1881 / 170 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Jul 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Oesterreich-Ungarn. Prag, 21. Juli. Der Kron- prinz Rudolf ist mit der Kronprinzessin Stephanie heute Abend nah Hellbrunn bei Salzburg abgereist.

Pest , 20. Juli. Jn Angelegenheit der Zollfrage wird, wie der „Pester Lloyd“ erfährt, ein im August abzuhaltender Ministerrath das Programm der Regierung entwerfen. Vor- aussihtlih werde dieses Programm die Zollrevision und die Zollerhöhungen zur Grundlage . nehmen, jedoch mit bedeuten-

den Kompensationen zu Gunsten der ungarischen Einnahmen. -

Jm nächstjährigen Ausgabenbudget erscheinen größere Posten eingestellt für Haide lde und Jndustrie- zwedcke. Es werden zahlreihe Schulen organisirt, beispiels- weise eine Schule für Müller, eine für Branntweinbrenner, für Hufeisenbeshlagung, für landwirthschaftlihe Maschinen 2. Außerdem isst das Budget genügend dotirt mit Hülfs- summen für Gewerbetreibende, mit Unterstüßungsgeldern für Uebungs- und Wiederholungsschulen und für folhe Gewerbe- gehülfen, welche zum Behufe der weiteren Ausbildung auf Kosten des Staates in das Ausland gesendet werden. Dcm „Pester Lloyd“ zufolge soll die Regierung die neuerdings angesuchte Konzession zur Vornahme der Vorarbeiten für mehrere von Budapest nah dem Westen projektirte Ba hn- linien mit dem ausdrüdlichen Bemerken ertheilt haben, daß hieraus durchaus keinerlei Consequenzen bezüglih der Bau- konzession gezogen werden können. Dieser Vorbehalt soll lediglich in dem Wunsche der ungarischen Regierung seinen Grund haben, bezüglih dieser wichtigen Linien, welche die Fortseßung sowohl des heutigen ungarischen Staatsbahnnetes als auch der Budapest-Semliner Bahn nach der für Ungarn wich- tigsten westlichen Exportrichtung bilden sollen, bis auf weiteres vollkommen freie Hand zu behalten. Aus Anlaß der bevor- stehenden Regulirung des Theiß-Flusses in der unteren Strecke hat das Torontaler Comitat eine Petition an den Reichstag beschlossen, in welcher die drückende und gefahrvolle Lage, in welche die Bevölkerung des unteren Theiß: Thales unverschuldeter Weise gerieth, geschildert und gebeten wird, daß auch die an der TRiß, an der Maros, Temes, Béga, Berzava und Rojga wohnende Bevölkerung von Seite des Staates derselben Begünstigung theilhaftig werde, wie andere Gegenden des Landes, daß nämlich die Fehler sämmtlicher biéheri- gen Negulirungen auf Staatskosten korrigirt werden und zwar von Seite des Staates in eigener Regie, niht aber unter der Administration der verschiedenen Richtungen befolgenden einzelnen Flußregulirungévereine. Es wird ferner um Her- stellung genügender Flußdurchstihe unterhalb Szegedin und um Vertiefung und Verbreiterung des Theißbettes bei der Einmündung in die Donau, sowie um Anwendung des Re- servoirsystems bei den Flußregulirungen gebeten. Diese Pe- tition wurde, wie die „Ungarische Post“ berichtet, mit dem Ersuchen um Unterstüßung auch den-Komitaten Bacs-Bodrogh, Csongrad, Arad und Temes, ferner den Städten Szegedin, Arad, Temesvar und Pancsova mitgetheilt.

Belgien. Brüssel, 21. Juli. (Cöln. Z.) Die De- putirtenkammer hat heute das Branntweinsteuergeseß mit 67 gegen 8 Stimmen angenommen und sih dann bis zum 3. August vertagt.

Großbritannien und Jrland. London, 22. Juli.

(W. T. B.) Jm Unterhause erwiederte heute auf eine bezüg- liche ar e YMc' Coans Gladstone, in der Angelegenheit

Midhat Paschas habe die Regierung kein Recht zur Jnter- vention gehabt, sie habe aber geglaubt, daß im Srievéf der Humanität, sowie im eigenen Fnteresse der Türkei und An- gesichts der öffentlihen Meinung in Konstantinopel und in Europa Vorstellungen erwünscht sein könnten. Sie habe deshalb den Botschafter Lord Dufferin am 4. Juli angewiesen, zu Gunsten der Nachsicht und Mäßigung in der vertraulich- sten, delikatesten und wirksamsten Weise Vorstellungen zu machen. Lord Dufferin habe sich dieses Austrags in der takt- vollsten Weise entledigt. Die englische Regierung zweifle nicht, daß Nachsiht und Mäßigung Europa befriedigen und den Interessen des Sultans und der Türkei zur Förderung dienen würden.

23. Juli. Ju Unterhause sind die bei der Einzel- berathung der irishen Landbill gestellten, von der Re- ns aber beanstandeten Amendements sämmtlich abgelehnt worden.

(A. C) Eine an das Judishe Amt in London ge- rihtcte Depesche des Vizekönigs meldet unterm 19. d.: „Der Agent in Kandahar {reibt daß die Sirdars Muhammed Hashim und Muhammed Hasan mit Kavallerie Naozad erreicht haben. Sartip Mir Mahomed kam mit zwei Regimentern und 6 Kanonen am 13, d. in Washi an. Ayub Khan soll, wie cs heißt, in Bakma sein, aber dies bedarf der Bestätigung. Die Streitmacht des Emirs Abdurrahman am Helmund be- steht aus 5 Regimentern Jnfanterie, 2 Regimentern Kavalle- rie, 1000 Kasdadars, 16 Kanonen und 500 Berittenen aus Kelat und Kandahar.“

_— Dem „Standard“ wird aus Durban gemeldet, daß in Basutoland eine Schwierigkeit cntstanden ist. Einer der Pondo-Könige überließ der Kapregierung ein Stück Land an der Mündung des Flusses St. John, wo die Kolonialbehörden eine kleine Station nebst Fort errichteten, und seitdem das Recht beanspruchen, die für die Eingeborenen im Jnnern be- stimmten Waaren zu besteuern. Die Pondos bestreiten dieses Recht und lösten die Fracht eines Fahrzeugs vom Kap, ohne die von ihnen verlangten Zölle zu entrihten. Die Lokal- behörden haben an die Kapregierung appellirt, die in der Sache unverzüglich einschreiten wird.

Die englische Garnison in Transvaal besteht gegenwärtig aus 4 Regimentern Kavallerie, 3 Batterien, 2 Compagnien Genietruppen, 9 Bataillonen und 5 PLOmpagen

Infanterie, im Ganzen aus 11 677 Mann aller Waffen- gattungen.

