1902 / 294 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Dec 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geisilihen, Unterrichhts- und Medizincl- Ane cie cen battece L

Dem Seminar- Direktor Below ist das Direktorat des

Schullehrer-Seminars in Pr.-Eylau verliehen worden.

Der Kreis-Assistenzarzt Dr. Pulewka aus Gilgenburg ist

zum Kreisarzt ernannt und mit der Verwaltung des Kreisarzt- bezirks Kreis Heilsberg beauftragt worden. s ?

Ministerium des Jnnern.

Der Ober-Regierungsrath Ukert ist dem RNegierunas- Präsidentenin Liegniß zugetheilt worden. N P

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Geseß-Samml. S. 357) sind bekannt gemacht: P (Velep

1) der Allerhöchste bau vom 20. Oktober 1902, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 an- gevangten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die in Me Recklinghausen neu erbaute Chaussee von Gladbec nah Kirchhellen, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Münster Ir. 48 S. 315, ausgegeben am 27. November 1902;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 27. Oktober 1902, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Verwaltung der Kaiserlichen Marine zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des zur Er- weiterung der Werftanlagen zu Wilhelmshaven, insonderheit zur Her- ena eines neuen Bafsins für Schiffsliegepläße am Ems. Jade-

anal erforderlihen Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der König- lihen Regierung zu Aurich Nr. 47 S. 407, ausgegeben am 21. No- vember 1902;

3) der Allerhöchste Erlaß vom 27. Oktober 1902, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an den Kreis Hadersleben zur Entziehung und zur dauernden E des zum Baue und Betrieb einer Kleinbahn von Hadersleben nach Aarösund in Anspruch gu nehmenden Grundeigenthums, durch das Amtsblatt der König- ichen Regierung zu Schleswig Nr. 48 S. 427, ausgegeben am 22. November 1902;

4) der Allerhöchste Erlaß vom 3. November 1902, betreffend die Anwendung der dem Chaufssecegeldtarif vom 29. Februar 1840 an- geiüngten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die vom Kreise Teltow in dauernde Unterhaltung übernommenen Kunst- \traßen 1) von Rudow nah Lichtenrade, 2) von Miersdorf nach Zeuthen, 3) von Schulzendorf nah Wildau, 4) von Jürchendorf bis zur Kreishaussee Groß-Beuthener Schäferei—Gröben—Fahlhorst, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 48 S. 515, ausgegeben am 28. November 1902.

Abgereist:

der Unter-Staatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Wirkliche Geheime Rath Fleck, in dienstlichen An- gelegenheiten.

Nichlamlliches. “Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Dezember.

Seine Masestät der Kaiser und König hörten ute Vormittag im Neuen Palais den Vortrag des Chefs des ivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.

Die vereinigten _Ausschüsse des Bundesraths für Rechnuugswesen und für Zoll- und Steuerwesen hielten heute

Sizung.

__Der Nachweisung über die auf den größeren deutschen Eisenbahnen (ausschließlih der bayerischen) während der Dauer des Sommer-Fahrplans (Mai-September 1902) bei den fahrplanmäßigen Zügen mit Personen

Jn franzö und englischen Blättern wurden kürzlich aus den deutschen Bergwerken bezogene Sendungen dieses Guts bezahlt seien. Nah Abzug der von den Empfängern gegen Fracht bleibe ein äußerst Peringer Preis der Kohle elbst übrig, der insbesondere viel billiger sei, als der der gleichartigen französishen Kohle. Diesen geringen Preis wollen die Blätter daraus erklären, daß die preußischen Staats- bahnen den Versendern der Kohle einen Theil der Fraht im Wege der heimlihen Rüvergütung erstatteten. Wir sind nicht in der Lage, die Richtigkeit der in den ausländischen Blättern ten Zahlen genau nachzuprüfen, da weder Veisand- noch Empfangsort, noh die Beschaffenheit der gelieferten Kohle angegeben wird, ebensowenig wie die Blätter sich darübé{äußern, ob etwa die Beförderung zum theil auf dem Wasserwege stattgefunden hat. Nach den zur Zät geltenden veröffentlichten Eisenbahntariscn sowohl vom westfälischen, als vom Aachener Kohlenrevier nach Paris sind aber die regelmäßigen Frachten so bemessen, daß nah ihrem Abzug noch Preise übrig bleiben, zu den thatsächlich Kohlen an Ort und Stelle geliefert werden können und wohl auc gelitfert sind. Zur Ertlärung der in Paris für deutsche Kohle gezahlten Preise bedarf es also derartig künstliher Mittel, wie sie die ausländische Presse vermuthet, überhaupt niht. Für ind Leser brauchen wir nicht hinzuzufügen, daß selbstverständlih heimlihe Refaktien für die aus Deutschland ausgeführten Kohlen von keiner deutschen Bahn gewährt werden, weil eine derartige heimliche

Frachtbegünstigung den in Deutschland geltenden Geseßzen widersprechen würde.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Herzoglich sachsen- altenburgischer Staats-Minister von Helldorff und Groß-

herzoglich mecklenburgischer Ober-Zolldirektor Kun ckel sind in Berlin angekommen. /

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Jaguar“ am 12. Dezember in Chemulpo (Korea) eingetroffen und am 13. Dezember von dort nah. Wusung in See gegangen.

Der Fregatten-Kapitän van Semmern hat am 11. De- zember in Schanghai das Kommando von S. M. S. „Hansa“ übernommen.

