er lekteren Eigenschaft für verlustig zu erklären. Nach kur- find, étussion hierüber, in der Schlatter und Lehlbach sich dem An= trag der Majorität anschließen, wird der Antrag der Majorität an- enommen. Heunisch war der Ansicht, man hätte hierüber gar nicht nöthig gehabt, zu berathen, indem die National-Versammlung in Stuttgart ja aufgelöst worden sei.
Karlsruhe, 22. Juni. Mittags. (Schwäb. Merk.) Es wird \o eben eine Bekanntmachung der Diktatoren Brentano, Goegg und Werner angeschlagen, worin es heißt, man sehe sich dur die neuesten Vorgänge veranlaßt, zu verordnen, daß der Verkauf von Waffen und Monturstücken bei Todesstrafe verboten sei, der An- kauf solher Waffen bei Vermeidung einer Strafe von 100 Fl. pro Stück und Confiscation derselben. Eine Bekanntmachung des Mi-= nisteriums des Innern verfügt, daß Niemanden in der Stadt Karls- ruhe und deren Umgegend der Aufenthalt zu gestatten sei, der sich nit über den Zweck seines Aufenthaltes ausweisen kann. Die Strafen der Zuwiderhandelnden sind fehr scharf. Ein Befehl des Oberkommandanten der Volkswehr, Fr. Doll, verordnet die Abgabe aller Waffen, ob Privat = oder Staats = Eigenthum, an das erste Aufgebot. Die Zuwiderhandelnden werden standrehtlich behandelt.
Ueber die Verhaftung des Abgeordneten Junghanns vernimmt man Folgendes: Er war gestern in Stuttgart und wurde auf der Rückreise hierher in Jllingen verhaftet, weil er Proclamationen an die württembergischen Soldaten vertheilte während der Fahrt. Er wurde jedoch alsbald der Haft wieder éntlassen und eilte hierher, wo er heute in der konstituirenden Versammlung anwesend war, Man spriht von Verlegung der hiesigen konstituirenden Landes= Versammlung nah Freiburg. Sämmtliche Kassen der provisori- hen Regierung sind nah Rastatt gebraht wörden. Viele Leute haben ihre Koffer gepackt, daß, wenn die Preußen, diese so sehr ge- fürchteten Leute, kommen, sie gleih durchgehen können, Seit 10 Tagen fehlen alle direkten Nachrichten aus dem Norden. Der Oberst Mniewski wurde gestern gefänglih hier eingebracht und so- gleih in Untersuchung genommen. Er wird des Verraths bei Philippsburg beschuldigt.
Mannheim, 24. Juni, (O. P. A. Z) Die Stadt is ruhig , obschon die Preußen heute uach Schweßingen abmarschirt sind und nur ein Bataillon zurückgelassen haben. an sagt, baye- rische Truppen würden von Ludwigshafen herüberkommen. Die Verbindung mit diesem Ort muß durch cine fliegende Brücke her- gestellt werden, weil unsere früheren Machthaber aus Furcht vor den Preußen , die damals in Ludwigshafen standen, die Rhcin- brückde verbrannt haben. Flüchtige Soldaten und Wehrmänuer des ersten Aufgebots erzählen von einem Treffen in der Ge= gend von Philippsburgz die Vorhut der Preußen stand in Waghäusel, wurde dort am 2lsten von Mieroslawski ange= griffen und wich zurück. Die Badener drangen um so be= herzter vor, bis sie plóöglich von den Kartätschen aus 16 Kanonen empfangen wurden. Da löste sich das erse Aufgebot in wilder Fluht auf z aber Mieroslawski ließ sie durch die Dragoner, welche im Hintertreffen standen, wieder ins Feuer trei= ben. Die Verluste der BVadenser sollen chr groß sein; die Felder seien mit Leichen bedeckt, 50 bis 60 Wagen mit Verwundeten weg= gebracht worden. Mieroéëlawski habe sich gegen das Gebirge ge- wendet und bei Bruchsal ein zweites Treffen bestanden, worin er abermals geschlagen worden, und dann nah Sinsheim hin entflo= hen sei. Bei Philipysburg soll der junge Schlöffel gefallen sein z ein Adjutant von Mieroslawski wurde von den Bauern in Hecken- heim erschossen. Trübschler, von hiesigen Bürgerwehrmännern arre= tirt, wurde heute der größeren Sicherheit wegen nah Schwebßingen gebracht. Unsere Hauptdemokraten haben sich in aller Stille ent- fernt. Der Belagerungszustand ist erklärt, das Kriegsgeseß verkün- ret. - Man sagt, heute sei der Prinz von Preußen auf Karlsruhe marschirt, wo kaum ein Widerstand zu erwarten ist, Die Landes= Versammlung tagte dort noch am 22sten d., wird aber wohl schon gestern auseinandergegangen sein.
Frankfurt a. M., 25. Juni. Die O. P. A. Z. sagt: Der heutige Frühzug der Main - Neckarbahn hat uns eine Reihe von Briefen gebracht, welche über die Bewegungen und Operationen des von Peuerschen Corps Aufschlüsse geben. Wir lassen sie der Reihe nah folgen:
Eberbach am Neckar, 21. Juni. Als gestern , am 20sften, der Oberst Weiß mit 1 Bataillon bayerischer Jäger und 1 furhes= sishen Bataillon Hirschhorn besebte, zeigte sich auf der Höhe ge- genüber, auf dem steilen Neckarufer, dem sogenannten Hungerberge, ein Freischaarentrupy. Andere Haufen wurden in dem dort ausmün- denden Thale des Lachsbaches sichtbar, welher von Waldmichelbach herunter kommt, so wie im Necktarthal von Necktarsteinach an auf=- wärts und Eberbach abwärts. Diese Freischärler sollen unter dem Kommando Metternich's gestanden haben. Der Oberst , der mit cinen Truppen hier ruhte, wurde alsbald von den Freischaaren angegriffen, und es entspann sih zwischen den beider- seitigen Ufern ein mehrstündiges Gefecht, welches erst gegen Abend ruhte. Die Kugeln pfiffen auf den Straßen in Hirschhorn, wie Erbsen, mit Händen ausgestrcut, thaten uns aber keinen Schaden, Einige Kartätschenshüsse wurden von uns hinübergesandt, Jm Dunkelwerden zogen die Freischaaren mit Geschüßen auf die Spiße des Berges und beschossen das hirshhorner Schloß mehrere Stun- den lang wechselsweise mit Granaten, Vollkugeln und Kartätschen, aber ohne Erfolg. Anfangs wurde das Feuer nit erwiedert, als aber die Feinde in Haufen abzogen, wurden ihnen einige Schüsse nahgesendet. Wir haben einige durch Streifschüsse Verwundete bei den Unseren, der Feind hat 20 bis 25 Todte. Jn Eberbach sind außer den zwei dretpfündigen Kanonen, die mit vorzüglicher Muni= tion ausgestattet, in einer Scheuer versteckt standen, noch ein Frei= \haaren-Transportwagen erbeutet.
