67 Sgr. pr. Schfl. , Roggen 24 bis 28 Sgr., große Gerste 20 bis 26 Sgr., kleine Gerste 18 bis 21 Sgr., Hafer 14 bis 17 Sgr., graue Erbsen 26 bis 31 Sgr., Kartoffeln 14 bis 16 Sgr.

tat, die sih mir selbst bei der Au Mig durch eine größere Leichtigkeit

en des folgenden Jahres heißt es: „Jch leugne niht, daß ih schr mit den Briefen zufrieden binz denn eine solche Einheit, als diejenige ist, die dieses System zusammenhält, habe ich in meinem Kopfe noch nie hervorgebracht; und ih muß gestehen, daß ih meine Gründe für unüberwindlich halte.“/ Bei diesem Glauben ficht es ihn wenig an, wenn er wegen seiner ästhetischen Theorie Tadel erfährt. ovember 1795 erwähnt er, daß seine Briefe von „trivialen und eselhaften Gegnern‘, in den halleshen Annalen, in Dyk's Bibliothek nd f eisen, heftig angegriffen worden seien. diese Angriffe, und nur den „lezten, und plattesten Gesellen“ behält er sich |

bemerkbar macht.“ Jn dem ersten Schrei

Schreiben vom und in Nifolagi's

vor zu züchtigen,

Berlin-Potsd.-Magdeb. Halle=-Thüringer. Köln-Mindener lite Rheinische

Niederschle\.-Märkische.. În Llueim Zweigbahn...

Krakau=-Oberschlesische .….

Er ignorirt aber Magdeb.-Wittenberger..

o. Oberschlesische Lt. A. B. Stargard=Posener Friedr.-Wilh.-Nordb..….

» 54% » 56% » » 4845 » 50% » A O a

44 » 47 / Gesen 30, 32, 34 Sgr.

72 » TAï Ger 32» 30 944 » 95% 427 » 44z (2 D (O8 43 ». 445 35% » 37%

begeben.

Kleesaat st Spiritus 75a

te 21, 23, 25 Sgr. Hafer 195, 21, 22 Sgr.

X Rthlr. bez., 100 Eimer pr, 15, Juli a 8 Rthlr,

Rüböl 14 Rthlr. Br. Unser Markt war heute fest, daher Preise unverändert.

Breslau, 23. Juni. Weizen, weißer 62, 6b, 70 Sgr.- gelber 56, 60, 64 Sgr.

E E S T T E E E E I E O E I T T I E T T C A S F O O I C I T T I I T T T R

Bekanntmachungen.

[27] Subhastations-Patent wegen des Gutes ‘Nieder - Harpersdorf,

Zur Subhastation des im Fürstenthume Liegniß und dessen Goldberger Kreise zu Erbrecht belegenen, land- \chaftlih am 25. bis 27, Juli 1848 auf 44,952 Thlr. 15 Sgr. 1 Pf. abgeschäßten, dem Friedrich Ernst Hein- rih Peisker gehörigen Gutes Nieder-Harpersdorf is ein Bietungs-Termin auf den 27, August 1849, Vor- mittags um 11 Uhr, angeseßt worden.

Besip- und zahlungsfähige Kauflustige werden daher vorgeladen, ín diesem Termine vor dem ernannten De- putirten, Ober-Landesgerihts-Rath Oelrichs, auf dem hiesigen Schloß entweder in Person oder durch gehörig informirte und geseßlih legitimirte Mandatarien sich einzufinden, ihre Gebote abzugeben und demnächst den Zuschlag an den Meist- und Bestbietenden zu gewärtigen,

Die Taxe, der neueste Hypothekenschein und die be- \c nderen Kaufbedingungen können während der gewöhn- lihe:a Amtsstunden in der hiesigen Registratur eingese- hen werden.

Glogau, den 12, Januar 1849.

Königliches Ober-Landesgericht, 1. Senat. i e L. S. U Ciala, b iger Termin, den 27. Angust d. J., steht nun- mehr an hiesiger Gerichtsstelle a, A Goldberg, den 19. April 1849, Königliches Kreisgericht. chubert,

[32] Subhastations-Patent.

Das in der Tuchmacherstraße Nr, 47 gelegene, Vol. I. Nr. 95, des Hypothekenbuchs verzeichnete, dem Klemp- nermeister Albert Zaspel gehörige Wohnhaus nebs Hof und Baustelle und 6 Morgen 162 (I Nuthen Wiesen, welche zufolge der nebst dem Hypothekenscheine in der Registratur einzusehenden Taxe auf 11,940 Thlr, 24 Sgr. 3 Pf. abgeschäßt worden, soll

am 10. August 1849, Vorm. elf Uhr, subhastirt werden.