Der Transport der abgelösten Besaßungen der Schiffe der ostasiatishen Station, Transportführer: Korvetten-Kapitän Sthamer „hat am 10. Dezember mit dem

Dampfer „Kiautshou“ von Hongkong aus die Heimreise angetreten.

Vayern.

Zhre Königliche Hoheit die Prinzessin Maria von Bourbon- Sicilien, geborene Prinzessin von Bayern, ist gestern, wie „W. T. G“ meldet, in ünchen von einer rinzessin glücklih entbunden worden.

¿ Sachsen. In dem Befinden Séiner Majestät des Königs ist, wie „W. T. B.“ meldet, eine wesentliche Besserung eingetreten. Allerhöchsiderselbe ‘nahm gestern Nachmittag an der Familien- fafel im Nesidenzschlosse theil. Der Bronchial-Katarrh ift nahezu beseitizt, doch 1st Seine Majestät noch genöthigt, auf einige Tage das Zimmer zu hüten. i Seine Majestät der König hat an den Reichskanzler Grafen von Bülow das folgende Telegramm gerichtet : Eure Excellenz beglückwünshe ih hberzlihst zur Annabme der Tarifvorlage und zu dem hierbei von Ihnen erzielten großen Erfolge. Georg. Württemberg. __ Der russishe Gesandte am württembergishen Hofe Fürst Cantacuzene ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ heute in Stuttgart gestorben.

Baden. _ Seine Königliche Hoheit der Großherzog cmpfing am Sonnabend, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, den spanischen Gesandten von Ruata, der sein Beglaubigungsschreiben über-

beförderung vorgekommenen Verspätungen ist Folgendes zu entnehmen : Anzahl der in Vergleichung gezogenen Bahn- i 5L, dercn Gesammtlänge Ende September 1902 43349 km, davon zweigleisig . 15 864 Befördert wurden: Schnellzüge . Personenzüge gemischte Züge .

Geleistet wurden

181 974 . 1331 446

7305 TOB.

L L auf 1 km Be or, | M Tage | triebslänge im dur{chsch{chnitt funfmonati. Durdá;schnitt

Zugkilometer | 1067125050) 690931 2439

Von den fahrplanmäkia

0 en Zügen mit Personenbeförderung | haben sich verspätet

e tagen das im Ganzen Tia Züge und uwar : durch Abwarten verspäteter An- schluszüge i durch Vorkommnisse bei späteten Zügen selbst

Von den Verspätungen der lehteren Art entfallen auf 1 Tausend Züge 1 Million Zugkilometer i Die Anzahl der versäumten Anse \{hlüsse betrug —_

- 4 TT9

den ver-

| gejehen, sein Entlassungsgesuch cinzureichen.

| von | die Erneuerung des Dreibundes Allerhöchstsein Bildniß zu

| Streitigkeiten | Schiedsgericht unterbreitet werden sollten, bekannt

Gesetzentwurf

| dem

| eine

reichte, in feicrliher Audienz. Später wurde der Gesandte auch von JZhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin

empfangen. Anhalt,

Der Staats-Minister Dr. von Koseriß hat

_Sta sih, wie der „A. St.-A.“

meldet, aus Gesundheitsrücssihten genöthigt

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Minister-Präsidenten von Körber und von Szell in längerer Audienz.

Ó \ Preise von ohlen mitgetheilt, die in Paris für einzelne

zwischen Bangkok und Saigon versieht, eine Subvention zu gewähren.

Der Kriegs- Minister, General André isst gestern in Luneville eingetroffen und empfing nah einem Besuch des dortigen Krankenhauses die Behörden in der Unter- präfeftur. Jn einer Ansprache an die daselbst anwesenden Kavallerieoffiziere rief der Minister ihnen ins Gedächtniß, daß unter den moralishen Eigenschaften eines Offiziers die Achtung vor der Regierung obenan stehen müsse. Darauf wohnte der Kriegs-Minister der Einweihung des Standbildes des Schriftstellers Erckmann bei. Von der Menge, die sich troß der Kälte und des Schnees zahlreih versammekt hatte, wurde der Minister lebhaft begrüßt. Bei der Enthüllung hielt er eine Rede, in der er die Bedeutung der Werke Erck- mann's und seines Mitarbeiters Chatrian hervorhob, die zum Preise der Arbeiter und Landleute, die zum heiligen Vertheidi- es ins Feld gezogen, geschrieben worden seien. Der Ninister \loß: „Die heutigen Lothringer werden ebenso wie die Helden dieser beiden Schriftsteller niemals den Muth sinken lassen.“ Bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl hielt der Kriegs-Minister eine Ansprache, in der er sein Ver- trauen zu den Truppen des Ostens hinsichtlih der Vertheidi- gung des Gebiets und ihrer Achtung vor den republikanischen

inrichtungen ausdrückte. Er werde seine ganze Fürsorge der Besserung des Loses der gemeinen Soldaten widmen, des Loses derjenigen, die niht von den hohfliegenden Plänen der Anführer träumten, sondern nur von der Vaterlandsliebe und ihrem Pflichtbewußisein gestüßt würden. Nach dem Festmahl trat der Minister die Nückrei)e nah Paris an.

Der Marine-Minister Pelletan traf gestern früh in Cherbourg ein und wurde am Gia, von den Spitzen der Bchörden begrüßt. Nach dem Empfang der Behörden in der Seepräfektur wohnte der Minister einem von den republi- fanishen Comités veranstalteten Bankett bei und hielt daselbst eine Rede, in der er ausführte, sein Jdeal sei, alle Völker solidarish und befreundet zu sehen; troß dieses JFdeals wisse er wohl den Erfordernissen gerecht zu werden und werde alles thun, was das Jnteresse und die Ehre der französischen Fahne erheische.

