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Ueber den rechtlichen Charakter der Niederlausißzer Kreditgesell- schaft Zapp u. Co. verbreitet sich weder der vorgelegte Interims|\chein, noch liegt cine ausdrücklicve Parteierllärung vor. Doch wie sich aus dem, von den Parteien — in der Klage und Appellationsrechtfertigung — mitgetheilten Inhalte des §. 11 des Gesellschaftsstatuts, sowie aus den, in dieser Hinsicht _niht bemängelten Ausführungen und den Geseßesallegaten der Instanzrichter ergiebt, handelt es sich um eine Kommanditgesell \ha}t auf Aktien, so daß die Vorschriften des Abschnitt 2, Titel 2, Theil 11. des Handelsgesetzbuchs zur Anwendung kommen.
_Die Richtigkeit des Klagevortrages vorausgesetzt, ist der von dem Kläger erhobene Anspruch begründet.
_Unstreitig hatte Kläger eine Aktie der Gesellschaft über 200 Thlr. gezeichnet, auf dieselbe eine Anzahlung von 50 Thlr. geleistet und den auf seinen Namen lautenden Interimsschein auf die Aktie Nr. 664 ausgehändigt erhalten. Kläger übergab den Interims\chein, mit seinem Blankoindossament versehen, dem Beklagten. Ueber das Vermögen der Gesellschaft und deren Kommanditen wurde der Konkurs eröffnet.
__Da die Aktivmasse — einschließlich der rücständigen Aktienbe- träge — zur Deckung der Passiva nicht ausreichte, hafteten statutenmäßig die Kommanditisten für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft bis zum vollen Betrage der von ihnen gezeichneten Aktien. Der Konkursverwalter nahm deshalb den Kläger als ursprünglichen Aktienzeichner auf Nach- zahlung von 450 M nebst 5 %/% Zinsen seit dem 1. Januar 1877 in Anspruch, und Kläger leistete Zahlung.
Wenn nun, wle die Klage behauptet, der Wille der Parteien da- hin gegangen ist, dur die Jndossirung das Eigenthum des Interims- seines auf den Beklagten zu übertragen, so ist Beklagter verpflichtet, dem Kläger den von ihm zur Konkursmasse gezahlten Betrag zu erstatten. Denn das Indossament einer Aktie oder eines Interimsscheins hat die Suc- cession in die Theilhaberschaft an der Gesellschaft zur Rechtswirkung. Der Beklagte würde also durch die Indossirung des Interimsscheins Theilhaber an der Gesellschaft geworden und dadurch nicht blos in die Nechte, sondern auch in die Pflichten des Klägers als bisherigen Theilhabers hinsichtliÞh des Gesellschaftsverhält- nisses getreten, demzufolge aber verbunden gewesen sein, den Kläger von seinen Verbindlichkeiten der Gesellschaft gegenüber zu befreien, die Einzahlung des rückständigen Aktienbetrages mithin selbst an die Konkursmasse zu bewirken. i
Der Behauptung des Klägers, daß die Uebertragung des Eigen- thums an dem Interimsscheine stattgefunden habe, ist der Beklagte mit dem doppelten Einwande begegnet: einmal, daß nur die Ver- pfändung des Scheins von den Parteien beabsichtigt sei, und so- dann, daß dem Indossament und insbesondere dem Blanko-Indossament die Wirkung der Eigenthumsübertragung mangele.
Der erstere Einwand ist, wie dargelegt worden, erheblih, und da der über denselben angetretene, in den Jnstanzen erhobene Zeugen- beweis keinen Erfolg gehabt hat, so ist noch der von dem Beklagten in der Schlußaudienz zweiter Instanz dem Kläger angetragene, und von diesem acceptirte Eid zu normiren und eventuell abzunehmen.
