1849 / 212 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Ci ertreter, übertragen. Als Stellvertreter beim Gene- seinem So in Agram ist der neu bcfóörderte F. M. L. Graf Johann Coronini bestimmt. Na der Aussage cines heute hier angekommenen Offiziers, der Ruma am 23. d. verließ, hat si der Stand der Dinge bei der Südarmee in leßter Zeit nit verän- dert; die in unserem gestrigen Blatte gemeldeten Gefechte beruhen daher auf s{le{cht unterrihteten Mittheilungen, wie solche gegen- wärtig nur zu oft die Runde dur die Journale machen. Schweiz. Zürich, 26. Juli. Die Eidgen. Ztg. ent- hält ferner nahstehende Bemerkungen über den Beschluß des Bun- desraths hinsichtlih der fremden Flüchtlinge: „Man muß si fast in die Zeit des faktisch und geseßlich abgeschassten 1815er-Bundes zurückverseßt glauben, wenn man alle die Remonstrationen, Prote- stationen u. st. w. liest, welche von der Mehrzahl der öffentlichen Blätter, ja leider sogar von einer Anzahl Kantons-Regierungen gegen Beschlüsse der Bundesbehörden erhoben werden. Jn der Ca- pitulationsfrage begann die Sache, blieb aber doch auf Rechtsver- wahrungen beschränkt, die nicht den Beschluß selbst in Frage stel- len, sondern nur eine besondere Entschäd:gungspflicht der kapituli- renden Kantone ablehnen. * Bei der Vertheilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Kantone erhob sich der zweit Anstand; aler der Stand Schw9z, der ihn erhob, fügte sich auch sogleich, als der Bundesrath, was er bei der Masse der Angekommenen thun mußte, nahdrücklich jedem Kanton seine Pflichten gegen die Gesammtheit zu Gemüthe führte. Ohne Vergleich wichtiger und folgenreicher droht die Opposition gegen den Beschluß, betreffend die Führer des badischen Aufstandes, zu werden. Der Bundesrath sieht sich hierin von allen Seiten her, auch von denen, auf die er am sichersten zählen mußte und mit Fug und Recht zählen konnte, verlassen. Wie will man sich denn wundern, wenn die Blätter der permanen- ten Revolution , die Blätter, die aus vollem Herzen eine aktive Theilnahme der Schweiz an dem verzweifclten Kampfe, der rings um uns tobt, herbeizuführen trachten, wenn diese den Bundesrath aufs wüthendste angreifen? Jm günstigsten Falle läßt si dieses Treiben nur aus jener herrlichen Lehre erklären, welche allerdings immer mehr Plaß zu greifen scheint: „Mißtrauen ist die höchste Tugend.’ Man denkt si keinen Augenblick in die Lage des Bundes- rathes, man übersieht die {weren Verpflichtungen, die derselbe gegen das Vaterland übernommen hat, man vergißt plöblih alle früher erworbenen Verdienste und den Jahre lang bewährten Charakter der betreffenden Männer. Statt dessen läßt man augenblicklichen Stimmungen freien Lauf und thut bewußt oder unbewußt sein Möglichstes, das Land angesichts der fremden Heere, die an unse- ren Gränzen stehen, angesihis des Flüchtlingsheeres, das in un- serer Mitte weilt, gegen seine selbstgewählte oberste Behörde in Agitation zu versegen. So verunchren wir uns selbst und brechen in vielleicht entsheidenden Momenten die Kraft des Bundesrathes ; damit aber seben wir alle unsere „Errungenschaften““, alle die viel- versprechenden Keime ciner neuen Entwickelung, die in der Bundes- Verfassung niedergelegt sind, leihtflnnig aufs Spiel, Je ernster die Zeit wird, desto mehr heißt es, im Rathssaale oder wo man öffentlih zu wirken hat, niht am mindesten in den Zeitungen, Besonnenheit vorwalten zu lassen. Die rechte und nachhaltige Kraft war und isst diejenige, die sich nicht leihtsinnig verpufst. Der Eid genosse sagt sehr rihlig: „Der Beschluß des Bundes- Rathes muß, mag er nun gefallen oder nicht, von den Kantons- Regierungen vollzogen werden, unbedingt; wenn man mit der Bundesbehörde nicht zufrieden is, so mag man es auf dem ordent- lichen Wege zu erkennen geben, nur niht auf dem Wege der Bundes - Anarchie, welche das größte aller Uebel wäre.“ Jn grellem Kontrast hiermit sagt die Berner Zeitung über das bundesräthliche Kreisfchreiben vom 20sten d. in ihrer ungeschliffe- nen Sprache: „„Dasselbe enthält nichts Anderes, als einen ge- deten Rückzug, verbunden mit einer erneuerten Berufung an den spießbürgerlichen Egoismus, den der Bundesrath bei dem Schwei- zervolke vorausfeßt, aber niht fand und auch nicht finden wird. Das Machwerk ist übrigens wo möglich noch lahmer, als die frü- ers Erlasse. War nit in dem Dekrete vom 16ten d. von „so- ortiger“’ Ausweisung, von „unverzüglicher Vollziehung“ des Be- \chlusses die Rede? Js das nicht deutlih? Sind hier die Kan- tone nicht aufgefordert, von s{ch aus und ohne Weiteres einzu- schreiten? Wäre es ein Mißverständniß gewesen, wenn die Kan- tone die armen Flüchtlinge sofort, und ohne sich um ihr weiteres Schicksal zu bekümmern, zum Lande hinausgejagt hälten?2 Oder wo hat sich der Bundesrath vorbehalten, den Bescluß erst noch „in seinem Sinne“ zu vollziehen? Ueber alle diese Gragen fann wohl kaum ein „Mißverständniß“ eintreten, fo wenig als über die eigentlichen Gesinnungen des Bundesrathes.‘ Der Courrier Suisse dagegen sagt in einem längeren Arlikel unter Anderem: „Bis wir den Beweis des Gegentheils haben, mögen wir nit daran glauben, daß der bundesräthliche Beschluß vom 16ten d. unter dem Einflusse ausländischer Drohung, sei es nun theilweise Occupation der Schweiz, oder Gränzsperre, oder gar, wovon in süddeutschen Blättern die Rede ist, Sequestrirung schweizerischen Eigenthums im Badischen, erfolgt ci. Wir glau- ben vielmehr, das Umgekehrte habe stattgefunden. Deutschland verhielt si passiv, und wir, in unserem eigenen Interesse, mußten dahin trachten, Maßregeln von seiner Seite zu veranlassen , deren Anordnung wir keinesweges zu verlangen ein Recht hatten. Wir haben 10,000 Flüchtlingen ein Asyl gegebenz aber die Gewährung dieses Asyls is für uns schr lästig. Bisanhin hat die Schweiz noch nie von ihren Angehörigen irgendwelche Abgaben verlangt

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zur Unterstübung fremder Flüchtlinge; sie könnte es au nicht thun, ohne ihr ganzes Finanz - System wesentli zu modifiziren, und der Bundesrath mag wohl Ursache gryane habén, zu glauben, daß sih das Schweizervolk zu derartiger Neuerung nicht leiht ver- stehen würde. Das Ausland hat also durchaus keine Restriction in Ausübung des Asylrechtes zu verlangen gebraucht, und der Be- {luß vom 16. d. muß gar nit als eine dem Auslande gemachte Konzession betrachtet werden, sondern als cine im Interesse des \hweizerischen Volkes getroffene Maßregel, um dasselbe desto scnel- ler von einer ziemli {weren Last zu befreien und m glichst schnell den Moment herbeizuführen, da sich die benachbarten Re- gierungen zu Ertheilung einer Generalamnestie veranlaßt sehen möchten. Die gegen das Dekret erhobene Opposition fällt also in Nichts zusammen, wenn es dur die Thatsachen gere{tfertigt wird. Das wird uns freilih erst den Erfolg zeigen. Es wird sich zeigen, ob si der Bundesrath darüber Sicherheit verschafft hat, 1) daß die Ausg: wiescnen anderswo ein sicheres Asyl fin den, und2) daß, nachdem sie den Schweizerboden verlassen haben, wirklich die Regierung von Ba- den ihrerscits cine Amnestie ertheilen wird, wie sie unser Interesse dringend erheischt. Wenn der Bundesrath hierüber hinlänglicheGarantie besibt, so kann man, im Wescn, die gefaßten Maßregeln wohl nur billigen, troß des shiefen Scheines, welchen allerdings eine offen- bar übereilte Redaction in den Motiven und der Kontrast derselben mit den noch weit Uunbesonneneren Manifestationen einer großen Anzahl von Magistraten, die zu der jeßt herrschenden Partei ge- hôren, auf dieselben zu werfen geeignet war. Bevor wir positiv wissen, wie es sich mit: diesen: Thatsachen verhält, müssen wir unser Endurtheil nothwendig noch aufschieben. Im Uebrigen muß man, vom internationalen Standpunkte aus, nothwendig anerkennen, daß die gleichzeitige Anwesenheit einer Armee von Flüchtlingen mit ihren Führern in einem angränzenden Lande, in welchem sich lebhafte Sympathieen für ‘die Tendenz der stattgehabten Revolution auf eine so geräuschvolle Weise manifestirt haben, daß man ihnen wohl einige Bedeutung beimessen darf , für das Großherzogthum Baden allerdings, wenn nit wirkliche, doch wenigstens an- scheinende Gefahr bringen muß, die dasselbe allerdings nicht unbeachtet lassen konnte, troß aller offiziellen Versicherungen guter Polizei und festen Willens für Aufrechthallung unserer Neu!ralität.“ Der Erzähler is mit den Dispositiven des bundesräthlichen Be- \{lus}ses vom 16ten d. gar wohl zusriedcn, nit aber mit den Mo- tiven. Er sagt: „Der Erz ähler is überhaupt gar kein Freund von Motiven , nämlich von gedruckten und geschriebenen , sondern von Dispositiven, weil er die Erfahrung gema@ht hat, daß jedes Motiv ein Haken ist, an welchen sich allerhand Werg, Widerspru und Afterweisheit hängt. Der Bundesrath hat es im Nationalrathe namenilich mit verzweifelt gelehrten und ihn s{ulmeisternden Leu- ten zu thun, welche die größte Freude haben, wenn cr ihnen recht viele Häkchen und Widerhäkchen darbietet, damit sie ihn so nach allen Seiten fassen und {{haukeln können nach Herzenslust. Wir fürhten, der Bundesrath habe vor lauter Gutmachen - und Be- gründenwollen sich vielen Verdruß vorbereitet. Es giebt Zeiten und Leute, in denen und welchen gegenüber man ganz kurz, ener- gisch und etwas selbstherrlih sein muß, wenn man zu cinem ge- dethlichen Ziele kommen und nicht Steine des Anstoßes und der Aergerniß allüberall sich selbst in den Weg rennen will. Jnso- weit, bessere Belehrungen vorbehalten, tadeln wir den Beschluß des Bundesrathes. ir befürchten, der Bundesrath habe sich übel ge- . bettet. Der Beschluß desselben erleidet bereits Anfechiung in Zürich, in Aargau 2c. Wie wird es erst in Genf und anderwärts gehen, von Bern und von den Radikalsten allér Radikalen, den St. Galler Nationalräthen in threr Majorität, nicht zu sprechen. Was die Waadtländer dazu sagen, wissen wir nicht. Doch schcint uns, dem Styl und anderen Zu- fälligkeiten nach zu urtheilen, ihr Bürger: Bundesrath, Heinrich

Druey, nicht blos Gevatter, sondern Vater oder Mitvater des be- rührten Beschlusses zu sein. Herr Druey is in solhen Dingen nit sehr sentimental, sondern praktisch-{chweizerisch, namentlich den diulschen Flüchtlingen gegenüber. Er soll vier Kategorieen Flücht- linge im Kopfe haben : die deutschen, die polnischen, die italienischen und die französischen, von denen cer die Ersten für die {limmsten, die Lißten für die artigsten halte. Entwcder oder. Entweder giebt der Bundesrath na, auf gemachte Vorstellungen; dann aber kom- promittirt er sich [mit seincm Arrêté monstrueusement motive, mit scincm feierlichen Erlasse vor dem JIn- und Ausland, oder cer giebt niht nah. Dann aber läßt sich voraussehen, daß einzelne Kantone z. B. Bern und Genf, nicht cxcquiren und die Flüchtlingsführer dort dem Bundesrathe zum Troze sich sammeln. Zu den Möglichkeiten min- dcstens gehört diescs. Wie steht dann aber der Bundesrath im Beginne seiner Laufbahn da? Welche Mittel stehen ihm gegcn Widerstre- bende zu Gebote? Wird er an die beiden Räthe gelangen? Wie viel Stimmen Mehrheit hat er im Nationalrathe bei untergeordne- ten Fragen schon gehabt? Wie freundlih sehen ihn dort Manche jebt schon an? Wird nicht der Augenblick willkommen sein, ihm ein Mißtrauensvotum zu bereiten, um längst gehegte Wünsche in Vollziehung zu bringen? Wird der Bundesrath seinen Beschluß modifiziren, wie die Regierung von Zürich wünscht? Wie und auf welche Weise, ohne den ganzen Apparat nebst Beschluß zu s{chwä- chen und si eine Blöße zu geben? Wie man also die Sache an- sehen mag, die Lage ist keine angenchme. Wir glauben , eine gute Schweizerpflicht zu erfüllen und glauben, daß sie auch Andere erfüllen, wenn dem Bundesrathe, wie er ist und wie kein besserer nahkömmt, nicht zu viel Steine in den Weg gelegt

werden. Wir {ließen also dahin: Mit dem Dispositiv des bun-

Bekanntmachungen. [382] Siteckibir i fi Der Mautergastse Friedrich Jacob Leopold Zieten aus Neu-Nuppin befindet sich wegen Dieb- stahls bei uns in Untersuchung. Sein jeßiger Aufent- halt i unbekannt.

Sämmtliche Civil- und Militair - Behörden werden R, auf denselben Acht zu haben, ihn im Betre- ungsfalle zu verhaften und an uns abliefern zu lassen.

Havelberg, den 18. Juli 1849,

Königliche Kreisgerichts-Deputation.

Signalement. Geburtsort; Stessin, Vaterland + Preußen, gewöhn-

licher Aufenthalt: Neu Ruppi í i Á : ”- pin, Religion : evangelisch, evo te: Maurergeselle, Größe: 9 Fuß 6 Zoll, E: raun, Stirn: niedrig, Augenbrauen: braun Âu en:

blau, Nase: spis, Mund : mittel, Zähne: vollzäß Bart: braun, Kinn: rund, Gesichtsfärbe + g, / sichtsbildung: rund, Statur: stark, Spra Alter 42 Jahr. Besondere Kennzeichen : im Gesicht. Bekleidung: unbekannt,

[143]

esund, Ge- e: deutsch, Poennarben |

.

Die Erbpachts-Gerechtigkeit auf das zirke des unterzeichneten Land- und Siavian E Stadtdorfe Oberfeldt sub Nr, 5. der Hypotheken ezeich- nung belegene Grundstück, Rathsweide genannt, von

[83] Nothwendiger I [327]

4 Hufen 17 Morgen 255 Ruthen kulmisc, im Jahre 1847 abgeschäßt auf 6323 Thlr. 15 Sar 11 D fu __am 19, September c., Vormitt. 14 Uhr und Nachmitt, 4 Nhr, an ordentlicher Gerichtsstelle subhastirt werden. Taxe und Hypothekenschein können vorher in der Ne- gistratur eingesehen werden. Marienwerder, den 17. Februar 1849, Königliches Land- und Stadtgericht,

Nothwendiger Verkauf, j ‘Die pn Es des 9 hörigen Grundstücke: das Erbpachts-Vorwerk Eli und das Grundstück Nr. 20. Elifeaaa vat 4 der nebst Hypothekenschein und Bcdingungen im Bü- reau III. einzusehenden Taxe das ers Thlr, 2 Sgr. 4 Pf. und das lehtere auf 1670 Thlr. lig, |- 25 Sgr. abgeschäßt worden, sollen zusammen am 26. Oktober 1849, Vormitt. 11 Uhr,

ver Det ilde GiAe E geri - Assessor Schaller

er Gerichtsstelle zum Zweck der - derseßzung subhastirt werden. SAME 0NGTs Mer (MNREIMOR

Thorn, den 13, März 1849.

Königliches Land- und Stadtgericht.

] Ediktal-Citation. Die Ehefrau des Schiffs - Capitains Schaeffler, Auguste geborne Reglaff hier elbst, hat ge-

wegen böslicher Vexlassung angestellt, tung derselben ist ein Termin auf

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utsbesißers Carl Wersich ge- wovon zufolge

ere auf 12,841 wêrdrt;

Stettin, den 14. Juni 1849.

gen ihren genannten Ehemann die Ehescheidungsklage

den 8, Oktober d, J., Vormittags 12 Uhr, vor dem Deputirten, Herrn Obergerichts-Assessor Pape, im Lokal des hiesigen Kreisgerichts angeseßt worden, Der seinem Aufenthalte nah unbckannte Peter Hein- rih Schaeffler wird hierdurch aufgefordert, in diesem , Termine persönlich oder dur einen gehörig legitimirten Bevollmächtigten, aus der Zahl der hiesigen Rech!s- Anwälte, als solche ihm die Herren Pfotenhauer und 4 Hoffmann in Vorschlag gebracht werden, zu erscheinen und die Klage vollständig zu beantworten. Jm Fall seines Ausbleibens wird angenommen wer- den, daß die in der Klage angeführten T stritten und die beigebrachten Urkunden nicht anerkannt