Nufßland.

_ Der „Regierungsbote“ veröffentliht, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, folgendes Communiqué:

Laut Nachrichten aus der östlihen Türkei {ließt die Lage auf der Balkan - Halbinsel nicht die Möglichkeit ernster Komplikationen aus. Dank rechtzeitig ergriffenen Maßregeln und dem Eintritt des Winters ist aber anzunehmen, daß die Gährung in Macedonien einstweilen keine weitere Verbreitung findet. Dennoch sprechen viele Anzeichen dafür, daß die steigende Unzufriedenheit orthodorer Unterthanen unter dem Druck verschiedener Comités einen allgemeinen Aufstand im Frühling hervorzurufen geeignet ist. Diese beängstigenden Erscheinungen konnten nicht pecleT en Rußlands Aufmerksamkeit zu erwecken, das von Alters ber für das Schicksal der verwandten Stämme beorgt ist. Die russishe Regierung hat der Pforte ent- sprechende Vorstellungen gema um einem weiteren Umsichgreifen der Unruhen über die ganze L Mang lbiajel vorzubeugen, und hat den russischen Botschafter in Konstantinopel beauftragt, nah PrOfung der örtlichen Zustände über die Mralmeit sofortiger Einführung administrativer Reformen in Macedonien zu berichten und ohne Unterlaß der türkischen Regierung deren Durchführung zu empfeblen

m Zweck der Verbesserung der Lage der ort en Bevöl rung. ndesjen ist niht außer Acht zu lassen, daß, solange Unruhen in diesem

ebiete vorhanden sind, die der türkischen Regierung Anla geben, Maß- regeln gegen aufständische Unterthanen zu ergreifen, administrative Re- formen und vollkommene Beschüßung der Bevölkerung vor Uebergriffen der Beamten sehr schwierig sind. Demnach ist die erste und Daitbedinamig für Erfolg nah dieser Richtung das Aufhören der Agitation der Comitós in Macedonien, da ‘sie den von ihnen beab- sichtigten patriotishen Zweck nicht erreichen, sondern die Bevölke- rung nur von friedliher Arbeit zurückbalten und sie zu ver- bängnißvollen, folgens{hweren Schritten hinreißen. Die russische Regierung hatte wiederholt Veranlassung, ihre Ansicht über die macedonishe Frage auszusprehen. Sie hat jeden Versuch der slavishen Stämme zu gewaltthätiger Veränderung der dur inter- nationale Vereinbarungen garantierten Lage auf der Ballan-Halbinsel verurtheilt. Dieser Ansicht“ ist die russishe Regierung Mud gegen- wartig; und angesichts dessen erachtet sie es als zweckentsprehend, von neuem der serbischen und der bulgarishen Regierung einen wobls meinenden Rath zu geben und sie auf die Nothwendigkeit hinzuweisen, die in ihrem eigenen Interesse gefährlihe Agitation zu ver- hindern und zur Wiederherstellung der Nuhe auf dem Balkan ihrer- seits beizusteuern.

Die Kaiserliche Regierung ist berechtigt, das in den gemäß Allerhöchstem Willen gemachten Vorstellungen gestedte Ziel zu erreichen, darauf zu renen, daß die slavischen Stamme, die ihre Freibeit und Selbständigkeit den Opfern Nukß- lands verdanfen, ihren Weisungen folgen werden. Der unerschütter- lihe Entshluß Rußlauds, möglichen Komplikationen auf der Balkan- Halbinsel vorzubeugen, findet die vollste Zustimmung der übrigen Mächte. Die österreihisbe Regierung hat nicht verabiäumt, ihren Vertreter in Konstantinopel nah einem Ansichtsaustaush mit dem russishen Botschafter zu beauftragen, \sih den Schritien des russishen Botschafters bei der Pforte behufs der noth- wendigen unverzüglihen Einführung von Reformen in Macedonien anzuschließen. Die vereinten Anuftrengungen der benachbarten an der Aufrechterhaltung des Friedens im

in der festen -Hoffnung,

Der Kaiser hat

: dem deutschen Bülow

| Reichskanzler Grafen in Anerkennung

der Verdienite desselben um | verleihen geruht.

Großbritannien und JFrland.

Wie das „Reuter'she Bureau“ erfährt, war am Sonn- angeblichen Vorschloges des

Präsidenten Cafiro, daß die | der beiden

Mächte mit Venezuela cinem |

Frankreich. | In dem am Sonnabend veröffentlichten Berichte zu dem | über die Genchmigung des französisch- | siamesishen Vertrages wird, dem „W. T. B.“ zufolge, hervorgehoben, daß die siamesische Regierung, um Frankreich | einen cffenkundigen Beweis ihrer Freundschaft iu geben, t französishen Minister des Aeußern folgenden Ent- | schluß mitgetheilt habe: 1) unverzüglih im Gesundheitsamte | e Abtheilung für Sanitätsbauten zu errichten, die von franzöfischen ZFngenieuren geleitet werden soll; 2) ein aus- s{hließlich von französischen Aerzten geleitetes bakteriologisches Znfstitut zu errichten; 3) eine Anzahl französischer Lehrer für den Unterricht in der französischen Sprache an den Schulen in Siam anzustellen ; 4) die Bewilligung zur Ausbeutung der Teakholzwälder im Mekongthale zu ertheilen und schlicßlic 4 der franzöfishen Schiffahrtisgesellschast, die den Posidiensi

| nur möglih ist bei

| der christliden Völker, und

| 1 | Beweise ibres steten Wunsches, die besten | abend in amtlichen Kreisen Londons noch nichts bezüglich des |

| bérichtet, den Geschzentwurk, | hen Expedition

| flasse 1878 zu den Waffen.

