1849 / 184 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

»«ct+ dberall sind sie mit dem Ernste, den die Lage der Verhält- n “2 bietet, S utt einer Milde und Schonung aufgetreten, die Fnen gerechte Anerkennung erwarb, An der von den Leitern des hochverrätherischen Aufruhrs in der Neuen Frei- burger Zeifung verbreiteten Nachricht, daß der Stadt Karlsruhe eine Kriegssteuer von 500,000 Fl. und der Stadt Mannheim eine solche von 1,500,000 Fl. auferlegt worden sei, ist kein wahres Wort. Die gutgesinnten Bewohner Des Großherzogthums werden sih dur diese und ähnliche Unwahrheiten eben so wenig entmuthigen lassen, als dur die weitere falsche Nachricht, daß Frankreich dem frevel= haften Beginnen der Aufrührer seine Unterstüßung zugesichert habe. Die französishe Regierung und die gesebgebende Versammlung ha= ben bekanntlich mit Entrüstung jede solche Zumuthung zurückgewie- sen. Das vereinigte Königlich preußishe und Reichsheer haben nah siegreichen Gefechten nun die Reichsfestung Rastatt eingeschlossen. Jn kur= zer Zeit wird das Land von seinen gefährlichsten Feinden gesäubert und Recht und Ordnung wieder hergestellt sein. Karlsruhe, 1. Juli 1849, Großherzogliches Ministerium des Jnnern. von Marshall.“

Karlsruhe, 2. Juli. (O. P. A. Z.) Die Belagerung Ra- statts hat heute begonnen. Es wird indeß hierin mit großer Scho- nung verfahren und die Beschießung so eingerichtet werden, daß sie mehr imponiren und die Belagerten zur Uebergabe der Festung be- stimmen, als zu wirkliher Zerstörung dienen wird. Während dessen rücken die Truppen immer weiter vorz heute eingetroffenen Nach- richten zufolge, sind sie bereits über Bühl hinaus. Inu Freiburg und den von der provisorischen Regierung beseßten Gegenden des Oberlandes wird unterdeß das Maß des Unsinns bis zur Neige geleert. Struve hat dort die Zügel der Regierung, wenn man anders die Dikta- tur des Terrorismus so nennen kann, in Händen und läßt auf Brentano, Thibaut und Ziegler die Männer der Reaction vom Struve schen Gesichtspunkt aus fahnden. Daß er nebenbei gegen diejenigen, welche nicht Lust haben, seinen Befehlen sich zu fügen, mit der größten Willkür verfährt und ihnen das Glück seiner Theorieen praktisch beizubringen sucht, versteht sich von selbst. Die Bürger= wehr von Lahr, welche den Versuch machte, der Beschung ihres Orts dur Freischaaren entgegenzutreten, hat auf seine Anordnung \o viel Einquartierung bekommen und muß eine sol immense Summe an Contribution zahlen, daß sie sobald nicht die Struveshe Dik= tatur vergessen wird. Und Ddennoch wollen auf der anderen Seite selbst in den Gegenden, in welchen die Komödie der Re- publik bereits ausgespielt hat, die unverbesserlihen Wühler nicht aufhören, Unruhen zu erregen und in Folge dessen nur si selbs Unannehmlichkeiten zu bereiten. In Bruchsal sind von Eini= gen Versuche gemacht worden, Insurgenten und Freischaaren aus Klau zu befreien, und au in Durlach hat sihs wieder, wie man hier zu sagen pflegt, zu regen angefangen. Die Konsequenzen kön- nen natürlih nicht ausbleiben, es ist nach beiden Städten so viel Militair beordert worden, daß die dortigen Republikaner genug ha- ben werden und ihnen nicht sobald wieder die Lust zu abermaligen Versuchen kommen wird. Morgen marschiren die Meleuburger von hier ab. Von Seiten der Eisenbahn = Direction wird so eben bekannt gemacht, daß von morgen an die Eisenbahn für den Perso=- nenverkehr wieder bis Muggensturm eröffnet ist.

Abends 5 Uhr. In einer Stunde ist die der Festung Rastatt zur Uebergabe gestellte Bedenkzeit abgelaufen. Erfolgt bis dahin die Unterwerfung nicht, so wird um 6 Uhr das Bombardement be- ginnen. Die neuesten Berichte ‘aus der Festung sind von heute Mittag 114 Uhr, wo die Uebergabe noch nicht erfolgt war. - Die- selbe ist auch leider nicht zu erwarten, denn die Insurgenten haben wiederholt erklärt: Siegen oder Sterben.

Karlsruhe, 3. Juli. (O. P. A. Z.) Die mecklenburgische Jnfanteriebrigade, welche hier 5 Tage in Besaßung gewesen war und sich durch ihre gute Mannszucht allgemeines Lob erworben hatte, ist heute Morgen nah Pforzheim abmarschirt, um von dort in star- ken Märschen durch den württembergishen Schwarzwald nach Do- naueschingen zu gehen. Ihr Zweck ist, die äußerste linke Flanke der Jusurgenten zu umgehen und diese wo möglih von der Schweiz ab- uschneiden. Später dürften die, Mecklenburger wohl längere Zeit zur Veshuüa des badischen Seekreises verwandt werden, da außer den Preußen auch noch andere norddeutsche Reichstruppen hier die nächsten Jahre in Baden ihre Garnison behalten sollen. Hier werden nassauishe und hohcnzollernshe Truppen für die nächste Zeit die Garnison bilden. Preußisches s{wereres Festungsgeshüß kam gestern Abend von Koblenz hier an und ist heute Morgen wieder weiter gegen Rastatt zu abgegangen. Die Festung ist jegt ganz von den Truppen cernirt, so daß der Be= fagung derselben nur die Wahl zwischen Ergebung oder Aushun- gerung bleibt. Mieroslawski, dessen Schaar schon stark zusammen= ge\{molzen is, jeßt aber aus lauter verzweifelten Menschen besteht, die bereit sind, das Aeußerste zu wagen, is unweit Offenburg in festen Stellungen an der Kinpig. Die preußischen Truppen stehen \chon in Renchen und sind fortwährend im beständigen Vorrürken begriffen. Wahrscheinlich dürfte es in den nächsten Tagen schon zu entscheidenden Gefechten kommen, die zwar noch schr viel Blut kosten werden, deren Ausgang aber niht mehr zweifelhaft sein kann. Gefangene und Ueberläufer kommen täglich in Menge hier an.

