1902 / 290 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 10 Dec 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Jn der Bekanntmahung des Königlichen Eisenbahn- Kommissars zu Cöln, betreffend das kommunalabgabepflichtige Reineinkommen einer Eisenbahnlinie, in Nr. 280 des „Reichs- Anzeigers“ vom 28. November d. J. muß es statt Brölthal- Eisenbahn heißen: Brohlthal - Eisenbahn.

Personal-Veränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnrihe 2c. Eruennungen, Beförde- rungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Schloß Neudeck, 30. November. Großfürst Paul Man L Ci von Rußland Kaiserliche Hoheit, aus dem Verhältniß als Che des Kür. Regts. Kaiser Nikolaus 1. von Rußland (Brandenburg.) Nr. 6 ausgeschieden. Seine Majestät der Kaiser von Ruß- land Nikolaus Il1., é von Rußland (Brandenburg.) Nr. 6 ernannt.

Evangelische Militär-Geistl iche.

92. November. Thielemann, Garn. Pfarrer in Wesel, zum 1. Dezember d. J. mit Pension in den Nuhestand verseßt. G

96. November. Vollmer, Div. Pfarrer, von der 15. Div. in Cöln zur 14. Div. nah Wesel, L Div. Pfarrer, von der 33. Div. in Mörchingen zur 15. Div. na Cöfn, Kulp, Div. Pfarrer, von der 10. Div. in Meiningen zur 33. Div. nah Mörchingen, Mueller, Militär-Hilfsgeistliher, von der 4. Div. in Bromberg zur 92. Div. nach Meiningen, zum 1. Dezember d. F. versetzt. Liedtcke, Militär-Hilfsgeistlicher der 10. Div. in Posen, unter Bes lassung bei dieser Div., zum Div. Pfarrer ernannt.

Nichlamiliches. Deutsches Nei.

Preusßem Berlin, 10. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag im Neuen Palais die Vorträge des Ministers des Innern Freiherrn von Hammerstein, des Justiz-Minijters Dr. Schönstedt, des General-Jntendanten der Königlichen Schauspiele Grafen von Hochberg und des Chefs des Zivil- kabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.

Die- vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Rechnungswesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielten heute Sißung.

Der Königliche Gesandte in Oldenburg Graf Henel von Donnersmarcck ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub zurückgekchrt und hat die Geschäfte der Gesandt- chaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Hertha“ am 8. Dezember in Makassar (Jnsel Celebes) eingetroffen und geht am 11. Dezember von dort nah Batavia in See.

S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts“ hat am 8. De- zember Hankau verlassen.

Plön, 10. und Königin getroffen.

Jhre Majestät die Kaiserin früh kurz nah 8 Uhr hier ein

Hessen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzoa hat heute früh seine Reise nah Jndien übcr Genf und Marseille an getreten. Alle zur Zeit in Darmstadt anwesenden rstli ch- keiten, ihnen Ihre Kaiserlihen Hoheiten der Groß Großfürstin Sergius von Rußlanî

und dle ¿chstdemselben das Geleit zum Bahnhof gegeben.

unter

Sachsen-Weimar-Eiscnach. niagliche Hohcit der Großberzo amtlich meldet, in

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Oesterreih-Ungarn.

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zum Chef des Kür. Regts. Kaiser Nikolaus 1.

zentner Rohzucker zu erbalten. Das Kontingent des Zuckers für den Snlandsverbrauch is für Ungarn . auf 836 000, für Oesterreich auf 2770 340 und für Bosnien und Herzegowina auf 26 000 Meterzentner für 1902/1903 festgeseßt worden. Das Kontingent foll alljährlih neu festgeseßt werden. Die Zuckersteuer wird nicht er- mäßigt, da die Prämie nicht sehr hoh gewesen ist.

Großbritannien und Jrland.

In der gestkigen Sißung des Unterhauses fragte, wie „W. T. B.“ berichtet, Gibson Bowles, ob die Regierung, da neue Thatsachen bekannt geworden seien, noch Gelegenheit zur Be- rathung der Zuckerkonvention vor deren Ratifikation geben wolle. Der Premier-Minister Balfour, erwiderte, er glaube niht, daß eine weitere Berathung im Hause die Punkte aufklären würde, die jeßt geltend gemacht worden seien. Auf eine Anfrage über die Zu- sammensetzung des von der Regierung geplanten „Vertheidigungs- Naths“, der zur Erörterung und Entscheidung aller die nationale Vertheidigung betreffenden Vlaßnahmen eingeseßt werden soll, be- merkte der Premier-Minister Balfour, der ganzen Angelegenheit, betreffend den Vertheidigungsratb, sei gegenwärtig die ernste Auf- merksamkeit der Regierung gewidmet, und er hoffe im {stande zu sein, bald nach Beginn der nächsten Session darüber eine Erklärung abzugeben. Das aus bewilligte sodann mit 91 gegen 14 Stimmen einen Kredit in Höhe von €00 000 Pfund Sterling für die Uganda-Eisenbahn und genehmigte ferner die zroeite Lesung der Bill, durch die die bestehenden geseßlichen Bestim- mungen in der Richtung abgeändert werden, daß die Regierung in den Stand geseßt wird, den Plan der Errichtung. einer slagfertigen Milizreserve durhzufüßren.