Königliches Kreisgericht, Abtheilung für Prozeßsachen,

desräthlichen Beschlusses sind wir einverstanden, mit den Motiven nicht. Uebrigens sind wir es niht, die auf den ersten Eindruck hin Steine gegen den Bundesrath aufheben. Wir kennen die braven, entschiedenen S@hweizer, die ihn zusammenfsetßen, und ohne gute Gründe werden dieselben nicht so gehandelt haben, wie sie es gethan. Wer die Verantwortlichkeit in {chwierigen Zeitläufen nicht theilt, mag ein guter Kritikus sein. Jedenfalls erachten wir die- jenige Politik für die bessere, die {nell und prompt Billiges ge- währt und Gerechtes thut, als die, welche Berst klafterlange Na- tionalphrasen shmiedet und am Ende \{mählich abgiebt, Die Schweiz kennt auch solche Zeiten, und selbst der Louis- Napoleon - Handel hat für seine Kenner, neben seiner äußerlich E Ra eine sehr komisch - naiv - hektische Seite.“ Wenn indeß (fährt die Eidg. Ztg. fort) nicht alle Anzeichen trügen, so ist der Sturm, der fich zu Ende der vorigen Woche ge- gen den bundesräthlichen Beschluß erhob, gewaltig im Abnehmen z man scheint ziemlih allgemein, sogar in Aargau und Bern, wo sich die heftigste Stimmung geltend machte, zu der Ueberzeugung zu gelangen, es lasse sich gegen den Beschluß selbst wenig einwen- den, und wenn dafür gesorgt sei oder gesorgt werde, daß die aus- zuweisenden Flüchtlinge Eintritt oder wenigstens Durhpaß nach Srankreich finden, so müsse der Beschluß exequirt werden. Wir freuen uns dieser veränderten Stimmung, die wir schon seit meh- reren Tagen in unserer Nähe beobachten konnten, weil sie uns beweist, daß die ruhige Ueberlegung an die Stelle der augen- blicklichen Aufwallung getreten is, und daß man einzusehen beginnt, daß das, was der Bundesrath jeßt gethan, nicht allein an und für sich recht is, sondern daß schon feit Jahren in der Flüchtlingssahe von manchem Kanton nicht gehandelt worden sei, wie es loyal und chrenhaft ist, und wie cs die Pflicht gegen die Eidgenossenschaft lbst erfordert hätte. Einige Blätter wollen zwar behaupten, der Bendesrath habe den Rückzug angetreten, indem zwischen seinem Beschluß vom 16ten und dem Kreisschreiben vom 20sten ein Widerspruch sei. Es wäre dies rich- tig, wenn cs Jemanden gäbe, der im Ernste behaupten wollte, cs habe der Bundesrath im Sinne gehabt , diese Flüchtlings - Chefs auch dann auszuweiscn, wenn ihnen der Eintritt oder der Durch- paß durch Frankrcih verweigert würde: was dann einer Ausliefc- rung gleihkäme. Niemand außer einigen Blättern, deren Tendenz längst bekannt und von allen Ehrenmännern desavouirt ist, hat die Stirn, dcm Bundes - Rath diese Zulage zu machen, und es redu- ziren sich daher die Vorwürfe auf eine allerdings etwas über=- cilte Redaction des Beschlusses; Sinn und Geist desselben aber bleiben die gleichen, und wir hoffen und glauben, daß auch die Ausführung nicht lange werde auf sich. warten lassen da, wo sie noch nicht eingetreten ist. Wenn es sich bestätigen sollte, daß den hessischen Insurgenten, mit Ausnahme der vier Haupt- Anstifter, eine Amnestie bewilligt ist, wodurch ein zwar kleiner Theil der in der Schweiz sich aufhaltenden Flüchtlinge Abfluß und Rück- kehr in ihre Heimat erhielte, so läßt sich nun auch erwarten, daß demnächst in Bezug auf die übrigen Flüchtlinge etwas Aehnliches erfolgen werde, und zwar um so bálder, als durch die Uebergabe der Festung S ein Stein des Anstoßes hinweggeräumt ist. Wie es heißt, sollen zuerst die niht gravirten bürgerlichen Theil- nehmer amnestirt werdenz getheilterer Meinung sei man darüber, ivas mit den Truppen geschehen soll; ob dieselben -fürs erste in preußishe Festungen gelegt oder die Soldaten, mit Aus- {luß der Offiziere und Unteroffiziere in die neu zu bil- dende Armee eingereiht werden sollen. Am \chwierigsten aber dürfte es sein, das Offizier-Corps so zu reorganisiren, daß sein Einfluß un die Truppen nicht zum zweiten Mal auf Null sinkt.“ Zürich, 28. Juli. Das gestern Vormittag hier eingerückte Bataillon Bruppacher ist am Nachmittag bereits E E, S bund nach Winterthur abmarschirt. Gestern Abend haben auch die Scharf-= shüßen-Compagnie Huker und heute früh die Artillerie-Compagnie Scheller und das Bataillon Benz die Stadt verlassen. 2

Basel, 27. Juli. (Nat. Z.) Der Kommandant der 3ten Division Oberst Bontemps nimmt sein Hauptquartier in Basel, eben so der Kommandant der 1sten Brigade, Oberst Kurz, Oberst Müller, der Kommaudant der 3ten Brigade, nimmt fein Haupt-= quartier in Rheinfelden, Oberst Bourgeois, der Kommandant der zweiten Brigade, in Stein. Oberst Bontemps wird heute oder morgen hier eintreffen, sein Adjutant, Oberst-Lieutenant Keller, ist bereits hier angelangt.

Basel, 28. Juli. (Frkft. J) Der cidgenössische Kom- missär, Rathsherr Stchlin, hat angeordnet, daß bie tiadieb hier befinolihen circa 120 Pferde und 60 Mann der ehemaligen Revo- lutions-Armee sofort nach Bern instradirt werden follen.