Baden =- Baden, 1. Juli. (Darmst. Ztg.) Es scheint gegründet, daß der Feind nah dem Verluste der Murglinie die Kinziglinie bei Offenburg und zuleßt die Linie der Dreisam und Hölle bei Freiburg vertheidigen will. An der Murg scheint er uns eben wieder glüctlich entshlüpft, wie am Neckar. Mieroslawski mit seinem Stabe wäre um ein Haar bei Kuppenheim in die Gewalt der Preußen gefallen. General Wachter, der wieder genescn mit seinem Adjutanten Hauptmann Weißel von Ettlingen hierher kam, um heute das Kommando seiner Brigade zu übernehmen, stieß dort fast auf ihn. Kuppenheim “is übrigens niht in Asche gelegt, sondern nur ein paar Häuser abgebrannt. Die Amazone Frau Oberst Blenker, die eigentlich das Kommando zu führen scheint, hat das {chóne Großherzoglihe Schloß Eberstein durch, das „pfäl- zische Volksheer““ plündern lassen und mehrere dem Großherzog be- sonders werthe Sachen dort geraubt. Zu dem baldigen Abzug die- ser Freischaaren aus Gernsbach soll vorzugsweise beigetragen haben, daß sie Württemberger und Altbayern gegen sih kämpfen sahen und, entweder die sichere Hoffnung . auf das Uebergehen dieser Truppen aufgebend oder neue militairische Verstärkung von dort vermuthend, diesen wichtigen Punkt an der Murg so schnell preisgaben. Heute Morgens is das Bataillon des 3ten Jnfanterie-Regiments hier an-

gekommen von Gernsbach+ auch die Reserven haben \si{ch mit uns vereinigt. N \ 1e O

Baden-Baden, 1. Juli. (O, P. A. Z.) Der Prinz von Preußen hat si bei der Parade, die er heute Mittag den Reichs- truppen abgenommen, mit großer Anerkennung über die Haltung dieser braven Soldaten ausgesprochen. Gegen die ihn Umgebenden soll der Königliche Prinz geäußert haben, daß er mit Zuversicht nah den neuésten Entwickelungen der Verhältnisse in Deutschland auf eine bessere Gestaltung der Dinge hoffe. Jn Bezug auf die hessishen Truppen sagte er, daß ihre Treue und Standhaftigkeit Deutschland vor weiterer Anarhte gerettet habe und der Großherzog

1188 sich freuen müsse, so brave Truppen zu besißen. Den badischen Of- fizieren spxah er anerkennend und ermuthigend zu.

Baden =- Baden, 1. Juli, Morgens. (D. Z.) Gestern gegen Mittag wurde von Gernsbach mit dem ganzen Corps? aufge- brochen, und zwar ging die Avantgarde unter General von Bech= told auf der sogenannten alten Straße nah Baden, eine Brigade folgte ihr auf veunselhau Wege, eine andere ging mehr rechts und die leyte links auf der neuen Straße vor. Als die aare in Baden -ankam, traf von Oos her die Meldung ein, daß die rechts marschirende Brigade unter dem nassanischen Oberst-Lieutenant von Murnhofer in ein Gefecht verwickelt sei, daß schon eines ihrer Ge- \hüße, ein mecklenburgisches, ihr genommen, und daß die Trup- pen, Nassauer und Hohenzollern, nicht recht Stand halten woll= ten. Sogleich rückte die Avantgarde vor, aber leider kam sie zu spät. Das Geschüß war fort. Die Freischärler hatten es mit den Händen fortgezogen, und troß alles theilweise sehr thätigen Antrei= bens durch die M Menibüraisgen Offiziere und Dragoner war die dem Geschüß beigegebene Deckungsmannschaft, aus Nassauern und Hohenzollern bestehend, nicht mehr ins Gefeht zu bringen. Als General von Bechtold in Oos ‘ankam, fand er Mannschaften dieser ¿Truppen plündernd. Sie haben dabei ihren Muth dadurch ge- zeigt, daß sie einen Einwohner von Oos erschossen haben. Wie anders steht das bei der preußishen Armee! Die Hessen- Darmstädter, Preußen und Mecklenburger haben noch ihren gu- ten Geist bewahrt. Jn Oos traf die Avantgarde des Reichscorps auf die der Mee Armee. Lettere läßt ein Corps unter Ge= neral Graf von der Gröben vor Rastatt und geht mit dem anderen Corps unter General von Hirschfeld in der Rheinebene aufwärts. Das Reichscorps wird wieder den linken Flügel halten und den Schwarzwald absuchen müssen, eine anstrengende und wenig loh- nende Partie.

2 Uhr. So eben ist der Prinz von Preußen hier angekommen und nimmt die Parade des Reichscorps ab. Das Hauptquartier des Generals von Peucker wird gleichzeitig von Oos hierher verlegt.

Abends 8 Uhr. Eben is der Befehl gegeben, daß das zweite nassauische und das hohenzolleru-lichtensteinshe Bataillon vom Corps weg nah Karlsruhe marschirt. Das Reichs - Corps bricht morgen früh nach Forbach auf und wird über die Höhe des Schwarzwaldes weiter marschiren. ,

Appenweier, 1. Juli. (Frkf. J.) Gestern gegen Abend gingen die Trümmer der badischen Armee in gänzlicher Auflösung hier durh. Mieroslawskfi gelangte schon Nachmittags an und ging nah Freiburg. Um den Rückzug selbst bekümmcrt er sich nicht, sondern sein gegebener Befehl, daß sih das Heer in Offen- burg wieder zu Bamelu habe, „scheint ihm genügend zu jein. Leichlfertigkeit war stets in allen scinen Handlungen emerkbar, da- her konnte er beim Heer nie ein rehtes Vertrauen erlangen oder Begeisterung erwecken. Die Soldaten laufen in völliger Auflösung einher; alle sagen, daß sie von ihren ausländischen Führern ver- rätherish verlassen wurden, Sznayde i förmlich entflohen, Oborski mit anderen zwei polnischen Obersten hon gestern früh in Straß- burg angekommen. Diese Herren haben jeßt Equipirung, Pferde und volle Taschen, womit sie sich aus dem Staube machen. Auf diese Fremdlinge richtete man ein besonderes Augenmerk, man be-= zahlte sie besser als die Deutschen; jebt laufen sie shimpflih davon, während die deutshen Führer, wie Doll, Becker, Mercy, insbe- sondere aber Sigel und Willich, bis zum leßten Stumpf aushax- ren und stets die Ersten beim Angriff und die Leßten vom Shlacht= felde sind.

