1849 / 218 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

ur rechten Zeit nicht hat hören wollen, Jh A6 die Kammer auf die Sache selbst eingehen Wenn die Herren Scho-

der und die sch ihm anschlossen , nachdem sich die Majorität der Kam-

die Stimme der Mäßigu

lso darauf an, ] 1 E Tad: Jch trete diesem Antrage bei.

das per ln Regierung Q BRey Hane, e

u Protokoll erklärt hätten, wäre damit das erreicht gewesen, Verwahrung 1e fe als erreicht bezeichnen will. Aber ich gebe von Zwerger ganz recht, daß mai Verwáährungen, Protestationen nicht in der Form von Anklagen auf Hochverrath, nicht in der Form von Anklagen wegen verbre- cherisher Attentate ausdrückt. Es is richtig, was i oder gesagt hatz nachdem das Volk durch den Ausgang der Wahlen ihnen de gean sei, haben sie nicht mehr nöthig, auf ihzem Antrage zu bestchenz aber eben deshalb, weil das wählende Volk in seiner überwiegenden Mehrheit der Gesinnung vieser Kammer nicht beigetreten ist, wird die bald scheidende Kammer das Recht haben, heute die legte Gelegenheit zu ergreifen, um dem Volk auch ihre Ansichten entschieden mitzutheilen. Jh bin gegen die Aussezung der Debatte über den Kommissions - Bericht, Holzinger; Man sieht schon auf der ersten Seite des Berichts der staatsrechtlihen Kommission, daß ih hon bei Stellung des heute auf der Tagesordnung stehenden Antrags mir erlaubt habe, an Sie den Antrag zu stellen, den Antrag Schoder's für eben so dringend als einfach zu halten und solchen sofort in Berathung zu nehmen. Hätten Sie, damals meine Ansicht getheilt, so hätte man uns heute nicht die Kompetenz bestreiten können. Aber so lange ih von diesem Playe aus rede, werde ih mir die Zuständigkeit nicht bestreiten lassen, Jch habe einmal die Gelegeaheit gehabt, auszuführen, daß, wenn cin Antrag in die Versammlung gebracht worden, er Hesammteigenthum deiselben gewor- den sei, daß ein Einzelner denselben nicht mehr zurückziehen könn-. Hier handelt es sich nicht blos vou einem Antrag über irgend eine gleichgültige Sache, sondern man sicht, daß wir angerufrn sind, zu beschließen, die sämmtlichen Departements -- Chefs wegen Verfassungs - Verlepung vor den Staatsgerichtshof zu ziehen. Auf dem gegenwärtigen Landtage sind fast alle Paragraphen der Verfassungs - Urkunde in Bewegung ge- seht worden, auch noch ein anderer Paragraph sollte in Bewegung gesept werdenz ich hoffe aber, daß derselbe in der Ruhe bleiben wird. Aber die- sen Paragraph müssen wir erledigenz wir müssen unsere Zuständigkeit be- hauptcn, wir wollen dem Volke, von dem die Rede war denn man kaun das Wort „Volk“ in gar verschiedenen Veziehungen neymen welches durch seine Wahlen seinen Willen ausgesprochen hat, und den aus dem Volks- willen hervorgegangenen Abgeordneten zur Verfassungs - Revision ihr volles Recht lassen, wir wollen ihnen kein Jota auf dem J streichen, sie sollen es haben, aber wir wollen unser Necht auch“ behaupten, Jch brauche fkeine_ thatsächlichen Aufklärungen von den Ministern mehr, ih meine, man könne ohne solche entscheiden. Jun dem Strafgeseße giebt es wovl Vergehen, bei denen ih ganz verzichten kann auf meine anzebrachte Klage, ehe nur der Bellagte in den Unschuldigungsstand verseßt worden isz tei dem Ehebruch geht dies sogar noch weiter hinaus; aber hier, meine Herren, handelt es sich von der Anklage auf Hochverrath, diese ist bei uns angebracht, und wir müssen uns darüber aussprechen, Jch trete daher dem Antrage von Zwer- ger's bei, Rey scher: Jh bin auch der Ansicht Zwerger'sz nachdem cinmal ein Kommissions-Antrag vorliegt, kann der Antrag nicht mehr zurückgezogen werden, Es is Ehrensache für die Kammer, für das ganze Land, daß der Thatbestand der Auflösung der National - Versammlung ins Klare gescyt wird.

Der Präsident proponirt, den Kommissions-Bericht nunmehr erstat- ten zu lassen, Wiest von Ulm aber, von Vielen unterstüßt, verlangt lch- hast namentliche Abstimmung über den heutigen Schodershen Autrag auf die Zurückziehung, Dies geschieht, und die Kammer beschließt mit 71 ge- gen 2 Stimmen (Schweickhart, Rettenmair), auf die Berathung einzugehen.

Nun erstattet RNeysch er als Berichterstatter den ( bereits in Nr. 214 des Preuß, St, Anz, mitgetheilten ) Kommissions - Bericht, Nun führt Stockmaier als der Berichterstatter der Minderheit (Stockmaier, Psäfflin, Seeger) aus, daß auch diese die Zweifel sich vorgeführt habe, welche mög- licherweise gegen die formelle Gültigkeit des Antrags haben geltend gemacht werden können, und mit der Majorität der Kommission in dieser Hinsicht einverstanden sei, Die Nothwendigkeit liege vor, daß die Kammer sich jeßt* über die Nechtsbeständigkeit der National - Versammlung aus- spreche; verneine sie dieselbe, so falle die ganze Anklage in ibr Nichts zusammen, bejahe sle dieselbe, so werde nach der Begründung des Majoritätsberichts selbs die Anklage aufrecht zu erhalten sein. Stockmayer stellt daher den Antrag, daß die Kammer sich darüber anssprehe, ob die National - Versammlung am 17. und 18. Juni noch zu Necht bestanden habe oder niht, Reyscher: Es is ganz ungewöhn- lich, der Kammer zuzumuthen , sich über eine Rechtsfrage auszusprechen ; eine Nothwendigkeit, diese juristishe Vorfrage zu entscheiden , - liegt nicht vor, Stocckmaiter geht nun über auf den weiteren Theil des Be- richtes, betreffend die Vorfälle im Frißschen Reithause, Diese Maßregel hält der Berichterstatter durchaus nicht für gerechtser- tigtz lächerlich flinge es, sagt cer, bei dieser Veraulassung noch von Schonung zu spreden. Er stimmt dem Mehrheits - Autrage bei , daß die Untersuchung fortgeführt werde, bezweifelt aber, ob sie nach der Art, wie sie aufgenommen wurde, zu einem Resultate führen werde,