Von Schaffhausen vernimmt man, daß. am 26. Juli Nachmit- tags ein Courier vou Bern mit dem Bericht ankam, daß der Bun- desrath mit den vom Divisions - Kommandanten Gmür den Hessen in Büsingen gestellten Bedingungen, in Betreff ihrer Abzuges, ein- verstanden sei.

„St. Gallen, 27. Juli. (Eidg. Ztg.) Bereits hat der eid= genössische Kommissär Stehlin von der ihm zustehcnden Vollmacht Gebrauch gemacht und außer den vom Bundesrath aufgebotenen Truppen vom Stande St. Gallen noch die sofortige Aufstellung und Marschfertighaltung einer weiteren Artillerie-Compagnie (Sechs- pfünder), einer Scharfshüßen-Compagnie und eines weiteren Jn- fanterie-Bataillons verlangt. Das gleiche Begehren wurde auch an Aargau gestellt. :

beregte, angeblich verlorene Talons zu haben vermeinen, aufgefordert , sich binnen sechs Monaten von heute in der Kanzlei der Verwaltung des Esthländischen Kredit- Vereins in Reval oder auf unserem Comtoir, Jäger- straße Nr. 51 in Berlin, unter Produzirung dieser Ta- lons, zu melden, widrigenfalls, und wenn Niemand in der angeseßten Frist seine Rechte dokumentirt haben wird, die neuen Zinsbogen zu obenerwähnten beiden Land- schaftl, Obligationen dem Herrn M. Bondi ausgereicht werden sollen.

Berlin, den 28, Juli 1849.

Mendelssohn .& Co., Agenten des Esthländischen adeligen Kredit-Vereins.

Zur Beceantwor-

hatsachen be- | [217 b] A nzeige,

In dem pharmaceutischen und chemischen Institute zu Jena beginnen gegen Ende Oktobers d. J. die Vorlesungen und praktischen Uebungen für

das VVintersemester, Anfragen und Anmeldungen

[218 b]

1000 S.-R. lautend,

eter Heinrich

Nach der Angabe des Herrn M, Bondi in Dresden sind die Talons zu den beiden Landschaftl, Obligationen des Esthländischen adeligen Kredit-Vereins ,, jede über

30, Afer Nr. T5316: u, Weinjerver & Ramma Nr.

abhanden gekommen, Auf den Antra

Bondi werden alle diejenigen, welhe éin Recht an

sin] möglichst zeitig an den unterzeichneten Direk- tor zu richten. Der nächstens (im Archiv der Phar- macie) erscheinende achte öffentliche Bericht wird die Abänderungen, Vervollständigungen 11nd Ersolge dieses akademischen Lehr- Instituts in den®* letzteren fünf Jahren speziell nachweisen. Jena, im Juli 1849. Dr. H. VVackenroder, Hofrath und ordentl. Professor der Chemie , und Pharmacie:

36.

13321. des Herrn |M,

Das Abonnement beträgt:

2 Rthblr. für ahr. 4 Keble: s a r. S8 Rthlr. - a

Preußischer

É 0 ilen der M i e “ahne Preis: ; Erböbung ps, ummern wir O loded: mit 24 Sgr. berechnet. 0

Alle Post-Anstalten des Jn- und Auslandes nehmen Bestellung auf die“es Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats- Anzeigers :

Behren-Straße Ur. 57.

M 212.

Berlín, Sonutag den 5. August

1849.

Inhalt Amtlicher Theil.

Deutschland.

Preußeu. Berlin. Beförderungen und Abschieds-Bewilligungen in der Armee. Allerhöchste Kabinets-Ordre, Stiftungsfeier des Königl, medizinisch-chirurgischen Friedrih-Wilhelms-Justituts. Stralsund. Das Kanonenboot „, Halle-Rügen ‘“’ vom Stapel gelaufen, Düssel- dorf, Ankunft württembergisher Truppen,

Desterreich, Wien, Amtliche Armee-Berichte, Nachrichten von ver- schiedenen Gegenden des Kriegsschauplayes in Ungarn. Regimenter- Ablösung vor Venedig. Kossuth und Görgey. Stellungen Aulich's und Vetter)s, Triest, Hauptangriff auf Venedig,

Bayern. Nürnberg. Truppenbewegungen. Augsburg, Oberst- Lieutenant von der Tann, Eisenbahn-Eröffnung. -

Württemberg. Stuttgart, Kammer- Verhandlungen,

Baden, Freiburg. riegsrechtlihe Hinrichtung, Parade. Mannheim, Vermischtes, Darmstadt, Abmarsch der Hessen aus Büsingen. Die gefangenen Reichstruppen in Rastatt, Rastatt.

Bekanntmachung, 5 / Lübeck. Lübeck. Antrag der Senats-Kommissarien ‘auf Aussezung der Vermi schtes.

DánbübaL Da CY amburg. amburg. Ausland. Í Desterreich. Pesth. Görgey über die Theiß. Venedig, Rekruti- rung für die Marine und Zustand der Belagerten, Von der Adria, Neapolitanische Unterstüßung gegen Venedig. Frankreich. Geseßgebende Versammlung. Lokale Verhandlun-

