1902 / 302 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Dec 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät déx König habén Allergnädigst geruht:

den nahbenannten Rechtsanwälten und Notaren den Charakter als Justizrath zu verleihen:

im Xammergerihtsbezirk: den Reht8anwälten und Notaren Wolffgram, Linden- berg, Cirzellißer, Dr. Kronfeld, d'Hargues und Louis Wreschner in Berlin, Kolberg in Fürstenwalde, YFverdunk und Dr. Legeler in Potsdam, den Rechts- anwälten Wittelshöfer, R anes, Josef Dorn, Lemberg und Freudenthal in Berlin,

im Obersandesgerihtsbezirk Breslau:

den Rechtsanwälten und Notaren Prasse in Görliß, Lustig in Gleiwiy, von Sprockhoff in Neusalz, Müde

und Rosenthal in Kreuzburg O.-Schl., Möhlis in Breslau, -

Kanther in Liegniß, Hein in Lauban, Leopold Cohn in Beuthen O.-Schl. und Pietsch in Trebniß, den Nehtsanwälten Rockau in Görliß, Bruno Wolff, Heilberg, Frieden- thal, Dr. Karl Sternberg und Ollendorff in Breslau, Bitta in Neudeck O.-Schl.,

im Oberlandesgerichtsbezirk Cassel: dem Rechtsanwalt und Notar Dörffler in Marburg,

im Oberlandesgerihtsbezirk Cöln:

dem Nechtsanwalt und Notar Heuck in Mörs, den Nechts- anmwälten Dr. vom Grafen und Dr. Claasen in Cöln, Prinßten in Krefeld, Fleishhauer und van Koolwyk in fKleve, Ulrih Koenig und Albrecht Koenig in Elberfeid, den Notaren Lennaryÿ in Brühl, Doemens in Stolberg, Eiler in Siegburg, Vleugels in Cöln, Peters in Bonn und Chrzescinski in Elberfeld,

im Obérlandesgerichtsbezirk Frankfurt a. M.: dem Nechtsanwalt Dr. Liebmann in Frankfurt a. M.,

im Oberlandesgerihtsbezirk Hamm: den Nechtsanwälten und Notaren Driever in Ahaus und Lümkemann in Herford, im Oberlandesgeriht8bezirk Kiel:

__ den Nechtsanwälten und Notaren Meyer in Heide, Dr. Ziese in Rendsburg und Franzen in Kiel,

im Oberlandesgerihtsbezirk Königsberg i. Pr.: den Rechtsanwälten und Notaren Dr. Seelig, Rau und Mertins in Königsberg i. Pr., Mertineit in Mehlauken, Georg Cohn in Tilsit, Koech in Lößen, Behr in Bartenstein, Troege in Rastenburg und Schmidt in Gumbinnen, dem Rechtsanwalt Graß in Allenstein,

im Oberlandesgerihtsbezirk Marienwerder:

den Rechtsanwälten und Notaren Citron in Danzig und Ulrich in Marienwerder,

im Oberlandesgerihtsbezirk Naumburg a. S.:

den Rechtsanwälten und Notaren Bennewiz in Halle a. S., Kaehrn in Salzwedel, Dr. Fleishhauer in Magdeburg, Dr. Usbef in Nordhausen, Fran cke in Stendal, Dr. Fromme in Halberstadt und Schneider in Egeln,

im Oberlandesgerichtsbezirk Posen: -

den Rechtsanwälten Hamburger und Ullmann in

Posen, ; : : im Oberlandesgerichtsbe zirk Stettin: den Rechtsanwälten und Notaren Timm in Köslin, Moses in Stargard i. P., Panßklaff in Stettin, Schoen - feldt in Schivelbein, Jacoby in Stolp, Feldmann in Swinemünde und Jacobi in Bergen a. Rügen, den Nechts- anwälten Grüß macher und Paul Schmidt in Stettin.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht, der Stadt Hohenlimburg im Kreise Zserlohn, die bisher nah der Westfälishen Landgemeindeordnung verwaltet worden ist, vom 1. April 1903 ab die Städteordnung zu verleihen.

Verordnung wegen Einberufung der beiden Häuser des Landtages. Vom 22. Dezember 1902. Wir Wilhelm, von Gottcs Gnaden König Preußen 2c.

verordnen gemäß Artikel 51 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1830 auf den Antrag des Staats-Ministeriums, was folgt: l

Die beiden Häuser des Landtages der Monarchie, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten, werden auf den 13. Januar 1903 in Unsere Haupt- und Residenzstadt Berlin zujammenberufen. 5

Das Staats-Ministerium wird mit der Ausführung dieser Verordnung beauftragt. i :

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben Neues Palais, den 22. Dezember 1902.

(L. 8.) Wilhelm.

Graf von Bülow. Schönstedt. von Goßler. Graf von Posadowsky von Tirpiß. Stud t. Freiherr von Rheinbaben von Podbielski. Freiherr von Hammerstein Möller. Budde

von

Auf Jhren Bericht vom 30. November d. J. will I dem Landkreise Guben im Negierungsbezirk Frankfurt a. O., welcher den Bau der Chausseen 1) vom Nuilpunkt der Chaussee Sadersdorf—Bahnhof Kerkwiß an der Guben-Forster Chaussee über Neichersdorf, Liebesit, Weltho, Wirchenblatt und Jeßniy bis an die Guben-Beißscher Kreishaussee und 2) von Fürsten: berg (Oder) über Vogelsang, Ziltendorf und Krebsjauche bis an die Kreisgrenze in der Nichtung auf Finkenheerd beschlossen hat, das Entcignungsreht für die zu diesen Chausseen erforder- lihen Grundstücke verleihen, auch genehmigen, daß die dem Chausseegeldiarife vom 29. Februar 1840 (G-S. S. 9 ff,) angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee -Polizeivergehen auf die gedahlen Straßen zur Anwendung kommen eingereichte Karte erfolgt anbei zurüdck

Neues Palais, 10. Dezember 1902

Wilhelm k.