Aglasterhausen, 22, Juni, Als wir am Dienstag Nath= mittag das Hauptquartier verließen, war dén Truppen das Ziel unserer Wanderung nicht belaunt, einer Wanderung, die eben so s{ön und taktisch erfolgreich ausgedacht, wie romantisch in ihrer Ausführung und friedlich in ihrer Vollendung war. Von Weinheim marschirte das Gros der Armee desselben Tages nach Fürth, von Fürth gings ununterbrochen nah Eberbach und kam am Donnerstag bei Zwin= genberg am Neckarübergange an. Von Beerfelden begann die ei- gentliche Gebirgswanderung. Hier war es, wo die Größe der nun vereinten Armee die Einquartierung nicht mehr thunlich ma@hte und die ersten Lager geschlagen wurden. Aus diesem Lager zogen sich die hessischen, die nassauischen und die mecklenburgishen Truppen aller Gattungen, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in herrlicher Haltung durch das gammelsbächer Thal, vielleicht einem der rauhe- en Punkte des Odenwaldes, gegen Eberbach zu. Die Ordnung und die Ruhe, in der sich Alles fortbewegte, der freudige Geist der Truppen, das BVligen von Helm und Waffen, deren Glanz dur das frische Grün in einer unabschbaren Linie weithin leuchtéte, machten einen überraschenden, herrlichen Eindruck.
des gammelsbacher Thals liegt Eberbach, vor ihm ein großes, präch= tiges Lager, das die Bayern und Kurhessen unter Oberst Weiß auf- geschlagen hatten. Den Offizieren waren von der Mannschaft Hüt=
Am Ausgang
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ten aus grünen Zweigen und Laubwerk gebaut worden. Abends leuchteten die Pechpfanneu weit ins Gebirge j Eine Heiterkeit, ein Singen und ein Jubel herrshte hier, der ein neuer Beweis der Einigkeit “der verschiedenen Truppentheile war. Mit einem von dem Echo der Berge beantworteten Hurrah wurde jeder neue Truppen - Einzug empfangen. Auf dem Markte der Stadt lagen Württemberger, Bayern, Von Eberbach zogen wir in das reizend romantische Neckarthal, und gelangten nach 15 Stun= den nach Zwingenberg am Neckar, Hier beherrscht die e e Ge- end die Burg gleichen Namens, jeht cin Besißthum der Markgrä= fen Max und Ludwig von Vaden, Ju der Burg selbst liegen im Augenblick Medcklenburger. Ueber die 110 Fuß lange Brücke, von den hessischen Pontoniers in drei Stunden erbaut, begann der Ueber= gang über den Neckar um 3 Uhr am Donnerstag Nachmittag. Die
“endlosen Züge auf das jenseitige Ufer währten bis in den späten
Abend , begannen wieder heute am frühen Morgen und endigten heute Mittag. Der Anblick dieses Ueberganges war um so eindrucks= voller, als er ohne alle Hindernisse vor sih ging. Die Brücke ruhte auf Schiffen und war von einem Biragoschen Bock unterstüßt. Am jenseitigen Ufer mußte die Armee das badische Odenwaldsgebirge in einer Höhe von 1357 Fuß ersteigen, die Chaussce geht hier in Schnek= fenwindungen über das Gebirge. Der Weg erösfnet eine herrliche Aussicht über das herrlihe Neckarthal. Stundenlang brachte der Zug bergaufwärts zu, ohne daß Truppen, Munition und Bagage dabei gelitten hätten, und Alles fam endlich heute Abend 5 Uhr in der Hochebene von Neunkirchen an, wo ein unabsehbares Lager eschlagen war. Jeßt sind wir in Aglasterhausen. Das strategische eisterstück is vollkommen gelungen. Aglasterhausen, 23. Juni, Bei eiter Rekognoszirung ge= gen Sinsheim gestern Abend hat der Major von Boddien den be= kannten Freischaaren - Hauptmann Dießsch aus Sachsen mit anderen
Freischärlern gefangen genommen, auch eine kleine Kriegskasse der
Aufständischen erbeutet. Es hat darauf ein für uns erfolgreiches Gefecht bis spät in die Nacht stattgefunden. Dies war verwun- det und wurde geschlossen hier eingebracht.
Sinsheim, 24, Juni. Als der Major von Boddien mit 40 Mann Kavallerie heute Abend eine Rekognoszirung von unserem Lager in Aglasterhausen nach Sinsheim zu machte und den be- kannten Führer der Aufständischen Diepsch aus Sachsen, vor Waib- stadt mit seiner Chaise und Bedeckung gefangen nahm, sagte dieser aus, daß sich in Sinsheim nur einige hundert Mann der Ausfstän= dischen befänden, wogegen uns von anderen Seiten die Kunde wurde, daß Tausende von oen auf dem Rückzuge von Heidclberg und Waghäusel in Sinsheim versammelt seien. Sogleich \{hickte Major von Boddien einen Adjutanten zum General von Bechtold, um Verstär= kung zu erbitten, und zog sich mittlerweile mit den wenigen Trup= pen “und den von ihm gemachten Gefangenen in ein waldiges Versteck. Als dgrauf der General von Bechtold nah wenigen Stunden selbst mit einigen Bataillonen und 6 Geschüßen anrüdckte, sprengte Boddien mit Kavallerie, die auf drei Punkten in die Stadt rúden wollte, heran, wurde aber von einem so lebhaftcu Feuer empfangen, daß er Kehrt machte, und die Jufanterie und Artillerie des General von Bechtold eröffnete darauf den Kampf. Svfort wurden auf der alten Straße 2 hessische Geschüße unter Lieutenant von Lyncker und 41 Compagnie 38er Preußen, auf der neuen Chaus- see 2 Compagnien 38er und 4 hessishe Geshübe, sämmtliche Ar- tillerie unter dem Kommando des tüchtigen Hauptmanns Becker, be= fannt vom 18. September. in Frankfurt, -vorgeschoben. Chevaux= legers und 41 Compagnie “ 38er unterhielten die Verbindung. Ein Tirailleurgefeht - begann, und bei der Dunkelheit konnte man nur auf dén A Höhen die Bewegungen unter=- scheiden. Hauptmann Beer richtete cinige Schüsse dorthin, die feine Erwiederung fanden. Jeßt drangen wir bis zu einer Entfernung auf Kartäischenschußweite an jeue Höhen vor, in welcher Distance uns ein wirksames Geschübfeuer empfing. Darauf ent= spann sich ein anderthalb Stunden langes beiderseitig heftiges Ka= nonenfeuer, während auf dem linken Flügel cin Tiraillcurgefecht statthatte. Ju die Stadt fielen einige Granaten, der Feind {oß mit