1881 / 133 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Jun 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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würden? Redner bemängelte \{hließlich die Art der Zusammen- se ns des leßteren und kam zu dem Schlusse, daß der- selbe den Charakter eines Nebenparlaments annehmen werde, seine Gutachten lediglich den Wünschen der Ressort-Minister accomodiren werde. Der Abg. Frhr. von Schorlemer (Alst) theilte diese Befürchtungen um \#\o weniger, als der Volkswirthschaftsrath ja nicht durch Gesetz, sondern durch Verordnung geschaffen werden folle. Er befürwortete die Kreirung einer solhen Körperschaft, damit Landwirthschaft und Handwerk eine bessere Vertretung ihrer Interessen erlangten, als bisher. Der Abg. von Bennigsen wies darauf hin, daß die wirthschaftlihen Jnterefssen- gruppen, insbesondere die Landwirthschaft vollkommen aus- reihend im Reichstage vertreten seien, so daß es dazu einer besonderen Körperschaft niht bedürfe. Ueberdies habe der Reichstag den Vorzug, daß er als politisher Körper einen Ausgleich der verschiedenen Jnteressen viel leichter finden werde als eine Körperschaft, deren Mitglieder ausscließlich den Zwet haben, bestimmte wirthschastlihe Jnteressen zu ver- treten. Hierzu komme, daß auch die beste Zusammenseßung des Volkswirthschaftsrathes nicht geeignet sei, in technischen Fragen ein maßgebendes Urtheil zu ermöglihen. Unter den 125 Mitgliedern würden immer höchstens 25 fein, welche sür eine bestimmte Frage so sachverständig seien, daß ihr Ur- theil Anspruch auf Berücksichtigung habe ; bei der Abstimmung würde also die große Majorität eine maßgebende Sachkennt- niß nicht befißen. Viel besser sei es deshalb, die Regierung berufe zu ihrer Jnformation von Fall zu Fall geeignete Sach- verständige. Der Reichstag werde gern bereit sein, hierzu die erforderlichen Mittel zu bewilligen.

Bei Schluß des Blattes ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats-Minister von Boetticher das Wort.

__— Die ihrem Jnhalte nah bereits vor einigen Tagen mitgetheilte Verfügung über die Aenderung des russischen Einfuhrzolls auf Jute und Jutefabrikate hat fol- genden Wortlaut:

Laut des am 12. Mai 1881 Allerhöchst bestätigten und ur Ausführung befohlenen Gutachtens des Reichsraths ist olgendes beschlossen worden :

a, Von Jute, welhe in Gemäßheit des Art. 24 pet. 2 des Zolltarifs zur zollfreien Einfuhr gestattet worden, soll in Zukunft ein Zoll von 40 Kop. pro Pud erhoben werden.

b, Der Art. 195 des Zolltarifs soll wie folgt lauten: „Jute- und Leinwandsäcke, sowie grobe Sack- und Verpackungs- gewebe aus Jute vom Pud 2 Rubel.“

Anmerkung: Fußteppiche (Läufer) aus Fute-, Manilla- hanf und dergleichen Stoffen werden bei der Einfuhr laut dem Urt. 195 mit Zuschlag von 50 Proz. zu dem dur diesen Artikel festgeseßten Zoll verzollt.

Die oben gedahten neuen Zölle sollen vom 1. Juni (a. St.) 1881 ab in Kraft treten ohne A des durch das am 16. Dezember 1880 allerhöhst bestätigte Gutachten des Reichsraths festgeseßten 10 prozentigen Zollzuschlags.

Die Bestimmung des Allgemeinen Landrechts, §. 230, Th. 1I., Tit. 2, daß zur Entlassung einer Tochter aus der väterlichen Gewalt eine ausdrüdlihe Erklärung des Vaters erforderlich ist, findet, nah einem Erkenntniß des Reichsgerichts, I. Hülfssenats, vom 6. Mai d. J., nur auf großjährige, nit aber auf minderjährige Töhter Anwendung. Diese scheiden nur dur Heirath aus der ‘väterlihen Gewalt. Die ausdrückliche Entla}sungserklärung des Vaters gegen seine minderjährige Tochter ist demna wirkungslos und übt ins- besondere keine Wirkung auf den später eintretenden Zeit- punkt der Großjährigkeit aus. Andererseits genügt zur Ent- lassung einer großjährigen Tochter aus der väterlichen Ge- walt die ausdrüdlihe Erklärung des Vaters, ohne daß dabei

die Beobachtung einer bestimmten Form der Erklärung er- forderlich ist.

Der General - Feldmarschall Graf von Moltke, Chef des Generalstabes der Armee, welcher sich Ende vorigen Monats nah Creisau bei Schweidniß begeben hatte, ift auf einige Tage zu den Reichstagssißungen hier wieder eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 9. Juni. (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin mit der Prin- zessin Victoria und dem Prinzen Ludwig haben \sih Ne Das u erum, Eee nach der Jnsel

ainau begeben. Der Erbgroßherzog ist Nachmittags nah Potsdam zurückgereist. S fa E Y