Budde. An den Minister der öffentlichen Arbeiten.

Die |

Ministerium der ge îliGen, Untexrichts- und : Medizin Angelegen deten

_Den- Privatdozenten in der ML)Sen Fakultät der Universität zu Breslau Dr. Karl Bonhoeffer und Dr.

Walther Kausch ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden. S

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Die bisherigen Landmesser Adolf Ferger in Simmern und Friedrich August Keller in Weßlar sind zu König- lichen Ober-Landmessern ernannt worden.

Die Oberförsterstelle Hannover im Regierungsbezirk Hannover ist zum 1. Februar 1903 anderweit zu beseßen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Bergrevierbeamte des Reviers Dortmund T, Berg- rath Pommer is nah Hamm verseßt und mit Verwaltung des neugebildeten Bergreviers Hamm betraut worden.

Ernannt sind:

der Berg-Jnspektor Schaper, bisher im Bergrevier Süd- Bochum, unter Beilegung des Titels „Bergmeister“ zum Berg- revierbeamten für das Bergrevier Dortmund I,

der Hütten-Jnspektor Biernbaum bei dem Hüttenamt zu Friedrihshütte zum Hütten-Direktor,

zu Berg-Jnspektoren: die Berg-Afsessoren Gertner im Bergrevier Brühl:Unkel, Bell inger auf dem Steinkohlen- Bergwerk Gerhard bei Saarbrücken und Mengelberg auf dem Steinkohlen-Bergwerk Heiniß bei Saarbrücken.

Ober-Nechnungskammer.

Dem bei der Königlichen Ober-NRehnungskammer ange- stellten Geheimen Kanzlei-Sekretär Meweß ist der Amts- charafter als Geheimer Kanzlei-Jnspektor beigelegt.

Die bisherigen Geheimen revidierenden Kalkulatoren Friedrichs, ur Kluwe, Meyer, Ahrens, Witte, Hensel, Kaiser, Elß und Vierguß sind zu Geheimen Rechnungs-Nevisoren bei der Ober-Rehnungskammer ernannt.

Tagesordnung

für die auf den 14. Januar 1903, Vormittags 10 Uhr,

in Halle a. S. anberaumte ordentlihe Sißung des

Bezirks-Cisenbahnraths für die Eisenbahn-Dircktions- bezirke Erfurt/Halle a. S.

Punkt 1 und 2. Geschäftlihe Mittheilungen, betreffend den Bezirks-Cisenbahnrath und die in dessen Sitzung am 25. Juni 1902 behandelten Gegenstände.

_ Punkt 3. Anträg des Herrn Moriz Querndt, Vertreters der Handelskammer für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt zu Nudolstadt, auf Aenderung des Fahrplans der Züge 431 und 436.

Punkt 4. u des Herrn Nittergutsbesizers Schirmer, Ver- treters der Lant@wirthschaftekammer für die Beute Sachsen zu Halle a..S.: den Schne 104 in Delißsch halten zu lassen.

Ene 9 und 18. ilungen über den am 1. Oktober 1902 eingeführten Winkér- ‘und den am 1. Mai 1903 in Kraft tocbuben Som rplan.

unkt 7. Etwaige Grörtecungen über die seit der Sitzung am 25. Juni 1902 eingeführten oder in Ausfiht genommenen Erleichte- rungen und Neuerungen im Personen-, Gepäck-, Güter- und Thier- Verkehr. T _ Punkt 8. “Festseßung des Termins für die nächste ordentlicke Sitzung. Erfurt, den 17. Dezember 1902. Königliche Eisentahn-Direktion. Todt.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 49 der „Geseßz-Sammlung“ enthält unter Nr. 10409 die Verordnung wegen Einberufung der beiden Häuser des Landtages, vom 22. Dezember 1902. Berlin W., den 24. Dezember 1902. Königliches Gejez-Sammlungs-Amt. Weberstedt.

Personal-Veräuderungen.,

Königlich Preußische Armee.

Beamte der Militär-Verwaltung.

Dur Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 25. No- vember. Werner, Keller, Lazareth-Jnspektoren auf Probe in Glogau bezw. Bromberg, zu Lazareth-Inspyektoren ernannt.

26. November. Lemke, Lazareth-Veiwalt. Insp. in Saar- brüden, nah Glay, Knothe, Lazareth-Verwalt. Insp. in Glaß, zur Wahrnehmung der Lazarcth-Over-Jaspektorstelle nad Saznbrücken, Schbumann, Lazareth-Insp. in Oldenburg, rah Darmítadt verseyt. Wojciehowski, Lazareth-Znsp. beim früberen ostasiat Lazarethpersonal, mit cinem Dienstalter vom 2. Juli 1901 zum Lazareth-Jnïp. ernannt und vom L Dezember 1902 ab als solcher beim Garn. Lazareth. Oldenburg eingereiht

1. Dezember. Klare, Lazareth - Lazaretb-Verwalt Insp. ernannt.

s. Dezember. Brook, Gabe, Intend. und Baurätbe bei den Intendantaren XYl. bezw. V11. Armee-Korps, gegenseitig versetzt. Gerlach, Rechnuagsrath, Lazarcth-Ober-Jnsp. in Breslau, auf seinen Antrag mit Pension in ten Ruhestand verseyt. antra, Lizareth- Insp. auf Probe beim Garn. Lzzareih 11 Mey/Mentigav, zum Lazareth-Insp. ernannt.