Leistet Kläger diesen Eid nicht, so ist das Klagefundament wider- legt und demnach die Klage zurückzuweisen. Andernfalls ist dagegen die Verurtheilung des Beklagten nach dem Klageantrage auszusprechen. Denn das Indossament als solches bringt, wenn nicht cin entgegen- stehender Wille der Jnteressenten ausdrücklich dargethan ist, den beab- sichtigten Cigenthumsübergang zum Ausdrucke, und im Uebrigen sind die Einreden des Beklagten hinfällig.
Um den Einwand, daß durch das Blanko-Indossament des Klägers nicht das Eigenthum des JInterimsscheins habe übertragen werden können, zu begründen, hat Beklagter auf den Artikel 182 des Handels- gesezbuhs, welcher nur Aktien und Aktiena ntheile, nicht aber Interimsscheine im Auge habe, und ferner auf den §. 11 des Gesellschaftsstatuts verwiesen, nah welchem nur die im Aktienbuche eingetragenen Personen als Eigenthümer der Aktien gelten, die Eintragung des Cigenthumsüberganges aber auf Grund der vorzulegenden Aktie erfolgen und demnach aus dem Indossamente der Name des Indossatars sich ergeben müsse.
Allerdings bezicht sich der Artikel 182 des Handelsgesclzbuches seinem Wortlaute nah nur auf Aktien und Aktienantheile. Dies hat aber darin seinen Grund, daß das Geseß nur bezüglich der Aktien und Alktienantheile, also der {hon ausgegebenen Aktienscheine, die Eigenschaft der Begebbarkeit als Regel hingestellt wissen wollte. Dem Aktienschein steht die geseßliche Vermuthung der Begebbarkeit zur Seite; derselbe unterliegt daher der freien Cirkulation, sofern diese nicht durhch das Gesellschaftsftatut oder im speziellen Falle auf andere Weise beschränkt oder ausgeschlossen ist und mit Rücksicht hierauf erklärt sih die Fassung des Artikels 182, welcher, weil er lediglih Aktienscheine im Auge hat, dem Wort- laut nach au nur in Betreff dieser das íIndossament als einen zu- lässigen Uebertragungsmodus hinstellt. Daraus ist aber nicht zu folgern, daß das Geseß für J nterims\cheine, wenn sie über- haupt begebbar sind, ihnen nämli durch das Statut oder die Stellung an Ordre diese Eigenschaft beigelegt ist, das Indossament als Uebertragungsobjekt ausgeschlossen hat. Sowohl im Falle, daß der Aktienbetrag voll bezahlt i und die Ausgabe von Aktien\cheinen stattgefunden hat, als auch im Falle der Ertheilung von Jnterims- scheinen nach nur theilweiser Berichtigung der Aktiensumme bildet, —
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Daß im vorliegenden Falle der Interimsschein der freien Cir- fulation nicht unterlag, und aus diesem Grunde die Anwendbar- feit des Artikels 182 ausgeschlossen ist, hat der Beklagte nicht speziell geltend gemacht, und nach Lage der Sache muß es als zwischen Parteien unstreitig und daher für feststehend an- gesehen werden, daß die Uebertragbarkeit des Juterims- scheins auf andere Personen nach dem Gesellschaftsstatut über- haupt zulässig war. Venn der Beklagte, welcher mit seinen, auf den Artikel 182 gestützten Rechtsausführungen erst in der Nichtigkeits- beschwerde hervorgetreten ist, hat in der Appellationsinstanz nur die Rechtsgültizkeit der Blanko-Indossaments bemängelt, dagegen die Zulässigkeit der Begebbarkeit des Interimsscheines durch Voll -Indossa- ment ausdrücklich ausgeführt und dabei auf die Rückseite des Formu- lars zum Interimsschein, welches die Worte: „Girirt an“ trägt, Be- zug genommen, und vornehmlich auch mit Rücksicht auf diese leßtere Thatsache, daß die von der Gesellschaft selbst ausgegebenen Interims- heine mit dem Formulare zum Giro versehen sind, kann ein Bedenken darüber nicht obwalten, daß nach den Gesellschaftsstatuten die Begebbarkeit der Interimsscheine zulässig war.
