1849 / 310 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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und der Stadtrath mit dem Oberbürgermeister, Herrn Bachem, an der Spibe, empfingen den Prinzen bei dessen Ankunft dier auf der Landebrücke des Dampfbootes, und der Oberbürgermeijter bewill- fommte Se. Königl. Hoheit in einer längeren sehr fließenden, Rede im Namen der Stadt, worauf der Leßtere sehr freundli erwiederte und das demnächst dem Prinzen ausgebrachte „Hoch““ in tausend= stimmigen Wiederhall ertónte, während die Damen aus den be- nachbarten Häusery mit Tüchern wehten. Der Prinz fuhr darauf in offenem Wagen nach dem Schloß, úüberall auf den Straßen mit „Hoch“ begrüßt, während am Schloß die daselbst in B rade aufgestellte Compagnie des hiesigen Garde Landwehr - Da- taillons unter klingendem Spiele ihm die Fahne überbradhte, Gleich darauf war große Vorstellung, Heute Abend wer- den die dem Schloß zunächst gelegenen Stadttheile glänzend be- leuchtet werden und der Prinz dem Vernehmen nach morgen das große Konzert des hiesigen Musik-Jnstituts „10 wie übermorgen Abend den ihm zu Ehren von der Stadk im Saale des Civil-Ka- sinos veranstalteten Festball mit sciner Gegenwart beehren, So viel bis jeßt verlautet, wird Sé. Königl. Hoheit am Sonntage die Rundreise dur die Provinz antreten und sich zunächst nach Köln begeben. Zum Empfang Sr. Königl, Hohcit waren au Die Prin- zen Karl und Max von Wied herübergekommen. Mit dem Prinzen auf demselben Boote trafen auch die entlassenen Kriegsreserven des 26sten Regiments, so wie eine Anzahl Juvaliden, von Baden hier ein, welchen Leßteren der Prinz, als er vom Dampfboote schied, in herzliher Weise Adieu sagte. Das Hauptquartier des Prinzen wird den ganzen Winter hindurch hier bleiben.

Hesterreih. Wien, 7. Nov. In der Wiener Zei=- tung liest man: „Wir sind in der Lage, zur Berichtigung man=- cer Gerüchte in Beziehung auf die Behandlung der wegen politi her Verbrehen Verurtheilten unseren Lesern den wesentlichen Jn- halt der Vorschriften mitzutheilen, welhe die Art und Weise des Strafvollzuges rüctsihtlih der politischen Sträflinge regeln. Die wegen politischer Verbrechen Verurtheilten werden in den zu ihrer Anhaltung bestimmten Anstalten in einer eigenen Abtheilung, und zwar, wo eine vereinzelte Anhaltung derselben nit ausführbar ift, in Arrest-Zimmern zu je zwei bis vier Köpfen verwahrt. Wenn sie auch zum {weren Kerker verurthcilt wurden, werden ihnen Eisen doch nur dann angelegt, wenn sie aus dem Straforte zu entfliehen versucht ha- ben oder wenn cs wegen ihres ungestümen Benehmens zur Sihe- rung anderer Personen, insbesondere der Aufseher, nöthig erscheint, Auch is ihnen der Gebrauch ihrer eigenen Kleider und Wäsche, so wie ihrcs eigenen Bettgewandes, gestattet. Für die tägliche Ver- pflegung eines gesunden Gefangenen dicser Art ist ein Betrag von 16 Kreuzer C. M. bestimmt. Besißen die Verurtheilten eigenes Vermögen oder wollen ihre Angehörigen vie Kosten einer besseren Verpflegung derselben bestreiten, so kann ihnen gestattet werden, sich von dem für die Siraf-Anstalt bestimmten Unternehmer eine bessere Kost zu verschaffen und der hierfür zu verwendende Betrag darf sich bis auf einen Gulden Conventions - Münze belaufen, Dcn

politischen Sträflingen darf wider ihren Willen feine Ar- beit quferlegt werden; insbesondere is für die Reinlichkeit in ihren Arresten nur durch das Aussichts - Personal oder dur die hierzu bestimmten Hausarbeits-Sträflinge zu sorgen. Es ist ihnen die Lektüre von Büchern und Zeitungen, welche von dem Vorsteher der Anstalt nicht aus besonderen Gründen als bedenklich erachtet werden, und der Gebrauch von Schreib - Materialien ge stattet; auch dürfen sie sich in den Abendstunden einer Lampe be- dienen. Sie können unter dir gehörigen Vorsicht Bricfe empfau

gen und absenden. Besuche finden in der Regel an bestimmten Tagen statt. Es wird dafür Sorge getragen, daß jeder politische Gefangene sich tägli eine bestimmte Zeit hindurch unler Aufsicht in freier Lust Bewegung machen könne. Die Dauer dieser Zeit wird von dem Arzte der Änstalt mit Rücksicht. auf die Gesundheitsver= hältnisse der einzelnen Gefangenen festgeseßt. Das Wach - und Aufsichts - Personal ist angewiesen, den Verurtheilten mit Anstand zu begegnen, Diese Behandlungsweise findet sowohl in den Civil- Straf - Anstalten, als auch rücksichtlich der zum Festungs Arreste Verurtheilten stait. Aus diesen Andeutungen wird Jedermann cnt

nehmcn können, ob die österreichische Regierung der Borwurf treffen fónne, daß sie den politishen Sträflingen cine inhumane Behaud

lung zu Theil werden lasse.“ :

Sachsen. Dresden, 7. Nov. (Dresd. I) N Do zweiten Kammer fehlt es immer noch an einem Mitgliede zur be \{lußfähigen Zahl; es sind nämlich bis jeßt erst 49 angemeldet. Die Mitglicder der ersten Kammer beschäftigten sih heute in den Sectionen mit Prüfung der Legitimationuen,

Hanuover. Hannover, 8. Nov. (Hannov. Ztg.) Die Allgemeine Stände - Versammlung des Königreichs ist am heutigen Tage von dem Grafen von Bennigsen, Vorsitzenden des Königlichen Gesammt-Ministeriums und Vorstand des Königlichen Ministerial- Departements der auswärtigen Angelegenheiten, mit folgender Rede eröffnet worden :

„Meine Herren! Se, Majestät der König, unser allergnädigster Herr, welcher auch heute verhindert is, ih persönlich in Jhre Mitte zu begeben, hat mir abermals den chrenvollen Austrag ertheilt, in Seinem Namen Sie beim Begine Jhrer verfassungsmäßigen Thätigkeit zu begrüßen.