__ Frankreich. Paris, 21, Juli. Das Amtsblatt ver- öffentlicht das Gese, welches die gegenwärtig in Krast be- stehenden Handelsverträge und -Konventionen vom 8. November 1881 an auf drei Monate verlängert. Wie die „Agence Havas“ meldet, ist der sranzösishe Ko nsul in Stuttgart (Marquis de Nipert Monclar) außer Thätig- keit gesezt worden, weil er am 14. d, versäumt hat, das Se der Republik durch Aufhissen seiner Flagge mit- zuseiern. G ..

%22. Juli. (W. T. B.) Der Senat hat heute das Gesey über die Armeeadministration mit einigen Ab- änderungen genehmigt.

Dem Vernehmen nach wird die Expedition, welche bei Beginn des Herbsies sich gegen Bou Amema in Be- wegung seyen soll, aus drei verschiedenen Kolonnen bestehen,

deren erste 2500 Mann zählen und von Saida auê- gehen würde. Die zweite aus 1200 Mann bestehende Kolonne würde Sebdou, die dritte, gleihfalls 1200 Mann gr Kolonne, würde Géryville zum Ausgangspunkt haben. lle drei Kolonnen würden sih- in der Gegend von Ksour vereinigen und dann bis Figuig vorgehen. Die Expeditions- truppen follen aus bereits in Algier afklimatisirten Truppen- theilen bestehen und in ihren bisherigen Garnisonen durch aus Frankreih nahgeshobene Truppen erseßt werden. In der vergangenen Nacht wurde in der Gegend von Lyon und Grenoble ein Erdbeben verspürt.

283. Juli. Der französishe Admiral in Sfax unter- handelt gegenwärtig mit den Führern der dortigen Ein- gesessenen, welhe sh vielfkah weigern, die Stadt wieder zu betreten, aus Furcht vor dort noch befindlihen Jnsur-

genten. Solche werden fortgeseßt in Kellern versteckt auf- gefunden.

Dem „Temps“ wird aus Tunis vom 20. d. u. A. telegraphirt :

„JÎn S fax {ossen während mehrerer Tage die Einwohner aus den Häusern auf unsere Soldaten. Man suchte überall nah, und es kam etliche Male vor, daß fanatisirte Sfaxrier si lieber tödten ließen, als daß sie sih ergeben hätten. Aus Keruan wird berichtet, daß die Vlaß unsere Truppen erwarten und ih auf den Kampf vor- bereiten. ie rufen alle Stämme zu den Waffen. Die A der treu gebliebenen Stämme sind in großer

erlegenheit und wünschen die Franzosen herbei, damit diese den Sahel (die Küstengegend) beseßten. In Tunis hat die Nachricht von der Einnahme von Sfax eine gute Wirkung geübt, aber auf dem flahen Lande herrsht allgemeiner Schreckea wegen der räuberischen Veberfälle. Die Karawanen werden ausgeplündert und Niemand ist mehr seines Lebens und seiner Habe sicher.“

Einem Telegramm desselben Blattes aus Saida 20. Juli, entnehmen wir Folgendes : „Die Umgebung der Stadt in einem weiten Umkreise scheint ruhig. Der Stamm der Hassassua hat eine Petition eingereicht, um dem Civilgebiete einverleibt zu werden. Von den arabischen Reitern der Region, sonst 4000 an der Zahl, sind nur 1000 beibehalten und zwei Drittel davon der Militärbehörde zur Verfügung gestellt worden, während die übrigen die Silos an den Grenzen des Tells zu bewachen haben. Die Nachrichten über die Zwistigkeiten im Lager Bu-Ame- mas werden von verschiedenen Seiten bestätigt. Donnerstag, den 14, wurde der Oberst Brunetière 50 km von Tiaret am Fuße des Berges Nador bei Sonnenaufgang seiner ansichtig. Er seßte ihm nah und verhinderte die Truppen des Mara- buts am Tränken ihrer Thiere, so daß dann mehrere todte Pferde, auf der Straße liegend, gefunden wurden, aber als Bu-Amema in Ogla-Sidi-Abdurahman Halt machte, waren die französischen Sol- daten zu ershöpft, um ihn zu erreichen. Noch in der Nacht brach er wieder auf, und der Oberst Brunetière folgte ihm, aber immer in derselben Entfernung. So wverging der Freitag und der Sonnabend, an welchem Tage er westlich von Lamiat rastete. Dort brach zwishen Bu - Amema und seinen Anhängern heftiger Streit aus. Die Einen wollten soglei{ nach dem Süden zichen, während Andere eine Razzia vorschlugen, welche zwischen Saida und Tagremaret vollzogen werden sollte. Der Marabut willigte in das Unternehmen, zog h aber wieder zurü, als er hörte, daß die Colonne des Obersten Swiney um die Brunnen von Tircin ihr Lager aufgeschlagen hatte. Er wandte sich nun nach Süden und bezog die alten Lagerpläte, die er vor dem Angriffe der Kolonne Innocenti auf ihrem Marsche nah Schellabad einnahm.“

