1849 / 179 p. 4 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

is Anze zwischen Kreuznah und Saarbrücken aufgestellt e har B a und 13ten das preußische Gebiet ver= assen, in der Absicht, mit vier Kolonnen, unter denen die des lin=- fen Flügels die Reichs - Festungen Landau und Germersheim bald-

“alis sicherzustellen bestimmt war, konzentrish gegen Kaiserslau- wide ei e sogenannten provisorischen Regierung, E

i ür meine Person hatte mich der Kolonne angeschlossen, et N e ip N Über Kirhheim-Boland und Neustadt dirigirt den ist.

9 U ien der gewählten Straßen haben die Insurgenten zu widerstehen versucht, sind indeß überall mit leihter Mühe zurüdge- worfen, so daß die bei Homburg, Anweiler und Kirchheim - Boland stattgefundenen Gefehte nur unerheblich genannt werden können. Als bedeutender allein ist die Einnahme von Ludwigshafen anzu=- ehen, weil sich an dieselbe die durch 24 Stunden dauernde, von Plenaheim aus effektuirte Beschießung des Ortes, so wie die dar- aus hervorgegangene fast völlige eus einer außerordentlich \{chóönen dem Rheine zugewandten Häuserreihe anschließt.

Der Verlust der Truppen ist in diesen Gefechten nicht bedeu- tend gewesen. Er würde ein weit empfindliherer haben sein müssen, wenn dick Jusurgenten, deren Gesammtstärke an den. ver- schiedenen Punkten der Pfalz Anfangs auf circa 10,000 Mann und 8 Geshüße angegeben worden is, von ihren Kräften ernstlichen Gebrauch zu machen versucht hätten. Das Terrain, welches nament- lich die Verwendung der Kavallerie fast gänzlich ausschließt, begün= stigt die Defensive vorzugsweise. :

Eben so erfolglos, als mit den Waffen in der Hand, haben die Jusurgenten“ mit Proclamationen gegen den gesunden Sinn der Truppen anzukämpfen versuht, Jeder Soldat hatte sich eine be- stimmte Meinung über das verbrecherishe Treiben der Rebellen zur Stelle mitgebraht und durch die eigene Anschauung der Verhält- nisse nur noch mehr befestigt, so daß es allein den angestrengtesten Bemühungen der Offiziere zuzuschreiben ist, wenn im Gefechte übér=- haupt Gefangene gemacht worden sind.

Die provisorisché Regierung entwih bereits am 14ten aus Kaiserslautern nach Neustadt, zwei Tage später gefolgt von ihrem sogenannten Ober - General, dem angeblichen Polen Sznayde; am 17ten war Germersheim und Landau dur preußische Truppen ent- seßt und deren ganzes Corps in der Umgegend dieser beiden Orte konzentrirt. Die quasi Regierung mit den Kassen, so wie 5000 Mann Freishärler mit §8 Kanonen zogen in unerreihbarer Flucht am 18en über die Brücke von Knielingen nah Baden ab.

Die zahlreichen guten Elemente des Landes traten {nell neben den einmarshirenden Truppen wieder zu Tage ; Massen gezwungener Freischärler waren in ihre Heimat zurückgekehrt. Der sichtbare Em=- pfang, welcher der so oft verschrieenen preußischen Soldateska von der ungleich überwiegenden Majorität der Bevölkerung zu Theil gewor= den is, war freudig und von Worten des Dankes für die Bis von s{limmem und gefürchtetem Drucke begleitet. Wenn für den Soldaten hierin etwas Wohlthuendes und eine Anerkennung dafür liegen mußte, daß seine Mühe Nußen geschaffen habe, \o is dies namentlich bei der N a mit der Besaßung der Festung Lan=- dau der Fall gewesen. Mehr noch von innen dur eine unzuver- lässige Bürgerschaft, als durch die wiederholten Angriffe der Frei= \chaareu gefährdet, hatte die brave bayerische Garnison sechs \{chwere Wochen zu Überstehen gehabt. Die Offiziere hatten mit dem Ge- wehr auf der Schulter den Dienst mit ihren Gemeinen als Posten auf den Wällen getheilt und ich habe es für meine Pflicht gehal- ten, dem versammelten bayerischen Dffiziercorps persönlich auszu=- sprechen, wie hohe Anerkennung die Geschichte jenes Zeitabschnittes in der preußischen Armee gefunden hat.

Der erste Theil der uns gestellten Aufgabe, war gelöst, Die Pfalz war von Freischaaren gesäubert. Die bayerischen Regierungs= und Gemeindebeamten fehrten zu ihren Functionen zurück, und gleichzeitig rückte General - Lieutenant Fürst von Thurn und Taxis mit den nunmehr über den Rhein gegangenen bayeriscken Truppen in die Pfalz ein, welchem, auf seineu Wunsch, ein preußisches Ba- taillon als Verstärkung für Landau zurückgelassen wurde. Das nächste Ziel war nunmehr die Vereinigung Les ersten (Hirschfeld= hen) Corps mit dem am 21. am rechten Neckar stehenden zweiten Corps (Graf von der Gröben), so wie mit dem sou seit längerer Zeit dort befindlichen dritten Corps (des Generals von Peuder.)

Zu dem Ende ging das zuerst genannte Corps mit der Be= stimmung, den Necktar und die daran aufgestellten feindlihen Kräfte von Süden her anzufassen, am 20. Juni Morgens 3 Uhr über den Rhein, machte am 21sten mit seinem größeren Theile in der Ah- sicht, einen bei Bruchsal annoncirten, indeß in der Wirklichkeit \pä- ter nit vorgefundenen Feind zu treffen, eine Diversion nach dem leßteren Orte, seßte hier die Eisenbahn in Unthätigkeit, stand am 22s]ten Abends 15 Meilen südlich von Heidelberg, nöthigte dur diese Stellung die noch zwischen ihm und dem Neckar befindlichen Insurgenten zu s{chleunigem Rückzuge, öffnete solchergestalt die sehr schwierigen Neckar-Uebergänge bei Heidelberg, Ladenburg und Mann= heim, und war dur seine Vortruppen am 23sten Morgens mit dem zweiten Corps in Heidelberg faktisch vereinigt.

Diese Bewegungen des ersten Corps haben indeß nur durch die wirkliche Gewalt der Waffen effektuirt werden können.

