1881 / 104 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 May 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Bedürftige Kranke erhalten außer freier Behandlung au Freie Arznei.

Die Anmeldungen zur Aufnahme dringender Krankheits- fälle werden von den in der Anstalt wohnenden Assijtenz- Aerzten jederzeit entgegengenommen.

Diejenigen Kranken, welche eine unentgeltlihe Aufnahme nachsuchen wollen, haben sich zuvor bei dem Unterzeichneten Tchriftlih zu melden, Privatkranke können gegen Bezahlung der reglementsmäßigen Kurkosten aufgenommen werden, soweit es die Räumlichkeiten der Anstalt gestatten.

Berlin N., den 30. April 1881.

Der Direktor der chirurgischen Universitäts-Klinik B. von Langenbeck, Geheimer Ober-Medizinal-Rath und Professor, Roonstraße 3.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgeseßes vom 21. Dktober 1878.

Nachdem durch die Bekanntmachungen des Königlich preußischen Polizei-Präsidiums zu Berlin vom 8. Fanuar d. J., der Königlich bayerischen Kreisregierung in Regensburg vom 6. v. M., des Großherzoglich baviscen Landeskommissärs in Freiburg vom 2. v. M. und der Königlich sächsischen Kreishauptmannschast zu Dresden vom 13. v. M. (Reichs- Anzeiger Nr. 7, 83, 81 und 89), die Nummern resp. 1, 2 bis 11, 12 und 13 der in Neumünster- Zürich erscheinenden periodi- schen Druckschrift:

„Arbeiterstimme“ Wochenblatt für das arbeitende Volk in der Schweiz. ODffizielles Organ der sozial- demokratishen Partei der Schweiz und des Allgem. Gewerkfschastsbundes. Druck und Expedition der schweizerishen Vereinsbuchdruckerei, verboten worden sind, wird auf Grund des §. 12 des Ge- seßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozial- demokratie vom 21. Oktober 1878 die fernere Verbreitung pas Blattes „Arbeiterstimme“ im Reichsgebiete hierdurch ver- oten. Berlin, den 3. Mai 1881. Der Reichskanzler. Jn O

Die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft hat auf Grund von 8§. 11 des Reichsgeseßes gegen die gemein- gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Dk- tober 1878 die Druckschrift: 4 „Arbeiter-Liederbuh. Gedichte und Lieder frei- sinniger und besonders sozialdemokratischer Tendenz, von Herwegh, Freiligrath, Geib und Anderen.

Chicago, Verlag von G. A. Lönnecker, 98. Market- Straße.“

verboten. Dresden, den 2. Mai 1881. Königlich sächsishe Kreishauptmannschast, von Einsiedel.

BetanntimaGUngen,

betreffend Verbote und Beschränkungen der Ein- fuhr über die RNeichsgrenze.

Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Rindvieh aus Groß- britannien zu Zuchtzwecen.

Mit Bezug auf die Bekanntmachung vom 1. August 1879, betreffend Einfuhr von Rindvieh aus Großbritannien und Amerika, wird hierdurch verordnet, daß bei Rindvieh, welches auf dem Seewege aus Großbritannien zu Zuchtzwecken hier- selbst eingeführt oder durchgeführt wird, hinfort von der in obiger Belanntmachung vorgeschriebenen vierwöchentlichen thierärztlihen Beobachtung dann abzusehen ist, wenn die Her- kunft der Thiere aus Großbritannien durch ein zuverlässiges Urxrsprungsattest nahgewiesen wird, und dieselben bei der als- bald nah der Ankunft hierselbst vorzunehmenden amtlichen thierärztlihen Untersuhung (Bekanntmachung der Polizei- behörde vom 27. August 1873 wegen Beaufsichtigung der Viehmärkte und des Verkehrs mit Handelsvieh unter 6) von ansteckenden Krankheiten frei befunden werden. Der unter- suchende Thierarzt ist beauftragt worden, diese Gesundheits- besheinigung nicht zu ertheilen, sondern das Erforderliche we- gen der vierwöchentlihen Observation zu veranlassen, falls er begründeten Zweisel hegt, daß die Thiere zu Zuchtzwecken be- stimmt seien.

Gegeben in der Versammlung des Senats,

Hamburg, den 2. Mai 1881.

Personalveränderungen. Königlidy preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen undVerseßzungen. Jm aktiven Heere. Berlin, 21. April. Schmack, Hauptm. und Comp. Chef vom Invalidenhause zu Berlin, der Charakter als Major verlieben. Wodtke, Oberst-Lt. und Chef der Central- Abtheil. im Kriegs-Ministerium, vom 1, Juni cr. ab auf 4 Wocben zur Dienstleist. bei dem Inf. Regt. Nr. 20 kommandirt. von der Lanckten, Pr. Lt. vom 3, Garde-Regt. z. F. und kommandirt zur Dienstleist. als persönl. Adjut. bei des Prinzen Wilhelm von Preußen

30. April. von Holleuffer, Hauptm. und Battr. Cbef Feld-Art. Reat. Nr. 17, zur Dienstleist. als persönl. Adjut. Durcblaucbt dem Fürsten Reuß à. L. kommandirt.

Abschiecedöbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 96. April. Benne, Major a. D., zuleßt im Inf. Regt. Nr. 61, mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des gedachten Regts. zur Disp. gestellt. Kund, Hauptm. a. D., zuleßt Pr. Lt. von der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 37, die Erlaubniß

vom bei Sr.

zum Tragen der Landw. Armec-Unif. ertheilt. Herzoglich Braunschweigisches Kontingent.