Griechenlaud. Der „Pol. Corr.“ gehen aus Arta folgende, vom 8. d. datirte Mittheilungen zu: | „Sowohl die intexnatignale Kommission zur Leitung der Ge- bietsübergabe, wie auch jene zur definitiven Feststellung der Grenze find am 2. Juli, 6 Uhr Mordens, mit dem Dampfer „Iris“, wel- chem ein türkishes Kriegs\chiff das Geleite gab, in Salagora, dem Hafenplate für Arta und Janina, angelangt. Salagora ift nur eine Zoll- und Sanitätsstation, welche ein kleines Fort besitzt. Von dort aus beginnt die Fahrstraße nah Arta, welche vollkommen eben ift und an den zwei Seen von Logara und Tsc{ukali vorüberführt, die sie allein von einander trennt. Die europäishe Kommission reiste noch an demselben Tage gegen Mittag von dort ab und traf um 3 Uhr Nachmittags in Begleitung eines tscherkessischen Offiziers und 50 tscerkessisher Reiter hier cin. Vor der vielbogigen, aus Stein gebauten Brücke über den Arachthon, war zum Empfange der Kom- mission die türkische Garnison aufgestellt, während diesseits des Flusses noch eine weitere Truppenabtheilung, die Lokalbehörden, der Pascha und der Stellvertreter des griecis{chen Metropoliten von Arta Auf- stellung genommen hatten. Nah Begrüßung derselben wurden die Kommissionsmitglieder nah Nationalitäten in die son früher für sie vorbereiteten Wohnungen geführt. General Sir E. B. Hamley mit den übrigen englischen Delegirten wurden in dem \{önsten, dem Griechen Karapanos gehörigen Hause Artas untergebraht. Der Einzug der Kommission in die Stadt war wirklich erhebend, wiewohl die grie- chishe Bevölkerung, welche die entschiedene Mehrheit bildet, denn sie zählt etma 6400 Seelen, ibrer Freude über die Ankunft der Kom- mission nit so, wie sie es gerne gewollt hätte, Ausdru geben konnte, weil die türkischen JInfanteristen fie mit ihren Kolben, die tscber- kessisben Reiter mit ihren Sc{wertern daran zu hindern drohten. Von den 8000 Bewohnern Artas find 800 Muhamedaner und 800 Juden. Eine alte Akropolis und ein kleines, erst jüngst mit einer Kanone armirtes Fort beherrschen die Stadt. Die Straßen der Stadt sind breit, rein gehalten, durchwegs asphaltirt und baben nach türkischer Sitte ein höher gelegenes Trottoir. Straßen wie hier begegnet man in anderen türkishen Städten mit der gleichen Einwohnerzahl nur äußerst selten. Auch an Wasser kennt man hier keinen Mangel, denn obwohl das Flußwasser vollkommen trinkbar ist, liefern noch an siebenzig Brunnen ein gutes Trinkwasser. Einen malerischen Anblick gewährt, von der Brücke aus gesehen, die Kirche zur trostreiden Jungfrau, die, auf einer Anhöhe erbaut, ein präcbtiges Denkmal byzantinischer Kunst ist, Nab dem Austauscbe gegenseitiger Besuche trat die Kommission am Nachmittage des 3, Juli, cinem Sonntag, zu einer ersten Sitzung zusammen, welher am folgenden Tage zwei weitere Sitzun- gen folgten, worauf gegen Abend dem türkishen General Pidajet Pasha und dem grichishen Delegirten General Saputzakis der Bes{luß der Kommission, betreffend die Okkupation des Dorfes Dimario und die Räumung desselben Seitens dec türkiscben Truppen zur Kenntniß gebracht wurde. Dienstag, den 5. Juli, ver- fügten sih als Abgesandte der Kommission der englische Oberst Clery, der französische Kapitän Meyniel und der griechishe Hauptmann Konstantinides zu den beiderscitigen Armeen. An demselben Tage selte sih das an der alten Grenze stationirte zweite griechis{che Jäger- Bataillon unter dem Kommando seines Majors Nikolaus Tíserulis in Bewegung, überschritt die Grenze und besetzte das vorgenannte Dorf, nachdem fich die dort garnisonirenden türkisben Truppen nah Ober-Peta, einem unweit von Arta gelegenen Dorfe, zurückgezogen hatten. Di- mario ist ein griechisches Dorf mit 300 Einwohnern. Am 5. Juli bielt die, Kommission abermals cine Doppelsitung, worauf den zwei O der Beschluß der Kommission, betreffend die Räumung von Arta und somit der gesammten ersten Sektion der zedirten Gebiete zur Kenntniß gebracht wurde. Der Beschluß wurde dem in Menidion stehenden Ober-Kommando der griechischen Armee noch um Mitternacht mitgetbeilt, und es setzten sich sonach die griebischen Truppen aw folgenden ‘Morgen von Menidion aus nach Annina und von Annina nah Arta in Be- wegung, dessen Beseuuung Schblag 25 Uhr Nacbmittags dur eine kleine Abtheilung griehisher Truppen mit, dem Offizier Ketaki an der Spitze begann, welcber nach und nach andere kleinere Abtheilun- gen folgten, bis um 4 Uhr Nachmittags das Gros der Okkupations- truppen mit dem Ober-Befehlshaber, General Skarlatos Soutos an der Tête, bestehend aus vier Infanterie-, einem Genie-, einem Gebirgs-

| von Dr,

Artillerie-Bataillon und einer Escadron von 590 Reitern, seinen Ein- zug hielt.“

Türkei. Konstantinopel. Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier unterm 19. d. gemeldet: Die Pforte erwartet Aufklärungen von der Grenz-Abstehungskommission in Betre des türkischen Zollhauses an der Brücke von Arta, um viel Frage zu regeln. Die Kommissarien sind jeßt mit der Tra- cirung der Grenze in der zweiten Zone beschäftigt, die, da sie gewisse Schwierigkeiten darbietet, einigen Verzug ver- ursachen dürfte. Nichtsdestoweniger wird die mit der Ueber- wachung der Uebergabe des an Griechenland abgetretenen Territoriums betraute internationale Kommission am 5, August zur Wiederaufnahme ihrer Aufgabe abreisen.

Amerika. New-York, 20. Juli. (Allg. C) Roberts, der Gouverneur von Texas, hat es abgelehnt, eine Aufforderung zu erlassen, worin ein Danksagungstag für General Garfields Wiedergenesung anberaumt wird, wie dies von dem Gouverneur von Ohio vorgeschlagen worden. Er begründet seine Weigerung damit, daß er es für widersinnig halte, eine Aufforderung zum Gottesdienst zu erlassen in einem Lande, wo Kirche und Staat getrennt gehalten werden, obgleich er nicht zweifelt, daß dieTexaner ebenso inbrünstig für denPräsidenten beten werden als irgend ein anderer Theil der B:völkerung der Vereinigten Staaten. Jn Dallas wurde gestern eine öffentlihe Versammlung abgehalten, in der Resolutionen zur Annahme gelangten, welche die Handlungëweise des Gouver- neurs mißbilligen und erklären, daß der von den Gouver- neuren anderer Staaten anberaumte Danksagungstag .auch in Texas beobachtet werden solle. Viele texanischen Blätter tadeln gleihfalls den Gouveneur und bemerken, daß er mit dem von ihm eingeshlagenen Verfahren unter den Staaten- Gouverneuren allein dastehe.

22. Juli. (W. T. B.) Die republikanischen Mitglieder der Legislatur des Staates New-York haben die zwischen verschiedenen Gruppen der Partei bestandenen Mei- nungsverschiedenheiten ausgeglihen und Lapham an Stelle Conklings zum Senator der Vereinigten Staaten gewählt.