Orient am meisten interessierten Staaten sind die Folge der Vereinbarungen von 1897, deren wohlthätige Wirkung unt Fristenz

M: strenger Beobachtung der ihnen zu Grunde liegenden Prinzipien, wie Nichtzulassung willkürliher Abänderung der

| bertragêmäßig festgeslellten Ordnung auf der Balkan-Halbinsel, Auf-

rechterhaltung der Ruhe, die so nothwendig ist für die Woblfahrt

D endlich Wahrung des allgemeinen Friedens Zum Schluß kann die Kaiserliche Regierung, die niht wenig ziebungen zu der Türket zu unterhalten, gegeben hat, niht umhin, die Hoffnung autzudrücken, daß die Regierung des Sultans die nöthigen Maßregeln zur Unter- drückung jeglicher Gewaltthätigkeiten ergreifen und die Bedeutung der

| freunds aftlichen Vorstellungen Rußlands zu Gunsten der christlichen | Bevölkerung Macedoniens shäyen wird, deren möglichst \{aelle Be-

tubigung als das beste Mittel erscheint. der Eatstebung gefährlicher Kom- plikationen für die ottomanische Regierung vorzubeugen.

Jtalien. Die Deputirtenkammer hat vorgestern, wie „W. T. B.*

betreffend die Kosten der militäri- nach China mit 166 gegen 62 Stimmen

| genehmigt, ebenso mit 170 gegen 58 Stimmen die Vorlage, betreffend

die Nahforderungen wegen der Einberufung der Jahres-

Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht cine vstliche Bulle „Quae mari Sinico“ vom 17, September d. J., die über Abänderung und Neform der Einrichtung und der Disziplin der katholishen Kirhe auf den Philip- pinen infolge des Aufhôrens der spanischen Herrschaft Bestim- mungen trifft. Der Papít gedenkt darin lobend der Juitiative der Ne- gierung der Vereinigten Staaten, die cine Sonderabordnung nah

Rom gesandt habe, um über einige die Verhältnisse der Kirche auf den' Philippinen betreffende Punkte Vereinbarungen mit dem

eiligen Stuhl zu treffen, die nunmehr in Manila zur Aus- hrung gebracht werden sollen.

Türkei. Der frühere Botschafter in Rom und ehemalige ee von

Samos Mussurus Bey ist, wie „W. T. B.“ erfährt, zum Botschafter in London ernannt worden.

Schweden und Norwegen.

Der norwegische Staatsrath hat, dem „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, den Zoll auf Zement von 20 auf 30 Oere für den Doppel-Zentner zu erhöhen und den Maschinenzoll, der 5. Proz. des Werths beträgt, auf - alle Maschinen auszudehnen, ausgenommen auf landwirthschaft- lihe Maschinen. Ferner beschloß der P eine Ab- gabe von 25 Oere für die Registertonne auf Eijenerze bei der Ausfuhr zu legen.

Amerika.

Der Präsident Roosevelt und der Staatssekretär Hay hatten am Sonnabend, wie „W. T. B.“ aus Washington er- ährt, in der venezolanishen Angelegenheit eine Be- L ung. Beide seien der Ansicht, daß, wenn nicht unerwartete Verwickelungen einträten, die Vereinigten Staaten sih in den Streit nicht ernstlih mithineinziehen lassen sollten.

Nach einem in New York eingegangenen Telegramm aus San Juan de Puerto Rico ist daselbst, wie das „Reuter he Bureau“ meldet, eine Anzahl von amerika- nishen Kriegsschiffen zum Zweck von Manövern ein- getroffen, und werde am 19. Dezember nah Trinidad abgehen. Diese Schiffsbewegung habe nichts mit der Lage in Venezuela zu thun, da sie bereits angeordnet gewesen sei, bevor die Dinge dort si zugespißt hätten.

Der am Sonnabend unterzeihnete Handelsvertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Cuba bestimmt ausdrüdlih die Gegenseitigkeit. Der Vertrag sicht eine Ermäßigung der bestehenden Zollsäge um 20 pCt. für aus Cuba nah den Vereinigten Staaten eingeführte Waaren vor.

Aus Carácas vom 13. d. M. wird dem „Reuter’schen Bureau“ mitgetheilt, daß in den Ultimaten, die die Vertreter Deutschlands und Englands überreicht hätten, Venezuela aufgefordert werde, die Berechtigung der aus dem leßten Und de fruheren BUrderttitden entstanden Forderungen anzuerkennen und sihch bereit zu erklären, die Entscheidung einer gemischten Kommission, die über die Forderungen befinden folle, anzunchmen. Gleichzeitig werde in den Ultimaten angekündigt, daß die deutsche und die englishe Regierung gemeinsam vor- gehen würden, um die Befriedigung ihrer Forderungen zu er- langen. Das Ultimatum Deutschlands erwähne außer- dem die heftigen Ausdrücke und die herausfordernde Art, in der von seiten Venezuelas der auf die Forderungen bezügliche Schriftwechsel geführt worden sei.