Offenburg, 29. Juni. (Schwäb. M.) Fortwährend tref- fen Schaaren flüchtiger Soldaten und Wehrmänner, öfters in Trup-= pen von 80 bis 100 Mann, ; hier ein, worunter namentlich. lahrer und waldkircher Auszüger , welche sich, wie alle Flüchtlinge, von Brelten her über das Gebirge -von dem „Sieg an allen Orten“ unter sehstägigem Hunger hierher retteten. ODffenburgs Bürger= schaft entwaffnete die lahrer Flüchtlinge, während die offenburger angebli „zersprengte‘“’ Schaar von der Stadt regalirt wurde. Die einzelnen Soldaten der Linie werden dagegen von den gleichen Menschen, welche diese Unglücklichen nur vor Kurzem zum Bruch des Fahneneides verleiteten, beshimpft und von den Maulhelden verfolgt. Bereits hat der hier weilende Kriegs-Kommissär Schlöffel den Wein auf dem Stauffenberg, Privat-Eigenthum des Großher= zogs, abzuführen befohlen. Unsere Zustände sind schauderhaft. Gráänzenloses Elend is unscre Zukunft , die Staatskassen und der Schuldentilgungsfonds sind geplündert, die Aerndte an vielen Orten zernichtet, die Gemeinden durch Anschaffungen , Lieferungen und Ausrüstungen ruinirt und das Kriegs - und Ausrüstungs = Material des Staats zu Grunde gerichtet , und das Alles mußte geschehen, um dem Ehrgeiz und der Habsucht Einzelner zu fröhnen.

Freiburg, 28. Juni, Abends. (O. P. A. Z) Heute hielt die Landes=-Versammlung seit ihrer Anwesenheit ‘die erste öffentliche Sitzung, welcher vier geheime Sißungen vorangegangen waren. Anwesend warcn .45 Mitglieder, worunter Gustav Struve, Der Präsident Damm hob in einer kurzen Anrede die Nothwendigkeit der Revolution und die Verlegung der konstituirenden Versammlung von Karlsruhe hierher hervor. Im Verlaufe -der Sibung stellte Hoff cinen dringlichen Antrag, dahin gehend, die Diktatoren soll= ten an einem Ort mit einander wirken. Der Antrag wurde an-

enommen. Lehlbach brachte den dringlichen Antrag ein : Die Ver= us wolle dahin wirken, daß die Diktatoren die Zweige der einzelnen Ministerien mit besonderen Männern beseßen sollten, da- mit sie selbst den Geschäften der Diktatur in dieser so wichtigen Zeit sich besser widmen könnten. Dieser Antrag wurde angenommen. Abgeordncter Struve stellte unter allgemeiner Spannung den

Antrag, die Versammlung möge beschließen, daß der Krieg mit dem

Feinde fortgeseßt und jede Unterhandlung mit ihm als Vaterlands- Verrath angesehen werde. Um den Krieg führen zu können, s{lägt er vor: Schaffung vou Papiergeld, Verwerthung der Staats-Mo- O Entfernung aller verdächtigen Beamten, Strenge des Stand- rechts. Lehlbach und Brentano dagegen, Stay und Andere dafür gesprochen, bei namentlicher Abstimmung angenommen und zwar der erstere Theil desselben mit großer Mehrheit, der zweite mit 28 gegen 15 Stimmen. Brentano findet hierin ein Mißtrauensvotum und legt seine Stelle als Diktator nicder. Struve exklärt, es sei dies kein Mißtrauensvotum. Nach -diesem Schrilte Brentano's herrschte große Bewegung in dex Versammlung, worauf die Sißung in eine ge=- heime verwandelt wurde. | (Frkf. J.)

. Freiburg, 30. Juni. An die sämmtlichen Civil - Kommissäre wurde Folgendes erlassen: „Ministerium des Innern an den Civil-Kommissär N. N. Sie sind angewiesen, un- verzüglich bei allen herrschaftlichen Besibungen, so wie bei den Standesherren und Grundherren, unverzüglich alle Früchte, Vieh, Pferde, Tuchvorräthe, Weine, so wie Alles, was zur Verpflegung einer Armee gehört, gegen Schein, auf dem der Werth bemerkt ist, in Empfang zun nehmen und diese Gegenstände unverzüglich hierher

zu dirigiren. “Es- ist diese Maßregel aller Orten an ein und dem-.

selben Tage in Ausführung zu bringen, und ha, wo die Zeit für

Der Antrag wird als dringlich anerkannt und, nachdem |

sie nicht hinreiht, haben Sie zuverlässige, haue Männer mit der Durchführnng dieser Maßregel zu beauftragen. Es ist an jedem Orte ein Protokoll über die Handlung selbst zu führen, Alle Behörden sind - angewiesen, Sie bei eigé- ner Verantwortlichkeit unbedingt - zu unterstüßen. An den Orten, wo die Grundherren abwesend sind, t Fürsorge zu treffen, daß in solcher Zeit das baare Geld niht aus dem Laude gehe. Es sind deshalb die Bücher auf den ‘Rentämtern ab= zus{ließen das baare Geld hierher- nach Freiburg zur Aufbewah-

rung einzusenden und die Rentämter L Maßre alles eingehende

Geld gleichfalls dicager abzuliefern. Diese Maßregel bleibt so lange in Kraft, bis die Abwesenden si stellen und Sicherheit stellen, daß sie im Lande bleiben, Freiburg, 28, Juni, Florian Mördes.“

Maunheim, 29, Juni. (Frkf. Z) Es sind Briese von Hecker angekommen, die weit entfernt sind, an ein Zurükehren des selben nach Deuschland glauben zu lassen. - Troß .des“ Zuredens sei= nes Vaters und seiner Frau hat er ganz bestimmt erklärt, daß er zu den Bewegungen in Baden kein Zutrauen habe und ihr baldiges Ende voraussehe.

Frankfurt a. M,, 4. Juli. Die O. P. A. Z. enthält nach= stehende Mittheilungen ihres Korrespondenten vom Kriegsschauplaße :

Am 28. Juni früh verließen wir Durlach. Die erste Division des Gros der Armee unter General von Schäffer - Bernstein ging nach Rothensol am Berge Dobel, ein ärmliches Dorf, auf einer Höhe, in der weder ein ordentliches Lager, noch Wasser zu fiuden war, leßteres mußte stundenweit geholt werden. Ein anderer Theil der Division lag im Orte Dobel, auf der Spiße des gleichnamigen Berges, die Reiterei in Neusay. Das Ober - Kommando des Ge- nerals von Peucker mit der Vorhut marschirte nah dem württem= bergischen Orte Herrenalb, in einem romantischen Thale des Schwarz= waldes gelegen.