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 8, Juni. (Dr. J.) Der Großherzog hat sih gestern für einige Tage nah Jena begeben und wohnte dort der Generalversammlung des thüringishen Fischereivereins bei. Aus den Ver- handlungen derselben geht hervor, daß die Pflege der Fisch- zucht in recht gedeihlicher Weise betrieben wird. Der Verein ist erst seit kurzer Zeit thätig, doch mat seine Wirksamkeit ih bereits bestens geltend.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 8. Juni. (Els.- Lothr. Ztg.) Jm Bezirk Ober-Elsaß sind ere Moe Elsaß - Lothringen gebürtige Beamte angestellt : a, Verwaltung des Jnnern: Von 7 Regierungs-Räthen 1 El- saß-Lothringer, von 10 Regierungssekretariatsbeamten 1, von 7 Anwärtern für den Sekretariatsdienst 4, von 6 Regie- rungsfanzlisten- 1, von 4 Kanzleidienern 1, von 2 Hülfs- boten 2, von 6 Kreiskanzlisten 3, von 6 Kreisboten 4, von 5 Kreisärzten 4, von 6 Kreisthierärzten 5, von 3 Po- lizeisekretariatsbeamten 1, von 2 Polizeidirektionskanzlisten 1, von 58 Schußmännern 13, von 69 Gefängnißaufsehern 33, von 2 Hülfsaufsehern 2, von 4 Gefängnißausseherinnen 3, von 6 Gefängnißhülfsaufseherinnen 2, von 3 Gefängnißärzten 1, von 9 Gefsängnißgeistlihen 9, von 5 Gesängniß- lehrern 4, von 6 Bauschreibern 2, von 35 Wegemeistern 9, von 5 tehnishen Assistenten und Bauführern 1, von 4 Wiesenbaumeistern 1, von 1 Kanalaufseher 1, von 8 Kulturhülfsbeamten 3, von 2 Eihmeistern 1, von 17 Se- minar- und Präparandenanstaltslehrern 6, von 2 Seminar- MUBUnER 1, von 1 Seminarökonomen 1. b, Forstabthei- ung: von 3 Sekretariatsbeamten 1, von 1 Kanzleibeamten 1, von 1 Hülfsboten 1, von 40 E Förstern 30, von 4 Corr nalitaut, ehern 2, von 9 Forstwegeaufsehern 9, c. Verwaltung er direkten Steuern: von 50 Steuerempfängern 11, von 9 Anwärtern für den Steuerempfangs- und Sekretariatsdienst Es Steuerboten und Hülfssteuerboten 10, von 2 Kassen- Wir {ließen hieran vie folgende Haupt-Zusammenstellung : Von 5656 Beamten der Seri aae aita t Doma E L Ot tober vorigen Jahres 1565 Elsaß: Lothringer, genau 27,67 Proz.

auf 118 Beamte des Ministeriums und des Statthalter- E a auf 1767 Beamte in der Verwal- tung des Jnnern, Kultus und Unterricht Ministe- rial-Abtheilung 1. . .. auf 641 Beamte der Justizverwal- tung Ministerial-Ab- Bea auf 2437 Beamte der Verwaltung der Finanzen und Do- mänen Ministerial- Abtheilung M... auf 693 Beamte kder Verwaltung für Gewerbe, Landwirth- {hast und öffentliche Ar- beiten Ministerial-Ab- tbellung M...» 364 _

i _ Zusammen . . 1565 Elsaß-Lothringer. __ Die genaue Ziffer der gegen wärtig Seitens der General- Direktion der Reichs:Eisenbahnen angestellten Elsaß-Lothringer werden wir demnächst nahtragen. Einstweilen möge genügen, daß seit dem lezten Nachweise vom 31. Dezember 1877 die Zahl bedeutend zugenommen hat, da neben civilversorgungsbere{- tigten Militärpersonen auss{ließlih nur noh Landeseingeborene zur Einstellung gelangt sind. Nach dem Status vom 31. Dezem- ber 1877 waren beschästigt in der Betriebsverwaltung: a. Von 4712 Beamten und Hülfsbeamten 1507 Elsaß-Lothringer, b. von 5585 ständigen Arbeitern 3003, und c. von 596 Frauen 408 Elsaß-Lothringer, zusammen von 10 893 Angestellten 4918 Landeseingeborene. Jn der Bauverwaltung a. von 175 Be- amten und Hülfsbeamten deren 8, b. von 131 Arbeitern 87, zusammen von 306 Angestellten 95 Elsaß: Lothringer. Jm Ganzen von 11 199 Angestellten der Reichs-Eisenbahnen 5013 Elsaß-Lothringer.

8 Elsaß-Lothringer,

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Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. Juni. (W. T. B.) Das „Armee-Verordnungsblatt“ publizirt eine Cir- kularverordnung, nah welcher der Kaiser mittels Entschließung vom 8. Mai d. J. die Einführung von 12-, 15- und 18:Centimeter-Belagerungsgeshüßen aus Stahl- bronze genehmigt hat.

„D Das Reichs-Geseßblatt veröffentliht das Geseß vom 7. Juni 1881, betreffend die Feststellung der Grundsteue'r- Hauptsumme, die für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder vom 1. Januar 1881 ab auf die Dauer von 15 Jahren mit siebenunddreißig Millionen fünf- hunderttausend Gulden festgeseßt ist.

10. Zuni. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ publizirt das Budget und das N pro 1881.

Prag, 9. Juni. (Pr. Ztg.) Gestern kurz vor 81/4 Uhr Abends verließ der Kronprinz die Hofburg, um die Fllumination der Stadt Prag fu besichtigen. Dem offenen Hoswagen, in welchem Sr. Kaiserlichen Hoheit der Oberst-Hofmeister Graf Bombelles zur Seite saß, fuhren im ersten Wagen der Bürger- meister Skramlik, im zweiten Wagen der Statthalter Baron Weber voran. Fm viezten Wagen befanden si die beiden Ad- jutanten des Krönprinzen { im fünsten Wagen A Se. Eminenz der Kardinal-Erzbishof Fürst zu Schwarzenberg. Jm ersten Burghofe und vor der Burg hatte das Publikum ein dichtes Spalier gebildet ; begeisterte Hoch- und Slavarufe erschollen, als Se. Kaiserliche Hoheit den Wagen bestieg, und begleiteten den Kronprinzen auf der ganzen Fahrt. Höchstderselbe fuhr durch die Spornergasse über den Kleinseitner Ning, durch die Brüen- gasse über die Karlsbrüce, durch die große und kleine Karlsgasse, über den Altstädter Ring, dort um die Marienstatue herum, sodann durch die Zeltnergasse und den Pulverthurm, über den Graben auf den Wenzelsplaß bis zur Heinrichsgasse, weiter wieder den Wenzelsplaß hinab durch die Obstgasse und die Ferdinandsstraße über den Quai und die Karlsbrücke dur die Spornergasse zurück und langte gegen 91/4 Uhr wieder in der Hofburg an. Se. Kaiserliche Hoheit äußerte sih höchst anerkennend über die Schönheit der Zllumination