Der §. 11 des Statuts steht sodann dem Beklagten gleichfalls nit zur Seite. Derselbe, welcher sich — nach der vom Beklagten wiedergegebenen Fassung — dem Artikel 183 des Handel8gesetzbuchs anscbließt, bezieht sich, wie dieser, nur auf das Rechtsverhältniß zwischen der Gesellschaft und dem neuen Erwerber der Aktie, und trifft Bestimmung, wie sich der neue Erwerber der Gesellschaft als Eigenthümer zu legitimiren hat. Er setzt, gleichfalls wie der Artikel 183, den bereits vollz ogenenEigenthumsübergang voraus, und ist deshalb für die Regulirung der Normen, nah welchen sih der Cigenthumsübergang e r vollziehen soll, nicht maßgebend.
Gyventuell is von dem Beklagten eingewendet worden, daß er nur gegen Aushändigung des Aktienscheins Zahlung zu leisten verbunden sei. Doch auch mit diesem Einwande kann sich Beklagter gegen die Klage nit mit Erfolg schützen. Denn der Kläger verlangt nicht aus dem Rechte der Gesellschaft, welcher allerdings die Verpflichtung obgelegen haben würde, bei Empfang der Nachzahlung die Aktie dem legitimir- ten Eigenthümer auszufolgen, sondern aus eigenem Rechte Zahlung, weil Beklagter seiner Verbindlichkeit, ihn gegen die Gesellschaft hin- sichtlich ihrer weiteren Ansprüche an ihn zu exneruiren, nicht nachge- kommen ist, und d iese Zahlung ist von dem Empfange des Aktien- scheins nicht abhängig. Der Kläger befindet sih auch nicht in der Lage, dem Beklagten die Aktie auszuhändigen. Denn nachdem er dem Beklagten das Eigenthum des Interimsscheins übertragen und ihm diesen übergeben hatte, war er zur Empfangnahme der Aktie nicht mehr legitimirt, und wenn er von der Gesellschaft auf Grund des Artikels 184 des Handelsgesezbuchs wegen der Einzahlung des rüd- ständigen Aktienbetrages in Anspruch genommen wurde, so konnte er die Zahlung nicht aus dem Grunde ablehnen, weil ihm Seitens der Gesellschaft die Aktie nicht überliefert wurde.
Nach Vorstehendem war die Sache zum Beweisverfahren, sowie zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung, für welche leßtere die durch dieses Erkenntniß festgestellten Rehtsgrundsäße und Normen maßgebend sind (Artikel 11 Absatz 3 der Deklaration vom 6. April 1839, Gesetz-Sammlung Seite 126), in die zweite Instanz zurük- uweten. —_— —
Strafbare Wegnahme der vom Miether einge- brahtenSachen zum Nachtheile des Pfand- und ZU- rückbehaltungsrehts des Vermiethers. — Sachen, welhe nach den Bestimmungen der Civilprozeß- ordnung der Pfändung nicht unterworfen sind.
Strafgeseßbuch §. 289. Jn der Strafsache wider die Ehefrau L. Sch. zu D., wegen strafbaren Eigennußes, hat das Reichsgericht, dritter Strafsenat, in der öffent- lihen Sißung am 25. Mai 1881, nah mündlicher Verhandlung für Recht erkannt :
daß die Revision der Angeklagten gegen das Urtheil des Landgerichts zu D. vom 11. Februar 1881 zu verwerfen und der Angeklagten die Kosten des Rechtsmiltels aufzuerlegen.
Von Rechts Wegen.
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Gründe.
Die Verurtheilung wegen strafbaren Eigennußzes nach §. 289 des Strafgesezbuchs beruht auf - der Feststellung: daß die Angeklagte im September 1880 zu D. dem Nagelshmied St. ihre eigenen in dessen Hause befindlichen beweglichen Sachen, nebst den von ihr im August 1880 an den Handelsmann R. verkauften, jedoch in ihrem Gewahrsam und Gebrauch verbliebenen beweglihen Sachen, und zwar diese zu Gunsten des R. als deren Eigenthümers, unter Verletzung des dem St. daran wegen einer ungetilgten Miethzinsforderung zustehenden Pfand- und Zurückbehaltungsrechts, in rechtswidriger Absicht weg- genommen hat.