Schoder: Es handelt sich hier nicht um die politische Klugheit oder Zweckmäßigkeit, sondern um die Rechtmäßigkeit der Ministerial - Maßregel, Was meinen Antrag betrifft, so bezweisle ih, ob der Reichstags - Abgeord- nete Nömer , wenn der Senat in Frankfurt ihm den Aufenthalt verweigert hätte, auf eine solche Anmaßung eine andere Antwort gegeben hätte, als meine Worte in der Sigung vom 18. Juni waren. Feruer leugne ich die so oft gehörte Behauptung, daß die National - Versammlung durch Ein- sezung der Reichs-Regentschat die Verfassung verlegt habe, und daß es ihr dabei um republikanische Gelüste zu thun gewesen. Es blieb der Na.ional-Ver- sammlung nichts übrig, als obige Wahl, nachdem sowohl von Römer, als von dem Könige nicht zu erwarten war, daß sie die Würde cines Reichsstatt- halters hätten angenommen, Der Präsident Löwe hat vorher über diese ganze Sache mit Nömer gesprochen und geforscht, ob es möglich wäre, daß der König oder Nömer eine Wahl annehmcn, (Gelächter) Meine Herren , es if nicht lächerlih ! Wir zeigten den guten Willen der National - Versammlung , alle uns zu Gebot stehenden Mittel zu er- \chöpfen. Eben so wenig hat die Versammlung das Recht ihres Bestan- des verwirkt durch Erlassung des Geseßes über die O Es bleibt immer bci dems+ die National - Versammlung gefiel nicht mehr, aber sie war berechtigt, Deshalb aber konnte es der Negierung nicht zustehen, sie auszuweisen, Man hat mir einen ungeheuren Vorwurf aus meinem Antrage gemacht, als ob ih die ganze Geschichte provozirt hätte, Das isst das Seltsamste, was es giebtz der Chef des Justíiz- Departements schreibt im Namen des Gesammt - Ministeriums an den Präsidenten der National-Versammlung, sie habe sih jedes weiteren offiziel- len Aktes zu cuthalten, widrigenfalls Maßregeln dagegen ergriffen würden ; aber es war unter der Würde der National-Versammlung , auf eine solche Anmaßung eine andere Antwort zu geben, als die, daß sie eben ihre Sißung hält, Nach all diesem liegt ein Verbrei‘en vor, wegen dessen der Staats- Gerichtshof zu erkennen hat , deshalb glaube ich, daß nicht dem Antrage auf Tagesordnung zuzustimmen is, sonderu dem Gegentheile, Man könvie die erhobene Anklage sür eine überflüssige und gehässige ‘halten, allein jedes Mitglied is berechtigt , einen solhen Antrag zu stellen, wenn nach seiner Ueberzeugung eine Verfassungsverlezung durch die Minister vorliegt. Möge der Beschluß der Kammer ausfallen wie er wolle, wir sind in unserem Ge-

wissen und durch das Nésultat der Wahlen getröfstet.

Zwerger: Seit dem Bestehen der württembergischen Verfassung hat noch keine Minister-Auklage stattgefunden, und ih begreife in der That nit, wie man gerade gegen diese Minister eine solche Anklage vorbringen mochte, welche das Vaterland vom Verderben gereitet und um dasselbe sih wohl verdient gemacht habey, Diese Anklage: geht vou einer Seite aus, welche sich vor allen die Bolkspartei nennt, was sie aber will, die Anerkennung der Reichsverfassung, das wollen wir und die Minister aud. Die Negie- rung hat gethan, was ihr unter den gegenwärtigen Verhältnissen möglich war. Hier kann von einem Hochverrathe gar nicht die Rede sein, Und wer sell denn der Ankläger sein? Diese Versammlung, welche die Hand- lung der Minister gebilligt hai? Die National- Versammlung ‘is damals weder von der Staatsregierung, noch von der Kammer mehr auerkannt gewesen, weil sie die Neichsverfassung verlegt hat. Ueber die Geburt der Reichsregentschast ‘will ih mich ‘niht weiter auslassen, Wenn man mih gefragt hätte, was die National - Versammlung hätte thun sollen, so hätte ih gesagt: entweder in Frankfurt bleiben, oder, wenn .. sie dies nicht hätte thun können, nah Hause gehen, Von Württemberg

mer billigeud über

{lag im bürgerlihen Rechtswege zu erwirken.

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aus konnte auf gesehßlihem Wege ein deutsches Reich niht gegründet wer- den. Jch bin also entschieden dafür, daß der Antrag Schoder's als durch- aus unbegründet zurückgewiesen werde. Was das Zweite betrifst, die Vor- fälle im Reithanse, so i die Untersuchung noch nicht geschlossen, deshalb fann weder eine Mißbillizung noch eine Billigung aussprechen, und man sollte bei diesem Theile des Antrags einfach dabei stechen bleiben, die Re- gierung zu bitten, die Untersuchung darüber fortzusepen. j Notter: Meine Hercen, ih géhöre zu denjenigen , welche ven Maß- ' regeln der Regierung zu Beseitigung der National-Versammlung eei j habenz diè Alte rohe Gewalt, die bei dieser Beseiti 4907 en sein sollen, billige {h o wenig, als die Regierung diesélben billigen kann. Meiue Herren, wäre €în gefallener König vor uns gestantven, und zwar æin König, der durch seine cigene Schuld fiel, wir würden ihn immer noch mit der Achtung behandeln, welche der Würde gemäß is, die er einst unter den Menschen einnahm, Wohlan, hier stand der höchste gefallene Machthaber vor uns, von dem in Deutschland die Nede sein konnte, und zwar cin Machthaber, der, wie verwerflih auh nah meiner Ansicht seine damaligen | Maßregeln ware, micht durch cigene Schuld gefallen isi, Fondern dür die | Séthuld derer, welche früher, da noch den Dingen eine andere Wendung zu geben gewesen wäre, aus dex National - Versammlung ausgetreten sind, Man mußte ihn also mit der ihm gebührenden Achtung behandeln , und das | Ministerium, des bin ih überzeugt, wollte ihn auch so behandeln; was an- ders geschah, war nicht sein Wille. Was die Zerstörung des Sipungslo- fals betrifft, so wollte- ich, sie wäre" nicht geschehen, denn sie war unnöthig und konnte durch ihre Hast einen Schein von Unwürdigkeit guf die Regie- rung werfenz allein da dicser Punkt von der Kommission als noch nicht be- reinigt erklärt wurde, faun er zu feiner Mißbilligung Anlaß geben, Was endlich tie Anklage des Ministeriums betrift, so ging dieser Antrag von derjenigen Seite dieses Hauses aus, die seit dem Zusammentritt dieser Kam- mer bald zurühaltender, bald offener gegen das Ministerium aufgetreten ist, bis es endlich mit der Anklage hervortrat, von derjenigen Partei, sage ih, welche nah den neucn Wahlen die Mehrzahl in der nächsten Kammer bilden wird, Jst sie irgend konsequent, so muß fie in dieser nächsten Kammer auf den Sturz des Ministeriums hinarbeiten , falls uicht an- dere noch früher auftretende Ereignisse - dazwischentreten,. Ju beiden Fällen wird sie kcin Ministerium aus ihrer Mitte an das Ruder brin- genz dazu is jeyt keine Zeitz es kaun jegt nux voa einem Ministerium die Nede sein , .das ihr so wenig genchm scin wird, als es der Partei ge=- uchm sein dürfte, zu der ih mich zähle, Dann wird es sih zeigen , wo- hin es kommt, wenn man ein Ministerium, das, als es zum erstenmal an diesen Tisch trat, wie ein besonders vom Himmel gefallenes Glück für das Land betrachtet wurde, fortwährend in den Staub zu treten sucht, Jch selbst habe stets zu den Freunden dieses Ministeriums gehört ; ih habe ihm nicht in Allem zugestimmt, und glaube darin im Sinne dieses Mini- steriums gehandelt zu haben, das zu seinen Freunden keine blinden Ja- herren will , sondern sich für cine Majoritäts - Regierung erklärt hat. Jn wichtigen Punkten , in Prinzipienfragen dagegen habe ich seine Ansicht stets unterstüßt und “ih erkläre mich jeyt, wo ih das leytemal Gelegenheit | dazu haben werde, noch einmal entschieden als den Freund dicscs Mini- | steriums , und sprehe mein Bedauern, meine Entrüstung. darüber aus, daß ein Antrag, wie der vorliegende, gestellt werden konnte, gestellt, wenu auch nur pro sorma und in der sicheren Voraussczung, daß er nicht durchgehen

werde. (Schluß folgt.)

Stuttgart, 7. Aug. (O. P. A. Z.) Das Ministerium Rêmer hat in Folge des Ausfalls der Wahlen seine Entlassung - gegeben. Der König hat noch nicht verfügt.

Vaden. Karlsruhe, 7. Aug. (Karlsr. Ztg.) Das heute erschienene Regierungsblatt enthält das nachstehende provisorische Gesch, das Verfahren gegen abwesende und flüchtige Verbrecher hetresfend: ;

„Leopold, von - Gottes Gúaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. . |

Zur Beseitigung der Zweifel, welche über das nach den be- | stehenden Gefeßen gegen abwesende Verbrecher einzuhaltende Ver=- fahren obwalten, finden Wir Uns, nah Anhörung Unseres Staats- Ministeriums, veranlaßt, provisorifch zu verordnen, wie folgt:

G. 1. Jst der cines Verbrechens Verdächtige flüchtig oder tre- tcn im Falle sonstiger Abwesenheit die Vorausseßungen der Ver= | haftung bei ihm cin, so hat ihu das untersuchende Gericht öffent- lich vorzuladen und zur Fahndung auszuschrciben. Jst das Ver- brechen mit Ddreimonatlihem Gefängniß oder höherer Strafe be- droht, so ist in den bezeichneten Fällen zugleich das Vermögen Des Abwesenden in Beschlag zu nehmen und die Beschlagnahme öffent= lih bekannt zu machen. :

G. 2, Fehlt xs bei dem Verdäthtigen, der abwesend, aber nicht flüchtig ist, an decn Voraussezungen der Verhaftung, so sind“ erst, wenn die-persönliche Vorladung und das Ersuchen um Einlieferung desselben keinen Erfolg hat, die Maßregeln des §. 1 zu ergxeifen.

6. 3. In der öffentlichen Vorladung (§. 1) wird der Abwe- sende, unter kurzer Bezeichnung des ihm angeschuldigten Verbre- chens, aufgefordert, sich binnen einer angemessenen Frist zu stellen, indem sonst nach dem Ergebniß der Untersuchung ‘das. Erkenntniß werde gefällt werden. :

G. 4, Die Beschlagnahme (§. 1) hat vie Wirkung, daß auf Kosten des Abwesendcu desscn Vermögen so weit thunlih unter Zuziehung seinex. nächsten Angchörigen verzeichnet und seine Verwaltung cinem Pfleger übertragen wird, der eidlih zu verpflich- ten ist, dem Anwesenden nichts zu verabfolgen. Sind Angehörige des Lebtteren: zurückgeblieben, welchen er den Unterhalt zu reichen verpflichtet ist, so ist solher nah Maßgabe der L. R. S. 203, 205 bis 2410, 214 aus dem in Beschlag genommenen Vermögcn zu bestreiten, so wcit diescs ohue Nachtheil für liquide Ansprüche an das Vermögen des Flüchtigen geshchen kann. Die Beschlagnahme wird wieder aufgehoben, wenn dcr Abwesende si stellt, wenn er freigesprochen wird oder stirbt und wenn die Strafverfolgung oder die erkannte Strafe verjährt ist.

G. 9. Der Beschlag gilt auëh im Interesse dex durch das Ver- brechen Beschädigten für angelegt, wenn sie hierauf antragen, che vas Erkenntniß erlassen ist. Jn diésem Falle wird den Beschädig- ten, nachdem die in §, 4 erwähnten Gründe zur Aufhebung des Beschlages eingeireten sind, hiervon Nachricht gegeben und ihnen überlassen, binnen cinex zu bestimmenden kurzen Frist einen Be- Wird inuerhalb dieser Frist eine bürgerliche Beschlagnahme nicht beigebracht, so E der strafrehtliche Beséhlag auch diesen Personen gegenüber auf-

| i !

ten-zu beruhen habe. Jm Falle der Verurtheilung des Angeschul - digten R auch seine Verbindlichkeit zum Schadenersaße auszuspre= cen, sofern diese außer Zweifel liegt.

F. 9. Das verurtheilende Erkenntniß ‘wird, jedoch ohne die Entscheidungsgründe, öffentli bekannt bt dem Vertheidiger aber mit Euischeidungsgründen zugestellt. Am dreißigsten Tage na dem Einrücken in die Zeitung gilt vas Urtheil als dem An- geschuldigten eröffnet.

§. 10. Außer dem Angeschuldigten ‘sekbst nund ‘dem Staats- Anwalte können die Vertheidiger des Angeschukdigten und die in F. 7 genannten Personen den Rekurs ergreifen. Für die Anzeige und Ausführung des Rechtsmittels gelten die Vorschriften des Ge= seßes vom 3. August 1837.

F. 11. Jst das verurtheilende Erkenntniß vollzugsreif oder

| von dem Réekursgericht bestätigt, so wird dasselbe vollzogen, so weit

in Abwesenheit des Verurlheilten der Vollzug möglich

F. 12. Wird der Verurtheil!e betreten oder elt er si frei= willig, so ist ihm das Erkenntniß nochmals zu verkünden. Der= selbe kann die Wiederaufnahme des Verfahrens bei dem Gerithts= hofe, der das erste verurtheilende Erkenntniß Len hat, in Antrag bringen, wenn er neue Thatsachen und Beweise vorzubrin=- gen vermag, welche seine Schuldlosigkeit oder eine verminderte Schuld darthun.

Gegeben zu Mainz, den 1. August 1849.

Leopold. Stabel.“

Karlsruhe, 7. Aug. (O. P. A. Z.) Wie man so eben aus glaubhafter Quelle vernimmt, ist Kinkel nicht zum Tode, son-= dern zu lebenslänglicher Haft verurtheilt.

Rastatt, 7. Aug. (Karls. Ztg.) In dem gestrigên Kriegs- geriht wurden der d. vere pensionirte badische Major Biedenfeld und der würltcmbergische Literat Elsenhans abgeurtheilt. Die Untersuchungs-Akten waren an das Großherzogliche Kricgs-Mini= sterium gesandt worden und sind ohne Vorbehalt zurückgekommen. Das Urtheil wurde denselben alsbald eröffnet; es lautcte auf Tod. Hcute früh nah vier Uhr wurden Beide erschossen.

Freiburg, 5. Aug. (Karlsr. Ztg.) Morgen begiebt sich Se. Königliche Hoheit dex Prinz von Preußen in Begleitung des Prinzen Friedrich Karl zur Inspection der Truppen. an die Shweizer-Gränze (über Lörrah und Sthopfheim nach Sáäingen) und kehrt überinorgen über Badenweiler hierher zurück. Die Dis vision des Generals von Hannecken bricht morgen früh von ‘hier auf, um die Quartiere bei Säckingen und Umgegend zu beziehenz da= für wird die Division des Generals von Webern Freiburg und die benachbarten Orte beziehen.- Das für nichtpreußische Ange- klagte hier bestellte außerordentliche Kriegsgericht wird, wie man hört, am 8ten d. M. in Thätigkeit treten.

Mannheim, 8. Aug, -(Ma'nnh. J.) Heute haben die Verhandlungen des hiesigen Standgerichts begonnen. Vor den Schranken stand der des Hochverraths angcklagte A. Steck. Seine Vertheidigung sührte Hcrr Rehts-Anwalt Küchler aus Heidelberg. Nach einer sechsstündigen Verhandlung wurde das Urtheil dahin verkündigt, daß der Angeklagte, in Anbetracht seiner Jugend, zu zehnjähriger Zuehthausstrafe und in die Kosten zu verurtheilen sei.

Hessen und bei Rhein. Mainz, 7. Aug. (Darm st. 218) So eben ist die offizielle Nathricht hier eingetroffen, daß e. Kaiserliche Hoheit Der Erzherzog Albreht von Oesterreich, Sohn des verstorbenen Erzherzogs Karl und Schwager Jhrer Königlichen Hoheit unserer Großherzogin, zum Gouverneur von Mainz für die nächste fünfjährige Periode ernannt worden ist.

Sckbleswig - Holstein. Swhles wig, 7. Aug. (H. C.) Die heutige Sißung der konstituirenden schleswig - holsteinischen

, Landes - Versammlung wurde bei schr gefüllten Tribünen von dem

Präsidenten um 125 Uhr eröffnet, indem derselbe anzeigte, daß über den Grund der früheren Einberufung der Landes - Versammlung von Seiten der Statthalterschaft das Nähere in einer geheimen Sizßung mitgetheilt werden würde. Von dem Abgeordneten, Sr. Durchlaucht dem Prinzen Friedrich, war ein Schreiben eingegan= gen, worin derselbe sein Nihterscheinen wegen der Größe länd=- licher Geschäfte, bei Mangel an Arbeitskräften entschuldigte und der Versammlung anhcimgab, ihm Urlaub zu erthcilen oder zu enlscheiden, daß er sein Mandat nicderlegcn solle. Abg. Neergaard der Jüngere fragte, was mit diescx Mittheilung zu machen sei? Der Práäsident bemerkte, daß Se. Durchlaucht Urlaub suchen müsse, sonst müsse man erwarten, ob einer der Abgeordneten einen Antrag in Betreff dieser Eingabe stellen werde, da nichts zum Beschluß vorliege. Dann verlas der Präsident cine Adresse aus dem Kirch= spiele Erfde, so wie eine andere mit 249 Unterschriften aus der Stadt Hadersleben. Nachdem die öffentliche Sivung geschlossen worden war, begann die geheime, in welcher, dem Vernehmen nach, die Landesversammlung von den Schritten in Kenntniß geseßt wurde, welche die Regierung seit der lezten Vertagung der Ver= sammlung gethan hatte. Die Versammlung hielt Abends 8 Uhr eine dritte, und zwar wieder eine geheime Sipung.

Schleswig, 8. Aug. Die gestrige geheime Abendsibung ver \leswig-holsteinischen Landes-Vcrsammlung dauerte von 8 bis 35 Uhr Morgens, mit einer kurzen Unterbrechung. Der Abgeordnete Bürgermeister Dr. Balemann kehrte während der Sibung von Berlin zurück und nahm als zweiter Vice-Präsident sciuen Plaß ein. Ebenfalls fand sich der vormalige Reichstags-Abgeordnete Advokat Clauscn aus Kiel als Abgeordneter in der Versammlung cin. Jn dem 7ten holsteinischen Wahldistrikt erwählt, gab er die Erklärung ab, daß er die auf ihn gefallene Wahl annehme.

Gravenstein, 5. Aug. (Alt. Merk.) Gestern verließen die leßten Sachsen und Hannoveraner Sundewitt, augenblicklich ist hier kein anderes Militair als einige s{leswig-holsteinische Artille- risten, welche mit Fortschaffung des Artillerie - Parkes beschäftigt sind, die morgen auch beendigt wird. Die düppeler Schanzen

uheben. : E g. 6. Während dex Maßregeln zur Stellung des ‘Angesehul- digten vor Gericht wird die Untersuchung fortgeseßt, so weit es ohne Vernehmung des Angeschuldigien geschehen kaun. Jst ‘das Verbrechen nicht wenigstens mit drei Menaten Gcfängniß bedroht, so kann die Vorlarung des Angeschuldigten und die Fortseßung der Unterfuchung bis auf Betreten desselben beruhen, sofern nicht besondere Gründe die alsbaldige Erledigung crheischen.

G. 7. Ist ‘die Untersuchung geschlossen und die in ‘der óffent- lichen Vorladung bestinmunte Frist abgelaufen, ‘so ist ‘das Erkenntniß

sind gestern und heute von der preußischen Artillerie bewacht. Wie es heißt, soll von heute an E die Gendarmexie Aussicht darüber führen. Das hiesige agazin ist gestern eingegangen, der Fuhrpark besteht dagegen noch hierselbst.

- Meckeklenburg-Schwerin. Schwerin, 7. Aug. (Bör s. Halle.) In dex heutigen Sibung der Abgeordneten - Kammer wurden die in dem 23sten Bericht ‘des Verfassungs - Ausschusses über die Union gemachten Vorlagen in der Gesammt - Abstimmung angenommen.

von dem zuständigen Gerichte zu fällen. Eignet \i{ch die Sache zur hofgerihtlichen Aburtheilung, so ist von Amts wegen ein Ver- | {theidiger zu bcstellen. Ein solcher kanu indessen auch von dcm ; Ehegatten, dem Vormunde, von Verwandten in auf- und abstei-

Sachsen-Koburg-Gotha. Koburg, 6. Aug- (D. A. Z.) Der Herzog von Nemours ist mit seiner Gemahlin gestern hier angekommen. -Am ‘17. August wird das Denkmal feierli ent-

4 welches der regierende Herzog seinem Vater auf dem hiesigen

gender Linie und Geschwistern des Abwesenden aufgestellt werden. §8. 8. Hat die Untersuchung nur sv viele -Beweise ‘ergeben,

daß der Angéschuldigte für klagfrei erklärt werden müßte, \o wird t

erkannt, daß die Untersuchung bis auf :Betreten ‘des Angeschuldig-

chloßplabe erriéhten läßt. Das Standbild ist ein Werk Schwan- haler°s. |

Frankfurt, Frauk furt a. M., 7. Aug. (O. P, A. Z-) Der

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und Mörser brummen aus weiler Ferne beständi

Königlich preußische General von Schack ist hier angekommen und hat E s p Mittagsstunde cinen kameradsthaftlithen ‘Akt ‘der verschiedenen eben hier bi veran ‘Truppen beigewohnt. Un- ter dem Denkmal Göthe?s in ‘der Stadtallee ‘versammelten sich nämli die österreichischen, preußischen und bayerischen Offiziere, um sih einander vorstellen zu lassen - und gegenseitige Bekannt- schaften zu machen.

Ausland.

Oesterreich. Wieselburg, 6. Aug. (Ll.) Gestern Abend sind dieungarischen Husaren in Raab eingezogen. Die heute hier ein- getroffenen Eilwagen wurden, statt um 2 Uhr Mas, schon um 12 Uhr Mittag expedirt. Die hiesige geringe Kaiserliche Be- saßung {lug Mittags die Route nach Ungarisch - Altenburg ein, da sich ‘das Gerücht verbreitet hatte, daß ‘die Husaren auch hierher kämen. So eben, 3 Uhr, kehrt indeß diese Kaiserliche Besaßun wieder mit den sieben Stück Kanonen zurück, und wir hören, daß zwei Bataillone Kaiserliher Jäger Sufkkurs von oben im Anzuge sind, die noch weitere Verstärkung abwarten, um ihre Route nah Raab zu nehmen. Wir zweifeln sehr, daß sich die Husaren in Raab halten werden. -

Wieselburg, 7. Aug. Wir haben heute eine bedeutende Truppenverstärkung bekommen, und zwar: zwei Bataillon Jäger, hundert und etliche Kürassiere und vierzehn Kanonen, die ihren Weg gegen Raab nehmen, wo, wie wir hören, blos 17 Husaren sich befinden, die dort Requirirungsspicl treiben; in Sk. Jvan (zwei Stunden von Raab) sollen aber drei- bis viertau- send Husaren stehen. Man zweifelt hier gar niht, daß wir in Zwei bis drei Tagen wieder in Raab einziehen werden. Jn Raab soll, dem Vernehmen. nah, - ein österreichiscch= gesinnter Csismenmacher von den Husaren erschlagen worden sein. Auch ein Kaiserl. Offizier, der dort zurüdblieb, erhielt von ihnen einige Sábelhiebe. Die Vorposten ‘der Insurgenten standen am óten bereits über Hocstraß- hinaus. Heute unternahm das gestern wieder zurückgekehrte Militair mit der erhaltenen Verstärkung eine Rekognoszirung.

Von der Adria, 6. Aug. (Wanderer.) Da nun der Lloyd selbst die Nachricht bringt , daß Venedig bis Ende d. M. und vielleicht sogar bis halben September verproviantirt ist, haben wohl all die übertriebenen Gerüchte von bevorstehender Hungers- noth und vom Menschenfraße ihre Berichtigung erhalten. Die La- gunenstadt ist Übrigens deswegen noch" nicht außer Verlegenheit. Der Angriff schcint immer ungestümer zu werden , die Kanonen

ub , und wenn die Venetianer das feindliche Feuer ni A je

nem Uebermuthe, wie ehemals , erwiedern, \o liegt die Ursache nicht im Mangel an Kampsfeslust ,- sondern Me ist n N oi sen Sparsamkeit mit dem Munitions = Vorrathe zu suchen. Zwar mag das Arsenal reiche Vorräthe enthalten haben , da- von ist aber seit einem Jahre zu Wasser und zu Lande ein \{ónes Quantum verbraucht worden, und das Aufliegen der Pulvermühle auf der Jsola delle Grazie und der Munitions-Verlust auf Malghera mag auch niht im Kalkül der Belagerten gelegen haben. Damals aber gingen nicht blos große Pulverquantitäten, sondern auch viele Elemente zur Fabrication zu Grunde, und die provisorische Regie- rung sah sih genöthigt, eine eigene Kommission wegen Besorgun

des weiteren Munitionsbedarfs niederzusepen. Jn Venedig so

eine neuerliche Werbung stattfindenz so erzählt man si eben. Be- stimmtes haben wir nicht hierüber. /

Frankreich. Paris, 7. Aug. Der Präsident der Republik hat an

Oudinot folgendes Schreiben gerichtet: „Mein lieber General ! Ih

bin erfreut, Sie wegen des Resullates, welches Sie in Rom, iro des lebhaften Widerstandes n Vertheidiger, erreichten, beglúd wünschen zu können. Sie bewährten die hohe Meinung, welche sih an O Fahnen knüpft. Jch ersuche Sie, die unter Zhren Befehlen stehenden Generale und Truppen zu benachrichtigen, wie sehr ih ihre Ausdauer und ihren Muth bewunderte. Die Beloh- nungen , die ihnen Ihr Adjutant bringt, sind wohl verdient, und ich bedauere, sie thnen uicht selbst einhändigen zu können. Jch hoffe, daß der Gesundhèitszustand Jhrer Armee sich so gut halten werde, wie er jet sich zeigt, und daß Sie bald mit Ehre für un- sere Wassen und mit Vortheil für unseren Einfluß in Jtalien N Srankreih werden zurückehren können. ‘Empfangen Sie U, 1 0.