11. Dezember. ezredierenter Militärkabinet,

Insp. in St. Avold, zum

1 . Regling, Gehcimer Hofratb, Geheimer Sekreiär im Kriegs - Ministerium, beichäftict heim auf seinen Antrag mit Pension in den Rubecftantd

Nen

4. Dezember. Hungsberga, Eer Zabimiie vom Hus. Reat König Humbert von Italien (1. Kurhess.) Nr. 13, auf scinen Antraa mit Pcxsion, Da nnappel, Zablmstr. vom aufgelösten 1. Bat 3. Inf. Negts. des früheren OÖstafiat. Expeditionökorps, zugetheilt dem Scbleewig-Holsicin. Inf. Regt. Nr. 163, auf seinen Antrag zum L. Januar 1903 mit Pension, in den Ruhestand verseht.

Königlih Sächsische Armee.

Offiziere, Fähuride . Ernennungen, Beförde- cungen, Versegungen Im aktiven Heere. 16. De- zember. Lagahy, Hauptm. beim Slabe des 2. Pion. Bats. Ne. 22, zum Major, vorläufig o5ne Patent, befördert. Riecke, Haupim. und Komp Chef im 2. Pion. Bat. Ne. 22, zum Stabe des 1. Pion. Bats. Ne. 12 versetzt

Abschiedsbewilligungen. De- zember. ar. im Fuß-Art

Im aktiven Prov 13 Frhe. v. Biedermann, charakleris. Regt. Ne. 12, ausgeschieden.

Beamte der Militär-Verwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 10. 9 zember. Ackermann, Zahlmstr. Aspir., zum Zahlmstr. beim 1. Bit Schüßen- (Füs.) Regts. Prinz Georg Nr. 108 ernannt. Göttner Militäranwärter, als Militärgerihts\{reiber beim Stabe des Geri, herrn der 2. Div. Nr. 24 angestellt.

._ 15. Dezember. Franke, Expedient bei dem Militär-Beyol, mächtigten in Berlin, zum expedierenden Sekretär ernannt. Weidaue Unter-Apotheker der Res. des Landw. Bezirks Döbeln, zum Ober Apotheker des Beurlaubtenstandes befördert.

Kaiserliche Marine.

Offiziere x. Ernennungen, Beförderungen,

seßungen 2c. Neues Palais, 16. Dezember. Ver,

Sceder, Kapitiy zur See, unter Belassung in der Stellung als Kommandant S,

großen Kreuzers „Vineta“, mit Wahrnehmung der Geschäfte des Ci der auf der oftamerikan. Station zu formierenden Kreuzer-Diy. beauf, tal Derselbe führt in dieser Eigenschaft den Kommodore-Stauty weiter.

Berlin, 20. Dezember. v Leveyow, Kapitänlt. Admiral, ftabsoffizier des ältesten Offiziers der ostamerikan. Station, ali Admiralstabsoffizier, v. Voigt, L. zur See vom Stabe S. M großen Kreuzers „Vineta“, als Flagglt,, Otto (August), Marins;

ber - Ingen. vom Stabe dieses Schiffes, als Diíy. ngen Dr. Huber, Marine-Ober-Stabsarzt vom Stabe dieses Schiffes, gli Div. Arzt, leßtere drei unter Belassung in ihrer gegenwärtigen Stellung, zum Stabe der Kreuzer: Div. auf der ostamerifan Station kommandiert. /

Nichkamlliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. Dezember.

. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen gestern Mittag im Neuen Palais den neuernannten ilenishen Gesandten Franzisko Antonio Pinto in Audienz.

_Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzogli hessische Geheime Staatsrath Krug von Nidda ist von Berlin abgereist.

___ Der Regierungsrath Stiller in Düsseldorf ist der König: lichen Regierung in Arnsberg zur weiteren dienstlihen Ver: wendung überwiesen worden.

Die für das beschlagnahmte venezolanische Kriegsfahrzeug „Restaurador“ bestimmte Besazung hat, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Hamburg, gestern an Bord des Dampfers „Sibiria“ die Ausreise angetreten.

S. M. SS. „Vineta“ und „Stosch“ sind am 22. De zember in Curaçao und S. M. S. „Charlotte“ ist an dem: selben Tage in Castries auf Santa Lucia eingetroffen.

S. M. S. „Tiger“ ist am 22. Dezember in Bangkok angekommen.

S. M. S. „Jltis“ ist am 20. Dezember in Macao eingetroffen und am 22. Dezember von dort nah Hongkong in See gegangen.

Sachsen.

Im Befinden Seiner Majestät des Königs hat si, wi das „Dresdner Journal“ meldet, nichts geändert. Die Besserung hält an.

Württemberg. Der Landtag ist gestern auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Schwarzburg-Rudolstadt. Der Landtag ist am Montag geschlossen worden.

Oesterreich-Ungarn.

_ Der russishe Minister des Auswärtigen Graf La msd orff ijt, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in Budapest angekommen und heute von dort nah Sofia weitergereist.