25. April. Otto 1, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 92, zum überzähl. Major, Scholz, Pr. Lt. von dems. Regt., zum überzähl. Hauptmann, beide mit Patent vom heutigen Tage befördert. v. Specht, Major und Vats. Commandeur von dems. Regt., der Charakter als Oberst-Lt, Dr. Rose, Stabsarzt in dems). Regat., der Charakter als Ober-Stabtarzt verliehen.

Zn der Kaiserlichen Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Versetungen 2. Berlin, 6, Marz. Graf Schack v. Wittenau-Dandckelman, Kapitän zur See im Admiralstabe, mit der Wahrnehmung der Ge- icâfte des Direktors in der Admiralität beauftragt.

Königl. Hoheit, zum überzähl. Hauptm. befördert. Wiesbaden, |

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 4. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König unternahmen, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Wiesbaden, gestern mit Fhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden eine Spazierfahrt und besuhten Abends die Vorstellung im Theater. Zur Kaiser- lihen Tafel hatten die Generale von Bentheim, von Treskow, von Röder, von Schwarz, Oberst Thompson, Dompropst Hol- zer. u. A. Einladungen erhalten.

Die Familie Sr. Königlichen Hoheit des Landgrafen von Hessen wird heute zum Besuche erwartet.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Morgen den Besichtigungen der Bataillone des 3. Garde-Regiments z. F. und dem Exerciren verschiedener Truppentheile auf dem Tempelhofer Felde bei.

Demnächst begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit nah dem Herrenhause in die Sißung der Kommission zur Förderung der Landespferdezucht.

Nach der Rückkehr in das Palais nahm Höchstderselbe um 1 Uhr die Meldung des Majors Schmack vom Jnvaliden- hause entgegen. Um 31/2 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit den Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums, Grafen zu Stolberg-Wernigerode.

Gegen 5 Uhr stattete Se. Königliche Hoheit der Erbgroß- as L Oldenburg den Kronprinzlichen Herrschasten einen

euch ab.

Am Abend besuchten Fhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria die Wohlthätigkeits- a zum Besten der Bewohner von Chios im National- Theater.

Jn der am 3. d. M. abgehaltenen Sißung des Bundesraths theilte der Vorsißende, Staats-Minister von Boetticher zunächst mit, daß die bisherigen Großherzoglich badishen Bevollmächtigten, Ministerial - Präsidenten Stößer und Dr. Grimm aus der Versammlung ausgeschieden feien und daß dagegen von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden der Präsident des Großherzoglichen Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts Nokk zum Bevoll- mächtigten zum Bundesrathe ernannt worden sei. Seitens des Präsidenten des Reichs waren Mittheilungen eingegangen : a. von der unveränderten Annahme des Entwurfs eines Ge- seßes über die Küstenfrachtfahrt; b. von dem Beschlusse des Reichstags zu dem Antrage des Abgeordneten Dr. Virchow und Genossen wegen der Betheiligung Deutschlands an der Erforschung der Polargegenden.

Das Gesetz zu a. soll zur Allerhöchsten Dolequng, "VOV gelegt werden; die Resolution zu b. wurde den. Reichs: kanzler überwiesen. Ein Antrag Havtägz6s, ho«reffend die Zulassung cines Steuermanns zur Sdifforung Ung, wurde den: Il, und IV. Ausschuß, und ferner di&ie obg-!® dem II[. und IV, Aus\husse vorliegende Eingabe des bekar1des des Vereins der deutschen Tabakfabrxikanteß und Héjens, dot! Fand die Kone kurrenz der Tabakmanufaktur in Sti eris, Mecchträcgtidh ad dem Auss\cusse für Elsaß-Lothringen überwiéèn. Der vom Präsidium vorgelegte Entwurf einer Verordnung weg?n Errich- tung eines deutschen Volkswirthschaftsraths, über welchen der Ausschuß für Handel und Verkehr berichtete, gelangte mit einigen vom Ausschusse empfohlenen Abänderungen zur An- nahme. Die Zahl der Mitglieder des Volkswirthschafsraths wurde auf 125 festgeseßt.

Der Gesczentwurf wegen Aufnahme einer Anleihe von 12 485 664 M, für die Reichs-Eisenbahnen in Elsaß-Lothrin- gen erhielt nah dem Antrage des V. und VIl. Ausschusses die Genehmigung ; ebenso auf den Vortrag des 1. und V. Aus- schusses der Entwurf von Abänderungen und Ergänzungen des 8. 4 Absay 3 und des §. 5 Absay 7 des Bahnpolizei- Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands sowie der LWe- stimmungen über die Befähigung von Bahnpolizeibeamten und Lokomotivführern vom 12. Kuni 1878. Eine Eingabe, be- treffend die Verzollung von Waterklosetbecken hatte, wie von dem berihtenden Ausschusse festgestellt war, durch in- zwischen ergangene Verfügung der betheiligten Landesregie- rung ihre Erledigung gefunden.

Den Schluß bildeten die Wahl von Kommissarien zur Vertretung von Vorlagen im Reichstage, Mittheilungen über eingegangene auf Grund früherer Beschlüsse den betheiligten Ausschüssen überwiesene Eingaben und die Vorlegung der neuerdings eingelaufenen Petitionen, über deren geschäftliche Behandlung Bestimmung getroffen wurde.