„J auch in den meisten Staaten Europa?s dic Ordnung, freilich nicht ohne Waffengewalt, hergestellt ; und sind auch in Deutschland die Gefah- ren, welche im Frühjabre die Auflösung der Ständeversammlung herbei- führten, entfernt: so ist doch für Deutschland zur Zeit weder der äußere Frieden mit Sicherheit hergestellt, noch die nothwendige Entwickelung und Bervollîommnung seiner Gesammtverfassung, welche seit länger als eínem Zahre den Mittelpunkt aller Thätigkeit bildet, erreicht worden, Scine Majestät haben befohlen, Jhnen vollständige Kenntniß von den Verhaud- lungen zu gebenz uud je mehr die Bedingungen ruhiger Entwickelung her- gestellt sind, um desto ernster werden Allerhöchstdieselben dahin streben, der Sees Zus gemäß Deutschlands Einigung und die Er-

ung einer Gesammivertretung des deut V A f - En verwirklichen, 4 N SSAS N B „Wenn aber Hannover vor den Schrecken der Anarchie und des Bür- gertriages bis jegt glücklich bewahrt geblieben is: so fordert dieses um so ir E diejenigen Einrichtungen ins Leben zu rufen, welche erfor- zu fern, , um dem Gesege vom 5, September 1848 volle Ausführung adi Die Regierung wird ihre zu diesem Ende an die leyte Ständever- ammlung gerichteten Anträge erneuern. Sie hat die Zwi i z theils das Vorliegende wiederholter Prüfung a, t E D On benuyt, noch Fehlende zu vollenden; und hofft ned während ded: L a us dischen Berathung den Kreis der jett erforderlichen G s E {lossen vorlegen zu können, jen Geseye völlig abge- „Je mehr aber Nuhe und Ordnung zuzü ; Nachbarländern Kräfte und Mittel arabitt Gn 10 au nes lung von Wohlstand und Verkehr zugewendet werden, um t Sinaer L wird es auch für Hannover, neben Erhaltung ver bisher üngztrübten Did nung in den gewöhnlichen Geschäften und Bedürfnissen, au jene Ah Pläne uit hintanzusezen, deren Ausführung dur die Ereignisse der leo ten Jahre unterbrochen ist,

„Unter diesen Umständen kann die Regierung mit doppelter Befricdi- guug ZJhnen mittheilen, daß der Staatshaushalt abgesehen freilih von den großen Opfern, welche die außerordentlichen Ereignisse der beiden lehten Zahre mit sich brachten cinen ermuthigenden Anblick gewährt, Eine die An-

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schläge abermals übertreffende Steuereinnahme und ein Staatskredit, welcher von demfkeines anderen deutschen Staates übertroffen wird, gewähren dem Lande den sicheren Bewcis, wie sehr seine eigene Haltung in den Stürmen dieser Zeit die eigene Wohlfahrt gesichert und die Achtung vermeh1t hat, die es genießt und verdient. Jn diesem wohlgeordneten und gesicherten Haushalt besigt das Land die erste Bedingung und die Mittel zu jeder Kraftentwickelung, welche seine eigene Wohlfahrt fordern mag.

„So liegt denn, wenn auch unter shwierigen Verhältnissen, vor Jhnen ein weites Feld hcilbringender Thätigkeit. Mögen ihre Verhandlungen da- zu dienen, die Früchte, welche es verspricht, zu zeitigen, und die Schwierig- keiten, welche ihm im Wege liegen, zu überwinden,

„Jm Namen Sr, Majestät des Königs eikläre ich die Ständeversamm- lung für eröffnet,

Hessen. Kassel, 8, Nov. Die Kass. Ztg. enthält Fol- gendes: „Mehrere öffentliche Blätter gefallen sich darin, in Kassel dem berliner Bündniß vom 26. Mai widerstrebende Absichten wirk- sam zu machen. Die Weser -Zeitung läßt sich clbst {hon von Berlin unterm Aten d. M. von einer Erklärung der kurhcssischen Regierung bei dem Verwaltungsrath sowohl, als bei dem Ministe- rium des Auswärtigen zu Berlin, schreiben, wonach dieselbe, „wenn ein Theil der verbündeten Regierungen sich dem Bündniß entzichen sollte, wie es den Anschein habe, zu ihrem Bedauern sich genöthigt sehen würde, in Erwägung zu zichen, inwiefern ein ferneres Ver- harren auf dem eingeschlagenen Wege ihrcn Interessen entsprechen würde.“ Die Köln. Ztg. enthält fast glcichlautend diese angeb- liche Nachricht, fügt jedoch hon eine zweifelnde Note bei. Obwohl nun dieselbe bei der vaterländischen Sachlage und den erklärten An- sichten und Gesinnungen unserer Staatsregierung sih von vorn her- ein als unwahrscheinlih ankündigt, wollen wir doch nicht säumen, dieselbe, soweit uns glaubwürdige Kenntniß zur Seite steht, als vóllig grundlos zu bezeichnen.“

Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 8. Nov. (M. Ztg.) Gestern fand der feierlihe Einzug Jhrer Königl. Hohei- ten des Großherzogs und der Großherzogin Auguste statt. Abends war die Stadt glänzend erleuchtet.

Hldenburg, 7. Nov. (Z. f. N. D.) In der heutigen Sihung des allgemeinen Landtags wurde über die Behandlung ver {iedencr Vorlagen der Regierung Beschluß gefaßt und tie deutsche Frage an einen Ausschuß von sieben Mitgliedern verwiesen, deren Wahl ofort vorgenommen wurde. Das Schreiben des Staatsmi nisteriums in Bezug auf die Anschlußfrage, welche dem allgemcinen Landtage unmittelbar nach Eröffnung desselben vorgelegt wurde, lautet :

An den Allgemeinen Landtag des Großherzogthums.

„Aus den Verhandlungen mit dem am 3. September d. J. aufgelösten ersten allgemeinen Landtag is dem jeßt versammelten zweiten allgemeinen Landtag bekannt geworden, von welchen Grundsäßen und Ansichten die groß- herzogliche Staatsregferung in ihrem Verhalten zu den allgemcinen deut- chen Angelegenheiten ausgegangen ist. Sie hat damals, wie früher, oft zu erkennen gegeben, daß sie nur in einer bundesstaatlichen Verbindung der deutschen Länder unter einer einheitlichen parlamentarischen Regierung eine Befriedigung der wahren politischen Bedürfnisse der Nation im Ganzen #o- wohl, als die Sicherung des materiellen Wohls, der staatlichen Erhaltung und der freiheitlichen Entwickelung unseres besonderen Vaterlandes erblicken fönne, Sie hat sich in diesem Sinne dem Weike der National-Versamm- lung angeschlossen, so lange eine Hoffnung zu desscn Verwirklichung bestand, und is in derselben Ansicht und Gesinnung dem Bündniß vom 26, Mai beigetreten, als dasselbe den lehten und einzigen Weg darbot, das hohe politische Ziel zu erreichen, welches allein der Nation Glück und Gedeihen gewähren kann.