Der Ber s des Ausschusses für Dampfer- subventionen s gestern dem Parlament unterbreitet worden. Der Aus\{huß giebt darin der Ansicht Ausdruck, daß die Ge- währung von Schiffahrts-Subsidien von erhbeblihem Geldbetrage seitens der auswärtigen Regierungen die Entwickelung des Wett- bewerbs gegen die englischen Schiffseigner und den Handel auf den Hauptlinien des Verkehrs auf dem Ozean gefördert und dazu geführt habe, daß einige Zweige des auswärtigen kolonialen Handels von englischen / auf fkontinentale Häfen übergegangen vis Tro der fördernden Wirkung aber, wélhe diese Sub- ventionen auf den auéländischen Wettbewerb gehabt, hätten die englishe Dampfschiffahrt und der englishe Handel im Ganzen ihre Stellung gewahrt, und unter angemessenen Bedingungen würden die englishen Schifftbesißer in der Lage sein, den maritimen Handel des Landes auch fernerhin aufrecht zu erhalten. Der Aus\{uß ist der Ansicht, die Dampfersubventionen seien der geringere, geschäft- lie Gewandtheit und Fleiß dagegen der größere der Faktoren, die die jüngste Entwickelung der Seeschiffahrt und des Handels in gewissen fremden Ländern bewirkt hätten; insbesondere in Deutschland, wo z. B. durchgehente Frachtscheine “über die Staatsbahnen gewährt würden, die eine bedeutende Wirkung gehabt hätten. Jn einigen anderen Ländern hätten die Subventionen keine befriedigende Wirkung gehabt. Der Auss{huß glaubt, daß die Subventionen den freien Wett- bewerb bes{ränkten und die Errichtung von Vereinigungen und Schiff- fahrtsringen erleichterten, und daß der Wettbewerb englischer Schiffs- eigner mit fkommerziellen MRivalen auf Grund angemessener Bedingungen und ohne Negierungésubventionen oder Frachtkontrole gesunder sei als ein System \taatliher Subventionierung und itaatliher Kontrole. allgemeine System der Subventionen, außer dem für geleistete Dienste, fostspielig und unzweckmäßig sei, bebt aber hervor, daß es bestimmte seltene Fälle gebe, in denen im Hinblick auf besondere RNeichsrücksichten Subventionen nothwendig scien, und weist für den gegenwärtigen Augenblick darauf hin, daß eine solhe Subvention für die Oft afcifanisle Dampferliyie, wo der englishe Handel durch die sub- ventionierten auswärtigen Damyvferlirkien in Nahtheil gebraht werde, als ersprießlih anzusehên sei.

Frankreich.

Der Ministerrath beschäftigte sich, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern mit dem Matrosenausstand in Marseille und beauftragte ‘den Admiral Rouvier, dic ausständigen Matrosen und Schiffahrtsgesellshaften im Namen der Regic- rung zu ersuchen, cin Schiedsgericht anzunehmen. Sodann theilte der Minister-:Vräsident Com bes mit, daß das Ergebmß der Wahlmännerwahlen für die am 4. Januar |tatt findenden Senatswahlen neue Erfolge für die republikani- schen Kandidaten erwarten lajje. E i

Der Vertreter Venezuelas in Paris erhielt ein

sciner Regierung, nah dem leyztere einen chiedsrichter ernannt hat, der mit cinem frauzösischen die Ansvrüche französischer Staats

prüfen soll, über die beide Negierungen sich

ine schiedsrichterlihe Erledigung geeinigt haben.

14-Minisler Nouvier hat der Budgetkommission

vurf vorgelegt, na dem die Regierung ermächtigt

im Nominalwerihe von

Spanien. rtenfammer verlas oestern, wie Minister-Präsident Silvela ein Kammer

durch da die ver

wie „W. T. B.“ initimmig die Kons ih Frasn e aran AnAI Va Hey Nea T fahrt T ICTNalionaic ASCLUINOUNGS ul Hufa Ir16iiniC Kundesrath erflärte, daß alle andercn è Garantien böten (Lötschber 4, è numliche günstige Aufnahme

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Haag mitgetheilt wird,

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uf die Nothwendiakeit

regeln hinzuweisen

MNumänien.

ehenden 2, Jahrestages des die gesammie JTnfanuterie T. B” meldet, dem

ie einen Dorobanhyen

dem König von einer ! Abordnung in und der Prinzessin

enden

Der Auss{chuß kommt zu dem &chluß, daß tas |

Sep nand von Rumänien, des Prinzen Karol und es Minister-Präsidenten überreiht worden. Der König rihtete an die Abordnung eine Ansprache, in der er seinen Dánk ausdrückte für das Geschenk, das ihm ein neuer Beweis der Treue des Heeres und eine theuere Erinnerung an den

Krieg sei, in dem die Jnfanterie eine hervorragende Rolle gespielt habe.

Amerika.

Die Einzelheiten des Gegenseitigkeits vertrags zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba sind, wie der „Times“ aus Havanna gemeldet wird, jeßt veröffentlihtworden. Der Vertrag joll fünf Jahre in Kraft bieiben und eine 20 pro- zentige Zollermäßigung für alle Produkte aus Cuba gewähren mit einer weiteren 2prozentigen Bevorzugung für Cuba, wenn die Vereinigten Staaten ähnliche Verträge mit anderen Mächten abschließen sollten. Für amerikanishe Erzeugnisse, die nah Cub=» eingeführt werden, is ebenfalls eine Durchschnitts- Ermäßigung von 30 Prozent angeseßt worden.