Es hat am 20sten ein unbedeutendes Zusammentreffen mit dem Feinde bei Philippsburg stattgefunden, in welches bei einem kühnen Reiter-Angriff, neben dem Tode zweier ausgezeichneter Offiziere, die Verwundung des Prinzen Friedrich Karl fällt; am 2lsten - aber ist es zu einem ernsteren Gefecht bei Wäghäusel, vorwärts Philipps= burg, gekommen, in welchem es der Heranziehung vier neuer und entfernter stehender Bataillone mit aht Geschüßen der vierten Di- vision (General-Major von Brun) bedurft hat, um die zuerst enga- girte erste Division (General-Major von Hannecken) gegenüber einem circa 15,000 Mann inkl. 18 Kanonen starken, von Mieroslawski befehligten Feinde in ihrer Stellung zu erhalten. Das Erscheinen dieser Verstärkung hat alsdann indeß, bei theilweiser Auflösung mehrerer Freischaaren-Abtheilungen, den \hnellen Abzug der Jusur= genten gegen das Gebirge nach Wiesloch und Heidelberg zur Felge C Am 22sten Abends ist, wie bereits angedeutet, nicht allein

eidelberg von denselben geräumt, sondern auch Mannheim, in Folge des Uebertritts dreier daselbst stationirten badischen Eskadronen und einer damit zusammenhängenden Contre - Revolution der Bür- ger, den preußischen Truppen friedlih übergeben gewesen.

__ General von Peucker überschritt den Neckar . am 2lsten - drei Meilen oberhalb Heidelberg bei Zwingenberg, dem Feinde in leih- tem Gefechte folgend und sich gegen Sinsheim wendend; das Gros des Generals von der Gröben stand am frühen Morgen des 22sten in dem sich uit vertheidigenden Heidelberg,

In der somit ausgeführten Vereinigung der drei Arnee-Corps war der zweite Theil unserer Aufgabe gelöst, Der Feind zog dur dasGebirge gegen Süden auf Karlsruhe und Rastatt zu. Die bis dahin gegen Norden gerichtet gewesene Direction des ersten Corps mußte sich, nunmehr demnach mit den ersten beiden anderen Corps gleichfalls zu der Richtung gegen Süden vereinigen, Dieselbe hat uns nah einem am 24sten stattgefundenen uicht unbedeutenden Gefechte bei Ubstadt, einem zweiten am 24sten bei Neu- dorf. und Bruchsal und der gewaltsamen Wegnahme von

Ii

gleichfalls - geftern in die vom Feinde verlassene Hauptstadt Karlsruhe geführt. Die provisorische Regicrung hat sich nah Nastatt geflüchtet, die Behörden des Großherzogs sind in der Residenz restituirt, und es ist demnach unter den verschiedenen Theilaufgaben, aus welchen unser großer Endzweck besteht, nah den bereits angegebenen beiden Resultaten, nunmehr ein dritter Punkt gelöst: worden. ; Die Bevölkerung der Residenz hat uns mit Jubel als Befreier von täglich er gaviem Terrorismus empfangen. Die Rebellen ha- ben den starken Arm der Gerechtigkeit in unseren Waffen kennen gelernt; alle treuen Unterthanen der Regierung werden ihre nord- deutschen Brüder als zuverlässige Freunde erprobt finden. : Die von Hause aus gewonnene Ansicht, daß der Widerstand in Baden ernster als in der Pfalz sein werde, hat si bestätigt. Ge- stübt auf die eidbrüchigen badischen Truppen, namentli zahlreiche

Durlach am 25ften,

Artillerie und die umfassenden Vorräthe der Festung Rastatt, ist die

materielle Widerstandsfähigkeit des Feindes nur bedeutend zu nen- nen. Aber seine hásiafahen Siegesberichte haben in Folge des fortdauernden Rückzuges der eingelretenen Demoralisation in seinen Reihen nicht wehren können, und mit Gottes Hülfe wird-das End- ziel hoffentlih auf nicht blutigeren Wegen erreiht werden, als cs bisher geschehen ist. An der Spie einer Armee, -welche sich fern von jeder politischen Verirrung dur freudige moralische Berufs- treue, wie durch Tapferkeit und Auéëdauer vor dem Feinde gleich auszeichnet, sehe ih vertrauensvoll in die Zukunst ‘und beabsichtige, unverzüglich in fortgeseßter Operation gegen Rastatt und den wei- teren Süden vorzugehen. '

Hauptquartier Karlsruhe, den 26, Juni 1849, i

Der Ober - Befehlshaber der Operations - Armee am Rhein,

gez. Prinz von Preußen.“

_Sämmtliche hiesige Journale sind verboten wordeu , nur die Karlsruher Zeitung darf unter der provisorischen Redaction des Herrn von Killinger wieder erscheinen. Eben fo is der Druck von Flugschriften, Tagesblättern, \o wie jeder öffentliche Anschlag ohne spezielle Genehmigu1g des Königl, preußischen Kommandanten von Brandenstein streng untersagt gegen Verfallung der Zuwider= handelndea in strengste Strafen. Alle politischen Vereine, Klubs, Versammlungen wurden aufgehoben und verboten. von Waffen is nur der Bürgerwehr, mit Ausnahme der Artillerie, gestatte. Sämmtliche Privatwaffen mußten abgeliefert werden. Die Fremdenpolizei wird aufs strengste N Die Zahl der im Augenblick hier liegenden preußischen Truppen beträgt gegen 10,000 Mann.

Pforzheim, 24, Juni. (Sch{chwäb, Merk.) Gestern kamen mehrere hundert flüchtige badishe Soldaten von verschiedenen Re- gimentern und ebenso flüchtige Bürgerwehrmänner, verschiedenen un- serer Landesgegenden angehörig, hier an. Sie erzählten einstim- mig, daß sie der jeßt gänzlich zersprengten Neckar-Armee angehör- ten, daß sie ganz regellos ihre Flucht fortgeseßt, indem Niemand mehr ein Kommando geführt, eine bestimmte Richtung des Rückzu- ges angeordnet oder einen Sammelplay- bezeichnet habe. Troßdem, daß diese Leute nah ihrer Aussage sih den ganzen Tag zuvor ohne alle Nahrung zu erhalten, geschlagen und die ganze Nacht hindur ruhelos ihre Flucht fortgeseßt hatten, erklärten sie sich bereit, nach wenigen Ruhestunden ihren Weg gegen Rastatt fortzuseßen und dort sich mit ihren Kameraden wieder zu vereini- gen. Diese Leute waren zum Sterben ermattet, halb verhungert, mehrere verwundet, sie waren kaum den mannigfachen Todesgefah- ren entgangen und schon wieder bereit, in neue si zu stürzen, und doch hörte man keine Klage über ihr eigenes Geschick, welches sie nur durch stumme, irre uud verzweiflungsvolle Blicke verriethen, laut aber klagten sie über; das Schicksal* ihrer gefallenen Brüder, welche haufeuweise herumlägen. Während der bessere Theil der Pforzheimer nur Mitleid. füx diese unglücklichen Krieger fühlte, wurden die ersten zwei jener Flüchtlinge, es waren zwei Soldaten des Zten badischen Infanterie-Regiments in vollständiger Bewaffnung, von einer Rotte der hier weilenden württembergischen Legion verhaftet, entwaffnet, in die Mitte des Marktylapes. hereingerissen, hier in einen Kreis ge= \chlossen, mit allen erdenklicen Schmähungen überhäuft und mit augenblicklihem standrechtlichen Erschießen bedroht, vorgblih weil sie aus Feigheit desertirt seien und durch Lügen ihre Flucht bes{6ö- nigten. Dasselbe widerfuhr hierauf noch mehreren kleinen Abthei- lungen der Flüchtlinge, welche sogar theilweise von ihrem gegen Rastatt schon einges{lagenen Weg von den württembergischen Le= gionárs zurükgeholt und im Triumph in unsere Stadt zurückgebracht wurden. Es gelang indessen. den Behörden unserer Stadt, die Frei- heit der Verhafteten und die Zurücktgabe ihrer Waffen (lebtere je- doch nur zum größten Theil) zu erwirken. Abends verließ die Le- gion Pforzheim, um ein zwei Stunden entferntes neues Stand- quartier in Tiefenbronn zu beziehen.