Großbritannien und Jrlaud.

Sir Henry Campbell Bannerman hielt gestern in Dunferline eine Rede, in der er, dem „W. T. B.* zufolge, in Bezug auf die venezolanishe Frage ausführte, es sei ein unbedeutender Streit mit einem bankerotten und zerrütteten Staate. Er habe nichts als Verurtheilung für diejenigen, die durch verleyende Schreibereien und böse Sticheleien zwischen England und Deutschland Zwietracht zu stiften suhten. Wenn irgend cin Fall sich zur schiedsgerichtlihen Entscheidung eigne, so sei dies die Venezuelafrage.

Frankreich.

Jn dem gestern abgehaltenen Ministerrath wurde, wie „W. T. B.“ erfährt, bestimmt, daß die obersten Kriegs: räthe des Heeres und der Flotte Anfang Januar unter dem Vorsih des Präsidenten Loubet zusammentreten sollen.

Das „Journal Officiel“ veröffentliht cin Dekret, dur das der Vize-Admiral Ger vai s, der die Altersgrenze erreicht hat, in die zweite Abtheilung der Generalstabs-Cadres der Marine verseyt wird. Der Vize-Admiral Fourier ift als Nachfolger Gervais' zum Oberbefehlshaber der Marine aut ersehen.

Jtalien. _ Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, ist der italicnishe Gejandie in Venezuela de Riva abberufen und zur Verfügung des Ministeriums gestellt worden ; Das h. Kollegium der Kardinäle wurde gestern, wie T. B.“ berichlet, von dem Papst zur Absiattung der Weihnachlsglückwünshe empfangen. Der Kardinal Oreglia hielt eine Ansprahe, auf die der Papst erwiderte, das JZubeljahr habe ununterbrochen „Kundgebungen der Liebe seitens der katholishen Welt zur Folge gehabi habe. Der Papst beklagie den Gesehentwurf, betreffend die Ehescheidung, der eine Erschütterung der cchrisilichen Ordnung und eine Rücbildung der Staaten auf der Grund lage des Naturaliómus und des Heidenthums bedeute, und hob hervor, wie wichtig eine Aktion auf christlich-demokratischer Grundlage sei. Er habe zu dieser den Bedürfnissen der Zeil entsprechenden Thätigkeit die Anregung und Genchmigung ertheilt, indem er jedo sehr deutlih Ziel, Mittel und Grenzen derart bezeichnet habe, daß, wenn irgendwo irgend

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diese

Der Sultan habe dem Gouverneur von Sefra den Oberdese

jemand Jrrtihümer begehe, dies nicht aus Mangel an autoritativer Leitung ge Me werde. Der Papst ermuthigte die Geistlichkeit, sich auf diese Gebiete der Thätigkeit unter Beobachtung bestimmter Rücksihten zu begeben. Der demo- kfratishe Gedanke, wie ihn die Kirche Gericke stehe niht nur wunderbar mit der En Lehre und der religiösen Ueberzeugung im Einklang, sondern sei auch aus dem Christen- thume geboren und von ihm großgezogen worden, indem dieses ihn durch die apostolische Botsch.\ft unter den Völkecn ver- breitet habe. Außerhalb dieser christlihen- Demokratie breite sich mit ganz andern Jdealen und auf anderen Wegen eine verführerishe und gottlose Bewegung aus. Die christliche Demokratie mache der sozialistishen Demokratie den Plaß streitig, arbeite deren gefahrvollem Einfluß entgegen und werde hon allein dadurch dem bürgerlichen Leben einen großen Dienst

erweisen. S Türkei.

Die Pforte set, wie das Wiener „Telegr. Korresp.- Bureau“ aus Konstantinopel mittheilt, ihre Bemühungen, über die albanesishen Führer größere Autorität zu er- langen, energish fort. Kürzlich sei ein Alvanesenchef nah Monastir, ein zweiter nah Konstantinopel und ein dritter nah Kleinasien geschickt worden. Weitere Entfernungen unbot- mäßiger Elemente aus Albanien und ähnliche Maßnahmen seien dem Vernehmen nach in Vorbereitung.

Die Botschafter erhielten von der Pforte die Abschrift einer Depesche, die am Sonnabend an die Valis der euro- päischen Türkei verschickt wurde und in der die Valis personlih dafür haftbar gemacht werden, daß alle Unruhe- stifter binnen 20 Tagen verhaftet würden. Die Valis werden weiter ermächtigt, zur Aufrechterhaltung der Ordnung außer den Gendarmen auch Truppen zu verwenden. An- gesichts der ‘allerdings bereits in der Abnahme begriffenen, aber doch immer noch fortdauernden Auswanderung der bulgarishen Bevölkerung des Sandschaks Serres nah Bulgarien und mit Nücksicht auf Beschwerden über Ausschreitungen der Militär- und Zivilbehörden hat die Pforte an die Botschafter cine Mittheilung gesandt, in der sie aus- führt, daß die Auswanderer nach Bulgarien dem macedonischen Comité angehörten, und diejenigen, die Beschwerden über Aus- shreitungen türkischer Behörden erhoben haben, vom macedo- nischen Comité dazu gedrängt worden seien. Es fei eine strenge Untersuchung eingeleitet worden.

Serbien.

Die Belgrader Blätter veröffentlichen, wie „W. T. B.“ erfährt, den Aufruf eines Comités der Belgrader Bürger- schaft zum feierlihen Empfang des Grafen Lamsdorff.