Dasselbe Bureau berichtet aus La Guayra vom 13. d. M., das englishe Kriegsschiff „Charybdis“ und der deutsche Kreuzer „Vineta“ seien am Freitag in Puerto Cabello angekommen. Am Sonnabend Morgen habe der Kapitän des englishen Dampfes „Topaze“ , der am 10. d. M. von der Bevölkerung von Puerto Cabello mit Beschlag belegt worden war, dem Kapitän der „Charybdis“ einen Besuch abgestattet, der Marinesoldaten zum Schuß der „Topaze“ entsandt und mit Be- shießungdes Forts und Zollhauses gedroht habe, wenn für die gegen die „Topaze“ begangenen Uebergriffe keine Genugthuung ge- geben werde. Um 5 Uhr Nachmittags hätten die „Charybdis“ und die „Vineta“ das Feuer auf das Fort und das Zollhaus eröffnet. Das Fort habe das Feuer erwidert, sei aber bald zum Schweigen gebraht worden. Die Stadt habe keinen Schaden erlitten. Der Dampfer „Topaze“ sei dann wieder freigegeben worden. Die Beschießung habe 45 Minuten ge- währt. Um 4/, Uhr sei eine Depesche von dem Präsidenten Castro cingetroffen, die jedoch nicht mehr bis 5 Uhr, das heißt zu der für den Beginn der Beschießung festgeseßten ris an Bord der Kriegsschiffe habe gebracht werden können. er Präsident habe darin die Behörde von Puerto Cabello angewiesen, alle ver- langte Genugthuung zu geben. Durch die Beschießung scien das Fort Salano und das Kastell Libertador in Trümmer gelegt worden; der Befehlshaber des leßteren sei gefangen acnommen; nur zwei Mann seien verwundet worden. Mannschaften vom Kriegsschiff „Charybdis“ hätten von dem Kastell Besiß ergriffen und die dortigen Geschüße unbrauchbar gemacht.

Das deutsche Kricgs\hif „V ineta“ hat das venezolanische Kanonenboot „Restaurador“ genommen, als dieses Guanta verließ, Das Schiff ist unter deutsher Flagge in Dienst estellt worden und vervollständigt z. Z. feine Ausrüstung in Erinidad. Kommandant i} der Kapitänleutnant Türk, bisher 1. Offizier S. M. S. „Gazelle“. Die deutschen Kriegsschiffe „Falke“ und „Panther“ sowie das amerikanische Kanonenboot „Marietta“ sind vorgestern in La Guayra eingetroffen.

Eine aus Kaufleuten der Stadt Carácas bestehende Kommission hat im Auftrage des Präfidenten Castro am Sonnabend Besuche an Bord der Kriegsschiffe „Charybdi6“ und „Vineta“ abgestattet.

Aus Carácas vom 13. d. M. berichtet das „Reuter'sche Bureau“, die britische Gesandtschaft habe am Sonnabend Abend unter Leitung cines Amerikaners wieder eröfsnet werden sollen. Der Sekretär der amcrikanishen Gesandtschaft Russel sei mit Wahrnehmung der Juteresscn Deutschlands bc- auftragt worden. Die fremden Einwohner hätten, von Panik ergriffen, Zuflucht in der amerikanischen Gesandtschaft gesucht, wo der amerikanische Gesandte Bo wen für den Noth- all Lebensmittel aufgestapelt habe. Die Einreihung von Venezolanern zum Kriegsdienst dauere fort; die Geistlichen predigten den Krieg. Das englishe und das deuishe Gym- nasium scien geschlossen worden. Der Präsident Castro habe am Sonnabend mit seiner Gattin Frau von Pilgrim desuht und ihr Gastsreundshaft im Palais Miraflores an- eboten, Die Zusammenkunft sei sehr herzlih verlaufen und

be bei den Angehörigen der fremden Kolonien einen aus- sezeihneten Eindruck gemacht. Der amerikanishe Gesandte owen habe der venezolanishen Regierung eine Note

des englischen und des deulshen Kommandeurs überreicht, in der es heihe, daß den Ban ezen Handelsschiffen 5 Tage Zeit gelassen wird, um La dies als Vorboten der Verkündigung der Blokade.

Eine weitere Depesche desselben Bureaus aus Carácas

uayra zu verlassen; man betrachte

meldet über die Beschlagnahme der venezolanischen

Kriegsschiffe am 9. Dezember: Die Deutschen häiten

das Torpedoboot „Margarita“

unbrauchbar gemacht und das Transporl\cif

sun“, das einem Franzosen gehöre, ins Schlepptau genommen und zum ofen hinausgebracht. Die Engländer hätten den „General Crespo“ und den „Tutumo“ ins Schlepptau genommen und leichfalls zum Hifen hinausgebröht. Seither sei von diesen iffen keins mehr gesihtet worden. Die venezolanishe Regierung behaupte, daß Soldaten von dem Fort von La Guayra aus gesehen hätten, wie die Schiffe in die Luft ge- flogen und dann gesunken seien, und daß die „Re- tribution“ nah Abschleppung der Fahrzeuge allein in den Hafen zurückgekehrt sei. Die Depesche meldet weiter, der Präsident Castro habe neuerdings eine andere Haltung eingenommen und angeordnet, daß die Repressiv- maßregeln eingestellt werden sollten und der britishen und der deutschen Bahngesellihaft ihr Eigenthum P Balins werde. Der Behauptung von der Versenkung venezolanischer Schiffe gegenüber verweist das „Reuter'she Bureau“ auf seine Depesche aus Port of Spain vom 12. Dezember (s. Nr. 203 d. Bl.), in der es heiße: „Die Beschlagnahme der venezola- nischen Flotte sei jegt vollendet. Die Schiffe seien von Eng- ländern bemannt worden und thäten englischen Dienst.“