Asien. Teheran. Eine Reu!ershe Depesche meldet von hier unterm 20. ds.: Musa Pascha hat den Befehl er- halten, sich nah der Grenze zu begeben, um Abdul Kader und Sadik, die Söhne des Kurdenchefs Obei Dullah gefangen zu nehmen und nach Konstantinopel zu senden. Jn der Provinz Azerbaidjan, wo die Regierung Ala:ed-Daulechs große Fähigkeit entwickelt, herrs{cht Ruhe. Der Gouverneur befindet sich gegenwärtig in Urmia, und is} in jüngster Zeit mit der Wiederinstandseßung der Forts und Verstärkung der Grenzvertheidigungsmittel beschäftigt gewesen. Es ist wenig Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden, daß Muzaffer-ed-Die, der Thronerbe, vor Ende des Jahres hierher zurückehren wird. Sipah Salar Azem Hussein Khan wird in Kurzem in Mesched erwartet, um Rouku:ed-Daruleh, den Bruder des Schahs, als Gouverneur von Korassan zu erseßen. Der Schah hält sih gegenwärtig im Gebirge unweit Demavend auf. Massud Mirza Zil -es-Sultan, der ältcste Sohn des Schahs, ist, neben seinen anderen Aemtern, auch zum Gou- verneur von Kermanschah ernannt worden, und regiert jeßt mehr als hal» Persien. Fm ganzen Lande sind Aussichten auf eine ergiebige Ernte vorhanden.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 14. Juli. (Pol. Corr.) Nach hier eingelangten Nachrichten wurde der katho- lishe Bischof von Massuah, Msgr. Touvier, auf einer Rund- reise zur FJnspizirung dex fatholischen Missionen in Abyss\i- nien, während er in der Missionskirhe in Alithiena die Messe celebrirte, gleichzeitig mit den Lazaristen- Missionären Klement, Coulgon, Barthès und Rouhé von einer Schaar Abyssinier überfallen und gefangen genommen. Die Abyssinier plünderten die Kirhe und die Wohnungen der Lazaristen und steckten dieselben sodann in Brand. ie Ge- fangenen wurden ihrer Kleider beraubt u"d ins Jnnere des Landes abgesührt. Es ist noch nicht bekannt, ob die ener- gischen Schritte des französishen Konsuls in Massuah beim Könige von Abyssinien von Erfolg begleitet waren.

Die Nr. 29 des Centr al-Blatts für dasDeutsche Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Zoll- und Steuerwesen: Bestellung von Stations-Coutroleuren. Marine- und Schiffahrt: Bestimmungen, betreffend die Statistik des Verkehrs auf den deutshen Wasserstraßen. Post- und Telegraphen- wesen: Uebersichtskarte des Weltpostvereins mit Angabe der über- secischen Postdampfschiffslinien. —- Konsulatwesen: Ernennung; Erequatur-Ertheilung. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Nr. 37 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen : vom 15. Juli 1881. Beitritt von Guatemala zum Weltpostverein, Vom 16. Juli 1881, Ermäßi- gung des Portos für Packet- und Geldsendungen nah und aus Groß- britannien und Jrland bei der Beförderung über Hamburg. Vom 14. Juli 1881. Versendung von Drucksachen unter Band nah Ruß- land. Vom 16. Juli 1881. Verwecselung der Ortsnamen Lud- wigshafen in der Pfalz und Ludwigshafen am Bodensee bei Leitung der Postsendungen.

Archiv für Post und Telegraphie. Beibeft zum Amts- blatt des Reichs-Postamts. Herausgegeben im Auftrage des Reichs- Fosamis, Berlin, Juni 1881. Nr. 13. Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Das Bauwesen der deutschen Reichs-Post- und Telegraphen- Verwaltung. Die Einführung des Postpacketbeförderungédienstes im inneren Verkehr des Königreichs Jtalien. Mittheilungen über Reichspost, Fernsprecher, Phonograph und Luftschiffahrt im 17. Jahr- hundert. Geschichte der Regentschaft Tunis. Kleine Mitthei- lungen: Postsparkassen in England. Scbiffseisenbahn über die Landenge von Panama. Flaschenpost. Literatur des Verkehrés- wesens : Leitfaden der geographischen Verkehrslehre für Schulen und zum Selbstunterribt. Supplement zu E. v. Seydlitz's Geographie Philipp Paulits{ke. Jllustrirt durch 10 Kartenskizzen. 108 9%, Breélau bei Ferdinand Hirt. 1881, Zeit Arten U ersGan,

—— Die Nr. 29 des Deut swenHandels-Archivs, Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Abänderung des Regulativs, betreffend die Steuerfreiheit des Branntweins zu gewerb- lien Zwecken. Ermächtigung Freier Zollftellen zur Abferti- gung von Waaren der Nummern 41 d. 5 und 41 d, 6 des Zolltarifs. Italien und Rumänien: Konsular- und Niederlassungsvertrag zwischen Italien und Rumänien. Berichte: Deutsches Reih: Zur Hebung des deutschen Ausfuhrhandels, Berlin (Geschäftsempfeb- lungen für Brasilien). Niederlande: Groningen (Handelsbericht) Samoa- und Tonga-Inseln: Handelsbewegung im Jahre 1880. =—- Mexiko: Handeléberiht aus Guaymas für 1880,

Annalen der P Prograp pte und Maritimen Meteorologie. Organ des bhydrographishen Amts und der Deut- \chen Seewarte. Herausgegeben von dem hvdrograpbishen Amt der Kaiserlichen Marine. Neunter Jahrgang. 1881. Heft VI, Snbalt: Ueber die Berewnung des wahrscheinlihsten Chronometerganges aus einer Reihe von Standdeobachtungen und über Gewichtsbestimmungen

aus Standesunterschieden der Chronometer. Von Prof. Weyer in Kiel. Bodengestaltung des Golfs von Mexiko. Die geo- graphische Vertheilung und Bewegung der barometris{en Minima über Nordwest und Mitteleurop@ in den Jahren 1876—80. Aus den Reiseberihten S. M. Aviso „Loreley“, Kapt.-Lieutenant von MWietersheim: 1) Einige Bemerkungen über das Erdbeben von Chios im April 1881; 2) Physisch-ozeani]de Beobachtungen bei Chios. Aus den Reiseberihten S. M. S. „Victoria“, Korv.-Kapt. Valois: 1) Rhede von Freetown und Küste zwishen Freetown und King Williams Town, 2) Wind- und Stromverbältnisse auf der Reise von den Kap Verdeschen Inseln bis Bahia, April 1881. Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Fe- bruar 1881. Aus den Reiseberihten der Bark „Oberbürgermeister von Winter“, Kapt. Scheibe. (Mittheilung von der Deutschen See- warte.) 1) Hafen von Troon, Westküste von Schottland, 2) Hafen von Doboy, Georgia, Ver. St. Aus den Reiseberichten der Vark „Van den Bergh“, Kapt. B. Rehberg. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) Hafen von Aux-Cayes auf Haiti. Ver- gleichende Uebersicht der Witterung des Monats März 1881 in Nordamerika und Centraleuropa. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). Kleine hydrographische Notizen. Tabellen. Kartenbeilagen.