Der deutsche Geschäftsträger in Venezuela von Pilgrim hat, wie „W. T. B.“ meldet, mit dem Vertreter Groß- britanniens am Montag Nachmittag Ca rácas verlassen, nachdem 24 Stunden seit Ueberreihung des Ultimatums ohne Eingang einer Antwort der venezolanischen Regierung ver- flossen waren. Er hat sih in La Guayra an Bord S. M. S. „Vineta“ begeben.

Aus Washington berichtet das „Neuter'she Bureau“, eine Depesche des amerikanishen Gesandten in Carácas Bowen melde, daß der englische Minister-Nesident Haggard und der deutsche Geschäftsträger von Pilgrim ihn vor ihrer Abreise ersucht hätten, die Jnteressen ihrer Länder wahrzunehmen. Diesem Ersuchen werde stattgegeben werden, da keine Rechtfertigung für eine Ablehnung vorhanden sei, und die Gefandtschaft der Ver- einigten Staaten in Carácas werde demgemäß die englischen und deutshen Staatsangehörigen, wenn darum nachgesucht werde, beschüßen. Aus dem Jnhalt einiger Mittheilungen Bowen's an das Staatsdepartement gehe hervor, daß er, wenn er die (Zelegenheit zur Verwendung seiner guten Dienste als Ver- mitiler sehe, dieselbe ungesäumt benußen wolle. Das Staats- departement ermuthige den Gesandten nicht in dieser Haltung, da es vorziche, Verwickelungen zu vermeiden; doh da er an Ort und Stelle sei, sei es damit einverstanden, daß er thue, was er könne, um eine Krilis zu verhüten, und es werde ihm möglicherweise ein gewisses Ma} diskretionärer Befugniß gegeben werden. Das Staatsdepartement ci mit den Ab- nhten Englands und Deutschlands vollkommen bekannt und sche keinen Grund, sih in diesem Stadium, wenn überhaupt, einzumischen.

Eine in New Y ork eingetroffene Depesche aus Carácas vom gestrigen Tage meldet: Ein offenes Schreiben des Präsidenten Castro, das in den Zeitungen veröffentlicht worden sei, besage:

Auswärtige Telegramme meldeten, daß gewisse Nationen, darunter England und Deutschland, eine Allianz geschlossen hätten, um Akte der Gewalt und dês Angriffs in Venezuela zu unternehmen, und die Art und Weise, in der diese Nationen den Versuch machten, die Wiederaufnabme der Zablung der Zinsen der Staats- {huld zu erlangen, müsse den Verdacht erwecken, daß sie die Konsequenz der Revolution sei, die er, Castro, kürzlich nieder- geschlagen habe. Troy des offiziellen Charakters der Nachricht von ciner englisch, deutschen Intervention lebne er es jedoch ab, an dieselbe zu glavben, da cs ihm unbegreiflih ersheine, daß Nationen, die herz- lie und sreundscbaftli e Betiehungen zu Venezuela unto-bi-lten, es vorzichen follten, zur Gewalt ihre Züunicyr zu nêhumen, anstatt diplo- matischen Wegen zu folgen, intbesondere wenn vorausgeseyt werden müsse, daß der Streitfall völlig in den Bereih der venezolanischen (Sejeye falle, die auf dem Grundsaye der Gerechtigkeit fußten. Hätte Venezuela \ich geweigert, seine finanziellen Verpflihtungen zu erfüllen, hâtten Reht und Diplomatie alle ihre Hilfsmittel gegen foles Unterfangen ershöpft, dann könnte Anlaß zu einem solch ertremen Vorgehen gegeben sein. Aber dies fe! nie der Fall ge- wesen. Die Thatsache, daß die venezolanishe Regierung die Staats- \{uldo nicht erhöht und alles, einschließlich der Frachten, bezahli habe, was während der Nevolution auf ter deut!cea und der aheren Eisenbabn befördert worden sei, beweise die Ehrenhastigkeit der 3er»

| Castro proflamiert

| hâtten

waltung und zeige, was die Ausländer von ihm erwarten Ebrenbafter Weije könne er niht mehr thun. Er stelle die Gre voran und werte niht Ausflühte suchen, um tollkühne (soolliard) Feindschasten dur Annabme von Derküthigungen zu entwaffnen, d die Würde Venezuelas verleiten und niht im Einklang mit einen Leben als Staatêmann steben würden „Die Sache der nationalen NRürde Venezuelas ist gegründet auf unsere Rechte, unseren Gerechtig- und unsere Beziehungen der Freundschaft und gegenjeiuiger Achtung zu den fremden Nationen.“ Eine in New York cecingetroffene D-peshe au Willemstadt besagt, der General Rolands6, der er} tab6offizier des Generals Matos, habe sich zum Führer ein neuen revolutionären Bewegung gegen den Prähden! Er habe 1200 Mann gesammelt. 2 ¿ama Reira, cin anderer Rebecllenführer, sci mit 1200 M in der Nähe von Coro wieder erschienen, auch im Bezirk Varquisimeto seien die Aufständishen in großer wieder aufgetaucht.

fi nen,

Afrika.