Der Repräsentanten-Verein des Staatsraths-Palastes hat fol- gende Kandidaten - Wahl für dix Kommission der 25, welche die Kammer während ihrer Vertagung erseßt, getroffen: Barillon, Bouchart, Bavoux, de Beaune, de Gard, Béchard, Berryer, Bo- cer, Boinvillier , Chambolle, Changarnier, Collar, Gase, General Husson, de Kermarec, de la Bruguière, Jules de Lasteyrie|, Victor Lefranc, Mathieu de la Redorte, Molé, Lucien Murat, Piscatory, Prudhomme, de Riancey und General St. Priest.

Straßburg, 5. Aug. (Köln. Ztg.) Zwischen der \{chwei- zer Gränzbehörde und den elsäsischen Htäfeturtn en r My einkunft zu Stande gekommen, vermöge welcher Flüchtlinge, die ge- genwärtig auf dem Gebiete der Eidgenossenschaft weiter und in ihre Heimat zurückchren wollen, ihren Zug durch das Elsaß nehmen können, Dieselben werden mit Geleitsheinen versehen und legen ihren Weg bis Straßburg auf der Eiscnbahn zuruck. Von hicr aus haben die Flüchtlinge alsdann, insofern sie in einemder Rhein- ufer-Staaten zu Hause sind, ihre Reise unmittelbar auf den Dampf= böten fortzuseßen. Die gestern in Bâäsel abgeschlossene Ueberein- kunft seßt den Pladereien an der Grânze ein Ende. Man {äßt die Zahl der Flüchtlinge, welche in ihre Heimat zurückfkehren wol- len, auf ungefähr 1500. Sehr -viele erwarten nur die nothwen- digen Reisegelder aus hrem Vaterlande, um nach Hause zu Die hier verhafteten Angeklagten, welche des Komplotts vom 13, Juni d, J. beschuldigt sind, werden demnächst vor den Assisen erscheinen. Der General-Prokurator des Appellhofes hat darauf angetragen, daß der Prozeß nicht hier, sondern in einem benah- barten Departement entschieden werde, Der Cassationshof wird si hierüber in den-nächsten Tagen endgültig aussprechen, N N i ly L fo ergiebig ausgefallen, E B uchtmaxkte der Hektoliter Wei is Hranken im Preise sank Hektoliter Weizen um

Großbritanien und Jrland. London, 7. Aug.

Die Königin ist vorgestern Abend im Hafen von L in der

ai von Dublin angekommen. Das Königliche Geschwader hatte 26 am Sonnabend etwa um 40 Uhr Morgens verlassen. Die ben Q ehende Nacht hindur brannten Freudenfeuer auf zend erleu@ en "wi und die Häuser von Cove waren glän- jestät die t ; Gestern Vormittag um 10 Uhr verlicß Ihre Ma- Hafendamm a8 aht und stieg unter lebhaftem Zuruf der am ersammelten Volksmenge und unter dem Donner der

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Geschüße von Kingstown ans Land, um ihren feierlichen Einzug in | unruhigt würden. Die Entlassung der s{weizerischen Armee könne

Dublin zu halten. ‘An der Baggotstreet-Brücke nahm sie die Schlüssel dieser Hauptstadt aus den Händen des Lordmayor entgegen, Die Königin und Prinz Albrecht fuhren in der ersten, die Königlichen Kinder in der zweiten Kutsche, und enthusigstisher Volksjubel begleitete sie auf dem ganzen Wege durch die festlich gcshmüdckten Straßen der Stadt bis zu dcm Viceköniglichen Palast, wo Ihre Majestät mit ihrer Familie vom Lordlieutenant empfangen und nach den in Bereitschaft geseßten Zimmern geführt wurden. Ueber die Abreise der Königin von England nah Jrland wird der Times aus Portsmouth geschrieben: „Niemals hat ein Souverain des bri- tischen Reichs die Reise nah Irland in so stiller und prunkloser Weise angetreten wie Jhre Majestät, seit der Zeit, da Georg IV. an Bord des kleinen Dampfpaketbootes von Holyhead stieg und sich durch die unruhigen Volkshaufen in dem unbedeutenden Hafen von Howth bis zu seiner Staats-Karosse durhfoht. Je- denfalls ist diese crste Reise der Königin Viktoria nah der Nach- karinsel ein Besuch in Frieden und Freundlichkeit, was die Jr- landsfahrten der englischen Könige leider nur selten gewesen sind. Ein Tag hellen Sonnenscheins, kaum Wind genug, um die weißen Segel der Jachten auf ‘dem wellenlosen Meere zu \{chwel- len, und ein wolkenloser Himmel, das waren günstige Vor- zeichen für die Königliche Ausfahrt. Die Jachten in Cowes waren mit Flaggen bedeckt; einige hundert Personen standen auf erhöhten Uferpunkten, aber keine ¿fentliche Aufregung irgend einer Art be- zeichnete das große Ereigniß des Tages. Um 3 Uhr Nachmittags verkündigte die Königliche Standarte auf der von Lord Adolphus Fibclarence (natürlihem Sohne Wilhelms 1V.) gesteuerten Dampf= Jacht „Victoria und Albrecht‘, daß die Königin und der Hof an Bord gestiegen. . Die Flottille dampfte hinweg unter einer Salve von der- Strandbatterie und dem West-Cowes-Kastell, und fuhr in den Kanal ein bei günstigster Witterung.“

Zwischen Großbritanien und der Republik Liberia ist am 21, November v. J. ein Freundschafts - und Handels - Vertrag abge-

\{lossen, Die Ratificationen wurden am 1. August ausge- wechselt. Velgien. Brüssel, 8. Aug. Die Großherzogin von

Baden, welche sich einige Zeit in Belgien aufgehalten hatte, ist dieser Tage mit Familie und Gefolge nah Dcutschland zurückge- reist.

Der französische Sthriftsteller St. Beuve, welcher seit einem Jahre Professor der französischen Literatur an der Universität von Lüttich ist, will aus Gesundheits-Ursa@hen seine Stelle niederlegen.

Herr Armellini, einer der römischen Triumvirn, ist in Belgien angelangt.