Am 29. Juni, 6 Uhr früh, brach man aus allen Stand= quartieren auf und zog von Herrenalb nah Loffenau zu. Wenn man auf den Rücken der Schwarzwald - Berge hinter Herrenalb kommt, so breitet sich vor den Blicken das \höne Murg=- thal aus, rechts sieht man den Rhein. mit Rastatt, links die Murg, links scitwärts am jenseitigen Ufer der Murg ragt auf felsigem Ge= stein zwischen majestätischen Tannen Schloß Eberstein hervor, wo sich in jüngster Zeit Frau „Oberst“ Blenker die Taschen Únd Kof= fer mit Kostbarkeiten gespickt hat! Eine kleine Erhöhung hinter Loffenau führt erst in das eigentliche Murgthal. Vor dieser Er- höhung stellte sich . das Gros der Reichs = Armee auf, weil dieselbe auf der Chaussee mit Verhauen versehen, mit Ka-= nonen beseßt, von den Feinden unpassirbar gemacht war. Die Avantgarde unter General von Bechtold war zu den Operationen bestimmt. Auf dem linken Flügel stand der Oberst Weiß mit einem bayerischen und nassauer Bataillon und einem Zug mecklenburger Jäger. Im Centrum 2 Compagnieen Kurhessen und 2 Schwadro= nen hessisher Chevauxlegers. Am rechten Flügel das 38er Bataillon Preußen und 8 hessische und mecklenburger Geschüße. Von den Hö- hen konnten wir genau beobachten, wié der Feind alle seine Kräfte darauf verwandt hatte, hinter Loffenau die Chaussee zu halten und die Wege nach Gernsbach zu versperren. Die Verhaue waren jedcsmal aus 30 bis 40 starken, an der Stellé umgehaucnen Baum- stämmen, die quer über den Weg gelegt waren, gebildet und vor denselben Gräben angelegt. Unsere Truppen ließen den Feind jedach ruhig dort stehen, machten Diversionen rets und links und fingen \chon an, ihn zu umzingeln, als er sih eilig, ohne einen Kanonen- {uß zu thun, hinter den Chaussee= und Wegschanzen fort und in die Vorderstadt von Gernsbach zog. Alsbald räumten die Sappeurs die Verhaue fort, und der Feind wurde nun in Vorder - Gernsbach im Centrum und auf beiden Flanken zugleich angegriffen. Durch Gernsbach fließt die Murg. In der Häuserreihe diesseits der Murg seßten sich die Freischaaren, die 5 Bataillone, an 5000 Mann und 6 Geschüße zählten, fest und ossen hartnäckig auf die Unseren. Die Jusurgenten hatten zu diesem Zwecke die Ziegeln von den Dächern genommen, und jede Oeffnung spie von da oben herab ihre Kugeln aus. Dagegen wirkten nun unsere Granaten, die mecklenburgischen und hessischen Geschüße warfen ihre Kugeln mit solcher Wirkung, daß die Feinde die Dächer aufgeben lk, da dieselben in Flammen aufgingen. Die Aufständischen selbs verbreiteten das Feuer noch weiter, und so standen bald 24 Häuser in lihterlohem Brand, dessen größere Verheerungen erst durch das von dem General von Peuckcr befohlene Herbeiholen aller Spriben der Umgegend entgegengewirkt wurde. Die Arbeit des Löschens mußten die nicht beim Kampfe betheiligten Soldaten übernchmen, da die Gernsbacher kaum mit Gewalt zum Beistand zu bewegen waren. Wir waren nunmehr im Besiß des diesseitigen Stadt=- theiles, die Aufständischen zogen über die Murg urüdck, und es galt nun, den Uebergang über die Murg zu erzwingen. echts führt über die Murg eine Brüe in die innere Stadt, links unterhalb des Ebersteins liegt cine Häuserreihe, namentlich die Mühle, Diese, wie die übri= gen Häuser und das ganze Ufer, vorzugsweise die Brückenbarrikade, hatten die Badenser beseßt; zugleih war am diesseitigen Ufer das erste Brückenjoh von ihnen abgebrochen. Jn dicsen Stellungen entwickelte sich der Kamps weiter. Von den Dächern wurde auf das diesseitige Ufer {harf gefeuert, und die mecklenburger Jäger und Hessen erhielten dabei mehrfach Fußwundeu. Ein Kampf diesseits mit der Mühle jenseits, so wie diesseits und jenseits der Brücke war sehr heftig. An ihm und dem Uebergange betheiligten sich mehrere Stabsoffiziere persönlich durch das thätigste Eingreifen, Den Ma-= jor Boddien (ah man Tirailleure leiten. Dex Gencralstabsoffizier Major Quednow führte 2 Compagnieen Preußen (38.) und 1 Com- pagnie mecklenburger Zúger, rechts jenseits der Brücke dur die Murg, um den hartnäckigen Feind in feiner linken Flanke zu fassen, und brachte sie, am jenseitigenUfer angekommen, dur ver= schiedene Häuser unbemerkt in die vorthcilhafteste Stellung gegen den Feind. Hier fanden sie im Vorrücken: Mieroslawski’s Hut auf der Straße von drei Kugeln dur{s{hossen, sein Name stand darin, worauf ein mecklenburger Jäger, der ihn reiten sah, ihn verfolgte und ihm das Pferd unter dem Leibe ershoß. Der Lieutenant von Maydorf von den 38ern ershoß einen Hauptmann von einem rhein- bayerischen Freischaaren - Corps, der über den Fluß hinweg an der Brúcken-Barrikade stand, in einer Entfernung von 150 Gängen. Auf der linken Seite, dem,Eberstein und der Mühle gegenüber, drang ein Theil der hessischen Brigade Weitershausen mit den Württembergexn und wenigen Mecklenburgern unter Oberst von Reinhard über den Fluß, und suchte dem Feind den Rückzug nah Baden-Baden abzuschnei- den, worauf die Aufständischen ihre rechte Flanke einzogen, die Häu- ser am Ufer verlicßen und sich an der Brüden =- Baxrikade sammel= ten, da sie dur Major Quednow auf ihrer linken Flanke ebenfalls zu dieser Diversien gezwungen waren, um nun auf der Chaussee cinen-geordneten Rückzug antreten zu können. Vom Brüdckenkopf

aus enispann sich das lebte hartnäckige Gefecht , Kugel um Kugel

wurde gewechselt, und das war der ugenblick, wo namentlich die

} Offiziere mit der Büchse sich am Kampfe so vortheilhaft betheiligten.