Aus Tanger wird dem „W. T B.“ mitgetheilt, de®

Heer des Sultans von Marokko, nachdem der E

der Beni Semmur zur Unterwerfung gebraht wak? einem anderen Stamme, der ihm den Weg nah Rab! leat habe, anacariffsen worden sei. Die Truppen des 06 seúur emvfindliche Verluste erlitten und sih ©s8 zurückziechen müssen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der S@hluszbericht über die gestrige Sizung d tages befindet sih in der Ersien Beilage

In der heutigen (233.) Sihung des | welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staates Yraf von Posadowsky beiwohnte, nahm

Wort der Präsident Graf von Ballestrem wir "s ordnung eintreten, babe ih Ihnen eine Mittheilung, », sind mehrere Beschwerden, die meine Verwaltung p e Zizuyga vom 4. Dezember im Plenum erhoben wotherden üuntetsocht und infolgedessen zu erklären: Erslen®y uber das verspätete Vorliegen des Liflenresull oigen | lichen Abstimmung habe ih dahin zu bescheiden) ¿5 in der Regel cine halbe Stunde nah der Zetfmerew oft au hon nah 20 Minuten vorgelegt werde fenar | Einsicht werden diese Lisien in einer dar Au ichs E | lid zu machenden Mapde dei den Herren S

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linken Flügel der Schriftführer ausliegen und können auch auf ganz kurze Zeit auf den Plaß des Herrn Abgeordneten mitgenommen werden. weitens: Die Beschwerden des Herrn Abg. Gothein über mangelhafte usfertigung des Stenogramms und die Nothwendigkeit von größeren Korrekturen in dem in der Sißzung am 5. Dezember von ihm erstätteten Referat ist insofern richtig, als die Stenographen bei dem Verlesen von Stellen sich darauf verließen, daß ihnen, wie es in der Regel geschieht, die Schriftstücke zugestellt werden. Das Referat ist von unseren Stenographen gut aufgenommen. Als Hilfs- Stenographen sind ferner ausgezeichnete Stenographen des preußishen Abgeordnetenhauses Tommissarisch hier beschäftigt. Diese Angelegenheit ist hiermit erledigt. Drittens: Die Ein- wände des Abg. Broemel gegen den Betrieb unserer vor- züglichen Heizungs- ‘und Ventilationseinrihtungen sind un- begründet. Die eingeführte frishe Luft hat einen Wärmegrad von mindestens 18° C., die gleihmäßig im Saale vertheilt wird. Die Temperatur wird halbstündliGh an einem Normal- Thermometer, das gerade auf der linken Seite bängt, abgelesen, und die darüber geführten Listen sind zur Information für den Abg. Broemel einige Zeit lang Nen worden. - Die Temperatur in der Sitzung vom 4. Dezember hat sich danach von Beginn der Sigzung an zwischen 18,40 C. und zum Schlusse der Sißung, 115 Uhr Abends, auf 19,90 C. gestellt. Die Luft im Saale war gut; über zu geringe Temperatur wird niemand zu klagen gehabt haben. Das große Thermometer in der Mitte des Saales an der westlichen Wand über dem Sopha kommt für die amtlihe Temperaturmessung garnicht in Frage. Auch dieser Punkt ist hiermit erledigt (Abg. Gothein meldet sich zum Wort). Sie können beantragen, daß das auf die Tazgeëordnung geseßt wird.

Darauf wird die zweite Lesung des Entwurfs eines Zolltarifgeseßes fortgeseßt.

Berichterstatter Abg. Dr. Arendt (Np.) referiert über die Zölle auf Buchbindererzeugnisse, Pausleinwand, wasserdihte Gewebe, Ge- webe mit aufgetragenen Shleif- oder Poliermitteln; Linoleum und ähnliche Stoffe; Watte, Filze und nicht genähte Filzwaaren; Pferde- haare und Waaren daraus. Den Zoll auf Watte zu Heilzwecken in Aufmachungen unter 1 kg hat die Kommission von 30 auf 24 M. herabgesept, ebenso den Zoll auf Klavierfilze in Tafeln von 220 auf

0

Präsident Graf von Ballestrem: Es liegen mir wiederum mehrere Anträge vor. Bevor ih aber das Wort ertheile, möchte ih eins erwähnen. Ich habe gestern bei einem solhen Antrag den Herrn der ihn begründete, länger sprehen lassen als 5 Minuten. Bel reiferer Erwägung bin ih zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Redner, die für einen folhen Antrag sprechen, auch unter die be- \chränkte MRedezeit fallen, welhe die neue Geschäftsordnung vorschreibt. Die einfahe Tagesordnung ist eine einfache Geschäftsordnungsfrage. Bezöge fe sih auf einen Antrag mit materiellem Inhalt, so könnte man zweifelhaft sein, ob fie eine reine Geschäftsordnungsfrage ist. Da sie sh aber nur auf eine reine Ge- \chäftsordnungsfrage, die Verweisung an eine Kommission, bezieht, so werde ich ferner den Rednern zur Tagesordnung bloß 5 Minuten Nedezeit gewähren. (Abg. Stadthagen ruft: Zur Geschäftsordnung!) Es liegen folgende Anträge vor: 1) vom Abg. Stock- mann: Die Positionen 503—516 zur nohmaligen Erörterung und \chriftlihen Berichterstattung einer Kommission zu überweisen ; 2) vom Abg. Stadthagen: Îwei einzelne Positionen zur noh- maligen Berathung und Berichterstattung an eine Kommission zu ver- weisen; 3) vom Abga. Dr. Spahn: Ueber alle auf Zurückverweisung an eine Kommission gestellten Anträge zur einfahen Tagesordnung überzugehen.