Schbweiz. Bern, 2. Aug. (Deutsche Ztg.) Heute ver- einigten sih (wie {hon erwähnt) beide Räthe zu einer Bundesyer= sammlung, um die Wahl eines Generals für die Armee am Rhein, so wie eines Chefs des Generalstabs vorzunehmen. Mit 4116 Stimmen (von 118) wurde General Dufour zum Oberkomman- danten, mit 93 Stimmen Oberst Ziegler zum Chef des Gencral-= stabs ernannt. Da General Dufour dem Präsidenten angezeigt hatte, er könne erst in einer Stunde in der Versammlung erschei= uen, um den Eid zu leisten, so wurde die Sißung bis 11 Uhr E Schon lange vor der bestimmten Zeit waren alle ür das Publikum vaftintiien Räume mit Menschen gefüllt. Hunderte, die keinen Play mehr fanden, versammelten \ih- auf den Gängen und Treppen des Rathhauses. Nach 11 Uhr holten die Mitglieder des Büreaus des Nationalraths den General mit seinem ganzen Generalstab aus dem Vorsaal ab. Der General in großer Uniform trat vor, dem Prásidentenstuble gegenüber ; der Stab blieb unter der Gallerie stchen. Herr Präsident Escher for-= derte Herrn Dufour auf, den vorgeschriebenen Eid zu leisten; die

4 Versammlung der Vertreter des Schweizervolkes, welche ihm ein-

stimmig im gegenwärtigen Momente den obersten Befehl des eid- genössishen Heeres übertragen und dabei zuversichtlich diejenige Wahl getroffen habe, welche dem Wunsche des Volkes und des Heeres gleihmäßig entspreche, sei schon im voraus überzeugt, daß er in vollem Grade die Pflichten erfüllen werde, zu welchen ihn der Eid verbinde, dafür bürge seine Vergangenheit, und die Eid- genossenschaft lege mit Vertrauen den Kommandostab aufs ncue in seine Hände. Hierauf leistete der General den vorgeschriebenen Eid und dankte für das ihm durch seine Wahl bewiesene Ver- trauen, welches zu rechtfertigen er sih eifrig bestreben werde. Was ihm der Himmel an geistiger Befähigung, an Muth und Kraft ge- lassen habe, sei er von Herzen bereit, zur Wahrung der Ehre und Würde, der Unabhängigkeit des schweizerischen Vaterlandes aufzu- wenden, und wenn, woran er nicht zweifle, die Offiziere und-Sol- daten des seinem Befehle anvertrauten Heeres von den gleichen Gesinnungen bescelt seien, so zweifle. er nicht, -daß die Schweiz auch aus der gegenwärtigen Lage siegreih hervorgehen werde.

Bern, 3. Aug. (Deutsche Ztg.) Die heutige Sißung des Großen Rathes brachte großen Jubel in die radikale Partei. Es waren mehrere Wahlen zu treffen, unter ihnen die eines Regie- rungs-Rathes. Obschon nun die konservativen Blätter seit einiger Zeit die Behauptung aussprechen, das Regiment der Radikalen gehe seinem Ende entgegen, so zeigte das Wahl-Ergebniß das Ge- gentheil. Alle Kandidaten der Radikalen wurden im ersten Skru- tinium gewählt, voran der junge Advokat Lübberger , welcher 93 Stimmen hatte, während der Kandidat der Konservativen nur 33 auf sich vereinigte.

Leßter Tage is Blenker und Frau mit Wagen und Pferden nach Thun gefahren. Während er im Dampfschiffe ins Oberland fuhr, begaben viele in Thun sich aufhaltende Flüchtlinge zum Kreuz, wo Blenker's Pferde standen. Sie verlangten dieselben heraus, da Blenker sie um Vieles gebracht, was ihnen hätte zukommen sollen. Die Sache konnte endlich zwischen dem zurüdcgekehrten Bleuker und einem Flüéhtlings-Offizier gütlich ausgemacht werden. So berichtet ein konservatives Blatt aus dem Oberlande. Gögg ist wieder in Bern.

Bern, 4. Aug. (Schw äb. Merk.) Der Nationalrath hielt

«heute wieder eine kurze Sißung, in welcher ihm ein Bericht des

Bundesrathes über das den Flüchtlingen abgenommene Kriegs- Material vorgelegt wurde. Ueber die Anzahl der Kanonen, Pferde und Gewehre und über die Stärke der Munition konnte nichts mitgetheilt werden, da das Jnventar noch nicht fertig ist ; dagegen legt diese Behörde ihre Grundsätße dar, welche bei den bevorstehen= den Unterhandlungen mit den deutschen Regierungen zu Grunde gelegt werden sollten. Zum Voraus wird die Zumuthung ent- schieden von der Hand gewiesen, die Verpflegungskosten für die Flüchtlinge auf das Material zu {lagen und sih vergüten zu lassen. Es wáre das des Asyls unwürdig und gegen alle Rechts- grundsäße. Auch köune man an die Rückgabe des Materials. kei- nerlei Bedingungen wegen Amnestirung der Masse knüpfen, ol chon die Billigkeit dase spreche, da sich die Schweiz auch keine gefallen lassen wükde. Was man verlangen könne, das sei «inzig die Entfernung der großen Armee von der Schweizergränze , weil wir amtlich über dexen Zweck nicht aufgeklärt und daher sehr be-

und ‘dürfe ‘nicht stattfinden, bis die Preußen und Reichstruppen ent= fernt seien. Dieses Begehren sei ein gerechtesz bis ihm willfahrt werden, Dürfen wir auch die Waffen behalten. Der Bundesrath beantragte deshalb , daß man diese- Angelegenheit der Kommission überweise , «jedo jebt schon die Zurückgabe der Pferde gegen Er- saß der Untsrhaltungsfkosten beschließe, da sie ihren Werth bald auf- zehren, Docr leßtere Vofshlag wurde aber von Almeras , Eqtel, Hofmann bekämpft. Man könne die Gegenstände nicht trennen und müsse die ganze Angelegenheit zugleich erledigen. Jn 30 Ta- gen verlieren die Pferde ihren Werth nicht, auch in 60 Tagen nicht; es habe also keine große Eile und in nächster Woche werde ja die Sache entschieden. Troß der Anstrengungen des Herrn Lus- ser wird der Antrag mit großer Mehrheit verworfen , die Pferde bleiben also noch einige Zeit gefangen und gehen mit ihren Kano- nen und Reitern wieder heim.