Shrapnells, Granaten, Paßkugeln und Kartätschen. Zu der= selben Zeit, da dieses Gefecht auf der einen Seite der Stadt war, zogen 2 Compagnieen nassauer Jäger auf der entgegengeseßten Scite der Stadt auf ‘und bekämpften von dort die feindlichen Ti= railleure und Geschüße. Als bei der einbrechenden Nacht unser Feuer nicht mchr beantwortet wurde, stellten wir solhes ein, In der Nacht zog sich der Feind aus der Stadt nach Epping, auf dex rastätter Straße zurück. Als wir die Stadt am 23sten be- scbten, hingen aller Orten weiße Fahnen aus, Wir haben 5 Ver= wundete, unter ihnen die Offiziere von Hüllesheim, dessen Bru- déèr am 18. September in S fiel, und von Pannowih, der chon wegen seiner Tapferkeit am 18. September dekorirt wurde. Hier in Sinsheim reichten sich das Reichs-Corps und die Scha= \{hen Kolonnen die Hand, das strategische, vom Generalstab beab= sihtigte Meisterstück, den Feind zu umgchen, is glänzend vollendet. Ladenburg, Mannheim, Heidelberg, Sinsheim in unseren Händen, Heute am 24steu sind die Truppen aus Aglasterhausen hier einge= zogen. Der preußische Major von Boddien rühmt die Haltung der hessischen Chevauxlegers außerordentlih. Einer derselben, der ba=- densche Flüchtlinge verfolgte, die sh in den Schwarzbach stürzten, eilt ihnen nah, {wimmt durch und nimmt sie am jenseitigen Ufer gefangen. Die gestern mit Diebsch erbeutete Kasse enthält 322 Fl., die an die Chevauxlegerê, die den Diepsch gefangen nahmen, ver= theilt sind.
— Das Hauptquartier Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen is am 25sten nach Karlsruh: verlegt worden. Die Einschließung von Rastatt wird am 26sten erfolgt sein.
Die heute hier ausgegebene Nummer des Großherzogli Ba= dischen Regierungsblattes entkält nachstehende Bekanntmachung des Kriegszustandes und Standrechts: „Leopold, von Gottes Gnaden Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Unter Bezug auf das provisorische Gesch vem 9ten d. M., den Kriegszustand und das Standrecht betreffend, erklären Wir, so weit solches nicht {hon auf den Grund des §. 1 jenes Geseßes durch die Militair- Kommandanten geschehen is, andurch das ganze Großherzogthum in den Kriegszustand, und zwar mit allen in den §§. 1—6 des er= wähnten Geseßes aufgeführten Wirkungen. Gegeben in Unserem Staats-Ministerium zu Mainz, den 23. Juni 1849, Leopold.
‘A. von Roggenbach. Stabel.“
Hohenzollern - Sigmaringen. Sigmaringen, 22. Juni, (Schwäb. Merk.) Das Gerücht, daß die provisorische Regentschaft hier ihre Thätigkeit fortzuseßen beabsichtige, scheint nicht unbegründet gewesen zu sein; wenigstens kamen die Mitglieder der= selben hier an, seßten jedoch uach kurzem Aufenthalt die Reise nach Baden fort. Von hiér bis Möskirch hatten sie bürgerliche Ehren= Begleitung. Von ed de hat sih eine Anzahl der bei den ley=- ten Unruhen am meisten Betheiligten hierher geflüchtet.
Lippe - Detmold. Detmold, 23. Juni. (Hannov. Zt g.) Die landständischen Verhandlungen in der detmolder Pauls= kirche betrafen in diesen Tagen die deutsche Frage, Der von der
Regierung proponirte Ans{luß an Preußen, Hannover und Sach- sen ward abgelehnt. Die zur Begutachtung dieser Frage niederge- seßte Kommission , welcher die mit dem preußischen Gouvernement hierüber bisher gepflogenen Unterhandlungen vollständig mitge= theilt waren, hatte einen Kommissionsbericht erstattet , der dahin
ging :
Fürßliche Regierung wolle sich 1) der einfeitigen Un- terhandlungen mik Königlich preußischer Regierung enthalten, vielmehr 2) nux in Gemeinschaft und Uebereinstimmun mit den übrigen 28 Regierungen, welche die Reichs - Berfas- sung angenommen, weitere Schritte vornehinen ; 3) eine Ver= cinigung und näheren Anschluß jener Regierungen nah Kräften her- beizuführen suchen ; 4) zu jeder definitiven Entschließung aber, welche eine Abänderung des bisherigen verfassungsmäßigen Zustandes be- zwet, zuvor der Zustimmung des Landtags sih versichern.
Dieser Kommissionsbericht ist von der Versammlung mit großer Majorität angenommen.
Der Abgeordnete Pastor Culemann von Lemgo fand den Fom=- missions-Antrag nicht radikal genugz er stellte dagegen folgenden Verbesserungs-Antrag :
Fürstlihe Regierung wolle sich 1) der Unterhandlungen mit Königlich preußiscer Regierung enthalten, 2) auf der Grundlage der Reichs-Verfassung und zur Durchführung derselben eine Verei= nigung und näheren Anschluß der sie anerkannt habenden Regie= rungen nah Kräften herbeizuführen suchen, 3) von der bisherigen provisorischen Centralgewalt sich entschieden lossagen, die Neuwahl eines Abgeordneten zur stuttgarter National -= Versammlung veran= stalten und einen Bevollmächtigten an die von der geseßlich gülti- gen Reichs-Versammlung gewählte Regentschaft absenden, 4) das in Schleswig - Holstein gegenwärtig unter preußischem Kommando stehende , zu preußischen Zwecken verwandte Militair augenblicklidh
zurückberufen und es der stuttgarter Regen!schaft zur Disposition
stellen. Der Abgeordnete von Stietencron erklärte sich gegen den Kom- missions-Antrag aus cntgegengeseßten Gründen und stellte folgenden Gegenantrag: Der Landtag wolle beschließen, das bisherige von der Regierung in der deutschen Verfassungs-Angelegenheit beobach- tete Verfahren zu billigen und derselben anheimzugeben , den von Preußen untergebreiteten Entwurf einer deutschen Reichsverfassung zur Zeit nicht abzulehnen , vielmehr den in Vorschlag gebrachten Reichstag zu beschicken, endliche Entsck.cidung über Annahme oder Ablehnung der also revidirten Reichsverfassung für unser Staats= gebiet aber dem Landtage vorzubehalten. Er halte diesen Weg für den einzig richtigen, könne sich aber auf eine weitere Erörterung nit einlassen, da er cinen Streit über blos politische Prinzipien vermeiden wolle.