gen. Paris, Der Präsident zu Orleaus, Angers und Nantes. Pes und Irland. London. Schluß der Parlaments- ession, E fee und Polen. Warschau, Nachrichten vonder Armee in ngarn, E L Schweiz. Bern., Die südliche Gränze, Erklärung tes Oberst Kurz bin sichtlih Buser?)s. Ankunft des badischen Minister Marschall. Die Militaircapitulations-Frage. Eröffnung des berner Großen Raths. Französische Truppen an der Gränze. Heimkehr von württemberger Flüchtlingen, Zür i ch. Berufung Orelli's zu Dufour, Truppen- Bewegungen, Die Unterhandlungen über die deutschen Flüchtlinge Basel, Bundesräthlicher Befehl, Die Truppen-Aufgebote in Marsch, Chur. Disposition hinsichtlich der Flüchtlinge, Sitten. Die österreichishen Truppen jenscits der Alpen. : Ftalien. Von der italienischen Gränze, Die Wahl und Frie- dens-Angelegenheiten in Sardinien, Römische Flüchtlinge nach der Schweiz und in Piemont, Garibaldi's Corps, Die Unterredung zwischen dem Papste und General Wimpffen. Genua, Befinden Karl Albert’s, Trüúppenverabschiedung, Livorno, Bekannt- machung. Garibaldi nach dem Kirchenstaate zurückl, Arezzo, Oesterreichische Truppen zur Verfolgung Garibaldi*s. . Florenz, Einschiffung Garibaldi?s in Rimini. Ancoua. Herstellung der Ord- nung, Rom, Die erwartete provisorische Regierung, Oudinot nah Gaeta. Abschung ‘des sardinischen. Konsuls. Vermischtes. Türkei. Konstantinopel. Jnvestitur der Fürsten der Moldau und

Wallachei, Vermischtes. : Börsen- und Handels - Nachrichten.

Amtlicher Theil.

Ministerium des Junern. Bekanntmachung.

Die Eróffnungs=-Sizung der durch die Königliche Verordnung vom 30, Mai c. zum 7teu d. M. annen vereinigten Kammern wird an dem leßtgedachten Tage, Mittags 12 Uhr, im weißen Saale des Königlichen Schlosses stattfinden.

Die Herren Abgeordneten werden hiervon mit dem ergebensten Bemerken in Kenntniß geseßt, daß denjenigen der zweiten Kammer am sten und óten d. M,, von 8 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, und in den Morgenstunden des 7ten in dem Büreau der zweiten Kammer, Leipziger Straße Nr. 55, gegen Vorzeigung der zur vor- läufigen Legitimation dienenden Schreiben der Wahl-Kommissarien, dur welche sie von der auf sie gefallenen Wahl benachrichtigt worden, Eintritts-Karten werden ausgehändigt werden

Die Herren Abgeordneten der ersten Kammer wollen die Ein- tritts - Karten in dem Büreau derselben, hinter der katholische Kirche Nr. 1, an denselben Tagen in Empfang nehmen.

Berlin, den 4. August 1849.

Der Minister des Junexn. von Manten ffel.

Beilage,

Iusftiz - Ministerium. __ Der bisherige Kreisrichter Roep ell zu Koniy is zum Notar für s Bezirk des Stadt - und Kreisgerichts zu Danzig ernannt worden. '

Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten.

Am 3. August hielt die Universität die jährliche Gedächtniß- Feier ihres erhabenen Stifters, Friedrih Wilhelm's 1I., im gro- fes Saale des Universitäts-Gebäudes. Des Herrn Ministers von

adenberg Excellenz, mehrere Räthe seines Ministeriums, der Bischof Dr. R oß, Ober-Hof-Prediger Dr. Ehrenberg, General- Major von Thümen, der Polizei - Präsident von Hindckeldey, andere Behörden und viele Geistliche aus der Umgegend wohnten der Feier bei. Diese wurde unter Leitung des Professors M arx mit dem Gesange einiger besonders geeigneter Verse des Ps. 36 eröffnet. Hierauf hielt der zeitige Rektor De. Nibsch die Festrede in deutsher Sprache, in welcher er die kirchenge- \chichtliche Bedeutung der Regierung Friedrich Wilhelms 1ll. und den Zusammenhang derselben mit der ganzen brandenburgisch-preu- ßischen Regenten - Geschichte kenntlich zu machen versuchte. Am

chlusse wurden die Urtheile der Fakultäten Über die eingegange- nen Preis - Bewerbun s\hriften vorgetragen und neue Preis-Auf- gaben bekannt gemaht. Jn der theologischen Fakultät empfing Herr Heinrich Johann Friedrih Sörensen aus Holstein

Brigade, von Brandt, von Glogau.

den Preis ; von Seiten der juristischen wurde Herr Karl Bernhard von Arnim aus Pommern, und bei der philosophischen Herr Julius Helmuth von Jasmund gekrönt. Bei! der medizi- nischen waren keine Preis - Bewerbungsschriften eingereiht worden.

Angekommen: Der Präsident der ersten Kammer, von Auerswald, von Helgoland. Der General - Major und Commandeur der 9tcn Jufanterie-

Uichtamtlicher Theil. Deutschland.

Preußen. Berlin, 4. Aug. Nach dem heutigen Militair- Wochenbl[. ist Freiherr vonBönigk, Hauptmann vom 18ten Jufan- terie-Regiment, zum Major ernannt; von Radowib, General- Major, der Charakter als General - Lieutenant beigelegt; Graf Schlieffen, Oberst, unter interim. Belassung in seinem gegen- wärtigen Verhältniß bei dem mobilen Corps des General-Lieutenants Grafen von der Gröben, als Commandeur von der 5ten Jufanterie=- ur 2ten Garde - Landwehr - Brigade verseßt; von Knoblauch, berst und Commandeur der 10ten, zum Commandeur der sten Infanterie - Brigadez “von Schlegell, Oberst und Commandeur des 15ten Infanterie-Regts., zum Commandeur der 10ten JInf.-Brig., Stiehle, Oberst und Commandeur des 33sten Jnfanterie - Regi- ments, unter Aggregirung bei wu Regiment, zum Kommandan=- ten von Danzig, George, Oberst - Lieutenant vom 33sten Junfan-= terie-Regiment, zum Commandeur dieses Regiments, Freydandck, Oberst-Lieutenant vom 13ten Infanterie-Regiment, zum Comman- deur des 15ten Infanterie - Regiments ernannt, von B A el, Major, als Commandeur des 28sten, Graf Lüttichau, Major, als Commandeur des 35sten Infanterie’- Regiments bestätigt, von Tholzig, Hauptmann vom 14ten Infanterie-Regiment, zum Ma- jor und Commandeur des 2en Bataillons 6ten Landwehr - Regi- ments , Freiherr Hofer von Lobenstein, Major vom 1bten Infanterie - Regiment, zum Commandeur des 1sten Bataillons 46ten Landwehr - Regiments, von Lüßow, Hauptmann vom 1sten Garde - Regiment zu Fuß, zum Major im 16bten Infanterie - Regintent / ernannt“ worden. . Ferner ist der Abschied bewilligt worden: von Hildebrand, Major vom 10ten Husaren-Regiment, als. Oberst-Lieutenant mit der Regiments-Uni- form mit den vorschriftêmäßigen Abzeichén für Verabschiedete und Pen- sion, von Carisien, Oberst und Kommandant von Danzig, als General-Major mit Pension, von Schmeling, Hauptmann vom 1sten Jufanterie-Regiment, als Major, von Müller, Major vom 18ten Jnfanterie-Regiment, als Oberst-Lieutenant, Giesel, Ma- jor und Führer des 2ten Aufgebots vom 2ten Bataillon 7ten Re= giments, diesem als Oberst-Lieutenant mit der Regiments-Uniform mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete.