Amerika.

Das Ministerium von Haïti ist gestern, wie „W. T. B“ erfährt, wie folgt, konstitu'ert worden: Celestine Cyriaque Krieg, Jérôme Aeußeres, Leger Caurin Jnneres und Delinois Finanzen.

Das britische Kriegsschiff „Tribune“ und das italienische Kriegs\hiff „Giovanni Bausan“ haben vor La Guayra die Schooner „Castor“ und „Maria Luisa“ und die Schaluppen „Carmen“, „Josefita“ und „Cornelia“, die Stückgut geladen hatten, aufgebracht.

Aus Carácas meldet das „Reuter'she Bureau“, es herrsche unter den fremden Jmporteuren in Carácas und La Guayra große Erregung infolge eines Befehls des Kapitäns des italienishen Kriegsschiffs „Giovanni Bausan“, der dem amerikaniswcn Dampfer „Carácas“ die Einfahrt in La Guayra untersagt habe, da der Dampfer ert am 15. Dezember von New York abgegangen sei. Dieser Befehl stehe mit dem des Kapitäns des englishen Kriegsschiffs „Tribune“ in Widerspruch, der den enalishen Konsul davon in Kenntniß geseßt habe, daß die „Carácas“ e.nlaufen dürfe. Auf Ersuchen des Kapitäns des amerifanishen Kanonenboots „Marietta“ und der amcrikanishen Gesandtschaft habe der Dampfer „Carácas“ dann die Erlaubniß erhalten, in den Hafen von La Guayra einzulaufen. Da fih die Blockade als nachtheilig für den amerikanishen Handel erweise, hätten 15 Jmport- häuser ihre Aufträge für die Vereinigten Staaten eingcstellt. Man glaube, daß der Vorrath von Lebensmitteln in Carácas niht für mezr als 14 Tage ausreichen werde.

Demselben Bureau zufolge befindet sih das venezolanische

Kanonenboot „Miranda“ jeßt im südlihsten Theile der Lagqune von Maracaibo, außerhalb des Berciches der Schiffe der verbündeten Mächte. Der deutsze Kreuzer „Falke“ habc zwar versucht, ohne Lotsen über die bei Maracaibo befindliche Barre zu gelangen, aber wegen der damit verbundenen Gefahr von seinem Unternehmen abstchen müssen und kreuze jeht vor der Lagune. _ Eine in New York eingetroffene Depeshe aus Port of Spain meldet, daß das cnglishe Kriegsschiff „Phantom“ von der Sandbank im Orinoco, auf die es in der Nähe von Varrancas gerathen, abgeschleppt worden sei, sich aber nochch innerhalb der Barre befinde. Man hoffe, das Schiff werde über die Barre gebraht werden können.

Asien.

Die „Times“ berichtet aus Schanghai, die Missionare in der Hauptstadt von Kansu hätten aus vertrauenswürdiger Lzuelle erfahren, daß, wenn auch Tung-fuh-siang zweifellos Vorräthe und Mannschafien saminle, die Ortsbehörden sein Verhalten nur seiner Furht vor Verhaftung zuschrieben und keinerlei aggressiv:e Schritte von ihm erwarteten. Auch die ausführlihen Meldungen von einem organisierten Aufstande im Norden Chinas, über den die Tataren-Generale der drei mandschurishen Provinzen jüngst an den Thron Bericht er: siaitet hätten, betrachieten die chinesishen Beamten mil Miß- trauen und Zweifel.

Aus Söôul berichtet „W. T. B.“, das koreanische Kabinet sei wiederhergestellt. Auf Verlangen Rußlands sei Yi wieder zum Chef der Schatulle ernannt worden, wo- aegen die japanische Regierung Einwendungen erhebe. Bis die Lage wieder ruhiger sei, sei Yi auf einem russischen Kanonenboot nah Port Ärthur abgefahren.

Afrika.

Aus Tanger ist, wie „W. T. B.“ meldet, die Nachricht

in Madrid eingetroffen, daß ein blutiges Treffen zwischen Truppen des Sultans von Marokko und den aufständishen Stämmen sialigefunden habe. Erstere seien vollständig geschlagen worden; die Ausständischen llen 40 Leichnamen die Köpfe abgeschlagen und vor dem Zelle des Präsidenten aufgepslanzti.

über die Truppen übergeben. Aus dem Süden seien Ver- stärkungen eingetroffen, um bei der Wiedereroberung von Taza mitzuwirken. Zur Ausbildung der marokkanishen Truppen habe der Sultan einen englischen Offizier bestimmt.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 19. d. M. vorgenommenen Reichstags- Stichwahl im 6. Liegnißer Wahlkreise (Liegniß —Gold- m Cs wurde, nach der amtlichen Zählung, der Justiz- rath Pohl- Gleiwiß (freis. Volksp.) mit 11091 Stimmen von 17491 abgegebenen Stimmen gewählt. De:r Stadt- verordnete Bruhns-Breslau (Soz.) érhtelt 6400 Stimmen.

Kunst und. Wissenschaft.

Die Hof: Kunst-Handlung von Amsler und Ruthardt in Berlin hat cinen Lager-Katalog (X1V.) herausgegeben ; er enthält Dar- stellungen der religiösen Kunst der alten und neuen Meister sowie die Porträts großer klassisher Meister und ist rei illustrieri. Der Katalog wird für 50 4 abgegeben.

Land- und Forstwirthfchaft. Saatenstand in Nußland.