Lúübeæck. Lübeck, 23. Juni. (H. C.) In der leßten Siz= zung des Bürger - Ausschusses hat auch unser Senat si über die vou ihm dem Verfassungs-Entwurf der drei Königlichen Regierun- gen Preußen, Sachsen und Hannover gegenüber eingenommene Stelluug ausgesprochen, indem er an die im nächsten Monat wie= der zusammentretende Bürgerschaft folgende Anträge zu richten ge= denkt: 1) daß auch Lübe dem von den Regierungen der genann- ten drei A abgeschlossenen Bündnisse beitrete und dem provisorischen Bundes-Schiedsgerichte sich unterwerfez 2) daß Lü- beck dem neu zu bildenden deutschen Reiche sh anschließe und dem= nach si damit einverstanden erkläre, daß der obgedachte Entwurf einer Reichs - Verfassung einem demnächst zu berufenden Reichs-= tage zur Berathung und Zustimmung vorzulegen sei, da-= bei jedoch diesseits zur Bedingung gemacht werde, daß der erste Absab des §. 33 jenes Eniwurfs („das deutsche Reich soll ein Zoll= und Handelsgebiet bilden“ u. #. w.), auf den Lübeckischen Freistaat erst dann anzuwenden sei, wenn die Herzogthümer Holstein und Lauenburg dem deutschen Reiche gleichfalls beigetreten seien; 3) daß cintretenden Falles das auf diesen d von Lübeck abzuord= nende Mitglied des Volkshauses nach den Bestimmungen des von dem Königlich preußischen Staats-Ministerium eingesandten vorläu= figen Wahlgeseßes ernannt, der Senat aber ermächtigt werde, etwa errcichbaren Modificationen dieses Geseßes, wodurch dasselbe den hie= sigen Verhältnissen mehr entsprehen würde, ohne Weitcres bei= zustimmen.
Frankfurt. Frankfurt a. M., 24. Juni. (Frankf. J.) Zur Feier des Namensfestes Sr. Kaiserlichen Hoheit des Erzher= zogs Reichsverwesers wurde demselben gestern Abend von einem österreichischen Musik - Corps, welches von Mainz cigends dazu be= ordert wurde, cine mehrsilündige große Serenade dargebracht. Die auf hcute angesagte große Parade mußte des eingetretenen Regen-= wetters wegen unterbleiben.
Hamburg. Hamburg, 25. Juni. (H. C.) In den heutigen Konvente der Erbgesessenen Bürgerschaft kamen folgende Propositionen des Staats zur Berathung: :
1, Judem E, E. Nath sih auf die in der Anlage enthaltene nähere Auscinandersezung bezieht, so ersucht er Erbgésessene Bürgerschaft es mit- genehmigen zu wollen: daß für die Kosten der konstituirenden Versamm- lurg bis zum 18. Januar d. J. 2400 Mk. , uud seitdem wöchentlich im Durchschnitt 400 Mk. pro Maximum für die Woche, als Entschädigung für wirkliche Auslagen ‘an diejenigen Mitglieder der konstituirenden Versamm- lung, welde zu deren Verausgabung durch ihre Wohnung in Rigebüttel oder in sonstigen entfernteren Gebietstheilen genöthigt sind, zur Disposition der konstituirenden Versammlung zu stellen,
11, E. E, Nath ersucht Erbges. Bürgerschaft, unter Beziehung auf die in der Anlage entwickelten Motive, um Mitgenehmigung dcr in der Neben- Anlage enthaltenen Verordnung übér die Aufhebung und Ablösbarkeit der in den Paragraphen. 35 und 36 der Grundrechte des deutschen Volks er- wähnten Abgaben und Leistungen, so wie um ihre Zustimmung dazu, daß das sür Ablösungen nah Maßgabe dieser Verordnung eingehende Geld
lediglich zur Amortisation von hamburgischen Staatspapieren, und zwar in
der Weise verwandt werde, daß die dafür anzufkaufenden Staatsschuld- Dokumente kassirt und mithin die Zinsen derselben nicht ferner für den Tilgungs-Fonds verwandt werden. Î 0
111, É. E. Rath trägt bei Erbges, Bürgerschaft, unter Beziehung auf die Anlage um Mitbeliebung der als Neben - Anlage beigefügten Jagd- Verordnung, so wie dárauf an, Ehrb. Oberalten zu bevollmächtigen, einige durch Lokal-Verhältnisse nöthig werdende Modificationen dieser Verordnung für das Amt Rigebüttel mit E, E, Rathe zu konzertiren, L
1V. Unter Beziehung auf die Motive in der Aulage ersucht E, E, Rath Erbges. Bürgerschaft um Mitgenehmigung der in der Neben - Anlage enthaltenen Verordnung über das Verfahren bei der Abnahme von Eiden,
V, Die veränderten Verhältnisse in Betreff der öffentlichen Blätter veranlassen E. E. Nath, indem er auf die weitere Motivirung in der An- lage Bezug nimmt, das Ersuchen an Erbges. Bürgeischaft zu richten , es mitgenehmigen zu wollen: Daß, unter Aufhebung der von den privilegir- ten Zeitungsblättern bisher erhobenen Recognitionen und des Stempels von denselben, eine Abgabe von bezahlten Jnseraten nach Maßgabe der anlic- genden Verordnung , vorgängig zum Versuch bis zum Schlusse des Jahres 1850 erhoben werde. ;
V1, Unter Bezugnahme auf die in der Anlage enthaltene Auseinan- dersezung trägt E. E. Rath bei Erbges. Bürgerschaft darauf an, die der Unter - Anlage beigefügte Verordnung, betreffend die Bürger - Militairsteuer und namentli die in derselben aufgestellte Skala, mitzugenehmigen.