Mannheim, 26. Juni, (O. P. A. Z.) Die Stadt erfreut sih forlwährend der vollständigsten Ruhe, obgleich die Stimmung der unteren Volksklassen, troß des verkündeten Velagerungszustandes, in sehr drohenden Aeußerungen sich Luft mat, Die Preußen sind sämmtlich in der Richtung nah Karlsruhe, über Schwebingen, ab- marschirt, ge ist ein Bataillon Bayern von Ludwigshafen hier eingerückt. Nach einer Bekanntmachung der Eisenbahn-Verwaltung ist die Verbindung mit Karlsruhe wiederhergestell. Wäs jeder Einsichtsvolle vorhersah, is nun eingetroffen : provisorische Regie- rung, Landes-Versammlung, Civil-Kommissäre, Befehlshaber, kurz der ganze Apparat des Experimental - Regiments is wie ein Fast- nachts\puk vershwundenz leider wird das Volk ‘noch lange davon die Nachwehen spüren. Es ist für unsere Volksfreunde, Demokra-= ten 2c, sehr bezeichnend, daß ste den Kassen eine so große Sorgfalt zugewendet und stets zunächst auf deren Sicherbeit Bedacht gewesen sind, dagegen ihre bedauerungswürdigen Werkzeuge, die Freischär- ler, Turner, Soldaten 2. den Kanonen und Zündnadelgewehren überlassen haben.

Sesseu. Kassel, 28. Juni. (Kass. Ztg.) Se. Königl, pre der Kurfärst ist gestern Abend mit Gefolge nach Hannover abgereist.

Meeklenburg-Schwerin. Schwerin, 27. Juni, (H. C.) In der heutigen Sißung der Abgeordneten-Versammlung wurde folgende bei dem Büreau eingegangene A des Großher- zoglih Strelipschen Kömmissarius verlesen: „Jn Bezug auf“ den in der 89sten Sißung der Abgeordneten gefaßten Beschluß, den aus erster Lesung hervorgegangenen Verfassungs-Entwurf den Kommis- sarien mit dem Ersucben zuzustellen, ihre“ etwanigen Bemerkungen zur Berücksschtigung bei der zweiten Lesung mitzutheilen, ist der Unterzeichnete beauf l kanu die Eroßherzoglich mecklenburg-strelißsche Regierung es nur bekla- gen, daß die Abgeordneten-Versammlung geglaubt hat, ihrer Berathung Über die Verfassung austatt des kommissarischer Seits in der ersten Sißung vorgelegten Entwurfes eines Staats - Grundgeseßes einen andereu, von dem Verfassuugs - Ausschuß besonders zusammengestellten Ent- wurf zu Grunde legen zu müssen. So wie durch dieses Verfahren eine außerordentliche Verzögerung. in der - Zustandebringung des

Das Tragen *

tragt, nachstehende Erklärung abzugeben: Zunächst

Verfassungswerkes hat veranlaßt werden müssen, und so wie es weder dem Stande der Sache als entsprehend, noch für die bal= dige Erledigung derselben als ersprießlich angesehen werden kann, daß die Berathung behufs Vereinbarung der Verfassung in Grund- lage cines regierungsseitig niht anerkannten und genehmigten Ent- wurfes geführt wird, so hätte die Großherzogliche Regierung mit Recht eine spezielle Erklärung der Abgeordneten-Versammlung über den kommissarishen Entwurf erwarten dürfen. Eine nähere unbefangene Würdigung dieses lehteren Entwurfes würde es auch niht haben verkennen lassen, daß darin bei dem vorwaltenden drin= genden Wunsche die für die Wohlfahrt des Landes so wünschens= werthe Vereinbarung über die Verfassung baldigst zu Stande zu bringen, offen und ohne Rückhalt bis an die äußerste Gränze der Zugeständnisse hinangegangen ist, welche die Aufrechthaltung der monarchisch=constitutionellen Staatsform irgend zulässig hat erschei- nen lassen, wobei selbst einzelne Punkte, entgegenstehender gewidhti- er Bedenken ungeachtet, eben nur in der Hoffnung, dadurch die Bustaibedringüng solcher Vereinbarung zu erleichtern, gut geheißén find. In dcm von der Abgeordneten-Versammlung in erster Lesung mit verschicdenen Modificationen angenommenen Entwurfe des Verfassungs - Ausschusses is dagegen von ganz verschiede= nen Ansichten und einer solhen Grundlage ausgegangen, welche den Wunsch einer Vereinbarung auf Seiten der Abgeordne=- ten - Versammlung als vorwaltend “nicht erkennen lassen, welche vielmehr landesherrlicherseits mit der wahren Wohlfahrt des Lan= des und mit dem sicheren gedeihlichen Bestande des Staates nicht für vereinbarlich gehalten werden können, wobei der Unterzeichnete sich mit Vorbehalt der im Laufe der weiteren Verhandlungen noch hervorzuhebenden Einzelheiten, welche die Rücfsichtnahme auf die besonderen Verhältnisse von Meckléenburg=-Streliß betreffen, zur Ver-

meidung von Wiederholungen auf die in der bezüglichen Erklärung

der Großherzoglich Mecklenburg -= Schwerinschen Kommissarien ent= haltenen Gründe und Bemerkungen bezieht, aus denen dieser Ent= wurf nicht- zur landesherrlichen Annahme geeignet erscheint. Schwerin, den 27. Juni 1849, Buchka. An den Vorstand der Aggeordneten-Versammlung hierselbst.“

Sachsen - Koburg: Gotha. Gotha, 29. Juni. Der Reichsanz. der Deutschen enthält folgendes Ergebniß der Be= sprechung früherer Mitglicder der National-Versammlung:

Die schweren Bedrängnisse des Vaterlandes, die Gefahren eines Zu- standes, welcher feine Bürgschaft des Friedens im Junern, der Stärke nach außen bietet, haben es den Unterzeichneten zum Bedürfniß gemacht, ihr Ur- theil über die gegenwärtige Lage der Dinge gemeinsam festzustellen und sich über den Weg zu verständigen , auf welchem jeder Einzelne von ihnen in Erfüllung seiner Pflichten gegen das Vaterland dazu mitwirken kann , daß ein der Nation Einheit und Freiheit gewährender Rech tszustand hergestellt

weide. Das Ergebniß der darüber in Gotha vom 26., 27. und 28, Juni d, J. gehaltenen Besprchungen fassen sie in nachstehenden Säßen zusammen : Jnnig überzeugt, daß die deutsche National - Versammlung, als sie am 28, Máärz d. J. die deutsche Reichsverfassung verkündigte , derjenigen Stellung gemäß gehandelt hat, welche die Lage der deutsben Dinge ihr anwies, türsen die Unterzeichneten doch die Augen vor der Thatsache nicht verschließen, daß die Durchsührung der Reichsverfassung ohne Abänderung zur Unmöglichkeit geworden ist. Hingegen is in der Versasungs-Ausstellunç welche die berliner Konferenz bietet, neuerdings ein Weg eröffnet , - auf welchem sih der verlorene Einigungspunkt möglicherweise wiederfinden läßt. Das Betreten dieses Weges niht zu verschmähen, mahnt uns das von

inneren und äußeren Feinden schwer bedrohte und vom Bürgerkriege zer- -

fleischte Vaterland , eben so dringend aber der Jnhalt jenes Entwurfs, der, wie entschieden man auch einzelne seiner Bestimmungen verwerfen möge, dennoch die unerläßlihen Grundlagen des deutschen Bundesstaates, nament- li ein erblihes Reichsoberhaupt in der, Person des Regenten des mächtig- sten rein deutschen Staates, ein Staatenhaus und eiu Volkshaus und somit den Kern der Reichsverfassung in sih aufgenommen hat,

11, Den Unterzeichueten stehen die Zwecke, welhe durch die Reichs- verfassung vom 28. März erreicht werden sollten, höher als das starre Festhalten an ‘der Form, unter der man dieses Ziel austrebte, Sie be- trachten die von den drei Königreichen dargebotene Verfaßung als eine der Nation ertheilte unverbrüchliche Zusage und erkennen an, daß der vou ten- selben eingeshlagene Weg zu dem vorgesteckten Ziele führen kann, unter der Vorausseßung ;

daß alle deutsche Regierungen, welche zur Berufung eines Reichs- tags auf obiger Grundlage mitwirken, dem Reichstage in einer, jede einzelne Regierung bindenden Form als Einheit gegenübertreten, und

daß die. dem Neichstage vorbehaltene Revision sih nur auf solche

Verfassungsbestinmungen erstreckt, welche in der Reichsverfassung vom -28,

März und dem Entwurfe vom 28, Mai nicht wörtlih oder wesentlich

übereinstimmen. ;

IIT. Erscheint es daher als politisch nothwendig, daß die anderen deutschen Staaten, abgeschen von dem den deutschen Bundesstaat ver- neinenden Oesterreich, sich an jene Verfassungsvorla e in bindender Weise baldigst anschließen und die schleunige Berufung ciues Reichstages möglich befördern, so erwächst au für die Einzelnen die Verpflichtung, ini ihren Kreisen“ und nah ihren Kräften zur Vollendung des großen vater- ländischen Werkes beizutragen.

1V. Jn diesem Sinne wird es von den Unterzeichneten als die hauptsächlichste Aufgabe betrachtet, für das Zustandekommen cines Rcichs- tages, also auch für die Betheiligung bei den Wahlen zu wirken, Was die Wahlen zum Volkshause betrifft, so sipd dem in Frankfurt beschlo}e- nen, die unmittelbare Durchführung der Reichsverfassung vorausschenden Wahlgeseße nicht zu beseitigende Hindernisse entgegentreten, und daher er- fordert es das Wohl des Vaterlandes, daß für die Wahlen eine andere geschlihe Norm maßgebend werde, Jn dieser Nücksicht erkennen die Un- terzeichneten es als-das Angemessenste an, wenu in sdem einzelnen Staate auf landesverfassungsnäßigem Wege das Wahlgeseß für den nächsten Reichs- tag festgestellt wird. Wenn dies aber unter den obwaltenden Umständen niht erreihbar sein sollte, so würde es doch (wie dies schon in der Berli- ner Denkschrift in Aussicht gestellt ist) den Einzelstaaten überlassen bleiben müssen, bei Ausführung des mit dem Verfassungs-Entwurf vorgelegten Wahlgeseyes die durch ihre abweichenden Verhältnisse gebotencn Modifica- tionen anzuordnen, und jedenfalls glauben “die Unterzeichneten, es nicht ver- antworteu zu können, weun sie duch ihre Haliung dazu beitragen sollten, das Zustandekommen des ganzen Werkes an den Bedenken gegen ein Wahlgesey scheitern zu lassen, i 2

l Demnach halten die Unterzeichneten, in Erwägung der schwer bedrohten

Lage des Vaterlandes, dessen gemeinsame politische Existenz ohne das Be- treten dieses Weges gegenwärtig aufs höchste gefährdet “ist, sih für ver- pflichtet, unier den angeführten Vorausseßungen :

1) so viel an ihnen is, auf den Anschluß der noch nicht beigetretenen Staaten an den von der berliner Konferenz vorgelegten Entwurf hin- un Reh ähsten Reichstage si zu betheili

2) an den Wahlen zum nächsten Reichstage \ich zu betheiligen.

Gotha, den 28, Zuni 1849, y ) E

Albert aus Quedlinburg. Anz aus Marienwerder, Baudelow aus Kranz.

Barth, Dr,, aus Kaufbeuern. Bassermann aus Mannheim, Bcer aus

Gotha, von Beerath aus Krefeld. Behne aus Hannover, Bernhardi

aus Kassel. Beseler aus Greifswalde, Benardy aus Greiz, Biedermann

aus Leipzig. Böcking aus Trarbah, Böcler aus Schwerin, Brakebusch aus Hannover. von Breuning aus Aachen, Breusing aus Osnabrück,

Brieglcb aus Koburg, Brouns aus Emden. Bürgers aus Köln. von

Buttel aus Oldenburg. Cetto aus Trier, Compes aus Köln, Dahlmann

aus Boun. Dammers- aus Nienburg. Deeke- aus Lübeck, Degenkolb

aus Eilenburg, Dröge aus Bremen, Dudckwig aus Bremen. Dunker aus Halle. Ebmeier aus Paderborn. Eckert aus Bromberg. Emmerling aus Darmstadt, Esmarch aus Schleswig, Falk aus Ottolangenburg, Fal-

lati aus Tübingen. Fischer aus Jena. Franke aus Schleswig. H.

von” Gagern aus Darmstadt, M, von Gagern aus Wicsbaden, .-Geve-

foht aus Bremen. Gich, Graf, aus Thurngu, Gier aus Mühlhausene

Goeden aus Krotoszyn. Jakob Grimm aus Berlin, Groß aus Leer, Hallbauer aus Meiten. Hausmann aus Brandenburg, Haym aus Halle, Henkel aus“ Kassel. Hergenhahn aus Wiesbaden. Höffen aus Hattingen. Hofmann aus Friedberg. Jaïobi aus Hersfeld. Jahn aus Freiburg a. d. U. Johannes aus Meiningen. Jordan aus Berlin,

ordan ans Gollnow, Jucho aus Frankfurt a, M, Keller, Graf, aus

rfurt, Kerst aus Meserit. Kierulf aus Rosto. Koch-aus Leipzig, Krafft aus Nürnberg, Kraßg aus Wintershagen. Lang aus Verden, Langer- feldt aus Wvlfenbüttel, Laube, Dr., aus Leipzig. Leverkus aus Oldenburg, Liebmann aus Meiningen. Löw ans Magdeburg, Löw aus Posen, Mann aus Rostock, Marcus aus Bartenstein. Martens aus Danzig. Mathy aus Karlsruhe. Matthies ous Greifswald, Maukish aus Dippoldis- walde. H. H, Meier aus Bremen. Mevissen aus- Köln. Michelsen aus Jena. R. Mohl aus Heidelberg. von Mylius aus Jülich. Nerreter aus Fraustadt, Oberg aus Hildesheim, Ostendorf aus Soest, Over- weg aus Haus Ruhr. Pindcx aus Woinowih. Plaß aus Stade,

lathner aus Halberstadt, Rahm aus Stettin, Rättig aus Potsdam.

. von Raumer aus Berlin, H. von Raumer aus Dünkelsbühl, Reh aus Darmstadt. Dr, Riesser aus Hamburg, Röben aus Dornum. Rümelin aus Nürtingen. von Sänger aus Grabow. Schick aus Weißensee, Schierenberg aus Detmold. Schneer aus Breslau. Scholten, Dr., aus Wardt, Stoly aus Neiße. Schrader aus Brandenburg. Schreiber aus Bielefeld, Schwarz aus Halle. Schwetschke aus Halle, Siemens aus Hannover. Simson aus Königsberg. von Soiron aus Mannheim. Sprengel, Dr., aus Waren. Stahl aus Erlangen, von Stavenhagen aus Berlin, Stedmann aus Haus Besselich, Steindorf aus Schleswig. von Thie- .lau aus Braunschweig. Veit aus Berlin. Versen aus Nieheim, Wachs- muth aus Haunover. Waiß aus Göttingen. Wichmann aus Stental, ‘Widenmann aus Düsseldorf, Wieihaus aus Wipperfürth, Wurm aus Hamburg, von Wydenbrugk aus Weimar. Zachariä aus Bernberg. Zachariä aus Göttingen, Ziegert aus Pr, Minden, Zöllner aus Chemníg.

Auslaud.

_Desterreich. Preßburg, 26. Juni. (Prþ b. Z.) Der gestern Mittags ausgeführte Durhmarsch österreichischer und russischer Trup- pen dur unsere Stadt auf das jenseitige Donau-Ufer und die heute früh erfolgte Verlegung des Hauptquartiers nach Ungarisch-Altenburg bestätigen unsere vor kurzem gemachte Mittheilung, daß der Augen- blick eines allgemeinen Angriffes uiht üehr fern sein dürfte. Was Wahres oder blos Vermuthetes an dem weitverbreiteten on dit, dem zufolge derselbe heute an allen Punkten zugleich erfolgen sollte, ist, darüber wird uns die- nächste Zukunft Aufschluß geben. Alles, was wir bis jevt gesehen, gehört und in Erfahrung gebracht haben, berechtigtuns zu der Annahme, daß man die Ebenen vor Raab ausersehen habe, um hier einen Hauptschlag auf die Jusurgenten auszuführen, während die russischen Truppen, welche, 120,000 Mann stark, bereits am 17ten l. M. die ungarishe Gränze überschritten haben, sie zwin- gen werden, ihr an der Waag konzentrirtes Armee - Corps zurüdck- zuziehen, oder es muß sich dieses der Gefahr ausseben, - von den Übrigen Corps abgeschnitten und als allein dastehender Truppen- körper vernichtet oder gefangen zu werden. Durch das Herabdrin=- en der Russen von Ober-Ungarn werden die Jusurgenten verhindert, ihre Streitkräfte wieder hinter die durch ihre Ausdünstungen selbst den dort einheimischen Bewohnern gefährlichen Theißsümpfe zurück= zuziehen, und den im Einverständnisse mit einander wirkenden Feld- herren wird es mögli, die Feinde auf einen ihnen beliebigen Punkt usammenzudrängen und den entscheidenden Schlag auf sie zu führen. Höchst gewichtig fallen hierbei die bereits erfoch= tenen Siege des Banus im Csaikisten = Bataillon in. die Wagschale und scheinen überhaupt das Signal zum allge- meinen Angriff gewesen zu sein. Am 413ten dieses ist auch das russische Lager bei Bucharest gegen Siebenbürgen aufgebrochen und dürfte heute {on auf siebenbürgischem Boden operiren. Nach einem Uebereinkommen mit der Pforte sollten die Russen die große, und die Türken die kleine Walachei, so wie die Orte an der Donau, Galacz, Braila, Kalaracs, Giurgevo, beseßen und beim Rothen- thurmpaß Wache halten. Aus dem Innern Siebenbürgens erfährt man, daß dic Besaßung dieses Fürstenthums etwa 20,000 Mann betrage, welche gutes Muthes ist und bald nah Galizien zu mar= \ciren glaube. Weniger günstig für die Magyarèp is die Stim- mung ihrer Truppen, die unter Perczels Kommando- stehen. Die gefangenen Offiziere sprechen mit Erbitterung von ihm, da er sie bei Karlowiy und Kacs dem sicheren Tod entge- genführte; den in ihren Reihen e Pag: Polen hin- gegen spenden sie vieles Lob, indem diese sih eidlih verpflichtet haben, jeden ihrer Landsleute, der gegen sie fiht, ohne Ausnahme niederzumachen. Jun Hinsicht der banater Militairgränze beabsich= tigten die Magyaren eine völlige Reorganisation mit Aufhebung der Militair - Verfassung, wobei Notare und Richter an die Stelle der Offiziere treten sollen. Gegenwärtig kommandirt in Peter- wardein ein Horvath, doch is uns unbekannt, welcher. Wir ver= nehmen, daß die gefangenen Generale Roth, Philippovics und Graf Montecucculi sammt den übrigen Kaiserlichen Offizieren gut behan- delt werden und in Bürgerhäusern einquartiert sind. Auch der todt=

geglaubte Joannovics befindet sich unter den Gefangenen.

Preßburg, 27. Juni. (Lloy d.) Gestern ist Se. Majestät mittelst Eisenbahn hier angelangt. Nach lurzer Rast begab si{ch der Kaiser nah Karlburg und wird von dort die Reise ins Lager fort-= seben. Heute soll eine große Schlacht bei Raab stattfinden. Die Besaßung von Neutra i}, dem Vernehmen nach, plöblih abgezogen, einige Stunden später aber wieder zurückgekehrt. An der Verschan= zung unseres Schlosses wird emsig gearbeitet, dasselbe dürfte bald in eine kleine Festung umgewandelt sein,

Frankreich. Paris, 27, Juni. Das Journal des Débats sagt Über die lebten Jnterpellationen hinsichtlich der auswärtigen Angelegenheiten: „Eine einzige Idee zieht sich durch Mauguin's ganze “Rede, die einer Coalition der Festlands = Mächte gegen Frankreih. Auf diese Jdee ant- wörtete Herr von Tocqueville, beständig vom Berge unterbrochen, der jeyt, da ihm Redner fehlen, sich aufs Schreien legt. Der Mi- nister machte in Bezug auf das immer wieder auflebende Gerede von jener Coalition die uns unwiderlegbar scheinende Bemerkung, daß es eine ernstliche und wahrhaft furchtbare Coalition gegen Frankreich nie gegeben habe und nie geben werde ohne die Betheiligung Englands. Gegenwärtig ist aber England nicht mit Europa gegen uns ver- bündet, sondern es ist mit uns und hat nicht aufgehört, uns dies seit der Februar-Revolution zu sagen und zu beweisen. Behaupten wir etwa, daß diese Lage immer fortdauern müsse? Nein, denn wir wissen nicht, ob dies der Fall sein wird oder niht. Und leug- nen wir etwa, daß bei allen großen Festlands - Mächten ein tiefes und nur {wer bezähmtes Gefühl der Feindseligkeit und des Uebelwollens gegen uns vorwaltet? Keinesweges. Wir rasen blos, daß das alte Gleichgewiht gebrochen ist, und daß die Kräfte des Despotismus und Liberalismus nicht mehr in den nämlichen Verhältnissen, wie früher , vertheilt sind. Der Minister konnte mit gutem Grunde sagen, daß in den leßten zwei Jahren ein Ereigniß in Europa eingetreten sei, welches hd alten vêlkerrehtlichen Beziehungen gänzlih umgestaltet habe,

E „Einführung C Institutionen in Deutschland. Allerdings scheint leider diese rechtmäßige Umwälzung in Deutschland einen

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Stoß zu erleiden und die Freiheit, welche geehrt und geachtet hätte heranwachsen können,. dort mehr unter der Last der Anarchie, als unter den Repressalien der Regierungen zu erliegen. Aber was läßt sich auf die gestern von Tocqueville gestellte peinliche Frage antworten : Wessen ist die Schuld? Wir sagen: Die Schuld liegt an jenen Men- schen, welche die Freiheit besudelt und entehrt, welhe den Nationen blos die Me Parodie derselben dargeboten habenz an jenen Menschen, deren Vertheidigung Herr Savoye gestern unternahm.“ Der Constitutionnel bemerkt: „Es scheint, daß für einen so be- sorglihen Zustand der Dinge kein Abhülfemittel da ist, und daß, wenn Rußland bereits Herr von Europa is, es \s{wierig sein wird, ihm das, was es hat, zu nehmen, Herr Mauguin s{chlägt, als sein einziges Rezept , eine Erklärung von Seiten Frankreichs vor, voll von Drohungen allerdiugs , aber do nur eine Erklärung. Herr von Tocqueville hatte seinerseits Reht, wenn er einwendete, daß eine Nation , ohne si zu entehren, keine Drohungen ausstoßen dürfe, wenn sie nit entschlossen sei, dieselben zur Ausführung zu bringen, und daß überhaupt nur ein entschiedener Entschluß, sei es für den Krieg oder für den Frieden, Frankreich zieme. Der Mini- ster fand keine Schwierigkeit, überzeugend zu beweisen, daß nichts Frankreich bei Einschlagung einer kriegssüchtigen Politik rechtfertigen könne, die blos zu seinem eigenen Nachtheile führen würde; daß durchaus nichts vorliege, was den Glauben an feindselige Absichten der anderen Mächte gegen unser Land begründen könne, und daß die den anderen Ländern eben so sehr, wie uns, nöthige Erhaltung des Friedens leiht und gewiß sein werde, wenn wir in der Politik aufrichtig verfahren, wenn wir bei anderen Mächten die nämliche Freiheit des Handelns ahten, welche wir für uns fordern, und wenn wir vor Allem in keinem Theile der Erde Hoffnungen und Unternehmungen aufmuntern, welche wir auf unserem eigenen Ge- biet niederhalten. Die Republique meint, Mauguin habe blos in dem cinen Punkte Recht gehabt, daß gegenwärtig in Europa eine royalistische Coalition gegen eine demokratische bestehe. Das Siècle behauptet, daß Mauguin die Frage \{lecht behandelt habe, weit besser wäre es gewesen, weun er an Tocqueville die Auffor= derung, genau anzugeben, was er gethan habe und zu thun ge- denke, um die Gefahren der jsevigen Lage abzuwenden, gerichtet und ihn ersucht hâtte, einem Aus\{huß der Versammlung alle betreffen- den Aktenstücke vorzulegen. Die Pre se urtheilt, daß Tocqueville's Sprache sehr s{lecht zu dem Verfahren der Regierung passe, wel- er er angehöre. Während er, und zwar mit vollem Recht, die Politik des Frieders und der Nichteinmischung als die für Frank- reich nüßliste und allein sichere Verhaltenslinie proklamire, sei ein französisches Heer beschäftigt, eine Republik, eine förmlich eingesebte Regierung anzugreifen.

Die Kommission, welche über die neue Geschäfts-Ordnung für die gesebgebende Versammlung berichten sollte, hat ihren Bericht abgestattet. Der neue. Entwurf hat 130 Paragraphen. Die haupt- sächlichen Bestimmungen , in denen er von den früheren Geschäfts- Ordnungen abweicht, sind folgende: Statt eines Alters - Präsiden= ten wählt jede neu zusammentretende Kammer einen provisorischen Präsidenten und Stellvertreter. Das Büreau wird nach der Be- gutahtung der Wahlen definitiv gewählt. Statt 6 Vice-Präsiden- ten soll es nur 4 geben und die Wahl auf 3 statt auf 4 Monat statt- finden. Der t Ce slnd vier: 1) Ordnungsruf, 2) Ordnungsruf mit Einschreibung ins Protokoll, 3) Tadel, 4) Tadel mit zeitweiliger Ausschließung aus der Sipung. Jede Unterbre=- chung, Beifalls- oder Mißfallens-Bezeugung wird dur einen Ord- nungsruf gerügt. Erleidet-ein Mitglied binnen dreißig Tagen zwei- mal den Ordnungsruf, so, wird derseltbkins Protokoll eingeschrieben. Außerdem hat diese Rüge ‘den Verlúst des halben Gehalts binnen vierzehn Tagen zur Folge, Wird ein Deputirter in derselben Sißung zweimal zur Ordnung gerufen, so kann der Präsident darauf antra- gen, daß ibm für diese Sibung das Wort entzogen werde. Der Tadel erfolgt, wenn ein Mitglied nach dem Ausspruch nicht Folge leistet, wenn dasselbe in dreißig Tagen dreimal zur Ordnung geru- ' fen worden ; ferner, wenn ein Mitglied das Signal zu einem Tu- multe oder zu einer kollektiven Enthaltung von Arbeiten giebt, und wenn ein Mitglied einen oder mehrere seiner Kollegen beleidigt oder bedroht. Der Tadel isst von einem zeitweiligen Ausschluß begleitet, wenn ein Mitglied sih dem Tadel widerseßt, oder in einer öffent- lichen Sigung zur Gewaltthat oder zum Bürgerkriege aufruft, end- lich, wenn es einen Theil der Versammlung, die ganze Kammer oder den Präsidenten beleidigt. Das Mitglièd“ verläßt augenblicklich die Kammer und kann binnen drei Tagen nicht in ihr erscheinen; wider- seßt man sih dem, so wird die Versammlung aufgehoben; der be- treffende Deputirte wird festgenommen und bleibt drei Tage lang im Hotel des Präsidenten in Haft. Schon der einfache Tadel hat zur Folge, daß dem Repräsentanten. die Hälfte seines Gehalts vier Wo- chen lang vorenthalten wird. Kann der Präsident die Ruhe in ei-= ner Sißung, die schon auf eine halbe Stunde suspendirt worden ist, nicht herstellen, so wird vom Präsidenten der Schluß der Dis- kussion L Tin und, wenn ein Skrutinium nöthig ist, zur Ab- stimmung geschritten. Wenn im Gebäude der Versammlung ein Verbrechen von einem Deputirten begangen wird, so wird jede Be- rathung aufgehoben. Der Schuldige kann das Wort zu einer Er- klärung verlangen. Hierauf muß er den Saal verlassen und sih in das Hotel des Präsidenten begeben. Leistet er Widerstand, oder ist die Versammlung zu unruhig, so wird die Sibßung aufgehoben. Das Mitglied, welches einen Tadel mit oder ohne Entziehung des Rechts der Theilnahme an den Arbeiten erleidet, muß die Kosten von 1000 Abdrücken seines Urtheils tragen. Diese Abdrüde werden in den Gemeinden des Departements, wo dieses Mitglied gewählt worden, öffentlih angeschlagen.

Die äußerste Linke hat einen neuen Verein gestiftet, Diese Partei besteht meistens aus Mitgliedern, die während der fonstitui=- renden National-Versammlung sich im National-Palast vereinigten, Grevy ist Präsident, Emanuel Arago einer der Vice - Prásidenten E

Die Gazette de France erklärt jeßt, ein Legitimist könne unmöglich sich zur ernsten Bekämpfung der Revolution in Mán- nern einigen, die den König Karl X. vertrieben, unmöglich könne ein wahrer Chrenmann einen Posten unter einer Regierung anneh- men, die nur faktisch bestehe. Die Legitimisten zählten zwar nur 200 in der Kammer, sie sollten jedoch nur hervortreten, ganz Frank- reich würde sih um sie schaaren.

Auch die National - Garde von Perigueux im Dordogne - und

von Salins im Jura-Departement ist aufgelöst.

Das 2te Bataillon der Jäger, die zu Valence la erten, i nah ALA A un 2 S nah bth d): ubtibgtiiein: G ord Normanby nund Herr Thiers sollen häufige Kon mit dem Präsidenten der Republik beben aufg iat

Lamartine kam deshalb nit auf die Kandidaten - Liste der fonservativen Wahl-Union, weil er nicht versprechen wollte, falls die Wahl ihn in Paris träfe, für Paris zu optiren.

Der National spricht sich folgendermaßen über den vor eleg- ten Pre gese - Entwurf aus: „Odilon Barrot hat einen Geseg. Entwurs über die Presse eingebracht, der den Geseßen der Monar= hie von 1830 und sogar den Geseßen der Restauration seine hâr- testen Bestimmungen entnimmt, ja noch verschärft. Das neue Gese

ist nur provisorish, wie Odilon Barrot sagt; das heißt, es ist blos insofern. provisorisch, als es in einem allgemeinen Preßgeseßbuch noch vervollständigt und verstärkt werden soll.“ Es soll übrigens die Absicht der Regierung sein, den Belagerungszustand gleich nah Ver= öffentlichung des Preßgeseßes, dessen Annahme man in der nächsten Woche erwartet, als nicht länger nothwendig, aufzuheben.

D'e Assemblee Nationale spriht die Hoffnung aus, daß die Regierung die Flüchtlinge aus Deutschland und Jtalien, die Frankreich bald zu erwarten habe, nach Algier transportiren lassen werde, um sie dort compagnicenweise zu vertheilen. Sie geht noch weiter und wünscht, daß ganz Europa große Kolonieen von Dema-=- gogen in Amerika und Australien anlege, damit dieselben dort un- gehindert eine Regierung nach ihren Ideen, eine Familie, ein Eigen- thum nach ihren Systemen haben könnten.

Der Kriegs-Minister beschäftigt sich mit Abfassung cines Geseß- Entwurfs, welcher Unteroffizieren und Soldaten geeignetenfalls S sichern soll, die sich nach der Länge der Dienstzeit richten.

Das E der Bank von Frankreich hat die Divt- da für das erste Semester dieses Jahres auf 54 Fr. fest- gejeßt. :

Der Erzbischof von Paris hat an die Pfarrer seines Spren- gels ein Rundschreiben bezüglih der Verwendung der kürzlich in den verschiedenen Kirhspielen von Paris und der Umgegend kür die Armen im Gesammtbetrage von 34,743 Fr. kollektirten Gelder er- lassen. Er ordnet darin an, daß jedes Kirchspiel zwei Drittel der in demselben kollektirten Gelder zur Vertheilung unter die Armen empfangen, daß das übrige Drittel zur Gründung einer Anstalt verwendet werden soll, worin man eine gewisse Anzahl der in Folge der Cholera verwaisten Kinder aufnehmen und erziehen wird. Die Cholera is fortwährend, sowohl in den Spitälern, als in den Pri- vatwohnungen , bedeutend im Abnehmen. Herr Dupin, Präsident der National-Versammlung, hat 1000 Fr. zur Unterstüßung armer Familien hergegeben, die an der Cholera leiden.

Viele hiesige Wähler hatten dem von hier gebürtigen Kont- mandanten von Lyon, General Gemeau, eine Kandidatur bei den bevorstehenden Wahlen angeboten ; er hat sie aber mit dem Bemer= ken abgelehnt, daß er von der Geseggebung nichts verstehe, als Soldat aber seinem Posten, auf dem er das Vertrauen der Beoöl- kerung genieße, gewachsen zu sein glaube. Gute Geseßgeber möch= ten daher gute Gescße machen; er werde Soldat bleiben, um den=- selben Achtung zu verschaffen.

Fünf Studirende der Chirurgie, die am Militair - Spital an- gestellt. waren, sind wegen Theilnahme am Attentat des 13. Juni entlassen worden. Zwei Polizei - Beamten wollten vorgestern den Professor der Chemie an der polytechnischen Schule in seiner Woh- nung verhaften; während sie aber in seinen Zimmern Nachsuchun=- gen hielten, enikam er durch eine verborgene Treppenthür.

Die Presse hebt hervor, daß die 1,200,000 Fr., welche die National=Versammlung am 16. April für die italienische Expedi= tion bewilligte, bis Ende Juni blos für die zur Heizung der immer- während hin- und herfahrenden Dampfschifsse verausgabt scin würden. i

Straßburg, 25. Juni. (Frkf. J.) Seit gestern mehrt sich wieder die Zahl der Flüchtigen aus dem Badischen, welche da- selbst unter den Waffen gestanden. Nach ihren Aussagen wird das Ende des Kampfes wohl in einigen Tagen erfolgt sei. An der Gränze sind die ausgedehntesten Maßregeln getroffen, um alle Flüch- tige augenblicklich nach dem Junnern zu verweisen. Da die Ver- bindung mit der bayerischen Pfalz wieder vollständig hergestellt ift, so ziehen nun die badischen Familien, welhe seit mehreren Wochen sich hier aufgehalten, nah jener Provinz, um alsbald in ihre Hei- mat eilen zu können, Ueber das vorläufige Ergebniß der gericht - lichen Untersuchung, welche in Folge der Vorgänge am 14ten d. M. hier eingeleitet wurde, verlautet gar nichts. Sim obetrheinischen Departement haben mehrere Demokraten, welche verhaftet werden sollten, die Flucht ergriffen. Der Deputirte Pflieger befindet sich in Basel. Von Jhren Blättern haben si seit zehn Tagen nur wenige hierher verirrt.

Großbritanien und Irland. London, 27. Juni. Die Times veröffentlicht ein am 18ten abgefaßtes Schreiben des „Vereins der geächteten Demokraten Frankreichs“, in welchem jene Gesellschaft ihre Ansichten über die Ereignisse des 13. Juni und der folgenden Tage ausspricht. An der Spiße des Vereins steht Louis Blanc. Das Schreiben i} unterzeichnet von Louis Blanc, als Präsideuten, und von den Hrrren Cazavant, Caussidière, Collin, Millard, Boura, Louis Menard, Dupont, Courtais.

An die Stelle des vor kurzem verstorbenen Grafen von Mayo ist der Graf von Lanesborough als irländischer Wahlpair ins Ober- haus gewählt worden.

_ _SœHweiz. Bern, 20. Juni. (D. Z) Durch die (wie be- reits erwähnt) heute ohne Diskussion mit großer Mehrheit ertheilte Zustimmung des Nationalraths zu dem leuthin gefaßten Beschluß des Ständeraths über die Militair - Capitulationen haben nun fol= geude Punkte Geseßeskraft erlangt: „1) Die Capitulationen sind mit den’ politischen Grundlagen der Schweiz unverträglihz 2) der Bundesrath is mit den Unterhandlungen zur Auflösung der Capi= tulationen beauftragt; - 3) alle Werbungen sind für einstweilen im ganzen Gebiet der Eidgenossenschaft eingestellt. Kaum war dieser Beschluß gefaßt, so wurde dem Präsidenten des Nationalraths fol gender von 39 Nationalräthen unterzeihneter Antrag eingehändigt : „Die unterzeichneten Mitglieder des Nationalräthes stellen zur wei- teren Ausführung des heute zu Stande gekommenen Beschlusses der Bundes - Versammlung, um jede Gefährde, welhe der Schweiz aus den Militair - Capitulationen mit Neapel auch noch während der beschlossenen Unterhandlungen über Auflösung derselben ent= stehen könnte, abzuwenden, den folgenden Antrag: 1) Dex Bun- desrath ist beauftragt, sich nach Möglichkeit dahin zu verwenden, daß die fkapitulirenden Schweizer - Truppen in Neapel nicht mehr zur Intervention in einem anderen Staate und zum Nachtheile des Grundsaßes der freien Selbstkonstituirung verwendet werden; 2) der Bundesrath ist im Weiteren beauftragt, auf den Fall, daß es ihm nicht gelingen sollte, die Gefahr einer solchen Intervention abzuwenden, im Namen der \{weizerischen Bundes - Versammlung gegen den König von Neapel die Auflösung der Militair - Capitu- ationen auszusprechen. “‘

Bern, 23. Juni. Die Berner Zeitung erklärt die Anwesenheit des Herrn Ledru Rollin in Basel und Bern für ein lustiges Quiproquo, dem aber auf seiner ganzen Reise in der Schweiz nolens volens die Ehre erwiesen worden sei, für den französishen Deputirten gehalten und als solcher gefeiert zu werden. 7 2A j

Die Eidg. Ztg. meldet: „Auch der badische Minister Eich- eld ist in Bern, es widerfährt ihm abèr wenig Ehre.“

talien. Von der ital ienishen Gränze. 26. E a erer.) Aus Turin wird unterm 19ten gebs Gen berti habe sich veranlaßt gefunden, von Paris aus förmlich dag