Die Revision der Angeklagten rügt Verleßung des 8. 289 durch unrihtige Anwendung. Sie erscheint niht begründet.
Das Rechtsverhältniß der Angeklagten zu ihrem Vermiether it nach den Grundsätzen des gemeinen Rechts zu beurtheilen, und zwar gemäß der Beschwerde in zweifacher Richtung.
1) Der Miethsvertrag währte von Ostern 1878 bis zum 1. Ofk- tober 1880. Wegen des am 1. Juli 1880 fällig gewesenen Mieth- zinses wurden auf Antrag des Vermiethers im Wege der Zwangs- vollstreckung bei der Angeklagten ein Schrank, ein Spiegel, eine Kom- mode, eine Stubenuhr und ein Schwein gepfändet. Der Handels- mann R. gab die zur Bezahlung der Schuld erforderlichen 36 M. und Ee dafür von der Angeklagten (deren Ehemann sih im Auslande auf Arbeit befand) am 97. August die freigewordenen Pfand- gegenstände mit dem Vorbehalte des Nückkaufs. Dieselben blieben im Gewahrsam und Gebrauch der Angeklagten. Als die Angeklagte am 8. September im Begriff stand, auszuzichen, untersagte ihr der Vermiether die Fortschaffung der Sachen bis zur Berichtigung des Meiethzinses für das laufende Vierteljahr. Die Angeklagte scaffte jedoch, ohne dies zu beachten, die Sachen mit Hülfe des R. in eine andere Wohnung.
Das Gericht findet hierin den Thatbestand des §. 289. Wenn au R. dur den Kauf der gedachten Sachen und die Zahlung des Preises Eigenthum erlangt habe, fo hätten dieselben doch zur Zeit des Verbots der Wegräumung noch dem Pfand- und Zurüdkbehal- tungsrehte des Vermiethers unterlegen, weil sie aus den gemietheten Räumen nicht entfernt gewesen seien.
Die Beschwerde erachtet dagegen die Sachen {on dur den Ver- kauf den Rechten des Vermiethers für entzogen. Dieser Ansicht kann jedo nicht beigetreten werden.
Nach gemeinem Recht steht dem Vermiether ein gesetzliches Pfand- beziehungsweise Zurückbehaltungsrecht an dem vom Miether einge- brachten Sachen (Invekten und Jllaten) zu. Daß eine Verletzung dieses Rechts durch cine wider das Verbot des Vermiethers erfolgte Ausräumung der Sachen unter den §. 289 des Strafgesetzbuchs fällt, ist vom Reich8gericht bereits angenommen worden, Entscheidungen in Strafsachen, Band 1 Seite 429, Band 3 Seite 24. Hier fragt es sich, ob der Thatbestand des §. 289 auch dann vorliegt, wenn der Miether ohne Beachtung des Verbots Sachen fortgesbafft hat, welche von ihm als eigene eingebracht, aber während der Dauer des Miethverhältnisses veräußert, jedo in den Miethräumen verblieben sind. Diese Frage ist nah der Natur und dem Zweck dieses geseßz- lichen Pfandrechts (wie na preußischem Recht, Entscheidung, Band 3 Seite 322) zu bejahen; vergleihe Glüds Commentar zu den Pandekten, Band 18 Seite 405 ff. Die bloße Veräußerung hindert den Vermiether an der Ausübung seines Rechts dur Zurük- behaltung nicht. Streit besteht unter den Schriftstellern über das gemeine Recht und in der Rechtsprechung wesentli nur darüber, ob bei ciner — ohne ausdrückliche oder stills{chweigende Einwilligung Seitens des Vermiethers bewirkten — Fortschaffung der eingebrachten Sacen das Pfandrecht mit den Sachen auf den in Besitz gelangten Dritten unbedingt übergeht (res oppignerata non aliter transit, quam cum 0noro), oder blos dann, wenn die Sachen heimlih oder gewaltsam weggebracht find.