VII, Die dringende Nothwendigkeit , die Gehalte und sonstigen Ber- hältnisse des Beamten - Personals für die direkten Steuern anderweitig zu reguliren, veranlaßt E, E, Rath, über diesen Gegenstand, den, in der An-
lage näher motivirten, erneucrten Antrag, unter Hinzufügung eines Tempe- u E an Erbges. Bürgerschaft zu richten und dieselbe zu ersuchen , die in der Anlage unter Nr. 4 — 5 enthaltenen abändernden Verfügungen in Betreff der Gehalte und der sonstigen Verhältnisse der Angestellten der Steuer-Deputation mitgenehmigen zu wollen,
Hierauf beschloß díe Erbgesessene Bürgerschaft :
Erbgesessene Bürgerschaft genehmigt angetragenermaßen ad 1, den Er- say von Auslagen an Mitglieder der konstituirenden Versammlung und sieh sh veranlaßt, in Uebereinstimmung mit der von E. E. Rathe am 93sten d. M, der konstituirenden Versammlung gemachten Eröffnung, ihre Rechte hinsichtlich der, bei Abänderung der bisherigen Verfassung zu tref- fenden Uebergangs-Bestimmungen ausdrücklih zu wahrenz ad 11, die Ver- ordnung über die Aufhebung und Ablösbarkeit der in den §§, 35 und 36 der Grundrechte des deutschen Volks erwähnten Abgaben und Leistungenz ad III. die Jagd-Verordnungz ad IV. die Verordnung über das Verfahren bei der Abnahme von Eidenz ad V, die Einführung einer Juseraten - Ab- gabe, jedoch ohne Beschränkung auf die bezahlten Anserate. und potestivirt E, Oberalten und Verordnete Löbl. Kämmerei, die desfallsigen Abänderun- gen mit E. E. Rathe zu konzertirenz ad V1. die Verordnung, die Bürger- Militair - Steuer betreffend, und ad VII. die abändernden Verfügungen n der Gehalte und sonstigen Verhältnisse der Angestellten der Steuer-
eputaiion,
WNuslaud.
_ Frankreich. Paris, 24. Juni. Die Regierung hat wieder eine Reihe von Depeschen des General Oudinot, vom 15. bis 18. Juni, erhal= ten, Sie sind aus der Villa Santucci, dem Hauptquartier dessel= ben, datirt. Vom 13. bis zum 14. Juni wurde an der zweiten Parallele weiter gearbeitet, so wie an dem Waffenplahe zur Linken. Die Gänge nach vorn wurden erweitert und Stufen zum Zweck des Gewehrfeuers errichtet. Die Batterie Nr. 5 wurde wiederhergestellt ; der Feind unterhielt ein ununierbrochenes Gewehrfeuer, in welchem ihn felbst mehrere Kartätschenschüsse nit zu stören vérmochten. Die Batterie Nr. 4 versuchte Bresche zu schießen z sie vers{choß im Gan- zen 77 24pfündige und 70 16psündige Kugeln. Die Mörser-Batterie warf während der Nacht stündlich 4 Bomben gegen die Basteien 6 und 73 doch reichte dies Feuer nicht hin, die Belagerten am Aus= bessern der beschädigten Stellen zu verhindern. Die Batterie Nr. 2 hat 40 Schüsse gegen die feindlichen Batterieen auf dem Testaccio, die vou San Alessio und die dazwischenliegenden gethan, Die 6te Batterie {oß während des Tages Bresche gegen den vorspringenden Theil der Bastion 7, doch ohne viel Erfolg. Vom 14ten auf den 15ten, wäh= rend der Nacht, war das Feuer von der Stadt aus schr lebhaft. Die Arbeiten an den Bresch-Batterieen wurden fortgeseßt. Um die Villa Corsini wurde eine Art rehtwinkliger Redouten zur Aufstellung von Haubißen erbaui. Man hofe, am Morgen des 16ten damit fertig zu sein. In der Nacht feuerten die Belagerer wenig, um die Arbeiter, welche vorn in den Gängen arbeiteten, nicht zu ören ; die Batterieen 1 und 2 {wiegen auch während des Tages fast ganz. Die Mörser waren dagegen um so tvätigerz die Batterie Nr. 4 zerstörte einen großen Theil der Bastei Nr. 6, und die Bat= terie Nr. 6 vollständig den Vorsprung der Bastei Nr. 7, Die Zahl der Verwundeten betrug etwa 32, darunter 2 Offiziere, die der Getödteten 6, darunter ein Capitain des 53sten Linien - Regiments. Unterm 17ten berichtet Oudinot an den Kriegs-Minister: „Jch habe die Ehre gehabt, Jhuen anzuzeigen, daß wir seit dem 3. Juni den Ponte - Molle beseßt hielten , welchen der Feind abgebrochen hatte, wir aber wiederherstellten, und daß drei Compagnieen auf dem lin- ken Tiber-Ufer aufgestellt wurden. Am 15. Juni dachte der Feind, uns den Besiß jener Brücke streitig zu machen und unsere Truppen auf das rechte Tiber-Ufer zurückzudrängenz er stellte mehrere Ge= \hüße auf den Höhen des Monte-Pariolo auf und wendete sih ge- gen den Ponte - Molle.] Der Divisions - General Gueswiller ging dem Feinde mit der Brigade Sauvan (dem 13ten leichten und 13ten Linien-Regiment) energish entgegen. Unsere Soldaten griffen mit dem Bajounet an und trieben die römischen Truppen bis zu ihren Geschüßen zurück. Sechs Offiziere, worunter ein Adjutant des Ober = Befehlshabers Roselli, wurden gefangen genommen. Auch 40 römishe Unteroffiziere und Gemeine blieben in unserer Gewalt. Der Feind ließ etwa hundert Todte auf dem Schlachtfelde zurück. Am folgenden Abend beschloß der General Gueswiller, den Feind völlig aus seiner Stellung. zu ver= treiben, und umzingelte alle Höhen des Monte Paricelo, aber sie waren schon verlassen, und nur einige Mann wurden gefangen ge- nommen. Unsere Truppen rüsten nun, ohne Widerstand zu finden, bis unter die Mauern der Villa Borghese vor, wohin die römischen Soldaten si geflüchtet hatten. Diese Waffenthat ehrt die Trup= pen, welche daran theilgenommen, sie giebt urs ganz freie Bewe- gung an der oberen Tiber und hat auf den Feind einen mächtigen moralischen Eindruck gemacht.“ YJu der leßten Depesche, vom 18, Juni , nimmt General Oudinot seinen täglichen Bericht über die Velagerungs - Arbeiten wieder auf und führt densclben vom 15ten bis zum 17ten fort. Der Verlust, den die Franzosen bei den Fort= \{ritten in diesen Operationen am 15ten und 1bten erliiten, {äßt der General auf ungefähr 16 Verwundete und 2 Todte, Dem Capitain Mathieu vom 20. Linien-Regiment wurde von einer Kaponenkugel der rechte Arm weggerissen, und der Capitain Renaud vom 32, Grenadier-Regiment erhielt zwei Flintenshüsse in die Hüfte. Endlich is aus Toulon vom 23. Juni, 75 Uhr Abends, noch fol- gende telegraphische Depesche in Paris eingegangen : „Civitavecchia, 22. Juni. Der Admiral Trehouart an den Marineminister. Der General Oudinot berichtet: Jm Laufgraben, den 22sten, um 2 Uhr Morgens. Gestern Abend um 11 Uhr ging es zum Sturm. Drei Kolonnen erstiegen die in den Bastionen Nr. 6 und 7 geschossenen Breschen und die dieselben verbindende Courtine. Die Truppen gingen eutschiossen vor und nahmen die Positionen ohne großen Verlust. Bis jeßt hat das Feldlazareth erst zwei Capitaine und acht bis zehn Gemeine - empfangen. Die in der Oefsf- nung der beiden Bastionen angebrahte Schanzkorb - Ausfüllung ist sou sehr vorgeschritten, und vor Tagesanbruch werden die . Stellungen darin gesichert sein. Ueberhaupt sind die ganzen Operationen im höchsten Grade befriedigend.‘ Der Cou-