Der vorige Allgemeine Landtag hat mit ciner Majorität von nur einer Stimme entschieden, der Staats-Regierung auf diesem Wege nicht folgen zu können, so lebhaft und wiederholt sie ihm auch ihre Ueberzeugung von der Nothwendigkeit und Dringlichkeit eines Fortgehens auf demselben ausgesprochen hat. Es hat daher die Auflösung der damaligen Versamnm- lung verfügt werden müssen, und das unterzeichnete Staats - Ministerium wird sich der rechtlichen wie der politischen Motivirung dieser Maßregel hier überhoben halten dürfen,

Dasselbe hat aber auch cine weitere Verantwortlichkeit übernehmen zu müssen geglaubt, Um die Zeit der Auflösung und kurz nachher ergab sich eine Reihe von Umständen, welche die längst erkannte Dringlichkeit, sich dem Bündniß zur einheitlichen Konstituirung Deutschlands anzuschließen und sich bei der Leitung desselben vertreten zu schen, in den Augen der Staats-Re gerung so sehr steigerten, daß sie nach reifliher Erwagung zu dem Ent- \chluß fam, von ihrem verfassungsmäßigen Rechte eincs definitiven Abschlus- \cs Gebrauch zu machen, unter Anerkennung ihrer Verpflichtung, denselben dem nächsten Landtage zur Bestätigung vorzulegen.

Zu diesen Umständen gehörte zunächst die in der ersten Woche einge- gangene Nachricht, daß cine Anzahl deutscher Staaten, die bisher gezögert hatten, in Folge an sie ergangener Aufforderung von Berlin aus und tve- gen der sich immer dringender gestaltenden allgemeinen politischen Verhält- nisse ihren Beitritt zu dem Bündniß beecilten, So sprach das Großherzog- thum Hessen, welches lange unterhandelt hatte, endlich die Ratification aus und ernannte cinen Bevollmächtigten für den Verwaltungsrathz eben so wurde von Sachsen-Altenburg und vou den reußischen Landen der definitive Auscbluß erklärt; die anhaltischen Herzogthümer, die Füstenthümer Lippe und Walde, die freie Stadt Lübeck schickten Bevollinächtigte nah Berlin, um ihren Beitritt zu verhandeln. Da auch Hamburg und Bremkn kurz zuvor beigetreten waren, so wärde also Oldenburg in kurzem der cinzige aller selbstständigen nord- und mitieldentscheu Staaten gewesen sein, der in seiner isolinten Stellung verharrte und hei der Berathung uud Entscheidung über die deutshen Angelegenheiten unvertreten war. Jndeß hatte ein zu Anfangs September hier cingetrofenes Schreiben des preußischen Ministe- riums an die Staatsregierung wiederholt und dringend zu eincr Entschlie- ßung über den definitiven Beitritt aufgefordert und den 15, September als den Termin bestimmt, bis zu welhem cine solhe in Berlin er- wartet werde. Man wünschte dort endlich den Umfang des Bündnisses über- sehcn und dann in entschiedener Weise mit der vollständigen Organisation des Verwaltungsrathes, mit der Berathung der Wahlorduuugen, mit der Vor- bereitung und Ausezung des Neichstags u. st, w. vorgehen zu können. Ein gleichzeitig eingetrosenes Schreiben des Verwaltungsrathes an das Staats- Ministerium sprach sich ebenfalls in dringender Weise über die Nothwen- digkeit aus, daß man in Oldenburg einen Entschluß fasse und bald dar- auf bestätigten verschiedene offizielle und halboffizielle Nachrichten und Kor- respontenzen, daß uicht nur in Betreff der westeren Estwickelung des Bünd- nisses und der deutschen Verfassungsangel- genheit, sondern auch wegen des Verhältnisses der Bündnißstaaten zu Oesterreich und zu den übrigen noch nicht beigetretenen deutschen Ländern, dann wegen der Flotte und anderer allgemeinen deutschen Angelegenheiten , Verhandlungen und Beschlüsse im Verwaltungsrath nächstens bevorstanden, Namentlich machte cin vertra liches Scbreiben einer benachbarten Regierung vom 9. September dringend auf die Nothwendigkeit aufmerksam , die gemeinsamen maritimen und Ver- fehrsinteressen der Nordsecstaaten durch baldige Accession Oldenburgs in Berlin stärker vertreten zu schen und verband damit die Aufforderung, nicht länger zu zögern. ;

Zu dem Allen fam nun die am 7. September in Berlin erfolgte Ab- stimmung der dortigen zweiten Kammer , nachdem die erste hon früher ihre Uebereinstimmung mit der deutshen Poliik des Ministeriums fast mit Einstimmigkeit ausgesprochen hatte. Mit einer Majorität von nahe an 300 gegen 2 Stimmen erklärten die Vertreter des preußischen Staates, „daß sie der Regierung auf dem von derselben betretenen Wege in der deutschen Verfassungsangelegenheit ihre volle Unterstützung gewähren würden, und ein zweiter Beschluß erkannte an, daß die preußische Verfassung, wv es nöthig sei, nah der künftigen Reichsverfassung geändert werden müsse,

Das Vertrauen zu dem ernsten Willen Preußens bei der Durchführung des Bündnisses vom 26, Mai und bei dem deutschen Verfassungswerke fest

zu beharren mußte durch diese denkwürdigen Beschlüsse des preußischen Par- aments in hohem Grade verstärki werden, und wenn die diesseitige Staats-

regierung in diesem Umstande die erste der Bedingungen erfüllt sah, welche sie für das Glücken des deutschen Verfassungswerkes als maßgebend erkannte, so durfte sie nun auch unter Miterwägung der anderen eben angeführten Umstände nicht länger zögern, sih entschieden auf die Seite zu stellen, wo für jeyt allein Hülfe und Rettung in den deutschen Wirren zu finden war, Sie hatte dic doppelte Pflicht, einmal, ihr Gewicht, so klein oder groß es immer sein mochte, dahin zu legen, wo sich eine begründete Aussicht auf glückliche Konfolidirung der allgemeinen teutschen ÄAugelegenheiten zeigte, und zweitens: das Land und seine Juteressen bei der Behandlung und Entscheidung dieser Angelegenheiten nit unvertreten zu lassen,