Dasselbe Blatt enthält ferner folgende Allerhöchste Kabi- nets - Ordre, betreffend die Zulassung zur Offizier - Prüfung nach 6monatlicher Dienstzeit als Portepee-Fähnrich :

„Jch bestimme in Beziehung auf den §. 4 Meiner Ordre vom 19, September v. J. hierdurch, daß in Rücksicht auf die Nothwen- digkeit, die Offizier - Corps möglichst in der vollen Stärke zu er- halten, für jeßt und bis auf Weiteres Portepce-Fähnriche bei son- stiger Qualification {hon nah einer 6 monatlichen Dienstzeit in dieser Charge si. zur Ablegung des Offizier-Examens melden dür= fen, wonah das Kriegs - Ministerium das Nöthige zu veran- lassen hat.

Sanssouci, den 18. Juli 1849,

(gez.) Friedrich Wilhelm.

(gegengez.) von Strotha.

An das Kriegs-Ministerium.“

Berlin, 2. Aug. Heute Mittags von 12 Uhr ab feierte das Königl. medizinisch - chirurgische Friedrich - Wilhelms - Justitut in seinem großen- Hörsaale den 55sten Stiftungstag in Gegenwart Ihrer Excellenzen des Generals der Kavallerie von Wrangelt des General-Lieutenants von Reyher und des. Kriegs-Ministers und Kurators der Anstalt von Strotha, \o wie des General- Majors von Thümen, der Obersten von Griesheim und von Studniß, mehrerer anderer Stabs - Offiziere, Räthe aus dem Ministerium des Krieges, Koryphäen der Kunst und Wissen- schaft, vieler Civil- und Militairärzte und anderer Gönner und Freunde der Anstalt. Der erste General - Stabsarzt und Geheime Ober - Medizinal - Rath Dr, Lohmeyer eröffnete die Feierlichkeit mit einer Anrcde, aus welcher wir nur einige statistische Notizen hervorheben wollen. Es traten im verflossenen Jahre von den Stabsärzten der Anstalt 8 als Regimentsärzte in die Armee, 1 als Bataillonsarzt in die Marine, und 4 wurden zum Dienste in die Feldlazarethe resp. in Schleswig und Baden beordert, wo- selbst sie sich noch gegenwärtig befinden. Von den Studirenden der militairärztlihen Bildungs-Anstalten (in welche 32 Eleven und 28 attachirte Unterärzte neu eintraten) wurden 23 auf hiesiger Uni- versität zu Doktoren promovirt, 12 attachirte Unterärzte bestanden die Staatsprüfungen als Aerzte und Wundärzte resp. Operateurs, und 3 als Wundärzte erster Klasse. Nah absolvirtem Studium traten in den militairärztlichen Dienst neu ein, resp. zurück, 19 Eleven und 15 attachirte Unterärzte. Von den Lehrern der Akademie starben die Geheimen Medizinal - Räthe und Professoren Dr. Horn und Generalarzt Dr, E ck. Das Subdirektorat des Friedrich-Wilhelm's- Instituts, welches Letterer gleichfalls inne gehabt hatte, ging auf den Ober-Stahsarzt Dr. El sholy über.

An diese Uebersicht {loß \sich ein Vortrag des Eleven Dd.

gerechtfertigt das Mißtrauen gegen ] , die Scheu vor dem Abstrakten sei; daß die wahre Verneinung, die Seele des Abstrakten, nichts Verödendes, sondern etwas höchst Le- bendiges, höchsst Produktives sei, daß auf ihr das eigentlihste We- sen der höchsten Tugenden, wie das Wirken des Genie's, Diesem Lichtbilde gegenüber stellte der Redner die falsche Abstrac- tion, die falsche Verneinung. Sie habe man im Sinne, wenn man die Philosophie anfeinde, die do gerade ihre ärgste Widersacherin sei z sie sei es, deren Geist im Herzen unserer Zeit rase, die, wie eine geistige Seuche, Jugend und Volk durchziehe, die verneine, nicht um zu schaffen, sondern um zu e tes

rurgie, zu dessen Bebauung die letzte Zeit leider nur zu viele Ge-

legenheit gegeben hat; an diesen eine Vertheilung von werthvollen,

aus Verbandtaschen und Büchern bestehenden Prämien an 4 der

vorzüglicheren Studirenden der Anstalten, die Doktoren Mehl-

hausen, Holzhausen, Suin de Boutemard und Dee.

1 Fu Schluß der wissenschaftlichen Feier führte der Professor r.

geistvollen Vortrage aus, wie wenig

erder in lebendigem, 1 die philosophische Wissenschaft,

beruhe.

Der Wunsch, daß den Andrang dieses zerstörenden Geistes die

militairärztlichen Bildungs-Anstalten unter dem Schuße des erlauch-

ten Königshauses und ihres hohen Kuratoriums durch vereinte Thä- tigkeit ihrer Lehrer und Zöglinge kräftig abwehren möchten, bil- dete den Schluß der Rede und der wissenschaftlichen Feier überhaupt.