Für den Antrag auf Tagesordnung erhält das Wort

Abg. Dr. Spahn: Ich bitte, meinem Antrage zuzustimmen.

Gegen den Antrag auf Tagesordnung bemerkt der

Abg. Dr. Stockmann: Mein Antrag verfolgt, wie meine An- träge in der vorigen Woche, den Zweck, die Geschäfte des Hauses zu fördern, durch Zusammenfassung aller Artikel etwaige Einzelanträge auf Zurückverweisung einzelner Positionen on eine Kommission zu ver- bindern. Es werden sicherlih, wie die Bestrebungen der Herren auf der äußersten Linken gezeigt haben, eine Reibe von Herren vorhanden sein, welche mit dem erstatteten Meferat nicht zufrieden sein werden. Diese Herren bitte id, gegen den Antrag auf Uebergang zur Tages- ordnung zu stunmen.

Jn namentliher Abstimmung wird der Antrag auf Ueber- gang zur einfahen Tagesordnung mit 198 gegen 41 Stimmen

ei 5 Enthaltungen angenommen.

Berichterstatter Abg. Lurz (Zentr.) ref auf Kleider, Puywaaren, künstliche Blum« Negen- und nnen- s{hirme, Schuh J | und Waaren daraus, zuaerickbtete muckfedern, Fächer und Hüte, sowie auf Adb- fälle von Geîspinn u [

umwollene Kleider bat die Kommistion ) t

der

eriert darauf über die Zölle

Ppel- Ztr. ermäßigt,

wf 600 A erbött Zurüdverweisung der

ider und Putirwazaren) în die 16. ommission

ntraat über tiefen Autrag Uebergang und veruüchtet

zuglei auf das Wor Aba. Albreccht erbält tas Wort gegen den Antrag 1 zwr einfachen Tagetordnung, wird ader nah rôfidenten Grafen von Ball m mit den Wo ochen: Herr Abgeordneter, Ihre Zeit ist abgelauf verläßt die Tribüne.)

Ueber den Antrag auf Tagesordnung wird nah me erfolat mit 211

Ueder die des Zolltarifs (Tertilindujtrie) Münch-Ferber (nl)

Der Abga. Baudert (So der Anmeckungen an die l

Di nto J J itnulen L

Uebergang namentli aba . -_ A 54 Stimnien

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M oten U Î lan cinoen Un R E aluacmcinen nmcriungen

berichtet

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tragt ten Uebergang zur cinfa

bg. Haase: JI§ hade meinen Anl Insay zu einer Erêrterung ibeit so deschränkt ift und das Spiel sa&blicde Berathung geraubt hat ch4, das Volk wenigîtens mit cinige vas c Nb bei den

Ü audert

F f ctnzelnen ZeUrofittoner weist darauf hin, daß die Kommisfion s) ude ten Indalt diesec Bemerkungen unterbälten hade und ter a Sis 1M LMEE Inter i Bericht genügende Auf- e D jon 5 Miautea wicd der 4 d ®%

von Ballestrem unterbrochea ui:

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S fláruna crlana q -. a4 1 4 L S «a 1G

L E77 Acdner vom Prâtident

2 Grafen tritt von der Teibüne ab

Ww Der Antrag auf Uebergang ordnung wird mit 213 gegen 7 angenommen Berichtersialter Abg. Graf b nig (d. fons.) ierauf über den Abiritt V1l des Zol G Potitionen 544 568, eder und Lederwaaren. Kürschnerwaaten, Waaren aus Därmen. Den olliay auf Ledersduhe mit Holiseï bat die Kommission voa ) auf 30 M ermähigi; cive neue Position 58a. i eingeseyt, w0- nah Kleider ans Leder mit Futter aus Gespinnstrraaten 250, S0 M Zoll tragen sollen Es liegen drei Anträge vor: Abz beantraat Tie Fardlverweisang der Positionen 5557 und 556 (Lederschube) an die cmmililios. Ada. De. StoFEmanu die Zurücktweiliung aller hierher achórigen Positionen, Aba. Haase den Uebergang zar cinfahen Tzge2otdaang ubert simmiiide Anträze Aba Haase (für die Tagetortnung): Wir wetten abermals durch das Verdalten ter Zollmehtrheit zuf diesen Weg geträngt. Wenn

einfachen Tagacs

referiert

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auch die Guillotine Gröber dens exakt arbeitet, so merkt doch das Volk draußen wenigstens, auf welher Seite hier im Hause der Wille besteht, ernstlihe Ausführungen zum Jener zu machen.

Abg. Bo sucht die Nothwendigkeit schriftlicher Berichterstattung darzuthun. Nac& Ablauf von 5 Minuten wird er vom Vize-Präsidenten Grafen zu Stolberg darauf aufmerksam gemacht, daß er nicht länger reden dürfe, und verläßt die Tribüne. ö

Mit 215 gegen 55 Stimmen wird der Antrag auf ein- fache Tages3ordnung angenommen.

Berichterstatter Abg. Trimborn (Zentr.) referiert über die Positionen 569—585, Kautshukwaaren.