Nr. 19 des Eisenbahn-Verordnungs-Blatts, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 27. Juni 1881, betr. Bewilligung freier Fahrt an Abtheilungs- baumeister und Sektionsbaumeister, vom 30. Juni 1881, betr. Feststellung der Bauprojekte, Inbetriebnahme und polizeiliche Beauf- sichtigung der für industrielle, bergbauliche oder ähnliche Zwecke be- stimmten, an eine Staats- oder unter Staatsverwaltung stehende Cisenbahn anschließenden Privatgeleise, vom 7. Juli 1881, betr. Einstellung von Nichtrauchercoupes in die Personenzüge, vom 9, Juli 1881, betr. Durchfahrtsprofile der Zechenbahnen, vom 11. Juli 1881, betr. Beförderung von Kleinvieh ohne Beigabe ines Begleiters, vom 12. Juli 1881, betr. Bekanntmachung von Fahr- planänderungen, vom 12. Juli 1881, betr. Abonnementskarten für Schüler, vom 13. Juli 1881, betr. Feststellung der Amtsfkautionen, vom 13. Juli 1881, betr. Abänderungen und Ergänzungen des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 13. Juli 1881, betr. Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Dester- reich-Ungarn. Nachrichten.

Das Centralblatt der Bauverwaltung, herauëgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten (Redaktion: D. Sarrazin und H. Eggert), Jahrgang I. Nr. 17 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Personalnachrihten. Preußischer Beamten-Verein. Nichtamt- liches: Kanalisirung der Unterspree von den Damm-Mühlen in Ber- lin bis Spandau. (Schluß.) Von der Patent- und Musterschuß- Ausstellung in Frankfurt a. M. 111. (Schluß.) Die medizinischen Lehrinstitute der Universität in Halle a. S. Sicherhcitsmaßregeln für Theater. Vermischtes: Hermann Nicolai {. Boissonet- Stiftung. Viehrampe für Kopf- und Seitenverladung in zwei Etagen. Technische Hochschule in Berlin. Technische Hocbschule

in Hannover, S l Hest 7 und 8 (Jahrg. XRXRI.) der Zeitschrist für Bauwesen, herausgegeben im Ministerium der öffent- lihen Arbeiten. Redaktions-Kommission: H. Herrmann, Ober- Baudirektor, Fr. Hitzig, Geheimer Regierungs-Nath, I. W. Schwed- ler, Geh. Ober-Baurath, O. Baensch, Geh. Ober-Baurath, H. ODberbeck, Geh. Ober-Baurath. Redacteur: F. Endell, Negierungs- und Bau- rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, (Berlin, Verlag von Ernst u. Korn Gropiusshe Bucy- und Kunsthandlung) hat folgenden Inhalt: Originalbeiträge: Das Königliche Regierungs- gebäude zu Königsberg i. Pr.,, mit Zeichnungen auf Blatt 1 bié, 9 im Atlas, von Herrn Regierungs- und Baurath F. Endell in Berlin. (Fortseßung statt Schluß.) Die Märkte von London, mit Zeiche nungen auf Blatt 45 bis 49 im Atlas, von Herrn Negierung8-V au- meister J. Hennicke in Berlin. (Schluß folgt.) e Die Deiche am Niederrhein, mit Zeichnungen auf BVlaít K. im Text, von_Herrn Professor J. S{lichting in Berlin. (Schluß folgt.) Studien über die Gestaltung der Sandküsten und die Anlage der Seehäfen im Sandgebiet, von Herrn Regierungs-Baumeister H. Keller în Berlin. (Fortsetzung.) Mittheilungen nach amtlichen Quellen: Die Staatébahnstrecke Oberlahnstein-Coblenz-Güls, insbesondere die Brücken über den Rhein oberhalb Coblenz, über die Mosel bei Güls und über die Lahn oberhalb Niederlahnstein. I. Die Rheinbrücke der Staatsbahn bei Coblenz, mit Zeichnungen auf Blatt 20 bis 28 im Atlas und auf Blatt E. bis H. im Text. (Fortseßzung.) Der Amsterdamer Seekanal, mit Zeichnungen auf Blatt 43 und 44 im Atlas und auf Blatt J. im Text, Reiseberiht des Herrn Reaierungs- Baumeister W. Kuntze in Pillau. (Scbluß.) Verzeichniß der im preußishen Staate und bei Behörden des Deutschen Reiches ange- stellten Baubeamten. (Ende Mai 1881.) Literatur: Das obere Fellagebiet im Kanalthale in Kärnthen und die dortigen Wasser- bauten, mit Untersuhungen über Steinkisten und Thalsperren von Martin Kovatsch, Dozent der K. K. technischen Hocbscbule in Brünn. Wien 1881. Die Rutschungen, ihre Ursachen, Wirkungen und Be- bebungen. Von Ludw. E. Tiefenbacher, Ingenieur, Wien 1880,

Von der im Verlage von Ernst u. Korn hierselbst ersceinen- den „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen- wesen im Preußischen Staate, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten“, liegt jeßt das dritte Heft des XXIX. VBan- des vor. Dieses Heft hat folgenden Inhalt: A. Verwaltung : Ge- seße, Verordnungen, Ministerialerlasse und Verfügungen. Kom- mission zur Untersubung und Prüfung der Sicherheitémaßregeln gegen s{lagende Wetter. B. Abhandlungen: v. Groddeck: Ueber die Erzgänge bei Lintorf. Mohs: Das Abteufen des Carlshabtes auf dem VBraunkohlenbergwerke Alexander _bei Förderstedt. Tecklenburg: Ueber die Bohnerze în Rheinhessen. Weißleder: Beschreibung der mascinellen Rätteranlage auf den Deden-Schächten der Königliden Steinkobhlengrube Heinitz bei Saar- brücken. Versuche und Verbesserungen bei dem Bergwerksbetricbe in Preußen während des Jahres 1880. Reh: Das Kupfererz- und Salzvorkommen in der Permischen Formation Südrußlands. C. Lite- ratur: Uebersiht des Inhalts der technischen Zeitschriften für die Monate März, April und Mai 1881, Besprecbungen ersctenener Werke. Das vorliegende Heft enthält 31 Holzschnitte im Text und ift demselben ein Atlas beigegeben, welcher die Tafel XI. bis XX1I, umfaßt.