Die großherzogliche Staatsregierung hat aus der thatfächlichen Ent- wickelung der Verhältnisse in den legten beiden Monaten, wie dieselbe größ- tenthetls in öffentlichen Akten und Urkunden vorliegt, die Ueberzeugung ge- wonnen, daß sie sich weder in ihrem Vertrauen zu der deutschen Gesinnung der preußischen Regierung und Volkêvertretung, noch in der Auffassung ihrer Pflichten gegen unser allgemeines und unser besonderes Vaterland geirrt hat. Sie is zu näheren erläuternden Mittheilungen namentlich in leßterer Beziehung gern bereit, sügt die von Sr. Königl, Hoheit dem Großherzog auf den Rath des Staats-Ministeriums vollzogene Natificationsurkunde in Abschrift hier an und bemerkt, daß der von ihr dem Verwaltungsrathe vor=- gelegte Entwurf einer Wahlordnung für das BVolkshaus des bald zu beru- fenden Reichstags in seinem von dem NReichswahlgeseßentwurf nach den hie- sigen Landesverhältnissen abweichenden Bestimmungen cenechmigt is, Danach is im Herzogthum Oldenburg der Beitrag zur Armensteuer zum Erforderniß für die Wahlberechtigung gemacht, die Eintheilung der Wähler in zwei statt in drei Klassen für das Großherzogthum gutgeheißen und statt einer dreijährigen Heimatsberechtigung im Wahlkreise die dreijährige Staats- angehörigkeit in einem der verbündeten Staaten für die Wähler als Be- dingung gestellt, Da der 15. Januar 1850 als der allgemeine Wahltag für das Volkshaus des demnächst zu berufenden Reiehstages vom Verwal- tungsrath bestimmt is, so werden die niht unbedeutenden und zeitrauben- den Vorbereitungen auch hier im Lande unverzüglich zu verfügen sein und zu beginnen haben. | Auch aus diesem Grunde stellt daher die Staaisregierung {ließlich ven Antrag :

„der Allgemeine Landtag wolle nunmehr zunächst und vor allem An- deren seine Uebereinstimmung mit dem von ter Staatsregierung in Er- wägung dringlicher Umstände verfügten definitiven Beitritt des Groß herzogthums zu dem berliner Bündniß vom 26. Mai d, J. erklären, womit derselbe denn zugleich die Anerkennuug des Schiedsgerichts und die Beschickung des auezuschreibenden Reichstags nach der von der Staatsregierung zu erlassenden Wahlordnung aussprechen würde.““

Oldenburg, den 6, November 1849,

Staatsministerium: Schloifer. Mosle, Zedelius, Nömer,

Urkunde über den Beitritt des Großherzogthums Oldenburg Zu dem zwischen den Königlichen Negierungen von Preußen, Sachsen und Hanno- vcr am 26. Mai 1849 zu Berlin geschlossenen Vertrage. Q; d: D. 3. Ma- stede, 10. September 1849, Wir P. F. A, v, G, G. 2c. 2c. thun fund hiermit; Nach Einsicht der Erklärung, welche von Unserem Bevollmächtigten, Obersten und Adjutanten Mosle, in der 18. Sizung des Verwaltungsraths auf Grund des Vertrages vom 26, Mai d. J, verbündeten deufs@en Re- gierungen zu Berlin am 13. Juli d. J. dahin abgegeben worden ist, daß er in Unserem Namen und Auftrage dem zwischen den Königlichen Regie- rungen von Preußen, Sachsen und Hannover am 26. Mal d. F zu Berlin abgeschlossenen Vertrage seinem ganzen Juhalte nach sür das (Hroßherzog- thum Oldenburg unbedingt beitretez nach Kenntnißnahme und Crwägung des gesammten Juhalts des vorgenannten Vertrages, und zwar sowohl derjeni- gen Bestimmungen, die das auf Grund des Artikel X1, der deutschen Büun- desafte darin aufgerihtete Bündniß betreffen, als auch der anderen Be- stimmungen , in Gemäßheit deren de zwischen denselben K, Negierungen

vereinbarte Entwurf der Verfassung des deutschen Reichs einem Neichstage vorgelegt werden soll, der nah Maßgabe des gleichzeitig mit dem Entwurf verkündeten Wahlgesezes, zum alleinigen Zwecke der Prüfung des Entwurfs und der Zustimmung zu demselben einzuberufen ist; treten Wir in aus- drückliher Genehmhaltung und Bestätigung der von Unserem gedachien Bc- vollmächtigten abgegebenen Erklärung dem zwischen den Königl, Regierungen von Preußen, Sachsen und Hannover am 20, Mai d. J. zu Berlin abgeschlosse- nen Vertrage, wie derselbe Uns in seinen fünf Artikeln vorgelegen, s.inem ganzen Umfange nah unbedingt und ohne Vorbehalt bei, dergestalt, daß wic Uns zur vertragsmäßigen Leistungen aller in dem Vertrage festgestellten Lasten und Obliegenheiten cben so verpflichtet erklaren, als Wir alle Uns durch Unseren Beitritt vertragsmäßig erworbenen Nechte und Zuständigfkeiten, fo wie nicht minder alle in Bezug auf den gedachten Vertrag anderen bei- getretenen oder künftig noch beitretende Staaten gewährten oder zu gewäy=- renden Zugeständnisse auch für das Großherzogthum Oldenburg in An- spruch nehmenz und seßen dabei endlich, als sich von selbst versteheud, vor- aus, daß das Staatsgrundgeseß für das Großherzogthum in allen seinen Bestimmungen zu Recht bestehen bleibe und durch nichis als etwa durch entgegenstehende Bestimmungen der fünftigen Reichsverfassung verändert werde. Urkundlich 2c. Gegeben 1c. A, E. M, S]. Z. R, Für die Nichtigkeit der Abschrift: H attenbach.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 9. N Q. 4 D) Der Senat hiesiger freien Stadt hat in seiner lebten Sitzung am Zten d. M. zu dem zwischen Oesterreih und Preußen ges{chlo\seuen Vertrag über die Einschung ciner provisorischen Central-Kommission für Deutschland scine Zustimmung gegeben und wird der konstitui- renden Versammlung in einer ihrer nächsten Sihungen davon Mit theilung machen.