Abg. Baudert (Soz.) hat die Zurückverweisung einiger, Abg. Stockmann (Rp.) die Zurückverweisung aller Positionen an die Kommission beantragt.

Abg. Haase: Ich habe den Uebergang zur einfahen Tages- ordnung beantragt. Herr Trimborn hat sich bemüht, ein gutes und eingehendes Meferat zu liefern; nachdem aber Herr Stockmann durch die Wiedereinbringung seines An- trags gezeigt hat, daß er die Retefreiheit im Reichstage ganz zertrüummern will, ist mein Antrag auch deshalb nöthig, um zu ermöglichen, daß überhaupt irgend welche sahlichen Bemerkungen über diese wichtigen Angelegenheiten gemaht werden können. i

Abg. Baudert tritt für seinen Antrag ein. Auch er ist nach 5 Minuten mit seiner Darlegung noch nicht zu Ende und wird vom A urter Hinweis auf den Ablauf dec Redezeit zum Abtreten peranlaßt.

In namentlicher Abstimmung wird die einfache Tages- ordnung mit 214 gegen 54 Stimmen angenommen.

Darauf referiert Abg. Molkenbuhr (Soz.) über Ab- {nitt VIIT des Tarifs: Geflehte und Flechtwaaren aus Pflanzen- stoffen, Positionen 586—593. Durch die Kommission ist der Zoll auf rohe Korbflechterwaaren von 3 auf 4 erhöht worden.

An dieses Referat werden keine Anträge geknüpft.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Die zur Erzeugung elektrishen Stromes dienende Dampfkraft in Preußen im Jahre 1902.

Alljährlich wird bei Gelegenheit der Erhebung der Zahl der Dampfkessel, Dampfmaschinen und Dampffässer und ihrer Eigen- haften in Preußen seitens des" Königlichen Statistischen Bureaus die Anzahl derjenigen Dampfmaschinen festgestellt, welche zur Erzeugung von elektrishem Strome Verwendung finden. Be- fanntlih wird in Preußen der bei weitem größte Theil des elektrischen Stromes durch Dampfkraft erzeugt ; die diesjährige Ermittelung hat nun eine abermalige erhebliche Vermehrung der für diesen Zweck auf- gestellten Dampfmaschinen und ihrer Rg es ergeben, wie die nachstehende, der „Stat. Korr." entnommene Uebersicht erkennen läßt. Von den feststehenden und beweglihen Dampfmaschinen in Preußen mit Einschluß der auf Schiffen befindlihen Maschinen, welhe n icht zur Fortbewegung des Schiffes dienen, aber mit Aus- {luß der Dampfmaschinen in der Verwaltung des Landheeres und

der Kriegsflotte und der Lokomotiven, wurden zur Erzeugung von Elektrizität nuygbar gemacht

Fließ zu Anfang E des Jahres maschinen stärken

794 839610

998 55396 1218 66528 1459 84598 1925 124566 2186 149 096 2490 201 396

gleichzeitig zu anderen Zwecken Dampf- Pferde- maschinen stärken 189 9 879 262 13 691 189 9 517 320 16 866 533 32 866 651 42 839 815 57 330

im Ganzen Dampf- Pferde- maschinen stärken

983 49 489 1260 69 087 1407 76 045 1779 101 464 2458 157 432 2837 191935

33056 258 726

1891 . 1892 . 1893 . 1894 . 1896 . 1897 . O am 1. April 1899 . 1900 ,

2799

3169

958 511 318 979 1901 . 3430 8394 657 1208 96 304 4633 490 961 1902 . 3669 470 854 1259 102 551 4928 573 405.

Während in diesem elfiährigen Zeitraume sowohl die Zahl wie die Leistungsfähigkeit der zur Elektrizitätserzeugung dienenden Damvf- maschinen ohne Unterbrewung stiegen, nabm erstere auf über das Fünffache, leßtere soaar auf über das Zehnfache zu.

Der elektrishe Strom, den diese Maschinen licferten, wurde vor- wiegend zur Beleuchtung, demnächst zur Krafterzeugung, endlich zu elektrolvtishen und anderen Zwecken gebraucht, wie aus folgenden Angaben bervorgebht. Es erzeugten am 1. April 1902 Elektrizität

für Dampfmaschinen mit Pferdestärken

è der Beleucdtung . . . - 3 624 206 328

des Motorenbetriebs allein 139 33 168 “1. 39 8 774 Zwecke zugleich 1126 325 135 im Ganzen . 4 928 573 405. n „für mehrere Zwecke zugleih* Elektrizität berstellenden dienten 1086 Maschinen nkit 315 §89 Pfertestärken euhiung und Krafterzeugung, 40 Maschinen mit 9546 Pferde-

1 mebreren sonstigen Zwecken gleichzeitig

NVerlbeilunag ter zur Elektrizitätögewinnung aufgestellten Dampfmaschinen auf die einzelnen preußen Provinzen ift, wie leibk erflärlih, sebr mannigfaltig; die folgende Tabelle giebt über diese Verhältnisse Auskunft. Es wurden zur Erzeugung von elektrischem Strome am 1. April 1902 nutbar gemacht

0A aués{licß;lich „F Ee an im Ganzen -_ Péerte- C «F LAA R Damrf- Pferde- itârken maschinen ftärken

977

1100

74 831 84 335

3776

4269

333 342 403 314

At e a °

maschinen

9.