Auf ein verabredetes Zeichen rückten plöplich die Melenburger und Achtunddreißiger mit dem Ingenieur - Lieutenant Bock an der Spiye unter Sturmschrütt über die Balken , die statt des abge-

Uy e Pa I he

S E P R E IE F

fine konstituir

¡hrten Brückenjoches gelegt waren, „und so wichen denn die lepten P irarler von dem ienfeiti en -Brüdckenkopfe. Als der General von Peucker, der mit dem Stabe im dichtesten Kugelregen thätig gewesen, an der Spiße der Truppen in die Stadt einzog und ihm eben ein Hurrah gebracht wurde, fiel gegen ihn ein Schuß aus einem Hause. Die Soldaten, von denen der General eben so hoch geehrt als geliebt ist, waren nit abzuhalten, den Thäter aus dem Hause zu reißen und ihn sofort zu erschießen. General von Schäffer wurde von den Truppen ebenfalls mit einem Hurrah begrüßt. Am Tage mnach dem Treffen wurden an 20 Todte in der Stadt und dem näch= sten Thal gefunden, unter denselben 5 Hemsbacher, die Hauptführer gewesen waren! Unter den Todten war auch ein bayerischer Soldat. Die mit blauen Blousen mit rothen Steppsäumen bekleideten Freischärler hatten, wenn sie zu der rheinbagerishen Freischaar ge=

hörten, auf der linken Brustseite der Blouse ein rothes R und auf

der rechten ein rothes B. Wir haben 3 Soldaten verloren. Der Kampf währte von Nachmittags 15 Uhr bis gegen Abend. Wenn mau von den Bergen herabblickte und den Jammer der Einwohner, das Elend der Verwundeten nicht sah, so bot sich ein großartiges Schauspiel dar. Unter dem Bogen der flammenden Grangten \{längelte sich die silberklare Murg durch das shóne Thal; aus dem üppigen Korn blißten die Helme und Bajonette der mecklen= burger Schüßen, die gegen Eberstein vorrückten. Ueber uns dunk= ler Himmel, von Kanonenfeuer dann und wann erleuchtet, in der Luft brennende Stoffe umherfliegend, begleitet von knitterndem Sparrenfcuer, während das Echo den Donner der Geschüße ver- zehnfacht wiedergab. Eine weitere Expedition der ‘hessischen Bri= gade Weitershausen nah Ottenau, um die Verbindung mit der Di= vision Niesewand herzustellen, endete den Tag:

Heidelberg, 3. Juli. (D. Z.) Mieroslawski war bei dem Trupp Reiter, welche man na dem hißigen Treffen bei Kuppen= heim (29. Juni) an Rastatt vorbei in der Richtung nah Kehl auf der Rheinstraße fliehen sah. Er hat seitdem seine Stelle als Ober-= Befehlshaber niedergelegt.

Frankfurt. Frauk furt a. M,, 4. Juli. Die Deutsche Ztg. theilt nachstehende Note mehrerer Bevollmächtigten an das Reichs = Ministerium mit und bemerkt, daß dieselbe bisher unbeant- wortet geblieben sei:

_ „Durch die gefälligen Erlasse vom 16ten und 19ten d. M. hat das Reich8-Ministerium der Finanzen die Matrikular-Beiträge für die Festungen Mainz und Luxemburg und die von einzelnen Staaten noh nicht berichtigte zweite Nate der zweiten Hälfte der Marine-Umlagen in Anspruch genommen, So wenig es irgend in der Absicht der unterzeichneten Bevollmächtigten liegen kann, der Erfüllung der Bundespflichten der von ihnen vertretenen Staa- ten hinderlih zu werden , so sehr scheint ihnen eine zulängliche Kenntniß von der Lage der Reichskasse und der etatsmäßigen Verwendung der Fonds im Junteresse dieser Staaten zu liegen uud eine unerläßlihe Vorbedingung zur prompten Erfüllung jener Pflichten zu sein, Wenn während dcs Be- stehens der Bundesversammlung die cinzelnen Staaten eine solche Kenntniß darch öftere, meistens monatliche Vorlage von Uebersichten erhielten, so scheint jeyt, wo die Anforderung, so wie die Verwendung der Beiträge in die Reichskasse nicht von den eigenen Bevollmächtigten der Staaten ausgeht, cine solche Vorlage noh weit unerläßliher, Das veröffentlichte Budget der Centralgewalt- umfaßt nur den Zeitraum bis zum Schlusse des Jahres 1848, und seit dieser Zeit befinden sich die einzelnen Regierungen ohne Kenntniß von der finanzielleu Lage. . Die oben- erwähnten Erlasse geben den unterzeichneten Bevollmächtigten daher Gelegenheit, um einen Aufschluß in dieser Bezichung zu bitten, Es würde ihnen erwünscht sein, eine Vorlage über den befolgten Finanzplan, die veranschlagten Ausgaben und. Einnah- men, die wirklich erfolgten Ausgaben und Einnahmen mit namentlicher Be- zeichnung der an den einzelnen Matrikular - Beiträgen noch fehlenden Ein- hungen und über den gegenwärtigen Stand der Reichskasse zu erhalten. Sie erlauben sich, diesen ihren Wunsch dem Reichs-Ministerium zur gefälli- gen Berücksichtigung vorzutragen.

Frankfurt a, M., den 21. Juni 1849. | von Sternenfels, Jordan. Frandcke. Liebe, Mosle, Seebeck.

y Cruciger, Oeder“

In Bezug auf diese Note enthält die O. P. A. Z. in ihrem heutigen Blatte folgenden Artikel: „Die Deutsche Zeitung bringt in der Nummer vom heutigen Tckge die von mehreren Be= vollmächtigten an das Reichs = Ministerium der Finanzen gerichtete, aber bisher unbeantwortet gebliebene Note, die Finanzlage der Cen= tralgewalt betreffend. Jn dem Abdrucke dieser Note und der hin- zugefügten Bemerkung, daß noch keine Antwort erfolgt sei, liegt gewissermaßen der Vorwurf der Verzögerung, und eine Mahnung zur schleunigen Erledigung. Es bedurfte dessen aber durchaus nicht, denn wir sind ermächtigt, zu erklären, daß das Finanz - Ministerium sich \chon seit längerer Zeit mit einer ausführlichen Vorlage be= schäftigt und daß dasselbe noch auch in den nächsten Ta- gen nicht in der Lage sein . würde, den Herren Bevollmäch- tigten mehr als eine oberflächliche Auskunft zu bieten, wenn die nothwendigen Vorarbeiten und namentlich die Einholung der Spe= zialbudgets der verschiedenen Ministerien, welche wegen der plöß= lichen Ausscheidung des früheren Ministers Herrn von Beerath und der längeren Abwesenheit des Herrn Unter-Staats-Secretairs Mathy unterblieben war, nicht bereits lange vor Empfang des Schreibens vom 21sten v. M. angeordnet und lebhaft betrieben wor= den wären. Wenn wir recht unterrichtet sind, so wird der dem= nächst zu erwartende Bericht genaue Aufschlüsse geben, und die Her= ren Bevollmächtigten würden den Grund der verzögerten Antwort durch eine direkte Anfrage ‘viel leichter und schneller haben in Er= fahrung bringen können, als auf dem jeßt in der Deutschen Zeitung eingeschlagenen Wege.“