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Fraukreich. Gesebgebende Versammlung. Sißung vom 7. November. Präsident Dupin. Die Versammlung schreitet zur Crnennung der parlamentarischen Kommission. Herr Berryer bittet seine Kollegen, ihn wegen der Masse sciner Beschäftiguugen uicht zu ernennen. Dcr Präsident ermahnl! die Kammer, cisriger zu arbeiten, Viele Berichte sind im Rückstande. Die Kammer = Siz zungen begiunen spät und hören früh auf. Die Arbeiten müßten mehr gesördert wcrden. Pascal Duprat: „Ver Berichterstatter uber das Unterrich!sgeseß {loß dahin, dap die Regierung die or=

ganischen Geseze nicht dem Staats - Rathe zu Uberweijen brauchte, daß die Ucbcr-:eisung des ursprünglichen Wejes - Entwurfs vhne Nuyen wäre, da die Kommission den Geseß - Vorschl 3g mannigsach ocrändert. Es fei endlich nicht zu bedauern, day der ur= \prüngliche Gesetz = Entwurf bem Siaats - Rathe nicht überwiesen worden, denn dies Werk 96 Dao Gristes- produft einer Kommission, die aus den urtheilfähigsten Männern zusammengeseßt war. Herr BVeugn ote ¿Das Unterrichts-=Geseb, das von eincm Minister ausgegangen, den ganz Frankreich bedauert und vermißt, ist cin organisches Gesep. Die Constituante überwics Tie organijchcn Geseße niht dem Staats - Rathe, die geseßgebende Versammlung is also auch nicht dazu angehalten. Der Redner unterstüßt die Ansicht, die er als Berichterstatter ausgesprochen. Herr Fresneau meint, die organischen Geseße mußten von denen gemacht werden, die direkt durch die Volkswahl beaustragt worden, von den Abgeordneten also z der Staats-Rath habe nichts mit den- selben zu thun. General Cavaignac: „Die Constituante halte bisoudere Rechte, sie konnte fogar ihre Gesebe lbst promulgiren, was die geseßgebende nit kann, sie fonnte also au ohne Zuthun des Staats - Rathes Gesebe herathen,“ Der Redner spricht für die Ueberweisung des Geseßvorschlags an den Staats - Rath. Herr Baze will zuerst die Stellung der Kommission auseinander- seven und dann Über den Gegenstand selbst sprechen. (Oh, oh!) Die Rechte bemerkt, daß dics Oh von der Tribüne der Haupt-Re= dacteure ausgeht, und verlangt, daß die Tribüne geleert werde. Die Tribüne wird geleert, die Linke begleitet die Fortgehenden mit

Beifall. Die Linke verlangt den Schluß der Debatte auf eine hef- tige Weise, und ein Mitglied des Berges, Herr Millaut, wird mit Einrückung seines Namens in den Moniteur zur Ordnung ge- rufen. Der Minister des Unterrichts verlangt die Dringlich- feit und bittet die Versammlung, wenn sie den Gefseßvorschlag an den Staats-Rath überweisen wolle, zuerst über die Elementarlehrer und über die Unterrichtsfreiheit zu bestimmen. Die Versammlung bes{chließt mit der geringen Majorität von 5 Stimmen (307 gegen 303) die vorherige Ueberweisung des Untcrrichts-Entwurfs an den Staats-Rath, verwirft also den Antrag der Kommission, nah wel= {em der Entwurf sofort von der Kammer in der Form diskutirt werden follte, wie der vorige Unterrichts-Minister Falloux ihn ab=- gefaßt und die Kommission ihn amendirt hatte. Man nimmt an, daß die Mehrheit der 307 Stimmen aus dem größten Theil der Bergpartei, aus der gemäßigten Linken, aus denjenigen Konserva- tiven, welche vor Ucbergriffen des Klerus besorgt zu werden an- fangen, und aus einigen Ultras der katholischen Partei, denen der Entwourf Falloux?s noch nicht genügt habe und die dessen Uéber- weisung an den Staats-Rath als eine Verwerfung angesehen hät ten, bestanden haben möchtez die Minorität der 303 Stimmen da=- gegen aus den Legitimisten, den gemäßigten Katholiken und einem Theil der Thiers-Moléschen Fraction.

Paris, 7. ‘Nov. Der Ministerrath beschäftigte sich gestern mit Ernennung der General-Secretaire der Ministerien des Innern und der Justiz, so wie mit zahlreichen Veränderungen in den Prä-= fefturen.

Die Budget - Kommission hat beschlossen, die Berathung über finanzielle Maßregeln so lange auszuseßen, bis der neue Minister ibr erklärt haben wird, welche Schritte er zur Deckung des Defizits im Schave beabsichtigt. Einstweilen beschäftigt sie sich mit einer neuen Prüfung des Ausgaben - Budgets.

Gestern wurde vor dem Ober - Justizhofe zu Versailles das Zeugenverhör beendigt. Die Aussagen der gestern veruommenen Éntlastungszeugen betrafen meistens Forestier , boten indesscn kein Jutercsse dar, Unter ihnen war der Brigade - General Cavaignac, Neffe des früheren Vorstandes der vollziehenzen Gewalt; scine An gaben lauteten günstig für Forestier. Heute werden die General- Aroofaten im Nawen des öffentlichen Ministeriums das Requisito- rium vortragen. Der auch gestern wegen Unpäßlichkeit abwesende General - Prokurator Baroche wird den Vertheidigungsreden der Advokaten beiwohncn und auf dieselben antworten. Die Vertheidi gung wird in fünf Theile zerfallen. Michel von Bourgcs wird das allgemeine Sachverhältniß darlegen, Cremicux die Verleßung der Verfassung zu beweisen suchen, Madier de Montjau die Geseh mäßigkeit des Widerstandes Lngesichts der Verfassungs - Verleßung, Tourrel das Recht der Bürger, sich zu versammcln und friedliche Kundgebungen vorzunehmen, verfechten und ein fünfter Anwalt den Beweis zu führen suchen, daß gar kein Komplott und Attentat existirt habe. J. Favre wird sich auf Vertheidigung des Obersten Guinard beschränken.

Das Journal des Débats erklärt, daß nah allen Nach-

richten aus Marokko ein freundlihes Abkommen zwischn den Re gierungen von Frankreich und Marokko unmöglich geworden sei. Schon vernehme man, daß fast alle Konsular-Behörden und fränzö sischen Angehörigen in Marokko das Land hätten verlassen müssen und nah Gibraltar geflüchtet scien. Unter diesen Unständen hält das Journal des Débats die Angabe für gegründet, daß die Regierung dem Mittelmeer - Geschwader unter Admiral Parseval- Deschenes Gegenbefehl zugeschickt und dasselbe nah den Küsten von Marokko beordert habe, wo sein Erscheinen sicherlich große Wir- fung hervorbringen werde, da es doppelt so stark sci, als das Ge {chwader, welches 1845 mit so vielem Erfolge gegen Tanger und Mogador operirte. Auch der Constitutionnel sagt, die franzö sische Flotte habe bckanntlich den Befehl erhalten, nah der Levante zu segeln; wenn er jedoh recht unterrichtet sei, so habe die ver- \öhnliche Stimmung aller Kabinette bezüglich der russisch=türkishen Frage die Lage \o verändert, daß die Flotte auf dem Punkte stche, eine andere Bestimmung zu empfangen. Das Siècle erinnert den Kriegs-Minister an die unlängst in der Budget - Kommission von ihm aufgestellte Behauptung, daß es möglich sei, am Kriegs - Budget jährlich 60 Millionen zu sparen, ohne deshalb den Esfektivstand des Heeres zu verringern. Das Siécle hofft, daß er jeßt als Minister vor den zur Betirkung jener Ersparniß nöthigen Reformen nicht zurückschrecken werde; es erinnert zugleich, wie dringend nöthig die sofortige Berathung des Budgets sei, da der Jahres\{luß herannahe und der Handels- Minister bereits einige auf das Budget von 1850 vorweggenommene Kredite begchrt habe.