Italien. Von der italienischen Gränze, 5. Aug. (Wanderer.) Unter der turiner Opposition selbst erhebt sich nun die Stimme, daß die Königlichen Worte, welche bei der Er= öffnung des Parlaments hinsichtlih des Friedens fielen, denn doch ein wenig zu vag und oberflächlich seien. Das amtliche Or=- gan der sardinishen Regierung, die Gazzetta Piemon- tese, ist nah wie vor zurückhaltend und geht einstweilen im Geleise der Thronrede. Eine andere Stelle -der Thron- rede, welche der Opposition nicht behagen will, ist jene, welche auf „Frankreich und England“ als die Mächte hinweist, die „den Pie- montesen den Beistand ihres mähtigen Wortes angedeihen ließen.“ Darüber raisonnirt der Proletario ungefähr so: „Nachdem Frankreich und England immer, wenn sie sich in unsere Angelegen- heiten mischten, den Ruin herbeiführten, so muß man obige Stelle entweder für ein Epigramm nehmen, oder die Bomben heißen näch einem neuen politischen Wörterbuche Worte.“ Was übrigens den Liberalen überhaupt gefällt, ist, daß der König die römischen An- gelegenheiten übergeht. Was hätte er aber auch darüber sagen kön= nen? Mit jedem noch so vorsichtig gehaltenen Worte wäre einer der beiden Hauptparteien im Parlamente der Fehdehandschuh hingeworfen gewesen. Piemont giebt Schaßscheine aus, und zwar im Nominalwerthe von 4100 Lire und bis zum Gesammtbetrage von 15 Millionen Lire. Diese Bons werden dem Ueberbringer am Verfallstage (se{chs Mo- nate nah dem Datum der Ausgabe) sammt 6 pCt. Interessen (für sehs Monate berechnet) ausbezahlt. Die Finanzen können mit die- sen Scheinen Forderungen an das Aerar tilgen, wenn die Gläu- biger damit einverstanden sind; auch können dieselben abgetreten werden. Das betreffende Dekret ist vom 27sten datirt und wurde am 30sten veröffentlicht. Das Gese vom 12. Juni, auf welches die Regierung sih Hierbei bezieht, ermähtigt dieselbe allerdings zur Kontrahirung eines Anlehens von 50 Millionen, aber im Auslande. Da dieje Finanz-Operation nur im Julande bewerkstelligt wird, so fängt es an, in den Oppositions-Blättern zu rauschen. Die C on= cordia nennt dies Verfahren eine Gesey-Verlehung.

Turin, 3. Aug. (Franz. Bl.) Die Opinione meldet, die englische Regiernng solle dem sardinischen Ministerium eine Note zugesandt haben, des Inhalts, den übertriebenen Forderun=- gen Oesterreihs zu widerstehen.

Pietro Sterbini hat vom Ministerium die Weisung erhalten, Piemont binnen 24 Stunden zu verlassen. Auch der General Ga- letti konnte kein Asyl auf unserem Boden findén. Die Opinione meint, die italienischen Flüchtlinge sollten im Norden von Afrika, etwa im Gebiete von Tripolis, eine Kolonie gründen; wo nit, d je sich auf der Straße nah Aleppo in Tarsus niecder- assen.

Gestern erschien die erste Nummer cines franzósishch geschriebe- nen Journals, der National, zu Turin.

Florenz, 30. Juli. (Fr. B.) Der Graf Walewski, außer- ordentlicher Gesandter der französischen Republik bei der toscani- shen Regierung, hat dem Großherzog sein Beglaubigungsschreiben Übergeben. Hierauf stellte er den Legations - Secretair Mur: t und den Kavallerie-Lieutenant Oudinot, Bruder des Generals, vor.

Pesaro, 31. Juli. (Lloyd.) Die österreichischen Truppen haben Urbino und Urbania beseßt. Garibaldi, welcher bis St. Angelo in Varlo vorgerückt war, hatte dort ein Zusammentreffen mit den Oesterreichern. Garibaldi?s Banden wurden zurückgewor- fen, und 30 Mann ihrer Kavallerie fielen als Gefangene in die Hánde der Sieger. Das Vertrauen gewinnt immer mehr Plat, und Viele, welche sh entfernt hatten, kehrten allmälig wieder in ihre Heimat zurück.

Rom, 28. Juli. (Lloyd.) Man erwartet hier mit großer Ungeduld die Rückehr der nah Gaeta geschickten Deputation, denn man will nun endlich einmal die Gesinnungen des Papstes hin- sichtlich der Regierungsform, so wie hinsichtlich der von der seligen Republik emittirten Bons, die täglich im Werthe fallen, klar und deutlich wissen. Heute reist der Fürst Odescalchi mit einer Depu- tion nah Gaeta, um den Papst zu bitten, daß er entweder zurüdck-= komme, oder daß er einen Stellvertreter sie.

Die Stadt L Übrigens gänzlich ruhig, und man erwartet die Eröffnung des Theatro Valle, womit die Verlängerung unserer Abendspaziergänge um eine ganze Stunde verknüpft sein soll.

Die spanischen Truppen bewegen \ich troß ihrer bedeutenden Anzahl, 12,000 Mann, in ziemlih bescheidener Entferung von den Franzosen und weilen in den Provinzen Sabina und Umbrien, wo sie bis vor Spoleto gerückt sind. Um doch au etwas zu thun, verhaften sie die verdächtigen Personen, und unter Anderen haben sie auh den bekannten Carbonarretto eingefangen.

Wie man hier wissen will, sind etwa 70 römische Emigranten, die in Korfu landen wollten, abgewiesen worden und mußten in Patras landen. Nur drei durften in Korsu ans Land steigen.

„Die Franzosen fahren fort, die Zeitungen mit großer Strenge

zu Uberwachen, und vor ihrer Censur finden selbst \ehr gemäßigte Blätter keine Gnade. Neuerdings sind drei schr mäßig gehaltene Blätter mit Interdikt belegt worden. L'Avvenire, eines der verbotenen Blätter, spricht sich über diese Härte sehr mißbilligend aus und sagt, daß auf diese Weise die ganze periodische Presse aus dem Kirchenstaate vertilgt werde, wenn ein solches Schicksal auch die bestgesinntesten Blätter trifft. Die Ausweisung Mamiani's wird ebenfalls s{merzlich bedauert, weil sich dadur herausstellt, daß es sich niht mehr um eine Restauration; sondern um eine weit reifende Reaction handle. Man hofft von den Oesterreichern, daß ie ein kräftiges Wort für die Aufrechthaltung der gesetzlichen Frei- eit sprechen werden. Jedenfalls zeigt die Handlungsweise des französischen Generals von einer ziemlich großen Uebereilung, wenn er zu solchen Maßregeln die Hände bietet; denn am Ende denkt wohl Frankreich kaum daran, si in solcher Weise benuben zu las- sen. Rühmend muß dagegen die Handlungsweise der österreichi- \hen Generale anerkannt werden, weil sie, ihrer Aufgabe bewußt, die Ordnung mit Kraft und Umsicht zu {hüben verstehen, sich aber keinesweges verleiten lassen, ihre Stellung zu mißbrauchen.

Rom, 28, Juli. (Fr. B.) Der Papst hat den Bischof An-

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