Wie die „Agenzia Stefani“ aus Carácas vom gestrigen Tage meldet, Fat der italienishe Gesandte an die ven ezolanishe Regierung eine erneute dringende Auf- forderung zur Zahlung der Entschädigung an italie- nische Unterthanen gerichtet. Die italienishen Ansprüche, die bercits festgestellt worden sind, rühren von Schädigungen her, die Ztaliener während der Revolutionen in den Jahren 1898/1900 erlitten haben, und ga sih auf 2810 255 Bolivares. Die Forderung der Schadloshaltung is} bereits im April überreicht worden; mehrere andere Forderungen, die in diesem Zeitraum, sowie diejenigen, die durch die Re- volution dieses Jahres hervorgerufen wurden, müssen noch festgestellt werden.

Afrika.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Berbera vom 10. Dezember, der Mullah habe ein zweites herausforderndes Schreiben an die Engländer gesandt, in dem er auf die Nothwendigkeit des Friedens\chlusses hinweise, aber die Ab- tretung eines Hafens an der nördlichen Küste, die Anerkennung seiner Einflußsphäre sowie die Beseitigung der Ershwerung der Waffeneinfuhr verlange und sih der Leichtigkeit rühme, mit der er sich Feuerwaffen zu verschaffen vermöge.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißung des R ei chs- tages befindet sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Bei der Ersaywahl zum Reichstag im 9. Liegniter Wahlkreise (Liegniy Haynau Goldberg) erhielt, wie „W. T. B.“ meldet, Pohl (fr. Volksp.) 7576 Stimmen, Bruhn (So0oz.) 6483, Röhrig (kons.) 6290 Stimmen. Es ist eine Stichwahl zwischen Bruhn und Pohl erforderlich.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Durchschnittspreise der wihtigsten Lebens- und Futtermittel

betrugen im Monat November 1902 in Preußen nah der „Stat. Korr.“ für 1000 kg: Weizen 148 (im Oktober d. J. ebenfalls 148, im November 1901 161) 4, Roggen 135 (135 bezw. 140) Æ, Gerste 137 (136 bezw. 138) H, Hafer 140 (141 bezw. 143) M, gelbe Erbsen zum Kochen 247 (249 bezw. 241) Æ, weiße Speisebohnen 266 (263 bezw. 257) „#4, Linsen 358 (365 bezw. 387) Æ, Eßkartoffeln 45,6 (45,2 bezw. 41,6) M, Nichtstroh 44,5 (44,6 bezw. 65,1) M, Heu 55,5 (55,1 bezw. 75,9) 4, Nindfleish im Großhandel 1138 (1140 bezro. 1074) A; im Kleinhandel für 1 kg: Nindfleish von der Keule 1,43 (1,45 bezw. 1,39) A, vom Bauche 1,22 (1,23 bezw. 1,17) 4, Schweine- fleisch 1,54 (1,56 bezw. 1,48) M, Kalbfleisch 1,43 (1,45 bezw. 1,36) M, Hammelfleish 1,34 (1,36 bezw. 1,29) H, inländischen geräucherten Spe 1,78 (1,79 bezw. 1,72) M4, Eßbutter 2,35 (2,37 bezro. 2,40) M, inländisdes Schweineschmalz 1,76 (1,77 bezw. 1,72) M, Weizenmebl zur Speisebereitung 30 (30) K, NRoggenmebl 25 (25 bezw. 26 A); für 1 Schock Eier 4,83 (427 bezw. 4,56) M