Großbritanien und Irland. London, 7. Sestern um halb 2 Uhr fand in dem Schlosse von Windsor cine Sißung des Geheimen Rathes statt, au welcher Prinz Albert, der Marquis von Lansdowne, Lord J. Russell, Lord Campbell, Graf rey, Sir George Grey und Lord Palmerston theilnahmen. Es wurde in dieser Sißung das Dankgebet für das Abnehmen der Cholera beschlossen, Morgen wird der Hof sich noch auf vierzehn Taze nah Osborne auf der Jnusel Wight begcben.

: Mit Bug auf vie von der Patric mitgetheilte russische Note schreibt der pariser Korrespondent der Tim es: er habe Er= kundigungen über dieselbe eingezogen, und aus bester Quelle er- sahren, daß die Mittheilung der Patrie von Anfang bis zu Ende auch nicht ein wahres Wort enthalte.

Franz Pulßk9, der seiner Zeit mit Aufträgen Kossuth's an das englische Kabinet geschickt wor2en war, ist von dem Marquis von

(2 Anno D Wi - 2 4 Lansdowne zu einem mehrtägigen Besuch nah Bowood eingeladen MWOrDbeN. i v L s

Die irländischen Blätter melden, daß die Orangisten ihre De- monstralion, die am 9. November stattfinden sollte, aufgegeben ha- ben, Man glaubt, daß die militairishen Vorkehrungen der Regie rung zu dieser Einstellung mindestens eben so viel beigetragen ha ben, als die Abmahnung Lord Roden's. j

__ Die Times veröffentlicht ein Schreiben des Marquis von Londonderry, eines der angesehensten Mitglieder der irländischen Aristo- fratie, in welchem derselbe die Betheiligung an eincr für Lord Roden bestimmten Adresse ablehnt. Unter Anderem heißt es: „Was erwartet Posten A E Bewegung? Soll sie Lord Clarendon von seinem S R Ee seine Entlassung dem Lande nützen? Will druck ihrer Gesin herausfordern, dur einen ähnlichen Aus mbaliterio i Leide und durch ähnliche Rundschreiben, die ten? L dad wlrd Mefa ee Unterschriften erhalten würden, zu aniwor- eli ‘F indscchaft zwi e entgegengeseßten Manifeste nügen ? Soll die un-= selige Fein chaft zwischen Protestanten und Katholiken in Jrland, welche jeder große Staatsmann zu lindern gesucht hat noch immer fortdauern ? Lord Roden hâtte vermeiden müssen, als Prásident auf der Richterbank in Castlewellan zu sien und in seiner eigenen Sache als Richter und Ge= shworner zu erscheinen, Es war dies ein ungeheurer Jrrthum der allerdings ohne Zweifel aus den reinsten Beweggründen her- vorging; aber ein solches Verfahren einer richterlichen Person dürfte man nicht ohne entschiedenen Tadel vorübergehen lassen, und je höher der Beamte war, desto klarer mußte die Mißbilligung seines

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Verfahrens ausgesprochen werdenz denn wir müssen es schon genug hören, daß es cin Geseß für den Armen und ein anderes für den Reichen giebt. Es ist auffallend, daß dieselbe Partei in der Graf haft Down, welche noch im vorigen Jahre den Ober=Sheriff ver- anlaßte, die Grafschaft zur Unterstüßung der Regierung und Lord Clarendon’s in Jrland aufzurufen, jeßt den ruhigen Geist der Grafschaft gegen dieselbe Regierung aufregt, um einen Bürgerkrieg lebendig zu erhalten. Früher irrte diese Partei (die Orangisten) aus übergroßem Eifer; ih hoffe, sie irrt jeyt niht aus weniger zu entshuldigenden Leidenschaften.“ i

Die Times enthält eine- Vertheidigung der strengen Maß- regeln, welche der Lord - Oberkommissar der joniscen Jnscln zur Unterdrückung des Aufstandes in Cephalonia angewandt hat. Strenge, meint sie, sci in diesem Falle die wahre Milde gewesen z hätte der vorige Statthalter, Lord Seaton, bei der Jnsurrection tes Jahres 1848 nicht eine unzeitige Nachsicht gezeigt, so würden die Gräuel dieses Jahres nicht vorgekommen sein. Fn den Führern des Aufstandes sieht sie nur Räuber und Mördcr, welche die Ju- teressen der griechischen Nationalität zum Vorwande ihres geseh- losen Treibens benuten, meint sedoch, es werde beständig Unzufrie denheit auf den jonischen Jnseln herrschen, so lange man die mei sten Stellen an Leute vergebe, die durch Blut, Religion und Sprache Fremde seien.

Nachrichten aus Montreal vom 22, Oktober melden, daß der Siß der fanadischen Regierung nah Toronto vcrlegt worden ist. In Quebeck ist die öffentliche Meinung entschieden gegen die Ver- einigung mit der nordamerikanischen Republik, und die Zeitungen machen , ohne Ausnahme eines einzigen Blattes, die stärkste Oppo- tion gegen den Einverleibungsplan. Dieselbe Stimmung herrscht im Allgemeinen in Ober-Kanada. Mehrere Regierungs - Beamte, Ze B. der General - Einnehmer von Kranada und der Provinzial Secretair, nd von ihrem Posten zurückgetreten.

Vor cinigen Tagen fand in Westminster eine Versammlung statt, bei denen auch Feargus O’Connor und die Redacteure des Northern Star eine Rolle spielten, um die Bestrebungen der Chartisten wicder in Gang zu bringen. Mau beschloß, ein Comité von sieben Mitgiedern einzusetzen, welches einen ncuen Organisa tionsyplan zu entwerfen habe. Es wurde ein Manifest im Namen des Comicés an die Chartisten beschlossen, worin cs heißt: „Die Zeit der Unthätigkeit ist vorüber. U ie Presse hatte erklärt, daß der Chartismus lott sei. Euch liegt es ob, dicse Behauptung zu vernichten over zu bekräf- tigen. Die Agitation für die Charte muß sich erneuern. Wir rufen Euch daher, nicht zu cinem illegalen oder verfassungswidrigen Kampfe, sondern zu einer friedlihen und vereinten Agitation, wie sie vom Gesetze autorisirt is. Orduung uud Eintracht, daß muß unser Wahlspruch sein, Muth und Entschlossenheit müssen die Be dingungen zu unserem Erfolge sein. Noch einmal, unser Unter nehmen is ein Unternehmen dcs Friedens, dessen Erfolg keinen Tropfen Bluts kosten wird.“