Die Verhandlungen der am 2. Mai zusammengetre- tenen großen Landespferdezucht-Kommission wurden

| mit einer Ansprache des Staats-Ministers Dr. Lucius eröffnet,

in welcher derselbe auf die Wichtigkeit der stattsindenden Be- rathungen hinwies und dazu aufforderte, in rüchaltloser Weise die etwa vorhandenen Mängel zu fkritisiren. Manche der zur Diskussion stehenden Fragen würden stets kontrovers bleiben oder auch je nach den wchselnden Zeitbedürfnissen und Anschauungen verschieden zu beantworten sein. Da bei allen Mitgliedern nur das Bestreben vorwalten könne, die Landespferdezuht diesen für die Wehrkraft sowohl wie für die Landwirthschaft gleich wichtigen Produktionszweig zu heben und zu fördern, so könnten nur fruhtbringende Resultate aus diesen Berathungen hervorgehen. Wenn die Kommission auch kein votum decisivum, sondern nur ein votum consultativum habe, so werde doch ihr Urtheil maßgebend sein für die Anschauungen im Lande, und auch die Gestütsverwal- tung werde ihre Direktive daraus s{höpfen müssen. Ergäbe sih, daß in einem oder dem andern Landestheil die Gestüts- verwaltung nicht das leiste, was berehtigte Ansprüche fordern könnten, so werde er nicht die Folgerung hieraus ziehen, nun das Niveau der höher entwielten Landestheile herabzuseßen, sondern im Gegentheil anstreben, das Niveau anderwärts auf die gleihe Höhe zu heben. Die Kommission sei in analoger Weise wie die in den Jahren 1871, 75 und 76 gebildeten, aus gewählten und ernannten Mitgliedern aus Fachkreisen zusam- mengeseßt.

Die Diskussion über die (gestern mitgetheilte) Frage 1. Nr. 1 und 2 wurde eingeleitet durch ershöpfende Referate des Hrn, von Nathusius-Althaldensleben und des Grafen Lehn- dorff, welche in dem Antrag gipfelten, den Verkauf der Jähr- lingshengste und Stuten (Vollblut), der ersteren gänzlich, der leßteren größtentheils, zu empfehlen.

Nach einer mehrstündigen Diskussion wurden die sämmt- lihen Anträge, welhe den unbedingten oder bedingten,

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den ganzen oder theilweisen Verkauf der Vollblutjährlinge empfehlen, abgelehnt und dagegen beschlossen :

1) daß der Staat die Vollblutzuht in bisheriger Weise fortzuseßen habe, um die Landgestüte entspreh.end den Be- dürfnissen zu beseßten ;

2) daß der Staat auch ferner, je nachdem es zweckmäßiger erscheine, die Vollblutprodukte in eigener oder fremdec Anstalt träniren lassen möge;

3) daß der Staat \sich wie bisher an den Rennen be- theiligen solle, jedoh zu erwägen sei, wie in noch höherem Maße als bisher die von Staatspferden gewonnenen Renn- preise den anderen Bewerbern zu Gute geführt werden könnten.

Es werden nit stenographishe Berichte, wohl aber aus- führlihe Protokolle über diese interessanten Verhandlungen veröffentlicht werden.

Die Königlichen Eisenbahn-Direktionen sind von dem Minister der öffentlihen Arbeiten unterm 8. v M. ermähtigt worden, bei der Ausfertigung von Avonnementsfahrkarten für mehrere Schulkinder derselben Familie die nachbezeihneten ermäßigten Fahrpreise für jedes Kilometer der zu durchfahren- den Strecke zu erheben: für 2 Kinder (Geschwister) in 3. Kl. 2 Pf., in 2. Kl. 3 Pf., für 3 Kinder (Geschwister) in 3, Kl. 2,66 Pf., in 2. Kl. 4 Pf., S in 3. Kl. 3,33 Pf., in 2. Kl. 5 Pf., für 5 Kinder (Geschwister) in 3. Kl. 4 Pf., in 2. Kl. 6 Pf. Dabei ist für jeden Schul: tag (Sonn- und Festtage sowie die vom Schulvorstande zu bescheinigenden Ferienzeiten niht mitgerehnet) je eine Hin- und Rückfahrt der Berehnung zu Grunde zu legen. Sosern auf einzelne Strecken etwa noch günstigere Bedingungen be- stehen, fo sind dieselben einstweilen beizubehalten.

Nach einem Erkenntniß des Ober-Verwaltungsgerichts vom 9. Februar d. J. ist der Verkauf von Heilmitteln und bestimmten als Heilmittel anzusehenden Droguen sowie von chemishen Präparaten nur in Apotheken zulässig, während der Großhandel mit Arzneimitteln diesen Beschrän- kungen niht unterliegt. Die Wegnahme des Schildes, welches beim Publikum den Jrrthum hervorruft, ein Droguen- geschäft sei eine Apotheke, kann die Polizeibehörde erzwingen.

Der Disziplinarhof für nichtrihterliche Beamte trat heute zu einer Sißung zusammen. -

Der Nachtrag zu dem amtlihen Waarenver- zeichniß vom Jahre 1879 (Berlin, 1881, in Kommission fi R. von Deekers Verlag, Marquardt u. Schenck) is er-

ienen.

Der Gesandte der Schweizerischen Eidgenossenshast am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Oberst-Lieutenant Roth hat Ber- lin auf einige Tage verlassen und sich nach Bern begeben. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistisher Ge- schäststräger der Legations-Rath Dr. von Claparède.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 2. Mai. (Dr. J.) Heute ist der Sonderlandtag des Herzogthums Gotha zu- jammengetreten, um sich zunächst mit der Feststellung des Staats- und des Domänenkassenetats zu beschäftigen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 2. Mai. Die Prinzessin Gisela und der Prinz Leopold von Bayern sind gestern früh aus München in Wien angekommen.