Der Kaiserlih2 Konsul in M oskau berichtet unterm 10. d. M.: Die „Handels- und Industrie-Zeitung“ vom 7. d. M. (24. v. M.) veröffentliht auf Grund von Nachrichten der Abtheilung für Land- wirths{af und landwirthschaftlihe Statistik des Kaiserlich russischen Ministeriums der Landwirthschaft und Reichsdomänen eine Üebersiht über den Stand der Wintersaaten. Nach dieser haben \ich die Witterurgs-Verhältnisse in einem großen Theil des Reichs sehr ungünstig für die Landwirthschaft gestaltet. Es wurde, abgeschen von den südlihen Gouvernements, wo im Ver- lauf des ganzen Herbstes großer Mangel an atmosphärischen Nieder- {lägen fühlbar war, überall bedeutender Ueberfluß von Regen beobachtet. Dieser Ueberfluß sowie der frühe Eintrit der Kälte verursachten eines- theils cine starke Verspätung der Aussaat des Wintergetreides, andern- theils ungleihmäßiges Aufgehen der Saaten und äußerst Line Entwickelung derselben. Außerdem verursachten früher Schneefall und starker Herbstfrost, welhe die Wirthschaften in einer bedeutenden Ausdehnung des Nicht-Schwarzerdegebiets zur Zeit der Einbringung des späten Som t oa sowie der Kartoffeln 1nd Wurzel- früchte trafen, denselben großen Schaden, indem viele Wirthschaften einen bedeutenden Theil der Einnahme einbüßten und die Sicher- stellung der Verpflegung der Bevölkerung an denjenigen Ortschaften, wo die Kartoffel eines derz wichtigsten Nahrungsmittel ist, {wer be- einflußt wurde. Endlich Vex LUars der frühe Eintritt der Kälte die Dauer der Stallfütterung des Viehs bedeutend und konnte so an vielen Orten Futtermangel verursachen.

Mit der Aussaat des Wintergetreides verspätete man sich fast überall infolge der unzünstigen meteorologishen Bedingungen. Mehr oder weniger rechtzeitig begann die Aussaat in den an der mittleren und unteren Wolga belegenen Gouvernements, nämlich Ende Juli bei trockener Witterung; allein, als die Arbeit recht im Gange war, erfolgten Regengüsse, und das Saatkorn fiel in die feuhte Erde. Hier wurde die Ausfaat zumeist bis Ende August beendigt, stellenweise zog sie sich jedo bis Ende September hin. In den zentralen landwirthschaftlichen Gouvernements begann die Aus\aat im ersten Drittel des August und wurde im September beendigt, in den südwestlichen, neurussishen und kleinrussishen Gouvernements jedo ug man in der zweiten Hälfte des August nur in den großen Wirthschaften an zu säen, und die Arbeiten wurden infolge der Dürre bis zum September unterbrochen, alsdann nach tem Eintritt von Regenwetter wieder aufgenommen und im Oktober bis zum Eintritt des Frostes fortgeführt. In den südwestlichen und fkleinrussishen Gouvernemenis wurde die Aussaat, abgesehen von den ungünstigen Witterungsrerhältnissen, au infolge der späten Einbringung der reichlichen Getreideernte verspätet. In den zum Nicht-Schwarzerdegebiet gebörigen, am Ural belegenen Gouvernements, sowiein den Gouvernements Wladimir, Jaroslaw, Kostroma und den nörd- lichen Gouvernements begann die Aussaat Ende Juli oder in den ersten Tagen des August und wurde unter günstigen Bedingungen beendigt. Im übrigen Niht-Schwarzerdegebiet wurde mit der Lusjaat in der zweiten Hälfte des August begonnen, und sie dauerte bis Ende September. Infolge des durchnäßten Bodens schritten die Arbeiten uur langsam und mit großer Mühe fort. Niedrig gelegene Stellen waren vielfah vom Wasser bedeckt und blieben unbesäet.

Die küble Witterung Ende August und im September sowie der Mangel an Regen im August im Schwarzerdegebiet und anderer- scits die Nässe im westlihen Theile des Nicht-Schwarzerdegebiets wirkten ungünstig auf die Entwickeluug des Wintergetreides. Zu Anfang November befanden \ich die Wintersaaten in s{lechtem Zustande in ywei Gebieten. Das erste um- faßt das Taurische Gouvernement, woselbst infolge anhalten- der Dürre die Wintersaaten ungleihmäßig und s{wach aufgegangen waren, sih hernach niht entwickteln konnten und größtentheils um- kamen; das zweite umfangreiche Gebiet, wo die Wintersaatea \{leckcht stehen, umfaßt die an den Seen belegenen Gouvernements, sowie die weißrussishen und litthauishen, ferner die Gouvernements Twer, Kaluga, Suwalli und zum theil Lomscha und Siedlce. Hier verspätete sh die Auétsaat des Wintergetreides infolge der regnerischen, kalten Witterung, die Saaten gingen undiht und s{wz2ch auf und vermochtea bis zum Eintritt des Frostes nicht beran- zuwachsen. Ein Theil der Saat, insbesondere von der diesjährigen Ernte, aiîng überhaupt nicht auf. Niedrig gelegene Felder konnten e besäet werden, da sie den ganzen Herbst über unler Wasser tanden.