Hamburg. Hamburg, 4. Juli. (H. C.) Die heutige Sizung der fonstituirenden Versammlung währte uur eine halbe Stunde und beschränkte sich auf die Annahme des Antrages des für die Grundrechte und die Grundbestimmungen der Verfassung niedergesebten Ausschusses, in Betreff des vom Abgeordneten H. A. Meier gestellten Antrages, auf Aufnahme des Sahes: „Jeder hamburgishe Gemeinde = Bürger hat das Recht, in Hamburg jeden Erwerbszweig zu betreiben, Die durch die jebigen Zunstverhältnisse E nothwendigen, so wie im öffentlichen Jnteresse uncrläß- lichen Beschränkungen bestimmt das Geseh“, in die Grundrehte, zur Tagesordnung überzugchen.,

Auf die Tagesordnung der auf Montag, den 9ten d., anbe- raumten nächsten Sißung wurde geseßt: die Diskussion über das Wahlgeseß und den Bericht dcs Fünfer - Ausschusses über folgenden unter die Mitglieder der Versammlung vertheilten aber nit verle- senen Erlaß des Senats : j

» Extractus Protocolli Senatus Hamburgensis. Lunae d. 2. Julii 1849, Conclusum+: Der fonstituirenden Versammlung, in Veran- lassung des Schreibens ihres Herrn Präsidenten vom 27. Juni d. J., eine Erläuterung des Senats-Conclusìi vom 23, Juni d. J. betreffend , ferner mitzutheilen: Der Senat sei der Ansicht, daß Sein Conclusum vom 23. e keiner näheren Erläuterung bedürfe. Das Conclusum beziehe sich endalne einzelne in dem zwölften Abschnitte des Verfassungs - Entwurfs Ueber E Verfügungen , sondern. bezeichne alle Verfügungen , welche den i N ug von der bisherigen Verfassung in eine neue Verfassung betreffeit, redi Berg orüber eíne Beschlußnahme nicht zur Kompetenz der konstitui- Bürgers, blusse ung gehöre, " Dies entsprehe durchaus dem Rath - und wird“ nach M vom 7, September 1848, welcher wörtlich so laute: „,„Es

aßgabe der in dem Subadjuncto enthaltenen Anordnungen énde Versammlung zu dem Zwecke, um die künftige hamburgische

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Verfassung unabhängig von Rath und Bürgerschaft fesizustellen, zusammen- berufen. Bis das von der konstituirenden Versammlung abzufassende neue Staatsgrundgesey vollständig und definitiv festgestellt und ins Leben getre- ten sein wird, bleiben die Îept bestehenden Gewalten und alle sonstigen Behörden und Einrichtungen în ihrer verfassungsmäßigen Wirksamkeit.“ Nach dem klaren Wortlaute dieses Rath - und Bürgerschlusses, welcher die Gränzen der Kompetenz der konstituirenden Versammlung, so wie die Dauer der verfassungsmäßigen Wirksamkeit der jezt bestehenden geseßgebenden Ge- walten und sonstigen Behörden feststelle, könne es nicht zweifelhaft sein, daß eine Beschlußnahme über die zur Vermittelung des Uebergangs der Wirk- samkeit der bestehenden Verfassung in diejenige der künftigen neuen Verfas- sung erforderlichen Anordnungen niht zur Kompetenz der konstituirenden Versammlung gehöre, Der Senat werde übrigens nah Vollendung des neuen Verfassungswerkes nicht ermangeln, die erforderlichen Anträge an erbges. Bürgerschaft gelangen zu lassen, (gez.) Ed. Schlüter, Dr.“

Ausland.

Hesterreich. Preßburg, 2. Juli. (Lloyd.) Ueber den Stand der Armee verlautet nihts Gewisses, Gestern wollte man dieselbe, nachdem sie bei Babolna ein siegreiches Gefecht mit den Magyaren bestanden und, wenn auch mit einigem Verluste den Kampfplaß behauptet hatte, [bereits in der Gegend Moors und im unaufhaltsamen Vorrücken gegen Pesth begriffen wissen. Andere hingegen behaupten, die Armee verfolge die Rihtung Komorns, und bei Acs wäre es zu einem blutigen Zusammenstoße gekommen. Un-= terdeß stehen die Magyaren in der Schütt noch immer in Aranyos, während die österreichischen Truppen Nyarosd fortwährend beseßt und sich in defensiver Stellung halten. © Es sollen jedoch circa 20,000) Mann vom jenseitigen Lager die Ordre erhalten haben, in die Schütt-Insel zu marschiren, um auch da eine ofsfensive Haltun anzunehmen. Die Communication in den slavischen und namentlich in den hohen Gebirgsgegenden ist noch nit hergestellt. Die Besiß- nahme von Trentschin dürfte jedoch diesem Uebel abhelfen.

Ein Befehl vom hohen Armee-Ober-Kommando vom 1Aten v. M. in deutscher und russischer Sprache lautet folgendermaßen: „Da die Post, besonders in dem jeßigen Kriegszustande, dem Staate wichtige Dienste leistet, so darf dersclben auch nichts Hinderliches in den Weg gelegt werden. Es wird demnah angeordnet, daß die nöthigen Lokalitäten der Post weder von dem Kaiserl, österreichischen noch von dem Kaiserl, russischen Wilitair in Anspruch genommen werden dürfen.“ |

Die in wiener Blättern cirkulirenden Gerüchte, daß hon meh= reremale der Versuch gemacht worden, die preßburger Schiffbrücke in Brand zu stecken , ferner daß Feldmarschall - Lieutenant Kempen zur Armee abberufen worden sei und General-Major Paternau die Stelle eines Militair = Distrikts Kommandanten in Preßburg Uber= nommen habe, sind ungegründet.

Se. Majestät der Kaiser haben die Errichtung einer Landes= Sicherheitswache (Gendarmerie) für das Kronland Ungarn nah jenen Grundsäven, welche Allerhöchstdieselben für die Gendarmerie in den übrigen Kronländern sanctionirt haben, zu genehmigen geruht.

Von den Lagunen, 30. Juni. (Lloyd.) Was unsere Truppen am Tage an den Befestigungêwerken der Venetianer zer= stören , wird von diesen während der Nacht wieder hergestellt. Der Befehl, daß am 1sten die Eisenbahn - Brücke gestürmt werden soll, wurde von unseren Truppen mit Jubel aufgenommen. Die Ver= suche mit den Ballons sollen vorerst von der Seeseite her gemacht werden, der „Vulcan“ allein hat dercn 100 aufgenommen. Das Corps unter Feldmarschall-Lieutenant Wimpfen is im Anzuge gegen Venedig.