Großbritannien und Jrland. London, 9. Juni. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des L N er- klärte auf eine Anfrage Churchills der Staatssekretär des Jnnern, Harcourt: die Meldungen der Zeitungen über die Vorgänge in Skull, Sfkibberen und Bally- debole seien übertrieben, seit gestern sei an diesen Orten über- haupt nichts Ernstes vorgekommen. Jm Fortgange der Sißung wurde mit 77 gegen 49 Stimmen ein An- trag Monk s angenommen, in welhem das Bedauern des Hauses über den reaktionären Charakter des neuen französishen Zolltarifs ausgesprochen und erklärt wird, daß fein Handelsvertrag mit Frank- reih befriedigen könne, der niht durch weitere Ermäßigung der Zölle auf die Entwickelung der Handelsbeziehungen beider Länder abziele. Bei der Berathung des Monkschen Antrags erklärte der Unter-Staatssekretär Dilke: er bedauere, das Haus unter den obwaltenden Umständen auffordern zu müssen, den Monkschen Antrag niht anzunehmen; er billige den Wortlaut des Antrags fast vollständig, aber die Unterhand- lungen mit Frankreich seien doch jeßt im Gange. Falls die Unterhandlungen eine billige Ausficht auf Erfolg bieten sollten, werde es nöthig sein, die provisorishe Verlängerung des alten Handelsvertrags zu verlangen. _ Liverpool, 10. Juni. (W. T. B.) Heute Morgen ist man einem Versuche, das hiesige Rathhaus mittelst Schießpulver in die Luft zu sprengen, e die Spur ge- kommen. Einer der Eingänge des Gebäudes ist beschädigt. Zwei Personen, die mit Revolvern bewaffnet waren, wurden E. ork, 10. Juni. (W. T. B.) Jn Folge einer auf der Rennbahn entstandenen Störung der ee Ruhe e gro hier ein bis in die Nacht hinein dauernder St raßen- ampf zwischen der olizei und einer großen Volksmenge statt. Auf beiden Seiten sind viele Sersonen

verwundet; eine große Anzahl von Personen i E g zah Personen is verhaftet

Frankreih. Paris, 9. Juni, (W. T. B.) Der Senat berieth heute den von Bardcux beantragten, M der Deputirtenkammer genehmigten Geseßentwurf, betreffend die Li stenwahl. Millaud und e Ie befürworteten die Listenwahl, Jouin und Waddington sprachen si gegen die-

Davon entfielen :

selbe aus. Das Ministerium enthielt \sich jeder teinungs-

148 gegen 114 Stimmen, auf die Einzelbcrathung der Arti des Geseßentwurfs nit einzugehen. G m A Ge S E LeaEe der Ae te go Ser eine ; entarkreditforderung von 14 Millio die Es nas Ls S E 10. Juni. (W. T. B.) Die Morgenzeitun besprehen den gestrigen Beschluß des Sen Cts, betreffent, den Gesegßentwurf über die Listenwahl. Die „République française“ räumt die Niederlage, welhe ihre Partei er- litten habe, ein, stellt einen Vergleih zwischen dem 9. Juni und dem 16. Mai an und erklärt: die Beziehungen zwischen den beiden parlamentarishen Versammlungen begännen eigen- thümlich gespannte zu werden. Die allgemeinen Wahlen, welchen eine lebhafte Agitation vorhergehe, würden gegen den Senat aus- fallen, wenn sie dem Listenskrutinium günstig seien. Das genannte Organ sagt weiter: Wir sind niht entmuthigt und treten wie- der in die Freiheit der Aktion ein, von welcher wir Gebrau zu machen wissen werden. Die Blätter der gemäßigten Fraktionen erklären, daß die Frage an ihren natürlichen Riche ter, den Wahlkörper, zurückverwiesen sei. Die Blätter der A und Monarchisten behaupten, die gestrige Ab- timmung des Senats mache der Diktatur Gambettas ein Ende. Aus Tun js wird unter dem 10. d. M. gemeldet: Dex französische Generalkonsul Roustan hat dem Be sein Beglaubigun gsschreiben als französisher Minister: resident in Tunis überreiht. Der Bey hat ein Dekret unter- zeichnet, durch welches Roustan mit der Wahrnehmung aller Beziehungen zwischen der tunesishen Regierung und den Ver- tretern fremder Mächte in Tunis beauftragt wird.

Spanien. Madrid, 9. Juni. (W. T. B.) Unte dem Vorsiße des Königs fand heute eine Mntertat statt, in welchem beschlossen wurde, daß das Dekret über die Auslösung der Cortes zwischen dem 20. und 2. d. publizirt werden solle. Ein weiteres Dekret wird dann den

Termin für die Neuwahlen und die Ei Kammern festseyen. h ie Einberufung der neuen

Türkei, Konstantinopel, 10. Juni. (W. T. B Der neue englische Botschafter, Lord Dufferin, trifffl erst am nächsten Mittwoch hier ein. Bezüglich der Regelung der Südostgrenze Montenegros verlautet: die Pforte sei geneigt, die Podgorißa beherrshende Position an Montenegro abzutreten, lehne aber eine weitere Gebiets- abtretung am Skutari-See ab. Der türkishe Delegirte für

die Grenzregulirung, Bedry Bey, begi i An g g y Bey, begiebt sich morgen nah

Numänien. Bukarest, 9. Juni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat die s einer P wirthschaftlihen Kreditanstalt in Erwägung genom- men. Der frühere Minister-Präsident Joan Bratiano

hat aus Gesundheitsrücsichten sein Mandat als Senatsmitglied niedergelegt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 10. Juni (W. T. B.) Die „Agence Russe“ bemerkt bezügli der Kommission zur Berathung der Frage wegen des Los- kaufens der Bauern: die Zusammenseßung derselben aus 3 Ministern und 12 Vertretern der Zemstwo beweise, daß die Regierung ih in 9er oge keineswegs die Majorität habe bewahren wollen. Privattelegrammen zufolge hätten in Charkow Ruhrstörungen stattgefunden; eine Bestätigung u t bor wes bis Äehrerca S niht eingetroffen. ijt dagegen, daß in mehreren Städten der Provin Feuersbrünste stattgefunden haben. Mt