Unbefriedigend slanden die Wintersaaten im Gebiet der doaischen Kosaken, in den Gouvernements Woronesh, Kursk, in den westlichen Theilen des Gouveraements Tula, Orel, în den kleinrvssischen Gou- vernemenots, im nörtlichen Theile des Gouvernements Kiew, in Wol- byzien, in den Weichselgouvernements mit Ausnahme der vorgenannten Bezirke und in den baltishen Provinzen und im Gouvernement Archangelsk. Jn diesen Gouvernements gingea die frühen Aussaaten des Winteretreides mit diesem war jedoch nur cine kleine Fläche betellt binreichend gekcäftigt uad entwickelt dem Winter eatgegen; der größere Theil der Wintersaaten stand niedrig, undicht und fast ganz odne Büschel; die späte Aussaat war überhaupt nicht auf- gegangen.

Im übrigen curopäischen Rußiland kann der Stand der Winter saatca befriedigend gcaannt werden; an einigen Stellen, insbesondere in Einzelwirthschaften und Theilen von Kreisen sogar gut und an Farbe, Wachsthum und Büschelbildung völlig befriedigend.

Die kalte Witterung im verflossenen Herbst verbinderte Beschä- digung durh Juselten. Der Winterwurm wurde zwar an den auf- aegangenen Saaten in dea zentralen landwirthschaftlichen, sowie den südwestlichen, fleinrussischen, einigen an der unteren Wolga belegenen und in dea Weichsel-Gouvernements bemerkt; er verschwand jedoch rasch, otae besonderen Schaden verursacht zu haben. Jn den Gouvernements Potolien, Kier, Bessarabien Gerson, pes und in den Weichsel- gouvernements wurde dic fienflicge ft.

Die Anbaufläche int ungünstiger Verhältnisse bei der Auésaat in den zentralen landwir fti und neutusshen Eou- beracments etwas kleiner, auch in den Gouvernements dat e ay Ly r Einbringung des Getreides und in unteten ga belegenen Gouvernements ir folge mangels an abgenommen. Die Abnahme der Anbzauslöche in dem Nicht- atr erdegebiet erfolgte - einettheils der Nässe des Bodens, andercn- theils wegen des Mangels an dec durch das späte Neif-

werden des Wintergetreides und die schlechte Beschaffenheit desselben dervorgerufena wurde.

än der tfotn

Theater und Musik.

Berliner Theater.

_Im Berliner Theater ging am Dienstag Paul Lindaus andec- weitig {hon mehrfach aufgeführtes Schauspiel „Maria und Magdalena“ erstmalig in Scene. Das Stück stammt aus dem Anfang der siebziger Jahre, einer Zeit, wo der Sturm des Naturalismus noch nicht über die Bühne hinweggefegt und man, selbst in ernsteren Stücken, Unwahrscheinlihkeiten gegenüber naiver war als jeßt. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die älteste Tochter des Kommerzienraths Werren, Maria, und dessen zweite Gattin, Magdalena. In der Pensionszeit sind die beiden be- freundet gewesen und auf das Drängen Magdalenen's hat Maria eine Jugendthorheit ihrer Freundin auf \sich genommen und dadur ihren guten Ruf und das Vaterhaus verloren. Während sie, in die Welt hinausgestoßen, sih als Schauspielerin einen berühmten Namen macht, beirathet Magdalena den Vater der zu Unrecht Ver- stoßenen. Als Maria nah Jahren wieder in die Heimath zurük-

kehrt, vermittelt Magdalena, von Reue getrieben, die Versöhnung

von Vater und Tochter. Neben der Haupthandlung spielen sih zwei Licbesgeshihten ab: Maria wird, zum Lohn für ihre Tugend, die Braut des Fürsten zu Rothenthurn, der sie, allen Standesurtheilen zum Troß, à la Annaliese, heimführen will, während Elly, des Kommerzienraths zweites Töchterlein, das Herz des Professors Laurentius, eines liberalen, alle Welt ironisierenden Malers gewinnt. Die Vorzüge des Stücks, das eine sichere Beherrschung der äußeren Bühnentechnik verräth, liegen in einzelnen humoristish-\fatirish gehaltenen Gpisoden. So ift auch der im Grunde herzeusgute, nur ein wenig aufgeblasene Kornmerzienrath, der seinen Gästen die Preise der Weine und Zigarren verräth, die er ihnen anbietet, wenn auch niht neu, so doch amüsant. Er wurde von Willy Nohland mit Glü verkörpert. Gute Leistungen boten auch Jenny Rauch als Maria, Hans Mischke als Professor Laurentius und Harry Walden, dem es sogar gelang, seinem Fürsten Rothenthurn, troß der in der Nolle liegenden Unwahrscheinlihteiten einen Hauch von Lebenswahrheit zu verleihen. Fräulein Frauendorfer hatte sich mit der wenig dank baren Rolle der Magdalena abzufinden, was sie mit Geschick that. In den Ensemblescenen störte es, daß das häufig vorgeschriebene Beiseite- sprechen allzu vernehmlih geschah. Das Publikum bereitete dem e eine sehr warme Aufnahme und der Verfasser wurde wiederholt gerufen.

Schiller - Theater N. (Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater).

Die Wiederaufnahme des Schauspiels „Ein Ehrenwort" von Otto Erich Hartleben, dessen Bekanntschaft das Schiller-Theater in der Wallner-Theaterstraße vor einigen Jahren zuerst dem hiesigen Publikum vermittelte, hat gestern der Tochterbühne im Friedri - Wilhelmstädtishen Theater einen erneuten Erfolg gebracht. Die zahlreichen Zuschauer interessierten \ich leb- haft für dieses Thesenstück, in dem ein feststehender sittliher Ehr- begriff, ähnlich einer mathematishen Formel, unter gewissen Vor- bedingungen anscheinend anfechtbar wird. Die Darsteller der Haupt- rollen, die Damen Bünger und Mallinger, die Herren Ziegel, Lettinger, Köstlin und Rembe trugen dur ibr feindurhdachtes Spiel zum Gelingen der Aufführung wesentlich ei.