rier de Lyon bringt Nachrichten aus Civitavecchia vom 17ten, -
die den 16tcn, 8 Uhr Abends, vom Hauptquartier abgingen. Die Römer wurden danach in mehreren Ausfällen, deren leßterer mit
2000 Mann stattfand, zurückzeshlagen. Der Toulonnais spricht
von einem Versuch, den Carcelles machen wollte, um den Franzosen einen friedlicheu Eingang zu verschaffen. Hierdurch will man das Zögern Oudinot's, die Stadt zu stürmen, erklären. Aus Rom wird vom 14, Juni geschrieben: „„Dië konstituirende Versammlung is immer noch friegerisch gesinnt. Die Mehrheit fußt auf die mit Lesseps getroffene Uebereinkunft, welche von der französischen Re- gierung nicht widerrufen worden. Die Versammlung antwortet I auf einer Depesche des General Oudinot, daß sie niht von E ebereinkunft , die am 31. März 1849 von beiden Seiten
E abgehen könne. Jede Feindscligkeit wird daher als reichs D ebung des Vertrages angeschen. Die Ehre Frank= bes Bi e, daß cs innehalte mit der s{hreienden Verleßung römische A A Was auch die Folge davon sein möge, das Nur notl by könne niht- zur Verantwortung gezogen werden, gedrungen weist es jeden ungerechten Angriff zurück, Die
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römishe Bürgerwehr erwartet von dem General Oudinot, daß man die Gutheißung des Vertrages abwarte, und daß sie indeß die Ordnung anfreht halte und den Beschluß der Regierung unter= stüße. Nur der angreifende Theil sei Rechenschaft schuldig für die Unfälle, welhe der denkwürdigen Weltstadt zustoßen könnten. Der Ober-Befehlshaber Roselli erwiederte dem General Oudinot: Ein Verhängniß stelle die Heere zweier republikanishen Völker einander gegenüber, welche ein besseres Geschick hâtte gegen den gemeinsamen Feind vereinigen sollen. Die Feinde der Einen könnten nur die Feinde der Anderen sein. Man gebe sich keiner D hin, man werde sich mit allen Mitteln dem widerseßen, der die -Stadts=
Einrichtungen der römischen Republik nicderrcißen wolle. Besser
sterben, als die Unterdrückung und das Elend des Vaterlandes mit ansehen. Die Autwort des Triumvirats an den General Oudinot if {ou bekannt. Es haben 127 Abgeordnete der Sigung beige-
wohnt, welche die Vorschläge Frankreichs zurückwies. Wie es scheint,
zielen die Franzosen gerade auf das Stadtvierlel, wo die konstitui-
rende Versammlung ihre Sißungen hält.“ Jn Civitavecchia war in
der Nacht vom 15ten zum 16ten Feuer in einer der engsten und
bevölkertsten Straßen ausgebrochen. Der französishe Admiral und
die Chefs der Landtruppen eilten sofort an Ort und Stelle, und
durch ihre Anordnungen und die schnell geleistete Hülfe gelang es,
sich der Feuersbrunst in wenigen Stunden zu bemeistern. Von
Toulon gehen noch fortwährend Verstärkungen an Offizieren und
Artillerie zum Expeditions-Heere ab. Noch am 19ten erhielten 4
Batterieen den Befehl, sich in Toulon cinzuschiffen.
Eine telegraphische Depesche, welche in Bayonne eingegangen ist und die der in dieser Stadt erscheinende International pu- blizirt, bestätigt nun doch die Nachricht vom Tode Karl Alberts.
Aus Alessandria wird dur die Gazeta Piemontese mit Bestimmtheit gemeldet, daß die. österreichishe Besaßung diese Stadt am 18ten um 4 Uhr Nachmittags verlassen habe. Man führt un= ter den Friedens-Bedingungen eine bewaffnete Neutralität von Sci= ten Sardiniens an. Noch ist die Rede von einem Zusaß'- Artikel, der aber indeß geheim bleibe. Von den Oesterreichern, die in Ales= \andria gestanden, kommen 1000 nah Valenza, das die Piemonte= \scn geräumt haben.
Dem Evènement wird aus Bern vom 21. Juni geschrieben : „Gestern * Abend is Herr Ledru Rollin, in Begleitung von zwei anderen Personen mit der Deligc1.ce vou Basel in Bern angelangt. Heute Mittag reiste er von hier nah Genf. Als das Gerücht von seiner Anwesenheit in der Bundesstadt si verbreitet hatte, sam- melten sich an 1500 Menschen jedes Geschlechts und Ranges vor dem Postgebäude. Ledru Rollin aber, der sih der öffentlichen Neu- gier entziehen wollte, war dem Postwagen vorausgeeilt und stieg erst vor dem Murtener Thore ein. Dessenungeachtet hatte er einen gro= ßen gus Volks hinter sich. General- Thiard is in Genf ein- getroffen.“
Herr Pouillet, der sich angeblich bei den Vorgängen in der Gewerbschule komprimitirt haben sollte und deshalb in seiner Stelle als E derselben suspendirt war, ist in dieselbe wieder eingeseßt worden.
In der gestrigen Sißung der geseßgebenden Versammlung wurde auf Molé's Antrag den Truppen und der Nationalgarde von Lyon ein Dank votirt, worauf die Verlesung der 30 von der Kommission präsentirten Kandidaten für den Staatsrath folgte, aus denen nach dem vorschrifstsmäßigen Austritt von 21 Mitgliedern / der Staats= rath Ce werden soll. Die Liste is überwiegend konservativ ausgefallen und meist aus Staatsräthen der Zeit vor der Februar= Revolution, Mitgliedern der ehemaligen Depulirten-Kammer und der National-Versammlung und früheren Präfekten zusammengeseßt, Der austretende Herr Cormenin ist nicht wieder vorgeschlagen.