Alle unbekannten Neal - Prätendenten werden aufge- boten, \sih bei Vermeidung der Präklusion spätestens in diesem Termine zu melden.

Frankfurt a. d. O,, den 13, Januar 1849.

Königl, Land- und Stadtgericht,

[77] Subhastations-Patent.

Das in der Gubener Vorstadt am Anger Nr. 30, gelegene, Vol. II. No. et Fol. 90. des Hypothekenbuchs verzeichnete, dem Bäckermeister August Lipke gehörige Haus, Garten und Zubehör, welche zufolge der nebst dem Hypothekenscheine in der Registratur einzusehenden ie l 10,494 Thlr, 16 Sgr, 3 Pf. abgeshägt wor-

,

am 19, September d, J,, Vorm. 11 1 subhastirt Vor \ E 6

Sranklfurt a. d, O,, den 17,

L anuar 1849, Königl, Land- und

tadtgericht,

[312] Ediktal-Citation,

Gegen die unverehelichte Clara Magdalene Fütterer {ird die Kriminal -Untersuhung wegen wiederholten Betrugs, zum Theil durch Fälschung, eingeleitet, Zu ihrer Verantwortung haben wir einen Termín auf

den 13, Oktober d. J., Vormittags 9 Uhr im Gerichtsgebäude, Molfkenmarkt Nr, 3, anberaumt zu welchem dieselbe hierdurh mit der Aufforderung vorge- laden wird, zur festgeseßten Stunde zu erscheinen und die zu ihrer Vertheidigung dicnenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen oder solche dem unterzeichneten Gerichtshofe so zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß

sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können, und unter der Verwarnung, daß im Fall ihres Aus- bleibens mit der Untersuchung. und Entscheidung in contumatiam verfahren werden soll. Berlin, den 6. Juni 1849, Königl. Stadtgericht. Abtheilung für Untersuchungssachen, TI, Deputation für Verbrechen. Busse.

[310] Nothwendiger Verkauf.

Das auf hiesiger städtischer Feldmark, 4 Postmeile von hier belegene, den Gutsbesißer Reblasfschen Ehe- leuten gehörige Grundstück mit einem Flächeninhalt von 352 Morgen Acker, Wiesen, Weide 2c. nebst Gebäuden und der Blegelái im neustettiner Kreise, abgeschägt auf 13,818 Rthlr. 18 Sgr. 6 Pf., zufo!ge der nebst Hypo- thekenschein und Bedingungen in der Registratur einzu- sehenden Taxe, soll am 28, September c., Vormittags 11 Uhr, an ordentlicher Gerichtsstelle hierselb subhastirt werden,

Alle unbekannten Realprätendenten werden aufgeboten, sich bei Vermeidung der Präklusion spätestens in diesem Termin zu melden,

Tempelburg, den 21. Juni 1849,

Königliches Bezirksgericht.

. Ruhrort-Crefeld-Kreis 2M (Gladbacher Eisenbahn- S111 Gesellschaft.

Der Termin zur Einzahlung der leßten zehn Prozent unseres Actien-Kapitals is auf den 1. September d. J, von uns festgestellt worden, Bei dieser Einzahlung

ad 10 Thlr, Sgr. Pf. pro Actic werden die nach §. 14 der Statuten von den einzelnen Zahlungen zu vergütenden Zinsen bis Ende Dezember d, J. mit Thlr, Spr Pf, D gun

unter Rückrehnung des Rabatts für die Vorausbezahlung d. Zinsen für das leßte Tertial d. J. ad 6 mit 5 » 0». 9 in Abzug gebracht, so daß also : pro Actie nur „........, 4Thlr.23 Sgr. 6Pf. jeyt zu entrichten bleiben.

Die Herren Actionaire werden daher unter Bezug- nahme anf den §. 11, der Statuten hierdurch aufge- fordert, die legte Einzahlung von zehn Prozent ihres Actien-Betrages mit 4 Thlr. 23 Sgr, 6 Ph für jede Actie, je nach ihrer Wahl

in Crefeld bei den Bankhäusern Gebrüder M-0-

lenaar oder von Beckerath-Heilmann,

in Düsseldorf bei dem Bankhause Wilh, Cleff,

in Köln bei dem Bankhause Sal. Oppenheim

jun. & Co. oder dem Abr. Schaaffhausen- [en Bankverein, N En bei dem Bankhause Mendelssohn o, spätestens bis zum 1, September d. J. zu leisten und habs die Quittungsbogen über die bisherigen Zah- ungen mit vorzulegen. ie Auswechselung der Quittungsbogen gegen die Actien - Dokumente erfolgt späterhin entweder bei uns direkt oder bei denjenigen Bankhäusern, bei welchen die lepte Mg geleistet worden, Zugleich verweisen wir die Herren Actionaire wêgen der Folgen der Nicht-

[309]

einzahlung und der Verpflichtung der ursprünglichen Zeichner auf die §§. 12 und 13 der Statuten. Crefeld, den 22. Juni 1849. Dié Direction.

Ediktal-Ladung.

Von dem unterzeihneten Königlichen Landgericht ist behufs der Ermittelung der im nachstehenden Verzeich- nisse sub © aufgeführten abwesenden Personen, welche seit länger als 20 Jahren von ihrem Leben und Aufenthalt keine Nachricht von sih gegeben und resp. das 70, Lebensjahr überschritten haben, auf An- trag dcr Betheiligten und resp, ihrer Abwesenheits-Vor- münder mit Erlassung der Ediktalien in Gemäßheit des Mandats vom 13. November 1799, verbunden mit dem Geseße vom 27, Oktober 1834, zu verfahren gewesen,

Es werden daher die nacbgenannten Verschollenen und für den Fall, daß dieselben sich niht mehr am Le- ben befinden, alle diejenigen, welche an sie oder deren Vermögen als - Erben oder aus irgend einem Rechtsgrunde Ansprüché zu haben glauben, hiermit öffentlih und peremtorish bei Verlust der Rechts8wohl- that der Wiedereinsezung in den vorigen Stand hier- mit geladen,

den 26, November 1849,

welher zum Anmeldungs - und Liquidations - Termin anberaumt worden is, in Person und, da nöthig, bevor=- mundet an hiesiger Gerichtsstelle zu erscheinen und, was die Abwesenden betrifft, ihre Person - Jdentität darzule- gen und der Ausantwortung ihres Vermögens gewärtig zu sein, diejenigen aber, welche Erb- oder sonstige An- sprüche an deren Vermögen geltend machen wollen, sel- bige gehörig anzumelden und zu bescheinigen, und zwar unter der ausdrücklihen Verwarnung, daß beim Nicht- ershecinen die nachverzeihneten Abwesenden für todt erflärt und deren Vermögensbestände ihren Erben und Gläubigern verabfolgt, dagegen aber die etwaigen Er- ben und Gläubiger der Verschollenen beim Außenblei- ben ihrer diesfallsigen Ansprüche durch Präflusion für verlustig erachtet werden sollen,

Im obigen Termine haben ferner die Erben und Gläubiger der jener genannten Abwesenden- über ihre Ansprüche mit dem bestellten Kontradiktor und nach Be- finden unter \sich rehtlich zu verfahren, binnen 6 Wochen zu beschließen und

den 16, Januar 1850 des Aktenschlusses, so wie

den 15, Februar 1850, j : der Eröffnung eines Erkenntnisses, welches hinsichtlich der Außenbleibenden Mittags 12 Uhr für publizirt er- achtet werden wird, sih zu gewärtigen.

Uebrigens haben auswärtige Jnteressenten Bevoll- mächtigte mittelst gerihtlich anerkannter und auf An- nahme künftiger Ladungen gerichteter Vollmachten zu bestellen und diese mit ausreichenden Jnstructionen zu versehen.

Oschatz, den 9. Juni 1849.

Das Königlih Sächsische Landgericht. (L. §8.) Wilde,

O i Verzeichniß s der vorgeladenen Abwesenden. [Namen unv Familien - Verhältnisse [Vermögensbe- der Verschollenen. trag derselben, ! Thlr.\Ngr.[ Pf.

Johann Gottlieb Petermann (oder Biedermann) aus Zschöllau.

Is aus- dem französisch - russischen Feldzuge im Jahre 1812, welchen als Gemeiner in einem Königl. Säch- sishen Dragoner-Regimente beigewohnt hat, nicht zurückgekehrt L.

Charlotte Auguste Taubertin: aus

aß,

14| 26 | 2

Namen „und Familien - Verhältnisse der Verschollenen.

Vermögensbe- trag derselben.

Diejelbe is cine Tochter des vor- Thlr. maligen Fouriers Taubert und mi; sihrer Schwester, so wie deren Ehe- manne, dem Zahnarzte Olioier vor langen Jahren nah Frankreih ge- gangen, hatte sih auch nach ihren ¡egten in den Jahren 1816 und 1817 geschriebenen Briefen damals in Pa- ris aufgehalten, seitdem aber fein Nachricht von sich gegeben

Johann Gottlob Beyer aus Oschay.

Js ein Bruder des im Jahre 1799 in Konkurs verfallenen hiesigen Tuch- machers Johann Samuel Beyers, war aus dem Sächsischen Militairdienste desertirt und später in österreichische Kriegsdienste getreten und hatte sich im Jahre 1807, ín welcem die legte Nachricht von seinem Leben anher ge- langt, als Feldwebel im K. K. Militair- JInvalidenhause zu Tyrnau in Ungarn befunden

Johann Christian Gottlieb Hempel aus Ganzig.

Jst im Jahre 1823 als ‘Leinweber- Geselle auf die Wanderschaft gegan- gen und hat seitdem keine Nachricht von sich gegeben

Johann Gottfried Thomaß aus Salbiyg.

Js bereits vor einigen 30 Jahren als Schmiede - Geselle auf die Wan- derschaft gegangen und hat unterm 7, A«gust 1823 die leßte Nachricht aus Kiel an seine Eltern gelangen lassen

Johann Brille aus Mautig.

_ Ist im Jahre 1812 als Sächsischer Soldat mit der Französischen Armee nach Rußland gegangen und aus die- sem Feld uge nicht wieder zurückgekehrt

Sriedrih Wilhelm Ferdinand Neu- mann aus Oschay.

Isst im Jahre 1819 oder 1820 als Buchbinder - Geselle auf die Wander- schaft gegangen und- hatte sich zunächst in die Schweiz, dann nach Oesterreich und Ungarn begeben, sich auch allem Vermuthen nah in dem leyteren Landr längere Zeit aufgehalten, seit länger als 20 Jahren aber keine Nachricht ‘au seinem Leben und Aufenthalt ge- geben

Christian Weber aus Caniy.

Derselbe is im Jahre 1769 iu Ca- niß geboren und vor ungefähr 60] Jahren in der Absicht, um sih dem arat zu entziehen, ausge- treten, hat sih zunächst nach Preußen begeben, dort eine Zeit lang in der Nähe von Berlin gelebt und sich dann nach Kurland gewendet, dort auch als Zimmermeister seine Profession betrie- ben, Er hat mehreremale an seine Verwandten geschrieben, seit ungefähr 5 Jahren aber von seinem Leben und Aufenthalt keine Nachricht gegeben .. 1 20 Oschay, den 9. Juni 1849. E Das Königlich Sächsische Landgericht,

® MaSdi (4 Wilde, n:

Gottfried

Ngr.

17

Pf.

_ u berathen und Beschluß zu fassen.

Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für 4 Jahr. 4 Kthlr. - # Jahr. 8 Nthlr. - 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis - Erhöhung. Bei einzelnen Kummern wird der Bogen mit 25 Sgr. berechnet.

Ae 175

Staats-A

Verlín, Donunerstag

Preußischer

nzeiger.

Den 28s, Juni

Alle Post-Anstalten des Jn- und Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats- Anzeigers :

Behren-Straße Ur. 57.

1849.

Die verehrlichen Abonnenten werden ersucht, ihre resp. Bestellungen für das mit dem 1. Juli c. beginnende Quartal gefälligst rechtzeitig so bewirken zu wollen, daß dieselben in der regelmäßigen Zusendung keine Unterbrechung erleiden. Wir glauben um so mehr darauf renen zu dürfen, da dem Preuß. Staats-Anzeiger wie früher die vollständigen stenographischen Berichte über die Sißungen der zu Anfange des Monats August zusammentretenden Kammern beigegeben werden, und wir folglich in

dige Exemplare nachzuliefern.

“den Staud geseht sein möchten, die Stärke der Auflage gleich zu Anfange des Quartals bestimmen zu können; denn es dürfte niht immer möglich sein, später eintretenden Abonnenten vollstáän-

Der vierteljährliche Pränumerations- Preis beträgt, mit Einschluß der genannten stenographischen Berichte und ohne Rücksicht auf die Bogenzahl

derselben, 2 Nthlr.

Inhalt.

Dentschland.

Neueste Nachrichten vom Kriegsschauplaye, an, München, Ankunft des Prinzen und der Prinzessin von Joinville,

Württemberg. Stuttgart. Stände-Verhandlungen, Das Haup!- quartier des Generals Miller nach Heilbronn. Hannover. Göttingen,

Amtlicher Theil.

Preußen. Berlin, Bayern.

Sendschreiben der Professoren an die hanu- noverschen Mitglieder der deutschen National-Versammlung.

Baden. Karlsruhe, Verhandlungen der konstituirenden Versamnilung. Bekanntmachungen. Vermischtes, Frankfurt a. M. und Mannheim. Nachrichten vom Kriegsschauplaze. Die Preußen in Karlsruhe. Baden in Kriegszustand erklärt,

Hohenzollern-Sigmaringem. Sigmaringen. Regentjchaft. i

Lippe-Detmold., Detmold, Stände-Verhandlungen.

Lübeck. Lübecck. Verhandlungen des Bürger-Ausschusses.

Frankfurt. Frankfurt a, M. Namensfest-des Reichsverwesers.

Hamburg. Hambur g, Verhandlungen der Erbgesessenen Bürgerschaft.

A us land.

Frankreich. Paris, Depeschen Oudinot?s vnd Nachrichten aus Rom. Karl Albert 4. Die Räumung Alessandria?s. —. Ledru Rollin in Bern, Aufgefundene Papiere über das leyte Komplott, Wiederein- sepgung Pouillet’s, ODanlvotum an die Truppen und Nationalgarde von Lyon und Siaatsrathsliste. Stärke der Militairmacht in Pa- ris. Verhaftungen und Beschlagnahmen, Vermischtes, 2

Großbritanien und Jrland. Parlament. Oberhaus, Die Bills zur Erleichterung des Verkaufs überschuldeter Grundstücke in Jr- land und über den Parlaments-Eid, Unterhaus, Das Budget. Die Bill wegen ver Deportation, London. Die Nichtzulassung der Eng- länder in Canton und Ankunft des Konsuls Bowring, Die Flucht der Nani vom Pendschab nach Nepal und die Niederlage Appa Sahib's. Der Befehlshaber der Truppen im niederländischen Ostindien und die Expedition gegen Bali, Vermischtes.

Schweiz, Bern, Das Zollgeseß und die Militair - Capitulationen. Ankunst Ledru Rollin's,

WBörsen- und Handels - Nachrichteu.

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Rechnungsführer und Oekonomie-Inspektor der Gesund= heits-Geschirr-Manufaktur Müller den Rothen Adler-Orden vier= ter Klasse zu verleihen.

JFhre Königliche Hoheit die Prinzessin von. Preußen ist von Weimar hier eingelrofsen und nach Schloß Babelsberg ge- gangen.

Die provisorische

Beilage.

. Austiz-Ministerium. Der Rechts-Anwalt Wiener wird der ihm ertheilten Er= laubniß gemäß vom 1. Juli d. J. ab seinen Wohnsiß von Hoyers= werda nach Spremberg verlegen.

Dur chgereist: Der General - Major und Kommandant von Breslau, von A\choff, von Mainz kommend, nah Breslau.

Uichtamtlicher Theil. Deutschland.

Preußen. Berlin, 27. Juni. Auf telegraphischem Wege sind uns gestern Abends folgende Nachrichten vom Kriegsschauplate zugegangen: Hauptquartier Karlsruhe, 25, Juni. Bruchsal ist gestern Nachmittag und Durlach heute Vormittag nah unbedeu- tenden Gefechten genommen und Karlsruhe 3 Uhr Nachmittag ohne Gefecht bescßt worden.

Die Truppen sind daselbst sehr freundlich von der Bürgerschaft empfangen worden. Ein Theil badener Dragoner war in Karls= ruhe zurückgeblicben. Jn Heidelberg sind 2 preußische Bataillone zurügelassen, Mannheim von bayerischen Truppen beseßt worden.

__ Vayeru. München, 23. Juni. -(A. Z.) Der Prinz und die Prinzessin von Joinville sind am 20sten d. von Koburg kom- mend hier eingetroffen und haben sich am 21sten nach Stain bege- ben, um Jhrer Majestät der Kaiserin Wittwe von Brasilien, ihrer Mutiter und Schwiegermutter, einen Besuch zu machen.

Württemberg. Stuttgart, 22. Juni. (S{chwäb. M.)

Au der heutigen Sizung verhandelte die Stände-Versammlung über en Antrag der Regierung, Uber den Etat für das Jahr 1849—50 irilt di Dem Regierungs - Ansinnen 8 ik Kammer mit 49 gegen 27 Stimmen nicht bei, eben so wird ir va i Dóörkenbachs, die Steuern bis zum lebten Dezember d. J. wilgen , mit dem Rechte der Regierung , dieselben auf wei=

} zu ziehen.

tere vier Monate forterheben zu dürfen, mit 44 gegen 32 Stim- men abgelehnt. Hierauf wird der Antrag der staatsrechtlichen Kom- mission mit dem Antrage Seegers, dis&-Steuern bis zum leßten De= zember, aber nicht weiter, zu bewilligen, mit 54 Stimmen gegen 21 angenommen.

Stuttgart, 23. Juni. (Schw. Merk.) Heute früh wurde das Hauptquartier des Generals Miller von hier weg nah Heil= bronn verlegt: Ein Bataillon Infanterie ‘wurde heute früh um 6 Uhr auf der Eisenbahu nah Heilbronn befördert.

(H. Z.)

Hannover. Göttingen, 23. Juni. Die zu Ende unterzeichneten Professoren der Universität Göttingen haben folgendes offene Sendschreiben an ihre Kollegen Thöl, Waipß und Zachariä gerichtet :

„Hochgeehrteste Kollegen! Sie sind Mitglieder der National-Versamm- lung in Frankfurt Pr Einer von Jhnen hat dort auch uns vertreten. Gegenwärtig sind Sie, wenigstens von Zweien von Jhnen wissen wir es gewiß, im Begriff, die nah Gotha ausgeschriebene Versammlung zu besu- chen. Das Ausschreiben seßt voraus, daß die Eingeladenen inzwischen Zeit und Gelegenheit gehabt, sich von den Ansichten und der Stimmung der Wähler und des Volks überhaupt zu unterrichten. Hierin, so wie in dem Beispiele vieler Corporationen und Vereine unseres Landes, welche ihre An- sicht über die politische Lage des Vaterlandes öffentlich ausgesprochen haben, endlich in der von Seiten achtungswerther Männer an uns ergangenen Ausforde- rung, auch mit der unsrigen nicht zurückzuhalten, is die Veranlassung zu suchen, daß wir diese Ansprache an Sie richten, und dieselbe gleichzeitig der Oeffentlichkeit übergeben, :

„Wir Endesunterschriebene erklären also, daß wir die Verfassung, wie sie in Frankfurt in zweiter Lesung festgestellt worden, weder ihrer rlileidgen Entstehung und Veröffentlihung nah für zu Recht beständig, noch ihrem Inhalte nah für etwas Erstrebenswerthes halten können.

„Wir können sie niht für zu Recht beständig halten, weil wir nah einer rehtlichen Begründung der von der Versammlung in Anspruch genom- menen Vollmacht, den Fürsten und Völkern Deutschlands eine Verfassung zu octroyiren, vergebens suchen, ja, wir können das von zahlreichen und treff- lichen Männern der Versammlung jüngst wiederholt benußte, durch bekannte Ausdrücke des Bundestages veranlaßte, von- der schiedsrichterlichen . Ge- walt entlehnte Gleichniß, nur als das eigene Bekenntniß der Unmöglich- feit einer solhen Begründung betrahten. Denn wie ließe es sih denken, daß man eine solhe Gewalt, welche die damit Bekleideten hoch über die Fürsten und Völker gestellt und zugleich aus\chließlich auf eine lei- denschaftslose und unparteiishe Abwägung der Ansprüche Beider angewiesen hätte, einer so zahlreichen und nur aus und von dem Volke gewählten Versammlung sollte haben anvertrauen wollen! Jn der That wüide man hier unter anderen Fehlern auch den begangen haben, zwei bis jegt für völlig unverträglih gehaltene Eigenschasten, die des Rich=- ters und des Vertreters der cinen Partei, in denselben Personen zu verei- nigen. j

„Aber auch ihrem Jnhalte nah können wir jene Verfassung nicht für erstrebenswerth halten, Wir wollen uns hier auf eine Prüfung ihrer ein- zelnen Bestimmungen nicht einlassen, welche keinesweges geeignet sind, eine feste Rechtsgränze zwischen der Gewalt des Einzelstaats und der des Reichs Genug, daß eine volle, ehrliche und aufrichtige Durch- führung dieser Verfassung unmöglich is, weil eine solhe (nah den eige- nen unzweideutigen Aeußerungen hervorragender Mitglieder der Na- tional - Versammlung) bedingt wäre durd eine Auflösung des preußischen Großstaats. Denn wie ließe ih bei den jeßt zur Herrschaft gelangten Vorstellungen noch ein preußischer Staat ohne eine allgemeine preußishe Stände-Versammlung denken, deren Fortdauer man aber als un- verträglich bezcihnet hat mit einer mit \o großen Prärogativen ausgestatte- ten Reichs - Versammlung. Eine solche Auflösung Preußens in seine Pro- vinzen wäre dann wieder ohne die Gleichstellung der übrigen deutschen Staaten mit diesen, mithin auch der Stände-Versammlungen jener mit den Provinzialständen dieser u. #. w, kaum denkbar. Früher hätte man sich so ungeheure Veränderungen nur als das Resultat eines furchtbaren inneren und auswärtigen Krieges zu denken vermocht. Sollte man sie jeßt, dem allen Wesen, auch allen Staatswesen inwohnenden mächtigen Triebe der Selbsterhaltung zum Treß, durch cine Geseßgebung willkürlich und plan- mäßig herbeiführen zu können glauben? Wir wissen nicht, ob Deutschland sich besser befinden würde, wenn es Gott gefallen hätte, die preußische Mo- narchie nicht entstehen und zu dieser Macht und Größe anwachsen zu lassen z wir wissen nicht, daß die preußische Monarchie ihre Mission erfüllt habe, und nun zum Heile Deutschlands zu existiren wieder aufhören müsse. Aber das wissen wir, daß der Gedanke, die Monarchie Friedrih des Großen im Wege der Gesepgebung beseitigen zu können, eine entschiedene Zllusion sein würde. Diese Reichs-Verfassung, auch angenommen und eingeführt, würde auf dem Papiere stehen bleiben, und statt ihrer in Wahrheit eine andere noch unbekannte Verfassung wirklich geüb t. werden.

„Wir glauben, daß der von den drei Regierungen aufgestellte Entwurf einer Verfassung, den nur Leichtfertigkeit oder Bosheit als eine octrovirte Verfassung zu bezeichnen vermocht haben , als ein wesentlih verbesserter zu betrachten sei, daß die verhältnißmäßig wenig zahlreichen Abweichungen des- selben von dem frankfurter Entwurfe fast sämmtlich zur Verhütung eines völligen Aufgehens der Einzelstaaten in das Ganze unentbehrlich, und durch den Begriff eines Bundesstaates geboten sind. Wir betrachten die Annahme derselben eben deshalb nicht etwa als eine Bedingung der Erhaltun jener Staaten , wohl aber als eine Bedingung der Möglichkeit, die Verfassung ehrlich und aufrichtig durchzuführen, Was das Wahlgesey betrifft, so

lauben wir, daß der demselben zu Grunde liegende Gedanke, unter Beibe- balkina einer fast unbeschränkten Wahlberechtigung nur die Gleichheit der Berechtigung, und zwar ohne einen die Klasse bestimmenden Census der Einzelnen zu beseitigen, die höchste Beachtung und eine reiflihe Prüfung verdiene, Jedenfalls war ein Wahlgesey zu beseitigen , dessen Bestimmun- en allein genügt hätten, die Annahme der unveränderten frankfurter Ver- assung den der Agitation gegenüber nicht zu völliger Ohnmacht herabge- sunkenen Regierungen unmöglich zu machen,

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„Wir hegen zu den drei Regierungen das Vertrauen, daß ihnen das Ziel einer durch das endlich erwachte Nationalgefühl der Deutschen gebote- nen Einigung und Kräftigung Deutschlands aufrichtig am Herzen liege. Wir hegen díes Vertrauen insbesondere zu der unsrigen, und sind überzeugt, daß namentlich der Mann, welcher als der Leitende derselben angesehen werden darf, sofort von ‘dem politischen Scbauplagze, auf welchem er jeßt eine, wie wir überzeugt sind, segensvolle Thätigkeit en:wickelt, abtre- ten würde, wenn er an der Erreichung jenes Zieles verzweifeln müßte, Möchten Sie, hochverehrte Kollegen, mit Jhren politisden Freunden dies Vertrauen theilen, und so viel in Jhren Kräften steht, dazu beitragen, daß den Vorschlägen jener Regierungen in der künftigen Berathung eine so ruhige und leidenschaftslose Prüfung, als nur immer möglich zu Theil werde. Ob sie eine solche finden werden, wird zunächst von dem Wahlmo- dus abhängen, nah welchem die Reichs-Versammlung zu wählen sein wid, deren Zustandekommen durch nichts so sehr, als durch Streitigkeiten über den Wahlmodus gefährdet werden könnte, Sodann wird es darauf anïom- men, daß sich dicse Versammlung nicht etwa wieder eine mit dem Begriffe der Vereinbarung oder Verständigung geradezu in Widerspruch stehende end- gültige Entscheidung zuschreibe, daß bei einem so zusammengeseßzten Ganzen, wie der Verfassungs-Entwurf ist, kein Theil den anderen in die Al:ernative verseßze, entweder All es annehmen oder All es verwerfen zu müssen, daß vielmehr das Einzelne besonders geprüft und vereinbart werde. Dieser Weg ist länger und \{wieriger, aber der einzige, auf welchem das Allen am Her- zen liegende Ziel zu erreichen is, und kann jeßt um so eher eingeschlagen werden, als die Anarchie vorläufig besiegt is, und es zur Erhaltung der Ordnung nur darauf ankommen wird, díe Regierungen in den auf diese a ieg zum Theil vorübergehenden Maßregeln aufrichtig zu unter»

üyen.

„Dochgeehrteste Kollegen! Wir sind weit entfernt davon, den tresflichen Männern, welche sich in Gotha versammeln werden, die Absicht zuzutrauen, sich eine Macht beizulegen, auf welche sie als eine Versammlung patrioti- scher Privatmänner keinen Anspruch würden machen können: wir glauben nicht, daß sie auch nur die Bahn einzuschlagen beabsichtigen, welche von den der National-Versammlung voraufgegangenen Versammlungen, nament- lih von dem Vorparlamente und dem Funfziger-Ausschusse verfolgt wor- den ist, Aber je größer die Mäßigung sein wird, die Sie und Jhre Freunde beobachten werden, einen desto entscheidenderen Einfluß werden Sie auf die Ansichten cines großen und ehrenwerthen Theiles unserer Mitbürger, ja vielleicht ‘des größten Theiles derselben ausüben. Möchten Sie nun der schwierigen Lage der Regierungen eingedenk sein, möchten Sie sich nicht durch Maßregeln gegen dieselbe einnehmen lassen, welche, in Zeiten des inneren Friedens eine unerhörte Ausnahme, in einer so bewegten Zeit des Ueber- ganges, wie die unserige ist, eine traurige Nothwendigkeit bilden, oder doch nur als eine richtige Anwendung der Maxime betrachtet werden dürfen, daß man von zwei Uebeln das geringste wählen soll. Wir sind überzeugt , daß Sie und Jhre politishen Freunde weit entfernt davon sind, sich mit Jhrem Werke zu identifiziren, und in der theilweisen Verwerfung des lehteren eine Jhren Personen widerfahrene Kränkung zu erblicken, Aber wir bitten Sie, nach Kräften dahin zu wirken , daß auch selbst der Schein einer solchen Gereiztheit vermieden werde: wir bitten und beshwören Sie, eingedenk zu sein, daß der durch den Streit über die Reichsverfassung unter den auf- richtigen deutschen Patrioten veranlaßte Gegensaß ein ganz untergeordneter ist im Vergleich mit dem Gegensaze dieser zur Partei der wahren Reaction auf der einen und der des Umsturzes auf der anderen Seite, und daß Alles darauf ankommt, daß den gemeinschaftlihen Feinden nicht in die Hände gearbeitet werde,

Francke. W., Kraut, Ribbentrop, H. K, Briegleb, Herrmann. H. Ritter, Havssen. Giescler. R, Wagner. A, Grisebach, Fuchs. Bertheau, Lücke, Wöhler, Gauß, Goldshmidt. von Siebold. Dunker, Wappäus. Hausmann, Osiander, Marx. Meyer. Höck, Mitscherlih, Schneidewin, Bartling. Berthold. Langen- beck, Trefurt, Krämer. Ehrenfeuchter. Boh. Listing. C. Oe- sterley. C, W, Wolff, Havemann, Conradi. Herbst. Loge, Reiche. A, Wiggers, F. Wüstenfeld, Rüte. E, von Leutsch,

Baden. Karlsruhe, 19. Juni. (Schwäb. Merk.) In der heutigen Sißung der konstituirenden Landes = Versammlung be= antwortete der Minister des Jnnern, Mördes, die gestern von Reich an ihn gerichtete Interpellation in Betreff der Untersuchung gegen den Gendarmerie-Kommandanten Zetti. Er erklärt, es sei keine Untersuchung gegen Zetti eingeleitet worden. Zetti habe übri= gens sehr gefehlt und auch scinen Fehler bekannt; die meiste Gen= darmerie-Mannschaft sei bereits abgegangen oder werde noch abge= hen. Die Kammer erklärt sih nach kurzer Debatte mit der Erklä= rung des Ministers nicht zufrieden und will eine Untersuhung. Bei der Berathung des Kommissions - Berichts des Abgeordn. Rotte ck Über den Antrag von Steinmetz, die Unvereinbarlichkeit der Stelle eines Abgeordneten der National Versammlung mit jener cines sol= chen zur fonstituirenden Landes-Versammlung betreffend, glaubt die Kommission, daß die Theilnahme an mchrcren geseßgebenden Ver- sammlungen durchaus unstatthaft sei, besonders weil die Wahl- Bezirke das Recht haben, zu verlangen, mit der ganzen Perfon des Gewählten vertreten zu sein. Man war auch darúber einig, daß man sich wohl hüten müsse, durch die vorzuschlagende

regel etwa die Unvollzähligkeit, resp. Beschlußunfähigkeit der stuttgarter Versammlung herbeizuführen. Die Majorität der Kom- mission war für motivirte Tagesordnung und Ucberweisung des Antrages von Steinmeß an den Verfassungs-Aus schuß zu Benußung bei Entwerfung der Verfassung. Die Minorität schlug ein Gescd vor, dahin gehend, daß die Eigenschaft eines Abgeordneten bex H 7 {en National-Versammlung zu Stuttgart mit der eincs Abge Er neten der verfassunggebenden Versammlung in Baden unv?! A

ist, und sind diejenigen Abgeordneten der badischen Lands - mai elbe zugleich Abgeordnete der National - Versammlung