Statistische Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicberungs8- Aktiengesellschaft Abtheilung für Unfallversicherung famen im Monat Juni 1881 zur Anzeige: 19 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 6 Unfälle, in Folge deren die Beshädigten no in Lebensgefahr \{weben, 46 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge baben werden, 683 Unfälle mit voraussihtlich nur vorübergehender Erwerbéunfähigkeit; im Ganzen (54 Unfälle, L U

Ueber das Lebensversicherungsgeschäft des Preußi- \{hen Beamtenvereins entnimmt die Monatsschrift für deutsche Beamte der an die Mitglieder der Lebensversicherungé-Abtbeilung ge- rihteten Veröffentlihung der Dircktion, vom 28. Mai d. JI., fol- gende Nachrichten. Beim preußischen Beamtenverein betrug die Prâmien-Ein- Der Geschäftsgewinn nahme der Lebens- in Mark in Proz. der

versicherung Pr.-Einn. 162 918,16 M 77 860,17 M. 23,235 %0 201 335,58 71145,86 ,„ | 35,337 9% 31012596 8 788 82 28,630 % 410233,16 , 138 132,41 33,672

im Geschäfts- jahr

I. 1876/7 11. 1878 111, 1879 IV, 1889

Leßtere

betragen

9/00 des Versicher.- Bestandes

war Ver- Versicher.- | waltungs-

Bestand fosten

ultimo 1879 1879

Bei der

1) Lebens-Versicherungsbank für Deutscbland in -Gotha

2) Lebens - Versicherungs - und

Ersparnißbank zu Stutt- E : gart 151 045 541 373 442 2,47

3) Allgemeine Versicherungs-

Anstalt zu Carlsruhe 90 837 452} 241449] 2,66

Von den übrigen 35 deutschen Lebens-Versicherungs-Anstalten be- tragen bei 10 die Verwaltungskosten von 3,50—5,50 9/0, bei 14 von 6,00—8,50 9/00, bei 6 von 9,50—13,009/00, bei den übrigen 5 An- stalten mehr als 15,009/0o. f Z j j

Dagegen stellt sich beim Preußischen Beamten-Verein Folgendes heraus:

364014 400} 885058] 2,43

war Versicherungs- | Verwal- Bestand tungsfosten ultimo 1879 1879 6 132 000 20231 M. 9052100 , 24133 ITI. 1879 12841950 ,„ 30437 , 23T IV. 1880 17156400 ,„ | 32857 , 1,92

Es ist klar, daß mit weiterem Wachsen des Vereins eine weitere erhebliche Verminderung der Verwaltungskosten eintreten muß, da bei gleichen Verwaltungsgrundsäßen ein großes Institut erheblich billiger zu verwalten ist, als ein kleines. /

Die Geschäftsgewinne des Vereins würden natürli lange nicht die angegebene Höhe erreiht haben, wenn der Verein nicht in der Lage wäre, die großen Kosten des Agenturwesens zu ersparen. Das aber haben wir unsern Zweigvereinen und Lokalausschüssen, deren wir {on Ausgangs 1880 72 zählten, sowie unfern ca. §00 Vertrauens- männern zu danken.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das 7. (Juli-) Heft von Petermanns Mittheilungen (Gotha, Justus Perthes) bringt an der Spitze die Beschreibung einer Reise von Sa-yang in Yünnan nach Bamo in Birma, von dem Ober-Ueutenant G. Kreitner, Mitglied der Erpedition des Grafen Béla Szechenyi. In dieser Arbeit sind namentlich die Erörterungen über den Ursprung des Jrawaddi von geographischem Interesse, von allgemeinerem die ethnographischen Mittheilungen über die Bewohner jener selten durchreisten Länder, die Payü, die Katschin, deren ca. 20 Fürsten so gut wie unabhängig von China sind. Jn der beigegebenen, von dem Verfasser aufgenommenen und ge- zeichneten Karte ist denn auch ihr Gebiet als politisch selbst- ständiges eingezeichnet, obglei die Karte des Generals von Teng-yueh die Katschin als chinesische Unterthanen betrachtet. Nach Kreitner aber läuft die Reichsgrenze Chinas von der Grenzstadt Mayünke (Manwyn) längs des Plateaurandes _nach Norden, mat in der Höhe des, Tschasan cine Biegung nah Osten und fällt dann, die Stämme der Lyssu noch in die Provinz Yünnan einverleibend, mit der Wasserscheide des Lu-kiang und Long-kiang zusammen. Es folgt ein weiterer Brief von Dr. W. Junker über seine Nundreise in dem südlichen Niamniam-Lande, datirt aus Palembata vom 28. Januar d. J. Derselbe schildert die Ueberschreitung des Kiballi-Uélle-Máfua und einen Besuch bei den (Monbuttu- oder) Mangbattustämmen. Junker muß ein ganz besonderes Talent zur freundlichen Verständigung mit den Eingeborenen besitzen, denn er erzählt, er sei häufig von hellen Haufen der Bevölkerung begleitet worden, die sein Verbleiben im Lande sehnlids| wünschten. Auch war der Reisende bei diesen Stämmen wieder mehrfach Friedenéstifter in ausgebrochenen Kriegen. In der Zeit seines zweimonatlichen Aufenthalts im Lande des Häupt- lings Ndorúma (neben dessen Hükten er seine Station errichtet und einen Garten mit europäishen Gemüsepflanzen angelegt hatte, um au cinmal etwas anderes als Ameisen essen zu können) sandten ver- \chiedene Niamniamfürsten Boten zu ihm, um ihn zu veranlassen, ihre Gebiete zu besuchen, denn viele hielten seine Anwesenheit in ihrem Lande für eine Garantie theils gegen das ihnen von früher bekannte Plünderungssystem der durhziehenden Elfen- beinhändler, theils gegen Räubereien der Nachbargebiete. Von allen Gebieten im Niamniam-Reiche hat nur Mbiío, im Osten Ndorúma's, ihm den Zutritt zu seinem Lande verweigert, sein Starr- sinn aber dürfte ihm, wie Junker sagt, in kurzer Zeit theuer zu stehen fommen. Die Mambangá, bei denen er längere Zeit weilte, bieten übrigens ein eigenthümliches Beispiel verhältnißmäßig geordneter staatlicher Einrihtungen und überhaupt einer gewissen Superioritaät vor anderen Negerstämmen, verbunden mit dem sccheußlich|ten Kanni- balismus: bei ihnen und den verwandten Stämmen kommt, wie sich Junker nur andeutend ausdrückt, keine Leiche zur Bestattung, ja in der Regel werden auf Orakelspruch no einer oder mehrere Andere zur Sühne hingemordet, die dann ebenfalls dem Kannibalismus verfallen. Die hydographischen Verhältnisse im Norden des Uelle-Mákua werden nach Junkers Ermittelungen auf der Schweinfurthschen Karte erheb- lie Berichtigungen erfahren müssen. Dr. Gustav Radde bringt in diesem Heft den Bericht über seine Reise nah Talyscb, Aderbeidschan und zum Sawalan (1870—1880) zum Abs{luß. Er s\childert darin u. A. das prachtvolle Mausoleum des Sheikh-Sefi, Stifters der Sekte gleihen Namens, welder mit dem ersten Sefiden Schah-Jsmail dort begraben liegt. Da der über 500 Jahre alte Prahtbau durch Erdbeben bereits gelitten bat und den Einsturz droht, so wäre, nah Radde, die Aufnahme dieser s{önen, reich ornamentirten perjisben Architektur wohl geboten. Zwei tüch- tige Zeichner würten freili ein halbcs Jahr zu thun baben, um die prächtigen Mosaike zu kopiren; Das Hest {ließt mit einer Ueber- sit der amerikanischen Polar - Erveditionen des Jahres 1881, dem geographischen Monatsberiht und der Literatur-Uebersiht.