Bei (Gelegenheit der Einweihung der KohlenbCrse theilen die Blätter folgende Angaben mit: Vor etwa 300 Jahren genügten cin oder zwei Schiffe, um den londoner Bedarf an Kohlen zu lie fern. Jm Jahre 1615 hatte man ctwa 200 dazu nöthig. 1705 nahm der londoner Kohlenhaudel 600 Schiffe in Anspruch, 1805 wurden 4856 Ladungen cingeführt, 1,350,000 Tonnen, enthaltend z 1820 5884 Ladungen mit 1,692,692 Tonnen; 1830 7108 Ladun gen mit 2 079,275 Tonnen; 1840 9132 Ladungen mil 2/506,899 Tonnen ; 1845 führten 2695 Schiffe in 14,987 Ladungen 3,403,320 Tonnen cin und im verflossenen Jahre 2747 Sibilffe in 12,267 Reisen 3,418,340 Tonnen.

Die Bank hatte na nah threr lezten Wochenabrec{hnung einen Baarvorrath von 15,259,216 Pfd. Sterl. (219,096 Pfd. Sterl. mehr als vorige Woche). Der Banknotenumlauf hat sh um 142,878 Pfd. Sterl. auf 20,031,464 Pfd. Sterl. vermindert.

Lord Gough, der ehemalige Oberbefehlshaber de Armee, wird Ende Januars in London erwartet, Lord beinahe 70 Jahre alt und hat uber 50 Jahre als Dienste seines Vaterlandes verbracht,

orientalischen Gesellschaft ange hörig, ist vorgestern in Southampton angekommcn. Ei hat Gold zum Werthe von 50,000 Pf. Sterl., und cine bedeutende Ladung von Feigen, Wolle, Seide und Shwämmen aus Konstautinopel und Smyrna gebracht. Man hatte erwartet, Kossuth nebst cinigen seiner Gefährten werde an Bord scin;z s jedoch nicht de1 Tall; auch hatte der Capitain in Konstantino} chts über Kossuth vernommen,

r indischen Gough ist Soldat im O)

Der Damyfer „Sultan,“ der

Belgien. Brüssel, 8. Nov. Der Könmg ist von seine Reise nach Lüttich und Umgegend wieder in Laeken zuruck,

Durch Rundschreiben des Ministers des Innern werden dic Bürgergarden von Brüssel und den Vorstädten für die Revue zu \sammenberufen, welche aus Anlaß der Cröffnung der ge|cr gebenden Kammern stattfinden wird. Nach dem Journal de Namur wird die Thronrede wahrscheinlich das Programm des Ministeriums ent halten. Demselben Blatte zufolge, soll das Ministerium bedeutende Verminderungen des Kriegsbudgets beabsichtigen.

Die Jndependance belge bemerkt zu den Gerüchten über den Zorn des Kaisers Nikolaus wegen der Bewegung der englischen Flotte gegen die Dardanellen, daß dessenungeachtet kein Grund vo1 handen sei, an einer friedlichen Beilegung der türkischen Frage zu verzweifeln. Der englishe Gesandte in Wicn habe der österreichi hen Regierung diese Maßregel in cinem viel milderen Lichte dar gestellt, was auch sicher „der Bertreter Englands in St. Petersburg ge than habe, und vor diesen Erklärungen würde sich der Zorn des Kaisers, selbst wenn er wirklich bestanden hâtte, wohl beruhigen.

Am Áten fand in Gent die Vertheilung der Preise in Bezie hung auf die Gewerbe-Ausstellung statt. Außer Len vielen Fabri kanten erhiellen auch 30 Arbeiterinnen und 86 Arbeiter für die Industrie und 2 Arbeiterinnen und 36 Arbeiter für den Ackerbau Ehrenzeichen.

Der Kohlenhandel mit Frankreich is in diesem Augenblicke fehr lebhaft. Als Beweis dafür wird angeführt, daß man {eßt 14 Fr. Fracht bezahlt, wo vor 6 Wochen nur 10 Gr. gegeben wurden.

Dánemark. Kopenhagen, 6. Nov. Ein aus TFrederiks- borg vom ten datirter Königlicher offentr Brief verfügt, daß in sämmtlichen Wahlfreisen des Königreichs die Wahlen von Mibglic= dern zum bevorstehenden ordentlichen Reichstage statlfinden sollen, und zwar zum Volksthing am 4, Dezember und zum Landthing am 29, Dezember.

Ftalien. Turin, 2. Nov. (Fr. B.) Am 31. Oktober übergab Herr von Rödern seine Beglaubigungsschreiben als Gesandter und be vollmächtigter Minister Sr. Majestät des Königs von Preußen. An demselben Tage überreichte Herr Lucian Murat seine Beglau bigungsschreiben als außerordentlicher Gesandter der französischen Republik beim König von Piemont, und Herr Bois le (Lomte über gab sein Abberufungsschreiben.

Eine ministerielle Krisis beginnt. Ritter Galvagno, der Kriegs-Minister , Justiz-Minister haben ihre Entlassung gegeben,

Der Minister des Junern, General Bava, und der Der König hat sie

!

noch nicht angenommen. Der Grund dieser Krisis liegt in den -Re=- formen, die der General Bava im Heere einführen will, Die ab= geseßten Offiziere finden in höheren Kreisen Schuß. Man fürchtet einen Staatsstreich, wenn diese Männer si zurückziehen.

Das Le gge meldet aus Genf vom 29. Oktober, daß daselbst ein Individuum angekommen, das sich Herzog Della Rocella, nea= politanisher Flüchtling, neune und Minister des Innern, so wie Conscils-Prásident am 15. Mai gewesen sein wolle. Er ließ sich Mazzini vorstellen und schlug ihm vor, Piemont in Revolution zu versetzen; man wendete Alles an, um denselben zu entlarven ; der Präfekt ließ den sogenannten Herzog arretiren, und man fand Briefe von hervorragenden italienischen Flüchtlingen bei ihm.

General Pepe hat eine sehr glänzende Aufnahme in Turin ge= funden. Er besuchte gestern den Minister - Präsidenten und Cásar Balbo.

Turin, 3. Nov. Das Risorgimento sagt: „Der Aus=- tritt des General Bava aus dcm Ministerium erregt die größte Aufmerksamkeit. Er soll die Folge eines Zwiespalts zwischen dem General und der Kommission für die Reorganisirung der Armee sein. Der Prásident und alle Mitglieder glaubten ihre Entlassung geben zu müssen. Diese Krisis hat also keinen politischen Charak= ter, Die Opinione ist wegen der Minister-Krisis besorgt; meh- rere Kollegen des General Bava im Kvbinet haben auch thre Ent= lassung gegeben. Das Gerücht sagte heute, La Marmora würde General Bava ersetzen, und Baleccapa würde Minister der öffent=- lichcn Anstalten werden.