Frankreich. Geseß gebende Versammlung. Sizung vom 3. Juli. Präsident Dupin. Die Sitzung beginnt um 14 Uhr. Das Protokoll wird verlesen und angenommen. Die Tagesordnung beginnt mit der Ernennung eines Mitglieds des Staatsraths. Die Stimmzettel werden in einen benahbarten Saal getragen. Lher'= bette wünscht zu wissen, woran man mit dem Geseg-Entwurf über das Unterrichtswesen sei. Fallo ux, Minister des öffentlihen Un= terrihts: „Das Gescy ist dem Staatsrath vorgelegt. Neue Schwierigkeiten, die sich über die wesentlichsten Punkte erhoben, ha- ben mi verhindert, die Dringlichkeit zu verlangen.“ Lherbette: „Der Minister spricht von Schwierigkeiten. Nichts natürlicher. Das Geseh über die Erziehung. ist sehr wichtig, die Dring= lichkeit nothwendig. Man hat es zurückgezogen, um es zu ändern. Ich fürchte wohl, daß die Abänderungen darin bestchen, daß man den Jesuitismus statt des Freisinns einführen will. Falloux: „Das Gese über den öffentlichen Unterricht wurde von Grund aus durchdacht, fünf Monate lang wurde es studirt, Das Wort „Je- ite: ist dem Herrn Lherbette enilfallen. Diescs Wort is un- erer Zeit und dieses Saales unwürdig. Es kann nicht auf ein Gesebß angewendet werden, bei dem sich Cousin und Montalembert betheiligt haben.“ Pascal Duprat: „Jch hätte jeden Geseß= vorschlag, das Unterrichtswesen betreffend, welcher die Freiheit ge= sichert, unterstüßt, aber ich begriff wohl die Absichten.“ Präsi= dent: „Bleiben Sie beim Gegenstande. Es handelt sich darum, ob die Kammer den Entwurf dem Staatsrath überschicken will.“ Rechts : Zur Tagesordnung! Pascal Duprat verläßt die Rednerbühne. Der Conseilspräsident: „Jch beeile mich,die Versammlung von folgender Depesche in Kenntniß: zu seben, -die uns der Höffnung hingiebt, daß der Konflikt, der sich zwischen unseren und den - römischen Truppen erhoben hat, _ eine sofortige Ausgleichung erhalten kann.“ (Bewe= gung.) Odilon Barrot liest eine Depesche, der zufolge die rö= mische Constituante das Triumvirat beauftragt hat, eine Suspen= sion der Feindseligkeiten von Oudinot zu verlangen. Außerdem wurde eine Deputation des Stadtraths erwartet. Allgemeine Auf- regung thut sich kund. Die Tagesordnung, das Reglement betref= fend, wird wieder aufgenommen. Das 6óte Kapitel handelt von den Geseßvorschlägen, die der Versammlung vorgelegt werden. Dasselbe wird angenommen. Kapitel 7 handelt von Vorschlägen und Interpellationen. Angenommen. Kapitel 8, über die Dringlichkeit, 9, Über Petitionen, desgleichen. Kapitel 10, über den Urlaub. Eine Kommission soll nieder esebt werden, welche über jeden verlangten Urlaub Bericht zu erstatten bátte, Es wird viel und dawider gesprochen. Die Erfahrung habe bewiesen, daß die Arbeiten durch unerlaubte Entfexnungen gestört werden können. Das 10te Kapitel wird auch angenommen, nur der §. 101, die Entschädigung betreffend, is der Kommission wieder zugeshickt. Das 11te Kapitel, über die Rech= nungsführung, wird angenommen. Der Präsident zeigt an, daß die Abstimmung über den noch zu wählenden Staatsrath zu keinem Resultat geführt hat, da Niemand die absolute Majorität erhalten. Das 12te Kapitel, über die innere und äußere Polizei der Ver-= sammlung, ward ebenfalls angenommen. Die Diskussion über die Disziplin beginnt, Ein Redner bekämpft dieses Kapitel; es sei unwürdig, die Deputirten mit halbem Sold - und mit Arrest zu bestrafen. Für lärmende regeln gut. Herr von Vertigny bemerkt, die Geschäftsordnung sei gegen die Moralität gemacht. Die Strafen würden aber die niht irre machen, die unterbrechen und lärmen wollten. Es gebe Gefühle, die sich nit unterdrücken ließen, die Härte der Strafe wäre für den, der seine Empfindungen an den Tag legen wolle,

gerade ein Reiz. Corne, der Berichterstatter, erklärt, die Koms mission wäre sich der Härte der Strafen bewußt gewesen, sie hätte

unterbriht den Redner mit Heftigkeit. Der Präsident: „Sie sprehen durch ihr Beispiel für die Strenge. Der Schluß der Dis= fussion wird verlangt. Herr Lestiboudois wünscht, daß die Straf= bestimmungen auf die Ausweisung aus dem Sißungssaale beschränkt würden. ‘§. 113, der Tadel und die einstweilige Auss{ließung, wird angenommen. Lagrange: „Möge dieser Artikel mit gleicher Strenge gegen die Rechte und Linke ausgeführt werden, Die Siz=- zung \chließt 64 Uhr. '