Glü a. a. O. Seite 425 ff.; Holzschuher, Theorie und Ka- suistik, 3. Auflage, Band 3 Seite 888; Windscheid, Pandek- ten, §. 236; Vernburg, Pfandrecht, Band 1 Seite 296; Vangerow, Pandekten, 7. Auflage, Band 1 Seite 850; Schwarze und Heyne, Untersuchung 2€., Seite 131 ff. 147;
Stobbe, Deutsches Privatrecht, Band 3 Seite 262 ff.
Diese civilrechtlihe Kontroverse kommt hier niht in Betracht.
Ohne Gewicht ist hier au der von der Beschwerde hervor- gehobene Umstand, daß das von R. für die in Rede stehenden Sachen gezahlte Kaufgeld zur Tilgung der Miethzinsforderung verwendet wor- den, wegen deren im August die gerichtliche Pfändung erfolgt war.
Die Anwendung des §. 289 ist daher nit rectsirrig.
9) Die Angeklagte hat ungeachtet der Geltendmachung des Zu- rückbehaltungsrechts au die an R. nicht verkauften Sachen: Betten, (4) Stühle, Küchengeräth und Gartenfrüchte (2 Scheffel Kartoffeln), ausgeräumt. Das Gericht stellt diese Handlung ebenfalls unter den 8 289; die Sachen hätten dem gesetzlichen Pfandrechte unterlegen, gleichviel, ob sie Gegenstand der Zwangsvollstreckung sein konnten oder nicht.
Die Beschwerde hält dies für unrichtig. Die fraglichen Sachen seien nach §. 715 der Civil-Prozeßordnung von der Zwangsvollstreckung ausgeschlossen.
Auch dieser Angriff erscheint nichk zutreffend. Allerdings läßt sich derselbe nicht mit der Beantwortung der Revision lediglich dur die Bezugnahme auf die Entscheidungen des Reichsgerichts in Straf- sachen, Band 3 Seite 60, 61, beseitigen, wo ausgesprochen ist: daß
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Sachen unterliegen, welche gesetzli kein Gegenstand der Exekution sein sollen. Denn dieser Saß betrifft nur preußisches Recht. Das vormalige preußische Ober-Tribunal, dessen Entscheidung in Oppen- hoffs Rechtsprehung Band 9 Seite 327 dort als Belag angeführt ist, hat aber nah Striethorsts Archiv, Band 95 Seite 189, an- genommen :
Die Bestimmung des preußischen Rechts, daß alle eingebrachten und bei Beendigung des Vertrages im Grundstücke noch vorhandenen Sachen dem Pfandrecbte des Vermiethers unterworfen seien, gehe über das ge- meine Recht hinaus, wonach das Pfandrecht si nur auf die Sachen er- strecke, welche, nt ibi sint, eingebracht scien. Und das vormalige Ober-Appellationsgeriht zu Berlin hat am 29. Oktober 1871 ent- schieden: daß das fragliche Pfandrecht nah den Grundsäßen des ge- meinen Rechts die durch Prozeßgeseße der Exekution entzogenen Gegenstände des Miethers nit begreife; Fenner und Mee, civil- rechtlibe Entscheidung Band 3 Seite 31.
Die Frage erfordert also eine besondere Prüfung.
Maßgebend ist dabei die 1. 7 §. 1 Dig. in quibus canusis pignus tacite contrahitur (XX., 2):
Videndum est, ne non omnia illata et invecta, sed ea s0la quae ut ibi sint, illata fuerint, pignori sint. Quod magis est.
Gegenstand des in Rede stehenden Pfandrechts sind hiernach alle Sachen des Miethers, welche in das Grundstück, bezw. die emietheten Räume eingebraht worden, um dem Zwecke des Miethver- trages gemäß dort, wenn auch nur zeitweise, aber do nit blos vorübergehend, zu verbleiben.