Schweden und Norwegen. Christiania, 4. Juni (4 , A L (Hamb. Corr.) Das Storthing hat beschlossen, an Stelle der bestehenden, die politishe Wahlberechtigung betref- O, Bestimmungen des Grundgeseßes die folgenden eben : Wakhlberetigt ist jeder norwegische Bürger, welcher das fünf- undzwanzigste Jahr zurückgelegt hat, im Baue seit fünf E sässig ist, und entweder 1) Beamter ist oder gewesen ist ; 2) auf dem Lande registrirten Grund besißt, oder solchen auf längere Zeit als fünf Jahre gepachtet, oder auch während fünf na einander folgen- den Jahren bewirthshaftet hat und noch damit fortfährt; 3) in Fin- marken während fünf Jahren „Privilegirter“ (Besitzer von Län- dereien, deren Grund und Boden der Krone gehört) gewesen und noch ist; 4) Bürger einer Stadt is oder in solcher oder einem Flecken ein Haus im Werthe von wenigstens 600 Kr. besißt; 5) für das leßte Jahr direkte Steuer an den Staat oder die Kommune nach tarirtem Einkommen von wenigstens 500 Kr. auf dem Lande und 800 Kr. in Städten oder Flecken bezahlt hat, zur Zeit der Wahl während eines Jahres festen Wohnsiß in dem Wahlkreise ge- habt hat und nicht niedere Dienste im Haushalte eines Anderen ver- richtet. Der leyte Punkt (5) ist der neue Zusaß im Grundgese betreffend die politishe Wahlberehtigung. Derselbe A daher dem Könige zur Genehmigung vorgelegt werden.

Dänemark. Kopenhager, 4. Juni. amb. Corr. Das Folkething hat heute in dritter M Budact im Großen und Ganzen in der Fassung angenommen, die es von d.m Thinge vor seiner Auflösung in dritter Lesung er- halten hatte. Die einzige bemerkenswerthe Aenderung is} be- treffs der Theuerungszulage vorgenommen worden. Das auf- gelöste Folkething hatte nämlih die Theuerungsvorlage voll- ständig abgelehnt, da weder der Regierungsantrag, die Zu- lage für Gehalte bis zu 4400 Kr., noch der Antrag der Radi- falen, dieselbe für solhe bis zu 2500 Kr. zu gewähren, die Majorität erhielt. Dieses Mal stimmten auch die Moderaten für den radikalen Antrag, jedoh bemerkte der Führer der- selben, Graf Holstein-Ledreborg, {hon bei der zweiten Lesung, daß die Partei gleich wie vor der Auflösung gegen jegliche Auflösung stimmen werde, falls der jeßt vom Folkething gesazte Beschluß vom Landsthing verworfen werde. Es fragt ih zunächst, wie das Landsthing, das am kommenden Donnerstag in die Berathung des Budgets eintritt, sich zu den Beschlüssen des Folkethings stellen wird. Das Landsthing wird ohne Zweifel sehr rasch die Budgetberathung erledigen, so daß der gemeinsame Budgetausshuß schon in nähster Woche zum. Zwecke einer Verständigung zwischen beiden Things und zwischen leßteren und der Regierung zusammentreten wird. Die diesbezüglichen Verhandlungen werden entscheidend sein ; der Schwerpunkt der diesmaligen Budgetberathung liegt somit im gemeinsamen Aus\{huß. Der Standpunkt der Regierung ist bekannt: die Regierung wird, dazan is niht zu zweifeln, abermals zur Auflösung der Folkethings schreiten, falls die beiden Things sich niht unter einander verständigen, d. h. wenn nicht die oppositionelle Majorität des Folkethings in den wichtigsten Differenzpunkten na{hgiebt, denn das Landsthing wird s{hwerlich zu Vereinbarungen die Hand bieten, die der

äußerung. Der Senat beschloß in geheimer Abstimmung mit

Regierung nicht genehm sind.

Neichstags - Angelegenheiten.

Anlagen zum Handelsvertrage zwischen Deutschland und Oesterreich. Anlage A.

Erleichterungen im Grenzverkehr.

1) Auf Landgütern oder Grundbesißungen, welche von der Zoll- grenze der beiderseitigen Gebietstheile durch\chnitten sind, dürfen das dazugehörige Wirthschaftsvieh und Wirthschaftsgeräthe, die Aussaat zum dortigen Feldbau, dann die auf denselben gewonnenen Erzeugnisse des Ackerbaues und der Viehzucht bei der Beförderung von den Orten ihrer Hervorbringung nach den zu ihrer Verwahrung bestimmten Ge- bäuden und Räumen von einem Zollgebiete auf das andere an den dur die Verwendung oder Bestimmung im Wirthschaftsbetriebe an- gezeigten natürlichen Uebergangspunkten zollfrei gebracht werden.

9) Die Grenzbewohner, welche im jenseitigen Grenzbezirke eigene oder gepachtete Aecker und Wiesen zu bestellen, oder dort, jedo in der Nähe ihres Wohnortes, sonst eine Feldarbeit zu verrichten haben, genießen Zollfreiheit in Betreff der Aussaat zum Anbau der erwähn- ten Grundstücke und der von denselben weggeführten Fehsung an Feldfrüchten und Getreide in Garben, dann in Betreff des Arbeits- viehes und der Arbeitsgeräthschaften für die landwirthschaftlichen Verrichtungen.

Nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse und der zu verrihten- den Arbeiten kann der Grenzübertriti auch auf Nebenwegen unter Beobachtung der diesfalls zu bestimmenden Vorsichtsmaßregeln dann geschehen, wenn die Rückkehr noch an demselben Tage erfolgt.

3) Die nachbenannten Gegenstände dürfen im gegenseitigen Ver- fehr der Grenzbezirke, wo die örtlichen Verhältnisse dies wÜünschens- werth und zulässig erscheinen lassen, unter dienlichen Vorsichten au auf Nebenwegen zollfrei ein- oder austreten : S

Ausgelaugte oder Auswurfsasche zum Düngen, Bausand (ge- meiner) und Kieselsteine; Bäume, Sträucher und andere lebende Pflanzen oder Gewächse zum Verpflanzen, sowie au eingeseßt in Töpfe oder Kübel, insoweit die allgemeinen Bestimmungen zur Verhinderung der Einschleppung schädliher Insekten nicht entgegenstehen; Besen von Weiden, Birken und dergleichen ; Bienenstöcke mit lebenden Bienen; Dünger, thierischer; Feuer- \{chwamm, roher; Flachs und Hanf in Wurzeln ; Gras ; Moos; Binsen; Futterkräuter; Waldstreu; Heu, Stroh und Häker- ling; Milh; Schmirgel und Trippel in Stücken; Thon und Töpfererde, gemeine; Torf und Moorerde. :

4) Vieh, das auf Weiden getrieben wird oder von denselben zu- rückfkehrt, ebenso Vieh, welches zur Stallfütterung ein- oder ausgeführt wird, kann, wenn die Identität sichergestellt ist, zollfrei über die Zoll- linie ein- und austreten. Auch die Erzeugnisse von solhem Vieh, als: Milch, Butter, Käse, Wolle, und das in der Zwischenzeit zuge- wacsene junge Vieh dürfen in einer der Stückzahl des Viehes und der Weidezeit angemessenen Menge zollfrei zurückgeführt werden.

Soweit die örtlichen Verhältnisse es erfordern, ist die Ueber- \{reitung der Grenze auf Nebenwegen unter Beobachtung der dies- falls zu bestimmenden lokalen Vorsichtsmaßregeln auch dann zulässig, ane es sich um eine längere Weidezeit im jenseitigen Grenzbezirke

andelt.

5) Die beiderseitigen Grenzbewohner sind, wenn sie Getreide, Del- samen, Hanf, Lein, Holz, Lohe und andere dergleichen landwirthschaftliche Gegenstände zum Vermahlen, Stampfen, Schneiden, Reiben u. st. w. auf Mühlen in den jenseitigen Grenzbezirk bringen und im verarbei- teten Zustande wieder zurückführen, von jeder Zollabgabe befreit. _

Âuch wird hierbei gestattet, Ausnahmen von dem regelmäßigen Zollverfahren, wenn berücksihtigungswerthe örtliche Verhältnisse dafür Iprechen, unter Substituirung anderer, den Umständen angemessener Modalitäten zum Scbuße gegen Zollumgehungen zu bewilligen. Die Mengen der Erzeugnisse, welche an Stelle der Rohstoffe wieder ein- gebracht werden dürfen, beziehungsweise wieder ausgeführt werden müssen, sind nah Erforderniß von den beiderseitigen Zollverwaltungen einvernehmlicch angemessen festzuseßen. Í

6) Die gegenseitige Zollfreiheit soll si ferner erstrecken auf alle Säcke und Gefäße, worin landwirthschaftliche Erzeugnisse, als z. B. Getreide und andere Feldfrüchte, Gips, Kalk, Getränke oder Flüssig- feiten anderer Gattung und sonst im Grenzverkehr vorkommende Gegenstände, in das Nachbarland gebracht werden und die von dort leer auf dem nämlichen Wege wieder zurügelangen. S

7) Die bestehenden Erleichterungen in dem Verkehr zwischen den Bewohnern der beiderseitigen Grenzbezirke in Bezug auf Gegenstände ibres eigenen Bedarfs zur Reparatur oder font einer handwerks- mäßigen Bearbeitung, welcher die häusliche Lohnarbeit gleich zu halten ist, werden aufrecht erhalten. |

8) Bei den bestehenden sonstigen Erleichterungen, Förmlichkeiten und Kontrolen im Grenzverkehr behält es sein Bewenden.

(Schluß in der Ersten Beilage.)

Dem Reichstage ist die am 30. Mai 1881 zu Berlin unter- zeichnete Uebereinkunft zwischen Deutschland und Bel- gien wegen weiterer Regelung der gegenseitigen Handelsbeziehungen zur verfassungsmäßigen Beschlußnahme vorgelegt worden. Die Ueber- einkunft lautet in der deutsben Sprache: :

Die Kaiserlich deutsche Regierung und die Königlich belgische Re- gierung haben zum Zwecke einer Regelung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Belgien nachstehende Nelbercinkunft ge-

troffen : Artikel 1.

Der Handelsvertrag vom 22. Mai 1865, welcher auf Grund der Uebereinkunft vom 22. April 1880 für die Zeit bis 30. Juni 1881 in Kraft erhalten worden ist, bleibt in Geltung bis zum Ablauf eines Jahres, von dem Tage ab, an welchem der eine oder der andere der hohen vertrags{licßenden Theile denselben gekündigt hat. ;

Es herrscht darüber Einverständniß, daß diese Verlängerung ih nit auf die bereits außer Kraft geseßten Bestimmungen in den Artikeln 7 und §8 des Vertrages erstreckt.

Artikel 2. :

Die gegenwärtige Uebereinkunft soll ratifizirt werden und die Ratifikationsurkunden sollen sobald als möglich in Berlin ausgetauscht werden.

Zu Urkund dessen haben die Unterzeichneten im Namen ihrer Re- gierungen vorstehende Uebereinkunft in doppelter Ausfertigung unter- zeibnet und ihre Siegel beigedrüct. E

So geschehen zu Berlin, den 30. Mai 1881.

(L. 8.) Limburg-Stirum. (L. 8.) Nothomb. Beni Gi L

Mit dem 30. Juni 1881 erlisht die zwischen Deutschland und Belgien am 22. April 1880 in Berlin abges{lossene Ueber- einkunft wegen der weiteren provisorischen Regelung der gegen]eitigen Handelsbeziehungen. S

Nachdem die Handelsbeziehungen zu Oesterreib-Ungarn und der Schweiz durch neue Verträge geregelt worden sind, ist es an- gezeigt erschienen und entsprach gleihmäßig den Wünschen der Königlih belgishen Regierung, auch für die. Handels- beziehungen zu Belgien eine vertragsmäßige Grundlage fortbestehen zu lassen. Da keine Veranlassung vorliegt, in den Bedingungen, auf welcen das Uebereinkommen vom 22. April 1880 beruht, eine Aende- rung eintreten zu lassen, so empfiehlt es si, den Handelsvertrag vom 29, Mai 1865 mit Aus\{luß der bereits früher außer Kraft ge]eßten Artikel 7 und 8 mit der Maßgabe in Wirksamkeit zu erhalten, daß einem jeden der beiden vertrags{ließenden Theile jederzeit eine ein- jährige Kündigung freisteht. :

In diesem Sinne ist mit der Königlich belgischen Regierung die Nebereinkunft vom 30. Mai d. J. vereinbart worden.

Berlin, den 9. Juni 1881.

Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin ry bei den hiesigen Standes ämtern in der Woche vom 29. Mai is inkl. 4. Juni cr. zur Anmeldung gekommen: 262 Cheschließungen, 785 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 570 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Unser Vaterland, in Wort und Bild geschildert von einem Verein der bedeutendsten Schriftsteller und Künstler Deutsch- lands und Oesterreihs. Neue Serie: Küstenfahrten an der Nord- und Ostsee, geschildert von Edmund Höfer u. A., illustrirt von Gustav Schönleber u. A., Verlag von Gebrüder Kröner in Stuttgart. Vollständig in 22 Lieferungen zu je 1 M 50 -. Von diesem oft empfohlenen Prachtwerke find bis jeßt 11 Lieferungen erschienen. In den beiden leßten Lieferungen führt uns Edmund Höfer in fesselnder Darstellung an der nordsfriesishen Küste entlang nach Sylt und Flensburg und dann nach Kiel. Der gewandte Griffel Schönlebers, welcher ihn auf der malerishen Wanderung begleitet, hat die carafteristishen landschaftlihen Contouren der Kliffe und Haiden von Sylt, Blicke auf Flensburg, Glücksburg, von den Düppeler Schanzen und der Windmühle auf Broacker und Sonderburg, An- sichten von Kiel und seinem Hafen festgehalten, während F, Gehrts sich die geschichtlihe und kulturge\chihtlibe JIllu- \tration des Textes mit gleichem Glücke angelegen sein ließ. Außer diesen Textbildern sind die beiden leßten Lieferungen mit fol- enden größeren Holzschnitt-Kunstblättern ausgestattet, welche vor- läufig ohne Beziehung zum Texte in bunter Reihe beigefügt werden: Fischerdorf Ellerbeck, von G. Schönleber; Neustadter Fischerboote, von demselben; Im Fürstenstuhl der Schloßkirhe zu Gottorf, von I. Gehrts; Hünengrab auf der Lüneburger Haide, von E. Bracht; Kiefernwald am Kurischen Haff, von G. Schönleber; Am Wasserthor in Wismar, von demf\elben. Land- und Forstwirthschaft.

Veber die Ernteaussichten in den Vereinigten Staaten wird der „New-Yorker Hdls.-Ztg." aus Chicago unterm 96. d. M. geschrieben: In Folge der günstigen Witterung in den letztverflossenen vier Wochen hat man mit der Bestellung der Felder im Westen tüchtige Fortschritte gemacht, und in ungefähr einer Woche wird man mit dem Einheimsen der frühen Sorten des Winterweizens beginnen können. Aus Illinois lauten die Nachrichten, wenigstens was den Stand des Winterweizens anbetrifft, fortgeseßt ungünstig, da außer der \{lechten Witterung, namentlich im mittleren Illinois, auc die Insekten beträchtlichen Schaden unter demselben angerichtet haben und sich die Farmer veranlaßt gesehen, einen großen Theil der mit Winterweizen bestellten Felder wieder umzupflügen und mit Mais anzupflanzen. Wie es heißt, soll man höchstens eine halbe Winter- weizenernte erwarten können, dagegen steht der Mais gut und sollen auch die Aussichten auf eine gute Kartoffelernte gün- stig sein. Die aus Jowa vorliegenden offiziellen Mittheilungen über die Ernteaussichten lauten recht ermuthigend. In Ohio, íFndiana, Kentucky und West-Virginia berechnet man, auf Grundlage verschiedener aus diesen Staaten in Cincinnati eingetroffenen Be- rihten, daß der Winterweizen in diesem Jahre einen um 15 °/o ge- ringeren Ertrag als voriges Jahr ergeben wird. Andererseits lassen die aus den Winterweizen-Gegenden jenseits des Mississippi, ein- \{ließlich California und Oregon, sowie aus Michigan vorliegenden Berichte auf eine volle Dur(hschnittsernte dieser Getreideart s{ließen. Die Ernteaussichten in Kansas werden in den neuesten Berichten als im Ganzen ret zufriedenstellend geschildert. Der Winterweizen hat im Durchschnitt vielleicht 20 °/@ durch Insektenschaden und Frost ge- litten, do ist an vielen Stellen der dur leßteren Umstand verursachte Verlust dur zeitigen warmen Regen und dadurch verursahtes Üppiges Wachsthum wieder aufgewogen worden, doch wird die Ernte wohl einen vollen Monat später stattfinden. Andere Felder, die mehr gelitten, sind, wie in Illinois, umgepflügt und mit Hafer und Mais bestellt worden ; letzterer geht in Folge des warmen Wetters und des häufigen Regenfalles r«sch auf. Die Obsternte wird voraussichtlich sehr gut ausfallen. Allerdings sind die Dbstbäume verhältnißmäßig noch sehr jung, hängen jedoch voller Blüthen und angeseßter Früchte. Aus einigen Counties in Missouri sind ebenfalls Klagen über den Schaden eingelaufen, welchen die Insekten unter dem Winterweizen an- gerichtet haben und wird derselbe wohl einen geringeren Ertrag liefern, als man ursprünglich antizipirt hatte, in manchen Gegenden wahrsceinlih nur cine halbe Ernte. Die Berichte aus Arkansas,

namentlich vom Innern dieses Staates, lauten keineswegs D . A c O M „C S erfreulid. Anhaltender Regenfall hat das Bestellen _ der

Felder unterbrochen und verzögert und ist der Stand der Saaten kein besonders guter, zudem haben sich in vielen Gegenden úInsekten eingestellt, die namentlich auf den Baumwollfeldern großen Schaden angerichtet haben. In Minnesota ist in allen nördlichen und westlicben Counties ein größeres Arcal mit Weizen bestellt worden und ist nur in einigen wenigen Counties im Südosten des Staates eine Abnahme zu verzeichnen. Viele Farmer, welche niht zur Zeit mit der Bestellung ihrer Felder für eine Weizenausfaat fertig werden fonnten, haben ein größeres Arcal mit Hafer, Mais und Flachs be- stellt. Nach einer Schätzung des Sekretärs des „Omaha Board of Trade”“ wird die diesjährige Getreideernte in Nebraëska, wenn nicht noch besondere Umstände eintreten, etwa 105 000 000 Bushel betragen, volle 30% mehr als im vorigen Jahre. Der Ertrag der Weizen- ernte wird auf 16 000000 Bushel veranschlagt, eine Zunahme von 50% im Vergleich mit dem Vorjahre. Gewerbe und Handel.

Soeben erschien in der Haude u. Spenerschen Buchhand- lung (F. Weidling) hierselbst die zweite Lieferung von Sa- lings Börsen-Jahrbuch 1881/82 (Fortseßung von Salings Börfenpapieren), bearbeitet von W. L. Hertslet, (Preis 2 H) Die erste Lieferung dieses für Alle, die sich für Börsfengeschäfte interessiren, besonders empfehlenswerthen Buches haben wir bereits in Nr. 106 des „R, u. St. A.“ besprochen. Die zweite Lieferung enthält in derselben Uebersichtlichkeit: die sämmtlichen Banken: 1) die Reichsbank, 2) die übrigen Notenbanken, 3) die Hypotheken- banken, zuglei mit Angaben betreffs der von ihnen ausgegebenen Hypotheken- resp. Pfandbriefe, 4) die Maklerbanken, 5) die anderen Banken, welche zu keiner dieser Kategorien speziell gebören, 6) liquidirende Banken, 7) Banken in Konkurs.

Breslau, 9. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Das Ge- {äft blieb Vormittags \{leppend; später entwielte sich ein größerer Verkehr, jedoch nicht lebhaft. Die Käufer waren zurückhaltend. Die inländischen Fabrikanten waren sehr thätig; von Ausländern waren namentlich Franzosen und Engländer zahlrei, Schweden fehlen, auch Rbeinländer werden theilweise vermißt. Etwa die Hälfte der Zufuhr, 23 00 Ctr., ift verkauft. Der Markt wird vermuthlich heute noh nit beendet. Der Lagerverkehr ist gering.

(Spâäter.) Bis Nachmittags waren bei größerer Lebhaftigkeit des Verkehrs und in Folge Entgegenkommens der Verkäufer 4/5 der Zufubren geräumt. Zu den bedeutendsten Käufern gehörte ein russi- \hes Fabrikhaus und ein russisher Großhändler.

10. Juni. (W. T. B.) Gestern Abend waren F der Zu- fuhren verkauft, der Rest ist heute Vormittag verkauft worden. Der Preisabschlag war derselbe wie gestern. Der Markt gilt als beendet.

Wien, 9. Juni. (W. T. B.) Der Generalrath der österreibisch-ungarischen Bank seßte, wie die „Presse“ meldet, die Halbjahrs-Dividende auf 17 Fl. fest.

Brüssel, 9. Juni. (W. T. B.) Die Nationalbank hat den Diskont von 4 auf 319% herabge)eßt.

London, 9. Juni. (W. T. B.) In der gestrigen Woll- auktion wurden bei lebhafter Stimmung die leßten Preise fest

behauptet. Verkehrs-Anstalten.

Triest, 9. Iuni. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Espero“ is heute Nachmittag aus Konstantinopel hier ange- kommen. u :

Plymouth, 9. Juni. (W. T. B.) Der Hamburger Post- dampfer, Vandalia“ ist hier eingetroffen. :

New-York, 9. Juni. (W. T. B.) Der Hamburger

Postdampfer „Herder“ ift hier eingetroffen.

Berlin, 10. Juni 1881.

Zur Hebung des deutshen Ausfuhrhandels.

Moskau, April 1881. Auf der alljährlich im Monat Februar (vom 1. bis zum 20. alten Stils) in Kiew stattfindenden Messe („Kiewer Kon- trakte“) werden die meisten der für die landwirthschaftlichen Industriezweige, speziel Zuckerfabriken, Brennereien 2c. be- stimmten Maschinen Lieferungen abgeschlossen, Man kann annehmen, daß dort in der kurzen Zeit von wenigen Tagen, auf welche der Hauptverkehr sih konzentrirt, mehr als 75 Proz. der Geschäfte des ganzen Jahres ihren Abschluß finden, wenn auch {hon lange vorher mühsam an deren Einleitung ge- arbeitet worden sein mag. Ebenso werden gleichzeitig die im Vorjahre geschlossenen Geschäfte geordnet, die noch ausstehenden Forderungen Seitens der Zucer-Jndustriellen, der Gutsbesißer 2c. berichtigt und die Angelder auf neue Bestellungen gezahlt. Es ist nämlich seit Jahrc:n Usance, ein Drittel bei Er- theilung der Aufträge anzuzahlen, das zweite Drittel bei Empfang der Waaren durch den Spediteur einkassiren zu lassen, das leßte Drittel aber bei den nächsten Kontrakten in Kiew einzukassiren, so daß für diesen Restbetrag, wenn die Lieferung im Juli-August stattfindet, ein Kredit von 6—7 Mo- naten usancemäßig zugestanden wird, meistens gegen Wechsel, bei guten Kunden auch sehr oft ohne solche. Jn früheren Jahren, d. h. Ende der fünsziger und An- fangs der sehziger Jahre, lag nun der größte Theil der Liefe- rungen dieser Branchen in den Händen der deutschen FJn- dustrie. Damals waren die oben erwähnten. Usancen noch nicht so eingebürgert, wie heute. e Man bejtand damals und fonnte bei der noch nicht so starken Konkurrenz bestehen auf halber Anzahlung und Ausgleichung der anderen Hälfte vor Uebergang über die Landesgrenze. ; Anfangs der sechziger Fahre fing die österreichische Maschinenindustrie an, festen Fuß in Rußland zu fassen. Die Aehnlichkeit der beiderseitigen Steuerverhältnisse, die theil- weise dadurch bedingte Aehnlichkeit in vielen Einrichtungen erleihterte den böhmishen Maschinenfabrikanten den Absag. Mehr aber als alles Andere that der Umstand, daß sich die- selben ganz besonders coulant zeigten und kredit- würdigen Kunden bereitwilligst den mit der Zeit zur Usance gewordenen Kredit zugestanden.