Die Preise der vier Getreidearten haben \sich im November d. I. nur wenig gegen den Vormonat verändert. Die Fleischpreise sind im allgemeinen etwas zurückgegangen. Beim Schweinefleish insbesondere beträgt der Rückgang in Bromberg, wo der Preis im Juli d. I. 135, im August 155, im September und Oktober 150 beirug und im November d. I. wieder auf 135 stand, 15 A, in Stralsund, wo im August d. J. der Preis plöylih von 130 auf 160 gestiegen war, sowie in Cassel 10, in Danzig und Koblenz 5, in Frankfurt a. O 3 „4. Dagegen ift in Posen der Schweinefleishpreis neuerdings um 9 A gestiegen.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausftand der Schiffsleute in Marseille (vgl. Nr. 293 d. Bl) meldet „W. T. B.*, daß der Sekretär des dortigen Syndikats der cingescbriebenen Seeleute Rivelli und der sident des nationa- liftishen Volkscomités von Marseille Caftellani am Sonnabend Nachmittag verhaftet und dem Untersuchungörichter vorgeführt wurden. Die Verhaftung erfolgte wegen öffentlicher Aufforderung zum Auf- ruhr In der Arbeitsbörse fand Sonnabend Nachmittag wieder eine stürmishe Versammlung statt. Es gelangte eine Tagesordnung zur Annahme, die sih für ten Auétjtand ausspricht, die Haltung der Regierung mißbilligt und erklärt, der Kampf werde bis zum äußersten eführt werden. Beim Verlassen ter Arbeitsbörse kam es zu Aus- chrcitungen, so daß die Polizci eingreifen mußte. Die Arbeits- böôrse wird jeyt von hberittcncn Gendarmen bewaht. Eine Versammlung der S@lächter, die Sonnabend Vor- mittag stattfinden sollte, ist verboten worden. Der Zugang zum S&lachthof wurde militärish beseut In den Bäckerecien wird fast allgemein mit dem ständigen Personal gearbeitet, nur die in der Nähe der Arbeitsbörse gelegenen Bäckereien sind geschlossea. Av im Hafen und auf den großen Werften wurde am Sonn- abend Nachmitiag in gewohnter Weise . gearbeitet Der Ausstands- Autshuß hat an alle Korporationen einen Aufruf erlassen, in dem er in scharfen Auésdrücken gegen die Entfaltung von Polizei und Militärmaht Einspruh er- hebt und alle orgonisierten Arbeiter auffordert, den Bajonetten mit uners{chütterliher Energie Widerstand entgegenzusehen. Schlickßlich wird der gesammte Arbeiterstand aufgefordert, überall sofort die Arbeit einzustellen, und es wird der GeneralansfAand pro- flamiert. Die Tishler nahmen gesiern im Prinzip den allgemeinen Ausfland an. Die Seeleute beschlossen, daß, wenn in drei Tagen die Korporationen dem allgemeinen Ausstand nicht zu- stimmen, fie ihre Forderungen wieter aufnehmen und bis zur voll- ständigen Bewilligung aufrehthalten würden. Die Ruhe ist gestern nirgends gestört worden. Auf den Quais herrschte Ruhe. Die am Sonnabend getroffenen Maßnahmen zur Au erhaltung der Ordnung wurden beibehalten. Zahlreiche Arkbeitervereinigungen dielten Vormitiags Versammlungen în der Arbeiterbörse ab, die völlig ruhig derlicsen, Eaillard ist an Stelle Rivelli's

zuin Sekretär des Matrosensyndikats ernannt Die eingeschriebenen Seeleute von Nîtzza, und Beaulieu haben sich_ dem Ausstand angeshlofen. Die Bäckermeister beschlossen in einer Versammlung, bis auf weiteres nur eine Brotforte herzustellen, ferner wegen der Gewalt- thaten, die gegen die Brotauëträger verübt wurden, das Brot vor- läufig niht mehr in die Häuser abzuliefern. Falls die erforderliben Maßnahmen zum Schuße der Bäckereien wirkungslos blieben, wollen sie ihre Läden \chließen.

Kunst und Wissenschaft.

In der Ausstellung des Vereins für deutsches Kunst- gewerbe im alten Akademiegebäude, Unter den Linden, wird eines der bervorragendsten Stücke, der Ghrenschrein, der dem Reichskommissar der A Weltausstellung, dem Geheimen Ober. Regierungsrath Dr. Richter, von den deutschen Ausstellern gewidmet worden ist, nur noch bis zu den Weihnachtstagen ausgestellt bleiben können. Die Ausstellung ist täglich von 10 Uhr früh bis 7 Uhr Abends geöffnet.

Land- und Forstwirthschaft.

Aus der Schweiz schreibt die „Neue Zürcher Zeitung" unter dem 6. Dezember: Von allen Seiten gehen abermals günstige Be- richte ein über lebhafte Nachfrage nah Handelsvich, so- wohl für Mast-, als Jung- und Nutvieh. Leßteres hat gegenwärtig selbstverständlich für unsere Verhältnisse mehr Bedeutung. Vor allem ind neumelkende Kühe und tragende Rinder neuerdings im Preife est. Die Festigkeit der Milchp reise ermuntert den Landwirth, auf seinen hohen Forderungen zu beharren. Man macht die Wahr- nehmung, s diesen Vorwinter infolge der steigenden Preise für die Milch und ihre Produkte bedeutend weniger Aufmerksamkeit der Nach- zuht gewidmet wird. Das Milchquantum in den Käsereien, das zu Anfang dieses Monats äußerst gering war, hat in leßter Zeit bedeutend zugenommen. Man rühmt dem diesjährigen Futter eine befriedigente Milchergiebigkeit nah. Im Käsehandel herrsht reges Leben mit steigenden Preisen. Die lagernden Vorräthe sind in den meisten Orten {hon angekauft; die Butterpreise sind ebenfalls im Steigen begriffen. Nachdem zu Anfang dieses Monats der Heuhandel noch auf ganz rubigen Bahnen sih" bewegte, is er nun in der zweiten Monats- bâlfte bedeutend mehr in Fluß gekommen; die Preise dagegen sind im allgemeinen nicht gestiegen. Es sind Käufe abgeschlossen worden zu 4,20 bis 4,40 Fr. der einfahe Zentner, geringere Qualität ist entsprehend billiger. Der Handel in Nied reu ist fortwährend lebhaft, und es werden gegenwärtig auf den ostshweizerishen Eisen- bahnstationen größere Streuequantitäten verladen.

worden. Vitlefranche

Ernteaussichten in Chile.

Der Kaiserlihe General - Konsul in Valparaiso beribtet unterm 3, v. M.: Aus den für den Getreidebau in Betracht kommenden Bezirken Concepcion, Valdivia, Osorno und Puerto Montt lauten die Nachrichten über die Ernteaussichten ver- schieden, nur darin stimmen sie überein, daß die Witterung im ver- gangenen Herbst und Winter sehr rauh und für die Aussaat un- Cünstig war.