mpf- Pferde- itârfen

L Da maschinen 7 301 H 3 377 133

10 678

8 827 112 10 269

1 442 73 900 1 £485 245 79 445 7 907 12 9 449 421 57 356 5 738 1 209 16 947 5 171 61 4 b 732

T6 9 754 G0 520

44 426 : 9 622 4 243

13 232 20 315 9 914 53 443 16 622 27 901 1 7 615 Rheinland . . 86 101 524 25 4C8 Hodenzollern . 140 101 zusammen 3669 470854 1259 102591 Daß hier die industriereiche Provinz Rheinland der in Rede steherdzen Dampfmaschinen an der so wenig auffälllg, wie der Umfland, dah V ard Schlesien an î telle folgen. Jm übri der Stadtkreis Berlin bezüglich dieser Dampfmaschinen cistungsfähligkcit die meiflen anderen Provinzen, da drei nur noch Brantenduarg und Sachsen mek

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WoblfahrtseinriStungen für Berliner Arbeiter Auf Follea der Lantes-Versicderungasanlialit Berlin de

S -_ - - fanden fich am 31, Oftober d. I. 413 (Ende September 446

Aagusi 460, Ende Juli 376) männliche und 179 (196 dez. 203, 141

weibliche, zusammen 592 (62 bezw. 663, 517) Arbeiter zur Pflege in den Heilstätten zu Beeliß, am Grabowsee, in Lihtenberg und Vogelsang und eine weitere “Anzahl von O in Krankenhäusern oder in ambulanter Heilbehandlung. Von den Ende Oktober in Heilstätten verpflegten 413 männlichen Arbeitern waren D s von den 179 daselbst verpflegten Arbeiterinnen 129 lungen- rank.

Für das Heilverfahren find von der Landes-Versicherungsanstalt Berlin im Monat 58 976,53 M,

1901 : Oktober \ 1902: 131 542,22 | verausgabt worden, wovon {

1901: «7159053 M Angehörigen - Unter- 1902: 14206,26 \tüßungen entfielen.

Von den Krankenkassen find der Anstalt im Monat

Oktober \ R: n Ta iB S | erstattet worden.

Die Landes-Versicherungsanftalt Berlin hat in Be eli (Mark), eine Stunde von Berlin, Sanatorien errichtet, in welzen Ver - sicherte beiderlei Geschlechts, die an chronisch verlaufenden Krankheiten, wie Nervenshwäche, Blutarmuth, Magenkrankheiten, Bronchialkatarrhen, Rheumatismen, Gicht, körperliher Ent- kräftung nah afuten Krankheiten u. #. w., leiden oder sich bereits in der Rekonvalescenz befinden und bei denen die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit oder die Verhütung vorzeiticer Invalidität in absehbarer Zeit mit großer Wahr- scheinlichkeit zu erwarten ist, kostenl ose Aufnahme finden. Um diese Einrichtung zur Kenntniß der Berliner Arbeiter zu bringen und den- selben die Wohlthat einer Kur in den genannten Sanatorien, wo noch eine größere Anzahl von Les unbelegt ift, zu thei! werden zu lassen, hat der Vorstand der Lantes-Versicherungsanstalt an die größeren Arbeitgeber Berlins die Bitte gerichtet, die in ihrem Betriebe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen auf die ins Leben gerufene Woblfahrtseinrichtung in geeigneter Weise aufmerksam zu machen und dieselben eventuell zur Stellung von Anträgen auf Ueber- nahme des Heilverfahrens zu veranlassen. Bei vielen Arbeiiern, welce zwar noch thätig sind, bei denen aber dur die jabrelange, angestrengte Berufsarbeit bereits eine Shwächung ihrer Gesundheit eingetreten ist, wird, wie die Praxis vielfah bewiesen hat, in den meisten Fällen eine Kur von 4 bis 6 Wochen ausreichen, um denselben ihre frühere volle Arbeitskraft wiederzugeben und den Eintritt frühzeitiger Er- werbsunfähigkeit zu verhindern. Während des Heilverfahrens wird \folhen Angehörigen des Versicherten, deren Unterhaltung dieser aus seinem Arbeitsverdienst bestritten hat, von der Landes-Versicherungs- anstalt eine wöchentliße Unterstüßung bewilligt. Die große Wohlthat der neuen Einrichtung foll namentlich verdienten Arbeitern, welche eine lange Reihe von Jahren in Berliner Be- trieben gearbeitet haben, zu gute fommen; Gesuche von solchen Arbeitern werden bevorzugt werden. Die Einsendung von Gesuchen um Aufs nahme in das Sanatorium hat an den Vorstand der Landes-Ver- sicherungsanstalt Berlin, Klosterstraße 41 hierselbst, zu erfolgen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Marseille haben die auétständigen Schiffsleute (vgl. Nr. 289 d. Bl.), wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag be- lossen, sich auf keine weiteren Unterhandlungen mit den Rhedereien und den Vertretern der Minifter einzulassen und den Ausstand bis aufs äußerste fortzusetzen. Die eingeschriebenen Seeleute von Cannes, Antibes, Arles und St. Naphael haben die Kom- mission der Ausständigen benachrichtigt, daß fie ihrem Aufruf Folge leiften und die Arbeit eingestellt haben.