Die deutschen Fabrikanten fügten sih dagegen den sich allmählich umgestaltenden Verhältnissen nicht in gleichem Maße, sondern hielten energisch fest an ihren strammen Zah- lungsmodalitäten, während Engländer und Franzosen sich cher nahgiebig erwiesen.

So sehen wir von Jahr zu Jahr im Süden bei den ge- nannten Branchen den Absaß der deutschen Maschinen kleiner werden, das Terrain mehr und mehr in den Händen der böhmischen Maschinenindustrie.

Und doch könnten nah Qualität und Preis ihrer Fabrikate die deutshen Jndustriellen mit jeder anderen Nation mindestens ebenbürtig konkurriren; fie sind sogar in der Lage, der Jndustrie ihrer Nachbarländer völlig den Nang abzulaufen, wenn sie nur eben in Bezug auf den Absat dasselbe Verständniß der Verhältnisse entwickeln woll- ten, wie bezüglich der Fabrikation ihrer Maschinen.

Gegen althergebrachte Usancen kämpft man um so ver-

eblicher, als man dreist behaupten darf, der gute russische Fabrikant bekommt heute genau denjenigen Kredit, den er haben will, giebt ihn nicht der eine Lieserant, so geben ihn ohne Weiteres zehn andere.

Dem \chlechten Kunden aber, oder dem als Chikaneur bekannten, giebt man hier ebensowenig Kredit, wie man ihm solchen in Deutschland oder Desterreih gewährt.

Den guten Fabrikanten aber beleidigt man, wenn man ihn ohne Weiteres mit der {lehten nah einer und derselben Schablone behandelt, der Verkehr ist meistens {hon gleich bei der Stellung der strammen Zahlungsbedingungen beendet ; zu einem Abschluß kommt es kaum.

So ist man mit der Zeit dahin gekommen, daß nahezu alle guten Kundschhaften in den erwähnten Branchen ihren Bedarf von Oesterreich beziehen, und daß an dem ver- bleibenden, mindor guten Reste die deutsche Fndustrie die traurigen Erfahrungen macht, die sie beständig zum Festhalten an den strammen Bedingungen veranlaßt, Sie kommt eben aus diesem circulus vitiosus nit heraus.

Ein zweiter Grund des Zurückbleibens der deutschen Industrie für genannte Branchen auf dem russishen Markt liegt in der völlig verkehrten Art, wie der Absag an- gestrebt wird.

Wer den russishen Kunden kennt, wird wissen, daß man bei demselben fast nie etwas durch Cirkulare, Fnserate, Kor- respondenzen oder vereinzelte Besuhe von Reisenden erreicht. Dazu gehört längere, persönliche Bekanntschaft, Ueber- winden des gegen jeden Fremden gehegten, leider oft be- rechtigten Mißtrauens, Gewinnen des persönlihen Ver- trauens; dazu gehört Anwesenheit im Lande, Kenntniß von Land und Leuten, häufiger Verkehr, öft:-re Besuche im Laufe des Jahres und vor der Messe.

Das macht man aber nicht mit einigen Rubeln, ebensowenig ohne alle und jede Repräsentation, das kostet Zeit, Mühe und Vorauslagen! Und dann darf man hier nie die Geduld verlieren; selten kommt ein Abschluß schnell zu Stande. :

Diese Verhältnisse haben nur die böhmischen Fabri- kanten {nell begriffen und seit Fahren entsprehend ge- handelt. 5

Dadurch haben sie Erfolge und ihren großen Umsaß erreiht, der selbst in s{lechten Praren bei der Mehrzahl zwischen 50 000 und 300 000 Rubel sih bewegt, bei einzelnen über 500 000 Rubel stieg. l

So findet man in Kiew seit Jahren stabile, gut dotirte technishe Büreaux der Firmen Breitfeld, Dauek u. Co. in Prag, Emil Skoda in Pilsen, B denen in den leßten Fahren L Kiew resp. Moskau noch stabile, dotirte Repräsentanzen der Firmen Märky, Bromowéky u. Schultz in Ba , Ruston u. Co. in Prag, Bolzano, Tedesco u. Co. in Schlan und Prag, (/eska Morawskfa in Prag, Noback u. Fritze in Prag, Friedrich Wannieck in Brünn gekommen sind.

Alles, was die deutshe Maschinenindustrie diesen wohl dotirten und gut eingeführten tehnishen Vertretungen entgegenstellt, find in den genannten Branchen ka u fmän- nische Vertretungen für einige allerdings vorzügliche Spezialitäten, bei den Kiewer Kontrakten einige Reisende, die nahezu fremd und ohne Vorarbeit in den Geschäftstrubel

hineinkommen, der beendet is, ete sih die Betreffenden nur etwas orientirt haben,