Die Kammer hat das Geseß, welhes das Dezimalsystem in Maß und Gewicht cinführt, angenommen.

Florenz, 1. Nev. Der heutige Monitore Toscanvo ent= hlt cinen Bericht des Ministeriums über die Unterhandlungen mit holländischen Banquiers wegen eines Anlehens. Bekanntlich ha=- ben dieselben sich zerschlagen, und wir erfahren nun, daß diefe Herren geneigt waren, der toskanischen Regierung dreißig Millionen auf den Ertrag des Tabacks-Monopols auf eine gewisse Reihe von Jahren vorzustrecken. Die Ratifizirung des Vertrages von Seiten des brüsseler Hauses ließ jedoch vergebens auf sich warten, und da unscre Regierung es gegen ihre Würde hält, si diesfällig in weitere Unterhandlungen einzulassen, hat sie dagegen beschlossen, 5proz. Staatsschuldscheine im Betrage von dreißig Millionen Lire, jeder zu tausend Lire, auszugeben, deren JZnteressen jedes halbe Jahr, am 30. Juni und 31. Dezember entrihtet werden sollen. Sémmtliche Tresorscheine müssen bis zum Jahre 1875 amortisirt sein, zu welchem Behufe jährlih eine gewisse Anzahl durchs Loos gezogen wird, und diejenigen, welche die Reihe trifft, erhalten außer rem cingezahlten Kapitale eine Prämie von einem Zehntel dieses Kapitals. Zur Tilgung der Schuld, wie zur Zahlung der JInter= essen, sind jährlich 2,200,000 Lire von den Einnahmen aus dem Tabaks=Monopol bestimmt.

Spanien. Madrid, 31. Okt. (Köln. Ztg.) Gestern hieß es, das Ministerium Narvaez habe abgedankt und Isturiz sei mit Bildung cines neuen Kabinets beauftragt. Das Wahre an der Sache ist Folgendes: Als die Königin aus dem Theater kam, fand sie die Minister ihrer wartend, und Narvaez, sie anredend, sagte, daß es bei jeßt begonnener Cortes - Session für die Minister von Wichtigkeit sei, von ihr selbst zu vernehmen, ob sie wirklich ihr Ver- trauen besäßen, ohne welches sie unmöglih mit Erfolg handeln föunten, und welches sie, gewissen Gerüchten zufolge, verloren hât- ten, Narvaez schte hinzu, daß er und seine Kollegen sofort ab= treten würden, wenn an diesen Gerüchten etwas Wahres sei. Die Königin, solchen Besuch zu solcher Zeit nicht erwartend, sprach ihre Ueberraschung aus und versicherte wiederholt und aufs bestimmteste, daß ihr Vertrauen auf das Ministerium vollständig und unbedingt, daß alle verbreiteten Gerüchte unbegründet und wahrscheinlich von Feinden ihrer Ruhe erfunden seien. Die Minister begaben sih zu= frieden nach Hause. Jm Senate befragte heute Herr Pena Aquayo das Ministerium aus Anlaß der erwähnten Gerüchte, worauf Nar= vaez über die Konferenz mit der Königin berichtete und förmlich er-- flárte, daß das Kabinet noch das volle Vertrauen Jsabella?s besige. Troßdem glauben gut unterrichtete Personen, daß die aus der kiß- lichen Palastfrage crwahsenden Schwierigkeiten bald eine Abände= rung des Ministeriums herbeiführen werden. In der Deputirten- Kammer sind die Secretair - Wahlen auf zwei Gemäßtgte und zwei Progressisten gefallen.

Mrdrtd, (Fr. Bl.) Der König hat ausdrücklich erklärt, daß er keinen Hofball besuchen wird, um nicht mit der Kö= nigin Mutter zusammenzutreffen. Man hofft, daß die Frage we=- inneren Verwaltung des Schlosses bald geregelt wer=

Nov.

aen der den wird.

Es i möglich, ja wahrscheinli, daß eine Anfrage, an den Minister - Präsidenten gerichtet, demselben die Gelegenheit darbieten

d, morgen in den Cortes dieselbe fategorische Erklärung in Be= ug auf das Zutrauen der Königin abzugeben, wie er es im Se- nat gethan. Schon übermorgen werden den Cortes von Seiten des Ministeriums bedeutende Geseß-Vorschläge vorgelegt werden.

3yroz. 27%.

Man fagte am 29sten v. M. zu Barcelona, daß das Dampf- {if „Castella“’, das nach Neapel bestimmt is, unserer italienischen Epyeditions-Armce den Befehl überbringe, zurückzukehren.

Auch in Spanien sind jeßt, wie in Frankreich, die Poststempel eingeführt, mittelst deren man Briefe frankiren kann.

Portugal. Lissabon, 30, Oft, (K. Z.) Das Programm der Opposition is vor furzem erschienen. Die Veröffentlichung desselben bezweckt die Bildung eines Wahlmodus und die festere Organisation der Partei. Zur Erreichung dieses Zweckes soll in der nächsten Woche cine Versammlung abgehalten werden. Unterzeichnet ist das Aftenstück von 31 Perfonen, unter Anderen von den Grafen Antas, Bomfil , Mello und Villa - Real , dem Marquis von Loulé, Julio Gomes, Passos und anderen Scptembristen, Silva Cabral seßt in dem unter scinem Einflusse stehenden Journal Estandarte die Opposition gegen das Kabinet seines Bruders, des Grafen von Tho- mar, in so entschiedener Weise fort, daß kaum irgend Jemand an ein ge- heimes Einverständniß zwischen beiden Brüdern glaubt, Costa Ca- bral hat vor einigen ‘Tagen einen im Ministerium des Jnnern angestellten Beamten entlassen, scheinbar aus keinem anderen Grunde, als weil derselbe ein persönlicher Freund seines Bru- ders war.

Die Nachricht von der Ermordung des Gouverneurs von Ma- cao hat hier eine traurige Sensation erregt. Männer aller Par- teien stimmen darin überein, daß seine Ernennung zu jenem Posten cin Mißgriff war. Amaral galt für ein tüchtigen See - Offizier, aber au für einen jähzornigen Charakter, eine Eigenschaft, welche ihn für cine so delikate Stellung, wie die war, dié. er 41S cao einnahm, nicht besonders tauglich erscheinen ließ.

opel, 27.,Okt. (Wandr.) Es sind so

R fendi aus Sk. Petersburg angelangt,

eben Nachrichten von Fuad-E