In Osforno wird der Stand der hungen Saaten als nit gut bezeichnet, ausgenommen sind nur einige solche, die bereits im April und Anfang Mai gelegt waren. Die ganz außergewöhnlihen Regen- güsse in der zweiten Hälfte des Mai und im Juni sowie die darauffolgenden Nachtfröste im Juli, August und September haben der Entwickelung der jungen Pflanzen“ sehr geschadet. Ebenso ungünstig wirkte die nachfolgende anhaltende Trockenheit auf das Wachêthum der Saaten. Es kommt alles darauf an, daß warme Witterung mit Negen eintritt. Dies gilt ebensowohl vom Weizen als “von der Gerste und dem Hafer. Die leßteren beiden Fruchtarten sind im August unter fehr ungünstigen Witterungs- verhältnifsen zur Aussaat gekommen und zeigen ein dürftiges Aussehen.

Die Anbaufläche des Weizens wird in diesem Jahre aller Wahr- scheinlichkeit nach unter der für das vorbergehende Jahr angenommenen Fläche von 14—15 000 ha bleiben; denn da die vorige Ernte zum größten Theile verregnete, erzielten die Landwirthe nur ungenügende Mengen an Saatgetreide, sodaß sie niht in der Lage waren, die ganze vorbereitete Ackerfläche zu bestellen.

Aus dem gleichen Grunde wird au die an sich niht bedeutende Fläche für den Gerstenbau in diesem Jahre noch in geringerem Maße besät worden sein.

Im Bezirk Valdivia hat, troß der Ungunst der Witterung während der Aussaat, der Getreidebau zugenommen, und die dortigen Landwirthe follen \sih überbaupt mehr auf denselben verlegen. Nachdem die günstige Witterung im August die Hoffnung der Landwirthe belebt, die Anfang Oktober eingetretenen Nachtfröste sie dagegen wieder berabgedrückt batte, scheinen die auf die Trockenheit seit Mitte Oktober wieder eingetretenen Regen neuerdings günstige Aussichten eröffnet zu haben. Durch den Wechsel der Fröste zur Nachtzeit und dêèr Sommerwärme bei Tage hat der Graswuchs sehr gelitten und damit die Viehzucht. Dazu kam, daß in den meisten Gegenden Valdivias eine Rohr- und Bambusart (Quila genannt), deren lanzettförmige Blätter die Hauptnabrung des Viehs, besonders im Winter, bildete, zur Blütbe gelangte und infolge dessen abstarb, wodurch in leßter Zeit viel Vieh verbungert sein soll. Dieses Blühen und Absterben des Quillas soll fich in Zwischenräumen von 7—16 Jahren wieder- holen. Bis zur Entwickelung frishen Nahwuchses vergeht aber längere Zeit. Der Mitte Oktober eingetretene Negen hat auh- den Graéëwuchs sehr günstig beeinflußt. L

Aus dem Bezirk Concepcion lauten die Berichte nicht günsiig. Im besten Falle wird dort kaum mehr als eine mittlere Ernte an Getreide erwartet. Der in den Monaten März und April ausgesäte Weizen ist infolge des vielen Regens theilweise verfault; auch ist wegen der Ungunst der Witterung zum theil weniger Weizen gebaut worden, zum theil ist der Weizen verspätet zur Aussaat gelangt. Dazu fam noh der natheilige Cinfluß der Nachtfröfte. Wegen des verspäteten Eintritts günstigerer Zeit für die Aussaat ist zum tbeil Gerste statt Weizen gebaut worden. Der Saatenstand dieser Ge- treideart ist mittelmäßig é

Bei cinem Wecselkurs auf London von 16!/, d. stellt sih- der Preis des Heltoliters Weizen von 76,36 kg auf §8 6.50 e

Aus dem Bezirk Puerto Montt kommen cbenfalls ungünstige Nachrichten. Der dort gewonnene Weizen erreicht nur bei besonders günstigen Witterungöverbältnissen eine Beschaffenheit, die ibn zur Meblgewinnung tauglich macht. Die größte Menge des Weizens wurde bisher an die Brennereien verkauft. aber seit ‘cem JInkcafttreten des neuen Alkobolgeseyes die meisten Brennereien den Betrieb gänzli eingestellt haben oder do nur in sehr beshränktem Umfange fortsetzen, so ist der größte Theil des Weizens von der lezten Ernte noch unverkauft und, da er vielfach feuht eingebraht wurde, in Gefahr zu verderben. Infolge des leiten außerordentlich nassen und falten Winters, der sich bis îin den Oktober hinein erstreckte, hat die Aussaat des Weizens später als sonst stattfinden müssen, wodurch die kommende Ernie ebenfalls eine verspätcte werden wird und Gefahr läuft, in eine Regenzeit zu fallen. Uebrigens hat aus den erwähnten Gründen die diesjährige Aubsaat in erheblich geringerem Umfange stattgefunden als früher, und da der Weizen dieses Bezirks äine Ver- frahtung nicht ertragen kann, so wenden sich die Landwirthe nah und nah vom Weizenbau ab und legen ih auf den Bau von Futter- kräutern, weil sie einsehen, daß Viehzucht und Milhwirtihsthaft rciheren Ertrag liefern.

Theater und Musik.

Königlihes Sthauspielhaus.

Laut und lärmend wie das Stück war au der C den Felix Philippi's vicraktiges BARREE „Das dunkle or* na er

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bei seiner Ersiaufführung am Son : er wurde nit vurh innerliche Vorzüge, durch spannende Momente fesselnden Konfliktg