Der Courrier français erklärt die Angabe eines Jour-
nals, daß Changarnier bei Unterdrückung des leßten Aufstandes 80,000 Mann Linien - Truppen zur Verfügung gehabt habe, für starke Uebertreibung, indem die gesammte Militairmacht , welche M n 13. Juni beseßt gehalten, nur 42,000 Mann betra- en habe. / Vor einigen Tagen hat man in einem Hause der Vorstadt Skt, Antoine Papiere entdeckt, die wichtige Aufschlüsse Über die Ereignisse des 13. Juni geben. Die ganze Korrespondenz der Häupter der pariser geheimen Gesellschaften und der römischen Triumvirn ist darunterz ferner sechs Bricfe Laviron's, der am 15. Mai v. J. eine Artillerie = Compagnie in Paris kommandirte und jeßt an der Spibe eines Frei-Corps in Rom steht, an die revolutionairen Co- mités in Paris, Der bewaffnete Widerstand sollte nicht am 413. Juni stattfinden. Am Abend des 12. Juni war eine Zusammen- kunft des Ausschusses der Fünfundzwanzig unter dem Vorsiße Ledru Nollin's. Dieser wollte nihts vom Kampfe wissen, da die Armee nicht unzufrieden genug und das Volk nicht geneigt sei, sich zu \{chlagen. Ein Anderer las aber Briefe aus Lyon und den Pro= vinzen vor, welche die pariser Demagogen des Zauderns und der Zaghasftigkeit anklagten und ankündigten, wenn Paris noch län- ger zögerte, würden die Provinzen aufstehen. Hierauf ent- \ch{leß man sih für die Demonstration, verabredete aber für den nächsten Morgen noch eine Versammlung, während die Sectionen Befehl erhielten, sich auf das erste Signal bereit zu halten. In dieser Morgensißung wurde troß Ledru Rollin?'s Widerspruch be= \chlo}sen, die Demonstration um 10 Uhr stattfinden zu lassen, aber ohne Waffen. Jm Fall eines Angriffs von den Truppen wollte man si, ohne Widerstand. zu leisten, in die Vorstädte zurückziehen, hier das Volk zu den Waffen rufen und wo möglih die Truppen verhindern, über den Boulevard Montmartre vorzudringen. Die Nacht des 13. Juni wollte man zum Barrikadenbau benußen und den eigentlichen Kampf erst am 14. Juni beginnen, Das rasche Einschreiten General Changarniéer's verhinderte die Ausführung dieses Plans.
Das Evènement sagt, die Verheerungen in den Druckereien von Proux und Boulsé seien viel bedeutender gewesen, als man anfangs glaubtez besonders gelte dies von der Offizin Boulé?s, wo die Nationalgardisten arg gehaust und fast Alles zertrümmert |lät- ten, Die Untersuchung werde ergeben, daß der angerihtete Scha= den sehr bedeutend seiz bei den mechanischen Pressen habe man sich zwar auf Durchschneidung der Riemen und einzelne Beschä= digungen beschränkt; vier Handpressen aber scien gänzlich zer= \hlagen, und sämmtliche Lettern durcheinander geworfen wor= den, so daß sie, weil das Sortiren zu viel kosten würde, durch neue erseßt werden müßtcn, Das Evènement zählt nun die übrigen Verwüstungen auf, welche iu deu Offizinen ange= richtet wurden, und behauptet sodann, daß die Nationalgardisten keines- weges ohne Befehl so gehandelt hätten ; ein Polizci-Kommissär sei, als sie in Boulé's Druckerei mit dem Zerftörungswerke eingehalten hätten, zu ihnen gekommen und habe gesagt: „Alles muß hier zertrümmert wer- den.“ Darauf hätten sie in anderen Theilen der Offizin ihre Ver= heerungen fortgeseßt, zu denen sie sh um so mehr berechtigt ge= wähnt, weil die Behörde den Befehl ertheilt, daß das Forterschei= nen der rothen Journale um jeden Preis verhindert werden solle.
Der Justiz-Minister Odilon Barrot hat an die General-Pro= kuratoren ein Rundschreiben erlassen, worin er-sie zur unerbittlichen Verfolgung der geheimen Verbreiter sozialistischer Schriftrn ermahnt
und den Ruf: „Es lebe die soziale Republik!“/ so wie die Auf- pflanzung der rothen Fahne, welhe man früher der Umstände hal- ber geduldet hatte, für Vergehen erklärt, welche gerichtlich zu be- strafen seien.
Bei einem jungen Deutschen hat die Polizei, wie die Patrie berichtet, eine bedeutende Geldsumme, 163,000 Fr., weggenommen, ne badische provisorische Regierung nah Paris geschickt ha- en soll. -
Großbritanien und Jrland. Parlament. Ober- haus. - Sißung vom 22. Juni. Lord Campbell legte den Be- richt der Kommission vor, die zur Prüfung der Bill wegen Erleich- terung des Ve:kaufs überschuldeter Grundstücke in Jrland ernannt ist. Der Bericht empfiehlt mehrere wihtige Amendements, über die sich Lord Lansdowne beifällig aussprach. Sie sollen gedruckt und übermorgen berathen werden. Die Bill, welche das Borrecht, den Eid dur eine einfache Bejahung zu erseben, auh auf Dissen- ters, die niht Quáker oder mährische Brüder sind, ausdehnt, wurde mit 34 gegen 10 Stimmen verworfen.
Unterhaus. Sipung vom 22. Juni. Der Kanzler der Schapkammer legte, wie schon erwähnt, dem Unterhause den Finanzbericht vor. Die Total -Einnahme des Staates belief \sich na demselben im leßten Jahre auf 53,017,732 Pfund Sterling, die Ausgabe auf 53,287,110 Pfund, was ein Defizit von 269,378 Pfund ergiebt. Dies Defizit wird auf das Elend in Irland, auf die Auswanderungen nach Kanada und die übermäßigen Ausgaben für die Flotte in srüheren Jahren gé- hoben. Wenn man die laufende Ausgabe mit der Einnahme des vorigen Jahres vergleicht, so stellt sich das allerdings gun- stige Verhältniß heraus, daß leßtere um 444,329 Pfund die erstere übersteigt. Bei einer Abshäßung der Einnahmen und Aus-=
aben des nächsten Jahres wurden erstere auf 52,262,000 Pfund, ebtere auf 52,157,696 angegeben, wobei sich ein Plus von 94,304 Pfund ergiebt, Jn dem Verzeichniß der Ausgaben stehen die In=- teressen und die Verwaltung der Staatsschulden allein mit 27,763,527 Pfund aufgeführt. Der Kanzler der Schaßkammer veranschlagt die wahrscheinlichen Einnahmen des gegenwärtigen Jahres wie folgt: Zölle 20,220,000 Pfdb. St., Getraide-Zoll 230,000, Accise 13,710,000, Stcmpel 6,750,000, Steuern 4,300,000, Einkommensteuer 5,275,000, Post 800,000, Kronländereien 180,000, Verschiedenes 222,000, alte Vorräthe 485,000, Sporteln 2c. 90,000, zusammen 52,262,000 Pf. St, Die Ausgaben sind: Staatsschuld 27,763,927 Psd. St., Zin- sen der Schaßkammerscheine 480,000, Civilliste und andere Lasten des fonsolidirten Fonds 2,781,556, Unterstühung für Jrland 50,009, Marine 6,260,740, Paketdienst 748,296, Nordpol = Expedition 12,688, Armee 6,142,211, Kommissariat 531,872, Miliz 143,000, Zeug-Departement 2,657,270, Verschiedenes 3,924,731, Rükerstat- tung heimgefallenen Eigenthums 52,173, Ueberschreitungen des vor- jährigen Budgets der Armee, der Marine, des Zeug=-Departements und des Kommissariats 642,632, zusammen 52,157,696 Pfd. St., also ein Ueberschuß von 94,304 Pfd. St. Der Minister war nicht der Meinung, daß man jebt diesen Ueberschuß zur Verminderung von Steuern verwende, sondern wünschte ihn zum Kern eines grö= ßeren Ueberschusses zu machen, um alsdann ohne Gefahr eine fühl= bare Steuer-Erleichterung eintreten lassen zu können. Er beantragte hierauf eine formelle Verwilligung von 3 Millionen Pfund Sterling. Herr Hume war mit dem Budget nicht zu- frieden und erbot sich, eine Möglichkeit, 10 Millionen Steuern abzuschaffen, zu zeigen. Eine Anzahl Mitglieder sprachen für die Herabseßung oder Abschaffung verschiedener Steuern, und Herr Sandars brachte gelegentlich die dänische Blo- fade zur Sprache, die nur“ nominell und gegen alle anderen Schiffe milder als gegen die englischen sei. Die verlangten Summen wur= den schließlich verwilligt. Die Bill wegen der Deportation der ir= ländischen Staatsverbrecher gelangte noch zur Berathung im Aus= \husse. Eine Minorität von 20 und einigen Mitgliedern, Herr Ansley an ihrer Spiße, wollte die Verhandlung aufhalten und stellte nah einander mehrere Amendements, die zu zeitranbenden Ab= stimmungen führten. Eine Erklärung Lord J. Russell’s, daß das Verzöógern dieser Vill nur dazu dienen würde, die Vertagung anderer für das materielle Gedeihen Jrlands wichtiger Bills zu hin= dern, machte dieser Taktik endlich ein Ende, und die Bill ging durch den Ausschuß, um übermorgen zum dritlen Male gelesen zu werden.
London, 23. Juni. Es is schon erwähnt, daß der Kaiser von China, nach den neuesten Berichten aus Hongkong vom 24sten April, den Engländern den Eintritt in Canton, der ihnen durch den Vertrag von 1847 vom 6. April d. J. an zugesichert war, verwei= gert hat. Den englischen Commissair sollen Justructionen von Lord Palmerston abhalten, vor der Hand etwas gegen diesen Vertrags= bruch zu thun. Er soll darüber blos nah England berichten. Die durch die Weigerung der Chinesen anfangs erregte Besorgniß scheint völlig beshwichtigt, und die Geschäfte hatten ihren Fortgang. Dr. Bowring hat sein Amt als englischer Konsul in Canton angetreten. Der Kaiserlihe Commissair Seu, den er um cine feierliche Antritts= Audienz hatte ersuchen lassen, hat dies Begehren, um keinen unbe= quemen Präzedenzfall zu erzeugen, abgelehnt. i
Den neuesten Nachrichten aus Ostindien vom 12. Mai zufolge, hat die aus ihrer Haft im Fort Dschunar entflohene Rani, die Mutter des ehemaligen Maharadscha von Pendschab, sich frei= willig in Nepal gestellt und nur gebeten, sie frei wohnen zu lassen. Sie hat den Weg von Dschunar nach Nepel, 300 englische Mei= len, durch den belebtesten Theil Bengalens , unerkannt in der Ver= fleidung einer Pilgerin zurückgelegt. Die Einverleibung von Sat tara war in Indien noch nicht offiziell bekannt gemacht worden, doch wurde dies täglih erwartet. Es scheint nicht die Absicht der Regierung zu sein, die Armee am Pendschab zu verstärken, Der von Appa Sahib, Prätendenten des Thrones von Nagpor, an der Spibe von 600 Rohilla’s gemachte Raubzug war durch eine Niederlage, welche Brigadier Osborne demselben beibrachte, am Z0sten beendigt. Der englische Anführer kam jedoch dabci um, indem sein Pferd aus= glitt und mit ihm in einen Abgrund stürzte.
Der neu ernannte Befehlshaber der Truppen im niederländi= {en Ostindien, der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar, ist am 23, April in Singapore angekommen und hat am 2bsten seite Reise nach Batavia fortgeseßt. Die gegen Bali abgesendete Expedition unter General Machiels war am 28. März auf der Rhede von Baliliug angekommen, sogleich gelandet und hatte sich in den Besiß von Singa - Kadscha geseßt. Von den Balinesen waren darauf Unterhandlungen angeknüpft worden, welhe mehrere Tage dauerten. Als man indeß endlich bemerkte, daß cs nur auf Zeitgewinn abgeschen war, rüdckten die Holländer wle- der vor und eroberten nach dreizehnstündigem Kampfe aut 13. April Dschagaraga , den Ort, vor welchem sie im vorigen Jahre ihre Niederlage erlitten hatten. Der Widerstaud der Balinesen scheint ein sehr heftiger gewesen zu sein, denn das U hältuißmäßig sehr kleine Expeditions - Corps verlor an Todten e Verwundeten 2 Oberst - Lieuteuants, 1 Major, 4 Hauptleute
143 Unteroffiziere und Soldoten. Der eroberte Ort, der von e
Vertheidigern vor der Einnahme gänzli geräumt worden a
L S urde mit einem Bataillon beset, und der Rest des Corps 309