Stralsund, 31. Juli. (Stral. Ztg.) Reges Leben herrschte heute {hon seit frühem Morgen auf unserer Schiffswerfte, es galt der Feier des Ablaufens unseres zweiten hier gebauten preußischen See-Kanonenbootes. Zahlreiche Hände waren besháf- tigt, das Boot mit Blumen und Flaggen zu {hmückcn. Nachmit- tags 4 Uhr begann die eigentliche Feier, welche mit Musik eröfsnet wurde, worauf der Hauptmann Trost Worte der Weihe sprah und dem Boot den Namen Halle-Rügen ertheilte. Hierauf ward der lebte Keil losgeschlagen und das mit vielen Zuschauern he- mannte Boot glitt stolz unter tausendfah \sich wiederholendem Hurrahruf der versammelten Volksmenge in die hochaufschäumende Fluth. In der Zahl der nun vollendeten preußischen See-Kano- nenböte nimmt unser „Halle - Rügen“/ die Nr. 25 ein. Den Namen „Halle-Rügen““ erhielt dasselbe zur Erinnerung und zum Dank, da Halle und Rügen allein die Hälfte der Kosten des Boots

getragen haben.

Düsseldorf, 2. Aug. (Düss. Ztg.) Gestern Abend 7 Uhr is ein Bataillon vom 8ten württembergischen Jnfanterie-Re- iment, von Schleswig-Holstein kommend, hier eingerückt. Das ataillon kam auf der Eisenbahn an, stellte sich auf dem Bahn- hofe auf, marschirte hierauf, vor dem Lattenthore, im Parademarsch an dem Bataillons-Commandeur und dem General Chlebus vorbei und begab sich dann auf den Exerzierplaß, von wo die Mannschaft, nachdem die Fahne fortgebraht wer, in die Quartiere ent- lassen wurde. Heute wird das Bataillon hier Ruhetag halten. Ein zu gleicher Mie angekommener Zug mit Artillerie und Ba- gagewagen seßte seine Fahrt nach Deuß fort.

Desterreich. Wien, 2. Aug. Heute sind folgende amt- liche Armeeberichte hier veröffentliht worden: „Der Feldzeugmeister Baron Haynau meldet, daß er am 29. v. M. in Felegyhaza mit dem Hauptquartiere angekommen und dort Alles in tiefster Ruhe gefunden habe. Der Aufruf zum Landsturme fand dort keinen An- klang und die Gemeinde ließ nicht einen einzigen Mann ziehen. Der Deputation des Magistrats, welche den Feldzeugmeister em- pfing, um ihre loyalen Gesinnungen auszudrüdcken, gab der Feldzeug- atis die Versicherung, daß alle gegenwärtig von dem Orte zu leistenden Lieferungen werden quittirt und seiner Zeit vergütet werden. Das dritte Armeecorps , welches ebenfalls keinen Widerstand fand, ist an demselben Tage in Melykut eingetroffen; die Jnsur=- genten sollen bei Neusaß, Temerin und S. Tamas stehen. Jn Baja befanden sih große Vorräthe von Früchten und Wein, welche auf der Donau nah Pesth geschaf}t werden. Major Scudier, Corps-Adjutant, Hauptmann Brandenstein, vom 12ten Jäger-Ba- taillon, Hauptmann Baumbach, von E. H. Wilhelm Snfauièrie, Oberlieutenant Schäffer von Leiningen Infanterie hatten sich sämmt- lich aus der Kriegsgefangenschaft jeth rantionirt ; überhaupt war dem Feinde die Vorrückung des Feldzeugmeisters in jene Gegend so unerwartet, daß er in den einzelnen Ortschaften viele Gefangene zurückließ, welhe nun durch Streif - Kommanden mit dem besten Erfolge aufgesucht werden. Man brathte in Erfahrung, daß vor Szegedin ziemlich starke Verschanzungen angelegt seien. Die re- bellische Regierung hat jich von dort énilants um nah Gyula und weiter nah Großwardein zu flüchten. Am 28sten ist ein Pul- vermagazin mit 90 Centner fertiger Munition zu Szegedin in die Luft geflogen, was die Bevölkerung als ein übles Vorzeichen be- trachtete. Der Gesundheitszustand unserer Truppen is seit den Märschen sehr gut. Aus einer Meldung des Cernirungs - Corps vor Komorn geht hervor, daß die Insurgenten am 25. Juli Abends von Komorn aus in der Stärke von 2 Compagnieen Infanterie, 1 Escadron Husaren und 4 Geschüßen in Dotis eingerückt waren. Auf die Nachricht ee entsendete General-Major Baron Barco sogleih ein Streiskommando unter Befehl des Oberst - Lieute- nants Alcaini zur Beseßung von - Dotis, welches jedoch die=- 6 Ort am 26sten von den. Jnsurgenten wieder verlassen and. Gegen 40 Mann eines eben in Dotis anwesenden Transportes, \o wie vier dort befindliche kranke Offiziere mit dem Rittmeister Basanelli von Kreß Chevauxlegers, sind von den Jn- surgenten nach Komorn abgeführt worden. Am 30. Juli versuch= ten die Insurgenten sowohl auf der Schütt bei Nemes -Oers und Vifalu, dann längs der Neutra bei Puszta Kawa und Martos, endlih gegen das Plateau von Heteny verschiedene Ausfälle ohne allen Erfolg, indem sie überall zurückgewiesen wurden. Aus einem Berichte des Banus, Feldzeugmeister Baron Jellachih, geht hervor, daß die Truppen der Süd - Armee am 23sten v. M. e rere sehr günstige Defensiv - Gefehte gegen überlegene feindliche

Stoll über Verlegungen durch Schußwaffen, ein Feld der Chiz

Streitkräfte bestanden haben. An diesem Tage griff dex