In Havre versuchten gestern, dem „W. T. B." zufolge, die arbeitslosen Seeleute, die Seeleute mehrercr Dampfer zur Ein- stellung der Arbeit zu verleiten. Der Versu hatte jedoch keinen Erfolg. Die Polizei war genöthigt einzuschreiten; ein Polizei- fommissar wurde verwundet. Die Bureaux der Schiffahrtsgesell- schaften werden militärisch bewacht.

Ucber die Arbeiterunruhen in Rostow a. Don (vgl. Nr. 288 d. Bl.) wird dem „W. T. B.“ vom gestrigen Tage weiter Folgendes berichtet: Um die Ansammlung von Zuschauern bei den Arbeiter- zusammenrottungen zu vermeiden, wurde von der Obrigkeit angeordnet, den Fußgängern das Ueberschreiten cines gewissen Rayons nicht zu erlauben und die Straßenbahn niht mehr bis zum Bahnhof fabren zu lassen. Die Kosaken hielten zuerst ruhig auf ihrem Playe. Als aber einige Burschen, die von Erwachsenen auf- geheßt wurden, mit Steinen warfen, {ossen die Kosaken auf die Menge und verwundeten einige Zuschauer. Die Be- erdigung cines Getôödteten wurde von den Arbeitern nit zugelasson und das Erscheinen eines Untersuhungörihters gefordert. Die Thatsache, daß von der Poleskibahn zur Arbeit ein Eisenbabn-Bataillon beran- gezogen worden ist, sowie die Entziehung des Kredits für die Arbeiter durch die Arbeiterkonsumvereine haben die Ausständigen ernüchtert und se zur Wiederavfnahme der Arbeit veranlaßt. (Es verbreitet nich das Gerücht, daß die geheime Druckerei des Donsthen Komités der Sozialdemokraten entdeckt is. Jn der Naht find ses Rädelsfübrer verhaftet worden. Die Agitatoren gaben den Arbeitern den Rath, die Arbeit am Sonnabend wieder einzuftellen. Die Versammlungen haben unter zahlreicher Betheiligung von Frauen außfierbalb der Stadt mebrere Tage bindurch ungestört stattgefunden. Nedner, die llein von Wuchs waren, wurden emporgehoben und auf den Schultern anderer bhochgebalten. Die Redner besprahen die Forderungen der Arbeiter an die Eisenbahnverwaltung, die Erhöhung der Löhne, die Kürzung der Arbeitszeit und die Entlassung mißliebiger Mcister. Ferner wurde Klage darüber gefübrt, daß den Arbeitern bei Verbeirathungen und bei Geburten von Kindern statt zehn Mubel, wie versprochen, nux fünf und an Beerdigungtkoîitlen ftatt fünfzehn Mubel nur zehn ausgezablt worden seien Die Forderungen rourden \{riftlih formuliert dem Ataman von den Arbciterdeputirten unterbreitet. In Rostow ist eine Verordnung des Atamans aus- gachängt, die jede Ansammlung von Menschen in den Straßen ver- bietet. Nach etner Verordnung des Kommunikations-Ministers, der fih atn Orte der Arbeiterbewegung befindet, sind alle Meter entlafien und aus NRosiow entfernt worden. Auf Bitten der Arbeiter wurde gestern in den Werkstätten der Wladikawkos-Bahn Gottesdienst ab- zebalten. Gestern Mittag if der Eisenbahn-Minifsler Chilkow, be leitet von tem Direkior der Wladikawkas-Babn, îin Rostow cein- getroffen und hat sich nah kurzem Aufenthalte in Charkow nah Tichoreykaja begeben. Der Ausstand dauert fort

Kunsi und Wisseuschaft

In ter Monattversommlung ter Vorderasiatischen ll\chaft iprah Dr. Messershmidt unter Vorlegung einer großen Anzahl noch nit veröfentlicher Photographien über das diss derige Gesammtergebnißh der bei Expetttionen ausgearatenen d freigelegten Veste von Send\@Sirli in Syrien. Da aus Vorträgen in ter Anthrevologiscben Gesellichaft an dieser Stelle schon mehrfach von den merkwürdigen Spuren cincr Kultur die Rede gewesen it, von deren einstwaliger Existenz in allem Elanz und Schein erst die

A. F Ga felt

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Steine zu uns reden müsen, weil dic Pergamente, Thontafeln und Papvri der Alten darüber shweigen, so sei nachfolgerd aus den sehr inter- eñenten Dailegungen des Vortragenden nur eine kurze Nachlese zu Früderemn gege Offenbar gehören die auf engem Raum in über- rashend großer Anzahl aufgefundenen Skulptutea von SertitSirli iehr verichicdénen Epochen an, die sich etwa von der Mitte tes pweiten vorbriilichen Jahrtaniends bis zu dem in das siebente Jahrs bundert zu sehenden Untergang der Siadt erftrecken. Hierfür ivpreden nitt uur uralte hethitisde iédriften neben jüngeren Felliérlflten, richt nur cine chr fiche Verstdiedenheit der uweifcllos álteren, im Vergleich ju den an Kunsiwerth viel bôder fichenden jüngeren Skulpturen, sontern vor allem die dar- acellte= Gegenstände und mande deutlich sichtbaren Verbesserungen, welde in jüngerer Zeit an den roheren Gebilden der älteren vorge» nommen wotden siand Die einzehente Betrachtong der Relief» daritellangen im besonderen giebt zu interessanten kalturgeshichtlihen

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