1849 / 178 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ant Baron von Gumppenberg auffahren und die völkerrehts-

eh Verleßung eines neutralen Gebiets zurückweisen. Eine gute Wirkung war nicht zu verkennen, und sowohl die Insurgentenhau- fen als die feindlichen Geschüße selbst schienen Verlust erlitten zu haben. Na einigen geweselten Schüssen und Würfen ließ der Kommandirende die Battérie wieder einrücken. Seitdem hat man erfahren, daß die Jnsuïgetiten ‘einen- Rhein-Uebergang von diesseits befürchten, und sich ‘deshalb auch verschanzen. Die fliegende Brüde liegt bereits an ‘dem diesseitigen Ufer und ein Uebergang der Jn- surgenten is hier nit zu besorgen, da bei dem außerordentlich ho= hen Wasserstande keine Fähre gebraucht werden kann. Von dem Gefechte, welches die Königlich preußischen Truppen, die nunmehr sämmtlich den Rhein überschritten haben, gestern Vormittags bei Waghäusel bestanden, zogen zahlreiche Haufen von Freischaaren, regulaire badische Jufanterie und Dragoner am Ufer in der größten Hast entlang, was niht mit dem verbreiteten Ge- rüchte übereinstimmte, als wären die Preußen zurückgedrängt worden. Nachmittags begab sich Fürst von Thurn und Taxis nach Germersheim, um sich von den dortigen Verhältnissen und dem Befinden des Prinzen Friedrich Karl Lon Preußen“ zu überzeugen. Se. Königliche Hoheit ist bei dem Bürgermeister sehr anständig un- tergebraht und scheint niht sehr leidend àn den erhaltenen Ver= wundungen. Da der Prinz von einem bayerischen Militairarzt be- handelt wird , \o entsendete der Kommandirende den Stabsarzt Dr. Gronen von Speyer nach Germersheim, um genaueste Nachricht über das Befinden Sr. Königlichen Hoheit ab= statten zu können; zugleich wurden demselben von jener Charpie und dem Verbandzeug mitgegeben, welche Ihre Majestät die Königin dem Armeecorps allergnädigst hatte zukommen lassen. Unter der Besaßung von Germersheim herrschte die beste Stim= mung. Nachdem während der Anwesenheit des Kommandirenden in Germersheim die Nachricht einlief, daß die Insurgenten in großer Anzahl und mit Geschüß an der Knielinger Brücke ständen, so er= theilte derselbe sogleich den Befehl, noch in der Nacht einige Com- pagnieen nach Wörth zu \{hicken, und mehrere Joche der Brüdckte abtragen zu lasseu. Da jedoch die landauer Besaßung eine Ver= stärkung von Germersheim mit Recht erwartet, so werden die dort stehenden Compagnieen des 9ten Jufanterie-Regiments Wrede nach Landau abmarschiren. Dieses Regiment wird seine Beurlaubten einberufen, das Detachement der Garnison Germersheim aber wird in Wörth von einem Detachement des 413ten Jnfanterie-Regiments Hertling, welches schnell herangezogen wurde, abgelöst werden.

Heute kam dem Kommandirenden vom Königlich preußischen General - Lieutenant von der Gröben aus Ladenburg vom 21sten die Mittheilung zu, daß derselbe an diesem Tage in mehreren Kolon= nen zum Neckar gecilt sei, da er den Kanonendonner Sr. König- lichen Hoheit der Prinzen vou Preußen in der Richtung von Phi= lippsburg vernommen und durch einen Courier erfahren hatte, daß das 1ste Armeecorys unter Sr. Königlichen Hoheit bereits am 20sten ohue hefliges Gefecht Graben und Wiesenthal erreicht hatte. Er sei nun dur die unterminirte Eisenbahnbrücke, die von Geschüßen und Scharfschüzen vertheidigt werde, aufgehalten und werde nun die Annäherung der anderen beiden Armeecorps abwarten, Mor- gen, d. h. am 22sten, hoffe er, werden sih die beiden Armeecorps auf dem linken Neckarufer vereinigen, und dann sei “der Weg leicht vorauszubestimmen, den der Gegner nehmen werde. Am Schlusse seines Schreibens erklärte General Lieutenant von der Gröben es für rathsam, eine starke Artillerie bei Ludwigshafen bereit zu halten.

Heute Morgens 10 Uhr wird der Regierungs-Präsident Allwens mit jenen Mitgliedern seines Kollegiums, die bereits hier eingetroffen sind, bei dem Kommandirenden erscheinen, um úber die Mittel und Wege zur scnellsten Beruhigung der Pfalz zu berathen. Der Kommandirende spricht aber schon jeßt die Ueberzeugung aus, daß die Pfälzer, namentli die Landbevölkerung, keine Sympathieen für die Bewegung hatten, daß sie einem unerhörten Drucke der provi- sorischen Regierung ausgeseßt waren, dem ste sih zu unterwerfen \{chwacch genug waren. Diesen Morgen wurde eine Compagnie nach Zweibrücken abgeschickt, eine Compagnie bleibt in Frankenthal stehen, eine kleine mobile Kolonne wird demnächst nah Neustadt eutscndet werden, vorzugsweise bestimmt, überall die Autorität des Gesebes und der Gerichtshöfe wieder fest zu begründen. Die weiteren Dpe- rationen des Kommandirenden werdeu je von der Gestaltung der Verhältnisse auf dem rechten Rheinufer abhängen. In einem Tages= befehle hat der Kommandirende der halben reitenden Batterie, deren Snelligkeit in der Bedienung und ihre Kampfbegierde, so wie die Ruhe der beiden Offiziere, Ober - Lieutenant von Gumppenberg und Lientenant Mudck, die alle Anerkennung verdienen, lobend Erwähnung gethan.

Speyer, 23, Juni. Gestern Abends erhielt der Komman- dirende dcs westfränkischen Armee-Corps, General-Lieutenant Fürst

von Thurn und Taxis, durch den als Courier hierher gesendeten&

Hauptmann Grafen Bothmer vom General - Quartiermeisterstabe die amtliche Mittheilung, daß der Stadtralh von Mannheim die Hülfe der bayerischen Truppen in Anspruch nehme , indem er von dem Gros der Jnsurgenten verlassen, sich endlich ermannt, die Frei- {haaren entwaffnet und die Rädelsführer gefangen geseßt habe. Der Kommandirende ließ daher augenblicklih die ganze Reserve unter dem Generalmajor Frhrn. von Weinbach bei Ludwigshafen versammeln, um nah Mannheim zu rücken. Er selbst begab si nach Ludwigshafen, wo er den ersten Bürgermeister Joly mit zwei Gemeinderäthen fand, welche die Anzeige machten, daß bereits drei preußische Bataillone in Mann- heim eingerückt seien, und sie sich für alle Fälle doch auch dem Schute der Königlich bayerischen Truppen anvertrauen wollten. In Erwägung jedo, daß bereits gegen 3000 Mann Preußen einge-= rückt waren, daß ferner am nächstfolgenden Tage noch 5000 Mann erwartet wurden , daß endli selbs mit der größten Anstrengung der diesseitigen Pontoniers = Compagnie erst bis zum Morgen cine fliegende Brücke über den Rhein zu Stande gebracht werden konnte, ließ Fürst von Thurn und Taxis die anrückenden Truppen sogleich wieder in {hre Kantonnirungen zurückkehren. Er verlangte ferner, daß die auf dem re{chtcn Rhein-Ufer angelegten Batterieen der Erde gleich gemacht würden, und daß die fliegende Brücke des Nachts auf dem diesseitigen Ufer geborgen bleiben müsse. Der Batterie Bom- hard, die s{ch vom ersten Augenblicke des Eintreffens in Ludwigs= hafen an ununterbrochen den größten Anstrengungen ausgeseßt hatte, so wie dem ihr zur besonderen Bedeckung H ersten Jäger- Bataillon, wurde durch Tagesbefehl die verdiente belobende Aner= kennung ausgesprochen, beide Abtheilungen in Erhvolungs-Kantonni-= rungen verlegt und die Bewachung von Ludwigshafen einem Ba- taillon des 10ten Jufäntèrie-Regiments anvertraut. Der Komman- dirende kehrte sogleich nah Speyer wieder zurü, wo er heute die sämmt- lihen Behörden, so wie die Gemeinde - Bevollmächten der Stadt empfing, die er zum thätigsten Eingreifen für die gerechte Sache der rechtmäßigen Regierung aufforderte.

Speyer, 23. Juni. (Münch. Ztg.) Die (in Nr. 176 des Pr. St. Anz. mitgetheilte) Lieues des Fürsten von Thurn und Taxis scheint einen günstigen Eindruck hervorgebracht zu häben. - Zugleich wurde, insbesondere um den überall verbreite- ten Lügen und falschen Gerüchten entgegenzuwirken, die Nachricht

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von’ dem bereits erfolgten Einrücken der Königlich preußischen Trup- pen in Mannheim dur die ganze Pfalz verbreitet. Behufs der Vertheilung der von Sr. Majestät dem Könige bewilligten und be- reits in Speyer eingetroffenen Ordens-Decorationen hat der Kom- mandirende sogleich den Befehl ertheilt, ein nameniliches Verzeichniß sämmtlicher Offiziere und Militair-Beamten, die in der kritischen Periode in der-Pfalz si befanden, mit einer Beurtheilung übér thxe treu erfüllte Dienstpflicht vorzulegen, ferner alle Unteroffiziere und Soldaten nam= haft zu machen, wél{he sich durch guten Geist besonders ausgezeih- net habeu, und hat diese Verzeichnisse auh auf die Gendarmerie ausgedehnt. Da diesen Morgen ein wiederholter Angriff der preußischen Truppen in der Gegend von Lußheim bemerkbar war, so konnte auf eine weitere Dislozirung der Truppen noch nicht ein=- gegangen werden. Die Beseßung von Ludwigshafen dur unsere Truppen mit eiger 12psünder Battexie uud die dabei beobachtete Mäßigung“ hat“ viel zu der verbesserten Stimmung der Einwohner und zur Entmuthigung der Umsturzpartei in Mannheim beigetragen. Auch hat die Beschießung der Insurgenten-Trupps am reten Rhein- Ufer ‘von Speyer aus einen überraschenden Eindruck auf dieselben hervorgebraiht.

Sachsen. Dresden, 28. Juni. (D. A, Z.) Durch heute veröffentlichte Bekannimachung wird der Amtsbezirk Werdau in Kriegszustand verseßt. Die Bekanntmachung lautet :

„Jn den Städten Crimmiyshau und Werdau sind neuerdings, der im Allgemeinen getroffenen militairishen und polizeilichen Maßnahmen zur Aufrechthaltung der geseplichhen Ordnung ungeachtet, Störungen der öffent- lichen Ruhe und Sicherheit vorgekommen. Jnsbesondere lassen die näheren Umstände der binnen kurzer ‘Zeit in Werdau wiederholt entstandenen Scha- denfeuer niht daran zweifeln, daß dieselben von verbrecherisher Hand an-

elegt worden seien, und die passive Haltung der Einwohnerschaft bci den

Löschanstalten is nicht geeignet, die Besorgnisse zu beseitigen , daß durch gleichen Frevel die Ruhe und das Eigenthum auch ferner gefährdet werden könnte, Zum Schuye. des Gesepes, so wie der Personen und des Eigen- thums, findet sich daher das Gesammt - Ministerium veranlaßt, auf Grund der Verordnung vom 7. Mai 1849 §§. 16, 17 und 18 den Amtsbezirk Werdau vom 1. Juli d. J. an in Kriegsstand hiermit zu erklären. Es wird solhes mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß das Ober-Kommando über die bewaffnete Macht im dortigen Bezike dem General-Major Grafen von Holzendorf übertragen und dessen Anordnungen unbedingter Gehorsam zu leisten ist, Dresden, 25. Juni 1849, Das Gesammt - Ministe- rium. Dr. Ferdinaud Z\chinsky. Friedrich Ferdinand Frhr. von Beust, Bernhard Rabenhorst, Richard Frhr. von Frie- sen. Johann Heinrich August Behr.“

Württemberg. Stuttgart, 26. Juni. (Schwäb. Merk.) Der Kriegs-Minister macht Folgendes bekannt : )

„Das Vorrücken der preußischen , hessischen 2c. Truppen im Rheinthale, wodurch die Operationen der kriegsührenden Theile sich näher an den württembergischen Schwarzwald gezogen haben, und ebendamit die Möglichkeit gegeben ist, daß Freischaaren oder bewaff= vete Corps die viesseitige Gränze überschrciten , hat die Aufstellung eines Beobachtungs = Corps zum Schuße der Schwarzwaldthäler in der Gegend von Neuenbürg bis Freudenstadt nothwendig erscheinen lassen. Diese Stellung wird sich nach der ferneren Operation in Baden ändern, um unter allen Umständen das diesseitige Gebiet gegen Verlebungen zu sichern. : z j

Kriegs - Ministerium. Rüpplin.“ Heute hatten wir mehrere Truppenmärsche in unserer Stadt; das óte Infanterie-Regiment marschirte heute früh, später das 2e Reiter-Regiment nebst einer Anzahl Kanonen von hier ab, wie man vernimmt, in der Richtung von Herrenberg. Jm Laufe des Vor= mittags kam der größte: Theil des 3ten Infanterie-Regiments, das in Ulm gelegen und in den leßten Tagen nach Riedlingen mar= schirt war, hier an, zugleich der Stab der ersten Brigade (General von Baumbach) und weitere reitende Artillerie. Gestern Abend êr=- hielt der Gouverneur, General-Lieutenant von Miller, ein Ständ= hen vom Militair. Heute bezog wieder Bürgerwehr die Wachen.

Tübingen, 23. Juni. Uhland hat im Schwäb, Merkur folgende Erklärung veröffentlicht :

„Ueber die gewaltsame Abtreibung der deutschen National-Versammlung von ihrem Sizungslokal am 18tcu d. M. hat unmittelbar nachher cin Zu- sammentritt der Abgeordneten zur Feststellung des Thatbestandes stattgesun- der. Dieser Verhandlung habe ih angewohnt, nicht aber der am Abend des nästen Tages erfolgten Verlesung und Unterzeichnung des darüber aufgenom- menen und nunmehr in öffentlichen Blättern mitgetheilten Protokolls. Bei jenem Zusammientritt wurden von mir zu dem Berichte des Herrn Präsitenten Löwe und den Zeugnissen anderer Mitglieder zwei Bemerkungen vorgebracht, wovon die eine, vermuthlich weil sie nicht den Thatbestand der Abtreibung selbst betraf, im Protokoll nicht enthalten, die andere nicht richtig aufgefaßt ist, Die erstere war in dem Sínune gemacht, daß ih nicht zu sagen wüßte, ob der Gedanke, sih dem Präsidenten und dem Büreau auf dem Gange zum Sizungslokal an- zuscließen, ursprünglich von mir allein ausgegangen sei, indem mehrere zufällig beisammen gestandene Abgeordnete sich alsbald in diesem sehr natürlichen Ge- danken begegnet haben, Meine zweite Bemerkung ging dahin, daß _ich die Bedrohung des Präsidenten durch den Ruf: Haut ein! und darch Schwin- geu der Säbel nicht wahrgenon-men habe, was übrigens auch daber kom- men tönne, daß ih duch die vorrtickende Reiterei vou seiner Seite ver- drängt wurde und erst nach einer Weile ihn wieder aufsuchen konnte, Der Abg. Pfähler hat nteines Erinnerns die angesührte Bedrohung hinsichtlich des Präsidenten bestätigt, nicht aber in Bezug auf meine Person, wie_ich denn wirklich nicht „zwischen den Schwertern" mich fand, wenn auch die Sä- bel gezogen waren. Schließlich nehme ih Anlaß , über den Vorgang im Allgemeinen folgende Ansichten auszusprechen: Es wäre der National-Ver- sammlung nicht angestanden, auf die bloße Meldung, daß die Straßen durch bewaffnete Macht abgesperrt seien, den Gang nach ihrem Sizungslokal anf- zugeben, sie war es ih und dem Volke, das sie zu vertret.n hat, schuldig, thatsächlih und augenfällig festzustellen , daß sie nur der äußeren Gewalt weiche und zugleih gegen diese Gewaltmaßregel angemessene Verwahrung ein- zulegen, Daß hierbei zwei Abgeordnete aus Württemberg zur Seile des Prä- sidenten mit an der Spiye gingen, war nahezu die einzige Gastfreundschaft, welche der Versammlung zu Theil geworden is. Hier kam auch nicht die po- litische Parteiung in Betracht, so dern einzig das Bewußtscin des Zusammen-

ehbrens in dem zulegt noch aufrecht gebliebenen Bestande der deutschen National - Vertretung. Jn dem gemeinsamen Zuge lag weder für die Ver- sammlung selbs, noch für den öffentlihen Frieden eine wahrscheinliche Ge- fahr. Es war nicht zu viel verlangt, wenn man erwartete, der Civil- Kommissär werde unter Hinweisung auf die vor uns aufgestellten Truppen den Durchgaug verweigern und sodann den Präsidenten der National- Versammlung seine Verwahrung entgegenseyen lassen. Damit wäre der Sache von beiten Seiten Genüge geichehen. Nicht zu erwarten war aber, daß die wiederholten Versuche des Präsidenten, seinen Protest zu erheben, übcrtrommelt wurden, und noch weniger war es durch die Umstände gebo- ten, daß von der Seite her und vor den Reihen des Fußvo!ks die Reiterei heranzog, um, wenn auch nur im Schritte vorrückend, die unbewaffneten Volksvertreter hinwegzudrängen oder abzuschließen, Dadurch erst war die Gefahr hervorgerufen, daß, wenn die Entrüstung des obwohl nicht zahlreich versammelten Volkes sich Luft gemacht hätte, die Abgeordneten mitten in den Zusammenstoß gerathen wären. Die Gerüchte, daß ih selbst körperlich verleßt worden, sind hon anderwärts widerlegt z die einzige Verlegung, die ih davongetragen, i das bittere Gefübl der unziemlichen Behaudlung, welche dem leyten Reste der deutschen National - Versammlung ‘in meinem Heimatlande widerfahren it,“

Baden. Karlsruhe, 26, Juni, (Karlsr, Ztg.) Gestern Nachmittag um 3 Uhr sind die Königlich preußischen Truppen hier eingerückt und haben den Einwohnern der Stadt die ersehnte Er= lósung aus einem mit jedem Tage unerträglicher gewordenen Zu= stande gesebloser Verwirrung und Bedrückung gebracht.

Der Ober-Befehlshaber der hiesigen Bürgerwehr, Oberst Ger- ber, welcher in Begleitung seiner beiden Adjutanten gestern Nach- mittag den anrückenden Königlich preußischen Truppen“ zur Bewill= fommnung entgegengeritten war, wurde von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen vou Preußen aufs freundlihste:aufgenommén und ein- geladen, sich gn seiner Seite dem Einzugë“ in-dte Stadt anzuschlie- Hen. Die Bürgerwehr wurde darauf ‘init Erlaubniß ‘des Prinzen durch Generalmarsh zusammengerufen , défilirte auf dem ‘Shloß- plage vor demselben, .und erfreute s{{ der anerkenuendsten ‘Aeußé= rungen des hohen“ Führers der preußischen Heerschaarên, ‘den ein dreimaliges lautes Lebehoch, in das die zahlreiche Zuschauermenge lebhaft einstimmte, aus âllen Reihen der vorüberziehenden Bürger=- wehrmänner herzlich begrüßte.

Zum Beweise seines Vertrauens und Wohlwollens hat der Prinz die Bürgerwehr eingeladen, die bisher von ihx besezten Wacht- posten gemeinschaftlih mit den Königlich preußischen Truppen fort= während besezt zu halten, Der Sicherheitsdienst der Stadt geht in dieser Meise im erfreulichsten Einklang mit unseren Befreiern fort.

Se. Königliche Hoheit der Prinz vou Preußen ist mit seinem erlauchten Neffert, dem Prinzen Friedrich Karl, im Großherzoglichen Schlosse abgestiegen.

Karlsruhe, 25. Juni. (Mannh. J.) Am gestrigen Tage wollte Schlöffel um 5 Uhr Morgens Generalmarsch schlagen lassen, Der tüchtige Bürgerwehr-Oberst Gerber weigerte si sandhaft, in dieses Begehren einzuwilligenz er berief sich auf scin Brentano ge- gebenes Ehrenwort, wonach er gelobt und dagegen die Zusage er= halten hatte, daß die Bürgerwehr sich in dem revolutionairen Kampf passiv verhalten und nur innerhalb der Stadt verwendet wer- den solle. Es wurde nach diesem Vorgang bekannt, daß die Bür=- gerwehr entwaffnet werden solle, Nun wurde Generalmarsch ge= \chlagenz auf dieses Alarmzeichen versammelte sich zugleich mit der Bürgerwehr eine große Menge Freischärler und umringte die=- selbe, so daß nach der Aussage unseres Erzählers die Bürger= wehr, wäre es wirklich zu einem offenen Kampfe gekommen , noth= wendig hätte unterliegen müssen. Schlöffel und Goegg hielten nun na einander Reden an die Bürger, * um sie in Güte zum Ablegen ihrer Waffen zu bestimmen. Vergebens! Die brave Bürgerwehr von Karlsruhe blieb standhaft, und nur etwa 50 bis 60 Individuen legten ihre Gewehre ab. Das Militair war, wie früher {on moralish, so nun auh physisch, völlig machilos. Das 3te Re= giment soll auf circa ein Bataillon zusammengeshmolzen sein, Nach diesem entschiedenen und mannhaften Auftreten der fkarlsruher Bürgerwehr kam plöplih die Nachricht von dem Anrücken der preußischen Truppen. Hierauf löste sich zuerst das Kriegs - Ministerium auf, Mayerhoffer jedo) wurde glülicherweise im Gasthaus zum „Waldhorn““ ergrissen, und zurückgehalten. Ueber 200 Wagen mit Munition sollen schon in der Nacht vorher fortgeschaf}t worden scin, wie mau hört, nach Rastatt. Außerdem haite Goegg bcfohlen, sämmiliches, Eisenbahn - Material nah Rastatt zu bringen, cin Befehl, der glüdflicherweise im Drän- gen der Umstände nicht ausgeführt wurde, so daß gegenwärtig nech 7 Lolomotiven im aktiven Dienste sich befinden. Gegen 2 Uhr Nachmittags sah man die ersten Preußen (Ulanen), und gegen 3 Uhr rückten an 5000 Maun preußischer Truppen ein, darunter das 17te und 2Mste Regiment , so wie ein Garde-

Landwehr-Bataillon aus Berlin. Die Preußen hatten gestern Mit=

tag noch ein Gefecht bei Durlach gegen die Freischaaren zu bestehen gehabt, bei welcher Gelegenheit einige Granaten in die Stadt ge- worfen wurden. Sie hatten 28 Verwundete. Die Regierung hat aus der Generalstaatskasse 200,000 Fl., aus der Postkasse 70,000 Fl. mit sich fortgeführt. Goegg war der leßte unter den Mitgliedern der provisorischen Landesregierung, den man in Karlsruhe gesehen hat, In Ettlingen ist die Bürgerwehr durch Mördes entwaffnet worden. - Die preußischen Truppen haben theilweise {on am heutigen Morgen Karlsruhe wieder verlassen und marschiren auf Ettlingen los. -

Mannheim, 24. Juni. Jn dem Mannheimer Journal liest man: „Wir erwachen immer mehr wie aus einem Rausche oder wie aus einem bösen Fiebertraum., Einer sieht den Anderen verwundert an und fragt ihn, was denn eigentlich gescheßen und wie es \o geschehen konnte? Man fängt an zu begreifen, daß der seit vorgestern erfolgie Umschlag der öffentlichen Stimmung die einzige innerlich und wahrhaft gerechtfertigte Revolution gewesen ist, die je in Mannheims Mauern gemacht wurde, daß Alles , was die anarchísche Partei seither für Revolution ausgab, nur eine Treibhauspflanze war, großgezogen an der Wärme einer erlogenen Begeisterung, aufgewachsen in dem Mistbeete unreiner Leidenschaf- ten, aber keine Revolution, deren Folgen heilsam, weil ihre Ursachen gerechtfertigt und ihre Motive im Bewußtsein des Volkes begrün- det waren.“

Ferner meldet Lasselbe Blatt: „General Mieroslawski soll den 23sten Abends von preußischen Husaren gefangen worden sein, wie man hört, in der Gegend von Sinsheim,“

Darmstadt, 27. Juni. DieDarmst. Ztg. meldet: „Wir erhal= ten heute Mittheilungen unseres Korrespondenten vom Neckar=-Corps, deren lebtere- aus Bretten vom 26. Juni 11 Uhr Mittags datirt ist. Diese Berichten melden die Aufstellung und Vereinigung des ganzen Peuckershen Corps in und bei Bretten. Hier erfuhr man, daß von den Preußen am selben Tage (25sten) bei Stettfeld, zwi- schen Langenbrücken und Bruchsal, ein sehr harinäckiger Kampf ge- gen das Willich - Corps gekämpft, welches lehtere geschlagen “wurde und sich nach Durlach wandte, wo, wie aus anderen Mittheilungen hervorgeht, wenigstens ein Theil des bei Sinsheim von Peudcker zurückgewiesenen Corps (unter Mieroslawski) Stellung gefaßt und sich. stark verbarrikadirt hatte. Auch aus dieser Po- sition wurde der Feind hinausgetrieben, wie wir gestern gemeldetz eine andere Abtheilung des Hirschfeldschen Corps stieß an demselben Tage auf eine starke Nachhut von Freischaaren, welche ebenfalls geschlagen wurdez jedo alles nicht ohne Verluste preu- ßischerseits, indem Durlach 7 verwundete Offiziere kosten soll und das leßtgenannte Gefecht 30 an Todten und Verwundeten, worun- ter 1 Major und 3 Offiziere, (Jn Heidelberg liegen, wie uns Augenzeugen berichten, über 300 verwundete pen Militairs im Hospital, ruhmbedeckte, aber beklagenswerthe Opser dieses Krie- ges.) Der Feind zog sich nah dem Verluste aller dieser Stellun-

en über Ettlingen gegen Rastatt zurück. Vorgestern .um 3 Uhr fac das Peudckersche Corps von Bretten nah Durlach auf, wo seine Nachhut um 10 Uhr Abends eintraf und cs nunmehr mit dem Hirschfeldschen ganz vercinigt ist. Auf dem Wege nach Bretten und Durlach fand man in allen Ortschaften weiße Fahnen aufgesteckt und wurden Blumensträuße als Freundesbegrüßungen überreicht.“

Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 27. Juni. Heute Mittags traf Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Baden bei unserem Hofe zum Besu ein und kehrte gegen Abend wieder nah O zurü.

er Großherzogliche Bevollmächtigte bei der provisorischen Cen- tralgewalt, Ministerial-Rath Eigenbrodt, hat sich am 25sten d, von Frankfurt nach Berlin begeben.

leswig-Holsiein. Schleswig, 28. Juni. -(H. C.) Aus pé4 Mary Si nun die bestimmte Nagricht ein, daß die Reichstruppen vorgerückt und zwar bedeutend, nämlich mehrere Mci-

len über Randers hinaus.

Altona, 28. Juni. t, N h huus vom 25. Juni: „General Prittwiß hat ‘hier heute Morgen 44 Uhr eine große Parade abgehalten und sein Hauptquartier ge=- nommen. . Unsere Truppen liegen hier dicht gedrängt z die Straßen sind beständig vom Militair und seinen Transporten angefüllt, Die Vorposten stehen bis Randers hinaus. Die Stadt ist so abge- \chlossen, daß Bürgerliche nur auf \chriftlichen Ausweis zum Thore hinaus kommen. Gestern waren alle Schiffe versch{wunden. Heute Morgen zwischen 5 und 6 Uhr zeigte sich ein Kriegs - Dampfschiff mit 3 Kanonenböten, kam auf die Entfernung einer halben Stunde nahe und wandte dann wieder. Gegen Mittag waren sie außer Sicht, Die Bewohner scheinen schr gut mit ihren Feinden zufric= den zu seinz die Damen selbst kommen truppwcise auf den Markt, um die Musik bei der Parole anzuhören, und sind überhaupt den deutschen Reichstruppen schr freundlich.“

Kiel, 28, Juni, Mittags. (H. C.) Jn diesem Augenblide kreuzt neben dem „Skiold“ eine russische Fregatte in der Höhe von Stein (Propstei) vor unserem Hafen. Gestern ließen sih daselbst Fehr norwegischen Kriegsschiffen eine Kutterbrigg und cin Schooner ehen.

Die Herzogin von Sachsen-Keburg ist zum Besuche ihres Ge- mahls hier angekommen.

Sachsen-Koburg-Gotha. Gotha, 27. Juni. (D. A. Z.) Der Bericht des (gestern erwähnten) Ausschusses der Versammlung lautet Fol eit änala

Die schweren Bedrängnisse des Vaterlandes, die Gefahren eines Zu- staudes, welche keine Bürgschaft des Friedens im Junern, der Stärke nach außen bietet, haben es den Unterzeichneten zum Bedürfniß gemacht, in ge- meinsamer Be‘prehung ihr Urtheil über die gegenwärtige Lage der Diuge festzustellen und sich über den Weg zu verständigen, auf welhem jeder Einzelne von ihnen in Erfüllung seiner staatsbürgerlichen Pflichten dazu mitwirfen kann, daß ein der Nation Einheit und Freiheit gewährender Rech!s8zustand hergestellt werde, Jnnig überzeugt, wie wir sind, daß die deutsche National - Versammlung, als sie. am 28 Mârz d. J. die deutsche Neichs-Verfassung als endgültig beschlossen verkündigte, derjenigen Stellung gemäß gehandelt hat, welche die Lage der deutschen Dinge ihr aufvrang und die Bundestags-Beschlüsse vom 30. März und 7. April v. J. ihr ein- räumten, dürfen wir doch die Augen vor“ den Schwierigkeiten nicht ver- schließen, welche die Durchsührung der unveränderten Reichs-Verfassung im Vaterlande gefunden, Dahingegen is in der Verfassungs- Aufstellung, welche die berliner Konferenz bietet, neuerdings ein Weg eröffnet, auf welchem sich der verlorene Einigungspunkt möglicherwéije wiederfinden ließe, Das Be- treten diescs Weges nicht zu vershmähen, mahnt und das von inneren und äußeren Feinden {wer bedrohte und {hon vom Bürgerkrieg zersleiscbie Vaterland, eben so dringend aber der werthwolle Juhait jenes Entwurfs, der, wie entschieden man au einzelne seiner Bestimmungen verwerfen möge, tennoch den Kern der Reichs-Verfassung in sich aufgenommen hat, Den Unter- zeichneten stehen die Zwecke, welche durch die Reichs-Verfassung vom 28. März erreiht werden sollten, höher als das starre Festhalten an dem Wege, auf dem, anu der Form, unter der man dieses Ziel anstrebte. Sie erkennen an, daß der vou den drei Königreichen vorgeschlagene Weg zu dem vergesteckten Ziele sühren kann, wenn dieselben mit allen sih anschließenden Staaten dem Reichstage in den mit ihm fesitzuseßenden Verfassungsfragen in eiuer, jeden einzeinen Staat bindenden Form , als Einheit gegenübertreten , und wenn ferner die dagebotene Verfassung von allen den Reichstag beschickenden Staaten jedenfals als eine der Nation ertheilte unverbrüchlicye Zusage be- trachtet wird. Hiernach werden alle Verfassungs-Bestimmungen , welche in der Reichs-Verfassung vom 28. März und dem Entwurfe vom 28, Mai wörtlich oder wesentlich übereinstimmen, als grundsäplih feststehend zu be- trachten und nur die übrigen Bestimmungen des Entwurfs der Revision zu unterwerfen sein.

Wenn es daher als eine gerehte Erwariung des deutschen Volkes be-

zeichnet werden darf, daß die Regierungen der anderen deutsben Staaten durch baldigen bindenden Anschluß an jene Verfassungsvorlage die schleunige Einberufung cines Reichstags möglich machen, so erwächst “auch für die Einzelnen die Verpflichtung, in ihren Kreisen nach ihren Kräften zur Voll- endung des großen vaterländischen Werkes beizutragen, Jn diesem Sinne wird es die hauptsächlichste Ausgabe der Staatsbürger sein, durch die Be- theilizgung an den Wahlen zum nächsten Reichstage das Zustandekommen desselben zu bewerkstelligen. Wenn nun, was die Wählen zum Volkshause betrifft, anerkannt werden muß, daß dem in Frankfurt beschlossenen, mit der Durchführung der Reichs - Verfassung unmittelbar verbundenen Wahlgesey nicht zu beseitigende Hindernisse entgegengetreten sind, \o er- fordert es das Wohl des Vaterlandes, daß für die Wahlen eine ande1e geseulihe Norm maßgebend werde, Jn dieser Rücssicht würde es freilich das Wünschenswzrtheste sein, wenn die verschiedenen Wahlgeseße der einzel- nen Staaten die Grundlage für die Beschickung dieses Reichstages bil- den fönnten, aber auch dann, wenn dieses uicht möglich wäre, erscheinen doch die Bedenken gegen das von der berliner Konferenz aufgestellte Wahl- gesey nicht so groß, daß sie nit im Wesentlichen dadurch beseitigt werden Ffönnten, daß den Einzelstaaten bei Ausführung desselben die durch ihre abwei chenden Verhältnisse gebotenen Modificationen nachgelassen werden, Unter die- ser Vorausseyung würde es bei dem schwer bedrohten Zustande Deutschlands ín keiner Weise zu rechtfertigen sein, wollte man hieran das Zustandekom- men des ganzen Werks scheitern lassen, Der Ausschuß. Bernhardi, G. Beseler, Koch, Lang, Stahl, von Wydenbrugk, Zell (nicht beigetreten).

Ausland.

Frauftreih. Gesebßgebende Versammlung. Sihung vom 27. Juni. Präsident Dupin. Herr Bouvet: „Wann wird die Regierung den Belagerungszustand in den 5 Departements, welche die 6te Division bilden, aufheben? Ueberhaupt ist die ganze Maßregel ungeseßmäßig. Nur Lyon war in Empörung, man hätte also die übrigen Departements verschonen können.“ » Dufaure: ,-Die Gefahr war nicht allein in Lyon, Die Berichte der Präfckte extlärten, daß die lyonex Insurgeuten mit anderen Städten in Ver- bindung standen, die si zu gleicher Zeit erheben sollten. Es wäre also unvorsichtig gewesen, Lyon allein in Belagerungszustand zu erklären, Uebrigens wird diese dringende Maßregel mit aller Schonung ausgeführt. Bouvet (unter dem Rufe: Tagesordnung, Tagesordnung !): „Jch bleibe dabei, daß man das Gesey verlegt habe, meine Pflicht als guter Bürger verpflichtet mich, Protest einzulegen. Jch trage auf folgende Tagesordnung an: Die Versammlung fordert die Regierung auf, sich von heute an den Vorschriften des Geseyes über den Belagerungszustand gemäß zu verhalten und geht zur Tagesordnung über. Viele Stimmen ver- langen die einfache Tagesordnung. Dis Duché beklagt sich dar- Uber in heftigen Ausdrücken, daß die Regierung die Schrcckensherr- schast von 1815 Ev seln wolle. Dufaure: „Mit Be- dauern nur N wir den Belagerungszustand angewendet.“ Der Reduer besteht auf der S eriWering, Taf die lyoner Vershwörung sich nach Etienne und Vienne verzweige. Die weiße (legitimistische) Schreckensherrschaft wäre nicht in Lyon, wohl aber die rothe von Uregeleiteten Unglücklichen. (Links: Vom Hunger irregeleitet.) A ,„, Irregeleitet durch Häupter, die am Ta- hat 4A Gefahr davongehen. (Beifall rechts.) Die Regierung age innerhalb der Gränzen des Geseges gehalten.“ L a=- bechrt \Ure: „Der Präsident hat mich mit einem Ordnungsruf ‘“ Präsident: „Jch habe Ihnen nicht diese Ehre erwiesen.“

Der. :Alt. Merk. meldet Jus Aar=- .

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(Heiterkeit.) Laclaudure: „Ich habe vom Präsidenten verlangt, das Mitglied - zur Ordnung zu rufen, welches erklärte, die weiße Schreckensherrschaft sei besser als die rothe. Der Präsideut hat erklärt, diese Unterbrechung nicht gehört zu haben, und rief mich zur Ordnung.“ Präsident: „Deshalb habe ih Sie nicht zur Ord- urs gerufen, (Heiterkeit) sondern weil sie gehässig sprachen und die Tribüne betreten wellten, ehe Sie die Reihe traf. Damals er= suchte ih Sie, sich auf ihren Plaß zu begeben.“ (Heiterkeit.) Stim- men rets: Tagesordnung! Die einfache Tagesordnung wird an= genommen. Präsident: „Das Reglement ist an bcr Tagesord- nung.“ Baudin: „Jh wünsche das Ministerium wegen einer Hausfuchung, die am 21steu d. M. in der Rue hasard Nr. 6 statt= fand, zu interpelliren.“ Dufaure: „Ein Kommissär begab sich in der That in genanntes Haus und fand 17 Personen, die Pro- test einlegten. Der Kommissär zog sich zurück. Jst Jemand zu ta- deln, so ist cs der Beamte, der sih zurückzog, obgleich er in sei- nem Rechte war. Es is gegen unsere Sitte, in Paris 750 Asyle (Zahl der Repräsentanten) zu gründen, in welche die Polizei uicht eindringen könne.“ Baudin wiederholt, das Verfahren sei unge= seglih. Odilon Barrot: „Die Frage betrifft ein Prinzip, sie muß ents{chieden werden. Die Person des Repräsentanten is un- verleßlich, nicht sein Haus, welches sonst ein Asyl für alle Ver= brecher werden köunte.“ Jules Leroux führt als Thatsache an, man habe ihn in seinem Hause verhaftet und ins Gefängniß ge- worfen. Erst auf der Präfektur habe man ihn freigelassen. Du - faure: „Diese Thatsache war mir unbekannt,“ Chamiol: Es sei eine Sache des Zartgefühls und nicht allein cine Rechtsfrage. Die Versammlung geht zur Tagesordnung über. Darauf werden Kredite für die Fremdenlegion, für republikanische Garde und für ein Voltigeur-Bataillon verlangt. Herr Charras: „Dies is geradezu eine Vermehrung des Armeebestandes.“’ Mehrere Stimmen: „Darum handelt es sich nicht.“ Charras: „Dennoch! Es handelt sich wohl darumz denn dic Dringlichkeit wird verlangt. Der Redner ersuht die Versammlung, die Dringlichkeit zu verwerfen. Eine Vermehrung der Fremden - Legion sei zu kostspielig für die Dienste, die sie leiste, General Rulhières, Kricgs - Minister, liest die Begründung des Geseßes vor, um den Antrag auf Dringlichkeit zu rechtfertigen. Charras spricht abermals gegen die Dringlich= feit, Die Versammlung bcw.lligt die Dringlichkeit. Die Tages=-

ordnung bringt nun das Reglement (Geschäftsordnung) an die Reihe. Die ersten bciden Kapitel, das provisorische und defini= tive Vüreau der Versammlung betreffend, werden angenom- men. Kapitel 3 über die Abtheilungen und die Kom-

missionen. Larabit \{lägt eine Veränderung vor. Statt des Looscs sollte die freie Wahl durch die Mitglieder der Versammlung die Abtheilungen bilden. Die politische Mei= nung werde dann die Wahl bestimmen. Corne, der Berichterstat- ter, meint, dies bringe einen Antagoniêmus hervor. Die Minorität würde dann ausgeschlossen und die Giseße würden nur im Sinne der Majorität gemacht werden. Der Rcdner weist den Antrag ab. Die Versammlung verwirft den Vorschlag und nimmt den betreffen= den Paragraphen unverändert an. Herr Larabit verlangt, daß man die Bestimmungen des Reglements der Constituante in Bezug auf die Aus\hü}e beibehalte. Der Berichterstatter und die Ver= sammlung verwerfen au diesen Antrag, und jene stehenden Aus-= \hüsse fallen also weg. Am Schluß der Sißung wurde neh der Bericht der Kommission über den Vorschlag Montalembert's vorge= legt, welcher die Aufhebung desjenigen Artikels des Nationalgarde= Gesebes beantragt, der dem Doppelkommando entgegensteht, mit welchem General Changarnier bekleidit ist, Der Bericht empfiehlt die Annahme dieses Vorschlags.

Paris, 27, Juni, Der Präsident der Republik ernannte gestern vier Brigade-Generale, worunter Cavaignac?’s Onkel, und zwei Obersten zu Commandeuren der Ehrenlegion; er verfügte fer- ner, daß jedem Regiment zwei Ritterkreuze des Ordeus, eines für Offiziere und èines für Unteroffiziere, verliehen werden sollen. Vorgestern besuchte der Präsident zum zweiteumale die Jndustrie= Ausstellung in den elysäishen Feldern, wo er drei Stunden ver- weilte, sich mit mehreren der bedeutendsten Kontribuenten unterhielt und ihnen zur Vortrefflichkcit ihrer Artikel Glü wünschte. Beson-= ders aufmerksam besichtigte er einen auf eigenthümliche Weise ge- gefenen Mörser und zwei Kanonea aus geschmiedetem Eisen, deren

rauchbarkeit sih durch wiederholte Proben bewährt hat.

Lord Normanby und Tocqueville hatten heute eine Konferenz Über die dänische und die römische Frage. Im Elysée war Miuister= Sibßung, in welcher nur Falloux fehlte, der unwohl ist.

Drei motivirte Tagesordnungen waren gestern in der geseh= gebenden Versammlung vorgeschlagen: 1) die von Savoye, worin die Regierung zum Schuße Badens uùd der Pfalz gegen die Jn- vasion feindliher Truppen aufgefordert wird; 2) eine von Mauguin, worin nur der Regierung die leßte Tagesordnung der konstitui- renden Versammlung nochmals ernstlich ins Gedächtniß gerufen wirdz und 3) eine von Bouvet, zum Zwecke der Zusammenberufung eines allgemeinen Friedens-Kongresses, Es wurde jedo viertens die einfache Tagesorduung vorgeschlagen, welhe nah der Geschäfts= ordnung den Vorrang hat. Ucber die lehtere wurde daher zur na=- mentlichen Abstimmung geschritten und dieselbe, wie chon gemeldet, mit 353 Stimmen gegen 162 angenommen, wodurch die Jnterpel= lationen über die auswärtigen Angelegenheiten beseitigt waren.

Man versichert, die Regierung werde in nächster Woche einen neuen Kredit von 25 Millionen für die Expedition nach ,Rom fordern. Das Journal des Débats weist mit Berüksichti- gung der Lokalität auf die Art der Schwierigkeiten hin, welche den Belagerern, wie sih vermuthen lasse, bei Fortseßung des Kampfes gegen Rom eutgegentreten würden. Da man uicht annehmen könne, daß im Junern der Stadt Verschanzungen nah den Regeln der Kunst angelegt seien, so müsse man eine Fortseßung der Verthei- digung hinter decn Barrikaden erwarten. Einer solchen Verlheidi= gung fei die Dertlichkeit keinesweges ungünstig. „Einmal - dur die Mauer eingedrungen““, heißt es in dem genannten Blatt, „die Franzosen nämlich den Janikulus vor sh, einen weiten, mit Weinbergen und ummauerten Gärten bedeckten Raum. Die ersten eigentlichen Straßen von Trastevere liegen in eini- ger Entfernung jenseit des Hügels. Näher an der Stadt- mauer stehen nux einzelne zerstreute Häuserz diese, so wie

mern wohl mit Schießscharten versehen worden sein. Haben die Stürmenden dieses erste Hinderniß überwunden, \o werden sie wahrscheinlich ihren Angriff auf die ziemlich ausgedehnten Reste ei- ner alten Mauer des Aurelianus, die zur Vertheidigung geeignet scheinen, zu rihien haben. Weiterhin bleibt dann aber noch die wichtigste Stellung in diesem Stadttheile, nämlih die von San Piêtro in Montorio, welhe das Thor von San Pancrazio und ei- nen Theil von Trastevere beherrscht, zu nehmen. San Pietro in Montorio \{chlicßt eine Kirche, ein Kloster und mehrere fest gebaute Häuser in sih und ist stark verbarrikadirt./ Das Journal des Débats mat ferner darauf aufmerksam, daß es den Fran=- zosen vielleicht gelingen werde, die Thore San Pancrazio und Portese von innen zu nehmen und den Jhrigen zu öffnen, wodurch sich der Kampf ganz anders gestalten

würde. Jn Toulon erwartete man am 22sten noch die Einschif= fung mehrerer Linien-Regimenter und 4 Battericen Artillerie, welche bestimmt waren, das französishe Expeditions=Heer zu verstärken. Eine Dampf-Fregalte hatte am 19ten von Civitavecchia 95 Ver-=- wundete und Kranke hinübergebraht. Sechs - bis achthundert Po- len, die auf Seiten der Römer gekämpft, hatten Rom bereits ver= lassen und sih ins französische Lager begeben. Dem Contempo= raneo zufolge, hatten die Triumvirn- am 14ten folgenden Brief aus Paris vou Herrn Accursi erhalten: „Die französiscze National= Versammlung hat Oudinot unumschräukle Vollmacht in Vetreff der rémischen Angelegenheiten gegeben; aber dennoch müßt Jhr Wider= stand leisten ; eine vollbrahte Thatsache würde cine sehr üble Wir= kung haben, da nur wenige der pariser Zeitschriften unserer Nepu= blik feindlich sind und wahrscheinlich ein Ministcrwechsel eintreten wird.“ Der Monitore von Rem bringt in seinem Vlatt vom 16. d. ein Schreiben des französischen Gesandten von Corcelles an den Gesandtschafts-Secretair, welcher ihn an Mazzini mittheilte, und die Antwort, die Mazzini darauf gab. Ersteres Schreiben is aus dem

Hauptquartier, Villa Santucci 13. Juni, datirt und besagt: Lesseps

habe gegen die Ansichten der Regierung gehandelt und sei {hon am

26. Mai förmlich desavouirt wordeu. Seine Abberufung, vom

29. Mai datirt, sebe ihn außer Stand, einen Vertrag am 31sten

zu \{ließen, der überdies noch ratifizirt werden müßte. Auf den

Einwurf der römischen Regierung, daß jeder Beginn der Feind=

seligkeiten vor der Nachricht der Annahme oder der Verwirfung

des Vertrags von Seiten der französischen Regierung nicht völker=

rechilich sei, erwiedert Herr von Corcelles, seine Regierung

habe ihn nah der Rückehr des Herrn Lesseps abgesandt und

wolle den Vertrag nicht ratifiziren. Frankreich wolle übrigens

nur Roms Freiheit. Mazzini erwiedert hierauf am 15ten: Die

Abberufung des Herrn Lesseps thut nichts zur Sache, sie sei zur

Zeit des Abschlusses des Vertrages nicht bekannt gewesen. Im vol-

len Vertrauen auf seine Mission habe man am 28. und 29. Mai

den Monte Mario bescyen lassen, ohne den Franzosen ein Hinder=

niß in den Weg zu legen. „Den 31. Mai, 8 Uhr Abends“/, heißt

es weiter, „wurde der Vertrag geschlossen. Herr Lesseps erklärte die Unterschrift Oudinot's für eine Formalität. Oudinot weigert sich, Lesseps besteht auf den Vertrag und erklärt, nah Paris abgehen zu wollen. Oudinot kündigt den Angriff auf den Montag an und beginnt ihn Sonntags, überfällt so mehrere hundert Soldaten und láßt sie nach Korsika s{leppen. Die Depeschen können für Nom keine Bedeutung haben, denn sie sind uns nicht mitgetheilt worden.“ Mazzini {ließt mit einer Diatribe über die Jämmerlichkeit , sich in fremde Angelegenheiteu zu mischen und zu Oesterreichs Diener zu machen. Am 17. Juni hielt die römische Constituante noch ihre Sitzung in ihrem Palast.

Die Wittwe Laffitte's ist in diescn Tagen auch gestorben.

GroßSbritanien und Jrland. Parlament. Ober - haus. Sitzung vom 25. Juni. Graf Aberdeen brachte, wie schon erwähnt, den diplomatischen Zwist mit Spanien zur Sprache. Ver einem Jahre habe die spanische Regierung in der aufrichtigen Ueberzeugung, daß ihr Bestehen durch die Politik des englischen Staats=-Secretairs der auswärtigen Angelegenheiten gesährdet werde, den englischen Gesandten, Sir H. Bulwer, \chmacchvoll aus Madrid fortgeschickt; ein Schritt, dessen Folge das Aufhören der diplomati- schen Verbindung zwischen beiden Ländern war. Seitdem habe die spanische Regierung, wie er glaube, öfters ein Verlangen an den Tag gelegt, England die vollständigste Genugthuung, die mit seiner Ehre verträglich sei, zu geben, und er sche keinen Grund, warum nicht bei gleicher Bereitwilligkeit Englands eine schnelle Verständigung eintre=- ten sollte. Dics sei um so wichtiger zu einer Zeit, wo Spanien seinen Tarif in einer England günstigen Weise zu modifiziren gedenke. Der Marquis von Lansdowne erwiederte, er wisse nichts von eincm Anerbieten der spanischen Regierung, Genugthuung für die Sir H. Bulwer angethane Beleidigung zu geben. Gegen Ende vorigen Jahres habe der König der Bclgier seine Vermittelung angeboten, und die englische Regierung habe sie angenommen, Bis jeut aber habe die spanishe Regierung ihm kein mit der Ehre Englands ver= träglihes Anerbieten gemaht. Die erwähnten bevorsteßenden Ver= änderungen im spanischen Zolltarif seien die nothwendigen Folgen der Verbreitung eines aufgeklärteren Finanzsystems. Der Minifter legte in dieser Sizung auch die auf die Expedition nah Civita- vecchia bezügliche Korrespondenz mit der französischen Regierung auf den Tisch des Hauses nieder. #

Oberhaus. Sipung vom 26. Juni. Graf von Carlisle beantragte die zweite Lesung der Bill, mittelst welher der Parla-= ments-CEid, namentlich zu Gunstcu der Zulassung der Juden, modi= fizirt werden soll. Graf von Eglinton aber widerseßte sich der Bill, eben so der Erzbischof von Canterbury, der Bischof von Exeter, die Grafen von Winchelsea, Nelson und Desart und der Bischof von Oxford; die Maßregel wurde zwar vom Erzbischof von Dublin, von den Herzogen von Cleveland und Argyll, vom Grafen von Shrewsbury und vom Lord Brougham lebhabt unterftüßt, aber bei der Abstimmung doch mit 95 Ben 70, also mit einer Majorität von 25 Stimmen ver= worfen.

Unterhaus. Sihung vom 25. Juni. An der Tagesordnung war die dritte Lesung der Vill Úber Bestrafung des Hochverraths in Jrland, die wegen Smith OD'Brien's und Konsorten erlassen ift, welche gegen die Verwandlung der wider sie crkannten Todesstrafe in Deportation protestiren. Die Bill interpretirt einfach das beste= hende Gesey. Herr Napier beantragte die Verwerfung der Bill, denn wenn das Geseß keine andere Deutung zulasse, sei sie unnütz im Gegentheile sei es verfassungswidrig, dem Mangel durch ein rüdckwirkendes Geseß abzuhelfen. Das Amendement wurde jedoch mit 159 gegen 27 Stimmen verworfen. Herr Anstey wollte Ein= sperrung, s\o lange es der Königin beliebe, oder Verbañuung, statt Deportation; dem widerseßte sich jedoch der General=-=Proku- rator, weil dadurh der Zweck der Bill vereitelt und die Begna= digungs - Prärogative der Krone beschränkt werde. Auch dieses Amendement fiel mit 146 gegen 21 Stimmen durch, und die Bill gelangte, wie schon erwähnt, zur dritten Lesung und s{licßlihen Annahme. Das Haus verwandelte sih hierauf in einen Aus

die Mauern , welche die Gärten umschließen , werden von-den Rb- | über die irländische Armenstieuer=Vill und zog die erste Klausel,

welche für die Armensteuer jedes Bezirks ein Maximum festsebt, in Berathung. Ein Amendement des Herrn Stafford gegen einen Maximumsaß wurde mit 178 gegen 51 Stimmcn verworfen.

Unterhaus. Sitzung vom 26. Juni. Nach längeren De- batten verwarf heute das Unterhaus mit 163 gegen 89 Stimmen den von Sir W. Moles worth gestellten Antrag auf Ernennung einer Kommission zur Untersuchung des Kolonial - Verwaltungs- e mit Hinsicht auf vorzunehmende Verbesserungen in dem- elben.

London, 27. Juni. Der Hof wird am 2. Juli von London nach Osbornehouse gehen und dort bis Anfang August vertgeene um alsdann die beabsichtigte Reise nah . Schottland anzutre Ei Vor der Reise nach Schottland gedenkt die Königin n sobe

Besuch in Jrland zu machen; Jhre Majestät würde,