Das fkürzlich ausgegebene 65. Ergänzungsheft zu Petermanns geographischen Mittheilungen (Gotba, Justus Perthes) führt den Titel: Die Gotthardbahn, Be- \hreibendes und Geschichtliches von H. A. Berlepsch. Diese Mono- aravbie des zum Herbst d. J. der Eröffnung harrenden großartigsten Eisenbahnbaues unserer Zeit behandelt in logiscber Folge die Verhält- nisse, welche das Unternehmen berührten und zum Theil bedingten, also zunächst die geologishen, geognostishen, mineralogishen und hydro- graphischen Verhältnisse, die Pflanzendecke, sowie Geographie, Sta- tistik und Geschichte der von dem Schienenwege durclaufenen Landstrie, der Kantone Schwyz, Uri und Tessin (Größe, Verfassung, Staatsvermögen 2c. 2c.). Besonders anziehend ist im leyteren Abschnitt die Geschichte der früheren Verkehrswege und -Mittel über den Gotthard, (der alte Saumweg, die neuere Gott- hardstraße, das musterhafte Postwesen) und sodann die Entstehungs- geschichte der Gotthardbahn-Idee und ihrer Auéführung (die Staats- verträge, die Eidgenossenschaft, der Bauvertrag mit Favre, Verwal- tungératb, Direktion 2c.). Daß die bei einem fo umfsäanglichen ünter- nehmen außerordentlich wichtige finanzielle Seite, vor Allem aber die enormen Schwicrigkeiten, welche beim Durchstih des berühmten Haupt- tunnels und der Anlage der ganzen, das ungünstigste Terrain durch- s{neidenden Trace zu bewältigen waren, eine eingehende Darstellung gefunden baben, bedarf nit befonderer Hervorhebung. Dem Heft sind 3 Karten beigegeben, welche den Bau der Bahn, die Anlage der Tunnels, die Hôöbenverhältnisse 2c. aufs Sorgfaältigste veran-

4 4 1 L M E En von der Generalverwaltung der Königlichen Museen zu Berlin berauêgegebene «Fü hrer durch die Königlichen Mu- scen* ift jeßt in der Waidmannscen Buchhandlung bierselbst in ¡weiter Auflage erscbienen. Dieser Führer, dessen einzelne Abschnitte von den Leitern der betreffenden Sammlungen nach gemein}amem

Leßtere betragen 9/00 des Versicherungs8- Bestandes 3,30 2,67

Geschäftsjahr

I. 1876/7 IT. 1878

Plane bearbeitet worden ist, gewährt darum eine durcbaus zuver-

lässige und klare Uebersicht über den Bestand der in det Königlichen Museen vereinigten Sammlungen und bietet dem Besucher, welcher zu selbständigen Studien nicht vorbereitet ift oder nit die Muße besfttt, die unecntbehrlichsten Erläuterungen und einen Hinweis auf das Beachtens- wertheste. Die Anordnung {ließt sich zweckmäßig an die räumlichen Folgen der einzelnen Sammlungen an. Die zweite Auflage dieses FUhrers ist entsprechend den scit dem Erscheinen der ersten Auflage, im August vorigen Jahres, vorgegangenen Veränderungen berichtigt und ergänzt und kostet ungeachtet der trefflichen typischen Ausftattung des Buches und des bedeutenden Umfanges von 247 Seiten nur 50 Pfennig. Zu der langen Reibe der in der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sobn hierselbst erschienenen Ge- sichten der Regimenter der deutsben Armeen ist als eine neue Be- reicherung dieser Sammlung von Monographien die Geschichte des „Königlich Bayerischen 4. Infanterie-Regiments König Karl von Württemberg von seiner Errichtung 1706 bis 1806 von C. v. Hoffmann, Oberst und Commandeur des Re- giments“, hinzugekommen. Der Verfasser, der seine Arbeit dem Regimente als Festgabe zum 175. Geburtstage desselben, 6. März 1881, gewidmet hat, bemerkt in dem Vorworte, daß über die Gründungsepoche des Regiments fast nichts, vom vorigen Jahrhundert überhaupt nur äußerst wenig bekannt, bis 1778 sogar nit ein Blatt urkundlichen Materials vorhanden gewesen sei. Er hat si daber um das Regiment wohl verdient gemacht, indem er dur die Erforschung der Gründungsgeschichte der Feier des Regi- ments überhaupt erst sicheren Boden geschaffen, und zugleichß in dem vorliegenden Buche eine reiche Fülle des für die gesammte bayerische Armee gebotenen heeresgescbichtliwen Materials gesammelt hat. In übersibtlicher chronologisher Anordnung ist der über 600 Seiten einnehmende Inhalt in fechs Abschnitte geglie- dert. Der erste Abschnitt scildert die Errichtung des Regiments und den spanischen Erbfolgekrieg mit seinen unmittelbaren Folgen und umfaßt die Zeit von 1706 bis 1716. Die Zeit bis zum Beginn des österreichischen Erbfolgefkrieges von 1716 bis 1740 ist der Gegen- stand des zweiten Abschnitts, während der dritte Abschnitt über den österreichischen Erbfolgekrieg (1741—1748) selbst berichtet. Der IV. Abschnitt beschäftigt sich mit der Epocbe vom Ende des österreichishen bis zum Beginn des bayerischen Erbfolge- frieges (1749—1777); der V. Abschnitt berihtet über den Zeitraum vom bayerishen Erbfolgekriege bis zum Ende des ersten Koalitionskrieges gegen Frankrei während der Jahre 1778 bis 1799 und der leßte (VI.) Abschnitt ist der Geschichte der Jahre 1799— 1806, der zweiten Koalition gegen Frankreich und dem „Kaiser- kriege“ gewidmet. Das Werk, das, wie alle aus dem Verlage der genannten Handlung hervorgehenden Bücher, vorzüglich ausgestattet ist, ist mit einem Titelbilde ges{mückt, welcbes den Stifter des Re- giments, den Kurfürsten Mar Emanuel, darstellt. Auch sind an ge- eigneter Stelle drei kolorirte Tafeln mit Uniformsbildern aus der ver- schiedenen Epochen dem Buche eingefügt, sowie zwei Karten beigegeben. Der Preis beträgt 12,50 46. i L