Nesidenz- Theater.

Das Lustspiel in vier Akten „Die beiden Schulen“ von Alfred Capus, deutsch von Theodor Wolff, fand bei seiner gestrigen Erstaufführung zwoar freundliche, aber enen enthusiastische Aufnahme. Man fkann sich im Residenz: Theater s{le{chterdings kein Stück ohne Alexander als Darsteller denken; es ist, als fehle dem Ganzen die Würze, wenn er niht die komishe Hauptrolle spielt. Dies Gefühl wurde man gestern, obwohl das Capus'sche Lustspiel literarisch um eine Stufe höher steht als der übliche Boulevard- Schwank, und troy des im allgemeinen vortrefflichen Spiels nit los. Es handelt sih hier um ein Paar, das sih erst nah ter Scheidung licbeud zusammenfindet und besließt, aufs Neue den Bund fürs Leben zu \{ließen. Die Flatterhaftigkeit ihres Gatten hat die junge Frau zu dem extremen Schritt getrieben, \sih von ihm zu treunen. Sie hat erkannt, daß es zwei Schulen dec Ghe giebt: die eine, in der der Mann temveramentvoll und impulsiv den Eingebungen des Augen- blids folgend, sid sogar zur Untreue verleiten läßt, die andere, in der Rube und Korrektheit vorberrshen. Nachdem sie die erstere durhgemaht hat, will sie es mit der leyteren versuben: ein anscheinend ernster, arbeitsamer Mann soll sie diesmal heimführen. Aber bevor noch die zweite Ebe geschlossen ist, lernt sie einsehen, daß ihr hier noch weniger Glück erblühen würde. Jhr korrekter Bräutigam erliegt nämlich den Verführungskünsten derselben Frau, die ihr den Gatten abspensti machte, denn er war nur tugendhaft gewesen, weil er ned nie in Versuhung gerathen war. So kehrt sie {ließli reumüthig in die Arme ihres sie deth liebenden und von ihr wiedergeliebten früheren Mannes zurück, und nimmt ih vor in Zukunft nachsichtiger gegen seine Schwächen zu sein. Das Stü entwickelt in einigen Scenen manhe psycologishe Feinheit, mange satirisch zwgespizte Wendung, aber es enthält auch sehr empfindliche Längen. Am wirksamsten ist der zweite, in einem Restaurant spielende Akt, in dem die handelnden Personen sehr geshickt zusammengeführt werden und sich die Versöhnung des geshiedenen Ebepaars wieder an- bahnt. Gespielt wurde, wie erwähnt, im Ganzen vortrefflih, nament- lih von Frau Reisenhofer, die das Wesen der jungen Frau trmeisterlich zeichnete. Aber auch ihre beiden Partner, Herr Martini als der flatterhafte, und Herr Seldeneck als der korrekte Mann, wurden ihren Aufgaben völlig gerecht. Ein kleines Kabinetstück der Charakteristik lieferte wieder Herr Fagay in der Rolle des Vaters der jungen Frau, der sich nur mit Mühe dazu zwingt, sih über den ihm so sympathischen Schwiegersohn zu entrüsten, und eine recht beluftigende Leistung bot Fräulcin Rita Léon als allen Männern gefährliche Verfühierin. Zu erwähnen sind noch zwei Debutantinnen: Fräulein Werra, eine stattliche Erscheinung, die sich aber den Heroinenton im Konversationtstück noch abgewöhnen muß, und Fräulein Diens: welche cine wegen ibrer Ges igkeit gefährliche Dame der ellihaft recht glaubhaft wicdergab. Sli Beile 226 dere pit U anl n s wesenden Verfasser auf die Bühne.

Thalia - Theater.

Auch die Bühne in der Dresdenerstraße hat zu den Festtagen eine Neubeit gebracht: „Die bösen Mädchen“, eine Audstaltungépesse von Jean Kren, Alfred Schönfeld vnd Leopold Ely, ge- langte dort gesiern zur ersimaligen Aufführung und erzielte einen durhs{lagenden Erfolg. Letiterer q freilich weniger dem Inhalt des Stücks, denn von cinem solchen ist fast noch weniger zu reden, wie bei den früher Gren Stücken dersclben Verfasser. Die geradezu vershwenderis und äußerst rei: volle Autstattung, cine Reihe melodiöser Kuplets und Chorgesäage, sowie der mit guten und minder guten Wiyen ind aftucien sviclungen durchsegte Dialog waren die Momente, die das verkaufte Haus zu fstürmishen Beifalls Das flotte, lustige Spiel aller gemäß tas Ganze erst ins diesen gegenüber wurde seitens des frobgestimmten nit mit Applaus und gekargt. Herr Damenschneider stand wie immer im Vordergrunde nd übertra! sich beinahe 4 Ebenso D Herren Paulmüller und Helmerding das Jhrige o und ihre dic en D Walde und anci nah. Eine parodistishe Scene sowe die in den drei Altea prächtigen Bilder: „Ein sezei Schwimmtournier* und eaen wurden

Herta Kürzungen, namentlich im