Großbritannien und Jrland. London, 3. Mai. (W. T. B.) Jn ver heutigen Sißung des Unterhauses erwiderte der Unter-Staatssekretär Dilke dem Deputirten Guest: die Regierung kenne die Wichtigkeit Bizertas als Position recht wohl, es sei aber zweifelhaft, ob selbst die An- wendung bedeutender Kosten zur Baggerung des Sees Bizerta als Hafen werthvoll machen würde. Eine permanente Be- seßung von Bizerta von Seiten Frankreichs würde gänzlich außer dem Bereiche derjenigen Zwecke liegen, welche die französische Regierung dem Botschafter Lord Lyons als die Zwecke der Expedition bezeichnet habe. Mc' Cart hy kündigte an, daß er demnächst einen Antrag einbringen werde, in welchem ausgesprochen werden soll, daß die willkürlihe Verhaftung Dillons und die Proklamation des Vizekönigs be- züglih Dublins ein Mißbrauch der der Regierung durch das Ausnahmegeseß gewährten Gewalten und geeignet sei, Unzu- friedenheit zu erregen und die zu erwartenden günstigen Re- sultate der Landbill zu trüben.

Nach einer der Admiralität zugegangenen Depesche aus Montevideo ist die englische Korvette „Doterel“ am 26. April in der Magellan-Straße in die Luft geflogen. Der Kommandant und 10 andere Personen wurden gerettet. Die Ursache des Unglücksfalles ist niht bekannt.

4. Mai. (W. T. B.) Der Premier Gladstone ist von einem leihten Unwohlsein befallen. Die dur Explosion zu Grunde gegangene Korvette „Doterel“ verließ Chatham zu Anfang dieses Jahres, um zu dem Pacific-Geschwader zu stoßen. Die Zahl der durch die Katastrophe ums Leben ge- kommenen Personen wird auf mindestens 140 geshäßt. Der Untergang des Schiffes wird dem Explodiren der Pulver- kammer zugeschrieben.

Dublin, 3. Mai. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah wird am nächsten Sonntag unter dem Vorsiß des Erzbischofs Croke von Cashel ein großes Meeting der Wähler von Tipperary stattfinden, um gegen die Verhaftung Dillons Protest einzulegen. Parnell und andere Häupter der Liga würden, wie es heißt, an dem Meeting theilnehmen.

Frankreich. Paris, 2. Mai. (Fr. Corr.) Obwohl im Herbste allgemeine Wahlen zur Kammer bevorstehen, soll doch noch für den verstorbenen E. de Girardin eine Nach - wahl im 9. Arrondissement von Paris vorgenommen wer- den. Die Berufung der Wähler kann natürlih nicht lange hinausgeschoben werden. E

Die diesjährige Frühlingssession der General- räthe ist über alles Erwarten geräuschlos verlaufen. Man hatte sehr entschiedene und sogar stürmishe Kundgebungen zu Gunsten des bestehenden Wahlsystems und gegen das Listen- scrutinium prophezeit. Dieselben sind jedo offiziell gänzlich ausgeblieben. Nur in einigen wenigen Orten, wie in Dijon und Nancy, wurden „außerhalb der Session“ , also nur privatim, Wünsche zu Gunsten des Systems der Einzelwahlen geäußert.

Nachdem nun Biserta, der Hafen in der Nähe des Cap Blanco, von französishen Truppen besett und derselbe bereits benußt worden ist, um Truppen ans Land zu seßen, ist der Ring um das Gebiet der Krumirs vollständig geschlossen. Ver-

muthlih werden die in Biserta gelandeten Truppen auf der Straße zwischen den Binnenseen von Tindja und el Fschkel nah Mater vorgeschoben, um dann, weiter westlich vordringend zwischen der Division des Generals Logerot, we!cher sih auf Beja dirigirt, und den Tabarca gegenüber an der Küste gelandeten Truppen die Verbindung herzustellen. Am westlihen Rande des von den Krumirs bewohnten Plateaus sind die Operationen durch das eingetretene Regenwetter aufgehalten. General Delebeque, welcher die aus drei Brigaden bestehende Division komman- dirt, war am Dienstag ausgerückt. Die Brigade Ritter bildete seinen linken Flügel, Vincendon die Mitte, Galand die Rechte. Bei dieser Brigade befindet sich der Kom- mandirende der ganzen Expedition, General Forgemol. Von den drei Kolonnen traf die mittlere allein auf Widerstand. Die Krumirs, hinter Felsblöcken, Büschen 2c. ver)teckt, wurden nah hartnäcktigem Kampfe vertrieben. Der linke Flügel, der bis zu dem Landungscorps von Tabarca reiht, hatte keinen Feind gesehen, und General Ritter war im Begriff, seine Brigade zurückzuführen, als er vom Schlage gerührt wurde. Oberst Gerber hat einstweilen die Führung übernommen. Nicht viel mehr hatte die Brigade Galand zu thun gehabt, die sih überdies durch die Nähe der tunesishen Truppen unter Sidi Selim behindert fühlte. i

3. Mai. (W. T. ‘B.) Das Journal „Natio- nal“ bezeichnet die von der „Daily News“ und ande- ren Blättern veröffentlihten Friedensbedingungen für den Bey von Tunis als ungenau und erklärt, die französische Regierung beabsichtige keineswegs die Annexion von Tunis oder das Protektorat über Tunis. Die Regierung habe nur beschlossen, daß die französischen Truppen die er- oberten Positionen fo lange beseßt halten sollten, bis Frank- reih ausreichende Garantien erlangt habe, die es bereits seit längerer Zeit gefordert habe. Wie aus Tunis gemeldet wird, hat General Brem die Unterwerfung des Stammes der Duchtetas angenommen, werde aber sehr scharfe Be- dingungen stellen. Nach weiteren aus Tunis vorliegen- den Nachrichten sind mehrere Scheiks, welche den heiligen Krieg predigten, verhaftet und nah Tunis gebracht worden. Der Bey hat seine gewöhnliche Residenz, in welcher er sih nicht sicher genug glaubte, verlassen und sich nach dem Bardo begeben.

G Die Kommission der Münzkonferenz trat heute unter dem Vorsißze Vroliks zusammen. 17 Delegirte waren anwesend, darunter der englische Delegirte Trednautle. Nach dreistündiger Berathung nahm die Kommission den von den niederländishen Delegirten ausgearbeiteten vorläufigen Entwurf für die zu behandelnden Fragen an. Man kam überein, daß auch die beiden anderen von Cernuschi und Dona Horton vorbereiteten Entwürfe der Konferenz als Basis für die Berathung der Münzfragen vom wissenschaftlichen Stand- punkte aus vorgelegt werden sollen. Die Kommission be- austragte den Präsidenten Vrolik mit der Abfassung des Be- rihts und sprah den Wunsch aus, daß die nächste Versamm- lung der Konferenz sobald als möglich stattfinden möge.

Die Budgetkommission votirte sämmtliche von dem Minister des Auswärtigen geforderten Kredite. Die Regierung hat sich gegen das von Madier de Montjau beantragte Amendement, betreffend die Aufhebung der französischen Botschaft beim Vatikan, ausgesprochen. Die Kommission wird in dieser Angelegenheit morgen den Minister des Aus- wärtigen, Barthélemy St. Hilaire, hören.

Italien. Rom, 3. Mai. (W. T. B.) Jn der De pu- tirtenkammer richtete heute Rubini die Anfrage an die Regierung, ob es wahr sei, daß die französishen Truppen Bizerta beseßt haben. Der Minister des Jnnern Depretis bejahte die Anfrage und fügte hinzu, daß dieses Faftum das Verhalten und die Anschauung der Regierung nicht zu ändern

vermöge. Rubini glaubt, die Kammer werde von dieser Er- k.ärung Akt nehmen.

L “IVEAREIEES

Griechenland. Athen, 4. Mai. (W. T. B.) Der

Präsident der Nationalliga, Frearitis, welcher bei dem jüngst stattgehabten Meeting eine sehr heftige Rede hielt, ist seines Amtes als Professor an dec Universität enthoben worden.

Türkei. Konstantinopel, 3. Mai. (W. T. B.) Jn der in der leßten Nacht den Botschaftern übergebenen Ant- wort der Pforte auf die Kolleftivnote der Mächte vom 19. April wird erklärt, daß der Sultan die von den Großmächten vorgeschlagene Grenzlinie annehme und Alinizam Pascha, Ghazi Osman Pascha und Artin Effendi beauftragt habe, sich behufs Abschlusses der nöthigen Konvention den Botschaftern zur Verfügung zu stellen.

—- 3, Mai. Zum Mitglied der Kommission für den Abschluß der Grenzkonvention mit Griechenland ist niht Ghazi Osman Pascha, sondern Ghazi Mukhtar Pascha ernannt worden. Z E

Die „Agence Russe“ meldet ebenfalls , daß di: Pforte die von den Mächten in deren leßten Note vorgeschlagene Lösung der griehischen Frage einfah angenommen habe ; eine dem entsprehende Konvention werde an die Stelle des von der Berliner Konferenz unterzeihneten Aktes treten.

Aus Paris 3. Mai meldet „W. T. B.“ : Nachrichten aus Skutari zufolge hat Derw isch Pascha die Aufständischen bei Jpek vollständig geschlagen.

Philippopel, 30. April. Dem „Reulerschen Bureau“ wird von hier gemeldet: Die von der ostrumelishen Pro- vinzialversammlung in leßter Session angenommenen Geseßentwürfe sind dem Sultan zur Genehmigung unterbreitet worden, der elf Vorlagen seine Sanktion ge- währte und acht dieselbe versagte. Ueber drei andere Entwürfe steht der Entschluß noch aus. Die Pforte hat es abgelehnt, das Gese, welches den Elementarunterricht regelt, zu sanktioniren, weil dessen Verfügungen den Turnunterricht obligatorisch machen.

Kumänien. Bukaren, 4, Mai. (W. T. B) Das „Amtsblatt“ veröffentlicht das Programm für die Krönungs - feier. Dieselbe beginnt am 22. Mai und dauert 3 Tage. Die Behörden sowie die Truppen und alle Korporalionen nehmen an der Feier Theil. Sämmtliche Distrikte des Landes werden durch zahlreiche Delegationen vertreten sein. Die Mit-

lieder des diplomatischen Corps haben Einladungen erhalten.

ie Krone wird von den Präsidenten der beiden Kammern, nachdem sie von beiden Metropoliten geweiht ist, dem Könige übergeben. Die Krönungsakte wird von beiden Metropoliten, den Präsidenten der beiden Kammern, den Ministern, den Präsi- denten des Kassationshofes und zuleßt von dem Könige und der Königin unterzeihnet. Nach der Unterzeihnung der Krönungsakte begiebt sih der Krönungszug von der Metropole

nach dem Königlichen Palais, woselbst die Huldigung statt- findet. Am Abend wird die Stadt festlih illuminirt sein. Am 23. Mai findet der feierlihe Aufzug von Korporationen, Be- wohnern der Dobrudscha, Studenten, Mitgliedern der frem- den Kolonien statt. Am 24. Mai wird der König die Parade über die Armee abha!ten.

Die Nr. 20 des Amtsblatt des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 27. April 1881: Wahrnehmung des Postdienstbetriebes auf der Strecke Leipzig-Bitterfeld.

Nr. 13 des Cisenbahn-Verordnungs-Blatts, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessions-Urkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Cisenbahn von Goslar nach Grauhof und von Langel- stein nach Goslar durch die Braunschweigische Eisenbahn-Gesellschaft. Crlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 5. April 1881, betr. Beschränkung der Lieferfristen; vom 6. April 1881, betr. Fracht- berechnung für halbe Wagenladungen lebender Thiere; vom 8. April 1881, betr. Schüler-Abonnementsfahrkarten für Geschwister; vom 20. April 1881, betr. Beitritt der Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahnverwaltung zu dem Central-Wagen-Abrehnungsbureau; vom 23. April 1881, betr, Gültigkeit von Routenvorschriften auf Fracht- briefen bei Angabe bestimmter Zoll-Abfertigungsstellen; vom 25. April 1881, betr. die Effekten-Transportscheine; vom 25. April 1881, betr. die Vorprüfung der Anwärter sür den Bureau-, Stations- und Expeditionsdienst. Nachweisung derjenigen Kaiserlichen Ober-Post- Direktionen, mit welchen unmittelbarer Verkehr der Eisenbahnbehör- e Feststellung der Eisenbahnfahrpläne stattzufinden hat. Nach- richten.

Statistische Nachrichten.

Im Kaiserlichen statistischen Amte tritt am Montag, den 2. Mai, eine auf Grund des §. 41 der Dienstvorschriften vom 21. November 1879, betreffend die Statistik des Waarenverkehrs, zusammenberufene Kommission zur Schätzung der Einheitspreise der ein- zelnen Waarengattungen für die Waareneinfuhr und Ausfuhr des Jahres 1880 zusammen, die aus Sachverständigen der bedeutend- sten Handelsplätze des Zollgebiets besteht. Als Unterlage für ihre Arbeiten sind vom Statistischen Amte Gutachten der Handelskammern, Mittheilungen der Ein- und Ausfuhrwerthe in Hamburg und Bremen und andere statistische E beigeschaft worden.

Die amtliche Erhebung über die Zählung der Bevöl- ferung in Wien ist in allen Details beendigt und das Resultat jeßt veröffentlicht. Der umfangreichen Zusammenstellung entnehmen wir die nacstehenden Daten: Die Zahl der Häuser in Wien beläuft sich auf 12210, Hiervon waren am 31. Dezember 1880 12013 bewohnt, 197 unbewohnt. In sämmtlichen Häusern wohnten 141 190 Parteien und 705 402 Einwohner. Dem Geschlechte nach waren 332 246 männliche, und 373 156 weibliche Individuen; dauernd anwesend waren 692 139 Bewohner, zeitweilig abwesend 13263. In Wien sind von den Anwesenden heimathsberechbtigt: 116038 männliche, 133 315 weibliche Personen; nah Niederösterreichh 92 506 Personen, nah anderen österreichischen Ländern 275554, nach ungarischen Ländern 60632, nach den okfupirten Ländern 46, nach dem Aus- lande 27 311. Von den Einheimischen sind 8465 abwesend. Die Alterstabelle weist auf, daß 17 Personen im Alter von 90 Jahren stehen, 23 im Alter von 91, 10 im Alter von 92, 10 im Alter von 93, 5 im Alter von 94, 7 im Alter von 95, 4 im Alter von 96, 9 im Alter von 97, 2 im-Altex- von -98, 1 im-Alter von 99 und 1 Person im Alter von 100 Jahren. Die Ausweise über die Religion geben folgende Ziffern: 603084 Katholiken, 829 Altkatholiken, 663 unirte Griechen, 1385 nictunirte Griechen, 22 320 Augsburger, 9673 belvetisher Confession, 368 Anglikaner, 10 Mennoniten, 51 Uni- tarier, 72 543 Israeliten, 17 Mohamedaner, 120 verschiedene andere Confessionen, 1239 Confessionslose. Des Lesens und Schreibens fundig find 585 020 Personen, nur des Lesens kundig 2169 Männer, 7761 Frauen. Des Lesens und Schreibens unkundig (darunter natür- lich die Kinder) 48677 männliche, 61775 weibliche Individuen. Die Zahl der Kinder im Alter von unter ses Jahren beträgt 33 857. Non der in Wien lebenden, nah dem österreichischen Ländergebiete zuständigen Bevölkerung haben 592 295 die deutsche Sprache, 23 342 die böhmische, mährische und slowakische, 907 die polnische, 76 die rutbenisce, 210 die slovenische, 57 die serbokroatische, 486 die italie- nis-ladinische, 28 die rumänische, 12 die magyarische als ihre Um- gangssprache angegeben. Von den nicht nach Wien und Niederöster- reich zustäudigen Personen sind heimathsberectigt in Böhmen 131748, in Mäbren 83 284, in Galizien 15 170, in Sclesien 14903, in Ober- österrei 11 930, in Steiermark 78 220, in Tirol 2415, in Ungarn 58 344, in Kroatien 1997, in Fiume 79, in der Grenze 212. Von den Aus- ländern sind heimathsberechtigt: in Preußen 6636, in Sachsen 2015, in Bayern 5183, in Württemberg 1342, in den anderen deutschen Staaten 3487, in der Schweiz 1244, in Italien 1335, in Frankreich 937, in Spanien 18, in Portugal 6, in Belgien 95, in Holland 68, in Dänemark 140, in England 728, in Schweden 82, in Rußland 957, in Rumänien 801, in Serbien 238, in Bulgarien 7:!, in Mon tenegro 17, in der Türkei und Egypten 1112, in Griccbenland 106, aus Amerika 572, aus anderen Ländern 1118. -— Der Bescbäftigung

nad befinden \sich in Wien: Geistlihen Standes 596 männliche, 979 weiblide Personen; aktive Beamte 6004 männliche, 20 weib lide:; Militärbeamte 199 (das aktive Militär ift nicht ge zählt); Lebrpersonen 3024 männliche, 2790 weibliche ; Schrift steller und Redacteure 570 männlide, 25 weiblibe; Schau- \pieler, Musiker 2c. 1393 mänuliche, 739 weiblihe; Maler, Bild-

bauer 954 männliche, 53 weiblibe; Architekten 943 männliche, Ad- vokaten und Notare 766 männliche; höhere Sanitätspersonen 1371 mäanlicbe, 5 weibliche; niedere Sanitätspersonen 120 männliche, 870 weiblide; Amtsdiener 2762; Gensd'armerie, Sicberheits- und Finanz- wache 2175; Landwirthe 444 männlice, 133 weiblibe; Pächter 62 männlice, 4 weiblidez; Montanisten 42 männliche, 2 weibliche; Industrielle 25 212 männliche, 4855 weibliche; Handeltreibende 15 034 männliche, 4448 weibliche; Bankiers 473 männliche, 14 weibliche; Transporteure für Landtransport 1162 männliche, 116 weiblicbe; für Wasserfraht 22 männlihe; Rentiers 5939 männliche, 9460 weibliche; Pensionisten 3409 männliche, 5154 weibliche; Erziehungs- anstalten 50 männliche, 32 weibliche; Humanitätsanstalten 18 männliche, 19 weiblibe; unbekannten Erwerbs 1009 männliche, 180 weibliche ; zusammen 73 753 männliche, 31518 weibliche Personen, die einen selbständigen Erwerb haben; ferner als Hülfspersonen gewerblicher und gescäftlicher Etablissements 26 189 männliche, 2378 weibliche, als Arbeiter 114297 männlice, 49376 weibliche Personen. Die

Zahl der Hausdiener beläuft sib auf 16749 männliche und 75238 |

weibliche Personen. Schließlich is noch anzuführen, daß 516 Per- sonen, die auf beiden Augen blind find, 569 Taubstumme, 419 Irr- sinnige und 760 Blödsinnige in Wien leben. Die Zählung der nützlichen Hausthiere hat ergeben, daß 10954 Pferde, welche 3327 Besigern gehören, 4217 Stück Rindvich, hiervon 4187 Kühe, welche 354 Besitzern gebören und 686 Ziegen, die 344 Befißern gehören, 4 Maulesel, 2 Maulthiere und 5 Esel, 11 Schafe, 381 Schweine, 155 Bienenstöcke in Wien gehalten werden. L Aus Bayern, 25. April. Im Amtsblatt des Staats- Ministeriums des Innern wird eine Zusammenstellung des Sul- denstandes der sämmtlichen Stadt-, Markt- und Land- gemeinden des Königreichs na den Rechnungsabschlüsjen für das Iahr 1879 veröffentlicht. Die „Allg. Ztg.“ entnimmt derselben, daß der Schuldenzugang sämmtlicher Gemeinden im Jahre 1879 die Summe ven 16 745278 M 74 4 betrug, und nach Abzug der auf Schuldentilgung verwendeten Beträge, der Gesammtschulden}stand beim Rechnungsabschluß 1879 sib auf 116 227 676 K 80 4 beläuft, gegen 108 242 083 M 25 «S nach dem provisorischen und 109 723 106 M

62 S § nah dem definitiven Rechnungsabschluß pro 1878. An dem Schuldenzugang im Jahre 1879 ift Oberbavern am stärksten bethei- ligt, mit 8485082 Æ. 42 A, wovon wieder auf die unmittelbaren Städte dieses Kreises der Mehrbetrag, 7 274924 M 73 - entfällt. Eine Vergleihung der Rechnungsabschlüsse der leßten 10 Jahre er- giebt, daß der Gesammtschuldenstand der baverischen Kommunen in runden Summen betrug: 1869 44 385 000 Æ, 1870 - 6 747 000 Æ, 1871 50298 000 M, 1872 55481000 M, 1873 64266 000 Æ, 1874 71934000 Æ#, 1875 80354000 Æ, 1876 86581 000 M, 1877 99 997 000 MÆ, 1878 108 242 000 MÆ, 1879 116 227 000 MÆ.

Land- und Forstwirthschaft. Die 7. Berliner Mastyuiehaus stellung Uy heut er- öffnet worden. Für 2 Uhr Nachmittags hatte Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz Seinen Besuch angekündigt. Die chZury trat bereits kurz vor der Eröffnung zusammen.

Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende April c. 8801100 M 49%ige, 44305200 M 41/2%ige und 9 181 500 M. Ö5%/ige, zusammen 62287 800 M. Pfandbriefe aus- gegeben, wovon noch 8801 100 M. 4°/aige, 40 475 100 M. 41/2%ige und 7 945 200 M. ò °/aige, zusammen 57 221 400 M. Pfandbriefe ver- zinslih sind. Es find zugesichert, aber noch nit abgehoben 1 504 500 M, im Laufe des Monats April 1881 angemeldet 2 Grund- stücke mit einem Feuerversicherungswerth von 156 700 A.

Bei dem Hessish-Rheinishen Bergbau-Verein ist auf den 11. Mai eine Generalversammlung ausgeschrieben worden, in welcher Vorlagen der Direktion, betreffend neue Schachtanlagen fo- wie die Herstellung eines Anschlußgeleises an die Oberhessische Babn, zur Diskussion gelangen sollen.

Die Bank für Handel und Industrie in Darm- stadt hat, wie die „B. Börs.-Ztg.“ meldet, von der Stadt Darm- stadt cine 49% Anleihe im Betrage von 2 600 000 4. übernommen, von welcher ca. 2400000 F zur Rückzahlung älterer 45% Schulden bestimmt sind.

Glasgow, 3. Mat. (W. T. B) Die Verswhtffungen von Roheisen während der leßten Woche betrugen 13147 gegen 17 749 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

New: V 2 M Q 2D) Wetzen -BeL- \chiffungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nah England 149 000, do. nah dem Kon- tinent 120 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 80 000 Qrtrs.

Verkehrs-Anstalten.

Riga, 4. Mai. (W. T. B.) Das erste Schiff in diesem Jahre der englische Dampfer „Dalton“, von Swinemünde kommend i\t bier eingetroffen. Der Kapitän berichtet, er habe 15 deutsche Meilen westwärts von Domesnees noch Eis angetroffen, das sich bis Domesnees erstreckt habe; das Cis sei jedoch nicht sehr stark und fönne dur fräftige Dampfer forcirt werden. Der Rigaer Meer- busen ist eisfrei.

Verlin, 4, Mai 1881.

Berlin, im April 1881.

Die Central-Direktion der Monumenta Ger- manize hat ihre jährliche Plenarversammlung in den Tagen vom 21.—23. April hier abgehalten. Anwesend waren sämmt- liche Mitglieder mit Ausnahme des Hofrath Prof. Sickel in Wien, dem sein Gesundheitszustand auch dies Jahr die Reise nicht gestattete. E

Leider mußte der Rückblick auf das verflossene Fahr in vieler Beziehung ein trüber sein. Der Tod des hiesigen ordentlihen Mitgliedes Prof. K. W. Nißsh und des Mit- arbeiters der Abtheilung Secriptores Dr. Fohannes Heller, das andauernde Leiden des Hofraths Sickel, der Brand im Hause des Prof. Mommsen, Leiters der Abtheilung Auctores antiquissimi, sind Ereignisse, die uns {wer betroffen, auch die Arbeiten mannigfach gestört haben.

Um so mehr mag es als glücklih hervorgehoben werden, daß dieselben doch erhebliche Fortschritte machen konnten, eine Reihe bedeutender Publikationen vorliegt, andere in Angriff genommen worden sind.

Ausgegeben wurden im verflossenen Fahr:

von der Abtheilung Auctores antiquissimi :

1) Tomi IV. P. 2. Venantii Honori Clementiani Fortu- nati opera poetica, Recensuit et emendavit Fridericus Leo;

von der Abtheilung SZeriptores :

2) Tomus XXV.;

3) Eignhardi Vita Karoli Magni, H. Pertz recensuit G. Waitz;

von der Abtheilung Antiquitates :

4) Poectae Latini aevi Carolini, Dümmler, Tomi I. Pars prior; /

von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde :

5) Band VI. in 3 Heften.

Dazu kommt als von der Gesellschaft unterstüßt und theilweise aus ihren Sammlungen hergestellt :

6) Acta imperii inedita seculi XLII, Urkunden und Briefe zur Geschichte des Kaiserreichs und des Königsreichs Sicilien in den Jahren 1198 bis 1273, Herausgegeben von Eduard Winkelmann. S

Ueber die Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen ist Fol: gendes zu berichten: 4

Die der Auctores antiquissîmi ward dur den schon er- wähnten Brand im Hause ihres Leiters {wer betroffen. Die Sorge für andere ihm obliegende Arbeiten nöthigte Prof. Mommsen, die fast vollendete Ausgabe des Fordanis und die Bearbeitung der kleinen Chroniken zu unter- brehen; wie mehrere für jene benußte Handschriften, so sind au einige der für dieje gemachten Kollationen zer- stört oder beschädigt ; eine beabsichtigte Reise zum Besuch eng- lischer Bibliotheken mußte aufgeshoben werden. Doch steht die Vollendung des Jordanis im Lauf des Jahres mit Sicher- heit zu erwarten. An die bereits ausgegebene Bearbeitung von Fortunats Gedichten, die aus zahlreichen Handschrifren zuerst einen zuverlässigen Text festgestellt und sorgfältige Nach- weise über Sprache und Metrik des Autors gegeben hat, wer- den sih die prosaishen Werke anschließen, mit denen auch die allgemeinen Sachregister verbunden werden sollen. Be- gonnen hat der Dru des Avitus von Dr. Peiper in Breslau, des Symmachus von Dr. Seeck in Berlin; in naher Aussicht steht er beim Ausonius, den Prof. Schenkl in Wien bearbeitet. Für den Sidonius hat Dr. Lütjohann die Handschriften eng- lischer Bibliotheken, für den Ennodius Dr. Vogel die in Rom benußt. E, j ,

Die Abtheilung Scriptores, die von dem Vorsitßenden der Centraldirektion Geheimen Regierungs-Rath Waih geleitet wird, hat einen s{hweren Verlust durch den Tod des Þr. Heller erlitten, der in dem Augenblick der Wissenschast entrissen ward, als der 25

Editio quarta, Post G,

Resensuit FErnestus

Band der Scriptores, zu dem er zahlreiche