Die im Verlage von J. F. Weber in Leipzig erscheinende Sammlung von „illustrirten Katechismen“ ist dur einen neuen Band, den Katechismus der Baukonstruktionslehre, vermehrt worden, welcher den Architekten und Lehrer an der Herzoglichen Bau- gewerkscchule in Holzminden, Walther Lange, zum Verfasser hat. Daß bei der gedrängten Kürze nicht jeder Punkt des großen und umfangreihen Gebietes der Baukonstruktionelehre cr- \chöpfend behandelt werden konnte, ist leiht begreiflich, doch sind die Hauptpunkte angeführt. Namentlich sind den Reparaturen und Umbauten eine verhältnißmäßig größere Anzahl Fragen gewidmet, was manchen Facgenossen willkommen fein dürfte. Zahlreiche in den Tert gedruckte Abbildungen helfen das Verständniß wesentlich erleich- tern. Der Preis des sehr sorgfältig hergestellten Bandes in gefälligem Einbande beträgt 2 M. 50 -\. e E

Das von Paul Hevse herausgegebene und eingeleitete große Merk Ariost's: „Der rasende Roland“, metrisch überseßt von Hermann Kurz, illustrirt von Gustav Doré (Verlag von S. Schott- laender, Breslau und Leipzig) ist nun bis zur 20. Lieferung und in dieser bis zum 19. Gesange gediehen. Diese 20 Lieferungen enthalten bereits über 200 größere und kleinere Jllustrationen in höchst ge- lungenem Metallstih und Holzscbnitt. So weit die Nachdicbtung des Ariostschen Meisterwerks in einer minder biegsamen und klang- vollen Sprache, wie die deutsche gegen die italienische ist, gelingen fann, ist dies Hrn. Hermann Kurz gelungen. Paul Heyse hat si bei der Herausgabe, abgesehen von der Verschönerung der dichterischen Form, ein großes Verdienst dadurch erworben, daß er mit feinem Blicke und entschiedener Hand aus dem Texte Alles entfernte, was den Geboten deutscher Sitte widerstreben könnte. Gustav Dorés Jllustrirkunst bewährte sich auch wieder am Ariost, er ist immer großartig, wirkungsvoll, genial. Die Verlagshandlung hat auf die Ausstattung die höchste Sorgfalt verwendet, so daß das Werk jedem Salon zur Zierde gereiht. Der billige Preis von 1,50 A für jede Lieferung sichert dem Werk weite Verbreitung.

Land- und Forstwirthschaft.

Der allgemeine Stand der Getreidefelder im Gouvernement Kiew ist nach dem „Golos“ ein sehr_ befriedigender zu nennen. Getreidekäfer sind nur in einigen wenigen Ortschaften der Kreise Kiew, Skwir und Berditschew aufgetreten und haben nirgends wo dein Ge- treide Schaden zugefügt. An vielen Orten ist man bereits zur Ernte geschritten. Massen von Arbeitern ziehen nah dem Süden. iy

Rudolstadt, 21. Juli. (Lpz. Ztg.) Die legten starken Ge- witter haben die guten Erntehosfnungen in vielen Vrtschasten der fürstlichen Oberherrschaft leider zum Theil vernichtet, Der an- haltende Regenmangel hat in den fructbarsten Gebieten Thü- ringens die Winterfrucht nur kümmerlich gedeihen lassen, während die übrigen Fruchtgattungen sich noch einigermaßen erholt baben; sonst würde die Ernte zur vollen Mißernte geworden sein. Ein allgemeiner Landregen ist seit vielen Wochen nicht über Thüringen gekommen und die Gewitterregen brachten nur einzelnen Gebieten Erquickung, so daß der Stand der Felder selten aufs kleineren Gebieten ein so verschieden- artiger sein mag wie in diesem Jahre.

Gewerbe und Handel.

Ein der „B. Börs. - Ztg.“ vorliegender Vermögensnaweis der in Liquidation befindlichen Aktiengesellschaft für Fabri- fation von Eisenbahnbedarf giebt die Aktiven auf 497 53 M an und konstatirt einen Uebersbuß der Aktiva über die Passiva von 42 637 M Diesem Ueberschuß tritt der Werth der noch zu verkaufen- den Grundstücke der Gesellschaft (in der Schlegelstraße und in Moabit) mit 3015411 M hinzu, so daß 3058049 M als Ueberschuß über den Nominalwerth der Aktien sih ergeben. Auf die Aktien sind be- eits 90 "/ zurückgezahlt. at E -— Die B reslauer Wcchsler-Bank berichtet, daß die fertig gestellte Semestral-Bilanz des Instituts, welces ein Kapital von 6 Millionen A und einen Reservefond von 420 000 Æ hat, na Abzug sämmtlicber Geschäftäunkosten, Steuern und erheblicher, uner- wartet eingetretener Conto-Corrent-Ausfälle 2c., einen Reingewinn von 300 000 M, darunter ca. 80 000 M aus einigen größeren Flnanz- geschäften ergiebt. : T Q Na dem Geschäftäberibte der Danziger Oelmühle Pets{ow & Co. pro 1880/81 ist das Resultat des verflossenen Betriebsjahres troy der höchst ungünstigen Ernte zufriedenstellend ausgefallen. Nach den Abschreibungen kann eine ch ividende von 10% vertheilt werden. Der Betrieb der Mühle begann am 11, August 1880 und endete mit dem 15. April 1881. Jn diejer Zeit sind circa 9800 Tonnen Oelsaat verarbeitet worden, âus denen ca. 70000 Ctr. Oel und 117 000 Ctr. Oelkuchen erzielt wurden. Der Reingewinn beziffert sib auf 176 045 M und soll in folgender Weise zur Vertheilung gelangen: Zur Spezialreserve für das Reparatur- und Ergänzungêconto 10000 Æ, für Abschreibungen 45 644 M, zum Reservefonds 13 040 M, 5% Vividende 50 000 #6,

Tantièmen 16 840 M 5 9/9 Superdividende 50009 und Vortrag auf neue Redbnung 520