Paris, 3. Juli. Jn der Stellung der Franzosen innerhalb der Mauern Roms hatte sih bis zum 25. Juni noch nihts geân- dert. Ein französischer Offizier im Expeditions-Heere, von welchem der National einen Brief mittheilt, beklagt sih über den Mangel an Belagerungs-Geshüßz nach dem Urtheile Sachverständiger, ver- sichert er, brauhe man noch 25 bis 30 Stü, außerdem ein Dugend Mörser, um das feindliche Feuer theilweise zum Schweigen zu brin= gen. Die Art, wie die Römer ihr Geschüß handhaben, so wie die Geschicklichkeit und Einsicht, welhe sie bei Aufstellung ihrer Balterieen zeigen, wird gelobt. Die Verluste der Fran= zosen sollen weit bedeutender sein, als sie in den offi- ziellen Berichten angegeben worden. So wären bei dem Sturm am 2lsten etwa 100 Mann kampfunfähig geworden, darunter über 20 Todte. Hätten die Römer hinter den angegriffenen Basteien Verschanzungen angelegt, so wäre der Verlust noch weit größer gewesen. Jm Ganzen sollen die Franzosen bis zum 24sten wenig=- stens 1209 Todte und Verwundete gehabt haben. Am 23sten wurde das Belagerungs - Material durch 6 Mörser verstärkt. Die fremden Konsuln in Rom hatten am 2Asten ein Schreiben an Ge-= neral Oudinot gerichtet, in welhem sie gegen die Fortseßung des Bombardements der Stadt, welches hon mehrere Tage uud Nächte gedauert habe, prötestirt. Jun seiner Antwort wies Oudinot auf die Instructionen seiner Regierung hin, welche es ihm zur .gebiete= rischen Pflicht machten, die energischsten Maßregeln zur Bezwingung Roms anzuwendenz so sehr er daher ein Bombardement bedauere, so werde, wenn er zum äußersten zu schreiten genöthigt sei, die Verautwortlichkeit nicht auf die Franzosen , sondern auf die Römcr fallen. Der französische Abgeordnete erklärte in einer Depesche, cs seien überhaupt keine Bomben in die Stadt geworfen worden. Die Triumvirn hatten am 22sten folgende Proclamation erlassen: ,Rb= mer! Im Schuße der Finsterniß und nur wie Verräther hat der Feind auf der Bresche Fuß gefaßt. Rom erhebe sich, das Volk er= hebe sich in seiner Kraft! Es schließe die Bresche mit den Leichen seiner Feinde! Verflucht von Gott is, wer den heiligen Boden Roms als Feind betritt! Während Oudinot eine leßte Anstrengung macht, ist Frankreich in unmuthiger Bewegung und verleugnet diesen Haufen Jnvoasions = Truppen, welche es entehren. Eine lebte Anstrengung, Römer, unsererseits, und das Vaterland is für immer gerettet, Rom wird durch seine Stand= haftigkeit das Signal zu einer neuen Erhebung Europa's gegeben haben. Im Namen Eurer Väter, Eurer Zukunft erhebt Euch zum Kampfe, zum Siege! Ein Gebet zum Gott der Starken, ein Ge= danke der Treue für Eure Brüder, und dann zu den Waffen ! Je- der muß heute cin Held sein! Dieser Tag entscheidet das Geschick Roms und dcr Republik!‘ Gestern Abend interpellirte in der ge= seßgebenden Versammlung am Schluß derselben Herr von Versigng noch den Conseils-Präsidenten über eine angeblich aus Rom einge= gangene Nachricht, daß Oudinot, müde der langen Belage- rung, entschlossen sei, Rom zu bombardiren und zu verbren=- nen. Odilon Barrot antwortete: „Jn der Constituante hatte man die Gewohnheit, Privatkorrespondenzen vorzulesen ; dies is aber gegen die Würde der jeßigen Versammlung.“ Der Minister wie= derholte dann seine frühere Erklärung, die Römer seien von den Fremden unterdrückt. Lagrange nahm die Interpellation auf und verlangte ein fkategorishes Ja oder Nein. Odilon Barrot ver= harrte aber bei seinem Schweigen. Heute verlas derselbe aber in der geseßgebenden Versammlung folgende telegraphische De- pesche aus Rom: „Am 30. Juni hat die Constituante fol= gendes Dekret ergehen lassen: Die Versammlung läßt von ei- ner Vertheidigung ab, die fortan unmöglih is. Sie bleibt auf ihrem Posten und übergiebt dem Triumvirat die Aus= führung gegenwärtigen Dekrets. Zugleich verlangte der Chef der römischen Armee um 7 Uhr Morgens eine Einstellung der Feind= seligkeiten und kündigte die Ankunft einer Deputation des Stadt- raths im französischen Hauptquartier an. Herr von Corcelles zeigt noch an, daß leßtere im Hauptquartier angelangt sei.“ Man hält diese Thatsache für cinen hinreichenden Beweis, daß die Belagerung Roms als beendigt angeschen werden könne und daß eine sehr bal= dige Ausgleichung des Konflikts mit Frankreich zu erwarten sei. ( Vergl. die telegraphishe Nachricht unter Berlin im gestrigen Blatt.) Odilon Barrot selbst \prach diese Ueberzeugung in der heutigen Sihung aus. Gleich nah dieser Mittheilung zogen si alle Minister in eines der Büreau-Zinner der geseßgebenden Ver= sammlung zurück, um sich, wie es heißt, über die nunmehr an den gestern nah Jtalien abgeshickten General Bedeau zu ertheilenden neuen Instructionen zu berathen. Man sagt, es sei beschlossen werden, dem General Oudinot den Befehl zugehen zu lassen, daß er nur in unbedingte Uebergabe willigen solle. Doch ist dies ein bloßes Gerücht. Es is aufgefallen, daß der oben erwähnte Pro- test der fremden Konsuln in Rom gegen ein Bombardement und die Antwort des General Oudinot niht vom Moni- teur mitgetheilt wird, und man {ließt daraus, daß das Kabinet aus diesem Protest keine diplomatische Angelegenheit machen wolle. Uebrigens scheint es, daß die Konsuln, nachdem sie die Antwort des Generals empfangen, sich sofort zu dem Triumvirat begeben hatten, um es zu Unterhandlungen mit den Franzosen zu vermögen, und daß sie demselben erklärten, sie würden, wenn es sich dazu uicht be= reit zeige, mit ihren Landsleuten die Stadt verlassen. Dies, glaubt man, dürfte auf das Capitulations-Gesuch hingewirkt haben. Der Eindruck dieser neuesten Nachrichten aus Rom war für den Erfolg der gemäßigten Partei in Paris bei den hier bevorstehenden Er= gänzungs-Wahlen sehr günstig.

In der gesebgebenden Versammlung hieß es gestern, daß Nachts zuvor mehrère Regimenter der hiesigen Besaßung nah der Nord- gränze abgeschickt worden seien. Das Evenement erklärt diese Angabe für unrichtig, seßt aber hinzu, daß die Regierung binnen kurzem cine Verstärkung der Besabungen im Elsaß beabsichtige, um alle Meuterciverfuche unterdrücken zu können.

Kinder seien eee Maß- |

| Großbritanien und Irland. London, 3. Zuli. | Im Oberhause fragte gestern Lord Brougham, ob Stritte | geschehen- seien, die ungarische Regierung anzuerkennen. La | Lansdowne antwortete, die Regierung hat keinen offiziellen L | sandten von Ungarn empfangen. Im Unterhause ver E | Herr d'Jsraeli, das Haus möge sich in einen Ausschuß n wandeln, um si{ch mit der Lage der Nation zu beschäf vi die innere und äußere Politik des Kabinets habe dicsel t ev \{limmsten Zustand gebraht. Der Kanzler der Sa Erbal- theidigte das Ministerium, dessen Bestrebungen übera

jedoch die Würde der Versammlung s{hüßen wollen. Ein Mitglied *