Glü a. a. O. Seite 415 ff.; Windscheid a. a. O. §. 231; Dernburg a. a. O. Seite 301; Lenz, Studien Seite 140 N} Bornemann, Civilrecht, 2. Ausgabe, Band 4 Seite 335; Ent- [erung des Reichs - Ober - Handelsgerihts Band 6 Seite 200 n.
Sachen von dieser Eigenschaft unterwirft der Miether durch die Einbringung mittels freier Handlung für die aus dem Meiethvertrage entspringenden Forderungen dem Pfandrechte. Nur solche Sachen würden unbedingt ausgeslossen sein, deren vertragsmäßiger Verpfän- dung ein gesetzlihes Verbot entgegenstände. Deshalb kann aus den auf einer billigen Rücksicht gegen den Schuldner beruhenden all- gemeinen gesetzlihen Beschränkungen der rihterlihen Pfändung, wie der §. 715 der Civil-Prozeßordnung sie anordnef; eine engere Be- grenzung des Zurückbehaltungsrechts des Vermiethers (welchem im Falle cines Konkurses hinsichtlich der noch auf dem Grundstücke be- findlichen eingebrahten Sachen ein Absonderungsrecht zusteht, §. 41 Nr. 4 der Konkursordnung vom 10. Februar 1877) nicht hergeleitet werden. Es läßt sih der Beschwerde nicht zustimmen, daß das dur Rechts\sa dem Vermiether gegebene Pfandrecht lediglich die Vorbe- reitung und Sicherung der richrerlichen Zwangsvollstreckung, bezwecke. Auch kann der Ansicht in dem erwähnten Urtheile vom 29. Oktober 1871 nit beigepflitet werden, daß die, eine vertragsmäßige Ver- pfändung des gesammten Vermögens betreffende Vorschrift (1. 6 D. de pign. et hypoth. XX. 1):
Die allgemeine Verpfändung sei nit au sole Gegenstände als mitumfassend anzusehen, welche der Scbuldner wegen dringenden eigenen Bedarfs muthmaßlih nicht speziell verpfändet haben würde, ebenfalls bei dem nur bestimmte einzelne Vermögensstücke ergreifenden Pfandrechte des Vermiethers zur Norm dienen müsse; vergl. Vange- row a. a. O. Seite 821. :
Das Gericht trifft daher kein Vorwurf, daß es die Prüfung unterlassen hat, ob die hier fraglichen Sachen na §. 715 der Civil- R einer Zwangsvollstreckung nit unterliegen würden.
Fs fommt darauf an, ob die Sachen nah der obigen Begriffs-
bestimmung Gegenstand des deeuEn Pfandrechts des Vermiethers
für die Miethe des leßten Vierteljahrs der Vertragszeit waren. Dies ist anzunehmen. Daher war die wider das Verbot bewirkte Fort- schaffung auch dieser Sachen cine Wegnahme im Sinne des 8. 289 a: &
Die vom Gericht getroffene F rechtfertigt somit die Ver- urtheilung. Dem eventuellen Antrage, auf eine Geldstrafe zu er kennen, konnte nicht stattgegeben werden, da es nah §. 289 în dem Ermessen des Gerich stand, Gefängniß oder Geldstrafe auszu- sprechen.
Hiernach war die Revision zurückzuweisen.
Strafrehtliher Begriff der öffentlihen Urkunde. Erforderniß der Amtsbesugniß des Ausstellers zur Beurkundung. Strafgeseßbuch §8. 267, 268, 271.
Jn der Strafsache wider
1) den Besißer A. K. zu D.:L.
2) den Besißer M. Sch. zu C.,
wegen falsher Beurkundung,
hat das Reichsgericht, Zweiter Strafsenat, in der öffent-
dem geseßlichen Pfandrechte des Vermiethers auch die eingebrahten
nach mündlicher Verhandlung für Recht erkannt: